Warten Gedanken nicht nur für den Advent - Tag des Herrn
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ADVENT / WEIHNACHTEN 2021 Warten Gedanken nicht nur für den Advent J O U R N A L I H R E R K I R C H E N Z E I T U N G TA G D E S H E R R N Rituale Einsichten Großes Preisrätsel Wie Bräuche das Warten Beim Warten sind alle Mitmachen und verkürzen gleich gewinnen
IMPULS Warten auf den Erlöser Juliane Bittner „Freut euch im Herrn zu jeder Zeit.“ (Brief – selbst dann noch kann ich an die Nähe des Paulus an die Philipper 4,4) Das hat Gottes glauben und mich daran festklam- der Apostel Paulus gesagt. Hört man ja mern. An die Erlösung durch Jesus Chri- AU S D E R R E DA K T I O N gern. Jeder möchte sich freuen – am Le- stus glauben. ben, an der Freiheit, an den Kindern. Doch Beim Blättern in einer Zeitung blieb ich irgendwie will die Freude nicht so recht an einer Karikatur des Illustrators Tho- Neuanfänge aufkommen. Klar: Corona ist schuld. Und die Klimakatastrophe und und und. Au- mas Plaßmann (unten) hängen. Erlösung? Der Kleine denkt doch nur an Geschenke, ßerdem: In Preußen, wo das höchste Lob denke ich. Liebe Leserinnen, liebe Leser! „da kannste nich meckern“ ist, hat man es Wieso findet ausgerechnet ein Kind den Gerade erst durfte ich es aus der Nähe nicht so mit dem Jubilieren. Kern des Weihnachtsfestes wieder und miterleben: Ein Baby, über Monate mit Die Freude, die Paulus meint, muss belehrt die Erwachsenen? Redet wie der Sehnsucht, Bangen und freudiger Hoff- wohl tiefer liegen. Paulus erfreut sich an Apostel Paulus von Erlösung als Grund, nung erwartet, hat sein Leben auf dieser Gott, der uns nahe gekommen ist in Jesus sich wirklich zu freuen? „Christ, der Retter Welt begonnen. Der Zauber des Neufan- Christus. Weil das so ist, weil ihr alle ist da“, heißt es im Lied „Stille Nacht“. fangs lässt vieles möglich erscheinen und Erlöste seid, sagt Paulus, habt ihr allen Vielleicht vergesse ich einfach zu strahlt auf alle aus, die dem kleinen Kind Grund, euch zu freuen. Also guckt nicht so schnell, wie viel Grund zur Freude ich begegnen. Es weckt bisweilen ungeahnte griesgrämig, jammert nicht so rum! habe, wie viel ich geschenkt bekommen liebevolle und zarte Seiten in ihnen. Paulus ermuntert die Adressaten sei- habe. Geschenke, die das Leben lebens- In diesen Tagen beginnt die Wartezeit nes Briefes sogar, sich „zu jeder Zeit“ zu wert machen. auf Weihnachten. Ein Fest, das die meisten freuen. Also auch in Krisen. Auch an Ta- Sein größtes Geschenk an uns alle hat nicht missen möchten. Große Überra- gen, an denen die Seele Trauer trägt. Gott in Windeln verpackt. Es ist das Kind schungen erwarten sich erfahrene Weih- Selbst, wenn in mir dunkle Nacht herrscht in der Krippe. nachts-Feierer aber doch wohl eher nicht. Tradition ist angesagt, der gewohnte Rah- men. Steht das kleine Kind, dessen Geburt wir Jahr für Jahr nachempfinden und in- szenieren, trotzdem noch für den Zauber des Neuanfangs? Die adventliche Wartezeit könnte dafür die Bahn bereiten. Ich nehme mir vor, in stillen Augenblicken, etwa beim Entzün- den der Kerzen am Adventskranz, Fragen wie diesen nachzugehen: Traue ich Jesus Christus zu, dass er auch heute noch ver- ändert, heilt, erlöst, lebendig macht? Hat er von mir noch etwas zu erwarten? Wel- che bisher unbekannten Seiten lasse ich in mir wecken? ... Ich wünsche Ihnen, dass Sie auf den folgenden Seiten die eine oder andere An- regung für erfüllendes Warten finden. Eine gesegnete Adventszeit! Karikatur: Thomas Plaßmann 2 TA G D E S H E R R N J O U R N A L
ANREGUNG A dvent feiern heißt warten können; Warten ist eine Kunst, die unsere ungeduldige Zeit vergessen hat. Sie will die reife Frucht brechen, wenn sie kaum den Sprössling setzte; aber die gierigen Augen werden nur allzuoft betrogen, indem die scheinbar so köstliche Frucht von innen noch grün ist und respektlose Hände werfen undankbar beiseite, was ihnen so Enttäuschung brachte. Wer nicht die herbe Seligkeit des Wartens, das heißt des Entbehrens in Hoffnung, kennt, der wird nie den ganzen Segen der Erfüllung erfahren. Wer nicht weiß, wie es einem zumute ist, der bange ringt mit den tiefs- ten Fragen des Lebens, seines Lebens und wartend, sehnend ausschaut, bis sich die Wahrheit ihm entschleiert, der kann sich nichts von der Herrlichkeit dieses Augenblicks, in dem die Klarheit auf- leuchtet, träumen und wer nicht um die Freundschaft, um die Liebe eines anderen werben will, war- tend seine Seele aufschließt der Seele des anderen, bis sie kommt, bis sie Einzug hält, dem bleibt der tiefste Segen eines Lebens zweier Seelen ineinander für ewig verborgen. Auf die größten, tiefsten, zartesten Dinge in der Welt müssen wir warten, da gehts nicht im Sturm, sondern nach den göttlichen Gesetzen des Keimens und Wachsens und Werdens. Dietrich Bonhoeffer Bild: picture-alliance/akg-images Warten ist eine Kunst alles wartet warten worauf doch niemand weiß es weiß worauf wir warten dass unter allem verborgen etwas wartet schon immer wartet etwas ungesagtes unsagbares wesentliches Advent ist Anke Maggauer-Kirsche zunächst Warten, Erwarten. Das heißt, Tag für Tag in sich das Maranatha, das „Komm, Herr“, IMPRESSUM aufsteigen lassen. Komm für die Menschen! Komm für uns alle! Komm für mich selbst! Frère Roger Dieses Journal ist eine Sonderausgabe der katho- lischen Wochenzeitung Tag des Herrn Herausgeber: Die (Erz-) Bischöfe von Berlin, Dresden- Meißen, Erfurt, Görlitz und Magdeburg E Redaktion: Matthias Holluba (Chefredakteur), Holger ltern, die Dankbarkeit Jakobi, Dorothee Wanzek, Eckhard Pohl, Raphael von ihren Kindern Schmidt, Vinzent Antal erwarten (es gibt sogar Titelbild: Shutterstock/Tomsickova Tatyana solche, die sie fordern), Verlag: St. Benno Buch und Zeitschriften Verlagsge- sellschaft mbH Leipzig, Geschäfts- führung: Michael sind wie Wucherer, sie Birkner, Christiane Völkel D ie Religion ist die beste, welche die Vielen eint, den Einzelnen kräftigt, den Stolzen beugt, die uns das Leben riskieren gern das Kapital, wenn sie nur genug Zinsen bekommen. Leserservice / Anzeigen: Willi Krug Anschrift: Stammerstraße 9-11, 04159 Leipzig, Tel. 03 41 / 4 67 77 12, E-Mail: tdh@st-benno.de, Internet: www.tag-des-herrn.de lieben und den Tod mit Ergebung Druck: NOZ Druckzentrum GmbH&Co. KG, Weiße erwarten macht. Franz Kafka Breite 4, 49084 Osnabrück Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit schriftlicher Ernst Freiherr von Feuchtersleben Genehmigung der Redaktion. 3 TA G D E S H E R R N J O U R N A L
