DOCK.Hafenmagazin Projektraum Hafen: Wie Bilder sprechen lernen - Fotografenschüler proben den anderen Blick aufs Quartier - Dortmunder Hafen AG
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2|2016 www.dortmunder-hafen.de DOCK. Hafenmagazin Projektraum Hafen: Wie Bilder sprechen lernen Fotografenschüler proben den anderen Blick aufs Quartier LADEBAHNHOF FÜR DIE GANZE REGION KV-Anlage nimmt Betrieb auf – mit Option auf Ausbau
www.dortmunder-hafen.de Inhalt 2|2016 DER WIND HAT DIE ANDERE SICH GEDREHT PERSPEKTIVE Detelef Neumeyer (58) Kreativität ist gefragt: Das hat in seinen 37 Jahren Hafen-Quartier bietet den am Hafen hautnah Kursteilnehmern in Roland miterlebt,wie sich der Kleckers Fotografenschule Wind gewandelt hat. immer neue Motive, die Der Betriebsleiter von jeder auf seine ganz eigene Rhenus Logistics weiß, Weise umsetzt. was Strukturwandel 08 bedeutet. 04 DIE WOHNGEBIETE ENTLASTEN KV-ANLAGE STARTET Dr. Ludwig Jörder, Bezirksbürger- IHREN BETRIEB meister in der Nordstadt, plädiert Der Verkehr fließt: Im Beisein im Interview dafür, „alles zu tun, zahlreicher Gäste aus Wirt- um Wohngebiete zu entlasten und schaft, Politik und Verwaltung Lkw über die OWIIIa auf das über- hat die KV-Anlage an der regionale Straßennetz zu lenken.“ Franz-Schlüter-Straße im Februar den Betrieb aufge- 11 nommen - mit der Option auf Erweiterung. 06 SCHLEUSEN PER AN DIE KURZE LEINE IM KREISVERKEHR MAUSKLICK GELEGT GEGEN DEN STAU Auf ihrem Weg vom und zum Hafen durch- Seile und Ketten, Schlingen aus Textilien, Ösen Den täglichen Stau auf vor Augen, laufen jährlich 3700 Schiffe die Schleuse und Zurrgurte: Beim 1935 gegründeten Unter- wünschen sich die Unternehmer aus dem Henrichenburg. Die wird neuerdings rund nehmen Dolezych ist alles darauf ausgerichtet, Gewerbepark Hansa schnelle Lösungen. um die Uhr vollautomatisch per Mausklick die physikalischen Kräfte beim Warentransport Ihr Vorschlag: ein Kreisverkehr an der aus Herne gesteuert. zu bändigen. Kreuzung Emscherallee/Lindberghstraße. 05 12 14 2
2 | 2016 „ er Hafen – das sind für D Editorial mich das Alte Hafenamt, Herr Walter und die Container von Maersk.“ Kirsten A. Eilers (48), Inhaberin und Geschäftsführerin eines Friseursalons. Liebe Leserin, lieber Leser! D er Frühling hält ganz wunderbare Din- ge bereit. Die Natur erwacht, die Tage werden länger, die Tiere aktiver und Bürgerinnen und Bürgern haben wir damals die Weichen gestellt. Am 25. Juni 2015 wur- de dann vom Rat der Stadt ein Verkehrskon- die Temperaturen etwas milder. Viel Neues zept für den Hafen beschlossen. Besonders beginnt. Diese dynamische Stimmung kann wichtig sind hierbei Projekte wie die Nord- man uneingeschränkt auch auf den Dort- spange und der Vollanschluss an die OW munder Hafen übertragen. IIIA – hier muss es endlich voran gehen! Zum Thema der Verkehrssituation rund ums Etwas Neues haben wir uns auch für die- Hafengebiet und zu geplanten Verkehrspro- se Ausgabe ausgedacht: Wir haben jekten zur Entlastung der nördlichen Innen- Menschen in Dortmund gefragt „Was stadt haben wir den Bezirksbürgermeister verbinden Sie mit dem Dortmunder Ha- der Nordstadt, Dr. Ludwig Jörder, befragt. fen?“. Wir möchten herausfinden, wie Denn: „Nur wohnen allein, das funktioniert Dortmunder über den Hafen denken und was sie über den Ha- in einer Großstadt wie Dortmund nicht.“ fen wissen. Dabei haben wir interessante Antworten erhalten, die wir Ihnen in diesem Heft vorstellen. Außerdem haben wir uns für diese Ausgabe beim Hafen- Die offizielle Eröffnung der neuen Anlage für den kombi- Fotostudio umgeschaut, das neben klassischen Fotostudio- nierten Verkehr (KV-Anlage) am 11. Februar liegt nun hinter Service auch Weiterbildungen in der Fotografie anbietet. uns. Die positive Resonanz freut uns sehr. Ein wirklich gro- Der Dortmunder Hafen bietet wirklich ein tolles Sammel ßes Projekt, das viel Kraft gekostet hat und nur mit verein- surium an spannenden Perspektiven und Fotomotiven – hier ten Kräften zu stemmen war, hat seine erste Abschlussetap- gibt es für Fotografie-Begeisterte viel zu entdecken. pe erreicht. Noch viele weitere werden folgen. Und damit Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen und einen beginnt für den Dortmunder Hafen eine neue Ära. Aber lesen schönen Frühling! Sie einfach selbst ab Seite sechs. Die neue KV-Anlage „Am Hafenbahnhof“ wird auch Auswirkun- gen auf den Verkehr rund um den Hafen haben. Aus diesem Grund gab es im Vorfeld der Eröffnung der KV-Anlage ein breit Ihr Uwe Büscher angelegtes Bürgerbeteiligungsverfahren. Gemeinsam mit den Vorstand der Dortmunder Hafen AG ZAHL DES QUARTALS Rund 34 Kilometer… IMPRESSUM Fotos: Herausgeber Helmuth Voßgraff, V.i.S.d.P.: Uwe Büscher, Dortmunder Hafen AG Dortmunder Hafen AG Speicherstr. 23, 44147 Dortmund …umfasst das Gleisnetz im Tel.: 0231 / 98 39 68 1 Druck: Dortmunder Hafen, das aktuell Textbeiträge: Hitzegrad, Print/Medien & Service Feldbachacker 16, 44149 Dortmund von der DE Infrastruktur GmbH Gregor Beushausen Erscheinung: genutzt wird. Layout/Grafik/Satz: Büro für Gestaltung, Münster Das Hafenmagazin erscheint jeweils zu Beginn eines Quartals in einer Auflage von 2.500 Exemplaren. 3
