Empfehlungen für die Smart Grids-Roadmap Baden-Württemberg 2.0 - Die Perspektive der Akteure im Land
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Inhalt I Empfehlungen für die Smart Grids-Roadmap Baden-Württemberg 2.0 .......................................... 03 II Smart Grids in die Fläche bringen .............................................................................................................. 04 III Netzorganisation, Netztechnik und neue Geschäftsmodelle im Querschnitt denken und umsetzen ...................................................................................................... 05 IV Sektorkopplung konsequent denken ........................................................................................................ 07 V Kommunizieren und Partizipation fördern .............................................................................................. 08 VI Verzahnung der Smart Grids-Roadmap BW 2.0 mit anderen Landesaktivitäten .......................... 09 VII Empfehlungen zur Aufbereitung und dem Entstehungsprozess der Smart Grids-Roadmap BW 2.0 ............................................................................................................. 10 Impressum Herausgeber Smart Grids-Plattform Baden-Württemberg e. V. (SmartGridsBW) Hermann-von-Helmholtz-Platz 1 DE-76344 Eggenstein-Leopoldshafen Vereinsregister des Amtsgerichts Mannheim, VR-Nr.: 700907 Redaktion Christian Schneider (SmartGridsBW), Julia Müller (SmartGridsBW), Michael Harder (SmartGridsBW), Arno Ritzenthaler (SmartGridsBW) Design: Sinnesrausch Werbeagentur, Weinstadt Erscheinungsdatum Juli 2021 Bildquellen Transnet BW GmbH, SmartGridsBW Kontakt info@smartgrids-bw.net Copyright Alle vorliegenden, veröffentlichten Inhalte sind urheberrechtlich geschützt. Das Urheberrecht liegt, soweit nicht ausdrücklich anders gekennzeichnet, bei der Smart Grids-Plattform Baden-Württemberg e. V. Nachdruck, Aufnahme in Datenbank, Onlinedienst und Internetseiten sowie Vervielfältigung auf Datenträ- gern und Verarbeitung sind – auch in Auszügen – nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung durch die Smart Grids-Plattform Baden-Württemberg e. V. gestattet. Empfehlungen für die Smart Grids-Roadmap Baden-Württemberg 2.0 2
SMART GRIDS IN DIE FLÄCHE BRINGEN. I E mpfehlungen für die Smart Grids- Roadmap Baden-Württemberg 2.0 Intelligente Energienetze (sog. „Smart Grids“) müssen als wesentliches Element der Energiewende konsequent umgesetzt werden. Smart Grids bezeichnen Energieverteilungs- und Übertragungsnetze, welche in der Lage sind, die volatile Einspeisung bei hohen Anteilen erneuerbarer Energien mit größtmög- licher Effizienz bei gleichzeitiger Resilienz der Systeme zu nutzen. Dies basiert auf der Digitalisierung der Energienetze und der intelligenten Anbindung von Erzeugungs-, Speicher- und Verbrauchsanlagen. Intelligente Energienetze bilden die wesentlichen Komponenten für die integrative Gestaltung eines dekarbonisierten, nachhaltigen Energiesystems. Das vorliegende Papier richtet sich an die Landesregierung Baden-Württemberg und das Ministerium für Um- welt, Klima und Energiewirtschaft sowie an jene Ministerien, deren inhaltliche Arbeit mit dem Thema Energie assoziiert ist. • Das Papier fasst einen viermonatigen Konsultationsprozess zusammen, an welchem sich rund 70 Mitarbei- tende verschiedener Institutionen beteiligten, und zeigt auf, welche Handlungsbedarfe im Themenbereich „Smart Grids“ gesehen werden. • Es leitet Empfehlungen für die inhaltliche Gestaltung und den Entstehungsprozess der Smart Grids-Road- map Baden-Württemberg 2.0 ab. • Das Papier zeigt auf, welche Relevanzen seitens der Akteure für das Themenfeld und für die Weiterentwick- lung der Smart Grids-Roadmap des Landes zu einer Version 2.0 gesehen werden. Die Beteiligten sind sich einig, dass eine Weiterentwicklung der Smart Grids-Roadmap BW notwendig ist, um das gemeinsame Leitbild im Land für die weitere Entwicklung intelligenter Energienetze zu schärfen. Dabei soll auf die umfassenden Erfahrungswerte der baden-württembergischen Akteure, die seit der ersten Roadmap- Version gewonnen wurden, so etwa im SINTEG-Projekt C/sells, zurückgegriffen werden. Empfehlungen für die Smart Grids-Roadmap Baden-Württemberg 2.0 3
