E-PAPER - Digitalisierung in der Intralogistik THEMENFOKUS Software - Prozesse - Automatisierung - IT&Production
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www.it-production.com E-PAPER SONDERTEILE, BRANCHENSPECIALS, THEMENSCHWERPUNKTE Bild: ©Negro Elkha/stock.adobe.com THEMENFOKUS Digitalisierung in der Intralogistik Gemeinsames Special von dhf und IT&Production Software - Prozesse - Automatisierung
050_ITP_5_2021.pdf 28.05.2021 13:13 Seite 50 Digitalisierung in Themenfokus von dhf Intralogistik Modernisierte Logistik und Produktion Engelbert Strauss ist gemeinsam mit seinem Partner TGW Logistics Group beim Deutschen Logistikpreis 2020 der Bundesvereinigung Logistik (BVL) als Finalist und Vizeplatzierter ausgezeichnet worden. Geehrt wurden beide Unternehmen für das Projekt ‘CI Factory - Vernetzung und Digitalisierung in Logistik und Produktion’. 1 946 gegründet, ist Engelbert waren der nächste logische Schritt zum Beschäftigung von Mitarbeitern des ehe- Strauss zu einem der gefragtesten professionellen Erscheinungsbild - von maligen Logistikzentrums eines Katalog- Textil-Labels im letzten Jahrzehnt Kopf bis Fuß. So entstand die Idee der versenders in Frankfurt behelfen. Einen aufgestiegen. Das Unternehmen ist ent- Gläsernen Schuhfabrik. ersten Innovationsschub erfuhr der scheidend dafür verantwortlich, dass sich Standort Frankfurt durch das roboterge- Berufskleidung heute moderner und indi- Vereinen von Vision stützte Projekt Stargate, mit dessen die vidueller denn je zeigt. Darüber hinaus und Wachstum Retoure automatisiert wurde. Allerdings wird sie gerne von der ganzen Familie ge- entsprachen weder die Kommissionie- tragen - bei Freizeit- und Outdoor-Aktivitä- 2012 stieß Engelbert Strauss erstmals an rung noch die Hochregallager dem heu- ten. Neben einer Modernisierung der De- die logistische Kapazitätsgrenze. Eine un- tigen Standard. Durch das kontinuierli- signs, die aus dem schlichten Blaumann ternehmensinterne Untersuchung ergab, che Wachstum war eine höhere Lager- ein schickes Outfit machten, spielte auch dass auch die Einführung einer zweiten kapazität notwendig. Vor diesem Hinter- die Einführung von Berufskleidung, indivi- und dritten Schicht am Logistikstandort grund ergriff Engelbert Strauss 2016 die duell gebrandet nach Corporate Design Biebergemünd den Anforderungen lang- Gelegenheit, eine Standortbestimmung Vorgaben des Kunden, eine entschei- fristig nicht gerecht wird. Ein Bedarf von der Logistik durchzuführen. Es wurde Bild: TGW Logistics Group GmbH dende Rolle für die steigende Beliebtheit zusätzlich min. 150 Mitarbeitern pro der Plan für die Umsetzung der CI Fac- von Engelbert Strauss. Engelbert Strauss’ Schicht wurde für das bestehende Logis- tory entwickelt. Mittels detaillierter Kos- Vision war es, die Herstellung auch tikzentrum ermittelt – ein nahezu aus- ten/Nutzenanalyse auch unter Berück- kleinster Mengen individueller Berufsklei- sichtsloses Unterfangen im für Fachkräfte sichtigung der sozialen und ökologi- dung nach Corporate Design zu ermögli- umkämpften Frankfurter Großraum. Kurz- schen Aspekte - entschied sich Engelbert chen. Dies sollte nicht bei der Bekleidung fristig konnte sich Engelbert Strauss mit Strauss für den Bau eines neuen Stand- aufhören. Individuelle Firmenschuhe der Anmietung von Teilbereichen und der ortes mit höchstem Automationsgrad. 50 IT&Production 5/2021
051_ITP_5_2021.pdf 28.05.2021 13:13 Seite 51 n der Intralogistik IT&Production Innovation 1: Innovation 2: war dies nicht alles: Es war Engelbert Ganzheitliche Planung durch Digital Twin – virtuelles Abbild Strauss auch möglich, über den Digital Digitalisierung und Vernetzung aller Projektphasen Twin Funktionalitäten, Strategien und lo- gistische Abläufe abzubilden. Weltweit Mensch, Maschinen und Produkte sind Erstmalig kam bei einem Projekt dieser einzigartig ist hierbei, dass dies erstma- in der CI Factory miteinander intelligent Größenordnung ein Digital Twin zum lig in einer Emulation für eine Gesamt- vernetzt. Dies stellte eine enorme He- Einsatz. Der Digital Twin ist eine we- anlage dieser Art und Größe mit all rausforderung im Projekt dar. Daher sentliche Komponente für die erfolgrei- ihren Komponenten und komplexen Zu- war Engelbert Strauss von Beginn an che Planung, Umsetzung und Weiterent- sammenhängen gelang. klar, dass nur ein ganzheitlicher Pla- wicklung der CI Factory. Mit dem Digital nungsansatz zum Erfolg des Projekts Twin ist es gelungen, bereits weit vor Innovation 3: führen kann. Entsprechend kamen zur dem Spatenstich sämtliche physischen Gläserne Schuhfabrik – Planung und Realisierung der CI Fac- Komponenten der Anlage datentech- Einzelstücke zu Serienkosten tory alle derzeit vorhandenen digitalen nisch zu erfassen, zu validieren und zu Mittel und Methoden über alle Lebens- optimieren. So konnten im Vorfeld be- Die Gläserne Schuhfabrik ist ein Muster- zyklusphasen des Projekts zum Einsatz reits Einzeltests, Massentests und Pro- beispiel für vernetzte Produktion. Aus - bis hin zur vollständigen Neuentwick- zessverifizierungen für alle geplanten einer Vielzahl von Komponenten werden lung eines Digital Twin. Abläufe durchgeführt werden. Jedoch Schuhe nach Corporate Design des Kun- - Anzeige - Beumer Group GmbH & Co.KG Die BEUMER Group gestaltet den digitalen Wandel in der Intralogistik: Bild: BEUMER Group GmbH & Co. KG Bereit für die Zukunft Für die BEUMER Group ist die Digitalisierung ein entscheidendes Thema, um die ei- Umfangreiche Unterstützung er- gene Zukunftsfähigkeit zu sichern. Als Maschinen- und Anlagenbauer kann dies etwa halten die Gründer vom in Berlin mit Unterstützung von Start-ups gelingen, die besondere Probleme in der Logistik sitzenden, autark aufgestellten Company Builder Beam – einer lösen. Wie das aussehen kann? Der