www.dortmunder-hafen.de Seine Kollegen witzeln schon: „Du bist doch hier geboren“, bekommt Detlef Neumeyer (58) hin und wider zu hören. Dann lacht er und winkt ab. Der Betriebsmeister von Rhe- nus Logistics hat vieles erlebt in 37 Jahren hier am Marx hafen. Er spürt, wie sich der Wind gedreht hat. Serie GESICHTER DES Coils statt Brammen HAFENS Detlef Neumeyer weiß, was Strukturwandel heißt Z wischen Kränen und Werkshallen, zwi- schen Lkw und Eisenbahngleisen entfal- tet der Marxhafen sein ganz eigenes Flair. Während seiner 37 Jahre am Hafen hat Be- triebsleiter Detlef Neu- meyer mitbekommen, Detlef Neumeyer liebt diese Industrieland- wie eine ganze Industrie schaft. Sie zieht ihn in seinen Bann, wenn abgewickelt wurde. Auf er morgens um halb sechs aus dem na- den Lieferscheinen, die er prüft, stehen jetzt hen Jungferntal in Rahm kommend, sein Coils statt Spundwände Büro betritt. Seit 1979 arbeitet er hier am und Brammen. Marxhafen, er ist ihm zur zweiten Heimat geworden. „Für mich gibt es nichts Besse- res“, sagt Detlef Neumeyer. Er hat erlebt, was „Strukturwandel“ be- deutet. Früher, sagt er, Mitte der 90er Jah- re, da hätten teilweise 60, 70 Lkw auf dem Hof gestanden. „Wenn der letzte abgefahren ist, war der erste aus der Reihe wieder da.“ Lange vorbei. Seit in Dortmund kein Stahl mehr produziert wird, kommen auch kei- ne Brammen mehr, die umzuschlagen wä- ren. „Das waren 60.000 Tonnen pro Jahr.“ die vor einem Vierteljahrhundert für hel- bevor sie für die Weiterreise zu den Schä- Nun hat auch Hoesch Spundwand und Pro- le Aufregung gesorgt haben, kann er heute fer-Werken in Neunkirchen (Siegerland) auf fil (HSP) seine Produktion eingestellt, ein schmunzeln. Die Geschichte, als einem Kr- Eisenbahn und Lkw umgeschlagen wer- weiterer Großkunde.Was bleibt, sind rund anfahrer ausgerechnet das letzte Coil vom den. Die Aufträge kommen von der Fir- 12.000 Tonnen Spundbohlen, die „ein Hol- Haken fiel, ist so eine. „Das war ein The- ma EMW, die die Coils aus aller Welt kauft länder“ aufgekauft hat und die noch per Ei- ater!“ Ungebremst knallte das 15 Tonnen und aus ihnen Büromöbel aus Stahl produ- senbahn ankommen drüben, im Stahlanar- schwere Coil aufs Schiff, das sie abends um ziert, beispielsweise. 13.000 Tonnen lagern beitungszentrum im Hardenberghafen. Es halb zehn Uhr mit Mann und Maus und Feu- in der Halle am Marxhafen, es sollen deut- sind die Reste und letzten Zeugnisse der erwehr und vielen Pumpen vor dem Unter- lich mehr werden. „EMW will den Durchlauf Dortmunder Stahlgeschichte. Und wieder gang bewahren konnten. Verletzt worden ist erhöhen“, freut sich Detlef Neumeyer. Und bekommt Detlef Neumeyer hinter seinem niemand, und das ist ja das Wichtigste. zwar so, dass sie überlegen, künftig wie- Schreibtisch mit, wie auch dieser Teil ab- der zwei Schichten zu fahren. Vor einem gewickelt wird. „Früher“, sagt er, „haben In der Halle hinter seinem Büro stehen die der Coils bleibt Detlef Neumeyer stehen. Er wir hier im Marxhafen mit fast 40 Leuten Coils in Reihe, mannshoch und tonnen- überlegt kurz und sagt, das sei doch alles im Umschlag gearbeitet.“ Inzwischen sind schwer. Detlef Neumeyer vergleicht die Se- irgendwie verrückt. „Früher haben wir Stahl es zwölf. riennummern mit denen auf dem Liefer- produziert und bis zum Geht-Nicht-Mehr ins schein. Sie kommen per Schiff aus China Ausland exportiert. Und jetzt? Jetzt stehen Der Rhenus-Betriebsmeister könnte vie- und Korea, aus den Niederlanden und aus die Anlagen in China und wir importieren le Geschichten erzählen. Über manche, Russland. Sie lagern hier am Marxhafen, den Stahl.“ 4
2 | 2016 Schleusen per Klick „ eim Hafen denke ich an B Personal steuert die Technik jetzt aus Herne Container, Schrotthandel und Petroleum – und an die Versuche, einen Manche Binnenschiffer grüßen und Szenetreff zu etablieren.“ winken nach oben, wenn sie die Oliver Eppmann (49), Grafiker und Fotograf Schleuse Henrichenburg erreicht haben. Doch aus dem Leitstand kommt kein Gruß zurück: Das Per- sonal ist nach Herne gewechselt, seit Herbst 2015 wird die Schleuse von dort gesteuert. A ls Leiterin des Außenbereichs des Wasser- und Schifffahrtsamtes Duis- burg-Meiderich (WSA) ist Sandra Luwe Ausgedient: Der Leitstand ist verwaist. (31) für rund 40 Kilometer Wasserstra- ßen von Henrichenburg bis Datteln und Ahsen zuständig. Bei ihren Touren sieht die Bauingenieurin einmal pro Woche in „Für die Schiffer Bauingenieurin Sandra Luwe kontrolliert wöchentlich. der Leitstelle der Schleuse Henrichenburg hat sich nichts geändert.“ Hermann nach dem Rechten. Dort betritt sie ein Poppen, Leiter des zessrechner“, erklärt Poppen. Auch für leeres Dienstgebäude: Alle vier Kollegen, WSA. Notfälle ist gesorgt: Kommt es zu Störun- die im Schichtdienst von 6 bis 22 Uhr am gen, rückt der Bereitschaftsdienst in Herne Leitstand saßen und von oben die Schleu- nichts geändert“, sagt Hermann Poppen. nach Henrichenburg aus. Für Dortmunds se Henrichenburg bedient haben, sitzen Der Vorgang ist der alte: Optimalerweise Hafen, sagt Poppen, sei die Situation durch jetzt rund 20 Kilometer entfernt Richtung meldet sich der Steuermann eine halbe den Umzug komfortabler geworden: Frü- Ruhrgebiet: Seit Herbst vergangenen Jah- Stunde vor Erreichen der Schleuse per her wurde montags bis freitags von 6 bis res wird die Schleuse per Mausklick voll- Funk in Henrichenburg an. Von dort wird 22 Uhr geschleust, nunmehr sei der Hafen automatisiert aus Herne-Ost betrieben. das Signal nun in die Leitzentrale nach Her- werktags rund um die Uhr erreichbar. Das ne übertragen, wo drei Leute vor Monito- soll auch so bleiben, wenn voraussicht- „Viele Binnenschiffer ren sitzen und die Schleu- lich 2021 die geplante neue Leitzentrale in und Partikuliere haben „Viele Binnenschiffer und se per Mausklick steuern. Herne-Ost ans Netz geht. Von dort sollen den Umzug gar nicht Partikuliere haben den Umzug „Was vorher analog war, zentral alle Schleusen des Rhein-Her- mitbekommen“, sagt gar nicht mitbekommen.