Ein Meilenstein für den öffentlichen Verkehr - SP Schweiz

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Ein Meilenstein für den öffentlichen Verkehr - SP Schweiz
Foto: Keystone
                 Nr. 4, November 2013
                                                        Das Magazin zur Energiewende in der Schweiz

                 Damit BahnpendlerInnen künftig wieder Platz finden: Am 9. Februar 2014 kann die Schweizer
                 Stimmbevölkerung mit der ÖV-Vorlage die Finanzierung von Betrieb, Unterhalt und Ausbau
                 des Schienennetzes langfristig sicherstellen. Gleichzeitig beseitigen konkrete Ausbauschritte
                 Engpässe und schaffen neue Kapazitäten.

                 Ein Meilenstein für den
                 öffentlichen Verkehr
                                                      Gemäss Schätzungen des Bundes        in vielen Regionen Kapazitätseng-    abgestimmt wird. Und zweitens soll
                                                      werden die Verkehrsleistungen auf    pässe auf der Schiene und die Züge   der unvermeidbare Teil des Wachs-
                                                      Schiene und Strasse zwischen den     sind überfüllt.                      tums so effizient und ökologisch wie
                                  von                 Jahren 2010 und 2030 um rund 25         Solche Verkehrswachstumspro-      möglich aufgefangen werden. Klare
                                  Evi Allemann,       Prozent steigen. Für die Bahn wird   gnosen zwingen zum rechtzeiti-       Priorität hat dabei die Schiene.
                                  Nationalrätin und   ein Wachstum von rund 50 Prozent     gen Planen. Dabei müssen zwei
                                  Präsidentin VCS
                                                      prognostiziert – überdurchschnitt-   Ziele vereint werden: Erstens soll   Griffiger Gegenvorschlag
                                                      lich in den Agglomerationen und zu   nicht nur einseitig auf Ausbau und   zur ÖV-Initiative
                                                      Spitzenzeiten. Beim Güterverkehr     Wachstum gesetzt, sondern Verkehr    Der Verkehrs-Club der Schweiz
                                                      ist ebenfalls von einem Wachstum     verhindert werden, indem die Ver-    (VCS) und die SP Schweiz haben
                                                      in ähnlicher Grössenordnung aus-     kehrsentwicklung auf die Raum-       vor drei Jahren zusammen mit über
                                                      zugehen. Bereits heute bestehen      planung und die Siedlungspolitik     zwanzig Partnerorganisationen die

                                                                                   1 | sonnenklar
Ein Meilenstein für den öffentlichen Verkehr - SP Schweiz
Fotos: Keystone
Volksinitiative «Für den öffentlichen Verkehr» (ÖV-Ini-
tiative) eingereicht. Die Initiative verlangte eine Umver-
teilung der zweckgebundenen Mineralölsteuereinnah-
men: Diese sollten neu je rund hälftig in die Strasse und
den öffentlichen Verkehr fliessen. Der Bundesrat und
das Parlament haben die Initiative zwar abgelehnt, ihr
aber mit der Vorlage zur Finanzierung und zum Ausbau
der Bahninfrastruktur einen Gegenvorschlag gegen-
übergestellt. Damit wurde der dringliche Handlungs-
bedarf bei der Bahn anerkannt. Das Initiativkomitee
hat deshalb im Sommer 2013 einstimmig beschlossen,                              Mehr Platz für Reisende
die ÖV-Initiative zurückzuziehen.
   Das Herzstück der Vorlage ist der Bahninfrastruk-                           Ein alltägliches Bild: Stau vor den Eingängen, überfüllte Züge. Die ÖV-Vorlage schafft Platz und verdichtet
turfonds. Der unbefristete Fonds sichert sowohl den                            den Zugtakt auf verschiedenen Strecken.
Unterhalt und den Betrieb wie auch den Ausbau des
Schienennetzes. Er ist das finanzielle Rückgrat des Aus-
baus, aber auch des künftigen Unterhalts. Weiter sind
konkrete, regional gut verteilte Ausbauprojekte in die
Vorlage eingebunden (s. Beitrag Seite 3).

