Eine Übergangszeit - Pfarrblatt
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21. SEPTEMBER BIS 4. OKTOBER 20 2019 Eine Übergangszeit Gespräch Peter Bürcher, Apostolischer Administrator der Diözese Chur «Das Wichtigste ist eine friedliche Übergangs- zeit», sagt Bischof Bürcher. Einschneidende Massnahmen sind von ihm nicht zu erwarten.
EDITORIAL In einem Pinienpark in Süd- italien, wo die Alten Boccia spielen und die Jungen ge- langweilt herumhängen, kommt ein kleiner, geistig beeinträchtigter Mann Kleider, sagt man, machen Leute. Aber Sprachen und fängt an, die Laufbahn leisten dies genauso gut. zu säubern. Während die ganze «gesunde» Welt weg- schaut, nimmt der beein- Diesen Sommer habe ich einen Bildungsurlaub gemacht: Drei trächtigte Mann die Schaufel, Wochen Sprachaufenthalt in Nizza, um meine brachliegenden den Rechen und den Besen Französischkenntnisse wieder zum Leben zu erwecken. Intensiv in die Hand und packt tüchtig war’s und auch anstrengend. Vor allem aber: formidable – und an. Er macht das einzig Rich- très chic. Mit den Vokabeln und der Grammatik hat sich ganz tige – für das Gemeinwohl. nebenbei auch meine Eleganz aufgefrischt, das Gefühl für die Dabei bleibt er allein, «kon- Leichtigkeit des Seins, die ich an der Côte d’Azur so mag. kurrenzlos». Denn es käme Ich habe – selbst in Jeans – die Chanel-Version meiner selbst sonst keinem in den Sinn, ihm gelebt – und es war mir, als hielte ich dabei stets ein Glas zu helfen, geschweige denn Rosé in der Hand. Magnifique. eine Drecksarbeit um Gottes- lohn zu leisten. Mit der Sprache ändern sich offenbar nicht nur Vokabeln und Akzent, sondern auch die Person. Bereits das Hören reichte Das Paradoxe daran: Der be- mir für einen leichten Persönlichkeitswandel – die wahre einträchtigte Mensch wird Metamorphose aber brachte das Sprechen. «L’église de Notre- von der Gesellschaft als nutz- Dame»: Allein das zergehen der Silben auf der Zunge ist ein los, gar belastend betrach- Genuss. Wie gewöhnlich wirkt dagegen «Liebfrauen Kirche». tet. – Welch eine blinde, un- gerechte und zynische Welt Mit der französischen Sprache habe ich augenscheinlich ( zu der auch ich zähle)! kulturelle Konzepte, Ideale und Werte Frankreichs über- Ich verneige mich vor diesem nommen – und mein Wesen und mein Verhalten angepasst. kleinen-grossen Menschen und blicke beschämt auf un- Im Herbst besuche ich meine Freunde in London. Sicher sere wahrlich beeinträchtigte werde ich dann etwas exzentrischer sein, der Sinn wird Welt, voller Vorurteile und mir nach schwarzem Humor und Vintage-Kleidern stehen. Indifferenz. Very cool, indeed. Mit jeder neuen Sprache erwerbe man eine neue Seele, besagt ein tschechisches Sprichwort. Höchste Zeit also, im Winter mein Spanisch zu verbessern oder eine asiatische Sprache zu lernen. Wer weiss, vielleicht entdecke ich ja dann ganz neue Seiten an mir. Marijan Markotić, Sozialarbeiter in der Pfarrei Dreikönigen, Zürich redaktion@forum-pfarrblatt.ch forum 20 2019 2
INHALT 4 Foto: Manuela Matt SCHWERPUNKT Eine Übergangslösung Peter Bürcher ist seit dem 20. Mai Apostolischer Administrator der Diözese Chur. Er sieht sich als Übergangslösung für einige Monate. IM ZÜRIPIET DIHEI 8 LEBEN IN BEZIEHUNG Denkanstoss Engelskinder der Mutter Erde 7 Ein Leben für die übergeben Missionen Nach 13 Jahren als Bischöflicher Beauftragter für Migrantenseel- IM ZÜRIPIET DIHEI 26 AUS DEN PFARREIEN 9–24 sorge geht Luis Capilla in Pension. GLAUBEN HEUTE 25 Das Recht auf Spiritualität alltäglich Erinnerung Foto: Christoph Wider Sitzen 500 Jahre nach der Verfolgung, Hinrichtung und Vertreibung Kirchenjahr der Täufer besuchen deren Nach- Niklaus von Flüe fahren Zürich BOUTIQUE 28–29 Foto: Manuela Matt Kräuter aus dem Kloster Quittenbaum AGENDA 31 SCHLUSSTAKT 32 Narrenschiff Die Stilfrage ONLINE + Panorama Filmbeiträge aus dem Netz www.forum-pfarrblatt.ch Titel: Peter Bürcher, Apostolischer Beauftrager des Diözese Chur. Foto: Christoph Wider forum 20 2019 3
SCHWERPUNKT Nur für eine kurze Zeit Peter Bürcher, emeritierter Bischof von Island, ist seit dem 20. Mai Apostolischer Administrator der Diözese Chur. Er sieht sich als Übergangslösung für einige Monate. Zur Frage, weshalb es in zwei Anläufen nicht zu einer Bischofswahl gekommen ist, kann, will oder darf er nichts sagen. über den freundlichen Empfang. Ich bin bei- Foto: Manuela Matt spielsweise froh, dass mich die Synode der Kör- perschaft in Zürich sofort nach meinem Amts- antritt eingeladen hat. Und ich werde dem- nächst mit Verantwortlichen der Körperschaft hier in Chur das Gespräch weiterführen. Wie ist es zu Ihrer Ernennung gekommen? Sie war für mich eine totale Überraschung. Nie ist mir der Gedanke gekommen, dass ich Apos- tolischer Administrator im Bistum Chur werden könnte. Als ich noch Regens im Priesterseminar Fri- bourg war, habe ich meinen Seminaristen immer eingeschärft: Wenn der Bischof dir eine neue Aufgabe übertragen will, und du Bedenken hast, dann sage ihm alles, was du zu sagen hast, er ist ja dein Vater. Wenn aber der Bischof dich am Ende trotzdem für diese Aufgabe will, dann sage nicht «Nein». Genau in dieser Situation war ich im Ge- spräch mit dem Papst. Ich habe all meine Beden- ken vorgebracht. Er hat gut zugehört. Aber er hat diesen Dienst dennoch von mir gewünscht. Wie hat Sie der Papst überzeugt? Ich habe gespürt, dass das Bistum Chur dem Papst wirklich am Herzen liegt, und dass er so- bald wie möglich eine gute Lösung finden will. Und er hat mir versprochen, dass meine Amts- zeit nur wenige Monate dauern würde. Sie waren drei Jahre Spiritual der Dominikanerin- nen in Schwyz. Was haben Sie in dieser Zeit von der Situation im Bistum Chur mitbekommen? Nicht sehr viel. Ich war ja nur die Hälfte des Jahres in der Schweiz und die andere im Heili- gen Land. Aber aus der Ferne dachte ich manch- forum: Herr Bischof, wie haben Sie die ersten mal, dass es sicher nicht einfach ist, Bischof Wochen als Apostolischer Administrator im einer grossen Diözese wie Chur mit so vielen, Bistum Chur erlebt? zum Teil gegenläufigen Erwartungen zu sein. Peter Bürcher: In der Westschweiz gibt es den Erwartungen der Körperschaften in den ein- Ausdruck «Je suis déçu en bien» (wörtlich über- zelnen Regionen und Erwartungen der Gläu- setzt: Ich bin im Guten enttäuscht). Genauso ist bigen mit traditionellen bis progressiven Vor- es mir ergangen: Ich war überrascht und erfreut stellungen. forum 20 2019 4
