ENERGIEPRAXIS OSTSCHWEIZER - Kanton Zürich

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ENERGIEPRAXIS OSTSCHWEIZER - Kanton Zürich
OSTSCHWEIZER                                                              Oktober 2020

                                                       ENERGIEPRAXIS

SIEDLUNG WIRD ELEKTROMOBIL
Um Menschen von einem Elektroauto zu überzeugen,
ist die Lademöglichkeit am Wohnort ein wertvolles Ar-
gument. Das Beispiel der Siedlung «Klee» zeigt, wie sich
ein solches Angebot in Etappen realisieren lässt.

Remo Bürgi, Faktor Journalisten
Die Tiefgarage der Siedlung Klee in Zü-
rich-Affoltern war dieses Frühjahr Schau-                                       Zum Bulletin
platz reger Bautätigkeit. Zum einen moder-                                      Auch die Mobilität muss in Zukunft
nisierten Fachleute die Beleuchtung, zum                                        CO2-neutral werden, so dass Elektroautos
anderen wurden Ladestationen für Elektro-                                       an Bedeutung gewinnen. Um die Verbrei-
autos installiert.                                                              tung zu begünstigen, muss die Ladeinfra-
Der Anstoss zu diesem Projekt kam von den                                       struktur zur Verfügung stehen. Dass sich
Eigentümerinnen der Siedlung (siehe Kasten                                      diese auch nachträglich benutzerfreund-
Seite 3), der Gemeinnützigen Bau- und Mie-                                      lich installieren lässt, zeigt das Beispiel ei-
tergenossenschaft Zürich (GBMZ) und der                                         ner Zürcher Siedlung in diesem Bulletin.
Baugenossenschaft Hagenbrünneli (BGH).                                          Ausserdem wird die überarbeitete SIA
Sie entschieden, die grosse Tiefgarage der                                      385/1 vorgestellt. Sie berücksichtigt aktu-
Siedlung mit einer Fläche von rund 6000 m2                                      alisierte Erkenntnisse bezüglich der Ge-
aufzuwerten. Die 287 Auto- sowie 42 Motor-                                      fahr, die von Legionellen in Trinkwasser-
rad-Parkplätze werden von den Mieterinnen                                       systemen ausgeht. ❚
und Mietern beider Genossenschaften ge-
meinschaftlich genutzt.

Energiefachstellen der Ostschweizer Kantone und des Fürstentums Liechtenstein
ENERGIEPRAXIS OSTSCHWEIZER - Kanton Zürich
Umfrage zur Elektromobilität                           Ausbau in Etappen
     Am Anfang des Projekts stand der Ent-                  Für den Ausbau in der Siedlung Klee such-
     schluss der GBMZ, in ihren Siedlungen eine             te die GBMZ anschliessend das Gespräch
     Umfrage zu E-Autos durchzuführen. «Elek-               mit der BGH. Dank der seit Jahren etablier-
     troautos werden immer wichtiger in der                 ten Zusammenarbeit konnten sich die zwei
     Mobilität», sagt Matthias Lüthi, Geschäfts-            Genossenschaften rasch auf ein gemein-
     führer der GBMZ. «Wir wollten deshalb he-              sames Vorgehen einigen. So verwenden
     rausfinden, ob ein Bedarf besteht, gewisse             nun beide die gleichen Ladestationen so-
     Parkplätze in den Tiefgaragen mit Ladesta-             wie dasselbe Abrechnungssystem. Auch die
     tionen auszurüsten.» Im Herbst 2018 wur-               Parkplatzmieten, die Stromkosten sowie die
     den insgesamt 239 Haushalte in vier Sied-              Gebühren sind identisch. Zudem vereinbar-
     lungen der GBMZ befragt, 137 Haushalte                 ten die Eigentümerinnen, dass sie auf ihrer
     retournierten die Unterlagen. Die Auswer-              Seite der Tiefgarage in einer ersten Etappe
     tung zeigte zwar, dass der unmittelbare Be-            je zwölf Ladestationen realisieren. Auf drei
     darf gering war. Rund 60 Haushalte gaben               Parkplätzen werden die Ladestationen (sie-
     aber an, dass der Kauf eines Elektroautos in           he Abbildung 1) fix installiert, auf den ande-
     den nächsten 1 bis 3 Jahren für sie zum The-           ren neun die benötigte Zuleitung. Bei diesen
     ma werden könnte. Der Vorstand der GBMZ                Parkplätzen werden die Ladestationen ein-
     entschied sich deshalb, ab 2020 in drei Sied-          gebaut, sobald weitere Bewohnerinnen und
     lungen erste Parkplätze mit Ladestationen              Bewohner Bedarf anmelden. Dieses etap-
     auszustatten. «Wir wollen für die Zukunft ge-          pierte Vorgehen gewährleistet, dass die La-
     rüstet sein, und da spielen Ladestationen für          destationen auch tatsächlich genutzt und so
     Elektroautos eine wichtige Rolle», ist Mat-            keine unnötigen Investitionen getätigt wer-
     thias Lüthi überzeugt.                                 den.

