Eduard Doležal (1862 -1955) Der österreichische Pionier der Photogrammetrie und seine Beziehung zu Aimé Laussedat
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14 Vermessung & Geoinformation 1/2020, S. 14 – 25, 13 Abb. Eduard Doležal (1862 -1955) Der österreichische Pionier der Photogrammetrie und seine Beziehung zu Aimé Laussedat Eduard Doležal (1862-1955) The Austrian pioneer in photogrammetry and his relationship with Aimé Laussedat Michael Hiermanseder, Wien Kurzfassung Frankreich gedenkt 2019 des 200. Geburtstages von Oberst Aimé Laussedat, Mitglied der Académie des Scien- ces, der als Erfinder der Photogrammetrie gilt. Der österreichische Pionier der Photogrammetrie, Prof. Eduard Doležal, war von 1894 bis zum Tod von Laussedat 1907 in engem wissenschaftlichen Austausch mit seinem väterlichen Freund in Paris. Der Beitrag beschreibt die Anfänge der Bildmessung und die Beziehung Doležals zum französischen Vaterland der Photogrammetrie. Schlüsselwörter: Doležal, Laussedat, Photogrammetrie, Frankreich, Geschichte Abstract France commemorates 2019 the 200th birthday of Colonel Aimé Laussedat, member of the Académie des Sciences, who is regarded to be the inventor of photogrammetry. The Austrian pioneer in photogrammetry, Prof. Eduard Doležal, has been since 1894 until the death of Laussedat in 1907 in close scientific exchange with his paternal friend in Paris. The article describes the beginning of measuring from images and the relationship of Doležal with the French fatherland of photogrammetry. Keywords: Doležal, Laussedat, photogrammetry, France, history 1. Ausbildung und akademischer Werdegang von Eduard Doležal Eduard Doležal, geboren 1862 in Mährisch Bud- witz als Sohn des Webers Franz (1830–1902) und der Eleonore Doležal (1832–1920), belegte nach der Matura Mathematik, Physik und darstellende Geometrie an der Technischen Hochschule und an der Universität Wien. Nach dem Studienabschluss trat Doležal 1887 eine Assistenzstelle für Prak- tische Geometrie bei Prof. Anton Schell an der Technischen Hochschule in Wien an. Zwei Jahre später wechselte er an die neugegründete Techni- sche Mittelschule in Sarajevo, wo er Darstellende sowie Praktische Geometrie unterrichtete. Doležal hielt im Winter 1893 im militär-wis- senschaftlichen und Casino-Vereine zu Sarajevo einen bahnbrechenden Vortrag über Photogram- metrie: „Die Anwendung der Photographie in der praktischen Meßkunst.“ 1) 1896 kehrte er als Konstrukteur an die Tech- nische Hochschule Wien zurück. Hier wurde er mit der erstmaligen Abhaltung von Vorlesungen 1) Doležal E., Die Anwendung der Photographie in der Abb. 1: Prof. Dr. Eduard Doležal, 1911 praktischen Meßkunst, 1896 M. Hiermanseder Eduard Doležal (1862-1955)
M. Hiermanseder: Eduard Doležal (1862-1955) 15 Abb. 2: Geburtshaus von Eduard Doležal in Mährisch Budwitz (ganz links) [Foto: M. Hiermanseder, 2010] über Photogrammetrie als Vertretung von Anton entsteht, bei einfacher Handhabung eine leichtere Schell betraut. Zu seinen Studenten zählte auch und elegantere Bauart zulassen.“ 3) Theodor Scheimpflug. 1899 folgte Doležal einem Ruf auf den Lehrstuhl für Darstellende und Prak- Eduard Doležal war Träger zahlreicher österrei- tische Geometrie, später Praktische Geometrie chischer und internationaler Auszeichnungen, von und Markscheidekunde, an der Montanistischen vier Ehrendoktoraten (Aachen, Leoben, Brünn, Hochschule in Leoben. 1905 nahm er den Ruf an Hochschule für Bodenkultur Wien), war Hofrat und die Technische Hochschule Wien auf die ordentli- Ehrensenator der Technischen Hochschule Wien. che Professur für Niedere Geodäsie an, die er bis Doležal wurde 1918 in die Deutsche Akademie der zu seiner Emeritierung im Jahr 1930 innehatte. Naturforscher Leopoldina, 1924 in die Spanische Von 1907 bis 1908 war er Dekan, 1908 bis 1909 Rektor der TH Wien. 2) Akademie der Wissenschaften sowie 1942 in die Österreichische Akademie der Wissenschaften Seine Inaugurationsrede am 24.10.1908 mit aufgenommen und erhielt 1942 die Goethe- dem Titel „Über die Bedeutung der photogra- Medaille für Kunst und Wissenschaft. Zu seinem phischen Meßkunst“ widmete Doležal der Pho- Gedenken wurde 1992 unter Federführung von togrammetrie: „Wir denken, eine fixe Verbindung Karl Kraus der Eduard-Doležal-Award ins Leben zweier Instrumente an einem Apparate muß in- gerufen, der an Personen aus Entwicklungs- oder folge der Häufung von Construktionsbedingungen Reformländern vergeben wird, um ihnen damit zu einer schwerfälligen, wo nicht plumpen Cons- die einmalige Teilnahme an dem alle vier Jahre truktion führen; hingegen wird eine Construktion, stattfindenden ISPRS-Kongress zu ermöglichen. bei welcher nach Entfernung eines Theiles und 1971 wurde die Doležalgasse in Wien-Floridsdorf Einsetzen des zweiten, eine der Gebrauchsfor- nach ihm benannt. 2) men, entweder Theodolit oder Photogrammeter, 3) Schuh H., Nachruf auf Prof. Karl Kraus http://www.ipf. 2) https://de.wikipedia.org/wiki/Eduard_Dolezal tuwien.ac.at/kk/Nachruf_IPF.html
