Digital auf der Fläche - das neue Einkaufserlebnis - eine gemeinsame Studie von Kurt Salmon und dem HDE
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Digital auf der Fläche – das neue Einkaufserlebnis eine gemeinsame Studie von Kurt Salmon und dem HDE
Digital auf der Fläche – das neue Einkaufserlebnis A. Zusammenfassung 1. AUFBAU DER UNTERSUCHUNG 4 2. ZENTRALE ERGEBNISSE 5 B. Detaillierte Ergebnisse 3. DIE ZUKÜNFTIGE ROLLE DES E-COMMERCE AUS SICHT DES HANDELS 7 4. DIE ZUKÜNFTIGE ROLLE DER FLÄCHE AUS SICHT DES HANDELS 10 5. KONSEQUENZEN FÜR DEN HANDEL 13 6. DIGITAL AUF DER FLÄCHE: DIE FILIALE DER ZUKUNFT 17 7. FAZIT UND ABSCHLIESSENDE BEWERTUNG 18 2 | Digital auf der Fläche – das neue Einkaufserlebnis
VORWORT Die fortschreitende Digitalisierung verändert das Geschäft des Handels tief- greifend. Die Geschwindigkeit und Komplexität der Veränderungsprozesse sind enorm. Die Auswirkungen treffen die Unternehmen, aber auch andere Lebensbereiche wie Familie, Freizeit, Bildung und Mobilität. Das Wachstum des E-Commerce hat sich in den vergangenen Jahren unge- brochen fortgesetzt und seit 2011 sogar noch einmal gegenüber den Vorjahren auf durchschnittliche 14 % pro Jahr beschleunigt.1 Die Gesamthandelsumsätze in Deutschland stagnierten jedoch mit gut 1 % jährlichem Wachstum im gleichen Zeitraum. Welche Folgen hat dies für das stationäre Handelsgeschäft? Es wird schnell klar, dass das Wachstum des Online-Handels mit einem Struktur- wandel verbunden ist. Die Fläche gerät unter Druck, denn Umsätze und Frequenz wandern ins Internet ab, Flächenproduktivitäten sinken, und bereits 27 % der heute 16- bis 25-jährigen können sich vorstellen, dass Online-Shops Geschäfte zukünftig ersetzen können.2 Gleichzeitig zeigt sich, dass die Flächen nicht ausgedient haben. Der stationäre Handel bleibt, nur eben anders. Die mit dem Internet verbundene Transparenz von Angeboten und Preisen hat Folgen für das Verhältnis zwischen Kunden und Handel. Mobile Kommunikation beschleunigt diesen Prozess. Der Kunde gibt mehr denn je das Tempo vor. In einem wettbewerbsintensiven Umfeld gilt es für den stationären Handel, seine Kernkompetenzen konsequent weiter zu entwickeln. Kaum etwas wirkt stärker auf die Kundenbindung, als ein kundenspezisches attraktives Sortiment und eine kompetente Beratung. Dabei können digitale Services auf der Fläche zu wichtigen Erfolgsfaktoren werden. Und auch im Zusammenspiel mit dem Online-Kanal bieten sich neue attraktive Chancen für den stationären Handel. Um diese Potenziale zu nutzen, muss der Handel seine Strategien überdenken und seine Geschäftsmodelle anpassen. In der vorliegenden Studie haben Kurt Salmon und der HDE auf Basis von Interviews mit nationalen und internationalen Top-Handelsmanagern die zukünftige Rolle der Filiale im Kontext von E-Commerce beleuchtet und wesentliche zentrale Potenziale aber auch Herausforderungen herausgearbeitet – denn die Filiale ist und bleibt ein wesentlicher Ort, an dem Kommunikation mit dem Kunden, Erlebnis und Emotion – oder in anderen Worten „Handel“ – stattfindet. Dorothea Ern-Stockum Stefan Genth Geschäftsführerin Kurt Salmon Hauptgeschäftsführer HDE 1 Mintel, 2014 2 IFH, 2014 Digital auf der Fläche – das neue Einkaufserlebnis | 3
A. Zusammenfassung 1. AUFBAU DER UNTERSUCHUNG Ausgehend von der bisherigen Entwicklung der beeinflusst. Es wird nicht die „eine“ erfolgver- Online-Umsätze stellt sich die Frage: Wird das sprechende Filialstrategie geben, sondern Wachstum des Online-Kanals immer weitergehen? differenzierte Geschäftsmodelle in den Branchen Welche Rolle werden Stationärhandel und E-Com- oder für einzelne Segmente wie Handelsmarken. merce in Zukunft haben? Und was bedeutet das Die Fläche wird insbesondere für das Schaffen für die strategische und operative Ausrichtung emotionaler Kauferlebnisse, die Kundenbindung der Händler, egal ob ursprünglich mit Stationär-, und die Unterstützung von Omnichannel- E-Commerce- oder Versandhandelsherkunft? Prozessen unerlässlich sein. (s. Abb. 1) » Omnichannel und die Bedeutung des Vier zentrale Thesen zur Zukunft der Fläche bilden E-Commerce müssen als neue Dimension in den Rahmen der vorliegenden Untersuchung: die Definition des Store-Konzepts vom Stand- ort über die Größe und Gestaltung bis zum » Die Verschiebung des Einkaufens in den On- Serviceangebot einbezogen werden. Die Zahl line-Bereich ist endlich – der Anteil des E-Com- und Komplexität der In-Store-Prozesse und merce wird ein Sättigungslevel erreichen. Dieses damit auch die Anforderungen an die Mit- Sättigungslevel wird zwischen den Handels- arbeiter werden steigen. branchen variieren, denn Kaufprozesse sind für verschiedene Produkte unterschiedlich gut online » Produktivitätsmessungen und die erfolgsorien- abbildbar. tierte Steuerung des stationären Handels müssen dieser veränderten Rolle angepasst werden. Neue » Die Rolle der Filiale in einer Omnichannel-Welt Leistungskennziffern und Kennzahlensysteme wird durch die Bedeutung des E-Commerce in sind notwendig, um die Produktivität der zukünf- der jeweiligen Branche oder Produktkategorie tigen Filiale zu messen und das neue Einkaufs erlebnis zu steuern. Abb. 1: Kanalverschiebung im Handel ? +1% Zukünftige Rolle des Stationärhandels? + 14 % + 10 % Zukünftige Rolle des E-Commerce und M-Commerce? 15 16 18 20 22 24 26 30 33 39 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Quelle: HDE, GfK, Kurt Salmon Umsatz E-Commerce [Mrd. Euro] Umsatz Handel gesamt 4 | Digital auf der Fläche – das neue Einkaufserlebnis
Abb. 2: Methodischer Ansatz der Studie von Kurt Salmon und dem HDE Methode » Telefonische Tiefeninterviews » Gekürzter Online-Survey Zeitraum » Juni - August 2014 Teilnehmer » Umsatz: 50 Mio. bis 6,5 Mrd. Euro » Unternehmen mit existierendem Online-Geschäft und ohne, ges. 37 Unternehmen » Geschäftsführer, CEO, CIO oder Bereichsleiter Strategie/ Multichannel/ Vertrieb Branchen- » Fashion, Sports & Accessoires 55 % anteile » Sonstiger Fachhandel 40 % » Online-/ Distanzhandel 5% Der Online-Handel verschärft den Wettbewerb In der vorliegenden Gemeinschaftsstudie von weiter. Zwar profitieren auch zahlreiche stationäre Kurt Salmon und dem HDE wurde das Top- Händler im Rahmen ihrer Multichannel-Aktivitä- Management3 führender deutscher und internati- ten von wachsenden Online-Umsätzen, rund zwei onaler Händler aus den Branchenbereichen Mono- Drittel der Geschäfte sind jedoch noch nicht im und Multibrand Fashion, Sports & Accessories Internet aktiv und könnten damit wichtige Chan- sowie dem sonstigen Einzelhandel dazu befragt, cen verpassen. Betrachtet man die Zahlen aus was die wesentlichen Entwicklungen sein werden, dem historischen Verständnis heraus ein Statio- die das Handelsumfeld der Zukunft prägen und die närhändler zu sein, so erscheinen sie als Bedro- Erfolgreichen von den Verlierern trennen werden. hung. Ziel der Befragung war ein qualitatives Meinungs- Aus der Perspektive eines Online-Händlers könn- bild einzufangen, um sich der Frage „Welche Rolle ten sie möglicherweise als anstrengungsloses wird die Filiale in einer Omnichannel-Welt 2020 Versprechen verstanden werden. Der Konsument spielen?