Dresden 2020 - Entwicklung eines städtischen Energieversorgers - Energiekonzeption DREWAG - OSTI.gov

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Dresden 2020 - Entwicklung eines städtischen Energieversorgers - Energiekonzeption DREWAG - OSTI.gov
Wustmann, F. et al.                                                                  V3

Dresden 2020 – Entwicklung eines städtischen Energieversor-
gers – Energiekonzeption DREWAG

Frank Wustmann, DREWAG-Stadtwerke Dresden GmbH
Jürgen Maier, DREWAG-Stadtwerke Dresden GmbH

1.     Einleitung
Die DREWAG ist der führende Versorgungsdienstleister für Strom, Gas, Wärme, Kälte und
Wasser in der Landeshauptstadt Dresden. Unser Anspruch ist eine zuverlässige, preiswer-
te, kundenorientierte, umweltfreundliche und insgesamt nachhaltig gestaltete Versorgung.
Diesen Anspruch müssen wir in einem sich stark wandelnden Umfeld realisieren.
Die Veränderungen
• betreffen die zunehmende Sensibilität unserer Kunden für Fragen des Umwelt- und
  Klimaschutzes, der Energiepreise und auch der Kundenfreundlichkeit der angebotenen
  Lösungen.
• betreffen die politischen Rahmensetzungen, die in den letzten Jahren im Bereich der
  wettbewerblichen Marktgestaltung, der Förderung effizienter und regenerativer Versor-
  gungskonzepte und des Klimaschutzes beschlossen wurden und ihre absehbare Fort-
  entwicklung in den nächsten Jahren.
• liegen in der Entwicklung der Energiepreise am Weltmarkt, der Verknappung von Res-
  sourcen in Relation zur Nachfrage und der zunehmenden Abhängigkeit von wenigen,
  teils politisch instabilen Regionen.
• bestehen auch in der Entwicklung neuer Technologien, der ständigen Verbesserung
  vorhandener Techniken, der wirtschaftlichen Entwicklung des Versorgungsgebietes und
  der konkreten Nachfrageentwicklung in einzelnen Teilen unserer Netze.
Und auch DREWAG selbst verändert sich. Das Unternehmen wurde hinsichtlich der Struk-
turen und verantwortlichen Personen neu aufgestellt, es gibt neue Technologien und im
Einsatz befindliche Technik altert. Im Fall des Gasturbinen-Heizkraftwerks Nossener Brü-
cke steht die Entscheidung zur Ertüchtigung an.
Wir wollen auch in den nächsten Jahren erfolgreich sein. Dafür sind gute und erfolgver-
sprechende Antworten auf all diese Veränderungen erforderlich. Sie müssen umsetzbar
und zukunftsfähig sein.
Das von DREWAG aufgestellte „Energiekonzept Dresden 2020“ verfolgt dabei die Zielstel-
lungen:
• langfristige Sicherung einer positiven Ergebnisentwicklung des Unternehmens und der
  Renditeforderungen der Gesellschafter unter Berücksichtigung ökonomischer und öko-
  logischer Faktoren
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• Erhaltung und Förderung der Fernwärme und Kraft-Wärme-Kopplung als Kernkompe-
  tenzbereich der DREWAG durch ein umsetzungsfähiges Erzeugungs- und Versor-
  gungskonzept
• Realisierung eines ganzheitlichen Betrachtungsansatzes über die ganze Wertschöp-
  fungskette (siehe Bild 1), um Lösungen für das Gesamtoptimum zu finden
• Prüfung neuer Geschäftsansätze, besonders in den Bereichen regenerativer Energie
  und kundennaher komplexer Versorgungsdienstleistungen

Bild 1 DREWAG-Wertschöpfungsprozess Energieumwandlung (ohne Wasser)
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2.     Zentrale Rahmenbedingungen

