Empörung bei Disentiser Zweitwohnungsbesitzenden

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Empörung bei Disentiser Zweitwohnungsbesitzenden
Südostschweiz
9. Mai 2021
                                                                       Online
Tourismus

Empörung bei Disentiser Zweitwohnungsbesitzenden
Vergangene Woche wurden die Zweitwohnungsbesitzenden der Region Se-
drun-Disentis darüber informiert, dass es bei der Gästekarte vom Sommer 2021
zu gekürzten Leistungen kommt. Die Aufruhr ist gross.

Verschiedene Zweitwohnungsbesitzende in der Region Sedrun-Disentis spre-
chen von einem «Schlag ins Gesicht».

Feriengäste vieler Bündner Regionen kommen während ihres Aufenthaltes zu
verschiedenen Vergünstigungen wie beispielsweise gratis Museumseintritte
oder eine uneingeschränkte Benutzung der Bergbahnen. Auch in der Region
Sedrun-Disentis gibt es eine solche Gästekarte für Hotelgäste, Ferienwoh-
nungsmieterinnen und –mieter und Zweitwohnungsbesitzende.

Bis anhin wurden all diese Gäste gleichbehandelt. Vergangene Woche wurden
die Zweitwohnungsbesitzenden von der Tourismusorganisation darüber infor-
miert, dass die uneingeschränkte Nutzung der Bergbahnen im Sommer 2021
gestrichen wird. Die Nutzung ist noch während sieben aufeinanderfolgenden
Tagen gratis.
In einer Medienmitteilung schreiben nun die Vorstände der Interessensgemein-
schaft (IG) Tujetsch und der Interessensgemeinschaft Zweitwohnungseigentü-
mer und –eigentümerinnen Disentis/Mustér: «Zweitwohnungsbesitzende wer-
den durch die Gästekarte Sedrun-Disentis diskriminiert». Die Zweitheimischen
werden laut der Mitteilung als «Zweitklass-Gäste behandelt.»

«Schlag ins Gesicht»

Wie Vreni Müller-Hemmi, Präsidentin der IG Tujetsch, gegenüber dem Regio-
naljournal Graubünden sagt, war diese Aktion ein Schlag ins Gesicht: «Das hat
die bisherige Politik, die wir betrieben und auch von der Seite der Gemeinde
erfahren haben, infrage gestellt.» Man habe nicht den Anspruch, dass alles gra-
tis sein solle, betont Hemmi. Es sollen jedoch alle gleich behandelt werden.

Simona Barmettler, Tourismusdirektorin der Region, erläutert darauf: «Diskri-
minierung ist das falsche Wort.» Der Tourismusorganisation würden aber die
finanziellen Mittel fehlen, um alle Kosten weiterhin decken zu können. Trotz-
dem gibt sie zu: «Man hätte vielleicht wirklich eine bessere Lösung finden kön-
nen, wenn man verstärkt zusammen kommuniziert hätte.»

Widerspruch zu kantonaler Ebene

Wie die beiden Interessensgemeinschaften in ihrer Mitteilung weiter schreiben,
steht dieses Handeln im grossen Widerspruch zu den Bestrebungen auf kanto-
naler Ebene, die Anliegen Zweitheimischer stärker zu gewichten. Die Vor-
stände prüfen nun, ob eine Unterscheidung von Gästekategorien bei Gästekar-
tenleistungen überhaupt rechtmässig ist. Sie stützen sich dabei auf das kanto-
nale Tourismusgesetz, welches keine verschiedenen Kategorien von Gästen
kennt. (nua)
Aktuelles rund um Ausgestaltung und Finanzierung
          der Gästekarte Sommer 21
          Neueste Entwicklungen
          Aussprache ohne Fortschritt

          Am 26. Mai hatten die beiden IGs die Gemeindepräsidenten zu einer möglichst zeitnahen Aussprache einge-
          laden. Diese Aussprache fand einen Monat später, am 30 Juni, statt. Bei dieser Gelegenheit wurden die
          Gästekarte-Positionen beider Seiten auf den Tisch gelegt. Eine Annäherung war leider nicht zu erreichen.

          Zwischenbilanz des IG-Vorstands

          Nach der Sitzung der beiden Gemeindeparlamente zu SDT-Budgetanträgen, zog der Vorstand der IG am
          25. Mai erneut Zwischenbilanz.

          Wir haben folgende Schritte beschlossen:

             • Aussprache: Die beiden IGs laden die Gemeindepräsidenten zu einer Aussprache ein. Dabei soll auch
               die künftige Zusammenarbeit zwischen den IGs und den Gemeinden thematisiert werden.
             • Rechtliches: Wir führen Abklärungen über mögliche rechtliche Konsequenzen weiter.
             • Engagement: Alle unsere Partnerschaften mit einheimischen Organisationen p�egen wir weiter-
               hin mit dem bisherigen Engagement.

