DOKUMENTATION KULTURCAMP MÜNSTERLAND 2021 - HEUTE ÜBER MORGEN REDEN 8. Juni 2021, 10:00-16:00 Uhr, Online - Münsterland e.V.
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MÜNSTERLAND E.V. KULTURBÜRO muensterland.com/kultur DOKUMENTATION KULTURCAMP MÜNSTERLAND 2021 – HEUTE ÜBER MORGEN REDEN 8. Juni 2021, 10:00-16:00 Uhr, Online
Münsterland Münsterland e.V. Kulturbüro Kulturcamp e.V. KulturbüroMünsterland Kulturcamp 2021 2 text © Das Team des Kulturbüros: Jolie Drath, Lars Krolik, Simone Schiffer und Andre Sebastian (v.l.n.r.), Foto: Münsterland e.V./Kulturbüro HEUTE ÜBER MORGEN REDEN Wahl im Münsterland buchen. Diese Spaziergänge, Modul 4, 8 und 12, sind kein Bestandteil dieser Dokumentation, jedoch haben einige Gespräche die Grundlage für das Unter diesem Motto trafen sich am 8. Juni 2021 knapp 120 Modul 15 „Spaziert, Diskutiert – und jetzt?“ gebildet. Kunst- und Kulturschaffende beim ersten Kulturcamp Auf den folgenden Seiten haben wir versucht, die zent- Münsterland. In dieser Dokumentation fassen wir die ralen Aussagen der einzelnen Module zu erfassen und zu Inhalte und die Ergebnisse der insgesamt zwölf Module bündeln. Natürlich kann solch eine Dokumentation nur zusammen. einen Bruchteil der gesamten Veranstaltung wiedergeben. Wir hoffen jedoch, auf diese Weise einen Eindruck ver- Bislang gab es kein regionales Format, bei dem Künst- mitteln zu können, über was in den jeweiligen Modulen ler:innen, Menschen aus der Kulturverwaltung und der geredet wurde. Kulturpolitik sowie die Akteur:innen aus den regionalen Kultureinrichtungen sich zu einem Austausch treffen Unser Dank gilt neben den Teilnehmenden vor allem den konnten. Daher haben wir das Kulturcamp Münsterland Referent:innen. Nur mit ihrer kompetenten Unterstüt- ins Leben gerufen. Kein klassisches Konferenzformat, zung, ihren Erfahrungen in Projekten und ihrer Kenntnis sondern stärker am Austausch orientiert: weniger formal, der regionalen Kulturlandschaft konnten wir solch ein weniger streng, weniger hierarchisch – mehr auf Augenhö- umfangreiches Programm auf die Beine stellen. he, mehr Dialog, mehr Camp. Das fehlende Format und die Corona-Pandemie flossen natürlich in die Planungen des Kulturcamps mit ein. Anders als ursprünglich geplant, fand die Veranstaltung online statt. Dadurch vielleicht mit weniger Austausch, aber mit ebenso vielen wichtigen Themen: Ob es um die Potentiale digitaler Kulturangebote, die Aufgaben der Kulturverwaltung in der Zukunft oder die Partizipations- möglichkeiten junger Erwachsener ging – das Kulturcamp VIEL SPASS BEIM LESEN hat zahlreiche thematische Fässer geöffnet, die für die DIESER DOKUMENTATION! kulturelle Zukunft der Region relevant sind. Ihr/Euer Neben den Online-Modulen konnten die Teilnehmenden Team des Kulturbüros Münsterland individuelle „Systemrelevanziergänge“ mit dem Stadt- ensemble Münster live und in Farbe an einem Ort ihrer Andre Sebastian, Simone Schiffer, Lars Krolik, Jolie Drath
Münsterland e.V. Kulturbüro Kulturcamp Münsterland 2021 3 Impressionen der Veranstaltung, Fotos: Münsterland e.V./Kulturbüro ................................... DIE ÖFFENTLICHSTE ALLER KÜNSTE BEGRÜSSUNG In diesem Modul ging es darum, was es für die praktische Umsetzung von Kunst im öffentlichen Raum (KiöR) braucht. Mit Anhand einiger Beispiele aus der Praxis wurde aufgezeigt, Nathalie Nehues (Moderation) welche Gelingensbedingungen einem solchen Projekt zur Petra Becker (Referat für Regionale Kulturpolitik beim Realisierung verhelfen und welche Rollen den Kommunen, Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW) den Bürger:innen und den Kunstschaffenden dabei zukom- Dr. Christian Schulze Pellengahr (Landrat des Kreises men. Die Sicht der Künstler:innen und Kulturschaffenden Coesfeld, Vorsitzender des Kulturrates Münsterland) wurde durch den Erfahrungsbericht von Daniela Schlüter, Klaus Ehling (Vorstand des Münsterland e.V.) eine der Kurator:innen des Projekts „Kunststation Stadt- Andre Sebastian (Leiter des Kulturbüros des lohn“, eingebracht. Dr. Yasmine Freigang nahm in diesem Münsterland e.V.) Modul vor allem die Sichtweise der Kulturverwaltung ein. Die Moderatorin Nathalie Nehues begrüßte die Teilneh- In diesem ersten Teil des zweiteiligen Moduls ging es um menden zum ersten Kulturcamp Münsterland. Die Veran- konkrete Beispiele, die praktische Arbeit vor Ort und die staltung wurde mit einer kurzen Talkrunde eröffnet. Gäste unterschiedlichen Herausforderungen zwischen städti- waren Petra Becker vom Referat für Regionale Kulturpolitik schen und ländlichen Räumen. beim Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW, Dr. Christian Schulze Pellengahr, Landrat des Kreises Zu Beginn wurde der Begriff Kunst im öffentlichen Raum Coesfeld und Vorsitzender des Kulturrates Münsterland, als zeitgenössische, bildende Kunst (z. B. Skulpturen, Klaus Ehling, Vorstand des Münsterland e.V., und Andre Se- Installationen, Graffiti, Brunnen etc.) definiert. Sie sollte bastian, Leiter des Kulturbüros beim Münsterland e.V., das kuratiert sein und klar definierten Qualitätsansprüchen dieses Kulturcamp veranstaltet hat. In ihren Statements genügen. Ausdrücklich nicht gemeint waren Mahnmale, unterstrichen die Gäste die Notwendigkeit von vielfältiger Gedenkstätten, Kunsthandwerk, Dorfschilder von Heimat- Kultur und vernetzenden und kooperierenden Projekten. vereinen etc. KiöR wurde als die öffentlichste aller Künste Dem Kulturcamp als Austauschformat wurde dabei eine beschrieben, da sie kostenlos und für alle frei zugänglich wichtige Funktion zugeschrieben: eine dialogische Platt- sei, schließlich gehöre der öffentliche Raum allen. form, auf der sich die Kunst- und Kulturschaffenden aus der Region über zukunftsrelevante Themen verständigen Die Fragen an die Referentinnen zum Projekt in Stadt- und wichtige Impulse für eine vielfältige Kulturlandschaft lohn betrafen vor allem die Herstellung von Akzeptanz für geben. Das Kulturcamp soll eine Grundlage bilden, um be- dieses Projekt – sowohl in der Bevölkerung als auch in der vorstehende Erneuerungsprozesse aktiv mitzugestalten. Politik. Die Schlüssel waren aus Sicht von Daniela Schlüter Kommunikationsleistung, große Transparenz, ausreichen- ................................... der Vorlauf des Vorhabens und die Einbeziehung der Bür- MODUL 1 ger:innen. Schlüter berichtete über gemeinsame Stadtbe- gehungen, gemeinsames Brainstorming und viele Anlässe, Kunst im öffentlichen Raum 1 – um sowohl die Bürger:innen als auch die ausgewählten Beispiele aus der Praxis Künstler:innen ins Boot zu holen: „Man muss die Leute mitnehmen.“ Den Beginn des Prozesses beschrieb sie als Mit „holperig“. Ausschlaggebend für das Gelingen sei letztlich Dr. Yasmine Freigang (LWL, Kultur in Westfalen) die offene Zustimmung der Bevölkerung gewesen. Daniela Schlüter (Freie Künstlerin und Kuratorin)
