DOWAS für Frauen Tätigkeitsbericht 2019
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WIR SIND Anlaufstelle für Frauen in Krisensituationen, für Frauen mit existentiellen Problemen, für wohnungslose Frauen WIR BIETEN Beratung, Begleitung, betreute Wohnmöglichkeiten und Hilfe bei der Existenzsicherung für Frauen, die an der Veränderung ihrer Lebenssituation arbeiten wollen WIR WOLLEN Weiblichen Lebenswelten Raum geben und Frauenrechte einfordern
Impressum: Herausgeberin, für den Inhalt verantwortlich: DOWAS für Frauen · Durchgangsort für wohnungs- und arbeitssuchende Frauen und deren Kinder Adamgasse 4/2 · 6020 Innsbruck Tel.: 0512-562477-13 www.dowas-fuer-frauen.at März 2020 Bildnachweis: S. 1 Adobe Stock/virinaflora S. 3, 16, 23, 25, 30, 31, 38, 52, 56 und 70 DOWAS für Frauen S. 4, 8, 13, 19, 65, 66 und 70 Thomas Steinlechner S. 61 Adobe Stock/Ольга Е Layout: Birgit Raitmayr | pixlerei.at
Inhaltsverzeichnis Vorwort der Vorstandsfrauen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Einführung und Bericht der Geschäftsführung.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Bericht Beratungsstelle.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Bericht Betreutes Wohnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Bericht Sozialpädagogische Wohngemeinschaft .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 9 Vertretungsbereich.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 Nachtdienstbereich. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Bericht Kinderbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 Kinderbetreuer. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 3 Resümee, Ausblick und Prognosen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 Gesamtstatistik Überblick .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 Schwerpunktthemen 2019 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 Weiblich, wohnungslos und psychisch krank – Die Arbeit mit psychisch erkrankten Frauen und Kindern im DOWAS für Frauen. . . . . . . . . . . . . . . . 45 Gewaltprävention in der Wohngemeinschaft. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 Ein neues Haus für wohnungslose Frauen und Kinder. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 SommerLernProjekt und neues VolksschulLernProjekt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 Bündnis gegen Armut und Wohnungsnot – Warten auf das neue Sozialhilfegesetz.. . . . . . . . . . . . 53 Infrastruktur und Datenschutz im DOWAS für Frauen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 Fotoseite. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 Öffentlichkeitsarbeit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 Aktionskomitee Schwangerschaftsabbruch.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 Aktionen der feministischen FrauenLesbenVernetzung.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65 Fortbildungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 Wir danken….. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69
Vorwort der Vorstandsfrauen Mit dem Jahr 2019 der Bank erhielten wir neben der Präsentation der liegt wieder ein inten- Kunstwerke auch die Gelegenheit, den Verein DO- sives, ereignisreiches WAS für Frauen sowie unsere Anliegen, Aufgaben Jahr hinter uns. Der und Ziele zu präsentieren. Verein DOWAS für Frauen steht nach wie Ende 2019 hat uns unsere Geschäftsführerin Nata- vor auf stabilen Grundfesten und arbeitet weiterhin scha Chmelar sehr unerwartet eröffnet, dass sie sich unbeirrbar an seinen Zielen. Eines davon, und zwar einer neuen beruflichen Herausforderung stellen die Vision eines neuen Hauses, nimmt zunehmend und ab März 2020 als Geschäftsführerin bei den Tiro- Gestalt an. ler Grünen neue berufliche Wege einschlagen wird. Wir haben uns sofort auf die Suche nach einer Nach- Auf Einladung des Vereins DOWAS für Frauen besuch- folgerin gemacht, die diese Position adäquat ausfül- ten am 13.6.2019 der Innsbrucker Bürgermeister Ge- len kann, und sind fündig geworden. Julia Schratz org Willi und sein Team die Wohngemeinschaft in der (Pädagogin und derzeit Leiterin der Frauenservice- Dr.-Stumpf-Straße 118. Bei einem Lokalaugenschein stelle von Frauen im Brennpunkt) wird ab 1. März und ausführlichen Gesprächen mit Mitarbeiterinnen, 2020 die Geschäfte im DOWAS für Frauen weiter- Geschäftsführung und Obfrau konnte überzeugend führen. Wir sind sehr zufrieden mit dieser Wahl und vermittelt werden, dass Handlungsbedarf besteht, schauen optimistisch auf das Jahr 2020 und die Her- da die vorhandenen Gegebenheiten keinesfalls aus- ausforderungen, die auf uns warten. reichen. Mittlerweile werden in Frage kommende Im- mobilien seitens der Stadt Innsbruck geprüft. Natascha Chmelar, die für eine gute Übergabe sor- gen wird, wünschen wir für ihren weiteren berufli- Das Jahr 2019 war weiters durch die arbeitsinten- chen Weg nur das Beste! Gleichzeitig heißen wir Ju- sive Teilnahme an der „Kunststraße Imst“ geprägt. lia Schratz willkommen! Für eine gute Einarbeitung Der vorhandene Bestand an Bildern, welcher dem und Zusammenarbeit mit dem Team stellen wir von Verein vor Jahren von Künstlerinnen und Künst- Seiten des Vorstandes jede mögliche Hilfe zur Verfü- lern gespendet wurde, sollte zum Verkauf gebracht gung. werden. Nach längerer Suche stellte im Rahmen der jährlichen Kunststraße Imst dankenswerterweise Angelika Stimpfl die Hypobank Imst dafür Foyer und Infrastruktur Christina Matuella zur Verfügung. Im Rahmen des Adventempfangs Susi Zoller-Mathies 3
Einführung und Bericht der Geschäftsführung „Fang nie an aufzuhören, hör nie auf anzufangen.“ (Marcus Cicero) Vielleicht sollte uns diese Kontinuität erschrecken, ist doch wie jedes Jahr dem Tätigkeitsbericht im Vor- wort voranzustellen, dass sich in Bezug auf unsere Klient*innen im vergangenen Jahr wenig verändert hat. Denn nach wie vor ist die Zahl jener, die um Un- terstützung ansuchen, verhältnismäßig hoch und die Themen der Frauen und Kinder sind mit Nuancen ähnliche. Weibliche Wohnungslosigkeit ist in Tirol eine Tat- sache, die nicht zu verdecken ist. Wenn auch die Erscheinungsform der weiblichen Wohnungslosig- keit meist eine unsichtbare ist, zeigen die hier an- geführten Zahlen doch eindrücklich, wie manifest durch das persönliche Umfeld und die Öffentlichkeit. das Problem ist. Im vergangenen Jahr haben wir 300 2019 fragten 151 Frauen mit 94 Kindern um einen wohnungslose Frauen und 80 wohnungslose Kinder Wohnplatz in einem unserer Wohnprojekte an. Le- erfasst. Wie jedes Jahr gehen wir davon aus, dass sich diglich zehn Frauen und fünf Kinder konnten wir im