Die Zeitung - Sachinformationen für den Unterricht
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Die Zeitung – Sachinformationen für den Unterricht Sabrina Steiger Zeitungskopf Publizistische Einstellung Anreißer Bildaufmacher Verweis auf den Lokalteil Schlagzeile Unterzeile Meldungen Bruch Aufmacher Agenturkürzel Anzeige Spalte Meldung Aufsetzer 27
Einleitung Begriffe Artikel 5 Grundgesetz Zeitungsartikel (1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift Texte in der Zeitung, die von der Redaktion geschrieben und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus worden sind, heißen Artikel (siehe Grafik) – im Unter- allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unter- schied etwa zu Anzeigen oder Leserbriefen. Ein Artikel richten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Be- besteht in der Regel aus einer Überschrift, einem Vor- richterstattung durch Rundfunk und Film werden ge- spann und dem Fließtext. Längere Artikel bekommen währleistet. Eine Zensur findet nicht statt. zusätzlich zur Überschrift oder Schlagzeile noch eine Dachzeile (über der Schlagzeile) oder eine Unterzeile Artikel 5 des Grundgesetzes garantiert Pressefreiheit, (unter der Schlagzeile). aber auch Informationsfreiheit. Danach sind Zeitungen Die Schlagzeile soll neugierig machen. Die Dach- oder und andere Medien nicht nur erlaubt, sondern sogar un- Unterzeile macht nähere Angaben zum Thema. Der Vor- bedingt notwendig für ein demokratisches Gemeinwe- spann fasst den Inhalt des Artikels zusammen, soll aber sen: Wer seine Meinung äußern will, muss auch die Mög- gleichzeitig einen spannenden Einstieg bieten und den lichkeit haben, sich diese aufgrund umfassender Infor- Leser zum Weiterlesen ermuntern. Der wichtigste Artikel mationen zu bilden. Zeitungen liefern diese Informatio- auf der Titelseite ist der Aufmacher. Damit der Leser ihn nen und regen durch eigene Meinungsäußerungen in sofort erkennt, fällt er durch die größte Überschrift und Kommentaren Diskussionen an. Außerdem kritisieren sie die Platzierung ins Auge: Der Aufmachertext gehört das öffentliche Leben und bilden damit ein Gegenge- möglichst weit nach oben. wicht zur staatlichen Macht. Sie haben eine Kontroll- funktion. Zeitungen sind wichtig – je eher die Schüler den Umgang mit dem Medium lernen und sich an die regelmäßige Lek- türe gewöhnen, desto besser. Die Zeitung erlaubt ihnen nicht nur, an der Demokratie teilzunehmen, sondern trai- niert auch noch die Lesefähigkeit – eine weitere Schlüs- selqualifikation, die Kinder auf ihrem Weg in die moder- ne Gesellschaft brauchen. Methode Eine Möglichkeit, sich dem Thema im Unterricht zu nä- hern, ist die Titelseite. Sie ist das Eingangstor zur Zei- tung. Mit interessanten Überschriften und auffälligen Fo- tos will sie den Leser animieren, das Blatt in die Hand zu nehmen. Auf der ersten Seite findet er die wichtigsten Nachrichten, außerdem Informationen über Preis und Foto – Infografik – Karikatur publizistische Einstellung. Grundlegende Gestaltungs- Das zweite zentrale Element der Titelseite ist das Auf- elemente wie Spalten, Überschriften, Fotos bestimmen macherfoto, auch Bildaufmacher genannt. Es dient als das charakteristische Aussehen. Kurze Anreißer mit Ver- Blickfang oder „eye-catcher“. Studien zum Leseverhal- weisen auf den Innenteil sollen den Leser dazu bringen, ten zeigen, dass der Leser als erstes die Fotos auf einer die Zeitung aufzuschlagen und weiter zu lesen. Deshalb Zeitungsseite wahrnimmt, dann die Bildunterschriften, haben wir zur Einführung die Methode gewählt, die wich- die Überschriften und zum Schluss den normalen Text, tigsten Begriffe der Zeitungssprache anhand der Titel- den Fließtext. Fotos sollen das Interesse der Leser we- seite zu erklären. cken und ihre Aufmerksamkeit fesseln, können aber auch selbst eine Nachricht vermitteln. Dieselbe Funktion haben Infografik und Karikatur. Die Infografik stellt vor allem Daten als Schaubild dar, kann also trockene und sperrige Informationen anschaulich und auf engem Raum vermitteln. Auch die Karikatur kann komplizierte Zusammenhänge auf einen Blick verständlich machen – sie übertreibt, wertet und stellt die Beteiligten bloß. 28