“ anzunähern. Befragt wurden reine Online- wünscht sich eine kanalübergreifende Möglichkeit und Offline-Händler genauso wie Händler mit einem zum Einkauf. Die klare Kategorisierung zwischen Multichannel-Angebot (s. Abb. 2). Durchschnittlich Stationär- und Online-Händler verliert in den bringen es die befragten Unternehmen bereits auf Augen der Kunden an Bedeutung. Stattdessen 10 % E-Commerce-Umsatzanteil (Own & 3rd Party geht es ihm darum, eine durchgehend überzeu- E-Commerce). Dabei liegen die befragten Fashi- gende Leistung zu erhalten: beim Sortiment, on-Händler – untypisch für ihre Branche – etwas beim Verkaufsgespräch, bei der Online-Produkt- zurück mit im Schnitt nur 6 % E-Commerce-Anteil. suche, in der Kommunikation und beim Einkaufs- Grund hierfür ist die spezifische Auswahl der erlebnis vor Ort. Unternehmen (s. Abb. 3). 2. ZENTRALE ERGEBNISSE Aus der Befragung der Handelsmanager sowie der online realisierten Umsätze auszugehen ist der Analyse von Sekundärquellen konnten zentrale (Internet & Mobile), erwartet der Großteil Tendenzen für die Zukunft der Fläche und damit der Handelsmanager eine Stabilisierung des des Handels abgeleitet werden: Online-Anteils auf einem langfristigen Sätti- gungsniveau von 20 - 30 %. » Obwohl vorerst von einem weiteren Anstieg 3 Ebene Geschäftsführung oder Leitung Vertrieb, E-Commerce, Marketing, Unternehmensentwicklung Digital auf der Fläche – das neue Einkaufserlebnis | 5
Abb. 3: Multichannel-Umsatzsplit der befragten Unternehmen heute Durchschnittlich realisieren die befragten Unternehmen noch rund 83 % ihrer Umsätze stationär; Fashion, Sports & Accessories liegen gegenüber dem Gesamtbranchenschnitt zurück. Branchen Fashion, Sports Sonstiger Gesamt 1 & Accessories Fachhandel 2 1% 1% 1% 4% 4% 4% 11 % 9% 13 % 84 % 86 % 82 % Stationär Internet & Mobile Print/ Katalog Sonstige 1 Basis: Alle befragten Unternehmen exkl. Online-/ Distanzhandel 2 LEH, DIY, Elektronik, Möbel, Parfümerie, Uhren/ Schmuck, sonstige » In diesem „stabilen“ Umfeld gibt es für Online- » Um diesen Veränderungen gerecht zu werden, und Offline-Handel spezifische Rollen, die die müssen Händler die Filiale stärker, aber strate- Anforderungen an die Kanäle definieren. gisch sinnvoll, technologisieren bzw. digitalisie- ren, Kennzahlensysteme für Multichannel- » Die Rolle des Online-Kanals sieht der Handel Effekte entwickeln und Mitarbeiterschulungen vornehmlich in klassischen E-Commerce- und Bonussysteme auf Multichannel ausrichten. Aspekten: Angebot eines maximalen Sortiments (Long Tail), Vorbereitung des Stationärkaufs » Hinsichtlich der digitalen Gestaltung des zukünf- und Convenience dominieren nach wie vor tigen Einkaufserlebnisses auf der Fläche zeichnen die Erwartung der befragten Manager. sich aktuell drei Tendenzen ab. Erstens die Über- tragung von Online-Services auf das Einkaufen in » Die Rolle der Filiale wird in der Inszenierung von der Filiale; zweitens die Entwicklung von Lösun- Marken und Produkten gesehen sowie im Ange- gen zur Steuerung der Kundenlaufwege in der bot individueller Beratung und Services; obgleich Filiale mit dem Ziel, Kaufkonversion zu optimie- das Angebot von Multichannel-Services wichtig ren; drittens der zunehmende Einsatz digitaler für ein nahtloses Kundenerlebnis sein wird, sehen Angebote zur Steigerung der Aufenthaltsqualität die Befragten keine Tendenz, dass Filialen zu rei- in der Filiale. nen Minilagern, Service Points oder Showrooms werden. Es gilt das Wertversprechen der Filiale, die soziale Begegnung und das reale Erlebnis zu betonen. » In dieser zukünftigen Handelswelt werden Filialen kleiner mit engeren, lokal differenzierten Sorti- menten; zugleich steigen die Anforderungen an die Filialmitarbeiter und das Marketing. 6 | Digital auf der Fläche – das neue Einkaufserlebnis
B. Detaillierte Ergebnisse 3. DIE ZUKÜNFTIGE ROLLE DES E-COMMERCE AUS SICHT DES HANDELS Aus heutiger Sicht erwarten die befragen Händ- bedeutend“ ist dabei aus Sicht der Top-Manager ler zunächst weiterhin ein starkes bis sehr starkes nicht zwingend mit einer 50:50-Umsatzverteilung Wachstum für Internet inkl. M-Commerce, wäh- gleichzusetzen – bis 2020 sieht kaum ein Befragter rend vor allem beim Kataloggeschäft von einem einen E-Commerce-Umsatzanteil von über 30 - weiteren Rückgang ausgegangen wird (s. Abb. 4). 40 %. Im Durchschnitt tendieren die Erwartungen Dabei stellen sich die befragten Fashion-, Sports- zu rund 20 - 25 % in 2020 (s. Abb. 6). Dabei ist & Accessories-Händler auf eine noch deutlichere nach Einschätzung der meisten Befragten davon Entwicklung in diese Richtung ein als der sonstige auszugehen, dass der E-Commerce-Anteil für ein- Fachhandel. Grund hierfür könnte der relative hohe zelne Kategorien, z. B. mit hohem Replenishment „Nachholbedarf“ in Sachen E-Commerce der befrag- und Standardisierungsgrad der Produkte, durch- ten Fashion-Händler sein. Gegebenenfalls ist es aber aus höher ausfallen kann. Ein Ende der Filiale sei auch der Tatsache geschuldet, dass Fashion als einer jedoch nicht in Sicht solange Kunden unterschied- der am weitest entwickelten E-Commerce-Märkte liche Einkaufssituationen suchen und Filialen diese einem stärkeren Druck ausgesetzt ist. Im Jahr 2013 adressieren können. war Bekleidung mit 7,1 Milliarden Euro die umsatz- stärkste Warengruppe im Online-Handel.4 Einig sind „Physical stores are not going to disappear. sich die Händler jedoch hinsichtlich der langfristig Customers will always have different motiva- (bis 2020) zu erwartenden Entwicklung: 64 % aller tions to shop and hence will be looking for Befragten gehen davon aus, dass das heutige star- different purchase environments. Retailers need ke E-Commerce-Wachstum abschwächen und dass to understand how to address these shopping der Internet- und Mobile-Kanal ein Sättigungslevel motivations online & offline.” erreichen wird (s. Abb. 5). T. Cole, Ex-Vice Chairman & -CAO, Macy’s Immerhin noch 42 % der Befragten erwarten zukünftig ein gleichbedeutendes Nebeneinander von stationärem und Online-Handel. „Gleich- Abb. 4: Erwartete Umsatzentwicklung nach Kanälen Die Befragten erwarten weiterhin eine Verschiebung von klassischen Kanälen zu Internet/ Mobile – im Bereich Fashion, Sports & Acc. in stärkerem Maße als im sonstigen Fachhandel Fashion, Sports stark Branchen Gesamt Sonstiger Fachhandel wachsend & Accessories +2 1,7 1,3 1,4 1,4 1,1 1,0 +1 0,2 0,3 0,1 0,0 0 – 0,1 – 0,6 –1 – 0,8 – 1,0 – 1,2 –2 stark Stationär Internet Mobile Print/ Katalog Sonstige rückläufig Basis: Alle befragten Unternehmen exkl. Online-/ Distanzhandel 4 Mintel, 2014 Digital auf der Fläche – das neue Einkaufserlebnis | 7
