EILDIENST 4 /2018 - Aus dem Inhalt: Landräte sprechen mit NRW-Finanzminister Lutz Lienenkämper - Landkreistag NRW
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EILDIENST 4 /2018 Aus dem Inhalt: ● Landräte sprechen mit NRW-Finanzminister Lutz Lienenkämper ● Justizminister Peter Biesenbach: Zur rechtspolitischen Agenda der NRW-Landesregierung ● Schwerpunkt: Regionale Bildungsnetzwerke
EILDIENST 4/2018 Auf ein Wort Abkehr von „Hartz IV“ – neue Perspektiven für Arbeitsuchende? Wer den Koalitionsvertag der Großen Koalition aufmerksam gelesen hat, durfte mit Verwunderung feststellen, wie schnell nach dessen Unterzeichnung eine Diskussion um eine grundlegende Reform der Grundsicherung für Arbeit suchende („Hartz IV“) angestoßen wurde. Nur in wenigen, kurzen Sätzen, die zudem viel Interpretationsspielraum lassen, sind dort die Pläne der neuen Bundesregierung für die Grundsicherung für Arbeitsuchende beschrieben: Mit einem „ganzheitlichen Ansatz“ solle „die Qualifizierung, Vermittlung und Reintegration von Langzeitarbeitslosen in den Arbeitsmarkt“ vorangetrieben werden. Teilhabe wolle man sowohl am ersten als auch am sozialen Arbeits markt ermöglichen. Dazu solle es ein „neues unbürokratisches Regelinstrument im Sozialgesetzbuch II“ geben, an dem bis zu 150.000 langzeitarbeitslose Men schen beteiligt werden könnten. Will die neue Bundesregierung also die – von den kommunalen Spitzenverbänden schon lange geforderte – Schaffung eines sozialen Arbeitsmarktes in Angriff nehmen? Und wie verhält sich dazu der Vorschlag, ein solidarisches Grundeinkommen zu etablieren? Das Ziel ist klar: Langzeit arbeitslose sollen im gemeinnützigen Bereich beschäftigt werden und für ihre Tätigkeit anstelle von „Hartz IV“ den Mindestlohn erhalten. Es geht mithin um einen staatlich geförderten Arbeitsmarkt und man erinnert sich an die frühe ren Ein-Euro-Jobs. Wie das finanziert wird und wie – insbesondere innerhalb der kommunalen Daseinsvorsorge – die erforderlichen Arbeitsangebote gefunden werden sollen, ohne reguläre Arbeitsplätze zu gefährden, bleibt bei der bisherigen Debatte vollkommen außen vor. Das solidarische Grundeinkommen ist also nicht die Lösung. Die beiden Reformideen sind sehr verschieden. Gemeinsam aber ist beiden, dass sie erhebliche Auswirkungen auf das jetzige System, wenn nicht sogar eine Abschaffung von „Hartz IV“ bedeuten würden. Es ist es gut und richtig, dass die neue Bundesregierung ihre Arbeit engagiert aufnimmt und dabei ihr Augenmerk auf die Grundsicherung für Arbeitsuchende lenkt. Als das SGB II – nach wie vor immer noch besser bekannt als Hartz IV – eingeführt wurde, herrschten in Deutschland ganz andere Rahmenbedingungen als jetzt. Es gab mehr als fünf Millionen Arbeitslose, die Staatsverschuldung stieg rapide. Nun – fast 15 Jahre später – gibt es in einigen Regionen Deutschlands nahezu Vollbeschäftigung. Auch die Prognosen für den ersten Arbeitsmarkt sind grundsätzlich positiv und die Bundesagentur für Arbeit rechnet mit vielen zusätzlichen sozialversicherungspflichtigen Jobs. Nach Einschät zung von Arbeitsmarktforschern wird 2018 – dank der anhaltend starken Konjunktur – die Arbeitslosigkeit deutlich stärker sinken als zunächst angenommen. Andererseits brechen ganze Branchen weg, die Digitalisierung wird die Arbeitswelt zunehmend verändern und auch die Flüchtlingszuwanderung stellt eine große Herausforderung dar. Und nach wie vor ist die verfestigte Langzeitarbeitslosigkeit eine der größten sozialpolitischen Herausforderungen. Besonders in NRW hat der Personenkreis der Langzeitarbeitslosen von der positiven Arbeitsmarktentwicklung nicht profitiert. Hier ist der Anteil der Langzeitarbeitslosen an allen Arbeitslosen mit 43 Prozent signifikant hoch – er liegt sieben Prozent über dem Bundesdurchschnitt. Dies alles zeigt, dass es neuer Ideen und Ansätze bedarf! Dabei sollte aber auch Bewährtes nicht aus den Augen ver loren werden. Insbesondere der Grundsatz von „Fördern und Fordern“ im SGB II hat sich in der Arbeit der Jobcenter bewährt. Ein solidarisches Grundeinkommen würde dies grundsätzlich unterlaufen. Die kommunalen Spitzenverbände haben in den Reformprozessen der letzten Jahre viele Verbesserungsvorschläge formuliert, damit aber oftmals kein Gehör gefunden. Es bedarf – um nur einige Punkte zu nennen – eines sozialen Arbeitsmarktes, der Vereinfachung von Arbeitsgelegenheiten, der Rechtsvereinfachung im SGB II und der Verbesserung der Mittelausstattung der Job center. Einige Ansätze im Koalitionsvertrag machen Hoffnung, dass die Bundesregierung den richtigen Weg ein schlagen will. Dabei muss sie aber auch die Praxis mitnehmen. Die Jobcenter sind sich ihrer Verantwortung für die Langzeitarbeits losen bewusst und ergreifen diese engagiert. Gerade ihr Know-how muss im weiteren Prozess berücksichtigt werden. Mit einem Schnellschuss am grünen Tisch hingegen ist weder den Betroffenen noch den Jobcentern geholfen! Dr. Martin Klein Hauptgeschäftsführer des Landkreistages Nordrhein-Westfalen 149
Inhalt EILDIENST 4/2018 Kavalleriestraße 8 AUF EIN WORT 149 40213 Düsseldorf ______________________________________________________________ Telefon 0211/ 300 491-0 Telefax 02 11/ 300 491-660 E-Mail: presse@lkt-nrw.de Internet: www.lkt-nrw.de AUS DEM LANDKREISTAG Vorstand: IMPRESSUM Landräte sprechen mit NRW-Finanzminister Lutz Lienenkämper 153 EILDIENST – Monatszeitschrift ______________________________________________________________ des Landkreistages Nordrhein-Westfalen THEMA AKTUELL Herausgeber: Hauptgeschäftsführer Dr. Martin Klein Justizminister Peter Biesenbach: Zur rechtspolitischen Agenda der NRW-Landesregierung 154 Redaktion: Erster Beigeordneter Dr. Marco Kuhn Beigeordneter Martin Schenkelberg ______________________________________________________________ Hauptreferent Dr. Markus Faber Referentin Dr. Andrea Garrelmann Referentin Dorothée Heimann Referent Thomas Krämer Pressereferentin Rosa Moya Referent Dr. André Weßling SCHWERPUNKT: Hauptreferent Dr. Kai Zentara Regionale Bildungsznetzwerke Quelle Titelbild: Erika Schmidt, FotoRika Schulministerin Yvonne Gebauer: Redaktionsassistenz: Gemeinsam für beste Bildung in Nordrhein-Westfalen 155 Gaby Drommershausen ______________________________________________________________ Astrid Hälker Heike Schützmann Kooperationsmodell für Sport und Ganztag 157 Herstellung: ______________________________________________________________ ALBERSDRUCK GMBH & CO KG Leichlinger Straße 11 40591 Düsseldorf Regionales Bildungsmanagement www.albersdruck.de für den Übergang in die weiterführenden Schulen 159 ______________________________________________________________ ISSN 1860-3319 Kinderschutz vernetzt – Schule, Jugendhilfe und Gesundheit ziehen an einem Strang 161 ______________________________________________________________ MINT-NetzEN – MINT Förderung im Regionalen Bildungsnetzwerk EN 163 ______________________________________________________________ Integration durch Bildung – Passgenaue Bildungsangebote für Neuzugewanderte 165 Kreise in Nordrhein-Westfalen ______________________________________________________________ 150