II Smart Grids in die Fläche bringen Der Leitsatz „Smart Grids in die Fläche bringen“ drückt den gegenwärtig als notwendig erachteten Entwicklungsschritt aus: Die Trias technischer Entwicklungen, der passenden rechtlichen und regula- torischen Rahmenbedingungen und der Akzeptanz ist notwendig, um die flächendeckende Umsetzung und einen dauerhaften, effizienten und wirtschaftlichen Betrieb intelligenter Energienetze zu ermöglichen. Bis der flächendeckende Einsatz realisiert ist, sind noch technische, primär allerdings organisatorische und insbesondere regulatorische, Hürden zu überwinden sowie wirtschaftliche Konzepte zu entwickeln. Unabhängig von einzelnen Hürden, gilt es bereits jetzt, die Digitalisierung der Netze konsequent bei jeglichen Aus- und Neubaumaßnahmen zu realisieren, um spätere Nachrüstungen zu vermeiden. Die Smart Grids-Roadmap BW 2.0 soll das genannte Ziel, die Umsetzung von Smart Grids in ganz Baden-Württemberg, mit allen Maßnahmen strukturieren und unterstützen. Technischer Entwicklungs bedarf zur anschließenden Implementierung Regulatorischer Rahmen Die meisten der Technologien und Konzepte, die bei Die Roadmap soll die Regulierung im Rahmen der der ersten Version der Smart Grids-Roadmap BW technischen, organisatorischen und wirtschaftli- 2012/13 diskutiert wurden, haben durch intensive chen Herausforderungen betrachten, aufzeigen, an Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten in den ver- welchen Stellen dysfunktionale Effekte auftreten, gangenen Jahren eine deutliche Weiterentwicklung und Lösungsvorschläge erarbeiten. Es wird empfoh- und Reifung erfahren. Auch wenn bereits eine Viel- len, dass in Verbindung mit den Reallaboren regula- zahl anwendungsreifer Technologien verfügbar ist, torische Innovationszonen eingerichtet werden, um gilt es weiterhin, die technischen Herausforderun- Konzepte im Realbetrieb zu erproben (z. B. den Ein- gen vor allem im Bereich der Datenübertragung, des satz von Speichern durch die Netzbetreiber und ent- Datenmanagements, der Analyse und der Standardi- sprechende Regulierungsoptionen). Dabei soll die sierung etc. zu lösen. Gleichzeitig müssen sich die Smart Grids-Roadmap BW 2.0 auch als Instrument Anstrengungen auf die Implementierung im realen der Akteure und des Landes Baden-Württemberg die- Einsatz und den folgenden wirtschaftlichen Betrieb nen, um gegenüber dem BMWi aufzuzeigen, wo An- richten. passungen der Regulation auf Bundes- und Europa- ebene notwendig sind. Die Teilnehmenden sind sich einig, dass der Gesetzgebung eine entscheidende Rolle zukommt, da viele bereits verfügbare Techno- logien aufgrund der Rahmenbedingungen oft nicht wirtschaftlich eingesetzt werden können oder die Grundlage für die Kostenanerkennung in den Netz- entgelten fehlt. So werden einzelne Technologien finanziell massiv gefördert, nicht jedoch ihre netzver- trägliche Integration. Empfehlungen für die Smart Grids-Roadmap Baden-Württemberg 2.0 4
Reallabore als Brücke vom Forschungsprojekt in den wirtschaftlichen Dauereinsatz Reallabore sind ein wesentliches Bindeglied vom ermöglichen. Die Smart Grids-Roadmap BW 2.0 soll Laborbetrieb hin zu einem dauerhaften und wirt- einen Prozess skizzieren, der zeigt, wie durch Real- schaftlichen Einsatz intelligenter Energienetze. Sie labore Lösungen in den dauerhaft wirtschaftlichen dienen der Demonstration unter Realbedingungen Betrieb überführt werden können. Dabei sollen auf im täglichen Praxiseinsatz und sind daher eine nicht der Zeitschiene kurz-, mittel- oder langfristige Über- zu ersetzende Vorstufe vor der flächendeckenden führungen in den Dauerbetrieb berücksichtigt wer- Umsetzung, was eine zielgerichtete Förderung not- den können, je nachdem wie groß die Änderungs- wendig macht. Reallabore