Jede wirtschaftliche Tätigkeit erfolgt in einem gesamtgesellschaftlichen Umfeld, das auf
verschiedene Weise die Rahmenbedingungen vorgibt und darüber die Erfolgschancen der
Betätigung bestimmt. Für die Energieversorgung sind dies die Entwicklungen im Bereich
Umwelt und Klima, die Umsetzung der Marktöffnung für Strom und Gas, knapper werden-
de Rohstoffressourcen und die gestiegene öffentliche Wahrnehmung der Branche.
Die Bewertung der politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen einschließlich der
absehbaren Entwicklungstendenzen stellt insofern einen notwendigen Bestandteil für die
strategische Konzeptentwicklung dar.
Rein formal besitzt die Europäische Union (EU) keine gesetzgeberische Kompetenz für
den Wirtschaftsbereich Energie. Dies wird aber ausgehebelt, da die EU historisch bedingt
die Schaffung eines einheitlichen Wirtschaftsmarktes zur Aufgabe hat. Über ihre Hoheit im
Wettbewerbsrecht werden die Energiemärkte erfasst. Durch die Vorgabe von Mindestan-
forderungen für den Umweltschutz und die Zustimmung der Mitgliedstaaten, dass ein ein-
heitlicher Markt in vielen Bereichen harmonisierter Regelungen bedarf, bestimmt die EU
mittlerweile die Grundregeln der Energiepolitik in Europa. Die angestrebte, gemeinsame
Energieaußenpolitik ist ein aktuelles Beispiel.
Das allgemeine Ziel des nachhaltigen Wirtschaftens eint die deutsche und europäische
Sicht. „Nachhaltig“ ist eine Leistungserbringung, wenn sie
• wirtschaftlich, d.h. ökonomisch effizient und
• umweltfreundlich (Beachtung der ökologischen Auswirkungen) ist sowie
• die sozialen Folgen und die Generationengerechtigkeit berücksichtigt.
Als eigenständig wahrgenommenes Ziel ist darüber hinaus die
• Versorgungssicherheit
zu beachten.
Dabei kann eine Schwerpunktverschiebung von den Wettbewerbsregeln hin zu Umwelt,
Effizienz und Sicherheit beobachtet werden. Wenn die Wettbewerbsregeln fest etabliert
sind, wird diese Schwerpunktverschiebung in Zukunft noch deutlicher werden. Dokumen-
tiert ist dies im Grünbuch zur europäischen Energieversorgung 2006 (Quelle: Mitteilung
IP/06/282 der EUKom vom 8.03.2006), in dem nur einer von sechs Schwerpunkten den
Wettbewerb betrifft. Die neuesten Erkenntnisse der Klimaforschung wirken hier verstär-
kend.
Politisches Ziel ist eine Begrenzung der maximalen Erderwärmung bis 2100 auf eine
Temperaturerhöhung von +2°C.
Besorgt ist die EU über den steigenden Anteil der Energieimporte. Von heute 50 % wird
ohne aktives Gegensteuern bis 2030 ein Anwachsen der Abhängigkeit auf 65 % erwartet.
Für Deutschland gilt Gleiches mit dem Zusatz, dass zurzeit noch stärker an der Forcierung
der Wettbewerbsregeln gearbeitet wird, wobei die Gewährleistung der Versorgungssicher-
heit ebenfalls einen hohen Stellenwert behalten wird.
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Auch wenn die Bundesregierung noch kein ganzheitliches Energiekonzept vorgelegt hat,
kann das Bekenntnis zu einem ausgewogenen Energiemix, dem Ausbau erneuerbarer
Energien und der Steigerung der Energieeffizienz in allen Einsatzbereichen weiterhin als
Leitmotiv des politischen Handelns angesehen werden.
Konkret bedeutet das:
• Erneuerbare Energien werden intensiv unterstützt, was sich direkt auf den Einsatz fossi-
  ler Energieträger und der Kernenergie auswirkt.
• Energieeffizienz wird zu einem zentralen Zukunftsthema. Dafür wurden anspruchsvolle
   Einsparziele formuliert.
Besonders umstritten sind die Kernenergie und Kohletechnologie. Das Ergebnis wird die
Investitionsentscheidungen für die Errichtung neuer Kraftwerke beeinflussen.

3.     Entwicklung des Wärmemarktes in Dresden

Die überarbeitete Bevölkerungsprognose der Landeshauptstadt kommt für Dresden zu
folgendem Ergebnis: Die Einwohnerzahl wird bis 2015 noch minimal steigen und gegen
2020 einen flach verlaufenden Gipfel erreichen. Die ältere Bevölkerung nimmt anteilig zu.
Der Trend zu Einzelbelegung von Wohnungen wird sich dagegen nicht fortsetzen, weil im
Prognosezeitraum die geburtenschwachen Jahrgänge in die Erwachsenenphase eintreten
und von Seiten dieser Bevölkerungsgruppe ein geringerer Bedarf ausgeht als dies gegen-
wärtig noch der Fall ist.
Insgesamt weisen die aktuellen Vorhersagen eine stabile Bevölkerungszahl aus.
Da sich die Einwohnerzahl kaum ändert, sind die Veränderungen in den einzelnen Stadt-
teilen bis 2020 ebenfalls gering. Die zukünftige Bevölkerungsdichte in den Stadtteilen ent-
spricht weitgehend der heutigen Situation.

