START UP - IM DIALOG FÜR SACHSENS ZUKUNFT 01/2017 CDUeinblick.de - SLUB: Qucosa
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
1 IM DIALOG FÜR SACHSENS ZUKUNFT 01/2017 CDUeinblick.de START UP Politik trifft Praxis: Expertenmeinung: Ortstermin: Junge Unternehmer revolutio- Prof. Gerhard Fettweis Innovation auf einem nieren Joghurtbecher im Interview Pferdehof
2 3 EDITORIAL SACHSEN HAT KEINE GRÜNDERSZENE? VON WEGEN! IM VERGLEICH MIT ANDEREN BUNDESLÄNDERN LIEGT DER Ergebnis selbst zufrieden war. Dann meldete sie ein Patent an, gründete im Dezember 1908 ihre eigene Firma und trug FREISTAAT GUT IM TREND. HIER EIN PAAR ZAHLEN FÜR DIE sie mit 73 Pfennig Eigenkapital ins Dresdner Handelsregister 2022 ein. Wie viele Start-ups heute hatte auch diese Unterneh- 14 NÄCHSTE DISKUSSION MIT FREUNDEN UND KOLLEGEN: merin nicht große finanzielle Ressourcen zur Verfügung. Aber den Willen zum Erfolg. Ihr Ehemann und die Söhne waren die ersten Mitarbeiter. In ihrer Wohnung bauten sie die ersten Kaffeefilter in Handarbeit. Sieben Jahre später hatte Melitta Benz schon 15 Angestellte. Das Unternehmen wuchs. Für eine neue Pro- duktionsstätte fand sie aber in Sachsen kein Grundstück und zog 1929 nach Minden/Westfalen um. Was können wir heute aus dieser Geschichte lernen? Erfolgreiche Start-ups schaffen die Jobs von morgen und NEUGRÜNDUNGEN IN SACHSEN PRO MONAT können eines Tages sogar ein weltweiter Konzern werden. Am Anfang steht die Unternehmensgründung. LIEBE LESERINNEN UND LESER, Damit dies gelingt, brauchen wir Menschen mit Ideen und Pro Monat gehen in Sachsen durchschnittlich 2022 Mut, diese von der ersten Skizze bis zum serienreifen Gewerbeanmeldungen ein. Zwar ist die Zahl niedriger Sachsen ist ein Land für Start-ups und war das auch Produkt umzusetzen. als in den Vorjahren, im bundesdeutschen Durchschnitt schon früher – man nannte junge Firmen nur noch nicht so. liegt Sachsen damit aber immer noch auf Platz acht, Dank Erfindungsreichtum und Unternehmergeist meisterte Wir brauchen „Garagen“, wo Start-ups beginnen können. 905 und damit ziemlich genau in der Mitte. unsere Heimat die industrielle Revolution und stand vor hun- In Sachsen sind zum Beispiel unsere exzellenten Universi- dert Jahren an der Spitze in Deutschland. täten und Hochschulen so ein Ort. Hier werden nicht nur hervorragende junge Wissenschaftler ausgebildet, ihnen Heute verstehen wir unter einem Start-up ein junges wird auch bei der Gründung eines eigenen Unternehmens GRÜNDER PRO 1000 Unternehmen, das am Anfang seiner Entwicklung steht. geholfen. ERWERBSTÄTIGE GIBT Schnell hat man das Bild einer Garage im Kopf, wo kreative ES IN SACHSEN Köpfe die Nächte durcharbeiten, um aus einer Idee ein markt- Und wir brauchen Unterstützung für Firmen, die wachsen Im Vergleich hat Sachsen reifes Produkt zu schaffen. Wie 1976 Steve Jobs und Steve wollen, damit sie nicht im Augenblick des Erfolges wie also 4,22 % der gesamten Neugründun- Wozniak, die in einer solchen ihre Firma Apple gründeten. Melitta Benz Sachsen verlassen. gen Deutschlands in seiner Region. Das lässt sich sehen! Innovative Ideen aus Sachsen haben schon immer die Welt Die CDU-Fraktion des Sächsischen Landtages sieht das PATENTANMELDUNGEN IN SACHSEN verändert und dabei den Alltag für alle etwas einfacher ge- Potential der sächsischen Start-ups und macht sie und ihre 700 Kaffeefilter, Gaslaternen, Mundwasser – die Sach- staltet. Wie zum Beispiel die Erfindung des Kaffeefilters durch Belange zu einem Schwerpunkt unserer Wirtschaftspolitik! über sen waren schon immer große Erfinder. Doch wie Melitta Benz. Eine Erfolgsgeschichte! Die Dresdner Hausfrau Auf den kommenden Seiten widmen wir uns deshalb den sieht es heute mit Innovationen aus Sachsen aus? bastelte aus einem Messingtopf und Löschpapier aus dem jungen Unternehmern in unserem Land. Im letzten Jahr wurden in Sachsen 905 Patente Schulheft ihres Sohnes ihren ersten Filter. angemeldet. Das sind immerhin 22 Erfindungen Ihre „Garage“ war die heimische Küche. Melitta Benz ent- Frank Kupfer pro 100 000 Einwohner. Der Freistaat liegt damit wickelte ihre Erfindung hier solange weiter, bis sie mit dem Vorsitzender der CDU-Fraktion des Sächsischen Landtages auf Platz sieben im deutschen Schnitt. IMPRESSUM Herausgeber: Redaktion: S. 18 Titelfoto: Leipziger Volkszeitung / CDU-Fraktion des Sächsischen Landtages Christian Fischer (V.i.S.d.P.) Wolfgang Sens Bernhard-von-Lindenau-Platz 1 Mario Dense S. 19 Fotos Pferdehof: Privat 01067 Dresden CROWDFUNDING-INITIATIVEN IN SACHSEN Fotos: Konzeption, Layout, Satz: Jede Unternehmung braucht Geld. Neben verschiedensten Telefon 0351 493-5555 S. 3, 4, 5 Christoph Reichelt OBERÜBER KARGER staatlichen Förderprogrammen, die wir Ihnen auf den Sei- Telefax 0351 493-5440 S. 8, 9 (Cachaca): Daniel Motta Kommunikationsagentur GmbH ten 16 und 17 vorstellen, werben Gründer auch um private cduinfo@cdu-sachsen.de S. 10 (Heimatwerke): Dirk Sukow / BILD Devrientstraße 11 Investitionen. Am effektivsten geht das über Crowdfun- S.11: Porträt (Fotograf Jenny L. Stadthaus) 01067 Dresden ding Webseiten. Seit 2010 gab es in den drei kreisfreien cdu-fraktion-sachsen.de Die anderen Bilder (Pykado) oberueber-karger.de Städten in Sachsen über 700 Crowdfunding-Initiativen. CDUeinblick.de S.12 (Porträt Fettweis): cfaed Davon in Dresden 271, in Leipzig 508 und in Chemnitz 28. @CDU_SLT S. 13 www.istockphoto.de | seb_ra Druck: S. 14, 15 Marko Kubitz Union Druckerei Dresden GmbH