Münsterland e.V. Kulturbüro Kulturcamp Münsterland 2021 4 Beide Referentinnen betonten die Wichtigkeit, dass der „HOLT EUCH FACHLEUTE INS BOOT!“ kuratorische Prozess – die Auswahl der Künstler:innen, der Kunstwerke, der Orte – von Fachleuten übernommen Es wurde betont, wie wichtig die umfassende Dokumen- werden sollte. tation von vorhandener Kunst sei, um wieder mehr für die Wahrnehmung von KiöR zu sorgen. Ein Rat an alle Teilneh- Als Beispiel für gelingende Partizipation stellte Dr. Yasmi- menden: Die jeweiligen kommunalen Verwaltungen dazu ne Freigang das Soester Lichtkunstprojekt „Wild in Life“ animieren, Informationen zu einem Kunstwerk zusam- vor. Der englische Lichtkünstler Ron Haselden arbeite- menzutragen. Es sollte eine kunstverständige Fachkraft te dort zusammen mit Grundschulkindern zu Insekten. pro Kommune geben, die zuständig ist für Hege, Pflege, Die Hauseigentümer:innen, sogenannte Gastfamilien, Restaurierung, Säuberung, Beschilderung, Apps etc. Dr. kümmerten sich um die Pflege und Instandhaltung der Yasmine Freigang wies explizit auf den Leitfaden der NRW- Licht-Objekte an ihren Häusern. Ebenfalls involviert war Kulturamtsleiterkonferenz aus dem Jahr 2012 hin („Kunst der Verein „Wallimlicht“. Ein gelungenes Beispiel für die im öffentlichen Raum. Ein Arbeitspapier mit dem Ziel der Einbeziehung verschiedener Bevölkerungsgruppen. Selbstverpflichtung der Städte und Gemeinden in NRW“). „DIE MENSCHEN WOLLEN WISSEN, Hinsichtlich des Aspektes der Kunstvermittlung sollten viel mehr Anlässe geschaffen werden, bei denen die WAS DU VORHAST UND WARUM.“ Kunstwerke regelmäßig erklärt und vorgestellt werden. Viele Bewohner:innen wüssten gar nicht mehr, was eine Als sehr guten Impuls empfanden die Teilnehmer:innen Skulptur etc. vor Ort bedeute. den Vorschlag, eine Stadtbegehung mit Expert:innen zu machen. Ebenfalls große Zustimmung erfuhr der Hin- Um den Dialog der verschiedenen Akteursgruppen vor Ort weis auf Transparenz und den Ansatz, durch frühzeitigen zu vereinfachen, schlugen die beiden Referentinnen Dorf- Dialog „Anlässe zu schaffen“ an den zentralen Orten wie feste und Come-Together-Veranstaltungen vor. Als Bei- Marktplätzen etc., um sich zu begegnen und auszutau- spiel wurde der Rote-Teppich-Tag in Oelde angeführt, an schen. Daniela Schlüter: „Das braucht Zeit. Die Menschen dem die Gäste Geschichten und Hintergrund-Informatio- wollen wissen, was du vorhast und warum.“ nen zu den vorhandenen Kunstwerken erfahren konnten. Als weiterer Erfolgsfaktor hat sich das konkrete Erzählen Zudem bräuchten Kulturschaffende und Verwaltung nicht der Geschichte und der Idee herausgestellt. Die Erfahrung nur Geld, sondern auch ganz praktische Arten der Unter- hat gezeigt: Wenn die Menschen auf Augenhöhe von Ideen stützung (Bauhof, Handwerk etc.). Wichtig sei hier ein erzählt bekommen, können sie viel besser sehen, ob oder konstanter Dialog mit den Beteiligten über ihre Bedarfe dass etwas zu ihnen passt. Das wurde später jeweils auch und Erfahrungen. Daniela Schlüter bemerkte dazu: „Der wichtig in Abstimmungsprozessen zur Finanzierung (mit Bauhof in Stadtlohn war unbezahlbar.“ Investoren, Sponsoren, Politik), für die praktische Arbeit und für die Zustimmung einzelner Personen. Des Weiteren wurden folgende Ziele bzw. Gelingensbedingungen formuliert: Dr. Yasmine Freigang merkte an, dass Städte mit Blick auf • Das primäre Ziel der Kulturschaffenden für die Kunst im öffentlichen Raum ein Konzept bräuchten und Bürger:innen muss sein, eine Steigerung der die Bürger:innen hier beteiligt werden sollten. Künst- Aufenthaltsqualität zu schaffen. ler:innen und Expert:innen müssten dazu geholt werden: • Kunst muss man können! Man muss Fachleute dafür Man solle Stadtplaner:innen und Politiker:innen nicht auf anheuern. sich allein gestellt arbeiten lassen. Im ländlichen Raum • Es ist hilfreich, wenn Initiator:innen und/oder könnten der:die Pfarrer:in und der Bauhof wichtig sein, in Sponsor:innen aus dem Ort oder der Gegend kommen Städten vielleicht Ladenbesitzer:innen und Architekt:in- und ihren „eigenen Raum“ bespielen. nen. Bürgerentscheide könnten ein sinnvolles Instrument darstellen. Hervorgehoben wurde zudem, dass vermehrt Kunst im öffentlichen Raum ist ein hochemotionales auftretende, leerstehende Ladenlokale in den Innenstäd- Thema! Es bedarf daher klarer Regeln und eindeutiger ten nicht bloß mit neuem Einzelhandel oder Kettenfilia- Absprachen. len gefüllt werden dürften, sondern vielmehr der Mensch und soziale, kulturelle Bedürfnisse wieder in den Mittel- punkt gestellt werden müssten. ZUR PRÄSENTATION
Münsterland e.V. Kulturbüro Kulturcamp Münsterland 2021 5 ................................... Auf Nachfrage der Teilnehmenden erläuterten Wilting und Nordhoff, dass sich die konkreten Zuschauerkapazitäten MODUL 2 nach den aktuellen Corona-Bestimmungen richten. Bis zu Ideen- und Projektbörse Teil I acht Personen könnten gleichzeitig in die Pedalen treten. © „Suche Bühne, biete Kunst“ Denn: Das gemeinsame Radeln stünde im Vordergrund. Das betonte auch Daniel Huhn von der Filmwerkstatt Münster, seit 2020 Kooperationspartner des Fahrradkinos Moderation: Münster. Der positive Nebeneffekt: Wer radelnd Strom Simone Schiffer (Kulturbüro Münsterland) erzeugt, wird gleichzeitig für das Thema Stromverbrauch sensibilisiert. Die zweiteilige Ideen- und Projektbörse des Kulturcamps brachte suchende und bietende Kulturakteur:innen zu- In der anschließenden Feedback-Runde bekundete Corin- sammen. Im ersten Modul „Suche Bühne, biete Kunst“ na Endlich, Leiterin der Kulturabteilung im Kreis Borken, stellten sich zunächst das Fahrradkino Münster und Klaus Interesse an einer Kooperation für das Kurzfilmfestival Menning vom Figurentheater „Hille Puppille“ vor. Im An- IDEALE, das im September 2022 stattfinden soll. Andreas schluss hatten die Teilnehmenden spontan die Gelegen- Wilting begrüßte die Idee, ergänzte allerdings, dass ein heit, sich zu präsentieren. Was deutlich wurde, war der kostenfreier Zugang zum Ort Voraussetzung sei, da sich Bedarf an Austausch und Vernetzung. das Fahrradkino Münster als eine gemeinwohlorientierte, nicht-kommerzielle und CO2-neutrale Alternative zu bis- „BIETE MOBILEN KULTURRAUM, SUCHE herigen Kino- und Kulturvorstellungen verstehe. Ideen, STROMABHÄNGIGES KULTUREVENT“ – Anfragen und Vorschläge nimmt das Team unter info@fahrradkino-ms.de entgegen. DAS FAHRRADKINO MÜNSTER Weitere Infos: www.fahrradkino-ms.de Mit eigener Muskelkraft und kollektiv Strom erzeugen, für Filmvorführungen, Musikevents und andere Kulturver- AUF DER SUCHE NACH DEM anstaltungen, das ist die Idee des Fahrradkinos Münster. VERLORENEN PUBLIKUM – DIE Christian Nordhoff und Andreas Wilting, Mitinitiatoren des Projekts und Teil des Teams, stellten live im Studio THEATERBOX VOM FIGURENTHEATER die Funktionsweise vor. Die Ausrüstung – ein System aus „HILLE PUPPILLE“ Rollentrainern mit Generator – transportiert das Fahr- radkino-Team per Lastenrad. Das Fahrradkino kann an Klaus Menning vom Figurentheater „Hille Puppille“ in stromunabhängigen Orten innerhalb und außerhalb der Dülmen stellte die mobile Theaterbox vor. Diese tourt Stadt zum Einsatz kommen, innerhalb eines Kinderferien- zwischen Juli und August 2021 als „Theater am Rande“ programms genauso wie auf einem Open-Air-Festival, in durch 20 Orte im Münsterland, darunter Wochenmärkte, städtischen Hinterhöfen wie auf Freiflächen in der Natur. Rathaus-, Museums- oder Kirchplätze, Parks und Bahn- Ziel sei es, der regionalen und lokalen Filmkultur eine höfe. Das Motto: „Wenn das Publikum nicht zum Theater Bühne zu bieten, betonte Andreas Wilting. Daher würden kommen kann, kommt das Theater zum Publikum“. Die Blockbuster und kommerzielle Kinofilme nicht gezeigt. Theaterbox, ein umgebauter Verkaufswagenanhänger im Bislang liegen die Programmschwerpunkte auf Themen Gewand eines Ü-Wagens, wird vom Fonds Darstellende wie Umwelt und Feminismus. Das Fahrradkino kooperiert Künste, vom nordrhein-westfälischen Kultur- und Wis- außerdem mit dem International Cycling Filmfestival in senschaftsministerium und vom NRW Landesbüro Freie Herne, weitere Aktionen befinden sich derzeit in Planung. Darstellende Künste gefördert.