Bild 2 Bevölkerungsentwicklung 1990 bis 2020
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Die wirtschaftliche Entwicklung in Dresden verlief in den letzten Jahren sehr dynamisch.
Dresden gehört zu den deutschen Städten mit der besten Entwicklung. Die weiteren Vor-
aussetzungen sind günstig. Im internationalen Wettbewerb um Investoren ist der hohe An-
teil Hochqualifizierter in Verbindung mit einer wachsenden Forschungslandschaft und att-
raktiven weichen Standortfaktoren von Bedeutung. Gleichzeitig entwickelt sich Dresden zu
einem beliebten Tourismusziel. Beides zusammen führt zum Aufbau eines zunehmend
guten Images der Landeshauptstadt, was wiederum positive Rückkopplungseffekte hat.
Insgesamt darf von einer leicht positiven Wirtschaftsentwicklung bis zum Jahr 2020 aus-
gegangen werden.
Dresden verfolgt den Stadtentwicklungsgrundsatz „Innen- vor Außenentwicklung“. Neuer-
schließungen von Wohnbaustandorten im Außenbereich sollen nicht mehr erfolgen.
Besonders gilt die Aussage für Überschwemmungsgebiete und Flächen mit aufwändiger
Erschließung. Die Abkehr vom Nachwendeprinzip der Neuerschließungen im Außenbe-
reich ist für DREWAG als Betreiber leitungsgebundener Infrastruktur ein sehr positiver As-
pekt.
Die Entwicklung des Gesamtwärmemarktes in Dresden wird neben den bereits ausgeführ-
ten Faktoren auch durch Brennstoffpreise maßgeblich beeinflusst, die bestimmte Tenden-
zen wie Energiesparen und Substitution von Energieträgern zur Folge haben.
Zur Abbildung und künftigen Verfolgung der marktbeeinflussenden Effekte wurde ein
Marktmodell entwickelt. Folgende Einflussgrößen werden vom Marktmodell berücksichtigt:
• Öl- und Gaspreisentwicklung
• politische Vorgaben zur Effizienzsteigerung
• Änderungen des Nutzerverhaltens in Abhängigkeit von der Energiepreisentwicklung
• Wirtschaftlichkeitsgrenzen bezüglich anderer Versorgungsalternativen:
  a) Wärmedämmung auf 7-Liter-Standard mit Restbezug Fernwärme oder Gas
   b) Wärmedämmung auf 4-Liter-Standard mit Restbezug Fernwärme oder Gas
   c) Umrüstung auf Wärmepumpenheizung
• Kundenneuanschlüsse
• Rückbau von Anschlüssen (z. B. Stadtumbau Ost, Entflechtungsmaßnahmen)
Bis 2020 wird von einem auf hohem Niveau noch moderat weiter steigenden Öl- und Gas-
preis ausgegangen, dessen Anstieg sich am Ende des Betrachtungszeitraums allerdings
verstärkt.
Als politische Vorgabe wird die Forderung nach Energieeinsparung im Heizungsbereich
und nach einem regenerativen Anteil für die Gebäudeheizung berücksichtigt.
In dem von der DREWAG entwickelten Marktmodell wurde allein als Folge politischer Vor-
gaben ein Absatzrückgang von ca. 10 % im Bestand Fernwärmemarkt und von ca. 20 %
im Bestand Gasmarkt als Erwartungswert bis zum Ende des Betrachtungszeitraumes
(2020) angesetzt.
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Die potenziell absatzbeeinflussende Gebäudesanierung wird als Einzelfaktor bis 2020 kei-
ne gravierende Bedeutung mehr haben, da ein großer Teil der Bausubstanz in Dresden in
den neunziger Jahren umfassend saniert wurde. Die politischen Vorgaben und für End-
verbraucher relevanten Marktentwicklungen am Brennstoff- und Technikmarkt werden sich
aber noch relativ stark auf die Substitution der Heizungstechnik auswirken, die durch ver-
besserte Nutzungsgrade den Wärmeabsatz verringert.
Unterstützt durch Förderprogramme werden die Nutzung der Solarenergie, der Wärme-
pumpeneinsatz und die Wärmerückgewinnungstechnik, die ebenfalls einen Rückgang des
Fernwärme- und Gasabsatzes bewirken.
Positiv auf den Wärmemarkt Dresdens wird sich die Neubebauung auswirken (Verdich-
tung des Stadtzentrums).

