Wortlaut der Fernsehdebatte zur Landtagswahl in Rheinland-Pfalz am 14. März 2021 - Jürgen Maier Jennifer Bast - Universität Koblenz ...
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Wortlaut der Fernsehdebatte zur Landtagswahl in Rheinland-Pfalz am 14. März 2021 Jürgen Maier Jennifer Bast Nr. 2/2021
Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“ ISSN (Online): 2195-6030 Die Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“ dienen der Darstellung vorläufiger Ergebnisse, die in der Regel noch für spätere Veröffentlichungen überarbeitet werden. Alle Rechte vorbehalten, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdruckes, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen – auch bei nur auszugsweiser Verwertung. Herausgeber/Editors Mitglieder des Steering Committees des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“: Prof. Dr. Jürgen Maier (Fachbereich 6: Kultur- und Sozialwissenschaften) Prof. Dr. Michaela Maier (Fachbereich 8: Psychologie) Prof. Dr. Manfred Schmitt (Fachbereich 8: Psychologie) Wortlaut der Fernsehdebatte zur Landtagswahl in Rheinland- Pfalz am 14. März 2021 Jürgen Maier Jennifer Bast Nr. 2/2021 Kontaktdaten der Verfasser: Abteilung Politikwissenschaft Institut für Sozialwissenschaften Fachbereich 6: Kultur- und Sozialwissenschaften Universität Koblenz-Landau, Campus Landau Kaufhausgasse 9 76829 Landau E-Mail: maierj@uni-landau.de, bastj@uni-landau.de
Wortlaut der Fernsehdebatte zur Landtagswahl in Rhein- land-Pfalz am 14. März 2021 Jürgen Maier Jennifer Bast Zur Fernsehdebatte Am 05. März 2021 wurde die einzige Fernsehdebatte im Landtagswahlkampf 2021 zwischen den beiden Ministerpräsidentschaftskandidaten, Amtsinhaberin Malu Dreyer (SPD) und Her- ausforderer Christian Baldauf (CDU), ausgestrahlt. Die rund 62-minütige Diskussionssendung begann um 20.15 Uhr und wurde von dem öffentlich-rechtlichen TV-Sender SWR übertragen. Unter Ausschluss von Publikum befragte der Moderator Fritz Frey (SWR) die Kandidatin und den Kandidaten. Vorbemerkung Der Wortlaut der Debatte wird exakt dokumentiert. Die Aussagen der Kandidatin und des Kan- didaten sowie der Moderatorinnen und Moderatoren werden in 30-Sekunden-Blöcken einge- teilt. Darüber hinaus werden folgende parasprachliche Besonderheiten der Redebeiträge er- fasst:1 (uv) unverständliche Rede ^ parasprachlicher Einschublaut (äh, öh, ömm usw.) - kurze Pause -- längere Pause [ simultanes Sprechen „…“ nachprüfbares wörtliches Zitat ‚…‘ sinngemäßes Zitat (lacht) Lachen, Kichern usw. * Glottisverschlusslaut 1 Die Erfassung der parasprachlichen Elemente erfolgt unter Anwendung der in Josef Klein (1990): Elefantenrunden „Drei Tage vor der Wahl“: Die ARD-ZDF-Gemeinschaftssendung 1972-1987, Baden-Baden, Teil II: Texte, S. I, entwickelten Systematik und eigenen Ergänzungen.
Maier/Maier/Faas/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Bundestagswahl am 24. September 2017 Transkript Zeit Dreyer Baldauf Moderatoren 00:00:10 FREY: Einen schönen guten Abend wünsche ich, hier, aus der Lockhalle in Mainz. Schön, dass Sie dabei sind beim einzigen TV-Duell zur Landtags- wahl in - Rheinland-Pfalz. Ja, und sie sind auch schon angekommen, die Duellanten. Amtshin-inha- berin Malu Dreyer von der SPD und der Herausforde- [In Einspieler: (uv) rer, Christian Baldauf von der CDU. Und das ist sehr beruhigend für uns beide. Ich begrüße Sascha 00:00:30 Becker. Er wird nach dem Duell übernehmen. BECKER: Ganz genau, um 21 Uhr 15 dann wollen wir nämlich gemeinsam in die Analyse des Duells einsteigen. Bei uns zu Gast sind dann Pro- minente, Unterstützerin- nen und Unterstützer von Frau - Dreyer und Herrn Baldauf. Uns interessiert aber natürlich auch der neutrale Blick von außen auf dieses Duell. Wir wer- den uns mit Körpersprache beschäftigen und Sie zu Hause sind herzlich einge- laden, mitzudiskutieren un- ter dem Hashtag 00:01:00 ltwrp21. Das steht für Landtagswahl Rheinland- Pfalz 21. Aber jetzt hören wir erstmal gut zu. Der große Moment dieses Wahlkampfs, er ist da. AUS DEM OFF: Live aus der alten 2
Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“ Zeit Dreyer Baldauf Moderatoren Lockhalle in Mainz: Das Duell - Malu Dreyer gegen Christian Baldauf. Modera- tion - Fritz Frey. FREY: Ja, und da sitzen sie 00:01:30 mir schon gegenüber. Nach meinem Eindruck sind sie gespannt und voll konzentriert. Malu Dreyer, seit etwas mehr als acht Jahren ist sie Ministerprä- sidenten in Rheinland- Pfalz. Guten Abend, Frau Dreyer. Einen schönen Guten Abend, (uv) Herr Frey. Ja, und Christian Baldauf. Der CDU-Fraktionsvorsit- zende im Rheinland-Pfälzi- schen Landtag, der jetzt Ministerpräsident werden will. Guten Abend, Herr Baldauf. Guten Abend, Herr Frey. Ja, wir haben ein paar Spielregeln verabredet. Es gibt eine genaue 00:02:00 Messung der Redezeiten der beiden, denn nach ca. einer Stunde soll ein, mmh, einigermaßen aus- geglichenes Redekonto vorliegen. Darauf habe ich zu achten. Und ich habe ^ mich vom ordnungsgemä- ßen Zustand der Messge- räte persönlich überzeugt. Natürlich kennen die bei- den meine Fragen nicht und wir haben ausgelost, an wen die erste Frage geht und wer das letzte Wort von den beiden in dieser Sendung haben wird. Meine 3
Maier/Maier/Faas/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Bundestagswahl am 24. September 2017 Zeit Dreyer Baldauf Moderatoren 00:02:30 allererste Frage geht, wie wir’s ausgelost haben, an Herrn Baldauf. Dieser Wahlkampf ist ja nicht nur wegen Corona völlig an- ders. Vor - fünf Jahren hat die CDU-Herausforderin es mit Attacke versucht. Bei Ihnen habe ich eher den Eindruck, Sie sind der sympta- symphathische Teamplayer, der gerne da- von erzählt, dass er der Mi- nisterpräsidentin hand- schriftlich verfasste Weih- nachtsgrüße schickt. Ist das eine bewusste Ent- scheidung, als Herausfor- derer so wenig 00:03:00 Kante zu zeigen? Das ist keine Entschei- dung, Herr Frey, so bin ich. Und ich trenne sehr genau zwischen demjenigen, was persönlich ist, ^ zum dem- jenigen, was ich beruflich oder politisch machen möchte. Und mich treibt an, dass ich dieses Land nach vorne bringen möchte. Es gibt viele Bau- stellen, die wir sicherlich nachher auch ansprechen werden, im Bildungs-, im Wirtschafts-, im Gesund- heitsbereich. Und das ist `ne Herausforderung und die nehm` ich sehr, sehr gerne an. Und die hat aber nichts mit Persönlichem zu tun, 00:03:30 sondern tatsächlich mit dem, dass ich gerne ihre Position haben will. Und darum bewerbe ich mich und dafür kämpfe ich auch. 4
Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“ Zeit Dreyer Baldauf Moderatoren Gut. Frau Dreyer, der Amtsbonus. Ihr Herausfor- derer hat’s ja wirklich schwer, im Land bekannt zu werden, im Gegensatz zu Ihnen. Nehmen wir mal als Beispiel, nach jedem Bund-Länder-Treffen, nach jedem Bund-Länder- Gipfel sind Sie vor den Ka- meras, erklären den Rheinland-Pfälzer was die Beschlüsse für Sie bedeu- ten. Das soll jetzt nicht zy- nisch klingen, aber: Hilft Ihnen 00:04:00 nich‘ ein Stück weit die Krise jetzt auch im Wahl- kampf? Naja, natürlich, als amtie- rende Ministerpräsidentin hab‘ ich `ne andere Platt- form. Aber ^ am, beim letz- ten Wahlkampf war es ähnlich, eigentlich kannten mich die Leute nicht wirk- lich. Und eine Krise, ja, die hat immer ^ auch Schat- tenseiten. Es sind sehr, sehr schwere Entschei- dungen, die wir zu treffen [Mhm. haben in der Pandemie. Und das heiß, dass ich mit jeder Entscheidung mich auch den Bürgern und Bür- gerinnen gegenüber stelle. Weil ich sie verantworten [Mhm. muss. Und des 00:04:30 bedeutet, es kann ein Vor- teil sein, wenn die Bürger und Bürgerinnen damit einverstanden sind. Wenn Sie das Vertrauen mir ge- genüber haben. Aber es kann natürlich genauso ausgehen, dass man auch alles auf sich zieht, weil die [Mhm. 5
Maier/Maier/Faas/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Bundestagswahl am 24. September 2017 Zeit Dreyer Baldauf Moderatoren Entscheidungen nicht ge- teilt werden. Insofern glaube ich, dass es nicht nur ein Vorteil ist, sondern natürlich, ich hab‘ eine an- dere Bühne, aber ich muss [Mhm. auch zu Entscheidungen [Mhm. richtig stehen. Ich kann nicht nur etwas sagen und [Mhm. ^ die Leute sagen, och, finde ich eigentlich gut oder nicht. Sondern ich sage etwas, und das ist die Entscheidung, die wir tref- fen zusammen [Mhm. 00:05:00 und dazu muss ich auch stehen. Das heißt sie ver- [Mhm. antworten. Und das ist na- türlich dann auch die Kehr- seite davon. Kommen wer mal zum Thema Entscheidungen. Mit den Beschlüssen der Bund-Länder-Konferenz kann ja jetzt Schritt für Schritt gelockert werden. Und heute aktuell in den Nachrichten: In Rheinland- Pfalz kann der Einzelhan- del am Montag – unter schweren Auflagen dann auch wieder – öffnen. Ihr Parteifreund Karl Lauter- bach, und der Mann ist ja sozusagen vom Fach, der hat gestern gesagt: ‚Mit diesen 00:05:30 Beschlüssen kommt die dritte Welle.‘ Er prophezeit für Anfang April eine Inzi- denz von über 100. Und das wirft für mich schon die Frage auf: Wie sinnvoll sind diese Beschlüsse? Sind die verantwortbar? Also wir waren ja mit 16 Mi- nisterpräsidenten und - 6
Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“ Zeit Dreyer Baldauf Moderatoren präsidentinnen, der Bun- deskanzlerin und dem ge- samten Bundeskabinett der Auffassung, dass diese Beschlüsse verant- wortbar sind. Und es sind [Mhm. auch keine leichten Ent- schlüsse. Es gibt grad‘ mal zwei Bundesländer, näm- lich Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz, die im Moment eine 00:06:00 ^ eine stat-, eine, eine sta- tische oder eine kontinuier- liche Inzidenz unter 50 ha- [Mhm. ben. Und ^ das hat man natürlich auch den vielen Bürgern, Bürgerinnen uns zu verdanken, die wirklich auch mit sehr viel Disziplin daran mitarbeiten. Aber [Mhm. die Herausforderung bleibt [Mhm. natürlich. Wenn wir heute sagen, es war ja keine leichte Entscheidung, wir ham ja miteinander ge- sprochen, ich hab‘ mich mit dem Einzelhandel ge- [Mhm. troffen, mit den Kammern, mit den Kommunen. Wir haben abgewogen, im Ka- binett. Und die Entschei- dung haben wir gemein- sam getroffen. Aber es heißt natürlich auch, das ist Verantwortung. 00:06:30 Aber es ist ja auch ge- nauso klar: Wir ^ ham Si- cherheitsmaßnahmen ge- troffen und wir sagen auch [Mhm. sehr, sehr klar, und das sieht ja dieser Perspektiv- plan auch vor: Wenn die Inzida-, denz dann eben wieder steigt, über 50 im Land, und das über meh- rere Tage, dann gibt es [Mhm. 7
Maier/Maier/Faas/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Bundestagswahl am 24. September 2017 Zeit Dreyer Baldauf Moderatoren auch wieder Schritte zu- rück. Und das ham wir mit- einander vereinbart in un- serem Bündnis für eine si- [Mhm. chere Öffnung. Und ich glaube, es ist wirklich, oder ich bin sicher, es ist `ne verantwortungsvolle Ent- scheidung, die wir getrof- fen haben. Und wie hoch schätzen Sie das Risiko ein, dass die In- zidenzen wieder schnell 00:07:00 steigen, so wie es ^ der Kollege Lauterbach skiz- ziert hat? Man kann dieses Risiko nicht einschätzen. Also wir [Mhm. hatten ja selbst auch mit sehr, sehr vielen Wissen- schaftlern gesprochen, auch im vorhi(uv) vorhinein [Mhm. zu diesem Bund-Länder- Treffen. Und ^ wir ham uns auch unser Bild gemacht was kann man sich zu- trauen oder nicht. Das ha- [Mhm. ben, denke ich, alle Minis- terpräsidenten gemacht. [Mhm. Wir wären nicht zu diesen gemeinsamen Beschlüs- sen gekommen, auch nicht mit der Bundeskanzlerin, wenn wir nicht davon über- zeugt gewesen wären, dass dieser Weg ein gang- barer ist. Und da wir als [Mhm. 00:07:30 Bundesland ja gut daste- hen und auch die flankie- renden Maßnahmen sehr gut im Griff haben, das [Mhm. heißt das Impfen, das Tes- ten. Wir werden am Mon- [Mhm. tag damit beginnen. Ich glaub‘ nicht, dass es ein anderes Bundesland ist, gibt, dass in der Lage ist, 8
Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“ Zeit Dreyer Baldauf Moderatoren eine Testinfrastruktur [Mhm. schon am Montag für die [Mhm. Bürger und die Bürgerin- nen zu haben. Deshalb denk‘ ich, wir sind verant- wortungsvoll. Aber klares Zeichen auch an alle und des wird von allen mitge- tragen: Wenn die Zahlen [Mhm. steigen, dann ist völlig klar, [Mhm. dann muss `n Stück zu- rückgegangen werden. [Mhm. Und die Kommunen, die jetzt über 100 liegen, die machen so nichts. 00:08:00 Sie ham keine Möglichkeit, diesen Öffnungsschritt [Mhm. auch mitzugehen. [Ja. Herr Baldauf, Sie haben der Landesregierung, ich zitiere, ein „Impfchaos“ und eine ‚extrem gefährli- che Impfstrategie‘ vorge- worfen. Jetzt müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass ^ bei den verabreich- ten Impfungen Rheinland- Pfalz im Ländervergleich ganz vorne liegt. Stehen Sie noch zu diesen Vor- würfen? Ich glaube, Herr Frey, das müssen wir sortieren. ^ Als ich das gesagt habe, hatte sich die Landesregierung im Januar um 00:08:30 30.000 Impfdosen verrech- net. Und es wurden viele [Mhm. Termine abgesagt für die Erstimpfungen. Und dann ist es schon die Aufgabe, auch einmal nachzufra- gen. Wir hatten ja des Wei- teren auch zu Beginn – es gibt keine Blaupause da- für, aber zu Beginn die Problematik, dass auch 9
