DIE ZUKUNFT IM BLICK - SICHER. NACHHALTIG. VERBRAUCHERFREUNDLICH - Verbraucherpolitische Forderungen zur Landtagswahl Rheinland-Pfalz am 14. März ...

 
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DIE ZUKUNFT IM BLICK –
SICHER. NACHHALTIG.
VERBRAUCHERFREUNDLICH.
Verbraucherpolitische Forderungen zur Landtagswahl Rheinland-Pfalz
am 14. März 2021
DIE ZUKUNFT IM BLICK - SICHER. NACHHALTIG. VERBRAUCHERFREUNDLICH - Verbraucherpolitische Forderungen zur Landtagswahl Rheinland-Pfalz am 14. März ...
DIE ZUKUNFT IM BLICK - SICHER. NACHHALTIG. VERBRAUCHERFREUNDLICH - Verbraucherpolitische Forderungen zur Landtagswahl Rheinland-Pfalz am 14. März ...
4 | Editorial                                                                                                                                                                                                  Editorial |    5

  LIEBE LESERINNEN UND LESER,

                          die Corona-Krise hat Politik, Wirtschaft und Gesellschaft vor unerwartete Auf-        Verbraucher wählen Zukunft
                          gaben und immense wirtschaftliche Herausforderungen gestellt. Ebenso hat              Es ist deshalb aus unserer Sicht von großer Bedeutung, die Alltagsprobleme der Verbraucher*innen
                          sie jede einzelne Verbraucherin und jeden einzelnen Verbraucher betroffen.            in den nächsten fünf Jahren in den Fokus des politischen Handelns zu rücken. Ziel muss es sein, den
                          Wie groß die Verunsicherung war und weiterhin ist und wie viele Fragen sich durch     Verbraucheralltag einfacher zu machen, die Menschen besser zu schützen und finanziell zu entlasten.
                          die Krise ergeben, können wir an den vielen Anfragen und Beratungsgesprächen          Die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz ist mit ihren sechs Beratungsstellen und acht Beratungs-
                          rund um dieses Thema erkennen. Mit vielen Informationsangeboten, einer Corona-        stützpunkten sowie vielfältigen digitalen Angeboten eine wichtige Anlaufstelle für die Verbraucher*innen
                          Hotline sowie der Rechtsberatung per Telefon und Videochat konnten und können         in Rheinland-Pfalz. Aus der täglichen Beratung wissen wir, wo den Menschen der Schuh drückt, an
  wir die Verbraucher*innen in dieser Krise unterstützen und oftmals auch zu mehr finanzieller Sicherheit       welchen Punkten es im Verbraucheralltag immer wieder knirscht bzw. zu großen Problemen kommt. In
  beitragen.                                                                                                    verschiedensten Gremien vertreten wir zudem die Interessen der Verbraucher*innen und setzen uns für
                                                                                                                einen besseren Verbraucherschutz ein. Durch Bildungsangebote unterstützen wir, dass Verbraucher*innen,
  Vielfältige Herausforderungen                                                                                 angefangen bei Kindern und Jugendlichen, besser für den Konsumalltag gerüstet sind. Unter dem Slogan
  Doch bereits vor der Corona-Pandemie war die Liste der Aufgaben lang: Digitalisierung, Klimaschutz,           „Verbraucher wählen Zukunft“ haben wir 15 zentrale verbraucherpolitische Forderungen und konkrete
  demografischer Wandel – das sind nur drei Stichworte für die vielen Herausforderungen, vor denen              Handlungsempfehlungen zusammengestellt. Sie sollen dazu beitragen, den Verbraucheralltag sicherer,
  Deutschland und damit auch das Land Rheinland-Pfalz steht. Unsere Gesellschaft befindet sich in einem         nachhaltiger und verbraucherfreundlicher zu gestalten.
  tiefgreifenden Wandel, für den die Politik Lösungen finden muss.
                                                                                                                Für Verbraucher*innen ist es wichtig, mit der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz auch weiterhin einen
  Die Corona-Pandemie hat uns allen in den vergangenen Monaten noch einmal deutlich gemacht, wie                starken Partner an ihrer Seite zu haben. Grundlage dafür ist eine solide finanzielle Förderung. Nur dadurch
  wichtig die Digitalisierung inzwischen geworden ist. Der Verbraucheralltag wird immer digitaler, selbst       können wir unsere niedrigschwelligen Beratungs- und Informationsangebote fortführen und ausbauen sowie
  Behördengänge und Services öffentlicher Einrichtungen werden zunehmend digital angeboten. Ohne Zugang         uns über kollektivrechtliche Maßnahmen für mehr Verbraucherschutz einsetzen.
  zu einer – ausreichend schnellen – Internetverbindung und ohne eine entsprechende Medienkompetenz
  werden die Menschen am gesellschaftlichen Leben in Zukunft immer weniger teilnehmen können.                   Die Zukunft im Blick
                                                                                                                Rund 4,1 Millionen Rheinland-Pfälzer*innen vertrauen darauf, dass die Landespolitik sich den drängenden
  Auch der Klimawandel schreitet immens voran. Um ihn aufzuhalten, bedarf es u. a. umweltfreundlicher           Herausforderungen in den nächsten Jahren stellt.
  Energie, innovativer Mobilitätskonzepte und einer nachhaltigen Produktion, die wiederum einen
  nachhaltigen Konsum erleichtert.                                                                              Unser Appell an alle Kandidatinnen und Kandidaten für die Landtagswahl, an die Mitglieder des neuen
                                                                                                                Landtags sowie an die neue Landesregierung: Machen Sie sich für die Umsetzung unserer 15 Forderungen
  Durch die immer älter werdende Gesellschaft gibt es auch immer mehr pflegebedürftige Menschen.                stark, um 4,1 Millionen Rheinland-Pfälzer*innen einen guten und sicheren Verbraucheralltag zu ermöglichen.
  Diese müssen unter anderem in stationären Einrichtungen immer höhere Eigenanteile zahlen, die sich viele
  nicht mehr leisten können. Damit auch zukünftig Pflegebedürftige gut versorgt werden können, braucht es       Ihre
  dringend Reformen in der Pflegeversicherung.

  Bereits diese drei Beispiele zeigen: Es gibt viel zu tun für einen guten Verbraucherschutz. Die Liste lässt
  sich noch um etliche Punkte fortsetzen: Es braucht einen wirksamen Schutz vor alltäglichen Kostenfallen.
  Es fehlt ein kostengünstiges Standardprodukt für eine rentable private Altersvorsorge. Und die Einführung     Ulrike von der Lühe
  eines nationalen Tierwohllabels lässt ebenfalls auf sich warten.                                              Vorstand
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6 | Inhalt

   INHALT                                                     I. VERBRAUCHERPOLITISCHE
                                                                 FORDERUNGEN IM ÜBERBLICK
   EDITORIAL                                             4

   I.   VERBRAUCHERPOLITISCHE FORDERUNGEN IM ÜBERBLICK    7

   II. VERBRAUCHERPOLITISCHE FORDERUNGEN IM EINZELNEN    11
        1. Digitale Teilhabe                             12
        2. Algorithmen                                   13
        3. Cyberkriminalität                             14
        4. Untergeschobene Verträge                      15
        5. Tierwohlkennzeichen                           16
        6. Lebensmittelüberwachung                       17
        7. Nachhaltiger Konsum                           18
        8. Private Altersvorsorge                        19
        9. Unabhängige Patientenberatung                 20
        10. Pflegekosten                                 21
        11. Energiewende und Klimaschutz                 22
        12. Energiearmut                                 23
        13. Barrierefrei Bauen und Wohnen                24
        14. Verbraucherbildung                           25
        15. Mobilität                                    26

   III. ANSPRECHPARTNER*INNEN                            27
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8 | Verbraucherpolitische Forderungen im Überblick                                                                                                            Verbraucherpolitische Forderungen im Überblick |                 9

  15 VERBRAUCHERPOLITISCHE FORDERUNGEN                                                                         8    Die Extrarente als private Altersvorsorge für alle einführen | Die private Altersvorsorge in Deutsch-
                                                                                                                    land funktioniert nicht – denn die bestehenden Produkte sind teuer und unrentabel. Nur ein öffent-
  ZUR LANDTAGSWAHL RHEINLAND-PFALZ                                                                                  lich organisiertes Standardprodukt für die private Altersvorsorge, das sich an den Interessen der
                                                                                                                    Verbraucher*innen orientiert, sichert Verbraucher*innen fürs Alter ab.

  1   Digitale Teilhabe für alle Verbraucher*innen ermöglichen | Schnelles Internet für alle rheinland-
      pfälzischen Haushalte ist Grundvoraussetzung für die digitale Teilhabe. Darüber hinaus brauchen          9    Die Unabhängige Patientenberatung zivilgesellschaftlich verankern | Eine unabhängige Patienten-
                                                                                                                    beratung als Regelleistung für alle Versicherten ist gesetzlich vorgesehen. Sie darf jedoch nicht – wie
      Verbraucher*innen aller Altersstufen gute Angebote zur Förderung der Medienkompetenz.                         derzeit – in den Händen privatwirtschaftlicher Anbieter liegen, sondern muss wieder zivilgesellschaft-
                                                                                                                    lich verankert werden.

