Drei Länder planen einen Flusspark am Rhein - SCHWEIZER PÄRKE

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Drei Länder planen einen Flusspark am Rhein - SCHWEIZER PÄRKE
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Drei Länder planen einen
Flusspark am Rhein
Die Gemeinden und Städte zwischen Bad Bellingen (D), Kembs (F) und Stein (AG)
respektive Bad Säckingen (D) werten im Projekt «Rheinliebe» die Uferzonen auf und
schaffen einen gemeinsamen Flusspark.

Der Eisensteg beim alten Rheinkraftwerk       dem Bau der Brücke begonnen werden,           liste. Das Projekt wurde jedoch letztes
von Rheinfelden war einst eine beliebte       ein Jahr später soll sie fertig sein. Kos-    Jahr von der Bevölkerung an der Urne
Fussgänger- und Veloverbindung zwi-           tenpunkt: rund fünf Millionen Franken.        abgelehnt. Seitdem tüftelt eine Arbeits-
schen den beiden Flussufern. Mit dem                                                        gruppe an einer neuen Zollhausvariante.
Abbruch des alten Wasserkraftwerks            Rheinufer durchgängig machen                  Erfolgreicher verlief die Abstimmung im
musste auch der Steg abgebrochen wer-         Der Steg zwischen Rheinfelden Schweiz         Juni dieses Jahres über den 1,4-Millio-
den. Ein Verlust für die Bevölkerung          und Rheinfelden Baden (D) ist Teil des        nen-Kredit für die Aufwertung des
beidseits des Rheins, die sich für einen      Projekts «Rheinuferrundweg Extended»,         Rheinuferwegs in Stein. Geplant sind
Ersatz stark gemacht hat. Das Bürger­         das vor acht Jahren im Rahmen der In-         neben der Wegsanierung eine Rampe
engagement trägt Früchte: Bald wird ein       ternationalen Bauausstellung Basel            vom Zollhaus zur Rheinpromenade, eine
neuer Steg mit einer Länge von 213 Me-        (IBA) 2020 ins Leben gerufen wurde. Er        20 Meter breite Verweiltreppe unterhalb
tern das schweizerische mit dem deut-         ist auch eines der Leuchtturmprojekte         der Holzbrücke, eine Grillstelle, ein
schen Rheinfelden verbinden. Franco           der «Rheinliebe», einer grenzüberschrei-      Spiel- und Sportplatz sowie ein Aus-
Mazzi, Stadtpräsident des schweizeri-         tenden Vision: Die Rheinufer von Stein        sichtssteg mit Informationstafeln und
schen Rheinfelden, und sein deutscher         (AG) und Bad Säckingen (D) bis Bad Bel-       Fernrohr. Die Adlerterrasse wird mit ei-
Amtskollege Klaus Eberhardt sind sich         lingen (D) und Kembs (F) sollen besser        ner Pergola und mit Sitzbänken ergänzt,
einig: «Der Steg setzt ein sichtbares Zei-    zugänglich sein, die Uferlandschaft auf-      unterhalb der Terrasse wird eine Aus-
chen für das gute Zusammenleben der           gewertet und gleichzeitig geschützt wer-      stiegshilfe für Schwimmer erstellt.Auf
Menschen in beiden Rheinfelden. Diese         den. Um alle Uferabschnitte einzubezie-       der gegenüberliegenden Rheinseite re-
Verbindung stärkt das Image beider            hen, hat die IBA Basel seit 2011 zahlreiche   alisiert das deutsche Städtchen Bad
Städte als attraktive Wohn- und Wirt-         weitere Projektträgerschaften für die         Säckingen unter anderem einen barrie-
schaftsstandorte.»                            Projektgruppe «Rheinliebe» gewinnen           refreien Zugang zum Rheinuferweg.
Der Bau stellt allerdings einen Eingriff in   können. Mittlerweile stehen 42 Teilpro-       Rheinabwärts verbreitert Mumpf (AG)
den Gewässerraum dar. Und so mussten          jekte in der Planung, in der Umsetzung        den schmalen Uferweg, wertet die Auf-
gleichwertige ökologische Ausgleichsflä-      oder kurz vor der Vollendung.                 enthaltsbereiche am Wasser auf und er-
chen geschaffen werden, wie Urs Affol-        Neben dem Rheinsteg stand mit dem             neuert die Fähre. Im Nachbardorf Wall-
ter, Stadtbaumeister von Rheinfelden,         geplanten Umbau des alten Zollhauses          bach wird das Ufer in Kombination mit
sagt. Mittlerweile sind alle Einsprachen      in Stein zu einem Kulturhaus ein weite-       dem notwendigen Hochwasserschutz
behandelt worden, im Herbst soll mit          res Prestigeprojekt auf der Traktanden-       aufgewertet. Geplant sind weiter Ufer-

