Ein Meilenstein für den öffentlichen Verkehr - SP Schweiz
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Foto: Keystone Nr. 4, November 2013 Das Magazin zur Energiewende in der Schweiz Damit BahnpendlerInnen künftig wieder Platz finden: Am 9. Februar 2014 kann die Schweizer Stimmbevölkerung mit der ÖV-Vorlage die Finanzierung von Betrieb, Unterhalt und Ausbau des Schienennetzes langfristig sicherstellen. Gleichzeitig beseitigen konkrete Ausbauschritte Engpässe und schaffen neue Kapazitäten. Ein Meilenstein für den öffentlichen Verkehr Gemäss Schätzungen des Bundes in vielen Regionen Kapazitätseng- abgestimmt wird. Und zweitens soll werden die Verkehrsleistungen auf pässe auf der Schiene und die Züge der unvermeidbare Teil des Wachs- Schiene und Strasse zwischen den sind überfüllt. tums so effizient und ökologisch wie von Jahren 2010 und 2030 um rund 25 Solche Verkehrswachstumspro- möglich aufgefangen werden. Klare Evi Allemann, Prozent steigen. Für die Bahn wird gnosen zwingen zum rechtzeiti- Priorität hat dabei die Schiene. Nationalrätin und ein Wachstum von rund 50 Prozent gen Planen. Dabei müssen zwei Präsidentin VCS prognostiziert – überdurchschnitt- Ziele vereint werden: Erstens soll Griffiger Gegenvorschlag lich in den Agglomerationen und zu nicht nur einseitig auf Ausbau und zur ÖV-Initiative Spitzenzeiten. Beim Güterverkehr Wachstum gesetzt, sondern Verkehr Der Verkehrs-Club der Schweiz ist ebenfalls von einem Wachstum verhindert werden, indem die Ver- (VCS) und die SP Schweiz haben in ähnlicher Grössenordnung aus- kehrsentwicklung auf die Raum- vor drei Jahren zusammen mit über zugehen. Bereits heute bestehen planung und die Siedlungspolitik zwanzig Partnerorganisationen die 1 | sonnenklar
Fotos: Keystone Volksinitiative «Für den öffentlichen Verkehr» (ÖV-Ini- tiative) eingereicht. Die Initiative verlangte eine Umver- teilung der zweckgebundenen Mineralölsteuereinnah- men: Diese sollten neu je rund hälftig in die Strasse und den öffentlichen Verkehr fliessen. Der Bundesrat und das Parlament haben die Initiative zwar abgelehnt, ihr aber mit der Vorlage zur Finanzierung und zum Ausbau der Bahninfrastruktur einen Gegenvorschlag gegen- übergestellt. Damit wurde der dringliche Handlungs- bedarf bei der Bahn anerkannt. Das Initiativkomitee hat deshalb im Sommer 2013 einstimmig beschlossen, Mehr Platz für Reisende die ÖV-Initiative zurückzuziehen. Das Herzstück der Vorlage ist der Bahninfrastruk- Ein alltägliches Bild: Stau vor den Eingängen, überfüllte Züge. Die ÖV-Vorlage schafft Platz und verdichtet turfonds. Der unbefristete Fonds sichert sowohl den den Zugtakt auf verschiedenen Strecken. Unterhalt und den Betrieb wie auch den Ausbau des Schienennetzes. Er ist das finanzielle Rückgrat des Aus- baus, aber auch des künftigen Unterhalts. Weiter sind konkrete, regional gut verteilte Ausbauprojekte in die Vorlage eingebunden (s. Beitrag Seite 3). Gleich lange Spiesse für Auto- und BahnpendlerInnen Bei der ÖV-Vorlage geht es auch darum, einen Schritt in Richtung ökologischer Verkehrswende zu tun. Der ökologische Hebel der Vorlage ist die Limitierung des Pendlerabzugs: Heute können unbegrenzt Fahrkosten von den Steuern abgezogen werden – rund neun Pro- zent der Steuerpflichtigen machen einen Abzug zwi- schen 7000 und 70 000 Franken geltend. Neu sollen jährlich nur noch maximal 3000 Franken abgezogen werden können. Diejenigen, die mit dem Auto pendeln, können weiterhin Fahrkosten für Strecken zwischen 20 und 35 Kilometern pro Tag abziehen. Die