Welche Aufträge hat der Papst Ihnen erteilt? arbeitern in der Kirche eine gute Zusammen- Als Administrator soll ich zu einem guten Über- arbeit, mit jenen in leitenden Funktionen wie mit gang beitragen. Aber wie ich das tue, da hat er jenen, die in Katechese und Diakonie arbeiten. mir völlig freie Hand gelassen. Er hat mir keine konkreten Aufträge gegeben. In einer Predigt haben Sie gesagt: «Soweit es mir die gegebene Zeit erlaubt, möchte ich die Diözese Häufig wird von einem gespaltenen Bistum Chur in ihrem ganzen Reichtum kennenlernen.» gesprochen. Erleben Sie das auch so? Welchen Reichtum haben Sie bislang entdeckt? Das mag vielleicht äusserlich so erscheinen, Ich war jetzt schon in allen Regionen des Bis- aber ich sehe diese Spaltung nicht. Der Glaube tums. Welche Schönheit und welche Diversität ist da, aber er muss gestärkt werden, das ist das zwischen Lungern und Müstair, Kloten und Grundziel. In Europa befinden wir uns jedoch S.Vittore! Es sind ja nicht nur geographische in einer säkularisierten Situation, die in anderen und kulturelle Verschiedenheiten. Das habe Kontinenten und Ländern weniger stark vor- ich besonders bei meinen pastoralen Besuchen, handen ist. Die Diversität bei uns ist ein Reich- Feiern und Firmungen erleben dürfen. Diversi- tum, aber auch eine Herausforderung. Die Sehn- tät ist auch Reichtum! sucht nach Gott muss wieder wachsen. Wo setzen Sie konkret an? Die Diversität bei uns ist ein Reichtum, aber Die Frage der Ausbildung ist zentral, ganz be- auch eine Herausforderung. sonders bei Priesteramtskandidaten aber auch bei Laien. Das Priesterseminar und die Theo- logische Hochschule liegen mir deshalb am Welche besonderen Herausforderungen stellen Herzen. Die räumliche Nähe zwischen mir und sich der Leitung des Bistums? diesen Institutionen hat sich für einen regelmäs- Die grösste Herausforderung ist die eines jeden sigen Austausch bereits als hilfreich erwiesen. Bistums: Bei aller Verschiedenheit katholische Weltkirche zu bleiben. Die Einheit ist nicht nur Sie haben bei Ihrem Amtsantritt angekündigt, vor Ort zu wahren, sondern auch mit der ganzen mit allen ins Gespräch zu kommen. Mit wem haben Universalkirche. Das geht nur mit der Einheit Sie inzwischen Gespräche geführt? im Glauben, über die kulturellen, regionalen Im Bischofsrat des Bistums konnten wir schon Eigenheiten hinaus. Peter Bürcher wurde über sehr viele Anliegen ins Gespräch kommen. 1945 in Fiesch im Ich habe mich zudem mit verschiedenen Gremi- Sie betonen immer wieder, dass Ihre Amtszeit Oberwallis geboren. en und Institutionen des Bistums ausgetauscht, nur wenige Monate dauern werde. Was sehen Sie Er verbrachte seine Schulzeit in Nyon, zum Beispiel mit dem Priesterseminar, der als ihre wichtigsten Aufgaben? Genf und Einsiedeln, Theologischen Hochschule, mit mehreren unse- Das Wichtigste ist eine friedliche Übergangs- wo er die Matura ab- rer Domherren, mit dem diözesanen Administra- zeit. Ich habe ein gut eingespieltes Team ange- legte. 1971 wurde er in Genf zum Priester tionsrat und auch mit einigen Dekanaten. Aber troffen und bin froh, dass wir das Tagesgeschäft geweiht und wirkte da- auch mit vielen Einzelpersonen habe ich ge- sozusagen bei einem fliegenden Wechsel mehr nach als Vikar in Frei- sprochen, mit Verantwortlichen in der Katechese oder weniger reibungslos weiterführen konnten. burg und Lausanne, später als Pfarrer in und Jugendseelsorge, in der Spitalseelsorge und Das Gebet aller für einen neuen Bischof Vevey. Von 1990 bis in Altersheimen. Dieser vielfältige Dienst gefällt halte ich zudem für dringend notwendig. 1994 war er Regens des mir, und er gehört selbstverständlich zu meiner Priesterseminars Frei- apostolischen Aufgabe. Wie gehen Sie mit Personalfragen und burg, bis er zum Weih- bischof für das Bistum -entscheidungen um? Lausanne, Genf und Im Bistum Chur gibt es das Forum «Priester der Ich berate mich mit meinen Mitarbeiterinnen Freiburg ernannt wur- Diözese Chur». Darin setzen sich gegen hundert und Mitarbeiter sowie mit dem Bischofsrat, wie de. 2007 wurde er als Bischof von Island in Priester aus dem gesamten Bistum für eine gute das auch bei Bischof Vitus üblich war. In Bezug Reykjavik eingesetzt. Lösung bei der Neubesetzung des Bischofsstuhls auf längerfristig wirksame Entscheide versuche Von diesem Amt trat er ein. Haben Sie auch mit diesem Forum Gespräche ich, sie möglichst dem nächsten Bischof von 2015 aus gesundheit- lichen Gründen zurück. geführt? Chur zu überlassen. Ich möchte keine Fakten Bis zu seiner Ernen- Ich bin mit den Verantwortlichen in Kontakt. Ich schaffen, mit denen der nächste Bischof dann nung zum Apostoli- treffe mich gerne mit meinen Mitbrüdern im einfach leben muss. schen Administrator priesterlichen Dienst. Es ist mir ein Anliegen, der Diözese Chur war Bischof Bürcher Spi- dass ich als Apostolischer Administrator mit Sie haben die Generalvikare im Amt belassen. ritual der Dominikane- allen Priestern der Diözese – soweit es mir mög- Auch da will ich dem neuen Bischof die totale rinnen im Kloster lich ist – meine Verantwortung teilen kann. Ich Entscheidungsfreiheit lassen. Das Ordinariat in St. Peter am Bach in Schwyz. suche aber mit allen Mitarbeiterinnen und Mit- Chur ist auch ein gut eingespieltes Team. Ich forum 20 2019 5
SCHWERPUNKT bin allen dafür dankbar. Für eine so kurze Amts- des guten Hirten stärkt, der die Zeichen der Zeit zeit wollte ich nicht alles ändern. aufmerksam wahrnimmt, der die Gläubigen ermutigt, auf Deinen Ruf zu hören, und der In Zürich haben Sie den Synodalen für den evan- sie in Deinem Wort und in der Lehre Deiner gelisierenden christlichen Einsatz gedankt. Kirche eint.» Die Mitglieder der Synode sind alle Katholiken. Das habe ich in Zürich unterstreichen wollen: Was hoffen Sie in Ihrer Amtszeit zu erreichen? Das Grundziel all dieser Getauften ist, Christus Was ist Ihre grösste Befürchtung? mitten in der Gesellschaft des Kantons Zürich Ich versuche, eine gute, friedliche Übergangs- zu verkündigen. Die Verkündigung Jesu Christi zeit zu garantieren. Fürchten tue ich in diesem in einer globalisierten Welt ist heute auch das Zusammenhang nichts, ausser vielleicht, Gott grosse Anliegen von Papst Franziskus. nicht zu gefallen. Und wann dürfen wir mit einer Bischofswahl Ich versuche, eine gute, friedliche rechnen? Übergangszeit zu garantieren. Das weiss ich nicht! Aber Papst Franziskus hat mir versprochen, dass ich dem Bistum nur für eine kurze Zeit als Apostolischer Administrator Wie stehen Sie zum sogenannten «dualen vorzustehen habe. System»? Das System braucht gemäss dem «Vademecum» Im kirchlichen Kontext kann eine kurze Zeit der Schweizer Bischofskonferenz gewisse Re- hunderte von Jahren bedeuten. Haben Sie den formen. Zu den Einzelheiten dieser Reformen Papst gefragt, was er unter kurz genau versteht? möchte ich wenig sagen. Aber alle regional be- Nein. Warum hätte ich das tun sollen? Ich habe dingten oder kulturell geprägten Arten, wie sich verstanden, dass er sobald wie möglich eine die Kirche vor Ort organisiert oder in die Gesell- gute Lösung für das Bistum Chur will. schaft hineinwirkt, sind so gut, wie sie der Ein- heit im Glauben dienen. Das Bewusstsein, mit Und Sie würden nie zum Papst gehen und ihm der ganzen katholischen Kirche im Dienst des sagen: «Jetzt ist es genug!»