Abb. 5: Erwartete Entwicklung des E-Commerce-Anteils bis 2020, % Zustimmung 64 % der Befragten gehen davon aus, dass der Online-Anteil ein Sättigungsniveau erreichen wird – nach Ansicht von 42 % der Befragten „von gleicher Bedeutung“ wie Stationär… 64 % 42 % 93 % 21 % 50 % 50 % „Der Anteil des Online-Handels „Stationäre Fläche und Online-Handel wird ab einem gewissen Sättigungsgrad werden zukünftig gleichbedeutend nicht weiter wachsen“ nebeneinander existieren“ Branchen Gesamt Fashion, Sports & Accessories Sonstiger Fachhandel Basis: Alle befragten Unternehmen inkl. Online-/ Distanzhandel, Mehrfachantworten möglich Abb. 6: Erwarteter Online-Anteil als % des Umsatzes bis 2020 ... dabei bedeutet „gleichwertig“ vor allem gleichwertig in der Wahrnehmung des Kunden – der defacto-Anteil wird mittelfristig in allen Branchen noch auf < 50 % geschätzt. Branchenvergleich Fashion, Sports & Accessories 21 % 24 % 18 % 26 % 23 % Branchen Fashion, Sports Sonstiger Monobrand Multibrand Gesamt & Accessories Fachhandel Basis: Alle befragten Unternehmen exkl. Online-/ Distanzhandel Deutlich höher liegt die Prognose zum „Man darf nicht über ‚Online‘ und ‚Offline‘ Online-Umsatzanteil der Monobrand Fashion- nachdenken, sondern über den Vertrieb und die Händler mit durchschnittlich 26 %. Hier scheint Präsentation der Marke auf unterschiedlichen sich widerzuspiegeln, dass E-Commerce für die ‚Devices‘ – vom Device iPad bis zum Device Markenhersteller nicht nur einen weiteren Ver- Filiale. Insbesondere für Markenhersteller ist es triebsweg darstellt, sondern die Chance einen wichtig hier Vorreiter zu sein, um ein ganzheit- direkten Kanal zum Kunden zu eröffnen, über liches Markenbild aufzubauen und den Kunden den die Marke ganzheitlich vermittelt und so überall mit einer Stimme zu erreichen.“ Umsatz gebunden werden kann. COO, Globale Modemarke Hinsichtlich der zukünftigen Rolle des E-Com- merce sind sich die befragten Stationärhändler Auch scheint es, dass aus Sicht der Händler die einig: das Angebot einer maximalen Auswahl, die Zeiten der Online-Schnäppchenjagd der Kunden informative Vorbereitung des Stationärkaufs und vorbei sind, da das Angebot besonders preis- Convenience hinsichtlich zeitlicher und räumlicher werter Produkte nach Erwartung der Top-Mana- Erreichbarkeit bilden die Top 3 der zukünftigen ger zukünftig keine Hauptaufgabe des Internets Aufgaben (s. Abb. 7). mehr sein wird. Auffällig ist die Zurückhaltung der 8 | Digital auf der Fläche – das neue Einkaufserlebnis
Stationärhändler in Bezug auf ‚fortgeschrittenere‘ „In the future, E-Commerce and brick-and-mort- E-Commerce-Funktionen; so wird die zunehmen- ar will have to work together: E-Commerce is for de Bedeutung von Nutzer-Communities und die commodity purchases that are standards, brick- Individualisierung von Angeboten zwar anerkannt, and-mortar is for experience and individualized jedoch noch zurückhaltend bewertet. Im Vergleich advice.” zu den befragten Distanz- und Online-Händlern N. Crespin, COO, Michael Kors zeigen sich hier mit die größten Abweichungen. Schätzen Stationär- und Online-Händler die Bedeu- tung von Anregungen aus Nutzer-Communities als Um dieser zukünftigen Rolle gerecht zu werden, Rolle des Online-Kanals noch weitgehend gleich muss sich der Online-Kanal auf Funktionen fokus- ein, sehen Onliner weitaus mehr Potenzial für das sieren. Händler aus dem Bereich sonstiger Fach- Thema ‚Angebot individueller Empfehlungen‘. Als handel und Multibrand Fashion, Sports & Acces- Grundvoraussetzung hierfür wird auf gut entwickel- sories verweisen auf technische Aspekte eines te Algorithmen hingewiesen, für deren Entwick- exzellenten Online-Angebots wie z. B. reibungslose lung Online Pure Player mit einer entsprechenden Zahlungsabwicklung, Transparenz der Bestellab- technisch orientierten Firmenkultur a priori besser wicklung, verlässliche, schnelle Logistikprozesse aufgestellt sind als traditionelle Stationärhändler. oder User-freundlich aufgebaute Websites. Selbst Top-Stationärhändler scheinen den E-Com- merce-Aspekt des Multichannel-Modells noch nicht Insbesondere für Multibrand-Händler ist auch der ganzheitlich in ihre Vision integriert zu haben. Aspekt der thematischen Angebotsgliederung aus unterschiedlichsten Blickwinkeln wichtig, um „Bequemlichkeit und Komfort sind sicherlich unterschiedlichen Kunden- und Kaufmotivationen zwei der großen Vorteile des Online-Kanals. gerecht zu werden. Ebenso bietet die Online-Umgebung gute Möglichkeiten, die Kunden über personalisierte „Insbesondere für [Multibrand-]Premiumhänd- Angebote und individualisierte Empfehlungen ler ist es wichtig, online viele unterschiedliche anzusprechen – vorausgesetzt die Algorithmen Einstiege in Themen zu geben, damit der Kunde stimmen und die Empfehlungen sind relevant zu Käufen inspiriert wird.” für den Kunden.” J. Diekmann, Head of Cross-Channel & Business Dr. S. Zoll, Vice President, eBay Germany Development, Parfümerie Douglas Abb. 7: Erwartete zukünftige Rolle des E-Commerce, Grad der Zustimmung Für die Befragten ist die Präsentation maximaler Sortimente die Aufgabe des Online-Kanals; individu- alisierte oder nutzergetriebene Angebote sind nachrangig. Angebot max. Auswahl (Endless-Aisles) Online-Händler sehen Umgehung von Öffnungszeiten & Erreichbarkeit den stationären Handel in der Rolle des Vorbereitung des Stationäreinkaufs Kauf-Vorbereiters. Angebot von Nischenprodukten (Long Tail) Abwicklung wiederkehrender Alltagseinkäufe Angebot besonders preiswerter Produkte Einkaufsanregungen von Nutzer-Communities Online-Händler sehen Angebot sperriger Produkte hier das Internet in der Vorreiter-Rolle. Angebot individuell optimierter Empfehlungen 0 = Stimme gar nicht zu; 10 = Stimme voll und ganz zu 0 6 7 8 9 10 Basis: Alle befragten Unternehmen Durchschnittliche Einschätzung Digital auf der Fläche – das neue Einkaufserlebnis | 9
