DIGITALISIERUNG DER GENOSSENSCHAFTLICHEN FINANZGRUPPE - Ver.di
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A P R I L 2 021 GENO- MAGAZIN FÜR DIE BESCHÄFTIGTEN DER GENOSSEN- SCHAFTSBANKEN DIGITALISIERUNG DER GENOSSENSCHAFTLICHEN FINANZGRUPPE WAS PASSIERT GERADE UND WIE WIRKT ES SICH AUF DIE ARBEIT AUS? Alle sprechen von Digitalisierung. Aber was bedeu- tet das eigentlich? Digitalisierung verstehen wir in diesem Kontext als nächste wirtschaftliche Revolu- tion nach der Industrialisierung und der Automati- sierung. Viele Menschen nehmen Digitalisierung auch als Bedrohung war – stellt sie doch Bestehendes in Frage und wirbelt vieles durcheinander. Digitalisie- rung können wir genauso gut als Chance betrachten, als Möglichkeit und Mahnung, Dinge anders zu machen, und das zu unserem eigenen Wohle. Was passiert eigentlich gerade im Kontext von Digitalisierung? Wir erleben drei große Trends: 3. Die Beratungskomplexität wird zunehmend ausdifferen- 1. Die meisten Genossenschaftsbanken reduzieren ihr Filial- ziert. In den Filialen werden zunehmend Beratungen mit netz erheblich. Kleinere Filialen werden zusammenge- komplexeren Themen getätigt, während die standardi- führt, und es entstehen größere Beratungszentren. Um sierte Kundenberatung abnimmt und durch andere Ka- in der Fläche vertreten zu bleiben, werden manche Filia- näle übernommen wird (z.B. Online-Banking). Das führt len zumindest in SB-Standorte umgewidmet. In den ver- zu neuen oder veränderten Anforderungen für die Be- gangenen zehn Jahren hat die Gruppe ihr Filialnetz von schäftigten im Vertrieb. 13.474 auf 8.566 Filialen zusammengeschrumpft. Das ent- spricht einer Verkleinerung von über 36%. Diese drei Trends sind sehr offensichtlich. Viele Themen im 2. Auch die Marktfolge schrumpft beträchtlich. Immer mehr Rahmen der Digitalisierung verlaufen aber noch stark im Vorgänge werden durch sog. Robotics abgewickelt und Hintergrund. Die Genossenschaftsbanken erleben – wie an- können so schneller, einheitlicher, aber eben auch ohne dere Kreditinstitute auch – das völlige Wegbrechen von Zins- Einwirkung von Menschen abgewickelt werden. Die Auf- erträgen. Darüber hinaus bringen auch die Provisionen nicht gaben, die durch die Dunkelverarbeitung abgewickelt die Ertragshöhe, die notwendig wäre. Daher geht der Blick werden, werden immer spezifischer. auf neue Geschäftsmodelle: WWW.FIDI.VERDI.DE
Neue Geschäftsmodelle Und das ist Gold wert. Das haben Fintechs längst erkannt Einige Banken versuchen ihr Glück mit der Ausweitung von und nun ziehen sukzessive auch immer mehr Banken nach. Waren- und Immobiliengeschäften. Bei letzterem wird bei- Haben Sie sich mal gefragt, weshalb immer mehr Banking- spielsweise die Volksbank BraWo (Braunschweig-Wolfsburg) Apps das sog. Multi-Banking anbieten? Dies dient natürlich immer wieder in den Medien genannt. In diesem Artikel zur Datensammlung. Mit diesen Informationen ist es mög- möchten wir uns aber den Geschäftsfeldern widmen, die lich nachzuvollziehen, wie man die Kunden für sich gewin- im Rahmen von Digitalisierung entstehen: nen kann. Und für die Kunden wirkt diese Funktion absolut praktisch, da nicht mehrere Apps notwendig sind. Mehrwertdienste und Ökosysteme Ökosysteme kennt man vor allem durch Tech-Unternehmen