Wortlaut der Fernsehdebatte zur Landtagswahl in Rheinland-Pfalz am 14. März 2021 - Jürgen Maier Jennifer Bast - Universität Koblenz ...

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Wortlaut der Fernsehdebatte zur Landtagswahl in
Rheinland-Pfalz am 14. März 2021

Jürgen Maier
Jennifer Bast

Nr. 2/2021
Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation,
Medien und Politik“

ISSN (Online): 2195-6030

Die Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und
Politik“ dienen der Darstellung vorläufiger Ergebnisse, die in der Regel noch für spätere Veröffentlichungen
überarbeitet werden. Alle Rechte vorbehalten, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdruckes, des
Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen – auch bei nur auszugsweiser Verwertung.

Herausgeber/Editors
Mitglieder des Steering Committees des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“:
Prof. Dr. Jürgen Maier (Fachbereich 6: Kultur- und Sozialwissenschaften)
Prof. Dr. Michaela Maier (Fachbereich 8: Psychologie)
Prof. Dr. Manfred Schmitt (Fachbereich 8: Psychologie)

Wortlaut der Fernsehdebatte zur Landtagswahl in Rheinland-
Pfalz am 14. März 2021
Jürgen Maier
Jennifer Bast

Nr. 2/2021

Kontaktdaten der Verfasser:
Abteilung Politikwissenschaft
Institut für Sozialwissenschaften
Fachbereich 6: Kultur- und Sozialwissenschaften
Universität Koblenz-Landau, Campus Landau
Kaufhausgasse 9
76829 Landau
E-Mail: maierj@uni-landau.de, bastj@uni-landau.de
Wortlaut der Fernsehdebatte zur Landtagswahl in Rhein-
land-Pfalz am 14. März 2021
Jürgen Maier
Jennifer Bast

Zur Fernsehdebatte
Am 05. März 2021 wurde die einzige Fernsehdebatte im Landtagswahlkampf 2021 zwischen
den beiden Ministerpräsidentschaftskandidaten, Amtsinhaberin Malu Dreyer (SPD) und Her-
ausforderer Christian Baldauf (CDU), ausgestrahlt. Die rund 62-minütige Diskussionssendung
begann um 20.15 Uhr und wurde von dem öffentlich-rechtlichen TV-Sender SWR übertragen.
Unter Ausschluss von Publikum befragte der Moderator Fritz Frey (SWR) die Kandidatin und
den Kandidaten.

Vorbemerkung
Der Wortlaut der Debatte wird exakt dokumentiert. Die Aussagen der Kandidatin und des Kan-
didaten sowie der Moderatorinnen und Moderatoren werden in 30-Sekunden-Blöcken einge-
teilt. Darüber hinaus werden folgende parasprachliche Besonderheiten der Redebeiträge er-
fasst:1

(uv)       unverständliche Rede

^          parasprachlicher Einschublaut (äh, öh, ömm usw.)

-          kurze Pause

--         längere Pause

[          simultanes Sprechen

„…“        nachprüfbares wörtliches Zitat

‚…‘        sinngemäßes Zitat

(lacht) Lachen, Kichern usw.

*          Glottisverschlusslaut

1   Die Erfassung der parasprachlichen Elemente erfolgt unter Anwendung der in Josef Klein (1990): Elefantenrunden
    „Drei Tage vor der Wahl“: Die ARD-ZDF-Gemeinschaftssendung 1972-1987, Baden-Baden, Teil II: Texte, S. I,
    entwickelten Systematik und eigenen Ergänzungen.
Maier/Maier/Faas/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Bundestagswahl am 24. September 2017

Transkript
 Zeit            Dreyer                           Baldauf                         Moderatoren
 00:00:10                                                                         FREY:
                                                                                  Einen schönen guten
                                                                                  Abend wünsche ich, hier,
                                                                                  aus der Lockhalle in
                                                                                  Mainz. Schön, dass Sie
                                                                                  dabei sind beim einzigen
                                                                                  TV-Duell zur Landtags-
                                                                                  wahl in - Rheinland-Pfalz.
                                                                                  Ja, und sie sind auch
                                                                                  schon angekommen, die
                                                                                  Duellanten. Amtshin-inha-
                                                                                  berin Malu Dreyer von der
                                                                                  SPD und der Herausforde-
                                                  [In Einspieler: (uv)            rer, Christian Baldauf von
                                                                                  der CDU. Und das ist sehr
                                                                                  beruhigend für uns beide.
                                                                                  Ich begrüße Sascha
 00:00:30                                                                         Becker. Er wird nach dem
                                                                                  Duell übernehmen.
                                                                                  BECKER:
                                                                                  Ganz genau, um 21 Uhr 15
                                                                                  dann wollen wir nämlich
                                                                                  gemeinsam in die Analyse
                                                                                  des Duells einsteigen. Bei
                                                                                  uns zu Gast sind dann Pro-
                                                                                  minente, Unterstützerin-
                                                                                  nen und Unterstützer von
                                                                                  Frau - Dreyer und Herrn
                                                                                  Baldauf. Uns interessiert
                                                                                  aber natürlich auch der
                                                                                  neutrale Blick von außen
                                                                                  auf dieses Duell. Wir wer-
                                                                                  den uns mit Körpersprache
                                                                                  beschäftigen und Sie zu
                                                                                  Hause sind herzlich einge-
                                                                                  laden, mitzudiskutieren un-
                                                                                  ter dem Hashtag
 00:01:00                                                                         ltwrp21. Das steht für
                                                                                  Landtagswahl Rheinland-
                                                                                  Pfalz 21. Aber jetzt hören
                                                                                  wir erstmal gut zu. Der
                                                                                  große Moment dieses
                                                                                  Wahlkampfs, er ist da.

                                                                                  AUS        DEM          OFF:
                                                                                  Live     aus  der       alten
                                                                                                      2
Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“

 Zeit            Dreyer                           Baldauf                          Moderatoren
                                                                                   Lockhalle in Mainz: Das
                                                                                   Duell - Malu Dreyer gegen
                                                                                   Christian Baldauf. Modera-
                                                                                   tion - Fritz Frey.

                                                                                   FREY:
                                                                                   Ja, und da sitzen sie
 00:01:30                                                                          mir schon gegenüber.
                                                                                   Nach meinem Eindruck
                                                                                   sind sie gespannt und voll
                                                                                   konzentriert. Malu Dreyer,
                                                                                   seit etwas mehr als acht
                                                                                   Jahren ist sie Ministerprä-
                                                                                   sidenten in Rheinland-
                                                                                   Pfalz. Guten Abend, Frau
                                                                                   Dreyer.
                 Einen schönen Guten
                 Abend, (uv) Herr Frey.
                                                                                   Ja, und Christian Baldauf.
                                                                                   Der CDU-Fraktionsvorsit-
                                                                                   zende im Rheinland-Pfälzi-
                                                                                   schen Landtag, der jetzt
                                                                                   Ministerpräsident werden
                                                                                   will. Guten Abend, Herr
                                                                                   Baldauf.
                                                  Guten Abend, Herr Frey.
                                                                                   Ja, wir haben ein paar
                                                                                   Spielregeln verabredet. Es
                                                                                   gibt eine genaue
 00:02:00                                                                          Messung der Redezeiten
                                                                                   der beiden, denn nach ca.
                                                                                   einer Stunde soll ein,
                                                                                   mmh, einigermaßen aus-
                                                                                   geglichenes     Redekonto
                                                                                   vorliegen. Darauf habe ich
                                                                                   zu achten. Und ich habe ^
                                                                                   mich vom ordnungsgemä-
                                                                                   ßen Zustand der Messge-
                                                                                   räte persönlich überzeugt.
                                                                                   Natürlich kennen die bei-
                                                                                   den meine Fragen nicht
                                                                                   und wir haben ausgelost,
                                                                                   an wen die erste Frage
                                                                                   geht und wer das letzte
                                                                                   Wort von den beiden in
                                                                                   dieser Sendung haben
                                                                                   wird. Meine
                                                                                                     3
Maier/Maier/Faas/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Bundestagswahl am 24. September 2017

 Zeit            Dreyer                           Baldauf                         Moderatoren
 00:02:30                                                                         allererste Frage geht, wie
                                                                                  wir’s ausgelost haben, an
                                                                                  Herrn Baldauf. Dieser
                                                                                  Wahlkampf ist ja nicht nur
                                                                                  wegen Corona völlig an-
                                                                                  ders. Vor - fünf Jahren hat
                                                                                  die CDU-Herausforderin
                                                                                  es mit Attacke versucht.
                                                                                  Bei Ihnen habe ich eher
                                                                                  den Eindruck, Sie sind der
                                                                                  sympta-      symphathische
                                                                                  Teamplayer, der gerne da-
                                                                                  von erzählt, dass er der Mi-
                                                                                  nisterpräsidentin     hand-
                                                                                  schriftlich verfasste Weih-
                                                                                  nachtsgrüße schickt. Ist
                                                                                  das eine bewusste Ent-
                                                                                  scheidung, als Herausfor-
                                                                                  derer so wenig
 00:03:00                                                                         Kante zu zeigen?
                                                  Das ist keine Entschei-
                                                  dung, Herr Frey, so bin ich.
                                                  Und ich trenne sehr genau
                                                  zwischen demjenigen, was
                                                  persönlich ist, ^ zum dem-
                                                  jenigen, was ich beruflich
                                                  oder politisch machen
                                                  möchte. Und mich treibt
                                                  an, dass ich dieses Land
                                                  nach      vorne     bringen
                                                  möchte. Es gibt viele Bau-
                                                  stellen, die wir sicherlich
                                                  nachher auch ansprechen
                                                  werden, im Bildungs-, im
                                                  Wirtschafts-, im Gesund-
                                                  heitsbereich. Und das ist
                                                  `ne Herausforderung und
                                                  die nehm` ich sehr, sehr
                                                  gerne an. Und die hat aber
                                                  nichts mit Persönlichem zu
                                                  tun,
 00:03:30                                         sondern tatsächlich mit
                                                  dem, dass ich gerne ihre
                                                  Position haben will. Und
                                                  darum bewerbe ich mich
                                                  und dafür kämpfe ich auch.

