Liebe miteinander leben - Drahtseilakt Ehe Familienpastorale Arbeitshilfe 2014 zum Familiensonntag
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Familienpastorale Arbeitshilfe 2014 zum Familiensonntag Liebe miteinander leben Drahtseilakt Ehe Arbeitshilfen 266
Informationen zum Familiensonntag, eine PDF-Datei dieser Arbeitshilfe und des Plakats zum Herunterladen sowie Dateien früherer Arbeitshilfen und weitere Texte finden Sie auf der Internetseite www.ehe-familie-kirche.de 2 2
Zu diesem Heft Drahtseilakt Ehe Ist die Ehe ein Drahtseilakt? So einige Anknüpfungspunkte lassen sich schon finden: Die Ehe ist ein Wagnis, das Braut und Bräutigam bei der Heirat eingehen. Sie wissen nicht genau, wie es ausgeht, aber sie trauen sich gemeinsam hinaus auf das Seil des Lebens und lassen sich immer wieder neu auf dieses Wagnis ein. Die Ehe ist aber auch ein Balanceakt, bei dem man darauf achten muss, dass die Lasten einigermaßen gleich verteilt sind und dass beide Ehepartner in enger Koordination miteinander bleiben. Dabei ist die Ehe auch so etwas wie ein Kunststück, das nicht ohne Mühe gelingt und das gerade deshalb Hochachtung verdient. Vor allem aber ist die Ehe etwas Faszinierendes, das einen auch über die kleinteiligen Alltäglichkeiten hinaus zu tragen vermag. Gerade daran will der Familiensonntag 2014 besonders erinnern: Dass die Ehe nicht nur irgendeine beliebige Form des menschlichen Zusammenlebens darstellt, sondern dass sie etwas ganz Besonderes ist; das große Experiment, immer wieder neu zum ersten »ich liebe dich« der aufkeimenden Liebe zu stehen und das »ich liebe dich für immer« jeden Tag vor Gott und den Menschen mit Leben zu erfüllen. Das ist nicht so romantisch, wie es vielleicht klingt. Eine Herausforderung, die anzunehmen sich lohnt, ist es allemal. Die Texte dieses Themenhefts wollen einladen zur Reflexion, zum Hinterfragen, miteinander darüber Sprechen und nicht zuletzt zu neuen Aufbrüchen. 3 3
Familiensonntage 2014 bis 2016 Familiensonntag 2014 Familiensonntag 2015 Liebe miteinander leben: Liebe miteinander leben: Drahtseilakt Ehe Knotenpunkt Familie Ist die Ehe ein unübersehbares Ist die Familie ein Ort der tiefen Geborgenheit Risiko? In der Tat: Stärker als Familienpastorale Arbeitshilfe 2014 zum Familiensonntag oder ein Kampfplatz, an dem Konflikte aus- Liebe miteinander leben Drahtseilakt Ehe früher sind Ehen heute vom gefochten, Erwartungen, Ansprüche und Scheitern bedroht. Eine Ehe ein- Anforderungen verhandelt werden müssen? zugehen, sich festzulegen, zu Oder ist sie beides zugleich? Vieles stürmt binden und dabei das ganze Leben auf die Familie ein, soll von ihr geleistet in den Blick zu nehmen, erfordert werden, mutet man ihr zu. Familie ist oft Mut und Risikobereitschaft. Gerade ein höchst anstrengender, aber auch zutiefst Arbeitshilfen 266 in dieser Situation gilt es, einen beglückender Lebensbereich zugleich. klaren und offenen Blick zu wah- ren: Die Ehe ist auch heute die Lebensform, in Überall, wo die Familienmitglieder immer der sich die Liebe zwischen Mann und Frau und wieder neu miteinander ins Leben aufbrechen, die Sehnsucht nach Treue so verwirklichen las- ist die Familie »Schule reich entfalteter sen, wie es den Menschen am tiefsten gerecht Humanität« (GS 52) und auch »Hauskirche«. wird. Wo die Liebe der Eheleute zueinander Damit der Knotenpunkt Familie hält und lebendig bleibt, können sie sich miteinander als Sicherheit gibt, ohne zu reißen, braucht Personen entfalten und die Drahtseilakte des es Kraft, Mut, Geschick und viel Unter- Lebens meistern. stützung. Zugleich ist die in der Eheschließung einander zugesagte und dann alltäglich gelebte Liebe der christlichen Ehepartner sakramentales Zeichen der Liebe Gottes zur Welt. Und über- all, wo Christen als Eheleute ihrer von Gott getragenen Liebe im Alltag Gestalt geben, wird die Gemeinschaft der Christen ein Stück weit zum »Salz der Erde« und zur »Stadt auf dem Berg«. Dabei lässt sich das Gelingen nicht garantieren, aber es kann so manches dafür getan werden, dass das Kunststück glückt. 4
Inhalt Familiensonntag 2016 Zu diesem Heft 3 Liebe miteinander leben: Halteseil Generationenverhältnis Familiensonntage 2014 bis 2016 4 Wenn es gelingt, bietet ein gutes Miteinander Die Ehe – gut für uns 6 der Generationen einen enormen Rückhalt für Ein Plädoyer in drei Thesen die Jungen wie die Alten. Aber wie entwickelt Rupert M. Scheule sich ein gutes Verhältnis der Generationen? Kann man etwas dafür tun, dieses Halteseil Warum dieser Drahtseilakt auch Generationenverhältnis zu stärken? Oder ist heute so faszinierend ist 12 es einfach eine Frage des Schicksals, ob Markus Wonka Familien auch über mehrere Generationen zusammenhalten? Die Modelle eines guten Kunststück Drahtseilakt Miteinanders der Generationen werden immer Ehe und Lebenskunst 18 sehr vielfältig und unterschiedlich sein. Franziska Kindl In der Vielfalt lassen sich aber auch viele Chancen entdecken, die einigen Einsatz Spürbare Liebe – Sichtbares Zeichen wert sind. Ehe als Sakrament 22 Michael Feil Geschützter Raum für Tabuthemen – Eheberatung Fragen an die Ehe-, Familien- und Lebensberaterin Eva Polednitschek-Kowallick 26 Ohne Netz und doppelten Boden Ehe und Scheitern 30 Bischof Dr. Franz-Josef Bode Bausteine und Anregungen Texte und Gebete 32 Impressum 35 5
ge nt lic h sind es ja zwei, die da balancieren. Ei an die Balancier- Am ehesten denke ich da Bewegung, und mal stange: Die ist immer in mal die andere. ist die eine Seite oben, e. So ist es auch in der Eh 6
Die Ehe – gut für uns Ein Plädoyer in drei Thesen Rupert M. Scheule Machen wir uns nichts vor: Das staatliche Recht Offenheit hat einerseits ihr Gutes. Wäre unser hat die Ehe früher viel deutlicher von anderen Leben noch so kleinräumig und kontrolliert Lebensformen abgehoben. Uns Befürworter wie vor einem halben Jahrhundert, gäbe es der Ehe macht das manchmal zornig. Und es weniger Spontaneität, weniger Freiheit. An- verleitet uns dazu, unser Nachdenken über die dererseits ängstigt uns natürlich, unter diesen Ehe allein auf die Abgrenzung von nichtehe- Bedingungen die Zukunft so schlecht voraus- lichen Lebensgemeinschaften zu beschränken. sehen zu können. Dass die »Unabsehbarkeit Ich glaube, das muss sich ändern. Wir sollten des Zukünftigen, dieser Nebel des Ungewissen nicht allein das unterscheidend Andere der Ehe und Nichtwissbaren« (Arendt 1958/1998, 311) in den Blick nehmen, sondern vor allem das mit einem Wechselspiel von Freiheit und Angst entscheidend Eigene. Nur so bekommen wir ein einhergeht, hat die Philosophin Hannah Arendt volles Bild und können sehen, wie gut und zeit- schon vor Jahrzehnten beschrieben. Arendt gemäß diese Lebensform ist. Die Ehe ist gut für nennt aber auch ein »Heilmittel gegen Unab- uns als im Leben bewährtes Versprechen, sie ist sehbarkeit – und damit gegen die chaotische gut für uns als starke, rechtlich gesicherte In- Ungewissheit alles Zukünftigen« (ebd. 301). stitution und sie ist gut für uns als Sakrament. Es ist unser »Vermögen, Versprechen zu geben Das sind die drei Thesen, die ich im Folgenden und zu halten. Versprechen werden wie Inseln ausführe. der Sicherheit von den Menschen in das drohende Meer des Ungewissen geworfen« (Arendt 1998, 301). 