Im Zuge der Entwicklung von Multichannel- „Im Handel geht es um maximale Convenien- Modellen und -Strategien stehen insbesondere klei- ce und Effizienz für den Kunden, egal ob im ne und mittelständische Unternehmen vor großen Online- oder Offline-Handel. Dafür müssen die Herausforderungen. Ein weniger dichtes Filialnetz Prozesse für eine unmittelbare Produktverfüg- zum Beispiel limitiert die Möglichkeiten eines ganz- barkeit, schnelle Auftragsabwicklung, zuverläs- heitlichen Angebots von Multichannel-Services. sige Zahlung und Transparenz über den Bestell- In der Konsequenz müssen diese Händler bei der status in beiden Welten ausgebaut werden. Mit Erarbeitung von eigenen Online- und Multichannel- der Zeit wird man dann kaum noch Unterschie- Modellen wesentlich kreativer sein. de zwischen den Kanälen feststellen können.“ R. Sperrle, CIO, Tengelmann Gruppe Es muss ein eigener Ansatz für das Online-Geschäft gefunden werden, der es möglich macht, sich von Monobrand Fashion-Händler sehen die funktiona- großen Händlern zu differenzieren, die Multichan- len Herausforderungen vor allem in der Realisie- nel-Bedürfnisse des eigenen eventuell lokalen rung eines nahtlosen Kunden- und Einkaufserleb- Kunden zu adressieren und Größennachteile, z. B. nisses auf Basis vollständig integrierter Kanäle. im Investmentvolumen intelligent auszugleichen. In Diese Vision bestimmt dann die funktionalen diesem Kontext können auch Drittplattformen eine Anforderungen an den Online-Auftritt, von kanal- wichtige Rolle spielen. Sie bieten kleinen und mittel- übergreifend abgestimmten Sortimenten und Loyal- ständischen Unternehmen einen Online-Vertriebs- ty-Programmen bis hin zur Cross-Channel-Logistik. kanal, ohne dass auf Seiten der Händler die notwen- dige Infrastruktur aufgebaut werden muss. „Hauptthema ist die vollständige Integration der Kanäle – wo auch immer der Kunde ist, er muss das Gefühl eines ‚single views‘ haben. Dies treibt die Online- und Offline-Funktionalitäten.” COO, Globale Modemarke 4. DIE ZUKÜNFTIGE ROLLE DER FLÄCHE AUS SICHT DES HANDELS Marken- und Produktinszenierung, Eventisierung, Kontakte in einer digitalisierten Welt zu bieten, z. B. Service und Beratung – damit lässt sich zusam- durch Events oder ‚Aufenthaltsservices‘, in die der menfassen, worin die befragten Händler zukünftig Kauf eingebettet ist (s. Abb. 8). Dabei ist wichtig, die Aufgabe der Fläche sehen, unabhängig davon, dass sich Technologien auf der Fläche nahtlos in ob der Befragte aus dem Bereich Stationär- oder den menschlichen Kontakt einfügen, da ansons- Distanz-/ Online-Handel kommt und auch nahezu ten die soziale Komponente des Einkauferlebnis- unabhängig davon, welcher Handelsbranche er ses verloren geht. Insofern gelte es, Strategien zu angehört. entwickeln, die erlebnisorientierte Elemente in den Vordergrund stellen und Einkaufen zur Freizeitbe- Eine Rückbesinnung auf ‚klassische Handelstugen- schäftigung erheben sowie eine Profilierung gegen- den‘ als einzige Antwort auf den E-Commerce? über dem stark informations- und transaktionsge- Teilweise und doch nicht nur. Alle Befragten stellen triebenen Online-Handel ermöglichen. heraus, dass es sicherlich darum geht, klassische Handelswerte weiterzuführen, jedoch radikaler und „Shopping, esp. for apparel, has a social and durchdachter als zuvor, denn ein Revival der tradi- fun factor. People do not only go shopping to tionellen Filiale sehen mehr als 80 % der Befragten acquire necessities. They go shopping to spend nicht. Um Marken erlebbar zu machen und zum time with friends and family and to meet Stöbern sowie zu Spontankäufen zu inspirieren, people. THIS is an element that no eShop müssen Filialen aus Sicht der befragten Manager will ever provide.” dem Kunden ‚Aufenthaltsqualität‘ bieten und ihre T. Cole, Ex-Vice Chairman & -CAO, Macy’s Chance nutzen, reale Erfahrungen und menschliche 10 | Digital auf der Fläche – das neue Einkaufserlebnis
Abb. 8: Erwartete zukünftige Rollen der Filiale, Grad der Zustimmung Marke und Händler erlebbar zu machen, zum Kauf zu inspirieren und kuratierte Sortimente zu präsen- tieren seien zukünftig die Hauptaufgaben der Filiale. Marken erlebbar machen Zu Spontankäufen inspirieren Das Stöbern in kuratierten Sortimenten ermöglichen Verkauf beratungsintensiver Produkte Ort für Aktivitäten rund um den Händler/ die Marke sein Abholstation für Online-Bestellungen Präsentation lokaler Sortimente Service-Station Minilager Showroom ohne Verkauf 0 = Stimme gar nicht zu; 10 = Stimme voll und ganz zu 0 4 5 6 7 8 9 10 Basis: Alle befragten Unternehmen Durchschnittliche Einschätzung „Eventisierung wird heute zum großen Teil noch „Filialen müssen in jeder Hinsicht aus dem heute vernachlässigt. Dabei sollte nicht unterschätzt oft vorherrschenden reaktiven Modus heraus werden, wie wichtig Events für die Bindung und hin zum aktiven Beratungsmodus hinsicht- von Stammkunden sind – gerade im Premium- lich der Filial- als auch der Online-Services. bereich, bei dem es auch darum geht, dem Multichannel-Services müssen klar kommuni- Kunden seine Zugehörigkeit zu einem ziert und ihr Mehrwert dargestellt werden.” exklusiven Kreis zu zeigen.” J. Diekmann, Head of Cross-Channel & Business Dr. S. Potyka, Geschäftsführer, Van Laack Development, Parfümerie Douglas Beratung und Service stellen die zweite große Ach- „Die Daten- und Kundenanalyse ist im Internet se dar. Noch bessere Beratung sei gefragt in einer natürlich wesentlich weiter entwickelt. Nicht zu Zeit, in der Kunden teilweise besser informiert sind unterschätzen ist aber die Bindung und Bezie- als Filialmitarbeiter. Außerdem sei es wichtig auf hung zwischen Stammkunden und Mitarbeitern. die individuellen Wünsche des Kunden einzugehen, Der stationäre Handel muss Wege finden, das z. B. indem das Verkaufspersonal durch die entspre- Wissen seiner Mitarbeiter besser zu nutzen – chende technische Ausstattung Zugang zur Kauf- sozusagen ein Data Mining der Mitarbeiter.” historie eines Kunden bekommt. M. Ramelow, Geschäftsführer, Modehaus Gustav Ramelow Obwohl Stationärhändler die Bedeutung indivi- dualisierter Angebote im Internet noch zurück- haltend bewerten, ist der Kunde schon längst „Ein gutes Sortiment, exzellente Beratung, gewöhnt, dass ein Online-Händler seine Präferen- kanalübergreifendes Wissen des Verkaufsper- zen kennt. Das führt dazu, dass er einen gleichen sonals und Anpassung an Sonderwünsche des Service auch im stationären Handel erwartet. (Online-)Kunden werden Erfolgsfaktoren in der Beratung und Services hätten sich dabei nicht Filiale sein.” auf Filialservices und Produkte zu begrenzen, Director E-Commerce, Globale Modemarke sondern müssten auch Multichannel (Service-) Beratung aktiv mit einbeziehen. Digital auf der Fläche – das neue Einkaufserlebnis | 11
