Energieversorgungsrisiken, Energiepreiskrise und Klimaschutz erfordern gemeinsame Antworten
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Zeitgespräch DOI: 10.1007/s10273-022-3163-y Wirtschaftsdienst, 2022, 102(4), 262-269 JEL: P18, Q42, Q48 Manfred Fischedick Energieversorgungsrisiken, Energiepreiskrise und Klimaschutz erfordern gemeinsame Antworten In den vergangenen zwei Jahren hat sich die Welt ver- Haushaltsverbraucher:innen im Verlauf des Jahres 2021 ändert und vermehrt beherrschen Krisen das Bild. Jahr- um 83 % von 6,47 Cent pro Kilowattstunde auf durch- zehntelange Gewissheiten gelten nicht mehr, Risiken und schnittlich 11,84 Cent pro Kilowattstunde gestiegen wie Unsicherheiten nehmen zu, die Herausforderungen wer- Abbildung 1 zeigt), kumulierte mit dem Krieg Russlands den immer komplexer und erfordern gleichzeitig immer gegen die Ukraine in Bezug auf die Energieversorgung in schnelleres und konsequenteres Handeln. eine Situation, in der geopolitische Risiken das Bild be- stimmen. Hiermit verbunden waren weitere drastische Was können und was müssen wir aus den aktuellen Krisen Preisaufschläge beim Energieträger Gas. So stieg der lernen? Wir müssen lernen, dass wir ein erhöhtes Maß an Gaspreis am niederländischen Handelsplatz TTF – dem Sensibilität gegenüber potenziellen Risiken brauchen und wichtigsten Index für die EU – am 2. März 2022 von 122 da, wo notwendig und möglich, Vorsorge treffen müssen Euro pro Megawattstunde am Vortag auf 166 Euro pro und zwar auch dann, wenn dies finanzielle und struktu- Megawattstunde – also um mehr als ein Drittel an einem relle Vorleistungen erfordert. Nach der Coronapandemie Tag. Der zwischenzeitliche Tageshöchststand lag sogar ist die zugespitzte geopolitische Lage in Bezug auf die bei 195 Euro pro Megawattstunde, was einem Preisan- Erdgasversorgung überraschend, aber mit großer Macht stieg um knapp 60 % gegenüber dem Vortag entspricht. auf die Agenda gekommen, das heißt, ohne dass die Entscheidungsträger:innen in Politik und Wirtschaft sowie Für den Umgang mit der Energieversorgungs- und Energie- die Verbraucher:innen darauf wirklich vorbereitet gewesen preiskrise sind Lösungen und ein dauerhaft tragfähiger sind – nicht zuletzt vor dem Hintergrund jahrzehntelan- Ausweg notwendig. Gleichzeitig ist aber auch klar, dass ger zuverlässiger Lieferungen (auch zu Zeiten des Kalten diese Lösungen nicht zu Lasten der Klimaschutzziele ge- Krieges). Was im letzten Quartal des Jahres 2021 mit ei- hen dürfen – um nicht mit einem Beitrag zur Lösung der nem auf verschiedene Effekte1 zurückzuführenden, dras- einen Krise, eine andere, die Menschheit ebenso bedro- tischen Anstieg der Energiepreise anfing (der Gaspreis hende Krise sich weiter zuspitzen zu lassen. Anders ausge- ist bei Vertragsverlängerungen oder Neuverträgen für drückt: Die jetzt anstehenden Entscheidungen müssen ent- sprechend aus einer ganzheitlichen Perspektive getroffen 1 Dies betriff t u. a. eine weltweit erhöhte Nachfrage nach Erdgas auf- werden. Lock-in-Situationen und Pfadabhängigkeiten sind grund positiver Konjunkturentwicklung, ein kaltes Frühjahr 2021, ei- zu vermeiden, die für das Klima in eine Sackgasse führen. nen zunehmenden Einsatz von Erdgas in der