1. Die Ehe ist gut für uns als im Leben bewährtes Versprechen. Jedes einzelne Versprechen, das u. U. auch gegen Widerstände gehalten wird, kann der Wissen Sie, welche Orts- und Berufswechsel Zukunft das Beängstigende nehmen; umso Ihnen noch bevorstehen? Wissen Sie, wann mehr ganze Lebensformen, die auf Versprechen und unter welchen Umständen Sie in Rente gründen: Deshalb haben wir darauf hinzu- gehen können? Wissen Sie, wie stark techni- weisen, dass die vielen Millionen Ehen in sche, politische oder ökologische Umwälzungen unserem Land niemals zur Privatangelegenheit Ihr Leben noch verändern werden? Kaum. der Eheleute erklärt werden dürfen, – eben Die letzten Jahrzehnte der Deregulierungen, weil sie gut sind für uns alle. Denn wir alle der Globalisierung, der Technisierung und sind versprechensbedürftig und schöpfen Mobilisierung haben uns in eine offene und Hoffnung, wo Versprechen gehalten werden. flexible Weltgesellschaft katapultiert. Diese 7
2. Die Ehe ist gut für uns als Auch Kinder zu erwarten, zu bekommen und zu starke Institution. erziehen, macht verletzlich. Schwangerschaften, Geburten, das Leben mit den eigenen Kindern Wo immer wir Menschen Gefahr laufen, verletzt sind großartige Erfahrungen, aber sie vergrö- zu werden und Schaden zu nehmen, schützen ßern die Angriffsfläche für Schicksalsschläge wir uns durch Regeln und Institutionen. So ist ungemein. das auch bei der Sexualität. Sie macht verletz- lich. Wer begehrt, wer liebt, offenbart sich. Er Wo beide Verletzlichkeiten zueinander kom- ist insofern immer irgendwie nackt und angreif- men, einander bedingen und überlagern, bar. Papst Johannes Paul II. sprach in seinen sind besondere Schutzräume vonnöten. Die Ehe berühmten Mittwochskatechesen zur Sexualität kann ein solcher Schutzraum sein. Sie gewährt häufig den Zusammenhang von Verletzlichkeit, rechtliche Privilegien und legt Verpflichtungen Nacktheit und Scham an. Wenn sich der Mensch auf, die es außerhalb der Ehe nicht gibt. Soll nach dem Sündenfall seiner Nacktheit bewusst das weiterhin plausibel sein, dürfen wir die wird und sich schämt, dann erfährt er dies, so Ehe nicht als nötigende, wir müssen sie als der Papst, »als Scheu gegenüber dem anderen bergende Institution erfahren können, in der Ich (so zum Beispiel die Frau gegenüber dem die doppelte Verletzlichkeit menschlicher Mann)« (Johannes Paul II., 1980). Und diese Sexualität und Reproduktivität einen besseren ist wesentlich Furcht für das eigene Ich. Dabei Ort hat als irgendwo sonst. Dem und nur dem ist es keine Lösung, aus Furcht vor der Furcht hat der rechtliche Sonderstatus dieser Lebens- sich niemals nackt und verletzlich zu zeigen. gemeinschaft zu dienen. Insofern ist die Ehe Die Lösung kann nur sein, bergende Räume gut für uns als starke Institution. Sie birgt die für unsere Verletzlichkeit zu schaffen. Chance, verletzlich bleiben zu können, ohne ständig verletzt zu werden. 8
Brennpunkt Familie – Ansichten und Aussichten neue gespräche » regt zur Reflexion eigener Einstellungen und Erfahrungen in der Familie an … » … und gibt Impulse für die weitere Entwicklung » schärft den Blick für die Rahmenbedingun- gen des heutigen Ehe- und Familienlebens » bietet eine solide Grundlage für die Arbeit von Familienkreisen und allen, die sich in Pfarrgemeinden für Ehe und Familie engagieren Die Themen 2014 Heft 1: Mitgeheiratet: neue gespräche 1 | Januar 2013 | 43. J ahrgang | ISSN 093 0-1143 | G 42383 Rettet den Esstisch! die Schwiegereltern Partnerschaft. Ehe.Familie. Was er Familien bedeute t Wie sie uns herausfordern und bereichern 3. Die Ehe ist gut für uns Heft 2: Sich auf den Tod als Sakrament. vorbereiten? Heft 3: Erziehen in der Der Film »Pretty Woman« endet mit dem Leistungsgesellschaft schönsten Kuss auf einer Feuerleiter, den Heft 4: Patenschaft die Kinogeschichte zu bieten hat. Joseph von Heft 5: Jungen und Eichendorffs Erzählung »Aus dem Leben eines Mütter – Töchter und Väter Taugenichts« gipfelt in dem Satz »Und es war Heft 6: Verantwortung in der alles, alles gut« (Eichendorff 1826/1992, 103). Familie – und ihre Grenzen Die Liebesgeschichten, die wir lesen, sehen, hören, haben üblicherweise ein Happy End. neue gespräche wird herausgegeben von der Dass eines der beiden Beispiele aus der deut- AKF – Arbeitsgemeinschaft für katholische schen Romantik stammt und das andere aus Familienbildung e. V., Bonn dem populären Hollywood-Kino unserer Zeit, ist kein Zufall. Die Romantik ist langlebig. Sie Das Abonnement (6 Hefte/Jahr) kostet 10 ” prägt unser Bild einer »guten« Liebesgeschichte zzgl. Versandkosten. Der Versand erfolgt über noch immer. Aber haben Sie sich schon einmal diözesane Kontaktstellen. gefragt, was nach dem Schlusskuss von »Pretty Woman« kommt? Wie geht es wohl mit dem Taugenichts und seiner geliebten Aurelia weiter, nachdem »alles, alles gut« war? Dass wir ver- mutlich keine Antwort haben auf diese Fragen, ist nicht einfach eine filmisch-literarische Merk- würdigkeit. Es hat Einfluss auf unser ganz reales Liebesleben. Der Heidelberger Psychologe Peter www.neue-gespraeche.de 9
Gewusst wie Fiedler schreibt dazu: »Die Romantik feiert den Höhepunkt jeder leidenschaftlichen Verliebtheit Die katholische Kirche bietet eine mit dem glamourösen Höhepunkt, d. h. mit der Vielzahl von Diensten und Hilfen Hochzeit des Paares. Romane, Theaterstücke, an, mit denen sie Ehepaare, Eltern Operetten und Opern jener Zeit enden genau und Familien unterstützt: Eine dort. Und dieses Interaktionsmodell überträgt breite Palette von Frühen Hilfen sich von der Bühne ins reale Leben. Das, was unterstützt (werdende) Eltern von nach der Hochzeit passiert, will man offen- Anfang an, wenn sie sich unsicher kundig gar nicht wissen. […] Die Romantik fühlen, von der Schwangerschafts- jedenfalls entlässt ihre Kinder in eine Ehe, ohne beratung über Beratungsstellen sie mit entsprechenden Vorbildern für Interak- für Frühförderung hin zu Familien- tions- und Kommunikationsmuster zu versorgen, paten, Eltern-Kind-Gruppen und die in der nachfolgenden ehelichen Beziehung Erziehungskursen. tragfähig bleiben können« (Fiedler 2010, 174). Ein Netz von Beratungsstellen hilft in kon- Uns späte Kinder der Romantik sieht Fiedler kreten Einzelsituationen durch die Allgemeine schlecht gerüstet für den