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aufschüttungen zugunsten der Natur            Rheinlandschaft als «Weltgarten» vorge-         reg-Netzwerkstelle in St. Gallen. Bedin-
und die Sanierung bestehender Wasser-         stellt. Am Hochrhein, oberhalb von Ba-          gung für die Unterstützung ist der gren-
zugänge und Aufenthaltsbereiche.              sel, werden die Reste der Urlandschaft,         züberschreitende Charakter. Während
                                              aber auch die vielfältigen Nutzungen            für Gemeinden wie Rheinfelden oder
Von Lehrpfad bis Freizeitkarte                und Kulturen im Dreiland erlebbar. Dazu         Stein bzw. Bad Säckingen die grenzüber-
In Möhlin (AG) scheiterte die Idee, einen     gehört zum Beispiel eine grosse Wasser-         schreitende Zusammenarbeit bereits
ehemaligen römischen Wachturm für             klangschale, die zeigt, wie Vibrationen         seit Jahren Tradition hat, betreten an-
rund 700 000 Franken zu rekonstruieren,       Wellen erzeugen. Zwischen St. Johann            dere Gemeinden ohne direkte Verbin-
aus Kostengründen. Dafür wird der Auf-        Basel und Huningue (F) wird eine grenz­         dung über den Rhein Neuland.
enthaltsbereich am Rhein saniert. Auf der     überschreitende Promenade für den
deutschen Seite wird das Rheinufer in         Fuss- und Veloverkehr geschaffen. Ein

Verbinden, was zusammengehört: Ein 213 Meter langer Steg soll den Fluss zwischen dem          Fussgänger und Velofahrer freuen sich auf
schweizerischen und dem deutschen Rheinfelden überspannen.Visualisierung: Rendermanufaktur   den neuen Steg.Visualisierung: Rendermanufaktur

den Gemeinden Wehr, Schwörstadt,              trinationaler «Dichterweg» verbindet            Wiederkehrende Veranstaltungen
Rheinfelden und Grenzach-Wyhlen eben-         das Dreiländereck und stellt den Bezug          Im November 2017 gaben die Projektver-
falls mit diversen Massnahmen wie             zum Rhein her. Eine Archäologieausstel-         antwortlichen des Abschnitts «Rhein­
Rheintreppen, Schiffsanlegestellen, ei-       lung zeigt die Bedeutung des Standorts          uferrundweg Extended» den Startschuss
ner Aussichtskanzel und einem neuen           als grösste keltische Siedlung der              für die verschiedenen lokalen Projekte in
Lehrpfad aufgewertet. Kaiseraugst (AG)        Schweiz. Bad Bellingen (D) wertet den           der Region. Allerdings standen bis im
ist der äusserste Punkt des Projekts          Erholungsraum entlang des Rheins mit            Juni noch vereinzelte Beschlüsse aus
«Rheinuferrundweg Extended». Weil die         Verkehrskonzepten auf.                          den Gemeindeversammlungen aus. Bis
Gemeinde mit einem durchgehenden                                                              2020 sollen alle Projekte weitgehend fer-
Rheinuferweg, einem Schwimmbad, ei-           Finanzierung aus verschiedenen Töpfen           tiggestellt sein. Derzeit arbeitet die Pro-
nem Campingplatz und römischen Fund-          Finanziert werden die «Rheinliebe»-Pro-         jektgruppe mit den übergeordneten Be-
stellen bis zum Rhein bereits über eine       jekte auf Schweizer Seite zu 30 Prozent         hörden einen Massnahmenplan aus, um
attraktive Flusspromenade verfügt, sind       über den Interreg-Fördertopf, die deut-         die gemeinsame und zukünftige Rhein­
hier keine weiteren Massnahmen ge-            schen Projekte kommen in den Genuss             ufergestaltung weiter zu koordinieren
plant. Um den naturnahen Tourismus in         von bis zu 70 Prozent. «Dies war ein            und umzusetzen. Ferner arbeitet die IBA
der Region zu fördern, lancieren die Pro-     wichtiges Argument für die deutschen            Basel daran, wiederkehrende Veranstal-
jektverantwortlichen zudem eine Länder-       Gemeinden, beim «Rheinliebe»-Projekt            tungen zu organisieren, die die Men-
und gemeindeübergreifende Freizeit-           mitzumachen», sagt Henri Leuzinger,             schen zusammenführen – zum Beispiel
karte mit App. Schliesslich erhalten alle     Verantwortlicher für die Öffentlichkeits-       einen «Rheinliebe»-Marathon.
Projektstandorte eine einheitliche Signa-     arbeit des Projekts «Rheinuferrundweg
letik.                                        Extended». Ein weiterer Fördertopf                                            Fabrice Müller
                                              konnte mit dem Agglo-Programm Basel
«Weltgarten» und «Dichterweg»                 gefunden werden, das Projekte im Be-
Zwischen Basel und Bad Bellingen              reich Freizeit- und Langsamverkehr
macht das Projekt «Entdeckung Rhein»          unterstützt. Abgerechnet werden die
                                              ­
verborgene Natur- und Kulturschätze           lokalen Projektkosten der Schweizer
                                              ­
sichtbar. Nördlich von Basel wird die         ­Gemeinden halbjährlich über die Inter-

