Einsatzmöglichkeiten der ICF in der Sozial- und Versicherungsmedizin

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Einsatzmöglichkeiten der ICF in der Sozial- und Versicherungsmedizin
Einsatzmöglichkeiten der
            ICF in der
Sozial- und Versicherungsmedizin

            Prof. Dr. Michael Linden

          Rehabilitationszentrum Seehof der
   Deutschen Rentenversicherung Bund, Teltow/Berlin
  Forschungsgruppe Psychosomatische Rehabilitation an
         der Charité, Universitätsmedizin Berlin
Einsatzmöglichkeiten der ICF in der Sozial- und Versicherungsmedizin
ICF (WHO 2001)
Einsatzmöglichkeiten der ICF in der Sozial- und Versicherungsmedizin
ICF-Glossar

Das wichtigste Ziel der ICF ist, eine gemeinsame Sprache für die
Beschreibung der funktionalen Gesundheit zur Verfügung zu stellen, um
die Kommunikation zwischen Fachleuten im Gesundheits- und
Sozialwesen … zu verbessern.“
„Die ICF ist keine Klassifikation funktionaler Diagnosen.“
„Sie ist kein Assessmentinstrument.“

Pschyrembel: 80.000 Stichworte

Dorsch Psychologisches Wörterbuch: 15.000 Stichworte

ICF: 1424 Kategorien
Einsatzmöglichkeiten der ICF in der Sozial- und Versicherungsmedizin
ICF – Struktur

                                       ICF

            Funktionsfähigkeit                                                      2 Teile
                                                  Kontextfaktoren
             und Behinderung

                                                                                              4 Komponenten
 Körperfunktionen
                     Aktivitäten und            Umwelt-
  (b, 31 Seiten)                                                    Persönliche
                      Partizipation            faktoren
 Körperstrukturen                                                    Faktoren
                     (d, 28 Seiten)          (e, 20 Seiten)
   (s, 10 Seiten)

b1 – b8    s1 – s8       d1 – d9                e1 – e5                           34 Kapitel
Einsatzmöglichkeiten der ICF in der Sozial- und Versicherungsmedizin
Funktionsstörungen bzw. Symptome
ICF Einführung Kapitel 4.1.
Körperfunktionen und –strukturen sowie Schädigungen

Definitionen:
Körperfunktionen sind die physiologischen und
psychologischen Funktionen von Körpersystemen

Abschnitt 11:
Körperfunktionen scheinen sich mit Kategorien der ICD-10
zu überschneiden, besonders im Hinblick auf „Symptome
und Befunde“. Dennoch sind die Ziele beider
Klassifikationen unterschiedlich. Die ICD-10 klassifiziert
Symptome in speziellen Kapiteln, um Morbidität und
Inanspruchnahme von Gesundheitsdienstleistungen zu
dokumentieren. Die ICF weist sie hingegen als Teil der
Körperfunktionen aus, der im Zusammenhang mit
Prävention oder der Feststellung des Behandlungsbedarfs
der Patienten genutzt werden kann.
Einsatzmöglichkeiten der ICF in der Sozial- und Versicherungsmedizin
Psychopathologie und Funktionsstörungen
ICF Klassifikation der Körperfunktionen
Kapitel 1: Mentale Funktionen
globale Funktionen
b110: Funktionen des Bewußtseins
b114: Funktionen der Orientierung
b117: Funktionen der Intelligenz
b122: globale psychosoziale Funktionen
b126: Funktionen von Temperament und Persönlichkeit
b130: Funktionen der Energie und des psychischen Antriebs
b134: Funktionen des Schlafs
spezifische Funktionen
b140: Funktionen der Aufmerksamkeit
b144: Funktionen des Gedächtnisses
b147: Psychomotorische Funktionen
b152: emotionale Funktionen
b156: Funktionen der Wahrnehmung
b160: Funktionen des Denkens
b164: höhere kognitive Funktionen
b167: kognitiv-sprachliche Funktionen
b172: das Rechnen betreffende Funktionen
b176: Funktionen die die Durchführung komplexer
Bewegungshandlungen betreffen
b180: die Selbstwahrnehmung und das Zeiterleben betreffende
Funktionen
Einsatzmöglichkeiten der ICF in der Sozial- und Versicherungsmedizin
Gliederung des psychopathologischen Befundes        Gliederung der Mentalen Funktionen nach ICF
nach AMDP
Bewusstseinsstörungen                               B110 Funktionen des Bewusstseins