4 5 BÜRGERFRAGEN WENN ICH MORGEN EIN UNTERNEH- WIE MÖCHTE DIE SÄCHSISCHE CDU DIE LEIPZIG UND DRESDEN GELTEN NICHT GIBT ES EIGENTLICH STEUERVER- MEN GRÜNDEN MÖCHTE – AN WEN GRÜNDUNG NEUER, JUNGER UNTER- GERADE ALS START-UP-SCHMIEDE. GÜNSTIGUNGEN FÜR START-UPS? KANN ICH MICH HILFESUCHEND NEHMEN FORCIEREN? MÖCHTE SIE ES WIESO SOLLTE ICH HIER MEIN START- Wiebke | 45 | aus Schmilka WENDEN? GIBT ES EINE ZENTRALE ÜBERHAUPT? IST DAS EIN ZENTRALES UP GRÜNDEN UND NICHT ETWA IN STELLE, DIE MIR INFORMATIONEN THEMA DER LANDESREGIERUNG? BERLIN MITTE ODER HAMBURG, ZUKOMMEN LASSEN KANN? Nadine | 28 | aus Dresden WO ES IDEALE BEDINGUNGEN GIBT? Bernd | 19 | aus Chemnitz Silke | 25 | aus Berlin Antwort von Antwort von Antwort von Antwort von ALEXANDER DIERKS (29) FRANK HEIDAN (59) ANDREAS NOWAK (41) JENS MICHEL (49) Vertritt seit 2014 die Bürgerin- Ist aus Plauen und seit 2004 Land- Kommt aus Leipzig und ist seit Hat seinen Wahlkreis in der nen und Bürger seines Chemnit- tagsabgeordneter und wirtschafts- 2014 direkt gewählter Landtags- Sächsischen Schweiz und sitzt zer Wahlkreises im Sächsischen politischer Sprecher der Fraktion. abgeordneter und verkehrspoli- seit acht Jahren im Sächsischen Landtag. Er ist jugendpoliti- tischer Sprecher der Fraktion. Landtag. Er ist finanzpoliti- scher Sprecher der Fraktion. scher Sprecher der Fraktion. Eine zentrale Anlaufstelle gibt es in diesem Fall leider nicht, In den vergangenen Jahren hat sich Sachsen hinsichtlich In Leipzig sind die Bedingungen genauso gut wie in Ber- Ja, die gibt es. So sind Zuschüsse nach dem Förderprogramm dafür aber viele spezifische Ansprechpartner, die Sie gerne der Innovationsintensität bereits eine Spitzenposition lin – oder sogar besser. Wir haben reichlich Platz, es gibt INVEST des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie unterstützen werden. Für die richtige Herangehensweise unter den neuen Ländern erarbeitet. Wir müssen diese eine lebendige kreative Szene und die Stadt leistet sich das steuerfrei. Die Steuerbefreiung gilt für den Zuschuss aus dem sind Ihre Ausgangssituation wichtig und die Art des Unter- Entwicklung weiterhin unterstützen, um durch originäre Kulturangebot einer Millionenmetropole. Dazu kommt, Förderprogramm für den Erwerb einer Beteiligung an einer nehmens, das Sie gründen wollen. Innovationskraft in wettbewerbsfähigen Bereichen Allein- dass in Leipzig alles schnell erreichbar ist. Die Wege sind Kapitalgesellschaft in Höhe von 20 Prozent der Anschaffungs- stellungsmerkmale zu entwickeln bzw. weiter auszubauen. kurz, die Entscheidungen auch. Man trifft ständig auf kosten, höchstens jedoch 50.000 Euro. Wenn Sie Student sind, gibt es an den Hochschulen zum Gleichgesinnte. Die Mieten sind günstig und das Klima in Außerdem wurden die Grenzen für die Buchführungspflicht Beispiel Gründerzentren, die Sie bei der Erarbeitung eines Die CDU-Fraktion im Landtag hat daher immer großen Wert der Stadt war schon immer besonders offen für Macher. (die häufig bei „jungen“ Unternehmen greifen) angehoben. Geschäftsmodells, der Vermittlung an erste Geschäftspartner auch auf die Förderung von jungen Unternehmen, Start-ups Schließlich können neu entstandene Verluste eines Start- und der Gründung unterstützen. In Sachsen sind das z. B. und Ausgründungen aus sächsischen Hochschulen und hiesi- Das hängt sicher mit der Geschichte als Messestadt zusammen. ups bei einer Übernahme vollumfänglich genutzt werden, Dresden | exists und das Gründernetzwerk SAXEED (u. a. an gen Forschungsinstituten gelegt und dazu auch die notwen- Die Welt war schon immer in Leipzig Zuhause. Außerdem sind wenn der Geschäftsbetrieb unverändert erhalten bleibt. der TU Chemnitz). Darüber hinaus gibt es viele branchenspezi- digen finanziellen Mittel bereitgestellt. So hat der Freistaat Stadt und Umland sehr lebenswert. Es gibt viele Parks, Kneipen fische Anlaufstellen, die Sie mit wenigen Klicks online finden. Sachsen in den beiden vergangenen Jahren im Rahmen der und Cafes, jeden Abend ist etwas los. Im Süden locken die Neben Steuervergünstigungen können Start-ups auf ande- neuen EFRE- und ESF-Technologieförderung für fast 1200 Ex-Tagebau-Seen zur Erholung und die Verkehrsanbindung ren Wegen vielfältig gefördert werden. Über die Sächsische Wenn Sie aus der Arbeitslosigkeit heraus gründen wollen, Projekte über 260 Mio. Euro an Zuschüssen bewilligt – so viel, ist top. Nur beim Passagierverkehr am Flughafen könnte noch Aufbaubank (SAB) erfolgen z. B. auf Antrag Gründungs- hilft die Bundesagentur für Arbeit. Wenn Sie aus dem wie nie zuvor! Sachsen ist ein Land, wo die Forschungskapa- mehr gehen. Aber da arbeiten wir dran. und Wachstumsfinanzierungen, Liquiditätshilfemaßnah- Job heraus oder nach dem Studium gründen möchten, zitäten eng an die Unternehmen angebunden sind. Selbst für men und Gründungsberatung. Außerdem besteht die sind je nach Unternehmensart die Handwerkskammer ganz kleine Unternehmen, die die FuE-Vorhaben nicht allein Wo Berlin oder Hamburg saturiert sind, gibt’s in Leipzig Möglichkeit zur Beantragung eines Mikrodarlehens. oder Industrie- und Handelskammer gerne bereit, stemmen können, gibt es Programme wie den Innovations- immer Entwicklung und Bewegung. Mit der HHL und di- Ihnen zu helfen und stellen Ihnen Mentoren zur Seite. assistenten oder die Verknüpfung mit Bundesmitteln, bei- versen Hochschulen haben wir auch den wissenschaft- Aus Bundesmitteln können über die „GRW“ (Gemein- spielsweise das technologie- und branchenoffene Förderpro- lichen Background. Und nicht wenige sind hier gestartet schaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschafts- Außerdem gibt es eine ganze Reihe von Fördermöglichkeiten, gramm Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM). und jetzt international erfolgreich. Als Beispiel nenne ich struktur“) kleine und mittelständische Unternehmen so auch Mittel für die Inanspruchnahme von Beratungs- Forschung und Entwicklung sind die Schlüsselpositionen, nur Spreadshirt. Das Beste aber: Die Leipziger sind cool, Investitionszuschüsse für diverse Zwecke erhalten. leistungen, die über das Wirtschaftsministerium bzw. die um neue Marken im Markt zu verkaufen und zu platzieren. weltgewandt und vor allem freundlicher als so man- Sächsische Aufbaubank ausgereicht werden. Informationen cher Berliner. Gilt übrigens auch für die Taxifahrer. ;-) Durch die SAB können sogar Technologiegründersti- finden Sie unkompliziert auf den jeweiligen Websites. pendien vergeben werden. Dabei werden junge in- novative Unternehmens in einem zukunftsträchti- gen Technologiebereich durch die Gewährung eines personengebundenen Stipendiums unterstützt.