  2   Algorithmen kontrollieren und Verbraucher*innen vor Diskriminierung schützen | Algorithmen bestim-
      men mehr und mehr über Chancen, die Verbraucher*innen im Alltag erhalten. Verbindliche Regeln und
      Transparenz schützen Verbraucher*innen vor Diskriminierung durch Algorithmen und künstliche Intelli-
                                                                                                               10   Pflegebedürftige finanziell entlasten und Pflegeversicherung zukunftsfähig machen | Pflegebedürftige,
                                                                                                                    insbesondere in Pflegeheimen, müssen immer höhere Eigenanteile an den Heimkosten zahlen. Viele
      genz.                                                                                                         Verbraucher*innen können sich die hohen Kosten nicht mehr leisten. Reformen in der Pflegeversiche-
                                                                                                                    rung sind dringend erforderlich, damit Pflegebedürftige finanziell entlastet werden und die Pflegeversi-
                                                                                                                    cherung für die Zukunft aufgestellt ist.

  3   Cybercrime und Online-Abzocke konsequent bekämpfen | Abzocke im Internet ist ein Dauerärgernis für
      Verbraucher*innen. Online-Abzocke muss konsequent bekämpft werden. Fake-Shops können durch eine
      Identifikationspflicht für Domaininhaber bei der Denic verhindert werden.
                                                                                                               11   Kosten für Energiewende und Klimaschutz gerecht verteilen | Die Kosten der Energiewende und für
                                                                                                                    ein umfassendes Klimaschutzkonzept dürfen nicht zu einer einseitigen Belastung der Privathaus-
                                                                                                                    halte führen. Die EEG-Umlage muss spürbar gesenkt werden und eine Rückerstattung der Einnahmen
      Verbraucher*innen vor untergeschobenen Verträgen schützen | Am Telefon untergeschobenen Telekom-              aus der ab 2021 vorgesehenen CO2 -Bepreisung an die Verbraucher*innen muss eingeleitet werden.
  4   munikations- oder Energie-Verträgen muss endlich ein Riegel vorgeschoben werden. Die Bestätigungs-
      lösung in Textform für jegliche am Telefon abgeschlossene Verträge über Dauerschuldverhältnisse ist
      überfällig.
                                                                                                               12   Verbraucher*innen vor Energiearmut schützen | Privathaushalte mit niedrigem Haushaltseinkommen
                                                                                                                    haben häufig vergleichsweise hohe Energiekosten. Sie müssen mit gesetzlichen Vorgaben besser vor
                                                                                                                    Energieschulden geschützt werden.
      Verbindliches Tierwohllabel einführen | Verbraucher*innen können bislang beim Fleischeinkauf nur
  5   schwer erkennen, ob die Tiere gut gelebt haben. Ein verbindliches, staatliches Tierwohllabel hilft
      Verbraucher*innen, auf einen Blick zu erkennen, aus welcher Tierhaltung ein Produkt stammt.                   Barrierefreies Bauen konsequent und richtig umsetzen | Barrierefreiheit muss bei Bauprojekten kon-
                                                                                                               13   sequent mitgedacht und umgesetzt werden. Barrierefrei-Konzepte für Wohn- und Nichtwohngebäude
                                                                                                                    müssen von Anfang an erstellt und der Genehmigungsplanung beigelegt werden. Ihre Umsetzung muss
      Missstände bei der Lebensmittelüberwachung beheben | Die Lebensmittelskandale der vergangenen                 fachgerecht kontrolliert werden.
  6   Jahre zeigen die Missstände in der Lebensmittelüberwachung auf. Die Verantwortung für die Lebensmit-
      telüberwachung muss statt bei den Kommunen wieder vollständig auf Länderebene liegen. Mehr Res-
      sourcen für häufigere und intensivere Kontrollen sind unabdingbar.
                                                                                                               14   Werbefreie Verbraucherbildung für Kinder und Jugendliche sicherstellen | Kinder und Jugendliche
                                                                                                                    müssen bereits in der Schule für den Verbrauchalltag fit gemacht werden. Damit Lehrkräfte Verbraucher-
                                                                                                                    kompetenzen vermitteln können, müssen sie entsprechende Fortbildungen erhalten. Der Einfluss der
      Nachhaltigen Konsum einfach machen | Um einen nachhaltigen Konsum zu etablieren, sind klare und               Wirtschaft an Schulen muss begrenzt und transparent gemacht werden.
  7   verbindliche staatliche Mindestkriterien für eine sozial und ökologisch verantwortungsvolle Produktion
      in allen Branchen notwendig. Produkte müssen außerdem auf lange Nutzbarkeit ausgerichtet sein, etwa
      indem sie reparaturfreundlich gestaltet werden.
                                                                                                               15   Mobilität neu denken | Es braucht neue, innovative Mobilitätskonzepte, die sich an den Bedürfnissen von
                                                                                                                    Verbraucher*innen orientieren und auch Menschen im ländlichen Raum Mobilität ermöglichen (etwa durch
                                                                                                                    Anrufsammeltaxis, Carsharing, Apps für Fahrgemeinschaften). Ein weiterer wichtiger Baustein für eine
                                                                                                                    erfolgreiche Verkehrswende ist eine bessere Ladeinfrastruktur für Elektroautos.
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II. VERBRAUCHERPOLITISCHE
                                                                        FORDERUNGEN IM EINZELNEN

#VerbraucherWählenZukunft

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DIE ZUKUNFT IM BLICK - SICHER. NACHHALTIG. VERBRAUCHERFREUNDLICH - Verbraucherpolitische Forderungen zur Landtagswahl Rheinland-Pfalz am 14. März ...
12 | Verbraucherpolitische Forderungen                                                                                                                                                     Verbraucherpolitische Forderungen |                13