E R FA H R U N G Advent und Weihnachten als stille Zeit erleben Erfahrungen in der Familie Manja und Josef Mundry Holger Jakobi Schon im Oktober wird das Grün für den Hausschmuck geschnitten. Weihnachtsgeschenke werden selbst gefertigt. Der Christbaum wird zusammen ausgesucht und geschlagen. Los ging es schon im Oktober. Beim reszeit – Spätherbst und Winter – für Schneiden der Hecken kommt genug den Menschen eine Zeit des Ausru- Grünes zusammen, um daraus am hens ist. Höher, schneller, weiter pas- Wochenende nach dem Buß- und Bet- sen nicht hinein. Zudem ist es eine tag eine acht Meter lange Girlande zu gute Zeit, sich Zeit für Rituale zu neh- flechten, die am Haus der Familie men. „Es geht darum, einen Weg zu Mundry ihre schmückenden Platz finden zwischen der Tradition, die findet. „Wir verwenden dafür nur Gar- man hat und all dem, was sich aus dem tenabfälle“, berichtet Familienmutter Leben an Neuem ergibt.“ Manja Mundry. Vor dem ersten Ad- Zu diesen Ritualen gehört bei den vent wird die Girlande mit Schmuck Mundrys auch die gemeinsame Aus- verziert und mit einer Lichterkette fahrt zum Aussuchen und Fällen des ausgestattet. Christbaums am Sonnabend vor dem Im Oktober beginnen zudem die vierten Advent. Auch der Schmuck Vorbereitungen des Krippenspiels in des Baumes – bei dem jedes Familien- der katholischen Pfarrgemeinde mitglied seine Aufgabe hat – folgt einer Sankt Franziskus Wurzen. Manja Regel. „Es gibt nur rote Kugeln und Mundry: „Es ist bei uns eine Familien- goldene Sterne, es sind unsere Weih- tradition, dass alle dabei mitmachen.“ nachtsfarben.“ Ansonsten unterschei- Alle, das sind neben der Mutter Manja det sich die Advents und Weihnachts- die Kinder Johanna, Luise, Jakob und zeit bei den Mundrys nicht allzu sehr ihr Mann Josef. Es gibt im Advent eine von anderen Familien: Das ganze Haus Aufführung im Caritasheim und dann wird geschmückt, es gibt viel Volks- an Weihnachten in der Kirche. „Im vergangenen Advent und Weihnachten wird bewusst gefeiert. kunst aus dem Erzgebirge und auch die Krippe Jahr ist beides ausgefallen, nun hoffen wir mal.“ Das ganze Haus der Familie erstahlt in Licht steht schon bereit. Hier allerdings bis Weihnach- und Festlichkeit. Foto: Privat Die Texte für die Stücke schreibt Manja Mundry ten der Stall, der Ochse und der Esel. Dann folgen seit einigen Jahren selbst. am Heiligen Abend das Jesuskind mit Maria und Wichtig ist der Familie, in der Zeit von No- Joseph. Am 6. Januar kommen dann die Heili- vember bis Dezember Weihnachtsgeschenke selbst anzufertigen. gen Drei Könige. Stehen bleiben Krippe und Baum dann bis zum Fest Meist sind es selbstgestaltete Kalender mit Familienbildern, die an Maria Lichtmess am 2. Februar. Dann wird auch die Girlande außen Paten und Freunde gehen. Auch selbstgebastelte Adventskalender am Haus abgeschaltet. Die Weihnachtszeit ist bei den Mundrys zu verkürzen die Zeit auf Weihnachten hin. Darin müssen nicht immer Ende und irgendwann beginnt eine neue Zeit des Wartens. Süßigkeiten kommen. „Jakob fand im vergangenen Jahr kleine elek- trische Teile, mit denen sich kleine Experimente machen lassen. Dies ebauten aufeinander auf und entwickelten sich weiter.“ Dass der Advent eine Zeit des Wartens ist, begrüßt Manja Mundry. „Wir versuchen, nicht durch diese Zeit zu hetzen. Wir wählen be- wusst aus, was von den vielen Angeboten zu uns passt. Man muss Manja Mundry ist leidenschaftliche Familienmut- nicht alles mitnehmen. Für uns ist es eine Zeit, die wir als Familie ter und arbeitet als Logopädin. Zudem ist sie in der nutzen.“ Die vierfache Mutter erinnert daran, dass die „dunkle“ Jah- Pfarrgemeinde Sankt Franziskus Wurzen aktiv. 4 TA G D E S H E R R N J O U R N A L
R E P O RTA G E Sie wollen Mut machen: Rainer König (rechts) mit seinen Kollegen Anke und Carlos. Foto: Stefan Schilde „Ob Arm oder Reich: Warten müssen wir alle“ In der Bahnhofsmission am Berliner Hauptbahnhof Stefan Schilde Die meisten Menschen am Bahnhof warten schlichtweg auf ihren Zug. Bei denen, die in die Bahnhofsmission kommen, ist das oft anders. Wir haben das Geschehen einen Vormittag lang begleitet, um zu erfahren, worauf die Gäste und die dort arbeitenden Menschen warten. Hallende Schritte, Menschen im Gespräch, Durchsagen aus den Laut- erreicht der Stundenzeiger die acht, klingelt es schon an der Tür – der sprechern, quietschende Bremsen einfahrender Züge – das Gesche- erste Gast ist da. Er kennt sich offenbar aus, läuft schnurstracks zur hen am Hauptbahnhof in Berlin steht symbolisch für die pulsierende, Theke. „Guten Morgen, einen Kaffee, bitte.“ Er bedankt sich und setzt nie schlafende Metropole. Ruhe findet man hier eigentlich nirgends. sich an einen der vier Tische mit jeweils zwei Stühlen. Aber es gibt Ausnahmen, einige, wenige Orte, an denen das anders Wegen Corona sei das Platzangebot derzeit leider noch einge- ist. Einer davon ist die Bahnhofsmission. schränkt, sagt Rainer König, der dem Erstankömmling den Kaffee Noch ist der Aufenthaltsraum leer. In der Luft liegt der Duft von serviert hat. Er ist hier so etwas wie der Chef, auch wenn er selbst den Kaffee, an der Theke stehen gleich fünf große Thermoskannen mit Begriff allenfalls mit ironischem Unterton in den Mund nimmt. Der Heißgetränken bereit. Man kann erahnen, warum das so ist. Kaum 63-Jährige wählt seine Worte überlegt, seine Stimme ist angenehm 5 TA G D E S H E R R N J O U R N A L
