Ein fataler Fehler Kommentar zur Schließung der Gruner + Jahr-Pressedatenbank - Zeitschrift info7
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Aktuelles 3 Ein fataler Fehler Kommentar zur Schließung der Gruner + Jahr-Pressedatenbank Günter Peters Am 19.1.2021 hat Gruner + Jahr im hauseigenen Nun ist Google ja nicht wirklich neu, das Vor „Greenport“ verkündet, eine „neue Recherche-Infra handensein von Online-Archiven von Zeitungen struktur für G+J“ einzurichten und deshalb die G+J- und Zeitschriften auch nicht. Soziale Medien sind Pressedatenbank zu schließen. Ab 2022 sollen nur seit etlichen Jahren Informationsquellen für Journa noch die hauseigenen Quellen im neu zu schaffen- listen, Fact Checker und Dokumentare. Jetzt zu kon- den „Marktplatz der Informationen“ neben Zugän statieren, dass diese Entwicklungen die Informa gen zu „Datenbanken mit Presseartikeln internatio- tionswelt dramatisch verändert haben, ist eine vor- naler, nationaler und regionaler Printmedien“ sowie geschobene Begründung für Einsparungen. Übri- „Zugänge(n) zu wichtigen Digitalarchiven“ vorhan- gens haben andere Medienhäuser die Recherche den sein. und Informationsbeschaffung in und aus den sozia Seit Mitte 2020 entstand bei G+J das „Quality len Medien in die Arbeit ihrer Archive integriert Board“ aus den Schlussredaktionen und Verifika beziehungsweise zwischen Redaktionen und Doku tionsress orts der G+J- News- und Wissensgruppen, mentaren aufgeteilt. So geht es auch. dem „Contentservice“, der die G+J-Pressedatenbank Ein paar Fakten: Die G+J-Pressedatenbank be- erstellt und dem dazu gehörenden Recherchedienst, steht zum allergrößten Teil aus Artikeln externer der für G+J-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Quellen und zu einem kleinen Teil aus G+J-Arti für externe Kunden Recherchen durchführt. Die Lei- keln. Alle Artikel ab dem 1.1.1973 sind einheitlich ter des „Quality Boards“, Norbert Höfler, ehemals verschlagwortet und ab 1998 auch im Volltext in ein Stern-Ressortleiter, und Tobias Hamelmann, ein der Datenbank vorhanden. Seit Mai 1998 ist diese Fact Checker bei Geo, begründen den Schließungs Datenbank online im Internet und im Intranet von beschluss so: „Die Welt der Informationen hat sich G+J recherchierbar, natürlich auch rund um die Uhr. dramatisch verändert. (…) Es gibt immer mehr Online- Die überregionalen Zeitungen sind am Erschei Quellen, auf die Journalist*innen zugreifen – und nungstag im Volltext in der Pressedatenbank vor- zwar in Echtzeit.“ Journalisten würden kaum noch handen. Die G+J-Pressedatenbank ist eine aktu „direkt über Schlagworte“ suchen, „fast alle nutzen elle, verschlagwortete, online verfügbare Volltext die Volltextsuche oder moderne Suchmaschinen.“ datenbank, die älteste Deutschlands und Europas. Wie zum Beispiel Google. „Ob „Süddeutsche Zeitung“, In dieser Datenbank werden von den Nutzern seit „New York Times“ oder „Economist“ – diese und an- über 20 Jahren Volltextrecherchen durchgeführt. dere wichtige Quellen sind jederzeit rund um die Uhr verfügbar. Alle sind nur einen Klick entfernt und fast alle ermöglichen über einen Suchschlitz die Zur Person: Volltextsuche.“ Günter Peters war von 1993 bis 2008 Leiter der G+J Textdokumentation, Der Input, also das Lektorat und die Speiche dann war er bis zu seiner Verrentung rung externer Quellen, sollen aufgegeben werden, 2015 Leiter der G+J Dokumentation. die Informationen aus diesen Quellen sollen in den In all den Jahren war er dokumenta- risch, juristisch und organisatorisch Datenbanken des „Marktplatzes“ recherchiert wer- für die Führung der G+J-Pressedaten den. Zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des bank verantwortlich. Er war Mitglied „Contentservices“ sind durch die Veränderung be- im Vorstand der Fachgruppe 7 im VdA und im vfm-Vorstand, dort auch im Günter Peters troffen, ihre Stellen werden wegfallen. Durch den Geschäftsführenden Vorstand. Von guenter.peters-vfm@ Verzicht auf externe Quellen sollen wohl auch die 2014 bis 2017 war er Studienleiter t-online.de Beschaffungs- und Lizenzkosten für diese entfallen. des vfm.