sollen dabei konsequen- anforderungen an den regulatorischen Rahmen sind. terweise neben der Technik und der Regulation auch Darauf basierend soll die Smart Grids-Roadmap BW Themenfelder wie „Partizipation“, „Governance“, 2.0 Empfehlungen an das Land zusammenstellen, „Versorgungssicherheit“ etc. beinhalten und über wie Reallabore gezielt gefördert werden können. Die einen längerfristigen Zeitraum betrieben werden. Ein Überführung der Reallabore in den Dauerbetrieb wird Katalog hierfür wurde beispielsweise im Rahmen seitens der Teilnehmenden als äußerst relevant an- der Energiewirtschaftlichen Positionen (EPos) des gesehen. Ein entsprechender Überführungsplan soll Projekts C/sells formuliert. Dabei sollen Reallabore bei der Gestaltung dieser Reallabore bereits in der auf nachhaltige Geschäftsmodelle abzielen, die ein Konzeptionsphase enthalten sein. dauerhaft wirtschaftliches Betreiben von Anlagen III N etzorganisation, Netztechnik und neue Geschäftsmodelle im Querschnitt denken und umsetzen Eine der größten Herausforderungen der technischen zustellen. Dies beinhaltet technische Komponenten Seite liegt in der Förderung der Interoperabilität der wie die Leitsystem-Koppelung und den standardi- eingesetzten Technologien. Somit soll in der Smart sierten Datenaustausch der Netzbetreiber unterei- Grids-Roadmap BW 2.0 statt der separaten Betrach- nander und mit den Anlagen, wie auch prozessuale tung einzelner Technologien stärker deren integra- Fragen, etwa nach abgestimmten Rollenkonzepten tiver Einsatz im Fokus stehen, Fördermaßnahmen für Ad-hoc-Maßnahmen. Dabei verlangt die zuneh- durch das Land sollen die Integration aufgreifen. mende Vernetzung die Konzeptentwicklung für eine hohe Robustheit gegen Cyber-Angriffe, aber auch So gilt es ebenso, das Zusammenspiel der Leitsys- gegen Systemfehler. Hier gilt es, die Resilienz der teme und deren Bezug zum Gesamtsystem zu erör- eingesetzten IKT-Lösungen sicherzustellen. Durch tern sowie neue Konzepte, wie jene des zellularen die dezentrale Erzeugung und Wetterabhängigkeiten Ansatzes im Niederspannungsnetz, aufzugreifen. Da müssen weiterhin das Netzengpassmanagement die Energiewende eine Dezentralisierung der Ener- und die damit verbundenen Maßnahmen wie Redi- gieerzeugung bedingt, gilt es, die Interoperabilität der spatch und auch die Integration von Flexibilitäten Erzeugungsanlagen sowie der Leittechnik (z. B. über in der Niederspannung technisch, organisatorisch, die Funknetzsteuerung und Messsysteme) sicher- systemisch und wirtschaftlich betrachtet werden. Empfehlungen für die Smart Grids-Roadmap Baden-Württemberg 2.0 5
Die Versorgungssicherheit ist hierbei ein elementa- organisatorische Maßnahmen (z. B. systemische rer Aspekt, welcher die Frage nach Vulnerabilität und Durchgängigkeit vom Verteil- zum Übertragungsnetz Resilienz der Systeme und der Versorgungsqualität im Sinne von „System of Systems“) zu ergreifen. Hier- stellt. Insbesondere aufgrund des Wegfalls rotieren- bei sind auch die technischen Möglichkeiten über die der Massen im Netz, der zunehmend dezentralen gesamte Netzhierarchie bis hin zu den Verbrauchs- Erzeugung im Niederspannungsnetz und des zuneh- stellen (mit Smart Metern) zur Verbesserung der menden Anteils an Leistungselektronik, muss die Si- Netztransparenz zu betrachten. Ein Fokus soll dabei cherheit der Frequenzhaltung fokussiert werden. Die auf der Frage liegen, inwiefern neue Marktmodelle Versorgungssicherheit gilt es dabei stets im Gesamt- die Netzstabilität beeinträchtigen bzw. diese unter- system zu betrachten, aber auch Insellösungen mit stützen können, wie zum Beispiel durch die Hebung Schwarzstartfähigkeiten und deren Potenziale z. B. von Flexibilitäten im P2P-Handel und durch Prosu- beim Netzwiederaufbau zu berücksichtigen und pas- mer. Ebenso gilt es, die Konsistenz wirtschaftlicher sende Vergütungsmodelle für weitere nicht frequenz- Anreize und der Netzstabilität zu untersuchen sowie gebundene Systemdienstleistungen zu etablieren. die daraus entstehenden