R E P O RTA G E ruhig, dabei aber klar und bestimmt. In jedem Später nähern sich zwei Männer der The- Die meisten der Gäste heute sind Stamm- Fall spricht man gern mit ihm. Das ist auch gut ke. Sie sprechen kein Englisch, nur Russisch gäste, Menschen ohne Obdach, die sich mor- so, denn als „Mutmacher am Bahnhof“ hilft und geben an, keine Papiere mehr zu haben gens etwas aufwärmen wollen. Sie laden ihr Rainer König Menschen in Notlagen, mit Be- und deshalb zum rumänischen Konsulat zu Smartphone auf, lesen ein Buch oder in der ratung und bei Bedarf auch mit Seelsorge. wollen. Ohne den leisesten Anflug von Hektik Zeitung – oder auch in der Bibel, wie ein soge- Nicht wenige unter ihnen haben alles verlo- geht Rainer König in sein Büro und setzt sich nannter „Stimmenhörer“, der ebenfalls vor- ren: Wohnung, Kleidung, Besitz. an den Computer. „Wir freuen uns, wenn wir beischaut. Bei ihm ist der Name Programm, er mit Informationen helfen können, aber kurz leidet an akustischen Halluzinationen. Carlos warten müssen die beiden schon, das scheint versucht, ein Gespräch mit ihm zu führen – Hilfe zur Selbsthilfe statt Almosen auch nicht zu viel verlangt.“ kein leichtes Unterfangen, denn der Mann Während er recherchiert, unterhält sich spricht schnell und nur schwer verständlich. „In der Regel kommen die Leute nicht mit Johanna mit einer jungen Frau, gefühlt nicht einem einzigen, sondern einem ganzen Wust älter als 20, die ihren Kaffee schlürft und ver- an Problemen. Wir versuchen, diese im Ein- kündet, auf ihre Verabredung zu warten. Das Lichtblicke für die Entmutigten schaffen zelnen zu identifizieren, damit sie sie schritt- Vorhaben: sich gemeinsam „volllaufen las- weise angehen können“, erzählt Rainer König. sen“. Johanna äußert ihre Zweifel, ob dies eine Generell ist es in der Bahnhofsmission aber Anders als bei einigen anderen Bahnhofs- so gute Idee sei, verzichtet aber auf Beleh- still, beinahe stiller als in einer Kirche. „Wer missionen sei die Versorgung mit Essen, Trin- rungen. Danach verabschiedet sie sich erst hierher kommt, schätzt die Ruhe“, weiß König. ken und Schlafplätzen nicht das primäre Ziel einmal. Sie ist vom Chef mit einer ganz klas- Menschen, die augenscheinlich unter dem der Mutmacher. „Wir wollen keine Suppenkü- sischen Aufgabe im Dienste der Bahnhofsmis- Einfluss von Alkohol oder anderen Betäu- che sein, keine Almosen geben, sondern den sion betraut worden, soll einem älteren Pär- bungsmitteln stehen, dürfen nicht hinein, die Menschen in ihrer konkreten Lebenssituati- chen beim Aus- und Umstieg in einen anderen Bahnhofsmission ist in dieser Hinsicht ein on helfen. Sie sollen in die Lage versetzt wer- Zug helfen. konsumfreier Raum. Ganz besonders ruhig den, ihre Probleme selbst an der Wurzel anzu- Kurz darauf ist Rainer König zurück mit ist es im „Raum der Stille“, der Platz für Gebet packen“, erklärt der gebürtige Mannheimer. Anschriften und Telefonnummern in Frage und Einkehr bietet. Hier finden immer don- Wem der Sinn gerade nicht nach Beratung kommender Konsulate für die beiden Rumä- nerstags auch die „Happy Minutes“ statt, steht, wird trotzdem ein Kaffee oder Tee ange- nen, die dann das Telefon nutzen. Sie landen kurze Andachten mit Mutmacher-Gedanken. boten – als Zeichen der Botschaft: Ihr seid hier in einer Warteschleife und scheinen am Ende Neben dem Alltäglichen gibt es immer stets willkommen. nicht entscheidend weitergekommen zu sein, wieder Höhepunkte. Dazu gehört der Heiliga- Rainer König ist heute nicht allein. Mit aber immerhin gab’s Kaffee und Wärme. bend-Gottesdienst, der in diesem Jahr nach dabei sind Johanna und Moritz, die beide ein „Man muss sich damit abfinden, dass man einem Jahr Auszeit wieder stattfinden wird. Freiwilliges Soziales Jahr absolvieren. Für sie nicht allen helfen kann“, sagt der Mutmacher. Der Hauptbahnhof wird dann ab 22 Uhr vo- ist er nur „der Rainer“. Die beiden Jugend- Einmal etwa habe er sich für einen Migranten rübergehend zur Kathedrale. Rainer König lichen heißen die Gäste willkommen, geben eingesetzt, ihm sogar eine Bekannte als freut sich: „Mit mehr als hundert Menschen die Getränke aus und halten Smalltalk. Johan- Sprachlehrerin vermittelt. Letztlich habe die- singen wir gemeinsam Weihnachtslieder. Ei- na arbeitet gern mit Menschen, möchte Sozi- se zur verabredeten Stunde umsonst auf ih- nige von den überraschten Passanten auf der ale Arbeit studieren. In eine ähnliche Rich- ren neuen Schüler gewartet – sehr zu ihrer Durchreise stellen sich sogar mit dazu. Es ist tung tendiert Moritz. Später trifft noch Carlos und Rainer Königs Enttäuschung. immer eine ganz besondere Atmosphäre.“ hinzu. Er kommt aus dem schwäbischen Ludwigsburg und ist Mitglied der Siebenten- Tags-Adventisten, einer evangelischen Frei- kirche. Er ist eigentlich schon Pastor, macht aber für sein Counseling-Masterstudium noch ein dreimonatiges Praktikum in der Bahnhofsmission am Berliner Hauptbahn- hof. Man kann nicht allen helfen Von draußen klopft es an die Tür. Ein junger Mann sucht die Botschaft der Elfenbeinküste in der Schinkelstraße. Lange warten muss er nicht. Rainer König zückt sein Smartphone, öffnet den Routenplaner und macht die Bot- schaft ausfindig. „Nehmen Sie einfach irgend- eine der S-Bahnlinien in westlicher Richtung“, erklärt er auf Englisch. Der Besucher bedankt Nach einjähriger Auszeit kann der Heiligabend-Gottesdienst im Hauptbahnhof dieses Jahr wieder gefeiert sich und zieht weiter. werden. Foto: Berliner Stadtmission 6 TA G D E S H E R R N J O U R N A L
R E P O RTA G E Zusammen mit den Mitstreitern feilt er stets an neuen Ideen zu Hilfsangeboten und Formaten, um seinen Gästen mit kleinen Gesten eine große Freude zu bereiten. Passend dazu sagt er: „Viele warten immer auf die ganz großen Zeichen von Gott, aber vielleicht sollten wir versuchen, lieber die vielen kleinen Zeichen zu entdecken und zu erkennen.“ Im Gedächtnis geblieben ist ihm der Besuch der Barber Angels, Engel mit Rockerkutte statt Flügeln, mit Haarschneideschere und Rasierer. Die Barber Angels verpassen Obdachlosen und anderen Be- dürftigen Haarschnitt und Rasur, so geschehen im Oktober 2019 auch in der Bahnhofsmission am Hauptbahnhof. Die Vorher-Nachher-Ver- gleiche seien verblüffend gewesen. „Bei den Menschen, die sich auf den Frisörstuhl setzten, war es wie eine Verwandlung. Beim Blick in den Spiegel am Ende fragten einige: Bin das wirklich ich?