Öffentliche Beteiligung: Der Auftakt - Quartiere am Volkspark Sommer/Herbst 2021 Science City Hamburg Bahrenfeld - Science City Hamburg ...
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Quartiere am Volkspark Öffentliche Beteiligung: Der Auftakt Sommer/Herbst 2021 Science City Hamburg Bahrenfeld 01
Inhaltsverzeichnis 6 Entwicklungsvorhaben Die Science City Hamburg Bahrenfeld 10 Online-Beteiligung 10 | Online-Beteiligung 16 1. Science City Werkstatt Science City der Nachbarschaften 28 2. Science City Werkstatt Wissen, Arbeit, Leben 16 | 1. Werkstatt 38 3. Science City Werkstatt Science City erreichen und vernetzen 52 Kinder- und Jugendworkshops 56 Quartiersqualitäten und Prüfaufträge 28 | 2. Werkstatt 66 Impressum 38 | 3. Werkstatt 52 | Kinder und Jugend- Workshops
6 7 Entwicklungsvorhaben Die Science City Östlich schließt sich der Bereich der Universi- tät Hamburg an (rot), der ausgehend von den vorhandenen Universitätsgebäuden (Fach- Hamburg Bahrenfeld bereich Physik) deutlich größeren Raum als bisher einnehmen wird und weitere Fach- bereiche (Chemie), Institute (Biologie) und wissenschaftliche Einrichtungen auf beiden Seiten der Luruper Chaussee erhält. Nörd- lich verantwortet die Hamburg Invest Wirt- schaftsförderungsgesellschaft (HIW) einen ‚Innovationspark Altona‘ (grau). In den kommenden Jahrzehnten entsteht mit Vier Teilbereiche der Science City der Science City Hamburg Bahrenfeld eines Die Grundüberlegungen für die Science Im Bereich der heutigen Trabrennbahn und Tochter der HafenCity Hamburg GmbH, die der größten und anspruchsvollsten Stadt- City beruhen auf verschiedenen Vorprozes- der Kleingärten am Schulgartenweg und am wiederum vollständig der Freien und Hanse- entwicklungsvorhaben Hamburgs. Direkt sen, die in ein ‚Zukunftsbild‘ mit ersten Ide- Holstenkamp entstehen Quartiere (grün) mit stadt Hamburg gehört und mit der Entwick- am Volkspark Altona gelegen, verbindet en einflossen, das 2019 vorgestellt wurde. überwiegender Wohnnutzung, aber auch lung der HafenCity langjährige Erfahrung bei die Science City internationale Spitzenfor- Dazu gehört, dass die Science City aus vier wissenschaftlichen Einrichtungen, Einzel- der Umsetzung neuer Stadtteile hat. Aufgabe schung, Lehre und innovative Unternehmen Teilbereichen mit jeweils eigenem Charak- handelsangeboten, einer Schule, Spielplät- der städtischen Gesellschaft ist es darüber mit lebendigen Wohnquartieren. In dem ter besteht. Alle Bereiche werden von ver- zen sowie öffentlichen Treffpunkten und hinaus, die Entwicklung sämtlicher Teilberei- neu entstehenden Stadtraum wird es neben schiedenen Akteur:innen verantwortet, sie Plätzen. Für diese ‚Quartiere am Volkspark‘ che zusammenzuführen und in enger Koope- tausenden Wohnungen auch Sport-, Frei- ergänzen und überlagern sich aber räumlich. ist die Science City Hamburg Bahrenfeld ration mit den Akteur:innen zu koordinieren. zeit- und Einkaufsmöglichkeiten und soziale Im Zentrum liegen zwei wissenschaftliche GmbH zuständig, eine hundertprozentige Infrastruktur geben – Angebote, von denen Hauptentwicklungsareale: das existierende die Stadtteile Bahrenfeld und Lurup ebenso DESY-Forschungsgelände (blau, siehe S. 7), profitieren, wie von einer verbesserten Ver- das weiterhin vor allem der Grundlagenfor- kehrsanbindung. schung vorbehalten bleibt und sich behut- sam öffnen soll. DESY selbst übernimmt die Innovationspark Altona Dort, wo heute schon das Forschungszen- Weiterentwicklung seiner Fläche. Forschungs- und Entwicklungsstandort für innovative Unternehmen trum DESY, einige Bereiche der Universität Hamburg und andere renommierte Institute ihren Sitz haben, wird Wissenschaft somit Universität Hamburg (und weitere Forschungsinstitute) zum zentralen Motor einer zukunftsfähigen Forschung und Lehre. In den Instituten Chemie, Physik und z.T. Biologie Entwicklung Hamburgs. Die vorhandenen Einrichtungen sind Ausgangspunkt eines Lebendige Nachbarschaften Bau- und Entwicklungsprozesses, der min- Leben und studieren in direkter destens bis in die 2030er Jahre hinein andau- Nähe zum Volkspark ern wird. DESY Forschungszentrum für natur- wissenschaftliche Grundlagenforschung
8 9 Akteur:innen und Beteiligung Von Anfang an wird die Science City mit der Zwischen 28. August und 2. S eptember 2021 gesamten Umgebung zusammengedacht. fanden vor Ort in der Trabrennbahn Bahren- An der Science City Hamburg Bahrenfeld be- Ziel ist es, vielfältige neue Sport-, Kultur- und feld drei öffentliche Science City-Werkstätten teiligt sind die Senatskanzlei der Freien und Bildungsangebote, Einkaufsmöglichkeiten statt. Die Themen lauteten: ‚Science City der Hansestadt Hamburg, die Behörden für Stad- sowie soziale Treffpunkte für die neuen Be- Nachbarschaften‘, ‚Wissen, Arbeit, Leben‘ und tentwicklung und Wohnen (BSW), für Verkehr wohner:innen und die Menschen aus den ‚Erreichen und vernetzen‘. In den Werkstätten und Mobilitätswende (BVM), für Wissen- angrenzenden Quartieren und Stadtteilen zu konnten sich Bürger:innen informieren und schaft, Forschung, Gleichstellung und Bezir- schaffen. ihre Ideen und Vorstellungen zur Entwick- ke (BWFGB), für Umwelt, Klima, Energie und lung der Science City, insbesondere zu den Agrarwirtschaft (BUKEA) sowie die Universi- Von großer Bedeutung ist daher eine ‚Quartieren am Volkspark‘ einbringen. Neben tät Hamburg, das DESY, die Hamburg Invest intensive Beteiligung der Menschen Impulsvorträgen von Fachleuten aus beteilig- Wirtschaftsförderungsgesellschaft (HIW), der Als ein nächster Entwicklungsschritt der und zentraler Akteur:innen vor Ort. Im ten Behörden und Wissenschaft sowie Ver- Landesbetrieb Immobilienmanagement und Science City startet ein städtebaulich-frei- Spätsommer 2020 fand deswegen das treter:innen der Zivilgesellschaft wurden an Grundvermögen (LIG) sowie das Bezirksamt raumplanerischer Wettbewerb zu den ‚Quar- 1. Forum Bahrenfeld als Beteiligungsauftakt Thementischen Hinweise, Kritik und Ideen zu Altona. Um die Interessen