Wie wirken sich diese Themen wie Google und Amazon. Google stellt neben dem klassi- auf die Arbeitswelt aus? schen Kernprodukt der Online-Suchmaschine diverse wei- Wo Licht ist, ist auch Schatten und andersherum. Beginnen tere Produkte und Services wie Google Maps, Cloud Services wir mit dem Schatten: oder aber auch Musikangebote für den Kunden bereit. Der Wir erleben, wie oben erwähnt, bereits einen starken Kunde erhält mit nur einem Account diese Vielzahl an Ser- Trend. Allein in den vergangenen zehn Jahren haben die vices, die perfekt aufeinander abgestimmt sind. Und genau Genossenschaftsbanken ca. 20.000 Arbeitsplätze abgebaut. dies probieren nun auch immer mehr Banken aus. Besonders betroffen sind die Arbeitsplätze in den Bereichen Ein Beispiel ist dabei die App TEO, die in einigen Sparda- Marktfolge, im Kundenservice vor Ort und der einfachen Banken eingesetzt wird. TEO bietet den Kunden eine Kundenberatung. Diese werden sukzessive immer weiter (klassische) Banking-App, beinhaltet aber auch weitere reduziert werden. Mehrwerte, wie z. B. Rabatte und Gutscheine bei Händlern. Damit einher geht die stärkere Ausdifferenzierung bei Ein weiteres Beispiel ist das Produkt der VR Smart Finanz der Bezahlung der Beschäftigten. Einfache Tätigkeiten in der „VR Smart Guide“. Um Selbstständige und Geschäftskunden Marktfolge und Kundenberatung werden immer mehr unter zu binden, erhalten diese die Möglichkeit, ihre Rechnungs- Druck geraten, da sie als reine Kosten für die Bank betrach- stellung über das Tool zu erstellen. tet werden. Hier werden also immer mehr Banken den Ver- Wenn wir den Blick auch außerhalb der genossenschaft- such unternehmen, diese Tätigkeiten abzugruppieren. Der lichen Welt richten, stoßen wir auch auf Themen wie Cash- Vergütungstarifvertrag zwischen dem DBV und dem AVR back. Bei den sog. Neobanken, wie z. B. N26, C24 Bank oder lässt dies ausdrücklich zu und begünstigt diesen Trend sogar. vivid money gehört es inzwischen zum Standard, dieses Tool anzubieten. Wer mit der Karte der Bank zahlt, bekommt eine prozentuale Rückzahlung. GLEICH ANMELDEN Auch in der Genossenschaftlichen Finanzgruppe gewinnt Geno-Forum 2021 (Online) das Thema zunehmend Bedeutung. Kunden der Volksban- Konferenz für Betriebsräte ken Raiffeisenbanken erhalten gestaffelte Rückerstattungen Die durch die Pandemie Ihrer Kreditkartengebühren, je mehr sie ihre Karte nutzen. beschleunigte Digitalisierung Ein weiteres Beispiel ist die R+V Versicherung. Mitglieder Wann: 9. bis 10. Juni erhalten unter festgelegten Bedingungen Cashbacks ihrer Beiträge für Sachversicherungen. Identitätsdienste Kennen sie das? Sie wollen sich auf einer Website registrie- ren und Ihnen wird die Anmeldung via Google, Facebook https://verdi-bub.de/seminare/konferenzen-und-tagungen/geno-forum-2021 oder Apple-ID angeboten? Genau das versuchen nun auch Banken. Ein Beispiel dafür ist der Anbieter yes.com, mit dem die Genossenschaftsbanken und die Sparkassen zusammen- Eine weitere Auswirkung ist die steigende Anforderung arbeiten. Ziel ist es, die eigene Bank-ID für die sichere und an die Beschäftigten, beweglich zu sein. Was meinen wir da- vertrauenswürdige Anmeldung bei Unternehmen zu nutzen. mit? In einem der vergangenen Genomagazine haben