“, erinnert sich Rainer König. Ob den Menschen eigentlich bewusst sei, dass die in der Bahnhofs- mission empfangene Hilfe christlich motiviert ist? Tatsächlich sei das häufig nicht der Fall, sagt Rainer König. Manchmal entgegne er auf die Frage der Gäste, was der Kaffee koste: „Ist alles schon beglichen. Ob allein oder zu mehreren – ums Warten kommt man am Bahnhof nicht herum. Sie zahlen doch Kirchensteuer, oder?“ Die meisten reagieren über- Foto: imago images/Stefan Zeitz rascht. In der Bahnhofmission „angekommen“ am Bahnhofsvorplatz, erntet er nur Begrüßungen von den – nicht we- nigen – Leuten, die ihn kennen, Behandlungsfälle hingegen sind zum In der Bahnhofsmission zu arbeiten – war das von Beginn an der Plan? Glück keine sichtbar. War es nicht. Er war einst Musikalienhändler und verfügt deshalb, wi Worauf warten die Gäste, die zu ihm in die Bahnhofsmission kom- er mit einem Schmunzeln einwirft, „noch heute über viel unnützes men? „Man kann es nicht verallgemeinern, denn jeder Mensch ist Wissen für die Eine-Million-Euro-Frage“. Danach studierte er Theolo- anders und bringt seinen eigenen Rucksack mit“, sagt Rainer König. gie, wollte Priester werden, doch spätestens im Priesterseminar „habe Einige zeigten eine gewisse Unfähigkeit zu warten, wie zum Beispiel ich bemerkt, dass dieser Weg nicht der meine ist. 1996 fing ich an bei ein neulich erschienener Gast namens Mohammed. „Er kam rein und der Bahnhofsmission in Freiburg im Breisgau.“ wollte vom Islam zum Christentum konvertieren – unmittelbar und Es hat ein bisschen gedauert, doch damit war Rainer König ange- auf der Stelle“, erzählt Mutmacher König. „Als ich ihm sagen musste, kommen – nicht nur beruflich, sondern auch geistig, wie er betont, in dass es so einfach nicht geht, reagierte er mit Unverständnis und war der Ökumene. „Hier bei unserer Arbeit in der Bahnhofsmission haben sehr enttäuscht.“ Carlos kümmert sich jetzt um Mohammed. Ausgang: wir unseren Weg gefunden, gemeinsam Christen sein zu können“, sagt noch ungewiss. Andere wiederum seien „sehr geduldig, leben im Hier er. Zwar müsse die Eucharistie, das gemeinsame Abendmahl, mit den und Jetzt, lassen das, was folgen mag, einfach auf sich zukommen“. evangelischen Glaubensgeschwistern entfallen, „aber dann brechen Manche strotzten nur so vor Tatendrang, wie eine Frau aus NRW, die wir eben zusammen das Brot“. Rainer König sagt das wie gewohnt mit in ihrer Heimat ihre Wohnung verloren hatte und nach Berlin kam. ruhiger Stimme, aber man kommt nicht umhin, neben Zufriedenheit „Sie hat sich sich bei uns nach den wichtigen Anlaufstellen – Jobcenter, auch eine gehörige Portion Trotz herauszuhören. Seine Bahnhofsmis- Sozialamt, Notunterkünften – erkundigt und ist direkt wieder losmar- sion jedenfalls wird von der evangelischen „Berliner Stadtmission“ schiert“, berichtet Rainer König. Im Gegensatz dazu seien leider viele und vom katholischen Verbund „IN VIA“ gleichermaßen getragen. Ob schon abgestumpft, zeigten sich „schon beim Anblick von mehreren er darauf wartet, dass auch die Kirchen als Ganzes in diesen Fragen Blatt Papier überfordert“. wieder enger zusammenrücken? König schüttelt den Kopf: „Ich glaube Im Gedächtnis geblieben ist Rainer König ein Adventsgottesdienst nicht, dass ich das noch erleben werde“, sagt er, „aber damit komme ich zum Thema „Warten“ aus seiner damaligen Zeit in der Bahnhofsmis- klar, denn ich habe hier meine Kirche gefunden“. sion im Bistum Freiburg. In der Autobahnkirche St. Christophorus in Baden-Baden hatten sich auf Einladung Königs Besucher mehrerer Bahnhofsmissionen in der Region zusammengefunden. „Vor Ort stell- Nicht jeder versteht es, wirklich zu warten ten wir eine Bahnhofsszenerie nach, unter anderem mit einer An- kunfts- und Abfahrtstafel der Züge, ein- und ausfahrenden Zügen“, Es ist zwölf Uhr mittags – Zeit für den Gang durch den Bahnhof. „In erzählt er. Dabei sei ihm eine blinde Frau mit ihrem Langstock aufge- erster Linie geht es darum zu schauen, ob jemand Unterstützung, vor fallen. „Ihre Gesichtszüge waren ganz offen, man konnte ihr richtig allem ärztliche Hilfe, benötigt.“ Gleich nebenan befindet sich die DB ansehen, wie sie wartet.“ Lounge. Hier warten die Premium-Kunden und Erste-Klasse-Fahrgä- Er sieht sich in der Bahnhofshalle um. Die meisten scheinen die ste der Deutschen Bahn auf ihren Zug. Zwar sind die Sitzgelegenheiten ganze Zeit mit ihrem Smartphone beschäftigt. „Es ist eher ein Zeitü- etwas besser gepolstert, alles wirkt etwas exklusiver, aber das war es berbrücken bis zum nächsten Zug, bis zum nächsten Termin. Gerade im Grunde auch schon wieder. „Warten müssen wir letztlich alle, ob bei blinden Menschen ist das anders. Die wissen offenbar, wie man Arm oder Reich, mit viel Geld oder ohne“, sagt Rainer König. Angelangt richtig wartet.“ 7 TA G D E S H E R R N J O U R N A L
R AT G E B E R Warten lernen Geduld ist keine Tugend der heutigen Zeit. Der moderne Menschen will alles – jetzt und sofort ... Matthias Holluba Niemand wartet gern. Nicht nur Kinder haben Probleme damit, auch Erwachsenen fällt es schwer. Dabei hat das Warten durchaus positive Seiten und kann sogar zu einer echten Lebenskunst werden. Die Tage vor Weihnachten waren teten Zug warten muss, macht es für mich als Kind mitunter voller einen Unterschied, ob mir vorher fast unerträglicher Spannung. Wird genau diese Wartezeit von 15 Mi- das Christkind mir meine Wünsche nuten oder eine halbe Stunde Ver- erfüllen? Freilich wusste ich bald, spätung angekündigt wurde. Wenn dass die Eltern dabei eine wichtige im letzten Fall, der zeitlich längeren Rolle spielten. So bin ich – während Ankündigung, der Zug eigentlich die Eltern auf Arbeit waren – so ,planmäßig‘ nach einer Viertelstun- manches Mal auf die Suche gegan- de eintrifft, entwickelt sich aus ei- gen: in Schränken, unter Betten, in ner an sich negativen Erfahrung diversen Kartons. War das Ge- eine positive Überraschung und die schenk tatsächlich gefunden, war gesamte Warteerfahrung fällt rück- die Anspannung zwar weg, aber blickend angenehmer aus.