des Bezirks Altona tieren am Volkspark‘. Mehrere Planungs- statt. Im Fokus stand dabei der N eubau des bestimmten Aspekten gemeinsam erarbeitet. nachdrücklich in die Entwicklung einzubrin- teams, die zuvor über einen europaweiten Röntgenmikroskops PETRA IV, eines der wis- gen, hat die Science City Hamburg Bahren- Teilnahmewettbewerb ausgewählt werden, senschaftlichen Kernvorhaben. Das 2. Forum Wie auch die Ergebnisse der Online-Betei- feld GmbH im Jahr 2020 eine umfassende haben die Aufgabe, den Städtebau und die Bahrenfeld verfolgte im Sommer 2021 das ligung, fließen die Ergebnisse als konkrete Kooperationsvereinbarung mit dem Bezirks Freiraumplanung für den Teilbereich auf Ziel, eine breitere Öffentlichkeit an das au- Prüfaufträge für die Planungsbüros in die amt Altona und der Bezirksversammlung Grundlage des Zukunftsbilds zu überarbeiten ßer halb des Fachdiskurses bislang wenig weiteren Bearbeitungen und damit in den Altona geschlossen. und weiter zu qualifizieren. bekannte Thema wissensbasierte Stadtent- Entwicklungsprozess ein. Ergänzt werden die wicklung heranzuführen. Direkt im Anschluss Hinweise der Öffentlichkeit durch die Impulse startete eine mehrwöchige öffentliche On- zweier Kinder- und Jugendbeteiligungswork- linebeteiligung zu den ‚Quartieren am Volks- shops, die im Herbst 2021 stattfanden. park‘, die in eine intensive Werkstattphase mündete. Was macht die Science City Hamburg Bahrenfeld GmbH? Koordinieren und Entwickeln Verdichteter Beteiligungsprozess zum Wettbewerb ‚Quartiere am Volkspark‘ Vorlaufende Kinder- & Onlinebeteiligung Jugendworkshop Konzepte für lebendige Nachbarschaften entwickeln Auslobung Planungs- Jury- Wettbewerb wettbewerb Entscheid Interessen zusammenführen und gemeinsam Ziele erreichen 2. Forum Öffentliche 3. Forum Öffentlicher 4. Forum Planen und Realisieren Bahrenfeld Workshops Bahrenfeld Schulterblick Bahrenfeld
11 2.112 43 Online-Beteiligung 7 Beiträge wurden im gesamten Prozent der Teilnehmer:innen Bearbeitungszeitraum eingereicht. kamen aus Bahrenfeld. 600 Im Zeitraum von 11. August bis 2. September 2021 fand zunächst eine Online-Beteiligung zur Science City mit Fokus auf die ‚Quartiere am Volkspark‘ statt. Die Beteiligung erfolgte in Form einer Befragung über die Plattform Maptionnaire. Knapp 200 Menschen beteiligten sich daran und gaben über 2.000 Hinweise und Kommentare ab. Die Ergebnisse dienten der inhaltlichen Vorbereitung der anschließenden öffentlichen Mitmach-Werkstätten und flossen überdies in die Prüfaufträge für den Wettbewerb ein. 3 Räumliche Hinweise gab es in den Kartenmodulen. Ein Großteil der Teilnehmer:innen wohnt nach eigenen Angaben in der Nachbarschaft der Science City (51%) oder arbeitet dort (37%). Die folgende Zusammenfassung bietet einen Über- blick der wichtigsten Ergebnisse der Befragung. Mehr unter sciencecity.hamburg Prüfaufträge Prozent der Teilnehmer:innen gaben an, außerhalb von Hamburg zu wohnen. 33.876 Wichtigste Ergebnisse: Welchen Charakter soll die Science City haben?* Klimagerecht und nachhaltig Grün Haushalte in Bahrenfeld und Lurup erhielten Autoreduziert Infoflyer zu der Beteiligungsmöglichkeit. Wochen war die Umfrage online. Lebendig und urban 12 Attraktiv zu Fuß Gemeinwohlorientiert 350 Sozial und kulturell geprägt Digitalisiert Barrierefrei Kleinteilig Anzahl der Nennungen 0 10 20 30 40 50 60 Plakate imformierten darüber im Prozent der Teilnehmer:innen gaben gesamten Stadtgebiet und an allen an, sich für Stadtentwicklung Hamburger S-Bahnstationen. zu interessieren. * Multiple Choice-Befragung (Mehrfachnennungen möglich)
12 13 Welche Wegeverbindungen und Querungen zu bestehenden Quartieren Wo wünschen Sie sich am meisten neue Treffpunkte in der Science City für die sind wichtig und sollen verbessert werden?** gesamte Nachbarschaft?** • Durchgehende Wege und Querungen von DESY über Trabrennbahn, • Ebertplatz Schulgartenweg bis Holstenkamp (Quartiere am Volkspark) • Trabrennbahn (Quartiere am Volkspark/Campus Ost) • Luruper Chaussee wichtige Achse in umliegende Stadtteile • Spielwiese (Volkspark) und verbindendes Element der Teilbereiche – gleichzeitig wird • Schulgartenweg (Quartiere am Volkspark) Luruper Chaussee bisher als deutliche Barriere wahrgenommen • Holstenkamp (Quartiere am Volkspark) • Wichtigster Knotenpunkt: Ebertplatz und seine Übergänge • Lise-Meitner-Park • Zugänglichkeit und Durchwegung DESY-Gelände • Bereich Eingang Volkspark Stadionstraße/Dahliengarten • Verbindungen zwischen den Quartieren und dem Volkspark • Vorhornweg Welche Aspekte eines innovativen und nachhaltigen Mobilitätskonzepts haben Ihrer Meinung Welche neuen Qualitäten sollen öffentliche Freiräume und Plätze in der Science City nach Priorität für die Quartiere am Volkspark? * mitbringen, von denen die Nachbarschaft profitieren kann?* S-Bahn-Anschluss Durchgehende Grünzüge für attraktive Verbindungen per Fuß und Rad Attraktive Fuß- und Radwege Plätze für studentisches Leben und Beschäftigte der Science City Autofreie Verkehrsräume Verweilmöglichkeiten Velotouren Besondere ökologische Qualitäten Fahrradabstellplätze Sportmöglichkeiten Kurze Wege und Verbindungen zu Quartieren Multifunktionalität Anbindung mit Metrobus Treffpunkte für Jugendliche Weitere Busverbindungen Konsumfreie Orte Leihstation Shared-Space Shared-Space Barrierefreie Zugänge Anzahl der Nennungen Anzahl der Nennungen 0 10 20 30 40 50 60 70 80 0 20 40 60 80 100 * Multiple Choice-Befragung (Mehrfachnennungen möglich) * Multiple Choice-Befragung (Mehrfachnennungen möglich) * * Georeferenzierte Befragung: Teilnehmer:innen konnten selbständig Wegeverbindungen einzeichnen * * Georeferenzierte Befragung: Teilnehmer:innen konnten selbständig Wegeverbindungen einzeichnen