6 7 INNOVATION POLITIK TRIFFT PRAXIS „DIE FORSCHUNGSGEMEINSCHAFT GIBT SICH NACH AUSSEN SEHR START-UP-FÖRDERND. AUF DER ANDEREN SEITE WIRD JEDE AUS- AUF VIERZIG GRÜNDUNG ALS VERLUST WAHRGENOMMEN.“ MILLIMETERN „Unser Studium macht keine Unternehmer“ sagt Stephan Meyer. Er trifft damit einen Punkt, der Marcus Stein auf dem Herzen liegt, denn seine Promotion hat er vor einem Jahr zugunsten der Gründung von „watttron“ erstmal hinten angestellt. Eine Entscheidung, die ihm nicht leicht fiel. „Als Forscher hat man wenig Ambitionen, aus freien Stücken das warme Nest zu verlassen.“ „Ökonomisch und ökologisch sinnvoll“ nennt Stein die Technologie, Arbeitgeber mit Standortvorteil: Die „watttron“-Gründer die in eine Streichholzschachtel passt: Eine Keramikplatte mit 64 win- sehen, dass viele junge Leute in Dresden bleiben wollen. zigen Heizfeldern. Damit lässt sich jedoch eine ganze Industrie revolu- tionieren. Wie, erklärt Marcus Stein am Beispiel des Joghurtbechers: Die Produktion von Kunststoffverpackungen funktioniert immer nach dem gleichen Prinzip. Eine Kunststofffolie wird erwärmt und dann in „EIN NETZWERK IST, eine Form geblasen. Um dem Boden eines Joghurtbechers die nötige Sta- bilität zu geben, muss bei dem Verfahren das Material dick genug sein, UNABHÄNGIG VON DER wodurch die Wände des Bechers unnötig dick werden. Der Heizer von „watttron“ erlaubt es, den Kunststoff mit einer Genauigkeit von fünf BRANCHE, EXTREM WICHTIG. Millimetern punktgenau zu erhitzen. So kann das Fließverhalten des Materials entsprechend der Form angepasst werden. Die Wände des Be- AUCH, UM ANFÄNGERFEHLER chers werden also stärker erwärmt als der Boden. Auf diese Weise ist es möglich, mit einer dünneren Folie zu arbeiten, was bis zu einem Fünftel ZU VERMEIDEN.“ Material einspart. Was bei einem Joghurtbecher funktioniert, hat auch bei komplexen Kunststoffverpackungen oder Medizinprodukten Erfolg. „Wir bringen eine Neuerung in einen Markt mit hartem Preis- kampf“, sagt Michaela Wachtel, Ökonomin des Technik-Start-ups. Kostensparende Innovationen rentieren sich da sehr schnell. Was nach einer Erfolgsgeschichte klingt, lief jedoch nicht immer problemlos: „Wir hätten uns die Suche nach einem Firmensitz ein- facher vorgestellt“, sagt Stein. Zwar seien genügend Plätze in Dres- den vorhanden, aber oftmals nicht durchdacht. „Als Technik-Firma brauchen wir zum Beispiel einfach einen Lastenfahrstuhl“, ergänzt Stephan Meyer im Gespräch mit Marcus Stein und Michaela Wachtel: „Wir müssen Kapitalgeber, Hier entsteht der Yoghurtbecher von morgen: Wissensträger und Unternehmer besser zusammenführen.“ Marcus Stein und Stephan Meyer vor der Versuchsanlage. Stein. Michaela Wachtel sieht noch ein anderes Problem: Förderan- träge sollten grundlegend überarbeitet werden. „An junge Unterneh- men werden Anforderungen gestellt, die wir teilweise erst erfüllen können, wenn wir die Fördermittel schon haben“, sagt Wachtel. Stephan Meyer versteht die Vorschläge der Gründer als Drei Millionen Tonnen Kunststoff werden jährlich in der Verpackungsproduktion verwendet. Hausaufgabe. „Gerade im Bereich der Fördermittelverga- „Das ist so viel wie eine Fläche von Rügen“, sagt Marcus Stein, einer der Gründer von „watttron“. be und Beratung können und sollten wir mehr tun“. Stein will diese Menge um ein Fünftel reduzieren. Mit einer Präzisionsheizung, die den Kunst- stoff genauer bearbeiten lässt. Noch nicht einmal ein Jahr ist die Ausgründung der TU Dresden „Was uns fehlt, sind erfolgreiche Unternehmer als Business Angels, und des Fraunhofer IVV alt und schon Preisträger des „Deutschen Verpackungspreises“ so wie es sie in Berlin oder München gibt“, führt Marcus Stein aus. – der Oscar in dem hart umkämpften Industriezweig. CDU-Wirtschaftsprofi Dr. Stephan Meyer Erfahrene Macher, die jungen Unternehmern Mut geben können, hat das Technologieunternehmen in Freital besucht, um über Schwierigkeiten bei Innovationen sollten durch die Politik besser unterstützt werden. Sie liefern Er- und Gründungen in Sachsen zu sprechen. fahrung und Mut – zwei unabdingbare Faktoren für Gründer. Eine Videoreportage finden Sie auf: CDUeinblick.de/politik-trifft-praxis
8 9 THEMENSCHWERPUNKT START-UP-LAND EXISTENZGRÜNDER VS. ENTERPRENEUR „Es gibt einen wesentlichen Unterschied zwischen einem Existenzgründer und SACHSEN? einem Enterpreneur“, sagt Mario Geißler. Der Junior-Professor an der TU Chem- nitz versucht, das Wesen des „Start-ups“ wissenschaftlich zu erfassen. „Ein Start- up ist eine Gründung plus. Es gründet sich mit einer Innovation und befindet sich zusätzlich auch in einem innova- START-UPS SIND ZUR ZEIT GEFÜHLT ÜBERALL. DOCH WAS GENAU UNTERSCHEIDET tiven Wettbewerb.“ Wichtig ist, dass ein bestehendes Bedürfnis innovativ gelöst SIE EIGENTLICH VON KLASSISCHEN UNTERNEHMERN UND EXISTENZGRÜNDERN? wird. „Hotels und Ferienwohnungen gab es schon lange vor AirBNB.