Digitaler Wandel in den Hilfen zur Erziehung - Eine Arbeitshilfe für die Praxis - Der ...
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Titelbild: © kerkezz | stock.adobe.com *„Gehört werden!“ wird in Kooperation der beiden Landesjugendämter umgesetzt und durch das Landesministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration gefördert. Die Fachstelle wird durch die Freie Wohlfahrtspflege NRW und den VPK-Landesverband NRW in einem Beirat unterstützt.
Vorwort Liebe Fachkräfte! Kinder und Jugendli- gerecht zu werden, müssen Fachkräfte über um- che betrifft der digitale fassendes Wissen verfügen, das durch Fortbil- Wandel in der Gesell- dungen regelmäßig aufgefrischt wird. schaft am deutlichsten, dass bestätigen aktuelle Bei der Frage an junge Menschen, die an einer Studien (vgl. JIM-Studie Veranstaltung des Projektes „Gehört werden!“* in 2019). Er bestimmt ihren Duisburg teilnahmen, was für sie in ihrer Einrich- Alltag und ihre Identität tung besonders wichtig sei, wurden u.a. Zugänge und damit auch ihre Kul- zu digitalen Medien sowie die Bereitschaft der tur- und Gesellschafts- Fachkräfte zur Fortbildung in diesem Bereich als bilder. Die Lebenswelt von Jugendlichen kann unabdingbar benannt. www.gehoert-werden.de. nicht mehr losgelöst von sozialen Netzwerken gedacht werden, alleine ihre Peerkommunika- Das unterstreicht die Wichtigkeit, die die jungen tion findet mittlerweile fast vollständig dort statt. Menschen selbst dem Umgang mit digitalen Me- dien beimessen. Im Mittelpunkt der Arbeitshilfe Während der Corona Pandemie zeigte sich sehr steht die Stärkung der Handlungssicherheit der deutlich: Schulkinder, die allein und mit digita- Fachkräfte im Umgang mit den digitalen Medien. lem Unterrichtsstoff arbeiten sollten, sind dann Um dies zu ermöglichen, ist es ganz entschei- benachteiligt, wenn ihre Eltern sie dabei nicht dend, dass sich die pädagogischen Fachkräfte sel- unterstützen können. Auch hat nicht jede Fami- ber mit ihrer Risiko- und Chancen-Wahrnehmung lie gleichermaßen einen Zugriff auf einen PC und auseinandersetzen. Mit ihrem eigenen Umgang Drucker. Damit fallen diejenigen hinten runter, mit Smartphone, Messenger Diensten und Social die Unterstützung am Nötigsten haben. Kinder Media sowie den eigenen Grenzen von Fähig- und Jugendliche, die aufgrund unterschiedlichs- keiten und Fertigkeiten im Zusammenhang mit ter Hintergründe nicht in ihrem Elternhaus leben, digitalen Medien. sondern in Einrichtungen der stationären Jugend- hilfe, sind besonders benachteiligt. Zum einen Die hier vorliegende Arbeitshilfe, als das Ergebnis hatten sie häufig in ihrer Herkunftsfamilie keinen der Arbeitsgruppe „Digitalisierung in den Erzie- regelmäßigen Zugang zu digitalen Medien, zum hungshilfen im Paritätischen NRW“, soll die Fach- anderen sind die wenigsten Einrichtungen der kräfte der Einrichtungen dabei unterstützen. stationären Jugendhilfe angemessen digital aus- gestattet. Neben der fehlenden Ausstattung, be- steht bei vielen Fachkräften in den Einrichtungen Handlungsunsicherheit. Um einer immer stärker werdenden digitalisier- Elke Schmidt-Sawatzki ten Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen Landesvorsitzende des Paritätischen NRW 1
Inhalt Einführung 4 Digitalisierung und Medienpädagogik in den Hilfen zur Erziehung 6 Eine Haltung entwickeln 9 Tipps für die Praxis 12 Medienkompetenzschulungen 14 Rechtliche Grundlagen 16 Einbindung der Eltern 19 Mediennutzungsverträge und Surfschein 20 Sichere Messenger 22 Tipps für die Konzeptentwicklung 25 Verzahnung mit anderen Konzepten 29 Medienpädagogische Linksanmmlung und Quellen 31 Anhang – Fragen für ein Gespräch mit Jugendlichen 35 Impressum 36 3
© LIGHTFIELD STUDIOS | stock.adobe.com Einführung Digitale Medien sind inzwischen allgegenwär- tag von Kindern und Jugendlichen ausmachen tig und selbstverständlicher Teil unseres täg- – werden weitere Fragen aufgeworfen. Und das lichen Lebens geworden. Sie sind nicht nur in sowohl hinsichtlich der Handlungsautonomie bestimmten Bereichen, wie zum Beispiel in der der Nutzer*innen, als auch auf die Frage von Arbeitswelt vorherrschend, sondern in sämt- neuen Verhältnissen von Privatheit und Öffent- lichen Bereichen des Alltags präsent – von der lichkeit aufseiten der Adressat*innen, wie auch Schule bis zur Freizeit. Dabei stellen digitale der Kinder und Jugendhilfe, wenn sie sich in Kompetenzen eine unerlässliche Voraussetzung diese Kontexte begibt. Hier zeigen sich neue He- für die Bewältigung der beruflichen und priva- rausforderungen für die freien Träger, die sich ten Anforderungen in unserer Gesellschaft dar neben der Frage des Kinder- und Jugendschut- und werden damit auch zu einer Herausforde- zes auch eine Haltung und einen entsprechen- rung für die Kinder- und Jugendhilfe. den Umgang mit digitalen Medien aneignen müssen. Ein medienpädagogisches Konzept zu Mit Blick auf virtuelle soziale Netzwerke und erarbeiten ist daher für jede Einrichtung sehr zu Dienste wie Facebook, Youtube oder Instagram empfehlen. – die mittlerweile einen zentralen Raum im All- 4
Um die freien Träger der Jugendhilfe, die im Pa- dass jede Einrichtung eine Haltung zur Digitali- ritätischen NRW organisiert sind und Hilfen zur sierung und damit zum Umgang mit den digita- Erziehung anbieten, bei der Erarbeitung eines len Medien in der Einrichtung entwickeln muss. Medienpädagogischen Konzeptes für ihre Ein- Diese Positionierung sollte in der Einrichtung richtungen zu unterstützen, beschloss der lan- bekannt sein. Ebenso einig war man sich darin, desweite Facharbeitskreis Erziehungshilfen in dass die Fachkräfte Handlungsempfehlungen 2018 die Gründung einer Arbeitsgruppe „Digi- benötigen, damit ihre Handlungssicherheit in talisierung in den Erziehungshilfen“. diesem Bereich gestärkt wird – ein medienpäd- agogisches Konzept, das wie andere Konzepte Zehn Einrichtungen hatten ihre Fach- und Lei- auch in der Praxis erprobt und stetig weiterent- tungskräfte entsandt, die aus ihrer Praxis be- wickelt werden muss. richteten. Der Paritätische NRW organisierte fachlichen Input aus dem Projekt PowerUp der Fachstelle für Jugendmedienkultur NRW (fjmk), die Mitgliedsorganisation des Verbandes ist. Schnell wurde deutlich, dass die Vorausset- zungen, die die Einrichtungen mitbrachten, so unterschiedlich waren, wie die Einrichtungen selbst. Einig waren sich alle in der Einschätzung, www.projekt-powerup.de Diese Arbeitshilfe ... soll es den Einrichtungen und Fachkräften erleichtern, Kinder und Jugendliche von Anfang an bei der Mediennutzung zu begleiten und ihre Kompetenzen mit aufzubauen. Wann der richtige Zeitpunkt ist, kann man pauschal nicht