durchschnittli- che tägliche Pendlerdistanz mit dem Auto beträgt rund 24 Kilometer. Wer ein GA hat, kann immer noch rund 85 Prozent seiner Fahrkosten abziehen. Dies schafft gleich lange Spiesse für alle, die pendeln müssen. Eine staatliche Subventionierung des Autofahrens fällt damit Schnellere Güterzüge künftig weg. Die ÖV-Vorlage schafft Kapazitäten für Güter. Zum Beispiel zwischen Genf und Lausanne werden schnellere Güterzüge als bisher verkehren. Wegweisend für kommende Generationen Die ÖV-Vorlage ist ein Meilenstein in der Schweizer Bahngeschichte, eine Garantie für die Weiterentwick- lung eines erfolgreichen Bahnsystems und damit weg- weisend für kommende Generationen. Das Bestechende daran ist, dass mit der ÖV-Vorlage nicht nur der Ausbau der Bahninfrastruktur angepackt, sondern dass er auch im Einklang mit der Finanzierung und dem Unterhalt erfolgen kann. An weiteren Verbesserungen des öffentlichen Ver- kehrs haben die Schweizerinnen und Schweizer als Volk von Pendlerinnen und Pendlern ein vitales Interesse. Aber auch die Wirtschaft profitiert stark von einer guten und immer besseren Bahninfrastruktur. Ein überzeu- gendes Ja soll der Vorlage zum Erfolg verhelfen. Behebung von Engpässen Zwischen Zürich und Aarau, Zürich und Winterthur sowie auf der Strecke von Zürich nach Luzern stösst die Bahn an ihre Grenzen. Die ÖV-Vorlage liefert die finanziellen Mittel, um die künftige Behebung dieser Engpässe zu planen. 2 | sonnenklar
Künftig werden noch deutlich mehr Menschen den öffentlichen Verkehr benützen. Mit der Annahme der ÖV-Vorlage können mehr Sitzplätze geschaffen und Engpässe im Netz beseitigt werden. Bezahlt wird der zentrale Teil der Vorlage, der Bahninfrastrukturfonds, durch den Bund, die Kantone und die KundInnen. Finanzielle Sicherheit für den öffentlichen Verkehr system des öffentlichen Verkehrs in der Schweiz in allen Regionen Der Bahninfrastrukturfonds weiterzuentwickeln – schliesslich besteht die Schweiz nicht nur aus Der erste Ausbauschritt umfasst unter anderem: von Zürich und Bern. Edith Graf-Litscher, Nationalrätin • ganztägiger Halbstundentakt Zürich–Lugano, Lugano–Locarno, Lebensversicherung für Bern–Luzern und Zürich–Chur den öffentlichen Verkehr Wer oft mit dem öffentlichen Ver- Aber die ÖV-Vorlage ist mehr als ein • Halbstundentakt der S-Bahn Aarau–Zürich kehr unterwegs ist, kann ein Lied Ausbauprogramm. Mit ihr wird ein • Fahrzeitverkürzung Bern–Lausanne mit Weitergabe des davon singen: Immer mehr Kundin- neuer Bahninfrastrukturfonds (BIF) Zeitgewinns nach Westen ab Lausanne (Morges–Nyon–Genf) nen und Kunden nutzen die Bahn, geschaffen. Dieser wird in Zukunft den Bus oder die Strassenbahn. Die Unterhalt, Betrieb und Ausbau des • ganztägiger Viertelstundentakt der S-Bahnen Basel–Liestal Entwicklung geht in diesem Sinne Schienennetzes aus einer Hand (Pratteln) und Bern–Münsingen weiter (s. Seite 1). Das Schweizer finanzieren. Der neue Fonds schafft • Sicherung der Kapazitäten des Bahngüterverkehrs im Raum Bahnnetz ist aber bereits heute damit eine Balance der Ausgaben Genf–Lausanne sowie zwischen Neuenburg und Biel ausgelastet. Für mehr Angebote für Unterhalt und Ausbau. Mehr im Personen- und Güterverkehr noch: Er garantiert mit seinen unbe- • Grundlagen für den Angebotsausbau der S-Bahn in den Räumen fehlt schlicht der Platz und die fristeten zweckgebundenen Mitteln Bern, Basel und Genf hohe Belegung erfordert Spitzen- langfristige Investitionssicherheit. • Mittel für die Planung künftiger Engpassbehebungen bis