EILDIENST 4/2018 Inhalt Schule und digitale Bildung – ein Kooperationsprojekt für Schulen und Kommunen 166 ______________________________________________________________ Projekt „Kita & Co“ – Von der Kita in die Grundschule 168 ______________________________________________________________ Digitale Bildung – Vom Medienzentrum zur kooperativen Medienbildungsagentur 170 ______________________________________________________________ Das Bewegungsabzeichen „Benni und Frida“ 172 ______________________________________________________________ Fünf Jahre Regionales Bildungsnetzwerk Kreis Mettmann 174 ______________________________________________________________ Von abgeschotteten Daten zu gezielten Angeboten 177 ______________________________________________________________ Bildungsmonitoring und Bildungsmanagement 178 ______________________________________________________________ Integration beginnt dort, wo Menschen sich begegnen – Bildungsbotschafter helfen 180 ______________________________________________________________ Leitbild, Monitoring, Berichte und Vernetzung als Basis des Regionalen Bildungsnetzwerkes 182 ______________________________________________________________ Der Medienkompetenzrahmen NRW – Bezugspunkt für systematische Aktivitäten 184 ______________________________________________________________ Mit den LekkerWissen-YouTubern Simon und Eduard: Jugendliche produzieren Videoclips 187 ______________________________________________________________ Pfiffikus+ fördert forschendes Lernen 189 ______________________________________________________________ Bildung verbindet – Zehn Jahre Regionales Bildungsnetzwerk im Kreis Warendorf 192 ______________________________________________________________ 151
Inhalt EILDIENST 4/2018 THEMA Endlich tragen wir den gleichen Namen! 194 ______________________________________________________________ DAS PORTRÄT Landrat Dr. Klaus Effing: Den Kreis Steinfurt als Wirtschafts- und Lebensstandort stärken 196 ______________________________________________________________ IM FOKUS Aus dem konzeptionellen Dornröschenschlaf erweckt – Die „WasserBurgenWelt“ und Burg Vischering 198 ______________________________________________________________ KURZNACHRICHTEN 200 ______________________________________________________________ PERSÖNLICHES 212 ______________________________________________________________ HINWEISE AUF VERÖFFENTLICHUNGEN 213 ______________________________________________________________ 152
EILDIENST 4/2018 Aus dem Landkreistag Vorstand des LKT NRW am 13.03.2018 – Landräte sprechen mit NRW-Finanzminister Lutz Lienenkämper Die nordrhein-westfälischen Landräte haben sich in ihrer jüngsten Vorstandsitzung mit den Plänen der Großen Koali- tion in Berlin befasst und mit NRW-Finanzminister Lutz Lienenkämper über finanzpolitische Fragen auf Landes- und Bundesebene ausgetauscht. D ie Koalitionsvereinbarung von CDU, CSU und SPD auf Bundesebene stand im Fokus der Vorstandssitzung des LKT NRW und bestimmte das Gespräch der Landräte mit NRW-Finanzminister Lutz Lienenkämper. Nach Ansicht der Landrä- te ist die Finanzplanung der neugebilde- ten Bundesregierung nicht ausreichend. „Im Koalitionsvertrag von Union und SPD werden zu wenig real zu erwartende Aus- gaben eingepreist“, bewertete LKT-NRW- Hauptgeschäftsführer, Dr. Martin Klein, die Finanzplanung für die Kommunen betreffenden Maßnahmen aus dem Koali- tionsvertrag von Union und SPD. Das zeige sich beispielsweise an der Finanzplanung zur Unterstützung und Entlastung der Kommunen zur Bewältigung der Folgen des Flüchtlingsstroms und der Integration von Migranten. Dafür sehe der Koalitions- vertrag insgesamt acht Milliarden Euro bis 2021 vor. „Das Geld wird nicht reichen“, betonte auch LKT NRW-Präsident, Land- rat Thomas Hendele (Kreis Mettmann), in Anbetracht der bisherigen tatsächlichen Kostenentwicklung. Für das Jahr 2017 hat das BMAS allein für die Erstattung von Kosten der Unterkunft (KdU) vorläu- fig eine Summe von über 1,66 Milliarden Euro berechnet. Die pauschale Bundesun- Das Präsidium des LKT NRW mit Finanzminister Lutz Lienenkämper MdL (Bildmitte). terstützung für die Kosten für unbegleitete Quelle: LKT NRW minderjährige Flüchtlinge belief sich im sel- ben Jahr auf 360 Millionen Euro. Und für zu refinanzieren. Zu diesem Zweck müsse Glasfaserausbau, aber auch hinsichtlich die Integrationsarbeit der Kommunen gab die mittelfristige Finanzplanung auf Bun- der Entlastung der Kommunen angesichts es bislang eine jährliche Bundesunterstüt- desebene zügig aktualisiert und mögliche steigender Sozialkosten. Zudem kündigte zung von zwei Milliarden Euro. Der Deut- Finanzlücken zulasten der Kommunen vor- er an, dass die in Aussicht gestellten 100 sche Landkreistag prognostiziert daher rangig geschlossen werden. Millionen Euro als Anteil an der Integra einen notwendigen Mehrbelastungsaus- Als positiv bewertete Klein, dass erstmals tionspauschale in Kürze an die Kommunen gleich bei den Flüchtlingskosten in Höhe der Konnexitätsgrundsatz „wer bestellt, verteilt werden sollten. Ein Gesetzentwurf von mindestens 14,5 Milliarden Euro bis bezahlt“ im Koalitionsvertrag auf Bundes- liegt allerdings noch nicht vor. Ende 2021. ebene aufgeführt werde. Dennoch stelle Über das Ministergespräch hinaus berieten Neben den realitätsfernen Hochrechnun- sich die Frage, welche zusätzlichen Finanz- sich die Landräte über weitere kommunale gen des Bundes für Unterstützungs- und mittel bereitgestellt werden könnten, um Themen. So beschloss der Vorstand, sich Entlastungsmaßnahmen zugunsten der dieses Ziel zu erreichen. für den Erhalt der Zuständigkeit der ört Kommunen kritisierten die Landräte auch Im Gespräch mit NRW-Finanzminister Lutz lilchen Ebene bei der ambulanten Einglie- die aufgeführten Unbekannten in der Lienenkämpfer forderten daher die Land- derungshilfe für Kinder in den Kommunen Finanzplanung, wie etwa die G5-Verstei- räte die Unterstützung der Landesregie- einzusetzen, so vor allem im Bereich der gerung zur Breitbandfinanzierung. „Es ist rung, um die Interessen der NRW-Kom- Frühförderung. Die Kreise kümmern sich unklar, was die Versteigerung einbringt munen beim Bund geltend zu machen, seit vielen Jahren um Kinder mit Behin- und ob das Geld tatsächlich reicht.“ so wie es im NRW-Koalitionsvertrag von derung oder drohender Behinderung und Daher bekräftigte der Vorstand des LKT CDU und FDP angekündigt wird. Lienen- ihre Eltern auf dem Weg in ein selbstbe- NRW die Forderung an die neue Bundes- kämper bestätigte, es bestehe Handlungs- stimmtes Leben von Geburt an bis zum regierung, die für die kommunale Ebene bedarf mit Blick auf Berlin. Dies gelte etwa erfolgreichen Schulabschluss. Dabei arbei- vorgesehenen Unterstützungs- und Ent- in Bezug auf die Anschlussfinanzierung der ten Sozial-, Jugend-, Gesundheitsamt und lastungsmaßnahmen in vollem Umfang Integrationspauschale und den Fonds zum Kindertagesstätten sowie Schulen Hand in 153