                                                                                                     4
Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“

 Zeit            Dreyer                           Baldauf                          Moderatoren
                                                                                   Gut. Frau Dreyer, der
                                                                                   Amtsbonus. Ihr Herausfor-
                                                                                   derer hat’s ja wirklich
                                                                                   schwer, im Land bekannt
                                                                                   zu werden, im Gegensatz
                                                                                   zu Ihnen. Nehmen wir mal
                                                                                   als Beispiel, nach jedem
                                                                                   Bund-Länder-Treffen,
                                                                                   nach jedem Bund-Länder-
                                                                                   Gipfel sind Sie vor den Ka-
                                                                                   meras,     erklären      den
                                                                                   Rheinland-Pfälzer was die
                                                                                   Beschlüsse für Sie bedeu-
                                                                                   ten. Das soll jetzt nicht zy-
                                                                                   nisch klingen, aber: Hilft
                                                                                   Ihnen
 00:04:00                                                                          nich‘ ein Stück weit die
                                                                                   Krise jetzt auch im Wahl-
                                                                                   kampf?
                 Naja, natürlich, als amtie-
                 rende Ministerpräsidentin
                 hab‘ ich `ne andere Platt-
                 form. Aber ^ am, beim letz-
                 ten Wahlkampf war es
                 ähnlich, eigentlich kannten
                 mich die Leute nicht wirk-
                 lich. Und eine Krise, ja, die
                 hat immer ^ auch Schat-
                 tenseiten. Es sind sehr,
                 sehr schwere Entschei-
                 dungen, die wir zu treffen                                        [Mhm.
                 haben in der Pandemie.
                 Und das heiß, dass ich mit
                 jeder Entscheidung mich
                 auch den Bürgern und Bür-
                 gerinnen gegenüber stelle.
                 Weil ich sie verantworten                                         [Mhm.
                 muss. Und des
 00:04:30        bedeutet, es kann ein Vor-
                 teil sein, wenn die Bürger
                 und Bürgerinnen damit
                 einverstanden sind. Wenn
                 Sie das Vertrauen mir ge-
                 genüber haben. Aber es
                 kann natürlich genauso
                 ausgehen, dass man auch
                 alles auf sich zieht, weil die                                    [Mhm.
                                                                                                      5
Maier/Maier/Faas/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Bundestagswahl am 24. September 2017

 Zeit            Dreyer                           Baldauf                         Moderatoren
                 Entscheidungen nicht ge-
                 teilt   werden.      Insofern
                 glaube ich, dass es nicht
                 nur ein Vorteil ist, sondern
                 natürlich, ich hab‘ eine an-
                 dere Bühne, aber ich muss                                        [Mhm.
                 auch zu Entscheidungen                                           [Mhm.
                 richtig stehen. Ich kann
                 nicht nur etwas sagen und                                        [Mhm.
                 ^ die Leute sagen, och,
                 finde ich eigentlich gut
                 oder nicht. Sondern ich
                 sage etwas, und das ist die
                 Entscheidung, die wir tref-
                 fen zusammen                                                     [Mhm.
 00:05:00        und dazu muss ich auch
                 stehen. Das heißt sie ver-                                       [Mhm.
                 antworten. Und das ist na-
                 türlich dann auch die Kehr-
                 seite davon.
                                                                                  Kommen wer mal zum
                                                                                  Thema Entscheidungen.
                                                                                  Mit den Beschlüssen der
                                                                                  Bund-Länder-Konferenz
                                                                                  kann ja jetzt Schritt für
                                                                                  Schritt gelockert werden.
                                                                                  Und heute aktuell in den
                                                                                  Nachrichten: In Rheinland-
                                                                                  Pfalz kann der Einzelhan-
                                                                                  del am Montag – unter
                                                                                  schweren Auflagen dann
                                                                                  auch wieder – öffnen. Ihr
                                                                                  Parteifreund Karl Lauter-
                                                                                  bach, und der Mann ist ja
                                                                                  sozusagen vom Fach, der
                                                                                  hat gestern gesagt: ‚Mit
                                                                                  diesen
 00:05:30                                                                         Beschlüssen kommt die
                                                                                  dritte Welle.‘ Er prophezeit
                                                                                  für Anfang April eine Inzi-
                                                                                  denz von über 100. Und
                                                                                  das wirft für mich schon die
                                                                                  Frage auf: Wie sinnvoll
                                                                                  sind diese Beschlüsse?
                                                                                  Sind die verantwortbar?
                 Also wir waren ja mit 16 Mi-
                 nisterpräsidenten und -
                                                                                                     6
Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“

 Zeit            Dreyer                           Baldauf                          Moderatoren
                 präsidentinnen, der Bun-
                 deskanzlerin und dem ge-
                 samten      Bundeskabinett
                 der Auffassung, dass
                 diese Beschlüsse verant-
                 wortbar sind. Und es sind                                         [Mhm.
                 auch keine leichten Ent-
                 schlüsse. Es gibt grad‘ mal
                 zwei Bundesländer, näm-
                 lich     Schleswig-Holstein
                 und Rheinland-Pfalz, die
                 im Moment eine
 00:06:00        ^ eine stat-, eine, eine sta-
                 tische oder eine kontinuier-
                 liche Inzidenz unter 50 ha-                                       [Mhm.
                 ben. Und ^ das hat man
                 natürlich auch den vielen
                 Bürgern, Bürgerinnen uns
                 zu verdanken, die wirklich
                 auch mit sehr viel Disziplin
                 daran mitarbeiten. Aber                                           [Mhm.
                 die Herausforderung bleibt                                        [Mhm.
                 natürlich. Wenn wir heute
                 sagen, es war ja keine
                 leichte Entscheidung, wir
                 ham ja miteinander ge-
                 sprochen, ich hab‘ mich
                 mit dem Einzelhandel ge-                                          [Mhm.
                 troffen, mit den Kammern,
                 mit den Kommunen. Wir
                 haben abgewogen, im Ka-
                 binett. Und die Entschei-
                 dung haben wir gemein-
                 sam getroffen. Aber es
                 heißt natürlich auch, das
                 ist Verantwortung.
 00:06:30        Aber es ist ja auch ge-
                 nauso klar: Wir ^ ham Si-
                 cherheitsmaßnahmen ge-
                 troffen und wir sagen auch                                        [Mhm.
                 sehr, sehr klar, und das
                 sieht ja dieser Perspektiv-
                 plan auch vor: Wenn die
                 Inzida-, denz dann eben
                 wieder steigt, über 50 im
                 Land, und das über meh-
                 rere Tage, dann gibt es                                           [Mhm.
                                                                                                    7
Maier/Maier/Faas/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Bundestagswahl am 24. September 2017

 Zeit            Dreyer                           Baldauf                         Moderatoren
                 auch wieder Schritte zu-
                 rück. Und das ham wir mit-
                 einander vereinbart in un-
                 serem Bündnis für eine si-                                       [Mhm.
                 chere Öffnung. Und ich
                 glaube, es ist wirklich, oder
                 ich bin sicher, es ist `ne
                 verantwortungsvolle Ent-
                 scheidung, die wir getrof-
                 fen haben.
                                                                                  Und wie hoch schätzen Sie
                                                                                  das Risiko ein, dass die In-
                                                                                  zidenzen wieder schnell
 00:07:00                                                                         steigen, so wie es ^ der
                                                                                  Kollege Lauterbach skiz-
                                                                                  ziert hat?
                 Man kann dieses Risiko
                 nicht einschätzen. Also wir                                      [Mhm.
                 hatten ja selbst auch mit
                 sehr, sehr vielen Wissen-
                 schaftlern     gesprochen,
                 auch im vorhi(uv) vorhinein                                      [Mhm.
                 zu diesem Bund-Länder-
                 Treffen. Und ^ wir ham uns
                 auch unser Bild gemacht
                 was kann man sich zu-
                 trauen oder nicht. Das ha-                                       [Mhm.
                 ben, denke ich, alle Minis-
                 terpräsidenten gemacht.                                          [Mhm.
                 Wir wären nicht zu diesen
                 gemeinsamen Beschlüs-
                 sen gekommen, auch nicht
                 mit der Bundeskanzlerin,
                 wenn wir nicht davon über-
                 zeugt gewesen wären,
                 dass dieser Weg ein gang-
                 barer ist. Und da wir als                                        [Mhm.
 00:07:30        Bundesland ja gut daste-
                 hen und auch die flankie-
                 renden Maßnahmen sehr
                 gut im Griff haben, das                                          [Mhm.
                 heißt das Impfen, das Tes-
                 ten. Wir werden am Mon-                                          [Mhm.
                 tag damit beginnen. Ich
                 glaub‘ nicht, dass es ein
                 anderes Bundesland ist,
                 gibt, dass in der Lage ist,
                                                                                                     8
Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“

 Zeit            Dreyer                           Baldauf                          Moderatoren
                 eine       Testinfrastruktur                                      [Mhm.
                 schon am Montag für die                                           [Mhm.
                 Bürger und die Bürgerin-
                 nen zu haben. Deshalb
                 denk‘ ich, wir sind verant-
                 wortungsvoll. Aber klares
                 Zeichen auch an alle und
                 des wird von allen mitge-
                 tragen: Wenn die Zahlen                                           [Mhm.
                 steigen, dann ist völlig klar,                                    [Mhm.
                 dann muss `n Stück zu-
                 rückgegangen        werden.                                       [Mhm.
                 Und die Kommunen, die
                 jetzt über 100 liegen, die
                 machen so nichts.
 00:08:00        Sie ham keine Möglichkeit,
                 diesen      Öffnungsschritt                                       [Mhm.
                 auch mitzugehen.                                                  [Ja.
                                                                                   Herr Baldauf, Sie haben
                                                                                   der Landesregierung, ich
                                                                                   zitiere, ein „Impfchaos“
                                                                                   und eine ‚extrem gefährli-
                                                                                   che Impfstrategie‘ vorge-
                                                                                   worfen. Jetzt müssen wir
                                                                                   zur Kenntnis nehmen,
                                                                                   dass ^ bei den verabreich-
                                                                                   ten Impfungen Rheinland-
                                                                                   Pfalz im Ländervergleich
                                                                                   ganz vorne liegt. Stehen
                                                                                   Sie noch zu diesen Vor-
                                                                                   würfen?
                                                  Ich glaube, Herr Frey, das
                                                  müssen wir sortieren. ^ Als
                                                  ich das gesagt habe, hatte
                                                  sich die Landesregierung
                                                  im Januar um
 00:08:30                                         30.000 Impfdosen verrech-
                                                  net. Und es wurden viele         [Mhm.
                                                  Termine abgesagt für die
                                                  Erstimpfungen. Und dann
                                                  ist es schon die Aufgabe,
                                                  auch einmal nachzufra-
                                                  gen. Wir hatten ja des Wei-
                                                  teren auch zu Beginn – es
                                                  gibt keine Blaupause da-
                                                  für, aber zu Beginn die
                                                  Problematik, dass auch
                                                                                                    9
Maier/Maier/Faas/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Bundestagswahl am 24. September 2017