Werkstattmitarbeiter hat zum Beispiel mit einer Ausgründung der BEUMER Group. einfachen mobilen Anwendung das komplette Fabrikwissen in seiner Hosentasche. Das jüngste Startup in der BEUMER Group ist die Elara Digital Akram Alraai. Zusammen mit Dominik Adamowski gründete GmbH in Berlin. Das Unternehmen hat einen neuen virtuellen er das Startup. Die beiden Firmengründer der Elara Digital Assistenten, eine Applikation, für Produktionsstätten haben ausgerechnet, dass Nutzer mit ihrem virtuellen entwickelt. Damit bietet es die richtigen Lösungen für Assistenten bis zu 1,5 Stunden weniger für die Fehler - reduzierte Ausfallzeiten und erhöhte Maschinenverfügbarkeit. behebung benötigen. Damit können diese im Durchschnitt bis Relevante Informationen wie Arbeitsaufträge, Checklisten, zu 30.000 Euro einsparen. Maschinendokumentationen oder Leitfäden für die Fehler - behebung lassen sich mit der Software einfach und intuitiv erstellen und sind jederzeit abrufbar: Instandhaltungsteams Kontakt erhalten damit eine umfangreiche Wissensdatenbank. BEUMER Group GmbH & Co. KG „Zahlreiche Gespräche mit Kunden aus dem produzierenden Oelder Str. 40, D-59269 Beckum Gewerbe haben gezeigt, dass ungeplante Maschinenausfälle Tel.: +49 (2521) 24 0 immer noch ein großes Problem darstellen und im Fax.: +49 (2521) 24 28 0 Durchschnitt bis zu drei Stunden andauern können“, sagt info@beumer.com • www.beumer.com IT&Production 5/2021 51
052_ITP_5_2021.pdf 28.05.2021 13:13 Seite 52 INTRALOGISTIK | VERNETZTE PRODUKTION platz/Stunde kommissioniert und in Spit- zenstunden bis zu 4.000 Pakete versendet. Retourenmanagement Engelbert Strauss legt auch gesteigerten Wert auf das Retourenhandling, da ein op- timaler Rücksendeprozess einen Wettbe- werbsvorteil darstellt. Die Retouren wer- den ebenfalls in der CI Factory bearbeitet. Nach Eingang erfolgt die Zuteilung auf die Retouren-Arbeitsplätze auslastungsgetrie- ben. Die Prüfung und Umverpackung der wiederverkaufsfähigen Artikel geschieht direkt an den Retourenarbeitsplätzen. Blick in die Zukunft – Innovation stoppt nicht Da der Mitarbeiterin je nur ein Quellbehälter und ein Kundenkarton in der richtigen Reihenfolge angedient werden, kann es zu keiner Fehlkommissionierung am Arbeitsplatz kommen. Mit termingerechtem Hochlauf aller Pro- duktions- und Logistikbereiche im August den hergestellt. Jeder Schuh kann indivi- Innovation 5: 2020 wurde die CI Factory vollständig in duell gestaltet sein - beispielsweise Connected Warehouse Betrieb genommen. Dennoch ist dies nicht durch ein Aufbringen des Logos auf der and Production der letzte Schritt. Ab August analysiert der Lasche, die Sohle in Firmenfarben, ein Digital Twin den Anlagenbetrieb. So kön- Slogan auf der Fersenkappe. Die Planung Die CI Factory ist neben der Gläsernen nen Prozesse optimiert und Fehler erkannt erfolgt in Echtzeit. An die vollautomati- Produktion auch ein logistisches Meister- werden. Auch können neue Auftragsstruk- sierte, von Robotern gestützte AMIR (Au- werk. Die vollautomatische und roboter- turen und Abläufe vor Übertragung auf die tomatisierter Materialfluss über Roboter) gestützte Logistik ist zugleich Produkti- Anlage erst im Digital Twin getestet wer- Schuhproduktionsstraße werden die Auf- onsver- und entsorgung der Gläsernen den. Dies führt zu einer Effizienzsteige- träge digital übermittelt. Die Nachschub- Schuhfabrik und Corporate Fashion Ver- rung und Reduzierung von Stillstands- und steuerung läuft bedarfsgerecht und edelung sowie ein robotergestütztes Ausfallzeiten. Die nächste Innovation wird “eventorientiert” ab. Mit anderen Worten: Omni-Channel Distributionszentrum zur im Bereich der Ware-zur-Person Kommis- Geht die Bestellung ein, wird automa- Versorgung von Online-Kunden sowie Sto- sionierung realisiert. Aufgrund des Arbeits- tisch eine Nachschubsteuerung vom res und Auslandsgesellschaften mit voll- kräftemangels ist es nahezu unmöglich, System initiiert - vollkommen selbstorga- ständig integriertem Retourenhandling. Personal für die Abdeckung einer zweiten nisiert und just in time. Im AKL, mit 450.000 Stellplätzen, werden und dritten Schicht zu gewinnen. So ist Ganzkartons und Behälter in den Maßen der Ware- zur-Person Kommissionierbe- Innovation 4: 650x450x430mm gelagert - aus dem Wa- reich so gebaut, dass die WZP Kommis- Corporate Fashion nach Maß reneingang oder von den Umpackplätzen. sionierstationen problemlos in einer zwei- Das AKL verfügt über unterschiedliche Hö- ten Phase 2021 schrittweise durch die in- Menschen im Unternehmen sind unter- henklassen und definierte Breitenklassen novativen, vollautomatischen Roboter- schiedlich und haben unterschiedliche - mit bis zu drei Kartons pro Fach. Es dient Pick-Stationen Rovolution von TGW, aus- Bedürfnisse und Körper. Um möglichst als Zwischenlager für Ganzkartons, die im gezeichnet mit dem Austrian Robotics für jeden Mitarbeiter das passende Cross Docking Verfahren direkt in den Ver- Award, erweitert werden können. Rovolu- Outfit zu finden, in dem er sich wohl- sand gefahren werden. Vor allen Dingen tion ist ein intelligentes, selbstlernendes fühlt und sich gerne sehen lässt, gibt dient es aber der Produktionsversorgung: Roboter-Kommissioniersystem, das flexi- es bei Engelbert Strauss ein Baukas- Das AKL versorgt insbesondere die Glä- bel Artikel selbstständig erkennt und kom- tensystem. Hieraus kann der Kunde serne Produktion und das Shuttle. Das missioniert. Mit der neuen CI Factory und sein Outfit in Passform und Größe Herzstück der Anlage ist das Ware-zur- seinen zahlreichen Innovationen - insbe- Bild TGW Logistics Group GmbH selbst zusammenstellen. Natürlich Person-System: Dieses besteht aus einem sondere durch die Vernetzung von Gläser- sind Farben und Materialien so abge- Shuttle - gepaart mit Hochleistungs-Kom- ner Schuhproduktion und hochautomati- stimmt, dass alles im Gesamterschei- missionier-Arbeitsplätzen - vernetzt über sierter Lager und Versandlogistik - hat En- nungsbild harmonisch wirkt. Um dies ein hochperformantes Steuerungs- und gelbert Strauss den Grundstein für neues zusätzlich nach Corporate Design zu WMS-System. Abgearbeitet werden bis zu weltweites Wachstum gelegt. ■ individualisieren, wird die Kleidung u.a. 495 Orderlines pro Arbeitsplatz/Stunde, bedruckt oder bestickt. bis zu 1.000 Artikel werden pro Arbeits- www.tgw-group.com 52 IT&Production 5/2021