“, sagt Meyer. UND MUSS ES IMMER TECHNISCH SEIN? AUF DER SUCHE NACH ANTWORTEN HABEN WIR MEHRERE EINZIGARTIGE UNTERNEHMER IN SACHSEN GETROFFEN, DER TRAUM VOM GROSSEN EXIT Für Andreas Müller, Investment Direktor MIT EXPERTEN GESPROCHEN UND DABEI FESTGESTELLT: EGAL, OB START-UP des Technologiegründerfonds Sachsen (TGFS), liegt das Merkmal von Start-ups in ODER NICHT, IN SACHSEN GRÜNDEN LOHNT SICH! der Skalierbarkeit des Geschäftsmodells. „Als Faustregel können sie danach gehen, ob ein Unternehmen starkes Wachstum AUS RIO NACH PESTERWITZ in attraktiven Märkten prognostizieren kann.“ Damit hat der Kapitalgeber einen In der „Schatzkiste“, die Roman Wiele zu Terminen mitbringt, steckt das Ge- beeindruckenden Anreiz für Sachsen schäftsgeheimnis von „Passarinho“: zwei Flaschen Rum und eine Tüte Zucker. geschaffen: „Wir können mit unserer Wiele und sein Partner Jan Stübner vertreiben den ersten Bio-Cachaça auf dem Finanzierung bereits in einem sehr frühen deutschen Markt. Die brasilianische Spirituose, bekannt aus dem Cocktail Cai- Stadium einsetzen“, so Müller. Innovati- In Brasilien geliebt, in Deutschland pirinha, kommt direkt von einer Öko-Farm nach Deutschland. Allerdings ist die unterschätzt: der Cachaça. ve Ideen lassen sich somit schneller und Adresse ihrer Firma alles andere als südamerikanisch: Pesterwitz steht auf der besser fördern. Davon profitieren mittler- Lockerer Umgang und Experementierfreude trotz Spitzenservice: Rückseite der Flaschen, ein Stadtteil von Freital bei Dresden. „Das war eine be- weile nicht nur Unternehmensgründer für das Team von Pendix eine Firmenphilosophie. wusste Entscheidung, ein Statement für Heimatverbundenheit“, sagt Stübner aus Sachsen. Ansiedlungen von Gründern und lächelt vielsagend. aus Ballungszentren wie Frankfurt oder Köln im Freistaat sind durch den TGFS Stübner und Wiele sind viel gereist: Während Wiele in Australien arbeitete, stu- ermöglicht worden. Auch Pendix wurde dierte Stübner Entwicklungsökonomie in Barcelona. Weltbank, UNO oder huma- durch Gelder aus dem TGFS gefördert. nitäre Stiftungen, das waren die klassischen Arbeitgeber seiner Kommilitonen. Stübner wollte einen eigenen Weg gehen: „Ich hatte genug gesehen und Ideen ZWEIRAD-INNOVATION AUS DER AUTOMOBILHOCHBURG gesammelt. Damit wollte ich unbedingt zurück nach Sachsen, um selbst etwas aufzubauen“. TGFS In der sächsischen Automobilhochburg Zwickau hat Thomas Herzog · Gesamt: mit seinem Unternehmen „Pendix“ einen Antrieb entwickelt, mit dem Bei einem Austausch in Rio de Janeiro hatte der Stipendiat der Konrad-Adenauer- 124 Mio. EUR sich ein klassisches Fahrrad in wenigen Minuten zum E-Bike umrüsten Stiftung die brasilianische Trinkkultur kennengelernt. „In Brasilien wird guter · vom Freistaat lässt. Mittlerweile beschäftigt Pendix 30 Mitarbeiter, der Umsatz liegt Cachaça extrem gefeiert“, schwärmt Stübner. Zurück in Deutschland musste er Sachsen: im Millionenbereich, Tendenz steigend. „Nächstes Jahr wollen wir den feststellen: „Den weißen Rum gibt es hier in dieser Qualität gar nicht“. Ein Freund 90 Mio EUR Umsatz verfünffachen“, sagt Herzog. Wenn Herzog an Start-ups denkt, in Brasilien brachte ihn schließlich auf die Idee, eine eigene Marke aufzubauen. · von den Spar- dann hat er eher den Studenten im Kopf, der in der Garage probiert, ob „Wir mussten auf einem sehr hart umkämpften und von Großkonzernen domi- kassen Dresden, seine Erfindung funktioniert. So ist „Pendix“ nicht, betont er. Aufgrund nierten Markt eine völlig neue Marke kreieren, um überhaupt ernst genommen Leipzig und ihrer Zuverlässigkeit und Serviceorientierung gegenüber dem Kunden zu werden und Fuß fassen zu können“, sagt Wiele. Chemnitz sowie sieht er sich eher als Mittelständler. „Im Unternehmen aber sind unsere LBBW: 34 Mio EUR Strukturen wie bei einem Start-up: flache Hierarchien, lockerer Um- Es hat funktioniert. Das Produkt hat seine Fans, sowohl in Bars, als auch bei Insta- gang, Experementierfreude“, meint Herzog, und fügt hinzu: „Das wird gram, wo sich Passarinho mit stimmungsvollen Bildern inszeniert. Ein Kunde aus · TGFS Investitionen seit 2008: sich auch nie ändern.“ Spanien ist auf diesem Weg auf sie aufmerksam geworden und orderte mehrere 41 Unternehmen; 650 neue Arbeitsplätze hundert Flaschen für seinen Edelclub. Natürlich soll auch Passarinho wachsen: · TGFS Investitionen 2016: Dass Herzog und sein Team weit weg von Start-up-Hochburgen im be- „In wenigen Jahren vertreiben wir hoffentlich europaweit hochwertige ökologi- 29 Unternehmen mit einem schaulichen Zwickau residieren, brachte viele Standortvorteile mit sich. sche Produkte aus Südamerika“, sagt Wiele. Die beiden Gründer sehen sich selbst Jahresumsatz von insg. 40 Mio. EUR „Die Infrastruktur und Zuliefererlandschaft hier ist perfekt, aus der als Start-up: jung, dynamisch, vernetzt. Doch ist das nicht jeder Unternehmer am Hochschule können wir außerdem ständig neue Mitarbeiter werben“, Anfang seines Weges? sagt Herzog.