Münsterland Münsterland Kulturcamp e.V. e.V. Kulturbüro Kulturcamp 2021 KulturbüroMünsterland 6 Das Publikum erlebt eine dreistündige Kunstperformance, ................................... darunter die Inszenierung des Stücks „Die drei kleinen Schweinchen“, das live aus dem Theater übertragen wird. MODUL 3 Klaus Menning erklärte, dass sich mit dem Zuschauer- Stichwort Planungssicherheit – platz eine Grundfläche von etwa hundert Quadratmetern ergebe. Als „Theater am Rande“ sei die Theaterbox al- Aktuelle Herausforderungen in der lerdings nur temporär geplant. Zukünftig soll sie in das Veranstaltungsorganisation Open-Air-Segment des Figurentheaters integriert werden. Einzige Voraussetzung für den Einsatz der Theaterbox sei Mit ein Stromanschluss. Wie viele Zuschauer:innen die mobile Markus Kleymann (Leitung Stabstelle Kultur und Sport, Bühne konkret zulasse, hänge von den aktuellen Corona- Gemeinde Senden) Bedingungen ab. Erfahrungsgemäß seien Orte mit einer Patrick Pieper (Münsterland e.V.) zum Thema TiM (Touris- © Zuschauergröße von 150 Personen sehr gut bespielbar. tiker im Münsterland) Die Theaterbox kann bis Herbst gebucht werden. Ideen und Anfragen, auch zu Kosten, nimmt Klaus Menning ger- WENN DIE INZIDENZZAHL DIE ne entgegen: post@hille-puppille.de. PLANUNGEN BESTIMMT Weitere Informationen unter In dem Modul ging es vor allem um die konkrete Umsetzung https://www.hille-puppille.de der Corona-Maßnahmen bei der Planung von und während Veranstaltungen. Markus Kleymann stellte in einem Impuls- Weitere Kurzvorstellungen vortag vor, dass es in Senden im vergangenen Jahr 25 Ver- anstaltungen an verschiedenen Locations gab. Die meisten „SUCHE OPEN-AIR-BÜHNE, davon fanden draußen statt, z. B. auf der Sommerbühne am BIETE ZEITGENÖSSISCHE Cabrio, im Sendener Bürgerpark, auf dem Sportplatz, auf dem Grundschulhof und in verschiedenen Ortsteilen. Als IMPROVISATIONSKUNST“ wichtigste Grundvoraussetzungen bei der Organisation von Veranstaltungen nannte er den Mut, trotz der schwierigen Spontan meldete sich Christian Berlin vom „Peng! Im- Umstände in die Planung zu gehen und Vertrauen in die protheater“ aus Münster zu Wort. Das Ensemble bespielt verantwortlichen Verwaltungsmitarbeitenden sowie in die Kleinkunstbühnen, war aber auch schon im LWL-Museum Künstler:innen, die vorwiegend aus der Region kamen und zu Gast. Interesse besteht aktuell an Bühnen (wenn mög- zu denen vorher bereits ein gutes Vertrauensverhältnis be- lich mit Technikausstattung) im gesamten Münsterland. stand, außerdem Gelassenheit bei den Veranstaltungen, um www.peng-impro.de sich selbst einen gewissen Handlungsspielraum zu ermög- lichen. Als besonders wichtig hätte sich zudem der gute, „SUCHE HÖRER:INNEN UND vertrauensvolle Kontakt zum Ordnungsamt herausgestellt. MULTIPLIKATOR:INNEN, BIETE PODCAST“ KULTUR TROTZT CORONA Um als Künstlerin auch während der Pandemie sichtbar zu bleiben, kreierte die Autorin, Komikerin und Regisseurin Die Fragen der Teilnehmenden bezogen sich auf die Ren- Gabi Sutter mithilfe eines Stipendiums des Landes NRW tabilität der Veranstaltungen, den Umgang mit dem Ord- den Podcast „Schnabbelründchen“. nungsamt, den Unterschied zwischen freien Akteur:innen und kommunalen Veranstalter:innen und auf die konkrete Derzeit suche sie Zuhörer:innen und Multiplikator:innen. Umsetzung der aktuellen Corona-Regeln, wie z. B. den Außerdem biete sie Impro-Speed-Poetry. Dass das auch Mindestabstand oder die Rückverfolgbarkeit. digital funktioniert, demonstrierte sie sogleich mit einem spontan kreierten Gedicht aus den drei Begriffen des Pu- Da die Zeit nicht zur Klärung aller Fragen reichte, stell- blikums. Zu guter Letzt machte sie auf die „Märchenwerk- te Patrick Pieper mit dem Tool TiM eine Möglichkeit vor, statt“ aufmerksam. Der zweistündige Workshop richtet den Austausch auch nach der Veranstaltung fortsetzen sich an Kinder von sieben bis zwölf Jahren. Interessierte zu können. Mit diesem Online-Tool würde registrierten erreichen Gabi Sutter unter info@gabi-sutter.de
Münsterland e.V. Kulturbüro Kulturcamp Münsterland 2021 7 © Nutzer:innen auf einer internen Seite ein unkomplizierter werden nicht separat kontrolliert. Bei auftretenden Austausch über Touristik-Themen wie z. B. Veranstal- Problemen oder Fragen wird das Ordnungsamt direkt tungsorganisation unter Corona-Bedingungen ermöglicht. einbezogen. Das liefe laut Markus Kleymann besonders reibungslos bei Veranstaltung aus dem eigenen Haus. Bei Hier eine kurze Zusammenfassung der diskutierten Fremdveranstaltern, wie z. B. kleinen Kulturinitiativen, sei Themen und Fragen: der gute Draht zum Ordnungsamt umso wichtiger. Planung von Veranstaltungen – drinnen oder draußen? Markus Kleymann gab an, Veranstaltungen in Senden wei- Rückverfolgbarkeit terhin möglichst draußen zu planen. Vorteil: Hierdurch lie- Die Corona-Schutzverordnung regelt die Rückverfolgbar- ßen sich auch neue Orte für Kulturveranstaltungen entde- keit und wird in Senden so ausgelegt, dass die einfache cken. Die Möglichkeit, eine Veranstaltung nach drinnen zu Rückverfolgbarkeit durch das Eintragen der Kontaktdaten verlegen, sollte bei der Planung jedoch mitgedacht werden. in Listen oder z. B. über die Luca-App erfolge, solange der Mindestabstand eingehalten werden könne. Ließe sich Finanzierung von Kulturveranstaltungen der Mindestabstand nicht einhalten, müsse die beson- In Senden gebe es einen guten Kulturetat, außerdem dere Rückverfolgung gewährleistet werden, bei der jeder würden Fördergelder beantragt (z. B. „Neustart Kultur“, Gast zusätzlich zur Abgabe der Kontaktdaten einen festen ein Förderprogramm der Bundesregierung). Einige Ver- Platz zugeteilt bekäme. anstalter:innen trügen die Finanzierung selbst, dies sei in Senden beispielsweise bei einem Konzert des WDR 5 Ein Teilnehmer forderte mehr Gleichbehandlung von der Fall gewesen. Die Eintrittspreise lägen in Senden für kommunalen und freien Veranstalter:innen, die es bei der Kindertheater bei vier Euro, für Konzerte zwischen 15 und Genehmigung von Veranstaltungen in größeren Städten 25 Euro. Durch die Neueinrichtung eines Online-Ticketsys- oft weitaus schwieriger hätten. Es brauche hier mehr fi- tems (TicketPAY) seien die Tickets zwei Euro teurer gewor- nanzielle und personelle Unterstützung, um den erhöhten den. Einige Veranstaltungen, z. B. Kindertheater, sind nicht Aufwand bei der Planung und während der Veranstaltun- kostendeckend. Hier werde auf Geld zurückgegriffen, das gen ausgleichen zu können. Zum Abschluss dieses Moduls im Kulturetat, z. B. bedingt durch den Ausfall von großen gab Markus Kleymann den Teilnehmenden die Parole mit Stadtfesten, übrig geblieben sei. auf den Weg: „Immer schön mutig sein!“ Genehmigungen durch das Ordnungsamt ZU DEN PRÄSENTATIONEN Ein guter, vertrauensvoller Kontakt zum Ordnungsamt sei sehr wichtig. In Senden werde eine Vorbesprechung vor der Saison gemacht, die einzelnen Veranstaltungen