Maier/Maier/Faas/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Bundestagswahl am 24. September 2017 Zeit Dreyer Baldauf Moderatoren über die Hotlines nicht je- der sofort einen Termin be- kam. Diese ganzen Platt- formen waren schwierig. Ich bin froh, dass es jetzt [Mhm. so gekommen ist, wie es gekommen ist. Aber - [Mhm. auch jetzt haben wir noch die Situation, das über 100.000 Über-80- 00:09:00 Jährige nicht geimpft sind. [Mhm. Das muss natürlich schnellstmöglich erledigt werden. Und ich sehe meine Aufgabe schon da- rin, das konstruktiv auch zu begleiten. Wichtig ist das Impfen, wichtig ist auch, (uv) Frau Kollegin, wir haben heute Freitag- abend, dass am Montag das auch funktioniert mit der Infrastruktur. Das ist schon Bedingung für alles, weil wir jetzt auch anfan- gen müssen, viel zu tes- ten, viel zu testen. Wir hat- ten am Montag als Union einen Vorschlag unterbrei- tet, genau das zu machen. Das ist am Mittwoch mit aufgenommen worden in die Runde mit der 00:09:30 Bundeskanzlerin. Und deshalb bin ich froh, dass es passiert. Der Einzelhan- del braucht diese Perspek- tive. Nicht nur der Einzel- handel, auch die Gastro- nomie. Und ich muss auch sagen, ich bin sehr, sehr, sehr dankbar allen Helfe- rinnen und Helfern, die sich freiwillig jetzt bereit er- klären, da auch mitzuhel- fen. Wir können das nur [Mhm. gemeinsam schaffen. Und 10
Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“ Zeit Dreyer Baldauf Moderatoren dann muss natürlich im Moment auch alles erfüllt werden, was auch ange- kündigt wurde. Und des- halb müssen auch die Über-80-Jährigen jetzt um- gehend Ihre Termine be- [Mhm. kommen. Wenn man Sie so hört, 00:10:00 fällt’s schwer – und wir sind ja heue hier zusam- mengekommen, um die unterschiedlichen Positio- nen ^ von Ihnen beiden kennenzulernen. Können Sie mal drei Punkte nen- nen, Frau Dreyer, wo Sie sich ganz deutlich unter- scheiden von der Position von Herrn Baldauf, von der Position der CDU? Ja, das kann ich sehr gut. ^ Natürlich hat Herr Bald- auf, lieber Herr Baldauf, ham sie am Anfang unsere Strategie beim Impfen total kritisiert. Nicht nur dass, Sie ham sogar gesagt, es wär‘ extrem gefährlich, so vorzugehen. Und ich [Mhm. 00:10:30 habe immer wieder ge- deutlich gemacht, dass wir die Zweitimpfungen ha- ben, aber auch ganz klar gesagt ham: Der Impfstoff muss an die Menschen, so schnell es geht. Wir wollen keinen Impfstoff im Kühl- schrank ham. Nur den, den wir unbedingt brauchen. [Mhm. Und der Erfolg hat uns am Ende auch Recht gegeben mit unserer Strategie. Und es ist nicht richtig, dass wir uns verrechnet haben. Da brauch‘ ich jetzt nicht nochmal drauf 11
Maier/Maier/Faas/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Bundestagswahl am 24. September 2017 Zeit Dreyer Baldauf Moderatoren einzugehen, aber weil Sie es auch hier wieder wie- derholen, sondern Bion- tech hatte die sechste Dose angekündigt. Jeder, auch der Bundesgesund- [Mhm. heitsminister, hat gedacht, das ist zusätzlicher 00:11:00 Stoff. Leider war es nicht [Mhm. zusätzlich. Und deshalb ham viele Bundesländer, wie wir auch, schon Ter- mine vergeben gehabt, die [Mhm. wir dann nur verschieben mussten. Es ist nichts pas- siert, gar nichts. Wir hatten auch nicht zu wenig Impf- stoff für die, die geimpft [Mhm. sind. Aber der Erfolg gibt uns Recht: Wir stehen an der Spitze Deutschlands, was das Impfen betrifft. Und jetzt am Samstag werd, wird die Anmeldung geöffnet für die chronisch Kranken. Und am nächs- ten Mittwoch werden alle 70-Jährigen können sich anmelden. Und natürlich wird jetzt mit Hochdruck werden die 80-Jährigen geimpft. Und das ist un- [Mhm. sere Strategie von Anfang 00:11:30 an gewesen, ohne Wenn und Aber. Und dazu steh‘ ich, und des haben wir auch gezeigt, dass wir’s können. Der zweite Punkt, wenn Sie sagen, Unter- schiede: ^ Ich glaub‘ tat- [Mhm. sächlich, dass ich `n sehr, sehr klaren Kurs habe in dieser Pandemie. Das ist nicht immer leicht. Aber ^ trotzdem, die Abwägung gehört zu meinem Ge- schäft, sach‘ ich jetzt mal. [Mhm. 12
Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“ Zeit Dreyer Baldauf Moderatoren Und die Einbeziehung von vielen Partnern und Part- nerinnen. Und erstens mal hab‘ ich nie `n Zweifel da- ran gelassen, dass jede Entscheidung überlegt sein muss und man auch 00:12:00 manchmal vielleicht wieder `nen Schritt zurückgehen muss, weil schlicht und er- greifend die Pandemie sich anders entwickelt. Ich [Mhm. hab‘ aber umgekehrt ^ das Gefühl gehabt, oder erlebt, dass doch ganz viel auch geäußert worden ist, sei- tens meinem Mitbewerber, was nicht so klar war. Mal so, mal so, sach‘ ich mal. Und natürlich gibt es au- ßerhalb der Pandemie ganz viele andere The- men, ^ auch das Thema- testen in der Pandemie, da kommen wir sicherlich noch drauf. Ist ja `n [Mhm. Thema, was wir direkt an- geleiert haben, obwohl wir gar nicht wussten, 00:12:30 wird das eigentlich funktio- nieren mit dem Bund oder nicht? Wir ham Millionen [Mhm. von Test-^ Test^-Materia- lien bestellt, so dass wir am Montag damit begin- nen können. Also wir brau- chen gar nicht die Auffor- derung. `S ist immer rich- tig, wenn die Opposition auch mitdenkt und Anre- gungen gibt, aber für uns war das selbstverständ- lich. Wir kommen auf viele [Mhm. Themenfelder, Herr Frey, wo ich ganz fest davon überzeugt bin, dass sich [Mhm. darüber hinaus eben auch 13
Maier/Maier/Faas/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Bundestagswahl am 24. September 2017 Zeit Dreyer Baldauf Moderatoren deutlich zeigt, wo wir un- terschiedlich stehen. Okay. Dann Ihre drei Punkte und dann komm‘ wer zu den anderen The- [An und für sich müssen men (uv) … wir natürlich immer Eines 00:13:00 sehen: Es gibt ja keine Blaupause für diese Situa- tion, das ist völlig richtig. Was wir aber tun müssen, ist: Wir dürfen die Men- schen nicht verunsichern. Und es ist nun mal so, dass wir sehr, sehr viele Zuschriften und auch ^ An- rufe, Anderes bekommen, gerade von denen, die jetz keine Impftermine haben. Dann muss man das ja an- sprechen können, Frau Kollegin, das geht ja gar nicht anders. Und wenn Sie sagen, ^mal so, mal so, müsste ich ja dir Rück- frage stellen: Wo sehen Sie denn das? Weil ich habe nur festgestellt, wenn wir im Bildungsbereich nachschauen, 00:13:30 da haben Sie auch viele Unsicherheiten verur- sacht, indem Sie im Januar bei der Schalte mit der Bundeskanzlerin gesagt haben: ‚Bis 14. Februar bleiben die Schulen zu‘. Dann haben Sie von sich aus gesagt: ‚Nein, früher auf‘, sind wieder zurückge- rudert. Ich mein‘, das Spiel können wir jetzt alle ma- chen, da fallen uns noch [Mhm. ganz viele Dinge ein. Ich glaube, aber Herr Frey, am Ende des Tages geht’s da- rum, dass jetzt geimpft 14
Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“ Zeit Dreyer Baldauf Moderatoren wird. Und ich wünsche mir, dass das was Sie vorha- ben mit den Testungen auch wirklich funktioniert. Da kann es auch keinen [Mhm. Unterschied geben. Son- dern wir müssen ja dafür sorgen, dass wir schnellst- möglich durch die 00:14:00 Pandemie kommen. O.K. Dann nehmen wir das an der Stelle mal so hin. Es [Es wird genug Unter- kann ja… schiede noch geben. [(lacht) (lacht) Sie machen, ma- chen uns neugierig. Das ist die erste Möglichkeit für mich, mal die Zeitkonten gleichen. Und ich schaue auf das Zeitkonto von Frau Dreyer. Da sind wir bei fünf Minuten 50. Und beim Zeit- konto von Herrn Baldauf bei drei Minuten 14. Wir sind noch relativ am An- fang der Sendung, also noch kein Grund zur Sorge. Und ich werd‘ das, 00:14:30 wie gesagt, im Blick behal- ten. Kommen wir zur Wirt- schaftspolitik. Die Men- schen in Rheinland-Pfalz, das kann man glaube ich so sagen, sind in Sorge, was die wirtschaftliche Lage angeht. Wir ham uns das mal angeguckt, Sie kennen den Politrend. 2019 fanden 73 Prozent die Lage, die wirtschaftli- che Lage in Rheinland- Pfalz sehr gut oder gut und 2021 sind es nur noch 49. Also eine Linie, die nach unten geht. Auch hier wie- der die Frage nach den 15
Maier/Maier/Faas/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Bundestagswahl am 24. September 2017 Zeit Dreyer Baldauf Moderatoren Unterschieden: Was sind Ihre Rezepte 00:15:00 gegen eine drohende Plei- tewelle, gegen einen mas- siven Arbeitsplatzverlust im Land? Frau Dreyer. Ja, es ist ja kein Wunder, das ^ natürlich die Wirt- schaft jetzt eingetrübt ist. ^ Man muss sich nich‘ wun- dern, man muss nur in, in die Situation schauen. Der Einzelhandel hat jetzt seit Monaten eigentlich keine Chance mehr gehabt. Wir haben ganz viele Bran- chen, die in der Krise lei- den. Und natürlich sind wir ein sehr stark exportab- hängiges Land. Und im ersten Lockdown war des fast noch schlimmer wie jetzt. Aber die Handelsket- ten sind unterbrochen, ^ man hat nicht mehr die gleichen Möglichkeiten. 00:15:30 Und des kann man überall ablesen. Die Wirtschaft, es [Mhm. kann gar nicht mehr so op- timistisch sein, wie das eben noch vor der Pande- [Mhm. mie der Fall war. Und ^ dennoch ist es ja vollkom- men klar, wir ham in der Pandemie zwei Möglich- keiten. Und die nutzen wir auch. Des Eine ist, oder die Unternehmen zu unter- stützen. Der Bund sichert die Existenz und hat diese Programme dafür. Wir ham Programme aufge- legt, um Wirtschaftsförde- rung zu machen. Auch In- novationsförderung zu ma- [Mhm. chen. Weil wir natürlich 16
Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“ Zeit Dreyer Baldauf Moderatoren davon ausgehen, dass man auch ein, für einen Neustart, für den Auf- schwung 00:16:00 der Wirtschaft wieder Un- terstützung braucht. Und darauf konzentrieren wir uns. Des Zweite ist, dass man immer wieder ver- sucht, auch eine kluge Öff- nungsstrategie zu gehen, unter Berücksichtigung des Gesundheitsschutzes. Ich hab‘ sehr, sehr viel mit dem Einzelhandel gespro- chen. Natürlich auch mit der Wirtschaft. Wir ham unentwegt gemeinsame Runden, wo wir uns aus- tauschen über die Lage, über die Situation. Und da ist immer wieder deutlich geworden: Ja, die Hilfen sind wichtig. Manche vom Bund ham auch ein biss- chen zu lang gedauert, des kann man auch sagen. Ich bin froh, dass es jetzt all- mählich 00:16:30 losgeht und die Hilfen an- [Mhm. kommen. Aber - des Ei- gentliche, was sich Wirt- schaft wünscht, ist schlicht und ergreifend, dass sie auch wieder arbeiten kön- nen und die Verhältnisse sich verändern. Und des- [Mhm. halb bin ich sehr erleich- tert, dass wir jetzt im Land in `ner Situation sind, dem Einzelhandel auch die Per- spektive zu geben und [Mhm. deutlich zu machen: Ja, am Montag geht es wieder los. Und ^ dann hat eine Chance, zum Beispiel, die ganze Winterware, die in 17
Maier/Maier/Faas/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Bundestagswahl am 24. September 2017 Zeit Dreyer Baldauf Moderatoren den Geschäften nicht ab- [Mhm. verkauft worden ist, die ei- nen echt auch deprimiert machen kann, die jetzt auch wirklich ^ zu verkau- fen. Und wenn 00:17:00 man drauf schaut: Wir sind `ne mittelständische Struk- tur in Rheinland-Pfalz. Das sind Unternehmen, Fami- lienunternehmen, da geht es echt um die Existenz und um ein Lebenswerk, was die Leute ^ jetzt dro- [Mhm. hen, zu verlieren. Und des- halb kann man die Stim- mung verstehen. Aber ich bin auch zuversichtlich, dass es wieder zum Auf- schwung kommt. Und in diesem Aufschwung wer- [Mhm. den wir mit unserer Unter- stützung und Wirtschafts- förderung, 300 Millionen im Nachtragshaushalt, die [Mhm. Unternehmen, dann auch unterstützen. Also Unterstützung, Geld in die Hand nehmen einer- seits. Aber auch Bedingun- gen schaffen, dass 00:17:30 Wirtschaft wieder wirt- schaften, wieder Geld ver- dienen kann. Genau. Und gute Ideen haben, wie der Auf- schwung auch gestaltet [Mhm. Mhm. werden kann. Und ich glaube, dafür ham wir wirk- lich `nen guten Rahmen geschaffen. Wir kennen die Herausforderungen, wir kennen die Zukunftsfel- [Mhm. der. Und damit sind wir ja auch, zum Beispiel, im Transformationsrat, ^ der [Mhm. bei mir im, in der Staats- kanzlei ist. Wo wir einfach 18
Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“ Zeit Dreyer Baldauf Moderatoren die Unternehmen mit un- terstützen: Wie geht’s wei- ter, wo sind die Ziele und [Mhm. wie können wir fördern und auch die richtigen Rah- menbedingungen dafür schaffen? [Mhm. Selbe Frage an Sie, Herr Baldauf? Das ist eine sehr umfas- sende Frage, Herr Frey. ^ 00:18:00 Möchte mal so anfangen: ^ Man hat jetzt gerade auch gemerkt, ^ es ist natürlich immer auch viel Fassaden- und Symbolpolitik hier da- bei, bei der Landesregie- rung. ^ Es geht nicht um die Frage, was der Bund macht. Des muss man im- mer die Frage stellen, wir sitzen hier als Kandidaten für das Ministerpräsiden- tenamt, was kann man denn als Land selbst tun? Und da muss man zwei Dinge jetzt ^ unterschei- den. Wir hatten schon vor der Krise einen Wirt- schaftswachstumsrück- gang von 1.3 Prozent. Wir hatten jetzt eine Umfrage der IHK, da wird der Lan- desregierung 00:18:30 nur noch eine vier plus ge- ben. Und ^ das liegt unter anderem auch daran, dass ich eine andere Wirt- schaftspolitik für Rhein- land-Pfalz ^ verstehe. Ers- tens, in Corona-Zeiten - da haben wir einen großen Unterschied. Ich bin der festen Überzeugung, wir brauchen umgehend den Unternehmerlohn. Wir müssen jetzt dafür sorgen, 19
