Zeitkosten bei Kosten-Nutzen-Analysen aktueller NÖ Straßenprojekte - Univ.-Prof. Mag. Dr. Wilfried Schönbäck Dipl.-Ing. Bernhard Beschorner
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FSV – Arbeitsausschuss Wirtschaftlichkeit und Finanzierung Zeitkosten bei Kosten-Nutzen-Analysen aktueller NÖ Straßenprojekte Univ.-Prof. Mag. Dr. Wilfried Schönbäck Dipl.-Ing. Bernhard Beschorner Wien, 13.03.2006
Aufgabenstellung des Projekts ... ... und Relevanz zum Thema „Zeitkosten“ (1) Aufgabenstellung KNA für 3 Straßenprojekte ¾ Traisental Straße (Beispiele beziehen sich auf diese Straße) ¾ Weinviertler Straße ¾ Marchfeldschnellstraße Basis SP–V–Umweltberichte Kritisches Hinterfragen der Richtlinien, Mengenangaben, Grundlagen 2
Aufgabenstellung des Projekts ... ... und Relevanz zum Thema „Zeitkosten“ (2) Themenrelevanz: Î Aspekte mit inhaltlicher Nähe zum Thema „Zeitkosten“ Zeitkostensätze ¾ Personenverkehr geschäftlich ¾ Personenverkehr privat ¾ Güterverkehr Mengengerüst ¾ Berücksichtigung Wochenendverkehr ¾ Beschränkung auf inländische Verkehrsteilnehmer Î Weitere methodische und empirische Untersuchungen ¾ Neuverkehr, Unterscheidung Inland/Ausland, Mengengerüst 3
Ausgangssituation: Zeitkostensätze SP-V-Richtlinie (und SP-V-Leitfaden) Tabelle 1: Zeitkostensätze nach RVS 2.22 Zeitkostensatza) Personenverkehr geschäftlich 8,50 EUR/Pers.h privat 1,53 EUR/Pers.h Güterverkehr LKW 21,08 EUR/Kfz.h LKW-Zug 30,52 EUR/Kfz.h a) Preisbasis 2000. Quelle: FSV, 2002 ¾ Methodische Basis: EWS 1997 (deutsche Richtlinie). ¾ EWS-Zeitkostensätze basieren auf sehr groben Annahmen. Methodologie ist nicht konform mit Definitionen der volksw. Gesamtrechnung, auf die sie sich stützt: ¾ Inkorrekt: VGR enthält (fast) ausschließlich im Rahmen der Erwerbsarbeit erbrachte Leistungen sowie Kapitalerträge (Zinserträge, Mieterlöse). ¾ Verglichen mit anderen Ländern RVS [A], SP-V [A] und EWS [D] verwenden viel geringere Zeitkostensätze. ¾ Auch in Österreich und Deutschland wurden bereits höhere Kostensätze angewendet (z.B. BVWP [D]). 4
Zeitkostensatz Geschäftsverkehr (1) auf Basis des Kosteneinsparungsansatzes Vereinfachte Definition: Geschäftsverkehr = Personenverkehr während der Arbeitszeit Kosteneinsparungsansatz: Schattenpreis für den Faktor Arbeit, setzt sich zusammen aus: ¾ Bruttolohn der in der Arbeitszeit mobilen Personen(gruppen), aus VGR ¾ Lohnnebenkosten ¾ Personalabhängige, direkt zuordenbare Verwaltungskosten (z.B. Reisedisposition, Personalabteilung) Grundannahmen: ¾ Lohn + Lohnnebenkosten entsprechen den Opportunitätskosten des Faktors Arbeit (für den Arbeitgeber) [Æ nur bei Vollbeschäftigung] ¾ eingesparte Zeit wird in gleichem Ausmaß wieder für Berufsfahrten eingesetzt (v.a. Berufsfahrer, Vertreter, etc.) oder für Tätigkeiten, deren ökonomischer Wert dem Wert der Zeiteinsparung entspricht. ¾ übertragbar Geschäftsverkehr von Selbständigen 5