Münsterland e.V. Kulturbüro Kulturcamp Münsterland 2021 8 ................................... Vermarktung wesentlich einfacher, wenn Angebote direkt online buchbar sind. Für kleine Museen und Veranstalter MODUL 5 gibt es die Möglichkeit, das Buchungssystem des Müns- Kultur und Tourismus – Der Weg terland e.V. zu nutzen und für einen geringen Betrag auf zum gemeinsamen Angebot der eigenen Website einzubinden. Auch wenn es wie eine Selbstverständlichkeit klingt, beton- Mit ten beide Referent:innen wiederholt: Der wichtigste Punkt Birgit Lenter (Geschäftsführerin Havixbeck Marketing) beim Thema Vernetzung von Kultur und Tourismus ist der Dr. Kai Pagenkopf (Geograph und Tourismusberater, Con- gute, verständnisvolle Austausch über alle Ebenen hinweg. sulting-Büro Dr. Kai Pagenkopf) DAS PROJEKT GEGENSEITIGE ERWARTUNGEN UND „DROSTE-LANDSCHAFT : LYRIKWEG“ VERSTÄNDNISVOLLER AUSTAUSCH Als konkretes Beispiel aus der Praxis wurde der Planungs- In diesem Workshop ging es darum, Kulturschaffende und weg des Projekts „Droste-Landschaft : Lyrikweg“ vorge- Touristiker:innen zusammenzubringen, um den Besu- stellt, den Dr. Kai Pagenkopf und Birgit Lenter begleite- cher:innen und Gästen den Weg zum Angebot besonders ten. Dieser wurde in fünf Planungsschritte gegliedert: leicht und attraktiv zu gestalten. Es wurden grundsätz- liche Fragen wie „Was erwarten Kulturschaffende von 1. Klärung der Ausgangssituation (Idee für ein Angebot; Touristiker:innen?“ angesprochen. Anhand guter Beispiele wen möchte ich bei der Planung mit ins Boot holen?) aus der Praxis zeigten die Referent:innen, welche Fakto- 2. Zielgruppenanalyse (Wen möchte ich ansprechen? ren einen kommunikativen Prozess zum Erfolg führen und Personas entwickeln, Customer Journey: Inspiration, wie beide Seiten davon profitieren können. Information, Buchung, Aufenthalt, Reflexion) 3. Entwicklung der Service- und Leistungskette (neben Die Runde begann mit der Klärung dem eigenen Angebot weitere Faktoren wie grundsätzlicher Fragen: Cafébesuche, Übernachtungsmöglichkeiten mitdenken) 4. Musterablauf (z. B. Wie bewegt sich ein Gast durch eine Wer oder was sind Touristiker:innen? Ausstellung? Was kann ich meinen Gästen für die Touristiker:innen sind zum einen die Anbieter:innen, die Planung eines gelungenen Tages empfehlen? touristische Angebote schaffen, zum anderen die institu- Zielgruppe vor Augen haben) tionellen Strukturen, die sich auf verschiedenen Ebenen 5. Vermarktung und Organisation (Welche Medien nutze um die Organisation und die Vermarktung der Angebote ich? Welche Partner binde ich mit ein?) kümmern. Dazu zählen z. B. städtische Tourist-Informatio- nen oder der Münsterland e.V. für die Region Münsterland. Der hohe Aufwand wird durch ein gut durchdachtes kul- Was erwarten Kulturschaffende von Touristiker:innen? turelles und touristisches Produkt gerechtfertigt, das zu- Sie erwarten Informationen über weitere Angebote in der gleich mit dem Aufbau eines Netzwerks von unterschied- Umgebung, um den Gästen zusätzlich zum eigenen Produkt lichen Akteur:innen aus der Region verknüpft ist. Im Fall einen Mehrwert bieten zu können. Dafür sind der Austausch des Lyrikweges planten Kulturschaffende, Touristiker:in- untereinander und die Netzwerkbildung sehr wichtig. Denn nen sowie Expert:innen aus Übernachtungsbetrieben und nur, wenn man eine gemeinsame Sprache spricht und weiß, Museen gemeinsam. was die unterschiedlichen Gruppen voneinander erwarten, führt die Zusammenarbeit zum Erfolg. Außerdem profitieren Kulturschaffende von der Vermarktung durch Touristiker:in- NEUE MÖGLICHKEITEN nen und deren großer Reichweite. DER VERMARKTUNG Was erwarten Touristiker:innen von Kulturschaffenden? Als weiteres gutes Vermarktungsbeispiel wurde „Dein Sie erwarten eine offene und verständnisvolle Kommu- Potsdam Blog“ vorgestellt – ein Online-Format zur Ver- nikation, bei der die Inhalte, die die Kulturschaffenden marktung der Potsdamer Kulturlandschaft, bei dem zu ihren Projekten weitergeben, kurz und gut aufbereitet Besucher:innen aus der eigenen Sicht das Erlebte be- sind. Denn Touristiker:innen können die Projekte nur dann schreiben und davon erzählen. Weitere Möglichkeiten für gut vermarkten, wenn die zu vermittelnden Informationen nicht zu sehr in die Tiefe gehen. Außerdem macht es die
Münsterland e.V. Kulturbüro Kulturcamp Münsterland 2021 9 die Vermarktung sind z. B. eine gute Website, Podcasts, ................................... Blogs, Vlogs, Videos, Litfaßsäulen-Werbung, Instagram, Werbeflächen auf Bussen oder Zeitungsbeiträge – immer MODUL 6 mit dem Ziel, das Angebot sichtbar zu machen und an die Ideen- und Projektbörse Teil II eigene Zielgruppe zu kommunizieren. Auch hier bietet das Agieren innerhalb eines Netzwerks deutlich mehr Mög- „Suche Kunst, biete Bühne“ lichkeiten als ein Alleingang. Moderation: Simone Schiffer (Kulturbüro Münsterland) Wichtig für einen gute Kommunikation zwischen Kultur- schaffenden und Touristiker:innen ist es, den Austausch frühzeitig aktiv zu suchen – so fühlen sich die Touristi- NEUER FOKUS, NEUE ZIELGRUPPE – ker:innen stärker mit dem Projekt verbunden und können es einfacher vermarkten. DAS BEISPIEL NOTTULN Im zweiten Teil der Ideen- und Projektbörse betraten ver- KONKRETE TIPPS FÜR AKTEUR:INNEN schiedene Kulturveranstalter:innen die virtuelle Bühne. Den Anfang machte Lea Jockisch, die seit Januar 2020 das Der Austausch der verschiedenen Akteur:innen auf allen neu geschaffene Amt der Kulturkoordinatorin in Nottuln Ebenen und auf Augenhöhe sowie mit dem Verständnis für- bekleidet. Sie erläuterte, dass die Kultur mit dem neuen einander sollte bei Planungsprozessen ganz oben stehen. Markenkonzept („Natur, Kultur, Genuss“) stärker in den Fo- kus gerückt und einer breiteren, auch jüngeren Zielgrup- Handlungsempfehlung an die Kulturschaffenden: pe zugänglich gemacht werden soll. Bislang hätten sich • Touristiker:innen frühzeitig mit ins Boot holen kulturelle