Journalistische Stilformen der Artikel zu finden ist, etwa „Kultur“ oder „Politik“. Die Die Meldung teilt in 15 bis 20 Zeilen einen neuen Sach- Zeitung ist in Sparten aufgeteilt; die Redaktion in Res- verhalt mit und beantwortet dabei die sieben „W- sorts. Das Ressort Sport zum Beispiel verantwortet die Fragen“: Wer? Was? Wann? Wo? Wie? Warum? Woher Sparte Sport, das Ressort Wirtschaft die Sparte Wirt- stammt die Information? schaft. An der Titelseite wirken alle Ressorts mit. Der Kommen Hintergrundinformationen hinzu, wird aus der überregionale und regionale Teil der Zeitung wird Mantel Meldung ein Bericht mit etwa 40 bis 60 Zeilen. Beide ge- genannt. Als eigenes Buch – ein Zeitungsteil, der sich hören zu den sachbetonten, informierenden Stilformen, herausnehmen lässt, ohne die Zeitung aufzuschlagen – im Gegensatz zu den wertenden Stilformen Kommentar liegt der Lokalteil im Mantel. und Glosse. Wertungen sollten in Meldung und Bericht nicht vorkommen; die Meinung eines Journalisten gehört in den Kommentar. Die Glosse dagegen sollte lustig oder zumindest zum Schmunzeln sein – sie überspitzt und karikiert einen Sachverhalt und endet meist mit einer Pointe. Zu den informierenden Stilformen gehören außerdem Reportage, Feature und Interview. Die Reportage will dem Leser ein Ereignis mittels eines Augenzeugenbe- richts näher bringen. Der Reporter war vor Ort und schil- dert seine subjektiven Eindrücke. Die Reportage ist nicht chronologisch aufgebaut, sondern folgt einer Dramatur- gie mit Spannungsbogen, Höhepunkten, wechselnden Orten und Personen und einem rotem Faden. Das Interview ist ein Gespräch, das in Fragen und Ant- worten gedruckt wird. Layout Zeitungstexte werden in Spalten gesetzt, weil sie dann einfacher zu lesen sind. Je nach Größe heißen sie auch Einspalter, Zwei- oder Dreispalter. Die Spalten sind das Grundgerüst des Layout-Bogens, auf dem die Redakteu- re den Plan machen, welcher Artikel und welches Foto wo Lokale Recherche auf die Seite kommt. Mittlerweile planen sie die Seiten Besonders wichtig auf dem Titel ist der Verweis auf den direkt im Computer. Lokalteil – viele Leser schätzen vor allem die Nachrich- ten aus ihrer unmittelbaren Umgebung an der regionalen Die Redaktion folgt dabei bestimmten Ordnungsprinzi- Abonnementszeitung. pien, um dem Leser die Orientierung zu erleichtern: Je wichtiger der Artikel ist, desto größer und höher die Ihre Informationen bekommen die Lokalredakteure aus Platzierung. Auf eine Seite gehören ein Aufmacher, ein verschiedenen Quellen: Vereine, Theater oder Institutio- Aufsetzer, der die Seite unten abschließt, und weitere nen, die etwas bekannt geben wollen, schicken eine Pres- Artikel. Meldungen werden gerne in einer Außenspalte semitteilung oder laden zu einer Pressekonferenz, auf zusammengestellt, der Meldungsspalte. der sie die Fragen der Redakteure beantworten. Die Poli- zei schickt täglich einen Polizeibericht. Diese Lieferun- Der Aufmacher muss immer über dem Bruch stehen, gen müssen die Redakteure jedoch kritisch lesen und also über der Falz, an der die Zeitung geknickt ist. Weil überprüfen, wenn ihnen etwas zweifelhaft erscheint. Sie auf den ersten Blick klar werden sollte, welches Foto zu müssen selbst recherchieren. welchem Text gehört, bietet sich der Blockumbruch an, bei dem Artikel, Foto und Überschrift ein geschlossenes Die eigene Recherche (vom französischen „rechercher“ Rechteck bilden. = nachforschen, ermitteln, untersuchen) ist der wichtigs- te Weg, Neues zu erfahren. Auf Stadtfesten, Ortsvereins- Sparten – Ressorts – Mantel sitzungen oder Premieren, im Gespräch mit Politikern, Mehrere kurze Hinweise auf der Titelseite - Anreißer ge- Schülern oder Geschäftsleuten stoßen die Redakteure nannt - verweisen auf Artikel im Innenteil. Zur Orientie- auf interessante Themen. Dann überlegen sie, welche In- rung geben sie den Spartennamen der Seite an, auf der formationen sie brauchen und wer sie ihnen geben kann. 29