zur leistungen des Personals. Als wäre Man kann den Bahninfrastruktur- Baureife, namentlich für die Engpässe Aarau–Zürich, die Bewältigung dieser Entwick- fonds deshalb ohne Übertreibung Zürich–Winterthur und Zürich–Zug–Luzern lung nicht schon Herausforderung als neue Lebensversicherung für genug, ist heute im Schweizer Schie- den öffentlichen Verkehr in der nennetz auch noch eine finanzielle Schweiz bezeichnen. Diese hat Quelle: SBB Deckungslücke von rund einer jedoch ihren Preis. Nach dem Wil- Milliarde Franken pro Jahr auszu- len des Bundesrates und des Par- machen. laments haben alle, die von einem leistungsfähigen öffentlichen Ver- Bahninfrastrukturfonds (BIF) Wachstum nach innen kehr profitieren, einen Beitrag zu Mit der ÖV-Vorlage, die nun zur leisten (s. Kasten unten). Die Kun- Abstimmung kommt, werden die- dInnen werden durch Erhöhungen se Herausforderungen angegan- der Billettpreise zur Kasse gebeten. FinöV-Fonds Ordentliche Bundesmittel gen. Mit einem ersten Ausbau- Aber nicht nur sie: Auch der Bund schritt mit Kosten in der Höhe von und die Kantone leisten ihren Anteil • Leistungsabhängige • Leistungsvereinbarung Finanzmittel 6,4 Milliarden Franken sollen die an den Mehrkosten, was aufgrund Schwerverkehrsabgabe LSVA Bund-SBB einschneidendsten Engpässe auf des grossen Nutzens des öffentli- • Mehrwertsteuer • Rahmenkredit Privatbahnen dem Schienennetz beseitigt werden chen Verkehrs für die Gesellschaft (s. Kasten oben). Danach werden in und die Wirtschaft mehr als legitim • Mineralölsteuer regelmässigen Abständen weitere, ist. der Situation angepasste Ausbau- Das letzte Wort zur Zukunft des schritte folgen. öffentlichen Verkehrs werden am Das Hauptaugenmerk liegt im 9. Februar 2014 Volk und Stände ersten Ausbauschritt auf mehr Sitz- haben. Auch wenn sich im Parlament plätzen für den Personen- und mehr über die Parteigrenzen hinweg eine Kapazitäten für den Güterverkehr. grosse Mehrheit für die Vorlage ein- Anders als von KritikerInnen ange- gesetzt hat, ist diese Abstimmung mahnt, handelt es sich beim Ausbau nicht im Schlafwagen zu gewinnen. mitnichten um ein übertriebenes Überzeugen wir die Schweiz, dass regionalpolitisches Wunschkon- wir mit der ÖV-Vorlage in eine ver- Betrieb/Unterhalt Aus zert. Die gezielten Ausbauten sind nünftige und nachhaltige Mobilität Aufgaben nötig, um das erfolgreiche Knoten- und in Arbeitsplätze investieren! • Substanzerhaltung • Infrastrukturaus • Infrastrukturbetrieb (mehrere Schrit Quellen: Bundesamt für Verkehr, LITRA 3 | sonnenklar
Der öffentliche Verkehr ist in der Schweiz populär wie nirgends sonst. Das ist nicht zuletzt das Verdienst einer visionären und zugleich pragmatischen Politik. Mit einem Ja am 9. Februar 2014 zur ÖV-Vorlage soll sie weitergeführt werden. Ja zur Finanzierung und zum Ausbau der Bahn Finanzierung des Bahninfrastrukturfonds Der Bahninfrastrukturfonds soll mit mal unter Beschuss, etwa vonseiten der Befür- den bisherigen Finanzierungsquellen worterInnen von Hochgeschwindigkeitszügen. Sie würden – ohne Rücksicht auf den Nutzen solcher des FinöV-Fonds von durchschnitt- von Projekte – eine schnurgerade Streckenführung lich rund 1,6 Milliarden Franken pro Roger Nordmann, wählen. Jahr alimentiert werden. Daneben Nationalrat, steuern die Verkehrsunternehmen Vizepräsident VCS 300 Millionen Franken pro Jahr bei Opfer des eigenen Erfolgs Paradoxerweise sind die öffentlichen Verkehrsmit- (höhere Trassenpreise – 2017 folgt Die bevorstehende Abstimmung zum öffentlichen tel Opfer ihres