Dorfleben-Report 2. Auflage - Wie unternehmerisch sind Österreichs Dörfer? - Adeg
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Dorfleben- Report ® 2. Auflage Wie unternehmerisch sind Österreichs Dörfer? LEBENDIGE KAUFLEUTE ALS GRÜNDEN VORTEILE DÖRFER IMPULSGEBER IM DORF AM LAND
S elbstständige Unternehmer sind ein unverzichtbarer Treiber für das Dorfleben: Sie beleben die Gemeinde, schaffen Arbeitsplätze, bringen neue Impulse und erhö- hen dadurch die Lebensqualität für alle Dorfbewohner. In diesem Kontext nehmen die selbstständigen ADEG Kaufleute eine besondere Rolle ein. Denn sie sind nicht nur Nahversorger, sondern vor allem auch soziale und wirtschaftliche Partner des regionalen Wirtschaftskreislaufs. Sie sind Identitätsstifter ihrer Dörfer, erhalten die dörfliche Infrastruktur und sorgen für Frequenz in ihrer Gemeinde. Wir von ADEG waren davon schon immer überzeugt. Doch heute, mit dem vorliegenden Dorfle- ben-Report® haben wir die Gewissheit, dass auch die Dorfbe- wohner in Österreich diese Wahrnehmung mit uns teilen. Damit bestätigt die 2. Auflage des ADEG Dorfleben-Reports® 2018 unseren Anspruch, Menschen im ländlichen Raum beim Schritt in die Selbstständigkeit zu unterstützen. Denn schließ- lich, und davon bin ich heute überzeugter denn je, bietet der Kaufmannsberuf eine attraktive berufliche Perspektive und schafft echten Mehrwert für das Dorfleben. Jürgen Öllinger Vorstand ADEG Österreich Handels AG G emeinden brauchen Unternehmen. Sie schaffen Arbeitsplätze, verhindern Abwanderung und sorgen so für lebendige und lebenswerte Dörfer. Durch die Digi- talisierung sind nicht nur die Gemeinden, sondern auch die Wirtschaft im Umbruch. Diese Phase bietet große Chancen für Dörfer und ländliche Gemeinden. Der aktuelle ADEG Dorf- leben-Report® zeigt, dass sich über 30% der nichtselbstständi- gen Dorfbewohner vorstellen könnten, den Schritt ins Unter- nehmertum zu wagen. Daher brauchen wir flächendeckendes schnelles Internet. Denn nur die Bereitstellung der Grundinfra- struktur ermöglicht es vielen künftigen Unternehmern, direkt vom Dorf aus zu arbeiten. Das alleine wird aber nicht genügen, denn 22% meinen, ihnen würde der passende Geschäftspartner fehlen. Nicht immer kann die Politik alles regeln, aber sie kann den Raum für Begegnungen schaffen und durch das Fördern von neuen Ideen ein Klima für Innovation schaffen. Das heißt aber auch, Fehler zuzulassen und aus Rückschlägen zu lernen. In diesem Sinne stellt der diesjährige Dorfleben-Report® genau die richtige Frage: Wie unternehmerisch sind unsere Dörfer? Fotos: ADEG, Gemeindebund Mag. Alfred Riedl Präsident des Österreichischen Gemeindebundes
Inhaltsverzeichnis ADEG Dorfleben-Report® 2. Auflage 01 08 | Zahlen & Fakten 04 40 | Zahlen & Fakten Was macht ein 10 | Der Bregenzerwald: ein Wie 42 | „Es braucht mehr Mut“ Dorf lebendig? lebendiges Idyll unternehmerisch 44 | Da ist was los: Nahversorger Seite 06 sind unsere Dörfer? 14 | Der Markt bringt Frequenz für Standort und Lebendigkeit ins Dorf Seite 38 16 | Ein urbanes Konzept belebt alte Traditionen 46 | Impressum 02 20 | Zahlen & Fakten Selbstständige: 22 | „Ein attraktiver Standort ÜBER DEN ADEG die Lebensader der Dörfer braucht junge Unternehmen“ DORFLEBEN-REPORT® 24 | „Junge kommen wieder nach Der ADEG Dorfeben-Report® ist eine von ADEG in Seite 18 Munderfing zurück“ Kooperation mit dem Österreichischen Gemeindebund er- stellte Publikation über die Lebenswelt in Österreichs Dör- 26 | „Für die Großstadt sind wir zu fern. Den inhaltlichen Kern des ADEG Dorfeben-Reports® heimatverbunden“ bildet eine österreichweite Umfrage, die im Jahr 2018 zum zweiten Mal vom Meinungsforschungsinstitut MindTake durchgeführt wurde. Dazu wurden im Zeitraum vom 1. Juni bis 22. Juni 2018 insgesamt 1.038 Dorfbewohner befragt. Die Stichprobe umfasste Frauen und Männer ab 16 Jahren mit Hauptwohnsitz in einer Gemeinde mit maximal 5.000 Einwohnern. Zudem wurden Gemeinden mit und ohne 03 32 | Zahlen & Fakten ADEG Markt zu gleichen Teilen berücksichtigt. Als Erhe- bungsmethode wurden Computer Assisted Web Interviews Die besondere 34 | Eine Powerfrau investiert in Großgmain (CAWI) sowie telefonische Interviews eingesetzt. Rolle der 35 | Ein Kaufmann für alle Fälle ADEG bekennt sich zur Gleichberechtigung der Geschlech- selbstständigen Fotos: Maria Ritsch, ADEG ter. Aus Gründen der Lesbarkeit wurde auf geschlechtsspe- Kaufleute 36 | Ein echter Familienmarkt zifische Formulierungen weitgehend verzichtet. Seite 30 37 | Ein Inkubator für regionale Produzenten
01 | Was macht ein Dorf lebendig? G leich vorweg: 79% der befragten Dorf- bewohner empfinden ihre Gemeinde als lebendig. Dabei spielen selbststän- dige Unternehmer eine wesentliche Rolle, denn nach den Faktoren für ein lebendiges Dorf gefragt, nennen Dorfbewohner am häu- figsten das Vorhandensein von gastronomischen Betrieben (45%). Eine ähnlich starke Bedeutung haben Sport- und Freizeiteinrichtungen und Vereine. Jenen 21%, die ihre Gemeinde nicht als lebendig empfinden, fehlt es vor allem an Geschäften und Gastronomie. Mit Blick in die Zukunft nennen Dorfbewohner mit 59% am häufigsten die Infrastruktur als wichtigste Vor- Foto: Maria Ritsch aussetzung für die Lebendigkeit ihrer Gemein- de, gefolgt von Arbeitsplätzen im Dorf (46%). 6 7
WAS MACHT QUELLEN DER LEBENDIGKEIT: GASTRONOMIE UND FREIZEITEINRICHTUNGEN OFT FEHLEN DIE GESCHÄFTE Jenen 21%, die ihr Dorf als nicht lebendig empfinden, fehlt es vor allem an Geschäften/Einkaufsmöglichkeiten, Gastronomie EIN DORF Als Faktoren, die ein Dorf lebendig machen, werden am häufigsten gastronomische Betriebe genannt, gefolgt von Sport- und und Angeboten für junge Menschen und Familien. Angebote für junge LEBENDIG? Freizeiteinrichtungen und Vereinen. Geschäfte Menschen und Familien Ein Lebensmittelgeschäft ist für mehr als 22% 17% ein Viertel der Befragten ein Aspekt, der zur Lebendigkeit in Gemeinden beiträgt. Gastronomie 19% ? Warum ist Ihre Gemeinde nicht lebendig? Was fehlt? Wie Dorfbewohner über 79% 21% die Lebendigkeit ihrer Gemeinde denken. empfinden ihre empfinden ihre Gemeinde FÜR EINE LEBENDIGE ZUKUNFT Gemeinde als lebendig. als nicht lebendig. Voraussetzungen, die Dorfbewohner für 45% eine lebendige Zukunft ihrer Gemeinde am wichtigsten finden. Gastronomie Infrastruktur 43% 59% Sport- und Freizeiteinrichtungen Arbeitsplätze im Dorf 46% 42% Freizeitangebote Vereine 44% 39% Kinderbetreuungsstätten Kultur-, Sport- oder Gemeindeveranstaltungen 43% 27% Lebensmittelgeschäfte 43% Lebensmittelgeschäft 21% Ausbildungsmöglichkeiten Einkaufsmöglichkeiten 33% ? Welche Voraussetzungen sind am wichtigsten, damit ein Dorf auch in Zukunft lebendig ist? ? Welche Faktoren machen eine Gemeinde lebendig?