Orientierungsstörungen                              B114 Funktionen der Orientierung

Aufmerksamkeits- und Gedächtnisstörungen            B140 Funktionen der Aufmerksamkeit
                                                    B144 Funktionen des Gedächtnisses
Formale Denkstörungen                               B160 Funktionen des Denkens

Wahn                                                B160 Funktionen des Denkens

Befürchtungen und Zwänge                            B152 Emotionale Funktionen
                                                    B160 Funktionen des Denkens
Sinnestäuschungen                                   B156 Funktionen der Wahrnehmung

Ich-Störungen                                       B180 Die Selbstwahrnehmung und die
                                                    Zeitwahrnehmung betreffende Funktionen
Störungen der Affektivität                          B152 Emotionale Funktionen

Antriebs- und psychomotorische Störungen            B130 Funktionen der psychischen Energie und des
                                                    Antriebs
                                                    B147 Psychomotorische Funktionen
                                                    B330 Funktionen des Redeflusses und
                                                    Sprechrhythmus
Circadiane Besonderheiten

Andere Störungen (sozialer Rückzug, Suizidalität,
Selbstbeschädigung etc.)
Schlaf und Vigilanzstörungen                        B134 Funktionen des Schlafes
Einsatzmöglichkeiten der ICF in der Sozial- und Versicherungsmedizin
ICF b160: Funktionen des Denkens

  b1600: Denktempo
   (Mentale Funktionen, die sich in der
   Geschwindigkeit des Denkprozesses äußern)
  b1601: Formen des Denkens
   (Mentale Funktionen, die Kohärenz und Logik des
   Denkprozesses gewährleisten (formales Denken)
  b1602: Inhalt des Denkens
   (Mentale Funktionen, die Ideen und Inhalte im
   Denkprozess und das was konzeptualisiert wird
   betreffen (inhaltliches Denken)
  b1603: Kontrolle des Denkens
   (Mentale Funktionen, die die willkürliche Kontrolle
   über das Denken beinhalten und die als solche
   von der Person erkannt werden (Zwang,
   Gedankenbeeinflussung und
   Gedankeneingebung)
Einsatzmöglichkeiten der ICF in der Sozial- und Versicherungsmedizin
ICF – Struktur

                                       ICF

            Funktionsfähigkeit                                                      2 Teile
                                                  Kontextfaktoren
             und Behinderung

                                                                                              4 Komponenten
 Körperfunktionen
                     Aktivitäten und            Umwelt-
  (b, 31 Seiten)                                                    Persönliche
                      Partizipation            faktoren
 Körperstrukturen                                                    Faktoren
                     (d, 28 Seiten)          (e, 20 Seiten)
   (s, 10 Seiten)

b1 – b8    s1 – s8       d1 – d9                e1 – e5                           34 Kapitel
Einsatzmöglichkeiten der ICF in der Sozial- und Versicherungsmedizin
ICF: Aktivitäten und Teilhabe
Kapitel 1: Lernen und Wissensanwendung
(z.B. Aufmerksamkeit fokussieren)

Kapitel 2: Allgemeine Aufgaben und Anforderungen
(z.B. mit Streß umgehen)

Kapitel 3: Kommunikation
(z.B. sprechen, kommunizieren)

Kapitel 4: Mobilität
(z.B. Gegenstände heben, gehen)

Kapitel 5: Selbstversorgung
(z.B. sich waschen, kleiden)

Kapitel 6: Häusliches Leben
(z.B. Mahlzeiten bereiten)

Kapitel 7: Interpersonelle Interaktionen und Beziehungen
(z.B. mit Fremden umgehen, intime Beziehungen)

Kapitel 8: Bedeutende Lebensbereiche
(z.B. Bildung, wirtschaftliche Transaktionen)