                                                            Die Elektromobilität-Parkplätze wurden so
                                                            ausgewählt, dass sie möglichst nahe an den
                                                            Verteilstationen liegen. Dadurch konnte bei
                                                            der Realisierung der Aufwand für den Einbau
                                                            der Kabel und die nötigen Bohrungen gering
                                                            gehalten werden. Auch sonst ging die Instal-
                                                            lation zügig über die Bühne. Die Fachleute
                                                            schlossen die Arbeiten nach etwas mehr als
                                                            einer Woche ab, wobei der Rest der Tiefga-
                                                            rage während des Einbaus ohne Einschrän-
                                                            kungen benutzt werden konnte.

                                                            Dynamisches Lastmanagement
                                                            Jede Ladestation ist grundsätzlich nur für
                                                            einen bestimmten Nutzenden zugänglich.
                                                            Dieser bestätigt die Berechtigung zum Auf-
                                                            laden jeweils mit seiner Schlüsselkarte.
                                                            Die Stromkosten werden direkt via ewz mit
                                                            der normalen Stromrechnung abgerechnet.
                                                            «Uns war wichtig, dass die Abrechnung un-
                                                            abhängig von der Verwaltung läuft, um zu-
                                                            sätzlichen Aufwand zu vermeiden», erläu-
                                                            tert GBMZ-Geschäftsführer Matthias Lüthi.
                                                            Zudem habe die Genossenschaft sicherstel-
                                                            len wollen, dass die Abrechnung gerecht ist.
                                                            «Wir verdienen nichts daran – der Verbrau-
                                                            cher bezahlt lediglich die effektiven Energie-
                                                            kosten.»
     Abbildung 1: Die in der Tiefgarage Klee realisierten   Damit sich das Aufladen der Elektroautos
     Ladestationen stammen von der norwegischen Firma
                                                            und der Strombedarf der Siedlung nicht
     «Zaptec». Sie liefern eine Leistung von 22 kW und
     verfügen über einen eingebauten Stromzähler, der
                                                            in die Quere kommen, regelt ein dynami-
     eine genaue Verbrauchsmessung und damit auch           sches Lastmanagement die Stromzuteilung.
     eine individuelle Abrechnung ermöglicht. Der Zap-      Die Versorgung des Gebäudes hat Priori-
     Charger Pro ist eine Wechselstrom-Ladestation mit      tät, damit nicht plötzlich die Waschmaschi-
     Typ-2-Ladestecker. Er kann an der Wand oder als        ne oder der Kühlschrank ohne Strom da-
     Ladesäule installiert werden (www.zaptec.com)          steht. Der verfügbare Reststrom – er variiert

2                                                                    Ostschweizer Energiepraxis Oktober 2020
ENERGIEPRAXIS OSTSCHWEIZER - Kanton Zürich
Abbildung 2: Zwei der insgesamt sechs Parkplätze, bei denen die Ladestation bereits installiert ist. Weitere 18 Parkplätze
sind mit einer Zuleitung versehen worden, sodass nur noch die Ladestation angebracht werden muss, wenn Bewohnerin-
nen und Bewohner einen Bedarf anmelden.

je nach Tageszeit – wird für das Laden der                ge der Bedürfnisse der Nutzenden lässt sich
Akkus verwendet. Die Zuteilung zwischen                   eine Strategie entwickeln und unnötige Aus-
den E-Autos wird dann paritätisch geregelt.               gaben vermeiden. Gleichzeitig ist die Bot-
Energieplaner Giordano Pauli, der das Pro-                schaft an die Bewohnerinnen und Bewohner
jekt fachlich begleitet hat, gibt ein Beispiel:           klar: Die Ladeinfrastruktur wird ausgebaut,
«Wenn zwei E-Mobile aufgeladen werden,                    wenn sie ein Elektroauto kaufen. Diese Ge-
werden beide Fahrzeuge mit 22 kW gela-                    wissheit dürfte für viele Menschen, die den
den. Kommt noch ein drittes Fahrzeug dazu,                Umstieg auf die Elektromobilität in Betracht
so teilt sich der verfügbare Ladestrom durch              ziehen, ein wichtiges Kriterium sein. ❚
drei, beträgt dann also pro Fahrzeug noch
14,6 kW.» Denkbar wäre grundsätzlich auch
eine andere Priorisierung, etwa nach dem
«First come, first serve»-Prinzip.