    DIGITALE TEILHABE FÜR ALLE                                                                                             ALGORITHMEN KONTROLLIEREN UND
    VERBRAUCHER*INNEN ERMÖGLICHEN                                                                                          VERBRAUCHER*INNEN VOR DISKRIMINIERUNG SCHÜTZEN
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    Die Digitalisierung aller Lebensbereiche schreitet        Neben dem weiteren                                           Algorithmen und künstliche Intelligenz (KI) durchdrin-   rungspotentiale kontrollierbar. Auch für Aufsichtsbe-
    seit Jahren voran – ob Einkauf, Unterhaltung, Job-        Ausbau mit Breitband                                         gen bereits heute den Alltag von Verbraucher*innen:      hörden sind die Angaben unerlässlich, um ihre Kont-
    oder Partnersuche, zunehmend sogar Behördengän-           und Glasfaser auch in                                        Jede Recherche in einer Suchmaschine, jede Routen-       rollaufgaben effektiv ausüben zu können.
    ge oder digitale Patientenakte: Verbraucher*innen         ländlicheren Gegenden                                        planung mit einem Navigationssystem und jede Pro-
    erledigen immer mehr Angelegenheiten online. Um           ist daher dringend eine gesetzlich definierte Mindest-       duktempfehlung eines Online-Shops stammt von ei-         Je nach Risikopotential eines Algorithmus muss
    auch künftig am gesellschaftlichen Leben teilnehmen       bandbreite notwendig, die überall in Deutschland zur         nem Algorithmus. Welche Produkte Verbraucher*in-         dieser einer angemessenen Kontrolle unterworfen
    zu können, ist die digitale Teilhabe unerlässlich. Ins-   Verfügung stehen muss. Ebenso wichtig ist, dass              nen zu welchen Preisen angeboten werden und wie          sein, bis hin zur Möglichkeit eines Verbots algorithmi-
    besondere die Corona-Krise hat die Bedeutung digi-        Verbraucher*innen sich gegenüber Anbietern effek-            kreditwürdig jemand ist – auch hierüber bestimmen        scher (selbstlernender) Anwendungen in besonders
    taler Dienste noch einmal verstärkt und auch gezeigt,     tiv wehren können, wenn diese nicht die vertraglich          Algorithmen.                                             sensiblen Bereichen. Es liegt dabei auf der Hand,
    wie wichtig ein einfacher Zugang zum digitalen Leben      zugesicherte Internetgeschwindigkeit liefern. Hierzu                                                                  dass Kaufempfehlungen nicht das gleiche Risikopo-
    ist. Doch leider gibt es immer noch Hürden, die Ver-      fehlt es bislang an ausreichenden gesetzlichen Ge-           Spätestens beim Thema Kreditwürdigkeit wird deut-        tential haben wie Entscheidungen über die Kredit-
    braucher*innen daran hindern, am digitalen Gesche-        währleistungsregelungen.                                     lich, welches Diskriminierungspotential die auf algo-    würdigkeit oder die Auswahl von Bewerber*innen
    hen teilnehmen zu können.                                                                                              rithmischen Bewertungen basierenden Entscheidun-         für Vorstellungsgespräche.
                                                              Eine weitere Grundvoraussetzung für digitale Teilhabe        gen haben. Ein Grundproblem besteht bereits darin,       Zukünftige selbstlernende
    Grundvoraussetzung für die digitale Teilhabe ist          ist die Medienkompetenz: Für Verbraucher*innen               dass Anbieter nur unzureichend über den Einsatz          Systeme, die in der Pflege
    schnelles Internet. Dieses wiederum setzt einen           müssen Angebote zur Verfügung stehen, damit sie              derartiger Systeme informieren – hier braucht es         oder im autonomen Fahren
    Ausbau der entsprechenden Infrastruktur voraus. In        sich über Chancen und Risiken im Internet informie-          weitere Transparenz. Aus Verbrauchersicht ist außer-     eingesetzt werden, müs-
    einem stichprobenartigen Marktcheck der Verbrau-          ren können. Nur mit ausreichender Medienkompe-               dem erforderlich, dass die Menschen wissen, welche       sen noch strikteren Vor-
    cherzentrale Rheinland-Pfalz von Anfang 2020 er-          tenz können sich Verbraucher*innen sicher im Netz            Systeme zum Einsatz kommen und welche Daten in           abkontrollen unterworfen
    reichten nur 20 Prozent der 185 teilnehmenden Haus-       bewegen, um ihre Daten zu schützen und nicht auf             welcher Gewichtung verwendet werden. Nur so sind         werden.
    halte die vertraglich vereinbarte Internetgeschwin-       Online-Abzocke hereinzufallen.                               die Ergebnisse nachvollziehbar und Diskriminie-
    digkeit. Bei rund 47 Prozent stand weniger als die
    Hälfte der gebuchten Leistung zur Verfügung.              Übrigens: Digitale Teilhabe darf nicht vom Einkom-
                                                              men abhängig sein. Gerade auch einkommensschwa-              FORDERUNGEN DER VERBRAUCHERZENTRALE:
    Doch gerade in Zeiten der Corona-Pandemie sind            che Haushalte müssen eine Chance haben, am digita-
    Millionen Menschen im Homeoffice oder beim Home-          len Leben teilnehmen zu können.                              l Verwender von Algorithmen und KI-Systemen sollten gesetzlich verpflichtet werden, sich an klare
    schooling auf eine stabile und leistungsfähige Inter-                                                                    Transparenz- und Protokollierungsvorgaben zu halten.
    netverbindung angewiesen. Eine Grundversorgung                                                                         l Die Vorgaben sollten im Rahmen eines staatlich legitimierten Kontrollsystems bestimmt werden, bei
    mit Breitband bzw. Glasfaser ist heutzutage genauso                                                                      dem Aufsichtsbehörden und Betreiber zur Sicherstellung einer angemessenen Kontrolle zusammenwirken.
    essenziell wie der Wasser- oder Stromanschluss –                                                                       l Entsprechend der Analyse der Datenethikkommission sollte ein mehrstufiges System zur Algorithmen-
    sie ist Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge.                                                                           Kontrolle eingerichtet werden, das fallspezifisch umso strenger und schärfer kontrolliert, je größer das
                                                                                                                             Risikopotential des Algorithmus ist.

    FORDERUNGEN DER VERBRAUCHERZENTRALE:

    l Ein flächendeckender Breitbandausbau in Rheinland-Pfalz muss zügig erfolgen.
    l Bessere Gewährleistungsregelungen bei mangelhaft gelieferter Internetgeschwindigkeit sind notwendig.
    l Der Zugang zum stationären und mobilen Internet muss auch für Empfänger von Arbeitslosengeld II
      Teil der Regelleistung werden.
    l Ein breites Spektrum an Informations- und Bildungsangeboten, um Verbraucher*innen in ihrer Medien-
      kompetenz zu stärken, muss sichergestellt sein.
DIE ZUKUNFT IM BLICK - SICHER. NACHHALTIG. VERBRAUCHERFREUNDLICH - Verbraucherpolitische Forderungen zur Landtagswahl Rheinland-Pfalz am 14. März ...
14 | Verbraucherpolitische Forderungen                                                                                                                                                                 Verbraucherpolitische Forderungen |                15

    CYBERKRIMINALITÄT UND ONLINE-ABZOCKE KONSEQUENT
    BEKÄMPFEN                                                                                                                            VERBRAUCHER*INNEN VOR UNTERGESCHOBENEN VERTRÄGEN SCHÜTZEN
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    Verbraucher*innen haben sich fast schon daran ge-                      Besonders ärgerlich dabei                                     Am Telefon untergeschobene Verträge für Telekom-       Verbraucher*innen. Rechtlich müsste in diesen Fällen
    wöhnt, dass im Internet an jeder Ecke und hinter jedem                 ist: Für Kriminelle ist es ein                                munikationsdienstleistungen oder Energieversor-        das jeweilige Unternehmen beweisen, dass der Ver-
    Angebot Abzocke lauern kann. Seit Jahren steigen                       leichtes, neue Fake-Shops                                     gung sind seit vielen Jahren ein Dauerärgernis für     trag geschlossen wurde. De facto setzen Anbieter Be-
    die Zahlen der Cybercrime-Delikte kontinuierlich an                    und Fake-Webseiten zu er-                                     Verbraucher*innen.                                     troffene häufig mittels Inkassodiensten unter Druck.
    und die Maschen werden immer professioneller. Wie                      stellen und zu registrieren, da niemand kontrolliert,                                                                Da das am Telefon gesprochene Wort nur schwer zu
    breit das Spektrum der Internetkriminalität ist, lässt                 wer der Seitenbetreiber ist. Wird eine freie Domain           Damit sind Verträge gemeint, die Verbraucher*innen     belegen ist, kommen die Betroffenen in Beweisnot,
    sich auch gut an den Fällen erkennen, mit denen                        registriert, findet keine Überprüfung statt, ob es sich       gar nicht abschließen wollten bzw. bei denen ihnen     wenn sie gegen den untergeschobenen Vertrag vor-
    Verbraucher*innen zur Verbraucherzentrale kommen.                      um eine seriöse Seite handelt oder nicht. Auch die per-       nicht bewusst ist, dass sie sie geschlossen haben      gehen wollen. Abhilfe ist hier nur zu erreichen, wenn
    Neben Datenklau und Identitätsdiebstählen (durch                       sönlichen Daten des Seitenbetreibers werden nicht             sollen. Ein Klassiker hierbei sind die Kundenrück-     rechtlich vorgeschrieben wird, dass alle telefonisch
    z.B. Phishing) und Betrug durch vermeintliche Micro-                   überprüft. Die Betreiber von Fake-Webseiten können            gewinnungsanrufe unseriöser Vertriebsmitarbeiter*      angebahnten Verträge über Dauerschuldverhältnisse
    soft-Anrufe sind Fake-Shops ein massives Problem.                      daher gefahrlos falsche Angaben machen und sind               innen von Telekommunikations- oder Pay-TV-Unter-       schriftlich bestätigt werden müssen.
    Mit diesen gefälschten Online-Shops zocken Krimi-                      nicht ermittelbar. Mehr noch: Häufig werden gestoh-           nehmen. Diese melden sich nach einer ausgesproche-
    nelle Verbraucher*innen ab: Sie bieten dort vermeint-                  lene Adressdaten von Verbraucher*innen dort ange-             nen Kündigung telefonisch, um die Verbraucher*innen    Generell fordern die Verbraucherzentralen in Sachen
    liche Ware gegen Vorkasse an, die nie geliefert wird.                  geben, die mit dem Fake-Shop nichts zu tun haben.             doch noch zur Fortführung des Vertrags zu überreden.   Verträgen bereits seit längerem verkürzte Vertragslauf-
    Zunehmend sind auch gefälschte Online-Dienste, etwa                                                                                  Im schlimmsten Fall bekommen die Angerufenen hier-     zeiten und vereinfachte Kündigungsmöglichkeiten.
    für Film- und Musik-Streaming oder E-Books, anzutref-                  Dass es auch anders geht, zeigen andere europäische           bei trotz klar kommunizierter Ablehnung eine angeb-
    fen. Häufig sind derartige Seiten nur sehr schwer als                  Länder wie etwa Dänemark. Dort macht die Registry             liche Vertragsbestätigung. Gleiches passiert häufig    Wenn sich nicht mehr gewollte Verträ-
    Fälschung zu erkennen, denn sie sind oft professio-                    es durch eine rechtlich verpflichtete Identitätsprüfung       im Zusammenhang mit Energieverträgen. Ein Anruf        ge automatisch um ein ganzes Jahr ver-
    nell gestaltet und vermitteln einen seriösen Eindruck.                 am schwersten, eine Domain für einen Fake-Shop zu             und plötzlich haben Verbraucher*innen den Energie-     längern, ist dies nicht nur ärgerlich für
    Ist das Geld bereits geflossen, ist es in den aller-                   registrieren. Lag im November 2017 der Anteil von be-         anbieter gewechselt, ohne dass sie dies beabsichtigt   Verbraucher*innen, sondern es
    meisten Fällen unwiederbringlich verloren, da die Täter                trügerischen Web-Shops an allen dänischen Websei-             hatten.                                                bindet auch Geld, das sie an
    im Ausland sitzen und Zahlungen bewusst so steu-                       ten noch bei 6,7 Prozent, so sank er nach Einführung                                                                 anderer Stelle gebrauchen
    ern, dass sie nicht zurückgebucht werden können.                       der verschärften Identitätsprüfung auf 1 Prozent.1            Den Aufwand, einen solchen Vertrag wieder aus          könnten. Die Kündigung von
                                                                                                                                         der Welt zu schaffen und dabei nicht auf zusätz-       Verträgen darf zudem nicht ab-
                                                                                                                                         lichen Kosten sitzen zu bleiben, haben einzig die      sichtlich erschwert werden.
    FORDERUNGEN DER VERBRAUCHERZENTRALE:

    l Für Webseiten sollte es eine Identifikationspflicht geben, bevor diese bei der Denic registriert werden.                             FORDERUNGEN DER VERBRAUCHERZENTRALE:
    l Online-Abzocke muss konsequent bekämpft werden. Dafür müssen Polizei und Staatsanwaltschaften im
      Kampf gegen Cyberkriminalität mit den nötigen Ressourcen ausgestattet werden.                                                      l Eine Bestätigungslösung bei allen telefonisch angebahnten Verträgen über Dauerschuldverhältnisse muss
                                                                                                                                           eingeführt werden. Verbraucher*innen müssten Verträge dann erst in Textform bestätigen, bevor sie wirk-
                                                                                                                                           sam werden.
                                                                                                                                         l Verkürzte Fristen für Kündigungen und kürzere Laufzeiten bei Vertragsverlängerungen müssen gesetzlich
                                                                                                                                           festgelegt werden, um ungewollte Verträge schneller beenden zu können.

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        https://www.verbraucherzentrale.de/marktbeobachtung/fakeshops-relevantes-verbraucherproblem-in-deutschland-40267
DIE ZUKUNFT IM BLICK - SICHER. NACHHALTIG. VERBRAUCHERFREUNDLICH - Verbraucherpolitische Forderungen zur Landtagswahl Rheinland-Pfalz am 14. März ...
16 | Verbraucherpolitische Forderungen                                                                                                                                                                                                     Verbraucherpolitische Forderungen |                17

    VERBINDLICHES TIERWOHLLABEL EINFÜHREN                                                                                                                                   MISSSTÄNDE BEI DER LEBENSMITTELÜBERWACHUNG BEHEBEN
5                                                                                                                                                                       6
    Bislang können Verbraucher*innen beim Fleischein-                          Mai und Juni 2019 fanden die Ver-                                                            Der Skandal in 2019 um mit Listerien belastete Wurst     ihre Aufgaben schon jetzt kaum bewältigen. Gleich-
    kauf nur schwer erkennen, ob die Tiere gut gelebt                          braucherzentralen in Supermärk-                                                              bei der Firma Wilke legte erneut die Schwachstellen in   zeitig werden die gesetzlich vorgeschriebenen Auf-
    haben. Dabei ist es laut Umfragen2 der Mehrheit der                        ten und Discountern überwiegend Fleischprodukte                                              der Lebensmittelüberwachung offen. Die Aufklärung        gaben immer vielfältiger. So soll sich die Lebens-
    Verbraucher*innen wichtig, dass Lebensmittel aus                           aus Haltung nach gesetzlichem Mindeststandard.                                               durch die Behörden dauerte zu lang, es bestanden         mittelüberwachung künftig auch stärker auf Lebens-
    tiergerechterer Haltung stammen. Danach würden sie                         Nicht einmal zehn Prozent des Angebots stammten                                              konkurrierende Interessen bezüglich der Lebens-          mittelkriminalität und Betrugsfälle sowie Tierschutz
    für mehr Tierschutz auch mehr Geld fürs Fleisch aus-                       aus Haltungsformen mit deutlich mehr Tierschutz.3                                            mittelsicherheit einerseits und dem Erhalt von Ar-       fokussieren.
    geben. Es fehlen ihnen aber Informationen und Trans-                                                                                                                    beitsplätzen andererseits (vor allem auf kommunaler
    parenz über die Tierhaltung. So wissen sie nicht, wie                      Ein unabhängiges, staatliches Tierwohlkennzeichen                                            Ebene) und die Informationen für Verbraucher*innen       Mit der Globalisierung steigt zudem die Zahl der
    sie Fleisch aus artgerechter Tierhaltung an der Laden-                     kann hier für mehr Orientierung sorgen. Zwar gibt                                            waren dürftig.                                           international agierenden Betriebe. Dadurch wird das
    theke erkennen können.                                                     es seit Anfang 2019 die Kriterien für ein dreistufiges                                                                                                Aufgabenfeld der Kontrolleure zunehmend komple-
                                                                               freiwilliges staatliches Label für die Schweinemast,                                         Ausstattung und Strukturen der kommunal angesie-         xer. Betriebe sollten im digitalen Zeitalter jederzeit
    Derzeit vorhandene Label sind mit Ausnahme der                             eine entsprechende Verordnung wurde bislang aber                                             delten Lebensmittelüberwachung reichen nicht aus,        ihre Lieferketten nachvollziehbar belegen können.
    Bio-Kennzeichnung wenig bekannt. Wer Fleisch aus                           noch nicht veröffentlicht. Es braucht ein verbindli-                                         um Missstände in Lebensmittelbetrieben zeitnah zu        Der Zugriff der Kontrolleure auf dieses System muss
    deutlich verbesserter Tierhaltung kaufen möchte,                           ches, staatliches Tierwohllabel, das auf einen Blick                                         erkennen, zu beheben und die Sicherheit von Ver-         gewährleistet sein.
    hat in den Geschäften zudem nur eine sehr geringe                          erkennen lässt, aus welcher Tierhaltung das Produkt                                          braucher*innen zu gewährleisten. In Rheinland-Pfalz
    Auswahl. Bei einem bundesweiten Marktcheck im                              stammt.                                                                                      arbeiteten in 2018 rund 130 Kontrolleur*innen der        Zudem müssen endlich Vorschläge auf den Tisch,
                                                                                                                                                                            Kommunen und etwa zwei Dutzend Weinkontrol-              wie die Lebensmittelüberwachung reformiert werden
                                                                                                                                                                            leur*innen. Bei etwa jedem sechsten kontrollierten       kann, um Verbraucher*innen
    FORDERUNGEN DER VERBRAUCHERZENTRALE:                                                                                                                                    Betrieb stellten sie Verstöße wie mangelnde Hygiene      tatsächlich flächendeckend
                                                                                                                                                                            fest. Verbraucher*innen erfahren davon nichts.           vor Gesundheitsrisiken, Be-
    l Das Tierwohlkennzeichen für Schweine muss zügig bundesweit eingeführt und auf alle Nutztierarten                                                                                                                               trug sowie Irreführung und
      ausgeweitet werden.                                                                                                                                                   Die Lebensmittelüberwachungsbehörden in Rhein-           Täuschung zu schützen.
    l Mittelfristiges Ziel muss eine EU-weite verbindliche Tierwohlkennzeichnung sein.                                                                                      land-Pfalz haben viel zu wenig Personal und können
    l Die Überwachung der Tiergesundheit und des Tierwohls über ein Monitoring muss künftig bereits
      auf der Weide oder im Stall erfolgen und nicht erst im Schlachthof am toten Tier.
    l Eine finanzielle Förderung muss an ein betriebsgenaues Tierwohl- und Tiergesundheitsmonitoring                                                                         FORDERUNGEN DER VERBRAUCHERZENTRALE:
      geknüpft werden.
    l Es fehlen detaillierte Haltungsstandards etwa bei Milchkühen und Puten.                                                                                               l Die Zuständigkeit für die Lebensmittelüberwachung muss ausschließlich auf Länderebene liegen statt in
      Gesetzliche Mindeststandards sind für alle Nutztiere verbindlich festzulegen.                                                                                           kommunaler Selbstverwaltung.
                                                                                                                                                                            l Lieferketten müssen schneller nachvollziehbar sein, zum Beispiel durch ein digitales System, auf das die
                                                                                                                                                                              Lebensmittelüberwachung Zugriff hat.
                                                                                                                                                                            l Ergebnisse der Lebensmittelüberwachung müssen transparent und zugänglich sein, zum Beispiel durch
                                                                                                                                                                              ein „Kontrollbarometer“ oder einen „Smiley“.
                                                                                                                                                                            l Anzahl und Häufigkeit der Kontrollen müssen durch mehr Personal sichergestellt werden.