Übergang von der Sozialberatung und die Schuldnerberatung, Verliebtheit in einen sexuellen Alltag, »der zwar in Erziehungs- oder Ehe-, Familien- und normal ist, jedoch gänzlich andere Anforderun- Lebensfragen. gen an die Eheleute stellt« (ebd.). Dies mag ein Grund dafür sein, dass die Zahl der Ehe- Die Ehe als solide Basis der Familie wird durch schließungen seit Jahrzehnten abnimmt. Aber spezielle Kurse gestützt, und vielfältige auch eine andere derzeit sehr populäre Bezie- Angebote motivieren, christliche Familien- hungsform dürfte mit dem romantischen Erbe rituale neu zu entdecken. zu tun haben: die sog. »passagere Monogamie«. Darunter versteht man eine Reihe monogamer In der Info-Broschüre »Familie – gewusst Beziehungen, die wir hintereinander eingehen. wie« sind diese und andere Dienste zusam- Gesteuert wird dieses Verhalten von einer ganz mengestellt, sodass Familien rasch Adressen eigentümlichen Treueauffassung: nicht der Treue und konkrete Hilfe finden können. Sie kann zur Institution Ehe, noch nicht einmal der Treue bis zu einer Stückzahl von 250 Exemplaren zum Ehepartner, sondern der Treue zum eigenen kostenlos angefordert werden. Gefühl. Wenn seine Erkaltung droht, erschließt man nicht gemeinsam neue Seiten der Part- nerschaft, man wechselt den Partner, um den www.akf-bonn.de romantischen Zauber, die emotionale Über- wältigung des Anfangs mit anderem Personal erneut zu erleben: Der Honeymoon gerät in die Endlosschleife. Die Ehe, wie wir Katholiken sie verstehen, negiert romantische Sehnsüchte nicht, aber sie ist ein klares Statement gegen die Über- steigerungen und Zumutungen romantischer Liebe. Die Sakramentalität der Ehe bedeutet nämlich, die eheliche Liebe ist sich selbst nicht 10
genug, ist nicht nur auf sich bezogen und mit sich, ihrem Erhalt, ihrer Erneuerung und ihrer möglichen Abkühlung beschäftigt. Sie wird zum Zeichen für Anderes: die Liebe Gottes zum Menschen. Sie relativiert sich damit zum einen auf höchst unromantische Weise, gibt sie sich doch als nicht göttlich, nicht absolut, nicht übergeschichtlich zu erkennen. Sie bildet die übergeschichtliche, absolute göttliche Liebe lediglich ab. Zum anderen weiß sie sich aber doch getragen von der göttlichen Liebe, mit der sie im sakramentalen Verweiszusammen- hang verbunden ist. Es ist nicht irgendeine Liebe, sondern die treue, partnerschaftliche, aber mitunter spannungsreiche Liebe zwischen Frau und Mann, die Gott sich erwählt hat, um von seiner Liebe zu uns zu erzählen. Dieses Zutrauen Gottes gibt der ehelichen Liebe eine Kraft, die nicht aus ihr selbst kommt und nicht kommen muss. Was sie zeichenhaft abbildet, stärkt und hält sie auch. »Liebe ist alles« sang das Berliner Pop-Duo Rosenstolz vor ein paar Jahren in bester Romantik-Tradition. Für gläubige Ehepaare wird der kurze Satz nur richtig mit einer Ergänzung: Die Liebe Gottes ist alles. In der Ehe nimmt unsere Liebe an ihr teil und wird von ihr getragen. Unsere Liebe muss gar nicht alles sein. Die sakramentale Ehe ist gut für eine humane Vorstellung von Liebe. Arendt, Hannah (1998): Vita Activa oder: al Vom tätigen Leben. München. Die Zeiten waren manchm haben Eichendorff, Joseph von (1826/1992): Aus dem Leben eines Taugenichts. Novelle. schon schwer, aber wir emanden Stuttgart u. a. (Universal-Bibliothek ; 2354) uns durch nichts und ni sen! auseinanderbringen las Fiedler, Peter (2010): Sexualität. Stuttgart u. a. (Universal-Bibliothek ; 18725). Ioannes Paulus PP II (1980): Katechese anlässlich der Generalaudienz am Mittwoch, 28.05.1980, in: www.vatican.va/holy_father/john_paul_ii/audiences/ 1979/documents/hf_jp-ii_aud_19791219_ge.html [13.03.2013]. 11
lakt zu bezeichnen, Unsere Ehe als Drahtsei amatisch an. Aber hört sich vielleicht zu dr en und müssen wir ja, ausbalancieren musst d natürlich sind wir schon immer etwas. Un dass wir wach und uns auch darüber klar, bleiben müssen. aufeinander aufmerksam Ehe wohl nie. Ein Selbstläufer ist eine 12
Warum dieser Drahtseilakt auch heute so faszinierend ist Markus Wonka Ich bin gerne verheiratet! – Diesen Satz hört so prägend geworden ist mit all seiner Aus- man heute selten, zumindest nicht in der richtung auf zeitliche Begrenzung und Über- Öffentlichkeit. Es scheinen keine guten Zeiten prüfung des aktuellen Nutzens. Angesichts zu sein für die Ehe, sofern es die je gegeben dieser Rahmenbedingungen wirkt die Ehe in hat. Wer sich öffentlich als Anhänger der Ehe ihrer Ausrichtung auf Beständigkeit und Treue outet, handelt sich schnell das Image des reichlich unzeitgemäß, vielleicht gar antiquiert. Ewiggestrigen ein. Man ist vielleicht im Großen Aber bei genauerem Hinsehen scheint in der und Ganzen überzeugt von der eigenen Ehe und Ehe allen Imageproblemen zum Trotz etwas ist gerne (auch künftig) mit seinem Ehepartner bleibend Faszinierendes auf, was sie zu einem zusammen, möchte ihn nicht verlieren, aber einzigartigen Lebensentwurf macht. Denn in ein Befürworter der Ehe als solcher? Viel eher ihrem Wesen greift sie zentrale Grunddimensi- begegnet man Darstellungen, die in Sachen onen menschlicher Existenz auf und gibt ihnen Ehe ein Krisenszenario malen. Hierzu gehört Gestalt. allen voran die nicht geringe Scheidungsquote, die die Brüchigkeit der Beziehung von Frau und Nach außen besonders schillernd ist wohl Mann scheinbar massenhaft dokumentiert. Und die Eheschließung, dieser eine Tag, der zum man verweist auf die mannigfaltigen alterna- schönsten im ganzen Leben werden soll. tiven Lebensformen zur Ehe, die die Ehe als Eine ganze Industrie hat es sich zur Aufgabe Institution zu relativieren scheinen und eine gemacht, Heiratswilligen keine Wünsche offen zunehmende Portion Eheskepsis unter den potenziellen Heiratskandidaten dokumentieren sollen. Zugegeben: Die Ehe hat Konkurrenz bekommen. Sie ist nicht mehr die einzig gesellschaftlich anerkannte Form, in unserer Gesellschaft als Mann und Frau in Beziehung zu leben. Aber ist sie eine attraktive Lebensform? Gemessen an den Kriterien einer »Spaßgesellschaft« ver- spricht sie keinen fortwährenden Eventcharakter mit regelmäßigen Kicks. Und mit ihrer Ausrich- tung auf Dauerhaftigkeit passt sie auch nicht in den Projektgedanken, der für unsere Arbeitswelt 13