Förderung durch Stromsparfonds                             Siedlung Klee
Die Kosten für die Installation von drei La-               Die Neubausiedlung in Zürich-Affoltern – das Titel-
destationen und der Vorbereitung von neun                  bild zeigt die Aussenansicht – besteht aus mehr als
weiteren belaufen sich für die beiden Ge-                  300 grossen und hellen 2,5- bis 5,5-Zimmer-Woh-
nossenschaften auf je rund 35 000 Franken.                 nungen. Sie gehört zwei Genossenschaften: Der
Sie erhalten aber auch Förderbeiträge: Über                Baugenossenschaft Hagenbrünneli (BGH) so-
den Stromsparfonds zahlt EWZ pro realisier-                wie der Gemeinnützigen Bau- und Mietergenos-
ter Ladestation 3300 Franken oder maxi-                    senschaft Zürich (GBMZ). Die 2011 fertiggestellte
mal 60 % an die Investitionskosten. «Wenn                  Überbauung ist in einer Kleeblatt-ähnlichen An-
die Genossenschaften die bisher nur vorbe-                 ordnung um einen gemeinsamen Innenhof herum
reiteten Parkplätze ebenfalls ausbauen, er-                angelegt. Die Siedlung Klee liegt am Stadtrand in
halten sie erneut denselben Betrag pro La-                 unmittelbarer Nähe zum Naherholungsgebiet Kat-
destation«, erklärt Energieplaner Pauli.                   zensee und ist gut an den öffentlichen Verkehr an-
Wer als Eigentümerschaft durch den Ein-                    geschlossen.
bau von Ladestationen die Elektromobilität                 Weitere Informationen:
fördert, erhöht nicht nur die Attraktivität der            www.gbmz.ch; www.wohnenzuerich.ch
Liegenschaft, sondern kann auch auf finan-                 Quelle Bilder zum Artikel:
zielle Unterstützung zählen. Das Beispiel der              Titelbild und Abbildungen 1+2: Savenergy Consul-
Siedlung Klee zeigt zudem, dass ein etap-                  ting/Georg Holubec
piertes Vorgehen sinnvoll ist. Auf Grundla-

Ostschweizer Energiepraxis Oktober 2020                                                                                     3
ENERGIEPRAXIS OSTSCHWEIZER - Kanton Zürich
LEGIONELLEN IM FOKUS
     Was erwartet uns mit der überarbeiteten SIA 385/1,
     welche die alte Norm von 2011 ablösen soll?