          Zur Sitzung der beiden Gemeindeparlamente am 21. Mai:

             • Am 21. Mai hat die gemeinsame Sitzung der Gemeinderäte von Tujetsch und Disentis stattgefun-
               den. Die Beschlüsse wurden einstimmig getro�en.
             • Die Einschätzung, worüber die Räte befunden haben, �nden sich in der Medienmitteilung der bei-
               den Gemeindepräsidenten.

          Die Berichterstattung in „La Quotidiana“ ist ergänzt mit einem Kästchen „Zwei Kategorien von Gästen,
          das geht nicht“, wo unsere Präsidentin Vreni Müller-Hemmi Stellung bezieht:

              Die IG Sedrun und IG Disentis der Zweitheimischen kämpfen weiterhin für eine gerechtere Gästekarte. Wie
              Vreni Müller-Hemmi, Präsidentin der IG Tujetsch, auf Anfrage der FMR (Fundaziun Medias Rumantschas) er-
              klärte, ist unverständlich, dass das Gratisangebot der Bergbahnen für die Zweitheimischen auf sieben aufein-
              anderfolgende Tage beschränkt ist. Für andere Gäste gebe es keine solche Einschränkung. Die Zweitheimi-
              schen fühlten sich dadurch diskriminiert. Dies hätten sie schon vor der Sitzung der beiden Gemeinderäte in
              einer gemeinsamen Position beanstandet (La Quotidiana hat am 18. Mai darüber berichtet). An dieser Kritik

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hat die Sitzung der beiden Parlamente nichts geändert. Trotzdem wollen die Zweitheimischen mit den Ge-
              meinden den Dialog suchen und das Thema Rechtssicherheit einbringen. Denn auf ihre Anmerkungen bezüg-
              lich der gesetzlich vorgegebenen Rechte und P�ichten seien die beiden Parlamente nicht wirklich eingetreten.
              Wenn die beiden Gemeindevorstände Rechtssicherheit wollten, könne der Vertrag mit den Bergbahnen nicht
              in die Praxis umgesetzt werden. Bleibe es jedoch so, müssten die beiden IG̀s der Zweitheimischen den Rechts-
              weg beschreiten. «Wir wollen nichts mehr und nichts weniger als Rechtssicherheit» erklärte Vreni Müller-
              Hemmi gegenüber FMR. Dies bedeute, dass die bestehenden kommunalen und kantonalen Gesetze ernst ge-
              nommen werden müssten. In diesen Gesetzen würden die Feriengäste nicht in zwei Kategorien aufgeteilt.

          Was geschah vorher

          Am 21. Mai tre�en sich die beiden Gemeinderäte von Tujetsch und Disentis/Mustér zu einer gemeinsamen
          Sitzung. Dabei steht die Ausgestaltung und Finanzierung der Gästekarte für die kommenden Jahre zur De-
          batte.

          Dieses Geschäft ist von enormer Tragweite für alle Gäste und insbesondere uns Zweitheimische. Geht es
          doch darum, wer in Zukunft über die Verwendung der Gästetaxen und damit über wichtige Aspekte der
          Tourismusentwicklung der Region be�ndet, die Bergbahnen oder die damit von den Gemeinden beauftrag-
          te, 2020 neu konzipierte Sedrun Disentis Tourismus AG (SDT SA).

          Die beiden IGs von Tujetsch und Disentis haben deshalb die Botschaft der beiden Suprastonzas (Exekutive)
          genau analysiert und ihre detaillierten Anmerkungen allen Mitgliedern der beiden Gemeinderäte (Legislati-
          ve) zur Kenntnisnahme persönlich zugestellt.

          Hier �nden Sie die Links zur Botschaft der Suprastonzas, Anmerkungen der IGs deutsch und roma-
          nisch.

          Unsere Stellungnahme in „La Tuatschina“ vom 21. Mai

          Presseartikel zum Thema:

          La Quotidiana vom 18. Mai

          Südostschweiz vom 17. Mai

          Medienmitteilung vom 5. Mai und Reaktionen

          Die Gästekarte Sommer 2021 beschränkt die Leistungen für Zweitwohnungsbesitzende in diskriminierender
          Weise. Die beiden IGs Tujetsch wehren sich in einer Medienmitteilung vom Mittwoch, dem 5. Mai in aller
          Form gegen die Einstufung als „Zweitklasse-Gäste“.

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Medienmitteilung IG Tujetsch IG Disentis zu Gästekarte 2021

          Bereits am Dienstag führte Radiotelevisiun Svizra Rumantscha (RTR) ein Gespräch mit den beiden Präsi-
          dentinnen. Den Beitrag hören Sie hier

          Am Freitag fasste das Regionaljournal Graubünden nach (ab Minute 6′ 15“)

          Auch am Freitag erschien ein Beitrag in „La Quotidiana“

          Bereits am 6. Mai war die Angelegenheit der Südostschweiz eine kurze Meldung wert.

          Dieser Beitrag wurde unter Allgemein abgelegt am 5. Mai 2021 [https://ig-tujetsch.ch/2021/05
          /05/gaestekarte-sommer-2021/] .

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