“ läuft jetzt über den Pro- ne-Kanals gesteuert werden. Hermann Poppen, Leiter des WSA Duisburg-Meiderich. Wie zum Beweis nähert sich ein mit Schrott bela- dener Schubverband. Er kommt aus dem Dortmunder Hafen. Der Skipper klettert vom Schiff, will seine Papiere zeigen – und merkt nicht, dass die Schleusung begon- nen hat und sein Schiff immer tiefer sinkt. Nur mit Mühe gelingt es ihm, an Bord zu- rückzuklettern. Rund 3700 Schiffe durchlaufen jährlich die Schleuse Henrichenburg, die das Nadelöhr auf dem Weg vom und zum Dortmunder Seit 1989 in Betrieb Hafen ist. 13,20 Meter Höhenunterschied Die Schleuse Henrichenburg wurde nach rund vierjähriger Bauzeit 1989 in Betrieb ge- werden hier überbrückt; ferngesteuert nommen. Sie ist nach dem ersten Schiffshebewerk von 1899, dem zweiten Hebewerk von und überwacht aus der neuen Leitzentra- 1962 und der alten Schachtschleuse das vierte Abstiegsbauwerk, das an der Kanalstu- le in Herne, an deren Entstehen die Dasa fe in Henrichenburg errichtet wurde. Über Henrichenburg ist Dortmunds Hafen mit vier und das Dortmunder Fraunhofer Institut Wasserstraßen verbunden: mit dem Wesel-Datteln-Kanal, dem Rhein-Herne-Kanal, dem maßgeblich beteiligt waren. „Für die Bin- Datteln-Hamm-Kanal und dem Dortmund-Ems-Kanal. nenschiffer hat sich durch den Umzug gar 5
www.dortmunder-hafen.de Eröffnung per Knopfdruck: Dr. Veit Steinle (Bundes- Verkehrsministerium), OB Ullrich Sierau, NRW- Verkehrsminister Michael Groschek, NRW-Arbeitsmi- nister Rainer Schmeltzer und DSW21-Vorstandsvorsitzender Guntram Pehlke (v.l.). Aufbruch in eine neue Ära KV-Anlage startet mit einem Volumen von 60.000 Ladeeinheiten O Der Verkehr fließt: Im Beisein zahl- berbürgermeister Ullrich Sierau sprach NRW-Verkehrsminister Michael Groschek reicher Gäste aus Politik und Wirt- von einem „wunderschönen Tag für rückte das neue Terminal als Stärkung für schaft ist die KV-Anlage an der Dortmund“. Die Inbetriebnahme des neuen das Land in eine europäische Dimension. Umladebahnhofs, in dem Container, Wech- Er wolle, dass NRW „der Logistik-Standort Franz-Schlüter-Straße in Deusen im selbrücken und Sattelauflieger auf Lkw und Nummer eins wird“, sagte Groschek und Februar offiziell in Betrieb gegan- Eisenbahn umgeschlagen werden, sei ein warb eindringlich, die NRW-Häfen mögen gen. Bis zu 60.000 Ladeeinheiten wichtiger Schritt für den Logistik-Stand- ihre Kräfte bündeln, um gegen Konkurren- können dort in einem ersten Schritt ort Dortmund insgesamt. An dem habe ten wie etwa Rotterdam und Antwerpen zu der Hafen als „Entwicklungstreiber und bestehen. Er betonte die landesweite und umgeschlagen werden – später so- als Flaggschiff im Strukturwandel“ großen nationale Bedeutung auch des Dortmunder gar bis zu 150.000 Ladeeinheiten. Anteil. Hafens im Bestreben, Warenströme konse- Drei Fragen an Torsten Schütte (54), Geschäfts W ie sehen die Prognosen für die weitere Ent- wicklung der Umschlagszahlen aus? 2015 sind wir im CDT auf insgesamt 201.000 zusätzliche Kapazitäten, mit denen wir auch zur Ansiedlung von Betrieben beitragen. Ladeeinheiten gekommen und haben damit volle Kaum gebaut, steht die KV-Anlage schon vor der Auslastung erzielt. Prognosen zufolge wird der Erweiterung? Kombinierte Verkehr jährlich um rund 5 Prozent Wir werden sehen, wie sich der Markt entwickelt. wachsen. Das neue Terminal ist also notwendig, Tatsache ist, dass wir zunächst ein Umschlags- damit sich werthaltige Verkehre nicht verschieben volumen von 45.000 Ladeeinheiten anstreben. und an Dortmund vorbeilaufen. Wir bieten jetzt Mit der Beschaffung eines zweiten Krans 2018 6
2 | 2016 Mit der KV-Anlage als neuem Infrastruktur- projekt unterstreicht der Hafen seine Rolle „ er Hafen steht für D Logistik und Arbeitsplätze. im Strukturwandel. Außerdem gibt er eine gute Filmkulisse ab.“ Zweiter Kran Uwe Sehmrau (61), Markthändler auf Abruf • Der Bau der KV-Anlage (KV = kom- binierter Verkehr) an der Franz-Schlü- ter-Straße war notwendig ge- worden, weil die Kapazitäten des quent von der Straße auf die Wasser- und Container-Terminals (CTD) mit Schienenwege zu lenken. Das werde seit 180.000 Ladeeinheiten/Jahr erschöpft Jahren proklamiert, kritisierte Groschek waren und ein Ausbau am Standort mit Blick auf das Berliner Verkehrsminis- Kanalstraße mangels verfügbarer Flä- terium. Eingetreten sei „das glatte Gegen- chen nicht möglich ist. Container ma- teil“. Der Minister wörtlich: „Es ist die Le- chen inzwischen ein Drittel des Güter- benslüge der nationalen Politik“. umschlags im Hafen aus. Groschek kündigte an, jene Städte mit Fördermitteln zu belohnen, die Flächen • Mit der KV-Anlage sind nun Kapazi- für Infrastrukturprojekte bereitstellen. In täten von zunächst weiteren 60.000 Dortmund sei gehandelt worden, lobte der Ladeeinheiten/Jahr hinzugekommen. Minister mit Verweis auf die KV-Anlage auf Voraussichtlich 2017 soll ein zweiter dem Gelände des „Alten Hafenbahnhofs“ auf 31 Prozent. Darauf wies Dr. Veit Steinle Ladekran beschafft werden. Dadurch und vergaß dabei nicht den Hafen-Dialog aus dem Bundes-Verkehrsministerium hin. erhöht sich die Kapazität auf 103.000 mit den von Verkehrslärm betroffenen An- Die KV-Anlage sei ein „gutes Beispiel“ für Ladeeinheiten/Jahr. wohnern. Tenor: Wer bereits zu Beginn der die erfolgreiche Förderpolitik des Bundes Planung mit offenen Karten beim kombinierten Verkehr. • In einer zweiten Baustufe kann die spiele, habe gute Chancen, „Ein wunderschöner 18,6 Millionen Euro Förder- Container-Depotfläche ausgeweitet Kritiken zumindest die Spit- Tag für Dortmund“ mittel hat der Bund für die mit und die Kapazität der Anlage auf bis ze zu nehmen. An den Bund insgesamt 31 Millionen Euro zu 150.000 Ladeeinheiten hochgefah- gerichtet, forderte Groschek einmal mehr, kalkulierte Gesamtinvestition bewilligt – ren werden. beim Ausbau der Verkehrswege auch die inklusive eines zweiten Krans. Ihn dürfte Kanäle zu berücksichtigen. „Die Wasser- besonders freuen, dass die Kosten nach • Zudem können nun auch Wechsel straßen sind in einem erbarmungswür- bisherigem Stand rund Millionen Euro un- brücken und Sattelauflieger umge- digen Zustand.