     Michel Haller, Leiter Forschung Institut für      te Betrachtung einzelner Komponenten gelöst
     Solartechnik SPF, Mitglied SIA-Kommis-            werden können. So ist zum Beispiel ein Fokus
     sion 385 Warmwasser                               alleine auf die Temperaturen von Trinkwasser-
     Nachdem Überarbeitung und Vernehmlas-             speichern nicht zielführend, weil sich Legio-
     sung der aktuell noch gültigen Norm SIA           nellen selbst dann im Verteilsystem und in den
     385/1(2011) abgeschlossen sind, werden            Zapfstellen des Warm- oder Kaltwassers ein-
     die Publikation und das Inkrafttreten der neu-    nisten können, wenn die Temperaturen des
     en Norm auf Basis der Vornorm prSIA 385/1         Warmwasserspeichers ausreichend sind, und
     (2020) erwartet. Die neue Version berücksich-     sie sich in diesem nicht nachweisen lassen.
     tigt aktualisierte Erkenntnisse bezüglich der     Feldproben zeigen häufiger Legionellen im
     Gefahr, die von Legionellen in Trinkwassersys-    Rücklauf der Warmwasserzirkulation und in
     temen ausgeht und bringt zudem einige Ände-       Mischwasserproben in der Peripherie als am
     rungen und Neuerungen.                            Austritt des Warmwasserspeichers. Entspre-
                                                       chend reicht es auch nicht, nur eine Tempe-
     Ziele der SIA 385/1                               ratur am Austritt des Wärmespeichers zu for-
     Die SIA 385/1 soll Planungssicherheit im Be-      dern.
     reich von Trinkwarmwasser in Gebäuden schaf-      Ein weiterer Punkt, dem nun eine grössere Be-
     fen, mit dem Ziel, wirtschaftlich vertretbare     achtung geschenkt wird, ist die Tatsache, dass
     und praxistaugliche Systeme zu ermöglichen,       Legionellen nicht nur das Warmwassersystem
     die hygienisch einwandfrei und energieeffizi-     befallen können, sondern auch das Kaltwas-
     ent sind. Anpassungen gegenüber der Norm          sersystem. Während in Warmwassersystemen
     von 2011 betreffen vor allem die hygienischen     zu tiefe Temperaturen als häufige Ursache für
     Anforderungen, Dämmvorschriften, Wärme-           die Vermehrung von Legionellen angesehen
     siphons und die Warmwassererwärmung mit           werden, sind es im Kaltwassersystem zu hohe
     Wärmepumpen. Die Norm soll für neue Warm-         Temperaturen, die sich hygienisch nachteilig
     wasserversorgungen mit Trinkwasser in Ge-         auswirken.
     bäuden gelten. Bei Umbauten, Erweiterungen
     und Sanierungen von bestehenden Anlagen           Wie warm ist warm genug?
     sind die Anforderungen und Empfehlungen           Unabhängig von der Art des Aufbereitungs-
     im Rahmen des technisch Möglichen einzu-          und Verteilsystems gilt grundsätzlich: An je-
     halten. Für Spitäler, Alters- und Pflegeheime     der Entnahmestelle muss die Temperatur des
     können zusätzliche Anforderungen gelten,          entnommenen Warmwassers nach einer defi-
     welche die SIA 385/1 nicht behandelt.             nierten Ausstosszeit bei voll geöffneter, ganz
                                                       auf warm eingestellter Entnahmearmatur min-
     Eingeflossene Erkenntnisse                        destens 50 °C erreichen.
     Legionellen sind humanpathogene Keime,
     die in natürlichen Wassersystemen und Bö-         Weitere Vorgaben werden für verschiedene
     den vorkommen und sowohl Pontiac-Fieber           Aufbereitungs- und Verteilsysteme gemacht.
     als auch Legionärskrankheit auslösen können.      Dabei wird unterschieden, ob eine Warmhal-
     Probleme mit Legionellen treten vor allem         tung der Trinkwarmwasserverteilung und ob
     dann auf, wenn durch Einwirkung des Men-          ein Trinkwarmwasserspeicher vorhanden ist.
     schen Bedingungen geschaffen werden, wel-         Über Zirkulation oder Heizbänder warm ge-
     che eine übermässige Vermehrung fördern.          haltene Verteilleitungen müssen auf einer
     Das Wachstum von Legionellen findet vorwie-       Temperatur von mindestens 55 °C gehalten
     gend in Biofilmen auf Oberflächen im Tempe-       werden. Dies gilt im Falle der Zirkulation insbe-
     raturbereich von 25 – 45 °C statt, mit einem      sondere auch für den Rücklauf. Bei verzweig-
     Maximum bei rund 37 °C.                           ten Zirkulationsleitungen betrifft dies nicht nur
                                                       den gesammelten Rücklauf aller Stränge, son-
     Eine wichtige Erkenntnis aus den Recherchen       dern die Temperatur im Rücklauf jedes einzel-
     bezüglich Legionellenkontamination in Trink-      nen Zirkulationsstranges. Systeme ohne warm
     wassersystemen von Gebäuden ist, dass Pro-        gehaltene Verteilung sollen am Austritt des
     bleme mit Legionellen nicht durch eine isolier-   Warmwasserspeichers 55 °C einhalten.

4                                                                Ostschweizer Energiepraxis Oktober 2020
Erleichterungen bezüglich Temperatur
Systeme ohne Trinkwasser im Speicher und
ohne warm gehaltene Verteilleitungen müs-
sen 52 °C am Austritt des Warmwasser-Wär-
metauschers einhalten. Eine Erleichterung in
Bezug auf die Temperaturanforderungen wird
für die übrigen Systeme ermöglicht, wenn mit
der Planung und Installation hygienisch opti-
male Betriebsvoraussetzungen geschaffen
wurden. In diesen Fällen kann, unter Berück-
sichtigung der Selbstkontrolle des Eigentü-
mers beziehungsweise des Betreibers, die
Inbetriebnahme der warmgehaltenen Leitun-
gen bei 52 °C erfolgen. Auch diese Tempera-
tur betrifft jeweils den Rücklauf aller Stränge
im Falle einer Warmwasser-Zirkulation.