“ auch die Freude bei der Bescherung Inzwischen entdecken aber am Heiligabend. Inzwischen habe auch viele moderne, so oft gehetzte ich das Warten etwas gelernt und Menschen die positiven Seiten des kann an Supermarktregalen vorbei- Wartens. Schließlich gilt die Ge- gehen, die ab September mit weih- duld als Tugend. Wer geduldig ist, nachtlichen Süßigkeiten locken. ist bereit, mit ungestillten Sehn- Insgesamt scheint das Warten süchten und unerfüllten Wün- heute aber nicht im Trend. Warten schen zu leben oder diese zumin- nervt. Der Mensch, zumindest in unserem Warten auf Weihnachten? Wenn es nach dem Handel dest zeitweilig bewusst zurückzustellen. geht, beginnt Weihnachten schon im September. Dann Kulturkreis, will alles, jetzt und sofort. Dass Haltungen, die zunehmend gefragt sind in ziehen Lebkuchen, Spekulatius und Schoko-Weihnachts- der Kulturkreis einen großen Einfluss auf männer in die Regale ein. Foto: imago images/teutopress einer Zeit, in der das Verlangen nach mehr das Thema Warten und Umgang mit der Zeit immer sofort allmählich an Grenzen stößt. hat, hat ein amerikanischer Psychologe in Dass Geduld und Bereitschaft zu warten, einem Experiment nachgewiesen: Er hat in das Leben positiv beeinflussen können, hat über 30 Ländern untersucht, wie schnell die Menschen sich durch die der amerikanische Psychologe Walter Mischel mit einem Experiment Stadt bewegen und wie genau die öffentlichen Uhren gehen. Ganz an nachgewiesen. Beim sogenannten „Marshmallow-Experiment“ be- der Spitze der Gehetzten stand die Schweiz, der Bogen ging dann über kommen Vorschul-Kinder eine Süßigkeit angeboten und werden vor Westeuropa, Japan, die USA zu afrikanischen, asiatischen und latein- die Wahl gestellt: Entweder sie essen diese sofort oder sie warten amerikanischen Ländern. Je höher entwickelt die Wirtschaft, desto 15 Minuten und erhalten dann die doppelte Ration. Nur ein Viertel schneller der Alltag, in dem Warten keinen Platz hat. Menschen in den der Kinder überstand die Wartezeit. Im weiteren Leben hatten diese Industrieländern müssen mit dem Tempo technischer Entwicklungen Kinder einen Vorteil: Sie bekamen bessere Schulnoten, machten hö- Schritt halten, um nicht abgehängt zu werden. Was für das Berufsle- here Bildungsabschlüsse, waren geschickter im sozialen Umgang und ben gilt, gilt auch in der Freizeit: Es gibt so viele Möglichkeiten, dass bewältigten Stress eher. Also lohnt sich das Warten-Können auch in man stets das Gefühl hat, noch dieses oder jenes tun zu müssen. War- unserer gehetzten Zeit. tezeit wird deshalb zu vertaner Zeit. Sie bringt uns nicht voran. Der Advent ist eine gute Gelegenheit, das einzuüben. Vielleicht Ganze Branchen beschäftigen sich damit, wie sie unvermeidbare machen wir dann eine ähnliche Erfahrung wie Linda Lehrhaupt, die Wartezeit so gestalten können, dass der Mensch sie weniger unange- ein Institut für Achtsamkeit leitet: „Warten hat mir den Mut verliehen, nehm empfindet. Der Soziologe Andreas Göttlich erzählt in einem In- nicht vor meinem Leben davonzurennen, sondern es zu leben. Mit so terview dieses Beispiel: „Wenn ich eine Viertelstunde auf den verspä- viel Geduld, Integrität und Klarheit wie möglich.“ 8 TA G D E S H E R R N J O U R N A L
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E R FA H R U N G Krankenhausseelsorgerin Theresa Pabst-Clemens im Gespräch mit einer Patientin. Foto: Martin Mascheski/Alexianer Sachsen-Anhalt Dasein, bleiben und mit aushalten Menschen begleiten, die auf eine ärztliche Diagnose warten. Eckhard Pohl Theresa Pabst-Clemens über ihre Erfahrungen als Krankenhausseelsorgerin in der Alexianer Klinik Bosse für Neurologie und psychische Erkrankungen in Lutherstadt Wittenberg „Das größte Problem beim Warten auf eine Diagnose ist die Unge- zum Beispiel um Diagnosen wie Multiple Sklerose (MS), Hirntumor, wissheit: Sie kann Angst erzeugen“, sagt Theresa Pabst-Clemens. Schlaganfall, aber auch Parkinson, Demenz und Schizophrenie. „Bangen und Hoffen halten sich oft ziemlich die Waage. Fällt die Di- „Wesentliche Aufgabe für mich ist es, mit den Patienten ihre Situa- agnose besser aus als befürchtet, ist der Patient natürlich erleichtert. tion auszuhalten“, sagt Pabst-Clemens. „Die Patienten gehen von ei- Ist sie lebensbedrohlich, so wandelt sich die Hoffnung in Richtung ner Untersuchung zur nächsten. Oft gibt es schon einen Verdacht. von: Was kann man jetzt tun?“ Sind die Symptome nur psychosomatischer Natur? Oder steht etwas Theresa Pabst-Clemens begleitet als Klinikseelsorgerin Menschen Schlimmes dahinter? Bangen und Hoffen. Die Patienten erleben sich mit Nervenkrankheiten und psychischen Erkrankungen. Da geht es ausgeliefert. Manche beschreiben ihre Situation mit ,Warten auf das 10 TA G D E S H E R R N J O U R N A L
E R FA H R U N G Todesurteil‘. Manchmal übernimmt dann die liche Themen, aber zum Beispiel auch um den ihr Patienten manchmal – und gelegent- Krankheit die Kontrolle über den Menschen.“ Erlebnisse, mit denen das Personal bei der lich auch mit zynischem Unterton – entgegen- Die meisten Patienten, die auf eine Diagno- täglichen Arbeit konfrontiert ist. werfen: „Wo ist denn Ihr Gott?!“ Sie sage dann: se warten, versuchen sich mit Musik, Fernse- „Ich bin ehrlich: Ich weiß es nicht, wo Gott hen und anderen Medien abzulenken, erzählt gerade ist.“ Oder: „Ich kann Ihre Wut gut nach- die Krankenhausseelsorgerin. Manche grü- Den Kontakt zu Angehörigen unterstützen vollziehen.“ Das seien dann nicht selten „Tür- belten auch über ihre Lage nach. Viele Patien- öffner zu einem guten Gespräch“, so die Seel- ten würden ein oder zwei Tage auf eine we- „Wenn ich gerade beim Patienten bin und sorgerin. nigstens erste Verdachtsdiagnose warten, Angehörige zu Besuch kommen, ziehe ich Auch sie persönlich habe schon die Frage manche auch länger. Viele Patienten seien mich zurück, wenn das für den Patienten in gestellt: „Warum, Gott, lässt du das jetzt zu?“ bestrebt, im engen Kontakt mit ihren Angehö- Ordnung ist. Aber ich bleibe auch dabei, wenn „Wenn es in einer entsprechenden Lebenssi- rigen zu stehen. „Das finde ich richtig“, sagt es gewünscht wird“, berichtet Pabst-Clemens. tuation dem Betroffenen gelingt, Gott diese Pabst-Clemens. „Sie brauchen ja einen Anker, Im gemeinsamen seelsorglichen Gespräch Frage und alles, was damit zusammenhängt, den sie in ihrer Familie oder Beziehung su- könne man gut schauen: „Welche Stärken hat ,vor die Füße zu werfen‘, ist dies schon ein chen.