Aus dem Landkreistag • Thema aktuell EILDIENST 4/2018 Hand auch mit ortsansässigen Ärzten und von Abweichungen nach unten. Zudem verfahren führe zu rechtlichen und wirt- Therapeuten. Zum Wohle der Betroffenen dürften bei der KiBiz-Novellierung keine schaftlichen Unsicherheiten für Bauherren, gelte es diese Vielfalt an Erfahrung und zusätzlichen finanziellen Belastungen für die im Zweifel mit repressiven Maßnahmen Ressourcen zu bewahren und die Träger- die Kommunen entstehen. Das Land müsse und erheblichen finanziellen Folgen für schaft der Eingliederungshilfe für die 0- bis aber vor allem eine Anschlussregelung für Bauherren verbunden seien. 6-Jährigen nicht an die Landschaftsverbän- die Übergangsfinanzierung der Kinder- Weitere Themen des Vorstands waren das de abzugeben, wie es die Landesregierung tagesbetreuung zum Ende des Kitajahres Urteil des Bundesverfassungsgerichts zu derzeit erwägt. 2018/19 sicherstellen. möglichen Dieselfahrverboten, die Novel- Auch die Novellierung des Kinderbildungs- Im Hinblick auf die Reform der Landesbau- lierung des Landespersonalvertretungs gesetzes (KiBiz) beschäftigte die Landräte. ordnung forderte der LKT NRW-Vorstand, gesetzes und die Tarifrunde 2018. Dabei sprachen sie sich für die Wiederein- das im aktuellen Gesetzentwurf enthaltene führung einer landeseinheitlichen Eltern- Freistellungsverfahren für bestimmte Bau- EILDIENST LKT NRW beitragstabelle aus mit der Möglichkeit vorhaben zu streichen. Ein Freistellungs- Nr. 4/April 2018 00.10.10 Justizminister Peter Biesenbach im FSI-Kuratorium: Zur rechtspolitischen Agenda der NRW-Landesregierung NRW-Justizminister Peter Biesenbach MdL stellte in der jüngsten Kuratoriumssitzung des Freiherr-vom-Stein-Instituts an der Universität Münster (FSI), der wissenschaftlichen Forschungsstelle des Landkreistages NRW, am 16.02.2018 die rechtspolitische Agenda der NRW-Landesregierung vor. Dabei betonte Biesenbach, wie wichtig es sei, eine „unverzüg- liche Rechtsprechung“ und „zügige Vollstreckung“ zu erzielen, und in diesem Zusammenhang auch die Digitalisierung der Justiz voranzubringen. bei dem alle Abteilung im Justizministerium für alle IT- Dienstzweige in Belange eingerichtet“, unterstrich Biesen- den Blick genom- bach. Zudem müsse die Justiz „am Puls men werden müs- der Zeit sein, ja geradezu vorausschauend sten, erklärte Bie- sein, um der fortschreitenden Technik den senbach die Pläne angemessenen Rechtsrahmen bereitzustel- der Landesregie- len“. Denn auch eine digitale Gesellschaft rung, die Berufe in benötige einen verlässlichen Rechtsrah- der Justiz attrak- men, damit Freiheit, Gleichheit, Demo- tiver zu gestal- kratie und Gerechtigkeit gewahrt bleiben. ten. Dazu zähle, Daher gehe eine Arbeitsgruppe „Digitaler Räumlichkeiten Neustart“ unter Federführung Nordrhein- zu modernisieren, Westfalens der Frage nach, ob gesetz die technische geberischer Handlungsbedarf besteht. Ausstattung zu Darüber hinaus will Minister Biesenbach verbessern, aber den Wirtschaftsstandort NRW durch eine auch die Arbeits- Internationalisierung und Spezialisierung zeitregelungen zu der Justiz stärken. Außerdem solle der optimieren und Verwaltungsrechtsschutz „schnell, bürger- Justizminister Peter Biesenbach MdL. Quelle: Land NRW/R. Sondermann die Möglichkeiten freundlich und konzentriert“ und beispiels- der beruflichen weise bei der Genehmigung von wich- T atsächlich ist die Zahl offener Gerichts- „ verfahren und vor allem deren Laufzei- ten sehr „hoch. Besonders dramatisch ist Weiterbildung und -entwicklung zu ver- stärken. „Als erster Schritt wurde daher beschlossen, den Vorbereitungsdienst tigen Infrastrukturprojekten in der Lage sein, schnell entscheiden zu können. Ziel der NRW-Landesregierung sei zudem die die Situation bei den Verwaltungsgerich- finanziell attraktiver zu gestalten“, nannte „Vollstreckung aus einer Hand“; dafür sol- ten“, sagte Biesenbach und kritisierte die Biesenbach als Beispiel. Hinzu kämen die len die Aufgaben der Vollziehungsbeam- Vorgängerregierung, personell nicht aus- duale Ausbildung für Justizfachangestellte tinnen und -beamten der Vollstreckungs- reichend gegengesteuert zu haben. Zudem und die Wiedereinführung eines zweijähri- behörden des Landes vollständig auf die werde die Zahl der Pensionierungen in den gen Vorbereitungsdienstes für die mittlere Gerichtsvollzieherinnen und Gerichtsvoll- kommenden Jahren ansteigen. „Wir wer- Qualifikationsebene. zieher übertragen werden. den die längst überfälligen organisatori- Auch die Digitalisierung der Justiz gelte „Eine der wichtigsten Kernaufgaben des schen Maßnahmen und erhebliche perso- es zu bewältigen: etwa die Eröffnung des Staates ist die Gewährleistung der inneren nelle Verstärkungen vornehmen.“ elektronischen Rechtsverkehrs und die und äußeren Sicherheit“, betonte Biesen- Dabei sei die Nachwuchsgewinnung ein Einführung der elektronischen Akte. „Wir bach. Daher wolle er in der Strafjustiz mehr zentrales Zukunftsthema der Justiz NRW, haben daher erstmals eine eigenständige Bürgernähe schaffen und unter ande- 154
EILDIENST 4/2018 Thema aktuell • Schwerpunkt rem zusätzliche Häuser des Jugendrechts men im Vordergrund stünden. Dies setze klar: Wir müssen generell deutlich früher einrichten. Auch solle der Opferschutz eine Änderung des Strafgesetzbuches vor- gegen Terrorverdächtige und Hassprediger gestärkt werden, indem bestehende Ange- aus. Immerhin verfügten 46 % der Ertapp- einschreiten.“ Darüber hinaus skizzierte bote offensiv bekannt gemacht und durch ten über keine hinreichenden Geldmittel, der Minister Aktivitäten seines Hauses zur staatliche Begleitmaßnahmen unterstützt um die Strafe zu bezahlen, so dass in NRW Stärkung der Abwehr von Cybercrime, also werden. „NRW hat seit dem 1. Dezember täglich etwa 1.000 Personen so genann- z.B. vor Betrug an Senioren per PC oder 2017 eine Opferschutzbeauftragte als zen- te Ersatzfreiheitsstrafen in Gefängnissen gezielte Operationen der Staatsanwalt- trale Anlaufstelle und Ansprechpartnerin verbüßen müssten. Ein Tag im Gefängnis schaft im sogenannten Darknet, etwa zur für Opfer von Straf- und Gewalttaten.