Bild 3 Entwicklung Wärmemarkt Dresden bis 2020

Trotz positiver wirtschaftlicher Entwicklung in Dresden sowie einer nahezu gleich bleiben-
den Bevölkerungszahl kommt es nach Überlagerung aller Einflüsse zu einer Reduzierung
des Wärmemarktabsatzes um 21 %.
Obwohl der Anteil der DREWAG am Wärmemarkt von 88 % in 2007 auf 92 % in 2020 ge-
steigert wird, ist nach absoluten Absatzmengen ein Sinken des Fernwärmeabsatzes um
12 % sowie des Gasabsatzes für Heizwärme um 22 % zu erwarten. Die Ursachen für die-
se erwartete Entwicklung wurden weiter oben bereits erläutert.
Vor dem Hintergrund des erwarteten Bedarfsrückgangs im Wärmemarkt und auch des
Effizienzdrucks, der aus der Anreizregulierung der Gasnetze zu erwarten sein wird, wurde
eine umfangreiche Potentialanalyse im Dresdner Stadtgebiet durchgeführt.
Ziel war es, für KWK-Fernwärme neue Erschließungspotentiale zu selektieren und dabei in
zweischienig mit Gas und Fernwärme versorgten Gebieten einen optimalen Netz-
Entflechtungsansatz zu finden. Weiterhin sollte auch für Gebiete mit erhöhtem Sanie-
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rungsaufwand in den Gasnetzen die Möglichkeit einer alternativen Fernwärmeversorgung
technisch und wirtschaftlich geprüft werden.
Für die Ermittlung des vorhandenen Wärmepotentials wurden die derzeitigen Anschluss-
leistungen für die mit Gas sowie die mit Fernwärme versorgte Gebäude zusammenge-
stellt. Dazu ist für jedes der untersuchten Gebiete eine hausgenaue Gebäudedatei erstellt
worden. Neben den mit Fernwärme oder Gas versorgten Gebäuden wurde auch die zu
gewinnende Anschlussleistung Fernwärme für derzeit mit Kohle, Öl oder andern Energie-
trägern versorgten Gebäuden anhand der Gebäudegröße und der Geschosszahl mittels
Kennziffern errechnet. Das zu gewinnende Potential durch neu zu errichtende Gebäude
konnte auf der Basis bestehender Bebauungspläne, erster Investorenanfragen und in Ana-
logie zu vorhandener Nachbarbebauung abgeschätzt werden.
Neben der Erhebung der Absatzpotentiale wurden für alle betrachteten Gebiete die Kosten
abgeschätzt, die für die Erweiterung des Fernwärmenetzes und die Umstellung der Gas-
kunden auf Fernwärme erforderlich sind. Außer den Kosten für die Netzerweiterung Fern-
wärme sind die Kosten für die Außerbetriebnahme des Gasnetzes bzw. falls erforderlich
der alternativen Sanierung des Gasnetzes in den betrachteten Gebieten ermittelt worden.
Der Berechnungsansatz unterstellt, dass die Fernwärme als Gesamtsystem wirtschaftlich
ist. Dies wurde mit der Sensitivitätsrechnung zum Bestandssystem mit ausreichend hoher
Wahrscheinlichkeit bestätigt. Darauf aufsetzend werden nur noch die durch die Investition
bewirkten Veränderungen gegenüber dem Fortbestand des Status quo erfasst.
Berücksichtigt wurden auch die Auswirkung der vorgesehenen Förderung des Fernwärme-
Netzausbaus. Die nennweitenabhängige Förderhöhe und der Entfall der Hausanschlüsse
aus der Förderung führen dazu, dass die Förderquote bezogen auf die Gesamtinvestitio-
nen kleiner als 5% beträgt. Die in Aussicht gestellte Förderung des Netzausbaus in Höhe
von maximal 20% der Investitionen wird bei der überwiegenden Netzverdichtung in Dres-
den bei weitem nicht erreicht.