Veranstaltungen der Gemeinde auf Volksfeste • Informations- und Bildmaterial für sie und die Presse beschränkt (z. B. Weinfest, Martinimarkt), das restliche gut aufbereiten Kulturangebot sei durch ehrenamtliche Kulturschaffende • Netzwerke um das eigene Projekt bilden organisiert worden. Das soll sich mit der kulturellen • den persönlichen Kontakt zu den Mitwirkenden pflegen Neuausrichtung ändern. Dafür werden engagierte Kunst- Außerdem kann es für kleine Kulturinitiativen oder freie und Kulturschaffende gesucht, die innovative zeitgemäße Kulturschaffende sinnvoll sein, sich mit anderen Gleich- Kunst- und Kulturprojekte umsetzen möchten. gesinnten zusammenzuschließen, um ein gemeinsames Sprachrohr zu schaffen und Interessen besser vertreten Zu den bespielbaren Bühnen zählen sowohl Orte, die kultu- zu können (z. B. moNOkultur in Münster). rell bislang weniger belebt waren, beispielsweise der Stift- platz im historischen Ortskern und der Rhodepark. Auch Handlungsempfehlung an die Touristiker:innen: Kultur- und Bürgerzentren wie die Alte Amtmannei (der • Sich gegenseitig besser auf dem Schirm haben Saal im Obergeschoss fasst bis zu 120 Personen) und das • Mitdenken, dass Kulturarbeit in den verschiedenen Bürgerzentrum Schulze Frenkings Hof (mit einem Saal für Städten und Gemeinden sehr heterogen organisiert ist bis zu 199 Personen) stünden für kulturelle Veranstaltungen und oft auch Ehrenamtliche die Arbeit schultern müssen zur Verfügung. Eine mobile Bühne (mit insgesamt sechs • Kultur als identitätsstiftendes Merkmal einer Region Quadratmetern bespielbarer Fläche) bietet der sogenannte begreifen Kulturcontainer. Er könne von Kulturschaffenden, Einzel- personen und Vereinen für Konzerte, Ausstellungen, Perfor- ZUR PRÄSENTATION mances und andere kulturelle Angebote gemietet werden. Einzige Voraussetzung sei auch hierfür ein Stromanschluss.
Münsterland e.V. Kulturbüro Kulturcamp Münsterland 2021 10 Der Transport des Containers könne auf Honorarbasis von Vernetzung – auch, um praktische, logistische Fragen zu einer Nottulner Spedition übernommen werden. klären. Hinske-Mehlich betonte, dass Zusammenhalt und Vernetzung der Kulturszene, auch gemeindeübergreifend, … STÖSST AUF INTERESSE wichtig seien – nicht nur in pandemischen Zeiten, sondern auch angesichts generell knapper personeller Ressourcen der Kommunen. Fragen der Teilnehmenden betrafen unter anderem den Kulturcontainer und die Finanzierung der gezeigten Kunst. Präsentation von Lea Jockisch, Gemeinde Nottuln Lea Jockisch erläuterte, dass sich Kunstschaffende für eine Kulturförderung der Gemeinde bewerben können. Viele Vereine und Kunstschaffende organisierten sich aber ................................... auch selbst. Auf weitere Nachfrage erläuterte sie, dass grundsätzlich alle Räumlichkeiten der Gemeinde genutzt MODUL 7 werden können, auch das Gymnasium, beispielsweise für Kunst im öffentlichen Raum 2 – Musikunterricht und Theaterproben. Konkrete Anfragen dafür könne sie weiterleiten (jockisch@nottuln.de). Kunst gestaltet Zukunft Mit MIT DER KULTURKARTE DAS VOLLE Dr. Yasmine Freigang (LWL, Kultur in Westfalen) PROGRAMM ZUM HALBEN PREIS Daniela Schlüter (Freie Künstlerin und Kuratorin) Im zweiten Teil der Projektbörse stellte Melanie Hinske- KUNST GEGEN AUSBLUTENDE Mehlich (melanie.hinske-mehlich@rosendahl.de), Kultur- verantwortliche der Gemeinde Rosendahl, Auszüge aus INNENSTÄDTE dem Rosendahler Kulturprogramm vor. Dazu gehört seit Als Kunst im öffentlichen Raum (KiöR) wird auch hier, wie 2006 eine Kulturkarte, die Inhaber:innen „volles Programm in Teil 1, definiert: zeitgenössische, bildende Kunst wie für die Hälfte des Eintrittspreises“ bietet. Derzeit werde Skulpturen, Installationen, Graffiti, Brunnen etc. Aus- gezielt nach Ersatz für die Liederabende im Sitzungssaal drücklich nicht gemeint sind Mahnmale, Gedenkstätten, des Rathauses gesucht, die im November 2020 zum letzten Kunsthandwerk, Dorfschilder von Heimatvereinen etc. Mal stattfanden. Der Fokus soll zunächst auf Formaten Kunst im öffentlichen Raum ist die öffentlichste aller wie Theater oder Krimi-Dinner liegen. Abende mit Ka- Künste: kostenlos, für alle frei zugänglich, vergleichbar barettliedern und Klavierbegleitung seien mittelfristig mit Pflanzen und Gebäuden. ebenso denkbar. Auch jüngere Zielgruppen sollen künftig verstärkt angesprochen werden, denn bislang seien die Das Modul basierte auf folgenden Fragestellungen: Kulturkarten-Inhaber:innen durchschnittlich 65 Jahre alt. • Wie wünschen wir uns Kunst im öffentlichen Raum in der Zukunft? VERNETZUNG UND AUSTAUSCH • Wie muss der theoretische Überbau aussehen? • Wie können wir „ein gutes Morgen schaffen“ und Lisa Tschorn, bildende Künstlerin mit dem Schwerpunkt welche Chancen birgt Kunst im öffentlichen Raum? Performancekunst, machte auf zwei ihrer Comedy-Büh- nenprogramme und auf das eher experimentelle Format Die Umgestaltung der Innenstädte wurde angesprochen „Praxis Doktor Kunst“ aufmerksam. Spontan stellte sich und die einhellige Meinung war, dass die Innenstädte Peter Hägele vom Theater im Begegnungszentrum in der nicht „ausbluten“ dürften. Städte müssten wieder einzig- Meerwiese Münster vor. Das Stadtteilkulturbegegnungs- artig gemacht werden, auch durch Subkultur. Die Refe- zentrum im Norden von Münster sucht aktuell neue Ideen rentinnen warfen die Frage in den Raum, was Kunst und für das Abendprogramm (meerwiese@stadt-muenster. Kultur dazu beitragen könnten. de). Per Chat machte auch die Friedenskapelle in Münster als Konzertraum auf sich aufmerksam, Anfragen an kontakt@friedenskapelle.ms. Was in der zweiteiligen Projektbörse deutlich wurde, war der Bedarf an direktem Austausch und einer Plattform zur