uns die tatsächliche Zahl von wohnungslosen Frauen vergangenen Jahr aufnehmen. Umso mehr freuten und Kindern in Tirol nicht vollständig erschließt, weil wir uns 2019 darüber, dass wir unser Projekt Betreu- viele Frauen die Angebote der Wohnungslosenhilfe tes Wohnen um zwei Wohnungen erweitern konn- gar nicht annehmen (laut Novak und Schoibl, 2000 , 1 ten. Dieses positive Signal in die richtige Richtung nehmen nur 20 % der betroffenen Frauen das Ange- verdanken wir Frau LRin Gabriele Fischer mit ihrem bot von Wohnungsloseneinrichtungen in Anspruch). Engagement für das Impulspaket Soziales. Dabei Gründe hierfür sind zumeist Scham und Versagen- wurde der Fokus auf Menschen mit komplexen Pro- sängste der Betroffenen, aber auch die Angst vor den blemlagen gerichtet, die sich zusätzlich zur Woh- Konsequenzen, wenn sie diese Tatsache öffentlich nungslosigkeit durch eine psychische Erkrankung machen. Frauen befürchten durch diese Offenlegung mit speziellen Herausforderungen am Wohnungs- ihre Kinder zu verlieren oder sie scheuen die Ächtung markt konfrontiert sehen. 1 Novak, Klaudia / Schoibl, Heinz: Armut, soziale Ausgrenzung und Wohnungslosigkeit von Frauen in Österreich, Salzburg, 2000. 4
Die zusätzlichen Ressourcen ermöglichen es dem Auch wenn 2019 in eine neue EDV-Struktur investiert Betreuten Wohnen-Team, ihre täglich herausfor- wurde und damit die Arbeit flexibler und mobiler ge- dernde Arbeit gut bewerkstelligen zu können. Zu- staltet werden kann, bedarf es auf kurz oder lang ei- gleich zeigt der Ausbau aber auch die Grenzen der nes größeren und bedarfsgerechteren Standorts für räumlichen Kapazitäten unserer Einrichtung auf. den Verein. Dabei ist ein barrierefreier Zugang zum Zwölf hauptamtliche Mitarbeiter*innen teilen sich Objekt zwingend und die zentrale Lage für die Klien- auf 160 m fünf Büroräume für Beratungsgesprä- 2 tinnen wesentlich. che, Teamsitzungen, Vernetzungen und verwal- tungstechnische Aufgaben. Neben einem dringend 2019 gelang es, mit der Stadt Innsbruck einen neuen benötigten neuen Haus für die sozialpädagogische Vertrag für drei Jahre zu beschließen; dabei war vor Wohngemeinschaft benötigt der Verein daher auch allem der Ausbau der Beratungsstelle einer der wich- mehr und adäquatere Büro-, Beratungs- und Verwal- tigen Meilensteine für das DOWAS für Frauen. Eine tungsräumlichkeiten. Neben der beengten Situation längerfristige Absicherung des Vereins über mehr- für die Mitarbeiter*innen sind es auch die Klientin- jährige Verträge bedeutet Planungssicherheit und nen mit ihren Kindern, die zu den Öffnungszeiten damit eine Entlastung für alle Mitarbeiter*innen im mit dieser räumlichen Knappheit konfrontiert sind. Verein. Im Übrigen hat sich 2019 auch das Land Tirol 820 Frauen wurden 2019 in unseren drei Bereichen beraten, begleitet und unterstützt. 300 wohnungslose Frauen wurden im vergangenen Jahr im DOWAS für Frauen erfasst. 80 Kinder und Jugendliche waren von der Notsituation ihrer Mütter mitbetroffen. Jede ratsuchende Frau in der Beratungsstelle suchte im Durchschnitt Einrichtung auf. 8,4 mal unsere Von 820 Klientinnen sind 18 % überwiegend auf die Bedarfsorientierte Mindest- 147 sicherung angewiesen, das sind in absoluten Zahlen Frauen. Von 137 (72 Personen) nach. 50 % beschäftigten Personen gehen mehr als einer Teilzeitbeschäftigung 5
an der dringend nötigen Aufstockung der Beratungs- Wohnungslosigkeit und drohende Wohnungslosig- stelle mit einer Erhöhung des Budgets beteiligt. keit bedeutet für Betroffene immer eine existenzbe- drohende Belastungssituation und bedingt bei eini- Im vergangenen Jahr haben wir an vielen Ecken und gen unserer Klient*innen psychische Auffälligkeiten Enden renoviert, erneuert und investiert. Vor allem bzw. Erkrankungen. Im vergangenen Jahr war es uns in der Wohngemeinschaft war es nötig, aufgrund deshalb im Verein wichtig, fachbereichsübergreifend der ständig hohen Auslastung einiges an Mobiliar an dem Thema “psychisch krank und wohnungslos” zu erneuern. Zusätzlich dazu forderte die in die Jah- konzeptuell zu arbeiten. Am Ende des Prozesses wird re gekommene Heizung unsere Aufmerksamkeit. ein umfassendes Konzept zu dem Thema Arbeit mit Frei nach dem Motto „Nichts hält länger als ein Pro- psychischen Erkrankungen im DOWAS für Frauen visorium“ bleibt zu hoffen, dass alsbald ein neues, zur Verfügung stehen (S. 45). bedarfsgerechtes Haus für wohnungslose Frauen und Kinder in Sicht kommt oder zumindest doch in Die Diskussionen rund um das Sozialhilfegesetz Neu eine neue Heizung von Seiten des Vermieters inves- und die damit einhergehenden Verschlechterungen tiert wird. Die drohende Krise, über die Weihnachts- für unsere Klient*innen begleiteten uns im vergan- feiertage heizungslos über die Runden kommen zu genen Jahr wie ein ständig präsenter Schatten. Die müssen, konnte durch den engagierten Einsatz der Aufhebung von bestimmten Elementen des Geset- Mitarbeiterinnen und die rasche Intervention der zes aufgrund des Urteils des Verfassungsgerichts- Handwerker*innen abgewandt werden. hofes vom Dezember 2019 lässt uns zumindest in Teilen aufatmen. Es bleibt zu hoffen, dass das Sozial- 2023 endet unser Mietvertrag für die sozialpädago- hilfegesetz neu mit einer neuen Bundesregierung zu gische Wohngemeinschaft. Umso erfreulicher war den zentralen Eckpunkten eines Mindestsicherungs- es, dass Bürgermeister Georg Willi sich diesem The- gesetzes zurückfindet. Erst dann erwarten wir, dass ma angenommen und sich im Juni bei einem Voro- unsere Klient*innen Entlastung erfahren werden. Es rtbesuch ein Bild von unserer Wohngemeinschaft bleibt zu wünschen, dass diese positive Wendung gemacht hat. Seither gab es einige Gespräche; un- eine Haltungsänderung in der Gesellschaft initiieren sererseits wurde ein konkreter Raumbedarf für den wird, weg von dem Prinzip der Schuld und dem Ver- Ausbau der sozialpädagogischen Wohngemein- sagen hin zu dem Prinzip der Befähigung und Stär- schaft auf 18 Plätze vorgelegt. Im November konnte kung von Menschen in Notsituationen (S. 53). erstmals ein potentielles Objekt in Innsbruck besich- tigt werden und wir hoffen sehr, dass 2020 das Jahr Erneut durften wir im vergangenen Jahr durch die sein wird, in welchem wir gemeinsam mit den po- Unterstützung der Thoolen Foundation Vaduz das litischen Entscheidungsträger*innen diesbezüglich SommerLernProjekt für Volksschulkinder aus sozial Nägel mit Köpfen machen dürfen (S. 50). benachteiligten Familien umsetzen. Dieses Projekt 6