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«Als Lebensader spielt der
Rhein eine zentrale Rolle»
Monica Linder-Guarnaccia, Geschäftsführerin der IBA Basel 2020, erklärt im
Interview, wie es zum Projekt «IBA Rheinliebe» gekommen ist und welche
Herausforderungen damit verbunden sind.

                                                Welche Rolle spielt dabei die IBA
                                                Basel?                                       Ein Lernlabor und ein
                                                Linder-Guarnaccia: In einem ersten           Instrument zur Stadt- und
                                                Schritt führten wir unter den Gemeinden
                                                und der Bevölkerung eine Befragung           Regionalentwicklung
                                                durch, um herauszufinden, welche Be-         Internationale Bauausstellungen ha-
                                                dürfnisse vorhanden sind. Es folgten         ben sich im Zeitraum eines Jahrhun-
                                                Vorstudien zum Natur- und Freiraum bis       derts als Instrument deutscher Pla-
                                                hin zum Massnahmenplan und Gestal-           nungs- und Baukultur international
                                                tungshandbuch. Anfänglich gab es sechs       einen beachtlichen Ruf erworben. Im
                                                Projektideen, mittlerweile sind 20 Ge-       Laufe der Zeit lösten sie sich dabei
                                                meinden aus der Schweiz, Deutschland         immer mehr von der ursprünglich
                                                und Frankreich am Projekt beteiligt. Wir     stark bautechnischen Orientierung.
                                                haben die übergeordnete Projektleitung       Heute stehen neben ästhetischen und
                                                übernommen.                                  technologischen auch soziale, wirt-
                                                                                             schaftliche und ökologische Aspekte
                                                Gemeinden aus drei Ländern arbeiten          sowie die Qualität von Prozessen und
                                                für das «Rheinliebe»-Projekt zusammen.       von Partizipation im Vordergrund. Der
                                                Das tönt nach organisatorischen und          Alltag in der trinationalen Stadtre-
                                                kommunikativen Herausforderungen.            gion bestimmt die Themen und das
                                                Linder-Guarnaccia: Ja, die gibt es in der    Vorgehen der IBA Basel 2020. Getreu
                                                Tat. Verschiedene Kulturen, Entschei-        ihrem Motto «Au-delà des frontières,
                                                dungsprozesse und Arten, ein Thema           ensemble – Gemeinsam über Gren-
                                                anzugehen, spielen hier mit. Wir versu-      zen wachsen» will die IBA Basel 2020
                                                chen, als neutrale Stelle einen gemein-      die gemeinsame Verantwortung für
                                                samen Nenner zu finden. Wichtig sind         die Agglomeration in Projekten, Ge-
                                                der gegenseitige Respekt und das Ver-        bäuden, Infrastrukturen und Land-
Monica Linder-Guarnaccia, Geschäftsführe-       ständnis füreinander. Obwohl die Ver-        schaftsräumen konkretisieren und
rin der IBA Basel 2020.      Bild: IBA Basel   antwortlichen aus den Gemeinden für          Anstösse für eine grenzüberschrei-
                                                gewöhnlich ihre Partikularinteressen         tende Kooperationskultur liefern.FM
                                                vertreten, gilt es in diesem Projekt, zu-    www.iba-basel.net
Das Projekt «IBA Rheinliebe» rückt die          gunsten der Gesamtidee auch Kompro-
Beziehung zum Rhein ins Zentrum.                misse einzugehen.
Braucht es das?
Monica Linder-Guarnaccia: Mit der IBA           Wie sorgen Sie dafür, dass die «IBA
Basel wollen wir modellhaft aufzeigen,          Rheinliebe» auch nach der IBA Basel
wie eine grenzüberschreitende Zusam-            2020 anhalten wird?
menarbeit stattfinden und sich eine Re-         Linder-Guarnaccia: Wir streben eine
gion entwickeln kann. Der Rhein spielt          nachhaltige, effiziente Zusammenarbeit
in unserer Region als Lebensader und            zwischen den Gemeinden und Verwal-
verbindendes Element eine zentrale              tungen an. Die IBA Basel versteht sich
Rolle, zugleich stellt er aber auch eine        als Lernlabor für Politik und Verwaltung.
Grenze dar. Mit dem Projekt «IBA Rhein-         Dadurch – so sind wir überzeugt – kann
liebe» schafft die IBA Basel als neutrale       sich die «IBA Rheinliebe» weiterentwi-
Projektentwicklerin ein Instrument für          ckeln. Bis 2020 wollen wir entsprechend
die grenzüberschreitende Zusammenar-            für alle IBA-Projekte Empfehlungen zur
beit. Die «IBA Rheinliebe» soll die Le-         weiteren Handhabung und zur Stärkung
bensqualität der Bevölkerung am Rhein           der Region formulieren.
steigern, neue Zugänge zum Rhein
schaffen, Brücken schlagen zum Gegen-                         Interview: Fabrice Müller
über und zum Nachbarn und Synergien                                                         Aufwertung des Flussufers: Visualisierung
besser nutzen.                                                                              des Projekts «Rheinliebe» bei Basel.  Bild: zvg