053_ITP_5_2021.pdf 28.05.2021 12:53 Seite 53 FTS UND AMR | INTRALOGISTIK Fahrerlose Transportfahrzeuge Heterogene Systeme koppeln Fahrerlose Transportsysteme werden für immer mehr Firmen at- bungsdaten und durchläuft zu Lasten der traktiv. Der Wunsch nach Resilienz und Flexibilität rückt dabei Au- Effizienz eigene Entscheidungsprozesse. tonomous Mobile Robots als Lösung in den Fokus. Der parallele Integriert oder Standalone Betrieb unterschiedlicher Fahrzeuge ist kritisch, da Systeme etwa keine Sensor- und Positionsdaten tauschen. Der individuell ausprägbare Materialfluss- rechner von TUP kann sowohl als vollinte- F ahrerlose Transportsysteme (FTS) zen und optimieren zu helfen. Auch TUP grierter Bestandteil eines Warehouse-Ma- unterschiedlicher Fabrikate sinnvoll verfolgt diesen Ansatz, mit dem gewisse nagement-Systems (WMS), als auch als miteinander einsetzen zu können, Vorteile einhergehen: Mit verschiedenen Stand-Alone-Lösung für das Transportma- ist erklärter Wunsch vieler Lagerbetreiber. Ressourcen können in Echtzeit kommuni- nagement unter einem übergeordneten So wurde auch die Richtlinie 5050 des VDA ziert sowie Transportaufgaben dynamisch Fremd-WMS angebunden werden. initiiert. Hierbei wird auf eine Standardisie- gesteuert und überwacht werden. Die TUP.MFC bietet eine optimierte dynami- rung der Kommunikation gesetzt, um bei Funktionalität des Materialflussrechners sche Routenplanung, die in Echtzeit auf der Koordination der Fahrzeuge zu unter- TUP.MFC geht demnach über die reine Veränderungen reagiert. Der Eingriff in stützen. Erfolg an dieser Stelle fiele auf Quelle-Senke-Abwicklung von Transport- Transportaufgaben geschieht automatisch fruchtbaren Boden – vor allem da intralo- aufgaben hinaus. Das System kann nicht oder manuell durch den Leitstand. Die Be- gistische Materialflusssysteme wie das nur automatisierte Lagertechniken steuern, triebszustände der Intralogistik werden der Software-Manufaktur Dr. Thomas und sondern zugleich auch manuelle Lagerauf- analysiert und daraus anhand der Auslas- Partner (TUP), bereits jetzt schon unter- gaben in Echtzeit optimieren. Ein Mischbe- tung aller Anlagenressourcen in Echtzeit schiedliche Materialflussgewerke koppeln. trieb unterschiedlicher FTS-Konzepte und die effizientesten Routen für aktive Flurför- Bild: ©romaset/stock.adobe.com Hersteller ist bereits möglich, durch die je- derfahrzeuge ermittelt. Die Art und Anzahl In Echtzeit optimieren weils spezifischen Schnittstellen jedoch der angebundenen Ressourcen ist dabei noch sehr zeit- und kostenaufwendig in der nicht limitiert. Einer heterogenen Skalier- Als übergeordnete System sind Material- Umsetzung. Durch das Fehlen einer zen- barkeit steht also nichts im Wege. ■ flusssysteme in der Lage, die Prozesse in tralen Koordinationsinstanz erfasst jedes einem Distributionszentrum zu unterstüt- parallellaufende System eigene Umge- www.tup.com - Anzeige - LOGISTIKPROZESSE ZUKUNFTSWEISEND OPTIMIEREN Entdecken Sie die Möglichkeiten, die Ihnen die Bildverarbeitung von Cognex eröffnet. www.cognex.com/logistik AZ_Intralogistik.indd 1 AZ_Intralogistik.indd 17.05.21 12:53 17.05.21
054_ITP_5_2021.pdf 28.05.2021 12:48 Seite 54 INTRALOGISTIK | WIP-MATERIAL Lückenlose Produktionslogistik WIP-Material am richtigen Platz Information zum Bearbeitungs- stand von Material im Werk liegt oft nur lückenhaft vor und wird mit altmodischen Metho- den verwaltet. Software hilft mit vergleichsweise geringem Eingabeaufwand, Übersicht- lichkeit herzustellen. Damit Werker auf Fragen nicht mehr so häufig mit Vielleicht- oder Wahrscheinlich-Sätzen antwor- ten müssen. Z u wissen, wo sich welches Mate- Zustand begründet sich in der menschli- ERP-Landschaft eingepflegt sein – je ein- rial in welchem Bearbeitungszu- chen Natur: Ein Werker in der Frühschicht facher desto besser. Im ERP-System be- stand befindet, gehört zu den ent- stellt das angearbeitete Material an einem finden sich die Fertigungsaufträge mit scheidenden Informationen zur Steue- für ihn genehmen Stellplatz ab – und der den einzelnen Herstellungsvorgängen. Sie rung der Produktionslogistik. Der Status nächste Werker sucht es dann in der bilden die Basis für eine Quelle-Ziel-Defini- und der Ort von angearbeitetem oder Spätschicht. Es fehlt ganz einfach die In- tion und den Status. Die an einem Arbeits- auch ‚Work in Process‘ (WIP)-Material in- formation. Ein weiteres Szenario: Ein Mit- platz produzierte Menge wird dann auf nerhalb des Fertigungsablaufes liegen al- arbeiter der Auftragsplanung möchte einen oder mehrere Container verteilt. Je lerdings oft im Dunkeln. Work in Process gerne wissen, in welchem Bearbeitungs- Container existiert eine eindeutige ID- ist somit nicht nur ein Thema der Kauf- status sich ein dringend benötigtes Mate- Nummer mit der Zuordnung des Ferti- leute, sondern auch der Produktionslogis- rial befindet. Er ruft im Meisterbüro an gungsvorgangs als Quelle. Die Zuordnung tiker. Trotz aller modernen vorhandenen oder schaut lieber gleich selbst vor Ort erfolgt per Scan durch den Werker. Das Technologien hakt es hier noch häufig in nach. Beides kostet Zeit und die Informa- Ziel ist der im Fertigungsauftrag definierte der Praxis: Zahlreiche Unternehmen orga- tion