wurde Ende des Jahres erstmals durch ein nieder- Wieder ist ein Jahr verflogen und als Team haben schwelliges Nachhilfeprojekt ergänzt. Es freut uns wir Vieles erreichen können. Manche Dinge schei- sehr, dass wir nun eine Gruppe von bis zu zehn Volks- nen nicht sichtbar, manche umso mehr. Wir wissen schulkindern im Stadtteilzentrum Wilten wöchent- jedenfalls um die große Kraft, die wir täglich inves- lich über das ganze Jahr 2020 hindurch begleiten tieren, um menschlich einen Unterschied zu machen dürfen. Im kleinen Rahmen können wir hier kleinen und Frauen einen sicheren Ort zur Verfügung zu stel- Menschen einen sicheren und positiven Schritt in len, sei es, um temporär zu wohnen und zu sich zu ihre Zukunft ermöglichen (S. 51). kommen, sei es, um Unterstützung und kompetente Auskunft zu erhalten. Es ist die Kunst jeder profes- Ein wichtiger Auftrag für alle Mitarbeiter*innen im sionellen Fachkraft, stets weiterzumachen, nie anzu Verein war es im vergangenen Jahr einmal mehr, fangen, aufzuhören und nie aufzuhören, anzufan Sprachrohr für die Themen, Probleme und Heraus- gen. Mit dem Wissen, dass sich manche Geschichten, forderungen der von uns betreuten Klient*innen zu manche Situationen wiederholen mögen, und doch sein und in der Öffentlichkeit auf Ungerechtigkeit ist jede Situation anders und einzigartig, weil wir und Ungleichheit aufmerksam zu machen. Es ist den Menschen – die Frau, das Kind – im Fokus ha- uns im November 2019 gelungen, mit dem Thema ben. Nur sie/er steht im Mittelpunkt und bekommt der weiblichen Wohnungslosigkeit im ORF Tirol mit im Hier und Jetzt genau jene Unterstützung, die sie einem Nachrichtenbeitrag in der Öffentlichkeit prä- oder er braucht und die sie oder ihn weiterbringt. sent zu sein. Weiters betreiben wir seit diesem Jahr Deshalb hören wir niemals auf, anzufangen! erfolgreich eine Facebookseite, welche vertieften Einblick in die tägliche Arbeit im DOWAS für Frauen Natascha Chmelar, gibt. Last but not least haben wir durch die großar- Geschäftsführerin tige Unterstützung von elf Tiroler Künstler*innen (17 gespendete Kunstwerke) erstmals an der Kunst straße Imst teilnehmen und das Thema Wohnungs- losigkeit damit einer breiteren Bevölkerungsgruppe näherbringen können. Neben dem Aufzeigen von sozialen Themen ist es uns dabei gelungen, Kunst- werke zu verkaufen und damit zusätzliche Mittel für wohnungslose Frauen und Kinder einzunehmen. 7
Beratungsstelle ZIELGRUPPE TEAM Volljährige Frauen und deren Kinder in Notlagen, Frauen Im Jahr 2019 standen mit existenziellen Problemen und wohnungslose Frauen. für 795 Frauen drei Das Angebot ist anonym, kostenlos und unterliegt der Sozialarbeiterinnen Verschwiegenheit. mit insgesamt 87 Wochenstunden zur ANGEBOT Verfügung.Es fanden • Beratung bei finanziellen Problemen: Information über 6.697 Kontakte statt. Rechtsansprüche, Beihilfen und Schuldenregulierung Die Beratungsstelle • Unterstützung beim Kontakt mit Ämtern war an drei Halbta- • Beratung bei der Wohnungssuche, Anmietung und bei gen sowie einem ganzen Tag pro Woche geöffnet und Erhalt der Wohnung war großteils doppelt besetzt. Dabei bot eine Sozialar- • Hilfestellung bei der Arbeitssuche und bei Problemen beiterin Beratungen nach Terminvereinbarungen an und am Arbeitsplatz die zweite stand für den Anlaufstellendienst, d.h. telefo- • Beratung zu Scheidung nische Beratung und kurze Beratungen in der Adamgas- • Rechtliche Beratung se zur Verfügung. Auch im Jahr 2019 besetzten wir zwei • Beratung zu Gesundheitsfragen und (ungewollter) Halbtage mit allen drei Sozialarbeiterinnen sowie den Schwangerschaft Mittwochvormittag mit unserer somalischen Kollegin • Beratung zum Leben mit Kindern und Jugendlichen als Dolmetscherin. ZIELE • Existenzsicherung von Frauen • Die gemeinsame Erarbeitung von Lösungsstrategien • Weiblichen Lebenswelten Raum geben • Frauenrechte einfordern RÜCKBLICK UND SCHWERPUNKT 2019 2019 wurde die Beratungsstelle des DOWAS für Frauen zu unterschreibende Datenschutzerklärung zurück. von 795 Klientinnen besucht. In 6.697 Kontakten wur- Die Frauen, die telefonisch beraten wurden, konnten de Hilfestellung und Unterstützung bei den verschie- die Datenschutzerklärung nicht unterzeichnen und densten Problemlagen angeboten. Die Klientinnen können deshalb nicht namentlich im Dokumentati- zahlen waren im Jahr 2019 rückläufig. Wir führen dies onssystem angelegt werden. Sie zählen deshalb aus- auf unser neues Dokumentationsprogramm und die schließlich zu den Infokontakten. Vor der EU-weiten 8
Datenschutzgrundverordnung konnte jede Frau im Mietzahlungen nicht getätigt werden. Die hohen Dokumentationsprogramm angelegt werden. Miet- und generell Lebenserhaltungskosten in Tirol und insbesondere in Innsbruck belasten die Fami Nach wie vor beschäftigten uns bei den Beratungen lienbudgets. Oftmals waren Kinderbetreuungs- überwiegend die Themen Existenzsicherung, Ar- pflichten und Teilzeitbeschäftigung in schlecht be- mut und Wohnungslosigkeit. Das „Auskommen zahlten Berufssparten ein weiterer Grund für die mit dem Einkommen“ scheint oft schier unmöglich. finanziell prekäre Situation, in der sich die Frauen Der Lebensunterhalt kann in vielen Fällen kaum be- mit ihren Kindern befanden. stritten, Stromkosten können nicht beglichen und Themen im Vordergrund im Bereich Beratungsstelle Sonstiges/Infokontakte Soziales/Lebensalltag Gewalt Abbruch/ Verhütung Wohnen Sexualität Familie/ Beziehung Kinder Psychische Arbeit Gesundheit Physische Gesundheit Mindestsicherung Migration Armut Frauen und ihre Familien sind großem Druck aus Daher war auch dieses Thema in vielen Beratungen gesetzt, was sich natürlich nicht unerheblich auf präsent. ihre physische und psychische Gesundheit auswirkt. 9
Immer wieder waren es auch die oft vielseitigen und die einen reibungslosen Ablauf sicherstellen sollten nicht einfach zu erfüllenden Auflagen des Sozialam- (Kennenlernen, Hin- und Rückfahrt gekoppelt an die tes, die uns und unsere Frauen bei den Beratungen Kurszeiten, Betreuungsvertragsabschluss etc.). herausforderten. Viele unserer Frauen mit Flucht- hintergrund müssen zum Beispiel, was ja auch Sinn Das ganze Jahr 2019 über beobachteten wir ge- macht, Deutschkurse besuchen. Immer noch ist das spannt, aber auch mit Argwohn die Diskussionen Angebot an Sprachkursen mit Kinderbetreuung je- rund um das neue Mindestsicherungsgesetz. Der doch nicht groß – auch wenn wir hier eine Besserung immer noch offene Zeitpunkt der Implementierung feststellen konnten. Verbunden war für uns damit generell sowie die noch nicht formulierten Ausfüh- allerdings ein vermehrter organisatorischer Auf- rungsgesetze in Tirol hatten eine ständige Unsicher- wand, wenn z. B. eine Tagesmutter für die Kinderbe- heit für uns und unsere