wir Ist doch praktisch, sich nur noch einmal Zugangsdaten mer- ein Interview zum Projekt Kundenfokus der Fiducia & GAD ken zu müssen, oder? Wie sinnvoll dieses Produkt ist, kann IT AG veröffentlicht. Dabei war die Rede vom „hybriden man sicherlich diskutieren. Es ist aber ein weiteres Modell, Kundenberater“. Beschäftigte der Genossenschaftsbanken um Kundenbindung herzustellen. beraten demnach zukünftig nicht mehr nur in der Filiale, sondern auf mehreren Kanälen – virtuell via Webkonferenz, Big Data am Telefon, in der Filiale und vielleicht sogar beim Kunden Es hat einen Grund, weshalb Google, Facebook und Co. so zu Hause. Diese Veränderung stellt die Beschäftigten und groß und mächtig sind. Sie besitzen große Mengen an Daten. die Banken vor große Herausforderungen. Daten sind das Gold der Digitalisierung. Und Daten haben Banken genug. Banken wissen, wer wo für was sein Geld aus- Kommen wir aber zum Licht: Mit neuen Geschäftsmodel- gibt. Jede Bargeldabhebung, jede Überweisung, jeder Kre- len entstehen auch neue Arbeitsfelder. Digitales Banking ditkarteneinsatz sagt etwas über das Kundenverhalten aus. braucht auch Menschen, die es tagtäglich gestalten. Das 2 GENO-MAGAZIN – Für die Beschäftigten der Genossenschaftsbanken
bedeutet, dass Menschen, die heute andere Tätigkeiten er- Wenn es nicht anders geht, fahren wir ledigen, sich auf diese Stellen entwickeln können. Natürlich sind dafür neue Kompetenzen notwendig. Es bietet aber mit dem Boot auch über Land… die Chance, Neues zu entdecken, Neues zu lernen und am Ende vielleicht sogar ein besseres Entgelt dafür zu erhalten. Jeden Donnerstag, pünktlich um 9:00 Uhr starten wir unsere Die Aufgabe von Banken ist es in diesem Zusammenhang, ganztägige Sitzung des Gesamtbetriebsrates der Sparda- die Beschäftigten mitzunehmen und Qualifikationsange- Bank Hannover eG. Wir, das sind Nicole (aus Braunschweig), bote zu unterbreiten. Gut qualifizierte Beschäftigte ma- Manja (aus Bremen), Ute (aus Hameln), Heike und Dirk (aus chen die Banken zukunftsfest. Aber auch die Betriebsräte Hannover) und heute Maren (aus Minden), die unseren Det- sind gefordert, entsprechende Regelungen mitzugestalten. lev (aus Bielefeld) vertritt. Denn Detlev ist immer noch da. Nicht zuletzt ist auch eine Verankerung von Qualifizierungs- ansprüchen in Tarifverträgen richtig und wichtig. ver.di und die Fiducia & GAD IT AG sind diesen Weg bereits gegangen und haben umfassende Regelungen dazu getroffen. Das kann aber natürlich nicht darüber hinwegtäuschen, dass nicht jedes neue Arbeitsfeld durch Qualifizierungs- maßnahmen besetzt werden kann. Wir werden auch einen Wandel im notwendigen Berufsbild erleben. Schon heute wird sichtbar, dass sich die klassische Bankausbildung und die Technologieausbildungen gegenüberstehen: „Banker*in vs. Techi“ Gerade in der Finanzbranche sind aber beide Kompetenzen gefragt. Hier sind wir gefordert, bestehende Berufsbilder weiterzuentwickeln und entsprechend zu er- gänzen. Ein kleiner Rückblick: Detlev sollte im Dezember 2019 Zusammenfassung fristlos gekündigt werden – weil er sich in einer alltäglichen Die Welle der Digitalisierung rollt und zwar sehr schnell. Der Telefonkonferenz nicht für alle Teilnehmer deutlich ange- IT-Dienstleister der Volksbanken Raiffeisenbanken