Potenziale zu evaluieren. Eng damit assoziiert ist die Hebung von Flexibili- Für diese Themen soll die Smart Grids-Roadmap täten auf allen Netzebenen sowie der Beitrag der BW 2.0 technologische Umsetzungspfade im Quer- Verteilnetze zur Betriebsstützung. Ebenso wird die schnitt der verbundenen Komponenten und Systeme länderübergreifende Berücksichtigung von Flexibili- skizzieren. Dabei soll auf Erkenntnisse aus der Viel- tätspotenzialen, insbesondere in der D-A-CH- und zahl an Forschungsprojekten in Baden-Württemberg, den französischen Grenzregionen, bei der geplan- wie Callia und C/sells, zurückgegriffen werden. Der ten Abschaltung der Kern- und Kohlekraftwerke eine technische Wandel des Energiesystems bedingt zentrale Rolle spielen. Um das Ziel zu erreichen, die einen essenziellen Wandel der wirtschaftlichen Nut- Netzlast im optimalen Bereich zu halten und Überlas- zung. Die Roadmap soll dies aufgreifen und künftige tungen vorzubeugen, gilt es, sowohl technische (z. B. Vermarktungssysteme sowie neue Geschäftsfelder verbesserte Netztransparenz, automatisierte Netz- skizzieren und untersuchen. führung, intelligente Messsysteme etc.) als auch TransnetBW GmbH Empfehlungen für die Smart Grids-Roadmap Baden-Württemberg 2.0 6
IV S ektorkopplung konsequent denken Sektorkopplung konsequent denken Die Sektorkopplung ist eines der Schlüsselthemen Betrachtung des Energiesystems heben lassen, zu der Energiewende. Während die Stromerzeugung adressieren. Dies sind beispielsweise die Speicher- durch immer höhere Anteile an erneuerbaren Ener- und Transportkapazitäten der vorhandenen Gasnet- gien gedeckt wird, stellen Wärmewende und Ver- ze für die Nutzung mit Bio-Methan/CNG/H2, deren kehrswende weiterhin große Herausforderungen dar. Potenzial als Puffer für die Stromnetze und die Wär- Die Themen „Energiewende“ und „intelligente Ener- meerzeugung in Bestandsgebieten. Weiterhin müs- gienetze“ sollen in der Smart Grids-Roadmap BW 2.0 sen Koppelpfade unter Einbeziehung bestehender nicht mehr in getrennten Bereichen gedacht und be- Technologien zur Stromerzeugung (z. B. der Nutzung handelt werden, sondern es soll stets eine Kombina- von grün erzeugtem H2 in bestehenden Gaskraftwer- tion der verschiedenen Erzeugungs- und Verbrauchs- ken) in Verbindung mit stärkerer Wärmenetznutzung arten von Strom, Wärme und chemischer Energie (insbesondere im Quartiersbereich) betrachtet wer- (z. B. H2) und ihre Integration in die Netze berücksich- den. Bei der Ausarbeitung der Smart Grids-Roadmap tigt werden. War die Energiewende zunächst strom- BW 2.0 soll die Sektorkopplung als Prämisse bei der getrieben, gilt es, in der Smart Grids-Roadmap BW 2.0 Betrachtung aller Themenbereiche konsequent inte- die Synergien, die sich durch eine ganzheitliche griert werden. E-Mobilität / Sektorkopplung Verkehr Im Automobilland Baden-Württemberg stellt die Inte- rung (V2G oder intelligentes uni-/bidirektionales La- gration des Verkehrssystems, besonders des Indivi- den) sollen daher in die Roadmap einfließen und die dualverkehrs, neben der technischen Relevanz auch Schnittstellen von Verkehr und Energiesystem illust- eine symbolträchtige Komponente der Energiewen- rieren. Dabei sollen die Erkenntnisse bereits durch- de dar. Die konsequente Integration hybrider Spei- geführter Projekte (z. B. aus INPUT) berücksichtigt chersysteme (Batterie, Ely, BZ) und die Nutzung von werden, woraus sich unmittelbar Handlungsbedarfe Elektrofahrzeugen als Element der Netzstabilisie- ableiten lassen. Lokale Technologieintegration mit Vorbildcharakter: Smarte Quartiersentwicklung Intelligente Quartierslösungen dienen der Gestal- rungspunkte für Bürgerinnen und Bürger mit der tung der Energiewende in mehrerlei Hinsicht. Sie Energiewende, ermöglichen Partizipation und stär- vereinen Energieerzeugung und -verbrauch in einem ken durch die praktische Nutzung der Mehrwerte lokalen Bereich, der die Verzahnung verschiedener vor Ort das Verständnis für nachhaltige Energiesys- Technologien auch im Sinne der