14 Welche nachbarschaftlichen Qualitäten sollen die Quartiere am Volkspark besonders auszeichnen?* Biotope für Tiere und Pflanzen Studentisches Wohnen Vielfältige Wohntypen Grüne Aneignungsräume Besondere öffentliche Einrichtungen (z.B. Bibliothek, Skatepark) Gemeinschaftliche Wohnformen Gastronomie Kulturangebote Wohnangebote für Geflüchtete Dienstleistung und Handel Anzahl der Nennungen 0 10 20 30 40 50 60 Was gehört für Sie zu einer gelungenen Mischung in den Quartieren am Volkspark dazu?* Begegnungsräume z.B Community Center Forschungseinrichtungen Besondere Bildungsangebote (z.B. Junior-Uni, Citizen Science Campus) Gastronomie Angebote für Kulturschaffende und Kreativwirtschaft Spiel- und Sportangebote Nahversorgung Soziale Einrichtungen Büros Dienstleistung und Handel Anzahl der Nennungen 0 10 20 30 40 50 60 * Multiple Choice-Befragung (Mehrfachnennungen möglich)
17 1. Science City Werkstatt – 25.08.2021 Science City der Nachbarschaften Die Werkstätten fanden mitten in der künftigen Science City statt – in der Zuschauertribüne der jetzigen Trabrennbahn Bahrenfeld. Das Interesse von Bürger:innen war groß. Wegen der Coro- na-Pandemie musste die Zahl der Teilnehmer:innen auf jeweils 60 begrenzt werden: In der ersten Werkstatt ging es um das Thema ‚Science City der Nachbarschaften‘ und die Fragen, was die Science City in ihr Umfeld einbringen kann, was die bestehenden Nachbarschaften auszeichnet und wodurch lebendige Nachbarschaften überhaupt entstehen können. Zu jeder Werkstatt wurde durch kurze Vorträge oder Inputs von Fachleuten eingeführt. Dabei beleuchteten sie das jeweilige Werkstatt-Thema von verschiedenen Seiten und gaben damit An- regungen für die anschließende Diskussion der teilnehmenden Bürger:innen an den Thementi- schen. Das Interesse der Bürgerinnen und Bürger war groß
18 19 Lea Gies (Q8) & Bärbel Dauber (Ev. Kita-Werk) Dr. Matthias Borscheid (HafenCity Hamburg GmbH) Gelebte Nachbarschaft Was braucht es für in Bahrenfeld lebendige Nachbarschaften? Bärbel Dauber und Lea Gies beschrieben mit der Zeit entwickeln kann“, bilanzierte Lea Bahrenfeld als einen sehr grünen und hetero- Gies die Gespräche in der von ihr initiierten genen Stadtteil, ‚durch den man durchfährt‘ Gruppe ‚Bahrenfeld auf Trab‘. Die Gruppe hat auf Ausfallstraßen wie der Luruper Chaussee auch darüber gesprochen, wie sie sich Bür- oder der A7, die Bahrenfeld durchschneidet. gerbeteiligung vorstellt. „Im Stadtteil werden „Nachbarschaft entsteht durch die Energie „Es gibt auch viele kleine Nachbarschafts- wir immer informiert – aber leider oft schwer der Menschen“, sagte Matthias Borscheid. treffs aber was uns in Bahrenfeld fehlt, ist verständlich. Uns fehlen Rückmeldungen und In die ersten Häuser der HafenCity zogen ein Treffpunkt für den ganzen Stadtteil, eine Transparenz: Was passiert mit unseren Ideen? seinerzeit Menschen, die ihre Ärmel hoch- Identität, die das Ganze zusammenbindet,“ Verschwindet das, was wir erarbeiten in ir- gekrempelt haben, die mitmachen und den so Bärbel Dauber. „In Bahrenfeld haben vie- gendwelchen Gremien und wir sehen dann Stadtteil mitgestalten wollten. „Wir haben le Ecken ihren eigenen Charakter, weil sie irgendwann ein fertiges Ergebnis? Wir fänden die Menschen bei der Selbstorganisation un- nach und nach entstanden sind. Es wäre gut, es schön, wenn nicht nur die Science City terstützt“, so Borscheid weiter. Beispielswei- wenn auch beim neuen Stadtteil nicht alles innovativ ist, sondern auch die Bürgerbetei- se wurde ein durch die HafenCity Hamburg von vornherein festgelegt wird, sondern sich ligung.“ GmbH geförderter Stadtteilverein gegründet. Einige der Pioniere, die vor 15 Jahren einzo- Bahrenfeld auf Trab gen, sind heute noch immer aktiv und haben seither viele andere inspiriert. Im Sommer 2021 hat sich die zivilgesellschaftliche Gruppe ‚Bahrenfeld auf Trab‘ gefunden, eine Initiative von Menschen, die in Bahrenfeld wohnen oder arbeiten und sich für ihren Stadtteil en- Es gibt verschiedene Faktoren und Akteur: gagieren wollen – im Planungsprozess der Science City und darüber hinaus. Gegründet hat sie innen, die einer Nachbarschaft im Entstehen Lea Gies von ‚Q8‘. Mit dabei ist unter anderem Bärbel Dauber vom Evangelischen Kita-Werk. helfen können. Sportvereine und Kirchen- gemeinden bringen sich ein, führen Men- Lea Gies arbeitet als Koordinatorin bei Q8, einer Initiative der schen zusammen und haben naturgemäß Stiftung Alsterdorf, die Quartiers- und Nachbarschaftsarbeit in ein großes Interesse an nachbarschaftlicher eine und engagierte Menschen. „Gemeinsam Altona und Bahrenfeld betreibt. „Wir haben vor allem Menschen Entwicklung. Menschen vor Ort nutzen die sollten wir überlegen, wie man neu hinzuzie- im Blick, die sich auch bei Bürgerbeteiligungsprozessen nicht so entstehende Infrastruktur, die Parks und Pro- hende Familien, Studierende und internatio- stark beteiligen können. Wir wollen alle Leute dabei unterstützen, menaden, gründen Unterstützerinitiativen, nale Wissenschaftler:innen in die bestehende ihre Bedürfnisse und Wünsche da zu platzieren, wo sie gehört organisieren Nachbarschaftsfeste, um sich Nachbarschaft integriert. Welche Treffpunkte werden, damit sie gut in ihrem Stadtteil leben können.“ kennenzulernen und auszutauschen. und Angebote können wir schaffen?“ Und welche Austauschformate sind geeignet, um Bärbel Dauber wohnt seit 1994 in Bahrenfeld und wurde 2020 in „Dieses Potential ist in Bahrenfeld schon viel- aus der Science City Hamburg Bahrenfeld den Beirat der Science City Hamburg Bahrenfeld GmbH gewählt. fach vorhanden“ sagte der seit vielen Jahren und ihrem Umfeld einen großen lebendigen „Dort ist es eine meiner Aufgaben, die Stimmung im Stadtteil in mit der Entwicklung von Nachbarschaften Stadtraum entstehen zu lassen? Die Bewoh- Bezug auf die geplanten Veränderungen wiederzugeben. Um den Stadtteil wirklich vertreten zu können, nehme ich an möglichst und mit zivilgesellschaftlichen Initiativen u.a. ner:innen sind in diesem Prozess als lokale vielen Veranstaltungen teil – auch hier bei den Werkstätten.“ in Dublin und Hamburg befasste Human Expert:innen integriert, denn sie kennen ihren geograph. Es gibt zahlreiche Initiativen, Ver- Stadtteil sehr genau.