“ der Patient, wo kann er seine Sorgen lassen …“ Schritt, einem Gegenüber etwas von der Last Die Angehörigen wollen in der Regel wis- abzugeben“, sagt die Seelsorgerin. Sie „finde es sen, was los ist. Sie würden aber häufig länger sehr heilsam, wenn Patienten das machen“. Möglichkeit bieten, Sorgen auszusprechen an der Hoffnung festhalten, dass es doch wie- Deshalb ermutige sie eher dazu, solche Fra- der besser werden müsse, und seien nicht gen, solche Klage zuzulassen, und auf keinen Sie als Seelsorgerin versuche, den Patienten selten „hilflos angesichts der Krankheit ihrer Fall leichtfertig dahinzusagen: „Es hat schon im Gespräch die Möglichkeit zu geben, ins Lieben“ , so die Seelsorgerin. „Die Patienten alles seinen Sinn“. Wort zu heben, was sie bewegt: Die Sorge, was sehen oft sehr viel klarer, wie es um sie steht.“ Die Klage habe etwa auch im wöchentli- wird aus meiner Frau, wenn ich jetzt schwer Immer wieder gehe es um die palliative chen Gottesdienst in der Krankenhauskapelle krank bin? Was aus meinen Kindern? Eine Versorgung von Patienten, sagt Pabst-Cle- ihren Platz. Dazu kämen durchaus auch junge Patientin, bei der sich der Verdacht mens. „Damit verbunden ist bei Angehörigen Nichtchristen. In der Kapelle liegt ein Anlie- Multiple Sklerose bestätigte, habe die Frage meist die Hoffnung, dass das Sterben schnell genbuch aus. Auch darin würde so manche bewegt, ob sie mit dieser Erkrankung Kinder geht, dass der Patient wenig leidet im Sterben, Frage und manche Bitte zur Sprache kom- haben könne, erzählt Pabst-Clemens: „Wie im Warten auf den Tod. Für uns heißt das, den men. „In gewisser Weise tröstlich ist die Über- lange kann ich Mutter sein? Wie lange bin ich Sterbenden und die Angehörigen dabei zu legung: Wo kommt die Frage her: Gott hat in der Lage, ein Kind im Arm zu halten? Wie begleiten, voneinander Abschied zu nehmen mich gerade verlassen, wenn er nicht doch da lange werde ich Kinder erziehen können?“ und das Sterben in seiner Würde und Liebe, ist?“ sagt Pabst-Clemens. Gott sei nicht immer Dabei gelte es dann als Seelsorgerin mit aus- Schwere und Dramatik anzunehmen, wie es zu spüren, das habe sie auch selbst in einer zuhalten, dass es auf viele der Fragen keine zum Patienten kommt.“ schweren Situation erfahren. „Im Rückblick klare Antwort gibt und „zugleich mit auf die Manche Ärzte wünschten es, dass von der aber habe ich die Erfahrung gemacht, dass er Suche nach Perspektiven zu gehen“. Manch- Seelsorge jemand dabei ist, wenn sie eine immer da war.“ mal helfe auch einfach nur, die Hand zu hal- schwere Diagnose zu überbringen haben, er- ten. Eine Patientin habe ihr zum Beispiel mal lebt Pabst-Clemens bei ihrem Dienst: „Dann gesagt: „Sie können jetzt nicht gehen, ich sind wir für die ganzen Gefühle da, die eine „Zu wissen, jemand betet für mich, tut gut.“ brauche Ihre Ruhe.“ Pabst-Clemens: „Wir Seel- solche Nachricht auslösen kann. Oder aber sorger sind Anker für die Kranken, dass sie auch für das Aushalten der Erstarrung nach Manchmal betet die Seelsorgerin im Kranken- nicht alleine sind und wo sie sich auch mal einer solchen Botschaft.“ Zugleich habe sie zimmer mit oder für den Patienten. „Wenn ich hemmungslos ausweinen dürfen.“ Wichtig aber den Eindruck, dass viele der Ärzte in der das Gefühl habe, dass es jemandem gut tun dabei sei allerdings, „sich in professioneller Klinik mit den Patienten sehr gute Gespräche könnte, biete ich Patienten auch an, einen Nähe und Distanz zu den Patienten zu bewe- führten. Segen zu sprechen.“ Mancher, auch mancher gen, körperlich wie innerlich.“ Im Kampf, im Aufbäumen gegen ihre Dia- Konfessionslose, sei dafür durchaus dankbar. Im Gegensatz zur Krankenhausseelsorge gnose und in ihrer Traurigkeit und Wut wür- Auch ihr Angebot, im eigenen Gebet am in Häusern der Allgemeinversorgung beglei- Abend an den Patienten zu denken, werde tet Pabst-Clemens, die seit achteinhalb Jahren angenommen: „Ich habe die Erfahrung ge- bei den Alexianern Sachsen-Anhalt als Seel- ZUR PERSON macht, dass das emotional gut tut: Jemand sorgerin arbeitet, Patienten oft über Wochen, betet für mich.“ Monate oder gar Jahre hinweg. Obwohl die Theresa Pabst-Clemens (39) hat Philoso- Und wie hält die Seelsorgerin selbst ihren überwiegende Mehrheit der Patienten keiner phie und Theologie in Erfurt studiert. Sie Dienst aus? „Ohne den Glauben könnte ich Konfession angehört, sei sie als Seelsorgerin ist seit achteinhalb Jahren Kranken- das nicht machen“, sagt sie spontan. Regel- gefragt, berichtet die studierte Theologin. hausseelsorgerin bei den Alexianern mäßige Exerzitien seien eine Hilfe, dazu Dabei sei sie auch auf Hinweise der Stationen Sachsen-Anhalt und leitet dort das kontinuierliche Supervision. Wichtig sei angewiesen. „Ich gehe zu Patienten hin, warte Seelsorgeteam. Seit einem Jahr ist sie auch ein vielseitiger Ausgleich etwa durch nicht, bis jemand nach der Seelsorge fragt.“ auch Beauftragte für Kranken- Tanz, Musik und Sport. Und letztlich die Zur Hälfte ihrer Dienstzeit sei sie gleichzeitig hauspastoral im Bistum Magdeburg. Sie „Hoffnung, dass Gott aus allem etwas Gutes für die Mitarbeiter da. Da gehe es um persön- ist verheiratet und hat zwei Kinder. macht“. 11 TA G D E S H E R R N J O U R N A L