“ koste den Steuerzahler indessen 131 Euro. Bekämpfung von Geldwäsche. Um die Justiz effizienter und schlagkräf- Jedes zehnte Urteil in Deutschland betreffe Im Anschluss an das Referat des Mini- tiger zu machen, solle das beschleunigte das Schwarzfahren. Zudem will der Justiz- sters fand eine angeregte Diskussion mit Verfahren stärker genutzt werden. Insbe- minister die Terrorbekämpfung professio- den Mitgliedern des FSI-Kuratoriums zu sondere reisende Straftäter könnten damit nalisieren. Dafür werde das Interdiszipli den Initiativen und Vorhaben des NRW- effektiver zur Rechenschaft gezogen wer- näre „Zentrum für interkulturelle Kompe- Justizministeriums statt, in deren Mittel- den. Ein besonderes Augenmerk lege das tenz der Justiz NRW“ eingerichtet, das sich punkt Fragen der Effektivität und Effizienz NRW-Justizministerium auf die Bekämp- unter anderem auch gezielt mit Fragen der des Rechtsschutzes, des Justizvollzugs, der fung der Finanzierungsquellen von organi- Extremismusbekämpfung und Deradika- Belastungssituation der einzelnen Gerichts- sierter Kriminalität und Terrorismus; dazu lisierung befassen soll. Um Straftaten mit zweige und der Entlastung der Justiz, der sei eine Task Force in der Zentralen Orga- terroristischem Hintergrund effektiv zu ver- Erhöhung der Attraktivität von Justizberu- nisationsstelle Vermögensabschöpfung in folgen werde man eine Zentralstelle bei der fen sowie Fragen der Juristenausbildung Hamm (ZOV) eingerichtet worden. Generalstaatsanwaltschaft in Düsseldorf insbesondere in Bezug auf die Gestaltung Zur Entlastung der Justiz schlägt der Mini- einrichten. „ZENTER NRW wird landes- des Referendariates standen. ster vor, das Schwarzfahren künftig nicht weit für die Terrorismusverfahren zustän- mehr als Straftat zu verfolgen, da hier zivil- dig sein und Verfahren gegen Gefährder EILDIENST LKT NRW rechtliche Ansprüche der ÖPNV-Unterneh- bündeln“, so Biesenbach. „Denn eines ist Nr. 4/April 2018 00.20.01.41 Gemeinsam für beste Bildung in Nordrhein-Westfalen Von Yvonne Gebauer MdL, Ministerin für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen, zu zehn Jahren Regionalen Bildungsnetzwerken. B este Bildung für unsere Kinder und Jugendlichen ist die Grundlage für die Zukunft unseres Landes. Ziel der Landes- Schulministerium abgeschlossen. Die Eva- luationen der Regionalen Bildungsnetz- werke in den vergangenen Jahren haben sehr unterstützt. Wir wollen auf Landes- ebene einen verlässlichen und fairen Rah- men schaffen und das Prinzip der Verant- regierung ist es, Bildungschancen für alle gezeigt, dass die Zusammenarbeit von den wortung vor Ort stärken. Kinder und Jugendlichen unabhängig von beteiligten Bildungseinrichtungen als sehr Aufstieg durch Bildung kann gelingen, ihrer Herkunft zu ermöglichen. Jedes Kind hilfreich für die eigene Arbeit wahrgenom- wenn von Anfang an die Bildungsbiogra- und jeder Jugendliche hat Talente, die es men wird. fien aller Kinder und Jugendlichen in einer gilt, bestmöglich zu fördern. Wir wollen Die Grundidee: Eigenverantwortliche Region unterstützt werden. Zum Beispiel mit vereinten Kräften erfolgreiche Bil- Schulen benötigen vor Ort ein Unterstüt- beim Übergang von der Kita in die Grund- dungsbiografien ermöglichen. zungssystem, das ihnen bei allen Fragen, schule, bei der Zusammenarbeit zwischen Mit dem Kooperationsvertrag zur Gestal- die über den Gestaltungsbereich der Ein- Schule und Jugendhilfe, beim Thema Prä- tung Regionaler Bildungsnetzwerke haben zelschule hinausgehen, zur Seite steht. vention oder bei der Gestaltung und beim das Schulministerium und die drei Kom- Regionale Bildungsbüros unterstützen die Ausbau des Ganztags. Ich freue mich, dass munalen Spitzenverbände bereits vor zehn Bildungseinrichtungen, indem sie Informa- viele Regionale Bildungsnetzwerke hier Jahren allen Kreisen und kreisfreien Städ- tionen beschaffen, verbindliche Abstim- ihren Arbeitsschwerpunkt gesetzt haben. ten ein verlässliches Angebot gemacht: mungsprozesse gestalten oder gemeinsa- Auf den Anfang kommt es an! Alle für gelingende Bildungsbiografien me Standards und Produkte erarbeiten. Viele Regionale Bildungsnetzwerke setzen Verantwortlichen in einer Region sollen Aus meiner Sicht ist die systematische einen Schwerpunkt auf individuelle Förde- entsprechend der regionalen Bedürfnisse Zusammenarbeit aller Kräfte in einer Ver- rung, beispielsweise im Programm „Vielfalt systematisch und verbindlich zusammen- antwortungsgemeinschaft für die Kin- fördern“. Sie arbeiten mit weiteren landes- arbeiten. Land und Kommune unterstüt- der und Jugendlichen in einer Region weiten Programmen zu Fragen der Inklusi- zen die Geschäftsstelle des Regionalen ein innovatives und zukunftsweisendes on, der Integration oder der erfolgreichen Bildungsnetzwerkes, die Regionalen Bil- Gestaltungsmodell. Neue Entwicklungen, Gestaltung des Übergangs Schule – Beruf dungsbüros, mit jeweils einer Stelle. Diese Probleme und Herausforderungen können zusammen. Diese Programme können nur strategisch und operativ unverzichtbare im Zusammenspiel aller Beteiligten vor Ort durch das Engagement und die Experti- Kooperation ist auf Dauer angelegt. sehr viel schneller erkannt werden. Diese se von den Verantwortlichen vor Ort mit 50 von 53 Kreisen und kreisfreien Städten Stärkung der Eigenverantwortung auf indi- begleitet und umgesetzt werden. Wichtig einschließlich der StädteRegion Aachen vidueller, institutioneller und regionaler ist, dass diese Programme – zu nennen haben bis heute den Vertrag mit dem Ebene wird von dieser Landesregierung sind hier neben den Regionalen Bildungs- 155
Schwerpunkt: Regionale Bildungsnetzwerke EILDIENST 4/2018 intensivieren. Deswegen freue ich mich sehr über die steigende Anzahl Regiona- ler Bildungsnetzwerke, die sich in diesem Handlungsfeld auch zusammen mit den „Zentren für Innovation“ engagieren. Und es ist meine Hoffnung, dass die zukünfti- gen Talentschulen in den guten Koopera- tionsstrukturen der Regionalen Bildungs- netzwerke auch in diesem Handlungsfeld teilhaben können. Grundprinzip der Regionalen Bildungs- netzwerke ist – und so soll es auch blei- ben – dass die Verantwortlichen vor Ort vereinbaren, welche Themen sie bearbei- ten. Manche Themen verändern so grund- legend die Gesellschaft, dass sie in allen Bildungseinrichtungen eine große Bedeu- tung entfalten. So ist es absehbar, dass das Thema „Bildung in der digitalisierten Welt“ in allen Bildungseinrichtungen und Kommunen eine zunehmend wichtigere Rolle einnimmt. Die Landesregierung will, dass junge Menschen ihr Leben in einer „digitalen Welt“ eigenverantwortlich und selbstbestimmt gestalten können. Dazu bedarf es einer gewaltigen gesellschaft- lichen Kraftanstrengung von Bund, Land und Kommunen. Das Land selbst verfolgt hier eine systema- tische und über die gesamte Legislaturperi- ode angelegte Strategie in drei Handlungs- feldern: 1. Alle Schulen sollen Zugang zu einer hervorragenden digitalen Infrastruktur haben, so dass ein nach pädagogischen Gesichtspunkten erfolgender Einsatz digitaler Medien im Unterricht aller Fächer möglich wird. 2. Allen Kindern und Jugendlichen müssen sowohl Medienkompetenz, Anwender- Yvonne Gebauer, Ministerin für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-West- kompetenzen als auch informatische falen. Quelle: MSB/ Susanne Klömpges Kompetenzen – also auch Grundkennt- nisse im Programmieren – vermittelt netzwerken zum Beispiel die Frühen Hilfen, pflichtet. Regionale Schulentwicklung: Das werden. Kommunale Präventionsketten, Kommu- ist sowohl eine Frage von quantitativen 3. Die digitalen Kompetenzen in der Leh- nale Integrationszentren, das Landesvor- Schulangeboten als auch die systematische reraus- und -fortbildung werden syste- haben „Kein Abschluss ohne Anschluss“ Verbesserung der Schulqualität aller Schu- matisch ausgebaut, um die Lehrkräfte – auf regionaler Ebene gut mit einander len in der ganzen Region. Wenn alle Bil- nachhaltig zu unterstützen. verzahnt