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Zwei Kantone, 28 Gemeinden,
ein gemeinsamer Park
Wie gut ist der Jurapark Aargau mit seinen 28 Parkgemeinden in der
Bevölkerung verankert? Gut, lautet das Resultat einer im Frühling
durchgeführten Umfrage. Aber: Die Präsenz muss verstärkt werden.

Der Fricktaler Höhenweg hat eine Länge von 60 Kilometern und zieht sich von Rheinfelden (AG) über die Hochebenen des Tafeljuras bis ins
Mettauertal nahe der Grenze zu Deutschland. Im Bild der Aussichtsberg Gisliflue.                                      Bild: Michel Jaussi

Der Chriesiwäg in Gipf-Oberfrick führt        Betriebsphase befindet, in der Bevölke-        Pärke-Charta – und als Orientierung für
durch die wunderschöne, kirschbaumrei-        rung verankert? Um der Juraparkbevöl-          die weitere Stossrichtung des Parks.
che Landschaft des Fricktals. Entlang des     kerung und auswärtigen Parkbesuchern
Weges finden die Besucher mehrere In-         den Puls zu fühlen, führte der Jurapark        Sichtbarkeit erhöhen
fotafeln zum Kirschenanbau. Der The-          von Mitte März bis Mitte Mai eine Um-          Die Umfrage sei insgesamt sehr positiv
menweg ist Teil des Angebots des Jura-        frage durch. 828 Personen nahmen da-           ausgefallen. Für kritische Voten sorgten
parks Aargau, der 2012 ins Leben gerufen      ran teil. 86 Prozent von ihnen erachten        vor allem die Sichtbarkeit des Parks und
wurde und 241 Quadratkilometer sowie          den Erhalt und die Förderung von Le-           die Bekanntheit der Angebote. «Diese
28 Parkgemeinden mit rund 40 000 Ein-         bensräumen als «sehr sinnvoll», gefolgt        Hinweise haben uns darin bestätigt, dass
wohnern in den Kantonen Aargau und            von der nachhaltigen Siedlungsentwick-         wir noch stärker präsent sein müssen»,
Solothurn umfasst. Mit verschiedenen          lung (74 Prozent), der Umweltbildung           sagt Schmid. Im Rahmen der nächsten
Themenwegen, Führungen, Workshops             (70 Prozent), der Vermarktung von Regi-        Fünfjahresplanung wolle man daher bei
wie auch mit dem jährlichen Jurapark-­        onalprodukten (66 Prozent) sowie der           allen Tätigkeiten ein besonderes Augen-
Markt fördert der regionale Naturpark im      Förderung naturnaher Tourismusange-            merk auf die Sichtbarkeit des Parks le-
Aargauer Jura den sanften Tourismus.          bote (65 Prozent). Das besondere Seg-          gen. Dazu gehören laut Schmid auch der
Ein weiterer Höhepunkt ist zum Beispiel       ment «Landschaftsmedizin» und das              Ausbau der Onlinepräsenz und die Teil-
der über 60 Kilometer lange Fricktaler        Themenfeld «Energieeffizienz», wofür           nahme an Veranstaltungen.
Höhenweg, der sich von der Altstadt von       bereits andere Beratungs- und Förde-
Rheinfelden über die Hochebenen des           rungsangebote existieren, wurden eher                                      Fabrice Müller
Tafeljuras und den wilden Tiersteinberg       zurückhaltend beurteilt. Wie Markus
bis ins Mettauertal zieht.                    Schmid, stellvertretender Geschäftslei-        Infos:
                                              ter des Juraparks Aargau, informiert,          www.jurapark-aargau.ch
Standortbestimmung und Orientierung           diente die Umfrage als Standortbestim-
Doch wie gut ist der Jurapark Aargau,         mung – unter anderem auch im Hinblick
der sich in der zweiten Hälfte der ersten     auf die bevorstehende Evaluation der

   SCHWEIZER GEMEINDE 7/8 l 2018                                                                                                       37
Drei Länder planen einen Flusspark am Rhein - SCHWEIZER PÄRKE
SCHWEIZER PÄRKE

In Arosa findet Napa, der einstige Zirkusbär
aus Serbien, erstmals natürlichen Lebens-
raum vor.                 Bild: Arosa Bärenland

Bären sollen in Arosa mehr
Sommergäste anziehen
Arosa bietet misshandelten Bären ein neues Zuhause. Das Anfang August
eröffnete Bärenland soll mithelfen, den Sommertourismus anzukurbeln. Ein
Leuchtturmprojekt für die Gemeinde in den Bündner Bergen.

Napa hat in seinem Leben kaum Wälder               det er nun die gebirgige Landschaft bei     ein Auf und Ab mit verschiedenen Kon-
und Wiesen gesehen. Der einstige Zir-              der Mittelstation der Weisshornbahn.        zepten sowie viel Überzeugungsarbeit
kusbär aus Serbien musste meist in win-            «Es war ein emotionaler Moment», sagt       liegen hinter ihm (siehe Kasten). Anfang
zigen Käfigen ausharren, in denen er               Pascal Jenny, als er an die Ankunft des     Monat konnte er die drei Hektaren
sich kaum bewegen konnte. Seit Anfang              zwölfjährigen Braunbären zurückdenkt.       grosse Anlage im Beisein von Bundes-
Juli lebt er in Arosa (GR). Nach vier Wo-          Der Tourismusdirektor hat das Bären-        rätin Doris Leuthard feierlich eröffnen.
chen im Eingewöhnungsgehege erkun-                 land Arosa initiiert. Acht Jahre Planung,

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                                                                                               kommenden Frühjahr soll der Braunbär,
                                                                                               der auch Eisbärgene und deswegen ein
                                                                                               auffallend helles Fell hat, Gesellschaft
                                                                                               erhalten. Bis zu vier weitere Artgenossen
                                                                                               können in den grosszügigen Gehegen
                                                                                               gehalten werden. Entscheidend ist, dass
                                                                                               sie zusammenpassen. «Ideal wäre eine
                                                                                               bestehende, stabile Gruppe», sagt Hert-
                                                                                               wig. Er hat bereits einige Tiere im Visier.
                                                                                               Letztlich gäben für eine Platzierung aller-
                                                                                               dings häufig administrative Faktoren
                                                                                               den Ausschlag.