4 info7 1 | 2021 Und da viele von ihnen gern wie bei Google recher- zu bezahlen, wird G+J keine Recherchen in exter- chieren, gibt es in der G+J-Pressedatenbank seit nen Datenbanken durchführen können. Jahren einen „Suchschlitz“, der wie eine „moderne“ In den sozialen Medien muss man mit einem Suchmaschine funktioniert. Die Artikel-Verschlag privaten Account dabei sein, um Informationen zu wortung in dieser Datenbank ist ein Hilfsmittel für bekommen und auszutauschen. Diese Recherchen Rechercheprofis bei der Recherche komplizierterer machen einen größer werdenden Teil der journalis Themen. tischen und dokumentarischen Arbeit aus, sind Die veränderte Informationswelt, die Struk- aber auch kein Grund, eine bestehende Presseda tur oder Aktualität der G+J-Pressedatenbank sind tenbank zu schließen, denn Presseartikel sind dort nicht die Gründe für die Schließung dieser Presse selten zu finden. datenbank. Anstelle in einer Datenbank, in der die für jour- Der Recherchedienst im „Quality Board“ soll blei- nalistische Recherchen relevanten Quellen einheit- ben und sich wie die selbst recherchierenden Mitar- lich aufbereitet vorhanden sind, dürfen die G+J-Mit beiterinnen und Mitarbeiter von G+J im „Marktplatz arbeiterinnen und -Mitarbeiter ab 2022 in mehre- der Informationen“ bedienen. Dort werden sie ne- ren Datenbanken mit unterschiedlichen Beständen ben dem hauseigenen Archiv wohl Zugänge zu suchen. Nacheinander, nicht gleichzeitig. Es liegt auf LexisNexis, Genios und Factiva vorfinden, Daten der Hand, dass die Recherchen dann länger dauern banken, in denen viele Presseinformationen im und somit aufwändiger werden. Was daran „modern“ Volltext vorhanden sind. Die Recherchen darin sind sein soll, erschließt sich mir nicht. kostenpflichtig und man sollte besser geübt sein, Mit dem Ende der Pressedatenbank wird das dort Informationen zu suchen, sonst könnte es Lektorat, der „Contentservice“, geschlossen, wer- teuer werden. den Personal- und Sachkosten gespart, das ist mei- Vielleicht werden die Millionen der bislang ge- nes Erachtens der Kern dieser Entscheidung. Dafür speicherten Artikel aus externen Quellen weiter in werden sich die Kosten für Recherchen erhöhen, der Pressedatenbank zugänglich sein, denn etliche allerdings erscheinen sie ab 2022 nicht im Etat des Verträge mit anderen Verlagen beinhalten eine dau- „Quality Boards“, sondern in denen der G+J-Redak erhafte Nutzung. Wenn aber nicht: die vorhandenen tionen. Gut für die Leitung des „Quality Boards“, Volltexte müssten gelöscht werden und G+J auf die schlecht für die Redaktionen. Die werden versu- Online-Archive dieser Titel zugreifen. Diese sind chen diese Kosten zu begrenzen, also weniger oder kostenpflichtig und nicht alle haben ihren ganzen kostengünstiger zu recherchieren. Für mich ist dies Bestand digitalisiert. der Anfang einer Abwärtsspirale oder, neutraler Für journalistische Recherchen in externen ausgedrückt, eines anderen Journalismus als wir Datenbanken braucht man entsprechende Verträge ihn bislang von G+J kennen. und so fallen dort auch Lizenzkosten für G+J an. In Die Schließung der G+J-Pressedatenbank ver- Online-Pressearchiven mit privaten Accounts zu re- schlechtert die Recherchemöglichkeiten von G+J. cherchieren, verbieten deren Allgemeine Geschäfts Der Verlag kappt einen wesentlichen Teil seiner bedingungen (AGB), wie zum Beispiel die der Süd Informationsgrundlage und wird bei journalisti- deutschen Zeitung. Hier dürfen die Artikel nur schen Recherchen abhängig vom Zugang zu exter- „ausschließlich zu eigenen, nichtkommerziellen nen Informationsquellen. Frank Thomsen, der für Zwecken“ genutzt werden, ähnlich lauten die AGB das „Quality Board“ zuständige „Publisher News von F.A.Z. und Genios. Die Verletzung von AGB an- und Wissen“, beschreibt im Greenport ebenfalls am derer Verlage durch die Nutzung privater Accounts 19.1.2021 die „neue Recherche-Infrastruktur für für journalistische, also publizistische Zwecke, G+J“ so: „Die Informationsbeschaffung wird vielfäl- dürfte auch den Compliance-Richtlinien von G+J tiger und vielerorts auch einfacher als in der und Bertelsmann zuwiderlaufen. Vergangenheit.“ Die Lizenzkosten für die bisherige Speicherung „Vielfältiger“ wird sie, das ist sicher, wobei dies externer Artikel in der G+J-Pressedatenbank ver- ein Euphemismus für unübersichtlicher und schwie- schieben sich zumindest zu einem großen Teil ab riger ist. „Vielerorts einfacher“ wird die zukünftige 2022 in die Kosten von lizensierten Zugängen für Informationsbeschaffung bei G+J eher nicht, son- Recherchedienst und Redaktionen. Ohne Lizenzen dern insgesamt aufwändiger.