steht nicht dauerhaft oder bereichs- Folgevorgang und Arbeitsplatz. Nach dem nisieren ihren Materialfluss innerhalb der übergreifend zur Verfügung. Transport des oder der Container zum Produktion noch immer wie zu Großva- Ziel meldet der Werker diese zur Verarbei- ters Zeiten mit Papier und Bleistift. Ausge- Lösung für moderne Betriebe tung an. Das am Ziel-Arbeitsplatz bearbei- druckte Laufkarten oder Fertigungsauf- tete teilfertige Material wird anschließend träge, die als Begleitpapiere dem Material Die Digitalisierung in der Produktion bietet wieder einem neuen Container und neuen mitgegeben werden, sind in so manchem hier enormes Verbesserungspotenzial. Ziel zugordnet. Weitere Funktionen wie Produktionsbereich gelebter Arbeitsalltag. Die Grundidee basiert auf einem Identsys- Container parken (Zwischenlagern) oder tem, das den Status, die Menge und auch auch eine Versorgung des Einsatzmate- Unklarheiten vorprogrammiert den Ort des Materials trackt. Das ist zu- rials (Komponenten) via Container runden nächst einmal keine komplexe Raketen- das System ab. Die Tracking-Daten der Bild: NEA Übach-Palenberg Infolgedessen ist die Transparenz bezüg- technik. Jedoch gilt es zu beachten, dass Container stehen für den weiteren Infor- lich der Abläufe eher als vage zu bezeich- ein Datenverarbeitungssystem nur dann mationsgewinn bereit. So verfügen die nen. Nur wenn die Mitarbeiter sich strikt bestmöglich funktioniert, wenn es auch Produktionsverantwortlichen immer über an einen vorgegebenen Workflow halten, konsequent genutzt wird. Hierzu muss es die Informationen zu Status und Ort des funktioniert ein solches System. Dieser intuitiv bedienbar und in die allgemeine teilfertigen Materials. 54 IT&Production 5/2021
055_ITP_5_2021.pdf 28.05.2021 12:48 Seite 55 WIP-MATERIAL | INTRALOGISTIK Übersichtliche Abläufe Leitstand schafft Klarheit einem Produktionsprozess abbildbar. Wird etwa in einem Fertigungsbereich Platz für Das Unternehmen Neuman & Esser in Seit zwei Jahren hilft das MES-Programm teilfertiges Material benötigt, kann dieser Übach-Palenberg bei Aachen (NEA) pro- X-NetMes der IGH Infotec aus Langenfeld eigenständig eingerichtet werden. duziert unter anderem Großverdichter. In dabei, Transparenz in der Fertigungslogis- einer hohen Fertigungstiefe werden die tik herzustellen. Dazu wurde das SAP-Sys- Beruhigte Abläufe Einzelteile der Anlagen hergestellt und tem um ein Addon für den WIP-Ablauf in montiert. Die Bauteile sind mitunter der Produktion ergänzt, das aus einem „Wir haben jetzt Licht im Dunkeln. In der recht komplex und durchlaufen verschie- Leitstand und einem Werker-Interface be- Produktionslogistik hat sich die Wert- dene Bearbeitungsstufen. Als ERP-Lö- steht. Der Werker registriert vor Ort den schöpfung erheblich erhöht“, sagt Ge- sung setzt der Produktionsbetrieb Soft- Status, also Ort, Menge, Charge und Con- schäftsführer Jens Wulff. „Außerdem höre ware von SAP ein. Die Fertigungsfeinpla- tainer-ID, des teilfertigen Materials, der ich weniger Sätze, die mit ‘Wahrscheinlich’ nung erfolgt mit dem Programm Felios dann im Leitstand angezeigt wird. Die und ‘Eigentlich’ anfangen.” Thomas Plum des Anbieters Inform. In der Praxis ließ Web-Dialoge sind mobil etwa vom Stapler ergänzt: „Bedingt durch die intuitive Bedie- die Transparenz bezüglich des Material- aus und stationär über MES-Terminals ab- nung und den Effekt, dass sich sichtbar die flusses im Shopfloor dennoch zu wün- rufbar. Der Leitstand informiert zum einen Abläufe beruhigten, wurde das System von schen übrig. Oft suchten Werker vor über den Stand der Dinge, erlaubt aber den Werkern wirklich gut angenommen.” dem nächsten Arbeitsschritt das teilfer- auch aktive Eingriffe ins Geschehen. So Beide sind sich einig: „Die Produktionslo- tige Material, die Begleitdokumentation unterstützt der Leitstand priorisierte Fahr- gistik bei NEA ist nun bedeutend besser war verschwunden oder Fragen zum aufträge an den Staplerfahrer oder auch aufgestellt. Nichtproduktive Tätigkeiten Status konnten erst nach einer Recher- sekundäre Transporte wie Späneentsor- wurden reduziert und die Wertschöpfung che vor Ort beantwortet werden. Der gung oder Werkzeug- und Vorrichtungsbe- erhöht – ganz ohne Raketentechnik.” ■ operative Geschäftsführer Jens Wulff reitstellungen. Eine Anbindung an die La- und Thomas Plum, Leiter Logistik, such- gerlogistik für die Materialversorgung und Der Autor Mischa Schröder ist Leiter ten schon seit geraumer Zeit nach einer -entsorgung besteht ebenfalls. Das Addon Prozessberatung bei der IGH Infotec AG. geeigneten Lösung, um diesen missli- lässt sich kundenspezifisch konfigurieren: chen Zustand zu verbessern. So ist jedweder logistische Ablauf in www.infotec-ag.de - Anzeige - Bild: Concept International GmbH CONCEPT INTERNATIONAL Smarte Industrie-Tablets Alleskönner für raue Industrieumgebungen Dünner, stabiler, leichter! In- Stunden ist das Android-System vergleichbaren Systemen weit voraus: Eine Akkuladung reicht für mehrere Schichten. dustrie Tablets sollen nicht nur genauso benutzer- freundlich und leistungsstark sein wie gängige Der FPQ10 ist mit einem integrierten 2D-Laserscanner ausge- Geräte aus dem Consumer-Bereich, sondern darüber stattet, der vor allem im Logistikbereich einen zusätzlichen hinaus noch unempfindlich gegen Vibrationen, Stöße, Mehrwert schafft. Für medizinische Anwendungen ist eine Temperaturschwankungen, Staub und Feuchtigkeit. Variante verfügbar, die nach EN60601-1 spezifiziert ist und mit einem antibakteriell beschichteten Gehäuse und Glas ausgeliefert Das Future Pad FPQ10 von Concept International vereint das wird. Dank Kamera, diverser Schnittstellen und aller üblichen Beste aus beiden Welten. Mit einem Gewicht von nur 650 Gramm Drahtlosschnittstellen bleiben keine Wünsche offen. FPQ10 - ein und einer Dicke von gut einem Zentimeter ist das Tablet leicht und robustes und smartes Tablet für höchste Ansprüche. schlank. Ein Highspeed Prozessor mit acht Kernen sorgt für Ge- schwindigkeit, hinzu kommt ein brillantes und hochauflösendes Display, das kapazitiv touchfähig ist und auch mit Handschuhen oder per Digitizer-Stift bedient werden kann. Das Glas ist gehärtet und wurde speziell für industrielle Anforderungen entspiegelt. Das Kontakt FPQ10 ist zudem nach MIL-STD-810G/H zertifiziert und bietet Concept International praktisches Zubehör wie einen Handgurt und diverse Halterungen. Zweibrückenstr. 5-7 80331 München Das Tablet ist wahlweise mit Windows 10 IoT Enterprise Tel.: +49 (89) 961 6085 – 23, -25 LTSC oder Android 10 erhältlich. Mit einer Laufzeit von bis zu 24 tablets@concept.biz • www.rugged-tablet.de IT&Production 5/2021 55