                                                                                               Der Tierschutz geht vor
                                                                                               Tierschutz und Tourismus zu verbinden,
                                                                                               sei eine Gratwanderung, räumt Pascal
                                                                                               Jenny ein. Es brauche Kompromisse.
                                                                                               Angesichts der Grösse und der Ausge-
Das grosszügige Gehege bei der Mittelstation der Weisshornbahn in Arosa soll bis zu fünf       staltung der Bärenanlage ist beispiels-
Bären Platz bieten. Zu sehen sind sie von der Aussichtsplattform aus. Bild: Arosa Bärenland   weise nicht garantiert, dass die Besucher
                                                                                               die Tiere zu Gesicht bekommen. Es wer-
                                                                                               den zudem keine Bären gezüchtet. Auf-
Ziel sei es, sich in der Sommersaison neu      Hitzetourismus als Chance                       genommen werden ausschliesslich
zu positionieren, sagt Jenny. Arosa liege      Co-Projektleiter Stephan Oetiker rechnet        Tiere, die aus misslichen Verhältnissen
höher als andere Bündner Tourismu-             mit zusätzlichen Besuchern im hohen             stammen. Arosa werde wegen der intak-
sorte. Im Sommer gebe es ab und zu             fünfstelligen Bereich. Vieles werde je-         ten Landschaft geschätzt, sagt Gemein-
Schnee, was abschreckend wirken könne.         doch von weiteren Innovationen und              depräsident Schmid. Es gelte, dieser
Die Gemeinde verzeichnet jährlich rund         Entwicklungen abhängen, gibt er zu be-          bewusst Sorge zu tragen.
350 000 Hotelübernachtungen, wovon             denken. «Im Rennen um die Zukunft des
lediglich 100 000 auf den Sommer entfal-       Bergtourismus sind wir gut aus den                                            Eveline Rutz
len. Ähnlich sieht die Auslastung der Fe-      Startblöcken gekommen – aber es liegen
rienwohnungen aus: Von rund 130 000            noch viele Meter vor uns.»                      Infos und Kontakte zur Stiftung:­
Parahotellerieübernachtungen werden            Man müsse sich mit Trends rechtzeitig           www.arosabaerenland.ch
gerade einmal 30 000 in den Sommer-            auseinandersetzen, so Oetiker. Das Ski-
monaten registriert. «Wir brauchen neue        fahren werde als Breitensport unter
Leuchttürme», ist Jenny daher überzeugt.       Druck kommen und noch im Laufe unse-
Das Bärenland soll Wissensvermittlung          rer Generation ganz verschwinden. «Will
und Unterhaltung verbinden. Neben              eine Bergdestination auch in Zukunft
Lehrpfaden und einer Aussichtsplattform        vom Tourismus leben können, ist darum            Heimatlose Jungbären
sind ein Spielplatz und eine Minigolfan-       eine Verschiebung der Wertschöpfung              gaben Anstoss
lage realisiert worden.                        vom Winter in den Sommer unumgäng-