Die Filiale vor allem zum Minilager, zur Service- aussichtsreich solange der Kunde erwartet, seine station oder zum reinen Showroom zu machen, Einkäufe schnell, effizient und unkompliziert zu erscheint den befragten Managern keine Option erledigen. Die Emotionalisierung des Einkaufs ist – letztlich mache das die Fläche an sich obsolet. hier also nicht nur eine größere Herausforderung, Insbesondere das Thema Showrooming wird dabei es stellt sich grundlegend die Frage, in wie weit sie kritisch gesehen - zu wichtig sei der Wunsch des sich als Hauptstrategie eignet, um E-Commerce zu Kunden die Ware direkt mitzunehmen, vor allem in begegnen. Kategorien, in denen der Kunde bereits während des Kaufs eine emotionale Beziehung zum Pro- Ausnahmen gibt es natürlich, z. B. den Lebensmit- dukt herstellt. Trotzdem sehen einige der Befrag- telhandel mit Premiumsortimenten. Die Emotio- ten, dass Vielfalt zukünftig ein Thema des Inter- nalisierung der Fläche kann auch hier die Position nets wird. Die Filiale wird ein kundenorientiertes der Filiale gegenüber dem Online-Kanal stärken, Sortiment bieten; wenn es um große Auswahl vor allem aber auch gegenüber dem stationären geht, begibt der Kunde sich aber ins Netz, was Wettbewerb. natürlich auch die virtuelle Regalverlängerung in der Filiale bedeuten kann, die es dem Kunden Vergleicht man hinsichtlich dieser zukünftigen ermöglicht, zusätzliche Produkte plastisch anzu- Rollen der Filiale den aktuellen und angestrebten schauen und gegebenenfalls sogar virtuell anzu- Zustand der angebotenen Multichannel-Services, probieren. fällt auf, dass die Manager vor allem Services mit RoPo-Effekt (Research Online, Purchase Offline, „Kunden wollen in der Filiale reale Produkte beziehungsweise umgekehrt) ins Visier nehmen erleben. Im Fashion-Bereich baut der Kunde (s. Abb. 9). So stehen In-Store Retoure & Pick-up bereits während des Kaufs eine emotionale sowie der online Verfügbarkeits-Check von Filialbe- Beziehung zum Produkt auf, er identifiziert ständen ganz oben auf der Liste – sowohl bei bereits sich damit und möchte es dann stolz nach installierten als auch zukünftig geplanten Services. Hause tragen. Da passt reines Showrooming nur schwer ins Konzept.” Gleichzeitig geben die Befragten an, dass eben diese J. Huber, Geschäftsführer, Garhammer Services nicht die Kernbedürfnisse der Konsumenten befriedigen. Ein Kunde der online bestellt, tut dies unter anderem aufgrund der Convenience. Dazu Es bleibt die Frage, welche Optionen sich für passt aber nicht, das Produkt in der Filiale abzuholen Händler stärker transaktionell ausgerichteter oder zurückzubringen, wenn es auch einfach zuge- Branchen ergeben wie z. B. dem DIY-Handel. Hier schickt und abgeholt werden kann. Hier muss ein ist der Druck aus dem Online-Handel heute noch Händler klar für sich identifizieren, welche Services wesentlich geringer als beispielsweise im Bereich sein Kunde nachfragt und welche strategisch ange- Fashion. Grund hierfür ist eine deutlich komplexe- boten werden müssen, um die Filiale zu stärken. re und dadurch kostenintensive Logistik. Es muss allerdings klar sein, dass es sich hierbei lediglich Beim Thema Digitalisierung der Fläche dominieren um eine Verzögerung, nicht um einen dauerhaf- Mobile Payment, QR-Code-Information und perso- ten Zustand handelt. Betroffene Branchen müssen nalisierte Angebote aktuell die Agenda der Mana- die Chance nutzen, ihren stationären Handel zu ger. Auffällig ist, dass dem Bereich Cross-Chan- stärken und gleichzeitig sinnvolle Verknüpfungen nel-Kommunikation und -Marketing (Kampagnen, zum Online-Handel aufzubauen, ohne dabei in eine Loyalty-Programme), die heute noch weit weniger reaktive Position wie teilweise der Bekleidungsein- verbreitet als z. B. In-store Retouren, keine Ent- zelhandel zu geraten. wicklungspriorität gegeben wird. Die Frage ist zu stellen, wie die Händler das Ziel des nahtlosen Kun- Deutlich dabei ist allerdings auch, dass die zukünf- denerlebnisses realisieren wollen, wenn das Thema tige Rolle der Filiale in transaktionelleren Branchen kanalübergreifende Kommunikation und Promotion nicht die Gleiche wie im Bereich Fashion sein kann. hinten angestellt wird. Mehr Aufenthaltsqualität für eine längere Ver- weildauer oder gar den Einkauf zur gemeinsamen Freizeitbeschäftigung zu erheben, scheint wenig 12 | Digital auf der Fläche – das neue Einkaufserlebnis
Abb. 9: Aktuell angebotene versus zukünftig geplante Multichannel-Services, % der befragten Unternehmen Filial-Services In-Store Pick-up 53 % 94 % In-Store Retoure 58 % 92 % Personalisierte Angebote 47 % 83 % Mobile Payment 14 % 75 % Virtuelle Displays und Tools 31 % 64 % QR-Code-Informationen 39 % 64 % Online-Kiosks 39 % 58 % Kundenrezensionen 22 % 53 % Online-Services Verfügbarkeitscheck 31 % 86 % Reservierung von Produkten 22 % 78 % Reservierung von Beratung 17 % 50 % Beratung durch Filialmitarbeiter 14 % 42 % Filiallieferung von Online-Produkten 28 % 36 % Cross-Channel Loyalty-Programm 25 % 47 % Gutscheine 31 % 44 % Kampagnen 28 % 39 % Cross-Channel Warenkorb 3% 25 % Basis: Alle befragten Unternehmen Aktuell Zukünftig 5. KONSEQUENZEN FÜR DEN HANDEL Welche Auswirkungen auf den Handel und dessen Option ‚online Long Tail‘ Sortimentierung als zentrale Angebotselemente ergeben sich aus den Komplexitätsreduktion für den Kunden ein zukünftigen Rollen von Online-Handel und Filiale in zentraler Service der Filiale sein kann und muss. einer Omnichannel-Welt? Was bedeuten die Verän- derungen für Sortimente, Mitarbeiter und Marketing 2. Die Anforderungen an die Beratungskompetenz sowie letztendlich für die Filiale und den Standort? aber auch an die Cross-Channel-Kompetenz (s. Abb. 10) der Mitarbeiter werden steigen. Beratungs- kompetenz ist dabei zum einen gefragt, um den 1. Sortimente werden enger und spezifischer Beratungsvorsprung der Filiale gegenüber dem auf lokale Kundenwünsche zugeschnitten. Online-Kanal zu sichern. Zum andere stellen die Doch auch hier muss differenziert werden – Befragten aber heraus, dass es auch um eine z. B. sehen die befragten (internationalen) erhöhte Kompetenz hinsichtlich der Online-/ Monobrand-Händler strategiebedingt weniger Offline-Kundenführung geht. Spielraum für lokal differenzierte Sortimente, Multibrand-Händler aber sehen deutlich eine 3. Marketing in der Filiale muss individualisiert, Chance, zusätzliche Umsatzpotenziale durch digitalisiert, lokalisiert und stärker über alle regional angepasste Sortimente zu heben. Einig Kanäle integriert werden. Interessanterweise sind sich die Händler jedoch, dass durch die bestätigten dabei die Befragten die große Digital auf der Fläche – das neue Einkaufserlebnis | 13