Klientinnen zur Folge. treuung eingesetzt wurde und wir diejenigen waren, NEUERUNGEN 2019 IN DER BERATUNGSSTELLE Umsetzung des Ergebnisses des Organisationsent- welchen Themen wir klar an andere Einrichtungen wicklungsprozesses weiter verweisen können. Dies hat in unserem Bera- Im Sommer 2019 haben wir uns in einem Organisati- tungsalltag einiges an Erleichterung gebracht. Zum onsentwicklungsprozess intensiv mit den Abläufen, Beispiel bitten wir unsere Klientinnen, sich bei spezi- Inhalten und Arbeitsweisen in der Beratungsstelle ellen Fragen zu Aufenthalt oder Migration direkt an auseinandersetzt. Wir fanden es wichtig, unsere Ar- die Diakonie bzw. ZEMIT zu wenden. beit aus verschiedensten Blickwinkeln zu betrachten und unterschiedliche Abläufe und Angebotspunkte Somali-Sprechstunde am Mittwochvormittag zu hinterfragen. Wir haben uns eindringlich mit un- Das ganze Jahr 2019 über konnten wir für unsere seren Angeboten und den breitgefächerten Themen, somalischen Klientinnen jeden Mittwochvormittag mit denen sich Frauen an uns wenden, beschäftigt. eine Beratung mit unserer Dolmetscherin Zaynab Im Laufe dieses Prozesses sind wir dann übereinge- Hirsi anbieten. Dieses Angebot hat sich auf jeden kommen, Frauen mit bestimmten Themen gleich an Fall bewährt, da sie unser Team nicht nur als Dolmet- jene Beratungsstellen weiter zu verweisen, die spezi- scherin ergänzt, sondern uns auch mit ihrem Wissen ell in diesen Bereichen arbeiten. über die somalische Gemeinschaft in Innsbruck un- terstützt. Sie half uns, die somalischen Frauen und Nach Abschluss des OE-Prozesses haben wir uns nach ihre Bedürfnisse bestmöglich zu verstehen. Dank längerer Zeit wieder mit einigen unserer Netzwerk- Zaynabs Unterstützung war zielorientiertes Arbeiten partner*innen ausgetauscht, um herauszufinden, bei möglich. Wir konnten jeden Mittwochvormittag zwi- 10
schen 15 und 20 somalische Frauen beraten. Mittler- Büroausstattung, Kinderbereiche weile haben wir einen direkteren Zugang zu ihnen. Ende 2019 konnten unsere Arbeitsplätze durch neue, Wir verstehen ihre Anliegen und unsere Arbeitsauf- versperrbare Schränke ergänzt werden. Dies gibt träge besser – und können sie damit intensiver ein- jeder Mitarbeiterin die Möglichkeit, wichtige Unter- binden, ihnen Vieles verständlicher machen und sie lagen und Papiere ordnungsgemäß und dem Daten- auch ermächtigen, Dinge (z. B. Amtsgänge) selbstän- schutz entsprechend aufzubewahren. dig zu erledigen. Ebenso konnten wir unsere Kinderbereiche in den Beratungsräumen durch neue Spielsachen ergän- zen und hoffen, so auch den Kindern den Aufenthalt während der Beratung bei uns so angenehm und kurzweilig wie möglich zu machen. AUSBLICK 2020 Gespannt warten wir darauf, wann das neue Mindestsicherungsgesetz nun in Kraft treten und wie das Land Tirol seine Ausführungs- gesetze formulieren wird. Natürlich hoffen obdachlos wir darauf, dass es für unsere Klientinnen keine großen Nachteile geben wird und es verdeckt wohnungslos auch politisches Ansinnen ist, Menschen in schwierigen Lebenslagen ein menschwür wohnungslos diges Leben zu ermöglichen. in anderen Das Thema Wohnungssuche beschäftigt uns Einrichtungen wie eh und je. Aufgrund fehlender Kapazitä- ten ist es uns leider nicht möglich, Frauen und ihre Kinder bei diesem Thema intensiv zu unterstützen. Diesbezüglich haben wir sehr gute Es würde zur Nachhaltigkeit der Arbeit mit den Kli- Erfahrungen mit unseren Praktikantinnen machen entinnen beitragen, wenn wir einige Stunden im können, die sich mit der individuellen Wohnungs- Monat nachgehende Arbeit anbieten könnten, da suche und der Begleitung zu Besichtigungstermi Schwellen im Umgang mit Ämtern, Vermieter*in- nen beschäftigen konnten. Wir würden uns für das nen und Ärzt*innen geebnet werden könnten. Un- gesamte Jahr genug Arbeitszeit wünschen, um uns sere Klientinnen würden davon profitieren, für sie dieser Aufgabe ausreichend widmen zu können. schwierige Termine gemeinsam mit einer Beraterin 11
zu bestreiten. In weiterer Folge wäre es dann mög- Generell würden wir uns eine vierte Mitarbeiterin in lich, diese Hürden in Zukunft allein zu meistern. der Beratungsstelle wünschen. Natürlich hat unse- Aus unserer Sicht wäre fallweise auch eine Beglei- re Beratungstätigkeit als Sozialarbeiterinnen in der tung durch unsere Dolmetscherin wünschenswert, Beratungsstelle oberste Priorität; allerdings sehen da bei Ämtern und an anderen öffentlichen Stellen wir es auch als klaren Auftrag im DOWAS für Frau- zur Kommunikation oft nur auf die von den Klientin- en, unsere Klientinnen politisch zu vertreten und für nen mitgebrachten Personen zurückgegriffen wird, ihre Rechte einzustehen. Die Teilnahme an verschie- die keine Dolmetscher*innen sind. densten sozialpolitischen Gremien und Arbeitsgrup- pen ist zeitaufwändig, aber auch sehr wichtig. Eine zusätzliche Mitarbeiterin würde es uns ermöglichen, hier noch präsenter und intensiver dabei zu sein. BERATUNGSSTELLE Adamgasse 4/2 · 6020 Innsbruck Tel. 0512-562477 beratung@dowas-fuer-frauen.at Öffnungszeiten Mo, Do 9–13 Uhr · Mi 9–17 Uhr · Di 13–17 Uhr 12
Betreutes Wohnen ZIELGRUPPE Frauen ab der Volljährigkeit, die in untragbaren (Wohn-) und einer längerfris- Verhältnissen leben, ihre Wohnung verlieren bzw. verlo- tigen Existenzsiche- ren haben oder deren Lebensumstände ein eigenstän- rung. diges Wohnen derzeit nicht ermöglichen und die durch Zur Stärkung der eine längerfristige intensive Betreuung und Unterstüt- Mütter und Vertre- zung (wieder) Stabilität erreichen wollen. tung der Belange der Kinder sind eine Kin- WOHNUNGEN derfachfrau und ein Zu diesem Zwecke hat der Verein zehn Wohnungen – Kinderbetreuer in die verteilt über das Stadtgebiet Innsbrucks – angemietet; Betreuung miteinge- diese werden an die Frauen bzw. Frauen mit deren Kin- bunden. dern untervermietet. Durch das multiprofessionelle Team wird ein umfassen- Dabei stehen sieben Garçonnièren alleinstehenden Frau- der Blick auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Frau- en zur Verfügung. In drei 2-Zimmer-Wohnungen können en und Kinder sichergestellt. Frauen mit maximal zwei Kindern betreut werden. ZIEL TEAM Eine weitgehende Stabilisierung, eine damit einher Die Frauen werden von einer Psychosozialen Mitarbeite- gehende Verbesserung der Lebensumstände und letzt- rin und einer Sozialarbeiterin begleitet und unterstützt. endlich die Anmietung und der langfristige Erhalt einer Das Hauptaugenmerk der Betreuung liegt dabei auf einer Stadtwohnung oder einer leistbaren Wohnung am priva- nachhaltigen Stabilisierung, der Erweiterung von Hand- ten Wohnungsmarkt. lungskompetenzen, der Erlangung von Selbständigkeit RÜCKBLICK UND SCHWERPUNKTE 2019 Im Jahr 2019 wurden insgesamt elf Frauen und vier Kinder in elf Übergangswohnungen betreut. WOHNUNGSWECHSEL Im Sommer 2019 wurde im Zuge eines Klientin- neue Wohnung gemäß den Standards des Betreuten nenwechsels eine Wohnung an die Vermieterin zu- Wohnens gefunden und angemietet werden. rückgegeben. Dafür konnte Anfang September eine 13