? Herrn und der Mitmenschen zu sein, ist unum- Darf ich das? gänglich. Zürich gehört zum Bistum Chur, das Bistum Chur gehört zur Katholischen Kirche Bei einem Vater sollte man das dürfen. und sie ist das Volk Gottes! Ein Katholik ist kein Ich vertraue dem Papst, dass er die Frage der Satellit: Er ist ein Glied des Leibes Christi, also Ernennung eines neuen Bischofs so bald wie der Kirche. möglich klären wird. Hoffen wir es zur Freude aller und zum Aufbau der Kirche in der Schweiz. Seit zwei Jahren wartet das Bistum auf einen neuen Bischof. Weshalb ist es weder 2017 noch 2019 zu einer Bischofswahl gekommen? Gespräch: Thomas Binotto Ich weiss es nicht. Das ist eine Frage an den Hei- ligen Stuhl. Oder allenfalls an den Nuntius. Beraten Sie als Administrator den Nuntius bei der Der Apostolische Administrator Peter Bürcher lädt Suche nach möglichen Bischofskandidaten? am Samstag, 26. Oktober 2019, unter dem Motto Wen der Nuntius in sein Konsultationsprozess «Getauft und gesandt» zu einer Bistumswallfahrt miteinbezieht ist sein Entscheid. Ich bin da nach Maria Einsiedeln ein. Das Programm startet nicht involviert. um 12.30 Uhr mit einem Pontifikalamt in der Klosterkirche. Welche besonderen Talente sollte der neue Mehr Informationen unter www.bistum-chur.ch Bischof mitbringen? Das könnten der Nuntius und das Domkapitel wohl besser beantworten als ich. Ich persönlich wünsche einen Hirten nach dem Herzen Gottes! Wie läuft eine Bischofs- Im diözesanen Gebet für einen neuen Bischof, wahl im Bistum Chur ab? beten wir unter anderem: «Wir bitten Dich um forum-pfarrblatt.ch/ einen neuen Bischof, in dem das Feuer des ausgaben/2017/01/ Heiligen Geistes lebendig und die Freude des bischofswahl-in-chur Evangeliums spürbar ist, der uns mit der Liebe forum 20 2019 6
LEBEN IN BEZIEHUNG DENKANSTOSS Gedenkfeiern Abschied von einem früh verstorbe- nen Kind nach Totgeburt, Abort oder Schwangerschaftsabbruch. Foto: Melanie Roche / zvg Interreligiöse Abschiedsfeier mit Beisetzung im Gemeinschaftsgrab für Engelskinder des Friedhofs Horgen (bei der reformierten Kir- che). Die Feier steht allen Betrof- fenen offen, auch wenn das Ereig- Engelskinder der Mutter nis lange zurückliegt. Eine Anmel- dung ist nicht erforderlich. Erde übergeben Mi, 2. Oktober, 14.00. Treffpunkt bei der Abdankungshalle des Friedhofs Horgen.Kontakt: Nadja Eigenmann, katholische Spitalseelsorgerin, Wenn ein Fötus, der lebensfähig ist, ab- Eltern mit grossem Schmerz und Trau- Telefon 044 728 19 89, getrieben wird und ich davon Kenntnis rigkeit verbunden. nadja.eigenmann@see-spital.ch bekomme, ist dies das Schwerste in see-spital.ch meinem Beruf als Spitalseelsorgerin. Kommt ein Fötus vor der 22. Schwanger- Meistens ist eine Fehlentwicklung des schaftswoche (SSW) oder leichter als «Ich trage Dich für immer in meinem Fötus der Grund, weshalb sich die 500 Gramm tot zur Welt, ist eine Bestat- Herzen – Wir trauern, weil wir lieben.» Eltern dazu entscheiden. Wenn ich den tung gesetzlich nicht vorgeschrieben, Gedenkfeier für Menschen, die Schmerz und die Tränen der Mutter sondern freiwillig. Er darf entsorgt wer- um ein Kind trauern, mit musika- oder der Eltern sehe, wenn ich gebeten den. Einige Eltern, die davon Kenntnis lischer Umrahmung durch Geor- werde «Bitte segnen Sie unser Kind», haben, übernehmen die Verantwortung, ges Pulfer, Organist, und Franzis- dann weine ich auch, manchmal heim- ihr Kindlein zu beerdigen, andere nicht. ka Krähenmann, Gesang. lich im Büro. So eine Situation ist auch Für diese «verwaisten Föten» haben die Nach der Feier gibt es die Mög- für die Hebammen belastend. Dann Hebammen, meine reformierte Kollegin lichkeit zur gemeinsamen Begeg- segne ich den Fötus mit Lourdes-Wasser, und ich im See-Spital Horgen Verant- nung bei Kaffee und Kuchen. das kleine Engelskindlein, zum Beispiel wortung übernommen, damit sie nicht So, 17. November, 16.00 – ca. 17.15, 16 Lebenswochen alt, von der Hebamme mehr entsorgt werden müssen. In einer Liebfrauenkirche Zürich. Kontakt: info@gedenkfeierzuerich.ch, liebevoll mit Tüchlein umhüllt oder in interdisziplinären Zusammenarbeit ha- www.gedenkfeierzuerich.ch ben wir bewirkt, dass auf dem Friedhof Wir setzen ein Zeichen in Horgen ein Gemeinschaftsgrab für Buchtipp Engelskinder angelegt wurde, wo wir für die Würde der früh ver- auch die «verwaisten Föten» der Mut- storbenen Kinder. ter Erde übergeben dürfen. Das tröstet die Hebammen und mich. ein gestricktes Schlafsäcklein gelegt. Die Tränen der Mütter und Väter sind Wir setzen ein Zeichen für die Würde der Ausdruck der Schwere ihrer Entschei- früh verstorbenen Kinder, die nicht leben dung, des Schmerzes und der Trauer. durften oder konnten, und ein Zeichen Sie haben Schuldgefühle. Ich stehe da- für die Würde der Mütter, die diese Kin- für ein, dass sie von niemandem ver- der in sich getragen haben. urteilt werden dürfen. Auch nicht von «Ein Engel ist von uns gegangen» einer religiösen Instanz! Nadja Eigenmann Spitalseelsorgerin Tröstende Worte und Gedanken Manchmal entscheidet die Natur, zum Tod eines Kindes. dass ein Kind nicht lebensfähig ist, es Bild: «Engelskinder», gestaltet von Katharina Jonas C. Lindner, Magdalenen-Ver- kommt zu einem Abort oder einer Fehl- Vogel, pensionierte Aktivierungstherapeutin im lag 2007. ISBN 978-3-940801-03-6. See-Spital Horgen. geburt und tot zur Welt. Dies ist für die forum 20 2019 7
IM ZÜRIPIET DIHEI Foto: Christoph Wider Ein Leben für die ten sich 2007 sehr gegen den Weggang ihres Missionars. Ein paar Monate spä- ter bedankten sie sich überschwänglich Migrantenseelsorge für ihren neuen Seelsorger.» Missionare, die sich nicht bewähr- ten zu entlassen, war für Capilla schwie- Luis Capilla hat die Migrantenseelsorge im Kanton rig: «Für mich sind Missionare Mit- Zürich geprägt. Nach 13 Jahren als bischöflicher brüder – doch das Leben der Gemeinde Beauftragter für Migrantenseelsorge und zuvor geht vor. Von Missionaren, die der Ge- meinde nicht dienen wollten, musste 33 Jahren als Leiter der Spanischen Mission in ich mich trennen.» Kloten geht er nun in Pension. Den Menschen dienen – das ist Luis Capilla Er gehe, sagt der gebürtige Spanier mit meist ein integraler Bestandteil einer stets das Wichtigste. «Und zwar mit Freu- Schweizer Pass an einem seiner letzten Ortspfarrei. «Die Missionare sprechen de und Humor», fügt er schmunzelnd an. Arbeitstage im Centrum 66 in Zürich, heute alle Deutsch, sie sind gebildet Vor 50 Jahren zum Theologiestu- mit dem sprichwörtlichen lachenden und bringen sich aktiv ins Pfarreileben dium nach Chur gekommen, war Luis und weinenden Auge. Zufrieden, weil ein. An verschiedenen Orten wirken Capilla anfänglich jahrelang als Seel- er die Migrantenseelsorge bei seinem sie bereits als Pfarradministratoren der sorger in Barackendörfern auf Baustel- Nachfolger Artur Czastkiewicz in kom- Ortspfarrei. Drei haben als Priester die len unterwegs. 