Abb. 10: Erwartete Entwicklung zentraler Handelshebel Filialen werden … ... vielfältiger 7,7 ... kleinflächiger 7,2 ... großflächiger 4,0 Sortimente werden … ... spezifischer für lokale Kunden 6,7 ... enger 6,3 ... virtueller 5,9 ... breiter 3,5 Mitarbeiter werden … … hohe Verkaufs-/ Beratungskompetenz benötigen 8,3 ... individueller auf die Kunden eingehen 7,9 ... auch für den Online-Kanal aktiv werden 7,5 ... eine wichtige Rolle in Communities haben 6,4 ... eher Service-Provider als Verkäufer sein 4,8 Das Marketing wird … ... individueller 8,3 ... integrierter 8,1 ... digitaler 7,8 ... lokaler 7,0 0 = Stimme gar nicht zu; 10 = Stimme voll und ganz zu 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Basis: Alle befragten Unternehmen Durchschnittliche Einschätzung Bedeutung dieses Themas, während zuvor die nenstadtlagen erschließen und auch die Filialnet- Ausweitung von Cross-Channel-Kommunika- ze auszuweiten kann wieder Sinn machen, wenn tionsservices weit unten auf der Agenda der kein Zwang zum Vollsortiment besteht. Händler rangierte. Und es waren nicht nur die vertikalen Markenhändler, die die Notwendigkeit 5. Das Filial-Management verändert sich in drei von Cross-Channel harmonisierter Aktivitäten zur zentralen Dimensionen: Markenbildung hervorhoben. Dimension 1: Die Abbildung von Omnichan- nel-Effekten in der Erfolgsmessung 4. Filialformate innerhalb eines Netzwerks werden vielfältiger – und vor allem kleiner. Die Idee „On- Mit der Erwartung, dass Filialen kleiner und in ein line = Long Tail“ dominiert deutlich die Erwar- Gesamtnetz von Multichannel-Kauf- und Service- tungen. Durch Multichannel-Konzepte würden prozessen eingebettet werden, steigt – hier sind Filialsortimente flexibler. In der Folge können sich die Befragen einig – die Notwendigkeit, Multi- sich Händler neue Formate und damit Präsenz channel-Effekte in der Produktivitätsmessung erschließen. ‚Großformat‘-Branchen wie DIY, abzubilden. Hier geht es nicht nur um Online-/ Möbel oder auch Sport können sich Premium-In- Offline-Effekte sondern auch um Offline-/ Off- 14 | Digital auf der Fläche – das neue Einkaufserlebnis
line-Effekte. Ein befragter US-Manager verdeutlich Dimension 3: Das Multichannel-Bestands dies am Beispiel einer kleinen Filiale mit B-Lage: management und die Schlüsselrolle der „Früher bediente diese Filiale ihr Einzugsgebiet. Supply Chain Heute sind ihre eigenen Umsätze zurückgegan- Multichannel-Services wie Click-and-Collect oder gen, denn Kunden kaufen ‚Standards‘ im Internet In-store-Retouren werden nicht nur die Komple- und ‚Besonderes‘ in der Innenstadt. Die Filiale xität der Prozesse in der Filiale, sondern auch die nimmt aber häufig Retouren sowohl aus dem des filialnetzwerkweiten Bestandsmanagements Internet als auch aus Innenstadtfilialen an, das ge- treiben. Dies umfasst die Planung von Nachver- samte Prozessvolumen kann also sogar gestiegen sorgungszyklen und Parametern für Zentral- sein – die Produktivität dieser Filiale nur anhand lager, regionale Lager sowie Filialen, um trotz von Umsatz pro m2 zu bewerten wäre fatal.“ komplexerer Bedarfsstrukturen der Bestellwege sowie vielfältiger Fulfillment-Optionen hohe „Der Erfolg des Verkäufers muss messbar Verfügbarkeit, Service-Levels und Bestandsef- bleiben – auch wenn der Kunde nach der fizienz sicherzustellen. Dies erfordert eine volle Beratung Richtung E-Commerce gescho- Transparenz über Bestände, Verfügbarkeiten ben wird. Mitarbeiter- und Filialproduk- und Service-Levels – zu jedem Zeitpunkt und an tivitätsbewertung muss entsprechend jedem Kundenkontaktpunkt. Gleichzeitig müssen verändert werden.” Netzwerkstrukturen und Distributionszentren COO, Globale Modemarke so angepasst werden, dass wettbewerbsfähige Lieferzeiten und Verlässlichkeit minimalen Kosten Dimension 2: Die Schulung und Incentivierung gegenüberstehen. der Mitarbeiter für Cross-Channel-Prozesse Wo es um den Aufbau eines nahtlosen Kundener- Wenn es gelingt, diese zentralen Auswirkungen der lebnisses geht, müssen auch die Filialmitarbeiter Multichannel-Entwicklung auf Sortimente, Mitarbei- geschult sein, um die angebotenen Multichannel- ter, Marketing und das Filialmanagement in einem Services zu unterstützen und aktiv anzubieten. auf die eigene Positionierung bezogenen Konzept Zudem sehen die meisten Befragten ein Risiko zu adressieren, wird dem stationären Händler aus darin, dass Mitarbeiter in der Filiale und in der dem fortgesetzten Wachstum des E-Commerce kei- Zentrale weiter in Silos denken und agieren. Hier ne existenzielle Bedrohung erwachsen, so der Tenor deutlich zu machen, dass es nicht um Filiale vs. unserer Befragung. Die Chance für den stationären Online Store sondern um ‚kauf bei mir vs. beim Handel liege in seiner Grundeigenschaft ‚physisch‘ Wettbewerb‘ gehe, stellt für viele der Befragten zu sein und durch seine Mitarbeiter ein mensch- auch heute noch die zentrale Herausforderung dar. liches Gesicht zu haben. Neue Technik kann hier Entsprechend ausgerichtete Anreizsysteme wären helfen, das was mit dem Schritt aus dem familien- notwendig, um eine Umorientierung der Mitarbei- geführten, einzelnen Fachgeschäft verloren ging, ter zu bewirken, genauso wie ein von der obersten wiederzubeleben: die individuelle Betreuung eines Führungsebene vorgelebter kultureller Wandel. Kunden mit Kauf- und Kontakthistorie – nicht eines anonymen Transaktionsteilnehmers. Richtig ver- „Den Multichannel-Servicegedanken bei standenes und umgesetztes CRM wird hierbei von den Filialmitarbeitern zu verankern ist entscheidender Bedeutung sein. auch eine Frage des Anreizes. Idealerwei- se sollte der Multichannel-Verkaufserfolg „Die zukünftige Rolle des stationären des Einzelnen in seiner Vergütung abge- Handels wird die eines Treffpunktes und bildet sein. Marktplatzes sein.” L. Mandac, Vorsitzender des Aufsichts- M. Rauschen, Geschäftsführer, Lengermann rates, Galeria Kaufhof & Trieschmann Digital auf der Fläche – das neue Einkaufserlebnis | 15