Kapitel 9: Gemeinschafts-, soziales und staatsbürgerliches Leben
(z.B. Erholung, politisches Leben)
Aktivitäten und Fähigkeitsstörungen
 ICF Einführung Kapitel 4.2.
 Aktivitäten und Partizipation (Teilhabe) sowie
 Beeinträchtigungen der Aktivität und Partizipation (Teilhabe)
 Definitionen:
 - Eine Aktivität ist die Durchführung einer Aufgabe oder
 Handlung (Aktion) durch einen Menschen
 - Partizipation ist das Einbezogensein in eine Lebenssituation
 Abschnitt 7: Es ist schwierig zwischen Aktivitäten und
 Partizipation zu unterscheiden. Auch war es auf Grund der
 internationalen Abweichungen und Unterschiede in den
 Konzepten der Fachleute sowie der theoretischen
 Grundannahmen nicht möglich zwischen individueller und
 gesellschaftlicher Perspektive zu differenzieren. Aus diesem
 Grund stellt die ICF eine einzige Liste zur Verfügung, die von
 Anwender benutzt werden kann, um zwischen Aktivitäten und
 Partizipation nach eigenen operationalen Regeln zu
 differenzieren
 > zu beurteilen sind Leistung (performance) und
 Leistungsfähigkeit (capacity)
d430      Gegenstände anheben und tragen
Einen Gegenstand anzuheben oder etwas von einem Platz zu einem anderen zu tragen,
wie eine Tasse anheben oder ein Kind von einem Zimmer in ein anderes tragen

d4300      Anheben
Einen Gegenstand anheben, um ihn von einem niedrigen Niveau auf ein höheres zu
bewegen, wie ein Glas auf einem Tisch anheben
d4301       Mit den Händen tragen
Einen Gegenstand mit den Händen von einem Platz an einen anderen zu tragen oder zu
transportieren, wie ein Trinkglas oder einen Koffer tragen
d4302      Mit den Armen tragen
Einen Gegenstand mit den Händen und Armen von einem Platz an einen anderen zu
tragen oder zu transportieren, wie ein Kind tragen
d4303      Auf den Schultern, der Hüfte oder dem Rücken tragen
Einen Gegenstand auf Schultern, Hüfte oder Rücken oder in deren Kombination von
einem Platz an einen anderen zu tragen oder zu transportieren, wie beim Tragen eines
großen Paketes
d4304      Auf dem Kopf tragen
Einen Gegenstand auf dem Kopf von einem Platz an einen anderen zu tragen oder zu
transportieren, wie ein Wassergefäß auf dem Kopf tragen
d4305      Gegenstände absetzen
Mit Händen, Armen oder anderen Körperteilen einen Gegenstand auf dem Boden an
einem Platz absetzen, wie ein Wassergefäß auf dem Boden absetzen
d 760     Familienbeziehungen
Beziehungen zu Verwandten aufzubauen und aufrecht zu erhalten, wie mit
Mitgliedern der Kernfamilie, des erweiterten Familienkreises, der Pflege- und
angenommenen Familie sowie der Stieffamilie, mit entfernteren Verwandten wie mit
Cousinen/Cousins zweiten Grades, oder zum Vormund

d 7600      Eltern-Kind-Beziehungen
Auf natürliche Weise oder durch Adoption zu einem Elternteil zu werden oder dies
zu sein, wie ein Kind zu haben und mit ihm in elterlicher Beziehung stehen oder eine
elterliche Beziehung mit einem Adoptivkind aufbauen und aufrecht erhalten sowie
dem eigenen Kind oder dem Adoptivkind physische, intellektuelle und emotionale
Zuwendung geben
d 7601       Kind-Eltern-Beziehung
Mit seinen Eltern Beziehungen aufzubauen und aufrecht zu erhalten, wie als junges
Kind seinen Eltern gehorchen und sich als erwachsenes Kind um seine alten Eltern
kümmern
d 7602      Beziehungen unter Geschwistern
Eine geschwisterliche Beziehung zu einer Person aufzubauen und aufrecht zu
erhalten, die ein oder beide Elternteile kraft Geburt, durch Adoption oder Heirat
gemeinsam hat
d 7603      Beziehungen zum erweiterten Familienkreis
Eine Familienbeziehung zu Mitgliedern des eigenen erweiterten Familienkreises
aufzubauen und aufrecht zu erhalten, wie mit Cousinen und Cousins, Tanten,
Onkeln und Großeltern
Definition von Leistung und Leistungsfähigkeit

Anhang 1, Taxonomische und termionologische
Themen:
Abschnitt 1. Begriffe für Kategorien in der ICF

Leistung:
Leistung ist ein Konstrukt, das als Beurteilungsmerkmal
angibt, was Personen in ihrer gegenwärtigen,
tatsächlichen Umwelt tun, und deshalb den
Gesichtspunkt des Einbezogenseins einer Person in
Lebensbereiche berücksichtigt.