 Zeit            Dreyer                           Baldauf                            Moderatoren
                                                  über die Hotlines nicht je-
                                                  der sofort einen Termin be-
                                                  kam. Diese ganzen Platt-
                                                  formen waren schwierig.
                                                  Ich bin froh, dass es jetzt        [Mhm.
                                                  so gekommen ist, wie es
                                                  gekommen ist.          Aber -      [Mhm.
                                                  auch jetzt haben wir noch
                                                  die Situation, das über
                                                  100.000 Über-80-
 00:09:00                                         Jährige nicht geimpft sind.        [Mhm.
                                                  Das       muss        natürlich
                                                  schnellstmöglich erledigt
                                                  werden. Und ich sehe
                                                  meine Aufgabe schon da-
                                                  rin, das konstruktiv auch
                                                  zu begleiten. Wichtig ist
                                                  das Impfen, wichtig ist
                                                  auch, (uv) Frau Kollegin,
                                                  wir haben heute Freitag-
                                                  abend, dass am Montag
                                                  das auch funktioniert mit
                                                  der Infrastruktur. Das ist
                                                  schon Bedingung für alles,
                                                  weil wir jetzt auch anfan-
                                                  gen müssen, viel zu tes-
                                                  ten, viel zu testen. Wir hat-
                                                  ten am Montag als Union
                                                  einen Vorschlag unterbrei-
                                                  tet, genau das zu machen.
                                                  Das ist am Mittwoch mit
                                                  aufgenommen worden in
                                                  die Runde mit der
 00:09:30                                         Bundeskanzlerin.           Und
                                                  deshalb bin ich froh, dass
                                                  es passiert. Der Einzelhan-
                                                  del braucht diese Perspek-
                                                  tive. Nicht nur der Einzel-
                                                  handel, auch die Gastro-
                                                  nomie. Und ich muss auch
                                                  sagen, ich bin sehr, sehr,
                                                  sehr dankbar allen Helfe-
                                                  rinnen und Helfern, die
                                                  sich freiwillig jetzt bereit er-
                                                  klären, da auch mitzuhel-
                                                  fen. Wir können das nur            [Mhm.
                                                  gemeinsam schaffen. Und
                                                                                                   10
Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“

 Zeit            Dreyer                           Baldauf                          Moderatoren
                                                  dann muss natürlich im
                                                  Moment auch alles erfüllt
                                                  werden, was auch ange-
                                                  kündigt wurde. Und des-
                                                  halb müssen auch die
                                                  Über-80-Jährigen jetzt um-
                                                  gehend Ihre Termine be-          [Mhm.
                                                  kommen.
                                                                                   Wenn man Sie so hört,
 00:10:00                                                                          fällt’s schwer – und wir
                                                                                   sind ja heue hier zusam-
                                                                                   mengekommen, um die
                                                                                   unterschiedlichen Positio-
                                                                                   nen ^ von Ihnen beiden
                                                                                   kennenzulernen. Können
                                                                                   Sie mal drei Punkte nen-
                                                                                   nen, Frau Dreyer, wo Sie
                                                                                   sich ganz deutlich unter-
                                                                                   scheiden von der Position
                                                                                   von Herrn Baldauf, von der
                                                                                   Position der CDU?
                 Ja, das kann ich sehr gut.
                 ^ Natürlich hat Herr Bald-
                 auf, lieber Herr Baldauf,
                 ham sie am Anfang unsere
                 Strategie beim Impfen total
                 kritisiert. Nicht nur dass,
                 Sie ham sogar gesagt, es
                 wär‘ extrem gefährlich, so
                 vorzugehen. Und ich                                               [Mhm.
 00:10:30        habe immer wieder ge-
                 deutlich gemacht, dass wir
                 die Zweitimpfungen ha-
                 ben, aber auch ganz klar
                 gesagt ham: Der Impfstoff
                 muss an die Menschen, so
                 schnell es geht. Wir wollen
                 keinen Impfstoff im Kühl-
                 schrank ham. Nur den, den
                 wir unbedingt brauchen.                                           [Mhm.
                 Und der Erfolg hat uns am
                 Ende auch Recht gegeben
                 mit unserer Strategie. Und
                 es ist nicht richtig, dass wir
                 uns verrechnet haben. Da
                 brauch‘ ich jetzt nicht
                 nochmal                  drauf
                                                                                                    11
Maier/Maier/Faas/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Bundestagswahl am 24. September 2017

 Zeit            Dreyer                           Baldauf                         Moderatoren
                 einzugehen, aber weil Sie
                 es auch hier wieder wie-
                 derholen, sondern Bion-
                 tech hatte die sechste
                 Dose angekündigt. Jeder,
                 auch der Bundesgesund-                                           [Mhm.
                 heitsminister, hat gedacht,
                 das ist zusätzlicher
 00:11:00        Stoff. Leider war es nicht                                       [Mhm.
                 zusätzlich. Und deshalb
                 ham viele Bundesländer,
                 wie wir auch, schon Ter-
                 mine vergeben gehabt, die                                        [Mhm.
                 wir dann nur verschieben
                 mussten. Es ist nichts pas-
                 siert, gar nichts. Wir hatten
                 auch nicht zu wenig Impf-
                 stoff für die, die geimpft                                       [Mhm.
                 sind. Aber der Erfolg gibt
                 uns Recht: Wir stehen an
                 der Spitze Deutschlands,
                 was das Impfen betrifft.
                 Und jetzt am Samstag
                 werd, wird die Anmeldung
                 geöffnet für die chronisch
                 Kranken. Und am nächs-
                 ten Mittwoch werden alle
                 70-Jährigen können sich
                 anmelden. Und natürlich
                 wird jetzt mit Hochdruck
                 werden die 80-Jährigen
                 geimpft. Und das ist un-                                         [Mhm.
                 sere Strategie von Anfang
 00:11:30        an gewesen, ohne Wenn
                 und Aber. Und dazu steh‘
                 ich, und des haben wir
                 auch gezeigt, dass wir’s
                 können. Der zweite Punkt,
                 wenn Sie sagen, Unter-
                 schiede: ^ Ich glaub‘ tat-                                       [Mhm.
                 sächlich, dass ich `n sehr,
                 sehr klaren Kurs habe in
                 dieser Pandemie. Das ist
                 nicht immer leicht. Aber ^
                 trotzdem, die Abwägung
                 gehört zu meinem Ge-
                 schäft, sach‘ ich jetzt mal.                                     [Mhm.
                                                                                                12
Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“

 Zeit            Dreyer                           Baldauf                          Moderatoren
                 Und die Einbeziehung von
                 vielen Partnern und Part-
                 nerinnen. Und erstens mal
                 hab‘ ich nie `n Zweifel da-
                 ran gelassen, dass jede
                 Entscheidung       überlegt
                 sein muss und man auch
 00:12:00        manchmal vielleicht wieder
                 `nen Schritt zurückgehen
                 muss, weil schlicht und er-
                 greifend die Pandemie
                 sich anders entwickelt. Ich                                       [Mhm.
                 hab‘ aber umgekehrt ^ das
                 Gefühl gehabt, oder erlebt,
                 dass doch ganz viel auch
                 geäußert worden ist, sei-
                 tens meinem Mitbewerber,
                 was nicht so klar war. Mal
                 so, mal so, sach‘ ich mal.
                 Und natürlich gibt es au-
                 ßerhalb der Pandemie
                 ganz viele andere The-
                 men, ^ auch das Thema-
                 testen in der Pandemie, da
                 kommen wir sicherlich
                 noch drauf. Ist ja `n                                             [Mhm.
                 Thema, was wir direkt an-
                 geleiert haben, obwohl wir
                 gar nicht wussten,
 00:12:30        wird das eigentlich funktio-
                 nieren mit dem Bund oder
                 nicht? Wir ham Millionen                                          [Mhm.
                 von Test-^ Test^-Materia-
                 lien bestellt, so dass wir
                 am Montag damit begin-
                 nen können. Also wir brau-
                 chen gar nicht die Auffor-
                 derung. `S ist immer rich-
                 tig, wenn die Opposition
                 auch mitdenkt und Anre-
                 gungen gibt, aber für uns
                 war das selbstverständ-
                 lich. Wir kommen auf viele                                        [Mhm.
                 Themenfelder, Herr Frey,
                 wo ich ganz fest davon
                 überzeugt bin, dass sich                                          [Mhm.
                 darüber hinaus eben auch
                                                                                                    13
Maier/Maier/Faas/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Bundestagswahl am 24. September 2017

 Zeit            Dreyer                           Baldauf                         Moderatoren
                 deutlich zeigt, wo wir un-
                 terschiedlich stehen.
                                                                                  Okay. Dann Ihre drei
                                                                                  Punkte und dann komm‘
                                                                                  wer zu den anderen The-
                                                  [An und für sich müssen         men (uv) …
                                                  wir natürlich immer Eines
 00:13:00                                         sehen: Es gibt ja keine
                                                  Blaupause für diese Situa-
                                                  tion, das ist völlig richtig.
                                                  Was wir aber tun müssen,
                                                  ist: Wir dürfen die Men-
                                                  schen nicht verunsichern.
                                                  Und es ist nun mal so,
                                                  dass wir sehr, sehr viele
                                                  Zuschriften und auch ^ An-
                                                  rufe, Anderes bekommen,
                                                  gerade von denen, die jetz
                                                  keine Impftermine haben.
                                                  Dann muss man das ja an-
                                                  sprechen können, Frau
                                                  Kollegin, das geht ja gar
                                                  nicht anders. Und wenn
                                                  Sie sagen, ^mal so, mal
                                                  so, müsste ich ja dir Rück-
                                                  frage stellen: Wo sehen
                                                  Sie denn das? Weil ich
                                                  habe nur festgestellt, wenn
                                                  wir im Bildungsbereich
                                                  nachschauen,
 00:13:30                                         da haben Sie auch viele
                                                  Unsicherheiten        verur-
                                                  sacht, indem Sie im Januar
                                                  bei der Schalte mit der
                                                  Bundeskanzlerin gesagt
                                                  haben: ‚Bis 14. Februar
                                                  bleiben die Schulen zu‘.
                                                  Dann haben Sie von sich
                                                  aus gesagt: ‚Nein, früher
                                                  auf‘, sind wieder zurückge-
                                                  rudert. Ich mein‘, das Spiel
                                                  können wir jetzt alle ma-
                                                  chen, da fallen uns noch        [Mhm.
                                                  ganz viele Dinge ein. Ich
                                                  glaube, aber Herr Frey, am
                                                  Ende des Tages geht’s da-
                                                  rum, dass jetzt geimpft
                                                                                                14
Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“