Herr Flatz, was macht Ihrer Meinung nach den Bre- rationen zwischen den einzelnen Gemeinden. Mit der genzerwald so besonders? Regio Bregenzerwald gibt es ja eine Vereinigung aus Der allen 24 Gemeinden der Region. Diese Zusammen- Das Besondere am Bregenzerwald sind natürlich arbeit lebt. Es gibt regelmäßige Treffen und Projekte, die Menschen, die hier leben. Ich denke, was uns vor die gemeinsam umgesetzt werden. allem auszeichnet, ist die Verbindung von Tradition Bregenzerwald: mit einer klaren Vision für die Zukunft. Diese Mischung macht vermutlich den großen Reiz unserer Region aus. „Einen großen Beitrag ein lebendiges Im Bregenzerwald florieren Handwerk, Tourismus, traditionelle Landwirtschaft und Kultur wie in kaum leistet unsere ausge- prägte Festkultur.“ Idyll einer anderen ländlichen Region in Österreich. Wie erklären Sie sich diese Lebendigkeit? Wo spürt man die Lebendigkeit noch? „Dieses Engage- Spontan fällt mir da ein, dass unsere Dorfzentren bis ment wird auch auf heute stets lebendig gehalten wurden. Einen großen Beitrag leistet hier unter anderem unsere ausgepräg- politischer Ebene te Festkultur. In den meisten Gemeinden gibt es, auch über den Sommer hinweg, viele kleinere und größere gefördert.“ Feste. Da kommt teilweise die ganze Region zusam- men und tauscht sich aus. Welche Rolle spielen dabei Selbstständige und Unter- Es gibt hier sehr viele Personen, die sich für die nehmen? Lebensqualität und den Fortschritt in der Region en- gagieren. Sowohl ehrenamtlich als auch im Rahmen Eine ganz entscheidende! Der Bregenzerwald ist ja ihrer jeweiligen Berufe. Dieses Engagement wird auch neben der Natur und dem damit verbundenen Touris- Guido Flatz auf politischer Ebene gefördert. Das spüre ich als Bür- mus sehr bekannt für Architektur und Handwerk. Bürgermeister Gemeinde Doren germeister vor allem in den intensiv gelebten Koope- Diese Bereiche haben in der Region einen besonde- Fotos: Adolf Bereuter / Bregenzerwald Tourismus, Roswitha Schneider / Werkraum Bregenzerwald, Kemter W Der Bregenzerwald in Vorarlberg zählt zu er nach dem Besonderem im Bregen- den lebendigsten ländlichen Regionen in Ös- zerwald sucht, wird an mehreren Stel- terreich. Eine zentrale Rolle spielt dabei die len fündig. Für viele steht die Region unternehmerische Energie, die in den Dör- vor allem für die eindrucksvolle Natur, fern im „Wäldle“ steckt. Das bestätigt auch die alljährlich für einen florierenden Winter- und Guido Flatz, Bürgermeister der Gemeinde Sommertourismus sorgt. Andere betonen hingegen Doren und Obmann der Regio Bregenzer- die bis heute nach traditionellen Grundsätzen be- wald. Und dafür gibt es ihm zufolge gute triebene Landwirtschaft und die daraus gewonnenen Gründe: Die Mentalität und das Engagement Produkte, wie z. B. den berühmten Bregenzerwälder der Bregenzerwälder sowie die enge Koope- Bergkäse. ration zwischen den Gemeinden. Doch mindestens ebenso beeindruckend ist die überdurchschnittlich hohe Dichte an Handwerks- betrieben in der Region. Vor allem in den Bereichen Bauen und Wohnen hat sich im Bregenzerwald eine moderne, designorientierte Szene entwickelt, die man in einer ländlichen Region in diesem Ausmaß eigent- lich nicht erwarten würde. Bürgermeister Guido Flatz Handwerkskultur im spricht im Interview mit dem Dorfleben-Report® über Bregenzerwald die Quellen der Lebendigkeit seiner Landsleute. 10 11
ren Stellenwert und die Unternehmen tragen das Das kann ich nicht beurteilen. Klar ist aber: Den entsprechend nach außen. Bezeichnend für unsere Bregenzerwäldern ist Qualität sehr wichtig. Es geht Architektur und Handwerk: Wirtschaft ist außerdem die erhaltene Kleinstruktu- nicht um die Quantität, sondern darum, die Dinge or- ein Markenzeichen des riertheit. Großindustrien gibt es hier keine. Das prägt dentlich zu machen. Das macht eben einen „ghörigen“ Bregenzerwalds natürlich auch das Lebensgefühl. Vorarlberger aus. Die Handwerkskultur ist im Bregenzerwald über- durchschnittlich stark ausgeprägt. Wie erklären Sie sich das? „Von politischer Seite Generell wird den Bregenzerwäldern nachgesagt, sind wir bemüht, sehr tüchtige und bodenständige Menschen mit Haus- verstand zu sein. Vermutlich liegt hier der Ursprung optimale Verhältnisse unserer starken Handwerkskultur. für die Unternehmen herzustellen.“ Haben die Bregenzerwälder einen besonders starken Unternehmersinn? Steckt dieser Qualitätssinn in den Genen oder wird INFO das etwa auch von der Politik gefördert? Vermutlich beides. Von politischer Seite sind wir sehr bemüht, optimale Verhältnisse für die Unter- nehmen herzustellen. Das fängt beim öffentlichen Nahverkehr an und geht über die Kinderbetreuung bis hin zur Schaffung von leistbarem Wohnraum. All das spielt natürlich eine große Rolle für die Unternehmen in der Region. Fotos: Christoph Lingg / Bregenzerwald Tourismus, Albrecht Imanuel Schnabel, Ludwig Berchtold / Vorarlberg Tourismus Wie fördert die Regio Bregenzerwald Unternehmen und Selbstständige? Da gibt es mehrere Projekte. Eines, das wir im Vor- jahr gestartet haben, nennt sich „Zukunft Unterneh- mertum“. Hier haben wir praktisch alle Unternehmen der Region eingeladen, sich zu beteiligen, um gemein- sam auszuarbeiten, was Unternehmen im Bregenzer- wald überhaupt brauchen – heute und in der Zukunft. Hier erarbeiten wir derzeit den Endbericht, aus dem wir dann entsprechende politische Handlungsemp- REGIO Bregenzerwald fehlungen ableiten werden. Die Regionalplanungsgemeinschaft Was können sich andere Regionen vom Bregenzer- Bregenzerwald wurde 1970 gegründet, wald abschauen? um die Gemeinden des Bregenzerwaldes zu Themen des Lebensraums zu beraten, Wie bereits gesagt, denke ich, dass bei uns die Lösungen anzubieten und gemeinsame Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden beson- Maßnahmen miteinander umzusetzen. ders gut funktioniert. Diese Kooperation läuft sehr Der Verein ist ein wichtiger Impulsgeber unkompliziert ab und wird politisch intensiv gelebt. für die Weiterentwicklung der Region für Das Kirchdorfdenken ist bei uns weniger stark aus- die Bereiche Wirtschaft, Infrastruktur geprägt, dafür steht die Unterstützung der regionalen sowie Sozial- und Gesellschaftspolitik. Wertschöpfung und der Unternehmen im Vorder- grund. Das macht für uns Vieles wesentlich einfacher. 12 13