deutschen Stromversor- gung zum Ausgleich des rückläufigen Beitrags erneuerbarer Energien im vergleichsweise sonnen- und windarmen Jahr 2021, einen Anstieg Umgekehrt ist für die Zukunft vor diesem Hintergrund des CO2-Preises, eine zunehmend auch im Jahr 2021 schon ange- aber auch klar: Es bedarf eines generellen Risikochecks spannte politische Lage sowie zeitweise steigende Stromexporte für die zentralen Energiewende- und Klimaschutzstrate- nach Frankreich aufgrund des Ausfalls eines signifikanten Anteils der französischen Kernkraftwerke. gien und -pfade. Dies gilt insbesondere in Bezug auf die Sicherheit der Bereitstellung von Energieträgern, aber für ein Industrieland wie Deutschland sowie in ganz ent- © Der/die Autor:in 2022. Open Access: Dieser Artikel wird unter der scheidender Weise für die Versorgung mit Grundstoffen Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz veröf- fentlicht (creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de). für die Industrie. Hinzu kommt nicht zuletzt die Notwen- digkeit einer hinreichenden und sicheren Verfügbarkeit Open Access wird durch die ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft gefördert. von Rohstoffen, wie etwa Seltene Erden, für die Herstel- lung zentraler Klimaschutztechnologien oder stabile Be- zugsstrukturen für zentrale Komponenten und Produkte. In diesem Sinne gilt es beispielsweise zu überlegen, ob Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick ist die weitgehende Abhängigkeit vom Import von Photovol- taikmodulen aus China den Anforderungen gerecht wird Wissenschaftlicher Geschäftsführer des Wuppertaler oder im stärkeren Maße wieder auf eine heimische Pro- Instituts für Klima, Umwelt, Energie. duktion gesetzt werden sollte. Dabei geht es nicht darum, vollständig autarke Strukturen aufzubauen, sondern Ver- letzlichkeiten und Risiken zu reduzieren oder sich dieser Wirtschaftsdienst 2022 | 4 262
Zeitgespräch Abbildung 1 Entwicklung der Erdgaspreise (Neuverträge) für Haushalte in Mehrfamilienhäusern in Deutschland Zahlen für 2022 entsprechen dem Niveau zu Beginn des Jahres Gaspreis (Cent/kWh) 11,84 12 0,55 10 2,47 8 1,34 6,71 6,46 6,47 5,98 6,18 6,08 6,00 5,70 5,73 5,36 5,17 5,24 5,53 5,26 0,46 6 1,65 1,61 1,54 1,57 1,55 1,54 1,71 1,49 1,50 1,43 1,46 1,42 1,05 1,16 1,41 1,42 4 1,14 1,11 1,21 7,48 1,17 1,20 1,22 1,26 1,33 1,31 1,30 1,25 1,30 2 4,01 3,69 3,50 3,04 3,30 3,32 3,26 3,01 2,62 2,81 2,54 2,97 2,46 2,57 0 r) 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 an 2 ua (J 02 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 2 Beschaffung, Vertrieb Netzentgelt Steuern und Abgaben CO2- Preis Quellen: BDEW (2021a, 2021b, 2022). in jedem Fall bewusst zu sein. Neben der Diversifikation men Möglichkeiten durch Maßnahmen auf der Seite von von Bezugsstrukturen und einer verstärkten heimischen Gasbeschaffung und Gasbewirtschaftung potenzielle Lü- Produktion kann auch der Übergang der heute nach wie cken zu schließen. vor stark linear geprägten Produktionsstrukturen auf zir- kuläre Strukturen (Circular Economy) einen wesentlichen Grundsätzlich muss eine Lehre für die Politik aus der Beitrag zur Risikominderung leisten. kritischen Versorgungsphase sein, die Bemühungen im Bereich