                                               lich.» Zurzeit seien die Städte zwar noch        Auslöser für das Bärenland Arosa wa-
Ein Glücksfall für die Bergbahnen              wichtige Tourismusmagnete. Mit den               ren eigentlich zwei Berner Jungbären.
«Bislang verdienen wir unser Geld vor          steigenden Temperaturen würden sie               Als Berna und Ursina 2010 eine neue
allem im Winter», stellt Gemeindepräsi-        aber an Attraktivität einbüssen. «Die            Bleibe suchten, botTourismusdirektor
dent Lorenzo Schmid fest. Das Bären-           Menschen werden zukünftig vermehrt               Pascal Jenny spontan seine Hilfe an.
land sei ein wichtiger Mosaikstein im          vor der Hitze in den Norden Europas              Im gleichen Jahr wurde derTourismus­
touristischen Angebot. Er hofft, dass die      oder in die Berge flüchten», sagt Oetiker.       organisation ein Legat für den Bau
Gästezahlen bereits im März zunehmen           Mit diesen Hitzetouristen würden ur-             einer Bärenanlage in Aussicht ge-
werden, wenn man noch Skifahren kann           bane Bedürfnisse die Berge erreichen.            stellt. Für den Nachwuchs aus dem
und der Bär aus dem Winterschlaf er-                                                            Bärenpark Bern war das Zeitfenster
wacht. Davon sollen unter anderem die          Natürlicher Lebensraum                           allerdings zu knapp. Ein erstes Projekt
Bergbahnen profitieren, die in den letz-       «Arosa eignet sich für Bären gut», sagt          scheiterte 2011 an der Aroser Bürger-
ten Jahren rote Zahlen geschrieben ha-         Carsten Hertwig von der Stiftung VIER            gemeinde. Diese sprach sich insbe-
ben. Für sie sei die neue Attraktion ein       PFOTEN. «Die Tiere könnten in dieser             sondere gegen den damals vorgese-
Glücksfall, sagt Schmid, der dem Verwal-       Gegend natürlicherweise vorkommen.»              henen Standort ausserhalb des
tungsrat vorsteht. Der jetzige Standort        Für die Gemeinde gesprochen habe zu-             intensiv touristisch genutzten Gebiets
sei geradezu ideal. «Schon von der Ka-         dem, dass bereits eine touristische Inf-         aus. 2012 kam die Stiftung VIER PFO-
bine aus kann man die Anlage überbli-          rastruktur bestanden habe. «Wir muss-            TEN auf Arosa zu. Gemeinsam haben
cken.» Hanspeter Gadient, Präsident des        ten nicht in eine unverbaute Landschaft          sie die jetzige Anlage entwickelt. Die
lokalen Handels- und Gewerbevereins,           eingreifen.» Der Bärenexperte hat Napa           Investitionen von rund 6 Millionen
spricht von einem «erfreulichen und            auf der 1400 Kilometer langen Reise von          Franken sind zu einem Grossteil über
nachhaltigen Projekt». Es schaffe Ar-          Palic in Serbien ins Bärenschutzzentrum          Stiftungs- und Spendengelder finan-
beitsplätze und helfe damit gegen die          begleitet. «Er hat die Fahrt gut überstan-       ziert worden. Der Kanton steuerte
Abwanderung. «Ich verspreche mir viel          den, ist neugierig und erkundet sein             1,2 Millionen Franken bei.
davon.»                                        neues Zuhause mit Freude.» Bereits im