Hot Spots des Lebens zu lassen, wenn es darum geht, ein unvergess- liches Fest zu kreieren, das der Individualität In unserem Leben, in unserem Alltag, ist eines Paares nachhaltigen Ausdruck verleiht. Gott zugegen. Nichts ist ihm fern, nichts ihm Regelmäßig als Oberflächlichkeit gebrandmarkt, fremd. Er sagt sein »Ja« zu jedem und jeder ist dieses bis in den Kitsch reichende Schmuck- von uns. Das ist die Zusage des christlichen werk vielleicht doch mehr als eine inhaltsleere Glaubens. Äußerlichkeit. Unausgesprochen ist es auch Ausdruck einer tiefen inneren Sehnsucht und Die Aktion Hot Spots des Lebens lädt Mütter Berührtheit, die sich hier Bahn bricht. Denn und Väter ein, das Familienleben aus dieser die im Trauspruch formulierte Zusage: »Ich Zusage heraus neu zu sehen. Wie das konkret will dich so, wie du bist – ein Leben lang!« gehen kann, dazu werden in regelmäßigen ist doch genau das, was jeder von uns vom Abständen Ideen gegeben. geliebten Menschen hören und es ihm auch versprechen will. Diese Zusage berührt die Acht Faltposter erschließen tiefsten Sehnsüchte nach vorbehaltloser und Spuren Gottes im Familien- zeitlich unbegrenzter Liebe, die das mensch- alltag und bringen sie ins liche Leben von seinen Anfängen bis über die Wort zu folgenden Themen: ganze Lebensspanne hin prägt. Welch ein Glück segnen, danken, essen, und welch ein Faszinosum, wenn spürbar wird, ausruhen, krank sein, wohnen, dass es sich dabei nicht um eine Momentauf- gastlich sein, erinnern. nahme handelt, sondern um das ernst gemeinte Versprechen, diese Zusage in die Zeit und in den Acht Hefte setzen das Alltag zu übersetzen! Es ist das Besondere der Familienleben in Beziehung Ehe, dass sie dieses menschliche Grundbedürf- zu Zusagen kirchlicher Feste: nis aufgreift und in eine öffentlich anerkannte Advent und Weihnachten, Form gießt. Hl. Drei Könige, Fastenzeit, Karfreitag und Ostern, Genauso bewegend ist aber, dass die Ehe nicht Christi Himmelfahrt, bei diesem emotional aufgeladenen Ereignis Pfingsten, Erntedank, stehen bleibt. Unbestreitbar: Es ist unsagbar Allerheiligen. beglückend, im Eheversprechen diese Zusage vom geliebten Partner zu bekommen. Dennoch Familien, die an der Aktion Hot Spots des ist es uns Menschen mindestens ebenso wichtig, Lebens. Spiritualität in Familien. teilneh- dieses Lippenbekenntnis im Leben erfahrbar men, erhalten in regelmäßigen Abständen und spürbar werden zu lassen. Dieser mitun- die einzelnen Faltposter und Hefte zuge- ter auch mühsame Transfer ist jedoch schon schickt. Die Kosten für die Teilnahme nicht mehr Teil des romantischen Projekts. Im betragen bei einem Versand innerhalb romantischen Ideal blendet die Erzählung einer Deutschlands einmalig 15 ” für die Geschichte an dieser Stelle aus. Romantische Materialien zuzüglich 7 ” Versandkosten- Liebesgeschichten enden mit der glücklichen pauschale. Eheschließung, weil niemand mehr so genau wissen will, wie es danach weitergeht. Als Mehr Informationen zur Aktion unter geronnene Formel verdichtet sich diese Ver- www.akf-bonn.de/hot-spots kürzung auf die einfache Gleichung: Nach der Liebe kommt die Ehe. 14
Und es stimmt sogar: Die Übersetzung dieses alltäglichen Miteinanders und der alltäglichen großen Versprechens buchstabiert sich im Klein- Verpflichtungen das sinnhaft Verbindende im klein des Alltags. Der überwiegende Teil unseres Miteinander nicht zu verlieren. Lebens ist nicht bestimmt durch große Ereig- nisse, sondern vollzieht sich in den täglichen Die Ehe ist eine Gemeinschaft des ganzen Le- Erfordernissen in Familie und Beruf. Und genau bens. Die Partner gehen kein partielles Bündnis hier hat die Ehe ihren Platz. Die Liebe ist nicht ein, sondern lassen sich in der Gesamtheit ihres ein emotionaler Überschwang abseits unseres Lebens aufeinander ein – sozusagen auf Gedeih Lebens, sondern gehört ganz hinein in das und Verderb. Hierzu gehört die Errichtung eines Menschlich-Allzumenschliche. Die Zusage zur gemeinsamen Haushalts mit all seinen mate- Person des geliebten Anderen in seinem So-Sein riellen Implikationen, hierzu gehört aber auch konkretisiert sich in der gelebten Beständigkeit. die Person des Geliebten mit all seinen Stärken, Und genau das ist es, was es bedeutet, wenn im Ecken und Kanten. In der Ehe binden sich zwei Heiratsversprechen der Wunsch zum Ausdruck Menschen in ihren künftigen Entwicklungen kommt, mit dem geliebten Partner alt werden schicksalhaft aneinander. Das ist nicht das zu wollen. Gemeinsam durch das Leben gehen traurige Ende des anfänglichen emotionalen heißt dann auch, gemeinsam den Alltag in Überschwangs, sondern das innere Ziel, auf seinen Herausforderungen, seinen Banalitäten das die Liebe bereits in ihrem Entstehen hin und seinen Gewohnheiten zu bestehen. Der angelegt ist. In der anfänglichen Überzeugung, Drahtseilakt der Ehe hat ganz viel damit zu tun, die von der Verliebtheit getragene Liebe wird in der Gewohnheit und auch Gewöhnlichkeit des kein Ende finden, liegt schon der umfängliche Verweis auf das Ganze des Lebens, dem die Ehe 15
eute noch u nse re r Eh e gibt es auch h agen. In d ie aus d em Alltag herausr , diese Momente Gefühl m ir au ch , wenn mich das Das hilft t– t: Se it 2 5 Ja h ren verheirate beschleich was? m ac h t d en n heute noch so wer als Entwurf Form und Gestalt gibt. Damit ist bedroht ist. Diese Fragilität macht sie angewie- die Ehe ganzheitlich im umfassenden Sinn des sen auf alle nur erdenkliche Unterstützung von Wortes. In der Ehe verfügt ein Mensch über das Seiten der Mitmenschen und der Gesellschaft. Ganze seines Lebens. Das ist alles andere als ewiggestrig, das ist radikal, zukunftsorientiert, Schon von daher kann eine eheliche Liebe nie lebensorientiert – und faszinierend! ein Egoismus zu zweit sein, wie auch das Leben in der Ehe eine Kampfansage an den individuel- Die Ehe ist so gesehen nichts für Zauderer und len Egoismus ist. In dem Augenblick, in dem ich Zögerer, sie ist etwas für Mutige und Entschluss- meine künftige Entwicklung an einen anderen freudige. Denn trotz des impulsiven Anfangs Menschen binde, gehe ich freiwillig und bewusst gibt es keine Garantie auf Gelingen. Die Ehe ist Beschränkungen ein. Das Leben mit einem Part- Ort der Verbindlichkeit und Entschiedenheit. Es ner erfordert auch die rücksichtsvolle Ausrich- ist eines, den Mut aufzubringen, sich zu trauen. tung des Alltags am Anderen mit ganz konkre- Es ist ein weiteres, sein Leben in Entschieden- ten Auswirkungen in der Freizeitgestaltung oder heit zu führen, den gewählten Lebensweg an in Karrierechancen. Besonders greifbar werden der Seite des gewählten Partners und in Treue die Konsequenzen, wenn ein Leben mit Kindern zu ihm zu gestalten, den Entschluss durch Hö- bei allen freudvollen und glückvollen Erfahrun- hen und Tiefen zu tragen, die einem das Leben gen nicht wenige Entbehrungen einfordert. Zu zumutet. Das ist eine Herausforderung, die bis denken ist auch an Zeiten, wenn sich Krisen des an die Grenze der eigenen Belastbarkeit führen Lebens einstellen wie Arbeitslosigkeit oder eine kann. Das Leben in einer Ehe ist somit alles schwere Erkrankung eines Partners. Von Anfang andere als langweilig, sondern eine fortwäh- an ist Ehe angelegt auf die Bereitschaft, Eige- rende Schule in der Kunst des Liebens. Deshalb nes hintan zu stellen zugunsten von Anderen. hat Ehe nichts am Hut mit leblosem Beharren im Status quo. Sie gibt den Lebensenergien der Das Leben in einer Ehe bringt unweigerlich beiden Partner Sinn, Ziel und Orientierung. Aber Enttäuschungen mit sich. Neben den vielen sie bleibt auch ein Wagnis, das vom Scheitern kleinen Enttäuschungen ist wohl die grund- legendste Enttäuschung diejenige, dass die im Eheversprechen zugesagte und erhoffte ganz- 16