“ Gleichwohl müssen die ter der Fördersumme geblieben sind. schlagen werden. Dadurch erweitert Häfen für den Verkehr schnell und leicht Darauf hob auch Guntram Pehlke ab, Vor- der Dortmunder Hafen sein Leis- erreichbar sein: Groschek versprach, die standsvorsitzender von DSW21, dem In- tungsportfolio und erhält in der Regi- Bundesautobahnen rund um Dortmund vestor des neuen Terminals: Die KV-Anlage on ein Alleinstellungsmerkmal. mit Hinweistafeln zum Hafen zu versehen. habe eine Bedeutung für die ganze Repu Prognosen zufolge wird der Güterverkehr blik. Sie gehöre zu den wenigen Infrastruk- • Investor der KV-Anlage ist DSW21 als in den kommenden Jahren um 38 Prozent turprojekten, die termin- und kostenge- Hauptgesellschafter der Dortmunder zunehmen, der kombinierte Verkehr von 21 recht erstellt worden seien. Hafen AG. Betrieben wird die Anla- ge nach europaweiter Ausschreibung vom Container Terminal Dortmund sführer CTD (CTD), an dem die Dortmunder Hafen AG mit 32,34 Prozent beteiligt ist. erhöhen wir unsere Kapazitäten auf Wer sind die Kunden der neuen KV- • Der erste Spatenstich war im Septem- 105.000 Ladeeinheiten. Dazu gibt es die Anlage? ber 2014. Nach einem Jahr Bauzeit Option, die 70.000 Quadratmeter große Das sind beispielsweise Einzelhandels- lief Ende 2015 der Probebetrieb an. Anlage um weitere 30.000 Quadratmeter riesen wie Ikea, Tedi oder Kick, die ihre Am 11. Februar 2016 ist die Anlage zu erweitern, so dass wir ab 2019 über Warentransporte über das Container offiziell in Betrieb gegangen. das komplette Terminal verfügen könn- Terminal und die KV-Anlage abwickeln. ten. Für 2020 sehen wir ein Gesamtum- Wir sind hauptsächlich ein Schienen- • Sie verfügt über vier Umschlaggleise schlags-Volumen von rund 250.000 Lade- terminal und stark an Konsumgütern mit je 720 Metern Länge sowie Fahr-, einheiten im alten und neuen Terminal vor. orientiert. Lade- und Rückfahrspuren für Lkw. 7
www.dortmunder-hafen.de Aus anderer Perspektive Fotografenschüler finden im Hafen-Quartier reichlich Motive Der Dortmunder Hafen liegt in winterlichem Grau, wie also kann er sich anders zeigen als in eintöniger, indus- trieller Zweckmäßigkeit an diesem kalten Samstagnachmittag? Für Roland Klecker vom Hafen-Studio scheinen das Nebensächlichkeiten zu sein. Wer durch den Sucher oder auf das Display einer Kamera blickt, abstrahiert von seiner direkten Umwelt. E r rastert sie auf, achtet auf stürzende Li- nien, auf Merkmale, die vielleicht das Bild zu einem Mehr machen, als zu einem blo- nen Gestaltung und Umsetzung widmen“, die sich eigentlich gar nicht angemeldet hat, damit wirbt er, und einen Moment weiß weil sie den Kurs schlicht gewann. man nicht, ob er es ernst meint. Die Antwort Die Kaffeebecher sind geleert, und Kle- ßen Abbild der Wirklichkeit. Wenn es etwas könnte lauten: so ganz natürlich nicht, aber cker lädt ein zum Außentermin. Damit Ver- gibt, was er den sechs Teilnehmern seines ein bisschen schon. gleichbarkeit herrscht: „Bitte alle auf das Fotokurses beibringen möchte, dann ist es, Je nach Aufwand und Dauer kosten die Kur- Programm P stellen, ISO auf Automatik!“ eine Sensibilität dafür zu schaffen. Das aber se zwischen 99 und 500 Euro. Es gibt auch Das erste herausfordernde Motiv direkt vor reicht nicht, und auch die bloße Ausstattung Exkursionen, dann kann die Kokerei Hansa der Tür ist – ein Auto. Das ist es, was man mit einer teuren Kamera genügt da nicht. das Ziel sein oder auch London. 1200 Euro draußen zuerst lernen muss. Man denkt, Man muss Blenden berechnen können, Auf- für fünf Tage nebst Flug, Unterkunft und An- man steht am Hafen und fotografiert Schif- nahmewinkel, Lichteinfälle, Schattenwurf leitung sind für die Metropole nicht beson- fe. Von wegen. Klecker erklärt, wie ein Auto berücksichtigen – Auge und Technik und ders teuer. so abgebildet werden kann, technisches Verständnis zusammenzubrin- Klar können alle noch ein we- „Kaltes, graues Wetter? dass sich der Blick des Be- gen, darum geht es. nig Erklärung gebrauchen, Ist doch egal.“ trachters darauf konzentriert, Kaltes, graues Wetter? Ist doch egal. dennoch wissen die meisten, ohne vom Drumherum abge- Der Obstteller auf dem Tisch in seiner Agen- wie sie ihr Wissen anwenden wollen. Sus- lenkt zu werden. Es geht darum, den Hinter- tur an der Drehbrückenstraße 5 könnte anne Kaletta sieht sich als „Gefühlsfotogra- grund mit zu bedenken und dessen Wirkung schon die Herausforderung eines Stilllebens fin“, sie mag Kinder in Aktion. Sie mag auch auf das Bild. Länge, Brennweite, Weitwinkel, sein. Denn dort begann die kleine Exkursion „Westernpferde im Freizeitmodus“. Katha- alles durchprobieren bis zum perfekten Foto. für die sechs, die man vielleicht dem Seg- rina Schulz näht und bastelt Kostüme von Da ist die Kunst noch nicht mitgedacht, es ment engagierte Amateure zuordnen würde. Darstellern der Kult-Serie Game Of Thro- bleibt nur ein Bild von einem Auto. Aber ein Ihnen erklärt Klecker die Kamera und das, nes, sie selbst steht der Figur Arya Stark am richtiges. Sascha Beckmann fotografiert be- was man alles mit ihr anstellen kann, wenn nächsten. Marie Antelmann hingegen ist aus reits recht lange und ist Besitzer eines eige- man wirklich gute Bilder machen möchte. Es familiären Gründen mindestens einmal im nen Hobby-Studios. Er könnte Marie Antel- ist grundsätzlich nicht wenig an verschiede- Jahr in New York. Sie sagt, sie finde immer mann das Fotografieren auch erklären, er hat nen Kursen, die er anbietet. Die Oberbegriffe neue Plätze, die sie nun fotografieren wolle. ihr die Kamera geschenkt. Aber er möchte, lauten Architektur, Bildgestaltung, Einsteiger, Roland Klecker antwortet trocken. „Du wirst dass es ein anderer tut. So fiel die Wahl auf Grundlagen, Streetfotografie und – Achtung bis ans Ende Deines Lebens neue Plätze in Klecker. Überraschung – Frauenkurs. „Wir wollen New York finden.“ Sie halten ihre Kameras in Die Gruppe zieht am eisgrauen Kanal längs uns abseits von männlichem Technik-Wahn den Händen, und man merkt, dass sie Spaß auf das Stahlanarbeitungszentrum zu. Ein und Besserwisserei ausschließlich der schö- an ihnen haben. Auch Silke Schwarzbach, mächtiges Vordach überdeckt die Bahnglei- 8