werden, um einen größtmög dungseinrichtungen einbezogen werden, Richtig ist: Nur mit gut ausgestatteten lichen Beitrag für die Gestaltung erfolgrei- ist eine wichtige Voraussetzung für erfolg- Schulen lässt sich Zukunft gestalten. In den cher Bildungsbiografien zu leisten und um reiche Bildungsbiografien gegeben. nächsten Jahren werden den Kommunen Ressourcen effizient einzusetzen. Dabei ist meine ganz persönliche Überzeu- als Schulträger über sechs Milliarden Euro In die Arbeit in den Regionalen Bildungs- gung: Akademische und berufliche Bildung für Investitionen in die digitale Infrastruk- netzwerken ist von Landesseite vor allem sind gleichwertig. Es geht darum, Chancen tur, die Modernisierung und Sanierung auch die Schulaufsicht eingebunden. zu eröffnen, vielfältige Wege „aufzuschlie- von Schulen zur Verfügung gestellt. Jetzt Gesellschaftliche Entwicklungen wie die ßen“ und Durchlässigkeit zu ermöglichen. kommt es darauf an, mit Blick auf die Ent- Stärkung der Inklusion und der Integra- Die Vernetzung von Schule und Wirtschaft, wicklungen in den Regionalen Bildungs- tion erfordern den Blick auf die demo- die Stärkung der beruflichen Bildung sowie netzwerken, die Kräfte der staatlichkom- grafischen, sozialen und wirtschaftlichen eine systematische und kontinuierliche munalen-zivilgesellschaftlichen Verant- Entwicklungen in der gesamten Bildungs- Berufs- und Studienorientierung sind für wortungsgemeinschaft zu nutzen, damit landschaft. Demgemäß fühlt sich auch die Landesregierung zentrale Anliegen. alle Schülerinnen und Schüler in ihrer Regi- die Schulaufsicht vor Ort einem schul- Auch im Bereich der MINT-Fächer wollen on gerechtere Bildungschancen erhalten. formübergreifenden Denken und einem und müssen wir die bestehenden außer- mit allen Verantwortlichen in der Region unterrichtlichen Kooperationen zwischen EILDIENST LKT NRW abgestimmten Planen und Handeln ver- Schulen und Wirtschaftsunternehmen Nr. 4/April 2018 40.40.04 156
EILDIENST 4/2018 Schwerpunkt: Regionale Bildungsnetzwerke Kooperationsmodell für Sport und Ganztag Die Bildungsarbeit im Kreis Kleve ist in vielen Handlungsfeldern und Bausteinen lebendig. In diesem Bericht möchte ich den Leserinnen und Lesern einen Überblick über Art und Inhalt der Zusammenarbeit im Regionalen Bildungsnetzwerk Kreis Kleve (RBN) geben und den Fokus auf ein erfolgreich praktiziertes Beispiel zur ansprechenden Ausrichtung des Ganztags lenken. Ein Modell, in dem sich Schülerinnen und Schüler an unterschiedlichen Sportarten ausprobieren und sich Vereine mit zeitlich überschaubarem Engagement präsentieren. Das Sportkarussell. B ildungsprozesse greifen ineinander und werden seit Gründung des RBN auf vielseitige Weise gestaltet und in die Fläche getragen. Geführt vom „Leitziel der Bildung für Alle unter Berücksichtigung von Diver- sität und gesellschaftspolitischem Wan- del“ greifen die einzelnen Gremien und in ihnen die Bildungsakteure der Region verschiedene inhaltliche Handlungsfelder auf. Dabei wird die Zusammenarbeit der beteiligten Akteure auf dem Bildungssek- tor immer intensiver und vernetzter. Dies verdeutlichten auch die Rückmeldungen der zahlreichen Teilnehmerinnen und Teilnehmer der 4. Bildungskonferenz des Regionalen Bildungsnetzwerkes im Kreis Kleve im Dezember 2017. Für die Arbeit des Regionalen Bildungs- netzwerkes Kreis Kleve ist es von großer Bedeutung, dass Akteure und Experten der Region zusammenkommen, die an ganz unterschiedlichen Stellen der Bildungskette anknüpfen. Inhaltliche Handlungsschwer- punkte sind im Kreis Kleve: „Berufs- und Studienorientierung / KAoA“, „Ganztägi- Leitbild „Schule und offener Ganztag“. Quelle: Kreis Kleve ges Lernen“ und „Individuelle Förderung / Inklusion mit dem aktuellen Schwerpunkt im Wesentlichen auf vier Säulen basieren und zugleich die Arbeit von Schule und Migration“. Die Aktivitäten des RBN wur- (siehe Abbildung oben). Kitas durch Kooperationen in die Bildungs- den 2016 in einem umfassenden Bildungs- Wichtig für die Umsetzung an jeder ein- landschaft des Kreises einzubinden: bericht dargestellt. Ein regelmäßig erschei- zelnen Einrichtung ist eine von allen betei- nender Newsletter und ein vielseitiger ligten Akteuren allgemein akzeptierte Ziel- Internetauftritt präsentieren und verbrei- setzung. Diese ist in sämtlichen Prozessen Sportkarussell – ten die Ansätze und Arbeit ansprechend. formgebend, von der Struktur der Abläufe, ein Kooperationsmodell für über die Formulierung des Konzeptes bis Sport und Ganztag hin zur Darstellung nach außen. Umsetz- Handlungsfeld bar ist dies nur durch ein zielorientiertes Ein großes Echo, auch in der Presse, hat „Ganztägiges Lernen“ Personalmanagement mit dem Fokus auf das „Sportkarussell“ hervorgerufen. Diese Kommunikation und Kooperation. Auch Projektidee, im Grundsatz übernommen Das Handlungsfeld „Ganztägiges Lernen“ die Räumlichkeiten müssen bei Umbau- aus dem Ennepe-Ruhr-Kreis, hat das RBN unterstützt Aufbau und Prozesse zur kon- maßnahmen und Neubauten eine pädago- in enger Zusammenarbeit mit dem Kreis- stanten Weiterentwicklung der Schulen mit gisch orientierte Planung erfahren. Über SportBund Kleve e.V. weiterentwickelt und offenem oder gebundenem Ganztag im allem liegt eine fortschreitende Qualitäts- auf die Gegebenheiten des Kreises Kleve Kreis Kleve. Das mit der Facharbeitsgruppe entwicklung und Qualitätssicherung. zugeschnitten. Das Sportkarussell versucht des Handlungsfeldes konzipierte Leitbild Ganz konkret bedeutet das, mehr Raum die Zusammenarbeit zwischen Ganztags- lässt den Bildungs- und Erziehungsalltag für Bewegung – sowohl qualitativ als auch schulen und den lokalen Sportvereinen zu quantitativ. Gesunde Ernährung und ent- erleichtern, vielleicht sogar erst zu ermög- DER AUTOR sprechende Erziehungskonzepte runden lichen. den modernen Ganztag ab und schaffen In der Vergangenheit gab es Schwierigkei- erst die Voraussetzung für eine identitäts- ten, die vielseitigen und in ihrer Attrakti- stiftende Profilbildung der Ganztagsbe- vität oft weit über die Möglichkeiten des treuung. klassischen Schulsportes hinausgehenden Landrat So ist ein Projekt im Kreis Kleve besonders sportlichen Angebote von Vereinsseite Wolfgang Spreen, hervorzuheben und ideal geeignet, eben in Schulen und Ganztagseinrichtungen Kreis Kleve diese sinnstiftenden Grundlagen zu bieten einzubinden. Schulen und Einrichtun- 157