Fiducia & meldet hatte. Der örtliche Betriebsrat hat dem Ansinnen der GAD IT AG befeuert diesen Weg. Die besondere Herausfor- Bank nicht zugestimmt. Die Bank zieht vor das Arbeitsge- derung für die Genossenschaftsbanken liegt in der Frage der richt. Die drei Betriebsratsgremien mit insgesamt 19 amtie- eigenen Identität. Wer wollen wir sein? Die digitale Regio- renden Betriebsräten, alle in ver.di organisiert, bezeichnen nalbank, die Direktbank mit regionalen Angeboten – oder das Vorgehen der Bank auf ihren Betriebsversammlungen Beides? Das Filialnetz ist der Markenkern der Gruppe, re- als Angriff auf die Betriebsrats- und Gewerkschaftsarbeit im gional verwurzelt und für die Menschen vor Ort da zu sein. Haus. Eine klare Ansage bei fast 40% in ver.di organisierten Gleichzeitig nutzen Kunden die Filialen nicht mehr für alle Beschäftigten, die Ende 2019 mit zwei Warnstreiks deut- Geschäfte. Diese Frage erfolgreich mit digitalen Lösungen lich ihre Haltung gezeigt hatten. Die ver.di-Gewerkschafter zu beantworten, stellt die große Herausforderung für die Moritz Braukmüller und Jörg Reinbrecht sorgen für präg- Genossenschaftsbanken dar. Deshalb müssen die Genossen- nante Berichte in den örtlichen Zeitungen und sozialen Me- schaftsbanken in die Digitalisierung investieren, um nicht dien. Es wird eine bundesweite Petition gestartet. Das hält von Fintechs und anderen Banken abgehängt zu werden. die Bank nicht davon ab, nach der von den Betriebsräten Investition heißt aber nicht nur „Geld in die Hand nehmen und ver.di prognostizierten Niederlage vor dem Arbeitsge- und neue Technik kaufen“. Es heißt auch, das wichtigste Gut richt Berufung beim Landesarbeitsgericht einzulegen. Das fi- der Bank – die Beschäftigten – auf diesen Weg der digitalen nale Urteil erging jetzt nach fast 15 Monaten im März 2021! Transformation mitzunehmen: transparente Informationen In dieser hektischen, aufgeheizten und durch die Pande- über die bevorstehenden technischen Neuerungen und in- mie belasteten Zeit hat für die Sparda-Bank Hannover eG dividuelle Qualifikationsprogramme sollen Lust auf Digita- seit dem 11. Mai 2020 ein neues Kapitel begonnen: unser lisierung machen. Wenn Beschäftigte daran glauben, dass neues EDV-System heißt jetzt agree21 und wir werden nun die Bank von Morgen auch weiterhin ihre Bank ist, dann auch von der Fiducia & GAD IT AG betreut. werden sie an der Weiterentwicklung, an der Digitalisie- Wir Betriebsräte konnten die Entscheidung unseres Vor- rung ihrer Bank mitarbeiten. stands nachvollziehen: die Entwicklung von IT-Technik und Programmen kostet sehr viel Geld. Geld, das in Zeiten der Die Genossenschaftsbanken sind ein elementarer Teil der Niedrigzinsen nur schwer zu verdienen ist. 11 Sparda-Banken Bankenlandschaft in Deutschland. Insbesondere in Krisenzei- allein können auf Dauer einfach nicht so viel Investitions- ten hat sich die Stabilität dieses Sektors als äußerst wichtig kapital aufbringen wie 800 Volksbanken Raiffeisenbanken. erwiesen. Dies ist nicht zuletzt den Beschäftigten geschul- Der Wechsel zur Fiducia & GAD IT AG ist für unsere Bank det, die tagtäglich einen tollen Job für die Kunden machen. also eine Investition in die Zukunft und ein Beitrag zur ak- Die Beschäftigten haben daher moderne und faire Arbeits- tuellen Kostenreduzierung zu gleich. bedingungen verdient. GENO-MAGAZIN – Für die Beschäftigten der Genossenschaftsbanken 3
