Epidemiologisches Bulletin 20 2021 - RKI
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AKTUELLE DATEN UND INFORMATIONEN ZU INFEKTIONSKRANKHEITEN UND PUBLIC HEALTH 20 Epidemiologisches 2021 Bulletin 20. Mai 2021 Antigentests: Bewertung und Kommunikation | COVID-19 in der 1. Welle, Untersuchung in Hamburger Familien
Epidemiologisches Bulletin 20 | 2021 20. Mai 2021 2 Inhalt Kommunikationsempfehlungen zur Verbesserung des Verhaltens bei der Verwendung von PoC Antigen-Schnelltests und Selbsttests 3 Die breitere Anwendung von Antigentests zum Auffinden einer akuten Infektion mit SARS-CoV-2 beinhaltet Chancen, aber auch Risiken und Limitationen. Die Tests können als einer von mehreren Bausteinen zur Pandemiekontrolle beitragen, indem sie die Erkennung von Infektionen und somit die Unterbrechung von Infektionsketten ermöglichen – insbesondere durch wiederholte, engmaschige Testungen derselben Perso- nen. Der Beitrag fasst die wichtigsten Aspekte zusammen und gibt evidenzbasierte Tipps zur Kommunika tion rund um die PoC Antigen-Schnelltests und Selbsttests. (Dieser Beitrag erschien online vorab am 17. Mai 2021.) COVID-19 in der 1. Welle in Hamburg-Eimsbüttel: pädiatrische Fälle, familiäre Cluster und Transmissionsrichtung 11 Um den Verlauf von COVID-19-Erkrankungen bei Kindern und ihre Rolle bei der Übertragung von S ARS-CoV-2 innerhalb der Familie besser zu verstehen, wurden Daten des Gesundheitsamtes Eimsbüttel für den Zeitraum 1. März bis 16. Mai 2020 analysiert. Während dieses Zeitraums waren bundesweit Schulen und Kindergärten überwiegend geschlossen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Mehrheit der Fälle bei Kindern und Jugendlichen der Altersgruppe 10 bis 17 Jahre auftraten, während Kinder im Kindergartenalter vergleichsweise weniger an- fällig waren. In den meisten Fällen lag eine positive Reiseanamnese vor. Im Erkrankungsfall wiesen sowohl Kinder als auch Erwachsene Fieber, Husten oder Kopf- und Gliederschmerzen als häufigste Symptome auf. Fast ein Fünftel der Kinder war jedoch asymptomatisch. Aktuelle Statistik meldepflichtiger Infektionskrankheiten: 19. Woche 2021 22 Impressum Herausgeber Allgemeine Hinweise/Nachdruck Robert Koch-Institut Die Ausgaben ab 1996 stehen im Internet zur Verfügung: Nordufer 20, 13353 Berlin www.rki.de/epidbull Telefon 030 18754 – 0 Inhalte externer Beiträge spiegeln nicht notwendigerweise Redaktion die Meinung des Robert Koch-Instituts wider. Dr. med. Jamela Seedat Dr. med. Maren Winkler (Vertretung) Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Telefon: 030 18754 – 23 24 Namensnennung 4.0 International Lizenz. E-Mail: SeedatJ@rki.de Nadja Harendt (Redaktionsassistenz) Telefon: 030 18754 – 24 55 Claudia Paape, Judith Petschelt (Vertretung) ISSN 2569-5266 E-Mail: EpiBull@rki.de Das Robert Koch-Institut ist ein Bundesinstitut im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit.
Epidemiologisches Bulletin 20 | 2021 20. Mai 2021 3 Kommunikationsempfehlungen zur Verbesserung des Verhaltens bei der Verwendung von PoC Antigen-Schnelltests und Selbsttests Die breitere Anwendung von Antigentests zum Auf- Infektionsketten ermöglichen (s. Abb. 1) – insbeson- finden einer akuten Infektion mit Severe Acute Res- dere durch wiederholte, engmaschige Testungen piratory Syndrome Corona Virus 2 (SARS-CoV-2) be- derselben Personen.2 inhaltet Chancen, aber auch Risiken und Limitatio- nen.1 Die Tests können unter weiterer Einhaltung Antigentests werden unterteilt in Point of Care (PoC) der bestehenden Verhaltensregeln (Abstand – Antigen-Schnelltests (durchgeführt durch geschul- Hygiene – Alltag mit Maske – Lüften; AHA+L- tes Personal im Testzentrum, mit anschließendem Regel) als einer von mehreren Bausteinen zur Pan- Ergebniszertifikat) und Selbsttests, die in Eigenan- demiekontrolle beitragen, indem sie die Erkennung wendung durchgeführt werden. Für die erst seit von Infektionen und somit die Unterbrechung von Kurzem erhältlichen Selbsttests wird in der Regel Wie können Corona-Schnelltests und -Selbs�ests die Ausbreitung des Virus bremsen? Wenn der R-Wert bei 1,1 liegt, stecken 100 Infizierte 110 weitere Personen an (exponen�elles Wachstum): Infizierte Person Angesteckte Person Ansteckung Wenn es mit den Tests wiederholt gelingt, beispielsweise 27 von 100 Infizierten rechtzei�g zu isolieren und weitere Ansteckungen zu verhindern, sinkt der R-Wert auf 0,8, d.h. 100 Infizierte stecken 80 weitere Personen an. Ansteckung Isola�on Wenn der R-Wert dauerha� unter 1 gehalten werden kann, wird die Ausbreitung des Virus gebremst. Abb. 1 | Unterbrechen von Infektionsketten mit Antigentests. Diese Grafik illustriert, wie die Ausbreitung von SARS-CoV-2 mit Antigentests verlangsamt werden kann, wenn die Tests als ergänzende Maßnahme zur Pandemieeindämmung eingesetzt werden. Wird ein bedeutender Anteil an Personen mit positivem Testergebnis rasch isoliert (unten), kann die Verbreitung verlangsamt werden, da die isolierten Personen keine weiteren Personen mehr anstecken. Dadurch sinkt der R-Wert. Das geschieht besonders effektiv, wenn die Kontakte der positiv Getesteten schnell identifiziert werden und sich in Quarantäne begeben.