Gleich lange Spiesse für
Auto- und BahnpendlerInnen
Bei der ÖV-Vorlage geht es auch darum, einen Schritt
in Richtung ökologischer Verkehrswende zu tun. Der
ökologische Hebel der Vorlage ist die Limitierung des
Pendlerabzugs: Heute können unbegrenzt Fahrkosten
von den Steuern abgezogen werden – rund neun Pro-
zent der Steuerpflichtigen machen einen Abzug zwi-
schen 7000 und 70 000 Franken geltend. Neu sollen
jährlich nur noch maximal 3000 Franken abgezogen
werden können. Diejenigen, die mit dem Auto pendeln,
können weiterhin Fahrkosten für Strecken zwischen 20
und 35 Kilometern pro Tag abziehen. Die durchschnittli-
che tägliche Pendlerdistanz mit dem Auto beträgt rund
24 Kilometer. Wer ein GA hat, kann immer noch rund
85 Prozent seiner Fahrkosten abziehen. Dies schafft
gleich lange Spiesse für alle, die pendeln müssen. Eine
staatliche Subventionierung des Autofahrens fällt damit                         Schnellere Güterzüge
künftig weg.                                                                   Die ÖV-Vorlage schafft Kapazitäten für Güter. Zum Beispiel zwischen Genf und Lausanne werden schnellere
                                                                               Güterzüge als bisher verkehren.
Wegweisend für kommende
Generationen
Die ÖV-Vorlage ist ein Meilenstein in der Schweizer
Bahngeschichte, eine Garantie für die Weiterentwick-
lung eines erfolgreichen Bahnsystems und damit weg-
weisend für kommende Generationen. Das Bestechende
daran ist, dass mit der ÖV-Vorlage nicht nur der Ausbau
der Bahninfrastruktur angepackt, sondern dass er auch
im Einklang mit der Finanzierung und dem Unterhalt
erfolgen kann.
  An weiteren Verbesserungen des öffentlichen Ver-
kehrs haben die Schweizerinnen und Schweizer als Volk
von Pendlerinnen und Pendlern ein vitales Interesse.
Aber auch die Wirtschaft profitiert stark von einer guten
und immer besseren Bahninfrastruktur. Ein überzeu-
gendes Ja soll der Vorlage zum Erfolg verhelfen.

                                                                                Behebung von Engpässen
                                                                               Zwischen Zürich und Aarau, Zürich und Winterthur sowie auf der Strecke von Zürich nach Luzern stösst
                                                                               die Bahn an ihre Grenzen. Die ÖV-Vorlage liefert die finanziellen Mittel, um die künftige Behebung dieser
                                                                               Engpässe zu planen.

                                                                                           2 | sonnenklar
Ein Meilenstein für den öffentlichen Verkehr - SP Schweiz
Künftig werden noch deutlich mehr Menschen den öffentlichen Verkehr benützen. Mit der Annahme
der ÖV-Vorlage können mehr Sitzplätze geschaffen und Engpässe im Netz beseitigt werden. Bezahlt wird der
zentrale Teil der Vorlage, der Bahninfrastrukturfonds, durch den Bund, die Kantone und die KundInnen.