Wie kalt ist kalt genug?
Kaltwasserleitungen sollten eine Tempera-
tur von höchstens 25 °C erreichen. Deshalb
ist eine Erwärmung durch parallellaufende         Abbildung 3: Die meisten Probleme mit Legionellen ergeben
Warmwasser- oder Heizungsleitungen konse-         sich peripher in den Duschen bei Armaturen, Brausen oder
quent zu vermeiden. Auch nicht ständig warm-      Schläuchen, also auf den letzten Metern der Verteilung.
gehaltene Leitungen und Wärmeübertrager
müssen so geplant und installiert werden,         rend sechs Stunden gefordert. Weitere Details
dass sie nach der Entnahme von Warmwasser         dazu sind der Norm zu entnehmen.
möglichst schnell wieder unter 25 °C abküh-
len. Folglich sollen Warmwasserleitungen und      Keine Toträume im System
andere Komponenten, die nicht ständig warm        Weil Wasser in Toträumen lange liegen blei-
gehalten werden, nicht wärmegedämmt wer-          ben und die Temperatur in Totleitungen so-
den. Dies betrifft zum Beispiel die Warmwas-      wie Toträumen nicht kontrolliert werden kann,
serverteilung in Systemen ohne Warmhaltung.       versteht es sich von selbst, dass diese zu ver-
Eine weitere Massnahme zur Verhinderung           meiden sind. Insbesondere muss bereits bei
einer ungewollten Erwärmung kalter Leitun-        der Planung und Installation darauf geachtet
gen ist die konsequente Trennung warm ge-         werden, dass der Abgang von Stichleitungen
haltener Komponenten von kalten oder tem-         von der Hauptleitung zugänglich bleibt, so
porär auskühlenden Komponenten durch              dass bei einer Ausserbetriebnahme eines An-
einen Wärmesiphon. Dieser verhindert, dass        schlusses die Stichleitung unmittelbar an die-
warmes Wasser auf Grund seiner geringeren         sem Abgang gekappt werden kann und kein
Dichte in kältere Leitungsteile aufströmt, dort   Totleitungsabschnitt zurückbleibt.
abkühlt und wieder abwärts zurückströmt.
Diese unerwünschte Einrohrzirkulation würde       Regelmässiges Spülen
zu einer undefinierten Temperatur im entspre-     Ausreichende Temperaturen im System sind
chenden Abschnitt sorgen.                         nur die halbe Miete. Es ist auch dafür zu sor-
                                                  gen, dass diese Temperaturen an den Zapf-
Vorwärmzonen: Solar und WRG                       stellen ankommen. Wird eine Entnahmestelle
Für die Speicherung grösserer Energievorräte      länger als eine Woche lang nicht benutzt, so
soll vorwiegend Betriebs- und nicht Trinkwas-     soll vor einem erneuten Einsatz sowohl heiss
ser eingesetzt werden. Dennoch bleiben Sys-       als auch kalt gespült werden. Dies macht deut-
teme mit einem geringen Trinkwasservolu-          lich, dass letztendlich nicht nur die Installati-
men in Vorwärm- oder Mitteltemperaturzonen        on und die Betriebsparameter des installierten
des Speichers, zum Beispiel für Solarwärme-       Systems einen Einfluss auf die Legionellen-
anlagen und Wärmerückgewinnung, zuläs-            sicherheit haben, sondern auch das Nutzer-
sig. Dies unter der Voraussetzung, dass das       verhalten, das von der Norm jedoch nicht ab-
Spitzendeckungsvolumen im Bereitschafts-          schliessend abgedeckt werden kann. ❚
teil genügend gross ist, so dass sich eine all-
fällige Bakterienpopulation aus den Vorwärm-
und Mitteltemperaturzonen dezimieren lässt.
In gewissen Fällen wird ein monatliches Auf-
heizen des Vorwärmvolumens auf 60 °C wäh-