Epidemiologisches Bulletin 20 | 2021 20. Mai 2021 4 das Testkit für den neuen Anwendungsbereich Menschen sind eher bereit, Tests zu nutzen, wenn (Durchführung durch geschultes Personal vs. sie kostengünstig und einfach zu handhaben sind Eigenanwendung) neu registriert, während das oder wenn sie sich davon versprechen, bei niedrigen Testprinzip dasselbe bleibt. Dadurch ergeben sich Infektionsraten, Zugang zum öffentlichen und so- Fragen zur Bereitschaft der Bevölkerung, derartige zialen Leben zu bekommen.4 Sie brauchen jedoch Tests zu nutzen, zu ihrem Verständnis von Tester- dringend Informationen darüber, was ein Testergeb- gebnissen und zu den psychologischen und verhal- nis bedeutet und wie sie sich entsprechend des Er- tensbezogenen Konsequenzen von positiven und gebnisses verhalten sollen, damit PoC Antigen- negativen Testergebnissen. Zur Beantwortung die- Schnell- und Selbsttests erfolgreich zum Pandemie- ser Fragen wurden fünf Querschnittsdatenerhebun- management beitragen. Hier fassen wir weitere Er- gen des COVID-19 Snapshot Monitorings3 (COSMO) gebnisse zusammen und leiten auf dieser Basis ab, zwischen Dezember 2020 und April 2021 mit ins- wie diese Informationen am besten kommuniziert gesamt über 5.000 Teilnehmenden aus Deutsch- werden sollten. land durchgeführt. An jeder Datenerhebung nah- men rund 1.000 Personen teil und es wurde jeweils Laut Zweiter Verordnung zur Änderung der eine repräsentative Verteilung der Befragten zwi- SARS-CoV-2-Arbeitsschutzverordnung müssen Ar- schen 18 – 74 Jahren nach Alter und Geschlecht beitgeberinnen und Arbeitgeber ihren Beschäftig- sowie Bundesland auf Basis der Zensusdaten aus ten, soweit diese nicht ausschließlich in ihrer Woh- Deutschland angestrebt. nung arbeiten, mindestens ein- bzw. zweimal pro Woche ein Testangebot machen.5 Grundsätzlich Die Mehrheit der Teilnehmenden war bereit, PoC könnten engmaschige wiederholte Testungen in Ar- Antigen-Schnelltests durchführen zu lassen oder beitsstätten den Anteil der Bevölkerung erhöhen, der Selbsttests anzuwenden. Ende März 2021 waren regelmäßig an einem Screening teilnimmt. Noch 72 % (n = 729 von N = 1.014) der Teilnehmenden be- wird diese Möglichkeit eher wenig genutzt, wie Da- reit, sich zweimal wöchentlich zu testen, um zu ei- ten von Ende April 2021 (N = 997) zeigen: 56 % der nem Screening beizutragen, mit dem ansteckende Teilnehmerinnen und Teilnehmer gaben an, schon Personen schneller erkannt werden. einmal einen PoC Antigen-Schnell- oder Selbsttest A) Testnutzung über die Zeit C) Wurde Ihn Haben Sie schon einmal einen Corona−Schnelltest durchführen lassen? (z.B. wöchen Ausgewertet fü Der Anteil der Befragten, die schon mal einen Test gemacht haben, stieg von 13,7% im Dezember 2020 im Homeoffice auf 55,9% im April 2021. Erfasst für das Gesamtsample der jeweiligen Erhebungswellen. Erhebung vom 100% 100% 75% 50% 50% 25% 0% 0% 15.12.20 22.12.20 29.12.20 12.01.21 26.01.21 09.02.21 23.02.21 09.03.21 23.03.21 06.04.21 20.04.21 Abb. 2B)|Berufliche Kontakte und Schnelltestnutzung. Testmöglichkeiten 2A: Der Anteil der Personen, die schon einmal einen Antigentest durchgeführt haben, ist seit Mitte D) Nehmen S Anteil der Befragten, der angibt mit 0 bis >15 Personen täglich so Kontakt zu haben, dass eine Ansteckung möglich wäre. Testmöglichk Dezember stetig gestiegen (zwischen Ende Dezember 2020 und Mitte Februar 2021 wurden hierzu keine Daten erhoben). Definiert als weniger Abstand als 1,50 m, keine Maske, länger als 15 min. in geschlossenem Raum unter allen Befragten, Ausgewertet fü für die Homeoffice grundsätzlich möglich wäre. Erhebung vom 20.04.21. n = 566 von N=994 Erhebung vom 100% 1: Regelmäßig 2: Unregelmäßig 100%
50% 25% Epidemiologisches Bulletin 20 | 2021 20. Mai 2021 5 0% 0% 15.12.20 22.12.20 29.12.20 12.01.21 26.01.21 09.02.21 23.02.21 09.03.21 23.03.21 06.04.21 20.04.21 B) Berufliche Kontakte und Testmöglichkeiten D) Nehmen S Anteil der Befragten, der angibt mit 0 bis >15 Personen täglich so Kontakt zu haben, dass eine Ansteckung möglich wäre. Testmöglich Definiert als weniger Abstand als 1,50 m, keine Maske, länger als 15 min. in geschlossenem Raum unter allen Befragten, Ausgewertet fü für die Homeoffice grundsätzlich möglich wäre. Erhebung vom 20.04.21. n = 566 von N=994 Erhebung vom 100% 1: Regelmäßig 2: Unregelmäßig 100% C) Wurde Ihnen ein Angebot für regelmäßige chnelltest durchführen lassen? (z.B. wöchentliche) Tests gemacht? 50%die nicht ausschließlich Ausgewertet für Befragte, 75% 50% st gemacht haben, stieg von 13,7% im Dezember 2020 33% im Homeoffice arbeiten. ample der jeweiligen Erhebungswellen. 31% Erhebung vom 20.04.21. n = 574 von N=994 20% 60% 100% 19% 10% 13% 4% 8% 6% 4% 2% 0% 50% 3: Nein Keine Angabe 100% 75% 65% 25% 50% 43% 50% 31% 23% 20% 22% 16% 15% 9% 7% 9% 35% 2% 3% 0% 0% Regelmäß 0 1 2−5 6−10 11−15 >15 0 1 2−5 6−10 11−15 >15 n = 224 25% Personen Abb. 2 | Schnelltestnutzung. 2B: Personen, die regelmäßig am Arbeitsplatz testen, haben viele Kontakte. Trotzdem finden auch ohne Tests berufliche Kontakte statt. 0% Ja Nein 01.21 26.01.21 09.02.21 23.02.21 09.03.21 23.03.21 06.04.21 20.04.21 n = 373 n = 201 eiten C) Wurde Ihnen ein Angebot für regelmäßige D) Nehmen Sie diese COVID−19 (z.B.dass rsonen täglich so Kontakt zu haben, wöchentliche) eine AnsteckungTests gemacht? möglich wäre. Testmöglichkeit in Anspruch? Maske, länger als 15 min. in geschlossenem Ausgewertet Raum für unter allen Befragte, Befragten, die nicht ausschließlich Ausgewertet für Befragte mit Testangebot Erhebung vom 20.04.21. n = 566 im vonHomeoffice N=994 arbeiten. Erhebung vom 20.04.21. n = 373 von N=994 Erhebung vom 20.04.21. n = 574 von N=994 100% 2: Unregelmäßig 100% 50% 75% 75% 31% 65% 60% 19% 10% 13% 8% 6% 2% 50% 50% Keine Angabe 35% 25% 24% 25% 31% 10% 20% 22% 6% 16% 15% 7% 9% 0% 3% 0% Ja Nein Regelmäßig Unregelmäßig Nein Keine Angabe 21 20.04.21 11−15 >15 0 n1= 373 2−5 6−10 n =11−15 201 >15 n = 224 n = 89 n = 38 n = 22 Personen Abb. D) 2 |Nehmen Schnelltestnutzung. 2C: Etwa 65 % der Beschäftigten wurde am Arbeitsplatz schon einmal ein Testangebot gemacht. Sie diese COVID−19 Testmöglichkeit 2D: Davon in Anspruch? machen wiederum etwa 60 % regelmäßige Tests. Ausgewertet für Befragte mit Testangebot Erhebung vom 20.04.21. n = 373 von N=994 100% gemacht zu haben. Dieser Anteil war seit Mitte De- beruflichen Kontakte ist u. a. höher in systemrelevan- zember 2020 stetig gestiegen (s. Abb. 2A). Etwa 65 % ten Berufen, sie geht ebenfalls mit einer höheren der 75% Beschäftigten wurde am Arbeitsplatz schon ein- Testfrequenz einher. Trotzdem finden viele berufli- mal ein Testangebot gemacht (s. Abb. 2C). Von die- che Kontakte ohne regelmäßige Tests statt (s. Abb. 2B 60% 19% ser Gruppe nahmen wiederum etwa 60% regelmä- unten) und bergen daher ein erhöhtes Risiko für % ßig 50% Tests in Anspruch (s. Abb. 2D). Die Anzahl der eine Übertragung einer SARS-CoV-2-Infektion.6 25% 24%