eigenen Erfolgs: Es drohen Kapa- eine weitere Erhöhung). In den Jah- Verkehr verdeutlicht die beinahe existenzielle Ver- zitätsengpässe, Zuverlässigkeit ist nicht mehr ren 2018 – 2030 fliesst ein Promille bindung der Schweiz mit ihrem öffentlichen Ver- selbstverständlich, Wartungsrückstande mehren der Mehrwertsteuer in den BIF. Dies kehr. Nach «Bahn 2000» im Jahr 1987, der Alpen- sich. Und die Finanzierung des Systems ist nicht ergibt pro Jahr zusätzliche Mittel von initiative 1994 und dem Beschluss zum Bau neuer mehr sicher. Aus diesen Gründen empfehlen Bun- rund 360 Millionen Franken. Wei- Bahnlinien durch die Alpen 1998 geht es nun darum, desrat und Parlament dem Volk und den Kantonen, tere 200 Millionen Franken pro Jahr die sowohl visionäre als auch pragmatische Politik der Vorlage zur Finanzierung des Unterhalts und will der Bund zuführen, indem er fortzuführen. des Ausbaus der Bahninfrastruktur (ÖV-Vorlage) die steuerliche Abzugsfähigkeit des zuzustimmen und so die Modernisierung des öffent- Pendelns künftig begrenzt. Ebenfalls zusätzliche 200 Millionen Franken Eine visionäre und pragmatische Politik lichen Verkehrs einzuleiten. Diese Politik hat die einmalige Popularität des Es geht nicht nur darum, zusätzliche Mittel pro Jahr zahlen die Kantone. öffentlichen Verkehrs massgeblich gefördert. Visi- bereitzustellen, sondern auch darum, klare Priori- onär ist diese Politik, weil sie nicht lediglich aus täten zu setzen. Neue Bahninfrastrukturvorhaben Investitionen in Streckenkilometer besteht. Der sollen nicht auf Kosten des Unterhalts der beste- öffentliche Verkehr wird als System verstanden, henden Infrastruktur verwirklicht werden. Nach das als Gesamtheit leistungsstark sein muss. Ent- den gigantischen Investitionen, die für die Alpen- sprechend intensiv nutzen es die BürgerInnen. durchquerung nötig waren, müssen jetzt aber die Die Entwicklungsschritte, die das Volk bislang Zugverbindungen im Mittelland ausgebaut und die immer unterstützte, widerspiegeln auch ein Wer- Aufnahmekapazität der am stärksten ausgelasteten tesystem: Die Schweiz «liebt» den öffentlichen Bahnhöfe erweitert werden. Neue Quellen Verkehr wegen seiner relativ geringen Umwelt- belastung. Er verbraucht verhältnismässig wenig Die ÖV-Vorlage ist in unserem Sinne • Nutzerinnen und Nutzer Energie, verursacht wenig Luftverschmutzung und Ohne die Initiative «Für den öffentlichen Verkehr» (Trassenpreiserhöhung) verbraucht wenig Land. Ein leistungsfähiger und (s. Seite 1) wäre eine so umfangreiche Vorlage von • Kantone nutzerfreundlicher öffentlicher Verkehr reflektiert dieser Qualität nicht zustande gekommen. Für die auch eine kollektive Vorstellung vom Zusammen- LeserInnen des «sonnenklar!», die allein 25 000 • Pendlerinnen und Pendler leben der Menschen in der Gesellschaft, dessen Unterschriften gesammelt haben, ist das ein schö- (Limitierung Fahrkostenabzug erste Spuren bis zu den Allmenden im Mittelalter ner Erfolg. Bundessteuer) zurückreichen. Jetzt ist es wichtig, sich für die ÖV-Vorlage ein- • Befristetes Mehrwertsteuer- Diese Verkehrspolitik ist zugleich pragmatisch: zusetzen, denn die Abstimmung wird kein Sonn- promille Die Schweiz hat die Qualität ihres öffentlichen tagsspaziergang sein. Erstens braucht es die Verkehrs nie an prestigeträchtigen Projekten Zustimmung des Volks und der Kantone. Zweitens gemessen. Es gab kein Streben nach der Verbau- investiert die Autolobby beträchtliche Mittel gegen ung von möglichst vielen Tonnen Beton. Vielmehr die Vorlage, denn sie weiss, dass ein weiterer Erfolg wird der öffentliche Verkehr kontinuierlich verbes- des öffentlichen Verkehrs negative Auswirkungen sert, wobei die wirtschaftlichen Auswirkungen und auf den Automobilmarkt hat. Ich hoffe deshalb, dass die Effizienz des Systems im Vordergrund stehen. alle BürgerInnen am 9. Februar 2014 Ja stimmen sbau Diese höchst erfolgreiche Strategie gerät manch- werden. sbau tte/STEP) 4 | sonnenklar