Maier/Maier/Faas/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Bundestagswahl am 24. September 2017 Zeit Dreyer Baldauf Moderatoren dass niemand in Insolvenz fällt, weil dadurch auch viele Arbeitsplätze erhal- ten bleiben. Viele stehen jetzt völlig an der Wand, haben keinerlei Perspek- tive. Ich wundere mich im- mer, dass 00:19:00 das, weil das sozial ge- recht wäre, abgelehnt wird. Der zweite Punkt für Corona ist, das zeigt auch so `n bisschen die Symbol- politik, wir haben Förder- programm ^ vorgestellt für die Stärkung von Innen- städten und Gemeinden. [Mhm. Aber nicht nur für die fünf großen. Die Landesregie- rung nimmt nur die fünf großen raus, macht Pilot- projekte. Das hilft nicht, weil es geht um Ander- nach, um Mayen, um Fran- kenthal, um Neustadt, viele andere auch. Was mir vorschwebt ist Folgen- des: Wer die Wirtschaft stärken will, sollte erst sich einmal dazu 00:19:30 bekennen: Keine Steuer- erhöhung. Vor allem Bun- desfrage. Zweite Frage: Was machen wir mit Grün- dungen? Wir ham in Rheinland-Pfalz bundes- weit lediglich 1.7 Prozent Gründungen. Das muss sich verändern. Und das liegt viel daran, dass die Hochschullandschaft ext- rem unterfinanziert ist. Der hiesige Wissenschaftsmi- nister trägt ja nicht um- sonst die rote Laterne. Und - da fehlt einfach eine Idee, ein Entwickeln, ein sich 20
Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“ Zeit Dreyer Baldauf Moderatoren entwickeln. Wasser- stoffstrategie. Die Landes- regierung schlägt eine vor, lediglich für 00:20:00 LKWs. Die muss viel brei- ter aufgestellt werden. Wir haben ein großes Unter- nehmen in der Vorder- pfalz, das mit Wasserstoff [Mhm. zu tun hat. Grauer Wasser- stoff. Aber grüner ist ge- nauso wichtig. Und was mir noch wichtig ist: Wir brauchen auch den Mut, zu sagen: Technologieof- fenheit entwickelt uns wei- ter. Wir haben in Rhein- land-Pfalz viele Hidden Champions, viele Zuliefe- rer, auch in die Automobil- industrie. Und last, but not least würd‘ ich gerne an- sprechen wollen: Infra- struktur. Die Teer-Infra- struktur. Wir haben 1 Milli- arde 00:20:30 Sanierungsstau in den Landesstraßen. Wirt- schaftsminister Wissing hat in den letzten fünf Jah- ren jedes Jahr, man glaubt es fast nicht, nur einen ein- zigen Kilometer neue Straße fertiggestellt. Wir [Mhm. haben einen Sanierungs- stau von 1 Milliarde bei den kommunalen Straßen. Der Begriff Brückentage bekommt bei uns eine be- sondere Bedeutung. Sie finden keine Brücke von Remagen bis Wörth, die völlig intakt ist. Und bei der digitalen Infrastruktur hat die Ministerpräsidentin verkündet: bis 2018 Gi- gabit- 21
Maier/Maier/Faas/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Bundestagswahl am 24. September 2017 Zeit Dreyer Baldauf Moderatoren 00:21:00 Gesellschaft. Jetzt ham `mer nicht mal zwölf Pro- zent der Gewerbebetriebe laut dem LVU, die über- haupt ausreichende An- schlüsse haben. Und des- halb möchte ich einen Schub, eine Innovation, gerade im Digitalbereich ^ [Mhm. bringen, ans ^ an die Staatskanzlei diese Sache bringen, direkt anheften. Digital muss jetzt dieses Land nach vorne gebracht werden. Auch im Mobil- funk. Da waren jetzt viele, wenn ich das so sagen darf, Vor- schläge dabei, hinter de- nen natürlich auch Geld steht. Richtig. Sie haben auch ^ 00:21:30 erklärt, keine Steuererhö- [Ja. hungen. Zu dem Thema kommen wir gleich. Ich würd‘ gern mal ein Beispiel nur nehmen ^ und Sie fra- gen, wie Sie damit umge- hen wollen. Nehmen wir den Flughafen Hahn. Der Haupteigentümer, der chi- nesische Konzern HNA, ist pleite. Ich hatte es er- wähnt. Viele Beschäftigte ham Angst um Ihre Jobs. Und jetzt ist die Frage: Wie geht das Land künftig mit dem Hahn um? Was tut das Land, um diese Jobs zu sichern? Vielleicht zu- nächst Frau? Also ich würd‘ schon sehr gerne auf das, was Herr Baldauf gesagt hat, einge- [Mhm. hen. 22
Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“ Zeit Dreyer Baldauf Moderatoren 00:22:00 Und zum Thema Hahn, das kann ich gleich mal in Klammer setzen. HNA ja, [Mhm. aber der ganze Flugaffine Bereich, das ist uns mehr- fach bestätigt worden, auch schriftlich vom Kon- sulat, dass der eben nicht betroffen ist von der Insol- venz. Insofern, glaube ich, ist das jetzt gerade nicht das Thema der Stunde. [Mhm. Wir sind nicht mehr Eigen- tümer vom Hahn, es ist aber trotzdem wichtig und es ist auch wirklich ein bisschen Glück, dass HNA auf die Fracht gesetzt hat. Denn Sie müssen nur nach Frankfurt, auf die großen Flughäfen in dieser Zeit schauen. Die haben [Mhm. 00:22:30 wirklich sehr, sehr viele Probleme, entlassen mas- senhaft Menschen. Und [Mhm. der Hahn hat wenigstens im Frachtbereich `ne gute Entwicklung gemacht. Und ich hoff‘ und gehe davon aus, das war auch die Be- stätigung, dass die Insol- venz von HNA diesen Be- reich nicht ^^ betrifft. Aber ganz kurz nochmal zur Be- schreibung von dem Thema Wirtschaftsland Rheinland-Pfalz durch Sie, [Mhm. Herr Baldauf. Wir leben, glaub’ ich, an der Stelle schon in unterschiedlichen Bundesländern. Ist zumin- destens mein Eindruck manchmal. Letzte Woche [Hm. kam die Studien von Trier, von der Universität Trier. 146 der 23
Maier/Maier/Faas/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Bundestagswahl am 24. September 2017 Zeit Dreyer Baldauf Moderatoren 00:23:00 mittelständischen Unter- nehmen in Rheinland- Pfalz sind Weltmarktfüh- rer. Das heißt der Mittel- stand ist in der Welt unter- wegs und ist absolut top unterwegs. Das sind nicht nur tolle Arbeitgeber, sie sind auch flexibel von ih- rem Konzept. Vielleicht kennen Sie die Firma Cle- mens in Wittlich oder, was ganz viele Bürger und Bür- gerinnen kennen, ist die Firma Fissler in Idar-Ober- stein. Die sind nich‘ in den Oberzentren, sie sind in den ländlichen Regionen unseres Landes. Und sie sind sehr gut aufgestellt. Ich bin wahnsinnig stolz darauf. 146 Unternehmen aus Rheinland-Pfalz Welt- marktführer. Und es ist 00:23:30 ein Beispiel dafür, wie in- novativ, wie kreativ unsere Wirtschaft ist. Und wie er- folgreich. Und es hat auch mit Rahmenbedingungen zu tun. Ich kenne die Un- ternehmen sehr, sehr gut. Und ich begleite sie auch (uv), oder sie begleiten mich manchmal auf `ner Reise oder was auch im- mer. Ich will damit sagen: ja natürlich kämpft dieses Land auch immer wieder, weil wir großes Exportland sind, mit ^ den Weltmärk- ten, mit den ganzen Ver- werfungen. Aber es heißt trotzdem nicht, dass wir nicht gut dastehen. Wir ham die drittniedrigste Ar- beitslosenquote seit Jah- ren. Und 24
Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“ Zeit Dreyer Baldauf Moderatoren 00:24:00 das ist doch ein Indiz da- für, dass es bei uns gut läuft. Wir ham in diesem Jahr die höchste Beschäf- tigtenquote, die wir jemals hatten in Rheinland-Pfalz. Und das ist entspricht nicht dem Bild, was sie zeich- nen, Herr Baldauf. Und deshalb sag‘ ich ganz, ganz klar: Es gibt immer Herausforderungen der Wirtschaft zu stemmen. Aber unser Land steht wirt- schaftlich sehr gut da. Und ich bin besonders stolz da- rauf, dass sie immer wie- der begreifen, unsere Wirt- schaft, dass die Welt sich verändert und den Heraus- forderungen von morgen wirklich auch standhält. Und es is‘ `n innovatives Land. Und deshalb finde ich, 00:24:30 man sollte eher sich be- danken bei den Unterneh- mern und Unternehmerin- nen. Aber vor allem auch dafür, dass wir tolle Ar- beitsplätze im Land ham und Ausbildungsplätze. Und natürlich bleibt es die Aufgabe der Politik und der Regierung, auch weiterhin unsere Wirtschaft gut zu begleiten. Damit wir aus der Krise kommen, aber dass wir den Aufschwung auch wieder nutzen kön- nen für neue Innovation und Zukunftsgeschäfte. Ich hab‘ geahnt, dass das Thema Wirtschaft Sie beide (lacht) sehr bewegt. Sie ham des ^ bewiesen. Will da jetzt Herrn Baldauf 25
Maier/Maier/Faas/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Bundestagswahl am 24. September 2017 Zeit Dreyer Baldauf Moderatoren noch die Gelegenheit ge- ben, zum Flughafen Hahn 00:25:00 vielleicht noch was zu sa- [(uv) gen, um dann ^ im nächs- [Da würde mich erstmal, ten Schritt (uv)… Herr Frey, interessieren, was die Frau Ministerpräsi- dentin dazu sagt, was sie damit vorhat. Ich glaube, ich hab‘ alles gesagt zu dieser Frage, Herr Baldauf. Ich hab‘ des beantwortet eben und [Mhm. mehr gibt’s aus meiner Sicht nicht zu sagen. Dass der Flughafen übernom- men worden (uv) ist da- mals, hat au, das ist auch ein Grund dafür, dass sich gute Unternehmen um den Hahn herum entwickelt ha- ben. Und ^ ich denke, die [Mhm. andere Frage hab‘ ich be- reits beantwortet. Mehr gibt’s aus meiner Sicht zu dieser Frage nicht zu sa- gen. S‘ 00:25:30 ist `n wichtiges Infrastruk- turprojekt, wir sind nicht mehr Eigentümer. Ich war erleichtert, als wir die Be- stätigung bekommen ha- ben, dass die Insolvenz nicht den Flughafen Hahn betreffen wird. Und inso- fern denke ich, in dieser Krisenzeit für Flughäfen können wir jetzt eigentlich nur froh sein, dass der Schwerpunkt auf der Fracht liegt. Weil das ist [Mhm. ein Bereich, der hat des ei- gentlich ganz gut über- standen. Und in der letzten Zeit ist er ja auch gewach- sen. 26
Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“ Zeit Dreyer Baldauf Moderatoren Herr Baldauf? Ja, das, das heißt also für mich, ^^ s‘ Argument ist, wir sind nicht mehr Eigen- tümer, also muss uns das nichts scheren. Ich 00:26:00 sehe das anders. Erstens mal zahlt immer noch der Steuerzahler einen hohen Betrag dort hin. S‘ is‘ im Übrigen genau fünf Jahre her, dass kurz vor der Landtagswahl schnell mal die Landesregierung den [(lacht) Hahn verkauft hat. Wir er- innern uns noch an den Reifenhändler, der dann plötzlich der Ver-, der Käu- fer war. Also das war alles n‘ bisschen dubios. Und jetzt haben wir eine Situa- tion, wo wir nicht genau wissen: Kommt es in Zu- kunft zu einem ^ ja Zusam- menbruch des Hahn oder nicht? Die Landesregie- rung verlässt sich jetzt ein- fach mal darauf, was des chinesische Konsulat und der Chinese 00:26:30 erzählt. Ich habe einen an- dere Auffassung von Poli- tik. Ich möchte, dass man eine Vision, eine Zukunfts- ^ ja, Gestaltung auch am Hahn darstellt. Und da kann ich mir sehr gut vor- stellen, dass man in Zu- kunft dort auch viel For- schung und Entwicklung ansiedelt. Gerade bei- spielsweise im Bereich der erneuerbaren Energien, gerade im Bereich auch von Gründerzentren. Das wäre ein Punkt, wo ich sage: Wenn wir die 27
Maier/Maier/Faas/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Bundestagswahl am 24. September 2017 Zeit Dreyer Baldauf Moderatoren Regierung übernehmen dürfen, werden wir dort di- rekt einen Schwerpunkt stellen, mehr als nur die- sen 00:27:00 Flughafen zu haben. Son- [Mhm. dern tatsächlich ein Wirt- schafts- und Innovations- zentrum zu entwickeln. Was kann man besser ha- ben, als einen Flughafen? Dann hoffentlich einen durchgehenden vierspuri- gen Ausbau der B50, der bei uns oben auf der Agenda steht. Dann haben Sie ehrlicherweise alles, bei denen viele Leute, viele Start-Upper sagen werden: Genau das ist was für uns. Und das schwebt [Mhm. mir vor. Also `ne Zukunfts- vision aufzubauen. [(uv) Gut. Des wäre Ihre Zu- kunftsvision. Ich würd‘ - das Thema Wirtschaft wer- den wir heute Abend hier [Wahrscheinlich nicht in Gänze 00:27:30 nicht, nein. (lacht) erschöpfend ^^ diskutieren können. ^ Ich würd‘ näm- lich glaub‘ ich ein Thema gerne auch noch anspre- chen, von dem ich auch si- cher bin, des interessiert die Menschen. Des is‘ des Thema verschuldete Kom- munen. Der Verfassungs- gerichtshof von Rheinland- Pfalz hat geurteilt, dass der kommunale Finanz- ausgleich seit Jahren ^ ge- gen die Landesverfassung ^ verstößt. Im Klartext: Die Kommunen bekommen zu wenig Geld vom Land für Ihre Aufgaben. Jetzt muss das bis Anfang 2023 28
Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“ Zeit Dreyer Baldauf Moderatoren 00:28:00 geregelt werden. Frau Dreyer, Sie ham gesagt, Beispiel Hessen, es könnte möglich sein, dass ^ so ^ zu lösen, wie das in Hessen gelungen ist. Wenn man da hinguckt, stellt man fest: Da ham aber doch viele Kommu- nen ihre Grund- und ihre Gewerbesteuer erhöht. Und damit wären wir bei dem Thema, was ich vor- hin schon angekündigt habe: Wie sieht’s aus, ist es für Sie auch `ne Vari- ante, dass die Kommunen hier ^ Steuererhöhungen - [Also ich sach‘ jetzt mal durch-… sehr klar: Als ich Minister- [Mhm. präsidentin wurde, 00:28:30 weil ich war ja sehr lange selber Kommunalpolitike- rin. Auch in Städten, die nich‘ grad‘ besonders reich sind. Wir ham da trotzdem sehr gute Politik gemacht. [Mhm. Aber mir war vollkommen klar, als ich Ministerpräsi- dentin wurde, dass es völ- lig klar ist, dass wir was tun müssen, dass die Kommu- nen in `ne bessere finanzi- [Mhm. elle Lage kommen. Und deshalb haben wir den kommunalen Finanzaus- gleich neu aufgesetzt. Im (uv) übrigen auf der Grundlage des alten Ver- fassungsgerichtes, ^ des [Mhm. Urteils. Und haben seit die- ser Zeit 1.3 Milliarden zu- sätzliches Geld in diesen [Mhm. KFA gegeben. 00:29:00 Das ist `n Aufwuchs um 75 Prozent gewesen. Ein nor- maler Aufwuchs im 29