Zeitkostensatz Geschäftsverkehr (2) auf Basis des Kosteneinsparungsansatzes Ermittlung des Zeitkostensatzes für Fahrten in der Arbeitszeit (2005) Arbeitnehmer- Anteile Arbeitnehmer- div. Lohnneben- a) Arbeitskosten pro entgelt und Mittlere Arbeitszeit [h] Verkehrsleistung entgelta) kosten Stunde Lohnnebenkosten Geschäftsverkehr [EUR/a] [EUR/a] pro Woche pro Jahr [EUR/h] Gesamt 38.749 2.945 41.694 36,6 1.625 25,65 Männer 45.212 3.437 48.648 39,5 1.750 27,80 87% Frauen 31.700 2.410 34.110 33,1 1.468 23,24 13% Mittelwert, gewichtet nach Verkehrsleistung im Geschäftsverkehr 27,22 b) inkl. personalabhängige Verwaltunskosten 28,03 a) VGR-Definition, inkl. Sachleistung und Dienstgeberbeitrag zur SV b) Annahme: 3% der Arbeitskosten Quelle: Statistik Austria (VGR, Lohnsteuerstatistik); Herry et al., 2002; eigene Berechnungen, 2005. 6
Zeitkostensatz Geschäftsverkehr (2) auf Basis des Kosteneinsparungsansatzes Lohnniveau / Arbeitskosten der Reisenden im Geschäftsverkehr? ¾ Österreich: wenig Empirie ¾ Schweiz: Mikrozensus Verkehrsverhalten 2000 Mittlere Anzahl Geschäftswege und Dienstfahrten - Wege pro Tag Total höher als Fr. 14'000.-- Monatliches Haushaltseinkommen brutto (12 Monate) zwischen Fr. 12'001.-- und Fr. 14'000.-- zwischen Fr. 10'001.-- und Fr. 12'000.- zwischen Fr. 8'001.-- und Fr. 10'000.-- zwischen Fr. 6'001.-- und Fr. 8'000.-- zwischen Fr. 4'001.-- und Fr. 6'000.-- Schweiz – Mikrozensus Verkehr zwischen Fr. 2'000.-- und Fr. 4'000.-- Unter Fr. 2000.-- ¾ Höhere Einkommensgruppen legen statistisch mehr Wege im keine Angabe Geschäftsverkehr zurück. weiss nicht 0 0,05 0,1 0,15 0,2 0,25 Wege pro Tag Quelle: Mikrozensus Verkehrsverhalten 2000 - Hintergrundbericht zu "Mobilität in der Schweiz" 7
Zeitkostensatz Geschäftsverkehr (2) auf Basis des Kosteneinsparungsansatzes Ermittlung des Zeitkostensatzes für Fahrten in der Arbeitszeit (2005) Arbeitnehmer- Anteile Arbeitnehmer- div. Lohnneben- a) Arbeitskosten pro entgelt und Mittlere Arbeitszeit [h] Verkehrsleistung entgelta) kosten Stunde Lohnnebenkosten Geschäftsverkehr [EUR/a] [EUR/a] pro Woche pro Jahr [EUR/h] Gesamt 38.749 2.945 41.694 36,6 1.625 25,65 Männer 45.212 3.437 48.648 39,5 1.750 27,80 87% Frauen 31.700 2.410 34.110 33,1 1.468 23,24 13% Mittelwert, gewichtet nach Verkehrsleistung im Geschäftsverkehr 27,22 b) inkl. personalabhängige Verwaltunskosten 28,03 a) VGR-Definition, inkl. Sachleistung und Dienstgeberbeitrag zur SV b) Annahme: 3% der Arbeitskosten Quelle: Statistik Austria (VGR, Lohnsteuerstatistik); Herry et al., 2002; eigene Berechnungen, 2005. 8
Zeitkostensatz privater Personenverkehr Übertragung von Werten aus dem Ausland Großbritannien Schweiz Zeitkostensätze für die Schweiz, 2003 in EUR, kaufkraftbereinigt Preisbasis 2002. 1 GBP = 1,45428 EUR (Mittelwert 09/2004-08/2005). Quelle: TAG Unit 3.5.4 Übertragung auf Österreich: Zeitkostensatz: 6,12 EUR/Pers-h 9
Zeitkostensatz Güterverkehr (noch nicht enthalten Dienstgeberbeitrag zur SV und weitere Lohnnebenkosten) Fahrerkosten machen etwa 1/3 der Gesamtkosten aus (vgl. Herry, 2001) ¾ gleiche Größenordnung wie Kostensätze RVS 2.22 (21,08 EUR/h LKW; 30,52 EUR/h LKW-Zug) ¾ kein akuter Anpassungsbedarf bei den Zeitkostensätzen im Güterverkehr 10
Mengengerüst Berücksichtigung Wochenendverkehr Anteil der Wochentage an der Jahresfahrleistung Wochenendverkehr: ¾ PKW > 25% der Jahresfahrleistung ¾ LKW > 10% der Jahresfahrleistung Quelle: Autom. Straßenverkehrszählung Quelle: Automatische Straßenverkehrszählung Geschäftsverkehrsanteil am Wochenende - Annahmen: Standardfall: Werktags 15%, samstags 5%, sonntags 1,5% (Traisental: Werktags 9,9%, samstags 3,3%, sonntags 0,99%) Anteil am Wert der Reisezeiteinsparung Monetärer Wert der Reisezeit- Wochen einsparungen am Wochenende: ende 10,8 Mio € ¾ Traisental Straße: 19% 47,0 Mio € 19% des Wertes der gesamten jährlichen Reisezeiteinsparung Werktags 81% Quelle: Eigene Berechnungen, IFIP, 2006 11