Energieeffizienz, vor allem auch Stromeffizienz, Vor diesem Hintergrund sollen nachfolgend einige grund- die in den vergangenen Jahren eher stiefmütterlich be- legende Fragestellungen diskutiert werden. Der Schwer- trachtet worden sind, zu stärken, und den Ausbau erneu- punkt der Fragestellungen liegt dabei auf dem Umgang erbarer Energien noch einmal deutlich zu forcieren. Denn mit der angespannten Versorgungssituation mit Erdgas. diese beiden Strategien dienen sowohl dem Klimaschutz als auch der Verringerung unserer Abhängigkeit von Gas, Energieversorgungssicherheit erhöhen Öl und Kohle. Zudem sind mittlerweile nicht nur viele Energieeffizienzmaßnahmen, sondern auch die erneuer- In den verschiedenen Sektoren bestehen eine unter- baren Energien kostengünstiger als neue Energieversor- schiedliche Abhängigkeit und unterschiedliche Reakti- gungsoptionen aus fossiler Energie. Dies gilt auch im Ver- onsfähigkeiten, kurzfristig Alternativen zum Einsatz von gleich zu der Errichtung neuer LNG-Terminals. Erdgas zu finden. Im Bereich Industrie und Wärmeversor- gung von Gebäuden, die beide einen ganz erheblichen Möglichkeiten bei der Wärmeversorgung Teil der Erdgasnachfrage ausmachen2 (vgl. Abbildung 2), beziehen sich diese vor allem auf den Übergang zu Mit Blick auf die kurzfristige Handlungsebene kommt ei- energieeffizienten Stromanwendungen, Energieeffizienz- nem in der derzeitigen kritischen Situation sofort die Re- steigerungen und ein stärkeres Maß an energiebewuss- aktion in Japan auf die Kernkraftwerksunfälle in Fukushi- tem Verhalten. Im Bereich der Stromerzeugung besteht ma in den Sinn. Dort ist es durch umfangreiche Maßnah- neben effizienter Stromnutzung und dem Ausbau der men gelungen, den Energie- und vor allem den Strom- erneuerbaren Energien kurzfristig die Möglichkeit, auf bedarf signifikant (zumindest für eine Übergangszeit) zu Kohlekraftwerke auszuweichen – verbunden mit dem verringern3 – allerdings ausgehend von einem sehr hohen Nachteil deutlich höherer CO²-Emissionen. Hinzu kom- Niveau. Dafür hat sich der Begriff Setsuden eingeprägt. Wikipedia (2022) schreibt dazu: 2 Insgesamt betrug der auf Gase entfallene Endenergieverbrauch 2020 im Bereich der Haushalte (primär für die Wärmebereitstellung) 254 Terawattstunden (TWh), im Bereich der Industrie 227 TWh und im Be- 3 In der Region Tokio konnte die Spitzenlast um 10 % bis 15 % gesenkt reich Gewerbe, Handel und Dienstleistungen 98 TWh. werden (Lindner, 2017). ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft 263
Zeitgespräch Abbildung 2 Erdgasabsatz und jeweilige Anteile von Erdgas und Erdölgas im Endenergieverbrauch Anteil Erdgas am Endenergie- Anteil Erdgas verbrauch am Endenergie- verbrauch Verkehr 2 TWh 990 TWh Verkehr 0,4 % Verkehr Verkehr 2 TWh 958 TWh 0,3 % Fernwärme Fernwärme 79 TWh 43,8 % Fernwärme Fernwärme 62 TWh 43,5 % Gewerbe, Handel, Gewerbe, Handel, Dienstleistungen Dienstleistungen Gewerbe, Handel, Gewerbe, Handel, 119 TWh 28,7 % Dienstleistungen Dienstleistungen 121 TWh 27,7 % Stromversorgung Stromversorgung 139 TWh 10,5 % Stromversorgung Stromversorgung 133 TWh 15,9 % Haushalte Haushalte Haushalte Haushalte 317 TWh 38,0 % 280 TWh 37,9 % Industrie Industrie Industrie Industrie 337 TWh 30,7 % 360 TWh 