056_ITP_5_2021.pdf 28.05.2021 12:51 Seite 56 INTRALOGISTIK | BESCHAFFUNG Zusammenarbeit mit Lieferanten orchestrieren Individuell konfigurierbares Order-Management Mit Flexport Order Management stellt Flexport ein neues Tool zur Verfügung, das Unter- nehmen und ihren Lieferanten die Abstimmung und Koordination der Buchungsprozesse erleichtert und umfassende Transparenz auf Auftrags- und sogar Artikel-Ebene ermöglicht. I nnerhalb der Flexport Plattform bietet sert durch vier neue Schlüsselfunktio- folgen: Bestellungen lassen sich so die neue Software Order Management nen nicht nur das Timing bei der Bu- jederzeit mit den Buchungsvorgaben (OM) Anwender-Unternehmen und chungsplatzierung, sondern stellt auch abgleichen und bei Abweichungen ihren Lieferanten die Möglichkeit, auf sicher, dass alle Sendungsdaten kor- haben Unternehmen direkten Zugriff Order-Ebene direkter und detaillierter als rekt vorliegen: auf den Buchungsworkflow, um ihre zuvor zusammenzuarbeiten. Logistikma- Lieferanten sofort zu informieren. nager können mithilfe von automatischen • Date-Management – mit Flexport • PO-Reporting – mit Flexport OM las- Benachrichtigungen, Erinnerungen und Ge- OM entfällt das manuelle Tracking sen sich wichtige Kennzahlen bis auf nehmigungsprozessen die gesamte Ab- laufender Aufträge: Logistikmanager Order-Ebene auswerten und analysie- wicklung ihrer Buchungen in jeder Phase erhalten bei jedem Sendungs-Mile- ren, ob zu sich im Transit befindli- steuern, kontrollieren und so effizienter ge- stone eine Benachrichtigung – per chen Produkten, zu Liefermengen, stalten. Alle SKU- und Stückkosteninforma- Email, In-App-Alert oder auf ihrem in- zur Lieferantenperformance, zum tionen, die zu einer Order gehören, sind in dividuell konfigurierten Dashboard. Vergleich von Bestellungen und Liefe- der Plattform automatisch mit den jeweili- Die Übersicht lässt sich zudem nach rungen oder zu Wareneinstandskos- gen Buchungen und Sendungen verknüpft. gewünschten Kriterien und Ausnah- ten. Unternehmen erhalten damit men filtern. einen noch umfassenderen Echtzeit- Sicheres Order-Management • Booking Approval – Logistikverant- Einblick in die Prozesse innerhalb wortliche können mit dem neuen ihrer Lieferkette. Flexport OM vereinfacht die Zusam- Tool individuelle Buchungsfreigabe- • API/EDI-Integrationen – Flexport OM menarbeit mit Lieferanten und verbes- prozesse konfigurieren und nachver- bietet vielfältige Schnittstellen für die Mit dem neuen Flexport-OM-Tool lassen sich alle Lo- gistikprozesse – von der Bestellung über den Trans- port bis hin zur Warenauslieferung – durchgängig und ohne Bruch abwickeln. Bilder der Doppelseite: Flexport Inc. 56 IT&Production 5/2021
057_ITP_5_2021.pdf 28.05.2021 12:51 Seite 57 BESCHAFFUNG | INTRALOGISTIK Datenintegration in unterschiedliche Nutzeranalysen und Empfänger während des gesamten Systeme: Unternehmen können diese Kundenfeedback Sendungsverlaufes schon auf Bestell- Integrationen kostenfrei nutzen, um und SKU-Ebene vollständige Transpa- die unterschiedlichen Order- und Sen- Flexport OM wurde auf der Grundlage renz erhielten. “Flexport Order Manage- dungsdaten direkt in ihre ERP-Sys- umfangreicher Kundenanalysen und di- ment startet in einer Zeit, die von noch teme zu integrieren. Damit sind alle rektem Feedback entwickelt. Durch die nie dagewesenen Frachtvolumina und Stakeholder jederzeit unkompliziert enge Zusammenarbeit in der Entwick- Kapazitätsengpässen geprägt ist – eine auf dem neuesten Stand. lungsphase des Tools und großange- Zeit, in der eine einzige fehlerhafte PO legten Beta-Tests mit Flexport-Kunden dazu führen kann, dass eine Sendung Abstimmung in Echtzeit und Lieferanten, konnten die Wünsche eine zeitkritische Frist verpasst oder zu- und Anforderungen der zukünftigen sätzliche Kosten verursacht”, sagt “In einer immer komplizierter werden- Nutzer von Beginn an einfließen. Die Janis Bargsten, General Manager von den Lieferkette vereinfacht Flexport OM Zusammenarbeit in Echtzeit auf PO- Flexport Deutschland. “Die über die nicht nur das Leben für uns, Globe Ebene war für Unternehmen und Liefe- Flexport Plattform verwalteten Fracht- Electric, sondern auch das Leben für ranten, die komplexe Lieferketten auch aufträge sind im Vergleich zum Vorjahr unsere Lieferanten”, so Jason Starr, Di- in volatilen Zeiten sicher steuern müs- um 96 Prozent gestiegen. Mit steigen- rector of Operations bei Globe Electric, sen, noch nie so wichtig wie heute. Im dem Volumen wird eine fehlerfreie PO- einem der ersten Kunden, die Flexport Praxistest durch die Pilotkunden zeigte Disziplin allerdings immer schwieriger. OM testen konnten. “Mit dieser neuen sich: Über 70 Prozent von ihnen setzten Zentralisierte, regelgestützte Tools wie innovativen Technologie sind wir jetzt in das Tool gleich für den Austausch mit Flexport OM bieten eine effizientere Zu- der Lage, bereits vor der Buchung Ein- ihren Lieferanten ein. Die