Welche Veränderungen bringt Der Ausblick dieses neue EDV-System? Ein weiterer Prozess ist bereits in der Vorbereitung, dies- Wir haben „die persönliche Zukunft“ unserer Kolleginnen mal in Kooperation mit einer anderen Bank (=geteilte In- und Kollegen klassisch über eine Betriebsvereinbarung ab- vestitionskosten). Es gibt wohl schon Verhandlungen über gesichert: einen dritten Prozess, der von der anderen Bank bereits fer- • Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen verlängert tig entwickelt wurde und jetzt für einen fixen Betrag „ge- bis 2024 kauft“ werden kann. • umfangreiche Schulungen im Vorfeld Für alle diese Prozesse benötigt die Bank entsprechende • wenn erforderlich Gruppenschulungen/individuelle neue Kompetenz zur Programmierung und Pflege des Robi Schulungen nach der Migration im eigenen Haus, sonst wird es auf Dauer teuer. Eine ent- • dauerhafte Besitzstandswahrung bei erforderlichen sprechende neue Stelle ist bereits ausgeschrieben. Versetzungen wegen Wegfall des alten Arbeitsplatzes Wir werden den Ablauf zur Einführung von Robotics- Prozessen kurzfristig in einer Betriebsvereinbarung regeln. Unser altes System der ehemaligen Sparda-Datenverarbei- Für uns ist Robi also ein positiver Beitrag zur Reduzierung tung eG in Nürnberg war durchaus konkurrenzfähig, in ei- der Arbeitsüberlastung in einzelnen Bereichen. Das ist aber nigen Punkten sogar schneller als agree21 - das merken wir eine Sondersituation aufgrund der Migration. Im Kern er- jetzt. Nach fast elf Monaten im neuen System haben die Be- setzt der Einsatz von Robotics-Prozessen die Arbeitsleistung schäftigten „Routine im neuen System“. Die Bank kämpft von Menschen. Im Moment sind es nur die einfachsten Tä- aber trotzdem um ihre alte Produktivität. Wir bräuchten tigkeiten. Es gilt diejenigen Menschen, die derartige Tätig- dafür in einigen Bereichen mehr Personal – steigende Per- keiten ausführen, weiterzuentwickeln. Rechtzeitig. Und das sonalkosten waren allerdings nicht geplant. erfordert eine vorausschauende Personalplanung. Digitalisierung heißt die Lösung – genauer gesagt Die Corona-Pandemie hat auch die Betriebsratsarbeit Robotics. Keine künstliche Intelligenz, sondern ein digitaler gemacht und mächtig verändert. Eine Tagessit- Programm, das nur die Dinge erledigt, die vorher zung im GoToMeeting ist gesundheitsfördernd – wir na- programmiert wurden. Die Investitionskosten liegen schen nicht mehr so viel. Sie belastet aber auch: unsere im mittleren fünfstelligen Bereich für einen Roboter, letzte Präsenzsitzung datiert vom 15.10.2020. Alle sechs dafür können dann bis zu vier Prozesse völlig unab- Betriebsversammlungen 2020 und 2021 waren hängig voneinander durchlaufen werden. Hinzu kom- online. Überall in den Büros gähnende Leere: men dann noch die Kosten für die Programmierung, Homeoffice! Andauerndes Homeoffice ist die gerade zum Start nur mit externer Hilfe erfolgen kann. nicht gesundheitsfördernd – zu kurze Wege Im weiteren Verlauf muss der Prozess bei jeder Veränderung zum Kühlschrank, keine auflockernden Ge- nachgepflegt werden. Wegen des finanziellen und