Aktuelles 5 https://www.guj.de/geschaeftskunden/pressedatenbank (6.3.2021) Das Beste zum Schluss: wie dieser „Marktplatz mus, mit dem G+J erfolgreich war und der seinen der Informationen“ aussehen wird, welche Recher Namen begründet hat. So könnte diese fatale Fehl chemöglichkeiten er beinhalten wird, ist noch nicht entscheidung ein Sargnagel für den Verlag werden. klar. Auf die Frage, was es da gebe, antwortet Nor Ich hoffe, dass ich mich irre. bert Höfler: „Verschiedene Zugänge zu Datenbanken, welche das konkret sein werden, klären wir in den Quellen: Neue Recherche-Infrastruktur für G+J. In: Greenport nächsten Monaten.“ Schon mal die Arbeitsplätze G+J 19.1.2021 von zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern strei- „Die Welt der Informationen hat sich dramatisch verändert“. Interview mit Norbert Höfler und Tobias Hamelmann. In: chen, Verträge mit externen Verlagen kündigen, Greenport G+J 19.1.2021 ohne zu wissen (oder sagen zu wollen), was man AGB des Archivs der Süddeutschen Zeitung: (https://ser- dann an Recherchemöglichkeiten anzubieten ge- vice.sueddeutsche.de/lesermarkt/service/agb.html) denkt – das ist allerdings eine neue Seite an G+J. Das Prinzip lautet: wir sparen Kosten und Mitarbei terinnen und Mitarbeiter, schauen, was übrigbleibt und nennen das dann „Qualität“ und „moderne“ Informationsversorgung. 2022 wäre die G+J-Pressedatenbank 50 Jahre alt geworden, dass sie nun durch Redakteure geschlos- sen wird, die in all diesen Jahren am meisten von ihr profitiert haben, ist eine traurige, furchtbare Ironie. Die Datenbank, auf die Henri Nannen stolz war, wird von seinen Nachfolgern schnöde eingestellt. Ich denke, dass G+J mit der Schließung der Pressedatenbank eine wesentliche Voraussetzung für Qualitätsjournalismus aufgibt. Den Journalis
6 info7 1 | 2021 Update* Bei mir festigt sich der Eindruck, dass die Lei tung des „Quality Boards“ nichts von der Führung einer Pressedatenbank und Dokumentation ver- Wie schließe ich eine Presse- steht und sich nicht genügend Zeit nahm, um sich datenbank, ohne ein Konzept für in diese komplexe Thematik einzuarbeiten. Dann die Zeit danach zu haben? haben sie ihr eigenes Rechercheverhalten auf ganz G+J und die Kunden der G+J-Pressedatenbank hoch- Günter Peters gerechnet, und die für sie einfachste Lösung gewählt: weg mit den externen Quellen und der Artikelver schlagwortung, über die Konsequenzen reden wir Seit mein Kommentar „Ein fataler Fehler“ im Januar später. Zu teuer und „unmodern“ sei dies, wurde auf der vfm-Homepage veröffentlicht wurde, gibt es dann behauptet. Es gebe ja Volltexte, E-Paper und einige neuere Entwicklungen bei der Schließung soziale Medien – „Alle sind nur einen Klick ent- der G+J-Pressedatenbank. fernt, und fast alle ermöglichen über einen Such schlitz die Volltextsuche.“ (Tobias Hamelmann, So wurden die ersten Kündigungen ausgesprochen Leiter des „Quality Boards“). In Wirklichkeit sind und Auflösungsverträge verhandelt und es ist klar, es schon jetzt mindestens zwei Klicks und es wer- dass das Lektorat externer Pressetitel bei G+J Ende den ab 2022 noch viel mehr werden. Volltextsuche 2021 eingestellt wird. Die Leitung des „Quality Boards“ als Lösung für journalistische Recherchen – eine macht sich Gedanken über die Recherchemöglich alte wie immer noch falsche Behauptung. keiten in diesen externen Quellen ab 2022. Es wur- Nun hat G+J das Recht, seine Pressedatenbank den Arbeitsgruppen eingerichtet, in denen beraten zu modifizieren, zu stutzen und auch zu schließen, wird, wie eine Aufbewahrung der bislang gespei- ich selbst habe drei „Evaluationen“ mit damit ver- cherten und weiterhin zu nutzenden externen Arti bundenen erheblichen Einsparungen an Personal kel aussehen könnte. Das Papierarchiv aus der Zeit und Sachkosten durchgeführt, dabei allerdings die bis 1972 steht zur Disposition. Da zwei Lektorinnen G+J-Pressedatenbank erhalten. Kosten einzusparen altersbedingt ausgeschieden sind, können nicht mehr ist in