10 11 DIE WICHTIGSTEN FRAGEN: DAS SCHEITERN SALONFÄHIG MACHEN Bei der „Fuck Up Night“ erzählen geschei- Sächsisches Traditionshandwerk per Online Bestellung nach Hause. Christine Posch revolutioniert den Versandkatalog. terte Unternehmer von ihren Misserfolgen. Der Unternehmensberater Sören Frost, holte das Konzept nach Dresden. VERSANDKATALOG 2.0 Ein Gespräch über die Notwendigkeit lehrreicher Niederlagen. Christine Posch stützte ihre Neugründung auf eine Unternehmertradition der eigenen Familie: Vor 150 Jahren begründete ihr Ur-Ur-Urgroßvater Carl Ernst Mey den ersten deutschen Versandhandel. Die von ihm in Leipzig-Plagwitz er- fundenen und produzierten Papierkragen schickte er an seine Kunden weltweit per Post. Später kamen andere hochwertige sächsische Artikel wie Meißner Porzellan hinzu. Posch hat die damals revolutionäre Idee des Versandhandels in die Gegenwart geholt: Unter dem Namen heimatwerke.de vertreibt sie hochwertige Handwerks- Herr Frost, wie steht es denn um Ihre Erfahrung mit Firmengründungen? kunst aus sächsischen Manufakturen per Online-Katalog. „In einer globalisierten Ich habe mein erstes Business vor 31 Jahren gemacht. Damals war ich 12 und ver- Gesellschaft, beobachte ich zunehmend auch die Tendenz, für Nachhaltigkeit kaufte in der DDR gebrauchte Spielkonsolen, die „RFT TV Spiel“. In der DDR war mehr Geld auszugeben. Deutlich wird das vor allem durch die immer stärker die Nachfrage größer als das Angebot – meine erste praktische Lektion über die werdende Nachfrage nach authentischen und hochwertigen Produkten.“ Preisbildung. Ich schaffte es, die gebrauchten Konsolen teurer zu verkaufen, als die neuen eigentlich kosteten. Später habe ich sehr viele verschiedene Dinge probiert. Diese Nachfrage bedienen Poschs Heimatwerke: Das Warenangebot reicht von den klassischen Herrnhuter Sternen bis zu außergewöhnlichen Entdeckungen wie Klingt so, als wären sie für das Scheitern genau der falsche Ansprechpartner. Pfeffermühlen aus Tischbeinen. Bei allen Produkten steht Qualität an erster Stelle. Warum haben ausgerechnet Sie die „Fuck Up Night“ nach Dresden geholt? Gemeinsam mit Ihrer Kollegin ist sie kreuz und quer durch Sachsen gefahren und Mit meiner Agentur „Gründernest“ habe ich seit 2006 über 500 Gründungen ist dabei auch auf scheinbar ausgestorbenes Handwerk gestoßen. und Ausgründungsprojekte betreut. Da habe ich die Erfahrung gemacht: Niemand will scheitern. Schon gar nicht mit seinem Unternehmen. Aber wenn heimatwerke.de sind ein Start-up im Online-Handel. Posch fördert mit Ihrer Platt- Sie Geschäfte machen, müssen Sie einfach von Zeit zu Zeit auf die Nase fallen. form aber auch über 70 sächsische Handwerker und Hersteller. Sie sichert so das Das gehört zum Prozess: Ausprobieren, scheitern, anders probieren, Erfolg haben. Überleben von Traditionen und Handwerk. Eine eigene Form von Wirtschaftsför- derung sind die Heimatwerke damit auch. Warum ist denn Scheitern in Deutschland so verpönt? Ich denke, das ist ein Menta- FAKTEN: litätsproblem. Wir versuchen immer im „Richtig oder Falsch-Muster“ zu denken. Das beginnt schon bei den Schulnoten: Eine Eins ist gut, keine Eins ist schlecht. Gute Schulnoten sind richtig, schlechte sind falsch. So zieht sich das durch. Aber die Amerikanische Mentalität weiß mit dem Scheitern viel besser um- 29 % Start-up in Deutschland Abbruch von Gründungsprojekten nach drei Jahren zugehen. Warum? Auch das liegt an der Mentalität. Oftmals waren die Aus- - ist ein Unternehmen, jünger als zehn Jahre. wanderer nach Amerika diejenigen, die in Europa keine Existenzgrundlage - ist mit seinem Geschäftsmodell oder hatten. Sie hatten nichts zu verlieren oder waren mutig genug, etwas Neues Technologie innovativ. zu probieren. Die Amerikaner sind in ihrem Naturell eine Gründernation. - hat ein signifikantes Mitarbeiter- und/oder Klassische Existenz- 17 % Umsatzwachstum oder strebt es an. gründungen Was bringt Ihre Veranstaltung? Zum einen ist es ein großartiger Erfahrungs- austausch: Auch aus den Misserfolgen Anderer können Unternehmer lernen. Start-up in USA Zum anderen erfordert es großen Mut, sich vor ein Publikum zu stellen und Ein Unternehmen auf der Suche nach seine Pleiten zu erzählen. So können wir das Scheitern salonfähig machen. einem reproduzierbaren und skalierbaren Start-up Geschäftsmodell. Enterpreneure