 Zeit            Dreyer                           Baldauf                          Moderatoren
                                                  wird. Und ich wünsche mir,
                                                  dass das was Sie vorha-
                                                  ben mit den Testungen
                                                  auch wirklich funktioniert.
                                                  Da kann es auch keinen           [Mhm.
                                                  Unterschied geben. Son-
                                                  dern wir müssen ja dafür
                                                  sorgen, dass wir schnellst-
                                                  möglich durch die
 00:14:00                                         Pandemie kommen.
                                                                                   O.K. Dann nehmen wir das
                                                                                   an der Stelle mal so hin. Es
                                                  [Es wird genug Unter-            kann ja…
                                                  schiede noch geben.
                                                  [(lacht)                         (lacht) Sie machen, ma-
                                                                                   chen uns neugierig. Das ist
                                                                                   die erste Möglichkeit für
                                                                                   mich, mal die Zeitkonten
                                                                                   gleichen. Und ich schaue
                                                                                   auf das Zeitkonto von Frau
                                                                                   Dreyer. Da sind wir bei fünf
                                                                                   Minuten 50. Und beim Zeit-
                                                                                   konto von Herrn Baldauf
                                                                                   bei drei Minuten 14. Wir
                                                                                   sind noch relativ am An-
                                                                                   fang der Sendung, also
                                                                                   noch kein Grund zur
                                                                                   Sorge. Und ich werd‘ das,
 00:14:30                                                                          wie gesagt, im Blick behal-
                                                                                   ten. Kommen wir zur Wirt-
                                                                                   schaftspolitik. Die Men-
                                                                                   schen in Rheinland-Pfalz,
                                                                                   das kann man glaube ich
                                                                                   so sagen, sind in Sorge,
                                                                                   was die wirtschaftliche
                                                                                   Lage angeht. Wir ham uns
                                                                                   das mal angeguckt, Sie
                                                                                   kennen den Politrend.
                                                                                   2019 fanden 73 Prozent
                                                                                   die Lage, die wirtschaftli-
                                                                                   che Lage in Rheinland-
                                                                                   Pfalz sehr gut oder gut und
                                                                                   2021 sind es nur noch 49.
                                                                                   Also eine Linie, die nach
                                                                                   unten geht. Auch hier wie-
                                                                                   der die Frage nach den

                                                                                                     15
Maier/Maier/Faas/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Bundestagswahl am 24. September 2017

 Zeit            Dreyer                           Baldauf                         Moderatoren
                                                                                  Unterschieden: Was sind
                                                                                  Ihre Rezepte
 00:15:00                                                                         gegen eine drohende Plei-
                                                                                  tewelle, gegen einen mas-
                                                                                  siven Arbeitsplatzverlust
                                                                                  im Land? Frau Dreyer.

                 Ja, es ist ja kein Wunder,
                 das ^ natürlich die Wirt-
                 schaft jetzt eingetrübt ist. ^
                 Man muss sich nich‘ wun-
                 dern, man muss nur in, in
                 die Situation schauen. Der
                 Einzelhandel hat jetzt seit
                 Monaten eigentlich keine
                 Chance mehr gehabt. Wir
                 haben ganz viele Bran-
                 chen, die in der Krise lei-
                 den. Und natürlich sind wir
                 ein sehr stark exportab-
                 hängiges Land. Und im
                 ersten Lockdown war des
                 fast noch schlimmer wie
                 jetzt. Aber die Handelsket-
                 ten sind unterbrochen, ^
                 man hat nicht mehr die
                 gleichen Möglichkeiten.
 00:15:30        Und des kann man überall
                 ablesen. Die Wirtschaft, es                                      [Mhm.
                 kann gar nicht mehr so op-
                 timistisch sein, wie das
                 eben noch vor der Pande-                                         [Mhm.
                 mie der Fall war. Und ^
                 dennoch ist es ja vollkom-
                 men klar, wir ham in der
                 Pandemie zwei Möglich-
                 keiten. Und die nutzen wir
                 auch. Des Eine ist, oder
                 die Unternehmen zu unter-
                 stützen. Der Bund sichert
                 die Existenz und hat diese
                 Programme dafür. Wir
                 ham Programme aufge-
                 legt, um Wirtschaftsförde-
                 rung zu machen. Auch In-
                 novationsförderung zu ma-                                        [Mhm.
                 chen. Weil wir natürlich
                                                                                                  16
Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“

 Zeit            Dreyer                           Baldauf                          Moderatoren
                 davon ausgehen, dass
                 man auch ein, für einen
                 Neustart, für den Auf-
                 schwung
 00:16:00        der Wirtschaft wieder Un-
                 terstützung braucht. Und
                 darauf konzentrieren wir
                 uns. Des Zweite ist, dass
                 man immer wieder ver-
                 sucht, auch eine kluge Öff-
                 nungsstrategie zu gehen,
                 unter     Berücksichtigung
                 des Gesundheitsschutzes.
                 Ich hab‘ sehr, sehr viel mit
                 dem Einzelhandel gespro-
                 chen. Natürlich auch mit
                 der Wirtschaft. Wir ham
                 unentwegt gemeinsame
                 Runden, wo wir uns aus-
                 tauschen über die Lage,
                 über die Situation. Und da
                 ist immer wieder deutlich
                 geworden: Ja, die Hilfen
                 sind wichtig. Manche vom
                 Bund ham auch ein biss-
                 chen zu lang gedauert, des
                 kann man auch sagen. Ich
                 bin froh, dass es jetzt all-
                 mählich
 00:16:30        losgeht und die Hilfen an-                                        [Mhm.
                 kommen. Aber - des Ei-
                 gentliche, was sich Wirt-
                 schaft wünscht, ist schlicht
                 und ergreifend, dass sie
                 auch wieder arbeiten kön-
                 nen und die Verhältnisse
                 sich verändern. Und des-                                          [Mhm.
                 halb bin ich sehr erleich-
                 tert, dass wir jetzt im Land
                 in `ner Situation sind, dem
                 Einzelhandel auch die Per-
                 spektive zu geben und                                             [Mhm.
                 deutlich zu machen: Ja,
                 am Montag geht es wieder
                 los. Und ^ dann hat eine
                 Chance, zum Beispiel, die
                 ganze Winterware, die in
                                                                                                    17
Maier/Maier/Faas/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Bundestagswahl am 24. September 2017

 Zeit            Dreyer                           Baldauf                         Moderatoren
                 den Geschäften nicht ab-                                         [Mhm.
                 verkauft worden ist, die ei-
                 nen echt auch deprimiert
                 machen kann, die jetzt
                 auch wirklich ^ zu verkau-
                 fen. Und wenn
 00:17:00        man drauf schaut: Wir sind
                 `ne mittelständische Struk-
                 tur in Rheinland-Pfalz. Das
                 sind Unternehmen, Fami-
                 lienunternehmen, da geht
                 es echt um die Existenz
                 und um ein Lebenswerk,
                 was die Leute ^ jetzt dro-                                       [Mhm.
                 hen, zu verlieren. Und des-
                 halb kann man die Stim-
                 mung verstehen. Aber ich
                 bin auch zuversichtlich,
                 dass es wieder zum Auf-
                 schwung kommt. Und in
                 diesem Aufschwung wer-                                           [Mhm.
                 den wir mit unserer Unter-
                 stützung und Wirtschafts-
                 förderung, 300 Millionen
                 im Nachtragshaushalt, die                                        [Mhm.
                 Unternehmen, dann auch
                 unterstützen.                                                    Also Unterstützung, Geld
                                                                                  in die Hand nehmen einer-
                                                                                  seits. Aber auch Bedingun-
                                                                                  gen schaffen, dass
 00:17:30                                                                         Wirtschaft wieder wirt-
                                                                                  schaften, wieder Geld ver-
                                                                                  dienen kann.
                 Genau. Und gute Ideen
                 haben, wie der Auf-
                 schwung auch gestaltet                                           [Mhm. Mhm.
                 werden kann. Und ich
                 glaube, dafür ham wir wirk-
                 lich `nen guten Rahmen
                 geschaffen. Wir kennen
                 die    Herausforderungen,
                 wir kennen die Zukunftsfel-                                      [Mhm.
                 der. Und damit sind wir ja
                 auch, zum Beispiel, im
                 Transformationsrat, ^ der                                        [Mhm.
                 bei mir im, in der Staats-
                 kanzlei ist. Wo wir einfach
                                                                                                  18
Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“

 Zeit            Dreyer                           Baldauf                          Moderatoren
                 die Unternehmen mit un-
                 terstützen: Wie geht’s wei-
                 ter, wo sind die Ziele und                                        [Mhm.
                 wie können wir fördern und
                 auch die richtigen Rah-
                 menbedingungen        dafür
                 schaffen?                                                         [Mhm.
                                                                                   Selbe Frage an Sie, Herr
                                                                                   Baldauf?
                                                  Das ist eine sehr umfas-
                                                  sende Frage, Herr Frey. ^
 00:18:00                                         Möchte mal so anfangen: ^
                                                  Man hat jetzt gerade auch
                                                  gemerkt, ^ es ist natürlich
                                                  immer auch viel Fassaden-
                                                  und Symbolpolitik hier da-
                                                  bei, bei der Landesregie-
                                                  rung. ^ Es geht nicht um
                                                  die Frage, was der Bund
                                                  macht. Des muss man im-
                                                  mer die Frage stellen, wir
                                                  sitzen hier als Kandidaten
                                                  für das Ministerpräsiden-
                                                  tenamt, was kann man
                                                  denn als Land selbst tun?
                                                  Und da muss man zwei
                                                  Dinge jetzt ^ unterschei-
                                                  den. Wir hatten schon vor
                                                  der Krise einen Wirt-
                                                  schaftswachstumsrück-
                                                  gang von 1.3 Prozent. Wir
                                                  hatten jetzt eine Umfrage
                                                  der IHK, da wird der Lan-
                                                  desregierung
 00:18:30                                         nur noch eine vier plus ge-
                                                  ben. Und ^ das liegt unter
                                                  anderem auch daran, dass
                                                  ich eine andere Wirt-
                                                  schaftspolitik für Rhein-
                                                  land-Pfalz ^ verstehe. Ers-
                                                  tens, in Corona-Zeiten - da
                                                  haben wir einen großen
                                                  Unterschied. Ich bin der
                                                  festen Überzeugung, wir
                                                  brauchen umgehend den
                                                  Unternehmerlohn.        Wir
                                                  müssen jetzt dafür sorgen,
                                                                                                    19
Maier/Maier/Faas/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Bundestagswahl am 24. September 2017