2 | 2016 Eine Frage der Ein- stellung: Neben dem technischen Know How müssen Foto- „ grafen wissen, wie sie die Dinge darstellen wollen. eim Hafen denke B ich an Container, Güterumschlag und das Alte Hafenamt.“ Anja Preiß (45), Assistentin der Geschäftsführung de. „Schräg“, sagt er, „ist was anderes als Stress führte zu einer Art Überbelichtung, schief. Schief ist nicht aufgepasst, schräg und Klecker zog die Reißleine. 2005 eröff- ist bewusst fotografiert.“ Torsten Tietze mag nete er erst hobbymäßig die Fotoschule, ab den Kreativ-Faktor beim Fotografieren. Er sei 2007 entschloss er sich, daraus einen Beruf früher eher ein Knipser gewesen. „Dann habe zu machen. Bereut hat er es keine Sekunde. ich mir eine gute, neue Kamera gekauft, und „Weniger Geld, mehr Spaß“, sagt er kurz und dann dachte ich ...“ Genau. Roland Klecker. knapp. se, in der Halle lagern Stahlcoils. Es wird Der 45jährige Fotograf stand mal auf der Die Gruppe zieht weiter in Richtung Hafen- schattig, und genau das möchte Klecker gleichen Stufe wie seine Kursteilnehmer. Ge- amt. „Wenn ich es schaffe, Emotionalität rü- nutzen, um das Fotografieren in der Däm- lernt hat er Groß- und Außenhandelskauf- berzubringen“, sagt Susanne Kaletta, „dann merung zu üben. Zwischendurch muss ein mann, er bildete sich weiter zum Finanz- und ist das Fotografieren eine reine Freude.“ Die Trafohaus für einen Weißabgleich herhalten, Versicherungsfachwirt, wurde Unterneh- Architekturfotografie muss jetzt die Bilder ei- außerdem kann man es als kühl wirkende mensberater. Aber Papa besaß damals eine ner erhofften goldenen Stunde nebst formi- Architektur abbilden oder als warm wirken- Dunkelkammer, und das Interesse an Foto- dablem Sonnenuntergang ersetzen. Damit des Häuschen. Alles eine Sache der Einstel- grafie hatte er seinem Sohn mitgegeben. So- wird es an diesem Samstag unter dem grau- lung. Klecker nimmt das langgestreckte Ge- zusagen berufsbegleitend bot Klecker immer en Dortmunder Hafenhimmel nichts. Aber bäude des Landhandels in den Blick, erzählt mal wieder Bildbearbeitungskurse an und der stört jetzt keinen mehr. Emotionen sind von stürzenden Linien, von magischen Drei- blieb so in Kontakt mit seiner Liebe zur Foto- unabhängig vom Wetter, man hat auch wel- ecken, davon, wie man mit starken Horizon- grafie. „Irgendwann sah ich in meinem Job che unter grauem Himmel. talen oder Vertikalen Stabilität ins Bild bringt. den Burnout auf mich zulaufen“, erinnert er Es gibt also nur gute Fotos und schlechte Fo- Selbst Schrägaufnahmen finden seine Gna- sich. Vielleicht kann man es so sagen: Der tos. 9
2 | 2016 „Die Politik wird am Ball bleiben“ „ er Hafen könnte mehr D Gastronomie vertragen. Bau der Nordspange soll Wohngebiete entlasten ‚Herr Walter‘ ist im Som- mer eine tolle Location, mehr davon!“ Dr. Ludwig Jörder (69) ist seit der Kommunalwahl 2014 Bezirksbürgermeister der Innen- Claudia Lalami, (37), Inhaberin stadt-Nord. Wir sprachen mit ihm über die Verkehrssituation rund ums Hafengebiet und über der Werbeagentur „friends without partners“. geplante Verkehrsprojekte zur Entlastung der nördlichen Innenstadt und weiterer Stadtteile. H err Jörder, welche Bedeutung messen Sie dem Hafen für Dortmund und die Nord- stadt zu? Wohngebiete von Lkw zu entlasten und den Ziel- und Quellverkehr über die Schnellstraße OWIIIa in das überregionale Netz zu lenken. Natürlich. Die Menschen im Dortmunder Norden sind zwar in vielerlei Hinsicht ge- nügsam, aber ein Generationenprojekt soll- Es ist ja keine Frage, dass der Hafen mit den te daraus nicht werden. Der Vollanschluss rund 5000 Arbeitsplätzen eines der bedeu- Das heißt, der Schwerverkehr soll die Nord- ist wichtig, auch für die Stadtteile Eving tendsten Industrie- und Gewerbegebiete ist, stadt komplett umfahren? und Huckarde, aus denen ebenfalls der die wir in Dortmund haben. Vielleicht so- Es reicht jedenfalls nicht, die Immer- Druck kommt. Die Bezirksvertretung In- gar das bedeutendste überhaupt. Ich sage mannstraße nachts als Tempo30-Zone nenstadt-Nord erwartet, dass das Projekt das auch mit Blick auf die berühmten Blau- auszuweisen. Seit Herbst 2006 gibt es die kontinuierlich bearbeitet und vorangetrieben mann-Arbeitsplätze, von denen es in Dort- Lkw-Entlastungszone. Demnach müsste die wird. Nach einer ersten Berechnung stehen mund so viele nicht mehr gibt. Also: Der Ha- Nordstadt für den Lkw-Durchgangsverkehr rund 15 Millionen Euro Investitionskosten fen ist in seiner wirtschaftlichen Bedeutung mit mehr als 3,5 Tonnen Gesamtgewicht ei- im Raum. Ich hoffe, dass die Verwaltung am keineswegs zu unterschätzen. Und für die nördliche Innenstadt? Abgesehen davon, dass auch der ein oder andere Bewohner aus der Nordstadt seinen Arbeitsplatz im Hafengebiet hat, kann man sagen, dass der Hafen einen wichtigen Bei- trag zur Attraktivität der Nordstadt leistet. Das zeigt sich unter anderem beim jährli- chen Hafen-Spaziergang. Ich freue mich, dass sich die Veranstaltung so etabliert hat. Dr. Ludwig Jörder: „Ich würde mich freuen, wenn die Infrastruktur der Speicherstraße in Ordnung gebracht würde.