Münsterland e.V. Kulturbüro Kulturcamp Münsterland 2021 11 © Stichworte zur Vision aus Sicht von Künstler:innen und Konsens bestand sowohl bei der Wichtigkeit als auch der Kulturschaffenden: Chance, kulturtouristische Aspekte stärker zu berücksich- „Die Städte sind nicht mehr für Menschen gemacht.“ // tigen. „Gegenwartskunst soll darstellen, was Menschen umtreibt.“ Das Einbinden von Fachleuten, auch in speziellen Einzel- // „Nachhaltige lebenswerte Städte sollen geschaffen bereichen (z. B. Handwerk, Vermittlung, Finanzierung), werden, indem mit Kunst gespielt wird.“ // „Die Kunst soll wurde für die Zukunft als unverzichtbar befunden. Zu- dem Bürger auf den Leib rücken.“ // „Die Städte und Orte dem seien öffentliche Räume nie fertig, sie könnten sich sollen interdisziplinär neu gedacht werden.“ immer wieder und weiter wandeln. Stichworte zur Vision aus Sicht von Verwaltung Es gab den Hinweis aus dem Plenum, dass bisher von Me- und Politik: tropolen oder Kleinstädten gesprochen wurde. Im „richtig „Alle haben den gemeinsamen Willen, KiöR für alle ge- ländlichen“ Raum gäbe es keine Flaneure – da führen die deihlich zu machen.“ // „Alle übernehmen Verantwortung meisten Menschen mit dem Auto. Man solle jedoch auch für den öffentlichen Raum.“ // „Kommunen brauchen die Kunst im Naturraum berücksichtigen. Als Beispiel wur- de die Gegend rund um das DA Kunsthaus Kloster Graven- Fachleute für Kunst und ein Konzept.“ // „Verantwort- horst und ihre kulturtouristischen Potentiale genannt. lichkeiten und Zuständigkeiten in der Verwaltung müssen ressortübergreifend geklärt sein.“ Abschließend wurde der enorme Kommunikations- und Zeitaufwand bei Projekten mit Kunst im öffentlichen ÖFFENTLICHE RÄUME SIND (WIEDER) Raum betont. SOZIALRÄUME Es solle mehr Verantwortung an die Gemeinschaft ge- geben werden, etwa durch den Einsatz von „Pat:innen“, Es wurde die Aussage diskutiert, dass Innenstädte sich welche die Kunstwerke instand halten. Bei der Anschaf- immer mehr ähnelten und keinen individuellen Gestal- fung von Kunst für den öffentlichen Raum sollten die tungsspielraum mehr anbieten würden. Die Referentinnen spezifischen Bedarfe und Möglichkeiten der jeweiligen schlugen vor, die Innenstädte mit Expert:innenteams zu- Orte berücksichtigt werden. Als zukünftiger Wunsch an nächst zu begehen. Der Impuls zum Initiieren von inter- die Verwaltungsebene wurde eine ressortübergreifende disziplinären Stadtteilspaziergängen wurde vom Plenum Verantwortung in den Kommunen formuliert. Zugleich sehr begrüßt. solle auch temporäre Kunst dokumentiert werden. Eine Antwort auf die Frage, wie man Sozialräume und ZUR PRÄSENTATION stärkere Identität schaffen könne, sei nur über Kommuni- kation, Transparenz und Partizipation zu erlangen.
Münsterland e.V. Kulturbüro Kulturcamp Münsterland 2021 12 ................................... führten aus, dass Zielgruppen im digitalen Raum leichter zu erweitern seien als analog, denn in digitalen Räumen MODUL 9 treffe man ein Publikum auch außerhalb „der eigenen Involvierende Räume – Potentiale Standard-Bubble“ an. digitaler Kulturangebote Die Einbindung des Publikums stellte sich als der we- sentliche Mehrwert digitaler Angebote dar. Auch inner- Mit halb des Workshops bestätigte sich, dass es bei vielen Anna Schlottbohm (Filmwerkstatt Münster e.V.) Kulturschaffenden wie auch beim Publikum noch großen Jenny Bohn (Burg Hülshoff - Center for Literature, Respekt vor der Technik gibt und man von unterschied- Projekt „Digitale Burg“) lichen Medienkompetenzen der Teilnehmenden in digita- MÖGLICHKEITEN DER SOZIALEN len Räumen ausgehen muss. INTERAKTION UND MITGESTALTUNG Auf großes Interesse stieß auch der Aspekt hybrider Forma- te: Kann das Publikum vor Ort mit digitalem Publikum ver- In diesem Workshop ging es um Chancen und Heraus- mengt werden, etwa bei einer Museumsführung oder einem forderungen von Kunst im digitalen Raum. Die beiden Theaterstück? Wie sieht dann der Hybrid aus? Die Refe- Referentinnen arbeiten zurzeit an Digitalprojekten, die in rentinnen sprachen sich dafür aus, auch diesbezüglich in unterschiedlichen Entwicklungsphasen stehen. In ihrem Verbünden zu arbeiten, Synergien zu schaffen, sich online Vortrag gaben sie gemeinsam ihr gebündeltes Wissen zu zusammenzuschließen und darüber zu beraten, gemeinsam digitalen Räumen an die Teilnehmer:innen weiter. die Tools anzuschauen und die Kosten für Zugänge und Die Corona-Pandemie habe gezeigt, dass die einfache Über- Accounts zu teilen. „Es muss ja nicht jeder das Rad neu er- tragung analoger Projekte und Veranstaltungen zu digita- finden.“ Ein Plädoyer für solidarischen Wissenstransfer. len Formaten oftmals nicht funktioniere. Die technischen Als weiterer wichtiger Punkt stellte sich heraus: Das Digi- Möglichkeiten machten jedoch interdisziplinäre Zusammen- tale ermöglicht eine unsichtbare Teilnahme. Jenny Bohn: künfte sehr einfach. Synergien könnten unkompliziert ent- „Wir sind auf eine neue Zielgruppe gestoßen: Den:die stehen und genutzt werden. Der Fokus wurde hier auf die Learker:in.“ Gemeint waren passive oder stille Mitleser:in- Möglichkeiten, aber auch auf die Herausforderungen der nen. Menschen könnten ad hoc reinschnuppern oder auch sozialen Interaktion und Mitgestaltung digitaler Räume ge- langfristig dabei sein, ohne sich zu zeigen. Das sei sehr legt – und worin diese bestehen. Die Referentinnen führten involvierend für interessierte Menschen, die bestimmte die folgenden zehn Potentiale von involvierenden, digita- kulturelle Codes befürchten, die sie nicht kennen oder len Räumen aus, die sich bei der Arbeit an ihren Projekten nicht bedienen wollen oder sich nicht willkommen fühl- herausgestellt haben: ten. Diese Barriere könne durch digitale Räume abgebaut 1. Zielgruppe: Annäherung & Erweiterung werden und eine spätere analoge Teilnahme ermöglichen. 2. Ortsunabhängigkeit 3. Niedrigschwelliger Zugang „DAS PUBLIKUM WILL MITGESTALTEN.“ 4. Übersetzung ins Digitale 5. Onboarding Eine Frage aus dem Plenum bezog sich auf die Evaluation 6. UI & UX, Benutzererlebnis digitaler Veranstaltungsformate: Wie finde ich heraus, wie 7. Mitgestaltung es meinem Publikum gefallen hat? Wer war von Anfang 8. Synergien bis Ende dabei? Wie und wo erhalte ich die entsprechen- den Daten? Die Ausführungen zu den Tipps und Tools der 9. Begegnung Referentinnen sind auf dem Miro Board zu finden. 10. Abrufbarkeit /Archivierung Daneben stellten die Referentinnen noch einen weiteren „DIE REICHWEITE ERHÖHT SICH. Vorteil heraus, den sie beim Arbeiten an ihren Projekten bemerkt hatten: Das Nachdenken über Zielgruppen und DAS PUBLIKUM KANN ANDERS das Planen des Onboardings sei zugleich ein Reflexions- PARTIZIPIEREN.“ prozess für die Kulturschaffenden selbst. Zudem gestalte- ten auch die teilnehmenden Gruppen ihren digitalen Raum Die Nutzung digitaler Räume und ihrer Technik ermöglich- und befänden sich somit ebenfalls in einem kreativen ten eine erweiterte Ansprache und bedeuteten mehr Wis- sen über die jeweiligen Zielgruppen. Die Referentinnen