Ostschweizer Energiepraxis Oktober 2020                                                                      5
NEWS AUS DEN KANTONEN
     APPENZELL AUSSERRHODEN                          zustimmt und danach die Landsgemeinde
     Klimabericht                                    diesen annimmt, tritt die Vorlage sofort in
     Appenzell Ausserrhoden hat einen Klimabe-       Kraft. Die Landsgemeinde wird dann in ei-
     richt erarbeitet, der sowohl den Klimaschutz    nem unmittelbar danach traktandierten Ge-
     als auch die Anpassungen an die Auswirkun-      schäft über die Richtplanänderung für den
     gen des Klimawandels beinhaltet.                Windkraftstandort Honegg entscheiden. Da-
     Eine Arbeitsgruppe aus allen Departemen-        mit kann das Gesamtgeschäft gleichentags
     ten und weiteren Experten hat einen breiten     erledigt werden.
     Strauss an Massnahmen zusammengestellt.         Wird der Windkraftstandort Honegg im
     Die grössten Potenziale für einen verstärkten   Richtplan definitiv festgesetzt, ist dieser
     Klimaschutz liegen bei den Gebäuden (Inten-     Entscheid dem Bund zur Genehmigung zu
     sivierung der kantonalen Energieförderung       unterbreiten. Danach würde die Nutzungs-
     und verstärkte Vorbildwirkung des Kantons       planung für die Windenergieanlage vor-
     bei eigenen Gebäuden) sowie der Mobilität       genommen. Ist diese bereinigt, kann die
     (Planungsgrundlagen für Ladeinfrastruktur                      Durchführung eines Baube-
     E-Mobilität und Mobilitätskonzept).                            willigungsverfahrens erfol-
                      Der Regierungsrat hat den                     gen. Erst nach dessen Ab-
                      Bericht gutgeheissen und                      schluss ist es möglich, die
                      zuhanden des Kantonsra-                       Windkraftanlage zu bauen
                      tes verabschiedet, wo er im                   energie.ai.ch
                      Herbst diskutiert wird.
                      energie.ar.ch

                                                      GRAUBÜNDEN
                                                      Amt für Energie und Verkehr Graubünden:
     APPENZELL INNERRHODEN                            unter neuer Leitung und an neuem Ort
     Ein rauher Wind                                  Seit dem 1. August 2020 hat Thomas Schmid,
     Nachdem die Standeskommission auf die Dipl. Ing. ETH MBA, die Leitung des Am-
     definitive Festsetzung des Standorts Ho- tes für Energie und Verkehr (AEV) des Kan-
     negg für die Windenergienutzung im Richt- tons Graubünden übernommen. Er folgt auf
     plan verzichtet hatte, reichte ein überparteili- Erich Büsser, der das AEV nach zehn Jahren
     ches Komitee Mitte des vergangenen Jahres in den Ruhestand verlässt.
     die «Initiative pro Windenergie» ein. Die Ini-
     tianten fordern ein minimales Ausbauziel für Anfang September 2020 hat das AEV zu-
     die Nutzung der Windenergie. Zudem soll sammen mit anderen Dienststellen und total
     Windparks, die mehr als 10 Mio. kWh elekt- rund 400 Mitarbeitenden das neue Verwal-
     rische Energie pro Jahr erzeugen, ein kanto- tungszentrum «sinergia» bezogen. Sinergia
     nales Interesse zukommen. Der Grosse Rat steht am südlichen Stadtrand von Chur und
     hat im Rahmen der Beratung der Initiative ist im Minergie-P-Eco® Standard gebaut so-
     die Standeskommission beauftragt, einen wie nach dem Standard nachhaltiges Bauen
     Gegenvorschlag auszuarbeiten, der folgen- Schweiz, SNBS, zertifiziert.
     den Punkte umfassen muss:                        Neben der neusten Gebäudetechnik wur-
     ❚ Der Kanton setzt die rechtlichen Rahmen- de auch viel Wert auf die umweltfreundliche
     bedingungen so, dass mindestens 10 GWh Mobilität der Mitarbeitenden gelegt: Das
     pro Jahr an Windenergie im Kanton produ- Verwaltungszentrum verfügt über Bahn- und
     ziert werden können.                             Busanschluss, E-Bike Garage mit Ladestati-
     ❚ Die rechtlichen Rahmenbedingungen onen und E-Mobility Stützpunkt.
     sind dahingehend anzupassen, dass die Ver- www.energie.gr.ch
     sorgungssicherheit in der Interessenabwä-
     gung bei Windenergiestandorten höher ge-
     wichtet wird als der Landschaftsschutz, bis ST. GALLEN
     das Minimalziel gemäss Punkt 1 erreicht ist. VI. Nachtrag Energiegesetz
     In Ausführung des Auftrags schlägt die Der Kantonsrat stimmte dem bereinigten
     Standeskommission nun vor, als Gegen- Entwurf zum VI. Nachtrag des St.Galler Ener-
     vorschlag eine Ergänzung des Energiege- giegesetzes in der Schlussabstimmung zu.
     setzes der Landsgemeinde zu unterbreiten. Mit dem VI. Nachtrag des Energiegesetzes
     Falls der Grosse Rat dem Gegenvorschlag werden in erster Linie die MuKEn 2014 und