Räumliche Auswirkungen des Online-Handels im urbanen Kontext Der durch den wachsenden E-Commerce getrie- Die Handelsunternehmen dürfen in Zeiten des bene Strukturwandel erzeugt einen hohen Hand- Umbruchs nicht zusätzlich belastet werden. lungsdruck für den Handel, der sich unmittelbar Vielmehr sind jetzt finanzielle und bürokratische auch auf die Standorte, insbesondere die Innen- Entlastungen sowie ein gesetzlicher Rahmen städte, auswirkt. Vielerorts sind sinkende Kunden- gefordert, der einen fairen Wettbewerb zwischen frequenzen zu beobachten, die das Geschäftsmo- den Vertriebskanälen des Handels ermöglicht. dell „Stadt und Handel“ in Frage stellen. Über 60 % der Händler berichten laut HDE-Umfrage Um gemeinsam richtige Entscheidungen treffen von zurückgehenden Besucherzahlen in den zu können, sind die entsprechenden Voraus- vergangenen zwei Jahren. Frequenzverluste setzungen zu schaffen. Dazu dient eine Studie treffen vor allem den Fachhandel und die zen- in Kooperation mit dem Bundesministerium tralen Innenstadtlagen aller Stadtgrößen. für Umwelt, Natur, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) sowie in enger Abstimmung mit den Städte und Gemeinden sind daher gefordert, kommunalen Spitzenverbänden, die sich mit die Attraktivität der Standorte zu erhalten und den möglichen räumlichen Auswirkungen von zu erhöhen (s. Abb. 11). Funktionsvielfalt, hohe „Online-Shopping“ auf Innenstädte, Stadtteil- und Aufenthaltsqualität und gute Erreichbarkeit sind Ortszentren beschäftigt. Ziel ist es, insbesondere zentrale Ziele der Standortpolitik. die städtebaulichen, räumlichen und strukturellen Auswirkungen zu untersuchen. Im Ergebnis sol- So ist der Handel auf einen leistungsfähigen len Handlungsempfehlungen abgeleitet werden, öffentlichen Nahverkehr angewiesen, auf eine wie und mit welchen Instrumenten die Entwick- moderne Infrastruktur und auf ein attraktives lung in den Innenstädten und Ortszentren vor Umfeld. Das kulturelle Angebot, Grünflächen und dem Hintergrund der Veränderungen durch die historische Bausubstanz können dazu beitra- Online-Shopping positiv gesteuert und gestaltet gen, das Einkaufen in der Stadt zum Erlebnis zu werden kann. Die Ergebnisse der Studie werden machen. Ende 2015 vorliegen. Abb. 11: Mehr Attraktivität am Handelsstandort Über die Hälfte der Befragten Händler fordern eine Verbesserung der Erreichbarkeit der Handels- standorte und dies vor allem für den motorisierten Individualverkehr. Was sollten Städte und Gemeinden tun, um die Attraktivität Frage der Handelsstandorte zu erhalten und zu erhöhen? Verbesserung im motorisierten der Erreichbarkeit 57,8 Individualverkehr 81,7 Investitionen in im öffentlichen öffentlichen Raum 48,8 Personennahverkehr 49,4 verträgliche Ansiedlungspolitik 42,7 im Fahrradverkehr 23,9 deutlich höhere Kundenfrequenzen 34,6 für Fußgänger 20,6 Sonstiges 21,8 Sonstiges 5,0 48,8 % der Befragten erachten Investitionen in den öffentlichen Raum Lesebeispiel zur Erhöhung der Attraktivität der Handelsstandort als notwendig. Quelle: IFH Institut für Handelsforschung Basis: n = 344 Quelle: HDE 16 | Digital auf der Fläche – das neue Einkaufserlebnis
6. DIGITAL AUF DER FLÄCHE: DIE FILIALE DER ZUKUNFT Wie wird also die Filiale der Zukunft aussehen, die gestalten oder die Kauf- und Browsing-Historie des in der Lage ist, Kunden integrierter, individueller, Nutzers zu analysieren, um Angebote zu machen, inspirierender und intelligenter zu bedienen? Wie die mit höherer Wahrscheinlichkeit gekauft werden. können neue digitale Technologien hierfür einge- Durch den Einsatz neuer Technologien können nun setzt werden? Drei Tendenzen zeichnen sich aktuell ähnliche Logiken in der Filiale angewandt werden. ab: Das Luxuskaufhaus Neiman Marcus stattet z. B. Tendenz 1: Die Übertragung von Services, die seine Verkaufsberater mit einer Service-App aus, Kunden in der Online-Welt kennen und schätzen über die diese die Kaufhistorie der registrierten gelernt haben, auf das Einkaufen in der Filiale. Kunden abrufen und so ihre Beratung gezielt auf die Bedürfnisse des jeweiligen Kunden ausrichten Online-Käufer schätzen, dass Ihnen beim Online- können. Kauf detaillierte Produktinformationen und Ver- gleichsmöglichkeiten direkt zur Verfügung stehen „Wichtig ist, digitale Lösungen in den Verkaufs- und dass sie – wenn vorhanden – auf eine breite und Beratungsprozess zu integrieren. Nicht die Basis von Rezensionen anderer Kunden während Maschine verkauft, sondern der Mensch. Technik des Kaufvorgangs zugreifen können. Digitale Lösun- unterstützt dabei.” gen, die diese ‚Services‘ auf die Fläche bringen, sind L. Mandac, Vorsitzender des Aufsichts- bereits heute bei einigen innovativen Händlern zu rates, Galeria Kaufhof beobachten. Häufig sind dabei vor allem Lösungen, die zusätzliche Produktinformationen auf die Fläche bringen – wie die Schuh-App von Breuninger, die Wenn kaufgestaltende Lösungen nicht in die dem Verkaufspersonal im Breuninger Haus in Düs- persönliche Beratung durch den Filialmitarbeiter seldorf zur Verfügung steht, um die Konsumenten eingebunden sind, ist eine zentrale Herausforderung am POS mit aktuellen Informationen zu den Pro- – zumindest heute noch – das Wiedererkennen des dukten ihrer Wahl zu versorgen. Kunden in der Filiale. Da der Einsatz automatischer Gesichtserkennungssoftware oft nicht nur recht- Ein anderes Beispiel sind Videos und Modetipps, lich, sondern auch moralisch kontrovers ist, müssen die Macy’s den Käufern von Kosmetikprodukten via mehrwerthaltige Mechanismen gefunden werden, QR-Codes auf den Produkten in der Filiale zugäng- die den Kunden zum freiwilligen Check-In bewegen, lich macht. Aber auch das Thema der Integration etwa mit Exklusivangeboten oder Rabatten. von Social Feedback auf der Fläche findet erste Anwendungsbeispiele: C&A Brasilien hat im Rah- Zu beobachten sind in diesem Zusammenhang auch men seiner ‚Fashion Like‘-Kampagne Facebook händlerübergreifende Angebote, wie die Shopping Likes seiner Kunden für ausgewählte Produkte via App shopkick, mit der Kunden Check-In-Punkte digitaler Displays an Kleiderbügeln auf die Fläche bei verschiedenen Händlern sammeln können. Ob gebracht. Vielleicht noch ein erstes, wenig skalier- und welches dieser Angebote sich in Deutschland bares Experiment in Sachen In-Store Social Feed- durchsetzen wird, ist jedoch noch nicht abzusehen. back – jedoch aufbauend auf einem, insbesondere von jüngeren Konsumenten gelernten, Online Shop- Tendenz 3: Der zunehmende Einsatz digitaler ping-Aspekt. Angebote zur Steigerung der Aufenthaltsqualität in der Filiale – intelligentes, digitales ‚Entertain- Tendenz 2: Die Entwicklung von Lösungen, die es ment‘. erlauben, die „Reise des Kunden durch die Filiale“ besser zu analysieren und dann hinsichtlich einer Sicherlich ist der Einsatz von z. B. Video-Screens erhöhten Kauf-Conversion zu optimieren. keine Revolution – schon lange experimentieren Fashion-Händler mit Bildschirmen, auf denen zur Im Online Shop ist es gang und gäbe, die Bewe- Unterhaltung der Kunden z. B. Image oder Runway gungen des Käufers auf der Website zu analysieren Shows abgespielt werden. Innovative Händler kre- und die Website dann kaufabschlusswirksam zu ieren jedoch heute mit audiovisuellen Installationen Digital auf der Fläche – das neue Einkaufserlebnis | 17