16 Vermessung & Geoinformation 1/2020 Abb. 3: Stereo-Phototachymeter Rost nach Prof. Doležal mit Original-Konstruktionsentwurf 2. Eduard Doležal als Pionier der Photo einer der Kassenrevisoren. 4) Die „Österreichische grammetrie in Österreich Gesellschaft für Photogrammetrie“ war die erste Der 1905 als Nachfolger seines Lehrers und För- ihrer Art zur Pflege, Förderung und Verbreitung derers Prof. Anton Schell nach Wien berufene Prof. dieser neuen Wissenschaft. 5) Eduard Doležal veranstaltete Fachvorträge, um Die erste Monatsversammlung leitete Doležal die junge Wissenschaft der Photogrammetrie be- mit einem Vortrag über den am 18. März 1907 kannt zu machen und Fachleute zu gemeinsamer verstorbenen Begründer der Intersektions-Photo- Forschungsarbeit zusammen zu bringen. Doležals grammetrie Oberst Aimé Laussedat ein, mit dem Verbindungen zum k.u.k. Militärgeographischen er seit 1894 im brieflichen Verkehr gestanden war. Institut, das in der Stereophotogrammetrie welt- Die Gesellschaft fand in wissenschaftlichen und weites Ansehen genoss, seine Beziehungen technischen Kreisen Wiens freundliche Aufnahme zu Hauptmann Theodor Scheimpflug, dessen und großes Interesse. Versuche und Erfindungen die Aufmerksamkeit der Fachwelt auf Wien lenkten, und schließlich 1889 wurde das neue Verfahren schon prak- Doležals eigene Arbeiten auf photogrammetri- tisch eingesetzt - für ein Lawinenverbauungspro- schem Gebiet bereiteten den Boden für die Grün- jekt am Arlberg und für forsttechnische Versuchs- dung einer photogrammetrischen Gesellschaft in aufnahmen im Zillertal. Schon 1908 formulierte Wien. Doležal weitsichtig die Zukunft der Photogram- metrie für topographische Geländeaufnahmen im Die (erste) Gelegenheit dazu habe sich nach Hochgebirge, Plangrundlagen der Wildbach- und einem Vortrag von Hauptmann Truck in der Lawinenverbauung, Eisenbahntrassierungen, zur k.k.Geographischen Gesellschaft im Februar 1907 Pflege und Erhaltung von Baudenkmälern, in Ar- ergeben. Ladislaus von Klatecki, k.k. Obergeome- chäologie, Astronomie, etc. 6) ter I.Klasse und Referent des Österreichischen Vereines für Vermessungswesen, berichtet: „Über Doležal betätigte sich auch als Konstrukteur Einladung von Prof. Doležal kamen am 8. Mai 1907 geodätischer und photogrammetrischer Instru- in einem Hörsaale der TH Wien Freunde der Pho- mente. togrammetrie zum Zwecke der Beschlußfassung „Die zu photogrammetrischen Aufnahmen kon- zur Gründung einer photogrammetrischen Vereini- struirten Geräte, welche mehr oder weniger den gung zusammen. Die Ausführungen wurden vom aufgestellten Forderungen Genüge leisten, haben großen Auditorium, welches aus Vertretern einzel- ner Ministerien, aus Professoren, Ingenieuren, Mi- 4) Waldhäusl P., 100 Jahre Österreichische Gesellschaft für Photogrammetrie, VGI 2007, S 231 mwN litärangehörigen, sowie aus Technikern bestand, 5) Lego K., Die Erfindung der Photogrammetrie und ihre mit großem Interesse entgegengenommen.“ Entwicklung in Österreich bis zur Gründung der öster- Prof. Doležal wurde zum Vereinsobmann reichischen photogrammetrischen Gesellschaft, ÖZ 1958, S 148f, Konecny G., ISPRS, 100 Years of the gewählt und konnte auch bereits die behörd- Society, 2010. lich genehmigten Satzung vorlegen, Theodor 6) Schlögl M., Eduard Dolezal – ein Vater der öster- Scheimpflug wurde Schriftführer, Rudolf Rost reichischen Photogrammetrie, VGI 1996, S 119f
M. Hiermanseder: Eduard Doležal (1862-1955) 17 den Namen Photogrammeter und Phototheodo- lite erhalten. ... Die Gruppe der Photogrammeter enthält Instrumente, welche eigens für die Zwecke der Photogrammetrie gebaut wurden; dieselben gestatten ein leichtes Horizontalstellen mittels Li- bellen, manche besitzen einen Horizontalkreis und lassen unter Zuhilfenahme eines Linienkreuzes auf der matten Visirscheibe Winkelmessungen zu. ... Zur dritten Gruppe gehören die Phototheodolite. Das sind photogrammetrische Instrumente, wel- che nebst einer Kamera und Visirfernrohr noch einen Horizontal- und Verticalkreis zum Messen von Horizontal- und Höhenwinkeln besitzen.“ 7) 1896 wurde der von Doležal und Scheimpflug ersonnene Entfernungsmesser mit Teleobjektiv patentiert. 1906 baute das mathematisch-me- chanische Institut R. u. A. Rost das Grubennivel- lierinstrument nach Oberbergrat Prof. Cseti mit Abänderungen nach Doležal, 1909 einen Photo- Transformator nach Schell-Doležal. 