12 13 IN DRESDEN DOs & DIE EXPERTENMEINUNG: DIE WICHTIGSTEN FRAGEN: GEHT BALD DON’Ts RICHTIG DIE für Gründer POST AB. Prof. Gerhard Fettweis ist Inhaber des Vodafone-Stiftungslehrstuhls „Mobile Nachrichtensysteme“ an der TU Dresden. Er forschte an der Universität Berkeley, ist bestens in der Wirtschaft vernetzt und gilt als Zukunftsdenker des Mobilfunks. Aus seinem Lehrstuhl heraus sind 16 Start--ups entstanden. Einige sind zu erfolg- reichen Marktführern geworden. Warum ist Dresden für junge Unternehmer spannend? Es fehlt aber eine weitere wichtige Erfolgszutat aus 1. 2. 3. Weil Dresden in vielen Gebieten Themen vorantreibt. dem Valley: die privaten Geldgeber. Warum? Als Beispiel kann man den Mobilfunk nennen. Die nächste, Es gibt genügend Menschen in Sachsen, die in den letzten fünfte Generation heißt „5G“. International haben wir aus 20 Jahren zwei bis dreistellige Millionenbeträge verdient Dresden hierfür hohe Anerkennung erzielt und übernehmen haben. Aber, sie nutzen das Geld nach der guten deutschen in verschiedenen Gremien die Führungsverantwortung. Mittelständler-Art. Das ist hart verdient und daher kein Insbesondere die Mischung aus Spitzenforschung und Spielgeld für sie. Sie würden es maximal für eine Oldtimer- Hardwareproduktion macht uns besonders attraktiv. kollektion ausgeben, nicht für eine neue Unternehmung. Wenn ein paar Menschen Dresden wegen politischer Auffäl- Aber diese Mentalität entwickelt sich. Die neuen, richtig ligkeiten gerade auf dem Kieker haben, ist das sicherlich nicht guten Unternehmen, mit dem Mix aus erfahrenen Unterneh- grundlos. Aber es spielt international nicht die große Rolle, mern und jungem Blut, die entstehen jetzt. Einige von ihnen wie manche Menschen hier lokal denken. Wir sollten uns werden Marktführer, gehen früher oder später an die Börse davon nicht ins Boxhorn jagen lassen. oder werden verkauft. Dann haben wir hier die Macher mit genügend Geld und Mut, sich an neuen Projekten zu betei- ligen. In Dresden geht bald richtig die Post ab. Das passiert In Deutschland scheint es einen anderen Umgang mit Start-ups aber erst Ende 2020, Anfang 2030. Bis dahin müssen wir zu geben als im Silicon Valley. Fehlt uns ein besonderer Spirit? geduldig sein. Ich glaube, es gibt diesen Spirit genau hier. Das ist der Vor- teil von Sachsen. Das Silicon Valley besteht aus Menschen, Wie kann der Unternehmerstandort Dresden politisch geför- die nichts zu verlieren haben. Intelligente, hervorragend dert werden, um eine Abwanderung zu verhindern? Vor jeder Gründung müssen Sie Sie müssen die Frage „Was braucht der Überschätzen Sie sich nicht. Das ist eins ausgebildete Einwanderer, ohne Haus, Boot oder Flugzeug. Es gibt in Dresden, wie schon gesagt, genug Unternehmer sich folgende Fragen stellen: Kunde wirklich?“ immer bis zum Ende der größten Probleme mancher Gründer. Ostdeutschland ist da ähnlich. Als ich nach Dresden gekom- mit mindestens zweistelligen Millionenbeträgen auf dem denken. Oftmals ist eine Technik sehr Wenn in Schule und Studium immer men bin, fragten mich meine westdeutschen Doktoranden, Konto, die aber nicht gewillt sind, es auszugeben. Ich würde 1. Wann ist die Idee marktreif? ausgereift, aber für ein Produkt, was alles geklappt hat, heißt es nicht, dass wie sie am besten ein Erbe in Aktien investieren sollten, ein Programm machen, bei dem jeder Euro vom Privatunter- 2. Wann ist der Markt reif für die Idee? der Kunde kauft, fehlen wesentliche Ihnen die Welt gehört. während die Ostdeutschen damit kämpften, dass die Tante nehmer mit mindestens einem Euro vom Freistaat in einem Teile. Es muss massentauglich sein. Als Unternehmer sind Sie zum ersten gerade ihren Arbeitsplatz verloren hat. Pleiten sind hier nicht Venture-Fonds verdoppelt wird. Dann hätten wir diese Un- Das sind zwei völlig unterschiedliche Sinnbildlich gesagt: Das perfekte Mal extrem abhängig von Ihren Kunden. das Problem, das war in den Neunzigern völlig normal. ternehmer nicht nur als Geldgeber, sondern auch als Coaches Fragen, die gerne vermischt werden. Produkt ist eigentlich wie ein USB- Eigentlich kriegen sie die Arroganz nur Aber auch die Immigrantenkultur gibt es hier: gut ausge- und vor allem als Türöffner. Denn jeder von ihnen hat ein Jede hervorragende Idee kann Stick. Auspacken, reinstecken, nutzen. geknackt, wenn ein erfahrener Unter- bildete, finanziell schwache Absolventen, die Lust haben, Netzwerk. Und wenn sie Geld investiert haben, dann wollen scheitern. Wenn Sie zu früh dran nehmer mit einem jungen Unternehmer durchzustarten, weil sie nichts zu verlieren haben. sie auch Erfolge sehen. So funktioniert es im Silicon Valley, sind, kann es nichts werden. ein Start-up gründet. Das ist in Deutsch- so könnte es auch bei uns funktionieren. land leider noch immer sehr unüblich, aber oft die beste Medizin.