R ÄT S E L Großes Preisrätsel Raten Sie mit und gewinnen Preise, mit denen Sie sich Wartezeiten versüßen können! Hinweis: Umlaute werden als Ä, Ö, Ü eingetragen (nicht AE, OE, UE), ß auch nicht als ss. 1. Tugend, die beim Warten hilfreich ist 19 2. Nadelholzgebinde mit Kerzen zur vorweihnachtlichen Zeitmessung 12 10 14 3. Abwarten und ... trinken. 17 4. Maria war auch im Advent noch guter ... 13 15 5. Titel für den 24. Dezember 7 9 6. Was erwartet der Junge auf Seite 2 vom Christkind? 6 18 7. erster Schlafplatz Jesu 2 8. liturgische Farbe des dritten Advents 11 9. erster Märtyrer (Gedenktag: 26. Dezember) 20 10. unentschlossen sein, zögern 5 3 11. Worauf warten Christen im Advent? (Jesu ...) 1 12. klassisches Advendslied 8 4 16 __1 __2 __3 __4 __5 __6 __7 __8 __9 __10 __11 __12 __13 __14 __15 __16 __17 __18 __19 __20 2021 WEIHNACHTEN Die Lösung des Rätsels ergibt sich aus den rot markierten Feldern. Senden Sie uns die Lösung per Post: Nostalgische Redaktion Tag des Herrn, Stammerstraße 9-11, 04159 Leipzig oder per E-Mail: tdh@st-benno.de Weihnachtsgeschichten Unter allen Einsendungen, die uns bis 7. Januar erreichen, verlosen wir folgende Preise: 1. Preis: Vivat-Gutschein über 100 Euro ü ck ! 2. Preis: Vivat-Gutschein über 75 Euro l G l Vie € 12,95 3. Preis: Vivat-Gutschein über 50 Euro Seite 2 4. bis 10. Preis: Vivat-Gutschein über 25 Euro Glaube verbindet. EIN UNTERNEHMEN DER KIRCHE. 12 TA G D E S H E R R N J O U R N A L
BETRACHTUNG Advent heißt Ankunft und ist eine Mississippi führte stromaufwärts Zeit des Wartens. Spirituals, die Mu- Richtung Norden. Dort gab es keine sik der Schwarzen Nordamerikas Sklaverei. Wer über diesen Jordan sind im besten Wortsinn eine advent- gelangte, war frei. Diese Hoffnung liche, eine erwartende Musik auf die äußert sich auch im Song „Deep Ri- Wiederkunft des Herrn. ver“: „Tiefer Fluss, meine Heimat ist Aus dem Himmel wird er auf die Erde am anderen Ufer des Jordan. Tiefer zurückkommen, zu richten die Le- Fluss, ich möchte dich überqueren benden und die Toten. Alles wird an- und auf den Boden der Freiheit gelan- ders werden. gen.” Die Spirituals singen von dieser Schon das älteste bekannte Hoffnung. Jesus kommt als Befreier Spiritual „Swing Low, sweet chariot“ und als Richter. Da Gott nicht nur in erzählt von der gleichen Hoffnung. Zukunft wirkt, sondern zu jeder Zeit, „Schwinge sanft, süßer Wagen, machen es die Spirituals konkret. Der komme und bringe mich nach Hause.“ Herr kann die Befreiung in Zukunft Zu Hause, das war längst nicht mehr schenken oder schon jetzt Kraft und Afrika. Zu Hause war die Freiheit, Mut verleihen, sich selbst zu befrei- egal wo. Doch die wenigsten hatten Bild: imago images/ZUMA Wire en. Die Spirituals entstanden im 19. Kraft und Mut zu fliehen. Es war Jahrhundert in den Südstaaten Nor- gefährlich, die Strafen waren damerikas. Auf den Plantagen drastisch und brutal. Das herrschte Sklaverei, die den Schwar- Wiederkommen Jesu war hier das zen das Leben zur Hölle machte. Aber ersehnte andere Flussufer. sonntags zogen die Plantagenbesit- zer und ihre Familien in den besten Kleidern in den Gottesdienst. Ganz Sehnsucht nach dem Endgericht hinten in der Kirche standen, oft an- einander gekettet, die Am Tag, an dem Jesus Musik der Sklaven. Dort herrschte zurückkommt, wird es Ruhe, die Sklaven ein großes Gericht geben. hörten die traditionellen Alle Toten werden aufer- Kirchenlieder und Hym- stehen und dann wird Erwartung nen. Hier in der Kirche entschieden. Wer sagen wurde der Samen gelegt muss, er hat andere ver- für das, was bald als Spi- sklavt und für sich schuf- ritual die musikalische ten lassen, bekommt eine und auch die religiöse Fahrkarte in die unteren Welt verändern sollte. Spirituals sind durch und durch Etagen. In vielen Spiritua- Aus afrikanischen ls fahren die Sklavenhal- Rhythmen und Sounds adventlich ter mit Karacho in die und aus europäischen Hölle. Der Lohn für dieje- Kirchenliedern ent- Guido Erbrich nigen, die leiden muss- stand eine kraftvolle ten, ist dagegen groß. Mit neue Musik voller Hoff- „Glory halleluja“ sagen sie nung und Kraft. ihrem elenden Dasein Lebewohl und gehen ein in die ewige Freude. Das Volk, das im Dunkeln wandern musste, kommt im Licht an. Advent und Weihnachten gehören in den Spirituals zusammen. Jesu Kommen als rettendes Flussufer Während die „adventlichen Spirituals“ von der Hoffnung auf Befrei- ung singen, wird in den weihnachtlichen besonders auf das „arme, Das Volk, das im Dunkeln wandelt, sieht ein großes Licht! Einer der kleine Kind in der Krippe“ Bezug genommen. Jesus, dem es genauso schönsten Texte des alten Testamentes aus dem Buch Jesaja. Es ist geht, wie den meisten Schwarzen: arm, unerwünscht, hilflos und nicht so, dass das Volk schon im Licht steht – es tappt immer noch wehrlos. Zu ihm kommen die Hirten, die ebenfalls zu den „Verlierern“ durch das Dunkel hindurch, aber ein Lichtstrahl bringt Hoffnung. gehören. Hier, unter den Armen und Rechtlosen ist der Platz Gottes. Die Spirituals singen oft vom anderen Ufer, vom tiefen Fluss, dem Seine Eltern werden zur Flucht getrieben. Daneben gibt es das trium- „Deep River“, dessen anderes Ufer Freiheit verheißt. Dieses „über den phierende Befreiungbild (Go tell it on the mountain) und Bearbei- Jordan gehen“ hat zwei Bedeutungen. Die erste ist die Hoffnung, im tungen europäischer Weihnachtslieder (Joy to the world, Away in a ewigen Leben für das erlittene Unrecht entschädigt zu werden, die manger, Silent night). zweite ist „innerweltlich“. Die Süd- und die Nordstaaten waren über Spirituals sind adventliche Musik. Die Botschaft Jesu, von der sie weite Strecken durch den Fluss Ohio River getrennt und auch der singen, will erhofft, ersehnt und weitergesagt werden. 13 TA G D E S H E R R N J O U R N A L
HINTERGRUND Warten auf das Ende Christen bereiten sich im Advent nicht nur auf Weihnachten vor. Sie erwarten auch den Jüngsten Tag. Matthias Holluba Christen warten auf die Wiederkunft ihres Herren. Juden warten auf den Messias. Fast alle Religionen haben eine Vorstellung vom Ende der Welt. Auch in Science-Fiction-Büchern und Filmen ist die Apokalypse ein beliebtes Thema. Und die Naturwissenschaft leistet auch einen Beitrag zum Thema. Die ersten Christen lebten in der Erwartung, dass Jesus noch zu ihren Lebzeiten wiederkommt. Mit dieser Wiederkunft am Jüngsten Tag ist das Gericht und das Ende dieser Welt verbunden. Mehrere Bibelstellen bele- gen diese Naherwartung. So spricht Paulus davon, „dass wir, die Leben- den, die übrigbleiben bis zur Ankunft des Herrn, den Entschlafenen kei- neswegs zuvorkommen werden“ (1 Thessalonicher 4,15). Im Ersten Ko- rintherbrief gibt Paulus den Christen angesichts der (wenigen) „Zeit, die uns noch bleibt“, den Rat, unverheiratet zu bleiben., Denn „die Tage dieser Zeit sind gezählt“ (1 Kor 7). Auch von Jesus selbst