90 Prozent Sozialarbeiter petenten Händen weiss und auch, weil Verantwortung für eine Pfarrei über- sei er für die Menschen aus aller Welt er sich auf die Zeit mit weniger Ver- nommen.» damals gewesen und nur 10 Prozent pflichtungen und mehr Freiheit freut. Priester, erinnert er sich. Heute sei es Etwas traurig aber auch, weil es nicht Die Missionare bei ihrer Ankunft in der genau umgekehrt. Damals wie heute einfach ist, sein Lebenswerk abzuge- Schweiz in die seelsorgerliche Arbeit und jedoch sind die Missionen Heimat zwi- ben, das auch ihm selbst Heimat bot. das duale Kirchensystem einzuführen, schen den Welten – und eine Bereiche- Was Luis Capilla, der sich selbst sie in ihrer Aufgabe zu begleiten und rung für die Pfarreien. «Die inzwischen stets bescheiden zurücknimmt, nie laut zu unterstützen, war das, was dem heu- 21 Missionen aus 161 Ländern bilden sagen würde, ist, dass er auf dieses Le- te 75-Jährigen stets besondere Freude die ganze katholische Welt ab. Die benswerk auch sehr stolz ist. Als bi- machte. «Gerade Missionarswechsel wa- 130 000 Personen stellen über einen schöflicher Beauftragter für Migran- ren emotionale Momente, nicht nur Drittel der Katholiken Kanton Zürich. tenseelsorge hat er im Kanton Zürich für mich – auch für die Missionen. Da Ein enormes Potential, das es zu wert- erreicht, was er sich immer gewünscht konnten die Reaktionen auch mal hef- schätzen gilt.» hat: Die Missionen sind nicht länger tig sein. Die Spanier in Winterthur und eine Art Parallelgemeinschaft, sondern die Italiener in Uster zum Beispiel wehr- Pia Stadler forum 20 2019 8
GLAUBEN HEUTE GLAUBEN HEUTE Spiritualität ganz alltäglich Kirchenjahr Niklaus von Flüe Ein Mann zwischen Familie, Beruf und Berufung: Niklaus lebte diese Spannung bereits im 15. Jahrhundert. Am 25. September gedenkt sein Land gern des bedeutenden Schweizers. Über Niklaus von Flüe sollte man Bescheid wissen. Im Jahr 1481 hatte er der schweizerischen Eidgenossen- schaft zur vertieften Einheit verhol- fen, indem er die Tagsatzungsherren bewegte, nochmals zusammenzutre- ten und eine friedliche Lösung ihrer Konflikte zu finden. Darauf beschlossen die acht Orte sogar, Freiburg und Solothurn auf- Sitzen zunehmen, was den Bund erweiterte und ganz nebenbei die Mehrsprachig- Spiritualität Beginnen wir ganz alltäglich bei den Sitzgelegenheiten. kam sie allerdings nicht gut an. Jesus keit in der Schweiz einleitete. Ob ein bequemes Sofa oder eine grüne scheint für solche Machtspielchen kei- Über Niklaus von Flüe sollte man «Sitzen» Wiese, ein weiches Kissen oder ein har- ter Stein – je nachdem kann alles zur nen Sinn zu haben und belehrte darauf die ganze Apostelrunde energisch: «Bei aber nicht nur aus geschichtlichen oder politischen Gründen Bescheid Einladung werden, sich hinzusetzen, euch soll es nicht so sein …». wissen.Wegweisend ist seine Art, sein Stehen sich will gelernt sein. Dann niederzulassen. Auf jeden Fall kommen hen von anderen Meinungen und Posi- eigenes Leben zu gestalten. Begabt undmirbei jedem Bilder Menschen von einem geht Tisch gedeckten das tionen, wieeinsetzen O ja, sich auch das für sichinnere Ein-gestehen Überzeu- war er unbestritten, arbeitsam eben- Strampeln mit feinem demEssen Stehen voraus. und netterUnd auf Gesell- von eigenen gungen, Fehlern, Fehleinschätzun- Menschlichkeit, Gerechtigkeit – falls: Bauer, Ratsherr, Ehemann und dem Weg dahin bleibt niemandem schaft in den Sinn, oder ein mit Arbeits- die gen weretc. dasMittut, anderen setzt sichWorten aus! Das– kanndas zu bis Vater soll er gewesen sein, später Erfahrung papieren vom Hinfallen übersätes Pult.erspart. Ste- Keine Frage, mir zu stehen! Oft sind wir uns einem regelrechten die ärgsten Sitzstreik gehen, dann Einsiedler, bevor Ehrentitel wie hen will gelernt wohin ich mich sein. Später, lieber wennwürde. setzen das Feinde wo dasstatt die bestenSitzen (gemütliche) Freunde. Ja, zu zur (unge- Friedensstifter, Mystiker und Heiliger körperliche Wenn ich Stehen mich in längst einem keine Mühe Restaurant sich selber zuProvokation mütlichen) stehen, daswird.braucht viel Tatsäch- hinzukamen. mehr macht,werde hinsetze, fängt dasich persönliche zum Gast, der Hin-be- und manchmal muss der Körper lich gehören Sitzstreiks zur gewaltfreien arg stehen dientfürwird eine – imSache undFall besten daswie verbind- ein Kö- mithelfen Ausdrucksformund erstvon malDemonstrationen zusammenbre- liche nig.Zusammenstehen Und dann gibt es in Stühle, einer Freund- die von chen, bis wir es Wie und Protesten. wieder wissen. kraftvoll Mein sich das schaft Amt erst undsoWürden richtig an. Dabei hat sprechen: jeder etwa ein Körper anfühlt, z.B. erträgtich erlebte es bei gar der nicht gut, all- Teilnahme Mensch so seine Richterstuhl, ein„Aufsteller“. Lehrstuhl an Eben derer-Uni zuanlange einem am selben Ortbewilligten friedlichen, stehen zuKlima-blei- zählte odermirein eine Frau, Sitz in der dass bei ihr nichts Regierung. ben. Dann streik, wobekomme wir für einichpaarschwere Minuten Beinemit- ohne Musik läuft. Immer wieder war es und tenmeine auf derangeschlagenen Strasse hinsassen Venen – Dort,ma-wo dieDas Musik, die sie auf ist vielleicht derdie Beine von Moment, brachte einer chen sonstsich bemerkbar. pausenlos So werde der Verkehr rollt. Esich war und bringt. Was Versuchung lässt mich zu sprechen aufstehen, oder einer gan- gleichsam eine speziellegezwungen, Erfahrung,mich diezuerst bewe-noch zen Reihe macht von Versuchungen. Es gibt sie, mir Beine? das(oder gen Bewusstsein mich mal zu weckte, setzen) schon lange und nicht beispielsweise Interessant scheintdie mir «Sesselkleber», die Beobach- die nichtTreten beim mehr am amBoden Ort gesessen zu bleiben. zu sein! Da grösste tung, dassMühe Jesus bekunden, im Evangelium ihrenwieder- Platz zu kommt mir das Lebenszeugnis eines Wie fand er den Weg durch all die räumen holt Menschen und einem zuruft,anderen zuaufste- sie sollen überlas- Doch Sitzen gewissen ist nicht Willibrord nur eine entgegen, derStreik- im 8. Ansprüche, zwischen den Versuchun- sen.