Epidemiologisches Bulletin 20 | 2021 20. Mai 2021 6 Neben der noch eher geringfügigen Nutzung in Ar- aus der Praxis lassen vermuten, dass sich die Emp- beitsstätten hat die COSMO-Studie aufgezeigt, dass findlichkeit von Antigentests in der vorsymptomati- Unsicherheiten über das richtige Verhalten nach ei- schen und frühsymptomatischen Zeit noch aufbaut nem Selbsttest bestehen, was auf einen dringenden und erst nach etwa ein bis zwei Symptomtagen op- Kommunikationsbedarf hinweist.4 So neigen Men- timal ist.8 – 10 Hinzukommt, dass die korrekte Aussa- schen nach einem negativen Testergebnis mögli- ge eines Tests immer auch von der Qualität der Pro- cherweise eher dazu, auf das Tragen einer Maske zu bennahme abhängt. Diese ist bei Selbsttestung verzichten und sich nicht an die Abstandsregeln zu nicht immer optimal. Bei einem wenig sensitiven halten. Dieser Effekt könnte sich sogar in bestimm- Antigentest ist die Wahrscheinlichkeit eines falsch ten sozialen Situationen verstärken: Die Befragten negativen Ergebnisses bei suboptimaler Probennah- gaben an, sich besonders vor einem Treffen mit Fa- me groß. Die Verlässlichkeit von Antigentests steigt, milie oder Freundeskreis testen zu wollen. Hier wenn sie seriell, z. B. in einem Abstand von zwei zeigten frühere Daten, dass bei Treffen mit naheste- oder drei Tagen eingesetzt werden (s. Abb. 4), oder henden Personen die Regeln ohnehin weniger noch besser an zwei von drei aufeinanderfolgenden streng eingehalten werden.7 Auch wurde in der Stu- Tagen bzw. alle 48 Stunden. Diese Tatsachen müs- die gezeigt, dass zwei Drittel der Befragten dachte, sen in der Begleitkommunikation zu den Tests her- dass ein negativer Test bedeutet, dass sie am nächs- vorgehoben werden. Ein Beispiel hierfür findet sich ten Tag niemanden anstecken können. Aber je mehr auf der Webseite des Robert Koch-Instituts (RKI). Zeit seit dem Test vergangen ist, desto mehr steigt Serielle Testungen erhöhen die Wahrscheinlichkeit das Risiko, trotz negativem Testergebnis ansteckend eines korrekten Testergebnisses (Aussagekraft) von zu sein (s. Abb. 3). Gerade in der Frühphase der In- Antigen-Schnelltests. Eine wiederholte Testung der- fektion können Personen zudem schon ansteckend selben Person in kurzen Zeitabständen erhöht die sein, obwohl der Test noch kein positives Ergebnis Wahrscheinlichkeit, den Zeitraum zu treffen, in dem zeigt. Vorliegende Studien und Erfahrungswerte Nachweise per Antigentest möglich sind, und kann An�gen-Testergebnisse bilden eine Momentaufnahme ab An�gen-Testergebnisse An�gen-Testergebnisse An�gen-Testergebnisse bilden bilden eineeine bilden eine Momentaufnahme Momentaufnahme abab ab Momentaufnahme somit zur Reduzierung des allgemeinen Infektions- An�gen-Testergebnisse Risiko andere bilden eine Momentaufnahme ab An�gen-Testergebnisse bilden eine Momentaufnahme ab anzustecken geschehens beitragen. Dies kommt insbesondere in Tage An�gen-Testergebnisse Risiko Risiko andere Risiko andere andere bilden eine Momentaufnahme ab Risiko andere anzustecken anzustecken anzustecken hohes anzustecken Situationen zum Tragen, in denen Hygienemaßnah- Risiko andere Risiko Risiko andere hohes hohes anzustecken hohes anzustecken hohes men nicht in jedem Fall optimal umgesetzt werden Risiko Risiko Risiko 2 Tage nach Risiko hohes können (z. B. in Kindertagesstätten, Schulen oder be- dem Test hohes Risiko Risiko stimmten betrieblichen Bedingungen in Unterneh men). Hier ist ein entsprechend sensitives Testkon- zept notwendig, das ein hochfrequentes und durch PCR-Bestätigungstests gestütztes Screening vorsieht. 1 Tag nach dem Test Da Testergebnisse nur eine begrenzte Aussagekraft haben, ist es wichtig, auch nach negativen Testergeb- nissen die anderen schützenden Verhaltensweisen (AHA+L) beizubehalten. Ein negativer Test bedeutet geringes Risiko lediglich, dass das Risiko ansteckend zu sein zum geringes geringes geringes geringes des Tests 0 Tag 1 Tag nach 2 Tage nach Tage Risiko Risiko Risiko Risiko des Tests dem Test dem Test Zeitpunkt des Tests reduziert, aber nicht vollkom- 0 Tag geringes 0 Tag0 Tag 0 Tag 1 1 Tag Tag nach nach 1 Tag nach 2 2 Tage Tage2 nach nach Tage nach Tage Tage Tage geringes Risiko 0 Tag 1 Tag nach 2 Tage nach men Tageausgeschlossen ist. Denn PoC Antigen- des des Tests Tests des Tests des Tests demdem Test Test dem Test dem Test dem dem Test Test dem Test Test dem Risiko 0 Tag 1 Tag nach 2 Tage nach Tage 0 Tag des Tests 1 Tag nach dem Test 2 Tage nach dem Test Tage Schnelltests und -Selbsttests können negativ ausfal- des Tests dem Test dem Test len, obwohl die getestete Person infiziert oder auch geringes Abb. 3 | Antigen-Testergebnisse bilden eine Momentauf Risiko nahme ab. Diese Grafik illustriert, dass das Risiko jemanden schon ansteckend ist. Das RKI stellt auf seiner Web- anzustecken steigt, je älter das Testergebnis ist. Auf ein seite eine interaktive Anwendung mit weiterführen- negatives Testergebnis kann bereits ein Tag später ein positives folgen, wenn die Person bei der ersten Testung den Informationen zur Aussagekraft von Tests be- bereits infiziert war, der Antigentest jedoch noch keine reit. Diese illustriert, dass die Aussagekraft von Test Infektion nachweisen konnte, der Test also noch kein resultaten von der Inzidenz bzw. Vortestwahrschein- Antigen (Virusprotein) entdecken konnte. lichkeit in der Bevölkerung und den Testkennwerten
Epidemiologisches Bulletin 20 | 2021 20. Mai 2021 7 An�gentests und regelmäßiges, PCR-Nachweis möglich engmaschiges Testen (nur im Labor, dauert länger) An�gen-Nachweis möglich ansteckend Infek�on typischer Symptombeginn (PCR-Test empfohlen) 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 Tage Beispiel-Testplan: Person 1 MO DI MI DO FR SA SO MO DI MI DO FR SA SO MO DI MI DO FR An�gentests dienstags und donnerstags Person 2 DI MI DO FR SA SO MO DI MI DO FR SA SO MO DI MI DO FR SA Person 3 MI DO FR SA SO MO DI MI DO FR SA SO MO DI MI DO FR SA SO Person 4 DO FR SA SO MO DI MI DO FR SA SO MO DI MI DO FR SA SO MO Person 5 FR SA SO MO DI MI DO FR SA SO MO DI MI DO FR SA SO MO DI Person 6 SA SO MO DI MI DO FR SA SO MO DI MI DO FR SA SO MO DI MI Person 7 SO MO DI MI DO FR SA SO MO DI MI DO FR SA SO MO DI MI DO nega�v posi�v nega�v aber vorherige ansteckend und Testergebnis meist posi�v Ansteckung bekannt Tag der ansteckend ansteckend Infek�on trotz meist nega�vem trotz meist nega�vem An�gentest An�gentest (Risiko die Infek�on zu verpassen besteht nur wenn vorher nicht getestet wurde) Abb. 4 | Zeitlich begrenzte Nachweisfähigkeit von Infektionen durch Antigentests und regelmäßiges, engmaschiges Testen schematisch dargestellt. Diese Grafik illustriert den typischen Infektionsverlauf bei COVID-19 über etwas mehr als zwei Wochen. Die Infektion findet an Tag 0 statt. Zuoberst sieht man die Zeiträume, in denen Nachweise per PCR-Test und Antigentest durchschnittlich möglich sind. Dieser Zeitraum ist bei Antigentests kürzer als bei PCR-Tests. PCR-Tests können eine Infektion sowohl früher als auch noch länger nachweisen. Auch der typische Symptombeginn (im Falle einer symptomatischen Erkran- kung) nach 5 – 6 Tagen ist markiert. Bei Symptomen sollte man sich mit einem PCR-Test testen lassen, auch bei negativem Antigentest-Ergebnis. Der Kalender zeigt 7 Personen, die regelmäßig und engmaschig