allen Medienhäusern eine gängige Praxis. Aber alle bislang lektorierten Titel ausgewertet werden, von dem Leitungspersonal einer Pressedatenbank weshalb etliche dieser Titel seit dem 1. März 2021 darf man erwarten, dass dann Alternativen für die nur im Volltext in die G+J-Pressedatenbank einlau- Informationsbeschaffung und zukünftige Recher fen. Nun hat G+J bei diesen Titeln nur ein einge- chemöglichkeiten ausgearbeitet werden. Ein solches schränktes Speicherungsrecht: nur die lektorierten Konzept muss stehen, bevor eine Schließung ver- Artikel dürfen dauerhaft gespeichert werden, die kündet wird, alles andere ist in meinen Augen ein nicht lektorierten Volltexte müssen nach kurzer Zeit sehr unprofessionelles Vorgehen. gelöscht werden. Kurz: Kein Lektorat = kein Volltext. Fassen wir zusammen: die G+J-Pressedatenbank So ergibt sich die erste Lücke im Bestand der G+J- ist ab 2022 Geschichte, die ersten Bestandslücken Pressedatenbank. Mit der Folge, dass dann Nutzer gibt es jetzt schon. G+J hat so für die anstehenden der G+J-Pressedatenbank, die Informationen aus Kooperationsgespräche mit RTL ein journalisti- diesen Titeln benötigen, in der G+J-Pressedaten sches Alleinstellungsmerkmal weniger, nämlich die bank und in mindestens einer externen Datenbank älteste Pressedatenbank Europas. Die beiden Leiter suchen oder schlechtere Rechercheergebnisse in des „Quality Boards“ stehen nun unter Erfolgsdruck Kauf nehmen müssen. Wie sagte doch Publisher und bald auch unter Zeitdruck, denn eine gute Er Frank Thomsen im G+J-Greenport: „Die Informa satzlösung für die G+J-Pressedatenbank schüttelt tionsbeschaffung wird vielfältiger und vielerorts man nicht aus dem Ärmel. Die Entscheidung zur auch einfacher als in der Vergangenheit.“ Nun wis- Schließung der G+J-Pressedatenbank entpuppt sich sen wir, was das bedeutet: Mehraufwand bei der immer mehr als ein fataler Fehler. Recherche. Oder schlechtere Rechercheergebnisse *Stand: 5.3.2021 mit dem Einstieg in eine mindere journalistische Qualität bei Gruner + Jahr.
Aktuelles 7 „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen“ (Matth. 7, 16) Reaktionen aus der Community zur beabsichtigten Schließung der G+J-Pressedatenbank Zusammengestellt von Axel Pult qualitativ hochwertige Auswahl an fremden Beiträ Liebe Leser*innen, gen ermöglicht, wenn die altehrwürdige G+J-Presse- die beabsichtigte Schließung der G+J-Presseda datenbank schon aufgegeben und Mitarbeiter frei- tenbank stellt ein einschneidendes Ereignis in gestellt werden sollen. Dass der Markplatz einen der Entwicklung der deutschsprachigen Medien adäquaten Ersatz bietet, ist allerdings nur sehr dokumentationslandschaft dar. Das bestätigen schwer vorstellbar. auch die Reaktionen aus Ihrer Mitte, die Sie in Petra Schwarze, Leitung DuMont Content Center dieser Ausgabe der info7 lesen können. Die info7-Redaktion bleibt am Ball und möchte für Inhaltliche, lizenzrechtliche und finanzielle die Ausgabe 2/2021 eine Bestandsaufnahme er- Auswirkungen stellen, wo noch „eigene“ Pressedatenbanken von Dokumentationsstellen betrieben werden und Als ich in den neunziger Jahren zusammen mit mei- wie sich diejenigen, die diese Möglichkeit nicht nen damaligen KollegInnnen eine Pressedatenbank (mehr) haben, mit Presseinformationen versor- für die Deutsche Welle planen durfte, wurde mir gen. Entweder Sie haben diesbezüglich (etwa von Seiten der Geschäftsleitung auch durchaus zu über Medoc) schon von uns gehört oder wir wer- Recht die Frage gestellt, ob nicht durch die zuneh- den Sie in den nächsten Tagen ansprechen. Wenn mende Verbreitung von Volltextinformationen über Sie – inspiriert durch die Lektüre des Presse das Internet der Aufbau einer internen Pressedaten datenbanken-Komplexes in diesem Heft – zu un- bank obsolet werden würde. Erfreulicherweise ge- serer Bestandsaufnahme oder darüber hinaus et- lang es mir damals, der Geschäftsleitung die inhalt- was beitragen möchten, steht die info7 als Platt lichen, lizenzrechtlichen