14 15 LIVE DABEI: Leitender Oberstaatsanwalt Bernd Hohmann und Justizminister 9:00 Uhr – Staatsanwaltschaft, Chemnitz Sebastian Gemkow sehen die kritische Entwicklung: Binnen zehn Jahren Sebastian Gemkow sitzt an einem Besprechungstisch auf erreicht ein Drittel der Staatsanwälte das Rentenalter. dem Chemnitzer Kasberg. Das Gespräch mit dem Leitenden Oberstaatsanwalt Bernd Hohmann verläuft fröhlich – die Beiden kennen sich seit mehreren Jahren. Dabei ist das Thema ernst: Sachsen gehen die Juristen aus. Die Staatsan- waltschaft hingegen braucht mehr Mitarbeiter. Allein in den letzten zwei Jahren wurden in Sachsen gut 40 neue Stellen geschaffen – weitere sollen folgen. Vor allem die steigende Cyberkriminalität macht den Strafverfolgern zu schaffen – EIN TAG dazu bräuchte es mehr junges, gut ausgebildetes Personal. Dass der Minister zu solchen Gesprächen regelmäßig nach Chemnitz kommt, schätzt Hohmann sehr. „Er hat diese ju- gendliche Frische und kommt aus der Praxis, das ist für einen IM LEBEN Minister so ungewöhnlich wie wichtig.“ Gemkow fügt hinzu: „Wir kennen das Problem. Im neuen Doppelhaushalt haben wir daher allein 64 Stellen für junge Richter und Staatsanwälte neu geschaffen“. VON … 13:00 Uhr – Staatskanzlei, Dresden Die Kabinettspressekonferenz hat bereits begonnen. Gemkow steht im Hintergrund. Gleich stellt er einen neuen Gesetzentwurf vor. Gemeinsam mit Thüringen will er sich für DDR-Heimkinder stark machen. „Wir können es nicht hinneh- „Sie sind die Justiz von mor- men, dass den Betroffenen derzeit regelmäßig eine Entschädi- gen“, Gemkow begrüßt die Absolventen des Ausbildungs- gung versagt bleibt.“ Für Gemkow sind solche Initiativen zentrums Bobritzsch. Persönli- extrem wichtig. Schon sein Urgroßonkel war Widerstands- Wenn der Justizminister Sebastian che und lobende Worte findet er dabei für jeden einzelnen kämpfer im dritten Reich. Sein Vater nahm ihn bei den Mon- Absolventen. tagsdemonstrationen in Leipzig auf die Schultern. Die Famili- Gemkow eine freie Minute hat, legt er engeschichte hat den jungen Minister geprägt. Daher nimmt er bei diesem Projekt schon mal eine Vorreiterrolle ein. einen Schalter um. Der stets seriöse Jurist fängt dann an zu lachen, verzieht 15.00 Uhr – Ausbildungszentrum, Bobritzsch Zeugnisausgabe in Bobritzsch. In dem Städchen unweit von das Gesicht oder erklärt kurzerhand, Freiberg werden in einem modernen Schulungszentrum Beam- te für Justiz und Justizvollzug für Sachsen, Sachsen-Anhalt und dass er keine Ahnung von Bartpflege Thüringen ausgebildet. Dass er als Minister den Absolventen persönlich gratuliert, findet Gemkow besonders wichtig. hat. Direktheit ist Sebastian Gemkows Das wird in seinem Grußwort deutlich: „Sie füllen die Justiz mit Leben. Ich freue mich mit Ihnen zu arbeiten.“ Für jeden Ab- Zwischen den Terminen ein Fernsehinterview. Sebastian Gemkows Terminplan ist durchgetaktet. „Leider bleibt wenig Zeit für die Familie, Stärke. Ein Tag im Leben des jüngsten solventen findet er ein persönliches Wort, fragt sie nach Wün- Vor 22 Uhr ist er selten zu Hause. schen und Zielen, freut sich mit. Seine Kollegin, die thüring- Ministers im Freistaat beginnt früh ische Justizministerin Anne-Maire Keding begrüßt Gemkow mit einer Umarmung. „Ich schätze sie sehr, als Kollegin und Kurz vor Beginn der Pressekonferenz gehen Gemkow und sein Sprecher Jörg Herold alle Details des Gesetzentwurfs durch. Die Vorbereitung lohnt sich, morgens in seiner Heimat Leipzig. Gesprächspartnerin“. Zum Abschied hat er einen guten Rat: um selbst genaue Nachfragen der Journalisten zu beantworten. Etwa nach „Versuchen Sie die Welt als Ganzes zu sehen, nicht nur durch der Entschädigungshöhe: 306,78 Euro pro angefangenen Kalendermonat. Von hier aus startet er täglich, meist die Brille der Justiz!“ zuerst zu Auswärtsterminen. Ein per- Sebastian Gemkow (38) sönliches Gespräch ist für Ihn das wich- lebt mit seiner Familie in Leipzig. Er ist neben den Ministertä- tigkeiten Präsident des Forums Mittel- und Osteuropa sowie im tigste und effektivste Arbeitsmittel. Vorstand des Deutsch-Russischen Forums.
A .3 Je g n A e a B ch g ch r E .3 e ün F x n d ö Fa d e r is e t d n e e te C k ch rä l Ei s ru n .3 ft ich n U ng zg A ig e n n , a te B fü rü o b s e s e K h r u m n s r nd D d ch U n .3 e l e eh in d e r u n te tn n n m e D e r U e s o s C B n u e t n in s rn is d en sp A n e ei e se e la Te A G u d in e so e rn s n h u r P m n ll B e m n ch e rü fb F w m eh a r ch Er e d ro it o n n a re ie in m n a g en de o A d u i st no e e st sk u n t r o s lo lt e d be a v n lo a u o ss se p g e r e r rk a m r st sb n a n re ie r s a r u e i itt u ze g . - k u e fl m ve S d ild p e- o la s ig e iu u t . ri s d e r W n it m ng e s e e r n in a Ge z in s. n n e S ch s ti A n a st ch Sa e u rb u ä ch rt n e E c m ft s e d it x h sä B is s sp sm en sl te en o o , ch e o te d ru si n n el si fs g z. ti l sc b k a h e e l. e re it . St ic a h rt e -u . p s. A A .2 B .1 • C 1 Sä . Fö . A D 1 g ch o • d rde .1 A e s G e r u n i T fs t sc rü r u e t u h • fin n Co ng ch i r e • i an u ach G M d e n g fü A B B k z n r o s- r u .2 ü ro ie g in ün lo B A fb • rg d ru s- g d g af rb a S sc ar n , u b u ie ö e u e h le g n is ng g G it ba d ch e s a h b d 4 s ft e is W .0 b rü n W s e n z a 0 er n d k C A e Ar M o n b u c 0 a e (S .2 b ite be n b is 2 h E tu is z 0 st u n rf A • sic re it at o B B h n sl e 2, u M u ro g n ) e e e o Z 5 20 il m . d • u ufA r ru un e us s M . li s- s M sb li n n c il 00 on S c g M e h g li 0 e o a a i b o l us n E n ch • un xi ld he is n e s d e u Eu se D d m un A 3 a n r r a 4 a u 0 t s in Eu o. o n te rl 0 l s f g 0 e + H e n h % 5 u t 1 s so 3 ö . D d ro .2 a zg e Z .0 m ie u r n u 0 f g Eu z 00 h . ro ia e • e ü s s 0 an sf . le Eu Ei rh n te c o d a e ile u u v rt h E g r 0 ge ft r r s r o b o . ,1 n – ka n , w la s. o. n ild e s D m 5 p M it u en s e n in a i un vo n g il al M s H n d. en li i it ie ö o n n H a h 6 40 m e rb na e 0 0 n ö e ch vo % S it Eu e h it D tu ro vo e d n a n r e 3 rl d . n e r 3 e e in Fo % h n st r f e . e b ür t n ll il e d E n u x . n is g -