jeweils dienstags und donnerstags getestet werden. Die Punkte markieren schematisch, zu welchen Testzeitpunkten der Infektion die Antigentests der 7 Personen typischerweise positiv respektive negativ ausfallen. Unter der Annahme, dass um den hier angenommenen Symptombeginn die meisten Antigentests positiv ausfallen, sehen wir, dass an diesem Tag 2 der 7 Personen erkannt werden. Wenn die Personen gruppe montags, mittwochs und freitags getestet würde, wären es 3, wenn einmal pro Woche getestet würde, wäre es eine. Bei engmaschigerem Testen werden schneller mehr Personen erkannt. Regelmäßiges engmaschiges Screening mit Antigentests (auch von asymptomatischen Personen) ermöglicht also eine frühzeitige Erkennung und Möglichkeit der Eindämmung von Infektionsclustern (beispielsweise in Schulen oder Arbeitsstätten), jedoch keine komplette Verhinderung. Testresultate können allerdings im Einzelfall trotzdem negativ ausfallen, obwohl die getestete Person bereits infiziert und ggf. ansteckend ist. Sensitivität und Spezifität abhängt.11 Eine vom RKI Medizinprodukte Gesetz (MPG § 11) von Laientests und dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI) aktuell durchge- (Selbsttests) muss die Benutzerfreundlichkeit durch führte unabhängige analytische Validierungsstudie – das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizin- also unter Laborbedingungen, nicht unter Alltagsbe- produkte (BfArM) geprüft werden und die eben an- dingungen – von über 120 Antigentests zeigt, dass gesprochene analytische Validierung durch das PEI sich die analytische Sensitivität deutlich zwischen erfolgen. Die auf der Liste des PEI ausgewiesenen den verschiedenen Herstellern unterscheidet – die Tests sind bei der Verwendung von Nasen-Rachen- Sensitivität variiert in Abhängigkeit von der Viruslast abstrichen ausreichend zuverlässig um ansteckende zwischen 0 % und 100 %.12,13 Das PEI stellt eine Liste Personen mit hoher Wahrscheinlichkeit zu erken- derjenigen Antigentests zu Verfügung, die in unab- nen. Die Zuverlässigkeit von sich nicht auf der Liste hängigen analytischen Validierungen den vom RKI befindenden Tests ist entweder unzureichend oder und PEI festgelegten Mindestkriterien entspre- aufgrund fehlender unabhängiger Validierungen chen.14 Im Rahmen der Sonderzulassung nach dem noch nicht im selben Maße gesichert. Aktuell kann
Epidemiologisches Bulletin 20 | 2021 20. Mai 2021 8 davon ausgegangen werden, dass PoC Antigen- kum, wie beispielweise getestete Mitarbeiterinnen Schnelltests und Selbsttests verschiedene Virus und Mitarbeiter in Arbeitsstätten oder Eltern getes- varianten von SARS-CoV-2 ähnlich gut erkennen. teter Kinder. Die Kommunikationstipps an die Ge- testeten finden sich zusammengefasst und mit den Tipps zur Kommunikation rund um PoC Anti- Abbildungen 1, 3 und 4 auf der Webseite des RKI. gen-Schnelltests und -Selbsttests an das Fachpubli- Zusätzlich sollten Informationen darüber, wie die kum und basierend auf den Ergebnissen der Tests funktionieren, wie man sie interpretiert, wo COSMO-Studie sind in der Box zusammengefasst. sie erhältlich sind, und welche Unterstützung zur Die Tipps richten sich an Testende in Betrieben, Bil- Isolation angeboten wird, Kontext-spezifisch er- dungsstätten, etc., wie auch an ein breiteres Publi- gänzt werden. Evidenzbasierte Tipps zur Kommunikation rund um die PoC Antigen-Schnelltests und Selbsttests Teststrategie Tests durchführen ▶▶ Kommunizieren Sie, dass verbreitetes häufiges ▶▶ Stärken Sie die Eigenverantwortung und Selbstwirk- Testen mit möglichst hochwertigen PoC Antigen- samkeit der Menschen im Umgang mit Tests: Schnelltests und Selbsttests (z. B. alle 48 h) helfen Erklären Sie, wie Selbsttests funktionieren, wo man kann, ansteckende Personen schneller zu erkennen, qualitativ hochwertige Tests herbekommt und wie Infektionsketten zu durchbrechen und mit der Zeit man die Ergebnisse interpretiert. die Ausbreitung von SARS-CoV-2 zu stoppen. Je Verhalten nach einem Test mehr Menschen sich regelmäßig testen lassen und ▶▶ Bedenken Sie, dass Menschen vielleicht Risikokontakte bei positivem Test isolieren, desto effektiver können hatten und sich fragen: „Habe ich COVID-19?“ wir Infektionsketten unterbrechen. Bedenken Sie, dass eine andere Motivation ist, dass sie ▶▶ Kommunizieren Sie, dass Antigen-Schnelltests und andere treffen möchten und sich fragen: „Könnte ich Selbsttests die unterschiedlichen Virusvarianten von jemanden anstecken?“ In beiden Fällen erwarten die SARS-CoV-2 ähnlich gut erkennen. Menschen vom Test entweder ein „ja“ oder ein „nein“. ▶▶ Die Tests sind nicht perfekt. Dennoch ist die ▶▶ Ein „nein“ kann sorgloses Verhalten hervorrufen, Mehrheit bereit, sie zum Screening, Testen sowie insbesondere da die Tests zum Schutz von engen zum Isolieren von Infizierten zu nutzen. Politische Familienangehörigen und Freundinnen und Freun- Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger den durchgeführt werden. Es werden also Informa können von den Bürgerinnen und Bürgern ein hohes tionen darüber benötigt, warum und welcher Schutz Maß an Akzeptanz erwarten, wenn sie ihnen dennoch notwendig ist. verständliche Informationen zur Verfügung stellen ▶▶ Ein „ja“ erfordert Informationen über Isolierung und und das gewünschte Verhalten anschließend einen PCR-Folgetest. fördern. ▶▶ Kommunizieren Sie, was Menschen nach einem ▶▶ Menschen sind motiviert, andere zu schützen. Das positiven Testergebnis tun müssen. Erklären Sie, Ansprechen von pro-sozialen Motiven und das dass ein positives Testergebnis keine Diagnose ist. Anbieten von Anreizen, wie z. B. die Teilnahme am Es zeigt an, dass eine Person mit einiger Wahr- öffentlichen und sozialen Leben (bei geringer scheinlichkeit infiziert und ansteckend ist. Das Prävalenz und mit AHA+L), könnte die Testraten Ergebnis muss ernst genommen werden. Daher erhöhen. sollten sich positiv getestete Personen sofort so gut ▶▶ Antigentests werden unterteilt in PoC Antigen- es geht isolieren. Außerdem müssen sie so schnell Schnelltests (durchgeführt durch geschultes Personal wie möglich einen PCR-Test (z. B. bei ihren Hausärz- im Testzentrum, mit anschließendem Ergebnis tinnen und Hausärzten) durchführen lassen, um das zertifikat) und Selbsttests, die in Eigenanwendung Ergebnis zu bestätigen. Bieten Sie Unterstützung durchgeführt werden. Erklären Sie, dass es sich dabei und Informationen zur Isolierung an. um dasselbe Testprinzip handelt und, dass sich ▶▶ Kommunizieren Sie, was Menschen nach einem nega- lediglich die Person unterscheidet, die testet: tiven Testergebnis tun müssen. Erklären Sie, dass ein geschulte Personen bei Antigen-Schnelltests und negatives Testergebnis bedeutet, dass das Risiko redu- Laien bei Selbsttests. ziert ist, ansteckend zu sein, aber es nicht gleich null ist. Daher ist es immer noch am sichersten, andere ▶▶ Kommunizieren Sie, dass man bei Symptomen einen schützende Verhaltensweisen beizubehalten, wie z. B. PCR-Test machen sollte, auch bei einem negativen Abstand zu halten und Masken zu tragen (AHA+L). Antigentest-Ergebnis. Dies hilft auch, sich nicht selbst anzustecken.