Münsterland e.V. Kulturbüro Kulturcamp Münsterland 2021 13 Prozess. Das Fazit der Referentinnen: Das Publikum will ................................... und muss mitgestalten. Und sei es nur durch den Chat oder die Kommentarfunktion. Es sei aber sehr viel mehr MODUL 10 als nur das vorstellbar! „Verwaltung des Mangels“ oder Darüber hinaus thematisierten die Workshop-Teilneh- aktive Gestaltung des kulturellen mer:innen das noch nicht vorhandene Gefühl für Aufwand Lebens? und Kosten. Die Referentinnen sprachen sich dafür aus, dass digitale Angebote etwas kosten dürften und müss- Mit ten. Denn sie erforderten ebenso wie analoge Angebote Silke Althoff (Leitung Kulturbüro, Stadt Dülmen) zeitlichen und personellen Aufwand. Eine mögliche Finan- Janis Große-Wöstmann (Kulturmanager, zierung sei das Bezahlmodell „Pay what you want“ / „Zahl Gemeinde Neuenkirchen) so viel du willst“. Michael Langer (Kulturkreis Everswinkel) SYNERGIEN NUTZEN UND SELBSTVERSTÄNDNIS UND AUFGABEN INTERDISZIPLINÄR DENKEN KOMMUNALER KULTURVERWALTUNG Außerdem plädierten die Referentinnen für ein Stipen- IM MÜNSTERLAND dium für Künstler:innen, durch das sie lernen, wie sie sich in der digitalen Welt bewegen können. Darüber hinaus In diesem Modul ging es um das Selbstverständnis und die gaben sie die eindeutige Empfehlung: „Tauscht euch aus! Aufgaben kommunaler Kulturverwaltung im Münsterland Vernetzt euch! Tut euch zusammen in Foren und Gruppen, und darum, wie die Kulturarbeit bei allen Unterschieden in lernt voneinander! Schreibt euch an und fragt, wie die der strukturellen Organisation funktionieren kann. Gerade anderen es machen.“ auch in Zeiten von Corona, in denen die kommunalen Kul- turämter vor neue Herausforderungen gestellt, aber auch Die Referentinnen vermittelten ihre Erfahrung aus ihren an ihre besondere Verantwortung erinnert wurden, da sie jeweiligen Rechercheprojekten: Es gäbe eine große Ak- oft die einzigen handlungsfähigen Kulturträger waren. zeptanz für Dinge, die noch nicht „perfekt“ funktionieren. Jedem sei klar, dass Digitalisierung ein Prozess sei. Aus- Dies wurde an den sehr unterschiedlichen Beispielen probieren sei ausdrücklich erwünscht: „Traut euch!“ der Stadt Dülmen und der Gemeinden Neuenkirchen und Everswinkel praxisnah vorgestellt. Im Anschluss tausch- Die Referentinnen richteten den Appell an das Kultur- ten sich die Teilnehmenden über ihren Alltag und Bedarfe camp-Publikum: „Nehmt Kontakt zu eurem Publikum im Bereich Kulturarbeit aus. auf! Haltet den Kontakt!“ Sie warnten vor Kopfgeburten. Man solle nicht an Gruppen vorbei konzeptionieren. Im Der Praxisbezug stand bei diesem Modul im Vordergrund Digitalen könne man durch Chats, Kommentarfunktion, und wurde von Silke Althoff eingeleitet durch die Einord- Umfragen, interaktive Ideen etc. viel leichter Kontakt auf- nung der positiven Entwicklungen, aber auch der Heraus- nehmen und im Gespräch bleiben. forderungen in der kommunalen Kulturarbeit während der Corona-Pandemie. Zum einen gab es neue kreative, teils NEUE NUTZER:INNEN IM VISIER digitale, teils Open-Air Formate, eine bessere regionale und überregionale Vernetzung der Akteur:innen, größere Rück- Viele Orte, speziell historische Gebäude wie auch die Burg sichtnahme aufeinander bei Veranstaltungen sowie ein grö- Hülshoff, seien nicht barrierefrei und/oder schlecht mit ßeres Bewusstsein für den Wert der Kultur bei den Gästen. öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Deshalb soll die Auf der anderen Seite wurde aber auch deutlich, welche Digitale Burg des Center for Literature ein ortsunabhän- Schwächen kommunale Kulturarbeit aufweist – unflexible giges und barrierearmes Angebot sein und Interessierte Fördermöglichkeiten, finanzielle Sorgen durch das Weg- animieren, sich aktiv zu beteiligen. Zudem sei die Chance brechen von Einnahmen bei den Städten insgesamt, Sorge groß, eine junge Zielgruppe zu erreichen, die bisher nicht um die Erreichbarkeit der Zielgruppen, die sich an wenig „Nutzer:innen“ von Hochkultur sind. Die Referentinnen bis keine Kulturangebote gewöhnt haben, Digitalisierung empfahlen abschließend, das Publikum in die Dramaturgie der Verwaltungen, Bereitstellung von digitalen Lösungen der Projekte mit einzubeziehen und nicht nur als Endkon- und Schulung des Personals. sument:innen zu betrachten. ZUR PRÄSENTATION ZUM MIRO-BOARD
Münsterland e.V. Kulturbüro Kulturcamp Münsterland 2021 14 DAS BEISPIEL NEUENKIRCHEN: DER Schule und Sport, Stadtbücherei, Musikschule, VHS und Archiv angegliedert ist. Diese Verwaltungsstruktur er- KULTURELLE „GEMISCHTWARENLADEN“ möglicht die enge Zusammenarbeit mit diesen Bereichen und auch außerhalb der Verwaltung gibt es laut Althoff © Durch die Vorstellung der Kulturarbeit in den drei Beispiel- eine gute Vernetzung. Auf politischer Ebene ist der Kul- Gemeinden bzw. der Beispiel-Stadt wurde der konkrete turausschuss zuständig. Ebenso wie in Neuenkirchen sei Praxisbezug hergestellt. Den Anfang machte Janis Große- das Vertrauensverhältnis zur Fachbereichsleitung und Wöstmann, Kulturmanager der Gemeinde Neuenkirchen, zum Bürgermeister gut und die Kommunikation in flachen der seine kommunale Kulturarbeit als eine Art „Gemischt- Strukturen möglich. warenladen“ beschrieb. Er selbst ist Kulturbeauftragter, Geschäftsführer des ansässigen Verkehrsvereins und über- In der Regel werden jährlich rund 80 Veranstaltungen nimmt außerdem Aufgaben aus der Wirtschaftsförderung. organisiert, von denen der überwiegende Teil Koopera- Dies bedeutet zum einen viel Arbeit, aber auch eine sehr tionen sind mit nicht-kommunalen Kulturschaffenden gute Vernetzung dieser Bereiche und flache Strukturen. So und Akteur:innen, Vertreter:innen aus lokaler Wirtschaft sind die Kommunikationswege zum Bau- und Ordnungs- und Einzelhandel, z. B. dem UnternehmerKulturKreis. amt oder zum Bürgermeister sehr kurz. Die Zuständigkeit in Das Kulturteam versteht sich selbst als Organisator von der Verwaltung liegt beim Ausschuss für Schule, Sport und Kulturveranstaltungen, aber auch als Dienstleister für Kultur. Hier wird das Kulturprogramm einmal im Jahr vorge- nicht-kommunale Kulturschaffende und somit als Motor, stellt und besprochen. Das Programm beläuft sich auf etwa Koordinator und Impulsgeber einer gesamtstädtischen 18 Veranstaltungen im Jahr, zu denen Kabarett, Comedy, Kulturentwicklungsplanung und ihrer Umsetzung. Es hat Musik und ein jährliches Open-Air mit bis zu 1000 Besu- die Vernetzung der einzelnen Akteur:innen im Fokus und cher:innen zählen. Für kleinere Veranstaltungen wird der möchte Kulturschaffenden