Leistungsfähigkeit
Leistungsfähigkeit ist ein Konstrukt, das als
Beurteilungsmerkmal das höchstmögliche Niveau der
Funktionsfähigkeit, das eine Person in einer Domäne der
Aktivitäten und Partizipationsliste zu einem gegebnen
Zeitpunkt erreicht, angibt. Die Leistungsfähigkeit wird in
einer uniformen Standardumwelt gemessen und spiegelt
daher das umwelt-adjustierte Leistungsvermögen wider.
Umwelt-adjustierte Leistungsfähigkeit
d.h. kontextbezogene unterschiedliche Rollenanforderungen
                am Beispiel der Körperkraft

   Psychologin                         Gewichtheber
Aktivitäten sind zu unterscheiden in:

 Leistung ist, was ein Individuum in seiner üblichen
  Umwelt tut = performance
  → was tut jemand?
 Leistungsfähigkeit beschreibt die Fähigkeit eines
  Individuums eine Handlung oder Aufgabe in einer
  Standardumwelt durchzuführen = capacity
  → was kann jemand?
 Leistungsfähigkeitspotential (Traininglimits) =
  Reservekapazität (reserve capacity)
  → was könnte jemand?
  (die Reservekapazität wird in der ICF nicht explizit
  berücksichtigt, ist aber für sozialmedizinische Beurteilungen von
  großer Bedeutung!)
ICF – Struktur

                                       ICF

            Funktionsfähigkeit                                                      2 Teile
                                                  Kontextfaktoren
             und Behinderung

                                                                                              4 Komponenten
 Körperfunktionen
                     Aktivitäten und            Umwelt-
  (b, 31 Seiten)                                                    Persönliche
                      Partizipation            faktoren
 Körperstrukturen                                                    Faktoren
                     (d, 28 Seiten)          (e, 20 Seiten)
   (s, 10 Seiten)

b1 – b8    s1 – s8       d1 – d9                e1 – e5                           34 Kapitel
Umwelt- bzw. Kontextfaktoren

„beziehen sich auf alle Aspekte der externen oder
extrinsischen Welt, die den Kontext des Lebens einer Person
bilden und als solche einen Einfluss auf die
Funktionsfähigkeit der Person haben. Umweltfaktoren
umfassen die natürliche materielle Welt mit ihren
Eigenschaften, die vom Menschen geschaffene materielle
Welt, andere Menschen in verschiedenen Beziehungen und
Rollen, Einstellungen und Werte, Sozialsysteme und Dienste
sowie Handlungsgrundsätze, Regeln und Gesetze“ (S.146)

 Produkte und Technologien
 Natürliche und vom Menschen veränderte Umwelt
 Unterstützung und Beziehung
 Einstellungen
 Dienste, Systeme und Handlungsgrundsätze
ICF Umweltfaktoren
Kapitel 3: Unterstützung und Beziehung

e310 Engster Familienkreis
e320 Freunde
e330 Autoritätspersonen
e335 Untergebene
e340 Persönliche Hilfs- und Pflegepersonen
e350 domestizierte Tiere
e355 Fachleute der Gesundheitsberufe
ICF Umweltfaktoren
Kapitel 3: Unterstützung und Beziehung

  e320 Freunde

  Personen, die sich nahe stehen und
  deren kontinuierliche Bekanntschaft
  durch Vertrauen und gegenseitige
  Unterstützung gekennzeichnet ist
Mentale Funktionen/                  Fähigkeiten/                     Rollenerwartungen/
Psychopathologie                     Aktivitäten                      Kontextfaktoren
                                                                      Partizipation
________________________________________________________________
Bewusstsein                1. F. z. Anpassung an Regeln u.Routinen             Altenpflegerin
Orientierung               2. F. z. Strukturierung von Aufgaben                Architekt
Mnestik                    3. Flexibilität und Umstellungsfähigkeit            Arzt
Auffasung                  4. F.z. Anwendung fachlicher Kompetenz              Bäcker
Konzentration              5. Entscheidungs- und Urteilsfähigkeit              Bauarbeiter
Formales Denken            6. Durchhaltefähigkeit                              Datentypist
Inhaltliches Denken        7. Selbstbehauptungsfähigkeit                       Fernfahrer
Ich-Störungen              8. Kontaktfähigkeit zu Dritten                      Fließbandarbeiter
Ängste und Befürchtungen   9. Gruppenfähigkeit                                 Klempner
Affekt                     10. F. z. familiären/intimen Beziehungen            Postbote
Antrieb                    11. F. z. außerberuflichen Aktivitäten              Sachbearbeiterin
Einstellung und Erleben    12. Fähigkeit zur Selbstpflege                      Verkäuferin
Psychophysiologie          13. Verkehrs- und Wegefähigkeit                     u.a.
ICF Beurteilungsmerkmal:
  Ausmaß eines Problems