   SCHWEIZER GEMEINDE 7/8 l 2018                                                                                                       39
Drei Länder planen einen Flusspark am Rhein - SCHWEIZER PÄRKE
Ein idyllisches Tal setzt auf
Natur, Kultur und Wirtschaft
Als erster Park der Schweiz erhielt der Naturpark Thal für seine ausser-
gewöhnlichen natürlichen und kulturellen Werte 2010 das Label «regionaler
Naturpark von nationaler Bedeutung». Davon profitiert auch das lokale Gewerbe.

Sanfte Jurahügel, schroffe Klusen, blu-   Mit einer Fläche von 139 Quadratkilome-   Matzendorf, Laupersdorf, Balsthal,
menreiche Weiden und tiefe Schluchten:    tern umfasst er den ganzen Bezirk Thal    Mümliswil-Ramiswil und Holderbank.
Der Naturpark Thal im Solothurner Jura    mit den Gemeinden Gänsbrunnen, Wel-       Als erster Park der Schweiz erhielt er für
bietet Erholung für jeden Geschmack.      schenrohr, Herbetswil, Aedermannsdorf,    seine aussergewöhnlichen natürlichen

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                                                                                           ren, mit dem öV anstatt mit dem Privat-
                                                                                           fahrzeug in den Naturpark zu reisen.