Mit diesen Gesprächspartnern vereinbaren sie einen Ter- Kosten-Erlös-Struktur min fürs Interview oder befragen sie am Telefon. Auch im Tageszeitungsverlage sind Wirtschaftsunternehmen, die Archiv der Zeitung und im Internet finden sie Informa- ein Produkt anbieten und Gewinn erwirtschaften wollen. tionen. Erst wenn sie alles Wissenswerte gesammelt ha- Einen Großteil ihrer Einnahmen erzielen sie jedoch nicht ben, fangen sie an, den Artikel zu schreiben. durch den Verkauf der Zeitung, sondern durch den Ver- kauf von Anzeigenplatz in der Zeitung: 52 Prozent des Redakteur – Reporter – Korrespondent Erlöses stammen von Anzeigen, neun Prozent von Beila- Die Autorenzeile über den Artikeln verrät dem Leser, von gen und 38 Prozent aus dem Einzel- und Abonnements- welchem Redakteur oder welchem Korrespondenten der verkauf, dem Vertrieb. Der Anzeigenpreis steigt mit der Text stammt. Redakteure sind festangestellte Journalis- Auflage: Je mehr Leser die Zeitung und damit die An- ten, Reporter werden die Redakteure genannt, die haupt- zeigen lesen, desto mehr Geld kann der Verlag von den sächlich vor Ort recherchieren und Reportagen liefern, Unternehmen verlangen. während ihre Kollegen in der Redaktion mehr planen, Seiten bauen, Texte redigieren und per Telefon recher- Verlagsaufbau chieren. Korrespondenten sind Redakteure mit Standort Der Zeitungskopf auf der Titelseite verrät dem Leser im Ausland oder in der Hauptstadt, die mit ihren Berich- außer dem Namen der Zeitung noch einiges: das Datum, ten eine oder mehrere Zeitungen beliefern. Der Chef- den Preis und den Namen der Internetausgabe. Außer- redakteur leitet die gesamte Redaktion. dem geben die meisten Zeitungen die publizistische Einstellung an, zum Beispiel „unabhängig – überpartei- Nachrichtenagenturen lich“ oder „Stimme der Heimat – Echo der Welt“. Die Das Agenturkürzel steht für die Nachrichtenagentur, die Adressen und Verantwortlichen von Redaktion und Ver- den Text geliefert hat. Agenturen sammeln in der ganzen lag findet der Leser im Impressum, meist auf der zweiten Welt Informationen und geben sie gegen Gebühr an die Seite. Medien weiter. In Deutschland bieten fünf Agenturen ihre Der Leser kann die Zeitung am Kiosk kaufen oder sie täg- Dienste an: die Deutsche Presseagentur (dpa), die ameri- lich im Abonnement nach Haus liefern lassen. Der Ver- kanische Associated Press (AP), der Deutsche Depe- trieb – neben Redaktion, Anzeigenabteilung und Druck schen-Dienst (ddp), die Agence France Press (AFP) und die vierte Hauptabteilung des Verlages – sorgt dafür, die britische Agentur Reuters (rtr). Täglich liefern sie dass die Zeitung morgens pünktlich zum Frühstück vor rund 400.000 Wörter, das sind über 1.000 Schreib- der Tür liegt. maschinenseiten, von denen die Zeitung nur eine ganz kleine Auswahl drucken kann. 30