6                                                            Ostschweizer Energiepraxis Oktober 2020
energiepolitische Rahmenbedingungen be-            Ladeinfrastruktur und baut sein Förderpro-
rücksichtigt.                                      gramm auf der Nutzung von ausschliess-
Das Ziel des Baudepartements des Kantons           lich erneuerbarem Strom auf. Dies zeigt sich
ist es, dass der VI. Nachtrag im ersten oder       etwa in der Auszahlung eines zusätzlichen
im zweiten Quartal 2021 in Kraft tritt.            Bonus für die Installation von Photovoltaik-
energie.sg.ch                                      anlagen.
                                                   Als weitere wichtige Massnahme prägt die
Zusätzliches Förderprogramm                        Sensibilisierung der Bevölkerung mit Erleb-
Seit Sommer 2020 gibt es in Zusammenar-            nistagen rund um umweltfreundliche Mobili-
beit mit ProKilowatt die bis September 2021        tät die Thurgauer Energiestrategie.
befristete Förderung «Beleuchtungsersatz».         Ebenso gehört die Vorbildfunktion des Kan-
Gefördert wird dabei der Ersatz von fest ins-      tons dazu. So haben verschiedene Ämter der
                tallierten Beleuchtungen für       kantonalen Verwaltung Elektrofahrzeuge im
                beheizte Flächen, die nicht        Einsatz. Die kantonalen Gebäude werden aus-
                zu Wohnzwecken genutzt             serdem mit Ladestationen ausgerüstet, um
                werden.                            mit optimaler Infrastruktur am Arbeitsplatz
                energieagentur-sg.ch/be-           die Mitarbeitenden zur privaten Nutzung von
                leuchtung                          Elektrofahrzeugen zu motivieren.
                                                   Die Förderpolitik zeigt Wirkung. Seit der Lan-
                                                   cierung des Förderprogramms Anfang 2019
SCHAFFHAUSEN                                       ist der Anteil Elektroautos von 2 auf 8,3 %
Der erfahrene Architekt                            gestiegen. Der Kanton Thurgau erreicht da-
Seit rund einem halben Jahr arbeitet Holger                        mit von allen Kantonen in der
Zopf bei der Energiefachstelle des Kantons                         Schweiz die höchste Rate an
Schaffhausen sowie bei der Abteilung Ener-                         Neuzulassungen von batte-
gie des Kantons Thurgau. In seiner Verant-                         rie-elektrischen   Personen-
wortung liegen die Bereiche GEAK, Miner-                           wagen.
gie Zertifizierungsstelle Schaffhausen und                         www.energie.tg.ch
Thurgau sowie Energieberatung von Ge-
meinden und Baufachleuten. Ausserdem
hat er Einsitz in der Fachkommission So-           ZÜRICH
laranlagen zusammen mit der kantonalen             Erweitertes Förderprogramm im Kanton
Denkmalpflege.                                     Zürich
Holger Zopf hat an der Universität Karlsruhe       Das Förderprogramm Energie wurde per 1.
Architektur studiert und in der Folge in Dres-     Juli 2020 mit zusätzlichen förderberechtig-
den den Masterstudiengang Altbauinstand-           ten Massnahmen ergänzt. Neben den bis-
setzung absolviert sowie im Vertiefungsfach        herigen Massnahmen werden neu auch der
Bauphysik mit dem Master of Engineering            Ersatz von Öl, Gas- und Elektroheizungen fi-
(MEng.) abgeschlossen. Grosse berufliche           nanziell gefördert.
Praxis eignete er sich während seiner 15-jäh-      Weitere Informationen:
rigen Tätigkeit als Projektleiter und Mitinha-     zh.ch/energiefoerderung
ber in einem Ostschweizer Architekturbüro
an, wo er sich schon auf energetische Fra-
gen fokussierte.
energie.sh.ch

THURGAU
Auszeichnung «Goldener Stecker»
 Der «Goldene Stecker» ist der nationale An-
 erkennungspreis für eine fortschrittliche
 Mobilitätspolitik. Jährlich vergibt der Schwei-
 zer Elektromobilitätsverband Swiss eMobili-
 ty die Auszeichnung an Kantone, Städte und
­Gemeinden, die sich vorbildhaft für die Ent-
 wicklung der Elektromobilität einsetzen.
 Dieses Jahr durfte der Kanton Thurgau den
«Goldenen Stecker» entgegennehmen. Die
Jury hat das gut abgestimmte Förderpro-
 gramm überzeugt. Der Kanton Thurgau un-
 terstützt Elektrofahrzeuge sowie deren