zeitli- spräche mit KollegInnen auf dem Gang…. Es chen Aufwandes eignen sich nur Tätigkeiten, die einfach fehlt die persönliche Nähe, da hilft auch kein und regelmäßig sind und in größerer Menge vorkommen. Videobild. Wir haben uns und vor allem Detlev seit mehr als sechs Monaten nicht in den Arm Unser „Robi“ arbeitet seit Anfang März mit seinem ersten nehmen können. Das Landesarbeitsgericht hat Prozess in der Nachlass-Abteilung. Er kennzeichnet alle Kun- die Klage der Bank vor rund einem Monat ebenfalls abge- denkonten als Nachlass-Fall, wenn z. B. eine Sterbeurkunde wiesen. Es kehrt langsam Ruhe ein, „die Betriebsparteien oder eine Rückforderung eingeht. Er ist nicht schneller als ein reden wieder miteinander“, würden Diplomaten sagen. Mensch, weil er den gleichen Weg in agree21 durchlaufen muss wie die Beschäftigten. Von den 27 Minuten, die dieser Unsere heutige GBR-Sitzung neigt sich dem Ende zu. Unter Prozess normalerweise durchschnittlich andauert, übernimmt dem TOP 10 „Sonstiges“ haben wir die Bilder für diesen Ar- Robi jetzt 21 Minuten. Er kann das aber zu jeder Tages- oder tikel ausgesucht. Und dabei in Erinnerungen an unsere jähr- Nachtzeit erledigen. Er hat auch keinen Urlaub und wird nicht lichen, schönen „teambildenden Maßnahmen“ geschwelgt. krank. Und seine Fehlerquote wird immer niedriger. Nach Wandern im Harz, Schifffahrt auf der Weser, die Kulinarische Abzug aller Kosten werden wir mathematisch wohl 1,5 Mit- Weltreise durch Hannover. Unsere Wahl fiel auf die Paddel- arbeiter in diesem Prozess ersetzen (wohlgemerkt bei uns Tour auf der Leine – und wir haben beschlossen, diese Tour kein Personalabbau, da das Personal ja fehlt...). sofort zu wiederholen, sobald es möglich ist… 4 GENO-MAGAZIN – Für die Beschäftigten der Genossenschaftsbanken
Stellen um einiges voraus sind. So erzielen die Genossen- Ergebnisse 2020 schaftsbanken beispielsweise einen höheren Zinsüberschuss als die Sparkassen, beim Provisionsüberschuss hingegen er- Mitte März fand die Jahrespressekonferenz des Bundesver- wirtschaften die Sparkassen mehr. Das Vorsteuerergebnis der bandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken Genossenschaftsbanken liegt bei 0,61 % der durchschnittli- (BVR) statt. Die kumulierte Bilanzsumme nach HGB stieg chen Bilanzsumme, das der Sparkassen bei 0,48 %. Die Ver- nochmals um 90 Mrd. EUR auf nun erstmals über eine Bil- änderung gegenüber dem Vorjahr ist bei den Sparkassen mit lion Euro. Fusionsbedingt sank die Zahl der Volksbanken -22,7 % deutlich schlechter als bei den Genossenschaftsban- Raiffeisenbanken um 27 Institute auf 814. Eine Zahl sei hier ken. Beim Verwaltungsaufwand liegen die Sparkassen ganz besonders erwähnt: Die Anzahl der Filialen ging um fast leicht besser, bei der Risikovorsorge waren sie allerdings ge- 800 zurück. Viele der Schließungen dürften wegen der Co- zwungen, eine deutlich höhere Vorsorge zu treffen. Alles rona-Pandemie erfolgt sein. Ob sie wieder geöffnet werden, in allem haben sich die Volksbanken Raiffeisenbanken 2020 wird sich im Einzelfall zeigen. Dabei leisten insbesondere wieder einmal prima geschlagen. die Volksbanken Raiffeisenbanken neben den Sparkassen Seit vielen Jahren (wenn nicht Jahrzehnten) fahren die die wichtige Versorgung mit