 xxx.0: Problem nicht vorhanden
          (ohne, kein, unerheblich ...) 0-4%
 xxx.l: Problem leicht ausgeprägt
          (schwach, gering ...) 5-24%
 xxx.2: Problem mäßig ausgeprägt
          (mittel, ziemlich ...) 25-49%
 xxx. 3: Problem erheblich ausgeprägt
           (hoch, äußerst ...) 50-95%
 xxx.4: Problem voll ausgeprägt
          (komplett, total ...) 96-100%
 xxx.8: nicht spezifiziert
 xxx.9: nicht anwendbar
ICF b152: Emotionale Funktionen

 b1520: Situationsangemessenheit der Emotion
  [Mentale Funktionen, die sich in der Übereinstimmmung
  des Gefühls oder des Affektes mit der Situation äußern,
  wie Glücksgefühl, wenn man gute Nachrichten erhält]

 b1521: Affektkontrolle
  [Mentale Funktionen, die Erleben und Ausdruck von
  Affekten kontrollieren]

 b1522: Spannweite von Emotionen
  [Mentale Funktionen, die sich im Spektrum von
  Gefühlsregungen oder Gefühlen äußern, wie Liebe,
  Hass, Angst, Sorgen, Freude, Furcht oder Ärger]
1.   Depressive Stimmung 0-4
                2.   Schuldgefühle 0-4
                3.   Suizid/Lebensüberdruss 0-4
Erfassung       4.   Einschlafstörungen 0-2
   von          5.   Durchschlafstörungen 0-2
Funktions-      6.   Schlafstörungen am Morgen 0-2
                7.   Arbeit/Leistungsunfähigkeit 0-4
störungen
                8.   Hemmung in Denken und Motorik 0-4
                9.   Erregung 0-4
z.B. Hamilton   10. psychische Angst/subjektive Spannung 0-4
Depressions-    11. somatische Symptome (gastrointestinal, kardiovaskulär, respiratorisch,
                    Pollakisurie, Schwitzen) 0-4
    Skala       12. gastrointestinale Symptome/Appetitmangel 0-2
   (HAMD)       13. allgemeine körperliche Symptome/Schmerzen/Erschöpfbarkeit 0-2
                14. Libidoverlust 0-2
                15. Hypochondrie 0-4
                16. Gewichtsverlust 0-2
                17. Krankheitseinsicht 0-2
                18. Tagesschwankungen 0-2
                19. Derpersonalisation/Derealisation 0-4
                20. Paranoide Symptome 0-3
                21. Zwangssymptome 0-2
Methoden der Erfassung von
           Fähigkeitsstörungen

 spezielle Skalen z.B. ADL, IADL
   – eingeschränkter Anwendungsbereich
 globale Ratings z.B. GAF
   – keine detaillierten Informationen
 sehr detaillierte Interviews, z.B. GSDS
   – zeitaufwändig; intensives Training
     erforderlich; sehr komplexe Information
 Beurteilung des positiven und negativen
  Leistungsbildes
   – nicht näher spezifiziert bzw. nur ausgewählte
     Items
Mini-ICF-P und ICF
                  Mini-ICF-P                       ICF – Aktivität und Störungen von
                                                          Aktivitätsfunktionen

1. Fähigkeit zur Anpassung an                   Kapitel 8: Bedeutende Lebensbereiche
  Regeln und Routinen
2. Fähigkeit zur Tagesstrukturierung            Kapitel 2: Allgemeine Aufgaben und Anforderungen
3. Flexibilität                                 Kapitel 2: Allgemeine Aufgaben und Anforderungen
4. Kompetenz                                    Kapitel 2: Allgemeine Aufgaben und Anforderungen
5. Durchhaltefähigkeit                          Kapitel 8: Bedeutende Lebensbereiche
6. Selbstbehauptungsfähigkeit                   Kapitel 3: Kommunikation
7. Fähigkeit zur Teilnahme an öffentlichen      Kapitel 7: Interpersonelle Interaktionen und
Rollen                                          Beziehungen
8. Kontaktfähigkeit zu Dritten                  Kapitel 9: Gemeinschafts-, soziales und
9. Fähigkeit zu familiären Beziehungen          staatsbürgerliches Leben
10. Fähigkeit zu außerberuflichen Aktivitäten   Kapitel 6: Häusliches Leben
                                                Kapitel 9: Gemeinschafts-, soziales und
                                                staatsbürgerliches Leben
11. Fähigkeit zur Selbstversorgung              Kapitel 5: Selbstversorgung
12. Wegefähigkeit                               Kapitel 4: Mobilität
Manual des „Mini-ICF-P“