Sektorkopplung teme und somit langfristig auch die Akzeptanz der ermöglicht. So ist die effizientere Nutzung von vor Energiewende. Hierbei ist zu beachten, dass intel- Ort erzeugter Energie durch die gezielte Optimie- ligente Quartierslösungen nicht nur bei Neubauten rung mit Hilfe von Energiemanagementsystemen möglich sind, sondern nachhaltige und smarte Kon- auf Quartiersebene möglich. Gleichzeitig dienen zepte auch für den Bestand realisierbar sind, was Quartiere durch ihre lokale Verankerung als Berüh- eine gebäudeübergreifende Integration im Quartier Empfehlungen für die Smart Grids-Roadmap Baden-Württemberg 2.0 7
ermöglicht. Die energetische Betrachtung soll auch werden, um Anknüpfungspunkte für zukünftige bei anderen Konzepten wie z. B. der Landesinitiati- kommunale Entwicklungsprozesse für Kommunen ve Quartier 2030 einfließen. Hierfür soll die Smart und Liegenschaftsbetreibende zu schaffen. Auch Grids-Roadmap BW 2.0 Vorschläge für die Integra- hierfür kann die Smart Grids-Roadmap BW 2.0 auf tion in die weiteren Landesaktivitäten unterbreiten die Erkenntnisse aus bereits realisierten Projekten und insbesondere aufzeigen, wie Bürgerinnen und (wie dem Stadtquartier Franklin in Mannheim oder Bürger an der Energiewende partizipieren können. dem Nachbarschaftszug SoLAR Allensbach) zu- Hierzu sollen Good-Practice-Beispiele aufgezeigt rückgreifen. V Kommunizieren und Partizipation fördern Die Smart Grids-Roadmap BW 2.0 soll sich nicht nur an das Fachpublikum richten, sondern auch die Bür- gerschaft adressieren, insbesondere bei jenen Themen, die diese tangieren. Dies zielt auf die Förderung von Akzeptanz durch differenzierte Information und die Steigerung der wahrgenommenen eigenen Handlungs- fähigkeit ab. Die Smart Grids-Roadmap BW 2.0 soll hierfür bei allen Themen auch auf gute Kommunikation verweisen und niedrigschwellig Good-Practice-Beispiele aufzeigen. Smart Meter/intelligente Messsysteme Die Smart Grids-Roadmap BW 2.0 soll das Thema netzung für die Versorgungssicherheit und die Mehr- „Smart Metering“ aufgreifen und geeignete Maß- werte für das Energiesystem auf geeignete Weise vi- nahmen etablieren, um den forcierten Smart Meter sualisiert werden. Die Roadmap soll in diesem Sinne Rollout kommunikativ zu unterstützen. Dabei sollen darauf hinwirken, Baden-Württemberg zum Vorreiter vor allem Mehrwerte und Datenschutzaspekte für im Bereich Smart Meter Rollout sowie im Einsatz von Endkundinnen und -kunden, die Bedeutung der Ver- Smart Metern zu machen. (Bürger-) Energiegenossenschaften Energiegenossenschaften und Energiegemeinschaf- zu stellen. Nicht zuletzt gilt es, die Frage nach der ten sollen im Rahmen der Smart Grids-Roadmap BW Hebung von Flexibilitäten durch netzdienliche Be- 2.0 aufgegriffen werden, da sie das Potenzial haben, triebsführung genossenschaftlicher Erzeugungs- und die Energiewende durch aktive Partizipationsmög- Verbrauchseinheiten aufzugreifen. lichkeiten auf eine breitere Basis in der Bevölkerung Empfehlungen für die Smart Grids-Roadmap Baden-Württemberg 2.0 8
VI V erzahnung der Smart Grids-Roadmap BW 2.0 mit anderen Landesaktivitäten Die Smart Grids-Roadmap BW 2.0 fokussiert primär die (intelligenten) Energienetze und damit die integrati- ve Komponente des Energiesystems. Der Mehrwert gegenüber anderen Maßnahmen des Landes liegt in der integrativen Betrachtung des gesamten Energiesystems. Im Land existiert eine Reihe von Aktivitäten, welche thematisch an die Smart Grids-Roadmap BW 2.0 angrenzende oder überlappende Inhalte behandeln. Die Road- map muss diesen Mehrwert klar formulieren und Abgrenzungen zu den anderen Landesaktivitäten differen- ziert herausstellen. Gleichzeitig müssen, wo vorhanden, Synergien durch Zusammenarbeit gehoben werden. Strategiedialog Wasserstoff-Roadmap Automobilwirtschaft Baden-Württemberg Baden-Württemberg Die Wasserstoff-Roadmap BW behandelt Themen, Der von der Landesregierung einberufene Strategie- die Überschneidungen zu jenen der Smart Grids- dialog Automobilwirtschaft, welcher