Das Gebäudeprogramm des Bundes wird mit einer erhöhten CO2-Lenkungsabgabe weiter gefördert. Energiestrategie 2050: Es dürfen keine neuen Atomkraftwerke mehr bewilligt werden. Im Bild ein Modell des neuen AKW Mühleberg. Der Bundesrat anerkennt die Notwendigkeit der Energiewende. Er hat ein erstes Massnahmenpaket ausgearbeitet, dessen Stossrichtung stimmt. Allerdings: Die Wende geht zu wenig schnell vorwärts. Energiestrategie 2050: Die Richtung stimmt – das Tempo nicht des sicheren Betriebes von Atoman- gegen die Atomtechnologie hat sich Energiepolitik. So soll die Menge lagen und der Entsorgung der radio- die Erkenntnis durchgesetzt: Die der neu zu bauenden dezentralen aktiven Abfälle sind auch nach über friedliche Nutzung der Atomener- Kraftwerke, die aus Sonne, Wind 40 Jahren Betrieb nicht beantwortet. gie ist keine Lösung, denn sie schafft und Biomasse Energie gewinnen, von Höchste Zeit also, einen neuen Weg weitere Probleme und schränkt die weiter beschränkt bleiben. Kleine Eric Nussbaumer, einzuschlagen. Handlungsfreiheit der kommenden Wasserkraftwerke unter einer will- Nationalrat Generationen ein. kürlichen Leistungsgrenze von 300 Erneuerbare fördern, Kilowatt sollen nicht mehr gefördert neue AKW verbieten Unverständliches werden. Es macht den Anschein, Warum packen wir die Energie- Mit diesen grundlegenden Ver- Zögern bleibt dass man doch nicht recht an die wende an? Erstens beunruhigt uns ständigungen hat der Bundesrat Das Massnahmenpaket hat die rich- erneuerbaren Lösungen glaubt. die grosse Abhängigkeit unserer ein erstes Massnahmenpaket zur tige Stossrichtung, ist aber ganz im Statt die fossilen Energien zu be- Volkswirtschaft von den fossilen Energiestrategie 2050 ausgearbei- Sinne der bisherigen, zögerlichen grenzen, begrenzt man die Erneu- Energieträgern. Achtzig Prozent tet. Er schlägt eine Totalrevision des unseres Energiehungers stillen wir Energiegesetzes und einiger damit mit Öl und Gas. Diese Energieträger verbundener Gesetze vor. Die Stoss- kommen nicht aus unseren Vorgär- richtung heisst Energiewende, darin ten und sind nicht unerschöpflich besteht kein Zweifel. Das erste Massnahmenpaket zur Energiestrategie 2050 verfügbar. Es wird zu Problemen Weiter sind Massnahmen zur mit der Verfügbarkeit sowie zu Steigerung der Energieeffizienz Die Vorteile Die Nachteile Preissteigerungen kommen. Das vorgesehen, indem etwa das Gebäu- • Das Gebäudeprogramm des • Die verschärften Gebäude- gefährdet langfristig unsere Versor- desanierungsprogramm mit einer Bundes wird ausgebaut. vorschriften für Neubauten gungssicherheit und unsere Wett- erhöhten CO2-Lenkungsabgabe ver- • Das Einspeisevergütungs- sind noch nicht bekannt. bewerbsfähigkeit. stärkt werden soll. Damit wird es system für erneuerbare Strom- • Die Menge der Solarkraftwerke, Zweitens tragen die fossilen möglich sein, die Rate der energe- produktion wird ausgebaut. die von einer Einspeisevergü- Energien das Risiko eines fort- tischen Sanierungen von Gebäuden tung profitieren, wird weiterhin schreitenden Klimawandels in sich. zu erhöhen. Das ist wichtig, denn • Es