beantworten, da alle Kinder unterschiedlich sind und unterschiedliche Vorerfahrungen in die Einrichtungen mitbringen. Begleiten heißt auch nicht Kontrolle oder Verbote. Die Arbeitshilfe gibt Hinweise und Handlungsempfehlungen zur Erstellung eines Medienpädagogi- schen Konzeptes in der Einrichtung, dass die Handlungssicherheit der Fachkräfte stärkt. Der digitale Wandel ist ein fortlaufender Prozess, der Ressourcen benötigt. Diese müssen vom Träger zur Verfügung gestellt werden. Die Fachkräfte sollten weitergebildet werden. Von Bedeutung ist die Kommunikation beim Träger auf den unterschiedlichen Ebenen. Sowohl die Leitungsebene als auch die Mitarbeiter*innen der IT sollten von Anfang an mit ins Boot geholt werden. Dass im Prozess auch Fehler passieren können ist naheliegend. Diese sollten nicht negativ sanktioniert werden, sondern als Impuls zum weiteren lernen genutzt werden. Als lernende Organisation bleibt das Thema „Digitaler Wandel“ auch auf der Agenda des Paritätischen NRW. Die Digitalisierung in den Erziehungshilfen wird vom Fachbereich beratend unterstützt und der fachliche Austausch der Einrichtungen untereinander forciert und begleitet. 5
© Valua Vitaly | stock.adobe.com Digitalisierung und Medienpädagogik in den Hilfen zur Erziehung Die Digitalisierung ist in aller Munde, dennoch licher Ebene. Die Antworten von heute können bleibt sie für viele ein abstrakter Begriff. Was sich morgen schon erübrigen, plötzlich stehen genau meinen wir eigentlich, wenn wir von Di- bessere Lösungen zur Verfügung oder andere gitalisierung in den Hilfen zur Erziehung spre- geraten in die Kritik. Diese Schnelllebigkeit be- chen? Welche Aspekte des pädagogischen deutet für die pädagogische Arbeit, die Entwick- Alltags werden digitalisiert, und welche bleiben lungen digitaler Lebenswelten stets im Blick zu davon unberührt? Können wir darüber wirklich behalten, auf Neues reflektiert zu reagieren und frei entscheiden? Und gibt es darauf überhaupt Bewährtes zu hinterfragen. Und genau an die- eine endgültige Antwort? sem Punkt kommen Medienkonzepte mit ihren Handlungsempfehlungen der Medienpädago- Was in jedem Fall wichtig ist: Digitalisierung gik zum Tragen. ist ein fortlaufender Prozess. Man spricht auch vom digitalen Wandel in unserer Gesellschaft, Medienpädagogik navigiert durch die Schnellle- oder auch von digitaler Transformation der bigkeit der Digitalisierung. Sie hilft dabei Schritt Gesellschaft. Dieser Wandel vollzieht sich auf zu halten. Sie ist Bewältigungsstrategie in Zeiten individueller, institutioneller und gesellschaft- der Unsicherheit. Sie schafft Methodenreichtum, 6
Selbsterfahrung und Lebensweltorientierung. vor allem, wenn man sich ihre praktischen Hand- Die Medienpädagogik hilft uns, Digitalisierungs- lungsfelder anschaut. Im Rahmen praktischer, prozesse aktiv, kreativ und gemeinsam mit den medienpädagogischer Angebote geht es in den Kindern und Jugendlichen zu gestalten. meisten Fällen um verschiedene Aspekte des Medien- und Technikgebrauchs, um gestalteri- Medienpädagogik, Medienkompetenz und sche und kreative Mediennutzung und um die Medienerziehung Reflexion und kritische Betrachtung der Medien- Ein ausführlicher theoretischer Einstieg in die inhalte. Dabei können unterschiedliche Perspek- Grundbegriffe der Medienpädagogik übersteigt tiven eingenommen werden: den kompakten Rahmen einer praxisorientier- die Lehr-Lern-Perspektive = Mediendidaktik ten Arbeitshilfe wie dieser. Dennoch wollen wir (zum Beispiel in der Schule) kurz klären, in welchem Verhältnis Medienpäda- die Bildungsperspektive = Medienbildung gogik Medienkompetenz und Medienerziehung (zum Beispiel für die außerschulische Bil- zueinanderstehen. dungsarbeit) die Erziehungsperspektive = Medienerzie- Die Medienpädagogik versteht sich als Teil- hung (zum Beispiel für den Kontext Familie) disziplin unterschiedlicher Wissenschaften. Sie weist Schnittmengen mit der Erziehungs- oder Für den Bereich der Hilfen zur Erziehung ist es Bildungswissenschaft, der Sozialen Arbeit, aber also naheliegend, sich vorrangig mit der Per- auch der Kultur- und Medienwissenschaft auf. spektive der Medienerziehung zu beschäftigen. Medienpädagogik ist dabei stark interdisziplinär Medienerziehung nimmt dabei das Verhältnis ausgerichtet. Eine Annäherung an die Gegen- der Kinder und Jugendlichen zu den genutz- standbereiche der Medienpädagogik gelingt ten Medien unter die Lupe. Aus diesen Beo- © ekkaphan | stock.adobe.com 7
bachtungen werden dann medienerzieherische schiedlich beschrieben wurden. Als besonders Handlungsempfehlungen abgeleitet, die sich praxisnah erweisen sich aber häufig die Dimen- individuell und mit einem hohen Alltagsbezug sionen von Dieter Baacke. Er unterteilt die Me- umsetzen lassen. Medienerziehung kompensiert dienkompetenz in vier Dimensionen: dabei vorhandene Defizite in der Mediensoziali- Medienkunde sation von Kindern und Jugendlichen und leis- Mediennutzung tet aktiv Prävention in Hinblick auf verschiedene Risiken von Medien. Sie greift aber auch deren Mediengestaltung Chancen auf und vermittelt den kompetenten Medienkritik Umgang. Als Zielwert des medienerzieherischen (hierzu näheres unter: www.dieter-baacke-preis. Handelns – wie auch der Mediendidaktik und de/ueber-den-preis/was-ist-medienkompetenz/) Medienbildung – lässt sich somit das Fördern von Medienkompetenz betrachten. Eine Medienerziehung, die sich an diesen Teil- bereichen orientiert, kann aktiv zu einer ganz- Die Medienkompetenz spaltet sich wiederum in heitlichen Förderung von Medienkompetenz verschiedene Dimensionen auf, die in der Ver- beitragen. gangenheit von Wissenschaftler*innen unter- k.adobe.com © Tom Merton/KOTO | stoc 8
© WavebreakMediaMicro | stock.adobe.com Eine Haltung entwickeln Wir alle haben im Laufe unserer Kindheit und diese eher kritisch und sind zögerlich bei der Jugend unterschiedliche Mediensozialisationen Übernahme von Software und Geräten. durchlaufen. Während für manche zum Beispiel der Fernseher wie selbstverständlich zum Fami- All diese Erfahrungen, die wir im Laufe unseres lienleben dazu gehörte, wurde seine Nutzung Lebens machen, beeinflussen unsere Haltung für andere stark reglementiert. In einigen Fami- gegenüber Medien und technologischen Inno- lien schaffte man neue, technische Geräte ohne vationen. Unsere persönliche Haltung ist dabei Vorbehalte an, in anderen betrachtete man die nie richtig oder falsch – sie ist einfach nur die Innovationen zunächst aus der Ferne, zog spä- Summe unserer Meinungen und Erfahrungen, ter nach oder verweigerte sich ganz. Manche die wir im Laufe unseres Lebens bezüglich tech- von uns haben als Jugendliche leidenschaft- nologischen Fortschritts gesammelt haben. lich gern Bücher gelesen, andere hörten lieber Dennoch spielt unsere Haltung eine Rolle dabei, Radio. Wieder andere verbrachten viel Zeit an wie aktiv und offen wir uns gegenüber den ak- der Spielekonsole. Einige von uns sind medien- tuellen Lebenswelten der Kinder und Jugendli- und technikaffin und folgen aufmerksam den chen positionieren und wie wir in der Lage sind, aktuellen Entwicklungen, einige hinterfragen medienpädagogisch darauf zu reagieren. 9