Epidemiologisches Bulletin 20 | 2021 20. Mai 2021 9 Güte des Testergebnisses Verbreiten von Informationen ▶▶ Bedenken Sie, dass Menschen sich fragen könnten: ▶▶ Während einige Menschen ein aufrichtiges Interesse „Stimmt das Testergebnis?“ Bedenken Sie, dass daran haben könnten, den wissenschaftlichen Menschen möglicherweise keine gute Intuition über Hintergrund hinter dem komplexen Zusammenspiel die Testgüte haben, schwer einschätzen können, wie zwischen Testmerkmalen und Infektionsdynamik zu wahrscheinlich ein Testergebnis richtig ist und ergründen, könnte es für die Mehrheit ausreichen zu möglicherweise nicht wissen, dass es falsch sein wissen, was in welcher Situation zu tun ist. Ein kann. Die meisten Menschen werden nicht in „Bissen-, Snack-, Mahlzeit-Ansatz" (bite-snack-meal) Betracht ziehen, dass das Testergebnis bei einem der Informationsaufbereitung könnte leicht positiven oder negativen Ergebnis oder bei unter- zugängliche Informationen über das WAS bieten; für schiedlichen Inzidenzraten eine unterschiedliche die Interessierten könnte es durch das WARUM Aussagekraft hat. Kommunizieren Sie, welche ergänzt werden, basierend auf dem WIE, das die Maßnahmen nach positiven und negativen Testresul- komplexe Wechselwirkung von Test, Krankheit und taten erforderlich sind. getestete Person erklärt. ▶▶ Kommunizieren Sie, dass das Ergebnis umso ▶▶ Die Informationen sollten an relevanten Kontaktpunk- weniger aussagekräftig wird, je mehr Zeit seit dem ten bereitgestellt werden, wie z. B. in Testzentren, Test vergangen ist. Deshalb ist der Test nur am Packungsbeilagen von Selbsttests, an Schulen und selben Tag gültig. am Arbeitsplatz. Zusätzliche Fernsehspots im öffentlich-rechtlichen Fernsehen könnten die ▶▶ Die Sensitivität von Antigentests unterscheidet sich Reichweite der Informationen erhöhen. Es ist wichtig, deutlich zwischen den verschiedenen Herstellern. dass Gesundheitsinformationen auch von nicht-staat- Kommunizieren Sie, dass das Paul-Ehrlich-Institut lichen Institutionen angeboten werden, da ihnen ein (PEI) eine Liste derjenigen Antigentests zu Verfü- besonderes Vertrauen entgegengebracht wird. gung stellt, die den Mindestkriterien entsprechen. Die auf der Liste des PEI ausgewiesenen Tests sind ▶▶ Die Informationen sollten in mehreren relevanten ausreichend zuverlässig. Die Zuverlässigkeit von Sprachen zur Verfügung gestellt und durch Illustra sich nicht auf der Liste befindenden Tests ist tionen ergänzt werden, um einfach und schnell entweder unzureichend oder aufgrund fehlender verständlich zu sein sowie Minderheiten und unabhängiger Validierungen noch nicht im selben Personen mit geringer Gesundheitskompetenz zu Maße gesichert.13 erreichen. Die Kommunikationstipps an die Getesteten finden sich zusammengefasst und mit den Abbildungen 1, 3 und 4 auf der Webseite des RKI. Literatur 1 Seifried J, Böttcher S, Oh DY et al.: Was ist bei Anti- 4 Betsch C, Sprengholz P, Siegers R et al.: Unpacking gentests zur Eigenanwendung (Selbsttests) zum the black box: Empirical evidence to understand the Nachweis von SARS-CoV-2 zu beachten? Epid Bull human factor for effective rapid testing against 2021;8:3-9. http://dx.doi.org/10.25646/8040 SARS-CoV2. https://doi.org/10.31234/osf.io/c9h5k 2 Seifried J, Böttcher S, von Kleist M et al.: 5 Bundesministerium für Arbeit und Soziales. Zweite Antigentests als ergänzendes Instrument in der Verordnung zur Änderung der SARS-CoV-2-Arbeits- Pandemiebekämpfung. Epid Bull 2021;17:3-14. schutzverordnung vom 14. April 2021. https://www. DOI: 10.25646/8264 bmas.de/SharedDocs/Downloads/DE/Gesetze/ 3 COSMO – COVID-19 Snapshot Monitoring. zweite-aenderungsverordnung-sars-cov-2-arbeits- https://projekte.uni-erfurt.de/cosmo2020/ [abgeru- schutzverordnung.pdf?__blob=publicationFile&v=2 fen am 23.4.2021] [abgerufen am 25.4.2021]
Epidemiologisches Bulletin 20 | 2021 20. Mai 2021 10 6 Ergebnisse aus dem COVID-19 Snapshot Monito- Autorinnen und Autoren ring COSMO: Die psychologische Lage, Welle 41 a) Dr. Mirjam A. Jenny | a) Dr. Ines Lein | (Erhebung vom 20./21.04.2021), Stand 23.04.21. b) Dr. Tanja Jung-Sendzik | c) Sarah Eitze | https://projekte.uni-erfurt.de/cosmo2020/web/to- d) Prof. Dr. Christian Drosten | pic/wissen-verhalten/80-schnelltests/ [abgerufen c) Prof. Dr. Cornelia Betsch am 25.4.2021] a) RKI, P1 Wissenschaftskommunikation 7 Ergebnisse aus dem COVID-19 Snapshot Monito- b) RKI, Abt. 3, Infektionsepidemiologie ring COSMO: Private Feiern mit Freunden und c) Universität Erfurt, Gesundheitskommunikation Fremden, Stand 23.4.2021. https://projekte.uni-er- d) Charité Universitätsmedizin Berlin, furt.de/cosmo2020/web/topic/wissen-verhal- Institut für Virologie ten/60-feiern/ [abgerufen am 30.4.2021] Korrespondenz: P1@rki.de 8 Schwob JM, Miauton A, Petrovic D et al.: Antigen rapid tests, nasopharyngeal PCR and saliva PCR to detect SARS-CoV-2: A prospective comparative clini- Vorgeschlagene Zitierweise cal trial. https://doi.org/10.1101/2020.11.23.20237057 Jenny MA, Lein I, Jung-Sendzik T, Eitze S, Drosten C, 9 Courtellemont L, Guinard J, Guillaume C et al: Betsch C: Kommunikationsempfehlungen zur Real-life performance of a novel antigen detection Verbesserung des Verhaltens bei der Verwendung test on nasopharyngeal specimens for SARS-CoV-2 von PoC Antigen-Schnelltests und Selbsttests infection diagnosis: a prospective study. https:// Epid Bull 2021;20:3 -10 | DOI 10.25646/8481 doi.org/10.1101/2020.10.28.20220657 (Dieser Artikel ist online vorab am 17. Mai 2021 10 Abdulrahman A, Mustafa F, AlAwadhi A et al.: Com- erschienen.) parison of SARS-COV-2 nasal antigen test to naso- pharyngeal RT-PCR in mildly symptomatic patients. https://doi.org/10.1101/2020.11.10.20228973 Interessenkonflikt 11 Wie gut ist ein SARS-CoV-2 Testresultat? Die Autorinnen und Autoren geben an, dass kein https://rki-wiko.shinyapps.io/test_qual/ Interessenkonflikt besteht. 12 Scheiblauer H, Filomena A, Nitsche et al.: Comparative sensitivity evaluation for 122 CE- Danksagung marked SARS-CoV-2 antigen rapid tests. Wir bedanken uns bei Prof. Dr. Holger Jacobs und bei https://doi.org/10.1101/2021.05.11.21257016 Lena Haselmann für die Bereitstellung bzw. Überar- beitung der Erklärgrafiken, sowie beim COSMO-Team 13 Puyskens A, Krause E, Michel J et al.: Establishment für die wissenschaftliche Diskussion und Aufbereitung of an evaluation panel for the decentralized der Studiendaten. Weiterhin bedanken wir uns bei technical evaluation of the sensitivity of 31 rapid Prof. Dr. Andreas Nitsche, Dr. Esther-Maria Antão, detection tests for SARS-CoV-2 diagnostics. Dr. Janna Seifried, Dr. Sindy Böttcher, Charlotte Dries https://doi.org/10.1101/2021.05.11.21257021 und John Gubernath für ihre Hilfe bei der Umsetzung 14 Paul-Ehrlich-Institut. Evaluierung der Sensitivität des Manuskripts. von SARS-CoV-2 Antigenschnelltests, Stand 16.4.2021. https://www.pei.de/SharedDocs/Down- loads/DE/newsroom/dossiers/evaluierung-sensiti- vitaet-sars-cov-2-antigentests-04-12-2020.pdf?__ blob=publicationFile&v=43 [abgerufen am 28.4.2021]