das definierte Roadmap aufweisen. Wichtig ist das Aufgreifen Ziel verfolgt, den größten baden-württembergischen der Schnittstellen und die gleichzeitige Abgrenzung Wirtschaftssektor zum Vorreiter für klimafreundliche zu den nicht unmittelbar für die Smart Grids- Mobilität zu machen, hat seine Anknüpfungspunkte Roadmap BW 2.0 relevanten Themen. So sind im naturgemäß im Bereich der Sektorkopplung. Um die Rahmen der Sektorkopplung insbesondere die Ver- Synergien der intelligenten Energienetze mit Techno- änderungen der Energienetze durch den H2-Einsatz logien, wie beispielsweise V2G und dem H2-Einsatz zu klären. Ein enger Austausch mit den Akteuren der in automobilen Brennstoffzellen und intelligenten La- Wasserstoff-Roadmap BW ist bei der Erstellung der desystemen zur Verringerung der Netzbelastung, zu Smart Grids-Roadmap BW 2.0 geboten. heben, gilt es, die Akteure des Strategiedialogs pro- aktiv bei der Gestaltung der Smart Grids-Roadmap BW 2.0 einzubeziehen. Empfehlungen für die Smart Grids-Roadmap Baden-Württemberg 2.0 9
VII E mpfehlungen zur Aufbereitung und dem Entstehungsprozess der Smart Grids-Roadmap BW 2.0 Zielgruppen adressieren Das Zielpublikum der Smart Grids-Roadmap BW 2.0 aufweisen. Weiterhin sind die Landes- und die Bun- muss klar definiert werden, um sowohl die inhaltli- despolitik (z. B. BMWi-BSI-Roadmap zu adressie- che als auch die sprachliche Aufbereitung entspre- ren und europäische/ internationale Prozesse (z. B. chend vorzunehmen. Während die Fachöffentlichkeit das Clean Energy Package der EU) zu beachten. Die gerade in technischen und netzstrategischen Fragen Smart Grids-Roadmap BW 2.0 soll für die verschie- als gesetzt gelten kann, wurde im Rahmen des Kon- denen politischen Akteure und die Verwaltungen sultationsprozesses mehrfach die Bürgerschaft und aufzeigen, welche konkreten Maßnahmen getroffen Kommunen als Zielgruppen benannt, ebenso jene werden müssen, um den Ausbau der intelligenten Teile der Wirtschaft, deren Produkte und Dienstleis- Energienetze zu beschleunigen. tungen Berührungspunkte mit dem Energiesystem Entwicklungspfade skizzieren Die Smart Grids-Roadmap BW 2.0 soll die verschiede- Entwicklungen betrachten, sondern auch die Ent- nen Entwicklungspfade, sowohl für die Technologien wicklung der organisatorischen, regulatorischen und als auch deren Integration in das Gesamtsystem, die rechtlichen Rahmenbedingungen berücksichtigen. Da- Rahmenbedingungen und die Umsetzungsprozesse bei ist auch deren Interaktion zu betrachten. Die Ent- für einen mittleren Zeitraum von 5-10 Jahren skiz- wicklungspfade sollen Meilensteine definieren, die als zieren. Die Pfade sollen dabei nicht nur technische Benchmark für den Entwicklungsfortschritt dienen. kurzfristig mittelfristig langfristig < 5 Jahre 5 – 10 Jahre 10 < Jahre Technologien Meilenstein ideal Meilenstein ideal Meilenstein ideal (Sektorkopplung, Meilenstein minimal Meilenstein minimal Meilenstein minimal Smart Metering etc.) Integration in das Meilenstein ideal Meilenstein ideal Meilenstein ideal Gesamtsystem Meilenstein minimal Meilenstein minimal Meilenstein minimal Regulatorischer Meilenstein ideal Meilenstein ideal Meilenstein ideal Rahmen Meilenstein minimal Meilenstein minimal Meilenstein minimal Meilenstein ideal Meilenstein ideal Meilenstein ideal ... Meilenstein minimal Meilenstein minimal Meilenstein minimal Empfehlungen für die Smart Grids-Roadmap Baden-Württemberg 2.0 10