Finanzielle Sicherheit
für den öffentlichen Verkehr
                                       system des öffentlichen Verkehrs
                                       in der Schweiz in allen Regionen           Der Bahninfrastrukturfonds
                                       weiterzuentwickeln – schliesslich
                                       besteht die Schweiz nicht nur aus          Der erste Ausbauschritt umfasst unter anderem:
                von                    Zürich und Bern.
                Edith Graf-Litscher,
                Nationalrätin                                                     • ganztägiger Halbstundentakt Zürich–Lugano, Lugano–Locarno,
                                       Lebensversicherung für                       Bern–Luzern und Zürich–Chur
                                       den öffentlichen Verkehr
Wer oft mit dem öffentlichen Ver-      Aber die ÖV-Vorlage ist mehr als ein       • Halbstundentakt der S-Bahn Aarau–Zürich
kehr unterwegs ist, kann ein Lied      Ausbauprogramm. Mit ihr wird ein           • Fahrzeitverkürzung Bern–Lausanne mit Weitergabe des
davon singen: Immer mehr Kundin-       neuer Bahninfrastrukturfonds (BIF)
                                                                                    Zeitgewinns nach Westen ab Lausanne (Morges–Nyon–Genf)
nen und Kunden nutzen die Bahn,        geschaffen. Dieser wird in Zukunft
den Bus oder die Strassenbahn. Die     Unterhalt, Betrieb und Ausbau des          • ganztägiger Viertelstundentakt der S-Bahnen Basel–Liestal
Entwicklung geht in diesem Sinne       Schienennetzes aus einer Hand                (Pratteln) und Bern–Münsingen
weiter (s. Seite 1). Das Schweizer     finanzieren. Der neue Fonds schafft
                                                                                  • Sicherung der Kapazitäten des Bahngüterverkehrs im Raum
Bahnnetz ist aber bereits heute        damit eine Balance der Ausgaben
                                                                                    Genf–Lausanne sowie zwischen Neuenburg und Biel
ausgelastet. Für mehr Angebote         für Unterhalt und Ausbau. Mehr
im Personen- und Güterverkehr          noch: Er garantiert mit seinen unbe-       • Grundlagen für den Angebotsausbau der S-Bahn in den Räumen
fehlt schlicht der Platz und die       fristeten zweckgebundenen Mitteln            Bern, Basel und Genf
hohe Belegung erfordert Spitzen-       langfristige Investitionssicherheit.
                                                                                  • Mittel für die Planung künftiger Engpassbehebungen bis zur
leistungen des Personals. Als wäre     Man kann den Bahninfrastruktur-
                                                                                    Baureife, namentlich für die Engpässe Aarau–Zürich,
die Bewältigung dieser Entwick-        fonds deshalb ohne Übertreibung
                                                                                    Zürich–Winterthur und Zürich–Zug–Luzern
lung nicht schon Herausforderung       als neue Lebensversicherung für
genug, ist heute im Schweizer Schie-   den öffentlichen Verkehr in der
nennetz auch noch eine finanzielle     Schweiz bezeichnen. Diese hat                Quelle: SBB
Deckungslücke von rund einer           jedoch ihren Preis. Nach dem Wil-
Milliarde Franken pro Jahr auszu-      len des Bundesrates und des Par-
machen.                                laments haben alle, die von einem
                                       leistungsfähigen öffentlichen Ver-         Bahninfrastrukturfonds (BIF)
Wachstum nach innen                    kehr profitieren, einen Beitrag zu
Mit der ÖV-Vorlage, die nun zur        leisten (s. Kasten unten). Die Kun-
Abstimmung kommt, werden die-          dInnen werden durch Erhöhungen
se Herausforderungen angegan-          der Billettpreise zur Kasse gebeten.                                       FinöV-Fonds                            Ordentliche Bundesmittel
gen. Mit einem ersten Ausbau-          Aber nicht nur sie: Auch der Bund
schritt mit Kosten in der Höhe von     und die Kantone leisten ihren Anteil                     • Leistungsabhängige                                  • Leistungsvereinbarung
                                                                                 Finanzmittel

6,4 Milliarden Franken sollen die      an den Mehrkosten, was aufgrund                            Schwerverkehrsabgabe LSVA                             Bund-SBB
einschneidendsten Engpässe auf         des grossen Nutzens des öffentli-                        • Mehrwertsteuer                                      • Rahmenkredit Privatbahnen
dem Schienennetz beseitigt werden      chen Verkehrs für die Gesellschaft
(s. Kasten oben). Danach werden in     und die Wirtschaft mehr als legitim                      • Mineralölsteuer
regelmässigen Abständen weitere,       ist.
der Situation angepasste Ausbau-          Das letzte Wort zur Zukunft des
schritte folgen.                       öffentlichen Verkehrs werden am
   Das Hauptaugenmerk liegt im         9. Februar 2014 Volk und Stände
ersten Ausbauschritt auf mehr Sitz-    haben. Auch wenn sich im Parlament
plätzen für den Personen- und mehr     über die Parteigrenzen hinweg eine
Kapazitäten für den Güterverkehr.      grosse Mehrheit für die Vorlage ein-
Anders als von KritikerInnen ange-     gesetzt hat, ist diese Abstimmung
mahnt, handelt es sich beim Ausbau     nicht im Schlafwagen zu gewinnen.
mitnichten um ein übertriebenes        Überzeugen wir die Schweiz, dass
regionalpolitisches Wunschkon-         wir mit der ÖV-Vorlage in eine ver-                                                           Betrieb/Unterhalt                              Aus
zert. Die gezielten Ausbauten sind     nünftige und nachhaltige Mobilität
                                                                                 Aufgaben

nötig, um das erfolgreiche Knoten-     und in Arbeitsplätze investieren!                                                     • Substanzerhaltung                     • Infrastrukturaus
                                                                                                                             • Infrastrukturbetrieb                    (mehrere Schrit