                                                                                           Zertifizierte Produkte, mehr Umsatz
                                                                                           Zu den Perlen im Naturpark gehören
                                                                                           auch die – notabene schweizweit ers-
                                                                                           ten – zertifizierten Naturparkprodukte.
                                                                                           Die kulinarischen Köstlichkeiten, wie
                                                                                           etwa Urdinkel-Teigwaren, Thaler Wurst,
                                                                                           feinstes Thaler Rapsöl und über 15 scho-
                                                                                           nend erzeugte Mehle aus Thaler Ge-
                                                                                           treide, sind in verschiedenen Dorfläden
                                                                                           im Naturpark, bei der «so natürlich»
                                                                                           GmbH, aber auch in diversen Coop-Fi­
                                                                                           lialen erhältlich. Neu ist auch die
                                                                                           VEBO-Gärtnerei mit ihrem gesamten
                                                                                           Sortiment dabei. Aktuell sind 390 Pro-
                                                                                           dukte von acht Produzenten zertifiziert,
                                                                                           Verhandlungen mit weiteren potenziel-
                                                                                           len Labelproduzenten laufen.
                                                                                           Die Käserei Reckenkien wurde 1909 ge-
                                                                                           gründet und stellt den zertifizierten Na-
                                                                                           turparkkäse her, zum Beispiel den wür-
                                                                                           zig-feinen      Hoselupf     oder     das
                                                                                           Passwang-Mutschli. Das Reckenkien ist
                                                                                           ein Weiler oberhalb der Gemeinde Müm-
                                                                                           liswil. Zwölf Bauernbetriebe liefern ihre
                                                                                           Milch an die Käserei ab. Die Milch
                                                                                           stammt zu 100 Prozent von Produzenten,
                                                                                           die weniger als fünf Kilometer von der
                                                                                           Abgabestelle (Käserei) entfernt liegen.
                                                                                           Damit werden lange Transportwege ver-
                                                                                           mieden und die Umwelt geschont. Die
                                                                                           Käsermeister Hans-Jörg Stoll und Josef
                                                                                           Fluri verarbeiten die silofreie Milch zu
                                                                                           Joghurt und feinen Käsespezialitäten.
                                                                                           Josef Fluri kann aus erster Hand von der
                                                                                           Wirkung einer Partnerschaft mit dem
                                                                                           Naturpark Thal berichten. «Das Natur-
                                                                                           parklabel und die Vermarktung als Na-
                                                                                           turparkproduzent bringen umsatzmäs-
                                          Mensch, Natur, Landschaft und Wirtschaft         sig sehr wohl etwas.» Der NaturparkThal
                                          sollen im Naturpark Thal im Gleichgewicht        hat 2017 denThaler Produzenten mit den
                                          stehen.                   Bild: Yves Matiegka   Labelprodukten rund 900 000 Franken
                                                                                           Umsatz beschert. Und auch im Bereich
                                                                                           Marketing unterstützt er seine Labelpro-
                                                                                           duzenten. Er vernetzt seine Partner mit
                                                                                           dem Gewerbe, dem Gastgewerbe sowie
                                                                                           den agrotouristischen Anbietern in der
und kulturellen Werte im Jahr 2010 das    und mit 1. November auf die zweite Jura-         Region, mit dem Ziel, Vermarktung und
Label «regionaler Naturpark von natio-    kette hinauf. So ist der Aufstieg bereits        Verkauf der Produkte zu fördern. Mit
naler Bedeutung». In der wunderschö-      geschafft, und die Wanderung kann be-            über 200 Jahren Kamm-, Keramik- und
nen Umgebung gibt es jede Menge zu        ginnen. Ab der Saison 2018 ist der Natur-        Uhrenindustrie weist der Naturpark zu-
entdecken. Im Naturpark Thal wird eine    parkBus in dieTarifverbünde A-Welle und          dem eine einzigartige Industriege-
nachhaltige Entwicklung der Region er-    Libero integriert und fährt direkt ver-          schichte auf, die verschiedene Museen
möglicht. Dabei steht das Gleichgewicht   schiedene Berggasthöfe an. Mit der Inte-         auf lebendige Art zeigen.
von Mensch, Natur, Landschaft und Wirt-   gration in die beiden Tarifverbünde wird
schaft im Vordergrund. Der Naturpark      bewusst auf Einnahmen aus den Ticket-                Jasmine Hartmann, Naturpark Thal
befasst sich daher mit verschiedensten    verkäufen verzichtet. Im Gegenzug soll
Themen, beispielsweise in den Berei-      durch die höhere Anzahl an Fahrgästen            Infos:
chen Natur und Landschaft, Gesellschaft   die Wertschöpfung in der Region und ins-         www.naturparkthal.ch
oder Mobilität.                           besondere in den Gastronomiebetrieben
                                          auf der zweiten Jurakette gesteigert wer-
Wertschöpfung für die Berggasthöfe        den. Zudem möchten die Promotoren
Mit dem «NaturparkBus» fahren Gäste       des NaturparkBusses mit den attraktive-
jeden Sonn- und Feiertag vom 1. Mai bis   ren Tarifen mehr Personen dazu motivie-

   SCHWEIZER GEMEINDE 7/8 l 2018                                                                                                 41
Drei Länder planen einen Flusspark am Rhein - SCHWEIZER PÄRKE Drei Länder planen einen Flusspark am Rhein - SCHWEIZER PÄRKE
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