gewinnen, ist ein positiver Zusatzeffekt, von dem die man gegenseitig das Geschäft des anderen ankurbeln – gesamte Gemeinde profitiert. jeder trägt als Teil eines großen Ganzen zum Erfolg der Gemeinde bei. „Frequenz im Ort kann man nie genug haben, sie ist das Wichtigste überhaupt“, betont Reithofer. Dass Mit Stolz erzählt der Kaufmann, dass Hainfeld heute es im Ort eine gute Kundenfrequenz gibt, sieht man nicht nur eine überdurchschnittlich hohe Lebensquali- unter anderem daran, dass kaum ein Geschäftslokal tät verzeichnet, sondern auch eine balancierte demo- in Hainfeld leer steht. Die meist privat geführten graphische Struktur, da viele junge Leute gerne in der Geschäfte sehen sich untereinander allerdings nicht Region bleiben. Das hat laut Reithofer auch stark als Konkurrenten, sondern als ein perfekt aufeinan- mit der guten Nahversorgung im Ort zu tun: „Meiner der abgestimmter Branchenmix, wodurch jeder vom Meinung nach hat jeder Ort und jedes Dorf einen anderen profitieren kann: Einer der vielen Gründe, Nahversorger verdient, das macht das Leben auf dem warum die Gemeinde Hainfeld wirtschaftlich flo- Land gerade so lebenswert. Wenn alles stimmt, dann will man hier auch nicht weg.“ Für Bewegung im Ort sorgt der ADEG Kaufmann „Frequenz im Ort kann auch mit den zahlreichen, vom Familienbetrieb Reithofer organisierten Veranstaltungen. Seien es man nie genug haben, die jährliche Hausmesse, die Italien-Woche oder die Wies’n-Zeit – sie lassen die Gemeinde aufleben und sie ist das Wichtigste steigern die Frequenz im Ort zusätzlich. überhaupt.“ Der Unternehmer denkt gerne an diese für ihn und Georg Reithofer den Ort so wichtigen Feste: Man kommt zusammen, ADEG Kaufmann, Hainfeld genießt die Gemeinschaft und das bunte Programm. Dabei lässt sich Reithofer immer wieder neue Themen Der Markt bringt riert. Kaufmann Reithofer und sein Markt nehmen in einfallen, um für Abwechslung zu sorgen. Eine wir- diesem Gefüge eine zentrale Rolle ein. Denn durch kungsvolle Taktik, mit der er jedes Jahr aufs Neue viele das proaktive Engagement des Kaufmanns und seines Besucher anlocken kann. Der Kaufmann aus Leiden- Teams ist eine spürbare Harmonie und Symbiose der schaft weiß die Vorzüge des Landlebens zu schätzen. Frequenz ins Dorf unterschiedlichen Geschäfte entstanden. Hier will Vor allem auch, weil er diese täglich aktiv mitgestaltet. Kaufmann Reithofer hält seine Gemeinde auf Trab. ADEG Kaufmann Georg Reithofer führt seinen Markt und dem Notwendigen versorgt. Denn der umtriebige in Hainfeld mit Leidenschaft. Das sorgt für Bewegung Kaufmann betreibt seinen Markt mit Leidenschaft im Ort, wovon auch umliegende Geschäfte profitieren – und schafft für seine Kunden eine ganz besondere ein Lokalaugenschein. Atmosphäre: Dank der vielen Kooperationen mit Produzenten aus der Umgebung und durch die sehr R persönliche Betreuung bringt er immer wieder neue uhige Straßen, weit und breit kaum eine Kunden in seinen Markt und damit auch in den Ort. Menschenseele anzutreffen und ausge- storbene Läden – dieses Bild steckt oft zu Denn das besondere Angebot bei ADEG Reithofer Unrecht in den Köpfen vieler Menschen, wissen neben den Hainfeldern auch viele Besucher wenn sie ans Dorfleben denken. Wie weit dieses aus den umliegenden Gemeinden und Pendler zu Dorf-Klischee gefehlt ist, merkt man im niederöster- schätzen. Letztere erledigen nach der Arbeit oft reichischen Hainfeld sofort: Denn die Gemeinde lebt und gerne ihren Wocheneinkauf beim charismati- und pulsiert. schen Kaufmann. „Meine Kunden kommen immer wieder gerne zum Einkaufen nach Hainfeld“, erzählt Nicht ganz unschuldig daran ist der ADEG Markt von Reithofer. Eben auch, weil sie sich in seinem Markt Fotos: ADEG Georg Reithofer, dessen Familie schon seit über einem gut beraten fühlen. Dass dadurch die umliegenden Jahrhundert die Dorfgemeinschaft mit Lebensmitteln Geschäfte und Lokale ebenso an Kundenfrequenz 14 15
Fühlen Sie sich für das Dorfleben in Ihrer Gemeinde wo jeder hingehen kann – auch alleine – und eine Ein urbanes Konzept verantwortlich? gute Zeit verbringen kann. Ich finde, solche Räume fehlen ganz oft am Land. Das war eigentlich der Hauptbeweggrund für die ganze Idee. Das Hotel haben wir ja schon vor eini- belebt alte Traditionen gen Jahren von Markus‘ Eltern übernommen. Was uns von Beginn an gestört hat, war, dass wir uns im Hotel immer ein bisschen isoliert vorgekommen sind. „In den Gasthöfen Du sitzt zwar mitten im Zentrum, kriegst aber vom von damals war das Dorfgeschehen nicht viel mit, weil die Einheimischen fehlen. Früher, in den Gasthöfen von damals, war das Miteinander viel Miteinander noch viel stärker ausgeprägt. Da gab es noch Stammtische und Abende, wo Touristen und Ein- stärker ausgeprägt.“ heimische zusammensaßen. Diese Tradition wollten wir wiederbeleben – aber eben auf eine moderne Art und Weise. Und so einen Raum haben Sie mit dem Pop Down Würden Sie sagen, dass Ried durch das Pop Down Hotel geschaffen? Hotel lebendiger geworden ist? Ja genau. Für Markus und mich gehört es zum Ver- Natürlich ist dadurch etwas mehr Bewegung in die ständnis unseres Berufs als Hoteliers und als Gastwir- Gemeinde gekommen. Die Gäste, die zu uns kommen, te, dass wir so einen Raum zur Verfügung stellen. Wir Silvia Gschösser & Markus Rist machen Ried sicherlich vielfältiger. Und allgemein wa- sehen uns also nicht als Bettenvermieter, sondern als Hoteliers, Ried im Zillertal ren wir lange das Hauptthema in der Gemeinde. Die Ort, an dem sich alle Leute willkommen fühlen. Durch Leute haben mehr, worüber sie reden können (lacht). den florierenden Tourismus in den letzten Jahrzehn- ten haben sich die ehemaligen Gasthäuser leider zu Sie haben selbst einige Jahre in verschiedenen Groß- Hotels entwickelt, in denen sich die Einheimischen Der Keller steht unter Wasser, ein Tisch erstreckt Frau Gschösser, wie haben die Rieder eigentlich auf städten gelebt. Was war für Sie die größte Umstel- nicht mehr willkommen fühlen und dann lieber unter sich über drei Etagen und das Kulturprogramm könn- das Pop Down Hotel reagiert? Eher skeptisch oder lung bei der Rückkehr ins Zillertal? sich zu Hause bleiben. Das sehen wir als eine unge- te bunter nicht sein: Das Pop Down Hotel in Ried im durchaus begeistert? sunde Entwicklung des Massentourismus, der wir mit Zillertal hinterfragt das klassische Hotelkonzept und Was mir gefehlt hat, als ich wieder nach Ried unserem Haus entgegenwirken wollten. bringt dabei neuen Schwung in die Gemeinde. Ich würde sagen beides. Auf der einen Seite sehr zurückgekehrt bin, war etwas, das man in Städten A neugierig, gleichzeitig aber auch etwas verunsichert – meistens hat: offene, kreative Räume. Einfach