WOHNUNGEN ARBEITSKREIS PSYCHISCH KRANK UND WOHNUNGSLOS Nach mehrjähriger Forderung eines Ausbaus des Eine Frau konnte bereits Mitte März die Wohnung Betreuten Wohnens konnten wir 2019 zwei neue beziehen, der zweite Einzug erfolgte Mitte April Garçonnièren für das Betreute Wohnen anmieten. (mehr dazu auf S. 45). KLIENTINNENWECHSEL Gleich nach dem Jahreswechsel konnte eine Klien- Nächtigungen und ein- und ausgezogen im Betr. Wohnen tin mit ihrem Sohn in eine betreute 2-Zimmer-Woh- nung ziehen, im April kam noch ihre neugeborene Tochter dazu. Im Sommer trat eine Frau einen stati- Eingezogen 01.01.2019 31.12.2019 Ausgezogen onären Aufenthalt in einem anderen Bundesland an. 4 Frauen 7 Frauen 10 Frauen 1 Frau Mitte Februar konnte eine Frau aus dem Betreuten 1 Kind 2 Kinder 4 Kinder 0 Kinder 1 Geburt Wohnen des SOS-Kinderdorf in eine neu angemie- tete Wohnung einziehen. Des Weiteren konnte nach über einem Jahr intensiver Wohnungssuche für eine Frau mit ihrem Sohn ein neues Zuhause gefunden Durchschnittliche Verweildauer: werden, der Auszug erfolgte im Januar 2020. 2 Jahre, 2 Monate und 2 Tage PERSONELLE VERÄNDERUNG IM TEAM Zur Unterstützung der Sozialarbeiterin und Psy- chosozialen Mitarbeiterin konnte von August bis Dezember 2019 eine Vertretungsfrau im Betreuten Wohnen-Team mit zehn Stunden pro Woche be- grüßt werden. 14
SCHWERPUNKTE IN DER BERATUNG UND BEGLEITUNG Die gemeinsame Wohnungssuche mit Klientinnen Mietzins, Diskriminierungen) erschwerte es uns, die beschäftigte uns das gesamte Jahr 2019 hindurch. Frauen (und Kinder) nach angemessener Zeit wieder Die zugespitzte Lage am Wohnungsmarkt (hoher gut in eine eigene Wohnung zu begleiten. Themen im Vordergrund im Bereich Betreutes Wohnen Sonstiges Wohnen Soziales/ Lebensalltag Arbeit Mindestsicherungs- belange Gewalt Armut Sexualität Rechtliches Familie/ Beziehung Migration Kinder Physische Gesundheit Psychische Gesundheit 15
Im Jahr 2019 fanden im Betreuten Wohnen regel- mäßig Sozialpädagogische Gruppenangebote statt. Beispielsweise wurde ein Wahl-Workshop abgehal- ten, um politische und gesellschaftliche Vorgänge besser zu verstehen, ein Kochabend veranstaltet, um persönliche Ressourcen zu stärken, Innsbruck und Umgebung bei einem gemeinsamen Ausflug besser kennengelernt und mit dem Kulturpass das Landes- museum besucht. Hauptthemen in der Betreuung der Sozialarbeiterin im Jahr 2019 waren Unterstützung im Kontakt mit Ämtern und bei di- versen Ansuchen (Schwerpunkt Mindestsicherungs- Beziehungsarbeit, Persönlichkeitsentwicklung, Erar- belange), Unterstützung bei finanziellen Problemen beitung von Handlungsspielräumen (persönlich, in (Schuldenregulierung, diverse Unterstützungsan Beziehungen, Handlungen, Lebensalltag), Stärkung suchen, Erarbeiten von Kompetenzen im Umgang der Wohnkompetenzen, Wohnungssuche, Planung mit der Geldeinteilung), Arbeitssuche/Arbeitsrecht- des Alltags, Mediation im sozialen Umfeld, Organi- liche Beratung/Ausbildung, Wohnungssuche, Wohn- sation und Erweiterung der Sprachkompetenzen. organisation, rechtliche Beratung (Schwerpunkt Unterhaltseinbringung), Strukturen erarbeiten/ Für die Betreuung und Begleitung der Frauen sowie Handlungsspielräume erweitern. sämtliche Teamsitzungen, Vernetzungen, Arbeits- kreise und organisatorische Tätigkeiten standen Hauptthemen in der Betreuung der Psychosozialen dem Kernteam (Psychosoziale Mitarbeiterin und Mitarbeiterin im Jahr 2019 waren Sozial arbeiterin) 2019 nach der Aufstockung um Beratung und Begleitung bei Frauengesundheitsthe- weitere zwei Wohnungen insgesamt 66 Wochenar- men (psychisch und physisch), Krisenintervention, beitsstunden zur Verfügung. VERTRETUNGSFRAU Die zentralen Aufgaben als Vertretungsfrau des die Klientin aktiv teil, indem sie beispielsweise die Betreuten Wohnens sind die Wohnungssuche und möglichen Wohnungen auf einer Liste dokumen- das Deutschlernen, welche jeweils einmal wöchent- tiert oder eine E-Mail verfasst. Beim Deutschlernen lich stattfinden. Bei der Wohnungssuche nimmt werden verschiedene Arbeitsmaterialien verwendet 16
und es wird auch stets versucht, in einen Dialog zu Termine bei Ärzt*innen wahrnimmt. treten. Dieses Angebot haben die Klientinnen gerne Die Vertretungsfrau nimmt außerdem an allen ge- genutzt, um von ihrem Alltag, der Familie oder ihrer meinschaftlichen Treffen des Betreuten Wohnens Kultur zu erzählen. teil und unterstützt dabei die hauptamtlichen Mit- arbeiterinnen. Dazu zählten im letzten Jahr zum Neben diesen regelmäßigen Tätigkeiten werden die Beispiel das Kochen mit allen Frauen oder die Weih- Frauen von der Vertretungsfrau bei verschiedensten nachtsfeier. alltäglichen Erledigungen begleitet. Dazu zählten im letzten Jahr unter anderem Termine bei Ärzt*in- Durch die mögliche Aufenthaltsdauer im Betreuten nen, Wohnungsbesichtigungen, Hausratsbesorgun- Wohnen von bis zu zwei bzw. drei Jahren (bei be- gen, ein Besuch im Kontaktlinsenstudio und in der gründeten Ausnahmefällen) ist die Anzahl der Auf- Stadtbibliothek. Ziel ist es dabei, den Klientinnen bei nahmen auf die Warteliste begrenzt. Herausforderungen so viel wie nötig unterstützend Nach abklärenden Infogesprächen können insge- zur Seite zu stehen und beispielsweise bei sprach samt drei Plätze für Garçonnièren und drei Plätze lichen Schwierigkeiten zu vermitteln oder die Kinder für Zweizimmerwohnungen vergeben werden. Sind der betroffenen Frau zu betreuen, während diese diese vergeben, folgt ein Aufnahmestopp. Erneute Anfragen und Warteliste Vorhandene Plätze 17
Infogespräche können erst wieder geführt werden, Wird eine Frau auf die Warteliste aufgenommen, sobald eine Wohnung frei wird und eine Frau von muss sie sich monatlich melden, ansonsten wird der der Warteliste in die frei gewordene Wohnung ein- Platz nachbesetzt. ziehen kann. AUSBLICK 2020 Ende 2019 waren wir aktiv mit einer Frau auf Woh- schau und eine erhöhte Flexibilität. Eine beschränkte nungssuche, mit drei Frauen starten wir im Laufe des Ausweichmöglichkeit bei Klientinnenterminen ist Frühlings in die Auszugsvorbereitungsphase. vorhanden, eine neue Kollegin würde allerdings drin- gend einen eigenen Arbeitsplatz benötigen. Wir hoffen, dass der Ausbau des Betreuten Wohnens Die Finanzierung einer Vertretungsfrau für 2020 ist 2020 weiter fortgesetzt werden kann. Dazu benötigt leider noch nicht gesichert. Es hat sich klar gezeigt, das Betreute Wohnen ausreichend personelle sowie dass eine Vertretungsfrau, wie schon lange gefor- räumliche Ressourcen. Derzeit teilen sich die Mitar- dert, im Betreuten Wohnen dringend notwendig ist. beiterinnen ein Büro; dies erleichtert den raschen Aus- Wir hoffen, dass wir die Arbeit 2020 mit unserer Ver- tausch, erfordert allerdings auch planerische Voraus- tretungsfrau fortsetzen können. BETREUTES WOHNEN Adamgasse 4/2 · 6020 Innsbruck Tel. 0512-562477-12 bewo@dowas-fuer-frauen.at 18