1912 ließ Doležal bei derselben Firma ein Photo-Tachyme- ter herstellen, welches eine Kombination eines Tachymeters und eines photogrammetrischen Instrumentes war, je nachdem, ob der Tachyme- teroberbau oder die photogrammetrische Kamera mit Orientierungsfernrohr auf dem Unterbau auf- gesetzt wurde. Im letzteren Falle konnte es durch Abb. 4: Linienschiffsfähnrich Theodor Scheimpflug, 1888 geeignete Hilfsvorrichtungen auch für stereopho- togrammetrische Aufnahmen verwendet werden. höchste Auszeichnung verliehen wurde, was eine Doležal adaptierte eine photographische Kamera besondere Würdigung der Aerophotogrammetrie für photogrammetrische Aufnahmen und erdachte war und für Scheimpflug eine verdiente Aner- den von ihm entworfenen Phototheodolit mit hori- kennung seiner mit eigenen Mitteln betriebenen zontaler Bildplatte. Studien bedeutete und ihn zur Fortsetzung seiner Arbeiten anspornte. 8) 3. Internationale Gesellschaft für Photo Bereits im Mai 1908 gab Doležal als Organ sei- grammetrie (ISP) ner Gesellschaft die für die Fortschritte der Pho- Doležal würdigte die Fortschritte und Errun- togrammetrie so bedeutende Fachzeitschrift „In- genschaften auf dem neuen Forschungsgebiet ternationales Archiv für Photogrammetrie“ heraus, Photogrammetrie sowie die Bemühungen und das in weiser Voraussicht schon mehrsprachig Erfolge seines Schülers Theodor Scheimpflug, geführt wurde. Da es bis dahin noch keine photo- Panoramenaufnahmen aus der Luft zur Karten- grammetrische Zeitschrift gab, beantragte er, es herstellung zu verwenden, und sagte schon 1908 als internationale Publikation mit Abhandlungen die große zukünftige Bedeutung der Aerophoto- in den vier Weltsprachen deutsch, englisch, fran- grammetrie voraus. Er hielt selbst umfassende zösisch und italienisch, erscheinen zu lassen. Das Vorträge über „Ballonphotogrammetrie“, „Archi- Archiv hatte, wie er im Vorwort ausführte, die Auf- tekturphotogrammetrie und Denkmalpflege“ und gabe, „Theorie und Praxis der photographischen über „Die Bedeutung der Photogrammetrie“. Auf Meßkunst zu pflegen, ihre Vervollkommnung und dem Internationalen Kongress für angewandte Verbreitung zu fördern und zu ihrer Anwendung in Photographie in Dresden 1909 war er Preisrichter verschiedenen Wissenszweigen beizutragen“. Es für die „Internationale photographische Ausstel- sollte ein Zentralblatt für Photogrammetrie wer- lung“, bei der über seinen Antrag Scheimpflug die den, das die Errungenschaften auf theoretischem, 7) Doležal E., Die Anwendung der Photographie in der 8) Lego K., Festschrift Eduard Doležal zum 90. Geburt- praktischen Meßkunst stage, ÖZ Sonderheft 14, 1952, S XLVIII ff
18 Vermessung & Geoinformation 1/2020 Abb. 5: Logo der 100 Jahrfeier der Gründung der Internationalen Gesellschaft für Photogrammetrie an der TU Wien Abb. 6: Eduard Doležal als Rektor der TH Wien 1908; Abb.7: Reichsratssitzungssaal des Parlaments praktischem und instrumentellem Gebiet allen Die Deutsche Gesellschaft wurde 1911 gleich Interessenten in den einzelnen Staaten vermit- als Sektion „Deutschland“ der Internationalen teln sollte. Das Archiv ist auch heute noch eine Gesellschaft gegründet, die nunmehr zwei Lan- unschätzbare Fundgrube für die Geschichte der desgesellschaften, Österreich und Deutschland, Entwicklung der Photogrammetrie. Doležal redi- umfasste. gierte die ersten sechs Bände des Archives, die den Zeitraum von 1908 bis 1923 umfassen, die Als wertvollstes Mittel zur Förderung der Pho- weiteren Bände wurden von der Internationalen togrammetrie betrachtete Doležal die Abhaltung Gesellschaft für Photogrammetrie anlässlich der von internationalen Kongressen, verbunden mit jeweils stattfindenden Internationalen Kongresse der Ausstellung von photogrammetrischen Arbei- als Kongressberichte herausgegeben. ten und Instrumenten, und nahm diesbezügliche Bestimmungen in die Statuten der Internationalen Die Österreichische Gesellschaft hatte auch Gesellschaft auf. Der dadurch bewirkte Zusam- viele ausländische Mitglieder, stand durch ihr menschluss der Photogrammeter der ganzen Fachorgan auf internationalem Boden und die in Welt hat sich für die Entwicklung der Photogram- Deutschland in Bildung begriffene Gesellschaft metrie, die in den einzelnen Staaten naturgemäß gleicher Fachrichtung suchte engeren Anschluss auf einen verhältnismäßig kleinen Kreis von Fach- an die Österreichische Gesellschaft. So wurde leuten beschränkt war, als sehr vorteilhaft erwie- über Doležals Antrag in der Versammlung vom 4. sen, da er den Photogrammetern Gelegenheit Juli 1910 die „Internationale Gesellschaft für Pho- zum Gedankenaustausch, zur Besichtigung der togrammetrie“ gegründet, worauf sich die Öster- geleisteten Arbeiten und der dafür verwendeten reichische Gesellschaft, als ihre erste Landesge- Instrumente und zur Beurteilung der erzielten sellschaft, als Sektion „Österreich“ konstituierte. 9) Fortschritte bot. Darum wuchs auch die Zahl der 9) https://www.isprs.org/documents/archive/isprs100vi- Teilnehmer von Kongress zu Kongress an und der enna/index681a.html?id=1 Internationalen Gesellschaft schlossen sich nach