 Zeit            Dreyer                           Baldauf                          Moderatoren
                                                  dass niemand in Insolvenz
                                                  fällt, weil dadurch auch
                                                  viele Arbeitsplätze erhal-
                                                  ten bleiben. Viele stehen
                                                  jetzt völlig an der Wand,
                                                  haben keinerlei Perspek-
                                                  tive. Ich wundere mich im-
                                                  mer, dass
 00:19:00                                         das, weil das sozial ge-
                                                  recht wäre, abgelehnt wird.
                                                  Der zweite Punkt für
                                                  Corona ist, das zeigt auch
                                                  so `n bisschen die Symbol-
                                                  politik, wir haben Förder-
                                                  programm ^ vorgestellt für
                                                  die Stärkung von Innen-
                                                  städten und Gemeinden.           [Mhm.
                                                  Aber nicht nur für die fünf
                                                  großen. Die Landesregie-
                                                  rung nimmt nur die fünf
                                                  großen raus, macht Pilot-
                                                  projekte. Das hilft nicht,
                                                  weil es geht um Ander-
                                                  nach, um Mayen, um Fran-
                                                  kenthal, um Neustadt,
                                                  viele andere auch. Was
                                                  mir vorschwebt ist Folgen-
                                                  des: Wer die Wirtschaft
                                                  stärken will, sollte erst sich
                                                  einmal dazu
 00:19:30                                         bekennen: Keine Steuer-
                                                  erhöhung. Vor allem Bun-
                                                  desfrage. Zweite Frage:
                                                  Was machen wir mit Grün-
                                                  dungen? Wir ham in
                                                  Rheinland-Pfalz bundes-
                                                  weit lediglich 1.7 Prozent
                                                  Gründungen. Das muss
                                                  sich verändern. Und das
                                                  liegt viel daran, dass die
                                                  Hochschullandschaft ext-
                                                  rem unterfinanziert ist. Der
                                                  hiesige Wissenschaftsmi-
                                                  nister trägt ja nicht um-
                                                  sonst die rote Laterne. Und
                                                  - da fehlt einfach eine Idee,
                                                  ein Entwickeln, ein sich
                                                                                                 20
Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“

 Zeit            Dreyer                           Baldauf                          Moderatoren
                                                  entwickeln.          Wasser-
                                                  stoffstrategie. Die Landes-
                                                  regierung schlägt eine vor,
                                                  lediglich für
 00:20:00                                         LKWs. Die muss viel brei-
                                                  ter aufgestellt werden. Wir
                                                  haben ein großes Unter-
                                                  nehmen in der Vorder-
                                                  pfalz, das mit Wasserstoff       [Mhm.
                                                  zu tun hat. Grauer Wasser-
                                                  stoff. Aber grüner ist ge-
                                                  nauso wichtig. Und was
                                                  mir noch wichtig ist: Wir
                                                  brauchen auch den Mut,
                                                  zu sagen: Technologieof-
                                                  fenheit entwickelt uns wei-
                                                  ter. Wir haben in Rhein-
                                                  land-Pfalz viele Hidden
                                                  Champions, viele Zuliefe-
                                                  rer, auch in die Automobil-
                                                  industrie. Und last, but not
                                                  least würd‘ ich gerne an-
                                                  sprechen wollen: Infra-
                                                  struktur. Die Teer-Infra-
                                                  struktur. Wir haben 1 Milli-
                                                  arde
 00:20:30                                         Sanierungsstau in den
                                                  Landesstraßen.           Wirt-
                                                  schaftsminister       Wissing
                                                  hat in den letzten fünf Jah-
                                                  ren jedes Jahr, man glaubt
                                                  es fast nicht, nur einen ein-
                                                  zigen Kilometer neue
                                                  Straße fertiggestellt. Wir       [Mhm.
                                                  haben einen Sanierungs-
                                                  stau von 1 Milliarde bei
                                                  den kommunalen Straßen.
                                                  Der Begriff Brückentage
                                                  bekommt bei uns eine be-
                                                  sondere Bedeutung. Sie
                                                  finden keine Brücke von
                                                  Remagen bis Wörth, die
                                                  völlig intakt ist. Und bei der
                                                  digitalen Infrastruktur hat
                                                  die      Ministerpräsidentin
                                                  verkündet: bis 2018 Gi-
                                                  gabit-
                                                                                                    21
Maier/Maier/Faas/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Bundestagswahl am 24. September 2017

 Zeit            Dreyer                           Baldauf                         Moderatoren
 00:21:00                                         Gesellschaft. Jetzt ham
                                                  `mer nicht mal zwölf Pro-
                                                  zent der Gewerbebetriebe
                                                  laut dem LVU, die über-
                                                  haupt ausreichende An-
                                                  schlüsse haben. Und des-
                                                  halb möchte ich einen
                                                  Schub, eine Innovation,
                                                  gerade im Digitalbereich ^      [Mhm.
                                                  bringen, ans ^ an die
                                                  Staatskanzlei diese Sache
                                                  bringen, direkt anheften.
                                                  Digital muss jetzt dieses
                                                  Land nach vorne gebracht
                                                  werden. Auch im Mobil-
                                                  funk.
                                                                                  Da waren jetzt viele, wenn
                                                                                  ich das so sagen darf, Vor-
                                                                                  schläge dabei, hinter de-
                                                                                  nen natürlich auch Geld
                                                                                  steht.
                                                  Richtig.
                                                                                  Sie haben auch ^
 00:21:30                                                                         erklärt, keine Steuererhö-
                                                  [Ja.                            hungen. Zu dem Thema
                                                                                  kommen wir gleich. Ich
                                                                                  würd‘ gern mal ein Beispiel
                                                                                  nur nehmen ^ und Sie fra-
                                                                                  gen, wie Sie damit umge-
                                                                                  hen wollen. Nehmen wir
                                                                                  den Flughafen Hahn. Der
                                                                                  Haupteigentümer, der chi-
                                                                                  nesische Konzern HNA, ist
                                                                                  pleite. Ich hatte es er-
                                                                                  wähnt. Viele Beschäftigte
                                                                                  ham Angst um Ihre Jobs.
                                                                                  Und jetzt ist die Frage: Wie
                                                                                  geht das Land künftig mit
                                                                                  dem Hahn um? Was tut
                                                                                  das Land, um diese Jobs
                                                                                  zu sichern? Vielleicht zu-
                                                                                  nächst Frau?
                 Also ich würd‘ schon sehr
                 gerne auf das, was Herr
                 Baldauf gesagt hat, einge-                                       [Mhm.
                 hen.

                                                                                                    22
Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“

 Zeit            Dreyer                           Baldauf                          Moderatoren
 00:22:00        Und zum Thema Hahn,
                 das kann ich gleich mal in
                 Klammer setzen. HNA ja,                                           [Mhm.
                 aber der ganze Flugaffine
                 Bereich, das ist uns mehr-
                 fach bestätigt worden,
                 auch schriftlich vom Kon-
                 sulat, dass der eben nicht
                 betroffen ist von der Insol-
                 venz. Insofern, glaube ich,
                 ist das jetzt gerade nicht
                 das Thema der Stunde.                                             [Mhm.
                 Wir sind nicht mehr Eigen-
                 tümer vom Hahn, es ist
                 aber trotzdem wichtig und
                 es ist auch wirklich ein
                 bisschen Glück, dass HNA
                 auf die Fracht gesetzt hat.
                 Denn Sie müssen nur nach
                 Frankfurt, auf die großen
                 Flughäfen in dieser Zeit
                 schauen. Die haben                                                [Mhm.
 00:22:30        wirklich sehr, sehr viele
                 Probleme, entlassen mas-
                 senhaft Menschen. Und                                             [Mhm.
                 der Hahn hat wenigstens
                 im Frachtbereich `ne gute
                 Entwicklung gemacht. Und
                 ich hoff‘ und gehe davon
                 aus, das war auch die Be-
                 stätigung, dass die Insol-
                 venz von HNA diesen Be-
                 reich nicht ^^ betrifft. Aber
                 ganz kurz nochmal zur Be-
                 schreibung      von      dem
                 Thema       Wirtschaftsland
                 Rheinland-Pfalz durch Sie,                                        [Mhm.
                 Herr Baldauf. Wir leben,
                 glaub’ ich, an der Stelle
                 schon in unterschiedlichen
                 Bundesländern. Ist zumin-
                 destens mein Eindruck
                 manchmal. Letzte Woche           [Hm.
                 kam die Studien von Trier,
                 von der Universität Trier.
                 146 der

                                                                                                    23
Maier/Maier/Faas/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Bundestagswahl am 24. September 2017

 Zeit            Dreyer                           Baldauf                         Moderatoren
 00:23:00        mittelständischen Unter-
                 nehmen in Rheinland-
                 Pfalz sind Weltmarktfüh-
                 rer. Das heißt der Mittel-
                 stand ist in der Welt unter-
                 wegs und ist absolut top
                 unterwegs. Das sind nicht
                 nur tolle Arbeitgeber, sie
                 sind auch flexibel von ih-
                 rem Konzept. Vielleicht
                 kennen Sie die Firma Cle-
                 mens in Wittlich oder, was
                 ganz viele Bürger und Bür-
                 gerinnen kennen, ist die
                 Firma Fissler in Idar-Ober-
                 stein. Die sind nich‘ in den
                 Oberzentren, sie sind in
                 den ländlichen Regionen
                 unseres Landes. Und sie
                 sind sehr gut aufgestellt.
                 Ich bin wahnsinnig stolz
                 darauf. 146 Unternehmen
                 aus Rheinland-Pfalz Welt-
                 marktführer. Und es ist
 00:23:30        ein Beispiel dafür, wie in-
                 novativ, wie kreativ unsere
                 Wirtschaft ist. Und wie er-
                 folgreich. Und es hat auch
                 mit Rahmenbedingungen
                 zu tun. Ich kenne die Un-
                 ternehmen sehr, sehr gut.
                 Und ich begleite sie auch
                 (uv), oder sie begleiten
                 mich manchmal auf `ner
                 Reise oder was auch im-
                 mer. Ich will damit sagen:
                 ja natürlich kämpft dieses
                 Land auch immer wieder,
                 weil wir großes Exportland
                 sind, mit ^ den Weltmärk-
                 ten, mit den ganzen Ver-
                 werfungen. Aber es heißt
                 trotzdem nicht, dass wir
                 nicht gut dastehen. Wir
                 ham die drittniedrigste Ar-
                 beitslosenquote seit Jah-
                 ren. Und
                                                                                                24
Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“