Dadurch, dass sich die Haltungen pädagogischer Wie können wir es schaffen, uns gegensei- Fachkräfte innerhalb eines Trägers oder eines tig in unseren Haltungen ernst zu nehmen, Hal- Teams fundamental voneinander unterscheiden tungen nicht gegeneinander auszuspielen und können, ist es sehr wichtig, vor allem während dadurch im Team eine klare medienpädagogi- einer Medienkonzeptentwicklung hierüber in sche Linie gewinnen? den Austausch zu kommen. Die Ungleichheit Auf der Homepage von PowerUp finden Sie der Haltungen gilt es dabei als Ressource zu be- hierzu verschiedene Methoden (www.projekt- greifen, um das gemeinsame Handeln aneinan- powerup.de/download), von denen zwei an die- der anzugleichen. ser Stelle besonders empfohlen werden: Bei der Haltungsentwicklung geht es also vor Bildimpuls-Methode allem darum, von der persönlichen, individuel- Um die Diskussion über die unterschiedlichen len Haltung zu einer gemeinsamen pädagogi- Haltungen im Team anzustoßen, bietet sich schen Haltung im Team zu gelangen. Dabei gilt die Bildimpuls-Methode an. Dabei werden dem es folgende Fragen zu klären: Team verschiedene Bilder zum Thema digitale Mit welchem Blick schauen wir auf die di- Medien bzw. Mediennutzung von Kindern und gitalen Lebenswelten der Kinder und Jugend- Jugendlichen vorgelegt. Die spontanen Gedan- lichen? Sind wir offen, kritisch oder wertend, ken jedes Einzelnen machen die unterschiedli- manchmal vielleicht sogar unfair? chen Haltungen sichtbar und helfen dabei, die Wie begründen wir Vorbehalte gegen- verschiedenen Positionen im Team zu verstehen über bestimmten digitalen Medien? Reagieren und einzuordnen. wir eher emotional oder faktenbasiert und wie beeinflusst dies unsere medienpädagogische Handlungsfähigkeit? obe.com © Jacob Lund | stock.ad 10
Was ich mir wünsche ... Mehr Verständnis der Fachkräfte Bereitschaft der Fachkräfte zur Fortbildung Handynutzung Freies W-Lan Mehr und bessere Hardware Aus den Einrichtungen der AG-Teilnehmenden: Vorschläge, Wünsche und Ziele junger Menschen zur Nutzung digitaler Me- dien in der Einrichtung Beteiligung von Kindern, Jugendlichen und einem Dialog und einer Begegnung auf Augen- Fachkräften höhe bei und übt das aktive Fragen nach Me- Ein weiterer Ansatz eine Haltung zu entwickeln dieninhalten und Interessen. und gegenseitiges Verständnis zu schaffen ist das Sprechen über Mediennutzung anhand Die Fachkräfte der AG nahmen abgestimmte von gezielt durchgeführten Interviews mit den Interviewbögen mit in ihre Einrichtungen und Adressat*innen. Diese Methode wurde von befragten sowohl junge Menschen als auch den AG-Teilnehmenden zur Erarbeitung dieser Fachkräfte und Kolleg*innen (siehe S. 35, „Fra- Arbeitshilfe erprobt und als sehr wirksam emp- gen für ein Gespräch mit Jugendlichen“). Ein Er- funden, um unterschiedliche Perspektiven und gebnis war, dass sich das Nutzungsverhalten der Haltungen offenzulegen und bei der Erarbei- jüngeren Fachkräfte nicht groß unterschied vom tung von Rahmenbedingungen für die Medien- Nutzungsverhalten der jungen Menschen in den nutzung zu berücksichtigen. Das aktive Fragen Einrichtungen. der Leitung und Mitarbeitenden fördert den Austausch auf der Fachkräfte-Ebene. Das Inter- viewen der Kinder und Jugendlichen trägt zu 11
© Daisy Daisy | stock.adobe.com Tipps für die Praxis Zeigen Sie als Fachkraft ein professionelles In- Involvieren Sie auch die Eltern in Ihre medien- teresse an den digitalen Lebenswelten der Kin- pädagogischen Ansätze und bemühen Sie sich der und Jugendlichen und scheuen Sie nicht die um Aufklärungsarbeit und praktische Tipps für inhaltliche und manchmal auch experimentelle die Medienerziehung in Familien. Auseinandersetzung mit den entsprechenden Medieninhalten. Erarbeiten Sie gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen faire und lebensweltorientierte Nehmen Sie bewusst auch mal die Perspektive Regeln für den Medienumgang und entwickeln der Kinder und Jugendlichen ein und erfragen Sie aufklärende und präventive medienpädago- Sie auf Augenhöhe deren Meinungen und Posi- gische Angebote, durch welche die Kinder und tionen in Bezug auf Mediennutzung und Me- Jugendlichen ihr Medienwissen vertiefen und dieninhalte. mehr Sicherheit und Autonomie im Medienum- gang entwickeln können. Beachten Sie in der medienerzieherischen Pra- xis die rechtlichen Grundlagen. Setzen Sie sich Nehmen Sie die Auseinandersetzung mit me- aktiv mit Ihrem gesetzlichen Auftrag zur Medien- dienpädagogischen Themen zum Anlass, Ihre kompetenzvermittlung auseinander und wägen eigene Medienkompetenz zu stärken und Ihre Sie hierbei immer wieder zwischen Befähigung Handlungsfähigkeiten mit digitalen Medien wei- und Schutz ab. terzuentwickeln. 12
Medienkompetenzschulungen Medienkompetenzvermittlung ist ein Bildungs- wichtig sich medienpädagogisch fortzubilden. auftrag. Um diesem gerecht zu werden, be- Dies gilt nicht nur – wie häufig gefordert – für nötigen pädagogische Fachkräfte selbst ein diejenigen Mitarbeitenden, die sich bereits gewisses Maß an Medienkompetenz und grund- durch eine gewisse Medienaffinität auszeichnen, legendes Wissen über die medialen Lebenswel- sondern insbesondere für die skeptischen oder ten ihrer Klient*innen. zögerlichen. Denn das Wissen über alltagsinte- grierte Medienpädagogik ist kein Nischenthema. Durch Selbsterfahrung mit digitalen Medien und Jede pädagogische Fachkraft, die im direkten einer aktiven Auseinandersetzung mit den Me- Austausch mit Kindern und Jugendlichen steht, dieninhalten werden Fachkräfte befähigt, sich in sollte eine grundlegende wissensbasierte Hand- die digitalen Lebenswelten von Kindern und Ju- lungsfähigkeit rund um Fragestellungen der Me- gendlichen hineinzuversetzen. Auf Basis dessen diennutzung aufweisen. können dann gemeinsam mit den Heranwach- senden angemessene Regeln und Bedingun- Schulungen in den folgenden drei Themenbe- gen für die tägliche Mediennutzung geschaffen reichen sind zu empfehlen: werden. Dabei sollten sich Pädagog*innen stets Social Media und Messenger ihrer Vorbildfunktion bewusst sein. Sicheres Surfen und Datenschutz Um dies zu gewährleisten, ist es auch für päda- Digitale Spiele gogische Fachkräfte in den Hilfen zur Erziehung 13