Sozialpädagogische Wohngemeinschaft ZIELGRUPPE eingehen zu können, orientiert sich das Betreuungs- und Die Wohngemeinschaft des DOWAS für Frauen bietet Unterstützungsangebot an den individuellen Bedürfnis- Wohnmöglichkeiten für bis zu zwölf Frauen und Kinder, sen der Frauen und Kinder. die akut wohnungslos oder von Wohnungslosigkeit be- TEAM droht sind. Zielgruppe der sozialpädagogischen Wohn- Das Team der sozialpädagogischen Wohngemeinschaft gemeinschaft sind volljährige Frauen bzw. volljährige besteht aus fünf hauptamtlichen Mitarbeiterinnen (zwei Frauen mit ihren Kindern. AUFGABE UND ZIEL Die Wohngemeinschaft soll den Frauen und Kindern ei- nen geschützten Raum zur Stabilisierung bieten sowie die Möglichkeit, an realistischen Zukunftsperspektiven zu arbeiten. Vorrangiges Ziel der sozialpädagogischen Wohngemeinschaft des DOWAS für Frauen ist die Sta- bilisierung und Stärkung der Bewohnerinnen, um sie gefestigt in die Selbstständigkeit gehen lassen zu kön- nen. Dies geschieht nicht nur durch die Bereitstellung einer vorübergehenden Wohnmöglichkeit, sondern insbesondere auch durch ein umfassendes Unterstüt- zungsangebot in Form von existenzieller Absicherung Sozialarbeiterinnen, zwei psychosozialen Mitarbeiterin- und psychosozialer Begleitung. Um adäquat auf die un- nen und einer Kinderfachfrau) sowie einer Vertretungs- terschiedlichen Lebenssituationen der Bewohner*innen frau, vier Nachtdienstfrauen und einem Kinderbetreuer. RÜCKBLICK UND SCHWERPUNKTE 2019 Im Jahr 2019 lebten insgesamt 14 Frauen und zehn 63 alleinstehende Frauen aufgenommen sowie Kinder in der sozialpädagogischen Wohngemein- 45 Mütter mit insgesamt 81 Kindern. Mit 24 Frauen schaft. Die durchschnittliche Auslastung lag bei von der Warteliste wurde im vergangenen Jahr ein 91,86 %, was insgesamt 4.022 Übernachtungen im Infogespräch vereinbart, wovon 15 auch tatsächlich Jahr entspricht. Damit hat sich die Zahl der Über- zustande gekommen sind. Von diesen 15 Frauen sind nachtungen im Vergleich zum Vorjahr wieder leicht am Ende sieben Frauen mit insgesamt vier Kindern erhöht – und zwar um genau 18 Übernachtungen. in die Wohngemeinschaft eingezogen. Eine Frau war Auf die Warteliste wurden im vergangenen Jahr zum Zeitpunkt ihres Einzugs schwanger und hat ihr 19
Baby während des Aufenthalts in der Wohngemein- Kindern und deren Müttern ist in dieser Form in der schaft bekommen. Tiroler Wohnungslosenhilfe einzigartig und muss dringend ausgebaut werden. Nächtigungen und ein- und ausgezogen im Haus Besonders herausfordernd an der Arbeit mit psy- chisch kranken Frauen ist, dass es im Bereich der psychosozialen Versorgung in Tirol für Personen mit geringen oder keinen finanziellen Mitteln gro- ße Defizite gibt. Insbesondere bei der Organisation Eingezogen 01.01.2019 31.12.2019 Ausgezogen 7 Frauen 7 Frauen 4 10 Frauen leistbarer Psychotherapieplätze stoßen wir an un- 1 davon 1 davon 0 1 davon schwanger schwanger schwanger sere Grenzen. Es gibt nicht genügend Plätze beim 4 Kinder 5 Kinder 4 6 Kinder Tiroler Modell für Geringverdienerinnen und die Wartezeiten sind sehr lang, obwohl es gerade hier dringend Bedarf gibt. Auch die Weitervermittlung Nächtigungen 2019 gesamt 4.022 in eine geeignete therapeutische Nachfolgeeinrich- Durchschnittliche Verweildauer tung stellt uns immer wieder vor Herausforderun- 8,42 Monate gen. Dabei fehlt es vor allem an geeigneten Plätzen für psychisch kranke Mütter mit Kindern. Diese Zahlen zeigen eindrücklich, wie wichtig und notwendig ein Ausbau von Wohnplätzen für woh- Da die Frauen aus der Wohnungslosigkeit meist nungslose Frauen und Kinder in Tirol ist. Dabei gibt ohne finanzielle Mittel in die Wohngemeinschaft es nicht nur Bedarf an einer Notschlafstelle für Frau- kommen, werden mit den Sozialarbeiterinnen zu- en und Kinder als kurzfristige Lösung in akuten Kri- erst existenzsichernde Maßnahmen getroffen. Das sen, sondern insbesondere auch an längerfristigen bedeutet, es werden sämtliche Ansprüche, z. B. Un- Wohneinrichtungen mit Fokus auf Stabilisierung terhalt, Alimente, Kinderbetreuungsgeld, Famili- und Stärkung der Betroffenen durch intensive Be- enbeihilfe, Arbeitslosengeld oder Notstandshilfe, treuung. In diesem Sinne verstehen wir auch unse- Mindestsicherung usw. durchgesetzt bzw. bei den re sozialpädagogische Wohngemeinschaft, die sich entsprechenden Stellen beantragt. Weiters wird dar- von einer reinen Übergangswohnmöglichkeit durch an gearbeitet, dass sich die Frauen längerfristig mög- umfassende sozialarbeiterische, psychosoziale und lichst selbstständig absichern können. Da die Klien- pädagogische Betreuung unterscheidet. Sowohl die tinnen oft einen geringen Ausbildungsstatus haben, explizite psychosoziale Betreuung von psychisch ist neben der Arbeitssuche die Organisation von zum Teil schwer belasteten Frauen als auch der ei- entsprechenden Qualifizierungsmaßnahmen ein gene Kinderbereich zur professionellen Betreuung großer Bestandteil der Arbeit. Schuldenregulierung, von ebenfalls psychisch häufig schwer belasteten Haushaltspäne zur Einteilung der finanziellen Mittel 20
Warteliste Plätze 21
sowie Vorbereitungen, wie auch nach dem Auszug den die Frauen bei der Wohnungssuche, Anmietung ein ausreichendes Einkommen zum Erhalt einer ei- und Übersiedlung in die eigene Wohnung oder auch genen Wohnung erzielt werden kann, braucht es zu in eine weiterführende Betreuungs- oder Reha-Ein- einer nachhaltigen Stabilisierung. Schließlich wer- richtung unterstützt. Themen im Vordergrund im Bereich Sozialpädagogische Wohngemeinschaft Sonstiges Soziales/ Lebensalltag Wohnen Gewalt Arbeit Sexualität Mindestsicherungs- belange Familie/ Beziehung Armut Rechtliches Kinder Migration Psychische Physische Gesundheit Gesundheit 2019 war in sozialrechtlicher Hinsicht durch den Be- Sprachkenntnissen sowie die Höchstsätze für Kinder. schluss des neuen Sozialhilfe-Grundsatzgesetzes ein Trotzdem sind die Veränderungen der Mindestsiche- von Unsicherheit geprägtes Jahr. Glücklicherweise rung durch das Sozialhilfegesetz Neu voraussichtlich hat der Verfassungsgerichtshof im Dezember 2019 gravierend und negativ für die betroffenen Frauen zentrale Aspekte des Gesetzes, die zu einer noch und ihre Kinder. größeren sozialen Ungleichheit geführt hätten, ge- Wie schon in den vorangegangenen Jahren gab es kippt, darunter die Verknüpfung der Sozialhilfe mit unter den Frauen, die in der sozialpädagogischen 22