 Zeit            Dreyer                           Baldauf                          Moderatoren
 00:24:00        das ist doch ein Indiz da-
                 für, dass es bei uns gut
                 läuft. Wir ham in diesem
                 Jahr die höchste Beschäf-
                 tigtenquote, die wir jemals
                 hatten in Rheinland-Pfalz.
                 Und das ist entspricht nicht
                 dem Bild, was sie zeich-
                 nen, Herr Baldauf. Und
                 deshalb sag‘ ich ganz,
                 ganz klar: Es gibt immer
                 Herausforderungen        der
                 Wirtschaft zu stemmen.
                 Aber unser Land steht wirt-
                 schaftlich sehr gut da. Und
                 ich bin besonders stolz da-
                 rauf, dass sie immer wie-
                 der begreifen, unsere Wirt-
                 schaft, dass die Welt sich
                 verändert und den Heraus-
                 forderungen von morgen
                 wirklich auch standhält.
                 Und es is‘ `n innovatives
                 Land. Und deshalb finde
                 ich,
 00:24:30        man sollte eher sich be-
                 danken bei den Unterneh-
                 mern und Unternehmerin-
                 nen. Aber vor allem auch
                 dafür, dass wir tolle Ar-
                 beitsplätze im Land ham
                 und      Ausbildungsplätze.
                 Und natürlich bleibt es die
                 Aufgabe der Politik und der
                 Regierung, auch weiterhin
                 unsere Wirtschaft gut zu
                 begleiten. Damit wir aus
                 der Krise kommen, aber
                 dass wir den Aufschwung
                 auch wieder nutzen kön-
                 nen für neue Innovation
                 und Zukunftsgeschäfte.
                                                                                   Ich hab‘ geahnt, dass das
                                                                                   Thema Wirtschaft Sie
                                                                                   beide (lacht) sehr bewegt.
                                                                                   Sie ham des ^ bewiesen.
                                                                                   Will da jetzt Herrn Baldauf
                                                                                                    25
Maier/Maier/Faas/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Bundestagswahl am 24. September 2017

 Zeit            Dreyer                           Baldauf                         Moderatoren
                                                                                  noch die Gelegenheit ge-
                                                                                  ben, zum Flughafen Hahn
 00:25:00                                                                         vielleicht noch was zu sa-
                                                  [(uv)                           gen, um dann ^ im nächs-
                                                  [Da würde mich erstmal,         ten Schritt (uv)…
                                                  Herr Frey, interessieren,
                                                  was die Frau Ministerpräsi-
                                                  dentin dazu sagt, was sie
                                                  damit vorhat.

                 Ich glaube, ich hab‘ alles
                 gesagt zu dieser Frage,
                 Herr Baldauf. Ich hab‘ des
                 beantwortet eben und                                             [Mhm.
                 mehr gibt’s aus meiner
                 Sicht nicht zu sagen. Dass
                 der Flughafen übernom-
                 men worden (uv) ist da-
                 mals, hat au, das ist auch
                 ein Grund dafür, dass sich
                 gute Unternehmen um den
                 Hahn herum entwickelt ha-
                 ben. Und ^ ich denke, die                                        [Mhm.
                 andere Frage hab‘ ich be-
                 reits beantwortet. Mehr
                 gibt’s aus meiner Sicht zu
                 dieser Frage nicht zu sa-
                 gen. S‘
 00:25:30        ist `n wichtiges Infrastruk-
                 turprojekt, wir sind nicht
                 mehr Eigentümer. Ich war
                 erleichtert, als wir die Be-
                 stätigung bekommen ha-
                 ben, dass die Insolvenz
                 nicht den Flughafen Hahn
                 betreffen wird. Und inso-
                 fern denke ich, in dieser
                 Krisenzeit für Flughäfen
                 können wir jetzt eigentlich
                 nur froh sein, dass der
                 Schwerpunkt       auf    der
                 Fracht liegt. Weil das ist                                       [Mhm.
                 ein Bereich, der hat des ei-
                 gentlich ganz gut über-
                 standen. Und in der letzten
                 Zeit ist er ja auch gewach-
                 sen.
                                                                                                  26
Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“

 Zeit            Dreyer                           Baldauf                          Moderatoren
                                                                                   Herr Baldauf?
                                                  Ja, das, das heißt also für
                                                  mich, ^^ s‘ Argument ist,
                                                  wir sind nicht mehr Eigen-
                                                  tümer, also muss uns das
                                                  nichts scheren. Ich
 00:26:00                                         sehe das anders. Erstens
                                                  mal zahlt immer noch der
                                                  Steuerzahler einen hohen
                                                  Betrag dort hin. S‘ is‘ im
                                                  Übrigen genau fünf Jahre
                                                  her, dass kurz vor der
                                                  Landtagswahl schnell mal
                                                  die Landesregierung den
                 [(lacht)                         Hahn verkauft hat. Wir er-
                                                  innern uns noch an den
                                                  Reifenhändler, der dann
                                                  plötzlich der Ver-, der Käu-
                                                  fer war. Also das war alles
                                                  n‘ bisschen dubios. Und
                                                  jetzt haben wir eine Situa-
                                                  tion, wo wir nicht genau
                                                  wissen: Kommt es in Zu-
                                                  kunft zu einem ^ ja Zusam-
                                                  menbruch des Hahn oder
                                                  nicht? Die Landesregie-
                                                  rung verlässt sich jetzt ein-
                                                  fach mal darauf, was des
                                                  chinesische Konsulat und
                                                  der Chinese
 00:26:30                                         erzählt. Ich habe einen an-
                                                  dere Auffassung von Poli-
                                                  tik. Ich möchte, dass man
                                                  eine Vision, eine Zukunfts-
                                                  ^ ja, Gestaltung auch am
                                                  Hahn darstellt. Und da
                                                  kann ich mir sehr gut vor-
                                                  stellen, dass man in Zu-
                                                  kunft dort auch viel For-
                                                  schung und Entwicklung
                                                  ansiedelt. Gerade bei-
                                                  spielsweise im Bereich der
                                                  erneuerbaren      Energien,
                                                  gerade im Bereich auch
                                                  von Gründerzentren. Das
                                                  wäre ein Punkt, wo ich
                                                  sage: Wenn wir die
                                                                                                    27
Maier/Maier/Faas/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Bundestagswahl am 24. September 2017

 Zeit            Dreyer                           Baldauf                         Moderatoren
                                                  Regierung      übernehmen
                                                  dürfen, werden wir dort di-
                                                  rekt einen Schwerpunkt
                                                  stellen, mehr als nur die-
                                                  sen
 00:27:00                                         Flughafen zu haben. Son-        [Mhm.
                                                  dern tatsächlich ein Wirt-
                                                  schafts- und Innovations-
                                                  zentrum zu entwickeln.
                                                  Was kann man besser ha-
                                                  ben, als einen Flughafen?
                                                  Dann hoffentlich einen
                                                  durchgehenden vierspuri-
                                                  gen Ausbau der B50, der
                                                  bei uns oben auf der
                                                  Agenda steht. Dann haben
                                                  Sie ehrlicherweise alles,
                                                  bei denen viele Leute,
                                                  viele Start-Upper sagen
                                                  werden: Genau das ist was
                                                  für uns. Und das schwebt        [Mhm.
                                                  mir vor. Also `ne Zukunfts-
                                                  vision aufzubauen.
                 [(uv)                                                            Gut. Des wäre Ihre Zu-
                                                                                  kunftsvision. Ich würd‘ -
                                                                                  das Thema Wirtschaft wer-
                                                                                  den wir heute Abend hier
                                                  [Wahrscheinlich                 nicht in Gänze
 00:27:30                                         nicht, nein. (lacht)            erschöpfend ^^ diskutieren
                                                                                  können. ^ Ich würd‘ näm-
                                                                                  lich glaub‘ ich ein Thema
                                                                                  gerne auch noch anspre-
                                                                                  chen, von dem ich auch si-
                                                                                  cher bin, des interessiert
                                                                                  die Menschen. Des is‘ des
                                                                                  Thema verschuldete Kom-
                                                                                  munen. Der Verfassungs-
                                                                                  gerichtshof von Rheinland-
                                                                                  Pfalz hat geurteilt, dass
                                                                                  der kommunale Finanz-
                                                                                  ausgleich seit Jahren ^ ge-
                                                                                  gen die Landesverfassung
                                                                                  ^ verstößt. Im Klartext: Die
                                                                                  Kommunen bekommen zu
                                                                                  wenig Geld vom Land für
                                                                                  Ihre Aufgaben. Jetzt muss
                                                                                  das bis Anfang 2023
                                                                                                    28
Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“

 Zeit            Dreyer                           Baldauf                          Moderatoren
 00:28:00                                                                          geregelt werden. Frau
                                                                                   Dreyer, Sie ham gesagt,
                                                                                   Beispiel     Hessen,     es
                                                                                   könnte möglich sein, dass
                                                                                   ^ so ^ zu lösen, wie das in
                                                                                   Hessen      gelungen    ist.
                                                                                   Wenn man da hinguckt,
                                                                                   stellt man fest: Da ham
                                                                                   aber doch viele Kommu-
                                                                                   nen ihre Grund- und ihre
                                                                                   Gewerbesteuer       erhöht.
                                                                                   Und damit wären wir bei
                                                                                   dem Thema, was ich vor-
                                                                                   hin schon angekündigt
                                                                                   habe: Wie sieht’s aus, ist
                                                                                   es für Sie auch `ne Vari-
                                                                                   ante, dass die Kommunen
                                                                                   hier ^ Steuererhöhungen -
                 [Also ich sach‘ jetzt mal                                         durch-…
                 sehr klar: Als ich Minister-                                      [Mhm.
                 präsidentin wurde,
 00:28:30        weil ich war ja sehr lange
                 selber Kommunalpolitike-
                 rin. Auch in Städten, die
                 nich‘ grad‘ besonders reich
                 sind. Wir ham da trotzdem
                 sehr gute Politik gemacht.                                        [Mhm.
                 Aber mir war vollkommen
                 klar, als ich Ministerpräsi-
                 dentin wurde, dass es völ-
                 lig klar ist, dass wir was tun
                 müssen, dass die Kommu-
                 nen in `ne bessere finanzi-                                       [Mhm.
                 elle Lage kommen. Und
                 deshalb haben wir den
                 kommunalen Finanzaus-
                 gleich neu aufgesetzt. Im
                 (uv) übrigen auf der
                 Grundlage des alten Ver-
                 fassungsgerichtes, ^ des                                          [Mhm.
                 Urteils. Und haben seit die-
                 ser Zeit 1.3 Milliarden zu-
                 sätzliches Geld in diesen                                         [Mhm.
                 KFA gegeben.
 00:29:00        Das ist `n Aufwuchs um 75
                 Prozent gewesen. Ein nor-
                 maler         Aufwuchs      im
                                                                                                     29
Maier/Maier/Faas/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Bundestagswahl am 24. September 2017