18 19 „Ökologie ist wichtiger als Ökonomie“, sagte der ehemalige sächsische ORTSTERMIN Wirtschaftsminister Kajo Schommer. Diesen Satz hat sich Christina WIRTSCHAFTSWUNDER Borofke zu Herzen genommen. Seit 25 Jahren führt sie ihren Pferdehof in Göritz nach dieser Maxime. Borofke hatte einen Traum: „Ich wollte einen wirtschaftlich funktionierenden Betrieb im ländlichen Raum aufbauen und gleichzeitig die natürlichen Gegebenheiten bewahren“, PFERDEHOF sagt sie. Während die sächsischen Gemeinden unter starker Landflucht litten, zog es Borofke raus aus der Stadt. Von Leipzig zog sie nach Göritz. Seitdem baut die Agraringenieurin und ehemalige Turnierreiterin einen Landwirtschaftsbetrieb mit Reitschule, Pferdezucht, Pension und seit März auch einem Pflegeheim auf. Göritz liegt in Schönwölkau, einer Gemeinde im Norden von Leipzig. Treffender könnte ein Name nicht sein. Wie in einem Heimatfilm rei- Was haben ein Reiterhof und ein Pflegeheim gemeinsam? Auf dem Gut Göritz wach- hen sich Bauernhäuser und Pferdekoppeln aneinander. Das Gut selbst sen diese scheinbar völlig unterschiedlichen Zweige zu einem außergewöhnlichen kann auf eine lange Tradition zurückblicken: Im 12. Jahrhundert schon Gesamtkonzept zusammen: Mit einer innovativen Idee will sich die Leiterin Christina wird ein erster Bau auf dem Gelände vermutet. Das über 200 Jahre alte Barofke den Problemen des ländlichen Raums stellen und baut ein wirtschaftlich Gutshaus war bis 1945 in meist adeligem Privatbesitz, nach dem Kriegs- profitables Unternehmen auf. Die CDU-Fraktion des sächsischen Landtages hat sich ende war das Gut dann Teil eines großen VEB. auf dem Gut umgeschaut und ein beeindruckendes Unternehmen kennengelernt. 1992 hat Barofke hier mit vier Pferden begonnen. Nach umfangreichen Sanierungsarbeiten konnte sie neun Jahre später das Gutshaus bezie- hen. Der renovierte Betrieb gewann auf Anhieb den Wettbewerb „zeit- gemäße Reitanlagen“. Mittlerweile sind es über 50 Tiere, die Barofke hier betreut, pflegt und züchtet. Außerdem führt sie Naturschutzmaß- nahmen durch. Im Rahmen mehrerer Förderprogramme werden die landwirtschaftlichen Flächen seit über 20 Jahren ökologisch bewirt- schaftet. Mit zahlreichen neuen Hecken und Obstbäumen. Das neu eröffnete Pflegeheim ist die nächste Ergänzung in Barofkes Gesamt- konzept: „Die Bevölkerung auf dem Land leidet immer mehr an Über- alterung – viele wollen im Alter aber nicht in die Stadt ziehen“. Borofke will diesen Menschen eine professionelle Alternative in vertrauter ländlicher Umgebung bieten. Die Nachfrage ist jetzt schon groß. „Ich glaube, dass auch viele Menschen aus der Stadt Interesse haben, das Alter in Ruhe und auf dem Land zu verbringen“. Barofke geht mit einem Beispiel voran, welche zukunftsfähigen Entwicklungsmöglich- keiten der ländliche Raum trotz eines schwierigen wirtschaftlichen Umfeldes bereithält. Trotz des Wachstums soll der Betrieb immer ein ländlicher bleiben. Das ist Voraussetzung für Barofkes Maxime: „Jeder Mensch und jedes Tier sollen sich auf dem Gut wohlfühlen.“ VERANSTALTUNGSHINWEISE 06.04.2017 08.05.2017 17.06.2017 #CDUIMDIALOG: EUROPAFORUM JOHANN-AMOS-COMENIUS- Schule in Zukunft – CLUB SACHSEN (JACC) Alles (nur noch) digital?! Der digitale Wandel ist längst in Die EU steht seit längerem vor großen Die erste Veranstaltung des diesjähri- unseren Schulen und Hochschulen Herausforderungen – von der Ban- gen Gesprächsforums der CDU-Frak- angekommen und wird die sächsische ken- und Flüchtlingskrise über den tion findet traditionell am nationalen Bildungslandschaft in den nächsten Umgang mit Russland in der Ukraine Gedenktag an den Volksaufstand in der Jahren prägen. Für die CDU-Fraktion und Syrien bis hin zum Brexit-Votum ehemaligen DDR statt. Hauptreferent ist die Digitalisierung ein Gradmes- und den Verhandlungen über große des Forums in Torgau ist der ehemalige ser für die künftige Leistungs- und Handelsverträge wie CETA und TTIP. Bürgerrechtler und Europaabgeordnete Zukunftsfähigkeit des Landes und Über Lösungen und Perspektiven Werner Schulz. gerade für den High-Tech-Standort sprechen wir unter anderem mit Am Veranstaltungstag werden Füh- Sachsen ein wichtiges Aushänge- EU-Kommissar Günther Oettinger. rungen in der Gedenkstätte Geschlos- schild. Dazu diskutieren wir in Frei- sener Jugendwerkhof angeboten. berg mit Vertretern von Schulen, Verwaltung und Unternehmen.
Wir machen Sachsens Schulen fit für die Zukunft! #Schulgesetz Wir stärken die Oberschulen! > Sie sind das Herz unseres Schulsystems. > Alle erhalten ab dem Schuljahr 2018/19 einen Schulsozialarbeiter. > Die Praxisberater sollen auf alle Oberschu- len ausgeweitet und nach Auslaufen der ESF-Förderperiode ab 2021 über Landesmit- tel finanziert werden. Damit verbessern wir die Berufs- und Studienorientierung. Wir lassen die Schulen im Dorf! > Grundschulen im ländlichen Raum können mit einer Gesamtzahl von 60 Schülern oder alternativ mit jahrgangsübergreifenden Unterricht EIGENANZEIGE erhalten werden. > Oberschulen außerhalb der Oberzentren können einzügig geführt werden. > Erstmals können auch Gymnasien im ländlichen Raum befristet die Mindestschülerzahl unterschreiten. Wir festigen die berufliche Bildung! > Die Schulnetzplanung für die berufsbildenden Schulen erfolgt künftig zentral durch das Kultusministerium. > Die erstmals eingeführte Mindestschülerzahl für berufliche Schulen wird von ursprünglich 750 auf 550 abgesenkt. > Besondere sächsische Ausbildungsberufe wie z. B. die Uhr- oder Spielzeugma- cher, verdienen besonderen Schutz. Hier darf die Mindestschülerzahl für eine Berufsschulklasse künftig unterschritten werden. Wir ermöglichen mehr Freiraum! > Statt detaillierter Stundenzuweisung können Schulen auch ein pauschalisiertes Budget erhalten, um Klassen, Gruppen und Kurse freier zu planen und ans eigene Schulprofil anzupassen. > Schulen werden ermutigt, ihre pädagogischen Freiheiten stärker als bisher zu nutzen. So können z.B. jahrgangsüber- greifender Unterricht auch an der Oberschule oder dem Gymnasium etabliert oder die Stundentafel innerhalb eines Schuljahres eigenverantwortlich gestaltet werden. cdu-fraktion-sachsen.de @CDU_SLT cdulandtagsfraktionsachsen
Sie können auch lesen