M. Hiermanseder: Eduard Doležal (1862-1955) 19 jeder solchen Veranstaltung neue Landesgesell- schaften an. Der I. Internationale photogrammetrische Kon- gress fand vom 24. bis 26. September 1913 in Wien statt und wies über 300 Teilnehmer auf, durch die fast alle wichtigen Staaten vertreten waren. Zwei große zusammenfassende Vorträge, einer von Doležal „Über Photogrammetrie“ und der andere von FML Arthur Freiherr von Hübl (1853-1932) „Über Stereophotogrammetrie“ wurden in der großen Halle des Parlaments zu- sammen mit der gleichzeitig in Wien tagenden Deutschen Naturforscherversammlung abgehal- ten. Die weiteren Sitzungen und Vorträge fanden an der Technischen Hochschule statt. Außer den Vorträgen und der Ausstellung erweckte das Militärgeographische Institut mit seinem Zeiß- Orel‘schen Stereoautographen, das Orel‘sche Institut „Stereographik“ und die „Aerophoto- grammetrische Anstalt“ von Scheimpflugs Erben besonderes Interesse. Wien war damals der Mittelpunkt der Photogrammetrie für die ganze Welt und die weitere Entwicklung der Internatio- nalen Gesellschaft schien äußerst hoffnungsvoll. Die Bildung von Sektionen in Frankreich, Italien, Rußland und Spanien stand bevor. Der 1.Welt- Abb. 8: FML Arthur Freiherr von Hübl, 1910 krieg hemmte allerdings den weiteren Ausbau der Internationalen Gesellschaft vorläufig. Die Zer- epochalen Aufstieg dieser Wissenschaft wesent- trümmerung der alten Monarchie traf die Sektion lich bei. Sie gab ihrer Entwicklung neue Impulse Österreich schwer. Nur durch die, von fachlicher und führte auch nach dem 2. Weltkrieg zum Zu- Begeisterung geleitete, unermüdliche Energie von sammenschluss der Fachleute zu gemeinsamer Doležal gelang es, die Gesellschaft über die Kri- wissenschaftlicher Arbeit. Diese Tatsachen hoben se hinwegzubringen und auch das Archiv weiter das wissenschaftliche Ansehen Österreichs im herauszugeben. Ausland und führten zu der besonderen Beliebt- heit des Landes in den geodätischen Fachkrei- Langsamer ging der Wiederaufbau der Inter- sen der ganzen Welt. Emil Hellebrand würdigte nationalen Gesellschaft vor sich, deren Präsident in seinem Vortrag anlässlich seiner Inauguration Doležal noch war. Erst 1926 kam es zum II. In- zum Rektor der Hochschule für Bodenkultur 1929 ternationalen photogrammetrischen Kongress, „Österreichs Anteil an den Fortschritten des Ver- der über seine Veranlassung einberufen, von messungswesens in den letzten 50 Jahren“ die der Sektion „Deutschland“ organisiert und in Bedeutung der Gründung dieser Gesellschaft: Berlin abgehalten wurde. Auch dieser Kongress „So wie die internationale Erdmessung preußi- war von internationalen Fachleuten besucht und scher Initiative entsprang, so verdankt die inter- nahm einen erfolgreichen Verlauf. Doležal wurde nationale Zusammenarbeit auf dem Gebiete der zum Ehrenpräsidenten der Internationalen Gesell- Lichtbildmessung, wie sie in der Internationalen schaft ernannt. Von nun an ging die Leitung der Gesellschaft für Photogrammetrie zum Ausdruck Internationalen Gesellschaft auf jenen Staat über, kommt, ihre Entstehung und Ausgestaltung unse- der die Veranstaltung des kommenden Kongres- rem Altmeister der Geodäsie, Eduard Doležal.“ 11) ses übernahm, Schweiz-Zürich 1930, Frankreich- Paris 1934, Italien-Rom 1938. 10) So trug die 1910 von Doležal gegründete Inter- nationale Gesellschaft für Photogrammetrie zum 11) Lego K., Festschrift Eduard Doležal zum 90. Geburts- 10) Konecny G., ISPRS, 100 Years of the Society, 2010 tage, ÖZ Sonderheft 14, 1952, S XLVIII ff
20 Vermessung & Geoinformation 1/2020 de Tätigkeit Laussedats, der seit 1851 von dem Gedanken beherrscht war, dass die Photographie jene Stufe der Vollkommenheit erreichen werde, die sie für Meßzwecke verwendbar macht. 13) Die Bildmessung ist sogar älter als die Photo- graphie. 1835, also vier Jahre vor der öffentlichen Ankündigung der Photographie, empfahl der fran- zösische Admiral Charles-François Beautemps- Beaupré (1766-1854) in seiner Instruktion für die Weltreise der Fregatte „Bonite“ 1791-1793, zur topographischen Aufnahme von Küsten oder unzugänglichen Gebieten perspektivische Hand- zeichnungen des aufzunehmenden Gebietes von den Endpunkten einer Basis von bekannter Länge zu machen und sie durch je einen in den Basi- sendpunkten zu messenden Winkel zwischen der Basis und einem auf den Bildern dargestellten, markanten Terrainpunkt zu orientieren, woraus sich die Karte mit einfachen geometrischen Kons- truktionen herstellen lässt. 14) Das Verfahren sollte auch beim französischen Geniekorps eingeführt werden, fand aber wegen seiner geringen Genauigkeit keine Verbreitung. 