 Zeit            Dreyer                           Baldauf                         Moderatoren
                 Haushalt hat grad‘ um die
                 30, 35 Prozent bestanden.                                        [Mhm.
                 Nur um mal zu sehen,                                             [Mhm.
                 dass wir (uv) Schwerpunk
                 wir gesetzt ham in dieser
                 Zeit. Wir haben dann auch
                 im Ergebnis gesehen,
                 dass drei Jahre hinterei-
                 nander zwei Drittel der
                 Landkreise Überschüsse
                 machen. N‘ Teil von denen
                 auch schon wieder Schul-                                         [Mhm.
                 den zurückbezahlt. Bei al-
                 len Städten ist es leider
                 nicht gelungen, auch nicht
                 bei allen Landkreisen. Und
                 deshalb war es schon klar,
                 wir müssen auch nochmal
                 neu justieren, warum funk-                                       [Mhm.
                 tioniert das nich‘? Aller-
                 dings sag‘ ich nochmal:
 00:29:30        Ein ^ Drittel des gesamten
                 Haushaltes des Landes ist
                 Geld für die Kommunen.                                           [Mhm.
                 Und des is‘ auch richtig so.
                 Und jetzt hat der Verfas-
                 sungsgerichtshof ^ geur-
                 teilt, dass wir den ganzen
                 kommunalen Finanzaus-
                 gleich wirklich auf `ne kom-
                 plett neue Systematik um-
                 stellen müssen. Es gibt                                          [Mhm.
                 glaube ich drei, vier Bun-
                 desländer in Deutschland,
                 die diese andere Systema-
                 tik haben. Unter anderem
                 Hessen. Und das ist jetzt
                 für uns der Maßstab, ist
                 doch selbstverständlich.
                 Des heißt, wir werden bis
                 zum Jahr 2023
 00:30:00        mit allen Gemeinden zu-
                 sammensitzen         müssen
                 und deren Bedarf erstel-
                 len. Des ist `ne Gemein-                                         [Mhm.
                 schaftsarbeit. Dazu sind
                 der der Innenminister, die
                                                                                                30
Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“

 Zeit            Dreyer                           Baldauf                          Moderatoren
                 Finanzministerin       auch
                 schon auf’m Weg. Sie ham
                 `ne Arbeitsgruppe, auch
                 mit dem Landesrech-
                 nungshof, den Kommunen
                 usw. gegründet. Und wir
                 werden jetz‘ erstmal die-
                 sen Bedarf errechnen. Und
                 danach wird man sehen.
                 Aber weil die, die Einnah-
                 mesituation der Kommu-
                 nen ^ ansprechen: Natür-
                 lich hat auch schon sehr
                 häufig der Landesrech-
                 nungshof und andere sehr
                 klar gesagt, dass auch die
                 Kommunen schauen
 00:30:30        müssen, weil sie in vielerlei
                 Hinsicht eben unterdurch-
                 schnittlich hier ^ Gewerbe-
                 steuern, ähnliches Dinge
                 erheben. Anders als in an-
                 deren       Bundesländern.
                 Dass man auch auf diese
                 Seite schauen muss. `S
                 heißt für mich heute nicht,
                 dass es zwingend so
                 kommt. Es heißt eigentlich
                 nur, wir müssen jetzt un-
                 sere Arbeit machen, die
                 Bedarfe nochmal neu er-
                 heben, und dann miteinan-
                 der sprechen: Wie sieht
                 des Volumen am Ende                                               [Mhm.
                 aus, wie sieht der Beitrag
                 der Kommunen aus. Und
                 dann wird es einen neuen
                 KFA im Jahr 2023 geben.
                                                                                   Und jetzt kommt der be-
                                                                                   rühmte Journalistensatz:
                                                                                   Sie können also nicht
 00:31:00                                                                          ausschließen, dass.
                 Natürlich nicht. Man kann
                 gar nichts ausschließen.                                          [Mhm.
                 Man kann, der Verfas-
                 sungsgerichtshof hat übri-
                 gens auch gar nicht
                                                                                                    31
Maier/Maier/Faas/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Bundestagswahl am 24. September 2017

 Zeit            Dreyer                           Baldauf                         Moderatoren
                 gesagt, dass wir mehr
                 Geld da reingeben müs-                                           [Mhm.
                 sen. Man kann nichts (uv).                                       [Nein, nein, (uv) Sie ru-
                 Er hat einfach nur gesagt:                                       hig...
                 ‚Die Systematik muss sich
                 verändern.‘ Weil ganz of-                                        [Mhm.
                 fensichtlich ist, dass man-
                 che machen Überschüsse                                           [Mhm.
                 seit drei Jahren. Übrigens,
                 gestern, letzte Woche, hat
                 das statistische Landes-                                         [Mhm.
                 amt wieder die Zahlen auf
                 den Tisch gelegt. Obwohl                                         [Mhm.
                 wir in der Krise sind, ob-
                 wohl die Kommunen so lei-                                        [Mhm.
                 den, haben die Kommunen
                 (uv) zwei Drittel der Land-
                 kreise, ein Drittel der                                          [Mhm.
                 Städte, wieder
 00:31:30        Überschüsse        gemacht.
                 Und die Begründung ist:
                 Auf Grund der Bundes-
                 und      der     Landespro-                                      [Mhm.
                 gramme. Und insofern, ich
                 finde, wir ham jetzt dieses
                 Urteil bekommen. Das ist
                 schade, aber (uv) es steht
                 mir nicht zu, ich kritisier‘
                 das nicht, sondern ich
                 nehm‘ es an. Wir müssen’s
                 umsetzen, der (uv) der
                 Zeitplan ist ehrgeizig, das
                 werden wir sehr akribisch
                 machen. Und wir werden                                           [Mhm.
                 uns dann danach richten
                 und unsere Kommunen
                 entsprechend dann aus-
                 statten.                                                         [Mhm.
                                                                                  Wie wollen sie mit den
                                                                                  Kommunen umgehen? Be-
                                                                                  vor Sie antworten, muss
                                                                                  ich mit einem leichten Sei-
                                                                                  tenblick auf Frau Dreyer
                                                                                  sagen: Das Redezeitkonto
                                                                                  geht grad‘
 00:32:00                                                                         ziemlich in die Höhe. Also
                                                                                  wenn wir uns ein bisschen
                                                                                                   32
Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“

 Zeit            Dreyer                           Baldauf                          Moderatoren
                                                                                   kürzer fassen könnten,
                                                  [Bei (uv). (lacht)               wär’s glaub‘ ich ganz…
                                                  Gut. ^ Ja, also, ^ dass,
                                                  dass die Frau Dreyer des
                                                  jetzt schade findet, ^ ist
                                                  schon auffällig. Der Ver-
                                                  fassungsgerichtshof hat in
                                                  diesem Urteil ganz klar ge-
                                                  sagt, dass seit über 13
                                                  Jahren der kommunale Fi-
                                                  nanzausgleich rechtswid-
                                                  rig ist. Und es gab schon
                                                  2012 ein Urteil, dass Sie
                                                  auch kennen. Da stand ge-
                                                  nau des Gleiche drin. Sie
                 [Aber andere Gründe.             haben sogar mal 2014 bei
                                                  einem Neujahrsempfang
                                                  gesagt, sie wettet, jetzt
                                                  wäre
 00:32:30                                         alles in Ordnung, in Zu-
                                                  kunft alles rechtmäßig. Ich
                                                  weiß gar nicht, was Sie da
                                                  jetzt ham bezahlen müs-
                                                  sen, weil Sie die Wette ver-
                 [(lacht)                         loren haben. Ich will aber
                                                  noch eins dazu sagen: Es
                                                  ist viel zu ernst. Von den
                                                  20 am höchsten verschul-
                                                  deten            Kommunen
                                                  deutschlandweit liegen elf       [Mhm.
                                                  in Rheinland-Pfalz. Das ist
                                                  Fakt. Es ist auch Fakt,
                                                  dass die Klagen geführt
                                                  wurden von Pirmasens
                                                  und dem Landkreis Kai-
                                                  serslautern. Warum denn?
                                                  Wenn alle so zufrieden wä-
                                                  ren? Und es ist auch Fakt,
                                                  dass in jedem Jahr um die
                                                  400 Millionen Euro zu we-
                                                  nig vom Land in die Kom-
                                                  munen gegeben wurde in
                                                  den
 00:33:00                                         letzten Jahren. Da helfen
                                                  die 1.3 Milliarden Euro
                                                  nicht. Was ich sehr be-
                                                  zeichnend finde, für die
                                                                                                    33
Maier/Maier/Faas/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Bundestagswahl am 24. September 2017

 Zeit            Dreyer                           Baldauf                         Moderatoren
                                                  Arbeit dieser Landesregie-
                                                  rung. Dann gucken mer
                                                  mal, dann warten wir mal,
                                                  dann schau‘ mer bis 2023.
                                                  So kann man damit nicht
                                                  umgehen, es liegt ein Ur-
                                                  teil vor. Dieses Urteil sagt    [Mhm.
                                                  klipp und klar: Es ist
                                                  rechtswidrig. Deshalb ha-
                                                  ben wir gesagt: Wenn wir
                                                  Regierungsverantwortung
                                                  übernehmen dürfen, gibt
                                                  es eine Soforthilfe von 300
                                                  Millionen Euro. Und wir
                                                  werden dann auch dafür
                                                  sorgen, dass wir die Auf-
                                                  gaben genau definieren,
                                                  die zu machen sind. Das
                                                  ist das
 00:33:30                                         Entscheidende. Und ^^ es
                                                  bringt Ihnen nichts, wenn
                                                  Sie Dauergast bei Gericht
                                                  sind. Machen Sie Ihre Ar-
                                                  beit sauber, helfen Sie den
                                                  Kommunen. Freuen Sie
                                                  sich nicht nur immer, wenn
                                                  die gute Arbeit machen,
                                                  sondern die müssen Sie
                                                  leider auch machen.             [Mhm.
                 [Ehrliche, ehrlich, Herr                                         Das Thema, (uv)
                 Baldauf, ^ ich glaube, dass
                 dieses Land nur deshalb
                 so gut dasteht, weil wir
                 Hand in Hand mit den
                 Kommunen         gemeinsam
                 gute Arbeit machen. Und
                 ich bin da vollkommen klar:
                 Wir he, wir legen nicht die
                 Hände in Schoß, sondern
                 wir machen genau das,
                 was das Urteil uns aufgibt.
                 Das Urteil gibt uns
 00:34:00        nicht auf, 300 Millionen
                 mehr den Kommunen zu
                 geben. Sondern das Urteil        [Nein.
                 gibt uns auf, dass wir den
                 kommunalen
                                                                                                    34
Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“

 Zeit            Dreyer                           Baldauf                          Moderatoren
                 Finanzaussta-, ^ Ausgleich
                 auf neue Füße stellen. Und
                 genau das werden wir tun.