Social Media und Messenger Social Media Plattformen sowie Messenger sind Durch Schulungen rund um Social Media und ein wichtiger Bestandteil digitaler Lebenswel- Messenger bekommen pädagogische Fach- ten. Besonders für Jugendliche erfüllen sie un- kräfte einen Einblick in die Funktionsweisen der abdingbare Funktionen wie die Kommunikation Plattformen, lernen das Nutzungsverhalten der mit Freund*innen und Familie, Identitätsbildung Jugendlichen besser einzuschätzen und erhal- oder das Streben nach Unabhängigkeit. ten genug Wissen, um zwischen den dort auf- tretenden Chancen und Risiken abzuwägen. Besonders für Jugendliche in den Hilfen zur Er- ziehung stellen die Plattformen, die meist via Führen Sie im Team gemeinsam einen Smartphones genutzt werden, ein wichtiges Tor Social-Media-App-Check durch und zur Welt dar. Gleichzeitig sind soziale Medien schauen Sie sich die wichtigsten Plattformen der sehr schnelllebig und die dort entstehenden Jugendlichen einmal an (zum Beispiel Instag- Trends und Dynamiken schwer durchschaubar. ram, TikTok, Snapchat und YouTube). Diskutie- Auch wenn pädagogische Fachkräfte in ihrer ren Sie gemeinsam: Warum wirken die Plattfor- Freizeit selbst auf Instagram oder WhatsApp un- men auf die Jugendlichen so faszinierend und terwegs sind, sind sie nicht automatisch mit den unterhaltsam? Was können Sie nachvollziehen, dort rezipierten Inhalten von Jugendlichen ver- was erscheint Ihnen fremd? Über welche Risiken traut. Diese Undurchschaubarkeit erzeugt eine sollten die Jugendlichen unbedingt aufgeklärt Unsicherheit darüber, welchen Risiken die Ju- werden? gendlichen auf den Plattformen ausgesetzt sind. Sicheres Surfen und Datenschutz Kinder und Jugendliche sollten dazu befähigt munikation über digitale Medien? In Medien- werden, sich sicher im Netz zu bewegen und kompetenzschulungen sollten diese und wei- dabei die eigenen Daten weitestgehend zu tere Fragen einerseits aus medienpädagogischer schützen. Aber um dieses Wissen vermitteln zu als auch aus datenschutzrechtlicher Perspektive können, müssen sich auch die pädagogischen geklärt werden. Fachkräfte über die hierfür wichtigen Faktoren bewusst sein, um ihrer Vorbildfunktion für die Setzen Sie sich aktiv, aber auch differen- Kinder und Jugendlichen gerecht zu werden. ziert mit verschieden Kontakt- und Kon- Im Fokus stehen dabei Fragestellungen wie: Wie fliktrisiken, wie beispielsweise Cybermobbing, sehen sichere Passwörter aus und wie schütze Sexting, Hate Speech, Fake News oder Extremis- ich meine Accounts? Wie erkenne ich versteckte mus in sozialen Netzwerken auseinander. Entwi- Werbung? Welche Fallstricke erwarten mich ckeln Sie gezielte Hilfsangebote für Ihre Einrich- beim Online-Shopping? Welche Daten sammeln tung, sollte es zu Vorfällen in diese Kategorien Social Media Plattformen und wie kann ich dies kommen. Auch hierbei unterstützen zahlreiche einschränken? Und speziell für Fachkräfte: Wie Materialien von www.klicksafe.de. funktioniert auch im Dienst eine sichere Kom- 14
© Anton | stock.adobe.com Digitale Spiele In Deutschland gelten mittlerweile 35 Millio- legen und im Dialog miteinander erforschen, nen Menschen als regelmäßige Gamer*innen was an den beliebtesten Spielen so aufregend (www.game.de/marktdaten/deutscher-games- und spannend ist, bestenfalls sogar gemeinsam markt-2019). Digitale Spiele sind auch bei Kin- spielen und darüber reflektieren. Andererseits dern und Jugendlichen äußerst beliebt (siehe lohnt es sich auch Schulungen zum Thema zu hierzu auch die JIM-Studie 2019). Pädagogisch durchlaufen und einen pädagogischen Fahrplan betrachtet stellt sich bei der Auswahl von Spie- für die gemeinsame Handhabe von digitalen len aber häufig die Frage nach altersangemes- Spielen im Gruppenalltag zu entwickeln. senen Inhalten und der Spieldauer. Auch das Themenfeld der Computerspielsucht knüpft Auf der Seite www.spieleratgeber.de hieran an und erfordert Wissen rund um die dif- finden Sie nicht nur pädagogische Be- ferenzierte Einschätzung und Beobachtung des wertungen und Einschätzungen zahlreicher Spieleverhaltens besonders von Jugendlichen. digitaler Spiele, sondern auch Tipps und wis- Pädagogische Fachkräfte sollten einerseits ge- senswertes speziell für Fachkräfte der Kinder- meinsam mit den Kindern und Jugendlichen und Jugendhilfe. Rahmenbedingungen für digitale Spiele fest- 15
Rechtliche Grundlagen Der gesetzliche Auftrag zur Medienkompe- Für das medienpädagogische Handeln bedeutet tenzförderung lässt sich indirekt aus der UN- das, stets zwischen diesen beiden Polen – also Kinderrechtskonvention und dem SGB VIII zwischen Befähigung und Schutz – abzuwägen. ableiten. Hierbei kommen verschiedene Artikel Hilfreich ist es dabei, keine allgemeingültige der Konvention und Paragraphen des Kinder- Position zu Medien im Ganzen zu entwickeln, und Jugendhilfegesetz (KJHG) zum Tragen, die sondern ganz differenziert hinzuschauen, wel- einerseits dazu aufrufen, Kinder und Jugendli- che Chancen ein Gerät, ein Inhalt, eine App, ein che zu einem guten Umgang mit Medien zu be- Spiel, eine Plattform etc. bietet und über welche fähigen, aber andererseits auch zum Schutz vor Risiken es aufzuklären gilt. deren missbräuchlicher Nutzung verpflichten. Abwägung anhand beispielhafter Artikel der UN-Kinderrechtskonvention Schutz Befähigung Artikel 19: Schutz vor Gewalt Artikel 17: Informationen, Medien Schutz vor jeder Form körperlicher oder geistiger Wichtige Rolle der Massenmedien wird aner- Gewaltanwendung, Schadenszufügung oder kannt; Mißhandlung, Verwahrlosung oder Vernachläs- Sicherstellung, dass das Kind Zugang zu Informa- sigung, vor schlechter Behandlung oder Ausbeu- tionen und Material hat. tung einschließlich des sexuellen Missbrauchs. Artikel 12: Meinungsäußerung Artikel 3: Wohl des Kindes Dem Kind wird das Recht zugesichert, die eigene Bei allen Maßnahmen, die Kinder betreffen […], Meinung frei zu äußern. Diese Meinung wird an- ist das Wohl des Kindes ein Gesichtspunkt, der gemessen und altersentsprechend berücksichtigt. vorrangig zu berücksichtigen ist. Abwägung Einerseits: Andererseits: Sichere Rahmenbedingungen für die Medien- Den Zugang zu Medien ermöglichen und die nutzung herstellen, damit das Wohl des Kindes Chancen von Medien als Sprachrohr hervorhe- und Schutz vor Gewalt gewährleistet sind. ben sowie die kompetente Nutzung fördern. 16