1846-48 war der damals zum Genie-Hauptmann ernannte Aimé Laussedat (1819-1907) mit topo- Abb. 9: Oberst Aimé Laussedat, Internationales Archiv graphischen Aufnahmen in den westlichen Pyre- für Photogrammetrie 1908 näen beschäftigt. Auf der Suche nach einem für dieses Gebirge geeigneten Aufnahmeverfahren 4. Die Erfindung der Photogrammetrie durch kam er auf die Methode von Beautemps-Beaupré. Laussedat in Frankreich und der Einfluss Ihr Grundgedanke gefiel ihm, aber er sah auch der französischen Photogrammetrie in ihre großen Mängel, vor allem ihre Ungenauig- Österreich ab 1862 keit, die darauf rückzuführen war, dass man ohne Vor 160 Jahren gelangen dem französischen Hilfsmittel eine Landschaft nicht perspektivisch Pionier-Oberst Aimé Laussedat (1819-1907) richtig abzeichnen konnte. Er nahm sich vor, ein unter den Auspizien der französischen Akademie Verfahren zu finden, das perspektivische Bilder der Wissenschaften, nur 20 Jahre nach der Er- rascher und präziser liefern könnte. findung der Photographie durch Louis Jacques Es ist naheliegend, dass er bald an die Ver- Daguerre und Joseph Nicéphore Niepce 1839, wendung der Photographie dachte. Hatte doch die ersten topgraphischen Aufnahmen mit Hilfe Gay-Lussac schon 1839 die photographischen der Photographie und er nannte seine Methode Bilder als mathematisch genaue Perspektiven be- Métrophotographie. 1859 ist also das Geburtsjahr zeichnet und Arago auf ihre künftige Verwendung dieser praktischen Wissenschaft, deren Prinzipien der Mathematiker Johann Heinrich Lambert in sei- 13) Lego K., Die Erfindung der Photogrammetrie und ihre Entwicklung in Österreich bis zur Gründung der ös- nem klassischen Werk über die Freie Perspektive terreichischen photogrammetrischen Gesellschaft, ÖZ bereits 1759 entwickelte. 12) 1958, S 148f Zum 100-jährigen Jubiläum der Photogramme- 14) Beautemps-Beaupré war nicht der erste, der perspek- tivische Ansichten zur Herstellung von Karten verwen- trie 1959 schreibt Lego, Schüler und Freund von dete. 1726 hat der Luzerner Arzt Cappeler eine Karte Doležal, über die zielbewusste und ausdauern- des Pilatus aus perspektivischen Ansichten hergestellt und in einer Eingabe an die Luzerner Kantonalregie- 12) Lambert J.H., “Freye Perspektive oder Anweisung, rung einige Angaben über diese Erfindung gemacht. Er jeden perspektivischen Aufriß von freyen Stücken und sagte, dass er glaube, dass dies die letzte Erfindung ohne Grundriß zu verfertigen” (Zürich 1 759), löste auch sei, “die man zum Landverzeichnen erdenken könne”, die umgekehrte Aufgabe, aus der Perspektive die Stel- und dass sie eine zehnmal größere Geschwindigkeit als lung des Auges und die Dimensionen des dargestellten jedes andere topographische Verfahren gewährleistet. Körpers zu bestimmen. (Lego, Die Erfindung der Photogrammetrie, S 154)
M. Hiermanseder: Eduard Doležal (1862-1955) 21 für vermessungstechnische Zwecke hingewiesen. ter 1861 eine Probeaufnahme an, welche bereits Zu dieser Zeit war der 20jährige Laussedat Hörer mit dem Laussedat‘schen Phototheodolit ausge- an der Ecole Polytéchnique, an der Arago und führt werden konnte. Sie fand bei Buc in der Nähe Gay-Lussac seine Professoren für Physik bzw. für von Paris statt. Die Feldaufnahmen dauerten mit Chemie waren. allen geodätischen Vorbereitungen 4 Stunden und Laussedat entschloss sich wegen der dama- die Herstellung des Planes mit Schichtenlinien 4 ligen Unvollkommenheit der Photographie in Tage. Die Probeaufnahme gelang glänzend, die optischer und photochemischer Hinsicht, die Ca- neue Methode und der neue Apparat hatten sich mera lucida zur Herstellung von perspektivischen bestens bewährt. Diese beiden Vermessungen, in Landschaftsbildern zu verwenden. Er machte ab Gegenwart offizieller Kommissionen ausgeführt, 1850 mit einer für geodätische Messzwecke von sind in die Geschichte eingegangen und stellen ihm umgebauten Camera lucida Aufnahmen von den Beginn einer neuen Periode im Vermessungs- architektonischen und militärischen Objekten und wesen dar. erzielte gute Erfolge. Das Verfahren nannte er Iko- Ähnlich, wie die Erfindung der Photographie nometrie (Bildmessung). nach Österreich kam, war es auch bei der Pho- Laussedat veröffentlichte 1854 über das togrammetrie. 1862, als Laussedats langjährige ikonometrische Verfahren einen ausführlichen Bemühungen endlich von Erfolg gekrönt waren, Bericht 15), der schon die Grundsätze der Pho- kam der Geodäsieprofessor des Prager Polytech- togrammetrie enthielt. Als das photographische nischen Instituts Karl Kořistka (1825-1906) auf der Kollodiumverfahren bekannt wurde und er 1858 Rückreise von der Londoner Weltausstellung nach von dem jungen Optiker Bertaud ein selbst ange- Paris. Er wollte sich auf einer Studienreise durch fertigtes Objektiv von 50 cm Brennweite und 30° Frankreich, die Schweiz und Deutschland über Gesichtsfeld erhielt, ließ er bei dem bekannten den polytechnischen Unterricht dieser Länder in- Mechaniker Brunner nach seinen Angaben eine formieren, denn man stand in Österreich vor einer photographische Bildmesskammer, einen „photo- Reform des polytechnischen Studiums. In Paris théodolite“, bauen, der noch 1859 fertiggestellt besuchte er den Professor für Geodäsie und As- wurde. Der photographische Apparat war auf der tronomie an der Ecole Polytéchnique, Laussedat, Alhidade eines 7-zölligen Theodolits