„Steh hen. Ebenso auf häufig und nimm anzutreffen ist das deine Trag- form, es ist auch Jahrhundert lebte,eine Gebetsform Gründer der hoch- – die gen des Erfolgs und den Abgründen Rennen bahre“, sagtauferdiezubesten einemSitzplätze, um zu Gelähmten. an eine weitere berühmten AbteiFrau in der Bibel Echternach wurdeerin- der Konflikte? Tatsächlich im Gebet. sehen „Steh aufoder und gesehen komm heraus“,zu werden. wird Gerade er so- nert: und alsMaria von Bethanien. Erzbischof von UtrechtAls Jesus zur sog.ein- Seine Mitte, seine Quelle, Kompass gardiese UnartToten zu einem gab es insübrigens schon zu Grab hineinru- mal bei ihr und ihrer Springprozession Schwester aufrief, die sichMarta bis und Wegweiser war für ihn das Sit- biblischen fen. Ich kenne Zeiten. keineÜberliefert ist unsei- Stelle, wo Jesus das einkehrte, heute grosser liess sie es sich nicht Beliebtheit nehmen, erfreut. Was zen in der Stille. Seit jeher soll er da- nemBeispiel Menscheneiner Mutter, gebietet,deren sichzwei Söhne in einer Jesus für zu Füssen ein Bild zu sitzen einer freudig und seinem bewegten Kir- für jede Nacht aufgestanden sein, be- zum Ecke zuApostelkreis verkriechen und Jesuendlich gehörten. Mit still zu Wort che, diezu lauschen. sich nicht blossSo brav kannim sich dann Kreise zeugt sein ältester Sohn. ihrer sein. ZuBitte, ihren beiden schweigen, befiehltSöhnen er blossim Wichtiges dreht oder bei in uns densetzen. ewig gleichen The- demkommenden Sturm – woraufReichsichdie besten dieser Plätze legt und zur men stehen Stefanbleibt! Staubli Glaubensfestigkeit Pfarrer Katholische Pfarrei Veronika Jehle dieRechten Jünger und Linken im Boot von Jesus aufatmen zu geben, können. zeigt sich nicht St. Peter im Stillstehen, und Paul sondern sowie St. Marien Winterthur Stehen will gelernt sein. Am Schwie- in einem österlichen Aufstehen für das rigsten gestaltet sich wohl das Ver-ste- Leben und gegen alles Todbringende. forum 20 2019 25
Fotos: Manuela Matt Das Recht auf Erinnerung Zu den dunklen Seiten der Reformation gehört die Verfolgung, Hinrichtung und Vertreibung der Täufer. 500 Jahre später besuchen ihre Nachfahren Zürich. Die Reisegruppe aus den USA steht an diesem vom Zürcher Stadtrat abgelehnt. Als sie sich Freitag Mitte Mai an der Limmat, nahe der nicht beugten, sondern predigend viele Men- Schipfe. Die 40 Nachkommen von Schweizer schen begeisterten, begann die Verfolgung. Täuferfamilien namens Hirschi (sie nennen Zwei der anwesenden Frauen tragen ein sich heute Hershey), lesen auf dem etwas un- weisses Häubchen und ein weites Kleid, wie es scheinbaren Gedenkstein: «Hier wurden mitten bei einem Teil der amerikanischen Amischen in der Limmat von einer Fischerplattform aus und konservativen Mennoniten üblich ist. Die Felix Manz und fünf weitere Täufer in der Re- anderen sind nicht von gewöhnlichen Touristen formationszeit zwischen 1527 und 1532 er- zu unterscheiden. Donna Hershey sagt betrof- tränkt. Als letzter Täufer wurde in Zürich Hans fen: «Und wenn ich vor 500 Jahren hier gelebt Landis 1614 hingerichtet.» hätte? Hätte ich, hätte meine Familie die Verfol- gung ausgehalten? Als Kind las ich die Märty- Dieser Stein erzählt kurz und knapp eine lange rergeschichten unserer Kirche, im mittelalterli- Leidensgeschichte. Nach der Reformation wur- chen Zürich. Und nun stehe ich in einer pulsie- Die Nachfahren der «Wiedertäufer» bzw. den die Täufer in der Schweiz während prak- renden Stadt des 20. Jahrhunderts …» Täufer, engl. Anabap- tisch 300 Jahren verfolgt. Selbst nach der letzten Dass hier eine Gedenktafel an die Täufer- tists, sind heute die Hinrichtung wurden die Täufer weiterhin ins Märtyrer erinnert, ist nicht selbstverständlich. Mennoniten, die Ami- Gefängnis gesteckt, enteignet und vertrieben – «Die reformierte Kirche hat diesen Teil ihrer schen und die Hutte- bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Felix Manz Geschichte jahrelang verdrängt», sagt Peter rer. Die evangelische und seine Freunde stellten bereits kurz nach Dettwiler, 22 Jahre lang Ökumene-Beauftragter Freikirche der Baptis- der Reformation in Zürich die starke Verbin- der reformierten Zürcher Landeskirche und ten ist theologisch, dung zwischen der neuen Kirche und dem Staat, heute Stadtführer für die Täufer-Nachfahren. nicht aber historisch wie sie Zwingli lebte, sowie die Kindertaufe in Im Jahre 2000 bekam er Besuch aus Virginia, wo mit den Täufern ver- Frage – und sie verweigerten den Militärdienst. er studiert hatte. Es waren Anabaptists, und sie wandt. Als radikal-reformatorischer Zweig wurden sie baten Dettwiler, sie auf den Spuren der Täufer forum 20 2019 26
IM ZÜRIPIET DIHEI in Zürich zu begleiten. Überrascht stellte er fest: «Es gab gar keine Spuren.» Sogar in einer da- mals ganz neuen und detaillierten Ausstellung über die Reformation im Kreuzgang des Gross- münsters wurden die Täufer nur in einem Ne- bensatz erwähnt. Peter Dettwiler war wachgerüttelt. Er nahm er- schrocken wahr, wie viele heutige Mennoniten und Amische jährlich Zürich besuchen, um die Wiege ihrer Kirche kennenzulernen – «und sie fanden nichts!» Dettwiler vertiefte sich in die- ses dunkle Kapitel in der Geschichte seiner Kir- che und knüpfte Kontakte zu den heutigen Nachfahren der Täufer. «John Landis Ruth, ein bekannter mennonitischer Historiker, sagte zu mir: Nun bin ich schon 30 Mal in Zürich gewe- sen, und treffe zum ersten Mal einen lebendigen Reformierten!». Auch Wilson Hershey war schon früher in Zürich. «Wir kannten die Geschichte Limmat und gehen dann weiter auf ihrem his- Peter Dettwiler führt unserer Vorfahren, wussten aber nicht, was wo torischen Stadtrundgang, auf den Spuren der Nachkommen von passiert ist. Niemand wusste etwas. Wir hatten Täufer ebenso wie von Zwingli und seinen Mit- Schweizer Täuferfamilien keine Anhaltspunkte.» streitern. Am nächsten Tag werden sie die Täu- auf den Spuren ihrer Schattenseiten verdrängen ist nie gut, davon ferhöhle von Bäretswil im Zürcher Oberland Vorfahren durch Zürich. ist Peter Dettwiler überzeugt. Er war Teil des re- besuchen, wo sich die ersten Täufer vor ihren formiert-mennonitischen Komitees, das für den Verfolgern versteckten. Dann geht’s weiter, am 26. Juni 2004 einen Tag der Begnung in Zürich Rheinfall vorbei ins Emmental, wo die Hersheys vorbereitete. «Damals konnten wir wirklich ei- aus den USA ein grosses Familientreffen mit nen Nagel einschlagen», erzählt er. «Mit einem den Hirschi aus der Schweiz und den Hirschy öffentlichen Schuldbekenntnis und diesem Ge- aus dem Elsass veranstalten. Aufgrund von denkstein, an dem wir nun stehen.» DNA-Tests wissen sie, dass sie alle gemeinsame Wurzeln haben. In der Schweiz. Unter den ver- Wilson Hershey ist dankbar dafür: «Die heutigen folgten Täufern. Nun versöhnt, nicht mehr als Reformierten haben ja nichts mit denjenigen zu elitäre Teilkirche, sondern als Zweig in der tun, die unsere Vorfahren umbrachten. Dass sie grossen reformierten Kirchenfamilie. trotzdem diese Schritte zur Versöhnung ge- macht haben, ist sehr berührend und es hat uns Beatrix Ledergerber-Baumer sehr gutgetan.» Seine Frau erinnert sich: «Als Kind erzählten meine Eltern oft von unseren Märtyrern hier in Zürich. Zu wissen, dass nun Auszüge aus dem Schuldbekenntnis: 15.