.com © mina92 | stock.adobe Im SGB VIII spiegelt sich der Auftrag zur Medien- Umgang mit dem jeweiligen Medium zu befä- kompetenzförderung indirekt im §14 zum Er- higen. Kreative Medienangebote helfen zusätz- zieherischen Kinder- und Jugendschutz wider. lich dabei Medien gestalterisch als Sprachrohr Auch darin werden Schutz und Befähigung zu nutzen und die Teilhabe-Chancen mit und gleichwertig nebeneinander gestellt: durch Medien zu stärken. §14 Erzieherischer Kinder- und Jugendschutz Rechtliche Fragen aus der Praxis (2) Die Maßnahmen sollen Auf Basis dieser eher abstrakten gesetzlichen 1. Junge Menschen befähigen, sich vor ge- Verankerung der Medienkompetenzförderung fährdenden Einflüssen zu schützen und sie zu begegnen den Fachkräften im pädagogischen Kritikfähigkeit, Entscheidungsfähigkeit und Ei- Alltag jedoch zahlreiche konkrete Fragen rund genverantwortlichkeit sowie zur Verantwortung um die Mediennutzung der Kinder und Jugend- gegenüber ihren Mitmenschen führen. lichen. Bezüglich der am häufigsten gestellten 2. Eltern und andere Erziehungsberechtigte Fragen hat das Projekt PowerUp mit Unterstüt- besser befähigen, Kinder und Jugendliche vor zung der Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Ju- gefährdenden Einflüssen zu schützen. gendschutz NRW (AJS) eine Fragensammlung zusammengestellt, anhand derer zahlreiche Für die Medienerziehung bedeutet das, dass ins- alltagsrelevante Fallstricke der Mediennutzung besondere präventive Angebote zum Thema Cy- nachvollzogen und rechtlich erklärt werden kön- bermobbing, Sexting, Datenschutz, Fake News nen: www.projekt-powerup.de/faq/00208. usw. den Risiken vorbeugen, um Schutz zu ge- währleisten, aber gleichzeitig die Kinder und Jugendlichen auch zum verantwortungsvollen 17
Einbindung der Eltern Viele pädagogische Fachkräfte stellen sich die erzieherischen Regelungen in der Gruppe und Frage, wie sich auch Eltern in die Medienerzie- denen in der Familie. Die Eltern können emp- hung der Kinder und Jugendlichen einbinden fohlene Regeln nicht konsequent umsetzen, lassen bzw. sich in ihrer eigenen Medienkom- fühlen sich überfordert mit dem Medienverhal- petenz stärken lassen. Ideen rund um Einzel- ten ihrer Kinder oder nutzen dies sogar, um die gespräche, Elternnachmittage/-abende und Kinder leicht zu beschäftigen und abzulenken. In Informationsveranstaltungen stoßen dabei der Studie „Jung! Sozial! Digital?“ der Vodafone- häufig an die Grenzen der Arbeit mit den Eltern Stiftung zeigt sich aber beispielsweise, dass die in den Hilfen zur Erziehung. Wir empfehlen eine Stärkung einer aktiv-partizipativen Mediener- konzeptionelle Weiterentwicklung von Eltern- ziehung zur Förderung von sozialkompetentem arbeit, um auch medienpädagogische Angebote Medienhandeln beiträgt (www.vodafone-stif erfolgreicher in der Einrichtung zu integrieren. tung.de/jung-digital-sozial). Besonders im Kontext teilstationärer Gruppen (Tagesgruppen gem. § 32 SGB VIII) entsteht oftmals eine Diskrepanz zwischen den medien- Klicktipps für die medienpädagogische Arbeit mit Eltern AJS NRW + Elterntalk NRW Eltern+Medien NRW Beim Projekt der Arbeitsgemeinschaft Kin- Die Initiative Eltern+Medien der Landesanstalt der- und Jugendschutz NRW geht es vorrangig für Medien NRW unterstützt Kitas, Schulen, aber darum, Gesprächsrunden mit Eltern zu initi- auch Familienzentren und Elternvereine bei der ieren und praktische Hilfestellung bei der All- Umsetzung von medienpädagogischen Eltern- tagsbewältigung von Familien zu leisten. Auf abenden. Auf der Homepage finden sich neben der Homepage finden sich leicht verständliche den konkreten Angeboten der Initiative aber Materialien und Tipps zu den Themen Smart- auch einige Tipps und Informationsmaterialien phones, digitale Spiele und Fernsehen. zur Unterstützung von Angeboten für Eltern. www.elterntalk-nrw.de www.elternundmedien.de Klicksafe für Eltern Internet ABC für Eltern Das umfassende medienpädagogische Infor- Auch die Seite Internet ABC, die sich besonders mationsangebot von Klicksafe bietet im Unter- auf die Umsetzung eines Surfscheins für Kinder bereich „Klicksafe für Eltern“ viele Tipps und im Grundschulalter fokussiert, bietet einen Be- Antworten auf medienerzieherische Fragen, reich für Eltern, in dem zahlreiche praktische insbesondere zu Fragestellungen rund um Nut- Hilfestellungen für die Medienerziehung in der zungszeiten und altersgerechte Medieninhalte. Familie zur Verfügung stehen. www.klicksafe.de/eltern www.internet-abc.de/eltern 18
k.adobe.com © Syda Productions | stoc Mediennutzungsverträge und Surfschein Eine der Möglichkeiten im Alltag der Hilfen zur Das Internet-ABC ist auch dann schon anwend- Erziehung medienpädagogisch aktiv zu werden, bar, wenn die Kinder noch keine eigenen digita- ist die Einführung von Mediennutzungsverträ- len Endgeräte zur Verfügung haben. Die Kinder gen und das Anbieten eines Surfscheins. Beide sollten bereits im Vorfeld über deren Funktions- Instrumente eignen sich, um mit den Kindern weisen, Chancen und Risiken aufgeklärt werden. und Jugendlichen altersgerecht über digitale Durch eine frühe Medienkompetenzförderung Medien ins Gespräch zu kommen und der Medi- wird der Grundstein für eine spätere Medien- ennutzung einen klaren Rahmen zu geben, ohne mündigkeit gelegt. sie zu verteufeln oder komplett zu verbieten. Das Absolvieren des Surfscheins lässt sich Surfschein auch als Voraussetzung für das erste Der Surfschein auf www.internet-abc.de bietet eigene Smartphone einführen. Berücksichtigt sich besonders für die Medienkompetenzför- werden sollte, die Kinder adäquat auf den Surf- derung von Kindern im Grundschulalter an. In schein vorzubereiten und eher den Spaß am Ler- verschiedenen Lernmodulen kann spielerisch nen und die spielerische Auseinandersetzung Grundlagenwissen für die Internetnutzung ein- mit den Inhalten in den Vordergrund zu stellen. geübt werden. Wichtig ist es, die Kinder beim Durchlaufen der Module aktiv zu begleiten und Mediennutzungsverträge diese Einheiten fest im pädagogischen Alltag Nicht selten sind Regeln rund um die Medien- zu verankern. So lernen die Fachkräfte gemein- nutzung von Kindern und Jugendlichen Teil sam mit den Kindern, worauf es beim Surfen eines Belohnungs- oder Sanktionssystems ankommt und entdecken Medien zusätzlich in in der Wohngruppe. Fehlverhalten wird mit ihrer Funktion als spannendes Lernwerkzeug. Smartphone-Entzug bestraft oder Positives mit 19