heitliche Annahme durch den jeweils Anderen Weggemeinschaft des Lebens an der Seite eines immer nur fragmentarisch eingelöst werden geliebten Anderen bis ins Alter lässt jenen kann. Der Verzicht darauf, diese Enttäuschung Kosmos entstehen, jene gemeinsame Welt, dem Partner als Versagen oder Böswilligkeit die bei allem Bezug nach außen nur den beiden anzulasten, muss immer wieder mühsam voll- gehört und an der selbst die Kinder nur einen zogen werden und stellt einen fortwährenden Teil ausmachen, einen nicht unerheblichen, Prozess menschlicher Reifung dar. Anders aber doch eben nur einen Teil. Die gemeinsam gewendet bedeutet aber genau diese Realität, verbrachte Zeit und die gemeinsamen Erlebnisse dass die Ehe ein herausragendes Instrument zur verdichten sich in einer gemeinsamen Lebens- Persönlichkeitsentwicklung darstellt, welches geschichte und in gemeinsamen Erinnerungen. das humane Potenzial eines Menschen för- Als Ehepartner werden wir für den Anderen zu dern kann. Die Ehepartner konfrontieren sich Zeugen gelebten Lebens, der uns letztlich unser bestenfalls liebevoll mit ihren jeweiligen Ecken eigenes Sein bestätigt. Auch wenn die zuneh- und Kanten – selten weil sie darum gebeten mende Gewöhnung an die Präsenz des Partners werden, sondern meist, weil es im alltäglichen das Potenzial zum Liebestod hat, so besteht Miteinander einfach nicht ausbleibt. Es erfordert doch gerade in dieser Vertrautheit das besonde- immer wieder eine Portion Toleranz, wenn ich in re Geheimnis ehelichen Lebens. Menschen, die der Begegnung mit meinem Partner mit mei- ihren Partner verlieren, vermissen schmerzlich ner Wahrheit konfrontiert werde, die ich gerne gerade die kleinen, alltäglichen Selbstverständ- ausblende. Die Ehe als Schule des Liebens zu lichkeiten der Nähe und Intimität. Eheliches begreifen, bezieht damit in gleicher Weise das Miteinander bleibt über die gesamte Lebens- Erlernen der Annahme seiner selbst mit ein. spanne ein Drahtseilakt zwischen alltäglicher Banalität und liebender Verbindung gerade In der Ehe werden diese Reifungsprozesse in den einfachen Dingen. Und jenseits ihrer möglich, weil sie im Kern auf etwas aufbau- gesellschaftlichen Bedeutung gehört sie en, was ebenfalls zu den Grundbedürfnissen für den Verheirateten zu den prägendsten menschlicher Existenz zählt. In ihrer ganzheit- Erfahrungen des Lebens. lichen und zeitlich umfassenden Ausrichtung schafft Ehe Heimat und Verlässlichkeit. Eine 17
In der Ehe ist alles, was ich mache, rückbezüglich auch auf meine Frau. Wenn ich das aus dem Bli ck verliere, wird es schieflastig – un d wir beide kommen aus dem Gleich gewicht. Kunststück Drahtseilakt Ehe und Lebenskunst Franziska Kindl Ehe als Drahtseilakt – zu diesem Bildvergleich Aber die Ehe – ist die Ehe ein Kunststück? gehört unter anderem auch der Gedanke an ein Es geht hier sicher nicht um ein Kunstststück Kunststück. Wenn man etwas als Drahtseilakt im Sinn von etwas Stilisiertem oder routiniert bezeichnet, dann meint man damit ja nicht nur, Eingeübtem, das man anderen vorführt. Aber dass es ein riskantes und vom Absturz gefähr- als ein Stück Lebenskunst kann man die Ehe detes Unternehmen ist. Man betont gleichzeitig durchaus bezeichnen. Wie das gemeint ist, damit, dass es ein Kunststück ist, so etwas hin- will ich ein wenig erläutern. zubekommen. Die Aussage: »Das war ein ganz schöner Drahtseilakt« verbindet sich dann mit Lebenskunst meint, so ungefähr sagen es die einem gewissen Stolz, dass man es aufgrund Lexikoneinträge, das Bemühen, das eigene eigener Kunstfertigkeit dennoch geschafft hat. Leben als Ganzes zu sehen, zu reflektieren und im Rahmen der jeweils gegebenen Mög- 18
lichkeiten auch sinnvoll gestalten zu wollen. Gelobt sei Gott Dazu gehört neben dem konkreten Leben im Hier und Jetzt immer auch die Sicht über den Das neue Gebet- und Gesangbuch »Gotteslob« Augenblick hinaus. Vielleicht erscheint das will auch Begleiter für das persönliche auf den ersten Blick gegensätzlich, es stellt Glaubensleben sein und gibt Anregungen, aber einen unverzichtbaren Spannungsbogen Feste des Kirchenjahres in Gemeinschaft dar. Wenn wir jemanden als »Lebenskünstler« zu feiern. bezeichnen, ist das ja so ein gewisses Klischee, das sich nicht unbedingt mit »ernsthafter Dieses Anliegen greift das Arbeit« verbindet. Schaut man aber genauer Heft »Gelobt sei Gott.« hin, dann zielt die Bezeichnung »Lebenskünst- Familien feiern mit dem ler« nicht auf ein »in den Tag hinein Leben« Gotteslob auf. Es lädt ein, ab, sondern eher auf die Verwirklichung einer im Kreis der Familie zu eigenen – manchmal auch eigenwilligen – feiern: Feste des Kirchen- Familien feiern mit dem Gotteslob Lebensvorstellung, die sich nicht zu sehr von jahres und Anlässe, die aus Gelobt sei Gott. allgemeinen Konventionen überlagern lässt. Der dem Alltag miteinander in Lebenskünstler schafft es, seiner Vorstellung der Familie entstehen. Und www.akf-bonn.de vom richtigen Leben treu zu bleiben. In dieser es gibt hierfür Anregungen, Perspektive passt die Ehe dann ganz gut ins wie das Besondere des Tages oder Anlasses Bild: Zwei Liebende beschließen, dass sie ihr in kurzen Feiern vor dem Frühstück, Mittag- Leben gemeinsam gestalten wollen. Was auch oder Abendessen zum Ausdruck gebracht immer kommen mag, sie wollen es gemeinsam werden kann. Zudem verweist es auf Gebete, angehen und im Miteinander bewältigen, wollen Lieder, Psalmen und Texte aus dem »Gottes- miteinander daran wachsen und sich dabei lob«, die einen Bezug zum jeweiligen Anlass zueinander entwickeln statt auseinander. »Wir haben. hatten schwere Zeiten durchzumachen. Aber wir haben uns durch nichts und niemanden Das Heft erscheint im März 2014, näherere auseinanderbringen lassen«, so brachte es Informationen unter www.akf-bonn.de. ein Jubelpaar nach 60-jähriger Ehe auf den Begriff. Das ist ein beeindruckendes Zeugnis der Lebenskunst: Da ist es jemandem gelungen, ein Lebensmodell gleichzeitig zu verwirklichen und sich anzueignen – und schließlich daraus die www.akf-bonn.de ganz eigene »biographische Sixtinische Kapelle« zu erschaffen. Jedenfalls stehe ich vor beidem, der gelungenen Ehe wie der Sixtinischen Ka- pelle, mit großer Bewunderung. Lebenskunst hat dabei auch etwas mit der Kunstfertigkeit zu tun, die man braucht, um etwas hinzubekommen – gerade dann, wenn es sich nicht nach »Schema F« bewerkstelligen lässt. »Das ist eine Kunst, so etwas zu schaf- 19