und finanziellen Auswir form für einen Meinungsaustausch immer zur kungen einer Nutzung höchst unterschiedlicher Verfügung. Angebote durch die Redaktionen vor Augen zu füh- axel.pult@info7.de ren. Die weitere Entwicklung hat die Richtigkeit dieser Entscheidung bestätigt. Felix Kresing-Wulf, Leiter der Abteilung Archive/Bibliothek/ Von der Gleichzeitigkeit zum Nacheinander Dokumentation (ABD) der Deutschen Welle i.R. Was passieren wird, wenn die Redakteure von G+J Falsche Schlussfolgerung ihre Recherchen in verschiedenen und kostenpflich- tigen Datenbanken durchführen müssen, ist leicht Günter Peters bezieht sich in seinem Kommentar auszudenken: Es wird nicht mehr so viel und so zur Schließung der Gruner + Jahr-Datenbank auf umfassend recherchiert wie bisher, weil es zu um- Norbert Höfler und Tobias Hamelmann und deren ständlich ist (verschiedene Zugänge, verschiedene Feststellung „Die Welt der Informationen hat sich Zahlungsmodalitäten, Gleichzeitigkeit einer Recher dramatisch verändert …“ und die beiden Herren ha- che wird zu einem Nacheinander von Recherchen). ben natürlich Recht. Aber – sie ziehen daraus die Das führt zu schlechteren, unvollständigen, beliebi- falsche Schlussfolgerung, man könne jetzt auf eine gen Recherche-Ergebnissen. Und sobald der ge- eigene Datenbank und dann wohl auch auf Doku neigte Leser dies merkt, zu finanziellen Einbußen. mentare mit besonderen Recherchequalitäten ver- Es ist sehr zu wünschen, dass der geplante zichten. Als wir beim Südwestfunk in den siebziger „Marktplatz“ wenigstens eine unabhängige und Jahren mit dem Hinweis auf die Dokumentation
8 info7 1 | 2021 beim SPIEGEL und bei Gruner+Jahr die Hauptabtei Keine Millionen-Dividenden lung Dokumentation und Archive aufbauten und Es wirkt nostalgisch, wenn wir älteren Semester die Funktion des Dokumentationsredakteurs, die den jungen KollegInnen erzählen, wie Pressedoku wir bei beiden Einrichtungen abguckten, einführ- mentation einst betrieben wurde. Das betrifft nicht ten, hatten wir einen Intendanten, der selbst sorg- nur die eingesetzte Technologie, sondern vor allem fältig recherchierender Journalist in Radio und auch den Anspruch an die Qualität. Und es ist wie Fernsehen gewesen war und uns unterstützte. in allen Bereichen: Qualität ist nicht umsonst und Prof. e.h. Wolfgang Hempel, Hauptabteilungsleiter des hat ihren Preis. Das Geschäftsmodell der Pressever Südwestfunks/Südwestrundfunks Baden-Baden i.R. lage war lukrativ, Qualitätsjournalismus ließ sich fi- nanzieren und mit ihm eben auch eine qualifizierte Eine Ära geht zu Ende Pressedokumentation als Grundlage für Recherchen. Ich habe als Studentin aus Berlin in den 90er Jah Inzwischen hat der Wind gedreht, die Einnah ren ein Praktikum in der Pressedokumentation bei men aus der Werbung, welche die journalistische G+J gemacht. Die Kolleginnen und Kollegen waren Arbeit finanziert hatten, sind ins Netz und dort zu alle fachlich nicht nur versiert, sondern auch tech- den Giganten wie Google und Facebook gewandert nisch fit und offen für Neuerungen (damals die au- und werden nie mehr zurückkommen. In der Schweiz tomatische Indexierung) und dazu noch innovativ haben wir in den letzten 15 Jahren erlebt, was dies (z.B. mit der Erfindung der Ereignisdatenbank). bedeutet. Zeitungsverlage haben ihre Dokumenta Die Zeit damals hat mich persönlich und beruf- tionsabteilungen längst geschlossen. Sogar die lich stark geprägt. Mit der Einstellung der Presseda altehrwürdige NZZ hat ihre Qualitätsansprüche auf- tenbank geht in meinen Augen eine Ära zu Ende. gegeben, das Korrektorat nach Bosnien ausgelagert. Ich wünsche allen MitarbeiterInnen alles Gute für Gleichzeitig gibt es in der Schweiz auch Beispie die Zukunft! le, wie heute noch Qualitätsjournalismus möglich Sonja Rückert, Der Tagesspiegel, Recherche/Dokumentation ist. Einerseits die (gedruckte) linke Wochenzeitung (WOZ), welche seit 40 Jahren gut recherchierte Hin Anspruchsvoller Qualitätsjournalismus ade