                                                                                     Quellen: Bundesamt für Verkehr, LITRA

                                                                      3 | sonnenklar
Ein Meilenstein für den öffentlichen Verkehr - SP Schweiz
Der öffentliche Verkehr ist in der Schweiz populär wie nirgends sonst. Das ist
                                           nicht zuletzt das Verdienst einer visionären und zugleich pragmatischen Politik.
                                           Mit einem Ja am 9. Februar 2014 zur ÖV-Vorlage soll sie weitergeführt werden.

                                           Ja zur Finanzierung
                                           und zum Ausbau der
                                           Bahn
  Finanzierung des
  Bahninfrastrukturfonds
  Der Bahninfrastrukturfonds soll mit                                                             mal unter Beschuss, etwa vonseiten der Befür-
  den bisherigen Finanzierungsquellen                                                             worterInnen von Hochgeschwindigkeitszügen. Sie
                                                                                                  würden – ohne Rücksicht auf den Nutzen solcher
  des FinöV-Fonds von durchschnitt-                        von                                    Projekte – eine schnurgerade Streckenführung
  lich rund 1,6 Milliarden Franken pro                     Roger Nordmann,                        wählen.
  Jahr alimentiert werden. Daneben                         Nationalrat,
  steuern die Verkehrsunternehmen                          Vizepräsident VCS
  300 Millionen Franken pro Jahr bei
                                                                                                  Opfer des eigenen Erfolgs
                                                                                                  Paradoxerweise sind die öffentlichen Verkehrsmit-
  (höhere Trassenpreise – 2017 folgt
                                           Die bevorstehende Abstimmung zum öffentlichen          tel Opfer ihres eigenen Erfolgs: Es drohen Kapa-
  eine weitere Erhöhung). In den Jah-
                                           Verkehr verdeutlicht die beinahe existenzielle Ver-    zitätsengpässe, Zuverlässigkeit ist nicht mehr
  ren 2018 – 2030 fliesst ein Promille
                                           bindung der Schweiz mit ihrem öffentlichen Ver-        selbstverständlich, Wartungsrückstande mehren
  der Mehrwertsteuer in den BIF. Dies
                                           kehr. Nach «Bahn 2000» im Jahr 1987, der Alpen-        sich. Und die Finanzierung des Systems ist nicht
  ergibt pro Jahr zusätzliche Mittel von
                                           initiative 1994 und dem Beschluss zum Bau neuer        mehr sicher. Aus diesen Gründen empfehlen Bun-
  rund 360 Millionen Franken. Wei-
                                           Bahnlinien durch die Alpen 1998 geht es nun darum,     desrat und Parlament dem Volk und den Kantonen,
  tere 200 Millionen Franken pro Jahr
                                           die sowohl visionäre als auch pragmatische Politik     der Vorlage zur Finanzierung des Unterhalts und
  will der Bund zuführen, indem er
                                           fortzuführen.                                          des Ausbaus der Bahninfrastruktur (ÖV-Vorlage)
  die steuerliche Abzugsfähigkeit des
                                                                                                  zuzustimmen und so die Modernisierung des öffent-
  Pendelns künftig begrenzt. Ebenfalls
  zusätzliche 200 Millionen Franken
                                           Eine visionäre und pragmatische Politik                lichen Verkehrs einzuleiten.
                                           Diese Politik hat die einmalige Popularität des           Es geht nicht nur darum, zusätzliche Mittel
