EEG 3.0 - Konzept einer strukturellen EEG-Reform auf dem Weg zu einem neuen Marktdesign - PATRICK GRAICHEN | BERLIN, JANUAR 2015
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
EEG 3.0 – Konzept einer strukturellen EEG-Reform auf dem Weg zu einem neuen Marktdesign PATRICK GRAICHEN | BERLIN, JANUAR 2015
Wer wir sind … • Denk- und Politikwerkstatt, unabhängig und überparteilich • Mission: Wie machen wir die Energiewende in Deutschland zu einem Erfolgsmodell? • Methode: Dialog und wissenschaftliche Expertise – Analysen und Vorschläge für eine bessere Entscheidungsfindung in der Energiewende • Rat der Agora – Entscheider aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft • 18 Personen, 2 Teams (Deutschland, Europa) • Ein Projekt der Stiftung Mercator und European Climate Foundation, Finanzierung 2012-2017 Berlin, Januar 2015 | Dr. Patrick Graichen 2
Rat der Agora Rainer Baake Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie Prof. Dr. Dr. Klaus Töpfer Ratsvorsitzender, Direktor des IASS Forschung Jochen Flasbarth Staatssekretär im Bundesministerium für Umwelt, Bundes- Naturschutz, Bauen und Reaktorsicherheit Hildegard Müller Vorsitzende politik der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbandes der Energie- und Energie- Franz Untersteller Wasserwirtschaft e. V. (BDEW) wirtschaft Minister für Umwelt, Klima und Energie- wirtschaft Baden-Württemberg Stadtwerke Lothar Schulze Erneuerbare Mitglied der Energien Landes- Christian Pegel Geschäftsführung der politik Minister für Energie, Infrastruktur Windwärts Energie GmbH 28 Mitglieder und Landesentwicklung Mecklenburg-Vorpommern Stromintensive Unternehmen Verbraucher- Europäische Mechthild Wörsdörfer Dr. Martin Iffert Direktorin, Generaldirektion Energie, EU- Vorstandsvorsitzender schutz Union Kommission, der Trimet Aluminium AG Netzbetrei- ber Bundes- behörden Jochen Homann Präsident der Boris Schucht Umwelt- Bundesnetzagentur Gewerk- Vorsitzender der verbände Geschäftsführung der 50Hertz schaften Transmission GmbH Michael Vassiliadis Vorsitzender der IGBCE Berlin, Januar 2015 | Dr. Patrick Graichen 3
Der Strommix 2014: Erneuerbare Energien an Platz 1, Braunkohle an Platz 2, gefolgt von Steinkohle, Kernenergie, Gas Bruttostromerzeugung 2014 (Werte für 2013 in Klammern) Berlin, Januar 2015 | Dr. Patrick Graichen 5
… und bis 2025 soll der Anteil der Erneuerbaren Energien laut Gesetz auf 40 bis 45% wachsen. Daten 2000-2014: AG Energiebilanzen (2014); Projektion 2015 bis 2025: Zielkorridor gemäß EEG 2014 Berlin, Januar 2015 | Dr. Patrick Graichen
… und in manchen Phasen, wie an Weihnachten 2014, liegt der EE-Anteil schon bei über 50% des Stromverbrauchs. Berlin, Januar 2015 | Dr. Patrick Graichen
Welche Herausforderungen kommen auf uns zu beim Schritt auf 50% Erneuerbare Energien? Berlin, Januar 2015 | Dr. Patrick Graichen 8
Sonne und Wind werden die tragenden Säulen des zukünftigen Stromsystems… Stromproduktion aus Erneuerbaren Energien in Deutschland* 450.000 400.000 PV 350.000 Wind onshore 300.000 250.000 Wind offshore GWh 200.000 Biomasse und Biogas 150.000 Wasserkraft 100.000 50.000 Andere EE 0 Anteile in % 2013 2020 2030 gesamt 24,7% 43% 63% Wind + PV 29% 48% Berlin, Januar * Zukünftige 2015 Werte | Dr. Patrick entsprechend Graichen der Bundesnetzagentur Leitszenario 9
Die Stromproduktion wird viel volatiler, denn Wind- und Solarkraftwerke produzieren nach Abhängigkeit des Wetters… GW Anfang Februar (KW 6) GW Anfang April (KW 14) 80 80 60 60 40 40 20 20 Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Stromnachfrage Fossile Kraftwerke Wind Onshore/Offshore Photovoltaik Wasser Biomasse Eigene Darstellung basierend auf Agora Energiewende (2012) Berlin, Januar 2015 | Dr. Patrick Graichen 10