tergrundinformationen liefert. Andererseits seit 2 Jahren das linksliberale Online-Magazin republik. Leider kennt man Schließungen von Rechercheab ch, das täglich 2-3 fundierte Hintergrundgeschich teilungen seit Jahren aus der Wirtschafts- und Ban ten bringt. Beiden ist gemeinsam, dass sie keine kenbranche. Doch dass jetzt auch in einem traditio- Millionen-Dividenden für Aktionäre erwirtschaften nellen Medienunternehmen wie G+J an falscher müssen und eine Leserschaft gefunden haben, die Stelle gespart werden soll, überrascht mich doch. für gute Information bereit ist, mehr zu bezahlen. Am Ende wird also für Artikel der G+J-Publika tionen nur noch über Google recherchiert werden Josef Wandeler (ehemals Trialog AG) (anspruchsvoller Qualitätsjournalismus ade) oder Leser-/Kunden-Bindung die Lizenzkosten für externe Datenbanken werden an die Leser weitergegeben (Schere zwischen Arm Ein solches Pressearchiv ist neben seinem Nutzen und Reich vergrößert sich). Die Schließung der für die tägliche Arbeit der Dokumentare auch eine Pressedatenbank ist ein Armutszeugnis. Möglichkeit, Leser/Kunden an ein Produkt zu binden. Konstanze Englert Mich würde interessieren, ob es eine Möglich keit gibt, das Pressearchiv zu retten. Z.B. durch Grün- Interviews und Porträts dung eines Vereins, über Crowdfunding, die Über führung in eine Stiftung, ein öffentliches Presse Ich persönlich nutze die G+J-Datenbank vor allem archiv mit Benutzungsgebühr o.ä.. gerne, weil man dort so zielgerichtet Interviews und Marfa Seewald Porträts (sei es für Personen, Länder oder Städte) recherchieren kann. Das funktioniert hier deutlich Einfach schneller komfortabler als bei anderen Anbietern, wie z.B. Genios. Ein herber Verlust! Da bricht was weg. Viele Quellen gibt es auch woan- Stephanie Hamann, Der Tagesspiegel, Recherche / Dokumentation ders, aber nicht so weit zurück. Ja, auch heute noch
Aktuelles 9 G+J heute: Verlagshaus am Baumwall. © Gruner + Jahr- gibt es viele Anfragen, die über den Newsroom hin- Fake news erkennen ausgehen – und die man nicht im Volltext oder per Leistungsstarke Pressearchive und Pressedatenban Textmining suchen möchte, sondern einheitlich auf- ken sind heute mehr denn je gefragt, um die redak- bereitet. Und: Der Zugriff auf angeteaserte Online tionellen Arbeiten von Journalisten zu unterstützen quellen in Echtzeit ist nur die halbe Wahrheit, denn und nicht zuletzt, um ein Werkzeug an der Hand zu der Zugang zum Content erfordert Materialschlach haben, um „fake news“ zu erkennen und von der Öf ten der Passwortverwaltung. Eine durchlizensierte fentlichkeit so fern zu halten. Ich hoffe, die Entschei- Datenbank wie G+J ist einfach schneller. dung von Gruner + Jahr kann noch revidiert werden Bernd Förster, Westdeutscher Rundfunk, Dokumentation und bzw. Gruner + Jahr findet andere Möglichkeiten, die Archive journalistische Arbeit informationell abzusichern. Prof. em. Dr. Rainer Kuhlen, Sprecher des Aktionsbündnisses Einheitliche Verschlagwortung Urheberrecht für Bildung und Wissenschaft, Persönliches Mitglied der Deutschen UNESCO-Kommission Was macht(e) die G+J-Pressedatenbank so beson- ders schätzenswert? Nun es ist, neben der Aktua Die Google-Illusion lität und dem breiten Medienspektrum, vor allem die einheitliche Verschlagwortung der Artikel, die Dem Artikel von Günter Peters entnehme ich, dass sie auszeichnet. Aus der erschlossenen digitalen sich die G+J-Pressedatenbank bislang vor allem an Volltextdatenbank lassen sich – neben präzisen Journalist*innen richtete, die aber in den letzten Faktenfragen – gerade auch unpräzis(er)e Fragen Jahren vermehrt auf andere online verfügbare Quel innerhalb größerer Themenkomplexe oder nach len im Netz zur Informationsversorgung umgestie- Entwicklungsverläufen rasch und effizient recher- gen seien, weshalb sich deshalb der Weiterbetrieb chieren: und das alles aus einer Hand! dieser Datenbank angeblich wirtschaftlich nicht Steffen H. Elsner, M.A., Wiss. Dokumentar mehr lohnen soll.