20 21 Rückfragen von Bürger:innen Während der gesamten Werkstatt entwickel- schließlich mit der Science City, diskutiert Bürger:innen erkundigten sich nach dem Auf eine weitere Nachfrage zum ‚Zukunfts- te sich ein lebhafter Austausch. Sowohl wäh- einzelne Planungsschritte, stellt Fragen, be- Verhältnis der jetzigen Planung zur Bebau- bild‘ von 2019 und zu den Planungen von rend der thematischen Einführung zu Beginn, handelt Bauanträge und verfolgt aufmerksam ung der Trabrennbahn und der angespro- DESY sagte André Stark: „Es ist eine unserer als auch nach beiden Inputvorträgen stellten den Gesamtentwicklungsprozess. Die Mit- chenen früheren Planung für das G elände. Aufgaben als Science City Hamburg Bah- die Bürger:innen interessierte und auch kriti- glieder kommen aus der Mitte der Bezirksver- Holger Djürken- Karnatz von der Behörde renfeld GmbH, die unterschiedlichen Pla- sche Nachfragen. Ein Bürger erkundigte sich sammlung. Wir sind als ständiger Gast dort für Stadtentwicklung und Wohnen erklärte: nungsgeschwindigkeiten und Akteur:innen nach der Rolle des Sonderausschusses, der in vertreten.“ „Die Ergebnisse des Städtebaulichen Ideen- zusammenzuführen, die verschiedenen Ent- einer Folie genannt wurde. André Stark von wettbewerbs ‚Wohnen am Volkspark‘, einem wicklungen zu koordinieren und daraus einen der Science City Hamburg Bahrenfeld GmbH Ein Vertreter der Bürgerinitiative Volkspark Teilgebiet des heutigen Betrachtungsraums, Gesamtprozess zu gestalten.“ Klaus Over- antwortete: „Das ist ein Sonderausschuss der kritisierte, dass der alle vier Woche zusam- flossen in das im Jahr 2019 vorgestellte meyer von der Beteiligungsprozessbetreu- Bezirksversammlung Altona, dem politischen menkommende Ausschuss zu selten tage erste Zukunftskonzept zur Science City ein. ung Urban Catalyst GmbH ergänzte, dass die Gremium des Bezirks. Der Ausschuss ist ein und zu wenige Mitglieder habe. ‚Die Bezirks- Damit sind die gesammelten Erkenntnisse Grundgedanken des Zukunftsbildes die Basis Ergebnis der Kooperationsvereinbarung, die versammlung darf doch nur beraten.‘ Han- und Ergebnisse die Grundlage für die nun für die weitere Planung sind, in die sich die das Bezirksamt, die Bezirksversammlung und delnde Akteurinnen seien für ihn ausschließ- stattfindende Konkretisierung und Qualifi- einzelnen Teilplanungen einfügen. die Science City Hamburg Bahrenfeld GmbH lich die Stadt und die Science City Hamburg zierung des gesamten Städtebaus der Quar- geschlossen haben. Er beschäftigt sich aus- Bahrenfeld GmbH. tiere am Volkspark.“ Das betrifft auch ver- kehrliche Fragen und Fragen der sozialen Infrastruktur, nach denen sich Teilnehmer:in- Lebhafter Entwicklungen nen erkundigten. Austausch mit koordinieren und interessierten daraus einen und kritischen Gesamtprozess Nachfragen gestalten
23 Diskussion an den Thementischen Nach dem fachlichen Input konnten die Bürger:innen ihre Ideen zu verschiedenen Teilaspekten des Werkstatt-Themas ‚Nachbarschaften‘ einbringen. Dabei ging es insbesondere um die Fra- ge, was eine gute Nachbarschaft in Bahrenfeld und der Science City ausmacht. Dazu standen vier Themenstationen bereit, um mit den Teilnehmer:innen in kleineren Gruppen ins Gespräch zu kommen. Alle Anwesenden konnten entsprechend ihrer eigenen Interessen zwischen den Stati- onen wechseln und so unterschiedliche Fragestellungen diskutieren. Die Diskussionen wurden moderiert und von einer/einem Vertreter:in aus Politik, Verwaltung oder Sozialträger als ‚Tisch- pat:in‘ fachkundig begleitet. Die Ideen und Anregungen der B ürger:innen wurden anschließend ausgewertet, um gemeinsam mit den Ergebnissen der Online-Beteiligung und der Kinder- und Jugendworkshops in den weiteren Planungsprozess einzufließen (siehe Seite 56). Vier Thementische boten Raum für eigene Ideen
24 25 Lea Gies (Q8) & Kira Seyboth (Urban Catalyst) Nathan Arileshere (Großstadt Mission) & Tisch 1: Vorhandene und Klaus Overmeyer (Urban Catalyst) neue Nachbarschaften Tisch 2: Begegnung und Soziale Energie Zum Thema Treffpunkte: Es wurde in diesem Welche Potentiale haben die existierenden Zusammenhang nicht ‚der eine spezielle Ort‘ Welche Akteur:innen gibt es schon? Wel- Nachbarschaften? Was ist an Nachbar- genannt, sondern unterschiedliche Plätze che Vereine, Institutionen, Verbände oder schaften schon vorhanden und wodurch und Räume für verschiedene Gruppen: Für Initiativen sind schon hier und was bringen zeichnen sich diese aus? Welche Anfor- sie mit? Welche neuen Begegnungsorte Studierende, für Eltern mit kleinen Kindern derungen gibt es an die neuen Nachbar- braucht es und welche Akteur:innen könn- oder für Senior:innen. Außerdem wünsch- schaften? Was sollten sie mitbringen und ten dort eingebunden werden? ten sich viele Menschen eine ansprechende wie können sie voneinander profitieren? und kleinteilige Architektur für die Neubau- ten, die sich an vorhandenen Vorbildern wie In der Diskussion wurden sehr viele unter- der Steenkampsiedlung mit ihrem dörflichen In der Gruppe wurde intensiv über den schiedliche, heute schon existierende Treff- Charakter, den Gemeinschaftsgärten, Vor- Wunsch gesprochen, vieles in den vorhan- punkte und Orte exemplarisch genannt. gärten und ruhigen S traßen orientiert. denen Nachbarschaften zu erhalten und zu Es gibt sehr viele kleine Orte, die ihre ei- schützen – insbesondere die Wohngebiete gene Identität haben und an denen sich aber auch das Jugendzentrum ‚Juno 23‘ mit verschie dene Gemeinschaften bilden, z.B. Der seit dem Autobahnbau in den 1960ern dem benachbarten Kindergarten und dem der Vogelweide-Platz mit Saalbau in der fehlende Marktplatz war auch in dieser Grup- Judo-Sportverein wurden genannt. Die Bot- Steenkampsiedlung, das ‚Juno 23‘, der Ten- pe ein Thema. Als möglicher Ort für einen schaft der Diskussionsteilnehmer:innen fasste nisverein oder andere Sportvereine. Grup- neuen Markplatz wurde eine Lage nahe dem Lea Gies so zusammen: „Der Ort funktioniert penteilnehmer:innen sprachen über die Ebertplatz genannt – ein eigentlich namen- sehr gut, hat eine lange Tradition und es gibt Volksparkwiese als Treffpunkt, den Flohmarkt loser Kreisverkehr im Kreuzungsbereich von viel Know-how. Das ist ein Ort, an dem sich neben der Trabrennbahn und die Trabrenn- Luruper Chaussee, Ebertallee und Notke- Leute wohlfühlen, zu dem sie schon in zweiter bahn selbst, auf der es lange Zeit nicht nur straße. Gesprochen wurde auch über weitere oder dritter Generation hingehen und einen Pferderennen gab, sondern auch Konzer- zukünftige Angebote, etwa ein Schwimmbad Teil ihres Lebens leben. Es wäre vielleicht ver- te und Veranstaltungen, wie den beliebten oder Sportmöglichkeiten wie im Inselpark in schenkt, ihn für etwas anderes zu nutzen.“ ‚Happy Familiy Day‘. Manche Menschen be- Wilhelmsburg. Auch für noch vorhandene fürchten, dass einige dieser Orte in Zukunft Sportflächen wurden alternative Standorte Auch das Thema Nahversorgung wurde viel- wegfallen könnten. Klaus Overmeyer dazu: angeregt. Die Gruppe sprach zudem über fach angesprochen. Einkaufsmöglichkeiten „Mein Eindruck ist, es gibt keine Angst vor die Idee eines ‚Lernhauses‘ für alle Menschen, in Form eines Marktplatzes, wie man ihn aus Veränderungen, aber das starke Bedürfnis, ein Ort mit integrierter Bibliothek, Betreu- Flottbek kennt, wurden angeregt, oder - in über ‚eigene Orte‘ zu verfügen, die vielleicht ungsmöglichkeiten und Platz für Feste und Anlehnung an die bestehende Struktur - ein auch an anderer Stelle und in anderer Form Konzerte. Gleichzeitig wünschten sich einige Flohmarkt im Umfeld der Trabrennbahn. fortgeführt werden.“ Menschen aber auch geschützte, entschleu- nigte Orte, insbesondere für Jugendliche.