verbesserten sammenarbeit und Agilität, die wir in blick in unsere Lieferkette zu erhalten. Möglichkeiten der Zusammenarbeit derart turbulenten Zeiten wie heute Die Abstimmung in Echtzeit mit unse- können auch auf Lieferantenseite ge- dringend benötigen – genau dies ist ren Lieferanten in Übersee sowie das nutzt werden: In der Pilotphase buchten auch ein wesentlicher Schlüsselfaktor Exception Management geben uns die die teilnehmenden Lieferanten bereits für unsere Produktvision.” ■ Möglichkeit, zeitnahe und fundierte Ent- 73 Prozent der Sendungen direkt über scheidungen zu treffen.” das Flexport-OM-Tool, so dass die de.flexport.com - Anzeige - IGH Infotec AG Die Digitalisierung des innerbetrieblichen Materialflusses mit SAP Bild: ©Halfpoint/shutterstock.com Der innerbetriebliche Material- Wir liefern nicht nur Systeme für die Digitalisierung - und somit fluss birgt erhebliches Einspar- Optimierung - der Materiallogistik. Darüber hinaus unterstützen potenzial: Ob zeitgerechte Ma- wir Sie beratend mit unserer umfassenden Erfahrung aus terialtransporte, optimierte unzähligen Projekten zur Prozessverbesserung mit SAP. Transportwege, geringere Lie- gezeiten oder die Reduzierung des Aufwands zur Materialsuche Nutzen Sie unser spezifisches Wissen und die digitalen - in der innerbetrieblichen Materiallogistik liegt Geld versteckt. Werkzeuge, um zielgenau die Prozesse zu optimieren – ein Mehrwert, der sich bezahlt macht. IGH Infotec AG nimmt sich seit über 25 Jahren diesem Thema an. Auf der Basis eines langjährigen Wissensfundus existiert ein breites Produktportfolio für die Verbesserung der Materiallogistik in Produktionsunternehmen. Unsere Lösun- gen sind dafür ausgelegt, die Ressourcen für den Material- fluss optimal einzusetzen und Fehlleistungen zu reduzieren. Kontakt So digitalisieren unsere (mobilen) Apps die Workflows im IGH Infotec AG Lager, der Produktion oder auch im Versand. Komplexere Berghausener Straße 98 Add-Ons werden für die aktive Steuerung des Warehouse- 40764 Langenfeld Management oder von Work-In-Process (WIP) Materialien in Tel.: +49 2173 9109-0 der Produktion eingesetzt. info@infotec-ag.de • www.infotec-ag.de IT&Production 5/2021 57
058_ITP_5_2021.pdf 28.05.2021 13:19 Seite 58 INTRALOGISTIK | MATERIALFLUSSSYSTEME Das Materialflusssystem in der SAP-Lagerverwaltung Wieviel MFS kann SAP EWM? Das SAP Extended Warehouse Management (EWM) System kennt vermutlich jeder, der sich mit Intralogistik beschäftigt. Es handelt sich hierbei um eine Lagerverwaltungssoft- ware, die durch ihre Flexibilität die Anforde- rungen einer modernen Lagerlogistik ab- deckt. Wie sieht es aber mit dem im EWM in- tegrierten Materialflusssystem (MFS) aus? S eit Einführung des SAP EWM hat EWM MFS im sich im MFS-Bereich einiges Allgemeinen getan. Statt 255 Bytes können nun 4096 Bytes pro Nachricht ausge- Grundsätzlich gibt tauscht werden und eine anfangs benö- es im MFS zwei Va- tigte zusätzliche Software (z.B. SAP rianten, um Hand- Plant Connectivity (PCo)), um das EWM- ling Units zu einem System mit einer externen Datenquellen Ziel zu routen: wie speicherprogrammierbaren Steue- rungen (SPS) zu koppeln, ist nicht mehr • Verwendung der Mit dem Materialflusssystem (MFS) können au- tomatische Lager ohne zusätzlichen Lagersteu- notwendig. Ein Meilenstein ist die ABAP Layout-orientierten Steuerung errechner an das EWM angebunden werden. Die Pushchannel-Technik, die es seit Re- • Verwendung der Behälterlogik Materialfluss- und Automatisierungstechnik ist lease 9.4 im MFS-Umfeld erlaubt, dabei voll in die Lagerprozesse integriert. TCP/IP-Socket-Verbindungen zu den Bei der Layout-orientierten Steuerung Koppelpartnern direkt aus SAP EWM he- erfolgt die Beauftragung anhand von den wie Kapazitätsrestriktionen für Mel- raus aufzubauen. Auch der Funktions- Lageraufgaben (z.B. von einem Identifi- depunkte, Fördersegmente und RBGs. umfang von MFS hat sich stetig erwei- kationspunkt zu einem Lagerplatz im tert und deckt mittlerweile einen Groß- automatischen Lager), die in kleinere Kundenspezifische teil der marktüblichen Anforderungen Aufgaben unterteilt und diese, Schritt Erweiterung ab. Um Handling Units (HUs) auf einer für Schritt per Telegrammkommunika- automatischen Fördertechnik zu ihrem tion an die jeweils zuständige SPS über- Über zahlreiche Business Addins (BAdIs) Ziel zu routen oder per Regalbedienge- geben werden.Die Behälterlogik, die zur kann der MFS-Standard durch kunden- rät (RBG) auf einen Lagerplatz ein- bzw. Ansteuerung von Kleinteileanlagen ent- spezifische Anforderungen erweitert wer- auszulagern, sind wie bereits erwähnt wickelt wurde, verwendet logische den. Über den Standard Lagerverwal- Nachrichten, genauer: Telegramme, not- Ziele, welche definiert werden können tungsmonitor ist es jederzeit möglich, wendig. Der Datenaustausch findet an (z.B. OK, Fehler, Default), um HUs an Meldepunkten statt. Wo sich Melde- einem Meldepunkt in die entspre- • den Anlagenzustand zu verfolgen punkte auf der Anlage befinden und wel- chende Richtung zu beauftragen. Diese • Telegramme und deren Antwortzeiten che Daten dort ausgetauscht werden, Logik kann ganz ohne Lageraufgaben auszuwerten wird zu Beginn eines Projektes mit den auskommen und ist performanter als • den aktuellen Aufenthalt von HUs und Kollegen der Automatisierungstechnik die Layout-orientierte Steuerung. Unab- deren nächstes beziehungsweise fina- spezifiziert und in einem Schnittstellen- hängig davon, welche Variante gewählt les Ziel einzusehen dokument festgehalten. Die Abbildung wird, kann das MFS so eingestellt wer- • die Kommunikation zu den Steuerun- zeigt beispielhaft ein dreigassiges De- den, dass Anlagenzustände wie Störun- gen zu starten/stoppen Bild: Abat AG molager mit angebundener Fördertech- gen oder Sperren bei der Routingent- • Meldepunkte, Segmente oder Ressour- nik und definierten Meldepunkten. scheidung ebenso berücksichtigt wer- cen zu sperren/freizugeben 58 IT&Production 5/2021