10 info7 1 | 2021 G+J morgen? Vorgesehener Bauplatz in der HafenCity. Dabei könnte der Nutzerkreis für diese Daten Spart Zeit und Geld bank doch sehr viel größer sein. Man denke da nur Die Datenbank von G+J hatte einen unschätzbaren an die vielen wissenschaftlichen Bibliotheken in Wert für uns, da wir hier Bravo und Bunte genauso Deutschland, die viel Geld für Lizenzen für Presse finden konnten wie die zahlreichen GEO-Titel oder datenbanken, wie z.B. WISO, Nexis Uni, Factiva die Spezialausgaben der ZEIT. Und das nicht nur für oder PressReader ausgeben. Wäre dies nicht auch die vergangenen Jahre, sondern bis in die 60er für die G+J-Pressedatenbank eine interessante Kun Jahre zurück. dengruppe? Ich bin jedenfalls ein wenig überrascht, Entscheidungen dieser Art suggerieren den we- dass es weder in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) niger Eingeweihten, dass da zu Recht etwas einge- noch im Datenbankinformationssystem (DBIS) ei- spart wird, weil das doch heutzutage alles in die- nen Nachweis für die G+J-Pressedatenbank in einer sem Internet zu finden ist. Doch als Fachleute wis- deutschen Bibliothek gibt. Die Annahme, dass sich sen wir, dass dem nicht so ist. Pressedatenbanken Studierende heute ausschließlich über Google & Co. sind gerade in Zeiten knapper werdenden Personals vollständig kostenfrei informieren können, halte ich ein hohes Gut, denn die zielgerichtete Recherche in für irrig und nenne ich die „Google-Illusion“. diesen Systemen spart Zeit und damit auch Geld. Die Notwendigkeit, auf urheberrechtlich ge- Jede*r, der / die schon einmal versucht hat, im schützte Pressartikel über von Bibliotheken kosten- Internet schnell die Presseinterviews von Angela pflichtig lizensierte Zugänge zugreifen zu können, Merkel zwischen 2005 und 2009 zu finden, wird ist wichtiger und dringender denn je. Die Nachfrage das bestätigen. in Wissenschaft und Forschung ist zweifellos vor- Wir im ZDF würden es sehr begrüßen, wenn die handen und bei attraktiven Lizenzmodellen für Bib Entscheidungsträger*innen des Verlags ihren Be liotheken müsste auch die G+J-Pressedatenbank schluss, die Pressedatenbank von Gruner + Jahr zu kein Auslaufmodell sein. schließen, noch einmal überdenken würden. Christoph Albers Dr. Stefan Hertrampf, Geschäftsbereich Archiv-Bibliothek- Dokumentation des ZDF
Aktuelles 11 Stilllegung von Wissen und entsprechende Datenbank unterhalten, bleibt zu hoffen, dass sie diesen von G+J eingeschlagenen Pressedatenbanken kann man bewerten unter den Irrweg nicht auch einschlagen. Aspekten Portfolio, zeitliche Abdeckung, Erschlie ßung, Nutzerfreundlichkeit. In allen diesen Hinsich Michael Weniger M.A., Geschäftsführender Gesellschafter der Baltic Sea Media Consulting GbR ten ist die G+J-Pressedatenbank sehr gut, in den er- sten beiden außerdem unersetzlich. Wir beim Ta Mehr als ein Recherche-Tool gesspiegel nutzen G+J häufig. In vielen Fällen ist es die einzige Informationsquelle. Und die einheitliche Sicher würde die taz-Frauentagsausgabe zum §218 Erschließung ermöglicht uns einen kurzen Weg zum am 8. März auch erscheinen, wenn wir den Kolle Ziel. Soweit zum Einzelinteresse. Für die Informa ginnen nicht den berühmten Stern-Titel von 1971 tionslandschaft, ja, für das Gemeinwesen ist der hätten zur Verfügung stellen können, aber dass das, drohende Verlust des Zugangs zu diesem journali- dank der G+J-Pressedatenbank möglich ist, dient stischen Schatz und kulturellen Erbe eine schlimme der Qualität dieser Ausgabe. Nachricht. Stilllegung von Wissen ist in einer Wis Wir nutzen die Datenbank in der taz regelmä- sensgesellschaft keine gute Idee. ßig, sie würde uns sehr fehlen. Die Suche ist kom- Thomas Friederich, Der Tagesspiegel, Leiter Recherche/ fortabel, die Breite des Angebots hervorragend, die Dokumentation zeitliche Tiefe einmalig. Wer sich dafür interessiert, wie gesellschaftliche Debatten geführt wurden und Ent-Intellektualisierung werden, kommt um die G+J-Pressedatenbank nicht herum. In gewisser Weise ist sie dadurch auch mehr Was man wahrscheinlich nicht genügend bedacht als ein Recherchetool, sie bildet die Bedeutung von hat, sind die steigenden Recherchekosten, die bei Presse insgesamt ab. der notwendigen Nutzung von mehreren Datenban ken entstehen. Man bewegt sich von der Homoge Brigitte Marquardt, leitung archiv @ recherche, taz, die tageszeitung, Berlin nität zur Heterogenität der Daten und Recherche strategien. Diese Umkehr bedeutet im Ergebnis „Quality Board“? Zeitverlust und Kostenzuwachs. Für komplexe Recherchen, wie sie normalerwei- Geradezu ironisch wirkt dabei, dass das Ressort, se bei der Nutzung einer internen Datenbank mög- welches als Ersatz geschaffen wird, um die Informa lich sind und erfolgreich durchgeführt werden, sind tionsbeschaffung neu zu organisieren, den Namen einige Datenbanken externer Anbieter weniger ge- „Quality Board“ trägt. eignet und nicht maßgeschneidert, da sind an- Der Bedarf nach fundierten Informationen bleibt spruchsvolle