Aufbereitung der Smart Grids-Roadmap BW 2.0 Für die verschiedenen Zielgruppen der Roadmap gilt werden und so das Roadmap-Dokument ergänzen. es, jeweils geeignete Formate mit den benötigten In- Gleichzeitig kann eine Online-Plattform auch auf Be- formationstiefen aufzubereiten. Bezugnehmend auf ratungsangebote für die Akteure im Land verweisen die Smart Grids-Roadmap BW 1.0, welche als 61-sei- und die zentralen Anlaufstellen (z. B. KEA, Förderka- tiges Textdokument mit 15-seitigem Anhang gestal- taloge etc.) nennen. Eine Integration in bestehende tet war, wird Folgendes angeregt: Die Smart Grids- Medien, z. B. den LUBW-Atlas, wird als sinnvoll ange- Roadmap BW 2.0 soll nicht nur als ein „langes" Text- sehen. Die Smart Grids-Roadmap BW 2.0 soll neben dokument gestaltet werden, die reine Textversion der ausführlichen Version auch in einer Kurzversion soll deutlich gestrafft werden. Es wird nicht als sinn- verfügbar sein, welche sich an die Öffentlichkeit rich- voll erachtet, Details, die sich schnell ändern, auf- tet und die für diese relevanten Inhalte wie Smart zunehmen. Elemente der ersten Roadmap-Version, Meter Rollout, Integration des Heimenergiemanage- wie die Projektübersicht oder die Studiengangsüber- ments, E-Mobilität etc. niedrigschwellig präsentiert. sicht, können als Internetseite einfacher aktualisiert Einbeziehung der Akteure in die Ausarbeitung Es ist der Wunsch der Teilnehmenden, dass die Ge- Arbeitsgruppen eingerichtet werden, die in mehre- staltung der Smart Grids-Roadmap BW 2.0 unter ren professionell moderierten Workshops die Inhal- Einbeziehung der Akteure des Landes geschieht. te erarbeiten. Wie zuvor benannt, gilt es hierbei, die Hierbei wird auf den Prozess zur Gestaltung der Themen nicht inhaltlich nach Einzelaspekten oder ersten Smart Grids-Roadmap verwiesen, welcher Technologien zu trennen, sondern diese jeweils im thematische Workshops dem Redaktionsvorgang „Querschnitt“ zu denken. Die Workshops können ge- voranstellte. Ausdrücklicher Wunsch ist weiterhin, gebenenfalls auch virtuell durchgeführt werden. dass der Prozess für die Gestaltung der Smart Grids- Roadmap BW 2.0 transparent gestaltet wird. Die vielfältigen und sehr tiefgehenden Erfah- rungswerte der Akteure sollen in die Smart Grids- Für die inhaltliche Ausarbeitung der Smart Grids- Roadmap BW 2.0 einfließen, um die flächige Umset- Roadmap BW 2.0 sollen thematisch gegliederte zung von Smart Grids zu beschleunigen. Einbeziehung der Bürgerschaft Weiterhin sollen Bürgerinnen und Bürger in den Ge- Stimmen gleich im Entstehungsprozess und nicht staltungsprozess eingebunden werden. Die Erwar- erst bei der Einführung berücksichtigt werden kön- tungen der Bürgerschaft, auch als Endkunden, sollen nen. Wichtig ist es hierbei, auch nicht-technikaffine berücksichtigt werden, um diese zur Partizipation an Personen sowie Verbraucherverbände und andere der Energiewende zu motivieren. Der Nutzen für die kritische Akteure einzubeziehen, um die Nutzer- Bürgerinnen und Bürger und deren Wünsche sollen schaft differenziert abzubilden. in den Fokus gestellt werden, auch damit kritische Empfehlungen für die Smart Grids-Roadmap Baden-Württemberg 2.0 11
Vorgehen bei der inhaltlichen Gestaltung Die Herangehensweise an die inhaltliche Strukturie- in der Folge Entwicklungspfade und Meilensteine zu rung der Themen ist zu diskutieren: Das rein „verti- definieren. Weiterhin sollen Kriterien erarbeitet wer- kale“ Vorgehen der letzten Roadmap anhand der den, anhand derer die Wirkung umgesetzter Maß- Technologien soll durch eine „horizontale“ Heran- nahmen bewertet werden kann. Hierbei können auch gehensweise ergänzt werden. Zunächst gilt es, eine Best-Practice-Erfahrungswerte aus Reallaboren und Bestandsaufnahme in Baden-Württemberg durchzu- anderen Smart Grids-Projekten im Land eingeholt führen und die Ergebnisdaten verschiedener bereits und in den Gestaltungsprozess der Smart Grids- realisierter Projekte und Reallabore zu sichten, um Roadmap BW 2.0 integriert werden. Smart Grids-Roadmap Baden-Württemberg 2.0 Synthese Fortwährende Querschnittsbetrachtung Definition Definition Definition Definition Entwicklungsschritte, Entwicklungsschritte, Entwicklungsschritte, Entwicklungsschritte, Inhaltliche /thematische Szenarien und Ziele, Szenarien und Ziele, Szenarien und Ziele, Szenarien und Ziele, Weiterentwicklung Meilensteine Meilensteine Meilensteine Meilensteine Thematischer Bereich 1 Thematischer Bereich 2 Thematischer Bereich 3 Thematischer Bereich 4 z. B. Netze und Märkte z. B. Smarte Quartiere und Sektorkopplung Ableitung von Handlungsempfehlungen Bestandsaufnahme Ergebnissichtung und Ergebnisvergleich Realisierte Projekte in Baden-Württemberg C/sells Netzlabore INPUT-Projekte weitere Projekte Empfehlungen für die Smart Grids-Roadmap Baden-Württemberg 2.0 12