Finanzdienstleistungen für die Volksbanken Raiffeisenbanken ein sehr gutes, wenn nicht so- Menschen in Deutschland. Die Privatbanken haben sich be- gar ein Rekordergebnis nach dem anderen ein. Und ebenso reits seit längerer Zeit aus der Fläche zurückgezogen. lange behaupten sie, dass das jeweils das letzte Mal gewe- Richtig ist, dass die Volksbanken Raiffeisenbanken 2020 sen sei, denn ein (massiver) Rückgang sei wegen der wirt- einen um 17 % geringeren Gewinn vor Steuern erwirtschaf- schaftlichen Entwicklung unabwendbar. Vor genau diesem teten. Allerdings wurden erhebliche Summen in Rückla- Hintergrund sah der Arbeitgeberverband AVR keine Hand- gen überführt; Abschreibungen und Wertberichtigungen lungsspielräume bei den letzten Tarifverhandlungen. Und verstärken diesen Effekt. Der Jahresüberschuss liegt den- in der Folge hat er mit Hilfe der Organisationen DBV und noch nur unwesentlich unter dem Ergebnis des Vorjahres. DHV 2019 ein neues Tarifwerk abgeschlossen, das die Basis Mit anderen Worten: Die genossenschaftliche Finanzgruppe für die Beschäftigten teils sofort, teils perspektivisch deutlich ist wirklich sehr gut durch das erste Corona-Pandemiejahr verschlechterte. Der AVR hatte ver.di zunächst zu Sondie- gekommen. Da hatten andere Banken deutlich größere rungsgesprächen eingeladen, diese dann aber im November Probleme. 2018 einseitig abgebrochen. Das ver.di-Verhandlungsteam wollte die Wünsche des AVR nicht ohne Weiteres akzeptie- ren und brachte eigene Vorstellungen zum sogenannten Tarifreformvertrag ins Spiel. Die „ergebnisoffenen Gesprä- che“ wurden so letztendlich zu einer Farce. Angesichts der stabilen Ergebnisse der Genossenschaftsbanken 2020 wirkt das neue Tarifwerk des DBV/DHV als Lohn für die hervorra- genden Leistungen der Beschäftigten wie ein Hohn. Warten wir also die Präsentation im nächsten Jahr ab, wenn es wieder heißen wird: Ein letztes Mal ist es den Volksban- ken Raiffeisenbanken gelungen, an die guten Ergebnisse der Vorjahre anzuknüpfen. Aber nun sei es endgültig Zeit, den Modernisierungszwang mit einem offensiven Sparkurs insbesondere bei den Personalkosten umzusetzen. Nun wollen wir Genobanker uns ja nicht mit der Deut- schen Bank oder der Commerzbank vergleichen. Diese ha- GEMEINSAM DRAN BLEIBEN ben durch das Investment Banking in guten Jahren zwar in der Regel tolle Ergebnisse eingefahren, dabei aber eben Werden Sie ver.di-Mitglied und stärken Sie gemeinsam – auch hohe Risiken produziert. Eine beinahe unendliche Zahl mit tausenden Kolleginnen und Kollegen die Rolle Ihrer von Gerichtsverfahren mit entsprechenden Strafzahlungen Gewerkschaft in den Genossenschaftsbanken. z. B. bei der Deutschen Bank spricht Bände. Spannender ist der Vergleich mit den Sparkassen, die in der Fläche die di- rekten Mitbewerber der Genossenschaftsbanken sind. Schaut man sich die Daten nicht als absolute Zahlen, son- dern in Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme an, stellt man fest, dass die Genossen den Sparkassen an vielen www.mitgliedwerden.verdi.de Mehr Infos unter: www.fidi.verdi.de V.i.S.d.P.: ver.di, Fachbereich Finanzdienstleitungen, Paula-Thiede-Ufer 10, 10179 Berlin; Text: ver.di; Fotos: verdi, Adobe Stock; © April 2021
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