  pro Jahr zahlen die Kantone.
                                           öffentlichen Verkehrs massgeblich gefördert. Visi-     bereitzustellen, sondern auch darum, klare Priori-
                                           onär ist diese Politik, weil sie nicht lediglich aus   täten zu setzen. Neue Bahninfrastrukturvorhaben
                                           Investitionen in Streckenkilometer besteht. Der        sollen nicht auf Kosten des Unterhalts der beste-
                                           öffentliche Verkehr wird als System verstanden,        henden Infrastruktur verwirklicht werden. Nach
                                           das als Gesamtheit leistungsstark sein muss. Ent-      den gigantischen Investitionen, die für die Alpen-
                                           sprechend intensiv nutzen es die BürgerInnen.          durchquerung nötig waren, müssen jetzt aber die
                                             Die Entwicklungsschritte, die das Volk bislang       Zugverbindungen im Mittelland ausgebaut und die
                                           immer unterstützte, widerspiegeln auch ein Wer-        Aufnahmekapazität der am stärksten ausgelasteten
                                           tesystem: Die Schweiz «liebt» den öffentlichen         Bahnhöfe erweitert werden.
                 Neue Quellen              Verkehr wegen seiner relativ geringen Umwelt-
                                           belastung. Er verbraucht verhältnismässig wenig        Die ÖV-Vorlage ist in unserem Sinne
       • Nutzerinnen und Nutzer            Energie, verursacht wenig Luftverschmutzung und        Ohne die Initiative «Für den öffentlichen Verkehr»
         (Trassenpreiserhöhung)            verbraucht wenig Land. Ein leistungsfähiger und        (s. Seite 1) wäre eine so umfangreiche Vorlage von
       • Kantone                           nutzerfreundlicher öffentlicher Verkehr reflektiert    dieser Qualität nicht zustande gekommen. Für die
                                           auch eine kollektive Vorstellung vom Zusammen-         LeserInnen des «sonnenklar!», die allein 25 000
       • Pendlerinnen und Pendler          leben der Menschen in der Gesellschaft, dessen         Unterschriften gesammelt haben, ist das ein schö-
         (Limitierung Fahrkostenabzug      erste Spuren bis zu den Allmenden im Mittelalter       ner Erfolg.
         Bundessteuer)                     zurückreichen.                                            Jetzt ist es wichtig, sich für die ÖV-Vorlage ein-
       • Befristetes Mehrwertsteuer-         Diese Verkehrspolitik ist zugleich pragmatisch:      zusetzen, denn die Abstimmung wird kein Sonn-
         promille                          Die Schweiz hat die Qualität ihres öffentlichen        tagsspaziergang sein. Erstens braucht es die
                                           Verkehrs nie an prestigeträchtigen Projekten           Zustimmung des Volks und der Kantone. Zweitens
                                           gemessen. Es gab kein Streben nach der Verbau-         investiert die Autolobby beträchtliche Mittel gegen
                                           ung von möglichst vielen Tonnen Beton. Vielmehr        die Vorlage, denn sie weiss, dass ein weiterer Erfolg
                                           wird der öffentliche Verkehr kontinuierlich verbes-    des öffentlichen Verkehrs negative Auswirkungen
                                           sert, wobei die wirtschaftlichen Auswirkungen und      auf den Automobilmarkt hat. Ich hoffe deshalb, dass
                                           die Effizienz des Systems im Vordergrund stehen.       alle BürgerInnen am 9. Februar 2014 Ja stimmen
sbau                                       Diese höchst erfolgreiche Strategie gerät manch-       werden.