Elternbriefe du + wir: fen«, sagt man dann. Kreativität und Übung sind »Mein Kind im 2. Lebensjahr« gleichermaßen nötig, um in der Kunstfertigkeit voranzukommen. Kreativität – ja klar, aber »Elternbriefe« unterstützen Mütter und Väter Übung? Kann man denn in der Ehe etwas üben? bei der Erziehung ihrer Kinder. Die 36 Briefe Ja, es lässt sich da schon so manches finden, sind thematisch genau auf das jeweilige Alter was man tun kann, um den richtigen Umgang des Kindes abgestimmt. Sie kommen per Mail mit dem Partner einzuüben. Da sind zum einen viermal, per Post zweimal jährlich ins Haus – natürlich kommunikative Fähigkeiten, die man kostenlos. zum Beispiel in einem Kommunikationskurs tatsächlich üben kann und die nachweislich Schon seit längerem haben Priester, Pastoral- einen Zuwachs an Beziehungsqualität und teams oder Besuchsdienste mit dem »Start- Beziehungszufriedenheit bewirken. Zum anderen Set« der Elternbriefe etwas in der Hand, mit gehören hierher aber auch all jene Haltungen, dem sie persönlich auf junge Eltern zugehen die im Leben eingeübt werden müssen und können, etwa bei der Geburt eines Kindes die eine ganz erhebliche Bedeutung für das oder beim Taufgespräch. langfristige Gelingen einer Partnerschaft haben: Rücksichtnahme, Empathie, Rationalität, aber Das Start-Set wird jetzt auch Herzenswärme, Offenheit des Geistes, ergänzt durch die Mappe Humor, Bescheidenheit und nicht zuletzt die »Mein Kind im 2. Lebensjahr«. Fähigkeit, sich dem Anderen gegenüber immer Sie enthält die Elternbriefe wieder neu zu öffnen. Lebenskunst heißt hier, 5 (»Mein Kind nach einem sich gerade nicht in ein »Ich bin halt so wie Jahr«) bis 9 (»Mein Kind ich bin!« hineinsinken zu lassen wie in einen nach zwei Jahren«), zudem Polstersessel, sondern den Glauben daran zu eine Postkarte, mit der die behalten, dass ich an mir arbeiten, mich selbst Mein Kind im 2. Lebensjahr »Elternbriefe« zum weiteren erziehen und mich so zum Besseren entwickeln Bezug bis zum 9. Lebens- kann. Das geht natürlich nicht einfach von jahr bestellt werden können. Mit der Mappe jetzt auf gleich – so nach dem Motto: »Von können die Elternbriefe an Mütter und Väter morgen an bin ich ein Anderer!« Trotzdem lohnt überreicht werden, die ihr Kind in der es sich, gegen die eigene Trägheit, Sturheit U3-Betreuung der Kita anmelden. oder Selbstverliebtheit anzugehen und immer wieder anzustürmen. Und eine gelebte eheliche Die Mappe kann, wie auch das Start-Set, Partnerschaft ist gerade in dieser Hinsicht ein kostenlos angefordert werden bei: großartiger Katalysator. Sie fordert ja täglich Elternbriefe du + wir neu dazu heraus, den Graben des Egoismus Mainzer Straße 47, 53179 Bonn und der Egozentrik zu überspringen auf eine Tel. 02 28 / 93 29 97 95 (vormittags) echte Beziehung zu einem Du hin. Wer diese info@elternbriefe.de Herausforderung nicht mehr spürt, für den ist es aber schon höchste Zeit, etwas an der eigenen Wahrnehmungs- und Beziehungsfähigkeit zu tun, damit das Kunststück Drahtseilakt nicht schiefgeht. www.elternbriefe.de 20
Seil entlang schaue, Wenn ich so an diesem hmal: Hoffentlich denk ich mir schon manc Aber man sagt ja, geht das auf Dauer gut! , einen Schritt die Kunst bestünde darin n. vor den anderen zu setze So kommt es darauf an, die eigene Kunstfer- ein Paar für sich entwickelt, um Konflikte tigkeit in Sachen Paarbeziehung zu schulen, miteinander auszutragen, ohne daran zu zer- damit sie sich mit der Beziehungsfähigkeit brechen, ist ein wichtiges Stück Lebenskunst. der oder des Geliebten ergänzen und ge- genseitig befruchten kann. Im Zueinander Dabei bleibt dieses Unternehmen Drahtseilakt entsteht ja noch einmal eine Gestalt des immer ein Kunststück, das sich nicht voll- Lebens, die das Besondere des Kunststücks ständig durchkalkulieren lässt. Auch hier kann Paarbeziehung eigentlich ausmacht. Ehe als der Begriff der Kunst noch einmal fruchtbar Lebenskunst meint aber nicht einfach eine gemacht werden, indem man die Kunst von der oberflächliche Ästhetisierung des Lebens. Technik abgrenzt. Könnte man alles voraus- Nicht erst die Gegenwartskunst, aber sie berechnen, wäre es eben keine Kunst, sondern besonders, lehrt uns, dass Kunst nicht un- eine technische Anwendung. Kunst hingegen bedingt schön anzuschauen sein muss, um bleibt immer offen für das Unvorhergesehene wahre Kunst zu sein. Ehe als Lebenskunst und für den ungewissen Ausgang. So bleibt heißt dann eben nicht, auch nach Jahren die Lebenskunst und das Lebenskunststück noch nach außen das Traumpaar abzugeben Ehe ein Wagnis, dessen Gelingen immer auch und sich dafür bewundern zu lassen. Der den Charakter des Geschenks trägt und damit Drahtseilakt besteht vielmehr darin, in Bezug über die Ehepartner selbst hinausweist. Diese auf die eigenen Unzulänglichkeiten und die Perspektive passt sehr gut zu einem christlichen der Ehepartnerin oder des Ehepartners die Eheverständnis, das in der Liebe der Ehepartner Balance zwischen Toleranz und Veränderung immer auch die Liebe des Schöpfers nicht nur zu finden. Eine Streitkultur zum Beispiel, die symbolhaft abgebildet, sondern zugleich auch wirksam sieht. 21
Ich kenne ein Ehepaar, das auch nach vielen Jahren Ehe noch mitein ander im Gespräch ist, das sich austauscht und aktiv am Leben des anderen teilhat. Bei dene n denke ich mir immer: Ja, so kann es ge hen, so will ich das auch hinbekommen! 22
Spürbare Liebe – Sichtbares Zeichen Ehe als Sakrament Michael Feil Wenn in der katholischen Kirche die Ehe als Ohne hier jetzt die ganze Theologie des Ehe- Sakrament bezeichnet wird, ist das zunächst sakraments erläutern zu können, helfen einige und im allgemeinen Verständnis ein Ausdruck Impulse vielleicht weiter, um das Besondere der der Hochschätzung. Das ist etwas Heiliges. Ehe als Sakrament etwas näher zu betrachten. Die nähere Betrachtung der Ehe als Sakrament bleibt dabei zuerst einmal ausgespart. Die Wenn wir unter einem Sakrament ein wirkmäch- genauere Analyse ist Aufgabe der Theologie und tiges Zeichen der Gnade Gottes verstehen, das nicht der katholischen Brautleute, die sich das tatsächlich auch ausrichtet, was es bezeichnet, Sakrament spenden. Für viele Paare steht in dann heißt das bekanntermaßen für die Ehe: diesem Zusammenhang der Wunsch im Zentrum, Die Liebe und Treue der Ehepartner ist leben- den Segen Gottes für ihre Ehe zugesprochen zu diges Zeichen für die Liebe Gottes zu den Men- bekommen. Sie wissen, dass die Ehe heute eine schen und die Liebe Christi zu seiner Kirche. riskante Angelegenheit ist, ein Drahtseilakt Als solches ist sie auch ein Angebot der Gnade eben, für den sie jeden Segen gut gebrauchen Gottes an die Menschen: Nehmt dieses Zeichen können. Wie ist das aber mit diesem