Weitere methodische und empirische Untersuchungen KNA-Methodik Bewertung der Neuverkehrsleistung Bei den internen Nutzen (Zeiteinsparung, Wohlfahrtsgewinn Neuverkehr) wurden nur der inländischen Verkehrsteilnehmer in Bewertung einbezogen (als Nutzentransfer an das Ausland zu betrachten) ¾ Annahme: Anteile ausländ. Fahrzeuge: PKW 10%, LKW 25% (zum Vergleich: ASFINAG-Netz: LKW 43% ausländ. Fzge) Mauteinnahmen der ausländischen Fahrzeuge als neue Nutzenkategorie (=Nutzentransfer aus dem Ausland) Mengengerüst 2 von 3 Mengengerüsten der zugrunde liegenden Verkehrsmodelle für die SP-V enthielten zu geringe Reisezeitsummen im LKW-Verkehr (auf Grund unplausibel hoher LKW-Geschwindigkeiten) Sensitivitätsanalyse: Diskontierungszinssatz Kostensatz CO2-Emissionen (Marktpreis europ. Emissionshandel ~23,- EUR/t) Höhere Unfallkostesätze (z.B. INFRAS/IWW 2004) Geringere Unfallraten Variationen im Mengengerüst: Wochenendverkehr; Besetzungsgrad; Anteil Ausländische Fahrzeuge 12
Einfluss auf Bewertungsergebnis (1) Zeitkostensätze RVS 2.22 Traisental Straße Bewertung nach Bewertung mit verbesserter Methodik RVS 2.22 Zeitkostensätzen Kosten in Mio. EUR/a Nutzen in Mio. EUR/a -20 -10 0 10 20 30 40 Investitionskosten (annusiert) Betriebs- und Erhaltungskosten Eingesparte Zeitkosten Wohlfahrtsgewinn induzierter Verkehr Eingesparte Unfallkosten Luftschadstoffkosten CO2-Vermeidungskosten Eingesparte Lärmkosten Mauteinnahmen ausländischer Fahrzeuge Summe Kosten Summe Nutzen Saldo Ausländische Kfz: 25% der LKW, 10% der PKW NKD-PJ(2020) = 16,67 Mio. EUR/a Zeitkostensätze: RVS 2.22 Interne Nutzen exkludiert dafür LKW-Maut als NKV-PJ(2020) = 1,99 Transfer aus dem Ausland. Alle Werte real, Preisbasis 2005. 13
Einfluss auf Bewertungsergebnis (2) Überarbeitete Zeitkostensätze Traisental Straße Bewertung mit überarbeiteten Bewertung Zeitkostensätzen nach verbesserter Methodik Kosten in Mio. EUR/a Nutzen in Mio. EUR/a -30 -20 -10 0 10 20 30 40 50 60 70 Investitionskosten (annusiert) Betriebs- und Erhaltungskosten Eingesparte Zeitkosten Wohlfahrtsgewinn induzierter Verkehr Eingesparte Unfallkosten Luftschadstoffkosten CO2-Vermeidungskosten Eingesparte Lärmkosten Mauteinnahmen ausländischer Fahrzeuge Summe Kosten Summe Nutzen Saldo Basisvariante überarbeitete Methodik Ausländische Kfz: 25% der LKW, 10% der PKW NKD-PJ(2020) = 45,34 Mio. EUR/a und Kostensätze: Interne Nutzen exkludiert dafür LKW-Maut als NKV-PJ(2020) = 3,68 Zeitkostensätze: IFIP 2005 Transfer aus dem Ausland. Alle Werte real, Preisbasis 2005. 14
Einfluss auf Bewertungsergebnis (3) Anteile am Gesamtwert der Reisezeiteinsparung, nach Verkehrsarten Traisental Straße Zeitkostensätze RVS 2.22 Überarbeitete Zeitkostensätzen, IFIP 2006 Personenverkehr geschäftlich Personenverkehr 10% geschäftlich 17% Personenverkehr privat LKW-Verkehr 21% 45% LKW-Verkehr 69% Personenverkehr privat 38% *) Annahme: 25% der LKW und 10% der PKW im Ausland zugelassen; verbesserte Zeitkostensätze. 15