…d.h. fluktuierende Stromproduktion mit Grenzkosten von Null bestimmt in Zukunft das Stromsystem. GW Mitte August (KW 33) GW Ende November (KW 47) 80 80 60 60 40 40 20 20 Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Stromnachfrage Fossile Kraftwerke Wind Onshore/Offshore Photovoltaik Wasser Biomasse Eigene Darstellung basierend auf Agora Energiewende (2012) Berlin, Januar 2015 | Dr. Patrick Graichen 11
Exkurs: Darstellung der Logik der Strompreisbildung anhand der Merit Order- Kurve Zeitpunkt mit wenig Wind und PV “Grenzkraftwerk” Heizöl Grenzkosten EUR/MWh Erdgas Wind, PV, Steinkohle Wasser Braunkohle Strompreis bei wenig Wind und PV Kernkraft Kapazität GW Nachfrage nach Strom Eigene Darstellung Berlin, Januar 2015 | Dr. Patrick Graichen 12
Darstellung der Logik der Strompreisbildung anhand der Merit Order-Kurve Zeitpunkt mit viel Wind und PV “Grenzkraftwerk” Heizöl Grenzkosten EUR/MWh Erdgas Wind, PV, Steinkohle Wasser Braunkohle Strompreis bei viel Kernkraft Wind und PV Kapazität GW Nachfrage nach Strom Eigene Darstellung Berlin, Januar 2015 | Dr. Patrick Graichen 13
Darstellung der Logik der Strompreisbildung anhand der Merit Order-Kurve Zeitpunkt mit sehr viel Wind und PV “Grenzkraftwerk” Heizöl Grenzkosten EUR/MWh Erdgas Steinkohle Wind, PV, Wasser Braunkohle Strompreis bei sehr viel Kernkraft Wind und PV Kapazität GW Nachfrage nach Strom Eigene Darstellung Berlin, Januar 2015 | Dr. Patrick Graichen 14
Die Anzahl der Stunden mit negativen Strombörsenpreisen lag 2013 und 2014 bei jeweils 64 Stunden. Anzahl der Stunden mit negativen Preisen und Belastung des EEG-Kontos Quelle: Agora Energiewende (2015): Die Energiewende im Stromsektor – Stand der Dinge 2014 Berlin, Januar 2015 | Dr. Patrick Graichen 15
Die Anzahl der Stunden mit Strombörsen- preisen von ≤ 0 wird in den kommenden Jahrzehnten deutlich zunehmen Jahresdauerlinien der Strombörsenpreise im unteren Szenario Quelle: Öko-Institut (2014): EEG 3.0 Berlin, Januar 2015 | Dr. Patrick Graichen 16
Es ist sehr unwahrscheinlich, dass Wind- und Solaranlagen sich am Energy-Only- Markt jemals refinanzieren können Strompreise und Erlöse 2015-2045 in einem (unrealistischem) oberen und (realistischeren) unteren Szenario Prognose: 5,8 bis 6,0 ct/kWh Quelle: Öko-Institut (2014): EEG 3.0 Berlin, Januar 2015 | Dr. Patrick Graichen 17
Was kommt nach dem EEG 2.0? Kernelemente eines EEG 3.0 Berlin, Januar 2015 | Dr. Patrick Graichen 18
Das EEG 2016 wird das Fördersystem im Grundsatz auf Ausschreibungen umstellen • 400 MW Offene Fragen (Auswahl) PV Freifläche jährlich ab 2015 Verantwortung • Bundesnetzagentur als ausschreibende Stelle • Auch für andere • Deutschlandweit oder regional? & Geographie Technologien ab 2017 geplant • Welche Kriterien neben Kosten werden • EU-Beihilfeleit- Vergabe- berücksichtigt? linien sehen kriterien • Wie wird Bürgerbeteiligung ermöglicht? Ausschreibungen ab 2017 im • Werden Energiemengen oder Kapazitäten Grundsatz für alle Art der oder beides versteigert? Technologien vor Ausschreibung • Ausschreibungsdesign • Ausnahmen nur zulässig, wenn Technologie • Eignen sich Ausschreibung für alle EE? sonst Ausbau und Menge • Wie wird Zubau sichergestellt? gefährdet ist, EE- Vergütung steigt Relevante • Welche Erfahrungen in Deutschland und im oder zu geringer Erfahrungen Ausland sind relevant? Wettbewerb droht Berlin, Januar 2015 | Dr. Patrick Graichen 19
Was sollte ausgeschrieben werden? Von Fest-Vergütungen über die gleitende Marktprämie hin zu Kapazitätsprämien Prognose: 5,8 bis 6,0 ct/kWh Quelle: Öko-Institut (2014): EEG 3.0 Berlin, Januar 2015 | Dr. Patrick Graichen 20