“ Sie ist wichtig für uns, weil sie Bürger aus anderen Stadtteilen neugierig macht und ein- gentlich tabu sein. Das Problem ist, dass Ende nicht zu dem Ergebnis kommt: ,Zu teu- lädt, die Nordstadt und das Hafenviertel zu nicht hinreichend oder gar nicht kontrolliert er, machen wir nicht‘. entdecken. Das Hafenkonzert ist ein weiteres wird und die Verwaltung in dieser Frage auf Beispiel für das Engagement der Hafen AG. die Polizei verweist. Ich weiß aber auch, dass Bedauern Sie, dass sich für die Speicher- Der Hafen unterstützt uns, indem er finan- nicht jede Lkw-Fahrt dem Hafen zuzurechnen straße kein finanzstarker Entwickler gefun- zielle Mittel und die notwendigen Fläche be- ist. Die geplante Nordspange könnte eine al- den hat? reitstellt oder, wie beim Hafen-Spaziergang, ternative Route werden und zur Entlastung Damit ist das Vorhaben ja nicht aufgege- selbst attraktive Angebote realisiert. beitragen. Auch in Eving. ben, die Speicherstraße mit Büros, Gastro- nomie und Kreativwirtschaft zu füllen. Ich Ein Industriegebiet löst immer auch Verkeh- Bis zum Bau dürften Jahre ins Land ziehen. würde mich aber schon freuen, wenn end- re aus… Haben Sie den Eindruck, dass die Politik das lich die Infrastruktur in Ordnung gebracht Ja, der klassische Konflikt zwischen wirt- Projekt engagiert verfolgt? würde. Mal abgesehen von der Speicher- schaftlichen Interessen und den Interessen Die Politik auf jeden Fall. Mir ist klar, dass straße: Was Gastronomie, Freizeit und Kul- der Anwohner, die die Belästigungen durch bis zur Realisierung noch eine Menge pla- tur betrifft, da hat sich das Hafen-Viertel Lkw so gering wie möglich halten möchten. nerische Vorarbeit zu leisten ist und die not- ohnehin schon zu einem absoluten Brin- Ich denke, dass der Hafen sehr gut an das wendigen Flächen von TKS zu sichern sind. ger entwickelt. überregionale Autobahn- und Straßennetz Das hätte man alles früher wissen können. angebunden ist. Weniger gut erscheinen mir Gehen sie aber davon aus, dass die Politik Wie beurteilen Sie den Bau der KV-Anlage? die verkehrlichen Gegebenheiten innerhalb am Ball bleibt. Laut Auskunft der Verwal- Ambivalent. Mir ist klar, dass die Logistik des Hafengebietes. Ich bin mir nicht sicher, tung wird ,unter Hochdruck‘ an der Nord- als Wirtschaftszweig hoch gehandelt wird. ob die Dimensionierung der Straßenquer- spange gearbeitet. Aber Logistik hat eben auch einen relativ ho- schnitte ausreicht für den Schwerlastver- hen Flächenverbrauch mit vergleichsweise kehr, mit dem wir es zu tun haben. Vor allem Gilt das auch für den Vollanschluss der West- wenig Arbeitsplätzen, und natürlich löst die müssen wir es hinbekommen, dass die um- faliastraße an die verlängerte Mallinckrodstra- KV-Anlage zusätzlichen Verkehr aus. Klar ist liegenden Wohngebiete vom Lkw-Verkehr ße, (OWIIIa), der eine direkte An- und Abfahrt aber: Nur wohnen allein, das funktioniert in entlastet werden. Wir müssen alles tun, um aus und in Richtung Huckarde bieten würde? einer Großstadt wie Dortmund nicht. 11
www.dortmunder-hafen.de Serie UNTERNEHMENS- PORTRAIT Alles fest im Griff Dolezych: Auf dem Weltmarkt zuhause Stabilität ist eine Vorgabe, die jeden technischen Bereich tangiert. Sie si- chert und leitet. Stabilität ist allerdings auch ein Begriff, der sich in unter- nehmerischem Sinne verstehen lässt. Wenn die Familie Dolezych ihre 1935 gegründete Firma immer noch führt, sie von einem neun Angestellten star- ken Betrieb zu einem weltweit 600 Mitarbeiter umfassenden Unternehmen für Transportsicherung und Hebetechnik ausbaut, dann bedeutet Stabilität Familienunternehmen ein. Dass Ladungssi- nicht nur das Fortführen von Tradition, sondern setzt ständige Weiterent- cherung überall auf der Welt ein Thema ist, ist das eine, das andere aber die Tatsache, wicklung und das Ausrichten auf neue Märkte voraus – eben Anpassung dass reine Handelsbeziehungen zum Bei- an jeweilige Gegebenheiten. spiel mit Unternehmen aus dem Bereich Kupferbergbau in Chile nicht mehr genug S eile, Ketten, Schlingen aus Textilien, Schäkel, Ösen, Zurrgurte – wer die Produktionsstätte des Unternehmens am immer auf den Weg machen. 180 Mitarbei- ter sind am Hafen beschäftigt, und nach dem Dortmunder Vorbild sind auch die anderen waren. „Das Exportieren reichte nicht mehr aus“, so Krosta, „die Kunden wollten nicht mehr sechs Wochen warten, bis das Schiff Dortmunder Hafen besucht, dem fallen Produktionsstätten aufgebaut, die Dolezych mit dem bestellten Material in Valparaiso aufgerollte Ketten mit dicken Gliedern auf, in China, Polen, Chile, der Schweiz und der die demnächst auf Tiefladern dafür sorgen, Türkei unterhält. „Maschinen, Materialien, dass schwere Baugeräte wie Bagger in Arbeitsabläufe sind überall identisch“, sagt Kurven nicht den Beschleunigungskräften der Leiter der Marketingabteilung, Alexan- zum Opfer fallen, der sieht wie Schlangen der Krosta. Länderspezifisch seien nur die nebeneinanderliegende Drahtseile, deren voneinander abweichenden Normen und Enden verflochten werden, um schwere Standards, nach denen jeweils gefertigt Lasten in große Höhen zu hieven und farbi- würde. Den Sprung auf den Weltmarkt hat ge Zurrgurte, die bald auf Lkw und Schiffen Firmenchef Udo Dolezych gewagt, als er in helfen, dass Ladungen nicht verrutschen. den 90er Jahren begann, das Unternehmen Vernähen, spleißen, auf Länge arbeiten – auf breitere Füße zu stellen – bereits 1992 alles bei Dolezych ist darauf ausgerichtet, wurde die Niederlassung im polnischen Kat- die physikalischen Kräfte zu bändigen, die towitz gegründet. 2011 schließlich trat mit sich ergeben, wenn Waren sich wie auch Tim Dolezych die dritte Generation in das Von der Ladungssicherung über, den Einsatz von Schleppschlingen 12