    2
        Umfrage der Marketingberatung Zühlsdorf + Partner GbR im Auftrag des vzbv, Januar 2018
    3
        https://www.verbraucherzentrale-rlp.de/wissen/lebensmittel/lebensmittelproduktion/erst-ein-staatliches-label-bringt-durchblick-beim-einkauf-von-fleisch-25484
DIE ZUKUNFT IM BLICK - SICHER. NACHHALTIG. VERBRAUCHERFREUNDLICH - Verbraucherpolitische Forderungen zur Landtagswahl Rheinland-Pfalz am 14. März ...
18 | Verbraucherpolitische Forderungen                                                                                                                                                                       Verbraucherpolitische Forderungen |                             19

    NACHHALTIGEN KONSUM EINFACH MACHEN                                                                                  DIE EXTRARENTE ALS PRIVATE ALTERSVORSORGE FÜR ALLE EINFÜHREN
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    Immer mehr Verbraucher*innen wollen nachhaltig          Da diese Geräte ohne funktionie-                            Die Hoffnung auf ein sorgloses Leben im Ruhestand                           eine Rente, die fair und einfach ist und ihnen mehr
    konsumieren. Sie legen Wert auf Produkte, die res-      rendes oder nur mit eingeschränkt                           kann schnell zur Illusion werden. Die zu erwartende                         Geld im Alter bringt. Durch die Einführung eines öf-
    sourcenschonend, unter Einhaltung von Arbeits-          laufendem Betriebssystem nicht mehr sicher nutzbar          gesetzliche Rente allein wird meist nicht ausreichen,                       fentlich-rechtlich organisierten Standardproduktes
    schutzstandards und nicht zu Lasten kommender           sind, ist es erforderlich, für die einzelnen Produkt-       um den gewohnten Lebensstandard auch im Ruhe-                               – der Extrarente – könnten Verbraucher*innen in
    Generationen produziert wurden. Der Dschungel von       gruppen festzulegen, wie lange Software-Updates             stand zu halten. Damit das Geld im Alter nicht knapp                        Deutschland deutlich günstiger und besser fürs Alter
    unzähligen Labels und unterschiedlichen Standards,      zur Verfügung gestellt werden müssen. Das Design            wird, sind viele Verbraucher*innen auf eine private                         vorsorgen als bisher. Bei dem Modell der Extrarente
    die Nachhaltigkeit ausloben, bietet dabei wenig Ori-    von Produkten muss außerdem auf lange Nutzbarkeit           Zusatzvorsorge angewiesen.                                                  werden sie automatisch über ihren Arbeitgeber ein-
    entierung. Zudem kommen die Unternehmen ihrem           ausgerichtet sein, etwa indem sie reparaturfreund-                                                                                      bezogen. Selbstständige können in die Extrarente
    Versprechen nicht nach, freiwillig für die Einhaltung   lich gestaltet werden.                                      Dabei gibt es jedoch ein Problem: Die Riester-Rente                         proaktiv einzahlen. Die Extrarente wird über die öf-
    von Menschenrechten und Umweltstandards bei im                                                                      funktioniert nicht gut. Denn meist werden teure,                            fentliche Hand durch Ausschreibungen statt über ge-
    Ausland produzierten Waren zu sorgen. Auch der          Die Verantwortung für nachhaltigen Konsum darf              kaum rentable und unflexible Rentenversicherungen                           winnorientierte Unternehmen organisiert. So sinken
    Begriff „nachhaltig produziert“ ist nicht einheitlich   nicht weiter einseitig auf die Verbraucher*innen            angeboten, von denen vor allem die Versicherungs-                           die Kosten für die Verwaltung deutlich, Kosten für den
    geregelt.                                               abgeschoben werden. Hersteller und Handel                   wirtschaft und deren Vertriebe profitieren. Und auch                        Vertrieb entfallen ganz. Allein durch die geringeren
                                                            müssen ein Angebot schaffen, das nachhaltiges               bei Banken, Sparkassen und Finanzvermittlern erhal-                         Kosten fällt die spätere Rente für Verbraucher*innen
    Vor allem Geräte aus dem Bereich der Informations-      Konsumieren ermöglicht. Die Politik muss hierfür            ten Verbraucher*innen keine unabhängige Beratung,                           deutlich höher aus als bei den heute üblichen An-
    und Kommunikationstechnologie wie Smartphones,          Regeln festlegen. Es braucht klare und verbindliche         sondern die Berater*innen verdienen über Provisio-                          geboten. Die Extrarente legt vor allem in Aktien an
    Tablets und Computer sind ressourcenintensiv in der     staatliche Mindestkriterien für eine sozial und öko-        nen am Verkauf der Produkte mit. Im schlimmsten Fall                        und erzielt damit langfristig eine höhere Rendite,
    Produktion, haben aber oft nur eine begrenzte Le-       logisch verantwortungsvolle Produktion und Gestal-          bekommen Verbraucher*innen nicht das Produkt, das                           als viele private Vorsorgeverträge. Ab dem Renten-
    bens- und Nutzungsdauer. Ihre Wertschöpfungskette       tung von Produkten in allen Branchen.                       am besten zu ihnen passt – sondern das, mit dem die                         eintritt können Verbraucher*innen flexibel über ihr
    muss vorrangig verbessert werden.                                                                                   Berater*innen am meisten verdienen. Da verwundert                           Geld verfügen und entscheiden, ob sie weiterhin am
                                                                                                                        es auch nicht, dass laut einer repräsentativen Befra-                       Kapitalmarkt anlegen wollen oder eine lebenslange,
                                                                                                                        gung im Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesver-                          klassische Rente wählen möchten. Knapp drei Vier-
    FORDERUNGEN DER VERBRAUCHERZENTRALE:                                                                                bandes (vzbv) 58 Prozent aller Verbraucher*innen in                         tel der Verbraucher*innen befürworten ein solches,
                                                                                                                        Deutschland gern mehr privat für das Alter vorsorgen                        vom Staat organisiertes
    l Ein Lieferkettengesetz, das alle Bereiche und die gesamte Wertschöpfungskette umfasst, ist dringend               würden, aber mangelndes Vertrauen in die Angebote                           Standardprodukt, in das sie
      erforderlich. Die Einhaltung des Gesetzes muss kontrolliert und Verstöße müssen sanktioniert                      am Markt als Hinderungsgrund nennen. 4 Zudem führt                          zusätzlich zur gesetzlichen
      werden.                                                                                                           die anhaltende Niedrigzinsphase dazu, dass viele                            Rente einzahlen können.
    l Notwendig sind gesetzliche Anforderungen an das Design von Produkten und Gütern, damit diese                      sich fragen, ob sich private Altersvorsorge überhaupt                       Von den 14- bis 29-jähri-
      langlebig, reparaturfähig und letztlich recyclingfähig sind. Gerade auch für digitale Produkte müssen             noch lohnt.                                                                 gen Verbraucher*innen in
      solche Standards etabliert werden.                                                                                                                                                            Deutschland wünschen sich
    l Es braucht einen gesetzlichen Mindestzeitraum, in dem Hersteller verpflichtet sind, Software-Updates               Eine Reform der privaten Altersvorsorge ist daher                           sogar 88 Prozent ein staatli-
      für auf Software basierende elektronische Geräte zur Verfügung zu stellen.                                        zwingend erforderlich. Verbraucher*innen wollen                             ches Angebot.5
    l Es darf keine Subventionen für nicht nachhaltige Produkte und Dienstleistungen geben.

                                                                                                                        FORDERUNGEN DER VERBRAUCHERZENTRALE:

                                                                                                                        l Einführung der „Extrarente“ als öffentlich-rechtlich organisiertes Standardprodukt zur privaten Altersvor-
                                                                                                                          sorge.
                                                                                                                        l Private Altersvorsorgeprodukte müssen sich an den Bedürfnissen der Menschen orientieren. Sie dürfen
                                                                                                                          nicht provisionsorientiert verkauft werden.