26 27 Holger Djürken-Karnatz (Behörde für Stadtentwicklung Klaus Hoppe (Behörde für Umwelt, Klima, Energie und und Wohnen) & Tomma Groth (Urban Catalyst) Agrarwirtschaft) & Lukas Halemba (Urban Catalyst) Tisch 3: Mitten in der Tisch 4: Science City Grüne Nachbarn Menschen dafür aus, darauf zu achten, dass Wie bildet sich die Science City ab und wo Hier ging es um die ‚Grünen Nachbarn‘ der keine harte Grenze zum Park entsteht. Ein hat sie eigentlich ihre Mitte? Gibt es heute Science City wie den Volkspark, wichtige weiteres Thema waren auch Straßenbäume in Bahrenfeld mehrere ‚Mitten‘, an denen grüne Wegenetze und Verbindungen zwi- und Straßenräume. Hier gab es Vorschläge, sich Menschen treffen und wo sind die? schen den einzelnen öffentlichen Räumen. die neuen Straßen und die Luruper Chaus- Welches Profil haben diese Orte? see als Alleen und grüne Verbindungen zu gestalten. Vielleicht könnten Nutzbäume wie In der Gruppe sahen viele Teilnehmer:innen Walnussbäume gepflanzt werden und so das Soll es in der Science City nur eine Mitte ge- den Volkspark vor allem als Ort der Ruhe und Thema ‚essbare Stadt‘ aufgegriffen werden, ben? Viele Teilnehmer:innen verneinten dies. Erholung. Die Menschen schätzen die Ab- z.B. in den Wohnquartieren. Eher brauche es verschiedene Orte, die eige- wechslung zwischen Wald und Wiesen und ne Identitäten haben und Begegnungen er- auch besondere Orte wie die Waldbühne mit möglichen. Genannt wurden Sport oder der ihrem ‚Amphitheater‘ für Open-Air-Auffüh- ‚Wissensboulevard‘ aus dem Zukunftsbild – rungen. Eine Anregung war es, wieder Reit- also der Bereich vom Ebertplatz bis zu den möglichkeiten zu schaffen, wie es sie früher Universitätsbauten an der Luruper Chaussee, einmal gab. „Generell hieß es: Der Volkspark ein Bereich, an dem unterschiedliche Orte ist ein Juwel. Aber mit Blick auf die Zukunft verknüpft werden können. Ein wichtiges The- sollte man den Volkspark besser einfach ma war der öffentliche Raum: Viele Menschen Räumlich wurde er ebenfalls in der Nähe des Volkspark sein lassen, also nicht zu stark ver- wünschen sich attraktive Orte zum Verweilen, Ebertplatzes verortet, am Rande des neuen ändern, eher behutsam weiterentwickeln, die kostenlos nutzbar sind und Sitzmöglich- Quartiers. Gesagt wurde in dem Zusammen- vorhandene Qualitäten stärken und schüt- keiten bieten. hang, dass bestehende Orte, wie der Ebert- zen“, fasste Lukas Halemba die Vorstellungen platz aber auch andere Orte östlich der Luru- zusammen. Hervorgehoben wurde, dass es schon vie- per Chausee umgestaltet werden sollten, um le besondere Orte gibt, viele kleine Zentren, höhere Aufenthaltsqualitäten zu erzeugen. Neue Grünflächen innerhalb des neu zu ‚kleine Perlen‘, die aber besser miteinan Unter anderem wurden Wasserflächen und bauenden Quartiers auf der Trabrennbahn der und mit den neu entstehenden Orten Springbrunnen angeregt – auch weil es in könnten als ‚Bewegungsräume‘ gedacht verbunden werden müssten. Auch in dieser Bahrenfeld bisher kaum Wasserflächen gibt. werden, wo es aktiver zugehen dürfe als Gruppe war ein Marktplatz Thema, als Wo- Es sollen außerdem verschiedene Treffpunk- im ruhigen Volkspark. Thema war auch der chenmarkt und Standort für den jetzigen te und Angebote für Jung und Alt geschaf- Lise-Meitner-Park. Hier wurde angeregt, die Flohmarkt. fen werden, die man vielleicht in bestehende Verbindungen im Bereich des Parkplatzes Gebäude integrieren kann, sodass diese eine zu verbessern. Weil das DESY dort sein Be- multifunktionale Nutzung bekommen. triebsgelände erweitert, sprachen sich einige
29 2. Science City Werkstatt – 31.08.2021 Wissen, Arbeit, Leben Nachdem sich die 1. Werkstatt mit den bestehenden und neuen Nachbarschaften beschäftigte, ging es in der 2. Werkstatt um die Frage, was Wissen und Wissenschaft mit Stadtentwicklung zu tun haben und welche Impulse DESY, Universität und andere wissensbasierte Institutionen und Unternehmen am Standort erzeugen können. Welche neuen Nutzungen und Angebote wer- den das Areal attraktiver machen und wovon profitiert die Nachbarschaft? Wie können sich die wissenschaftlichen Einrichtungen dem Stadtteil gegenüber öffnen und welche unterschiedlichen aber auch gemeinsamen Interessen haben Wissenschaftler:innen, Studierende sowie neue und alt- eingesessene Bewohner:innen? Wie auch schon bei der 1. Werkstatt nahmen rund 60 Interessierte an der zweiten Diskussions- veranstaltung in der Tribüne der Trabrennbahn Bahrenfeld teil. Aufgrund der Themenstellung wa- ren diesmal auch viele Studierende sowie DESY- und Universitätsangehörige dabei. Zur fachlichen und thematischen Einstimmung in die spätere Arbeit und Diskussion an den Themenstationen gab es zunächst zwei Impulsvorträge über Innovationen, innovative Standorte und deren Beitrag zur Stadtentwicklung. Wissen, Wissenschaft und Stadt- entwicklung
30 31 Dipl.-Ing. Toya Engel (HafenCity Universität, Andreas Richter (Behörde für Wirtschaft und Innovation) Regionale Innovationsstrategie Fachgebiet Stadtplanung & Regionalentwicklung) Soziale Innovationen: Hamburg und Chancen für Plädoyer für eine erweiterte Wissen und Arbeit Innovationslandschaft Laut Toya Engel existieren verschiedene Inno- gen. Experimentierräume könnten sich in Andreas Richter wies darauf hin, dass vationsarten, zu denen soziale Innovationen Social Innovation Labs der Science City inte- auch in der kürzlich vom Hamburger S enat ebenso gehören wie technische. Soziale In- grieren und damit auch inhaltlich an die In- beschlossenen ‚Regionalen Innovationsstra- novationen werden meist von Einzelpersonen novationsstrategie Hamburgs anknüpfen. Die tegie‘ der Innovationsbegriff um die soziale oder Gruppen initiiert und bieten Problemlö- Labs würden Räumlichkeiten und Infrastruk- Perspektive erweitert und damit der Mensch sungen für gesellschaftliche Herausforderun- tur für einen kostenfreien Coworking beinhal- in den Mittelpunkt der Betrachtungen ge- gen. Gemeint sind neue oder veränderte sozi- ten, um die Startphase zu erleichtern. Anlässe rückt wurde. Zu den strategischen Hand- ale Praktiken, die in ihren Zielen oder Nutzen des Austauschs könnten etwa Science Shows lungsfeldern gehört nach Richters Wor- auf soziale Bedarfe ausgerichtet sind. Sie kön- sein, die wissenschaftliche Erkenntnisse un- ten die Orientierung am gesellschaftlichen nen in Form einer organisierten Zivilgesell- terhaltsam vermitteln. Nutzen und gleichzeitig das Bemühen um schaft als Genossenschaften oder Vereine als Leuchttürme wie die Science City - auch als so genannte Fab Labs und Maker Spaces in Eine Möglichkeit wäre es auch, die Science internationales Schaufenster für Hamburgs Erscheinung treten. Nicht-institutionalisierte City als offenen Prozess über mehrere Realla- Innovationsstärke. Formen sind z.B. Crowd Funding, DIY-Werk- bore – etwa zu den Themen Energie und Mo- stätten oder Tauschringe. Auch Förderpro- bilität – mit Elementen der Co-Kreation und Die heutige Innovationsperspektive der gramme und Public Private Partnerships, die des Co-Designs im Sinne einer produktiven Science City ist das Ergebnis einer längeren beispielsweise neue Formen der Sozialarbeit Verbindung unterschiedlichster Wissensar- Entstehungsgeschichte. Schon 2015 gab es Erste Maßnahmen des neuen integrierten ermöglichen, sind soziale Innovationen. In ten umzusetzen. ein gesamtstädtisches Innovationspark-Kon- Konzepts sind bereits umgesetzt, darunter Hamburg und anderen Städten gibt es zu- zept mit mehreren Entwicklungsclustern u.a. die ‚Start-Up Labs‘ an der Luruper Chaus- dem ‚Social Innovation Labs‘, die als Verein in Bergedorf, Harburg und Finkenwerder mit see. Schon 2022 soll das tecHHub im oder GmbH organisiert sind. Sie bieten Infra- jeweils unterschiedlichen Schwerpunkten wie Innovationspark Altona fertig gestellt sein strukturen für soziale Dienste und bearbeiten Windkraft oder Aviation. Für Altona sahen und sich nicht nur an Startups und wachsen- Themen wie Bildung, Arbeit oder Inklusion. die Planungen ein Technologiezentrum am de Hightech-Unternehmen richten, sondern Vorhornweg vor, mit dem DESY und seinen auch ein Fab Lab integrieren. Damit wird das Eine Herausforderung für alle sozialen Inno- Forschungsschwerpunkten im Zentrum. Die- tecHHub eine wichtige Integrationsfunktion vationen und gemeinwohlorientierten Ak- se konzeptionellen Vorüberlegungen gehen im Rahmen der Science C ity-Entwicklung teur:innen ist die hohe Flächenkonkurrenz nun in die größere und zusammenhängender einnehmen. Das Fab Lab soll als offene Werk- in Städten. Hier bietet das Zukunftsprojekt gedachte Gesamtentwicklung der Science statt allen Bürger:innen zur Verfügung stehen Science City ein ideales Gelegenheitsfenster, City ein. und so den Austausch mit den Menschen vor die spezifischen Anforderungen der sozialen Ort ermöglichen und letztendlich soziale und Innovator:innen frühzeitig zu berücksichti- kulturelle Innovationen befördern.