                                                  Aber dazwischen brau-            [Die Frage war ja…
                                                  chen die Kommunen Geld.          Entschuldigung, die Frage
                                                                                   muss ich nochmal zurück-
                                                  [Ja.                             führen, war ja: Um - den
                                                                                   Kommunen mehr Geld zu-
                                                                                   kommen zu lassen, was ist
                                                                                   da Ihre Prognose? Müssen
                                                                                   die Kommunen ihre Ein-
                                                                                   nahmesituation     verbes-
                                                                                   sern? Müssen sie ihre
                                                                                   Grund- und Gewerbe-
                                                                                   steuer-möglichkeiten bes-
                                                                                   ser ausnutzen, um
 00:34:30                                                                          auch selber Einnahmen zu
                                                                                   generieren? Oder schlie-
                                                                                   ßen Sie Steuererhöhun-
                                                                                   gen in diesem Fall aus?
                                                  Auch das ist natürlich im
                                                  Gesamtkontext zu disku-
                                                  tieren. Interessant war, als
                                                  das Urteil kam, war der
                                                  erste Satz des Staatssek-
                                                  retärs, da war ja nur der
                                                  Staatssekretär dort. Hat
                                                  mich auch gewundert. ‚Ja,
                                                  ^ da müssen die Kommu-
                                                  nen jetzt mal erhöhen.‘
                                                  Also geht das natürlich
                                                  nicht. Sondern des muss
                                                  `n Gesamtpaket sein. Ich         [Mhm.
                                                  selbst bin auch im Stadtrat
                                                  von Frankenthal. Ich weiß,
                                                  wie klamm wir sind. Und
                                                  ich weiß auch, dass die
                                                  Aufsichtsdirektion dauernd
                                                  kommt und sagt: ‚Erhöht
                                                  mal‘. Das passt aber des-
                                                  halb nicht in die
 00:35:00                                         Landschaft, weil egal was
                                                  Sie erhöhen, Sie nach der
                                                  jetzigen Situation nie aus-
                                                  geglichen werden. Und
                                                  deshalb muss das im
                                                                                                    35
Maier/Maier/Faas/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Bundestagswahl am 24. September 2017

 Zeit            Dreyer                           Baldauf                         Moderatoren
                                                  Gesamtkontext sein. Ich
                                                  persönlich finde, wir dürfen
                                                  jetzt nicht einfach über He-
                                                  besätze      reden.    Dann
                                                  kommt weniger Gewerbe,
                                                  kommt weniger Industrie.
                                                  Die ja wiederum Steuern
                                                  bezahlen, wenn Sie kom-
                                                  men. Sondern des muss
                                                  ein Gesamtpaket sein.
                                                  Und das wollen wir entwi-
                                                  ckeln. Und jetzt, als Sofort-
                                                  maßnahme, 300 Millionen.
                                                  Weil, was wollen denn die
                                                  Kommunen im Moment
                                                  ausgeben, wenn Sie kein
                                                  Geld haben? Da müssen
                                                  Sie doch jetzt helfen, da
                                                  können Sie doch nich‘ war-
                                                  ten.
                 Ja, ich kann jetzt nur noch-
                 mal wiederholen, Herr
 00:35:30        Baldauf, dass wir ^ gerade
                 letzte Woche, oder diese
                 Woche, glaub‘ ich sogar,
                 wieder bescheinigt bekom-
                 men ham, dass zwei Drittel
                 unserer Landkreise Über-
                 schüsse machen. Und das
                 in einer Krise. Und ich
                 glaube, wir werden, wir
                 sind, wir gehen wirklich
                 sehr ordentlich mit den
                 Kommunen um. Natürlich,
                 wir ham sehr, sehr kleine
                 Städte, ^ deshalb sind die
                 noch leider, leider da noch
                 immer auf dieser Statistik.
                 Aber es is‘ ja klar, Pirma-
                 sens, Zweibrücken, es gibt
                 noch andere Städte, bei
                 denen hat diese Sonderzu-
                 weisung auch nicht ge-
                 reicht. Und deshalb wer-
                 den wir jetzt den kommu-
                 nalen      Finanzausgleich
                 wieder neu
                                                                                                36
Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“

 Zeit            Dreyer                           Baldauf                          Moderatoren
 00:36:00        aufsetzen. Und die Frage
                 ist dann auch: Wie ist die
                 Verteilung unter den kom-
                 munalen Gebietskörper-
                 schaften? Es ist nicht nur
                 die Frage, ob das Land
                 mehr Geld gibt oder nicht.
                 Wir müssen ein Gesamt-
                 paket machen, genauso,
                 wie Sie’s gesagt haben.
                 Da gehört die Einnahmesi-
                 tuation der Kommunen
                 dazu, aber es kommt auch
                 die Frage dazu: Wie ist ei-
                 gentlich das Geld verteilt in
                 diesem Land, dass ein gro-
                 ßer Teil der Landkreise
                 jetzt schon so viele Jahre
                 hintereinander       Über-
                 schüsse machen und an-
                 dere eben nicht ausrei-
                 chend Geld haben.
                                                                                   Ich würd‘ gern zum Thema
                                                                                   Bildung kommen, auch
                                                                                   wenn ich sehe, dass wir
                                                                                   des, wie gesagt,
 00:36:30                                                                          nicht erschöpfend hier
                                                                                   heute Abend besprechen
                                                                                   können. Auch nicht die Si-
                                                                                   tuation der Kommunen
                                                                                   werden wir heute Abend in
                                                                                   Gänze       lösen.      Die
                                                                                   Coronakrise hat ja gezeigt,
                                                                                   dass die, dass die Schulen
                                                                                   längst nich‘ in der Weise
                                                                                   ans schnelle Internet an-
                                                                                   gebunden sind, ^ wie es ei-
                                                                                   gentlich sein sollte. Frau
                                                                                   Dreyer, Sie haben einge-
                                                                                   standen, wenn plötzlich ei-
                                                                                   ner Pandemie, in einer
                                                                                   Pandemie alle Schüler zu
                                                                                   Hause sitzen, dann fällt
                                                                                   eben doppelt auf, wo man
                                                                                   steht. Wie soll dieses
                                                                                   Problem gelöst werden?
                                                                                   Herr Baldauf – was is‘ Ihre
                                                                                                    37
Maier/Maier/Faas/Jansen: Wortlaut der Fernsehdebatte zur Bundestagswahl am 24. September 2017

 Zeit            Dreyer                           Baldauf                         Moderatoren
 00:37:00                                                                         Perspektive? Und wenn
                                                  [In einer Minute.               ich das sagen darf - gu-
                                                                                  cken wir jetzt nicht zurück,
                                                                                  sondern die Leute wollen
                                                  [Ja, ist klar.                  wissen: Wie wollen Sie’s
                                                                                  lösen?
                                                  ^ Wir brauchen ja auch
                                                  nicht zurückzugehen. ^ Ei-
                                                  nes möchte ich aber schon
                                                  sagen, Herr Frey: Hätten
                                                  wir Regierungsveranwor-
                                                  tung im letzten Jahr ge-
                                                  habt, hätte wir’s im letzten
                                                  Jahr auch schon angegan-
                                                  gen. Aber wir denken, wir
                                                  gehen jetzt nach vorne, ist
                                                  ja nicht passiert. S‘ gibt      [Ja.
                                                  das Bildungschaos in
                                                  Rheinland-Pfalz in Bezug
                                                  auf die Frage ^ der digita-
                                                  len Ausstattung. Was
                                                  schwebt uns vor? ^ Wir
                                                  wollen alle zusammenzie-
                                                  hen
 00:37:30                                         an einen Tisch, ^ die ^ da-
                                                  für zuständig sind. Weil mir
                                                  viel zu sehr immer über
                                                  Zuständigkeiten geredet
                                                  wird und immer alles abge-
                                                  schoben wird. Sondern wir
                                                  brauchen alle am Tisch:
                                                  Kommunen, denen die Ge-
                                                  bäude gehören, aber ge-
                                                  nauso auch Schülerinnen,
                                                  Schüler, Lehrer, Eltern,
                                                  alle die, die ganz viel jetzt
                                                  gerade leisten müssen in
                                                  dieser Zeit. Und selbstver-
                                                  ständlich auch die Regie-
                                                  rung. Und dann muss ein
                                                  Programm aufgelegt wer-
                                                  den, dass bis nach den
                                                  Sommerferien eine Digita-
                                                  lisierung komplett erfolgt.
                                                  W-Lan-Ausbau,
 00:38:00                                         ganz wichtig. Eigentlich
                                                  kommunale Aufgabe. Die
                                                                                                    38
Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“

 Zeit            Dreyer                           Baldauf                          Moderatoren
                                                  haben kein Geld dafür.
                                                  Das muss das Land ma-
                                                  chen. Wir brauchen Lap-
                                                  tops und IPads für alle. Wir
                                                  brauchen als Weiteres,
                                                  ganz wichtig, digitale ^ Inf-
                                                  rastruktur auch, die ge-
                                                  pflegt wird. Heißt, wir brau-
                                                  chen IT-Fachleut‘, die das
                                                  auch warten, vor Ort ma-
                                                  chen. Das ist ein Gesamt-
                                                  paket. Und dazu gehört für
                                                  mich auch, dass wir Lüf-
                                                  tungsgeräte         einbauen
                                                  müssen. Deshalb haben
                                                  wir vorgeschlagen: 50 Pro-
                                                  zent zahlt das Land, bei
                                                  Einzelhändlern. 50
 00:38:30                                         Prozent die selbst. In den
                                                  Schulen zahlt’s das Land
                                                  dann ganz. Dass unser
                                                  Ziel. Ich habe so ein biss-
                                                  chen schmunzeln müssen,
                                                  als ich jetzt gelesen habe,
                                                  dass auch Frau Dreyer auf
                                                  die Idee kommt, jetzt W-
                                                  Lan in die Schulen zu brin-
                                                  gen. Da frage ich mich
                                                  dann immer: Wie lange
                                                  sind Sie denn eigentlich
                                                  schon dran? Ist das jetzt
                                                  erst erfunden worden,
                                                  dass man das jetzt erst
                                                  macht? Oder hätte man’s
                                                  vielleicht früher machen
                                                  können? S‘ kommt mir vor
                                                  wie n‘ Wahlkampf-Gag.
                                                  Vielleicht wär’s ja ganz gut,
                                                  wen Sie sowas immer frü-
                                                  her umsetzen würden,
                                                  Frau Dreyer.
                                                                                   Frage an Sie.
                 Bildung
 00:39:00        2021…                                                             [^ Entschuldigung, jetzt
                                                                                   hab‘ ich `n Fehler ge-
                                                                                   macht. Ich wollte nämlich
                                                                                   Herrn Baldauf noch fragen:
                                                                                                    39
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