Sensitivitätsanalyse Traisental Straße 16
Empfehlungen für künftige Bewertungen und Richtlinien ¾ Bewertungsrahmen KNA - Interne Nutz-Effekte nur für inländische Verkehrsteilnehmer (in Ergänzung zu den gesamten internen Effekten der in- und ausländischen Verkehrsteilnehmer) ¾ Reisezeiteinsparungen - Differenzierte Modellierung der Verkehrsmengen – Verkehrszwecke (15% Geschäftsverkehrsanteil [werktags], nur wenn keine besseren, lokalen Daten vorhanden sind) – „Nationalität“ (= Zulassungsland des Fahrzeugs) – Besetzungsgrad - Explizite Empfehlung für Berücksichtigung des Wochenendverkehrs ¾ Verkehrsmodell - Kalibrierung der Verkehrsumlegung, nicht nur an Querschnittsbelastungen, sondern auch an der Reisezeitsumme (z.B. anhand von Befragungsdaten) - zumindest Plausibilisierung der Reisezeitsumme 17
Quellen FSV – Österreichische Forschungsgemeinschaft Straße und Verkehr, RVS 2.22, Nutzen-Kosten- Untersuchungen im Verkehrswesen, Wien, 2002. FGSV – Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen, Empfehlungen für Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen an Straßen (EWS), Aktualisierung der RAS-W ’86, Entwurf, 1997a. FGSV – Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen, Kommentar zum Entwurf, Empfehlungen für Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen an Straßen (EWS), Aktualisierung der RAS-W ’86, 1997b. Herry, Transportpreise und Transportkosten der verschiedenen Verkehrsträger im Güterverkehr, Arbeiterkammer (Hrsg.), 2001 Herry, M., et al., Verkehr in Zahlen, Österreich, Ausgabe 2002, Wien, 2002. König, A./Axhausen, K. W./Abay, G., Zeitkostenansätze im Personenverkehr, Forschungauftrag Nr. 2001/534 auf Antrag der Vereinigung Schweizerischer Verkehrsingenieure (SVI), Eingenössisches Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation, Bundesamt für Straßen, Zürich 2004. Mackie, P.J., et al., Values of Travel Time Savings in the UK, Report to Department for Transport, Institute for Transport Studies, University of Leeds in association with John Bates Services, 2003. Mishan, E.J., Cost-Benefit Analysis, An Informal Introduction, Fourth Edition, London, 1988. Prem, et al., Traisental Straße, Strategische Prüfung im Verkehrsbereich, Umweltbericht; Amt der Niederösterreichischen Landesregierung Gruppe Raumordnung, Umwelt und Verkehr, Abteilung Gesamtverkehrsangelegenheiten(Hrsg.), Sankt Pölten, 2005. Sammer, G., et al., Beurteilungsleitfaden für die Strategische Prüfung von neuer hochrangiger Verkehrsinfrastruktur (SP-V-Beurteilungsleitfaden), Vorläufige Version, Stand,31.5.2005, Wien-Graz, Mai 2005. Snizek, S., et al., Handbuch Entscheidungshilfen, Nutzen-Kosten-Untersuchung in der Bundestrassenplanung, Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie(Hrsg.), Straßenforschung, Heft 514, Wien, 2001. Transport Analysis Guidance (TAG), Transport User Benefit Calculation, TAG Unit 3.5.3, London, April 2004. Transport Analysis Guidance (TAG), Cost Benefit Analysis, TAG Unit 3.5.4, London, April 2004. 18
Danke für Ihre Aufmerksamkeit! Dipl.-Ing. Bernhard Beschorner bernhard.beschorner@tuwien.ac.at Tel: 01-58801-26720 Univ.-Prof. Mag. Dr. Wilfried Schönbäck wilfried.schoenbaeck@tuwien.ac.at Tel: 01-58801-26714 19
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