2 | 2016 Fotos: dolezych Firmeninhaber Udo Doelzych und Sohn „ Tim Dolezych, der 2011 ins Unterneh- men eingetreten ist. Früher stand der Hafen für Kohle- und Eisenumschlag, heute für Container.“ Klaus Löher (78), Rentner ist man auch mit Vertriebsstätten aktiv, die nationen getestet werden, Rahmenbedingungen dort sind nur derzeit manchmal aber auch völlig alles andere als einfach. Zurrmittel unter- neue Werkstoffe. Die Kunstfaser Dyneema® liegen zwar keinen Exportbeschränkungen, ist z.B. solch eine Hochleistungsfaser, die daran also könne es nicht liegen. Aber na- sich als wesentlich reißfester als Polyester türlich wirkten sich politische Probleme im- herausstellte. Damit lassen sich Produkte mer auch auf den Handel aus. Japan und die herstellen, die leistungsfähiger und leichter eigene Niederlassung in den USA würden sind, was beispielsweise bei der Montage vom Standort China aus versorgt, alle diese von Windkrafträdern eine wichtige Rolle Märkte bezeichnet er als „superspannend“. spielt. „Wenn sie eine Riesenturbine 100 Mit dem Aufbau eines Stützpunktes in Meter hoch heben müssen, dann kann die Connecticut hat man sich 2013 auch dem textile Rundschlinge aus Polyester allein amerikanischen Markt gewidmet. Das A und schon 1000 Kilogramm wiegen. Mit Dynee- O sei die gute Zusammenarbeit mit den Ge- ma® aber reduziert sich hier das Eigenge- schäftspartnern, die das Unternehmen vor wicht um rund 60 Prozent auf nur rund 350 Ort vertreten würden. „Wir haben dort zum Kilogramm“, erklärt Krosta. Ein weiterer Glück einen Geschäftsführer gefunden, der Vorteil sei, dass sich die dünnere Schlinge sich sehr gut auskennt und das Geschäft in viel besser handhaben lasse, sie sei zudem die richtigen Bahnen lenkt.“ Der amerika- schnittfest. nische Markt sei längst nicht so hochtech- Das wirkt wie Wissenschaft. Handfester nisch, wie man sich das hier vielleicht vor- geht es da noch in der Halle zu, in der Ge- stellt, es würden eher die simplen Produkte org Dobre mithilfe einer Presse gewundene nachgefragt. „Was die Berechnung von Las- Stahlseile an den Enden mit Schlaufen ver- ten und überhaupt die Theorie anbelangt, sieht. Die Maschine, an der er steht, presst sind wir hier deutlich weiter.“ Dolezych hat mit der Kraft von 600 Tonnen das geschlun- schon 1997 mit der „Trucker‘s Disc“ eine gene Seilende mit einer Aluklemme zusam- Berechnungsscheibe zur Ladungssicherung men. In der Kettenkonfektion versieht René entwickelt. Mit der Scheibe war der Fahrer Plewe Ketten mit Haken, indem er Splinte angekommen ist, sie wollten eine Präsenz eines Lkw, der beispielsweise Stahlcoils durch die Verbindungsglieder schlägt. Rat- vor Ort.“ transportiert, nicht länger abhängig von sei- schen und Haken, Ketten und Bänder, Seile Er gibt an, dass Dolezych inzwischen mit nem Gefühl für die richtige Sicherung der und Draht verlassen das Unternehmen vom Unternehmen aus mindestens 50 Staaten Ladung, er konnte sie nun einfach ablesen, Hafen aus, damit die Kunden weltweit si- weltweit Geschäftsbeziehungen unterhält, statt aufwendig zu berechnen. cher sein können, dass nicht aus den Fugen und das soll nicht das Ende sein. Den Markt Über 100 patentierte Produkte hat das Un- gerät, was besser halten sollte. in Indien habe man sich bereits angeschaut, ternehmen, das eine eigene Abteilung für Alexander Krosta geht durchs Lager, er und Australien sei ebenso wie Südafrika Forschung und Entwicklung unterhält, bis- nimmt eine braune Rundschlinge aus einer ein interessanter Standort für Geschäfte. In lang entwickelt. Manchmal sind es bereits Kiste. Tragfähigkeit 6000 kg steht darauf den riesigen Märkten Russland und Ukraine bekannte Materialen, die in neuen Kombi- gedruckt. Reißen würde sie aber erst, wenn die Kraft von 42 Tonnen auf sie einwirkt. „Die Sicherheitsnorm sieht ein Verhältnis von 1 zu 7 vor“, erklärt er, „und das ist eine Spanne, auf die man sich verlassen kann.“ Der Duft von Öl liegt in der Luft, Maschinen geben den Takt vor, kleine Ambosse neh- men Hammerschläge auf. Nebenan werden Gurte vernäht, und eine Industrienähma- schine von Dürkopp-Adler rattert kräftig durch das dicke Polyestermaterial. Eine Jeans verschlingt diese Maschine sicher schon zum Frühstück. n bis hin zu Rundschlingen für das Verladen eines U-Bootteils: Dolezych hat alles fest im Griff. 13
www.dortmunder-hafen.de Gegen den Stau Am Gewerbepark Hansa in Huckarde Bis zum Bau der entlastenden Nordspange wollen sie nicht warten: Die Un- ternehmer aus dem Gewerbepark Hansa in Huckarde wünschen sich mög- lichst schnelle Lösungen, um die Staus auf der Emscherallee aufzulösen. Thorsten Schmitz-Ebert, Erwin Pfänder, Uwe Büscher und Rainer Pubanz (v.l.). B ei einem Ortstermin mit Uwe Büscher, Vorstand der Hafen AG, präsentierten die Finanzspritze Gewerbetreibenden Joachim Kössel, Rolf Hahn, Erich Menges und Michael Kopka Vor- schläge, um die Situation zu entschärfen. A uch sechs Jahre nach Stilllegung der En- vio Recycling GmbH sind viele Familien der ehemals Beschäftigten auf Unterstützung an- Das Problem sehen sie in den beiden aufein- gewiesen. „Das gilt vor allem für Kinder“, weiß anderfolgenden Kreuzugen Lindberghstraße/ Erwin Pfänder, der fünf Jahre als Ombuds- Emscherallee sowie Hülshof/Paservalstraße/ mann die Interessen der Envio-Mitarbeiter ver- Rohwedderstraße. „Der Doppelknoten“, wie treten hat. Mit einer Spende von 10.000 Euro Joachim Kössel von der JKK-Unternehmens- an