Bild 4 Abbildung der versorgungswirtschaftlichen Auswirkungen
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Bild 5 Abbildung der wirtschaftlichen Auswirkungen

Von den zehn betrachteten Gebieten sind in sieben Gebieten parallele Gas- und Fern-
wärmenetze vorhanden. In diesen Gebieten wurde die flächenhafte Netzentflechtung ge-
prüft. Für vier Gebiete konnte die Wirtschaftlichkeit der Kompletterschließung mit Fern-
wärme gezeigt werden.
Die Wohngebiete, die potenziell außerhalb der vorhandenen Fernwärmenetze für den
Neuaufbau von Inselsystemen zur Verfügung stehen, weisen eine meist lockere Bebauung
und damit niedrige Versorgungsdichte auf. Verschiedene Musterrechnungen haben ge-
zeigt, dass es auch bei optimaler Gesamtkonzeption (Netzerschließungskonzept, Erzeu-
gungskonzept einschließlich Brennstoffwahl) in Verbindung mit einer parallel ablaufenden
Kundenakquisition nicht generell möglich ist, Wärmepreise auf einem anlegbaren Niveau
zu kalkulieren.

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        untersuchte Bestandsgebiete                           160

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                                           FW-Leistung [MW]

                                                              100

                                                               80

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Bild ¦6 Ausbau der KWK-Fernwärme – Kernstrategie der DREWAG
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Innerhalb der Organisationsstrukturen der DREWAG wurden durch Bündelung der perso-
nellen Ressourcen die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Neugewinnung von Fern-
wärmekunden geschaffen.

4.     Erzeugung und Netze

Das Zentrale Fernheiznetz der Stadt Dresden als größtes Wärmeversorgungssystem ist
ein vermaschtes Ringsystem mit Strahlennetzanteilen.
Der technische Zustand der Netze ist als gut einzuschätzen. Fast die Hälfte des Netzes
wurde nach 1989 im Zuge des forcierten Fernwärmeausbaus neu errichtet.
Gespeist wird dieses Fernwärmeversorgungssystem aus drei verschiedenen Erzeugungs-
anlagen.

Bild 7 Anlagendaten der Erzeugeranlagen im Zentralen Fernheiznetz Dresden

Der typische Einsatz-Lastbereich der einzelnen Erzeugeranlagen des ZFHN zeigt, dass
die vorhandenen Erzeugerkapazitäten zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit ge-
genwärtig hinreichend sind und dass mit der gegenwärtigen Erzeugerstruktur bei der zur
Zeit prognostizierten Absatzentwicklung bis 2020 sogar ein größerer Kapazitätsüberhang
bestehen würde.
Die Entwicklung des Fernwärmeabsatzes hat damit unmittelbaren Einfluss auf die Progno-
se der Erzeugerhöchstlast und bildet eine der Grundlagen zur Auslegung des zukünftigen
Bestandes von Erzeugeranlagen. Änderungen im künftigen Wärmeabsatz, etwa durch
steigende Brennstoffpreise, haben unmittelbar Auswirkungen auf die Auswahl der optima-
len Kraftwerksvariante.
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Bild 8 Entwicklung Spitzenlast im Zentralen Fernheiznetz Dresden (ZFHN)

Verschiedene durchgeführte Untersuchungen zeigten, dass als technisch und auch wirt-
schaftlich sinnvollste Maßnahme, lebensdauerverlängernde Maßnahmen (Life Time Ex-
tension - kurz LTE) an den Gasturbinen des GT-HKW Nossener Brücke vorzubereiten und
später durchzuführen sind. Damit würde die Erzeugeranlage nach 2010 für eine Betriebs-
zeit von ca. 100.000 äquivalenten Betriebsstunden ertüchtigt werden. Als weitere größere
verfügbarkeitserhaltende Maßnahme innerhalb der geplanten technischen Nutzungsdauer
ist ca. 2015 eine Erneuerung der leittechnischen Anlagen geplant.