Maier/Maier/Faas/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Bundestagswahl am 24. September 2017 Zeit Dreyer Baldauf Moderatoren Haushalt hat grad‘ um die 30, 35 Prozent bestanden. [Mhm. Nur um mal zu sehen, [Mhm. dass wir (uv) Schwerpunk wir gesetzt ham in dieser Zeit. Wir haben dann auch im Ergebnis gesehen, dass drei Jahre hinterei- nander zwei Drittel der Landkreise Überschüsse machen. N‘ Teil von denen auch schon wieder Schul- [Mhm. den zurückbezahlt. Bei al- len Städten ist es leider nicht gelungen, auch nicht bei allen Landkreisen. Und deshalb war es schon klar, wir müssen auch nochmal neu justieren, warum funk- [Mhm. tioniert das nich‘? Aller- dings sag‘ ich nochmal: 00:29:30 Ein ^ Drittel des gesamten Haushaltes des Landes ist Geld für die Kommunen. [Mhm. Und des is‘ auch richtig so. Und jetzt hat der Verfas- sungsgerichtshof ^ geur- teilt, dass wir den ganzen kommunalen Finanzaus- gleich wirklich auf `ne kom- plett neue Systematik um- stellen müssen. Es gibt [Mhm. glaube ich drei, vier Bun- desländer in Deutschland, die diese andere Systema- tik haben. Unter anderem Hessen. Und das ist jetzt für uns der Maßstab, ist doch selbstverständlich. Des heißt, wir werden bis zum Jahr 2023 00:30:00 mit allen Gemeinden zu- sammensitzen müssen und deren Bedarf erstel- len. Des ist `ne Gemein- [Mhm. schaftsarbeit. Dazu sind der der Innenminister, die 30
Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“ Zeit Dreyer Baldauf Moderatoren Finanzministerin auch schon auf’m Weg. Sie ham `ne Arbeitsgruppe, auch mit dem Landesrech- nungshof, den Kommunen usw. gegründet. Und wir werden jetz‘ erstmal die- sen Bedarf errechnen. Und danach wird man sehen. Aber weil die, die Einnah- mesituation der Kommu- nen ^ ansprechen: Natür- lich hat auch schon sehr häufig der Landesrech- nungshof und andere sehr klar gesagt, dass auch die Kommunen schauen 00:30:30 müssen, weil sie in vielerlei Hinsicht eben unterdurch- schnittlich hier ^ Gewerbe- steuern, ähnliches Dinge erheben. Anders als in an- deren Bundesländern. Dass man auch auf diese Seite schauen muss. `S heißt für mich heute nicht, dass es zwingend so kommt. Es heißt eigentlich nur, wir müssen jetzt un- sere Arbeit machen, die Bedarfe nochmal neu er- heben, und dann miteinan- der sprechen: Wie sieht des Volumen am Ende [Mhm. aus, wie sieht der Beitrag der Kommunen aus. Und dann wird es einen neuen KFA im Jahr 2023 geben. Und jetzt kommt der be- rühmte Journalistensatz: Sie können also nicht 00:31:00 ausschließen, dass. Natürlich nicht. Man kann gar nichts ausschließen. [Mhm. Man kann, der Verfas- sungsgerichtshof hat übri- gens auch gar nicht 31
Maier/Maier/Faas/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Bundestagswahl am 24. September 2017 Zeit Dreyer Baldauf Moderatoren gesagt, dass wir mehr Geld da reingeben müs- [Mhm. sen. Man kann nichts (uv). [Nein, nein, (uv) Sie ru- Er hat einfach nur gesagt: hig... ‚Die Systematik muss sich verändern.‘ Weil ganz of- [Mhm. fensichtlich ist, dass man- che machen Überschüsse [Mhm. seit drei Jahren. Übrigens, gestern, letzte Woche, hat das statistische Landes- [Mhm. amt wieder die Zahlen auf den Tisch gelegt. Obwohl [Mhm. wir in der Krise sind, ob- wohl die Kommunen so lei- [Mhm. den, haben die Kommunen (uv) zwei Drittel der Land- kreise, ein Drittel der [Mhm. Städte, wieder 00:31:30 Überschüsse gemacht. Und die Begründung ist: Auf Grund der Bundes- und der Landespro- [Mhm. gramme. Und insofern, ich finde, wir ham jetzt dieses Urteil bekommen. Das ist schade, aber (uv) es steht mir nicht zu, ich kritisier‘ das nicht, sondern ich nehm‘ es an. Wir müssen’s umsetzen, der (uv) der Zeitplan ist ehrgeizig, das werden wir sehr akribisch machen. Und wir werden [Mhm. uns dann danach richten und unsere Kommunen entsprechend dann aus- statten. [Mhm. Wie wollen sie mit den Kommunen umgehen? Be- vor Sie antworten, muss ich mit einem leichten Sei- tenblick auf Frau Dreyer sagen: Das Redezeitkonto geht grad‘ 00:32:00 ziemlich in die Höhe. Also wenn wir uns ein bisschen 32
Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“ Zeit Dreyer Baldauf Moderatoren kürzer fassen könnten, [Bei (uv). (lacht) wär’s glaub‘ ich ganz… Gut. ^ Ja, also, ^ dass, dass die Frau Dreyer des jetzt schade findet, ^ ist schon auffällig. Der Ver- fassungsgerichtshof hat in diesem Urteil ganz klar ge- sagt, dass seit über 13 Jahren der kommunale Fi- nanzausgleich rechtswid- rig ist. Und es gab schon 2012 ein Urteil, dass Sie auch kennen. Da stand ge- nau des Gleiche drin. Sie [Aber andere Gründe. haben sogar mal 2014 bei einem Neujahrsempfang gesagt, sie wettet, jetzt wäre 00:32:30 alles in Ordnung, in Zu- kunft alles rechtmäßig. Ich weiß gar nicht, was Sie da jetzt ham bezahlen müs- sen, weil Sie die Wette ver- [(lacht) loren haben. Ich will aber noch eins dazu sagen: Es ist viel zu ernst. Von den 20 am höchsten verschul- deten Kommunen deutschlandweit liegen elf [Mhm. in Rheinland-Pfalz. Das ist Fakt. Es ist auch Fakt, dass die Klagen geführt wurden von Pirmasens und dem Landkreis Kai- serslautern. Warum denn? Wenn alle so zufrieden wä- ren? Und es ist auch Fakt, dass in jedem Jahr um die 400 Millionen Euro zu we- nig vom Land in die Kom- munen gegeben wurde in den 00:33:00 letzten Jahren. Da helfen die 1.3 Milliarden Euro nicht. Was ich sehr be- zeichnend finde, für die 33
Maier/Maier/Faas/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Bundestagswahl am 24. September 2017 Zeit Dreyer Baldauf Moderatoren Arbeit dieser Landesregie- rung. Dann gucken mer mal, dann warten wir mal, dann schau‘ mer bis 2023. So kann man damit nicht umgehen, es liegt ein Ur- teil vor. Dieses Urteil sagt [Mhm. klipp und klar: Es ist rechtswidrig. Deshalb ha- ben wir gesagt: Wenn wir Regierungsverantwortung übernehmen dürfen, gibt es eine Soforthilfe von 300 Millionen Euro. Und wir werden dann auch dafür sorgen, dass wir die Auf- gaben genau definieren, die zu machen sind. Das ist das 00:33:30 Entscheidende. Und ^^ es bringt Ihnen nichts, wenn Sie Dauergast bei Gericht sind. Machen Sie Ihre Ar- beit sauber, helfen Sie den Kommunen. Freuen Sie sich nicht nur immer, wenn die gute Arbeit machen, sondern die müssen Sie leider auch machen. [Mhm. [Ehrliche, ehrlich, Herr Das Thema, (uv) Baldauf, ^ ich glaube, dass dieses Land nur deshalb so gut dasteht, weil wir Hand in Hand mit den Kommunen gemeinsam gute Arbeit machen. Und ich bin da vollkommen klar: Wir he, wir legen nicht die Hände in Schoß, sondern wir machen genau das, was das Urteil uns aufgibt. Das Urteil gibt uns 00:34:00 nicht auf, 300 Millionen mehr den Kommunen zu geben. Sondern das Urteil [Nein. gibt uns auf, dass wir den kommunalen 34
Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“ Zeit Dreyer Baldauf Moderatoren Finanzaussta-, ^ Ausgleich auf neue Füße stellen. Und genau das werden wir tun. Aber dazwischen brau- [Die Frage war ja… chen die Kommunen Geld. Entschuldigung, die Frage muss ich nochmal zurück- [Ja. führen, war ja: Um - den Kommunen mehr Geld zu- kommen zu lassen, was ist da Ihre Prognose? Müssen die Kommunen ihre Ein- nahmesituation verbes- sern? Müssen sie ihre Grund- und Gewerbe- steuer-möglichkeiten bes- ser ausnutzen, um 00:34:30 auch selber Einnahmen zu generieren? Oder schlie- ßen Sie Steuererhöhun- gen in diesem Fall aus? Auch das ist natürlich im Gesamtkontext zu disku- tieren. Interessant war, als das Urteil kam, war der erste Satz des Staatssek- retärs, da war ja nur der Staatssekretär dort. Hat mich auch gewundert. ‚Ja, ^ da müssen die Kommu- nen jetzt mal erhöhen.‘ Also geht das natürlich nicht. Sondern des muss `n Gesamtpaket sein. Ich [Mhm. selbst bin auch im Stadtrat von Frankenthal. Ich weiß, wie klamm wir sind. Und ich weiß auch, dass die Aufsichtsdirektion dauernd kommt und sagt: ‚Erhöht mal‘. Das passt aber des- halb nicht in die 00:35:00 Landschaft, weil egal was Sie erhöhen, Sie nach der jetzigen Situation nie aus- geglichen werden. Und deshalb muss das im 35
Maier/Maier/Faas/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Bundestagswahl am 24. September 2017 Zeit Dreyer Baldauf Moderatoren Gesamtkontext sein. Ich persönlich finde, wir dürfen jetzt nicht einfach über He- besätze reden. Dann kommt weniger Gewerbe, kommt weniger Industrie. Die ja wiederum Steuern bezahlen, wenn Sie kom- men. Sondern des muss ein Gesamtpaket sein. Und das wollen wir entwi- ckeln. Und jetzt, als Sofort- maßnahme, 300 Millionen. Weil, was wollen denn die Kommunen im Moment ausgeben, wenn Sie kein Geld haben? Da müssen Sie doch jetzt helfen, da können Sie doch nich‘ war- ten. Ja, ich kann jetzt nur noch- mal wiederholen, Herr 00:35:30 Baldauf, dass wir ^ gerade letzte Woche, oder diese Woche, glaub‘ ich sogar, wieder bescheinigt bekom- men ham, dass zwei Drittel unserer Landkreise Über- schüsse machen. Und das in einer Krise. Und ich glaube, wir werden, wir sind, wir gehen wirklich sehr ordentlich mit den Kommunen um. Natürlich, wir ham sehr, sehr kleine Städte, ^ deshalb sind die noch leider, leider da noch immer auf dieser Statistik. Aber es is‘ ja klar, Pirma- sens, Zweibrücken, es gibt noch andere Städte, bei denen hat diese Sonderzu- weisung auch nicht ge- reicht. Und deshalb wer- den wir jetzt den kommu- nalen Finanzausgleich wieder neu 36
Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“ Zeit Dreyer Baldauf Moderatoren 00:36:00 aufsetzen. Und die Frage ist dann auch: Wie ist die Verteilung unter den kom- munalen Gebietskörper- schaften? Es ist nicht nur die Frage, ob das Land mehr Geld gibt oder nicht. Wir müssen ein Gesamt- paket machen, genauso, wie Sie’s gesagt haben. Da gehört die Einnahmesi- tuation der Kommunen dazu, aber es kommt auch die Frage dazu: Wie ist ei- gentlich das Geld verteilt in diesem Land, dass ein gro- ßer Teil der Landkreise jetzt schon so viele Jahre hintereinander Über- schüsse machen und an- dere eben nicht ausrei- chend Geld haben. Ich würd‘ gern zum Thema Bildung kommen, auch wenn ich sehe, dass wir des, wie gesagt, 00:36:30 nicht erschöpfend hier heute Abend besprechen können. Auch nicht die Si- tuation der Kommunen werden wir heute Abend in Gänze lösen. Die Coronakrise hat ja gezeigt, dass die, dass die Schulen längst nich‘ in der Weise ans schnelle Internet an- gebunden sind, ^ wie es ei- gentlich sein sollte. Frau Dreyer, Sie haben einge- standen, wenn plötzlich ei- ner Pandemie, in einer Pandemie alle Schüler zu Hause sitzen, dann fällt eben doppelt auf, wo man steht. Wie soll dieses Problem gelöst werden? Herr Baldauf – was is‘ Ihre 37
Maier/Maier/Faas/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Bundestagswahl am 24. September 2017 Zeit Dreyer Baldauf Moderatoren 00:37:00 Perspektive? Und wenn [In einer Minute. ich das sagen darf - gu- cken wir jetzt nicht zurück, sondern die Leute wollen [Ja, ist klar. wissen: Wie wollen Sie’s lösen? ^ Wir brauchen ja auch nicht zurückzugehen. ^ Ei- nes möchte ich aber schon sagen, Herr Frey: Hätten wir Regierungsveranwor- tung im letzten Jahr ge- habt, hätte wir’s im letzten Jahr auch schon angegan- gen. Aber wir denken, wir gehen jetzt nach vorne, ist ja nicht passiert. S‘ gibt [Ja. das Bildungschaos in Rheinland-Pfalz in Bezug auf die Frage ^ der digita- len Ausstattung. Was schwebt uns vor? ^ Wir wollen alle zusammenzie- hen 00:37:30 an einen Tisch, ^ die ^ da- für zuständig sind. Weil mir viel zu sehr immer über Zuständigkeiten geredet wird und immer alles abge- schoben wird. Sondern wir brauchen alle am Tisch: Kommunen, denen die Ge- bäude gehören, aber ge- nauso auch Schülerinnen, Schüler, Lehrer, Eltern, alle die, die ganz viel jetzt gerade leisten müssen in dieser Zeit. Und selbstver- ständlich auch die Regie- rung. Und dann muss ein Programm aufgelegt wer- den, dass bis nach den Sommerferien eine Digita- lisierung komplett erfolgt. W-Lan-Ausbau, 00:38:00 ganz wichtig. Eigentlich kommunale Aufgabe. Die 38
Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“ Zeit Dreyer Baldauf Moderatoren haben kein Geld dafür. Das muss das Land ma- chen. Wir brauchen Lap- tops und IPads für alle. Wir brauchen als Weiteres, ganz wichtig, digitale ^ Inf- rastruktur auch, die ge- pflegt wird. Heißt, wir brau- chen IT-Fachleut‘, die das auch warten, vor Ort ma- chen. Das ist ein Gesamt- paket. Und dazu gehört für mich auch, dass wir Lüf- tungsgeräte einbauen müssen. Deshalb haben wir vorgeschlagen: 50 Pro- zent zahlt das Land, bei Einzelhändlern. 50 00:38:30 Prozent die selbst. In den Schulen zahlt’s das Land dann ganz. Dass unser Ziel. Ich habe so ein biss- chen schmunzeln müssen, als ich jetzt gelesen habe, dass auch Frau Dreyer auf die Idee kommt, jetzt W- Lan in die Schulen zu brin- gen. Da frage ich mich dann immer: Wie lange sind Sie denn eigentlich schon dran? Ist das jetzt erst erfunden worden, dass man das jetzt erst macht? Oder hätte man’s vielleicht früher machen können? S‘ kommt mir vor wie n‘ Wahlkampf-Gag. Vielleicht wär’s ja ganz gut, wen Sie sowas immer frü- her umsetzen würden, Frau Dreyer. Frage an Sie. Bildung 00:39:00 2021… [^ Entschuldigung, jetzt hab‘ ich `n Fehler ge- macht. Ich wollte nämlich Herrn Baldauf noch fragen: 39
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