Schwerpunkt: Regionale Bildungsnetzwerke EILDIENST 4/2018 gen hatten in der längerfristigen Planung können sich so ihrem jeweiligen Umfeld arbeit zwischen den Fachkonferenzen eines Schulhalbjahrs Erwartungen an eine der ansässigen Sportvereine öffnen und zu „Sport“ der Schulen und den zahlreichen ebenso langfristige Kontinuität und Verläs- individuellen Lösungen kommen. Die Kin- Sportverbänden der Kommunen in wei- slichkeit, die von den Vereinen aber kaum der und Jugendlichen haben die Gelegen- teren Einrichtungen eingebunden. Sport zu erfüllen war. Denn Übungsleiterinnen heit eine breite Palette von Sportarten ken- als gemeinsame Aktivität trägt wesentlich und Übungsleiter sind zum einen in vie- nen zu lernen und dies in einer Qualität, zur aktuellen Querschnittaufgabe Inklu len Vereinen gezählt und zu den Zeiten, die im Rahmen des Sportunterrichts oder sion bei. Das bedeutet auch, jeder Schü- in denen Ganztagsangebote stattfinden, einer AG nicht gegeben wäre. Auch die lerin und jedem Schüler unter dem Aspekt meist beruflich gebunden. Im Sportkarus- Vereine profitieren von diesem Modell. Sie der individuellen Förderung gerecht zu sell geht man von einer genial werden. Auch der Kreis Kleve einfachen Lösungsmöglichkeit erlebt durch die Zuwanderung aus: Mehrere Vereine teilen eine Veränderung der Schüler- mit ihren Angeboten die zur schaft hin zu einer vielfältigen, Verfügung stehenden Zeitfen- multikulturellen Gemeinschaft. ster in einem Schuljahr ganz Daher wird bei allen Aktivitä- nach ihren jeweiligen Möglich- ten im Handlungsfeld „Ganz- keiten unter sich auf. So ist der tägiges Lernen“ auch Wert einzelne Verein nicht zu stark auf die interkulturelle Öffnung belastet, zudem lassen sich für gelegt. Schule und Ganztag kurze, überschaubare Zeiträu- sollen praktische Hilfen für me meist besser individuelle die Alltagsbewältigung an die Lösungen finden. Auch Schu- Hand bekommen, so dass die len und Einrichtungen können enge Zusammenarbeit mit dem für wenige Termine leichter ebenfalls im RBN verorteten flexible Lösungen stemmen als Handlungsfeld „Individuelle für ein gesamtes Schuljahr oder Förderung /Inklusion mit dem Schulhalbjahr. aktuellen Schwerpunkt Migra- Konkret werden in den ersten tion“ gewinnbringend ist. Wochen des Schulhalbjahres So hat sich das RBN im Bereich die Schülerinnen und Schüler Kanu-Training. Quelle: Kreis Kleve Migration unter anderem das zum Beispiel zum Gelände des Ziel gesetzt, die interkulturel- ansässigen Kanu – Clubs gefahren, dort erhalten Kontakte zu vielen Schülerinnen le Öffnung von Bildungseinrichtungen als erhalten die Kinder und Jugendlichen über und Schülern, können sich und ihr Angebot Baustein gelingender gesellschaftlicher sechs bis acht Wochen praktisches Training vorstellen und gewinnen auf diesem Weg Integration zu unterstützen. Vor diesem durch ein Vereinsmitglied und können den Nachwuchssportlerinnen und -sportler. Hintergrund wird in Kürze die Handrei- theoretischen Teil im Rahmen der dafür Bei einem Testlauf an einer Klever Grund- chung „Interkulturelle Öffnung von Schule vorgesehenen Stunden in der Schule wahr- schule waren das Interesse und die Begei- und Ganztag“ ausgegeben. nehmen. In den folgenden Wochen wird sterung offensichtlich erlebbar. In der Eva- Zusätzlich sollen den Schulen im Kreis Kleve durch einen weiteren Verein, zum Beispiel luation wurde auch die nachhaltige Wir- Unterrichtsmaterialien und Arbeitshilfen in den örtlichen Judoverein, Sport in der kung deutlich: Mehrere Kinder hatten sich Form von ausleihbaren Themenkisten zur Schulsporthalle angeboten, im letzten Drit- bereits in einem der Vereine angemeldet, Verfügung gestellt werden, die begleitend tel eines Schulhalbjahres stünde dann die andere äußerten zumindest die Absicht. bei der Vermittlung von interkulturellen Teilnahme am Leichtathletiktraining durch Das Modell wird aktuell über Veranstal- Kompetenzen – nicht nur im Ganztags einen anderen Übungsleiter auf dem Plan. tungen an alle Schulen im Kreis Kleve bereich – eingesetzt werden können. Diese Die Schulen und Ganztagseinrichtungen weiter getragen und in die Zusammen- Medien eignen sich für Kinder und Jugend- Grundschulkinder beim Kanu- und Judo-Training. Quelle: Kreis Kleve 158
EILDIENST 4/2018 Schwerpunkt: Regionale Bildungsnetzwerke liche aller Altersklassen und beziehen sich Rhein-Waal in Kleve soll allen Interessier- und Altersklassen Brücken bauen. Neben auf die folgenden Themen: ten in Zukunft ein Sport- und Freizeitatlas den vorgenannten Handlungsfeldern ist • Interkulturelle Bildung online und barrierefrei zur Verfügung auch der Themenkomplex „Berufs- und • Sprachförderung gestellt werden. Studienorientierung“ im RBN verortet. Das • Rassismus und Diskriminierung Dieser gibt flächendeckend anhand von Handlungsfeld „Berufs- und Studienorien- • Flucht und Migration Piktogrammen und mit Verweisen auf tierung“ unterstützt im Wesentlichen die • Kinderrechte Ansprechpartner, Anschrift und Homepage Umsetzung des Landesvorhaben KAoA. Ganz allgemein setzt die Arbeitsgruppe Auskunft über unterschiedlichste Einrich- Weitere Informationen gibt es im Internet Migration auch einen Schwerpunkt ihrer tungen zur gesellschaftlichen Teilhabe. Zur unter www.kreis-kleve.de/baikk oder im Arbeit auf Integration durch Sport und dauerhaften Integration sind soziale Kon- Bildungsbüro des Kreises Kleve. Freizeit. In Zusammenarbeit mit Studen- takte unerlässlich. Hier können Sport- und tinnen und Studenten des Studienganges Freizeiteinrichtungen ansetzen und zwi- EILDIENST LKT NRW „Gender and Diversity“ der Hochschule schen Menschen verschiedener Kulturen Nr. 4/April 2018 40.40.0 Regionales Management für den Übergang in die weiterführenden Schulen Durch strukturierte Zusammenarbeit können Schulen die Qualität der Bildungsübergänge sicherstellen oder sogar steigern. Das nachhaltige und langfristige Engagement der StädteRegion Aachen im regionalen Bildungsnetzwerk ist eine wichtige Unterstützung der Bildungsakteure bei ihrer Arbeit. Gute Übergänge sind Jahre in Anspruch nimmt. Er beginnt späte- DIE AUTOREN die Basis für erfolgreiche stens im zweiten Halbjahr der vierten Klas- se und endet teilweise erst am Ende der Bildungsbiografien sechsten Klasse. Die SchülerInnen müssen Jeder Mensch erlebt im Laufe seiner Bil- mit komplexen Veränderungen und Brü- Ilona Hartung, dungsbiografie Systemübergänge: Sie chen umgehen und ihre sozialen Beziehun- Mitarbeiterin im beginnen mit dem ersten Kindergartentag, gen zu MitschülerInnen und Lehrkräften Bildungsbüro Quelle: Shiar Ali, setzen sich mit Schulwechseln und dem neu gestalten. PHOTO77.eu Start ins Berufsleben und darüber hinaus In dieser Zeit braucht es Belastbarkeit und fort. Übergangsprozesse bieten Chancen, Widerstandsfähigkeit sowie die Kenntnis sind aber oft mit Herausforderungen ver- der eigenen Stärken, um auf sie zurück- bunden – man verlässt vertraute Umge- greifen und sie ausbauen zu können. Kin- bungen, muss neue Verhaltensweisen ent- der mit Gefühls- oder Verhaltensstörungen Dr. Sascha Derichs, wickeln und sich umstellen. Gerade Über- oder Kinder in schwierigen Lebenssitua- Amtsleiter gänge in den ersten Lebensjahren – von der tionen benötigen eine besonders sensible Bildungsbüro, Kindertagesstätte in die Grundschule und und intensive Begleitung, um Sicherheit StädteRegion Aachen Quelle: Anette Berns von dort aus in die weiterführende Schule zu gewinnen. Das erfordert viel Aufmerk- – haben maßgeblichen Einfluss auf den samkeit der Verantwortlichen auf der indi- Erfolg von Bildungsbiografien. Ein gün- viduellen und der zwischenmenschlichen Unterstützung für Bildungs stiger Transitionsverlauf stärkt das