Recherchen selbst für einen Profi bestehen, doch unter den angekündigten Bedingun manchmal zeit- und kostenintensiv, da entspre- gen werden komplexe Recherchen nicht einfacher, chende Ablauf- und Datenbankstrukturen nicht op- sondern schwieriger. Die Ankündigung des Verant timiert sind. wortlichen für das Quality Board, Frank Thomsen, Erstaunlicherweise taucht die Variante der do- das Angebot werde „vielfältiger und vielerorts auch kumentarischen Versorgung von Redaktionen durch einfacher“ klingt in diesem Sinne auch wie ein Eu externe Datenbanken meiner Beobachtung nach re- phemismus für „komplizierter und seichter“. Das gelmäßig in einem Zyklus von 5 bis 10 Jahren im- erinnert mich an die Warnung Henri Nannens: „Wenn mer wieder auf. Gerne auch als unwiderstehlicher einer alles selbst machen will, braucht er sich nicht Lösungsansatz von Unternehmensberatungen ins zu beklagen, daß er schließlich alles selbst machen Gespräch gebracht. muß.“ Und selbst ob die Kosten angesichts zuneh- Wir haben es bei der Schließung der G+J - Pres mender Eigenrecherchen und des durch komplexe- sedatenbank letztendlich im Ergebnis auch mit ei- ren Zugang zu Informationsquellen zu erwartenden ner Ent-Intellektualisierung, einem Braindrain, zu zeitlichen (und finanziellen) Aufwands sinken, tun, dieser Prozess wird begleitet von dem Verlust scheint unwahrscheinlich. an dokumentarischer Kompetenz. Hüseyin Demir, Westdeutscher Rundfunk, Mit Blick auf andere Verlagshäuser und Medien Dokumentation und Archive unternehmen, die eine dokumentarische Einheit
12 info7 1 | 2021 Geschwätz von gestern Hierarchisierung der Information „Was geb ich auf mein Geschwätz von gestern?“ - so Es macht einen erheblichen Unterschied für unsere schreibt es Dolf Sternberger („Figuren der Fabel“, Arbeit, ob nach einer Information strukturiert ge- 1950) gerne den welterfahrenen und politikerprob- sucht werden kann, also anhand von Verschlagwor ten Frankfurtern zu. tung und Hierarchisierung der Information sowie Und während weiterhin noch viel Wasser den einer Beschränkung auf die relevantesten Quellen. Main herunterfließen wird, findet bei G+J in Ham Oder ob eine Onlinerecherche im Web vorgenom- burg ein kontinuierlicher redaktioneller wie struk- men wird, wo zudem die Medienquellen zunehmend tureller Kahlschlag statt. hinter einer Paywall verschwinden, somit nicht ohne Jeder, der sich auch nur ein klein wenig mit Qua- Weiteres nutzbar sind. Wenn bei Gruner + Jahr die litätsüberlegungen in diesem Bereich auskennt, weiß, Vorstellung herrscht, dass eine Pressedatenbank wie wertvoll eine langfristige konsistente Verschlag- gar nicht mehr gebraucht würde, weil doch alle wortung der einzelnen Dokumente ist - allein Pro Journalistinnen und Journalisten die Informationen bleme der Synonymfallen sind bei der Recherche auf anderem Wege finden könnten, so ist das gleich *in Volltextdatenbanken legendär und wirken sich aus zwei Gründen besorgniserregend: Für unsere negativ auf das Rechercheergebnis aus. Zudem ge- Arbeit bei Greenpeace erschwert es ganz praktisch währleistet auch das kontinuierlich gepflegte Voka die effiziente Informationsbeschaffung. Aber es bular zur Indexierung eine wertvolle Basis für mo- führt vor allem zu der grundsätzlichen Frage, wel- derne auf maschinellem Lernen und Ontologien ches Verständnis von Qualitätsjournalismus samt basierende Anwendungen und stellt einen wichti- seiner Arbeitsvoraussetzungen bei den Entschei gen Schatz, neudeutsch Asset, dar, dessen sich die dungsträgern von G+J vorherrscht. Und dieser Entscheider gar nicht bewusst zu sein scheinen. zwei- So scheinen die Argumente, die G+J-intern für te Aspekt ist eindeutig der schwerwiegendere. ein Ende der Pressedatenbank angezogen werden, Dr. Manfred Redelfs, Greenpeace e.V., Recherche-Abteilung / aus Sicht von Informationsprofis eher verwegen. Research & Investigations Unit Schlagwortsuche spiele kaum noch eine Rolle - und die künftige Recherche in den dann noch verfügba- Journalistische Arbeit der Zukunft? ren Altbeständen der Pressedatenbank werde durch Wir sollten es mit Matth.7, 16 halten „... an ihren die zusätzliche - dann freilich sequentielle - Nutzung Früchten sollt ihr sie erkennen“! Wir werden ja er- externer Hosts auf dem „Marktplatz der Informa leben, wie seriös die journalistische Arbeit in tionen“ vielfältiger werden. Zukunft sein wird. Das mag uns doch sehr nach den üblichen post- modernistischen Sprachspielen klingen, die schnell Dr. Heiner Schmitt, Geschäftsbereich-Leiter Archiv- Bibliothek-Dokumentation (ABD) ZDF i.R. einmal von einem Sujet zum nächsten hüpfen und dabei gerne Qualitäten und Quantitäten nach Be lieben vermischen. Es ist ein Trauerspiel. Und irgendwann wird nie- mand mehr so ganz genau herausfinden (können), was es mit unserem Geschwätz von gestern auf sich hatte. Marlies Ockenfeld, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Information und Wissen (DGI) e. V.
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