Plätze, Was, meinen Sie, sind die größten Unterschiede ls Silvia Gschösser und Markus Rist den zumindest am Anfang. Es ist schon ein wirklich spezi- zwischen dem Unternehmersein am Land verglichen Zillertaler Grillhof übernahmen, war ihnen elles Projekt. Für viele war es zu Beginn schwierig zu zur Stadt? klar, dass das Traditionshaus reif für etwas verstehen. Da wurde viel nachgefragt und hinterfragt. Neues war. Doch bevor sich die Tiroler Jung- Da gibt es massive Unterschiede! Bevor wir das Pop hoteliers dazu entschlossen, das Haus von Grund auf Gab es keine Kritiker? Down Hotel gestartet haben, wussten wir, dass so ein zu sanieren, wagten sie ein Experiment: Mit dem Pop Projekt in Zürich oder München ziemlich sicher auf- Down Hotel – der Name setzt sich aus Pop-up und Über die Zeit haben wir schon auch gemerkt, dass es gehen würde. Da weiß ich: Mit meinem Angebot und Countdown zusammen – wollten sie noch bis April Leute gibt, die Neues einfach konsequent ablehnen, dem Marketing, das ich mache, erreiche ich meine 2019 testen, wie man das bisher übliche Modell der aus welchen Gründen auch immer. Aussagen wie „Das Zielgruppe. Wie das in einer ländlichen Ferienregion alpinen Hotellerie anders gestalten kann. Mit dem brauch ma doch nit“ und „Was soll denn das Haus in aussieht, wussten wir aber nicht. Es gab ja kein ver- klaren Ziel, die Gäste stärker ins Dorfgeschehen zu Weiß?“ gab es durchaus. Was wir aber viel öfter ge- gleichbares Projekt, an dem wir uns hätten orientie- integrieren. hört haben, war: „Endlich passiert mal was!“ ren können. Dabei rausgekommen ist ein komplett weiß ge- Gab es von Seiten der Gemeinde Unterstützung? Werden Innovationen am Land langsamer akzeptiert? strichenes Haus, in dem sich Neu und Alt verspielt zu einer einzigartigen Hotellandschaft verbinden; ein of- Den Bürgermeister haben wir sehr früh in das ganze Ich denke schon. Will man am Land etwas Neues fener Raum der Begegnung, in dem sich Einheimische Vorhaben eingeweiht. Mit ihm haben wir ein großes schaffen, braucht man generell eine enorme Geduld. und Gäste gleichermaßen willkommen fühlen und so Glück, weil er von Anfang an sehr offen für unser Pro- Da ist ein langer Atem gefordert, denn man muss die Fotos: Pop Down Hotel ein Gefühl des Miteinanders entstehen kann. Im Inter- jekt war. Er war sehr kooperativ und hat uns geholfen, Leute viel konsequenter überzeugen und viel länger view mit dem ADEG Dorfleben-Report® spricht Silvia wo er nur konnte. dabeibleiben. Städte sind einfach schnelllebiger. Da Gschösser über die Reaktionen der Rieder auf das Der geflutete Keller: ein werden Veränderungen rasch angenommen. Am Land Experiment und über die Herausforderung, am Land Das Pop Down Hotel ist mehr als ein normales Hotel. Highlight im Pop Down Hotel dauert das länger. Wenn du dann aber einmal deine neue Geschäftsmodelle zu etablieren. Es ist ein Kulturzentrum und Treffpunkt im Ort. Kunden hast, bleiben sie dir auch treu. 16 17
02 | Selbstständige: die Lebensader der Dörfer D ie Dorfbewohner bestätigen, was viele vermuten: Selbstständige sorgen für Leben im Dorf. Denn Unternehmer schaffen Arbeitsplätze, sichern die Nahversorgung und erzielen Wertschöpfung im Ort – und das wird auch so wahrgenom- men. Danach gefragt, wer im Dorf am ehesten dafür sorgt, dass die Gemeinde lebendig ist, wurden Unternehmer mit 34% am zweithäu- figsten genannt, nach den im ländlichen Raum so wichtigen Vereinen (47%) und noch vor den Gemeindevertretern (17%). Als wichtigste Leis- tungen von Selbstständigen für ihr Dorf wird die Schaffung von Arbeitsplätzen (67%) und die Nahversorgung (63%) genannt. Kein Wunder, Foto: Maria Ritsch dass sich über 85% der Dorfbewohner mehr Selbstständige in ihrer Gemeinde wünschen. 18 19
SELBSTSTÄNDIGE WAS UNTERNEHMER LEISTEN: ALS LEBENSADER Als wichtigste Leistungen der Selbstständigen werden genannt: Schaffung von Arbeitsplätzen, die Nahversorgung der Dorfbewohner und Erzielung von Wertschöpfung im Ort. ? Welche Leistungen von Selbstständigen halten Sie am wichtigsten für das Dorfleben? DER DÖRFER 1 Wie Selbstständige im Dorf für Lebendigkeit sorgen. 2 3 WER SORGT FÜR LEBENDIGKEIT? 67% 63% 42% 47% Danach gefragt, wer im Dorf am ehesten Schaffung von Nahversorgung Erzielen von VEREINE 34% UNTERNEHMER dafür sorgt, dass die Gemeinde lebendig ist, wurden Unternehmer am zweithäufigsten genannt, nach den im ländlichen Raum Arbeitsplätzen Wertschöpfung so wichtigen Vereinen und noch vor den Gemeindevertretern. 32% 32% 17% Schaffung von Schaffung von Treffpunkten Ausbildungsmöglichkeiten GEMEINDE- VERTRETER 27% 25% Schaffung von Frequenz Steuerzahlungen an die Gemeinde WELCHE VORTEILE HABEN UNTERNEHMER IM DORF IM Weniger Fluktuation bei VERGLEICH ZU STÄDTEN? den Mitarbeitern (48%) Dorfbewohner sehen klare Vorteile für ländliches Unternehmertum. 80% 85% Weniger Konkurrenz (40%) Treuere Kunden (70%) Geringere Fixkosten (36%) empfinden Unternehmen wünschen sich mehr als wichtig für das Selbstständige in Dorfleben ihrem Dorf
Gefördert werden deshalb innovative und junge Regionen erst ausgebaut und ist noch nicht mit jener „Ein attraktiver Kleinunternehmen im ländlichen Raum. Unterstützt in den Ballungszentren vergleichbar. Aber auch die werden dabei durch Zuschuss materielle und immate- Personalsuche nach Expertinnen und Experten ist rielle Investitionskosten und investitionsprojektbezo- schwieriger. Anderseits gibt es auch eine Reihe von gene allgemeine Kosten. Das Finanzierungsvolumen Standort pro Projekt beträgt 55% der Projektkosten, bis zu maximal 50.000 Euro. „Ziel ist es, braucht junge Seit wann existiert das Programm und wie hoch war das bisherige Fördervolumen insgesamt? Arbeitsplätze dort entstehen zu lassen, Unternehmen“ Vor Kurzem ging die vierte und erfolgreichste Runde der Förderung zu Ende. Besonders erfreulich war dabei die große Zahl an Einreichungen: Die Zahl der wo auch gelebt wird.