eine Plattform bieten. Dies Ratssaal mit einer Kapazität für 100 bis 130 Besucher:innen gelingt z. B. durch Stammtische, Kulturkonferenzen, die genutzt, da es keine Veranstaltungshalle gibt. Kulturdachmarke ku[d (gemeinsames Marketing des ge- samten Kulturangebots in Dülmen) und die Mitgliedschaft Der Etat der Gemeinde Neuenkirchen für Kulturarbeit bei KiD – Kulturschaffende in Dülmen. liegt bei 62.000 Euro (2021). Gemäß dem Selbstverständ- nis der Gemeinde hat Kultur einen hohen Stellenwert, Herausforderungen in ihrer Arbeit sieht Silke Althoff in weshalb sie ihren Bürger:innen ein gutes kulturelles Pro- der touristischen Vermarktung der Angebote, die deutlich gramm bieten möchte. besser sein könnte, sowie im Umgang mit der finanziellen Lage nach Corona. Zugleich könnte die Pandemie zu Nach- Grundsätzlichen werden alle Kulturveranstaltungen in wuchsproblemen beim Ehrenamt und somit der Schwä- Neuenkirchen auf kommunaler Ebene geplant. Zudem wer- chung oder des Wegbrechens der vielen kleinen Vereine den für Ausstellungen oder das Stadtfest der Musikverein und Initiativen führen. Kulturelle Vielfalt, Diversität und oder kleine Kunst- und Kulturinitiativen hinzugebucht. klimaneutrale Veranstaltungen sollten und müssten stär- ker in den Blick genommen werden. Außerdem wünscht MEHR ALS NUR WILDPFERDE – sie sich seitens der Politik mehr konstruktive Kritik und Kontrolle, um nicht nur „im eigenen Saft zu braten“. IN DÜLMEN Silke Althoff hat die Leitung des Kulturteams mit sieben Mitarbeiter:innen (4,38 Vollzeitäquivalente) der Stadt Dülmen inne, das im Fachbereich Bildung gemeinsam mit
Münsterland e.V. Kulturbüro Kulturcamp Münsterland 2021 15 OHNE EHRENAMT GEHT HIER NICHTS – z. B. Streaming-Dienste bei den jüngeren Zielgruppen nach und nach den Platz der Kultur einnehmen. DER KULTURKREIS EVERSWINKEL Horst Breuer vom Kulturamt der Stadt Warendorf stellte Michael Langer ist Mitglied des ehrenamtlich getragenen die Kulturarbeit in Warendorf als eine Mischung aus den Vereins Kulturkreis Everswinkel, der 1996 von 13 Kultur- Strukturen in Dülmen und Everswinkel vor. Von der Anzahl interessierten mit dem Ziel gegründet wurde, Kulturver- und dem breiten Spektrum an Kulturveranstaltungen und anstaltungen zu organisieren. Der Verein mit heute 30 den Kooperationen mit Vereinen ähnele die kommunale aktiven Mitgliedern ist in eigenständige Arbeitskreise Kulturarbeit jener in Dülmen. Mit Blick auf den Bereich (Bildende Kunst, Theater und Kabarett, Musik, Literatur, Theater ließen sich dagegen eher Parallelen zu Everswin- Kinder und Jugendliche, Technik) aufgeteilt, die bei der kel ziehen. Dort bekomme der Theater am Wall e.V. einen Auswahl der Künstler:innen und der Durchführung der Spielzeitkostenzuschuss der Stadt von 7.000 Euro jährlich. Veranstaltungen freie Hand haben. Der Vorstand koordi- Zusätzlich werde dem Verein durch die Stadt Warendorf niert den Verein und ist für die Finanzen zuständig. Die ein spielfertiges Theater inklusive aller Unterhaltungs- finanzielle Unterstützung der Gemeinde beträgt 7.000 kosten und Personaldienstleistungen zur Verfügung ge- Euro jährlich, wobei es ansonsten keine weitere kommu- stellt. Der gesamte Kulturbetrieb werde finanziell durch nale Kulturarbeit in Everswinkel gibt. Weitere finanzielle das Kulturbüro der Stadt abgewickelt. Dies funktioniere Mittel kommen durch die Mitgliederbeiträge von 15 Euro seit 20 Jahren sehr gut mit einer Auslastung von 80 bis 95 im Jahr, von Eintrittsgeldern, überregionalen Zuschüssen Prozent. Neben der laufenden Kulturarbeit nehme Waren- und Spenden. Die Vereinsmitglieder arbeiten mit insge- dorf als Vision im Bereich kulturelle Bildung die Dritten samt 2.000 bis 2.500 Arbeitsstunden im Jahr ausschließlich Orte (vgl. Modul 11) in den Fokus, so Breuer. Die Menschen ehrenamtlich. Insgesamt hat der Kulturkreis in 25 Jahren im kleinstädtischen Bereich bräuchten freie Orte der kul- 340 Veranstaltungen mit rund 65.000 Besucher:innen ver- turellen Begegnung ohne dass ein kommerzieller Zwang anstaltet. dahinterstehe. Das habe die Corona-Pandemie sehr deut- lich gezeigt. Die Zusammenarbeit mit der Gemeinde könnte aus Micha- el Langers Sicht nicht besser laufen. Einmal im Jahr be- kommt die Gemeinde den Programmplan fürs kommende „UND WENN’S MAL NICHT SO GUT und eine Veranstaltungsbilanz für das abgelaufene Jahr KLAPPT?“ und muss dem jährlichen Zuschuss in den entsprechen- den Gremien zustimmen. Dieser wurde kürzlich für das In den Beiträgen wurde die Zusammenarbeit der Kultur- Jahr 2022 auf 10.000 Euro erhöht. Ansonsten ist der Verein büros und der Kulturvereine mit der Verwaltung durch- frei, was die Gestaltung der Kulturarbeit angeht. weg als gut und vertrauensvoll beschrieben. Was macht Während der Corona-Pandemie stellte der Verein das man aber als freier ehrenamtlicher Kulturverein, wenn Angebot auf digitale Veranstaltungen um. Dabei kam ihm die Kommunikation mit der Verwaltungsebene nicht gut seine Mitgliederstruktur zugute: Die 30 Mitglieder haben läuft? Konkret diskutiert wurde die Frage: „Wie kann es laut Langer ein so breites Know-how, dass sie sich z. B. gelingen, der Politik klarzumachen, dass Kultur nicht nur bei der Erschließung neuer digitaler Techniken selbst nettes Beiwerk und Freizeitgestaltung, sondern Bildungs-, helfen und dementsprechend relativ unproblematisch Wirtschafts- und Tourismusförderung ist?“ Nach Aus- digitale Veranstaltungen umsetzen konnten. sage von Michael Langer sei die Kommunikation mit den richtigen Leuten sehr wichtig. Wenn man den:die Bürger- Das Angebot zum Austausch unter den Fragestellungen meister:in oder Entscheidungsträger:innen in der Politik „Wie ist Kulturarbeit bei euch strukturiert? Wie sieht euer und Wirtschaft für seine Sache gewinnen könne, sei vieles Selbstverständnis aus? Welche Handlungsfelder sind in einfacher. Zukunft für die kommunale Kulturverwaltung wichtig?“ wurde rege genutzt. Es wurde die Notwendigkeit ange- Als weiterer Tipp wurde auf die Fachtagung für Kultur sprochen, Menschen so früh wie möglich an die Kultur und Kommunalpolitik der LWL-Kulturabteilung unter der heranzuführen. Veranstaltungen für Kinder und Jugend- Leitung von Dr. Yasmine Freigang hingewiesen. liche sollten nicht nur als Zuschussgeschäft verstanden werden, sondern auch als Investition in die Zukunft. So lasse sich dem allgemeinen Trend entgegenwirken, dass
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