Selbst- Ebene. verantwortliche durch Kreise konzept sowie die Motivation und fördert Die Schulleitungen und Lehrkräfte des die kindliche Entwicklung. Ein ungünstiger Primar- und Sekundarbereichs haben eine „Um Übergänge pädagogisch professio- Verlauf führt zu Anpassungsschwierigkei- Schlüsselfunktion bei der Gestaltung des nell, individualisierend und lernförderlich ten, ggf. zu Rückzug und Verweigerung. Übergangs – auch für sie ist der Übergang zu gestalten, werden verbindliche Koope- eine Herausforderung. Einerseits brauchen rationskontexte für die Grundschul- und sie für die Begleitung des Übergangspro- Sekundarschullehrkräfte benötigt. Ein ziel- Besonderheiten des Übergangs zesses besondere Qualifikationen, z.B. gruppenbezogenes Übergangsmanage- von der Primar- zur Sekundar- differenzierte Kenntnisse im Bereich Dia- ment mit Netzwerkcharakter innerhalb der stufe gnostik von Kindern und der Beratung von Kommunen mit ihren Schulstandorten und Eltern – insb. auch bei einer zunehmend -profilen kann hierfür ein Ausgangspunkt Insbesondere der Übergang zur weiter- heterogeneren Schüler- und Elternschaft sein.“2 führenden Schule ist stärker als vorherge- (im Sinne von Inklusion und Integration). 1 hende Übergänge mit einem Leistungs- Andererseits ist die Zusammenarbeit zwi- vgl. Daniel Mays (2015): Transparenz als anspruch und einer damit zusammenhän- schen aufnehmender bzw. abgebender wirksamer Faktor schulischer Transition. Schulpädagogik heute, 6(12 genden Selektionsentscheidung verknüpft. Schulformen im Hinblick auf Unterschiede 2 Beutel (2013): Übergang in die Sekundar- Zudem ist der Wechsel von der Primar- in und Gemeinsamkeiten in der Lehr- und stufe I, in: Bellenberg, Forell (Hg.): Bildungs die Sekundarstufe ein Prozess, der mehrere Lernkultur ein weiterer wichtiger Faktor.1 übergänge gestalten 159
Schwerpunkt: Regionale Bildungsnetzwerke EILDIENST 4/2018 Gelingende Übergänge hängen demnach Grenzen der Kommunen hinausgehende Bildung: Die Rolle von Kreis von der Qualität der Zusammenarbeit der Zusammenarbeit der Akteure ist ein Mehr- verwaltungen ändert sich Bildungsakteure ab. Solche „professionelle wert des städteregionale Bildungsnetz- Lerngemeinschaften“3, die institutions- werks für die Kommunen. Die Rolle der Kommunen bei der Gestal- und kommunenübergreifend zusammen Ein wesentliches Ziel im städteregiona- tung von Bildung und Bildungsprozessen arbeiten, fördert die StädteRegion im len Netzwerk sind Qualitätsstandards für vor Ort hat in den letzten Jahren stark an Übergang von der Primar- zur Sekundar- diesen Übergang, die allen Beteiligten in Bedeutung gewonnen. Städte und Kreise stufe (ÜPS) – aber auch für alle weiteren der Region zur Verfügung stehen und zur wollen Bildungschancen für junge Men- Übergänge von der Kita bis zur Ausbildung flächendeckenden Qualitätssicherung bei- schen positiv beeinflussen und sehen ihre oder zum Studium. Das Ziel ist eine effek- tragen können. In enger Zusammenarbeit Verantwortung vor allem darin, die Akteu- tive Zusammenarbeit der Schulformen zu mit den beteiligten Akteuren wurden re vor Ort sorgfältig und zielgerichtet stärken. Von verlässlichen Übergangs- Empfehlungen zur Gestaltung des Über- zusammenzuführen und einzubinden. Es strukturen profitieren schließlich alle Betei- gangs und der Kooperation für Lehrkräfte geht um die Nutzbarmachung der Mehr- ligten – Lehrkräfte ebenso wie SchülerIn- der Primar- und Sekundarstufe entwickelt werte und Potenziale, die eine in der Regi- nen und ihre Eltern. und veröffentlicht. Diese bieten u.a. Infor- on vernetze Bildung bietet5. Traditionell Die StädteRegion Aachen setzt für das mationen zur Kooperation zwischen den sind Kommunen für die Rahmenbedingun- Übergangsmanagement „Frühe Bildung“ Schulformen und zum Umgang mit förder- gen und das Land für die Inhalte von Schu- im Amt 43 – Bildungsbüro Aachen seit bedürftigen Kindern im Übergang sowie le zuständig. Dieses Handeln verändert 2010 eine Mitarbeiterin in Vollzeit ein. Praxisbeispiele zur Übergangsgestaltung. sich jedoch stetig, denn Bildung und syste- Diese Mitarbeiterin ist zentrale Ansprech- Die Empfehlungen sind praxisorientiert: matische Schulentwicklung werden für partnerin für die Bereiche „Übergang von Für die oben genannten Themenbereiche die Kommunen immer mehr zu entschei- der Elementar- in die Primarstufe (ElPri)“, werden die Strukturen der Zusammen - denden Standortfaktoren. Eine gute Über- „Gestaltung Offener Ganztagsschulen“ arbeit in Form einer Checkliste erläutert gangsgestaltung ist ein Qualitätsmerkmal und „Übergang von der Primar- in die und deren verbindliche Festlegung emp- für gute Bildung. Sie fördert die Menschen Sekundarstufe (ÜPS). fohlen. und führt zu mehr Chancengleichheit. Über diese gelingensbedingenden Res- sourcen (Personal- und Sachkosten)4 kön- Die „Steuergruppe ÜPS“ plant darüber sen der GrundschullehrerInnen zurück- nen die notwendigen Kooperationsstruktu- hinaus Aktivitäten passend zum Bedarf greifen. Eingeführt wurde das Konzept ren aufgebaut und fortgeführt werden, die in der Region, die vom Bildungsbüro vom Bildungsbüro nach dem Vorbild im ihrerseits ins Regionale Bildungsnetzwerk umgesetzt werden, u. a.: Kreis Düren. Vier von zehn Kommunen eingebunden werden. Der Transfer von richten mittlerweile Lehrersprechtage Know-How, Erfahrung und Problemlagen aus. ist somit auch zu anderen Handlungsberei- Fachveranstaltungen mit Entwicklung von Materialien: Es wurde chen (Kulturelle Bildung, Schulentwicklung regional und bundesweit der „Methodenpass“ konzipiert, der etc.) möglich. renommierten ExpertInnen eine Übersicht über die Methodenkennt- nisse von Grundschulkindern gibt. Städteregionale Lehrersprechtage – zen- Schulspezifische Übergangsoptimie- ÜPS in der Praxis trale Termine in Kommunen statt ein- rung: Die Schulen werden dabei unter- zelner Erprobungsstufenkonferenzen: stützt, ihre jeweiligen Übergangskon- Die Zusammenarbeit im Übergang von der In persönlichen Gesprächen erhalten zepte zu prüfen und optimieren. Bei Primar- zur Sekundarstufe ist kein neues Grundschullehrkräfte eine Rückmeldung einem Treffen der Verantwortlichen Thema. In einigen städteregionsangehöri- dazu, wie sich die Kinder nach dem der Erprobungsstufen haben z.B. die gen Kommunen gibt es eine große Vielfalt Schulwechsel entwickeln. Die Lehrkräfte weiterführenden Schulen Gelegenheit, von einzelnen Konzepten und Angeboten. der jeweils neuen 5. Klassen der weiter- Ideen zur besseren Gestaltung mitzu- Das reicht von Kooperationskalendern führenden Schulen können auf das Wis- nehmen. bis hin zu Arbeitskreisen (z.B AK PriSe in der Stadt Aachen). Das Bildungsbüro hat die Zusammenarbeit der Akteure sowohl Dass sich die vorhandenen Strukturen und Damit erhöht sich letztlich die Attraktivität inhaltlich als auch organisatorisch intensiv Materialien auch in der Praxis bewährt der Kommunen. Die StädteRegion Aachen, unterstützt. haben, zeigen zwei aktuelle Beispiele mit die ihr Selbstverständnis als Bildungs- und Dazu galt es in Abstimmung mit den der