Epidemiologisches Bulletin 20 | 2021 20. Mai 2021 11 COVID-19 in der 1. Welle in Hamburg-Eimsbüttel: pädiatrische Fälle, familiäre Cluster und Transmissionsrichtung Eine Analyse der Daten des Gesundheitsamts für den Zeitraum 1. März bis 16. Mai 2020 Zusammenfassung Hintergrund Um den Verlauf von COVID-19-Erkrankungen bei Im Zusammenhang mit dem weltweiten exponen- Kindern und die Rolle sowohl symptomatischer als tiellen Anstieg von Coronavirus Disease 2019- auch asymptomatischer Kinder bei der Übertragung (COVID-19-)Fällen im Frühjahr 2020 wurden zahl- von SARS-CoV-2 innerhalb der Familie besser zu reiche Studien durchgeführt, um die Epidemiolo- verstehen, wurden Daten SARS-CoV-2-positiv getes- gie und den Krankheitsverlauf sowie die Krank- teter pädiatrischer Fälle (n = 46) sowie von deren heitslast in verschiedenen Altersgruppen zu unter- positiv getesteten erwachsenen Familienmitglie- suchen und zu verstehen. Während für Erwachsene dern (n = 56) analysiert (Testverfahren: SARS-CoV-2 mittlerweile viele Untersuchungen zur Empfäng- RT-PCR). Zusätzlich wurden die Daten von geteste- lichkeit vorliegen, ist die Datenlage zu Kindern in ten Familienmitgliedern mit negativem Testresultat der COVID-19-Pandemie noch verbesserungswür- (n = 32) analysiert. Die positiv getesteten pädiatri- dig und teilweise widersprüchlich. schen (n = 46) sowie auch erwachsenen Fälle (n = 56) wurden dem Gesundheitsamt Hamburg-Eimsbüttel Um die Weiterverbreitung innerhalb der Städte und zwischen dem 1. März und dem 16. Mai 2020 und Gemeinden einzudämmen, wurden in Deutschland somit in der ersten Infektionswelle der SARS-CoV-2- und weltweit als eine der ersten Maßnahmen Schu- Pandemie gemeldet. Während dieses Zeitraums wa- len und Kindergärten proaktiv geschlossen. Die ers- ren bundesweit Schulen und Kindergärten überwie- ten Berichte aus China ließen vermuten, dass Kinder gend geschlossen. Die Ergebnisse zeigen, dass die seltener erkranken, einen milderen Krankheitsver- Mehrheit der Fälle bei Kindern und Jugendlichen lauf 1 haben und im Vergleich zu Erwachsenen we- der Altersgruppe 10 bis 17 Jahre auftraten. Das Er- niger empfänglich für die Krankheit sind.2,3 Gleich- gebnis für altersgruppenabhängige Infektionsraten zeitig berichteten Jones et al. 2020, dass die Virus- zeigt, dass Kinder im Kindergartenalter im Ver- last bei Kindern sich nicht signifikant von derjenigen gleich zu Schulkindern und Krippenkindern weni- bei Erwachsenen unterscheidet und Kinder daher ger anfällig für COVID-19 waren. Die meisten Kin- ähnlich infektiös sein könnten wie Erwachsene.4 der (0 – 17 Jahre) wiesen eine Reiseanamnese zu- Aufgrund der, zumindest zu Beginn der Pandemie, sammen mit ihren Familienmitgliedern auf. Im geringeren COVID-19-Inzidenz bei Kindern und Erkrankungsfall wiesen sowohl Kinder als auch Er- Jugendlichen kann die Rolle von Kindern in Infek wachsene Fieber, Husten oder Kopf- und Glieder- tionsketten noch immer nicht abschließend beurteilt schmerzen als häufigste Symptome auf. Dabei war werden. Darüber hinaus werden SARS-CoV-2-Infek- der Anteil der Erwachsenen, die zumindest eines tionen bei Kindern aufgrund des oft asymptomati- dieser Symptome aufwiesen, höher als bei Kindern. schen oder milderen Krankheitsverlaufs möglicher- Fast ein Fünftel der Kinder (9/46) war asymptoma- weise nicht immer erkannt. tisch. Kinder zeigten einen milderen Krankheitsver- lauf und stellten mehrheitlich nicht den Primärfall Mit der Abnahme der COVID-19-Fallzahlen in im Haushalt dar. Deutschland nach der ersten Welle wurde die stu- fenweise Aufhebung der Kontaktbeschränkungen
Epidemiologisches Bulletin 20 | 2021 20. Mai 2021 12 geplant und schrittweise durchgeführt, einschließ- ergebnisse wurden dem Gesundheitsamt mitgeteilt, lich der Öffnung von Schulen und Kindertagesstät- um die Information und Beratung aller Getesteten ten (Kitas) nach den Sommerferien. Um gezielte in- durch das Gesundheitsamt Eimsbüttel sicherzustel- fektionspräventive Maßnahmen ergreifen bzw. an- len. Zu den negativ getesteten Personen wurden passen zu können, ist es wichtig, die Pathogenese durch das Gesundheitsamt keine weiteren Daten er- der Krankheit und ihre Übertragung durch Kinder fasst. Im Fall eines positiven Testergebnisses wur- zu verstehen. den alle relevanten Daten zum Gesundheitszustand und zu engen Kontaktpersonen erhoben. Sofern Um diesen Fragen nachzugehen, hat das Gesund- Kontaktpersonen COVID-19-kompatible Symptome heitsamt Eimsbüttel die Daten Severe Acute Respi- aufwiesen, wurde ein RT-PCR-Test durch das Ge- ratory Syndrome Corona Virus 2-(SARS-CoV-2-) po- sundheitsamt veranlasst. sitiver pädiatrischer Fälle sowie ihrer Haushaltskon- takte (unabhängig von der Durchführung eines Aufgrund von begrenzten Testkapazitäten und Man- Tests bzw. des Testergebnisses) analysiert. Die Un- gel an Teströhrchen und Fachpersonal wurden in der tersuchung schließt Fälle ein, die zwischen dem Anfangsphase der COVID-19-Welle nur Personen 1. März 2020 und dem 16. Mai 2020 gemeldet wur- getestet, die entweder symptomatisch waren oder den, was zeitlich der ersten Welle von SARS-CoV-2- engen Kontakt zu einem bestätigten COVID-19-Fall Infektionen im Bezirk Eimsbüttel entspricht. hatten (demnach Kontaktperson der Kategorie 1 : 15 Minuten face-to-face Kontakt, < 1,5 m Abstand). Au- ßerdem wurden zu Beginn der Pandemie in einigen Ziel der Untersuchung Haushalten nur diejenigen Mitglieder getestet, die Durch die Beschreibung von Krankheitsverläufen Symptome aufwiesen, welche zum damaligen Zeit- und Übertragungsmustern in Haushalten soll die punkt als eindeutige und typische COVID-19-Symp- durchgeführte Analyse zu einem besseren Ver- tome bekannt waren (Husten, Fieber, Halsschmer- ständnis von klinischen und epidemiologischen zen, Geruchs- und/oder Geschmacksverlust und/ Charakteristika der Krankheit bei Kindern beitra- oder Atemnot). Ab Mitte April, mit zunehmender gen. Außerdem sollte die Rolle von Kindern bei Testkapazität und Ausweitung des Testangebots bzw. Haushaltsübertragungen untersucht werden. Anpassung der Teststrategie, konnten die Mitarbei- ter*innen des Gesundheitsamts auch die Testung von symptomarmen oder asymptomatischen Fami- Methode lienmitgliedern und engen Kontaktpersonen zu ei- Testindikation und -durchführung nem SARS-CoV-2-positiven