– 28.5.2020 dafür eine Entschuldigung ausgesprochen wur- «Wir bekennen, dass die damalige Verfolgung nach Begegnungs- und Studi- de, gibt unserer Erinnerung eine neue Farbe.» unserer heutigen Überzeugung ein Verrat am Evan- enreise zu Amischen und John Ruth habe – so erzählt Dettwiler – bei der gelium war und unsere reformierten Väter in diesem Mennoniten in Pennsyl- Gedenkstein-Setzung gesagt: «Während Jahr- Punkt geirrt haben. vania und Ohio, USA, Wir anerkennen die Gläubigen der täuferischen hunderten wurden wir als Sekte angesehen. Ein Reiseleitung: Peter und Tradition als unsere Schwestern und Brüder und wenig waren wir auch stolz auf unsere Märty- Helen Dettwiler-Sonde- ihre Gemeinden als Teil des Leibes Christi, dessen rergeschichte und meinten manchmal, zu den regger. Flyer: unterschiedliche Glieder durch den einen Geist Auserwählten zu gehören. Dieser Akt der Ver- miteinander verbunden sind. www.ref-saeuliamt.ch söhnung hilft uns, unsere Geschichte in einem Wir achten den radikalen Ansatz der Täuferbewe- anderen Licht zu sehen.» Dettwiler betont: «Wir gung, als eine freie Gemeinschaft von entschiedenen sind in der gleichen Reformationsbewegung Gläubigen Salz der Erde und Licht der Welt zu sein entstanden. Dann haben sich unsere Wege in und die Botschaft der Bergpredigt konkret umzu- Michael Baumann (Hrsg.) tragischer Weise getrennt. Aber eigentlich sind setzen.» «Gemeinsames Erbe. wir Geschwister. Dieses Bewusstsein wächst Reformierte und Täufer nun wieder.» Die Reformation und die Täufer. im Dialog» Theologischer Begegnungstag vom 26. Juni 2004 in Zürich. Verlag Zürich TVZ. 2007, Link zum ganzen Schuldbekenntnis: Alle aus der Reisegruppe fotografieren die Ge- 104 Seiten. ISBN 978-3- www.der-nachfolger.ch/content/e164/e772/e806/e815/ denktafel, werfen einen letzten Blick auf die 290-17430-9 forum 20 2019 27
Hilfe im Umgang mit Ängsten BOUTIQUE 27.8.2019 19.30-20.45 Uhr Bachstrasse 7 Podestplätze GZ Wollishofen www.MariaBischoff-coaching.ch 18/19 22.08.2019 - Bedeutung von Sinn und Werten Bis spätestens 5. August Bedeutung von Sinn und Werten 05.09.2019 19.30-21.00 Uhr Uni Zürich Rämistrasse 71 www.MariaBischoff-coaching.ch Tage des Denkmals ➜ Dörfer und Städte Eine Auswahl der Veranstaltungen: Buch ➜ Im Sommer 2018 fand der erste benötigen Farbkonzepte. Die diesjähri- Kirchentag 18/19 22.08.2019 - Das Menschenbild im Zürcher Oberland statt: der Logotherapie Bis spätestens 5. August gen Denkmaltage rücken deshalb poli- Sa, 14. 9.: Winterthur – Sanierung Kirch- Menschen aus 50 christlichen Gemein- tische, historische oder ästhetische As- gemeindehaus Wülflingen Menschenbild (Führungen) der Logotherapie den feierten gemeinsam – 500 Jahre pekte von Farben in der Raumplanung Sa, 14. 9.: Zürich – Handwerkern über12.09.2019 die nach der Reformation. Unter dem Mot- in den Vordergrund. Im Kanton Zürich Schulter geschaut (Werkstatteinblicke) 19.30-21.00 to Uhr «mitenand glaube» fanden über 40 laden 56 Anlässe – kostenlose Führun- Sa, 14. 9.: Bülach – Den bunten Scheiben Veranstaltungen statt. Nun ist eine gra- Uni Zürich gen, Spaziergänge, Ateliers und Ge- im Rathaus auf der Spur (Führung) Rämistrasse 71fisch ansprechende und grosszügig be- sprächsrunden – zum Entdecken von Sa, 14. 9.: Dübendorf – Schwarz-Weiss, bilderte Dokumentation in Buchform Farbcodes im Siedlungsraum ein. Sie Fotoarchiv des Kantonswww.MariaBischoff-coaching.ch Zürich erhältlich. Vorträge, Predigten, State- ermöglichen, in die Atmosphäre farbiger (Ausstellung, Film) ments, Geschichte und Gedanken zu Innenräume einzutauchen, Klangfarben Sa/So, 14./15. 9.: Männedorf – Gotthelfs einem besonderen Anlass, der die christ- 19/19 05.09.2019 - Sinn und Werteverwirklichung zu hören, seine Lieblingsfarbe zu mi- farbenfrohe Alchemisten (selber mischen Bis spätestens 5. August liche Präsenz im Zürcher Oberland schen oder das Werk von Le Corbusier und gestalten nach alter Tradition) sichtbar machte. pd / b l Sinn- und Werteverwirklichung näher kennenzulernen. ps So, 15. 9.: Greifensee – Pfarrhaus und 19.09.2019 ehemalige Schlossscheune (Führungen) Aktion Kirchen Züri Oberland «Kirchentag 19.30-21.00 Uhr «Farben» So, 15. 9.: Oberstammheim – Von Zürioberland 2018. Mitenand glaube» Europäische Tage des Denkmals, 14./15.9. Ochsenblut bis Saffrangelb Uni Zürich Heidi Verlag, 2019, 187 Seiten, Fr. 35.–. Rämistrasse 71 Programm: www.hereinspaziert.ch (Dorfführungen) Bestellung: www.aktionkirchen-zo.ch www.MariaBischoff-coaching.ch INSERATE 20/19 19.09.2019 - Schicksal und Freiheit Bis spätestens 5. August Für Ihre Steuern und Erbschaftssachen Freiheit-Entscheidung-Verantwortung Nächste Inserateschlüsse: Dr. Strebel, Dudli + Fröhlich 26.09.2019 ➜ 24. September (Nr. 21) Steuerberatung und Treuhand AG 19.30-21.00 Uhr ➜ 8. Oktober (Nr. 22) (ehem. Steuerkommissäre) Uni Zürich ➜ 22. Oktober (Nr. 23) Tel. 044 308 25 50 8052 Zürich www.sdf-treuhand.ch Rämistrasse 71 Steuern Erbsachen Altersvorsorge Liegenschaften www.MariaBischoff-coaching.ch forum@c-media.ch 23/19 31.10.2019 - Wünsche als Vorgefühl (Text + Gestaltung fehlt noch) Für mehr Freude im Leben: 24/19 14.11.2019 - Angebot MariaBischoff-coaching.ch (Text + Gestaltung fehlt noch) Lebensqualität spenden Sorgentelefon Siehe Mail vom 24. Juni – Ausgabe 14 wurde verpasst daher Text schon mal im Stehsatzaufgenommen für Webseiten Bewerbung 24/19 is für Kinder Ob Sie sich nun an teinem Gra biografischen Wendepunkt befinden, in eine Krise geraten sind oder ihre 0800 55 42 0 Sehnsucht Sie antreibt:weiss Rat und hilft www.MariaBischoff-coaching.ch sorgenhilfe@sorgentelefon.ch Stiftung BRUNEGG SMS-Beratung 079 257 60 89 Brunegg 3 | Hombrechtikon www.sorgentelefon.ch www.stiftung-brunegg.ch Post-Spendenkonto: 87-2430-9 PC 34- 4900-5 IBAN CH18 0070 0113 9004 4943 9 forum 20 2019 28
Quittenbaum (Cydonia oblonga) AUS DEM Eine Quitte war der «goldene Apfel» aus ber für eine Süßigkeit, die wir gar nicht der griechischen Mythologie. Eris, die mehr mit ihrem Ursprung in Verbin- Göttin der Zwietracht, warf ihn mit der dung bringen: Die Portugiesen nannten Aufschrift «der Schönsten» aus Rache das Quittenmus «Marmelo» (Honigap- in die Tafelrunde der Götter, zu der sie fel) – und erfanden so gewissermaßen nicht eingeladen worden war. Die die «Urmarmelade». Frucht wurde zum Zankapfel (von da Reife Quitten haben eine goldgelbe, kommt der Begriff) zwischen den Göt- glatte Schale und einen aromatischen tinnen Hera, Athene und Aphrodite. Sie Duft. Geerntet werden sie meist in der erkoren den trojanischen Königssohn ersten Oktoberhälfte. Als Heilmittel Paris zum Schiedsrichter. Dieser über- verwendet man die Kerne, die bei der reichte die Frucht Aphrodite, der Göttin Herstellung der Konfitüre gewonnen der Liebe. Als Belohnung half sie ihm, werden. Damit sich der Quittenschleim die schönste Frau der Welt zu entfüh- aus den Samen lösen kann, lässt man ren: Helena von Griechenland. In der einen Teelöffel davon in einer Tasse mit Folge entbrannte der Kampf um Troja. lauwarmem Wasser mehrere Stunden Seit her gilt die Quitte als Frucht der quellen. Das ergibt ein mildes Abführ- Aphrodite. Ihr Genuss bringt Liebe, oder – bei Entzündungen der Mund- Illustration aus «Kräuterbuch deß ur- Fruchtbarkeit und Glück. Als Nah- und Rachenhöhle – Gurgelmittel. alten Unnd in aller Welt berühmtesten Griechischen Scribenten Pedacii rungsmittel war und ist vor allem Quit- Alexandra Dosch Dioscoridis Anazarbaei (…).» 