den „Stiftungsfonds für die betroffenen Kin- beratung formuliert. darauf, dass die im Rat der Stadt beschlos- der des Dortmunder PCB-Skandals“ möchte Er soll, so der Vorschlag der Gewerbetrei- senen Maßnahmen umgesetzt werden“. Be- die Dortmunder Hafen AG ihren Teil beitragen, benden, aufgelöst werden, indem die Kreu- sonders wichtig seien der Bau der Nordspan- Kindern den Übergang von der Schule in das zung Emscherallee/Lindberghstraße durch ge und der Vollanschluss der Westfaliastraße Berufsleben zu erleichtern. „Mit den Mitteln einen Kreisverkehr ersetzt wird. Und: Wer an die OWIIIa. Ein Kreisverkehr an der Lind- können beispielsweise die schulische Fortbil- von der Lindberghstraße Richtung Mengede berghstraße könne möglicherweise Rückzah- dung oder die Führerschein-Ausbildung finan- fährt, soll am Kreisverkehr vorbei direkt auf lungen für die mit Mitteln des Landes NRW ziert werden“, sagt Thorsten Schmitz-Ebert, die Emscherallee geführt werden. gebaute Kreuzung zur Folge haben. Gleich- Dezernent für betrieblichen Arbeitsschutz bei Hafen-Vorstand Uwe Büscher verwies auf zeitig zeigte sich Büscher aber offen für wei- der Bezirksregierung Arnsberg. „Das Geld das breit angelegte Beteiligungsverfahren tere Maßnahmen. Er gehe davon aus, dass kommt direkt bei den Kindern an“, dankt Er- mit Bürgern und das daraus entstandene Ver- sich bereits Öffnung der Hafen-Abfahrt von win Pfänder und betont: „Der Dortmunder Ha- kehrskonzept für den Hafen. „Ich lege Wert der Autobahn 45 positiv auswirken werden. fen hat uns immer zuverlässig geholfen.“ Wechsel an der Spitze Vor seinem Wechsel zur Dortmunder Ei- senbahn war er seit 2010 als Geschäfts- F ührungswechsel bei der Dortmunder Ei- senbahn: Anfang März und der DE Infrastruktur GmbH (DI) in Dortmund übernommen. Er folgt damit auf Wolfgang Franz, der nach fast acht führer der DB European Railservice GmbH tätig und leitete zusätzlich seit 2013 den Controlling-Bereich Fahrzeug- hat Dr. Roland Kitsch- Jahren als Geschäftsführer in die passive management der DB Fernverkehr AG. ler (42) die Geschäfts- Phase seiner Altersteilzeit gegangen ist. Die Geschäfte der DE und der DI wird führung der Dortmunder Dr. Roland Kitschler ist Dortmunder und Dr. Roland Kitschler gemeinsam mit Götz Eisenbahn GmbH (DE) promovierter Wirtschaftswissenschaftler. Jesberg führen. DOKOM21 Online Backup Wir sichern Ihre Unternehmensdaten vollautomatisch: ü Daten standortunabhängig sichern und wiederherstellen ü regelmäßige, automatische Durchführung ü Minimierung von Fehlerquellen ü Datenverschlüsselung & Komprimierung ü Unternehmensdaten vor internen und externen Gefahren im DOKOM21 Rechenzentrum in Dortmund geschützt Meine Sicherheit t:0231.930-94 02 • www.dokom21.de 14
2 | 2016 Serie SIEBEN „ it dem Hafen verbinde M FRAGEN ich eine für Dortmund gewinnbringende Kneipen- szene, die sich hoffentlich noch einmal aufstellt.“ Albert Rossell, (47), Rechtsanwalt Nicht jedes Schiff und jeder Schubverband können in den Dortmunder Hafen einlaufen. Eine bestimmte Länge darf nicht überschritten werden. 1. Kaiser Wilhelm II kam im August 1899 5. 2002 wurde im Dortmunder Hafen eine B Das Segelschulschiff Gorch Fock. zur Hafen-Einweihung. Im März 1899 eher ungewöhnliche Fracht umgeschla- C Das alte Dortmunder Rathaus. aber löschte bereits das erste Kanal- gen. Eine Zeitlang ist dabei jeden Tag schiff namens „Dortmund“ in den neu ein Binnenschiff beladen worden. Um 7. Wie lange dauert im Schnitt ein Schiff- gebauten Anlagen seine Fracht. Was welche Fracht ging es? stransport von Dortmund nach Ham- hatte die „Dortmund“ an Bord? A Um Wechselbrücken und Sattelauflie- burg bei einer mittleren Geschwin- A Lebensmittel ger. digkeit von 12km/h und maximaler B Erz B Um das Stahlwerk Phoenix in Hörde. Fahrtdauer von 16 St./Tag? C Holz Chinesen demontierten die Anlage und A Knapp zwei Wochen. ließen Teile im Hafen beladen, um sie B Ungefähr sechs Tage. 2. S chubverbände, die Dortmunds Hafen zur Verschiffung über See nach Rotter- C Drei Tage. anlaufen, dürfen über eine bestimmte dam zu bringen. Länge nicht hinausgehen. Nämlich? C Um Autos aus dem Bochumer Opel- A 185 Meter Werk. Weil die Transportkosten auf der LÖSUNGEN B 350 Meter Straße stark gestiegen waren, wurden 1B//2A//3C//4A//5B//6A//7B C 100 Meter die Neuwagen kurzerhand per Schiff zu Für jede richtige Antwort gibt es einen Punkt. ihrem Empfänger befördert. 0-2 Punkte: 3. W er ist eigentlich der Betreiber der Da ist noch deutlich Luft nach oben. Schleuse Henrichenburg? 6. Besucher des Alten Hafenamtes stau- A Der Landschaftsverband Westfalen- nen immer wieder über den eindrucks- 2-5 Punkte: Lippe (LWL). Er betreibt bereits das alte vollen Mosaikfußboden im Erdge- Gutes Basiswissen. Schiffshebewerk Henrichenburg und schoss. Was zeigt er eigentlich? 5-7 Punkte: den Schleusenpark Waltrop als Indust- A Die Hansekogge mit dem Dortmunder Glückwunsch: Sie sind auf dem Weg riemuseum. Wappen auf dem Segel. zum Hafen-Experten. B Die Wasserschutzpolizei C Das Wasser- und Schifffahrtsamt Duisburg-Meiderich 4. N achdem es mit den Restaurants „Ha- fenglück“ und „Hafenliebe“ auf Dauer nicht funktionierte, ist nun das „Tyde“ in die Immobilie unterhalb des Alten Hafenamtes gezogen. Wie ist das Gebäude früher genutzt worden? A Dort befand sich eine Seilerei. B Als Lagerhalle. C Als Montagehalle für Industrieanlagen. Im Sommer sind die Tische und Stühle am Tyde unterhalb des Hafenamtes prall gefüllt. Dass die Immobilie als Gaststätte genutzt werden würde, war bei ihrer Fertigstellung freilich noch nicht abzusehen. 15
Alles geben auf den Recyclinghöfen www.edg.de
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