32 33 Rückfragen von Bürger:innen Zur Innovationsstrategie und den Plänen für Richter: „Der ursprüngliche Innovationspark- Diskussion an den Thementischen die Science City gab es einige direkte Rück- Gedanke ist weiterentwickelt worden und fragen der Bürger:innen. So wollte eine Per- wird noch weiterentwickelt. Wir denken nun son wissen, was es mit dem tecHHub auf sich im größeren Zusammenhang eben einer habe. Andreas Richter erklärte, dass es sich Science City und sind mit allen Beteiligten dabei um zwei Gebäude handele, in denen dazu im engen Austausch. In diesem Rahmen Startups und Unternehmen beispielsweise ist ein vernetztes und gemischtes Quartier mit Büros und Labore mit Reinräumen für kurze vielfältigen Wohnangeboten, Wissenschafts- Zeit anmieten können, um projektweise an einrichtungen, öffentlichen Nutzungen und Wirkstoffen zu forschen, statt selbst teure In- Treffpunkten vorgesehen.“ frastruktur zu errichten. Ein Fab Lab in einem Anschließend brachten die Teilnehmer:innen an vier Stationen ihre Ideen zu verschiedenen der Gebäude biete Privatleuten und kleinen Teilaspekten des Themas ‚Wissen, Arbeit und Leben in der Science City‘ ein. Dabei ging es ins- Unternehmen beispielsweise 3D-Drucker und besondere um gemischte Quartiere, neue Arbeitswelten und die Frage, wie sich Wissenschafts- andere computergesteuerte Maschinen, um standorte oder wissensbasierte Unternehmen und der umgebende Stadtteil gegenseitig Impulse verschiedenen Materialien verarbeiten und verleihen können. Alle Teilnehmer:innen wechselten entsprechend ihrer Interessen zwischen den eigene Projekte realisieren zu können oder Stationen (bzw. Tischen) und diskutierten so unterschiedliche Fragestellungen. Alle Diskussionen neue Technologien auszuprobieren. „Wir wurden moderiert und von einem oder einer Vertreter:in aus Politik und Verwaltung als ‚Tisch- werden im tecHHub oder anderswo auch pat:in‘ fachkundig begleitet. Die gesammelten Anmerkungen wurden anschließend ausgewertet, Platz für Innovationen aus anderen Bereichen um gemeinsam mit den Ergebnissen der O nline-Beteiligung sowie der Kinder- und Jugendwork- haben, etwa für Social Entrepreneure.“ shops in den weiteren Planungsprozess einzufließen (siehe Seite 56). Kritische Rückfragen und Kommentare gab es von mehreren Diskussionsteilnehmern:innen zu den bisherigen Planungen am Standort mit tecHHub und der DESY Innovation Factory II. Es dürfe dort keine „zweite City Nord“ ent- stehen, ein „monofunktionales Gebiet“ ohne Wohnen und soziale Infrastruktur. Der bereits erstellte Bebauungsplan sehe aber genau 60 Bürgerinnen dies vor. Diese Planung passe nicht mehr in die heutige Zeit, es brauche „einen anderen und Bürger Städtebau“. Andreas Richter stimmte inhalt- lich zu. „Sie haben Recht. Es darf keine zweite an vier City Nord geben.“ Er gab aber zu bedenken, dass es bei den genannten Beispielen nur um Stationen zwei Gebäude gehe. An der weiteren Planung werde gearbeitet. Auf Nachfrage ergänzte
34 35 Sabine Estorff (Behörde für Wissenschaft, Jan de Wolff (Universität Hamburg) & Forschung, Gleichstellung und Bezirke) & Klaus Overmeyer (Urban Catalyst) Thérèse Jakoubek (Urban Catalyst) Tisch 2: Wissen findet Stadt Tisch 1: Gemischte Quartiere sich die Nachbarschaft treffen und selbst or- Es ging am Tisch auch um die Frage, wo Hier ging es um die neuen ‚Quartiere am ganisieren kann, ihr eigenes Reallabor grün- Wo findet Wissen eigentlich statt? Wel- Öffentlichkeit entsteht. Wo sind zukünftig die Volkspark‘ und die Frage, wie die Schnitt- den und in selbstverwalteter Form eigene che Rolle spielen DESY und Universität für Laufachsen und welche Bereiche müssen ge- stellen von Wissenschaft und Wohnen, von Ideen und Inhalte umsetzen kann. Das wäre die Stadtentwicklung? Wie können die- schützt sein? Entlang der Hauptverbindungen Hörsälen und anderen Nutzungen ausse- ein Social Lab als Antwort auf das Fab Lab“, se Institutionen einen Mehrwert für die brauche es Orte, wo sich Menschen treffen – hen können. Welche Wohnformen können Nachbarschaft erzeugen, welche Angebo- so Sabine Estorff. Dabei gehe es auch darum, etwa ein ‚Learning Center‘ für Studierende. In hier entstehen und welche darüber hinaus te schaffen sie heute schon und wie kön- das vorhandene Wissen vor Ort auch für die einer DESY Innovation Factory sollten auch gehenden Nutzungen sollte es geben. nen sie sich stärker öffnen? Menschen im Stadtteil zu nutzen. temporär Räume angemietet werden kön- nen und ein Social Lab integriert werden. Ein Gewünscht haben sich viele Leute außerdem solcher Ort könnte ebenso zu einem Anlauf- Sabine Estorff fasste die Diskussionen am Die Diskussion zeigte: Das DESY ist zwar einen Marktplatz für Flohmarkt und Feste, an punkt werden, wie das neue DESY-Besucher- Tisch folgendermaßen zusammen: Ne- präsent in den Köpfen, bleibt aber Terra dem auch die Wissenschaft einen Platz hät- zentrum. ben urbanen und lebendigen Wohnquar- Incognita. ‚Was muss passieren‘, fragte Klaus te. So wie sich DESY und Universität bei der tieren wünschen sich viele Menschen für Overmeyer, ‚damit die Wissenschaft stärker ‚Langen Nacht des Wissens‘ in ihren Labo- Nach Meinung der Diskutant:innen sollten die Science City gemischte Quartiere mit ins öffentliche Bewusstsein rückt und besser ren oder Einrichtungen präsentieren, könn- zusätzliche Angebote wie eine Mensa für alle Wohnungen, Gewerbe, Einzelhandel, Gas- verzahnt wird mit dem Stadtteil und seiner ten Wissenschaftler:innen auf öffentlichen geschaffen werden. Es brauche Orte für alle, tronomie und sozialer Infrastruktur. Die er- Bewohnerschaft?‘ Drei Punkte wurden in der Plätzen gemeinsam mit Schüler:innen experi- wie den angedachten ‚Campus Ost‘: Dort hoffte feinkörnige Mischung bezog sich Diskussion herausgearbeitet: 1. Räumliche mentieren oder Forschung spielerisch erfahr- könnten Kultureinrichtungen entstehen. Es dabei aber nicht nur auf das Gesamtquar- Zugänglichkeit. 