Ostschweizer Energiepraxis Oktober 2020                                                            7
VERANSTALTUNGEN
     MEHRERE KANTONE (AR, GL, SG, ZH)                THURGAU
     EnergiePraxis-Seminare 2020                     Infoabende
     Die diesjährigen EnergiePraxis-Seminare in      «Gebäude erneuern – Energiekosten halbie-
     Zürich und Winterthur finden virtuell statt.    ren»
     Ab dem 17. November 2020 sind die aktuel-       Kreuzlingen     02.11.20    19.30–20.45
     len Beiträge der EnergiePraxis-Seminare als     Warth-Weiningen 04.11.20    19.30–20.45
     Videos auf folgender Webseite jederzeit ab-     Erlen           09.11.20    19.30–20.45
     rufbar: www.zh.ch/epx.                          Arbon           10.11.20    19.30–20.45
                                                     Sirnach         16.11.20    19.30–20.45
     Die EnergiePraxis-Seminare in St. Gallen und
     Ziegelbrücke werden wie gewohnt vor Ort         Anmeldung aller Teilnehmenden mit voll-
     durchgeführt:                                   ständiger Adresse und Telefonnummer ist
     St. Gallen         24.11.20    16.15–18.15      erforderlich:
     Ziegelbrücke      07.12.20     16.15–18.15      infoabende.ch
     Die Teilnahme ist nur nach erfolgter Anmel-
     dung möglich:
     energieagentur-sg.ch/Kalender                 Weitere Veranstaltungen
                                                   Schweizer Bauforum: Nachhaltiges Bauen
     GRAUBÜNDEN                                   – Nachhaltige Immobilien
     Energieapéro                                  Hochschule Luzern, Suurstoffi in
     Chur               18.11.20      17.00–19.30 Rotkreuz          18.11.20      13.15–17.15
                                                   energieagentur-sg.ch ➝ Kalender
     Weitere Infos und Anmeldung:
     energieapero-gr.ch                              Zusammenschluss zum Eigenverbrauch/
                                                     Versorgungssicherheit und Arealnetze
     ST. GALLEN                                      Winterthur        25.11.20   08.45–16.45
     Minergie: Moderne Lüftungskonzepte für          energie-cluster.ch ➝ Veranstaltungen
     Wohnbauten
     FHS, St.Gallen  10.11.20    13.30–17.00         Power to Gas Kongress Schweiz – Mit
                                                     grüner Energie in die Zukunft
     Solarstromnutzung im Gebäudepark                Umweltarena
     FHS, St.Gallen  12.11.20   13.30–17.00          Spreitenbach      25.11.20    09.00–16.00
                                                     energie-cluster.ch ➝ Veranstaltungen
     33 und mehr Ideen: Wie Architekten gegen
     die Klimakrise entwerfen können                 7. Nationale Smart City Tagung 2020
     Architektur Forum Ostschweiz,                   Luzern            09.12.20
     St.Gallen         16.11.20    19.30–21.00       energiestadt.ch ➝ Agenda

     EnergieTreff: Energie- und Klimapolitik im
     Kanton St. Gallen
     Einstein Congress,                         Weitere Kurse und Weiterbildungsangebo-
     St.Gallen          18.11.20    17.00–19.00 te zum Thema Energie und Umwelt:
                                                minergie.ch
     Weitere Veranstaltungen und Infos:         energieagentur-sg.ch/Kalender
     energieagentur-sg.ch ➝ Kalender            forumenergie.ch/kurse
                                                energie-agenda.ch
     SCHAFFHAUSEN                               energieakademie.ch
     Infoabend Energie                          energie-cluster.ch ➝ Veranstaltungen
     Vorgehen bei einer Gebäudemodernisie- solarevent.ch
     rung; unabhängiges Beratungsangebot der energieschweiz.ch ➝ Veranstaltungen
     Energiefachleute Schaffhausen; Förderbei-
     träge, Finanzierung, Wertentwicklung einer
     Liegenschaft                               Impressum
     Schaffhausen      26.11.20    18.30–20.00 Redaktion: Ivo Peter (ip), Christoph Gmür (chg) AWEL
                                                     Zürich, Telefon 043 259 42 66, energie@bd.zh.ch,
     Weitere Termine und Infos:                      www.zh.ch/energie
     energie-agenda.ch                               Layout: Gaby Roost, Nova Energie, Sirnach

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