                                                                                                                        4
                                                                                                                            Kantar Emnid, repräsentative Befragung im Auftrag des vzbv, April 2019. Siehe: https://www.vzbv.de/pressemitteilung/vzbv-stellt-extrarente-vor
                                                                                                                        5
                                                                                                                            Ebd.
20 | Verbraucherpolitische Forderungen                                                                                                                                                                                       Verbraucherpolitische Forderungen |               21

    DIE UNABHÄNGIGE PATIENTENBERATUNG ZIVILGESELLSCHAFTLICH                                                                             PFLEGEBEDÜRFTIGE FINANZIELL ENTLASTEN UND PFLEGEVERSICHERUNG
    VERANKERN                                                                                                                           ZUKUNFTSFÄHIG MACHEN
9                                                                                                                                  10
    Das Sozialgesetzbuch sieht eine unabhängige Patien-                    Unter diesen Bedingungen ist frag-                           Anders als die gesetzliche Krankenversicherung deckt                        und 895 Euro für Unterkunft und Verpflegung zusam-
    tenberatung als Regelleistung für alle Versicherten in                 lich, ob die derzeitige UPD ihre ge-                         die soziale Pflegeversicherung nur einen Teil der tat-                      men, zuzüglich 437 Euro für die nicht geförderten In-
    Deutschland vor, die die Interessen der Patient*innen                  setzlich verankerte Unabhängigkeit                           sächlich anfallenden Kosten ab. In einer repräsenta-                        vestitionskosten.
    vertritt. Ursprünglich wurde die Unabhängige Patien-                   bewahren und gute Hilfe leisten kann.                        tiven Umfrage des Verbraucherzentrale Bundesver-
    tenberatung (UPD) bundesweit durch gemeinnützige                                                                                    bands (vzbv) vom November 201810 gaben mehr als                             Die durchschnittliche Rente bei mindestens 35 Ver-
    Verbände getragen, u.a. durch den Verbraucherzen-                      Die Verbraucherzentralen und der Verbraucherzen-             drei Viertel der befragten Teilnehmer*innen (77 Pro-                        sicherungsjahren betrug demgegenüber in West-
    trale Bundesverband (vzbv) und den Sozialverband                       trale Bundesverband (vzbv) könnten die Wahr-                 zent) an, dass sie sich im Ernstfall nicht ausreichend                      Deutschland im Jahr 201912 1.249 Euro. Dies bedeu-
    VdK.                                                                   nehmung der UPD in der Öffentlichkeit durch ihren            finanziell abgesichert fühlen – Tendenz steigend.                           tet: Auch Durchschnittsverdiener*innen, die nicht
                                                                           hohen Bekanntheits- und Vertrauensgrad massiv                                                                                            auf eine ordentliche Betriebsrente und sonstige
    Seit 2016 ist der private Gesundheitsdienstleister                     stärken. So haben 75 Prozent der Wahlberechtigten            Die demografische Entwicklung und die spätestens                            Einkünfte zurückgreifen können, werden schnell zu
    Sanvartis, der für Krankenkassen und Pharmafirmen                      in Deutschland laut einer Umfrage im Auftrag des             seit der Corona-Pandemie erwünschten steigenden                             Sozialhilfeempfänger*innen. Die im Oktober 2020
    Callcenter betreibt, Träger der UPD. In 2018 ging                      WDR8 sehr großes bis großes Vertrauen in die Ver-            Lohnkosten in der Pflege führen zu einem erheblichen                        vorgestellten Eckpunkte zur Pflege-
    Sanvartis in den Besitz einer Holding unter Führung                    braucherzentralen. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt            zusätzlichen Finanzbedarf in der Pflegeversicherung.                        reform mit einer Deckelung der reinen
    des Pharma-Hegdefonds Careforce über. Die zahl-                        auch der Verbraucherreport 2020.9                            Bereits heute müssen Pflegebedürftige, insbesonde-                          Pflegekosten auf 700 Euro pro Monat
    reichen vertraglichen Verflechtungen zwischen UPD,                                                                                  re, wenn sie im Heim leben, einen erheblichen Eigen-                        und deren Wegfall erst nach drei
    Sanvartis GmbH sowie weiteren Unternehmen werden                       Die Unabhängige Patientenberatung muss den Ver-              anteil leisten. Dieser liegt im Bundesdurchschnitt                          Jahren Heimaufenthalt sind nicht aus-
    dazu führen, dass bis zum Ende der Förderperiode                       braucher*innen dienen und daher allein den Inter-            bei 2.015 Euro, in Rheinland-Pfalz mit 2.119 Euro pro                       reichend, weil die meisten Bewoh-
    in 2021 etwa ein Drittel der gesamten Fördersumme                      essen der Patient*innen verpflichtet sein. Eine wirk-        Monat sogar noch deutlich darüber.11 Diese Summe                            ner*innen bereits vorher sterben.
    an diese Unternehmensallianz geflossen sein wird.6                     lich unabhängige Patientenberatung muss frei von             setzt sich aus 787 Euro für die reinen Pflegekosten
    Gleichzeitig bleibt die derzeitige UPD trotz erheblich                 wirtschaftlichen Interessen oder anderen Abhängig-
    verbesserter finanzieller Ausstattung deutlich hinter                  keiten sein.
    den von ihr angekündigten Beratungszahlen zurück.7                                                                                  FORDERUNGEN DER VERBRAUCHERZENTRALE:

                                                                                                                                        l Ein Steuerzuschuss zur Pflegeversicherung muss so ausgestaltet sein, dass Heimbewohner*innen bereits
    FORDERUNGEN DER VERBRAUCHERZENTRALE:                                                                                                  vor Ablauf von drei Jahren spürbar entlastet werden.
                                                                                                                                        l Die Kosten der medizinischen Behandlungspflege in der stationären Pflege müssen von den Kranken-
    l Die derzeitige Rechtsgrundlage der Unabhängigen Patientenberatung muss so geändert werden,                                          kassen bezahlt werden.
      dass die Trägerentscheidung nicht länger beim GKV-Spitzenverband liegt.                                                           l Die Investitionskosten in der Pflege sollten nicht mehr von den Pflegebedürftigen finanziert werden;
    l Die bestehenden Aufgaben der Patientenberatung in Deutschland müssen langfristig sichergestellt                                     diese Kosten sollte das Land Rheinland-Pfalz übernehmen, eventuell ergänzt durch Bundeszuschüsse.
      und institutionalisiert werden.                                                                                                   l Die Leistungen der Pflegeversicherung müssen dynamisiert werden und dabei nicht nur die Inflationsrate,
    l Die Unabhängige Patientenberatung muss wieder direkt an die Zivilgesellschaft in Deutschland                                        sondern auch die steigenden Personalkosten berücksichtigen.
      angebunden werden.                                                                                                                l Mittelfristig sollte ein Finanzausgleich zwischen sozialer und privater Pflegepflichtversicherung
                                                                                                                                          angestrebt werden mit dem Ziel einer solidarisch und paritätisch finanzierten Pflegeversicherung.

    6
        https://www.tagesschau.de/investigativ/ndr-wdr/bundesrechnungshof-patientenberatung-101.html                                    10
                                                                                                                                             https://www.vzbv.de/sites/default/files/downloads/2019/01/22/190122-vzbv-umfrage_pflegefinanzierung.pdf
    7
        https://www.sueddeutsche.de/wissen/patientenberatung-bundesrechnungshof-geldverschwendung-1.4937946                             11
                                                                                                                                             https://www.vdek.com/presse/daten/f_pflegeversicherung.html
    8
        https://www1.wdr.de/unternehmen/der-wdr/unternehmen/studie-glaubwuerdigkeit-102.html                                            12
                                                                                                                                             Durchschnittliche Rente nach Abzug der Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge, siehe Flyer „Altersrenten im Zeitablauf 2020“,
    9
        https://www.vzbv.de/sites/default/files/downloads/2020/09/22/verbraucherreport_2020_ergebnispraesentation.pdf                        abrufbar unter: https://www.deutsche-rentenversicherung.de.
22 | Verbraucherpolitische Forderungen                                                                                                                                                      Verbraucherpolitische Forderungen |               23