angebracht, und lernte dabei dessen neue topographische der ca. 15" Horizontalkreisablesung hatte. An ei- Aufnahmemethode kennen. ner Seitenwand der Bildkammer war ein exzentri- In der „Photographischen Korrespondenz“ war sches Fernrohr mit sehr empfindlicher Libelle und schon im Jahre 1865 ein Aufsatz über „Photo- Höhenkreis montiert, an der anderen befand sich graphische Goniometrie“, d. h. photographische ein Gegengewicht. Ein Markenrahmen bezeichne- Winkelmessung, erschienen. Er war eine Überset- te den Bildhorizont und die Vertikallinie. zung des ersten Teiles eines im selben Jahr in der Noch 1859 überreichte Laussedat der Pariser Zeitschrift „Les Mondes“ erschienenen Artikels Akademie der Wissenschaften eine Abschrift sei- von Pujo und Fourcade, in dem die Prinzipien nes „Memoire sur l›emploie de la photographie der Photogrammetrie behandelt wurden. Bemer- dans le lever des plans et specialement dans les kenswert ist, dass die beiden Autoren schon reconnaissances militaires“, das er im Sekretariat terrestrische Aufnahmen mit geneigter Kammer des Komitees für Fortification deponiert hatte. durchgeführt haben. Sander meint, dass sie auch Laussedat arbeitete mit der photographischen der Scheimpflug‘schen Erfindung von der Dop- Kammer eines Freundes, die ein gutes Objek- pelprojektion schon recht nahe gekommen sind, tiv hatte, da der Apparat von Brunner zu dieser doch das dürfte zu weit gehen. Wenn man das Zeit noch nicht fertig war. Die Überprüfung der Wort „projeter“ nicht mit „projizieren», sondern ausgearbeiteten Pläne ergab gute Resultate. Die mit „zeichnen oder entwerfen“ übersetzt, so ist Akademie stellte in ihrer Sitzung vom 25. Juni damit nur die Grundaufgabe der Photogrammetrie 1860 dem photographischen Messverfahren das gemeint, was die Verfasser wahrscheinlich auch beste Zeugnis aus. beabsichtigten. „Mit einem Worte, wenn man ein Unter dem Eindruck der günstigen Äußerung Objekt von den beiden Endpunkten einer entspre- der Akademie ordnete nun auch der Kriegsminis- chend gewählten Basis photographiert, so fixiert man auf der lichtempfindlichen Platte die nötigen 15) Laussedat A.,: Memoire sur l’emploie de la chambre claire dans les reconnaissances topographiques, Me- Elemente, um dieses Objekt auf einen horizontalen morial de l’officier du Génie, Paris 1854. oder vertikalen Plan oder nach was immer für einer
22 Vermessung & Geoinformation 1/2020 Richtung zu projizieren sowie um die Höhen aller Punkte zu berech- nen oder die Krümmungen des Niveaus zu zeichnen.“ 16) 1867 brachte die „Photogra- phische Korrespondenz“ einen Aufsatz des französischen Civil- Ingenieurs Tronquoy „Bemerkun- gen über die Planchette Pho- tographique (photographischer Messtisch) von August Chevallier. Dieser Pariser Optiker wollte den bei photogrammetrischen Terrain- aufnahmen besonders fühlbaren Nachteil des kleinen Gesichtswin- kels (ca. 30 °) der damaligen Land- schaftslinsen durch Konstruktion einer photogrammetrischen Kam- mer nach dem Prinzip der Pan- oramenapparate beseitigen. Bei seinem Apparat wurden die vom Objekt kommenden Lichtstrahlen durch ein Prisma so gebrochen, dass sie die horizontal liegende photographische Platte trafen. Zur Aufnahme eines Panoramas drehte sich der Apparat um eine lotrechte Achse. Chevallier hat- te diesen Apparat 1858 auf den Markt gebracht, wahrscheinlich, um Laussedat zuvorzukommen. Der Apparat hatte jedoch Fehler Abb. 10: Rost-Konstruktionen, Festschrift Rudolf & August Rost 1888-1988, und kam in endgültiger Form erst S 54 1864 heraus. Er war in der fran- zösischen Armee sehr verbreitet, doch waren die Mit dem Aufkommen richtig zeichnender Weit- damit erzielten Panoramabilder infolge des Schlit- winkelobjektive, die auch für Momentaufnahmen zes unscharf und daher für photogrammetrische verwendet werden konnten, verloren die Panora- Verwendung nicht geeignet. menapparate ihre Bedeutung für die Photogram- metrie. 18) Auch das k. k. technische administrative Militär- komitee in Wien erwarb einen Apparat von Che- 5. Rudolf & August Rost mit Eduard Doležal vallier und beauftragte 1876 Leutnant Mickiewicz an der Wiege der Photogrammetrie mit dessen Überprüfung. Dieser untersuchte ihn jedoch nur in photographischer Hinsicht und hob Die enge Zusammenarbeit von Doležal mit dem in seiner Abhandlung „Anwendung der Photogra- mathematisch-mechanischen Institut von Rudolf phie zu militärischen Zwecken“ 17) ausdrücklich & August Rost führt nach dessen Berufung zum hervor, dass er noch bei einer Terrainaufnahme zu Professor an der TH Wien 1905 zur Herstelllung erproben wäre, was jedoch nicht mehr geschah. von Phototheodoliten und Phototachymetern. 16) Pujo, Th./Fourcade, Th. (1865): Photographische Go- Mit berechtigtem Stolz berichtet die Firma niometrie, Les Mondes Nr.4, 26.1.1865 (Nachdruck: Rudolf & August Rost in ihrer Festschrift zum Photographische Correspondenz, Wien, 1865 S 7-18, S 156-161, S 205-210, S 238-242) 100-jährigen Bestehen von der Fertigung von 17) Mickiewicz L., Anwendung der Photographie zu militä- 18) Weiß M., Die geschichtliche Entwicklung der Photo- rischen Zwecken, Mitteilungen über Gegenstände des grammetrie und die Begründung ihrer Verwendbarkeit Artillerie- und Geniewesens, 1876 für Meß- und Konstruktionszwecke, S 25 ff