Fall veranlassen. Ab dem Beginn der ersten COVID-19-Welle konnten in Hamburg Personen, die an akuten Atemwegs Falldefinitionen infektionen erkrankt waren, sowie symptomatische Bestätigte Fälle wurden als Einwohner des Bezirks Reiserückkehrer im ambulanten Bereich den Arzt- Eimsbüttel mit durch RT-PCR-Test bestätigter notruf 116 117 der Kassenärztlichen Vereinigung SARS-CoV-2-Infektion definiert. Als epidemiologi- Hamburg kontaktieren und als Verdachtsfall einen scher Fall wurden Einwohner des Bezirks definiert, Abstrich auf SARS-CoV-2 erhalten. Die Kassenärz- die enge Haushaltskontakte bestätigter Fälle waren tinnen und -ärzte führten die Abstriche in der Häus- und zumindest zwei der folgenden Symptome auf- lichkeit des Erkrankten durch, um eine Weiterver- wiesen: Fieber, Husten, Atemnot, Schüttelfrost, breitung von SARS-CoV-2-Infektionen zu minimie- Glieder- und Muskelschmerzen, Kopfschmerzen, ren. Die RT-PCR-Testungen (Reverse-Transkriptase- Halsschmerzen, Geruchs- oder Geschmacksver- Polymerase-Kettenreaktion) wurden überwiegend lust.5 In der weiteren Analyse werden nur laborbe- vom mikrobiologischen Labor des Universitätskran- stätigte COVID-19-Fälle betrachtet. kenhauses Eppendorf durchgeführt. Von dort wur- den die positiven Testergebnisse gemäß Infektions Datenquellen und erhobene Variablen schutzgesetz (IfSG) an das zuständige Gesundheit- Die nachfolgend aufgeführten Daten wurden den samt gemeldet. Auch die negativen Untersuchungs- jeweiligen Fallakten entnommen: soziodemografi-
Epidemiologisches Bulletin 20 | 2021 20. Mai 2021 13 sche Angaben, Expositionsanamnese, Primärfälle aus Haushalten, in denen pädiatrische Fälle aufge- in der Familie, enge Haushaltskontakte, Symptome, treten waren, eine SARS-CoV-2-Infektion vor. 32 der Datum des Beginns der Symptome, Datum der Ge- 150 Familienmitglieder (21,3 %) wiesen negative nesung (entsprechend Ende der Symptomatik) und SARS-CoV-2-Befunde auf und 16 der 150 Familien- andere Variablen. Zusätzlich wurden Laborberichte mitglieder (10,7 %) wurden nicht getestet. der Fälle und positiv wie auch negativ befundete La- borberichte der jeweiligen Familienmitglieder in die Altersverteilung in den Haushalten Analyse einbezogen, um ein besseres Verständnis Die Altersverteilung bei Kindern und Jugendlichen der Infektionsketten zu erhalten. Krankenhaus(ent- (0 bis 17 Jahre, n = 63) gestaltete sich wie folgt: Et- lassungs)berichte wurden hinsichtlich Zusatzinfor- was mehr als ein Viertel (n = 40) der 150 Haushalts- mationen zur Schwere der Erkrankung bei den un- mitglieder waren Sekundarschüler der Altersgrup- terschiedlichen Altersgruppen ausgewertet. pe 10 bis 17 Jahre, jeweils 5,3% (n = 8) waren Krip- penkinder der Altersgruppe 0 bis 3 Jahre und Kin- Datenanalyse dergartenkinder der Altersgruppe 4 bis 6 Jahre. Mittels einer Plausibilitätsprüfung wurde eine Da- Weitere 4,7% (n = 7) waren Grundschüler der Al- tenbereinigung durchgeführt. Für die Analyse und tersgruppe 7 bis 9 Jahre. den Vergleich der verschiedenen Variablen bei Er- wachsenen und Kindern wurden Kreuztabellen ver- Bei den erwachsenen Haushaltsmitgliedern gehör- wendet. Aufgrund fehlender Daten bei einigen Va- ten 8% (n = 12) der Altersgruppe 18 bis 29 Jahre an, riablen und einer vergleichsweise kleinen Stichpro- 46,7% (n = 70) waren Erwachsene in der Altersgrup- be wurde eine rein deskriptive und keine statisti- pe 30 bis 59 Jahre, 2,7% (n = 4) der Altersgruppe 60 sche Analyse durchgeführt. bis 79 Jahre und eine Person war über 80 Jahre alt. Für die vertiefte Analyse der Übertragungen im Altersverteilung unter bestätigten Haushalt wurden Zeitleisten erstellt, welche das Da- SARS-CoV-2-Fällen tum für den Symptombeginn und die Genesung für Unter den 102 SARS-CoV-2-positiven Fällen in fami- COVID-19-Fälle in Familien erfassten. Diese Zeit- liären Haushalten waren 45,1 % (n = 46) Kinder im leisten wurden nur für diejenigen Familien erstellt, Alter von 0 bis 17 Jahren und 54,9 % (n = 56) Er- deren Kind bzw. Kinder symptomatisch waren und wachsene im Alter von 18 bis 85 Jahren. Der Alters- für die zumindest eines der beiden Daten (Symp- median bei laborbestätigten pädiatrischen Fällen lag tombeginn oder Genesung) bekannt war. bei 13 Jahren (Spanne 0 bis 17 Jahre) und bei Erwach- senen bei 48,5 Jahren (Spanne 18 bis 85). Die Auswertung der Ergebnisse basiert auf der An- nahme, dass die Inkubationszeit für Erwachsene und 30,4% (n = 31) der 102 laborbestätigten Fälle waren Kinder gleich ist, nämlich zwischen 2 – 14 Tagen.6 Sekundarschüler der Altersgruppe 10 bis 17 Jahre, entsprechend handelte es sich um 67,4% (31/46) al- ler pädiatrischen Fälle. 5,9% (n = 6) aller COVID-19- Ergebnisse Fälle waren Grundschulkinder der Altersgruppe Im Zeitraum vom 1. März bis zum 16. Mai 2020 7 – 9 Jahre und weitere 5,9 % (n = 6) waren Krippen- wurden dem Gesundheitsamt Eimsbüttel insge- kinder der Altersgruppe 0 – 3 Jahre, entsprechend samt 711 positiv getestete SARS-CoV-2-Fälle gemäß jeweils 13 % (6/46) aller pädiatrischen Fälle. Die we- IfSG gemeldet, darunter waren 46 Kinder und Ju- nigsten SARS-CoV-2-positiven Fälle wurden in der gendliche (6,5 %) im Alter von 0 bis 17 Jahren. Diese Altersgruppe der Kindergartenkinder im Alter von Fälle konnten insgesamt 39 Haushalten zugeordnet 4 – 6 Jahren beobachtet. Diese machten 3 % (n = 3) werden. Diesen 39 Haushalten gehörten insgesamt aller COVID-19-Fälle aus, entsprechend 6,5 % (3/46) 150 Familienmitglieder an. Von diesen lag bei aller pädiatrischen Fälle. 102 Fällen eine laborbestätigte SARS-CoV-2-Infek tion vor (einschließlich der 46 Kinder). Damit lag Bezogen auf alle 102 COVID-19-Fälle gehörten 7,8 % insgesamt bei zwei Dritteln (102/150) der Mitglieder (n = 8) zur Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen, ent-