     KOSTEN FÜR ENERGIEWENDE UND KLIMASCHUTZ
     GERECHT VERTEILEN                                                                                                      VERBRAUCHER*INNEN VOR ENERGIEARMUT SCHÜTZEN
11                                                                                                                     12
     Die Energiewende ist eines der wichtigsten Infrastruk-   Die Bundesregierung hat mit                                   Privathaushalte mit niedrigem Einkommen geben ei-         mit Strom sorgen für hohe Verbrauchskosten und er-
     turprojekte in Deutschland und geht Hand in Hand         dem Ende 2019 beschlosse-                                     nen großen Teil ihrer Einnahmen für Energie aus. Das      höhen das Risiko für Zahlungsprobleme oder gar eine
     mit dringend erforderlichen Maßnahmen gegen den          nen Klimapaket die Einführung                                 liegt an der Höhe der Strompreise, an ihrer Geräte-       Energiesperre.
     Klimawandel. Genauso wie die große Mehrheit der          eines CO2 -Preises für fossile                                ausstattung, aber auch an den rechtlichen Bedingun-
     Privathaushalte steht die Verbraucherzentrale hinter     Energieträger ab 2021 vorgese-                                gen rund um die Belieferung mit Energie, die für diese    Die Energieversorger bieten nur in begrenztem Rah-
     den Zielen, die in beiden Feldern bis 2050 erreicht      hen, der in den nächsten Jahren                               Kunden häufig nachteilig sind und zusätzliche Kosten      men Ratenzahlungsvereinbarungen an. Häufiger sind
     werden sollen. Allerdings müssen die umfangreichen       kontinuierlich steigen wird. Die Einnahmen aus dieser         verursachen. Einkommensschwache Haushalte sind            die geforderten Monatsraten zu hoch oder es wird kein
     Kosten für diese großen Transformationsprozesse          Bepreisung sollen unter anderem zur Senkung des               häufig im teuersten Grundversorgungstarif, da sie         Ratenplan über offenstehende Abschläge gewährt.
     gerecht verteilt werden, so dass Verbraucher*innen       Strompreises genutzt werden. Das konkrete Ausmaß              aus verschiedenen Gründen den Anbieter oder Tarif         Zusätzliche Gebühren entstehen durch Sperr- und
     nicht übermäßig belastet werden. Aktuell haben           der Senkung der EEG-Umlage soll zu einem späteren             nicht wechseln. Sie haben zudem weniger Kostenkon-        Entsperrkosten, Forderungen von Inkassobüros, Zäh-
     Verbraucher*innen in Deutschland einen Anteil am         Zeitpunkt durch den Haushaltsgesetzgeber festge-              trolle, da die Zähler in großen Mietshäusern oft nicht    lerausbauten und Kautionen, deren Zahlung Versor-
     Gesamtstromverbrauch von knapp 25 Prozent, ihr An-       setzt werden. Gleichzeitig hat die Bundesregierung            ohne Weiteres zugänglich sind. Sie sind zudem damit       ger zur Bedingung einer Wiederbelieferung machen.
     teil an den zu tragenden Kosten für das Erneuerbare-     im Rahmen ihres Konjunkturpakets als Reaktion auf             überfordert, ihre Energiekosten richtig einzuschät-       Jobcenter in Rheinland-Pfalz
     Energien-Gesetz (EEG) liegt jedoch bei 35 Prozent.       die Corona-Pandemie eine Deckelung der EEG-Umlage             zen und haben keine Rücklagen, wenn es zu hohen           haben unterschiedliche Vor-
     Dies ist in erster Linie darauf zurückzuführen, dass     in 2021 auf 6,5 Cent per kWh und auf 6 Cent in 2022           Nachzahlungen bei der Jahresabrechnung kommt.             gaben, ab wann sie Darlehen
     die Entlastung stromintensiver Industriebetriebe von     beschlossen. Offen ist bisher, wie beide Ziele gemein-        Gleichzeitig fehlen ihnen die Mittel, in energieeffizi-   genehmigen oder in welcher
     allen anderen EEG-Zahlern getragen wird.                 sam umgesetzt werden sollen.                                  entere Wohnungen zu ziehen und in stromsparende           Höhe sie Heizkosten noch
                                                                                                                            Haushaltsgeräte zu investieren. Insbesondere eine         als angemessen bewerten.
                                                                                                                            elektrische Warmwasserbereitung oder Beheizung
     FORDERUNGEN DER VERBRAUCHERZENTRALE:

     l Die Höhe der EEG-Umlage muss rasch festgelegt werden, damit sich Verbraucher*innen frühzeitig darauf                 FORDERUNGEN DER VERBRAUCHERZENTRALE:
       einstellen können, wie sich die Kosten für die CO2 -Bepreisung von fossilen Heiz- und Kraftstoffen einer-
       seits und die Entlastungen insbesondere beim Strompreis andererseits zueinander verhalten werden.                    l Versorger müssen verpflichtet werden, vor einer Versorgungssperre bezahlbare Ratenpläne anzubieten.
     l Die EEG-Umlage für private Haushalte muss deutlich gesenkt werden. Sowohl besondere Ausgleichsrege-                    Sperr- und Folgekosten sollten einheitlich gedeckelt und Zählerausbauten nur unter festgelegten Bedin-
       lungen bei der EEG-Umlage für stromintensive Industriebetriebe als auch die Deckelung der EEG-Umlage                   gungen erlaubt sein.
       im Rahmen des Konjunkturpakets müssen aus dem Steueraufkommen finanziert werden.                                      l Die Verhältnismäßigkeitsprüfung vor der Durchführung von Versorgungssperren muss als konkret definier-
     l Bei der Zahlung des CO2 -Preises muss es eine vollständige Transparenz beim Anteil der Privathaushalte                 ter Prozess gesetzlich festgelegt werden.
       am Gesamtaufkommen und bei der Höhe der gleichzeitigen Entlastung beim Strompreis geben. Mögliche                    l Bei Zahlungsproblemen ist eine monatliche Verbrauchsinformation nötig mit Warnhinweisen, wenn der
       Ausnahmen für Unternehmen sind aus dem Staatshaushalt zu finanzieren.                                                   Verbrauch den Monatsabschlag übersteigt.
     l Die Stromsteuer muss auf das von der EU geforderte Minimum gesenkt werden.                                           l Die Vorgänge bei Sozialbehörden zur Gewährung von Darlehen und die Bewertung der Angemessenheit
                                                                                                                              von Heizkosten sollten landesweit vereinheitlicht werden.
                                                                                                                            l Strom, der für eine elektrische Warmwasserbereitung erforderlich ist, sollte verbindlich separat erfasst
                                                                                                                              werden, damit die Kosten der Warmwasserbereitung beim Leistungsbezug Berücksichtigung finden. Ener-
                                                                                                                              getische Mindeststandards sind notwendig, dazu gehört der Verzicht auf elektrische Beheizung in schlecht
                                                                                                                              gedämmten Wohnungen.
                                                                                                                            l Einkommensschwache Haushalte können keine Rücklagen bilden. Ein von neutraler Stelle verwalteter
                                                                                                                              Rücklagenfonds oder ein kommunaler Nothilfefonds könnten Notfallsituationen lindern.
24 | Verbraucherpolitische Forderungen                                                                                                                                                                                         Verbraucherpolitische Forderungen |                 25

     BARRIEREFREIES BAUEN KONSEQUENT UND RICHTIG UMSETZEN                                                                                   WERBEFREIE VERBRAUCHERBILDUNG FÜR KINDER UND JUGENDLICHE SICHERSTELLEN
13                                                                                                                                     14
     Die Baubranche boomt – niedrige Zinsen, günstige                          tigkeiten sind vorprogrammiert.                              Jede und jeder von uns ist Verbraucher*in. Doch um                        Doch gerade die Verbraucherbildung birgt auch das
     Kredite sowie zusätzliche Darlehens- und Förder-                          Ein weiteres Problem stellt die oft                          fit zu sein für den Verbraucheralltag, bedarf es be-                      Risiko, Einfallstor für Angebote und Unterrichtsma-
     programme erleichtern die Entscheidung, neue Bau-                         nicht durchgeführte Kontrolle der                            stimmter Kompetenzen, etwa im Umgang mit digita-                          terialien aus der Wirtschaft zu sein. Dies können im
     projekte im ganzen Land anzugehen. Viele dieser                           barrierefreien Umsetzung nach Fertigstellung eines           len Medien, für das wirtschaftliche Handeln, für eine                     Auftrag von Unternehmen erstellte Unterrichtsma-
     Bauprojekte müssen barrierefrei umgesetzt werden                          Gebäudes dar. Um eine gewissenhafte Prüfung bei              gesunde Ernährung oder für einen nachhaltigen Kon-                        terialien sein, Schulkooperationen, Wettbewerbe
     und unterliegen hierbei unter anderem dem Grund-                          rheinland-pfälzischen Baubehörden oder auch bei              sum. Auch ein kritisches Reflexionsvermögen im Um-                        oder technische Ausstattung und Fortbildungsan-
     gesetz, der UN-Behindertenrechtskonvention und                            Förderinstitutionen zu gewährleisten, fehlt es meist         gang mit Werbung und Angeboten von Unternehmen                            gebote für Lehrkräfte. Im Jahr 2017 boten 22 von 30
     der rheinland-pfälzischen Landesbauordnung oder                           an ausreichendem Personal.                                   ist wichtig. Kinder und Jugendliche müssen derartige                      DAX-Unternehmen Unterrichtsmaterialien an.16 Bei
     auch den entsprechenden aktuellen Förderprogram-                                                                                       Verbraucherkompetenzen bereits in ihrer Schulzeit                         genauerer Betrachtung verstecken sich unter dem
     men von Bund und Land.                                                    Barrierefrei-Konzepte für Wohn- und Nicht-Wohn-              vermittelt bekommen.                                                      Deckmantel der unterstützenden Zusammenarbeit
                                                                               gebäude müssen von Anfang konzipiert und der Ge-                                                                                       von Unternehmen, wirtschaftsnahen Verbänden und
     Die geforderte barrierefreie Ausführung wird oft nur                      nehmigungsplanung beigelegt werden und ihre Um-              Es ist erfreulich, dass die aktuelle Landesregierung                      Stiftungen häufig Ziele wie Imagepflege, Kunden-
     teilweise, falsch, konzeptlos oder gar nicht umge-                        setzung muss fachgerecht kontrolliert werden. Bun-           eine Neufassung der Richtlinie zur Verbraucherbil-                        akquise, Agenda-Setting, verkaufsfördernde Wer-
     setzt. Bauliche, technische, aber auch organisato-                        desländer wie Hessen13 und Nordrhein-Westfalen,14            dung in allgemeinbildenden Schulen15 in Rheinland-                        bung oder gar die Etablierung eines direkten Ver-
     rische Punkte im Hinblick auf die Barrierefreiheit                        die bereits Barrierefrei-Konzepte gesetzlich fordern,        Pfalz erarbeitet hat und dabei verschiedene Akteure,                      triebskanals. Es braucht
     werden nicht von Anfang an mitgedacht und nach-                           sind Rheinland-Pfalz hier ein Stück voraus.                  darunter auch die Verbraucherzentrale, bei der Über-                      deshalb Maßnahmen, die
     vollziehbar abgebildet. Spätestens bei der Genehmi-                                                                                    arbeitung von Anfang an einbezogen hat. Nun gilt es,                      den Einfluss von Wirt-
     gungsphase zeigt sich, dass Genehmigungsbehör-                            Ein Barrierefrei-Konzept benötigt einen umfassenden,         diese Richtlinie auch in der Praxis umzusetzen. Da-                       schaft in Schulen begrenzt.
     den bei der Prüfung der Vorgaben zur Barrierefreiheit                     schriftlichen Erläuterungsbericht, entsprechend den          für braucht es Fortbildungsangebote für Lehrkräfte,
     erhebliche Schwierigkeiten haben können, da die ein-                      Vorgaben zur baulichen Barrierefreiheit, die durch           die diese befähigen, Verbraucherkompetenzen in ver-
     gereichten Unterlagen bereits fehlerhaft sind. Strei-                     Zeichnungen und Pläne sinnvoll ergänzt werden.               schiedenen Themenbereichen zu vermitteln. Auch
                                                                                                                                            in den Ausbildungsplänen angehender Lehrer*innen
                                                                                                                                            muss dies verankert werden.
     FORDERUNGEN DER VERBRAUCHERZENTRALE:

     l Bauherren müssen im Zuge der Baugenehmigung für neu zu errichtende Wohn- und Nicht-Wohngebäude                                       FORDERUNGEN DER VERBRAUCHERZENTRALE:
       zur Vorlage eines Barrierefrei-Konzeptes verpflichtet werden.
     l Die Umsetzung der Barrierefreiheit während und nach Abschluss der Bauphase muss durch die Baubehör-                                  l Die Vermittlung von Verbraucherkompetenzen muss in den Ausbildungscurricula angehender Lehrkräfte
       den kontrolliert werden. Dies muss durch mehr Personal in den Baubehörden sichergestellt werden.                                       verankert werden; für Lehrer*innen bedarf es verpflichtender Fortbildungsangebote. In beiden Fällen muss
     l Entsprechende Fördermittel müssen langfristig sichergestellt und ihr sachgerechter Einsatz muss geprüft                                auch ein kritischer Umgang mit Wirtschaft und Werbung in Schulen vermittelt werden.
       werden.                                                                                                                              l Es braucht ein generelles Werbeverbot an Schulen, das Kinder und Jugendliche vor wirtschaftlicher Ein-
                                                                                                                                              flussnahme im Schulalltag schützt.
                                                                                                                                            l Stärkere Transparenz und Kontrollmöglichkeiten sind notwendig. Es sollte jederzeit nachvollziehbar sein,
                                                                                                                                              welche Unternehmen, wirtschaftsnahen Verbände und Stiftungen in Schulen aktiv sind und was sie dort
                                                                                                                                              tun. Dies lässt sich durch ein Transparenzregister und zuständige Ansprechpartner im Bildungsministeri-
                                                                                                                                              um sicherstellen.

                                                                                                                                            15
                                                                                                                                                 Die Richtlinie legt fest, dass Schüler*innen Kompetenzen in den Themenfeldern Finanzen, Marktgeschehen und Verbraucherrecht,
                                                                                                                                                 Ernährung und Gesundheit, Medien und Information sowie nachhaltiger Konsum und Globalisierung vermittelt werden müssen.
     13
          https://www.bfb-barrierefrei-bauen.de/barrierefrei-konzept-wird-pflicht/                                                          15
                                                                                                                                                 Lobbycontrol (2018): Lobbyismus an Schulen. Köln, S. 9., https://www.lobbycontrol.de/produkt/lobbyismus-an-schulen-broschuere/,
     14
          https://www.aknw.de/nc/aktuell/meldungen/detailansicht/artikel/das-barrierefrei-konzept-als-neue-bauvorlage/                           abgerufen am 28.08.2020.
26 | Verbraucherpolitische Forderungen

                                                                                                                       III. ANSPRECHPARTNER*INNEN
     MOBILITÄT NEU DENKEN
15
     Volle Straßen, Staus und Lärm, Feinstaubbelastung        Ziel muss es sein, allen Ver-
     und CO2 -Ausstoß, hohe Stickoxid-Werte in Innen-         braucher*innen in Rhein-
     städten sowie knapper werdende Rohstoffe – dies          land-Pfalz einen Anschluss an den ÖPNV oder andere
     sind nur einige der Gründe, warum in Deutschland ein     öffentlich zugängliche Verkehrsmittel zu ermög-
     Wandel vom Individualverkehr mit Verbrennungsmo-         lichen. Dafür braucht es neue Mobilitätskonzepte,
     tor hin zu nachhaltigeren und umweltfreundlicheren       die den bestehenden ÖPNV ausbauen und erweitern:
     Mobilitätslösungen gefunden werden muss. Rhein-          Anrufsammeltaxis, Mieträder, Car-Sharing und
     land-Pfalz ist ein Flächenland mit großen ländlichen     andere Angebote müssen als Teil eines Gesamt-
     Gebieten. Dort ist die Anbindung an den öffentlichen     konzeptes für Mobilität verstanden werden. Angebote
     Nahverkehr nicht oder nur unzureichend sicherge-         müssen von der Nachfrageseite her gedacht werden.
     stellt und zwingt die Bewohner*innen solcher Regio-      Dies beinhaltet auch verbraucherfreundliche Ticket-
     nen, das eigene Auto zu nutzen. Wer sich dies nicht      systeme, die den Kauf von Tickets digital oder am
     leisten kann bzw. möchte oder aus anderen Gründen        Automaten problemlos über Verkehrsverbünde hin-
     kein Auto besitzt oder wer nicht selbst fahren kann,     weg ermöglichen sowie barrierefreie Zugänge zu allen
     ist in seiner Mobilität stark eingeschränkt.             öffentlichen Verkehrsmitteln.

     Der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) hat nicht      Wer dennoch auf ein Auto angewiesen ist, kann mit
     nur ökologische Vorteile. Er trägt auch dazu bei, dass   einem E-Auto einen Beitrag zu Klimaschutz und gerin-
     Menschen ohne Auto am gesellschaftlichen Leben           gerer Schadstoffbelastung in der Luft leisten. Doch
     teilhaben und wichtige Orte wie Arbeitsplatz, Schu-      derzeit gibt es noch zu wenige öffentliche Lademög-
     le, Geschäfte sowie Arztpraxen, Krankenhäuser und        lichkeiten für E-Autos in Rheinland-Pfalz, die Preise
     Pflegeheime erreichen können. Er ist somit zugleich      für die Kilowattstunde sind häufig nicht einfach zu
     eine tragende Säule der Daseinsvorsorge im Land          ermitteln. Um E-Mobilität als weiteren Baustein einer
     und das Rückgrat einer zukunftsorientierten und          Verkehrswende attraktiver zu machen, bedarf es einer
     nachhaltigen Mobilität.                                  besseren Ladeinfrastruktur für Autos und transparen-
                                                              ter Preise. Auch eine Förderung privater Ladestationen
                                                              würde die Akzeptanz der E-Mobilität weiter erhöhen.

     FORDERUNGEN DER VERBRAUCHERZENTRALE:

     l Es braucht ein nachhaltiges Mobilitätskonzept für ganz Rheinland-Pfalz.
     l Neben klassischen Fahrplan-Angeboten müssen weitere Mobilitätsformen wie Anrufsammeltaxis,
       Apps für Car-Sharing, Mietfahrräder usw. mit einbezogen werden, um eine bessere Anbindung auch in
       ländlichen Gebieten zu ermöglichen.
     l Ticketsysteme müssen verständlich und verbraucherfreundlich sein, ein Kauf von Tickets auch über
       Verkehrsverbünde hinweg muss digital und am Automaten problemlos möglich sein.
     l Der öffentliche Nahverkehr muss barrierefrei sein und somit auch für Menschen mit körperlicher Beein-
       trächtigung und Rollstuhlfahrer*innen problemlos nutzbar sein.
     l Für eine Stärkung der E-Mobilität braucht es zudem eine bessere Ladeinfrastruktur für Elektroautos.
       Preise für den Strom müssen transparent, nachvollziehbar und vergleichbar sein.
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