Wohngemeinschaft lebten, eine große Diversität. Rahmen der Hausversammlung der Selbstbehaup- So wohnten neben gerade volljährig gewordenen tungs-Workshop „Die Kriegerin in mir“ statt, zum Frauen ältere Frauen, Frauen aus vielfältigen Her- Themenschwerpunkt Energie und Klima konnten kunftsländern, mit unterschiedlichen kulturellen wir Expert*innen der Initiative Doppelplus einladen, Hintergründen und verschiedenen Religionszuge- wir hatten Besuch von der Suchtberatung, erlebten hörigkeiten, Frauen mit und ohne Kinder ebenso einen Erste-Hilfe-Auffrischungskurs und führten wie Frauen mit unterschiedlichen psychischen Be- Workshops zum Thema Sexualität und weiblicher lastungen oder Erkrankungen sowie körperlichen Körper durch. Beschwerden in der Wohngemeinschaft zusammen. Eine solche Heterogenität führt im Zu- sammenleben immer wieder zu kleinen und größeren Konflikten, die durch die Mitarbeiterinnen gut begleitet und re- flektiert werden müssen. Dazu dient ins- besondere die von den psychosozialen Mitarbeiterinnen geleitete wöchentliche Hausversammlung, die neben der Orga- nisation des Zusammenlebens seit dem Jahr 2019 auch explizit als Forum zur Gewaltprävention genützt wird. In die- sem Rahmen wird sich aktiv mit Grup- penkonflikten auseinandergesetzt und es werden verschiedene Diskriminierungsformen Neben den regelmäßigen sozialpädagogischen Ange- (Rassismus, Sexismus, Homophobie etc.) reflektiert. boten, die wöchentlich stattfinden (Hausversamm- Gleichzeitig bietet diese große Diversität auch eine lung, gemeinsames Kochen und Frühstück), konnten Möglichkeit für die Frauen, miteinander in Aus- wir den Bewohnerinnen auch 2019 wieder gemeinsa- tausch zu gehen und mögliches Misstrauen und Un- me Ausflüge und Unternehmungen anbieten. So wa- verständnis für verschiedene kulturelle, religiöse und ren wir etwa gemeinsam Rodeln, besuchten das Tirol andere Unterschiede aufzubrechen. Panorama, waren im Botanischen Garten und im Ra- Darüber hinaus bot die Hausversammlung als wö- ritätenzoo. Zu Ostern gab es ein gemeinsames Früh- chentlicher Fixpunkt auch dieses Jahr wieder die stück mit Ostereiersuche, zu Weihnachten ein festli- Gelegenheit, verschiedenste Themen näher zu be- ches Abendessen, Weihnachtsbaum und Geschenke. leuchten und Expert*innen einzuladen. So fand im Diese Aktivitäten bieten den Frauen und Kindern die 23
Gelegenheit, gemeinsam etwas zu unternehmen, Das in die Jahre gekommene Haus unserer sozial- sich besser kennenzulernen, untereinander auszu- pädagogischen Wohngemeinschaft hat uns auch tauschen und neue Erfahrungen zu sammeln. Für 2019 wieder vor einige Herausforderungen gestellt. viele Bewohnerinnen wäre es zudem nicht möglich, So war es im vergangenen Jahr notwendig, die Hei- diese Ausflüge und Aktivitäten selbst durchzuführen, zungsanlage zu sanieren, was einige Ressourcen ge- da ihnen dazu die finanziellen Mittel fehlen. kostet hat. Grundsätzlich muss gesagt werden, dass Wie jedes Jahr wurde das Sommerende gemeinsam die Räumlichkeiten der Wohngemeinschaft nicht mit den aktuellen und ehemaligen Bewohnerinnen mehr zeitgemäß sind und nicht den Standards ei- der Wohngemeinschaft und des Betreuten Woh- ner modernen Sozialeinrichtung entsprechen (kein nens mit einem Fest in unserem Garten begangen. barrierefreier Zugang, viel zu kleine Räumlichkeiten Schönes Wetter, Musik, Spiele und das gemeinsame usw.). Eine Anpassung an die Anforderungen und Be- Grillen sorgten für einen angenehmen Sommer-Aus- dürfnisse der Bewohnerinnen und Mitarbeiterinnen klang. wäre dringend notwendig. Auch 2019 gab es im WG-Team ein paar Veränderun- Insgesamt blicken wir jedenfalls auf ein gutes und gen. Eine Mitarbeiterin ging im Sommer in Bildungs- stabiles Jahr 2019 zurück. Das Zusammenleben der karenz, eine andere kam zugleich aus der Bildungs- Frauen und Kinder im Haus hat fast immer gut, oft karenz gestärkt zurück. Zudem konnte Anfang des sogar sehr gut funktioniert. Immer wieder war viel Jahres eine neue Sozialarbeiterin begrüßt werden, Solidarität unter den Frauen zu spüren sowie ein während wir uns von einer Kollegin verabschieden wechselseitiges Verständnis für unterschiedlichste mussten. Das Team wuchs auch in dieser neuen Zu- Lebenssituationen und Herausforderungen. Hervor- sammensetzung von Anfang an sehr gut zusammen zuheben ist, dass wir trotz der schwierigen Lage am und bildet eine stabile Basis für die tägliche Arbeit. Wohnungsmarkt mit fast allen Frauen, die aus der Der Austausch in unserem multiprofessionellen Wohngemeinschaft auszogen, einen geeigneten Team funktioniert hervorragend und auch in die- Wohnraum finden konnten. Ein wichtiger Schritt für sem Jahr hat sich wieder gezeigt, wie wichtig und die Frauen in die Selbständigkeit, gestärkt durch die gewinnbringend diese Multiprofessionalität in der Erfahrungen und Entwicklungsfortschritte, die sie in Arbeit mit den Bewohnerinnen ist. der Wohngemeinschaft machen konnten. AUSBLICK 2020 Obwohl der Mietvertrag für unser Wohnhaus bis den. Hierzu gab es schon im Sommer 2019 Gesprä- 2023 verlängert wurde, sind wir bemüht, einen neu- che mit dem Bürgermeister der Stadt Innsbruck, im en Standort für unsere Wohngemeinschaft zu fin- Zuge welcher er sich auch persönlich einen Eindruck 24