2. Wissenschaft muss erleb- bar machen. Dazu brauche es geeignete, gut muss jedoch gut überlegt werden, wo sol- tier, sondern auch auf einzelne Gebäude. bar sein. 3. Gemeinschaftliche Angebote. auffindbare Orte. Angeregt wurde außerdem che Angebote jenseits von Wissenschaft und Es könnten beispielsweise studentisches Aktuell ist der Eingang Notkestraße wichtigs- eine Stadtteilkantine nicht nur für Studieren- Wohnen platziert werden. Sie stellen eine Wohnen gemeinsam mit Jugendwohnen ter Zugang zum DESY. In Zukunft aber, wenn de, sondern für die Allgemeinheit und die ge- große Chance dar, damit die Science City zu und Coworking Spaces im Erdgeschoss zu- das Quartier fertig ist, werde an der Luruper meinsame Nutzung des Hörsaalzentrums für einem Lebensort wird. Derzeit pendeln viele sammen in einem Gebäude gedacht wer- Chaussee eine Querung vom ‚Campus Ost‘ alle, eventuell mit einem nichtkommerziellen Beschäftigte und Wissenschaftler:innen von den. Dort könnten dann Anwohner:innen zum ‚Campus West‘ und ein neuer Hauptzu- Café als Verweilort drinnen und draußen. weit her. Künftig können sie hier auch woh- mit kleinen Wohnungen mobil arbeiten und gang entstehen. Denkt man diese Linie wei- nen, zusammen mit Studierenden und der müssten nicht täglich zur Arbeit pendeln. ter über das neue DESY- Besucherzentrum bestehenden Nachbarschaft. Auch Schüler:innen und Studierende hätten bis zum Lise-Meitner-Park, könnte sich dort dort die Möglichkeit, zu arbeiten oder zu ler- ein ‚Kleiner Wissensboulevard‘ entwickeln, nen. Ein wichtiges Thema waren gemeinsa- der den ‚Großen Wissensboulevard‘ (Luru- me Orte – sowohl drinnen als auch im Freien. per Chaussee) ergänzt. Dem Ebertplatz käme „Etwa freie verfügbare Flächen für Initiativen dann eine Scharnierfunktion zu. Er markiert aus der Nachbarschaft. Eine Fläche, in der den Eingang in das Quartier.
36 37 Andreas Richter (Behörde für Wirtschaft und Innovation) & Rouven Wagner & Holger Djürken-Karnatz Lukas Halemba (Urban Catalyst) (beide Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen) Tisch 3: Wissenschaft und Tisch 4: Neue Arbeitswelten Unternehmen Das Thema Durchlässigkeit war in der Grup- etwa über Begegnungsräume in Erdgeschos- An diesem Tisch ging es vor allem um Un- pe ein wichtiges Thema: Wissenschaft müsse Obwohl sich die Arbeitswelten ver - sen und im öffentlichen Raum. Sport und Ge- ternehmen und gewerbliche Standorte in sich öffnen und erfahrbar machen – in dop- ändern, werden (Natur-)Wissenschaft- sundheit waren in dem Zusammenhang wich- der Science City. In der Diskussion wurde pelter Hinsicht: Einerseits sollte gerade das ler:innen auch weiterhin in Laboren und tige Themen: Bewegungsangebote sollten die Schnittstelle von Wissenschaft und Instituten arbeiten. Mobiles Arbeiten und DESY wie bisher weiterhin Führungen anbie- nicht nur als getrennte abgelegene Orte mit Wirtschaft beleuchtet – aber auch die Fra- die Bedeutung von öffentlichen Räumen, ten aber auch vermehrt Schüler:innen-Labore Sportplätzen entstehen, sondern mitten im ge, inwieweit verschiedene Innovations Familienleben und die Integration von Kin- organisieren und zusätzlich aktiv auf Schulen Areal mit den Arbeits- und Wohnwelten ge- arten bei der Entwicklung des Stadtteils dergärten in die Wissenschaftslandschaft Impulse geben können. zugehen, um sie bei der Entwicklung und Pla- mischt werden. werden weiter zunehmend eine große Rol- nung von Bildungsangeboten einzubeziehen. le spielen. Worauf ist dabei zu achten? Andererseits müsse auch das Gelände selbst Und so wie es gefördertes Wohnen gibt, könn- offener und durchlässiger für die Menschen te es geförderte Arbeitsplätze geben: Offen Auch diese Gruppe hat in der Diskussion vor werden. nutzbare Arbeitsflächen als Möglichkeitsräu- allem auf das DESY und die Universität ge- Diese Gruppe beschäftigte sich zunächst mit me, in denen nicht alles vorprogrammiert ist, schaut, den derzeitigen wissenschaftlichen der Frage, was ‚Neue Arbeitswelten‘ be deuten. Am Tisch haben die Bürger:innen auch über wo Flächen und Nutzungen nach und nach Treibern der Science City. Was dort an Neu- Was heißt Arbeitswelt und welche Arbeitsplät- soziale Innovationen und ‚Social Labs‘ ge- entstehen. Gewünscht wurde eine Offen- em entsteht, befeuert Innovationen, die auf ze wird es hier geben? Die Begriffe umfassen redet. Beides könnte zu Themen für die ge- heit, die Veränderungen zulässt und bei der lange Sicht ihren Weg in den Markt finden nicht nur Wissenschaftler:innen, sondern auch samte Science City werden. Da sind nach die Menschen mitüberlegen und im Rahmen können und für Unternehmen interessant Servicekräfte und alles was in einem durch- Richters Worten „verschiedene Orte vorstell- niedrigschwelliger Beteiligungsangebote mit- sind. Entlang dieser Innovationskette können mischten Stadtteil dazu gehört. Insofern ist bar“ – etwa in den Quartieren am Volkspark, gestalten können. Startups entstehen und die DESY-Innovati- der Vernetzungsgedanke zentral: Sowohl Ho- auf dem Campus West oder anderswo. Ein on Factory errichtet werden. „Dieser Prozess meoffice als auch andere Möglichkeiten des Thema war außerdem, wie man es schaffen muss begleitet werden, das muss organisiert Arbeitens, wie Coworking, machen die Gren- könne, den erweiterten Innovationsbegriff in werden“, so Andreas Richter. „Genau das zen von Arbeits- und Lebenswelten fließender die Science City zu bekommen. Das DESY passiert in der DESY-Innovation F actory und und bedürfen einer stärkeren Verzahnung. forscht in Richtung Materialwissenschaften im Innovationspark. Wissenschaftler:innen, „Das könnte sich im Städtebau wiederfinden und nicht im Bereich Sozialwissenschaften. die nicht wissen, wie man ein Unternehmen aber auch in den einzelnen Gebäuden, wo Trotzdem sollten auch in der Science City gründet, werden an die Hand genommen.“ es verschiedene Nutzungen nah beieinander soziale Innovationen stattfinden und für den Dabei gehe es vor allem um Life Sciences, geben könnte“, resümierte Rouven Wagner Stadtteil insgesamt befruchtend wirken. Klar Materialwissenschaften und Quantencompu- die Vorschläge. Das gleiche gilt beim Thema wurde aber, dass es hierfür spezielle Part- ting, wie Richter erklärte. Wohnen: Es sollte verschiedene Wohnformen ner:innen brauche und ein solcher Ansatz gut für unterschiedliche Zielgruppen geben. Eine organisiert werden müsse. Vernetzung der verschiedene Nutzungen und eine Niedrigschwelligkeit ist wünschenswert,