1614. tenmus beliebt. Dieses ist Namensge- Dipl. Feldbotanikerin und Theologin (Buch im Besitz des Klosters Fahr) Filmtipp ➜ «Der Büezer» Auf Sendung Wie man ein Tiny House baut Auf 20 Quadratmetern: Schlafkoje, Wohn- und Sitzecke, Küche, Dusche und WC – die Mischung aus Eigen- heim und Wohnanhänger ist meist Resultat grosser Handwerkskunst. Freitag, 20. September, 21.00, SWR Foto: Milieu Pictures GmbH / zvg Sternstunde Religion. Spirituelle Weg der Schweiz – Via Francigena Unter Julius Cäsar war die Via Fran- cigena die wichtigste und direkteste Verbindung von der Nordsee nach Rom. Der Schweizer Abschnitt des Pilgerwegs führt vom Jura über den Der junge Sanitärinstallateur Sigi lebt terstudie eines stillen Aussenseiters, Genfersee, die Weinterrassen des in Zürich auf sich allein gestellt und den die Welt um ihn herum verunsi- Lavaux und das Kloster St. Maurice leidet darunter, dass er weder richtige chert und der letztlich an ihr zerbricht. bis zum Grossen Sankt Bernhard. Freunde noch eine Freundin hat. Als In der Verkörperung seiner Parade- SRF 1, 10:30, Sonntag, 22. September er auf die gläubige Hannah trifft, gibt rolle des innen einsam-verletzlichen, (1/3), 29. September (2/3), 6. Oktober (3/3) er sich als erfolgreicher Werber aus, um aussen wütend-verlorenen jungen nicht gleich einen Korb zu bekommen. Mannes überzeugt hier einmal mehr Zölibatsgeschichten Hannah scheint erst angetan, bis sie Joel Basman. An der anstehenden Amazonas-Sy- herausfindet, was Sigi tatsächlich tut Sarah Stutte medientipp node in Rom soll darüber diskutiert und ihm den Rücken kehrt. Dieser will werden, ob verheiratete Ehemänner aber genau das nicht einfach so hin- «Der Büezer» die Priesterweihe empfangen können. nehmen. Hans Kaufmanns Spielfilm- CH 2019. Regie: Hans Kaufmann. Sonntag, 29. September, 8.05, BR2 debüt ist eine fein aufgebaute Charak- Verleih: www.milieupictures.ch forum 20 2019 29
INSERATE Pfarreiratswahlen P F A R R B L AT T D E R K AT H O L I S C H E N K I R C H E I M K A N T O N Z Ü R I C H Im November wird der Pfarreirat von Liebfrauen für die Amtsperiode 2020 bis 2024 gewählt Das forum erreicht alle zwei Wochen mehr als 190 000 Haushalte im Kanton Zürich. Redaktionelle Schwerpunkte des Magazins sind gesellschaftlich aktuelle Themen, Glauben in heutiger Zeit, ethische, soziale Brennpunkte, Lebensberatung und kulturelle Themen. Weitere Einblicke unter www.forum-pfarrblatt.ch Auf den 1. Januar 2020 oder nach Vereinbarung suchen wir eine versierte Fachkraft als Gesucht werden Frauen und Männer, Gestalter/in für Layout (40 %-Pensum) die sich im Pfarreileben von Liebfrauen engagieren wollen Der Pfarreirat steht dem Seelsorgeteam zur Förderung Ihre Hauptaufgaben sind Layout des 16-seitigen Mantel- des Pfarreilebens und der kirchlichen Gemeinschaft teils (in enger Zusammenarbeit mit dem Redaktions- beratend zur Verfügung. team), Bildrecherche und -bearbeitung, Aktualisierung Seine Mitglieder brauchen nicht zur Ortsgemeinde und Weiterentwicklung der Website, Mitarbeit in der Liebfrauen zu gehören. Bildredaktion, Aufbereitung der Druckdaten. Wünschenswert ist die Mitarbeit in einem oder mehreren der folgenden Arbeitsgruppen: Familienpastoral, Jugend, Sie treffen auf ein kleines, kreatives, eingespieltes Team Erwachsenenbildung, Diakonie und Öffentlichkeitsarbeit. und dürfen attraktive Rahmenbedingungen gemäss An- Nähere Informationen erhalten Sie von Pfarrer Michael stellungsordnung der Römisch-katholischen Körper- Karber oder der aktuellen Präsidentin des Pfarreirates, schaft des Kantons Zürich erwarten. Der Eintritt erfolgt Frau Brigitte Schnellmann. nach Vereinbarung. Kontaktaufnahme über das Sekretariat Tel. 043 244 75 00 / info@liebfrauen.ch Wir erwarten von Ihnen eine abgeschlossene Ausbildung als Polygraf/in oder Grafiker/in und praktische Berufs- erfahrung im Gestalten und Layouten. Gewünscht wird zudem Erfahrung in der Gestaltung von Zeitschriften. Sie kommunizieren sehr gut in Deutsch und beherrschen Adobe CS und Mac OS. Wenn überdies Teamfähigkeit, Selbstständigkeit und Flexibilität zu Ihren besonderen Emotionale Stärken zählen, möchten wir Sie gerne kennen lernen. erste Hilfe Bitte richten Sie ihre vollständige schriftliche oder digitale Bewerbung bis am 19. Oktober 2019 an: Mass-Schneider Telefon - Mail - Chat Geschäftsführung Stiftung forum, 044 482 00 96 Anita Koch, Hirschengraben 72, 8001 Zürich, anita.koch@forum-pfarrblatt.ch Für Fragen zur Stelle steht Ihnen gerne zur Verfügung: Thomas Binotto, Chefredaktor forum, und neu: Hirschengraben 72, 8001 Zürich, 044 266 12 72, Die Dargebotene Hand thomas.binotto@forum-pfarrblatt.ch Zürich anonym – kostenlos– rund um die Uhr Theologie, die nicht satt macht, sondern hungrig. Besorgt? Umzüge, Verzweifelt? Wollen Sie im «Studiengang Theologie STh» in Zürich Gasthörer/-in werden? Transport und « Überlieferungen aus Prophetie, Weisheit und Reinigung Ein Gespräch Apokalyptik » Altes Testament 2, Dozent: Dr. Winfried Bader 043 542 22 18 hilft weiter! Montag, 19.00 – 20.45 Uhr, 21. Okt. 2019 – 17. Febr. 2020 «Gott und seine Schöpfung» Wählen Sie Dogmatik 1, Dozent: Dr. Odilo Noti Donnerstag, 19.00 –20.45 Uhr, 24. Okt. 2019 –13. Febr. 2020 Tel 143 H. Yucel oder Auskunft und Anmeldung: Leimbachstr. 28 www.143.ch www.tbi-zh.ch Telefon 044 525 05 40 8041 Zürich-Leimbach
21. SEPTEMBER BIS 4. OKTOBER Künste Info-Abend Herbstexerzitien Gottesdienste Marie-Louise Henrici zum Thema «Spu- Für Leib und Seele ren Gottes in meinem Alltag entdecken». Fr, 27.9., 19.00, Kath. Kirche Langnau a.A. Mo, 30.9., 19.00 – 21.00, Zentrum Christliche Spiritualität, Werdstr. 53, Zürich Getanzter Gottesdienst www.zentrum-spiritualitaet.ch Erneuerung aus dem Geist Gottes Fr, 27.9., 19.30, Krypta Liebfrauen ZH Elisabeth von Thüringen Lobpreis, Beichte, Segensgebet Br. Paul Zahner (OFM) über die Heilige und ihre Spiritualität der Freude. Eucharistiefeier in der Predigerkirche Sa, 28.9., 16.00 Mi, 2.10., 19.00 – 21.00, Zentrum Christliche Spiritualität, Werdstr. 53, Zürich. Kosten: Fr.15.