des Hauses vor Ort verschaffte. Neben der Sanie- In diesem Sinne bleiben wir kämpferisch, um unse- rungsbedürftigkeit und den veralteten Standards ren Klientinnen zu ihren Rechten zu verhelfen, ihre bietet das derzeitige Wohnhaus schlicht auch nicht Anliegen durchzusetzen und ihnen im alltäglichen genug Platz; an einen Ausbau der Wohnplätze am Leben im Wohnhaus so aufmerksam wie möglich aktuellen Standort ist daher gar nicht zu denken. zu begegnen. Wir werden uns auch weiterhin für Auch die Büroräumlichkeiten für die Mitarbeite- frauenrelevante Themen einsetzen und eine Verbes- rinnen sind absolut inadäquat, weshalb wir derzeit serung der Bedingungen für Frauen in allen Lebens- Schritte setzen, um die Arbeitssituation zu verbes- bereichen fordern. Das Ziel ist letztlich immer, das sern. Eine Renovierung der Büroräume ist für Anfang Potenzial und die Eigenständigkeit von Frauen zu 2020 geplant. Dennoch bleibt unser Hauptfokus auf stärken und sie dabei zu unterstützen, ihre Ressour- der Suche nach einem neuen Wohnhaus für unsere cen zu entwickeln, sodass sie ihr Leben nachhaltig Bewohnerinnen und wir hoffen, baldmöglichst an ei- selbstständig sichern können. nen neuen Standort ziehen zu können. VERTRETUNGSBEREICH Jeden Mittwoch gibt es unter Anleitung der Ver- tretungsfrau ein freiwilliges gemeinsames Kochen und Essen mit den Frauen und Kindern der Wohn- gemeinschaft. Dieser Anlass bietet Gelegenheit zu einem Austausch über gesunde und bewusste Er- nährung, individuelle Essgewohnheiten und kultu- relle Unterschiede und Besonderheiten. Gerade über Kochen und Essen kann ein besseres gegenseitiges Kennenlernen, wechselseitiges Interesse und Aner- kennen der diversen Kulturen entstehen. Dieses An- gebot bietet die Möglichkeit, sich gemeinsam neue Kochfertigkeiten anzueignen, den Zusammenhalt und die Kommunikation in der Gruppe zu stärken tungsfrau übernommen wird. In der ersten Jahres- und eine wöchentliche Struktur zu haben. hälfte gab es zudem auf Wunsch der Klientinnen im zweiwöchentlichen Turnus ein Yogaangebot durch Als weiteres sozialpädagogisches Angebot findet die Vertretungsfrau, das im Wohnzimmer oder auf freitags das gemeinsame Frühstück statt, welches der Terrasse durchgeführt wurde. Da von Seiten der auch mindestens einmal monatlich von der Vertre- Klientinnen der Wunsch nach Bewegung, Tanz etc. 25
vorhanden ist, wäre ein Bewegungsraum sehr wün- Zudem war die Vertretungsfrau Begleit- und An- schenswert. Im Frühling und Sommer wurden mit sprechperson in diversen Angelegenheiten (Arztbe- den Klientinnen im Garten verschiedene Gemüse- suche, Ämter, Besichtigungen, Besorgungen etc.). In sorten und Kräuter gesät, angepflanzt und geerntet, den Urlaubs- und Krankentagen der hauptamtlichen die dann für den Eigenbedarf und das Kochen Ver- Mitarbeiterinnen entlastete sie das Team und über- wendung fanden. nahm einige Aufgaben. NACHTDIENSTBEREICH Die Nachtdienste in der Wohngemeinschaft finden Eine weitere Aufgabe des Nachtdiensts besteht da- jeden Freitag und Samstag sowie in der Nacht vor rin, Freizeitaktivitäten mit den Frauen zu gestalten. einem Feiertag statt. In besonders schwierigen und Die Abendgestaltung reicht dabei vom gemeinsa- unsicheren Situationen übernehmen die Nacht- men Kochen über einen Filme- oder Spieleabend dienstfrauen darüber hinaus auch unter der Wo- bis hin zu Ausflügen. Dies kann zum Beispiel ein Ki- che Krisennachtdienste. Eine wichtige Aufgabe des nobesuch, gemeinsam Eis essen oder eine Veranstal- Nachtdiensts besteht darin, kritische Situationen tung in Innsbruck sein, die die Frauen interessiert. Im im Haus einzuschätzen und wenn nötig zu interve- Sommer 2019 wurde beispielsweise das Straßenfest nieren. St. Nikolaus besucht. Die Frauen konnten dabei ver- Die Nachtdienste bieten den Frauen einen sicheren schiedene Gerichte aus aller Welt kosten und den Rahmen und werden vor allem dazu genutzt, aktuel- Abend bei Live-Musik gemeinsam genießen. le Themen und Sorgen, die über die Wohnungs- und Gerne nehmen die Bewohnerinnen auch das Ange- Arbeitssuche hinaus gehen, anzusprechen. Generell bot an, gemeinsam mit dem Nachtdienst auf anste- wird durch die Anwesenheit der Nachtdienstmit- hende Prüfungen oder für einen Deutschkurs zu ler- arbeiterinnen Raum für persönliche Anliegen und nen. Auch bei verschiedensten weiteren alltäglichen Gespräche geboten. Die Themen, die im Laufe eines Aufgaben erhalten sie die Unterstützung der Nacht- Abends zur Sprache kommen, reichen von zwischen- dienstmitarbeiterinnen. menschlichen Thematiken/Ratschlägen über die Stellung und die Rechte einer Frau in Österreich bis SOZIALPÄDAGOGISCHE WOHNGEMEINSCHAFT Dr.-Stumpf-Straße 118 · 6020 Innsbruck hin zu Ernährung oder Verhütungsthemen. Tel. 0512-295498 wg@dowas-fuer-frauen.at Büroöffnungszeiten Mo, Do, Fr 9–12 Uhr · Di 14–17 Uhr 26
Kinderbereich ZIELGRUPPE Der Kinderbereich des DOWAS für Frauen ist sowohl in der ziehung, Erziehung, Kinderbetreuung und vielem mehr Wohngemeinschaft als auch im Betreuten Wohnen ange- an die Kinderfachfrau wenden. Diese begleitet und un- siedelt. Unser Angebot richtet sich sowohl an die Kinder terstützt sie in ihrem Muttersein und in ihrer Verantwor- und Jugendlichen als auch an die Mütter und schwange- tung dem Kind gegenüber. Schwangere und Mütter mit ren Frauen, die entweder in der Wohngemeinschaft oder fremduntergebrachten Kindern können ebenfalls auf die- in einer vom Verein betreuten Wohnung leben. ses Angebot zurückgreifen. Der Kinderbetreuer vermittelt den Kindern ein positives männliches Rollenbild. Er bietet AUFGABE UND ZIEL ihnen die Möglichkeit, durch eine sinnvoll gestaltete ge- Kinder und Jugendliche sollen während der Zeit des Auf- meinsame Freizeit dem oft schwierigen Alltag und aktu- enthalts in einer Wohnform des DOWAS für Frauen ent- ellen Problemlagen zu lastet werden. Ziel ist es, ihre Widerstandsfähigkeit zu entfliehen. fördern, damit sie gestärkt in die Zukunft gehen können. Die Kinder und Jugendlichen sollen sich ihrer Talente be- TEAM wusst werden und sich in einem sicheren Umfeld als Ge- Das Kinderteam besteht stalter*innen erleben können. Zentrale Methode hierfür aus einer hauptamtli- ist die Arbeit mit den Ressourcen der Kinder. Um Nachhal- chen Kinderfachfrau (35 tigkeit zu gewähren, werden die Mütter in diesen Prozess Stunden) und einem miteinbezogen. Die Mütter können sich mit Fragen und männlichen Kinderbe- Anliegen rund um das Muttersein, die Mutter-Kind-Be- treuer (neun Stunden). STATISTIK Im DOWAS für Frauen lebten 2019 elf Mütter mit meinschaft oder eine der drei betreuten Zweizim- ihren 13 Kindern zwischen null und 16 Jahren (zwei merwohnungen als Übergangswohnmöglichkeiten Neugeborene, zwei Kleinkinder zwischen einem zur Verfügung. Zusätzlich wurden drei Kinder nach und drei Jahren, sechs Kindergartenkinder, ein dem Auszug aus dem DOWAS für Frauen in ihrem Volksschulkind, zwei Jugendliche zwischen zehn neuen Umfeld nachbetreut. Zwei Frauen wurden und 14 Jahren und eine Jugendliche mit 16 Jahren). von der Kinderfachfrau während der Schwanger- Das Verhältnis Mädchen zu Buben betrug sieben schaft begleitet und auf die Geburt und das Leben zu sieben. Abhängig von der familiären Situation mit dem Baby vorbereitet. Eine Mutter, deren Kind und der zu erwartenden Betreuungsdauer standen fremduntergebracht war, wurde bei Bedarf von der diesen entweder die sozialpädagogische Wohnge- Kinderfachfrau begleitet. Die Aufenthaltsdauer der 27
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