ganzheitliche Markenerlebnisse, die den Kunden abzusehen – der Handel testet Displays, Tablets, interaktiv einbeziehen. Ein besonders innovatives Apps etc. US-Manager, in deren Heimatmarkt die high-end Beispiel hierfür ist Burberrys Flagship Digitalisierung der Fläche gegenüber Deutsch- Store in London, in dem die Marke regelrecht digital land früher aufgegriffen wurde, weisen darauf hin, zelebriert wird, wenn sich – ausgelöst durch RFID- dass bei der Digitalisierung der Fläche vermieden Chips in ausgewählten Kleidungsstücken – Spiegel werden sollte, Spielereien aufzubauen. Ziel müsse in Bildschirme verwandeln, die exklusives Videoma- es sein, auf dem Gerät des Kunden, z. B. seinem terial zu den Kleidungsstücken zeigen. Sicherlich Smartphone, in seiner gewohnten Medienumge- eine finanziell aufwendige Lösung – das Umsatz- bung eingebunden zu sein – durch ein App-An- wachstum von 12 % im stationären Geschäft 2013 gebot, das sämtliche Kommunikation und Dienst- scheint Burberry jedoch Recht zu geben. Ein ande- leistungen des Händlers bündelt. Vorteile dieser res Beispiel sind Uniqlos digitale Spiegel, die es den Strategie: Sie setzt dort an, wo insbesondere jünge- Kunden ermöglichen, auf Knopfdruck die Farbe von re Kunden sich aufhalten, sie setzt Medienbarrieren Kleidungsstücken zu ändern, wenn sie diese vor in zeitlich versetzten Interaktionen mit dem Händler dem Spiegel anprobieren. Dies sind unterschied- herab und birgt nicht zuletzt handfeste Kostenein- lichste Lösungen, denen jedoch ein überraschender, sparungen für digitales Equipment in der Filiale. spielerischer Umgang mit Technik gemein ist, der den Kunden fasziniert und ihm Mehrwert bietet – „The focus, at least in the US, is the APP or the zunächst ist die Kreativität des Händlers und erst system that enables a retailer to give in-store dann seine Investitionsstärke gefragt. digital services to customers - on their own device.” Welche technischen Lösungen sich für die Digitali- T. Cole, Ex-Vice Chairman & -CAO, Macy’s sierung durchsetzen werden, ist aktuell noch nicht 7. FAZIT UND ABSCHLIESSENDE BEWERTUNG Ausgangspunkt dieser Untersuchung stellten vier Möglichkeit bietet, Handelskonzepte (Standorte, zentrale Thesen zur Zukunft der Fläche dar, die Filialformate, Service-Angebote) zu variieren, neu wir in unseren Gesprächen mit den Top-Handels zu denken, und dass Multichannel nicht zwingend managern in weiten Teilen bestätigt gefunden eine Gefahr für die Fläche, sondern vor allem haben. Einigkeit herrscht insbesondere hinsicht- auch Chancen für Neugestaltung bietet. lich der Erwartung, dass das Wachstum des E-Commerce endlich ist und das mittelfristig ein Um diese Chance zu nutzen, muss der Handel stabiles Level der Verteilung Online- vs. Offline- jedoch weitgehende Änderungen vornehmen – Handelsumsätze gefunden wird. auch in seinem Stationärgeschäft. Neue Prozesse, Steuerungssysteme, IT-Infrastrukturen und sogar Ebenso bestätigt sehen wir die Thesen, dass in Mitarbeiter(-anforderungen) stehen im Fokus. diesem „stabilen“ Umfeld Online- und Stationär Sicherlich sind große Händler finanziell besser handel spezifische Rollen zukommen werden, wobei ausgestattet, sich dieser Herausforderung zu stel- die Filialen mehrheitlich als der Ort für Marken- und len. Unsere Studie zeigt jedoch auch, dass kleine Produktinszenierung, Emotionalisierung, Beratung und mittelständische Händler durch kreativen und und Service gesehen wird. Überraschend ist jedoch, geschickten Einsatz von händlerübergreifenden wie monothematisch die Befragten die zukünftigen Lösungen solche Größennachteile ausgleichen Rolle der Filiale sehen – insbesondere die Befragten können. mit Stationärhandels-DNA denken noch wenig pro- gressiv und beziehen die Möglichkeiten der Indivi- dualisierung und Personalisierung digitaler Angebo- te weniger in ihre Überlegungen mit ein. Andererseits hat der Handel jedoch erkannt, dass sich durch E-Commerce und Multichannel die 18 | Digital auf der Fläche – das neue Einkaufserlebnis
Kurt Salmon ist ein global agierendes Management Consulting- Unternehmen mit einzigartiger Branchenexpertise und Spezialisierung auf Konsumgüter und Handel. Kurt Salmon erarbeitet und implementiert Strategien und Lösungen mit bedeutsamem und messbarem Nutzen für die Branchenführer von heute und morgen. Die Kombination aus langjähriger Erfahrung, ganzheitlichem Ansatz, Methoden und Tools sowie kultureller Anpassungsfähigkeit ermöglicht es uns, unsere Kunden zu unterstützen, jetzt und zukünftig erfolgreich zu sein – egal wie die Zukunft aussehen wird. UNSERE SERVICES: DIE AUTOREN: Strategie und Transformation Dorothea Ern-Stockum » Consumer Insights und Markenstrategie Geschäftsführerin » Vertriebs- und Formatstrategie dorothea.ern@kurtsalmon.com » Omnichannel-Strategie Dr. Peter Rinnebach » Internationalisierungs- und Markteintrittsstrategie Senior Manager » Business Transformation peter.rinnebach@kurtsalmon.com » Due Diligence und Post-Akquisition-Integration Inga Flicker Operations Manager » Merchandising und Planung inga.flicker@kurtsalmon.com » Produktentwicklung und Sourcing Hellen Fuchs » Vertriebs- und Filialprozessmanagement Marketing » Supply Chain Management hellen.fuchs@kurtsalmon.com » Logistik und Distributionsmanagement » IT-Strategie, Business Alignment und Implementierungsunterstützung Kurt Salmon Germany GmbH Königsallee 1 1 40212 Düsseldorf T +49 (0) 21 1 7595 0 www.kurtsalmon.com Hong Kong · Shanghai · Tokyo Brüssel · Casablanca · Düsseldorf · Genf · London Luxemburg · Lyon · Manchester · Nantes · Paris Atlanta · Minneapolis · New York · San Francisco © 2014
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