M. Hiermanseder: Eduard Doležal (1862-1955) 23 bahnbrechenden Instrumenten für die damals jun- ge Photogrammetrie am Beginn des 20. Jahrhun- derts: „Durch den Autostereographen Rost-Orel, der mühsames, oft tagelanges Rechnen erspart, wurde der Gedanke der Automation um 50 Jahre vorweggenommen.“ Der Photogrammeter und Rektor der TU Wien Karl Kraus fügt im Geleitwort hinzu: „An einem der großen Evolutionssprünge in der Photogrammetrie ist die Firma Rost maßgeb- lich beteiligt. ... Der epochemachende Beitrag der Firma Rost war die Anfertigung des Autostereo- graphen im Jahre 1908, den E. von Orel im dama- ligen Militärgeographischen Institut erdacht hatte und der erstmals auf optisch-mechanischem Weg den Zusammenhang zwischen den zwei photo- graphischen Aufnahmen und den Geländepunkten herstellte. es war die Geburtsstunde eines Analog- rechners für die photographische Auswertung.“ 19) 6. 25 Jahre Österreichische Gesellschaft für Photogrammetrie 1932 – ISP-Kongress Abb. 11: General Georges Perrier, Präsident der ISP, Paris 1934 1932 Général de Division Georges Perrier (1872-1946) überbrachte 1932 zu den Jubiläumsfeierlichkeiten ailleurs a l›hostilité d›incredules ou d›ignorants, aus Anlass des 25-jährigen Bestandes der Ös- n›avait-elle pas trouvé chez vous d’ardents et terreichischen Gesellschaft für Photogrammetrie d›enthousiastes propagateurs? als Präsident der Internationalen Gesellschaft für … Photogrammetrie deren Grüße. Er würdigte die Je ne saurais oublier enfin que je represente Verdienste der Österreicher, des ehemaligen aussi a cette solennité la Société française de Militärgeographischen Institutes, der Österreichi- Photographie (Section Laussedat), et a cette je schen Gesellschaft für Photogrammetrie und ihres dois ajouter un mot. Un motif s›ajouté a tous ceux Präsidenten auf dem Gebiet der Photogrammetrie: qu›à la France de vous apporter aujourd›hui le tribut de leuradmiration : Vous avez été un des Mesdames, Messieurs, plus ardents disciples et admirateurs du génial je ressens vivement l‘honneur qui m‘est fait createur de la Photogrammétrie, le Colonel Laus- d‘apporter à la Société autrichienne de Photo- sedat, qui fut chez nous trop longtemps méconnu. grammétrie et à son vénéré président, l’hommage Vous avez été son ami, vous avez entretenu avec de la Société internationale de Photogrammétrie, lui une correspondance suivi e jusqu›à sa mort. fédération de 14 Sociétés nationales, qui comptent Le premier article de l‘Archiv était consacré par dans cette enceinte de nombreux representants: les vous a Laussedat . En présentant á I› Académie Sociétés d›Allemagne, d›Autriche, de Belgique, des Sciences de Paris le premier volume de cette d›Espagne, de Finlande, de France, de Hongrie, publication, vous vous exprimiez à peu près ainsi : de Lettonie, de Norvège, de Pologne, de Rouma- „J›éspère que l›Académie des Sciences voudra bien nie, de Suède, de Suisse, de Tchécoslovaquie. employer sa haute influence pour que l›invention II y a 25 ans, l›année même de la mort du de la Métrophotographie, indissolublement liée créateur de la Photogrammétrie, le Colonel Laus- au nom d›un savant français, ardent au travail sedat, la première Société de Photogrammétrie et passioné pour la Science acquieré enfin aussi était fondée a Vienne. Ce n›est certes pas l›effet du en France la considération qu›elle mérite et que hasard si la capitale de l›Autriche a été le siége de malheureusement elle n›y a pas encore trouvée la première Association de ce genre. La nouvelle assez largement. Sans me vanter, je peux dire que Science, dont le developpement se heurtait encore c›est moi qui ai fondé à Vienne la Société autri- 19) Schlögl M., Festschrift Rudolf & August Rost 1888- chienne de Photogrammétrie, premère Société de 1988, S 7 ce genre du monde et créé la première publication