“ Projektanträge ist im Vergleich zur dritten Runde von Bernhard Sagmeister über das 37 auf 58 Projekte angestiegen. Insgesamt wurden in dieser Runde 35 innovative Projekte aus ganz Öster- Förderprogramm „Gründung reich ausgewählt und mit 1,41 Millionen Euro unter- Vorteilen: Die Kosten sind niedriger, Lebensqualität am Land“. stützt. Das Fördervolumen insgesamt betrug bisher oft besser und die Unternehmen haben in der Region 3,6 Millionen Euro. Etwa die Hälfte der Mittel wurde eine höhere Sichtbarkeit. dabei von der Europäischen Union bereitgestellt. Sind bestimmte Trends erkennbar? Gibt es bestimm- Was sind die größten Herausforderungen, die Grün- te Branchen oder Regionen, aus denen verstärkt der am Land überwinden müssen? Anträge kommen? Herausfordernd ist sicher das Thema Infrastruktur. Das Interesse am Programm hat deutlich zugenom- Besonders die digitale Infrastruktur wird in einigen men: Bei der aktuellen Runde wurde die Zahl der eingereichten Projekte um 57% gesteigert. Sowohl nach Regionen als auch nach Branche zeigt sich jedoch eine enorme Bandbreite. Inhaltlich ging es bei den Projekten zuletzt von Spezialausrüstung zur Herstellung von Glasfasernetzen bis zu nachhaltigem Bernhard Sagmeister 67% Fischfutter. Der Förderschwerpunkt liegt aber auf der Geschäftsführer Austria Wirtschaftsservice GmbH 63% Unterstützung und Weiterentwicklung von bevorzugt technisch-innovativen Investitionsvorhaben, die im Einklang mit dem jeweiligen Regionalkonzept stehen D müssen, in dem das Unternehmen seinen Sitz hat. ie Austria Wirtschaftsservice, aws, ist Öster- wickeln. In Österreich gilt dies insbesondere auch für 42% Schaffung von Arbeitsplätzen reichs erste Adresse, wenn es um Förderun- den ländlichen Raum. Von unserem Auftraggeber – Können Sie ein Bespiel von einem Unternehmen bzw. Erzielen von Wertschöpfung gen von Innovationen und Wachstumsin- dem Ministerium für Digitalisierung und Wirtschafts- einem Gründungsvorhaben nennen, das durch das vestitionen geht. Mit dem Förderprogramm standort – gibt es hier das klare Bekenntnis, mit dem Programm gefördert wurde? „Gründung am Land“ vergibt die aws Zuschüsse für Programm „Gründung am Land“ innovative Ideen dort die Gründung und Entwicklung von jungen, innova- zu unterstützen, wo sie entstehen. Damit soll dazu Da alle Projekte herausragend, aber sehr unter- Nahversorgung tiven Unternehmen im ländlichen Raum. Bernhard beigetragen werden, dass auch die Regionen abseits schiedlich sind, fällt es schwer, eine einzelne Unter- Sagmeister, Geschäftsführer der aws, spricht mit dem der Städte attraktiv, lebendig und lebenswert bleiben. nehmung herauszugreifen. Gefördert haben wir ADEG Dorfleben-Report® über die Ziele des Förder- Wie sich nach vier Runden gezeigt hat, löst „Gründung beispielsweise ein steirisches Start-up aus Kapfen- programms und darüber, warum junge Unternehmen am Land“ viele positive Impulse aus und sichert damit Foto: iStock / Leonsbox, Katharina Gossow berg, das ein innovatives medizinisches Messgerät für für den ländlichen Raum so wichtig sind. Wachstum und Arbeitsplätze in den Regionen. Knieoperationen, vergleichbar mit einer orthopädi- schen Wasserwaage, entwickelt hat. Oder ein Unter- Herr Sagmeister, mit dem Förderprogramm „Grün- Welche Ziele verfolgt das Programm? Was genau soll Als wichtigste Leistungen der nehmen aus Antiesenhofen in Oberösterreich, das dung am Land“ werden Zuschüsse an Gründer im gefördert werden? Selbstständigen werden genannt: wir bei der Investition in eine Entfettungsanlage zur ländlichen Raum vergeben. Wird am Land zu wenig Schaffung von Arbeitsplätzen, die Produktion von Futtermittelkomponenten für Heim- gegründet? Ziel ist es, durch die richtige Unterstützung wirt- Nahversorgung der Dorfbewohner und tier- und Fischfutter unterstützt haben. Allein diese schaftliches Wachstum und neue Arbeitsplätze dort Erzielung von Wertschöpfung im Ort. kleine Auswahl zeigt, das Spektrum der innovativen Wirtschaftspolitisch ist klar: Ein attraktiver Standort entstehen zu lassen, wo auch gelebt wird. Das ist Ideen in Österreich ist enorm. Diese Innovationen gilt braucht junge Unternehmen, um sich positiv zu ent- eben nicht nur in den städtischen Ballungsräumen. es, konsequent zu fördern. 22 23
„Junge kommen Munderfinger Haushalte bräuchten. Unser Ziel ist es, dass wir im Jahr 2035 sämtliche Energie, die wir in Munderfing verbrauchen, aus erneuerbaren Energien gewinnen. heute wieder nach In der Region sind Sie außerdem Vorreiter beim Breit- bandausbau. Warum ist das Ihrer Meinung nach für Munderfing zurück“ eine Gemeinde so wichtig? Für uns ist der Breitbandausbau für die Gemeinde- entwicklung immens wichtig. Mit einem einstimmigen Die Gemeinde Munderfing setzt sich Gemeinderatsbeschluss wird gewährleistet, dass jeder Haushalt einen Glasfaseranschluss bekommt. erfolgreich für ihre Unternehmen ein. Letztes Jahr haben wir mit der Umsetzung begonnen und werden spätestens 2020 fertig sein. In Munderfing gibt es seit einiger Zeit auch ein Haubenlokal. Inwiefern war hier die Gemeinde an der Entstehung des Lokals beteiligt? Erwin Moser Der Leerstand in der Gemeinde ist ein Schwerpunkt- Amtsleiter in Munderfing thema, das mir persönlich sehr wichtig ist. Vor drei Jahren sind wir mittels mehrerer Initiativen, wie der Ortskerns eröffnet. Deswegen bietet sich jetzt die Früher stand das Bräu im Ortskern leer. Durchführung einer „Ideenwerkstatt“, konkret die Be- Möglichkeit, den Ortskern grundsätzlich neu zu ge- Heute behaust es ein Haubenlokal, ein hebung von Leerstand angegangen. Das Haubenlokal stalten. Auch hier haben wir in der „Ideenwerkstatt“ Bildungszentrum und einen Coworking-Space. ist beispielsweise im Bräu einquartiert. Das ist ein gemeinsam mit Bürgern und Unternehmen Ideen Haus mitten im Ort, das knapp 1.000 Quadratmeter gesammelt, wie der Ortskern aussehen soll. In diesem Fläche hat und fast 40 Jahre leer gestanden ist. Zusammenhang war es sehr wichtig, dass das Bräu, E das mitten im Ortskern steht, neugestaltet und belebt rwin Moser ist seit 34 Jahren Amtsleiter in Ja, die Gemeinde hat dazu den Grundstein gelegt. wurde. Das ist die Ausgangsbasis und um dieses Ge- Munderfing. Die oberösterreichische Gemein- Zusätzlich haben wir 2004/05 das Projekt „Lokaler bäude herum gestalten wir den Ortskern jetzt neu. de gilt in der Region in Fragen der erneuer- Aktionsplan für Beschäftigung und Bildung“ (LABB) „In den letzten 15 baren Energie und Innovation als Vorreiter. gestartet und uns im Rahmen dessen genau angese- Was ist Ihre Zukunftsvision für Munderfing? Mit dem ADEG Dorfleben-Report® spricht Moser über hen, was ein Standort im ländlichen Gebiet benötigt, Jahren haben wir die generationenübergreifende Projekte im Ort, welche um die Wirtschaft zu unterstützen. In den Prozess Die Vision ist, dass wir dem Brain-Drain entgegen- Vision er für die Zukunft Munderfings hat und warum haben wir Eltern, Lehrer, Unternehmer und die Politik Zahl der Arbeitsplätze wirken wollen. Vor 15 Jahren konnte ich mir nicht vor- Unternehmer dabei eine wichtige Rolle für die Ge- einbezogen, um gemeinsam etwas auszuarbeiten. stellen, dass ein junger Mensch mit einem Studien- meinde spielen. Das war in meinen Augen eine wichtige Grundlage für fast vervierfacht.