Hinweise 1 Überfordern Sie die Kinder und Jugendlichen nicht mit überfrachteten Nutzungsverträgen, sondern schauen Sie bei jedem einzelnen Kind/Jugendlichen, was für ihn/sie angemessen ist. Individuelle Regelungen sind unabdingbar angesichts der vielfältigen Art und Weise, wie Kinder und Jugendlichen Medien nutzen und wie fortgeschritten ihre Medienkompetenz ist. 2 Fördern Sie die Medienkompetenz zusätzlich mit gezielten Angeboten und Projekten, wie sie beispielsweise zahlreich in den Materialien von Klicksafe zu finden sind. Gerade das Nicht- Einhalten von Regeln sollte für Sie Anlass sein, ein zusätzliches Bildungsangebot zu initiieren. 3 Gruppen- oder sogar trägerübergreifende Mediennutzungsregeln sollten nur partizipativ gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen entwickelt werden. zusätzlicher Nutzungszeit belohnt. Hierbei gilt Sie auswählen, ob Sie einen „Neuen Vertrag es jedoch zu beachten, dass digitale Medien öffnen“ oder einen „Bestehenden Vertrag öff- sich nicht zum Dreh- und Angelpunkt aller Ver- nen“, also einen Vertrag abrufen, den Sie zuvor handlungen rund um die alltäglichen Rechte schon einmal abgespeichert haben. Öffnen Sie und Pflichten der Kinder und Jugendlichen ent- einen neuen Vertrag, wählen Sie zunächst die wickeln. Klare und gleichzeitig individuell fest- Altersgruppe („6-12“ oder „12+“) und können gelegte Regelungen können dabei helfen, nicht dann in einem ersten Schritt ein Design für den jeden Tag aufs Neue bestimmte Nutzungszeiten Vertrag festlegen sowie den Namen des Kindes und -bedingungen zu diskutieren. Bei der Ent- und Ihren Namen eintragen. Danach kann es wicklung solcher Regeln, die sich auch auf ange- losgehen. Sie wählen in der rechten Spalte der messenes und faires Verhalten im Netz beziehen Seite die verschiedenen Nutzungsregeln aus sollten, helfen sogenannte Mediennutzungsver- und füllen gemeinsam mit dem Kind nach und träge. nach den Vertrag mit den wichtigsten Regeln. Sie können den Vertrag abspeichern und später Auf der Seite www.mediennutzungsvertrag.de nochmals bearbeiten oder ausdrucken und ge- werden sowohl für Kinder als auch für Jugend- meinsam unterschreiben. liche eine ganze Reihe von verschiedenen Rege- lungen vorgeschlagen, die sich gemeinsam über die Seite festhalten und letztlich auch als Vertrag ausdrucken lassen. Beim Aufrufen der Seite kön- nen Sie sich zunächst ein Erklärvideo zum Um- gang mit dem Tool anschauen. Dann können 20
Sichere Messenger Viele Erziehungshilfeträger beschäftigt seit lan- Barrieren beim Umstieg können sein: gem die Frage nach einem datensicheren und die Nutzung ist nicht kostenfrei gleichzeitig praxistauglichen Messengerdienst. der Messenger stellt nicht dieselben prak- Dabei wird zur Kommunikation zwischen den tischen Funktionen wie WhatsApp zur Ver- Fachkräften, mit den Bewohner*innen und El- fügung tern mangels Alternativen häufig auf WhatsApp zurückgegriffen. WhatsApp weist zahlreiche der Kreis der Nutzer*innen ist zu klein, Mängel bezüglich des Datenschutzes auf und Freund*innen verwenden den Messenger gilt nicht als DSGVO-konform. Warum Whats- nicht App besonders auch für den dienstlichen Ein- der Anbieter ist nicht zukunftssicher und satz unzureichend ist, hat das Internetportal verschwindet ggf. wieder vom Markt mobilsicher.de leicht verständlich zusammen- auch alternative Messenger weisen teil- gefasst: www.mobilsicher.de/ratgeber/was-sie- weise Mängel im Datenschutz auf zu-whatsapp-wissen-sollten. Dennoch lassen sich besonders drei Messen- gerdienste hervorheben, die sowohl in punkto Mittlerweile sind einige Alternativen zu Whats- Datenschutz als auch im funktionalen Vergleich App auf dem Markt. Der Umstieg auf alternative zu WhatsApp gut abschneiden: Signal, Threema Messenger ist aus verschiedenen Gründen nicht und Wire. so einfach, vor allem, wenn man Jugendliche für die Nutzung gewinnen möchte. .com © carballo | stock.adobe 21
Signal Threema Signal ist ein besonders gut verschlüsselter und Threema ist ein datensparsamer und verschlüs- datensicherer Messenger. Dabei handelt es sich selter Messengerdienst aus der Schweiz. Dort um einen US-amerikanischen Anbieter, dessen stehen auch die Server des Unternehmens. Server nicht in Deutschland stehen. Dennoch Threema ist ohne Telefonnummer und ohne haben sich in den letzten Jahren einige Einrich- Google-Konto nutzbar und greift nicht zwangs- tungen in enger Abstimmung mit ihren Daten- läufig auf die Kontakte im Telefonbuch zu. Vom schutzbeauftragten dazu entschlossen Signal zu Design her unterscheidet sich Threema stärker verwenden. Die Nutzung ist in jedem Fall unter von WhatsApp als Signal, einige Funktionen Berücksichtigung der aktuellen Rechtslage ge- sind nicht allzu intuitiv nutzbar. Größter Nach- nauestens zu prüfen. Ein Nachteil bei Signal: Der teil von Threema ist jedoch, dass der Messenger- Dienst ist nur mit Telefonnummer nutzbar (aber dienst kostenpflichtig ist. Er kostet 3,99 Euro in ohne Google-Konto). Außerdem sind in Grup- den App-Stores von Android und iOs. Dies wird pen keine Video- und Audioanrufe möglich. Für meist als zu große Barriere für den Messenger- den Messengerdienst spricht allerdings, dass die Umstieg empfunden, insbesondere auch, weil Nutzer*innenzahlen stark ansteigen, viele neue den Jugendlichen dadurch keine Kosten entste- Funktionen in Planung sind und sich Signal lang- hen sollen. Für die Nutzung auf Diensthandys fristig als die stärkste Konkurrenz zu WhatsApp ist Threema aber dennoch aufgrund der hohen erweisen könnte. Die wachsende Beliebtheit Datensicherheit klar zu empfehlen. und Bekanntheit des Messengers steigert somit auch die Erfolgschancen einer nachhaltigen Im- Eine Zusammenfassung der wichtigsten Vor- plementierung beim Träger. und Nachteile des Messengers finden Sie hier: www.mobilsicher.de/ratgeber/messenger-app- Eine Zusammenfassung der wichtigsten Vor- threema-kurz-vorgestellt-2 und Nachteile des Messengers finden Sie hier: www.mobilsicher.de/ratgeber/messenger-app- signal-kurz-vorgestellt obe.com © leszekglasner | stock.ad 22
Erfahrungen des Vereins SPI Jugendhilfe mit Wire In den Wohngruppen der SPI Jugendhilfe wird der Messenger Wire genutzt. Dieser Messenger ist von der Bedienung her ein- fach und übersichtlich. Die Handhabung der App ist unkompli- ziert und vom Umfang her vergleichbar mit WhatsApp & Co. Die Verbreitung der App ist jedoch nicht so weit fortgeschritten wie WhatsApp oder Telegram (unter 1 Mio. Nutzer*innen). Videotele- fonie ist problemlos möglich. In der Praxis bleibt festzuhalten, dass der Messenger für die Kommunikation zwischen Mitarbeiter*innen und Bewohner*in- nen genutzt wird. In ihrer Freizeit greifen die meisten Jugend- lichen und Mitarbeitende allerdings oft weiterhin zu WhatsApp. Wire Der Messengerdienst Wire wird in Berlin pro- hinausgehen (zum Beispiel das Teilen von Do- grammiert, der Betreiber sitzt in der Schweiz, der kumenten, Videokonferenzen) und die mit einer Mutterkonzern in den USA. Hinter diesem kom- starken Ende-zu-Ende-Verschlüsselung punkten. plizierten Gebilde steckt aber ein datensicherer und verschlüsselter Messengerdienst, dessen Eine Zusammenfassung der wichtigsten Vor- Server sich DSGVO-konform in Europa befinden. und Nachteile des Messengers finden Sie hier: Der Messenger lässt sich ohne Telefonnummer www.mobilsicher.de/ratgeber/messenger-app- und ohne Google-Konto nutzen, allerdings ist er wire-kurz-vorgestellt nur für Privatkunden kostenfrei. So könnten Ju- gendliche oder Eltern den Messenger kostenlos installieren, für die Nutzung auf Diensthandys fallen für den Träger jedoch Kosten an. Je nach Lösung bedeutet dies 5 bis 8 Euro pro Nutzer*in. In diesem Bezahlmodell bietet Wire jedoch wei- tere Funktionen für die Unternehmenskommu- nikation, die über gängige Messengerlösungen 23