werden keine Bewilligun- gen für neue Atomkraftwerke begrenzt, kleine Wasserkraft- Dazu kommt das Risiko der kom- alle Gebäude der Schweiz verbrau- werke werden ausgeschlossen. pletten Zerstörung der natürlichen chen zusammen einen Drittel der erteilt. Lebensgrundlagen durch einen gesamten Energie. • Stromhändler werden • Die Laufzeit von Atomkraft- Atomunfall. Wer eine risikoärmere Erfreulich ist, dass die erneuer- zu Effizienzsteigerungen werken wird nicht begrenzt. Energieversorgung aufbauen kann, baren Energien gemäss Massnah- verpflichtet. • Die CO2-Lenkungsabgabe sollte das tun. menpaket weiter ausgebaut und beim Verkehr wird auf die Von mir aus kann die Energie- verstärkt genutzt werden sollen. • Verbrauchsvorschriften von Elektrogeräten werden lange Bank geschoben. wende in Schritten gelingen, aber Dazu braucht es einen förderlichen wir müssen endlich damit beginnen, Investitionsrahmen. Beim Strom verschärft. • Effizienzgewinne durch denn die Forschung ermahnt uns soll die kostendeckende Einspei- • Emissionsbegrenzungen Wärme-Kraft-Kopplungs- regelmässig: Der Klimawandel gibt severgütung ausgebaut werden. bei Personenwagen anlagen werden unterlassen. uns nicht mehr viel Zeit, die End- Neue Atomkraftwerke dürfen und Lieferwagen werden • Gaskraftwerke erhalten lichkeit der Ressourcen wird immer nicht mehr bewilligt werden. Nach verschärft. Erleichterungen. deutlicher sichtbar und die Fragen einem über 40-jährigen Kampf 5 | sonnenklar
Foto: Keystone Die Vorschriften für den Energieverbrauch von Elektrogeräten werden verschärft. Arbeitskreis «sonnenklar!» Der Arbeitskreis «sonnenklar!» will die Energie- und Umweltpolitik der SP Schweiz bekannt machen und umsetzen. Er setzt sich aus Energie- und Umweltfach- leuten der SP-Fraktion der Bundesversammlung sowie weiteren interessierten Fachleuten zusammen. Die Spendeneinnahmen von «sonnenklar!» werden zweckgebunden für politische Kampagnen und Projekte in der Energie- und Umweltpolitik eingesetzt. Bisher wurden folgende Vorhaben und Organisationen mit finanziellen Beiträgen unterstützt: R SUFO – Sozial- und Umweltforum Ostschweiz erbaren. Dieses Missverständnis ist betriebe würde weltweit honoriert. R «Bern erneuerbar» (Abstimmung vom 3. März 2013) seit Jahren Bestandteil der inländi- Eine Teilzweckbindung der noch zu schen Energiepolitik. schaffenden CO2-Abgabe auf Treib- R Allianz Nein zu neuen AKW Interessant ist die bundesrätliche stoffen würde diesen Umbau rasch Stellungnahme zur Möglichkeit, in ermöglichen. R Verein Landschaftsinitiative der Schweiz grosse Gaskraftwerke zu bauen. Der Bundesrat schreibt, Können wir das bezahlen? R Komitee Mühleberg-Ver-fahren diese Kraftwerke bräuchten bessere Immer wieder werde ich gefragt, Investitionsbedingungen. Er meint ob die Energiewende bezahlbar R Lancierung und Einreichung der Cleantech-Initiative damit, dass die CO2-Kompensati- ist? Die Antwort lautet: Ja, sie ist es. der SP onsverpflichtungen gesenkt wer- Seit der Veröffentlichung des Stern- den müssen. Hier wird die Konkur- Reports* zum Klimawandel wissen R Einsprache gegen das Gesuch um eine unbefristete renzfähigkeit mit den europäischen wir, dass es kein Entweder-oder Betriebsbewilligung des AKW Mühleberg Kraftwerksinvestitionen nach unten gibt. Wir zahlen auch, wenn wir auf nivelliert – im Gegensatz zu den die Energiewende verzichten. Dann R Klima-Initiative (von der SP mitlanciert) Erneuerbaren: Die Investitions- bezahlen wir für Klimaschäden und bedingungen werden im Volumen für ihre Reparatur