Dimension 1. Anpassung an Regeln und Routinen
Fähigkeit, sich an Regeln zu halten, Termine verabre4dungsgemäß
wahrzunehmen und sich in Organisationsabläufe einzufügen. Dies beinhaltet
z.B. die Erfüllung von täglichen Routineabläufen, Einhaltung von
Verabredungen, pünktliches Erscheinen

0: keine Beeinträchtigung:
       kein Problem erkennbar
1: leichte Beeinträchtigung:
       Problem erkennbar, jedoch keine Negativfolgen
2: mittelgradige Beeinträchtigung:
       Problem führt zu Negativfolgen
3: schwere Beeinträchtiugung:
       Proband benötigt Hilfe durch Dritte
4: vollständige Beeinträchtigung:
       Proband muß entpflichtet werden
Mini-ICF-APP Entscheidungsalgorithmus
1: welcher Lebensbereich ist als Standard- bzw. Referenzbereich
    heranzuziehen?
    - konkreter Arbeitsplatz = AU?
    - allgemeiner Arbeitsmarkt = EU?
    - Restaurant und Kaufhaus = Teilhabe am sozialen Leben?)
  2. Welche Aktivitäten werden benötigt?
  3. Gibt es Fähigkeitseinschränkungen
       Mini-ICF-APP 0 oder > 0?
  4. Falls ICF > 0: Stehen die Fähigkeitseinschränkungen in Bezug zu
       krankheitsbedingten Funktionsstörungen?
  5. Führen die Fähigkeitseinschränkungen zu Partizipationsstörungen?
       - ohne Konsequenzen (Mini-ICF-APP = 1)
       - Negativreaktionen (Mini-ICF-APP = 2)
       - Unterstützungsbedarf (Mini-ICF-APP = 3)
       - Entpflichtungsnotwendigkeit (Mini-ICF-APP = 4)
Häufigkeit von Fähigkeitsstörungen bei Patienten in
     stationärer psychosomatischer Rehabilitation

   11. Selbstversorgung
    12. Verkehrsfähigk.

   1. Anpassung Regeln
       4. Fachkompetenz

 9. famil./intime Bezieh.
       8. Gruppenfähigk.

       7. Kontaktfähigk.

    6. Selbstbehauptung

  5. Durchhaltefähigkeit
 2. Aufgabenstrukturier

         10. Spontanakt.

3. Flexibil. Umstellungsf.

                             0%   10%   20%      30%      40%     50%     60%     70%     80%   90%      100%

                                                       Anzahl der Personen in %
                                         keine     leichte      mittelgradige   schwere   vollständige
Diagnose-spezifische Profile:
                                  Affektive Störungen

                                                Items
1. F. z. Anpass. an Regeln u. Routinen
       2. F. z. Plan. u. Strukt. v. Aufg.
         3. Flexibilität u. Umstellungsf.
               4. Fachliche Kompetenz
                 6. Durchhaltefähigkeit                                                            *
        7. Selbstbehauptungsfähigkeit                                                        **
          8. Kontaktfähigkeit zu Dritten                                                *               ohne F3-
                  9. Gruppenfähigkeit                                             *                     Diagnose
        10. F. z famil./intimen Bezieh.                                                                 (N= 151)
      11. F. z. außerberufl. Aktivitäten
                                                                                                        mit F3-
                                                                                             *
                 12. F. zur Selbstpflege
                                                                                                        Diagnose
                      13. Wegefähigkeit
                                                                                                        (N= 62)
                            Globalw ert                                           **
                                            0      0,2   0,4   0,6    0,8     1        1,2        1,4    1,6       1,8
                                                               Grad der Beeinträchtigung
Diagnose-spezifische Profile:
                                       Phobische Patienten