Falls sich ein Träger für die Einführung megespräch deutlich gemacht werden, welche eines alternativen Messengers als dienst- Vorteile der alternative Messengerdienst bringt. liches Kommunikationsmittel entscheidet, sollte Eine Kommunikation über WhatsApp mit den beachtet werden, dass die reine Aufforderung Mitarbeitenden gilt es bestenfalls sogar auszu- zur Installation der App nicht ausreicht. Die Fach- schließen, da dies keine datensichere Kommuni- kräfte sollten im Umgang mit dem Messenger kationsweise darstellt. Sowohl für Eltern als auch geschult und unterstützt werden und wichtige Jugendliche ist es sinnvoll, regelmäßig Work- Funktionen wie zum Beispiel Privatsphäre-Ein- shops oder Beratungsangebote zum Thema stellungen und App-Berechtigungen kennen. Messenger-Kommunikation anzubieten. Hierbei Außerdem muss sich der Träger insgesamt darü- unterstützen auch die Materialien von Klicksafe: ber im Klaren sein, welche Kommunikation über www.klicksafe.de/themen/kommunizieren/ins- den Messenger stattfinden darf – und welche es tant-messenger/sicherer-umgang-mit-instant- zu vermeiden gilt. Es sollten daher Regeln zum messengern Verschicken von Fotos und sonstigen sensiblen Daten erarbeitet werden und eine Auseinander- Nicht vergessen: Auch die Einführung eines setzung mit dem Verhältnis von privater und Messengerdienstes sollte mit Angeboten zur dienstlicher Kommunikation stattfinden. Medienkompetenzförderung aller Beteiligten einhergehen! Sollen auch Jugendliche und Eltern für die Nut- zung des Messengers gewonnen werden, gilt es besondere Überzeugungsarbeit zu leisten. Den Jugendlichen und Eltern kann schon im Aufnah- obe.com © leszekglasner | stock.ad 24
© luckybusiness | stock.adobe.com Tipps für die Konzeptentwicklung Um all die bereits genannten Punkte auch nach- Zur Erarbeitung eines Medienkonzeptes inner- haltig in der Einrichtung zu verankern, ist die Er- halb eines Trägers bietet es sich an, eine Arbeits- arbeitung eines Medienkonzeptes zu empfehlen. gruppe zu initiieren, die sich möglichst aus Fach- Das Medienkonzept erfüllt dabei verschiedene kräften unterschiedlicher Arbeitsebenen und Funktionen: es enthält einerseits praktische und -bereiche zusammensetzt. Bestenfalls werden leicht nachschlagbare Handlungsempfehlungen auch IT-Mitarbeitende und Datenschutzbeauf- rund um den medienpädagogischen (Gruppen-) tragte in die Arbeitsgruppe integriert. Alltag, gleichzeitig spiegelt es die Haltung des Trägers wider, vermittelt medienpädagogisches Zur Vermittlung der medienpädagogischen Grundlagenwissen und steckt die rechtlichen Inhalte und Moderation des Arbeitsprozesses Rahmenbedingungen der Medienpädagogik ab. lohnt sich zusätzlich das Hinzuziehen einer ex- ternen medienpädagogischen Beratung. Aus- Insgesamt dient das Medienkonzept als Richt- drücklich empfehlen wir im Laufe des Prozesses schnur für die Fachkräfte, die dann einheitlich der Konzeptentwicklung die Perspektive der und aufeinander abgestimmt medienerzieher- Kinder und Jugendlichen zu berücksichtigen isches Handeln in den Alltag integrieren können. (siehe S. 11). 25
In acht Schritten zum medienpädagogischen Konzept Ist-Stand und Bedarfsanalyse Wo befinden wir uns im Prozess der Digitalisie- rung? Welche Schritte wurden schon gegangen, wo besteht Handlungsbedarf? Welche Wünsche und Bedürfnisse unserer Bewohner*innen begeg- nen uns in Bezug auf die Mediennutzung? Wie beschreiben die Kinder und Jugendlichen den Ist- Stand? Welche offenen Fragestellungen bestehen bezüglich der Fachkräfte, der Bewohner*innen, der Eltern, der technischen Infrastruktur und des Trä- gers/Arbeitsgebers? Zielgruppenbewusstsein In welchen digitalen Lebenswelten bewegen sich „unsere“ Kinder und Ju- gendlichen in der Einrichtung? Welche Themen und Trends sind aktuell und wie begegnen wir diesen mit alters- gerechten Angeboten – auch zur Er- möglichung von Teilhabe-Chancen? Wo besteht Schulungsbedarf bezüg- lich dieser Themen? Wie regeln wir die Mediennutzungszeiten der Kinder und Jugendlichen im Alltag? Welche Funktionen erfüllen Medien im Alltag und was erzählen die Bewohner*innen selbst darüber? Was wünschen sich die Kinder und Jugendlichen von den Er- Werkzeug- und Methodenkenntnis wachsenen/Betreuer*innen/Eltern? Wie sehen konkrete und praktische Angebote zur Medienkompetenzför- derung aus und welche sind unbe- dingt zu empfehlen und zu verankern (Methodenpool aus z. B. Surfscheinen oder Workshops)? Welche Präventi- ons- sowie Interventionsmaßnahmen werden hinsichtlich bestimmter Risi- ken vereinbart? Welche Elternange- bote werden initiiert? Und wo können sich Fachkräfte selbstständig über Me- thoden informieren? 26
Medienpädagogische Haltungsentwicklung Wie stehen wir als Einzelne und als Team der Ein- richtung zur Digitalisierung? Durch welche Faktoren ist unser Blick auf die Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen geprägt? Wie gelangen wir von unseren persönlichen Haltungen zu einer möglichst einheitlichen, professionellen Haltung? (siehe S. 9). Begriffsverständnis Was ist Medienpädagogik? Was meint Medienkompetenz und wie lässt sie sich fördern? Wie gelingt eine alltagsintegrierte Medienerziehung? Auftragsbewusstsein und rechtliche Grundlagen Warum ist Medienkompetenzförderung so wichtig? Wie ist sie gesetzlich verankert? (siehe S. 16). Welche rechtlichen Rahmen- bedingungen des medienpädagogischen Handelns gelten für den Gruppenalltag? Wie gestaltet sich ein adäquater Jugendmedien- schutz und Datenschutz? Verankerung und Implementierung Wie wird die Implementie- rung und Anwendung des Technische Infrastruktur Konzeptes gewährleistet? Ist Sind die technischen Rahmenbedingungen eine Verankerung im Quali- für eine adäquate Medienkompetenzförde- tätsmanagement notwen- rung bereits vorhanden? Wo muss nachge- dig? Durch wen werden die bessert werden? Welche digitalen Endgeräte Inhalte weiterentwickelt und werden benötigt (auch zur Durchführung von – besonders in Bezug auf die Workshops und kreativer Medienarbeit) und Schnelllebigkeit des Themas wie könnte eine Finanzierung aussehen? Wie – aktualisiert (zum Beispiel lässt sich auch über technische Lösungen ein durch Medienbeauftragte Kinder- und Jugendmedienschutz gewähr- oder eine Projektgruppe beim leisten (zum Beispiel über Jugendschutzfilter Träger)? oder Ticketsysteme)? Welches Wissen benöti- gen die Fachkräfte, um diese Regelungen an- zuwenden (Fortbildungsbedarfe)? 27