und Beseitigung. R Verein Klima-Initiative nicht auf das höhere europäische Leiten wir jetzt die Energiewende Niveau angehoben. ein, bezahlen wir hingegen für R SP-Energiegipfel «erneuerbar statt atomar» saubere Energie und mehr Ener- Beim Verkehr passiert gieeffizienz. Jede Volkswirtschaft, R Erarbeitung des Perspektivpapiers der SP Schweiz zu wenig die sich langfristig auf nachhaltige «Sicher und effizient umsteigen: Unterwegs Die Energiewende muss auch beim Ziele ausrichtet, bezahlt lieber für zur Vollversorgung mit erneuerbaren Energien» Verkehr und seiner fossilen Abhän- eine risikoärmere, unabhängigere gigkeit ansetzen, doch der Bundes- und sozialverträglichere Energie- R «KLAR! Schweiz» für die Unterstützung der rat bleibt ratlos. Er will lediglich versorgung. Expertise von John Large zum so genannten die Emissionsbegrenzungen der Die Richtung des ersten Mass- Entsorgungsnachweis der Nagra Neuwagen auf das Niveau der EU nahmenpakets der Energiestrategie anpassen. Das ist nicht weltbewe- 2050 stimmt also. Wenn wir künf- R Finanzierung eines juristischen Gutachtens gend. Die Chancen der Elektromo- tige Schadenkosten vermeiden wol- «Mitsprache beim Bau neuer AKW» bilität will er mit einem Masterplan len, muss es aber mit dem Umbau ausloten und noch mehr Papiere des Energiesystems schneller vor- R Beitrag für die Allianz «JA zur Initiative für den und Studien produzieren, statt die wärtsgehen. öffentlichen Verkehr» Verkehrspolitik in die Richtung eines umweltfreundlicheren Ver- * Der ehemalige Weltbank-Chefökonom kehrsmix zu lenken. Wie wäre es, Nicholas Stern hat 2006 einen vielbe- wenn ab 2020 alle grossen Schwei- achteten Bericht veröffentlicht, der die wirtschaftlichen Folgen der globalen zer Städte statt Dieselfahrzeuge Erwärmung untersucht und zum Schluss nur noch Elektro-Hybridbusse ein- kommt, dass uns Nichtstun weit teurer Meine Umwelt ist mir etwas wert setzen dürften? Die Zeit ist reif zu stehen kommt als sofortiges Handeln. Wenn Sie die umweltpolitischen Projekte der SP Schweiz dazu, und die Vorbildfunktion der Der Bericht wurde im Auftrag der briti- unterstützen und «sonnenklar!» vierteljährlich erhalten öffentlichen Schweizer Verkehrs- schen Regierung erstellt. wollen, senden Sie bitte Ihre Adresse an: sonnenklar@spschweiz.ch Impressum sonnenklar! erscheint viermal im Jahr in Deutsch und Französisch. Abonnement für Gönnerinnen und Gönner im Spendenbetrag ab Fr. 5.– für drei Jahre enthalten. Spenden: PC 30-66582-6, sonnenklar, 3001 Bern. Herausgabe/Redaktion: Sozialdemokratische Partei der Schweiz, Spitalgasse 34, 3001 Bern, Fax 031/329 69 70, E-Mail sonnenklar@spschweiz.ch Redaktion: Jacqueline Badran, Nationalrätin; Didier Berberat, Ständerat; Pascale Bruderer, Ständerätin; Max Chopard, Nationalrat; Claudia Friedl, Nationalrätin; Chantal Gahlinger, politische Fachsekretärin; Reto Gamma, Projektleiter Fundraising; Beat Jans, Nationalrat; Barbara Marty Kälin, alt Nationalrätin; Jacques-André Maire, Nationalrat; Nadine Masshardt, Nationalrätin; Roger Nordmann, Gedruckt auf FSC- zertifiziertem Papier, Nationalrat; Eric Nussbaumer, Nationalrat; Rudolf Rechsteiner, alt Nationalrat; Silva Semadeni, Nationalrätin. Redaktionelle Bearbeitung und Produktion: SQS-COC-2086 «FSC Trademark 1996, Gallati Kommunikation, Zürich. Gestaltung: Purpur AG für Publishing und Communication, Zürich. Gedruckt in der Schweiz. Auflage: 50 000 Expl. Forest Stewardship Council A. C.» 6 | sonnenklar
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