“ abschluss nach Munderfing zurückkommt und einen die derzeitige Entwicklung der Gemeinde, weil wir uns Arbeitsplatz findet. Mittlerweile ist das möglich. Wir Sie sind seit 34 Jahren Amtsleiter in Munderfing. Wie gemeinsam mit allen Beteiligten angesehen haben, wollen die Vernetzung in der Gemeinde und im Bezirk hat sich die Gemeinde in Bezug auf Wirtschaft und wie die Wirtschaft in der Gemeinde wachsen kann. Wir haben die Bürger und große Unternehmen ins forcieren, um Innovationen weiter voranzutreiben. Unternehmen entwickelt und welche Rolle hat die Wir halten im Zuge dieses Projekts auch laufend Boot geholt und gemeinsam definiert, welche Mög- Gemeinde dabei gespielt? Workshops des „Kooperationsdreiecks Schule-Wirt- lichkeiten im Bräu genutzt werden können und wer Warum lohnt es sich für eine Gemeinde, Unternehmer schaft-Eltern“ ab, bei denen wir Jugendliche und ihre welche Verwendung dafür haben könnte. Mittlerweile und Selbstständige zu unterstützen? In den letzten 15 Jahren haben wir in unserer Ge- Eltern mit lokalen Firmen zusammenbringen. haben wir dort das bereits genannte Haubenlokal meinde die Zahl der Arbeitsplätze fast vervierfacht. Forthuber im Bräu, einen Coworking-Space und einen Unternehmen in der Gemeinde bedeuten, dass es Impulsgebend war, als 2003 ein großes Unternehmen Munderfing betreibt auch einen eigenen Windpark. durch die Gemeinde geführten Seminarbetrieb einge- Arbeitsplätze gibt und Arbeitsplätze bedeuten Kauf- im Ort in Konkurs gegangen ist. Damit mussten wir Wie profitiert die Gemeinde von dem Windpark und richtet, welcher im Besonderen von KTM genutzt wird. kraft. Jede Gemeinde ist gut beraten, für Unterneh- als Gemeinde erst einmal lernen umzugehen. Fast wie die Unternehmer? Davor war das Bräu leer, jetzt ist dort wieder Leben mer die erforderlichen Rahmenbedingungen zu schaf- zur gleichen Zeit konnten wir dann das Unternehmen eingekehrt, was für die Gemeinde sehr wichtig ist. fen und junge Leute, die viele Ideen haben, es aber KTM, das ausbauen wollte, nach Munderfing holen. Energie war im Rahmen des Standortentwicklungs- alleine nicht schaffen, zu vernetzen. Deswegen haben Mittlerweile besitzt KTM in Munderfing 40 Hektar prozesses, in den wir die Bürger und Unternehmer Gab es sonst noch Maßnahmen zur Belebung des wir z. B. den Coworking-Space im Bräu gegründet. Die Fotos: BIZ Munderfing Fläche und beschäftigt hier 1.300 Mitarbeiter. einbezogen haben, ein wichtiges Thema. Dazu wurde Ortskerns? gemeinsame Arbeit von Gemeinde, Unternehmern ein Konzept erstellt und in weiterer Folge 2014 der und jungen Kreativen an Projekten ist Gold wert. Hier Die Initiative, KTM nach Munderfing zu holen, kam Windpark gebaut, der zu 75% der Gemeinde gehört Wir haben ein Verkehrskonzept entwickelt und muss die Gemeinde Räume und Infrastruktur schaf- also direkt von der Gemeinde? und derzeit zehnmal so viel Strom erzeugt, wie die im Zuge dessen letztes Jahr die Umfahrung des fen, denn ohne Räume gibt es keine Entwicklung. 24 25
So lasse ich mich inspirieren. Aber an einem anderen Ort zu arbeiten, kann ich mir nicht vorstellen. Meine Schwester und ich sind ja stark mit der Gemeinde ver- wurzelt: Wir haben hier 20 Mitarbeiter, Platz für 100 Gäste, ein eigenes Hotel und eine Kochschule. 70% Haben Sie nie überlegt, das Konzept Steira Wirt in eine Großstadt zu verlegen? Nein. Wir wollten zeigen, dass das in einem Provinz- dorf wie Trautmannsdorf auch funktionieren kann. Die Überlegung, in der Großstadt zu arbeiten, fand nie statt, dafür sind wir zu heimatverbunden. „Ich empfinde das Leben am Land als sehr angenehm, weil persönliche Bezie- hungen viel einfacher Sonja und Richard Rauch Gastronomen, Steira Wirt in Trautmannsdorf 70% der Dorfbewohner sehen „treuere entstehen.“ Kunden“ als einen Vorteil für Unternehmer „Für die Großstadt sind am Land. Was macht die Region für Sie so besonders? wir zu heimatverbunden“ Ich darf jeden Tag in einer Region arbeiten, wo andere Urlaub machen. Es gibt hier so viele Dinge zu entdecken. Vieles davon kenne ich selbst noch nicht, nach Graz oder Wien pendeln zu müssen. Dadurch Die Geschwister Rauch kochen groß auf im obwohl ich hier in der Region aufgewachsen bin. sind viele gleich doppelt motiviert. kleinen Trautmannsdorf. Was sind die Vorteile, wenn man ein Unternehmen Was gehört dazu, um im Dorf ein erfolgreicher Unter- am Land führt? nehmer zu werden? Am Land sind wir stärker in der Gemeinde verwur- Mut, Leidenschaft und das berühmte Quäntchen Vor 15 Jahren übernahm Richard Rauch als Küchen- Ort so wichtig ist und warum er sich nicht vorstellen zelt. Ich empfinde das Leben am Land als sehr an- Glück. Im Nachbarort gibt es einen kleinen Betrieb, chef den familieneigenen Betrieb Steira Wirt. Mitt- könnte, an einem anderen Ort zu arbeiten. genehm, weil persönliche Beziehungen viel einfacher der mittlerweile „Mr. Amazon von Österreich“ ge- lerweile hat er das Wirtshaus gemeinsam mit seiner entstehen, wenn man den Produzenten direkt vor der nannt wird, weil er ein paar Hundert Onlineshops hat. Schwester Sonja nicht nur in ein Drei-Hauben-Res- Herr Rauch, kommen Sie selbst aus einer Wirtshaus- Nase hat bzw. nur fünf Minuten zu seiner Gemüse- Dort war man kreativ und hat sich getraut, andere taurant verwandelt, sondern gleichzeitig eine der familie? bäuerin fahren muss. Wege zu gehen. Wichtig ist, dass man viel ausprobiert. feinsten Genussadressen der Steiermark geschaffen. A Ich komme aus einer Landwirtschaftsfamilie und bin Was macht Unternehmen für kleine Gemeinden oder Wie können Staat und Gemeinde Anreize schaffen, uf ihren Erfolgen ausruhen wollen sich die auf einem Bauernhof in Bad Gleichenberg aufgewach- Dörfer besonders wichtig? um Selbstständige am Land zu fördern? Geschwister Rauch, die neben dem Restau- sen. rant einen eigenen Feinkostladen und eine Sie verhindern die Abwanderung. Die Bewohner Den Behördenweg vereinfachen und nicht so kom- Kochschule betreiben, trotzdem nicht: Ge- Haben Sie als Koch auch internationale Erfahrungen arbeiten ja auch lieber in der Region, als täglich zwei pliziert denken. Bei unserem Umbau hat es aufgrund rade haben sie im beschaulichen Trautmannsdorf ihr gesammelt? Stunden nach Graz und retour zu pendeln. Durch der behördlichen Wege zwei Jahre lang gedauert, um Fotos: Steira Wirt eigenes Boutique-Hotel eröffnet. Im Interview spricht unseren Umbau fällt mir das auch bei anderen Bran- überhaupt beginnen zu können. Das ist sehr mühsam Richard Rauch über die Rolle von Unternehmern in Ich bin immer wieder auf Reisen und schnappe bei chen auf. Die Tischler, Maurer oder Elektriker sind be- und muss vereinfacht werden. Unternehmer wollen dörflichen Gemeinden, warum der Stammtisch im Kollegen immer wieder verschiedene Konzepte auf. geistert, in der Region arbeiten zu können und nicht natürlich Spaß an der Arbeit haben und etwas ver- 26 27