                                      Items
1. F. z. Anpass. an Regeln u. Routinen                                                 **
        2. F. z. Plan. u. Strukt. v. Aufg.
        3. Flexibilität u. Umstellungsf.                                                                                 **
              4. Fachliche Kompetenz
                6. Durchhaltefähigkeit
         7. Selbstbehauptungsfähigkeit
       8. Kontaktfähigkeit zu Dritten
                  9. Gruppenfähigkeit                                                       *
      10. F. z famil./intimen Bezieh.
     11. F. z. außerberufl. Aktivitäten
                 12. F. zur Selbstpflege                     **
                     13. Wegefähigkeit                                                                         ***
                           Globalwert                                                 *
                                             0   0,2   0,4        0,6     0,8     1      1,2   1,4     1,6   1,8     2
                                                                        Grad der Beeinträchtigung

                                                                                            ohne F40-Diagnose (N=179)
                                                                                            mit F40-Diagnose (N= 34)
Wesentlich stärkere Fähigkeitsstörungen bei
                  arbeitsunfähigen Patienten

                                     Items
1. F. z. Anpass. an Regeln u. Routinen               ***
       2. F. z. Plan. u. Strukt. v. Aufg.                                   **
         3. Flexibilität u. Umstellungsf.
                                                                                                      arbeitsfähig
                                                                                         ***
               4. Fachliche Kompetenz
                                                                                                      (N= 125)
                                                       ***
                 6. Durchhaltefähigkeit                                   ***                         Langzeit-AU
        7. Selbstbehauptungsfähigkeit                                      *                          (N= 17)
          8. Kontaktfähigkeit zu Dritten                                **
                  9. Gruppenfähigkeit                             ***
        10. F. z famil./intimen Bezieh.                      **
      11. F. z. außerberufl. Aktivitäten                                  ***
                 12. F. zur Selbstpflege        **
                      13. Wegefähigkeit
                            Globalw ert                            ***

                                            0   0,2 0,4 0,6 0,8                 1   1,2 1,4 1,6 1,8     2   2,2
                                                                   Grad der Beeinträchtigung
Veränderungen im Ausmaß der Fähigkeitsstörungen
                      im Rahmen einer stationären
                    psychosomatischen Rehabilitation

                                      Items                                                             Aufnahme
1. F. z. Anpass. an Regeln u. Routinen
                                                                                                        Entlassung
       2. F. z. Plan. u. Strukt. v. Aufg.                                                  ***
         3. Flexibilität u. Umstellungsf.                                                                      ***
              4. Fachliche Kompetenz
                 6. Durchhaltefähigkeit
        7. Selbstbehauptungsfähigkeit
         8. Kontaktfähigkeit zu Dritten                                      ***
                  9. Gruppenfähigkeit
        10. F. z famil./intimen Bezieh.                             ***
      11. F. z. außerberufl. Aktivitäten                                             ***
                12. F. zur Selbstpflege
                     13. Wegefähigkeit
                            Globalw ert                                    ***
                                            0   0,2   0,4     0,6    0,8         1          1,2   1,4    1,6         1,8

                                                            Grad der Beeinträchtigung
Integratives Modell
         mit partiellen Korrelationen

  Psychopathologie         .33***
                                        Fähigkeitsstörungen
(Anzahl psychiatrischer
                                     (Globalwert des Mini-ICF-P)
     Diagnosen)

         .03                                    .34***

                    Partizipationsstörung
                 (Dauer der AU bei Aufnahme)
Richtlinie des Bundesausschusses der Ärzte und Krankenkassen
über die Beurteilung der Arbeitsunfähigkeit und die Maßnahmen zur
stufenweisen Wiedereingliederung (Arbeitsunfähigkeits-Richtlinien)
nach § 92 Abs. 1 Satz 2 Nr. 7 SGB V, Bundesanzeiger Nr. 61 vom 27.3.2004

   Arbeitsunfähigkeit liegt vor, wenn ...

    ... jemand seine ausgeübte Tätigkeit nicht mehr oder nur unter der
     Gefahr einer Verschlimmerung seiner Erkrankung ausführen kann

    ...aufgrund eines bestimmten Krankheitszustandes, der für sich
     allein noch keine AU bedingt, absehbar ist, dass aus der
     Ausübung der Tätigkeit für die Gesundheit oder die Genesung
     abträgliche Folgen erwachsen, die AU unmittelbar hervorrufen

    ...ein kausaler Zusammenhang zwischen einer Krankheit und der
     dadurch bedingten Unfähigkeit zur Funktionsausübung besteht

    …bei der Beurteilung ist darauf abzustellen, welche Bedingungen
     die bisherige Tätigkeit konkret geprägt haben
Vorgehensweise bei der Beurteilung
              der Arbeits(un)fähigkeit
 Feststellen einer Krankheit nach den Regeln der medizinischen
  Kunst (ggf. juristisch überprüfbar nach “Facharztstandard”)