sbau
tte/STEP)

                                                                   4 | sonnenklar
Ein Meilenstein für den öffentlichen Verkehr - SP Schweiz
Das Gebäudeprogramm des Bundes wird mit einer
                                                                                                                   erhöhten CO2-Lenkungsabgabe weiter gefördert.

Energiestrategie 2050: Es dürfen keine neuen Atomkraftwerke mehr
bewilligt werden. Im Bild ein Modell des neuen AKW Mühleberg.

Der Bundesrat anerkennt die Notwendigkeit der Energiewende. Er hat ein erstes Massnahmenpaket ausgearbeitet,
dessen Stossrichtung stimmt. Allerdings: Die Wende geht zu wenig schnell vorwärts.

Energiestrategie 2050: Die Richtung
stimmt – das Tempo nicht
                                          des sicheren Betriebes von Atoman-       gegen die Atomtechnologie hat sich       Energiepolitik. So soll die Menge
                                          lagen und der Entsorgung der radio-      die Erkenntnis durchgesetzt: Die         der neu zu bauenden dezentralen
                                          aktiven Abfälle sind auch nach über      friedliche Nutzung der Atomener-         Kraftwerke, die aus Sonne, Wind
                                          40 Jahren Betrieb nicht beantwortet.     gie ist keine Lösung, denn sie schafft   und Biomasse Energie gewinnen,
                 von                      Höchste Zeit also, einen neuen Weg       weitere Probleme und schränkt die        weiter beschränkt bleiben. Kleine
                 Eric Nussbaumer,         einzuschlagen.                           Handlungsfreiheit der kommenden          Wasserkraftwerke unter einer will-
                 Nationalrat
                                                                                   Generationen ein.                        kürlichen Leistungsgrenze von 300
                                          Erneuerbare fördern,                                                              Kilowatt sollen nicht mehr gefördert
                                          neue AKW verbieten                       Unverständliches                         werden. Es macht den Anschein,
Warum packen wir die Energie-             Mit diesen grundlegenden Ver-            Zögern bleibt                            dass man doch nicht recht an die
wende an? Erstens beunruhigt uns          ständigungen hat der Bundesrat           Das Massnahmenpaket hat die rich-        erneuerbaren Lösungen glaubt.
die grosse Abhängigkeit unserer           ein erstes Massnahmenpaket zur           tige Stossrichtung, ist aber ganz im     Statt die fossilen Energien zu be-
Volkswirtschaft von den fossilen          Energiestrategie 2050 ausgearbei-        Sinne der bisherigen, zögerlichen        grenzen, begrenzt man die Erneu-
Energieträgern. Achtzig Prozent           tet. Er schlägt eine Totalrevision des
unseres Energiehungers stillen wir        Energiegesetzes und einiger damit
mit Öl und Gas. Diese Energieträger       verbundener Gesetze vor. Die Stoss-
kommen nicht aus unseren Vorgär-          richtung heisst Energiewende, darin
ten und sind nicht unerschöpflich         besteht kein Zweifel.                       Das erste Massnahmenpaket zur Energiestrategie 2050
verfügbar. Es wird zu Problemen              Weiter sind Massnahmen zur
mit der Verfügbarkeit sowie zu            Steigerung der Energieeffizienz            Die Vorteile                           Die Nachteile
Preissteigerungen kommen. Das             vorgesehen, indem etwa das Gebäu-          • Das Gebäudeprogramm des              • Die verschärften Gebäude-
gefährdet langfristig unsere Versor-      desanierungsprogramm mit einer               Bundes wird ausgebaut.                 vorschriften für Neubauten
gungssicherheit und unsere Wett-          erhöhten CO2-Lenkungsabgabe ver-           • Das Einspeisevergütungs-               sind noch nicht bekannt.
bewerbsfähigkeit.                         stärkt werden soll. Damit wird es            system für erneuerbare Strom-        • Die Menge der Solarkraftwerke,
   Zweitens tragen die fossilen           möglich sein, die Rate der energe-           produktion wird ausgebaut.             die von einer Einspeisevergü-
Energien das Risiko eines fort-           tischen Sanierungen von Gebäuden                                                    tung profitieren, wird weiterhin
schreitenden Klimawandels in sich.        zu erhöhen. Das ist wichtig, denn          • Es werden keine Bewilligun-
                                                                                       gen für neue Atomkraftwerke            begrenzt, kleine Wasserkraft-
Dazu kommt das Risiko der kom-            alle Gebäude der Schweiz verbrau-                                                   werke werden ausgeschlossen.
pletten Zerstörung der natürlichen        chen zusammen einen Drittel der              erteilt.
Lebensgrundlagen durch einen              gesamten Energie.                          • Stromhändler werden                  • Die Laufzeit von Atomkraft-
Atomunfall. Wer eine risikoärmere            Erfreulich ist, dass die erneuer-         zu Effizienzsteigerungen               werken wird nicht begrenzt.
Energieversorgung aufbauen kann,          baren Energien gemäss Massnah-               verpflichtet.                        • Die CO2-Lenkungsabgabe
sollte das tun.                           menpaket weiter ausgebaut und                                                       beim Verkehr wird auf die
   Von mir aus kann die Energie-          verstärkt genutzt werden sollen.           • Verbrauchsvorschriften von
                                                                                       Elektrogeräten werden                  lange Bank geschoben.
wende in Schritten gelingen, aber         Dazu braucht es einen förderlichen
wir müssen endlich damit beginnen,        Investitionsrahmen. Beim Strom               verschärft.                          • Effizienzgewinne durch
denn die Forschung ermahnt uns            soll die kostendeckende Einspei-           • Emissionsbegrenzungen                  Wärme-Kraft-Kopplungs-
regelmässig: Der Klimawandel gibt         severgütung ausgebaut werden.                bei Personenwagen                      anlagen werden unterlassen.
uns nicht mehr viel Zeit, die End-           Neue Atomkraftwerke dürfen                und Lieferwagen werden               • Gaskraftwerke erhalten
lichkeit der Ressourcen wird immer        nicht mehr bewilligt werden. Nach            verschärft.                            Erleichterungen.
deutlicher sichtbar und die Fragen        einem über 40-jährigen Kampf