Segen? der Liebe an, erkennt darin die Liebe Gottes Einerseits weiß selbst der Uninformierteste, und lasst sie unter euch fruchtbar werden. Wo, dass auch durch die Sakramentalität eine Ehe wenn nicht in der Liebe und Treue von Lieben- nicht einfach »wasserdicht und unsinkbar« wird, den, sollte denn für Menschen erfahrbar und so dass man sich nach der kirchlichen Hochzeit spürbar werden, was Liebe ist. Und bei aller um das Gelingen keine Sorgen mehr machen Endlichkeit, Unvollkommenheit und Brüchigkeit müsste. Andererseits stellen gerade die Paare, menschlicher Liebe und Treue: Woraus sonst bei denen ein Partner kein Christ ist, anlässlich sollten sie eine Ahnung von der grenzenlosen ihrer – nichtsakramentalen – kirchlichen Trau- und unverbrüchlichen Liebe Gottes entwickeln? ung drängende Fragen: Haben wir denn nur den Der Zeichencharakter aller Sakramente bedeutet halben Segen für unsere Ehe? Ist unsere Ehe vor dabei gerade, dass das Zeichen immer hinter Gottes Angesicht weniger wert? der bezeichneten Wirklichkeit zurückbleibt. Dennoch ist es kein leeres Zeichen. Gottes unverbrüchliche Gnade lässt sich im Sakrament auf die brüchige menschliche Wirklichkeit ein. So kann das Zeichen scheitern, bleiben die Ehe- leute fehlbar wie auch die Kirche fehlbar und 23
Elternbrief Schwangerschaft eine Kirche der Sünder bleibt. Aber das Angebot Gottes an die Menschen steht: Seht meine Liebe Eine Schwangerschaft ist und liebt einander, wie ich euch geliebt habe. elternbriefangerschaft du +wir Eine Initiative der katholischen Kirche Schw eine ganz besondere Zeit Seite 3 Zwischen Freude Seite 4 Ein Netz von und Fragen guten Geistern Seite 5 „Wir sind für Seite 6 Das Ungeborene der Lupe unter im Leben: spüren, wie das dich da“ Seite 7 Das Band in Seite 8 Lernen fürs den Bauch Familienglück Dort, wo Eheleuten der Drahtseilakt Ehe gelingt, Liebe Eltern, eine Schwangerschaft ist sondere Zeit im Leben: neue Leben sich entfaltet, eine ganz be- spüren, wie das warten auf und Neuem neue Leben sich entfaltet, leben sie tatsächlich ein starkes Zeichen. Der die Geburt, Neues erfahren warten auf die Geburt, Neues Theologe Karl Rahner formuliert einmal in das Ihnen an- entgegengehen. Das Kind, verändern, es vertraut ist, wird Ihr Leben aber auch wird Bereicherung bedeuten, Einschränkung. diese Schwan- Vielleicht haben Sie sich viel- gerschaft schon lang gewünscht, überrascht leicht sind Sie aber auch erfahren und Neuem entge- Bezug auf die Ehe: »Die menschliche Liebe, neuen Situa- und müssen sich mit der Hannes Eichinger / Fotolia.com Jedenfalls tion erst einmal anfreunden. Zeit bevor. steht Ihnen eine aufregende Bauch Das Wunder in meinem Gefühle, Eine Zeit oft widerstreitender zwischen zwischen Freude und Angst, zwischen Willemsen, heute Mutter t erlebte Marianne Hoffnung und Verzweiflung, Ihre erste Schwangerschaf Zeit Viele Fra- Und als eine sehr intensive Zuversicht und Ratlosigkeit. Wechselbad der Gefühle. von zwei Kindern, als gengehen. Oft ist sie auch von der hier die Rede ist, meint also Gott nicht geklärt gen tauchen auf, die gemeinsam schnell eine Ah- wir das alles vor.“ Außerdem bekomme ich werden müssen: Werden „Bei Ihnen liegt eine Schwangerschaft das sich in wir eine nung davon, dass das Wunder, finanziell schaffen? Brauchen Während der Arzt seine medizinischen schafft, nicht spur- wir beide wird mir fast meinem Bauch Raum größere Wohnung? Möchten Erläuterungen anschließt, gehen wird. los an meinem Körper vorüber berufstätig bleiben? Ich bin schwanger! auf, tags- schwindelig vor Freude. Nachts wache ich halbverdurstet lege ich gesund? Wird Wie um mich selbst zu vergewissern, über kann ich mich bisweilen vor Müdigkeit Aber auch: Ist unser Baby einen kurzen Moment die Hände auf meinen Immer wieder wir gute kaum auf den Beinen halten. die Geburt gut gehen? Werden mich in die Welt eine Zeit widerstreitender bloß als transzendentales (unthematisches) Baby unsere Bauch. Ein Kind will durch bin ich gezwungen, meinen Arbeitsrhythmus Eltern sein? Wie wird das hineinwachsen. Ich darf es schützen, wärmen anzupas- Fragen und meinen körperlichen Bedürfnissen Ehe verändern? Bei all den und nähren, so gut ich kann. Ich bin seine zu arbeiten, wichtig, Ihren sen: ruhiger und entspannter Informationen bleibt es paar Schritte gehen, geben! Mutter. in der Mittagspause ein Gefühlen als Paar Raum zu machen. Nicht so rechtzeitig Feierabend zu vergehen in aufge- und auf einige Die folgenden Wochen einfach. Ich merke, dass meine Lebens- Dieser Elternbrief versucht, wieder versuche ich alleine in mei- regter Vorfreude. Immer Alltagsgestaltung nicht mehr Anknüpfungs- in den nächsten Fragen einzugehen und mir vorzustellen, was mich nach langer Zeit ner Hand liegt. Ich beginne Gefühle, zwischen Freude Woher und Woraufhin in seiner unendlichen Themen. punkte zu nennen für weitere Monaten erwartet, wie es sein wird, wenn in mich Freude beim wieder zu meditieren: abzuschalten, Wir wünschen Ihnen viel zu dritt sind. Ich Raum zu Ihre Schwan- wir dann irgendwann hinein zu hören, meinen Gefühlen Lesen und Gottes Segen für fühle mich, als hätte mich ein Hauch von des Kindes Ihres Kindes. stellen sich geben und die ersten Bewegungen gerschaft und die Geburt Schöpfung gestreift. Gleichzeitig Ich lerne, die leisen Töne in wahrzunehmen. Ängste ein. Werden aber auch Zweifel und unserem Zusammenspiel mitzubekommen können, was es In dem Maße, in Ihre wir unserem Kind geben und ihnen nachzugehen. unsere Beziehung zu Hause bin, ver- braucht? Wird es uns und dem ich bei mir selbst und Angst, zwischen Hoff- Ferne, sondern erreicht Gott in jener absoluten nicht überfordern? 333 schwinden meine Unsicherheiten. Franziska Kindl-Feil nung und Verzweiflung, zwischen Zuversicht Nähe, in der er sich selbst – und nicht in einer und Ratlosigkeit. Viele Fragen können auf- bloß kreatürlichen Gabe – als das innerste Ge- tauchen, die gemeinsam geklärt werden müs- heimnis und Leben des Menschen mitteilt. Sie sen: Werden wir das alles finanziell schaffen? ist also als caritas auch das Ereignis der lieben- Brauchen wir eine größere Wohnung? Möchten den Selbstmitteilung Gottes zu uns, …« (SW 18, wir beide berufstätig bleiben? Aber auch: 639-656, hier 644 f.). Auch wenn das Gelingen Ist unser Baby gesund? Wird die Geburt gut des Zeichens nicht »automatisch« gesichert ist, gehen? Werden wir gute Eltern sein? Wie macht es einen Unterschied, wenn Eheleute sich wird das Baby unsere Ehe verändern? dessen bewusst sind, dass sie sich nicht selbst und gegenseitig den Himmel schenken müssen, Der Elternbrief »Schwangerschaft« geht sondern eben »nur« einen Vorgeschmack und auf diese und andere Fragen ein und ein Zeichen. Es verändert die Perspektive ganz unterstützt – über die Information hinaus – erheblich, wenn Liebende die letzte Quelle der werdende Mütter (und Väter) darin, ihren Erfüllung ihrer Sehnsucht nicht in sich selbst eigenen Gefühlen Raum zu geben und suchen, sondern glaubend darauf vertrauen, darauf zu vertrauen. dass sie von einem Anderen her kommt. Diese Gelassenheit ist dann tatsächlich ein enorm Der Elternbrief »Schwangerschaft« kann ehestabilisierender Faktor. zur Weitergabe an werdende Mütter und Väter auch in größerer Stückzahl kostenlos All das erklärt aber noch nicht in nachvoll- bestellt werden. ziehbarer Weise, wo denn der Unterschied ist zwischen einer sakramentalen Ehe zweier Elternbriefe du + wir Christen und einer gelingenden, von Liebe, Mainzer Straße 47, 53179 Bonn bleibender personaler Zuwendung und Treue Tel. 02 28 / 93 29 97 95 (vormittags) geprägten Ehe zweier Menschen, die vielleicht info@elternbriefe.de sogar religiös und gläubig, aber eben nicht getauft sind. Der Unterschied liegt ja nicht im Gelingen dessen, was wir zuvor als Zeichen angesprochen haben. Wenn Gott alle Menschen als seine Geschöpfe liebt und ihnen das Gesetz seiner Liebe in die Herzen geschrieben hat, dann bezeichnet auch die nichtsakramentale www.elternbriefe.de Ehe diese Liebe Gottes. Auch an ihr vermag 24
immer viel Meine Großeltern haben Ich weiß nicht, miteinander gestritten. Ehe war. Aber ob das so die optimale rb, hat mein als meine Großmutter sta isst. Großvater sie sehr verm sichtbar zu werden, was der Wille des lieben- Das macht die Ehe zu einem hohen Gut für die den Schöpfers ist. »Die Ehe bringt …«, wie Kirche. Als Gemeinschaft der Gläubigen muss sie Karl Rahner formuliert, »ihre theologische ein besonderes Interesse am Gelingen von Ehen Tiefendimension schon mit« (Ebd. 650). haben und sich deshalb nach Kräften dafür einsetzen. In dem klaren Bewusstsein, dass Den Unterschied macht dabei vielmehr, dass man dieses Gelingen nicht machen, im Sinn von es zwei Getaufte sind, die in ihrer Ehe ganz technisch herstellen, kann, geht es doch darum, explizit ein Zeichen für die Liebe Gottes zu den Rahmenbedingungen zur Verfügung zu stellen, Menschen und Christi zu seiner Kirche setzen, die dem Gelingen förderlich sind. Für gute deren Teil sie sind. Noch einmal sei Karl Rahner Rahmenbedingungen muss die Kirche sich also zitiert: »Wenn solche Ehe darum in der Kirche um ihrer selbst willen engagieren, sei es durch geschieht, ist sie ein Moment des Selbstvoll- eigene Angebote der Vorbereitung, Begleitung zuges der Kirche als solcher, der von zwei und Beratung oder sei es durch Einflussnahme getauften Christen vollbracht wird, die durch in der Gesellschaft zugunsten von ehefreund- die Taufe zur aktiven Teilnahme an diesem lichen und eheschützenden gesetzlichen Rege- Selbstvollzug ermächtigt sind« (Ebd.). Denn – lungen, allgemeiner Anerkennung der Ehe sowie um es noch einmal anders und vielleicht ver- schließlich zugunsten der Bereitschaft junger ständlicher zu sagen – überall, wo Christen Menschen, sich auf den Drahtseilakt Ehe einzu- als Eheleute ihrer von Gott getragenen Liebe lassen. Das tut die Kirche nicht, weil sie einem im Alltag Gestalt geben, wird die Gemeinschaft überkommenen bürgerlichen Ideal anhängt oder der Christen ein Stück weit zum »Salz der Erde« weil sie ganz allgemein gegen neue Formen des und zur »Stadt auf dem Berg«. Die Ausstrahlung Zusammenlebens eingestellt wäre, sondern weil einer christlich gelebten Ehe betrifft in erster sie selbst mit der Ehe besonders verbunden ist. Linie natürlich die Familie, die in aller Regel Dass das so ist, müssen wir uns aber auch in aus dieser Ehe hervorgeht, sie geht aber auch der Seelsorge immer wieder bewusst machen: darüber hinaus. Unsere Seelsorge braucht ein besonderes Herz für alle Braut- und Eheleute. 25
Paaren, da sind Es gibt Situationen bei on in verschie- die Züge des Lebens sch ren und man dene Richtungen abgefah nach. sieht ihnen recht hilflos 26
Geschützter Raum für Tabuthemen – Eheberatung Fragen an die Ehe-, Familien- und Lebensberaterin Eva Polednitschek-Kowallick Frau Polednitschek-Kowallick, Sie arbeiten Kommen nur Katholiken seit vielen Jahren mit einem Anteil Ihrer in die katholische Eheberatung? Anstellung beim Bistum Münster auch als Es kommen Menschen mit ganz verschiedener Ehe-, Familien- und Lebensberaterin. Konfession und religiöser Bindung in unsere Beratung und wir legen auch Wert darauf, Was suchen Ihrer Erfahrung nach Ehepaare, ihnen zu vermitteln, dass jeder bei uns Bera- die zu Ihnen in die Beratung kommen? tung nachfragen kann. Aber die Menschen neh- Das kann von Paar zu Paar sehr unterschiedlich men unsere Eheberatung durchaus als Angebot sein. In der Regel gibt es natürlich einen mehr der katholischen Kirche wahr und schätzen da- oder weniger starken Leidensdruck: Es stimmt bei auch die Haltung der Kirche zum Thema Ehe. etwas nicht im gemeinsamen Leben. Vielen Trotzdem erleben sie sich als ungebunden in Paaren geht es deshalb zuerst einmal um eine ihren Äußerungen und Fragen und können aus Klärung der Frage: Warum ist es so weit ge- ihrer je eigenen Haltung daran arbeiten. Diese kommen mit uns? Oft suchen sie eine Ver- Toleranz trauen die Menschen der Kirche eigent- gewisserung im Sinn von: »Auch wenn wir lich mit erstaunlicher Selbstverständlichkeit zu. Probleme haben. Wir sind in Ordnung«. Dann Nicht wenige kommen ganz bewusst in die ist aber auch die Suche nach Unterstützung bei katholische Eheberatung, weil sie überzeugt der Gewinnung neuer Perspektiven wichtig. sind, dass hier ihre Ehe ernst genommen wird Wünsche in diesem Zusammenhang sind: Wir und man ihnen hier besonders intensiv bei- wollen wieder heil werden, wollen den Zauber steht, um ihre Ehe zu kämpfen. Insgesamt des Anfangs zurück, unsere Beziehung soll kann man schon sagen, dass die katholische wieder erfüllend sein. Da gibt es schon auch die Eheberatung einen sehr guten Ruf hat. Man einfache Vorstellung, dass die Partnerschaft traut der katholischen Kirche in Sachen Ehe oder gar der Partner hier »repariert« werden und Familie doch so einiges an Kompetenz soll: »Sagen Sie dem doch, dass das so nicht zu. Da hat sie zweifellos ein Pfund, mit dem sie geht.« In erster Linie aber erwarten die Paare wuchern kann. in der Beratung einen geschützten Raum, um Ängste, Sorgen, Vermutungen, Gefühle und auch Haben Sie den Eindruck, dass Sie Tabuthemen aus- und ansprechen zu können. helfen können? In aller Regel nutzen sie diesen geschützten Es wäre schlimm, wenn es nicht so wäre. Als Raum dann auch, um mutig und schnörkellos Beraterin brauche ich auch diese Bestätigung, die Dinge anzusprechen, die sie belasten. dass sich etwas bewegt im Leben der Menschen, die ich berate. Natürlich kann ich nicht mit ein 27
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