 Erheben des objektivierbaren aktuellen (psychopathologischen)
  Befunds
 Ableiten der “Unfähigkeit” bzw. “Fähigkeitsstörung nach ICF”, die
  sich unmittelbar aus dem aktuellen Befund ergibt

 Ermitteln der aktuellen Arbeitsplatzanforderungen

 Abgleichen von Rollenanforderung und Fähigkeit

 Überprüfen der Verlaufsprognose unter Einfluss der
  Arbeitsbedingungen

= Feststellung der Arbeitsunfähigkeit: Mismatch zwischen
   krankheitsbedingt reduzierten Fähigkeiten und Rollen- bzw.
   Kontextanforderungen
Mini-ICF-APP Entscheidungsalgorithmus
1: welcher Lebensbereich ist als Standard- bzw. Referenzbereich
    heranzuziehen?
    - konkreter Arbeitsplatz = AU?
    - allgemeiner Arbeitsmarkt = EU?
    - Restaurant und Kaufhaus = Teilhabe am sozialen Leben?)
  2. Welche Aktivitäten werden benötigt?
  3. Gibt es Fähigkeitseinschränkungen
       Mini-ICF-APP 0 oder > 0?
  4. Falls ICF > 0: Stehen die Fähigkeitseinschränkungen in Bezug zu
       krankheitsbedingten Funktionsstörungen?
  5. Führen die Fähigkeitseinschränkungen zu Partizipationsstörungen?
       - ohne Konsequenzen (Mini-ICF-APP = 1)
       - Negativreaktionen (Mini-ICF-APP = 2)
       - Unterstützungsbedarf (Mini-ICF-APP = 3)
       - Entpflichtungsnotwendigkeit (Mini-ICF-APP = 4)
Übersetzung in einen
                                sozialmedizinischen Befund

                                       Befund:
                                       Patient ist depressiv

                                Fähigkeitseinschränkungen:
                                z.B. Aufgaben über den Tag hin zu
                                organisieren; durchzuhalten; sich selbst
                                zu behaupten; andere emotional zu
                                stimulieren; flexibel zu sein

                                               Partizipation

    Außendienstmitarbeiter                 Sachbearbeiter am               Postverteiler in
    in Pharmafirma:                        Computer:                       Behörde:
    - kommunikative                        - Durchhaltefähigkeit           - beeinträchtigte
    Fähigkeiten erforderlich,              erforderlich, muss Arbeit       Fähigkeiten kaum
    muss sich behaupten                    strukturieren können            relevant für Tätigkeit
    können und flexibel sein

Sozialmedizinscher Befund abhängig von der spezifischen Rollenanforderung !
von der Hand- zur Kopf- zur kontrollierten Arbeit
ICD                         ICF
 Beschwerden / Symptome        ICF Funktionsstörung

Diagnostischer Algorithmus         Mini-ICF-APP

    ICD-10-Diagnose            ICF Fähigkeitsstörung

    Krankheitsstatus            ICF Kontextfaktoren

 Medizinische Behandlung     ICF Partizipationsstörungen

                                Soziale Unterstützung
                                    (z.B. AU, EU)
Therapeutische Interventionen bei Arbeitsplatzproblemen
            an der Abteilung Verhaltenstherapie und Psychosomatik
    der Rehabilitationsklinik Seehof der Deutschen Rentenversicherung Bund

  Funktionsorientierte Therapie
    – Einzel- und Gruppenpsychotherapie zur Besserung von
      Selbstwirksamkeit, Angstabbau, Belastungsbewältigung
  Fähigkeitsorientierte Therapie
    – Ergotherapeutisches Leistungstraining (Konzentration,
      Ausdauer, Funktionstraining)
    – Therapiegruppe „Konfliktmanagement am Arbeitsplatz“
    – Therapiegruppe „Zeitmanagement am Arbeitsplatz“
    – Therapiegruppe „Beruf und Chance - Bewerbungstraining“
  Kontextorientierte Therapie
    – Internetsuche
    – Bewerbung aus der Klinik
    – berufliche Reha-Beratung
    – arbeitsplatzbezogene Einzelberatung
    – Berufliche Belastungserprobung
    – vor Ort Kontakte mit Arbeitgebern
    – Arbeitserprobung am eigenen Arbeitsplatz
    – nachgehende sozialarbeiterische Betreuung
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