überliefern die Evange- listen Aussagen, die darauf schließen lassen, dass er an ein baldiges Ende der Welt geglaubt hat. Als er seine Apostel zur Mission aussandte, gab er ihnen mit auf den Weg: „Wenn man euch in der einen Stadt verfolgt, so flieht in eine andere. Denn, Amen, ich sage euch: Ihr werdet nicht zu Ende kommen mit den Städten Israels, bis der Menschensohn kommt“ (Matthä- Zahlreiche Science-Fiction-Filme spielen vor dem Hintergrund von Weltuntergangs-Szenarien. Foto: imago images/StockTrek Images us 10,23). Im Markusevangelium spricht Jesus ebenfalls über das Wieder- kommen des Menschensohnes: „Amen, ich sage euch: Diese Generation wird nicht vergehen, bis das alles geschieht“ (13,30). Christi Wiederkunft bleibt aus Doch die Zeit verging und der Menschensohn kam nicht. Für die Urchris- ten wird die Parusieverzögerung (Parusie = Wiederkunft Christi) zum Problem. Der zweite Petrusbrief beschreibt diese Situation: „Sie werden sich über euch lustig machen und sagen: Er hat doch versprochen wieder- zukommen! Wo bleibt er denn?“ (2 Petrus 3,4). Lukas, der sein Evangeli- um später als Markus schreibt, streicht aus der Überlieferung zahlreiche Stellen, die auf die baldige Wiederkunft Christi schließen lassen, ja er warnt sogar vor denen, die sagen, das Ende sei nahe (17, 20f ). Lukas löst die Erwartung des Gottesreiches von der Terminfrage. Der Christ muss jederzeit so leben, dass der Herr wiederkommen kann. Das Ende kommt, aber es gibt keine Zeitangabe mehr: „Darum seid wachsam! Denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr Für die Christen ist Jesus von Nazareth der Messias. Sie glauben an die Auferstehung kommen wird“ (Matthäus 24,42). des Gekreuzigten und seine Wiederkunft am Jüngsten Tag. Bis heute bekennen wir den Glauben an die Wiederkunft Christi im Foto: imago images/Chromorange Credo: „Er wird wiederkommen in Herrlichkeit, zu richten die Lebenden 14 TA G D E S H E R R N J O U R N A L
HINTERGRUND Die apokalyptischen Reiter (Gemälde von Wiktor Wasnezow) Foto: wikimedia/John Petrov und die Toten; seiner Herrschaft wird kein Ende stellt. Eine Vorstellung von einem Weltunter- bringen kosmische Kräftewirbel eine neue Welt sein.“ Zeitaussagen macht die heutige Theologie gang und eine komplizierte Jenseits-Theolo- hervor. nicht mehr. gie existieren im Judentum nicht. Näher als manch religiöse Vorstellung vom In der christlichen Tradition ist der Advent In der Endzeitvorstellung des Islam spielt Weltende sind vielen Menschen heute die apo- nicht nur die Zeit der Vorbereitung auf Weih- der jüngste Tag eine zentrale Rolle. Zu den Kern- kalyptischen Szenarien aus Hollywood. Zahlrei- nachten, der ersten Ankunft des Gottessohnes aussagen des Koran gehört, dass dieser Tag - che Spielfilme haben das Ende der Welt zum auf Erden. Der Advent soll die Christen auch ähnlich wie im Christentum - der Tag der Aufer- Thema – sei die Ursache eine atomare Katastro- erinnern, dass sie das zweite Kommen Jesu stehung und der Abrechnung ist. Alle Men- phe, ein Angriff von Aliens oder die Übernahme Christi erwarten. Besonders die liturgischen schen, die je gelebt haben, werden auferweckt der Weltherrschaft durch künstliche Intelli- Texte des ersten Adventssonntages sprechen und vor Gott gerufen und Gott wird sie zur Re- genz. Doch auch angesichts dieser Endzeit-Pro- davon. Das mit der Wiederkunft Christi verbun- chenschaft ziehen. Dieser Tag wird aber nicht phezeiungen bleibt immer ein Fünkchen Hoff- dene Ende dieser Welt spielt im Glauben der einen Tag dauern, sondern 50 000 Jahre. Mit nung, eine Auferstehung: die wenigen Überle- einzelnen Christen heute oft nur eine unterge- dem Jüngsten Tag wird nach islamischer Vor- benden, die eine neue Menschheit bauen. ordnete Rolle. Wichtiger ist die Vorstellung von stellung alles Vergängliche enden. Das Ende des der persönlichen Vollendung im eigenen Tod. Universums wird von verschiedenen Katastro- Dieses Ende kann jederzeit vor der Tür stehen. phen begleitet. Das Ende in 900 Milliarden Jahren Deshalb muss die Lebenszeit ernstgenommen Nicht nur die abrahamitischen Religionen werden: „Unsere Tage zu zählen, lehre uns! haben Vorstellungen vom Weltende. Allerdings Und was sagen die Naturwissenschaften über Dann gewinnen wir ein weises Herz“ (Psalm unterscheiden sich die Vorstellungen in den das Weltende? Wenn die Sonne ihren ganzen 90,12). asiatischen Religionen deutlich von westliche- Wasserstoff zu Helium verwandelt hat, wird ren Ideen. Der Hinduismus denkt von einem sie zum Roten Riesen. Die gute Nachricht: Bis unendlichen kosmischen Kreislauf her. Der dahin sind schätzungsweise noch vier Milliar- Ist der Messias schon gekommen? Kosmos ist ohne Anfang und Ende. Der kosmi- den Jahre Zeit. Die schlechte: Schon in unge- sche Zyklus ist zeitlich begrenzt. Am Ende eines fähr 900 Millionen Jahren wird die Sonne die Während die Christen davon ausgehen, dass Zyklus erscheint Vishnu mit flammendem Temperatur auf der Erde so aufheizen, dass der Messias in Jesus Christus erschienen ist, Schwert auf einem Schimmel reitend, bestraft Leben nicht mehr existieren kann. erwarten die Juden noch das Kommen des die Bösen und belohnt die Guten und der Kreis- Messias. Ob mit seinem Kommen das Ende lauf beginnt von neuem. Auch im Buddhismus Übrigens: Wer sich auf den Weltuntergang vorbereiten der Welt oder ihre Vollendung verbunden ist, gibt es die Idee eines ewigen Kreislaufs. Aller- will, für den hat der Tagesspiegel ein paar humorvolle darin gehen die Meinungen auseinander. Zu dings sind die Weltzeitalter unberechenbar. Das Tipps gesammelt - aufgeschlüsselt nach verschiedenen Religionen: www.tagesspiegel.de/gesellschaft/ der gängigsten Vorstellung gehört, dass der ewige Weltgesetz bewirkt Entstehen, Bestehen, panorama/rummel-um-die-vermeintliche-apokalypse- Messias den Tempel in Jerusalem wieder auf- Vergehen und Nichtexistenz der Welten in ste- so-schlimm-wird-der-weltuntergang- bauen wird und auf Erden den Frieden her- tiger Wiederholung. Nach der Nichtexistenz wirklich/7546048.html 15 TA G D E S H E R R N J O U R N A L
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