Erneuerbare-Energien-Gesetz 3.0 Zielmodell eines Strommarkts der Energiewende Kapazitäts- und Flexibilitäts-Markt** Regenerativ- SDL-Märkte* (Kapazitäts-) Markt** Erzeugungssegment des Stromsystems Energy-only- Infrastruktursegment Markt* Infrastruktur- des Stromsystems Regulierung Nachfragesegment des Stromsystems Marktsegmente (nach Primärfunktion): * Koordinations- ** Finanzierungs- segmente segmente Klare Separierung der (Rest-) Finanzierungsmechanismen von den Koordinationsmechanismen (möglichst geringe Preisverzerrungen) Berlin, Januar 2015 | Dr. Patrick Graichen Quelle: Öko-Institut 2014 21
Herausforderung Flexibilität: Wir brauchen einen Energy Only-Markt 2.0, der die Hemmnisse im Bereich der Flexibilität abbaut •Strommarkt kurzfristiger machen, Spotmarkt und Regelenergiemärkte besser miteinander verzahnen •Negative Anreize für Lastmanagement und Stromspeicher bei Netzentgelten abbauen •Lastmanagement & Stromspeicher bei Regelenergiemärkten, ggf. Kapazitätsmärkten aktiv und gleichberechtigt einbeziehen •Power to Heat zur Nutzung von ansonsten abgeregelten EE ermöglichen EE Teilnahme an Regelenergiemärkten ermöglichen -> Börsenstrompreis zum unverzerrten Dispatch-Signal für alle Akteure machen! Berlin, Januar 2015 | Dr. Patrick Graichen 22
Grundmodell für ein EEG 3.0: Kapazitätsprämien plus Erlöse aus Stromverkauf und Systemdienstleistungen Prognose: 5,8 bis 6,0 ct/kWh Quelle: Öko-Institut (2014): EEG 3.0 Berlin, Januar 2015 | Dr. Patrick Graichen 23
Zur Begrenzung des Strompreis-Risikos sollte ein Risiko-Bandbreiten-Mechanismus eingeführt werden Quelle: Öko-Institut (2014): EEG 3.0 Berlin, Januar 2015 | Dr. Patrick Graichen 24
Die Kapazitätszahlung wird auf Basis von systemdienlicher Kapazität berechnet 2.0 90 Die 10% höchsten und die 10% niedrigsten Standard-Anlage 1.8 Einspeisespitze um 75% 80 stündlichen höher Einspeiseleistungen (im Jahr) Optimierte Anlage 1.6 werden nicht berücksichtigt. Der Mittelwert der 70 Preis-Dezile (2015) 1.4 Einspeisung für die verbleibenden 80% bildet die Bezugsbasis 13% der Erzeugung in für die Kapazitätsprämie. 60 Strompreis (€ / MWh) 1.2 werthaltigere Stunden Weniger verschobenSpitzeneinspeisung und gleich- Leistung (MW) 50 1.0 mäßigeres Produktionsprofil werden honoriert. Die Anreize zur systemdienlichen Auslegung 40 0.8 werden (deutlich) verstärkt. 30 0.6 20 0.4 0.2 10 0.0 0 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% Anteil der Jahresstunden Berlin, Januar 2015 | Dr. Patrick Graichen Quelle: Matthes 2014 25
Fazit und offene Fragen • Nach dem EEG 2.0 kommt das EEG 3.0: Wie können und sollen Ausschreibungen ausgestaltet werden? • EEG 3.0: Wann kommt der Schritt zur Finanzierung von Kapazitäten statt Kilowattstunden? • Investitionssicherheit und Bürgerenergie: • Welche Risiken kann wer wann tragen? • Eigene Marktregeln für regionalen Ökostrom? • Wie viel Neuerungen kann der Markt wann akzeptieren? Berlin, Januar 2015 | Dr. Patrick Graichen 26
Was macht die Energiewende aktuell? Stromerzeugung, -nachfrage, Import / Export, Preise immer aktuell unter www.agora- energiewende.de Berlin, Januar 2015 | Dr. Patrick Graichen 27
Agora Energiewende T +49 (0)30 284 49 01-00 Rosenstraße 2 F +49 (0)30 284 49 01-29 10178 Berlin www.agora-energiewende.de Alle Informationen auch zum Download unter www.agora-energiewende.de Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Kommentare sind herzlich willkommen: daniel.fuerstenwerth@agora-energiewende.de Agora Energiewende ist eine gemeinsame Initiative der Stiftung Mercator und der European Climate Foundation im Rahmen der Smart Energy for Europe Platform (SEFEP) Berlin, Januar 2015 | Dr. Patrick Graichen 28
Sie können auch lesen