dienen, aber auch die Wirtschaft unterstützen. Man In die große Stadt hat es die Geschwister Rauch nie investiert als Unternehmer und schafft Arbeitsplätze, da sollte uns auch unter die Arme gegriffen werden. INFO gezogen: „Dafür sind wir zu heimatverbunden.“ „Unternehmer ver- hindern die Abwande- rung. Die Bewohner arbeiten ja lieber in der Region, als täglich zu pendeln.“ Der Steira Wirt: Das Geschwisterpaar Sonja und Richard Welche Rolle spielt der Wirt im Dorf im Vergleich zur Rauch verwandelte den 120-jährigen Stei- Stadt? ra Wirt in kurzer Zeit in eine der feinsten und spannendsten Genussadressen der Beim Stammtisch im Wirtshaus trifft man sich. Oft Steiermark. Bodenhaftung sowie die regio- sitzt dort der Nachbar oder der Tischler und man nale Verwurzelung stehen im Mittelpunkt. kann viele Dinge unkompliziert besprechen. In der Richard Rauch, Gault-Millau-Koch des Jah- Stadt ist das in dieser Form nicht möglich. res 2015, vereint gekonnt klassische und traditionelle mit neuer Zubereitung. Sonja Sehen Sie sich in erster Linie als Koch oder als Unter- Rauch leitet den Service und sorgt für die nehmer? optimale Weinbegleitung. Die Geschwister betreiben auch einen Feinkostladen mit Ich sehe mich eigentlich als Gastronom. Ein guter der Produktlinie „Mein Bruder der Koch“ Koch zu sein, ist zu wenig, um ein guter Unternehmer und eine Kochschule. Im September 2018 zu werden. Im Endeffekt zählt das Gesamtbild: Es eröffneten sie zudem ein Boutique-Hotel braucht ein gutes Serviceteam, eine gute Weinauswahl mit sechs Zimmern und zwei Suiten. und tolle Mitarbeiter, die volles Engagement zeigen und die Leidenschaft auch an den Gast weitergeben. Der Feinkostladen besticht durch eine große Auswahl an regionalen Produkten. Fotos: Steira Wirt 28 29
03 | Die besondere Rolle der selbstständigen Kaufleute E ines zeigt die Umfrage zweifelsfrei: Dorfbewohner nehmen selbstständige Kaufleute als besonders positiv für ihre Lebensqualität wahr. Ihre wirtschaftliche und soziale Funktion sowie die enge Verwurze- lung mit der Gemeinde macht Kaufleute zu wich- tigen Säulen des Dorflebens. So meinen weit über 80%, dass selbstständige Kaufleute wichtig für die örtliche Wirtschaft und Dorfgemeinschaft sind, sie die örtliche Infrastruktur verbessern und auch eine soziale Funktion erfüllen. Darüber hinaus sagen 70%, dass selbstständige Kaufleute für mehr Lebendigkeit sorgen als herkömm- liche Supermarktfilialen. Begründet wird das vor allem damit, dass Kaufleute persönlicher Foto: ADEG und familiärer sind, öfter im Ortskern liegen oder stärker in der Gemeinde verwurzelt sind. 30 31
DIE BESONDERE 70% KAUFLEUTE VS. SUPERMARKTFILIALEN ROLLE DER 70% der Dorfbewohner sind der Mei- nung, dass selbstständige Kaufleute für mehr Lebendigkeit im Dorf sorgen. SELBSTSTÄNDIGEN KAUFLEUTE 54% dieser 70% begründen das damit, dass selbstständige Kaufleute persönlicher Wie selbstständige Selbstständige Kaufleute sind und familiärer seien. Kaufleute von wichtig für die örtliche Wirtschaft. Dorfbewohnern gesehen werden. 87% IM VERGLEICH ZU HERKÖMMLICHEN Selbstständige Kaufleute SUPERMÄRKTEN SIND SELBSTSTÄNDIGE 77% 86% Selbstständige KAUFLEUTE LAUT DORFBEWOHNERN … schaffen einen Treffpunkt Kaufleute machen das im Dorf. Dorf lebendiger. … wichtiger für den sozialen Zusammenhalt im Ort … mit mehr regionalen Produkten ausgestattet Selbstständige 81% 85% Kaufleute erfüllen eine soziale Funktion. … stärker in der Gemeinde verwurzelt Selbstständige Kaufleute sind … öfter im Ortskern gelegen wichtig für die Dorfgemeinschaft. … eher persönlich bekannt 82% SELBSTSTÄNDIGE KAUFLEUTE WERDEN BESONDERS POSITIV GESEHEN Selbstständige Kaufleute Vor allem ihr Beitrag für die örtliche verbessern die örtliche Wirtschaft, Lebendigkeit und Gemeinschaft Infrastruktur. wird als großer Pluspunkt gesehen. 82% 77% 76% 71% 66%
Eine Powerfrau Ein Kaufmann investiert in Großgmain für alle Fälle Anna-Maria Buchmüller hat ihren Der Markt von Lukas Zeilinger ist ein ADEG Markt rundum erneuert. Anna-Maria Buchmüller wichtiger Treffpunkt in der Gemeinde. Lukas Zeilinger ADEG Kauffrau, Großgmain ADEG Kaufmann, Neustadtl O D bwohl es Anna-Maria Buchmüller zunächst tern bieten wir heute neben dem Vollsortiment mit er berufliche Weg von Lukas Zeilinger war in ist in Neustadtl sehr viel mehr als nur eine Einkaufs- in die Gastronomie zog, wo sie für einige starken Eigenmarken auch eine Vielzahl regiona- gewisser Weise schon vorgezeichnet: „Wir möglichkeit: Der Markt ist für die Gemeinde ein Jahre tätig war, ging ihr das Kaufmanns- ler Produkte an“, erzählt die Kauffrau. Mit einem sind seit Generationen eine Kaufmannsfa- Treffpunkt und Kommunikationszentrum; man trifft wesen nie ganz aus dem Kopf – zu positiv klassischen Krämerladen will sie nicht verglichen milie“, erzählt der heutige ADEG Kaufmann sich hier und tauscht sich aus. Gerade der persönliche waren die Erinnerungen an ihre Kindheit und das werden: „Wir sind ein moderner Markt mit 18 Mit- stolz. Genauer gesagt, befindet sich der Gewerbe- Kontakt zu den Kunden und Lieferanten liegt dem Großwerden im väterlichen ADEG Markt. So ent- arbeitern und bieten alles, was ein Lebensmittel- schein seit 1909 im Besitz seiner Familie und auch ADEG Kaufmann am Herzen: „Der tägliche Kontakt schied sie sich eines Tages dafür, die Leitung des händler von heute haben muss – persönliche Be- das Marktgebäude selbst hat schon einige Jahre mit den unterschiedlichsten Menschen – das schätze ADEG Marktes ihres Vaters, Peter Buchmüller, in der treuung und Charme inklusive“, betont Buchmüller. „Kaufmannserfahrung“ hinter sich: Laut Grundbuch- ich sehr an meinem Beruf“. Salzburger Gemeinde Großgmain zu übernehmen. eintrag aus dem Jahre 1746 befand sich schon damals Heute führt Buchmüller ihren ADEG Markt voller Nachhaltig und digital ein Krämer in den Räumlichkeiten. 