Teilnehmende des Konsultationsprozesses Wilhelm Appler (gridX GmbH), Jürgen Arnold (Innovations- und Technologieberatung), Gunter Bachofer (Price- waterhouseCoopers GmbH), Prof. Dr. Dierk Bauknecht (Öko-Institut e. V.), Bruno Bickel (Lokale Agenda Klima Schützen Esslingen), Dr. Jann Binder (Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Würt- temberg), Moritz Binder (KOP GmbH), Jeremy Brauer (PHYSEC GmbH), Jürgen Breit (Stadtwerke Crailsheim GmbH), Ana Constantin (Fachverband Sanitär-Heizung-Klima Baden-Württemberg), Hans-Joachim Dorn (Marktexperte Zähl- und Energiedatenmanagement), Dr. Peter Eckerle (StoREgio Energiespeichersysteme e. V.), Tobias Egeler (TransnetBW GmbH), Dr. Rainer Enzenhöfer (TransnetBW GmbH), Christian Freudenmann (Stadtwerke Bietigheim-Bissingen GmbH), Alois Funkert (terranets bw GmbH), Gebhard Gentner (Stadtwer- ke Schwäbisch Hall GmbH), Paul Haering (Steinbeis-Europa-Zentrum der Steinbeis Innovation gGmbH), Dr. Birgit Haller (Dr. Langniß Energie & Analyse), Franziska Heidecke (ED Netze GmbH), Prof. Dr. Gerd Heilscher (Technische Hochschule Ulm), Christoph Heinemann (Öko-Institut e. V.), Thorsten Höck (Verband für Ener- gie- und Wasserwirtschaft Baden-Württemberg e. V.), Michael Horix (Horix Powermanagement), Maresa Huber (Verband für Energie- und Wasserwirtschaft Baden-Württemberg e. V.), Prof. Dr. Kai Hufendiek (Institut für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung, Universität Stuttgart), Linda Jeromin (Industrie- und Han- delskammer Karlsruhe), Rebecca Kächele (Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden- Württemberg), Andreas Kießling (AK energy design & management consulting), Markus Kittl (Thüga Energie- netze GmbH), Jörg Knapp (Fachverband Sanitär-Heizung-Klima Baden-Württemberg), Christoph Kondzialka (Smart Grids Forschungsgruppe, Technische Hochschule Ulm), Dr. Martin Konermann (Netze BW GmbH), Prof. Dr. Hendrik Lambrecht (Hochschule Pforzheim), Dr. Ole Langniß (OLI Systems GmbH), Prof. Dr. Thomas Leibfried (Institut für Elektroenergiesysteme und Hochspannungstechnik, Karlsruher Institut für Technologie), Prof. Dr. Hendrik Lens (Institut für Feuerungs- und Kraftwerkstechnik, Universität Stuttgart), Manuela Linke (Hochschule Konstanz - Technik, Wirtschaft und Gestaltung), Markus Lorenz (Städtetag Baden-Württemberg), Manuel Lösch (FZI Forschungszentrum Informatik), Hubert Maier (Albwerk GmbH & Co. KG), Dirk Mangold (Steinbeis Forschungsinstitut für solare und zukunftsfähige thermische Energiesysteme), Nadja Neun (Netze BW GmbH), Dr. Fred Oechsle (Netze BW GmbH), Oliver Pfeifer (Netze BW GmbH), Christian Renner (Stadtwerke Waiblingen GmbH), Dr. Albrecht Reuter (Fichtner IT Consulting GmbH), Tobias Riedel (FZI Forschungszentrum Informatik), Phillip Rombach (Netze BW GmbH), Prof. Dr. Krzysztof Rudion (Institut für Energieübertragung und Hochspannungstechnik, Universität Stuttgart), Dr. Christoph Schlenzig (Seven2one Informationssysteme GmbH), Prof. Dr. Hartmut Schmeck (Karlsruher Institut für Technologie), Jörg Schmidtke (VIVAVIS AG), Ingo Schönberg (Power Plus Communications AG), Jochen Schuster (Verband kommunaler Unternehmen e. V.), Peter Schuster (Hirschmann Automation and Control GmbH), Thomas Speidel (ads-tec Administration GmbH), Dietmar Staack (Fichtner IT Consulting GmbH), Claus-Heinrich Stahl (Bundesverband Kraft-Wärme-Kopplung e. V.), Dr. Robert Thomann (MVV Energie AG), Dr. Thomas Walter (Easy Smart Grid GmbH), Dr. Bartholomäus Wasowicz (Netze BW GmbH), Prof. Dr. Anke Weidlich (INATECH, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg), Stefan Werner (Easy Smart Grid GmbH), Martin Zimmerlin (Netze BW GmbH) GEFÖRDERT DURCH Empfehlungen für die Smart Grids-Roadmap Baden-Württemberg 2.0 13
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