                                                                           5 | sonnenklar
Ein Meilenstein für den öffentlichen Verkehr - SP Schweiz
Foto: Keystone
   Die Vorschriften für den Energieverbrauch
   von Elektrogeräten werden verschärft.
                                                                                                                       Arbeitskreis «sonnenklar!»
                                                                                                                       Der Arbeitskreis «sonnenklar!» will die Energie- und
                                                                                                                       Umweltpolitik der SP Schweiz bekannt machen und
                                                                                                                       umsetzen. Er setzt sich aus Energie- und Umweltfach-
                                                                                                                       leuten der SP-Fraktion der Bundesversammlung sowie
                                                                                                                       weiteren interessierten Fachleuten zusammen.
                                                                                                                       Die Spendeneinnahmen von «sonnenklar!» werden
                                                                                                                       zweckgebunden für politische Kampagnen und Projekte
                                                                                                                       in der Energie- und Umweltpolitik eingesetzt.

                                                                                                                       Bisher wurden folgende Vorhaben und Organisationen
                                                                                                                       mit finanziellen Beiträgen unterstützt:

                                                                                                                       R SUFO – Sozial- und Umweltforum Ostschweiz

erbaren. Dieses Missverständnis ist          betriebe würde weltweit honoriert.                                        R «Bern erneuerbar» (Abstimmung vom 3. März 2013)
seit Jahren Bestandteil der inländi-         Eine Teilzweckbindung der noch zu
schen Energiepolitik.                        schaffenden CO2-Abgabe auf Treib-                                         R Allianz Nein zu neuen AKW
  Interessant ist die bundesrätliche         stoffen würde diesen Umbau rasch
Stellungnahme zur Möglichkeit, in            ermöglichen.                                                              R Verein Landschaftsinitiative
der Schweiz grosse Gaskraftwerke
zu bauen. Der Bundesrat schreibt,            Können wir das bezahlen?                                                  R Komitee Mühleberg-Ver-fahren
diese Kraftwerke bräuchten bessere           Immer wieder werde ich gefragt,
Investitionsbedingungen. Er meint            ob die Energiewende bezahlbar                                             R Lancierung und Einreichung der Cleantech-Initiative
damit, dass die CO2-Kompensati-              ist? Die Antwort lautet: Ja, sie ist es.                                    der SP
onsverpflichtungen gesenkt wer-              Seit der Veröffentlichung des Stern-
den müssen. Hier wird die Konkur-            Reports* zum Klimawandel wissen                                           R Einsprache gegen das Gesuch um eine unbefristete
renzfähigkeit mit den europäischen           wir, dass es kein Entweder-oder                                             Betriebsbewilligung des AKW Mühleberg
Kraftwerksinvestitionen nach unten           gibt. Wir zahlen auch, wenn wir auf
nivelliert – im Gegensatz zu den             die Energiewende verzichten. Dann                                         R Klima-Initiative (von der SP mitlanciert)
Erneuerbaren: Die Investitions-              bezahlen wir für Klimaschäden und
bedingungen werden im Volumen                für ihre Reparatur und Beseitigung.                                       R Verein Klima-Initiative
nicht auf das höhere europäische             Leiten wir jetzt die Energiewende
Niveau angehoben.                            ein, bezahlen wir hingegen für                                            R SP-Energiegipfel «erneuerbar statt atomar»
                                             saubere Energie und mehr Ener-
Beim Verkehr passiert                        gieeffizienz. Jede Volkswirtschaft,                                       R Erarbeitung des Perspektivpapiers der SP Schweiz
zu wenig                                     die sich langfristig auf nachhaltige                                        «Sicher und effizient umsteigen: Unterwegs
Die Energiewende muss auch beim              Ziele ausrichtet, bezahlt lieber für                                        zur Vollversorgung mit erneuerbaren Energien»
Verkehr und seiner fossilen Abhän-           eine risikoärmere, unabhängigere
gigkeit ansetzen, doch der Bundes-           und sozialverträglichere Energie-                                         R «KLAR! Schweiz» für die Unterstützung der
rat bleibt ratlos. Er will lediglich         versorgung.                                                                 Expertise von John Large zum so genannten
die Emissionsbegrenzungen der                   Die Richtung des ersten Mass-                                            Entsorgungsnachweis der Nagra
Neuwagen auf das Niveau der EU               nahmenpakets der Energiestrategie
anpassen. Das ist nicht weltbewe-            2050 stimmt also. Wenn wir künf-                                          R Finanzierung eines juristischen Gutachtens
gend. Die Chancen der Elektromo-             tige Schadenkosten vermeiden wol-                                           «Mitsprache beim Bau neuer AKW»
bilität will er mit einem Masterplan         len, muss es aber mit dem Umbau
ausloten und noch mehr Papiere               des Energiesystems schneller vor-                                         R Beitrag für die Allianz «JA zur Initiative für den
und Studien produzieren, statt die           wärtsgehen.                                                                 öffentlichen Verkehr»
Verkehrspolitik in die Richtung
eines umweltfreundlicheren Ver-              * Der ehemalige Weltbank-Chefökonom
kehrsmix zu lenken. Wie wäre es,             Nicholas Stern hat 2006 einen vielbe-
wenn ab 2020 alle grossen Schwei-            achteten Bericht veröffentlicht, der die
                                             wirtschaftlichen Folgen der globalen
zer Städte statt Dieselfahrzeuge             Erwärmung untersucht und zum Schluss
nur noch Elektro-Hybridbusse ein-            kommt, dass uns Nichtstun weit teurer
                                                                                                                       Meine Umwelt ist mir etwas wert
setzen dürften? Die Zeit ist reif            zu stehen kommt als sofortiges Handeln.                                   Wenn Sie die umweltpolitischen Projekte der SP Schweiz
dazu, und die Vorbildfunktion der            Der Bericht wurde im Auftrag der briti-                                   unter­stützen und «sonnenklar!» vierteljährlich erhalten
öffentlichen Schweizer Verkehrs-             schen Regierung erstellt.                                                 wollen, senden Sie bitte Ihre Adresse an:
                                                                                                                       sonnenklar@spschweiz.ch