059_ITP_5_2021.pdf 28.05.2021 13:19 Seite 59 MATERIALFLUSSSYSTEME | INTRALOGISTIK • Lageraufgaben manuell zu quittieren wichtsverteilung) des Lagers in der zum Beispiel, um im EWM-Testsystem • Kundenspezifische Ansichten auf Einlagerstrategie Auswirkungen von Änderungen zu Daten können ebenfalls problemlos in • Flexible Lagerung von HUs, die drei bis überprüfen, bevor diese ins Produktiv- den Lagerverwaltungsmonitor inte- vier nebeneinanderliegende Lager- system transportiert werden. Sollte der griert werden. plätze benötigen Automatisierungspartner keine Emula- • Automatische Kommissionierung per tion liefern, können externe Dienstleis- EWM MFS bei Abat Regalbediengerät ter hinzugezogen werden. Für einfa- • Optimierte Beauftragung von RBGs mit chere Anlagen bietet auch Abat eine Abat hat als SAP-Dienstleister und Pro- zwei Lastaufnahmemitteln und Überga- Art Emulation an, die direkt im EWM duktanbieter bereits eine Vielzahl an beplätzen an beiden Gassenenden MFS implementiert ist. Anhand von automatischen Lagern mit unterschied- • Lager-Reorganisationsalgorithmen Konfigurationstabellen kann hier bei- lichen Automatisierungspartnern er- • Vorbeauftragung von Meldepunkten spielsweise eingestellt werden, wie auf folgreich per EWM MFS angebunden. • sequenzierte Auslagerung gesendete Telegramme reagiert wer- Die Integrationstiefe reichte dabei von den soll. Abat verfügt über sehr erfah- einfachen Paletten-Fördertechniken bis Um Geschäftsprozesse mit MFS-Betei- rene Berater/Entwickler, die zum Teil hin zu einem komplexen vollautomati- ligung bereits im Vorfeld testen zu kön- bei SAP an der Entwicklung des EWM- schen Platten-Kommissionierlager. Bei nen, ist die Verwendung einer SPS- Systems und auch der MFS-Kompo- der Realisierung von kundenspezifi- Emulation dringendst anzuraten. Das nente direkt beteiligt waren und gele- schen Erweiterungen wird auf die Wie- MFS wird mit der Emulation gekoppelt, gentlich auch noch sind. Auch die Ju- derverwendbarkeit (Stichwort Tem- welche sich so verhält, als wäre man nioren profitieren davon und genießen plate-Gedanke) geachtet. Hier ein klei- mit der physischen Anlage verbunden. eine fundierte Ausbildung. Alles in ner Auszug aus den bereits realisierten Die Vorteile liegen in frühzeitigen Test- allem ein starkes Team, um EWM-Pro- Anforderungen: möglichkeiten und einer verkürzten In- jekte – ob mit oder ohne MFS-Anteil – betriebnahmezeit vor Ort. Außerdem zum Erfolg zu führen. ■ • Berücksichtigung von komplexen Ge- kann die Emulation auch nach Start wichtsrestriktionen (Steherlasten, Ge- des Produktivbetriebs genutzt werden, www.abat.de - Anzeige - Dr. Thomas + Partner GmbH Wie Sie Ihre Staplerflotte nachhaltig modernisieren und optimieren Bild: ©Chlorophylle/Fotolia.com Fahrerlose Transportsysteme sind in aller Munde. FTS, AGV, AMR, welche Abkürzung auch gerade verwendet wird, bedeuten die autonomen Lagerfahrzeuge für viele Unternehmen jedoch einen technischen Quantensprung. Automatisierung mag verlockend klingen, doch erfordert der Eintritt in die autonome Welt zunächst einen Zwischenschritt: die Einführung eines intelligenten Staplerleitsystems. Mit der richtigen Software können sich Unternehmen nicht nur Auch Auftragsprioritäten, Schichtmodelle oder eine geänderte auf diese Zukunft vorbereiten, sondern zugleich auch direkt die Lagertopologie können automatisch bei der Auftragsvergabe Effizienz ihrer aktuellen Fahrzeugflotte optimieren: Das intelli- berücksichtigt werden. Echtzeitkommunikation sowie das Tracking gente Leitsystem TUP.FGS der Software-Manufaktur Dr. Thomas + von Transportgut und Lagerbereich schaffen Transparenz und Partner (TUP) lässt Sie sowohl FTS als auch klassische Flurför- Sicherheit im Vergleich zu rein manuellen Abläufen. derzeuge nebeneinander betreiben. So können Sie nicht nur Ihre Flotte sukzessive auf autonomen Betrieb umrüsten, auch Ihre von Menschen bediente Hardware kann optimiert geleitet werden. Durch die Fähigkeit, unterschiedlichste Schnittstellen über mehrere Systeme hinweg zu koordinieren, kann sich Ihre Kontakt Lagertechnik flexibel an Ihre Geschäftsprozesse anpassen. Dr. Thomas + Partner GmbH Fraunhoferstraße 1 • D-76297 Stutensee TUP.FGS lässt sich an das Warehouse-Management-System Tel.: +49 721 - 7834 0 • Fax: +49 721 - 7834 119 anbinden, wodurch die Aufträge in Echtzeit wegeoptimiert infoka@tup.com www.tup.com • www.logistikknowhow.com vergeben und Leerfahrten weitestgehend vermieden werden. IT&Production 5/2021 59
060_ITP_5_2021.pdf 28.05.2021 12:31 Seite 60 INTRALOGISTIK | HOCHREGALLAGER Automatisierung und Software im Hochregallager Komplexe Prozesse mit Technik im Griff Hohe Kosten durch ange- Um nicht mehr auf externe Lagerflächen angewiesen zu sein, mietete Lagerflächen, Be- entschied sich VPK in Saint-Quentin zum Bau eines Hochregal- schädigungen während des lagers, das direkt an die Produktion angrenzt. Transports, komplizierte Prozesse in der Lieferkette und der Wunsch nach einer besseren Umweltbilanz – das bewegte VPK Frank- reich dazu, ein 6.000m² gro- ßes automatisches Hochre- gallager zu bauen. Projekt- partner: Die Intralogistik- Spezialisten von Viastore. V PK fertigt in Saint-Quentin Well- sche Landesgesellschaft des Intralogistik- 37m misst – eine in Frankreich noch nie pappe – ein Produkt, das aufgrund Experten Viastore, der in Saint-Jean-de- dagewesene Lagergröße im Wellpappe- seiner Beschaffenheit und der gro- Braye bei Orléans ansässig ist. Als General- Sektor. Durch seine direkte Anbindung an ßen Anzahl verschiedener Formate bei ver- unternehmer bietet Viastore weitreichen- das Werk kann das Lager den