2011 übernahm Engagiert in der Gemeinde Enthusiasmus und sucht immer nach neuen Ideen, er dann den ADEG Markt im niederösterreichischen um das Einkaufserlebnis für ihre Kunden noch be- Neben einem starken Fokus auf regionale Produkte Neustadtl von seinen Eltern. Seine starke Verbundenheit zum Ort kommt auch sonderer zu machen. ist der innovativen Marktleiterin auch die Nachhaltig- durch Zeilingers intensives Engagement in der Ge- keit ein großes Anliegen. So werden in ihrem Markt Mehr als nur eine Einkaufsmöglichkeit meinde zum Ausdruck. Denn der Kaufmann steht als Ein moderner Markt für die Gemeinde beim Obst und Gemüse statt Plastiksackerl nur noch geschäftsführender Gemeinderat bei praktisch allen Papiertaschen und Mehrwegnetze angeboten. Auch Als Kaufmann ist Lukas Zeilinger für alle Abläufe wichtigen Fragen in der Gemeinde an vorderster Als echte Powerfrau ruht sich die junge Geschäfts- in der Kommunikation geht Buchmüller mit der Zeit im Markt selbst verantwortlich – ein, wie Zeilinger Stelle. Nebenher ist er auch bei der freiwilligen Feuer- führerin nicht auf den Lorbeeren ihres Vaters aus. Sie und setzt stark auf soziale Medien, um mit ihren beschreibt, schönes Gefühl, vor allem, wenn er spürt, wehr aktiv. Dieser täglich gelebte Gemeinschaftssinn geht ihren eigenen Weg – und das mit sichtlichem Kunden und Lieferanten in Kontakt zu bleiben: „Über wie sehr sein Einsatz im Ort geschätzt wird. Mit sei- macht Zeilinger für die Menschen in Neustadtl zu et- Erfolg. So ließ sie ihren Markt vor Kurzem rundum Social Media kann ich schnell und unkompliziert über nen insgesamt acht Mitarbeiter sorgt Lukas Zeilinger was ganz Besonderem – nämlich zu ihrem Kaufmann Foto: ADEG modernisieren und eröffnete ihn Ende November Neuigkeiten und Aktionen informieren. Die Leute in der 2.200-Einwohner-Gemeinde für regionale Nah- des Vertrauens. 2018 im neuen Glanz. „Auf über 500 Quadratme- schätzen es, ständig am Laufenden zu sein.“ versorgung mit Wohlfühlfaktor. Denn ADEG Zeilinger 34 35
Ein echter Ein Inkubator für Familienmarkt regionale Produzenten In ihrem ADEG Markt verbindet Victoria Tscharre Mit seinem regionalen Sortiment stützt Domenik Kogler Beruf und Familie. Auch zur Freude ihrer Kunden. Victoria Tscharre die Produzenten im direkten Umfeld. Domenik Kogler ADEG Kauffrau, Ebenthal ADEG Kaufmann, Tisis D I n seiner Gemeinde Tisis in Vorarlberg leistet „Man kennt und unterstützt sich gegenseitig“ ie Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist für sich eher raus“, lacht die Kauffrau. Diese enge Ver- ADEG Kaufmann Domenik Kogler einen wichtigen viele ein wichtiger Faktor für ein erfülltes Ar- flechtung von Familie und Arbeit weiß Tscharre sehr Beitrag für die regionale Wertschöpfung. Das Zu seinen Kunden will der Kaufmann übrigens kein beitsleben. So auch für die junge ADEG Kauf- zu schätzen: „Ich finde es bereichernd, dass wir als zeigt sich vor allem in der engen Kooperation mit einseitiges Verhältnis an den Tag legen, sondern frau Victoria Tscharre, die ihre Familie von Familie zusammenarbeiten. Der Zusammenhalt zwi- Unternehmern und Produzenten aus der Umgebung – stattdessen eine gegenseitig fördernde Beziehung Anfang an eng in ihr Berufsleben eingebunden hat. schen uns ist wirklich gut, und wir verstehen immer, ein wesentlicher Erfolgsfaktor des Kaufmanns. Denn pflegen. „Als Kaufmann ist es mir ein Anliegen, dass Zunächst absolvierte Tscharre ihre Einzelhandelslehre was der andere meint – wir kennen uns ja auch schon durch die rege und langfristige Zusammenarbeit mit in meinem Umfeld alle Beteiligten von meinem im ADEG Markt ihres Onkels in der Kärntner Gemein- ewig.“ seinen Lieferanten fördert er viele lokale Unterneh- Nahversorgungsmodell profitieren.“ Gerade der de Ebenthal. Nachdem sie sich das nötige Know-how men dabei, ihre Produkte auch dort zu verkaufen, wo persönliche Kontakt zu den Kunden und Lieferanten angeeignet hatte, konnte sie 2016 den Markt selbst Familienspezialitäten sie hergestellt werden. machen für Domenik Kogler den Beruf des selbst- übernehmen und führt diesen seither mit großer ständigen ADEG Kaufmanns so attraktiv. „Man lebt Freude: „Ich habe genau gewusst, worauf ich mich Zum Wohlwollen ihrer Kunden gibt es in Tscharres Ein abgestimmtes Sortiment quasi voneinander und profitiert vom gegenseitigen einlasse. Und heute wie damals gilt: Ich mache meine Markt ein ganz besonderes regionales Schmankerl Geschäft. Arbeit sehr, sehr gern“, erzählt die Kauffrau. von den Eltern: frische Regenbogenforellen aus Das Sortiment des ADEG Kaufmanns orientiert sich dem eigenen Fischerteich. Geliefert wird auf Be- nämlich stark an den Bedürfnissen seiner Kunden: Auf Wie in jeder Beziehung ist es ein Geben und Nehmen – Starker Zusammenhalt stellung, „innerhalb von zwei Stunden ist der Fisch einer Verkaufsfläche von 350 Quadratmetern bietet die Lieferanten kommen ja auch zu mir einkaufen. bei uns im Geschäft“, so Tscharre. Und auch aus der er eine große Auswahl von Produkten an, die direkt im Jeder schätzt den anderen als Geschäftspartner Im täglichen Betrieb wird Tscharre von ihren Eltern Feinkostabteilung kommen Familienspezialitäten: Gebiet zwischen dem Bregenzerwald und dem Boden- und vor allem auch als Mensch“, beschreibt Kogler und zwei Tanten unterstützt. Auch ihr Lebensgefährte „Unsere selbstgemachten Knödel und Strudel wer- see erzeugt werden. „Meine Kunden schätzen das, sein Arbeitscredo. Kogler ist überzeugt: „Man kennt Foto: ADEG wird hin und wieder eingespannt, „aber nur, wenn es den nach altem Familienrezept gemacht – davon denn sie können bei mir mit gutem Gefühl Produkte und unterstützt sich gegenseitig – gegeneinander schwere Sachen zu schleppen gibt, ansonsten hält er kriegen unsere Kunden einfach nicht genug.“ aus ihrer Region einkaufen“, erklärt Kogler. arbeiten funktioniert bei uns nicht.“ 36 37
04 | Wie unternehmerisch sind unsere Dörfer? F ür 69% der nicht selbstständigen Dorf- bewohner ist die Selbstständigkeit keine Option. Das bedeutet umgekehrt aber auch, dass für 31% der Schritt in die Selbstständigkeit zumindest denkbar ist. Dabei zeigt sich, dass die Branchen Handel sowie Gewerbe & Handwerk am ehesten in Frage kämen, um sich selbstständig zu ma- chen. Die größten Hürden zur Unternehmens- gründung sind mangelndes Kapital (50%), zu geringes Know-how (28%) und fehlende ge- eignete Geschäftspartner (22%). Fast ein Viertel der Befragten (23%) sieht in der eigenen Ge- Foto: Maria Ritsch meinde ungenützte Geschäftschancen – vor allem in der Gastronomie und im Handel. 38 39
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