5.     Regenerative Energien

Der Anteil regenerativer Energien am Energieverbrauch wird entsprechend den politischen
Zielstellungen weiterhin kontinuierlich wachsen.
Auf dem Feld der regenerativen Energieerzeugung wird sich DREWAG auf die Erzeugung
und Einspeisung von Bio(erd)gas und auch auf Projekte des Einsatzes von Holzpellets
und Holzhackschnitzeln konzentrieren.
Die Erzeugung von Biogas in Großanlagen sowie die Biogasnutzung bei vorhandener
Wärmesenke oder die Aufbereitung zu Biomethan inkl. Einspeisung ins Erdgasnetz sollen
als neues Geschäftsfeld der DREWAG erschlossen werden. Mit den vorhandenen und
auch neu zu errichtenden Fernwärmenetzen hat DREWAG beste infrastrukturelle Voraus-
setzungen, das erzeugte und eingespeiste Bio(erd)gas hocheffizient, d.h. mit vollständiger
Nutzung der Abwärme aus der KWK-Verstromung, einzusetzen. Mehrere Projekte befin-
den sich bei DREWAG in konkreter Vorbereitung.
Die Nutzung von Holz in Form von Hackschnitzeln und Pellets wird vor allem bei kleineren
Leistungseinheiten weiter interessant sein. Die DREWAG wird sowohl nach Einzelfallprü-
fung eigene (bei Neubau bzw. Ersatzneubau) Heizwerke mit diesen Technologien an ge-
eigneten Standorten ausrüsten als auch bei weiteren Kunden diese Produkte platzieren.
Generell ist bei zahlreichen Energieumwandlungstechnologien im regenerativen Energie-
erzeugungsbereich eine erhebliche Dynamik bezüglich der Weiterentwicklung zu ver-
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zeichnen. Es ist damit zu rechnen, dass einige dieser Technologien in naher Zukunft die
Marktreife erreichen und dann auch für DREWAG als alternative Technologien entweder
zur Eigenerzeugung oder als Bestandteil kundennaher Versorgungsdienstleistungen wirt-
schaftlich interessant werden. Unter steter Beobachtung mit dem Ziel einer späteren Pro-
jektrealisierung stehen vor allem:
• Verwertung von Ersatzbrennstoffen
• Photovoltaik
• Solarthermie
• Tiefengeothermie (langfristig)
• Langzeitwärmespeicher (langfristig)
Ebenfalls von großem Interesse ist der Einsatz von Mikro-KWK-Systemen im Rahmen von
Contracting-Dienstleistungen auch im Zusammenhang mit Bio(erd)gas. Hingewiesen sei
an dieser Stelle auf die zukünftigen Anforderungen, die Gebäudeeigentümern aus dem
neuen Erneuerbare-Energien-Wärme-Gesetz (EEWärmeG) entstehen. Gleichermaßen
werden durch DREWAG Ansätze für eine Forcierung des Einsatzes von Wärmepumpen
zur Versorgung von Einzelobjekten aber auch Inselsystemen gesehen.

6.     Zusammenfassung und Ausblick

DREWAG ist in der jetzigen Situation gut aufgestellt. Um auf zukünftige Veränderungen
eingestellt zu sein, sind Optimierungspotenziale zu erschließen und die Chancen aus neu-
en Geschäftsansätzen zu ergreifen.
Die gekoppelte Erzeugung von Strom und Fernwärme und deren Absatz sind und bleiben
eine zentrale Wertschöpfungsstufe der DREWAG.
Trotz positiver wirtschaftlicher Entwicklung in Dresden und einer nahezu gleich bleibenden
Bevölkerungszahl wird der Gesamtwärmemarkt in Dresden bedingt durch auf hohem Ni-
veau prognostizierter Ölpreise und die Umsetzung der politischen Effizienzziele weiter
schrumpfen.
Aus diesem Grund ist vorrangig der Fernwärmeabsatz unter den obigen Randbedingun-
gen zu stabilisieren. Hierfür stehen Netzverdichtung und die Erschließung neuer An-
schlüsse im vorhandenen Fernwärmenetz im Vordergrund.
Erneuerbare Energie werden größere Marktanteile gewinnen. Mit geeigneten Technolo-
gien wird DREWAG sich verstärkt diesem Markt widmen.
Dabei ist darauf zu achten, dass die bestehende Fernwärme-Infrastruktur wirtschaftlich
nicht geschädigt wird. Eine verstärkte Nutzung regenerativer (Wärme)energie sollte in
KWK-Fernwärmegebieten nicht in Konkurrenz zur Fernwärme erfolgen. Konzepte sollten
daher lokal priorisieren und vorhandene Versorgungsinfrastruktur berücksichtigen. Ein
sinnvoller Ansatz zur Nutzung regenerativer (Wärme)energie in bestehenden Fernwärme-
gebieten wäre im Einsatz           regenerativer   Brennstoffe   in   vorhandenen   KWK-
Erzeugeranlagen zu suchen.
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