Lesetipps Christina Ansorge/ Gaby Engel/Harald Heuer (Hg.) Harald Heuer (Hg.) dium im Umfeld der Zei- Katrin Hörmann/Stefanie Stoeckle Sätze wörtlich Achtung: tung und enthält ein Lexi- Die Zeitung – ein genommen Pressefreiheit kon mit präzisen Erklärun- ganz besonderes Besonderheiten, Konstruk- Journalistische Ethik in gen von Fachbegriffen. Papier tionsmöglichkeiten und Beispielen für den Unter- Fächerübergreifende Wirkung von Sprache richt Stiftung Lesen/IZOP-Insitut (Hg.) Unterrichtsmappe für die ZEUS – Zeitung und Schule, Essen ZEUS - Zeitung und Schule/ Zeitung für die 2003, 56 S. Deutscher Presserat, Essen 2002, Grundschule Care-Line-Verlag, Neuried 2000, erhältlich bei ZEUS – Zeitung und 100 S. Schule Schule, EUR 6,50 inkl. Porto und erhältlich bei ZEUS – Zeitung und Arbeitshilfen für 88 S., EUR 12,80 Versand, Tel.: 0201/804-1965, E-mail: Schule, EUR 8,50 inkl. Porto und info@zeusteam.de Versand die Schule Mit Hilfe den Unterricht Mainz-Aachen 2002, 48 S., EUR 5,- Tel.: 0201/804-1965, Fax: 0201/804- zzgl. Porto und Verpackung, zu detailliert vorstrukturie- Das Themenheft für Lehrer 1958, E-mail: info@zeusteam.de beziehen unter www.izop.de render Arbeitsblätter, Ta- analysiert - durchaus kri- Die Broschüre erläutert an felbilder u. ä. sollen Merk- tisch - die Zeitungssprache Wissenswertes über Zei- Hand von Texten und Fotos male und Rubriken der Zei- und deckt die kleinen Un- tungen und ihre Macher, aus Tageszeitungen, die im tung erarbeitet und erste genauigkeiten, Schönfär- gekoppelt mit praxisnahen Beschwerdeausschuss des Ansätze zur kritischen bereien und schiefe Bilder Arbeitshilfen für den Ein- Deutschen Presserates be- Zeitungslektüre angeregt auf. Es bietet eine Fülle an satz in den Schulen. handelt wurden, ethische werden; als fächerüber- authentischen Pressebe- Probleme im Journalis- Christian Tielmann/Joachim Knappe greifende Aktivitäten wer- richten, Hintergrundinfor- den eine Collage im Kunst- mus. Wie Gutenberg die mationen und Anregungen unterricht, ein Parcours im Welt bewegt zur Umsetzung im Unter- Dieter Kussani Von der Kunst Bücher Sportunterricht und eine richt. Malbuch „Unsere zu machen Klanggeschichte im Musik- Zeitung“ kbv Luzern im Patmos Verlag, unterricht angeboten. Annette Göder/Daniel Sohr DK Umweltverlag, Dillingen 2002, Düsseldorf 2. Aufl. 2002, Wir machen 20 S., im Klassensatz erhältlich zum 32 S., EUR 15,80 Stückpreis von EUR 0,54 zzgl. MwSt. Eva und Peter Brand (Hg.) Schlagzeilen! und Versand, www.dk-umweltverlag.de Die Zeitung in der Ein sehr schön illustriertes Reporter und Zeitungs- Grundschule macher in Aktion Buch für Grundschüler, das Das von der Zeitung Mar- Hahner Verlagsgesellschaft, Aachen Patmos Verlag GmbH & Co KG, in einer verständlichen 2001, 264 S., EUR 25,- Düsseldorf 2001, 48 S., EUR 15,80 keting Gesellschaft und Sprache die Entwicklung dem Verband Deutscher des Buchdrucks und der Pa- Das Buch enthält sehr Dieses informative und Papierfabriken herausge- pierherstellung beschreibt. kleinschrittig angelegte attraktiv gestaltete Kin- gebene Malbuch für Erst- Erfahrungsberichte und derbuch zeigt die Rolle der leser thematisiert die Her- Unterrichtsideen aus dem Zeitung in unserer heuti- stellung einer Zeitung. Projekt „Zeitung in der gen Medienwelt und ver- Schwarzwälder Bote Grundschule“ des IZOP- mittelt wichtiges Grund- Mediengesellschaft (Hg.) Instituts zu den Aspekten lagenwissen. Außerdem Eine Zeitung Elternarbeit, erste Annä- enthält es Tipps für eigene entsteht herung an die Zeitung, täg- Interviews, Reportagen Schwarzwälder Bote Mediengesell- liche Zeitungslektüre, Zei- und ein gelungenes Layout schaft mbH, Oberndorf/Neckar 4. Auflage 2004, 48 S., kostenlos tung als Lernmedium, für eine selbst gemachte erhältlich unter FAX 07423/78-328 Schreiben für die Zeitung, Zeitung. oder service@schwarzwaelder-bote.de künstlerische Verarbei- tung von Zeitungsmaterial, Informative Broschüre dazu Berichte aus den Pro- über die „Welt“ der Tages- jektredaktionen. Das Buch zeitung unter den Aspek- enthält keine Vorschläge ten „Redaktion“, „Anzei- für eine freie Lesepraxis. gen“, „Druck“, „Der Weg zum Leser“, „Der Service“. Ein Anhang informiert über Ausbildung und Stu- 31
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