Wird dieser Fahrplan bei der Bearbeitung be- An dieser Stelle wird nochmal auf die Wichtigkeit rücksichtigt, ergibt sich ein breit angelegtes einer fortlaufenden Aktualisierung des Medien- Medienkonzept, das sowohl Wissen als auch konzeptes hingewiesen. Themen, Chancen und Orientierung vermittelt. Wichtig ist hierbei auch Risiken tauchen plötzlich auf oder verschwinden immer das sorgfältige Abwägen zwischen grup- wieder und werden irrelevant. Fachkräfte müs- penübergreifenden Regelungen bei gleichzei- sen in der Lage sein, auf diese Entwicklungen tiger Ermöglichung individueller Konzepte für adäquat zu reagieren. Es lohnt sich also, eine einzelne Gruppen. langfristige Projekt-/ oder Arbeitsgruppe oder Medienbeauftrage zu installieren, die sich auch Natürlich sollten sowohl die Gliederung des nach Abschluss der Konzepterarbeitung mit den Konzeptes als auch bestimmte Schwerpunkte medienpädagogischen Fragestellungen be- in Bezug auf Besonderheiten der Bewohner*in- schäftigen, die Kolleg*innen unterstützen und nen individuell erarbeitet werden. Im besten Fall Neuerung für die tägliche Arbeitspraxis über- weist das Konzept eine hohe Anschlussfähigkeit tragbar machen. Um up to date zu bleiben gilt an die jeweiligen Arbeitsweisen des Trägers auf es aber vor allem, die Kinder und Jugendlichen und orientiert sich ganz gezielt an den internen aktiv in den Prozess zu integrieren und nach ak- Fragestellungen der Fachkräfte und den Bedürf- tuellen Themen und Trends zu befragen. nissen der jeweiligen Kinder und Jugendlichen. Beispielkonzepte und Gliederungen aus dem Projekt Power-Up Beispiel-Konzept des Jugendhilfezentrums Raphaelshaus in Dormagen: www.projekt-powerup.de/wordpress/wp-content/uploads/2017/03/Raphaelshaus-Leitlinien-Medien- 2017pdf.pdf Praxiserprobte Gliederungsvorschläge für ein Medienkonzept: Beispiel 1: www.projekt-powerup.de/wordpress/wp-content/uploads/2016/02/Bsp.-Gliederungen_ Leitlinien-Version-1.pdf Beispiel 2: www.projekt-powerup.de/wordpress/wp-content/uploads/2016/02/Bsp.-Gliederungen_ Leitlinien-Version-2.pdf Beispiel 3: www.projekt-powerup.de/wordpress/wp-content/uploads/2016/02/Bsp.-Gliederungen_ Leitlinien-Version-3.pdf 28
© De Visu | stock.adobe.com Verzahnung mit anderen Konzepten der Einrichtung Die Beteiligung junger Menschen in den Hilfen Wie die Partizipation von Kindern und Jugend- zur Erziehung an allen sie betreffenden Entschei- lichen in Einrichtungen der Erziehungshilfen dungen ist ein wesentlicher Wirkfaktor für den Er- gelebt wird, ist ein wesentliches Qualitätsmerk- folg der Hilfe. Keine Jugendhilfeeinrichtung kann mal der Einrichtungen. Dabei kann und sollte ohne ein Partizipationskonzept auskommen. Beteiligung nicht als eine Art „Teilgeschehen“ innerhalb einer Organisation gesehen werden. Die Formulierung der Vorstellungen von ge- Vielmehr ist Beteiligung nur als umfassender lingender Beteiligung ist seit einigen Jahren Prozess wirklich wirkungsvoll und dann auch ein wichtiger Bestandteil für die Erteilung der erfolgreich. Es geht um eine „Kultur der Beteili- Betriebserlaubnis für eine Einrichtung und ein gung“, ein Begriff, der erst seit Kurzem Verwen- wesentlicher Bestandteil der Kinder- und Ju- dung findet (vgl. Wolff/ Hartig 2013). Beteiligung gendrechte (§ 8 SGB VIII fordert die entwick- als umfassender Prozess ist dann erfolgverspre- lungsgemäße Beteiligung von Kindern und chend, wenn in der Einrichtung eine beteili- Jugendlichen an allen sie betreffenden Entschei- gungsfördernde Haltung vorherrscht. Auch hier dungen; international ergänzt durch die UN-Kin- geht es wieder um die Haltung der Einrichtung derrechtskonvention, Artikel 12,13). zum Thema – ebenso wie bei der Digitalisierung. 29
In der Arbeitsgruppe wurde deutlich, dass der einer Einrichtung wird es in der Regel ein Kapi- Verzahnung der verschiedenen Konzepte, die tel zum Umgang mit Social Media geben. Zum in Einrichtungen gelebt werden, ein wichtiger Stichwort ‚Sexting‘ siehe S. 14 unter „Sicheres Stellenwert zukommt. So gibt es Schnittmengen Surfen und Datenschutz“. In einem Konzept zur zwischen dem Beteiligungskonzept und dem Suchtprävention, wird neben Substanzkonsum Konzept zur Medienpädagogik. Wie dargestellt, auch der Konsum von Digitalen Spielen thema- ist eine Fortschreibung des Medienkonzeptes tisiert werden müssen. Computerspielsucht als wichtig sowie die aktive Einbindung der Kin- eine Form der Sucht markiert hier die Schnitt- der und Jugendlichen in diesen Prozess – zum stelle zu einem medienpädagogischen Konzept Beispiel indem sie nach aktuellen Themen und (siehe S. 15, „Digitale Spiele“). Trends befragt werden. Ebenso gibt es Schnittmengen zu sexualpäda- gogischen Konzepten und Konzepten zur Sucht- prävention. Im sexualpädagogischen Konzept © JackF | stock.adobe.com 30
© Daniel Ernst | stock.adobe.com Medienpädagogische Linksammlung und Quellen 31
Wichtige medienpädagogische Websites www.klicksafe.de www.sogehtmedien.de www.handysektor.de www.spieleratgeber-nrw.de www.internet-abc.de www.medienanstalt-nrw.de/medienorientierung www.mediennutzungsvertrag.de www.digitalcheck.nrw Studien zur Mediennutzung SCHAU HIN! – Studien zur Mediennutzung (Übersicht) www.schau-hin.info/studien/studien-zur-mediennutzung Medienpädagogischer Forschungsverband Südwest: JIM-, KIM-, FIM-, Mini-KIM-Studien www.mpfs.de/startseite/ Vodafone Stiftung: „Jung! Digital! Sozial?“ (2019) www.vodafone-stiftung.de/jung-digital-sozial/ Game – Verband der deutschen Gamesbranche (Marktdaten) www.game.de/marktdaten/ Material- und Methodentipps sortiert nach Themen DIGITALE SPIELE Digitale Spiele im Familienalltag – Tipps für Eltern PDF www.klicksafe.de/fileadmin/media/documents/pdf/klicksafe_Materialien/Eltern_Allgemein/ FN_395_ks_Folder_DigitaleSpieleTippsEltern_Download.pdf Computer-Spiele in der Familie – Tipps für Eltern (leichte Sprache) PDF www.ajs.nrw/wp-content/uploads/2017/02/Ratgeber_Computer-Spiele_Leichte-Sprache.pdf Digitale Spiele in der Jugendarbeit – Beispiele aus dem Projekt „Ethik und Games“ PDF www.th-koeln.de/mam/bilder/hochschule/fakultaeten/f01/digitale_spiele_in_der_ jugendarbeit_-_beispiele_aus_dem_projekt__ethik_und_games_.pdf 32
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