– Hochschulgottesdienst www.zentrum-spiritualitaet.ch Je So, 20.00, Liebfrauenkirche, Zürich Adliswiler Musikgruppe jubiliert mim chor & band feiert ihr 50-Jahr- www.aki-zh.ch Jubiläum: mit Gottesdienst, zusätzlichen Referat musikalischen Leckerbissen und Apéro. Seelsorge-Gespräche Sa, 28.9., 17.30, Kath. Kirche Adliswil Die Gesellschaft und ihre Kirchen www.mimadliswil.ch Regierungsrätin Jacqueline Fehr zum Bahnhofkirche Verhältnis zwischen Staat und Religions- Mo – Fr, 7.00 –19.00, Sa/So, 10.00 –16.00 Ausstellung: «Spiegelungen» gemeinschaften. Predigerkirche Matthias Jäggi zeigt Acrylbilder auf Lein- Di, 24.9., 18.30, Hirschengraben 50, Zürich Mo – Fr, 14.00 –18.00 wand und Holz zum Thema «Spiege- www.agck-zh.ch lungen – Ein Blick in tiefere Schichten». jenseits im Viadukt Fr, 20. 9. bis Mi, 16.10., So – Mo 13.00 – 18.00, Di –Fr, 11.00 –18.00, Sa, 14.00 –18.00 Di – Fr, So 10.00 – 12.00, 13.00 – 18.00 Austausch Sa 10.00 – 18.00, Predigerkirche Zürich Freitagsversper: Fr, 27.9. / 11.10., 18.30 Frau trifft Frauen Gebete kirche-zh.ch / predigern Generationenübergreifender Austausch. Meditatives Kreistanzen Fr, 27.9., /25.10./13.12., 19.30, Anhaltspunkt, Fr, 4.10., 9.30 – 11.00, Pfarrei Langnau- «Mini Gschicht mit Gott» Ida-Sträuli-Strasse 91, Winterthur Gattikon. Infos: 044 713 27 56 Toby Meyer mit sehr persönlichen, au- www.anhaltspunkt-neuhegi.ch thentischen Songs. Eucharistische Anbetung Liebfrauen Fr, 27. 9., 20.00, Kath. Kirche St. Anton, Mo – Fr, 9.00 – 17.20, Krypta Neptunstrasse 70, Zürich Di, 19.00–21.00, Kirche www.st-anton-zuerich.ch Mittagsgebet im Flughafen Spiritualität Mi, 12.00, Check-in 1, Andachtsraum Klangtag Kirche Enge Theater und Spiritualität Mi, 9.00 –9.30 Einklang; 12.15 –12.35 André Revelly über die Arbeit als Thea- Haltestille; 18.30 –19.00 Ausklang terleiter und Regisseur des «Theater 58». Mi, 25. 9., 19.00 – 21.00, St. Peter und Paul, Haltestille Bahnhofstrasse Werdgässchen 26, Zürich. Kosten: Fr. 15.– Do, 12.15 –12.35, Augustinerkirche www.zentrum-spiritualitaet.ch «Christsein heute – Taizé-Lieder im Grossmünster Tiersegnung Kirche wohin» Fr, 19.15, Krypta, Eingang Limmatseite Br. Paul Zahner (OFM) segnet Haustiere Arturo Sosa, SJ Generaloberer der Je- und ihre Besitzer. suiten, im Podiumsgespräch mit Felix Gmür, Bischof von Basel, Daniel Kosch, Vernetzt Sa, 28. 9., 14.30, Kirchplatz St. Anton, Neptunstrasse 70, Zürich Generalsekretär Römisch-Katholische Telebibel www.st-anton-zuerich.ch Zentralkonferenz RKZ, Gottfried Lo- 044 252 22 22, www.telebibel.ch cher, Präsident Schweizerischer Evan- Behindertenseelsorge Strassenexerzitien gelischer Kirchenbund SEK, Barbara www.behindertenseelsorge.ch Auf der Strasse unterwegs, der eigenen Hallensleben, Universität Fribourg, Sehnsucht und der Spur Gottes folgen. Daniel Foppa, Leiter Inlandredaktion Anderssprachige Gottesdienste So, 29.9., 17.00 – Sa, 5.10., 12.00, Seminar Tamedia Zürich. www.zh.kath.ch/migrantenseelsorge St. Beat, Adligenswilerstr. 19, Luzern. Info u. Fr, 20.9., 17.00, Universität, Raum E11, Anmeldung: marco.schmid@kathluzern.ch Häldeliweg 2, Zürich. www.kathluzern.ch / stassenexerzitien www.jesuiten.ch http://zh.kath.ch/service/bildungsangebote forum 20 2017 31 22 2019
SCHLUSSTAKT PFARRBLAT T DER KATHOLISCHEN KIRCHE Foto: alamy IM KANTON ZÜRICH Gültig für die Sonntage vom 22. September und 29. Oktober Herausgeberin Stiftung forum – Pfarrblatt der katholischen Kirche im Kanton Zürich Redaktionsadresse Hirschengraben 72, 8001 Zürich 044 266 12 72, redaktion@forum-pfarrblatt.ch, www.forum-pfarrblatt.ch Sekretariat: Mo/Di/Do 8.30 –11.30 Uhr, Di/Do 13.30–16.30 Uhr Stiftungsratspräsident: Pfr. Andreas Rellstab Geschäftsführung: Anita Koch Redaktionssekretariat: Rita Grob Chefredaktion: Thomas Binotto (bit) Redaktion: Pia Stadler (ps), Beatrix Ledergerber (bl), Veronika Jehle (vej) Die Stilfrage Fotografie: Christoph Wider, Grafik: Simone Juon Abo-Service und Adressmutationen Stadt Zürich: 043 322 18 18, info@i-kg.ch Zürich-Land: Direkt beim Pfarramt Ihres Wohnortes (Adresse auf Pfarreiseiten ersichtlich) Stadt Winterthur: 052 224 03 80, mitgliederverwaltung@kath-winterthur.ch Wer in der Politik die Stilfrage stellt, wird so nichtig war. Wenn mir allerdings die Bezahlte Abos: 044 266 12 72, redaktion@forum-pfarrblatt.ch als Gutmensch belächelt, dem die Argu- Argumente ausgingen, dann verglich ich Abopreise: Jahresabo Inland Fr. 38.–, Ausland Fr. 77.– mente fehlen. Obwohl ich eher weiches Ei meinen Vater auch mal mit Eseln und Anzeigenverkauf creative media gmbh, Schützenstrasse 19, als guter Mensch bin, stelle auch ich die ähnlichem Gewürm. Ich griff zum ver- 8902 Urdorf, 043 322 60 30, Fax 043 322 60 31 Stilfrage und zwar bewusst jetzt, wo der balen Zweihänder, um meinen Vater forum@c-media.ch, www.c-media.ch Wahlkampf in die Gänge kommt. mundtot zu schlagen. Druck AVD Goldach AG, 9403 Goldach, www.avd.ch Pfarreiseiten: Text&Gestaltung jeweiliges Pfarramt Ich versuche es mit all meiner Resthärte: Damals war ich 16. Ich kann also, wie Wer die Stilfrage vernachlässigt, schadet jeder 16-Jährige, mildernde Umstände 63. Jahrgang, erscheint 14-täglich, ISSN 1420-2212 der Demokratie fundamental. Der Har- geltend machen. Aber nur für meine vard-Politologe Daniel Ziblatt sieht in jugendliche Vergangenheit. Für die Ge- der «Verrohung des politischen Stils» genwart gilt: Im Stil verrät sich das Men- gar eines der Hauptprobleme unserer schenbild.Wer seine politischen Gegner Demokratien. lächerlich macht und verunglimpft, der verrät damit seine Überheblichkeit und Drehen wir in der Stilfrage den Spiess Respektlosigkeit.Wenn er dann noch be- um. Worin besteht eigentlich die argu- hauptet, das sei die Sprache des Volkes, mentative Kraft eines Wahlplakats, das dann zeigt er seine ganze Verachtung «Linke und Nette» zu Würmern degra- für eben jenes Volk, dem er in der Demo- diert? – Wo bleibt der Wettstreit der kratie verpflichtet ist. Argumente, wenn Regierungschefs ihre Das zu erkennen ist keine Frage der Politik per Twitter-Dekret betreiben oder Parteizugehörigkeit. Wer über eine echte das Parlament in die Zwangsferien schi- politische Bildung verfügt, eine, die über cken? – Welche überzeugenden Argu- den Rand seiner eigenen Wahlplakate mente werden sichtbar, wenn ein Parla- hinausgeht, der wird anerkennen, dass mentarier eine Junglehrerin diffamiert? er sein Mandat auch jenen verdankt, die ihn nicht wählen. Deshalb wird er Als Jugendlicher habe ich mit meinem all seinen Mitmenschen ohne Ansehen Vater endlose politische Debatten ge- von Parteizugehörigkeit mit guten Ma- führt. So heftig wurde es manchmal, nieren und gebührendem Anstand be- dass Unbeteiligte uns in einem sehr gegnen. bizarren Scheidungsstreit wähnten. Es wurde laut. Es wurde hitzig. Und wer Thomas Binotto Atem holen musste, hatte seine Rede- zeit verspielt. Lesetipp: Aber noch im heftigsten Streit wa- Daniel Ziblatt, Steven Levitsky: «Wie Demo- ren wir im Grunde ein Herz und eine kratien sterben: Und was wir dagegen Seele. Es ging um die Sache, sogar wenn tun können» Deutsche Verlagsanstalt diese, wie meine Mutter befand, noch 2018. ISBN 978–3421048103 forum 20 2019 32
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