Epidemiologisches Bulletin 20 | 2021 20. Mai 2021 14 sprechend 14,3 % aller Erwachsenen (8/56), 42,2 % re positiv auf SARS-CoV-2 getestet. Von den Kitakin- (n = 43) zur Altersgruppe der 30- bis 59-Jährigen, dern in der Altersgruppe 4 bis 6 Jahre wurden 3 von entsprechend 76,8 % aller Erwachsenen (43/56). 8 Kindern (37,5 %) positiv getestet. Von 7 Grund- 4 % (n = 4) gehörten zur Altersgruppe der 60- bis schulkindern in der Altersgruppe 7 bis 9 Jahre wur- 79-Jährigen, entsprechend 7,1 % alle Erwachsenen den 6 (85,7 %) positiv getestet. Von den Sekundar- (4/56), und am wenigsten betroffen war die Alters- schülern in der Altersgruppe 10 bis 17 Jahre wurden gruppe der über 80-Jährigen mit knapp 1 % (n = 1) an 31 von 40 (77,5 %) positiv getestet. allen Fällen und 1,8 % an allen erwachsenen Fällen (s. Abb. 1). Die verbleibenden 87 Haushaltsmitglieder waren zwischen 18 und 80 Jahre alt. Hier ist vor allem die Geschlechterverteilung Altersgruppe der 30- bis 59-Jährigen mit 43 positiv Die vorliegende Analyse zeigt, dass bei einer getesteten Personen von insgesamt 70 (61,4 %) stark SARS-CoV-2-Infektion das männliche Geschlecht betroffen. In der Altersspanne von 18 bis 29 Jahren sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern stär- wurden von 12 Personen insgesamt 8 (66,7 %) posi- ker betroffen war. Von den 46 pädiatrischen Fällen tiv auf SARS-CoV-2 getestet. Alle Personen, die über waren 65,2 % (n = 30) Jungen und 34,8 % (n = 16) 60 Jahre alt waren, wiesen ein positives Testergeb- Mädchen. Von den 56 erwachsenen Fällen waren nis auf, hiervon ist eine Person 85 Jahre alt. 55,3 % (n = 31) Männer und 44,6 % (n = 25) Frauen. Infektionsquelle Infektionsrate insgesamt und nach Alter Die wahrscheinliche Infektionsquelle lag für 33 von Die Infektionsrate betrug für Kinder und Jugendli- 46 Kindern (71,7 %) außerhalb des Wohnorts mit Er- che im familiären Haushalt 30,7 % (46 von 150 werb der Infektion im Rahmen einer Reise. Außer- Familienmitgliedern) und 37,3 % für Erwachsene dem zeigen die Angaben zur Expositionssituation, (56 von 150). Bezogen auf alle 150 Haushaltsmitglie- dass 26,1 % (n = 12) aller Kinder (n = 46) COVID-19- der lebten 63 Kinder und Jugendliche (0 bis 17 Jah- Fälle als Haushaltskontakt und Infektionsquelle auf- re) in diesen Haushalten. Darunter wurden 6 von 8 wiesen. Nur ein Kind hat sich in einer Kita bei einer Krippenkindern (75 %) der Altersgruppe 0 bis 3 Jah- Person (ohne nähere Angabe) angesteckt. 711 COVID-19-Fälle Meldezeitraum: 1. März bis 16. Mai 2020 16 (10,7%) der Personen nicht getestet, davon zeigten 2 COVID-19-Symptome 39 Haushalte, in denen pädiatrische Fälle (0–17 Jahre) auftraten 32 (21,3%) Personen SARS-CoV-2-negativ getestet 150 Personen 102 (68%) positiv getestete COVID-19-Fälle Kinder (0–17 J) Erwachsene (≥18 J) Kinder (0–17 J) Erwachsene (≥18 J) n=63 n=87 n=46 n=56 0–3 J 4–6 J 7–9 J 10–17 J 18–29 J 30–59 J 60–79 J ≥80 J 0–3 J 4–6 J 7–9 J 10–17 J 18–29 J 30–59 J 60–79 J ≥80 J n=8 n=8 n=7 n= 40 n=12 n=70 n=4 n= 1 n=6 n=3 n=6 n= 31 n=8 n=43 n=4 n= 1 Untersuchte Population COVID-19-Fälle Abb. 1 | Altersverteilung der untersuchten Population (n = 150) und der SARS-CoV-2-positiven bzw. an COVID-19 erkrankten Fälle (n = 102) in den 39 Haushalten mit pädiatrischen SARS-CoV-2-Fällen. (Alle SARS-CoV-2-positiven Fälle (n = 102) wurden durch einen RT-PCR-Test im Zeitraum vom 1. März bis 16. Mai 2020 im Bezirk Eimsbüttel bestätigt). Die Altersgruppe 0 – 3 Jahre entspricht den Krippenkindern, 4 – 6 Jahre den Kindergartenkindern, 7 – 9 Jahre den Grundschulkindern, 10 – 17 Jahre den Sekundarschülern und 18 – 80+ Jahre den Erwachsenen
Epidemiologisches Bulletin 20 | 2021 20. Mai 2021 15 Symptomatik Kinder Erwachsene Epidemiologische Angaben über Krankheitszeichen und Symptome Daten Anzahl, % Anzahl, % lagen für alle pädiatrischen Fälle vor (n = 46) und bei Insgesamt 46 (45) 56 (55) den Erwachsenen waren diese in 54 von 56 Fällen weiblich 16 (34,8) 25 (44,6) (96,4 %) vorhanden. Fieber, Husten und/oder Kopf- männlich 30 (65,2) 31 (55,3) und Gliederschmerzen waren die am häufigsten ge- Alter, Median 13 48,5 nannten Symptome, sowohl bei Erwachsenen als (SD, Bereich) (5,2, 0 bis 17) (14,3, 18 bis 85) auch bei Kindern. Im Vergleich zu Erwachsenen Reiseanamnese 33 (71,7) 33 (58,9) wurden diese Symptome jedoch bei Kindern und Ju- Familienmitglied 12 (26) 14 (25) war Indexfall gendlichen seltener berichtet (Erwachsene: 94,4 % Schule/Kindergarten 1 (2,2) … der Fälle51,54 und Kinder: 76,1 % der Fälle35,46 berich- Arbeitsplatz oder … 9 (16,1) teten zumindest eines dieser Symptome). 19,6 % anderer Ort (9/46) der pädiatrischen Fälle mit positivem Tester- Symptome* gebnis waren asymptomatisch, alle waren unter 15 Husten 20 (43,5) 35 (62,5) Jahre alt. Keiner der erwachsenen Fälle war asymp- Durchfall 2 (4,3) 6 (10,7) tomatisch, da Informationen über Krankheitszei- Fieber 26 (56,5) 38 (67,9) chen und Symptome bei 54 Personen vorlagen und Kopf- und/oder 15 (32,6) 30 (53,6) Gliederschmerzen in den verbleibenden 2 Fällen Angaben zu Symp- Geruchs- und/oder 4 (8,7) 15 (26,8) tombeginn und Genesungsdatum vorhanden waren Geschmacksstörungen (s. Tab. 1). Schnupfen 13 (28,2) 17 (30,3) Halsschmerzen 10 (21,7) 18 (32,1) Von den negativ getesteten Haushaltsmitgliedern Bauchschmerzen 5 (10,9) 2 (3,6) (n = 32) wiesen 17 (53,1 %) mindestens eines der Allgemeine Schwäche 3 (6,5) 8 (14,2) Krankheitssymptome wie Fieber, Husten, Allge- Übelkeit/Erbrechen 4 (8,7) 4 (7,1) meinsymptome, Halsschmerzen etc. auf. Sieben Kurzatmigkeit 4 (8,7) 4 (7,1) dieser 17 Personen waren Kinder. Appetitlosigkeit 1 (2,2) 2 (3,6) Schüttelfrost 1 (2,2) 6 (10,7) Allgemeine 7 (15,2) 9 (16,1) Von den Haushaltskontakten, die nicht getestet wur- Krankheitszeichen den (n = 16), wiesen 2 Familienmitglieder (12,5 %) Asymptomatisch 9 (19,6) 0 (0) mindestens eines der häufigen Krankheitssymp Hospitalisierung 0 (0) 3 (5,4) tome auf, beide waren über 18 Jahre alt. Tab. 1 | Epidemiologische und klinische Charakteristika der SARS-CoV-2-positiven pädiatrischen und erwachsenen Fälle Hospitalisierung im familiären Haushalt, die im Bezirk Eimsbüttel zwischen Keines der positiv getesteten Kinder wurde hospita- dem 1. März und dem 16. Mai 2020 gemeldet wurden lisiert. Ein 3 Monate altes Kind, das negativ auf SARS- * Für die Berechnung des prozentualen Anteils der CoV-2, aber positiv auf Adenoviren getestet war, wur- Symptome und Krankheitszeichen wurde für Erwachsene die Gesamtzahl 54 zugrunde gelegt. de aufgrund COVID-19-ähnlicher Symptome für 8 Tage hospitalisiert. Im Vergleich dazu wurden 3 Er- wachsene (5,4 %) wegen ihrer COVID-19- Diagnose hospitalisiert. Einer (männlich, 52 J.) wur- Fälle. Von diesen litten 2 Kinder (13 und 2 Jahre alt) de wegen eines schweren Krankheitsverlaufs auf der an mildem Asthma. Der 13-jährige Junge war zwei Intensivstation behandelt, die beiden anderen wur- Tage lang symptomatisch. Atembeschwerden wur- den aufgrund eines reduzierten Allgemeinzustandes den dokumentiert, konnten jedoch sowohl durch die stationär behandelt. Sowohl bei den Erwachsenen als chronische Lungenerkrankung als auch durch auch bei den Kindern gab es keine Todesfälle. COVID-19 bedingt gewesen sein. Das 2-jährige asth matische Kind zeigte dagegen eine zwar milde aber Vorerkrankungen langdauernde COVID-19-Symptomatik mit Fieber Informationen über vorbestehende Erkrankungen und leichtem Husten über einen Zeitraum von gab es nur für 5 der 102 laborbestätigten SARS-CoV-2- 18 Tagen. Von den Erwachsenen hatten 2 Personen
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