Verknüpfung und Einbindung der The- Wissensregion bereits bei ihrer Gründung relevanten Akteuren paritätisch besetzte menbereiche Inklusion und Integration in ihrem Leitbild verankert hat, übernimmt Netzwerkgruppen zu gründen, die auf Neuzugewanderter in die Arbeit im Über- daher als Kreisverband eine zunehmend Ebene der Städte-Region wirken und aus- gang. wichtige Form der Standortförderung für gerichtet sind. So entstanden kommunale Weitere Ämter und Institutionen sind ins die regionale/kommunale Ebene. Netzwerkgruppen zu den Themen Eng- Netzwerk eingebunden worden. Die vor- lisch oder Deutsch im Übergang. In diesen handenen Strukturen (z.B. die kommu- EILDIENST LKT NRW Netzwerkgruppen werden die aktuelle und nalen Lehrersprechtage) und Materialien Nr. 4/April 2018 40.40.04 künftige Situation in der Region analysiert (Empfehlungen) werden um die entspre- 3 und Handlungsstrategien, die praktisch chenden Themen und Informationen zu gl. Huber, Ahlgrimm (2012): Kooperation v 4 vgl. Rombey (2015), Kommunale Bildungs- und regional umsetzbar sind, an die Lehr- Angeboten und regionalen Ansprechpart- landschaften, in: Schulverwaltung NRW kräfte weitergegeben. Zur Unterstützung nern (insb. Kommunale Integrationszen- Nr. 3 der Fachkräfte vor Ort werden praxisrele- tren, Bildungskoordinatoren, Schulauf- 5 vgl. Suthues (Hg.) (2016): Potenziale und vante Materialien für die Zusammenarbeit sicht/Fachberatung der Bezirksregierung, Herausforderungen vernetzter Bildung in der erarbeitet. Diese systematische, über die schulpsychologischer Dienst) erweitert. Kommune 160
EILDIENST 4/2018 Schwerpunkt: Regionale Bildungsnetzwerke Kinderschutz vernetzt – Schule, Jugendhilfe und Gesundheit ziehen an einem Strang Ziel des Kreises Düren ist, den Schutz aller Kinder und Jugendlichen in seinen 15 kreisangehörigen Kommunen zu gewährleisten. Wie gelingt es, dass die Fachkräfte aus verschiedenen Professionen und Arbeitsbereichen ihre Kompe- tenzen bündeln und abgestimmt in gemeinsamer Verantwortung handeln? Diese Frage stellte sich den Schulen im Kreis Düren mit der Einführung des Schulgesetzes NRW im Jahr 2006. Dieses formuliert in § 42 Abs. 6 den Auftrag „jedem Anschein von Vernachlässigung oder Misshandlung nachzugehen. Die Schule entscheidet rechtzeitig über die Einbezie- hung des Jugendamtes oder anderer Stellen.“ I m Kreis Düren mit einem Stadtjugendamt und einem Kreisjugendamt und damals ca. 100 Grundschulen, Förderschulen und Hierzu sollte eine Kooperationsvereinba- rung abgeschlossen werden. Eine Steuer- gruppe erarbeitete vorerst als Probelauf tätigen Personen und Institutionen und den bewährten Kooperationen im Primar- bereich bekannt zu machen. weiterführenden Schulen wurde 2007 ein eine Konzeption für die Zusammenarbeit langjähriger Entwicklungsprozess – begin- von Jugendamt und Grundschulen nur für nend im Primarbereich – angestoßen. die Stadt Düren, sowie Eckpunkte für eine Entwicklung braucht Kümmerer Heute gibt es kreisweit klare, verbindlich Fortbildung. Diese umfasste einen abge- vor Ort und klare Signale vereinbarte und nachhaltige Strukturen der stimmten Ablaufplan für (Verdachts-)Fälle Zusammenarbeit von Schule, Jugendhilfe, von Kindeswohlgefährdung sowie Formu- Aufgrund der unterschiedlichen Organisa- Gesundheit und weiteren Institutionen im lare zur Dokumentation und Kommunika tionsstruktur im staatlichen Bildungswesen kooperativen Kinderschutz. tion zwischen den beiden Arbeitsberei- und in der kommunalen Jugendarbeit sind chen. in der Zusammenarbeit zahlreiche Hürden zu überwinden. Als Entwicklungs- und Entwicklung braucht Anstöße Prozessbegleiter für staatlichkommuna- Entwicklung braucht le Kooperationen bieten sich daher die Nicht nur die Verpflichtung durch das Meilensteine und Zeit Regionalen Bildungsbüros an. Schulgesetz, sondern auch Pressemel- dungen zu Kindesmissbrauch bzw. Ver- Als sehr hilfreich erwies sich die Strategie, nachlässigung und Verunsicherungen auf die große Herausforderung einer kreiswei- Seiten der Schulen gaben den Anstoß für ten Etablierung des „kooperativen Kinder- die Initiative der Schulaufsicht im Primar- schutzes“ in kleinen Schritten voranzu bereich. Die Schulrätin wollte den damit bringen. zusammenhängenden vielen Fragen nach- Von der Stadt in den Kreis: Zwei Tagun- gehen: Welche Institutionen können bei gen der Schulleitungen mit Vertretungen einem Verdacht auf Kindeswohlgefähr- des Kreisjugendamtes markierten 2008 dung unterstützen? Was kann und was den Beginn des Ausbaus der Zusammen- muss Schule hier leisten? Welche Informa- arbeit in die Fläche. Die zuvor entwickelte tionen sollen/dürfen ans Jugendamt wei- Konzeption für das Gebiet der Stadt Düren tergegeben werden? Wann? Durch wen? wurde für das Kreisgebiet angepasst. Auch In welcher Form? hier wurden Lehrkräfte und pädagogi- Um mehr über die Institutionen der Jugend- sche Fachkräfte des außerunterrichtlichen Netzwerk. Quelle: Bengisu Doganer hilfe, deren Strukturen, Handlungslogiken, Angebots der Ganztagsschulen für die Methoden und Angebote zu erfahren, tra- Zusammenarbeit mit den Jugendämtern Seit der Vereinbarung zwischen dem Land fen sich zunächst alle Schulleitungen der qualifiziert. Die Kommunen des Kreises NRW und dem Kreis Düren im Januar Grundschulen der Stadt Düren, der Leiter wurden über die Entwicklung informiert. 2009, die Bildungsregion Kreis Düren des städtischen Jugendamtes und Mitar- 2009 unterzeichneten alle Schulleitungen gemeinsam weiterzuentwickeln und dafür beiterinnen und Mitarbeiter der Sozialen der 54 Grundschulen und 11 Förderschu- ein Regionales Bildungsbüro einzurichten, Dienste (ASD) sowie die Fachberatung len mit den Jugendämtern von Stadt und sind die Einrichtungen der öffentlichen des LVR-Landesjugendamtes Rheinland Kreis Düren die gemeinsam erarbeiteten und freien Jugendhilfe in Gremien des zu einer zweitägigen Klausurtagung. Am Kooperationsvereinbarungen. Regionalen Bildungsnetzwerks vertreten. Ende der Tagung stand der gemeinsame Vom Primarbereich in den Sekundarbe- Mit dem Beschluss des Lenkungskreises Wille einer strategischen Zusammenarbeit. reich: Die Erfahrung im Primarbereich hat im Bildungsnetzwerk, den „kooperativen gezeigt: Nachhaltige Zusammenarbeit lässt Kinderschutz“ auf den Sekundarbereich DIE AUTORIN sich nicht verordnen – sie muss gemeinsam auszuweiten, wurde dieses Steuerungs- entwickelt werden. Mit dem im Oktober gremium um die Leitungen der beiden 2011 bereits vorliegenden Entwurf des Jugendämter erweitert. Damit war ein Margret Sieben, neuen Bundeskinderschutzgesetzes, wel- weiterer wichtiger Schritt zu einem Han- Pädagogische ches 2012 in Kraft trat, war ein Anlass deln in gemeinsamer Verantwortung für Mitarbeiterin, Regio- gegeben, die weiterführenden Schulen in das Wohl der Kinder und Jugendlichen nales Bildungsbüro einer Regionalkonferenz mit den gesetz- der Region vollzogen. Mit der Auftakt- Kreis Düren lichen Grundlagen, den im Kinderschutz veranstaltung 2011 wurden die weiter- 161
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