24 Vermessung & Geoinformation 1/2020 internationale consacrée à cette Science. L›une et l›autre ont pour but de propager l›invention du grand Français Aimé Laussedat.» … La Société internationale de Photogrammétrie est à present un tronc solide, d›où s›élancent des rameaux qui seront de plus en plus nombreux et vigoureux. Nous souhaitons de tout coeur que vous assistiez encore Iongtemps au developpement de votre belle oeuvre, dont la devise pourrait etre cette pensée de Goethe, que j›ai relevée dans votre recent historique de la Société autrichienne de Photogrammétrie: «Wissenschaft und Kunst gehören der Welt an, und vor ihnen verschwinden die Schranken der Nationalität.» 20) (aus der Grußadresse von General Perrier als Präsident der ISP mit 14 Mitgliedsländern: Er- innerung an die Gründung der Österreichischen Gesellschaft für Photogrammetrie vor 25 Jahren, Erwähnung berühmter Vorreiter am Ende des 19.Jahrhunderts, MGI (FML v.Hübl), Theodor Scheimpflug. Internationales Archiv für Photo- Abb. 12: Prof. Dr. Eduard Doležal, 1932 grammetrie ab 1908. Gründung der Deutschen Gesellschaft für Photogrammetrie, ISP-Kongresse Referenzen in Wien und Berlin. Persönliche Würdigung von Albertz Jörg, 100 Jahre Gesellschaft für Photogrammetrie - Prof. Eduard Doležal, Curriculum an der TH Eine Zeitreise, 2009 Wien, Unterstützung der Studenten, Organisation Doležal Eduard, Die Anwendung der Photographie in der des BEV. Beziehungen zur französischen Photo- praktischen Meßkunst, Halle/S 1896 grammetrie und zu Oberst Laussedat, bleibende Doležal Eduard, Oberst Aimé Laussedat, der Begründer der Errungenschaften von Doležal.) Photogrammetrie, sein Leben und seine wissensnhaftlichen Arbeiten, Intern. Archiv für Photogrammetrie, I. Bd., 1908, S 3 Es war eine große und freudige Überraschung Doležal Eduard, Über die Bedeutung der photographischen für die photogrammetrischen Fachkreise, als sich Meßkunst, Intern. Archiv für Photogrammetrie, I. Bd., 1908, Doležal entschloss, an dem vom 25. November S 155-164 bis 2. Dezember 1934 in Paris tagenden IV. In- Doležal Eduard, 25 Jahre Österreichische Gesellschaft fiir ternationalen Kongress für Photogrammetrie Photogrammetrie, BuL, 1932, S 11 ff. teilzunehmen. Dieser Kongress wurde in Anwe- Hauer F./Rohrer H., Eduard Doležal als Hochschullehrer und senheit des Präsidenten der Französischen Repu- Forscher, ÖZ 1955, S 137-148 blik und des Ministers für Luftschifffahrt mit dem Hiermanseder Michael, Eduard Dolezal, le pionnier autri- Festvortrag von Doležal in französischer Sprache chien de la photogrammétrie et sa relation avec la France, Polidori Laurent (Hrsg.), Aimé Laussedat (1819-1907), Le eröffnet: „Aimé Laussedat, l‘ inventeur de la pho- précurseur de la photogrammétrie, 2019, S 159-173 togrammétrie“. Der warme Dank, den ihm Gene- Hiermanseder Michael, ISPRS100, Time journey through ral Perrier hierfür zum Ausdruck brachte, schloss photogrammetry and remote sensing 1910-2010, Austrian mit den Worten: „La France considère, Monsieur Contributions, Austrian pioneers in photogrammetry, 2010 le Professeur, que votre nom est pour toujours Konecny Gottfried, Paradigmasprünge in der Internationa- lié dans l’histoire scientifique à celui du Colonel len Gesellschaft für Photogrammetrie und Fernerkundung Laussedat.“ 21) vom ersten zum achtzehnten Kongreß in Wien, VGI 1996, S 313-320 20) zitiert nach Levasseur K., Jubiläumsfeierlichkeiten aus Anlaß des 25jährigen Bestandes der Österreichischen Konecny Gottfried, ISPRS, 100 Years of the Society, 2010 Gesellschaft für Photogrammetrie, ÖZ 1932, S 38 ff Laussedat Aimé, Memoire sur l’emploie de la chambre claire 21) Lego K., Festschrift Eduard Doležal zum 90. Geburts- dans les reconnaissances topographiques, Memorial de tage, ÖZ Sonderheft 14, 1952, S LXVII l’officier du Genie, 1854.
M. Hiermanseder: Eduard Doležal (1862-1955) 25 Abb. 13: Festpunkt am Grab von Eduard Doležal in Baden [Foto: M. Hiermanseder, 2010] Lego Karl, Die Feier des 70.Geburtstages des Hofrates Prof. Schuh Harald, Nachruf auf Prof. Karl Kraus http://www.ipf. Dr. Ing., Dr. techn. et Dr. mont. h. c. Eduard Doležal, ÖZ tuwien.ac.at/kk/Nachruf_IPF.html 1932, S 17-21 Société française de Photographie, Colonel Aimé Lausse- Lego Karl, Festschrift Eduard Doležal zum 90. Geburtstage, dat, Bulletin, 1907 ÖZ Sonderheft 14, 1952 Waldhäusl Peter, 100 Jahre Österreichische Gesellschaft für Lego Karl, Die Erfindung der Photogrammetrie und ihre Ent- Photogrammetrie, VGI 2007, S 230-238 wicklung in Österreich bis zur Gründung der österreichi- Weiß Max, Die geschichtliche Entwicklung der Photogram- schen photogrammetrischen Gesellschaft, ÖZ 1958, S 148- metrie und die Begründung ihrer Verwendbarkeit für Meß- 155, S 162-208 und Konstruktionszwecke, Stuttgart 1913 Levasseur Karl, Jubiläumsfeierlichkeiten aus Anlaß des Winter Franz, Festschrift Eduard Doležal zum 70. Geburtsta- 25jährigen Bestandes der Österreichischen Gesellschaft für ge, ÖZ Sonderheft 1, 1932 Photogrammetrie, ÖZ 1932, S 33-56 Neuwirth Joseph, Die k.k. Technische Hochschule in Wien Anschrift des Autors 1815-1915, Gedenkschrift, Wien 1915 Dr. Michael Hiermanseder, Senior Consultant, Hill Woltron Schlögl Michaela, Rudolf & August Rost 1888-1988, Fest- Management Partner GmbH; Managing Director, Leica Geo- schrift, Wien 1988 systems Austria GmbH (ret.); Partner, Rudolf & August Rost Schlögl Michaela, Eduard Dolezal - ein Vater der österreichi- (ret.), Auhofstraße 15b, 1130 Wien. schen Photogrammetrie, VGI 1996, S 119f E-Mail: hiermanseder@gmx.net
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