39 3. Science City Werkstatt – 02.09.2021 Science City erreichen und vernetzen Nachdem sich die 1. Werkstatt mit den bestehenden und neuen Nachbarschaften beschäftigte und die 2. Werkstatt mit der Frage, was Wissensorte wie DESY und Universität mit Stadtentwick- lung zu tun haben, ging es in der 3. Werkstatt um das Thema Mobilität. Wie kann die Science City erreicht und vernetzt werden? „Mobilität ist ein emotionales Thema. Alle haben dazu eine Meinung“, sagte Moderator Klaus Overmeyer (Urban Catalyst) zu Beginn. Bei der Frage an das Publikum, wer mit welchem Verkehrsmittel zur Veranstaltung in Bahrenfeld gekommen sei, hoben rund zwei Drittel der 60 B ürger:innen bei „zu Fuß“ oder „per Fahrrad“ die Hand. Ein Drittel war mit dem Bus oder dem eigenen Auto gekommen. Scherzhaftes Urteil von Klaus Overmeyer: „Hier haben wir die Mobilitätswende schon erreicht!“ Aber natürlich interessiert die Planung zu diesem frühen Zeitpunkt besonders Anwohner:innen aus der näheren Umgebung. Wie schon bei den beiden vorangegangenen Werkstätten führten auch zur dritten Veranstaltung zwei kurze Vorträge von Fachleuten in die Thematik ein. Diese beleuchteten das jeweilige Werk- statt-Thema von verschiedenen Seiten und gaben Anregungen für die spätere Diskussion der teilnehmenden Bürger:innen. Diesmal ging es um Verkehr, Mobilitätsverhalten und Vernetzung. Mobilität ist ein emotionales Thema
40 41 Dr. Philine Gaffron (TU Hamburg-Harburg, Klaus Hoppe (Behörde für Umwelt, Klima, Energie Institut für Verkehrsplanung und Logistik) und Argrarwirtschaft) Verkehr neu denken Grünes Netz Hamburg „Klimaschutz hat Verfassungsrang,“ so Dr. eigenen Busspuren eine Alternative. Ohnehin Schon seit über 100 Jahren folgt Hamburg Philine Gaffron. Das Bundesverfassungs- muss der Straßenraum umverteilt werden, der 1919 von Fritz Schumacher entwickelten gericht hat im Frühjahr 2021 geurteilt, dass nicht nur für Busse, sondern auch für den Grundidee grüner Landschaftsachsen, die Deutschland seine K limaschutzziele nach- Radverkehr. seit den 1980ern zum ‚Grünen Netz‘ weiter- bessern und u.a. bis 2030 65% weniger kli- entwickelt wurde, so Klaus Hoppe. Das bein- maschädliche Gase emittieren muss als 1990. Beim Stichwort ‚Vernetzen‘ verwies Dr. haltet 12 Landschaftsachsen mit großen Parks Alle gesellschaftlichen Bereiche – ob Privat- Gaffron auf die Idee von Quartiersgaragen, wie den Volkspark, den Stadtpark oder den haushalte, Industrie, Landwirtschaft, Energie- die man seit den 1990ern kenne und die Inselpark und viele kleinere Parks. Dazu gehö- wirtschaft oder Verkehr – müssen daran mit- heute als ‚Mobility Hubs‘ angelegt werden ren auch zwei Grüne Ringe: der innere Ring wirken, so Graffron. Die Diskussionen, ob sich könnten - und in denen das Parken am Quar- auf den Wallanlagen und der äußere ‚2. Grü- bestimmte Maßnahmen überhaupt „lohnen“, tiersrand gebündelt werde. Neben Parkraum ne Ring‘. Dieser verläuft auf 100 Kilometern weil sie doch nur ein paar Millionen Tonnen können diese Servicestationen viele weitere Länge etwa im Abstand von acht Kilometern Treibhausgase einsparen, kann sich das Land Angebote vorhalten. Etwa Ladestationen für einmal rund um die Innenstadt. nicht mehr leisten. Es kommt auf uns alle an. E-Mobility, Car-Sharing, eine Fahrradrepa- raturwerkstatt, der Verleih von Fahrrad-An- Diese grünen Verbindungen zwischen Stadt Leider klaffen Umweltbewusstsein und Han- hängern aber auch eine Paketannahmestelle, und Land sind wichtig für die Natur, die Bio- deln bei den meisten Menschen auseinander. Quartiersmanagement oder ein Coworking diversität und das Stadtklima. Seit 2019 hat Nachweislich ist die Mehrzahl der Menschen Space. Hamburg zu dessen Erhalt daher auch einen in Deutschland für Veränderungen – aber ‚Vertrag für Hamburgs Stadtgrün‘: Wegfallen- An anderer Stelle wird das Grüne Netz ausge- nicht zu dem Preis, selbst etwas zu verändern. des Stadtgrün innerhalb des äußeren Rings baut, etwa auf dem Deckel der A7: Die graue Das hat viele Gründe. Zum einen ist Mobili- muss demnach grundsätzlich kompensiert Infrastruktur wird dort durch eine grüne In- tät Gewohnheitssache, zum anderen bevor- werden. Gleichzeitig soll die Durchgängig- frastruktur überlagert. Der Deckel schließt zugt die gebaute Realität das Auto. Und auch keit des Rings erhalten bleiben, weshalb zum zudem eine Lücke in der ‚Landschaftsach- wenn in der Science City ein neuer Stadtteil Beispiel im Zuge der PETRA IV-Bauarbeiten se Volkspark‘, die unter anderem Planten un die Möglichkeit bietet, eine andere Realität auf die Wiederherstellung der Grünflächen Blomen mit dem Volkspark verbindet und zu bauen, muss sich diese in die Umgebung geachtet wird. Der Volkspark-Rand verän- dann weiter in die Feldmark geht. Unweit von einfügen. Immens wichtig ist die gute Anbin- dert sich außerdem durch die Bebauung Volkspark und Autobahndeckel gibt es zu- dung des Quartiers jenseits des motorisier- der Trabrennbahn. Mehr Menschen werden dem mehrere Friedhöfe, die künftig aus der ten Individualverkehrs. Ein dicht getakteter dort wohnen und den Volkspark nutzen. Nutzung genommen werden. In diesem Zu- ÖPNV mit vielen Optionen bis hin zu einer Klaus Hoppe: „Wir überlegen: Wie kann der sammenhang wird überlegt, wie diese geöff- neuen S-Bahn wäre wünschenswert. Wenn Park den Erholungsbedürfnissen von mehr net und für Freizeit- und Erholungsbedürfnis- das nicht umsetzbar ist, sind Schnellbusse auf Menschen gerecht werden?“ se zur Verfügung gestellt werden können.
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