                         Impressum sonnenklar! erscheint viermal im Jahr in Deutsch und Französisch. Abonnement für Gönnerinnen und Gönner im Spendenbetrag ab Fr. 5.– für
                         drei Jahre enthalten. Spenden: PC 30-66582-6, sonnenklar, 3001 Bern. Herausgabe/Redaktion: Sozialdemokratische Partei der Schweiz, Spitalgasse 34,
                         3001 Bern, Fax 031/329 69 70, E-Mail sonnenklar@spschweiz.ch Redaktion: Jacqueline Badran, Nationalrätin; Didier Berberat, Ständerat; Pascale Bruderer,
                         Ständerätin; Max Chopard, Nationalrat; Claudia Friedl, Nationalrätin; Chantal Gahlinger, politische Fachsekretärin; Reto Gamma, Projektleiter Fundraising;
                         Beat Jans, Nationalrat; Barbara Marty Kälin, alt Nationalrätin; Jacques-André Maire, Nationalrat; Nadine Masshardt, Nationalrätin; Roger Nordmann,           Gedruckt auf FSC-
                                                                                                                                                                                      zertifiziertem Papier,
                         Nationalrat; Eric Nussbaumer, Nationalrat; Rudolf Rechsteiner, alt Nationalrat; Silva Semadeni, Nationalrätin. Redaktionelle Bearbeitung und Produktion:     SQS-COC-2086
                                                                                                                                                                                      «FSC Trademark 1996,
                         Gallati Kommunikation, Zürich. Gestaltung: Purpur AG für Publishing und Communication, Zürich. Gedruckt in der Schweiz. Auflage: 50 000 Expl.                Forest Stewardship
                                                                                                                                                                                      Council A. C.»

                                                                                          6 | sonnenklar
Ein Meilenstein für den öffentlichen Verkehr - SP Schweiz
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