internen gleichsweise geringem Wert viel Platz in des Prozesswissen, moderne Anlagen- Produktionsfluss direkt aufnehmen. Gela- Anspruch nimmt. Dementsprechend sind Technik und das Warehouse Management gert werden sowohl Fertig- als auch Halb- Probleme bei der Lagerkonzeption und den System (WMS) Viadat für vernetzte und fertigprodukte. Mehr als 40 verschiedene Arbeitsabläufen keine Seltenheit. Die Lage- automatisierte Materialflüsse. VPK war Palettenarten sind bei VPK im Einsatz. rung von Wellpappe erzeugt hohe Kosten sich sicher: Mit einem automatischen Daher bedarf es vor der Ein- und Auslage- – insbesondere, wenn diese wie bei VPK Lager kann eine dynamische und perma- rung eines Zwischenschritts: Bevor die über angemietete externe Flächen erfolgt. nente Transparenz aller Lagerbestände Kundenpaletten eingelagert werden, packt Denn dafür benötigt es stets zusätzliche sowie die hohe Qualität des Produkts si- ein Portalroboter diese auf Slave-Paletten, Transportmittel wie Lkw oder Gabelstapler, chergestellt werden. “Statistisch gesehen um die verschiedenen Formate zu stan- die das Produkt vom Werk zum Lager be- liegt die Hauptursache für qualitativ beein- dardisieren. Dann nehmen die sechs Re- fördern. Dies hatte nicht nur negative Aus- trächtigte Wellpappe in Gabelstößen und galbediengeräte, die auf die verschiedenen wirkungen auf die Lieferkette, sondern Stößen bei der Handhabung. Dies wird mit Palettengrößen optimiert sind, die Paletten auch für die Umwelt – Nachhaltigkeit ist einem automatisierten System umgangen auf – ein automatisierter Prozess. Für den ein wichtiges Thema für die VPK-Gruppe. – denn damit gibt es bis zum Lkw keinen Warenausgang werden die Paletten über manuellen Eingriff mehr”, sagt Philippe das automatische Fördersystem zu zwei Der Entschluss reift Tran, Frankreich-Generaldirektor von VPK. Vorbereitungszonen transportiert. Dort trennen zwei Roboter die verschiedenen Um nicht weiter auf die externen Lagerflä- Produktion und Lager Kundenpaletten von der Slave-Palette, Bild: Viastore Systems GmbH chen angewiesen zu sein, entschloss sich bevor sie auf den acht verschiedenen La- VPK dazu, seinen Produktionsstandort um Viastore realisierte für VPK ein doppelttie- derampen des Versandbereichs verteilt ein automatisches Hochregallager zu er- fes Hochregallager mit sechs Gassen, das werden. Das Besondere hierbei: Die Kom- weitern. Ein geeigneter Partner für das Pro- auf insgesamt 6.000m2 Platz für bis zu missionierung erfolgt auf Grundlage eines jekt war schnell gefunden: Die französi- 25.000 Paletten bietet und eine Höhe von von Algorithmen berechneten Ablaufs. Die 60 IT&Production 5/2021
061_ITP_5_2021.pdf 28.05.2021 12:32 Seite 61 HOCHREGALLAGER | INTRALOGISTIK Paletten werden in der Reihenfolge kom- gistik-Funktionen, die erweitert und ange- bessere Qualität und die einzelnen Palet- missioniert, in der sie benötigt werden, passt werden können. Die wesentlichen ten lassen sich genauer identifizieren. und anschließend auf versenkten Boden- Aufgaben von Viadat im Lager von VPK “Durch Viadat ergibt sich eine deutlich förderern vorbereitet – dies simuliert die sind die Steuerung des Inputs sowie Out- größere Transparenz. Die Mitarbeiter wis- Beladung eines Lkws. Sobald die Ladung puts der Fertigprodukt- und Halbfertigpro- sen zu jeder Zeit, wo sich welche Palette vollständig ist, wird sie über den Bodenför- dukte sowie die Verwaltung der ein- und befindet”, fasst der für das Projekt zu- derer zum Staplerfahrer transportiert, der ausgehenden Slave-Paletten. Hierbei orga- ständige IT-Projektmanager von Viastore die Paletten nur noch in der richtigen Rei- nisiert das System auf Grundlage der ein- System Frédéric Juillet zusammen. henfolge in den Lastwagen verladen muss gehenden Lieferaufrufe in Echtzeit eine Durch die schrittweise Auflösung der ex- – ein ‘Ware-zur-Person’-Prinzip. Während kontinuierliche Steuerung der Paletten ternen Lagerflächen spart VPK auf lange des Beladungsprozesses werden automa- nach dem FIFO-Prinzip (First in – First Sicht Kosten. Zudem bietet das Hochre- tisch Fotoaufnahmen gemacht, um zu ver- out). Des Weiteren übernimmt Viadat das gallager mehr Kapazität, wodurch sich anschaulichen, dass dieser ohne Zwi- Stapeln leerer Kundenpaletten sowie das Unternehmen bei der Gesamtproduk- schenfälle stattgefunden hat. deren Rückführung. Auch Kundenrückläu- tion nicht mehr einschränken muss. Auch fer werden mithilfe des Lagerverwaltungs- die Nachhaltigkeit und ein besserer CO2- WMS steuert Prozesse systems abgewickelt. Über seine Stan- Fußabdruck für die VPK-Gruppe spielte dard-Schnittstelle steht Viadat stets im eine große Rolle: Durch die großen Re- Die Artikel im Lager sowie sämtliche Austausch mit dem ERP-System Ge- genwassersammlung ist der Standort Transporte und Arbeitsabläufe werden sPack, das VPK im Einsatz hat. Saint Quentin nun bei der Wasserversor- vom Warehouse Management System gung autonom. Die Anlage wurde mit (WMS) Viadat verwaltet und gesteuert. Mehr Kapazitäten, weniger CO2 Weitsicht entworfen und bietet genügend Das Lagerverwaltungssystem wurde von Kapazität, um ein zukünftiges Wachstum Viastore Software, Schwestergesellschaft Durch die Automatisierung im Lager wer- von 50 Prozent aufzufangen. ■ der Viastore Systems, entwickelt und ver- den Beschädigungen am Produkt vermie- fügt im Standard über mehr als 2.500 Lo- den, die Palettierung verfügt über eine www.viastore.com Bild:©Chlorophylle/stock.adobe.com Alles auf einen Blick Die dhf Intralogistik Fachmedien informieren Anwender und Experten aus allen Bereichen der Intralogistik. Aktuelle Entwicklungen und Trends der digitalen Transformation für die Intralogistik gibt es hier konzentriert auf einen Blick. www.dhf-magazin.com
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