31,0 % 2010 2020 Quellen: eigene Darstellung auf Basis der statistischen Daten von BDEW (2021a), BDEW (2021b) und AGEB (2021). Setsuden war eine nationale Bewegung in Japan, um werden, sowie auf eine Absenkung der Raumtemperatur die japanische Öffentlichkeit zu ermutigen, in den (tra- zu setzen, die in vielen Haushalten auf ein zu hohes Ni- ditionell wegen der hohen Klimatisierung verbrauchsin- veau eingestellt ist – das heißt, dass es hierdurch nicht zu tensiven) Sommermonaten 2011 Strom zu sparen und Komforteinbußen kommen muss. Schon eine Reduktion einen insgesamt energiesparenden Lebensstil an- um 1 Grad Celsius würde nach Berechnungen der Inter- zunehmen. Die Bewegung begann im Juli 2011, um nationalen Energieagentur (IEA) europaweit zu einer Re- Stromausfälle im Sommer aufgrund von Stromknapp- duktion des Gasverbrauchs von rund 10 Mrd. cbm oder heit in Ostjapan zu verhindern. umgerechnet 3,5 % führen. Auch in Deutschland gibt es aktuell einige Möglichkei- Vermutlich wird zumindest ein Teil der oben genannten ten, die schnell zu einer Minderung des Gas- und Öl- Maßnahmen in den Haushalten bereits rein preisgetrieben verbrauchs führen können. In Deutschland ist die Ab- ohnehin umgesetzt, obwohl wir wissen, dass die Preise- hängigkeit von Importen aus Russland besonders hoch: lastizität aufgrund vielfältiger Hemmnisse im Gebäude- Deutschland deckt aktuell etwas mehr als 50 % seines aber auch im Verkehrssektor eher gering ist. Wie Tabelle Erdgasverbrauchs über Importe aus Russland, zudem 1 zeigt, wird die Preiselastizität im Raumwärmebereich etwa 30 % des Ölbedarfs. Dies betriff t z. B. die Wärme- auf -0,2 geschätzt. Das heißt, dass der Energiebedarf bei versorgung in Gebäuden. Energiebewusstes Verhalten, einer Preiserhöhung um 10 % um etwa 2 % zurückgeht. angeregt durch eine breite Informations- und Mitmach- Entsprechend wird es von der weiteren Entwicklung und kampagne „Intelligentes Heizen und Lüften“ von Bund, Dauerhaftigkeit der Energiepreise abhängen, wie viel sich Ländern und Kommunen könnte kurzfristig einen Bei- allein über den Markt regeln wird. trag leisten. Schätzungen zufolge ließen sich im Prinzip 10 % bis 15 % des Heizenergiebedarfs einsparen, wenn Wie sieht es mit den mittelfristigen Handlungsmöglich- wir in den Gebäuden energiebewusster heizen und lüf- keiten aus? Mit Blick auf den nächsten Winter und da- ten würden. Denn gerade durch ineffizientes Kipplüften nach werden die erwartbaren Preiseffekte allein nicht – bei geöffneten Thermostaten – geht viel Energie ver- ausreichen, um die Versorgungssicherheit sicherzustel- loren. Zu energiebewusstem Verhalten gehört auch, auf len. Insofern sind nachfrage- wie angebotsseitig weitere das Heizen von Räumen zu verzichten, die kaum genutzt Maßnahmen notwendig. Dies betriff t auf der Nachfra- Wirtschaftsdienst 2022 | 4 264
Zeitgespräch Tabelle 1 schaftliche Unterstützung. Hinzu kommt eine Konzent- Preiselastizitäten der Nachfrage ration verfügbarer Kapazitäten (unter anderem im Hand- werk) in strategisch relevanten Bereichen (z. B. mehr Anwendungs- Energie- Preis- Sanierungsmaßnahmen statt Verschönerungsmaßnah- zweck träger elastizität men, die für eine gewisse Zeit warten können) und die Private Haushalte Raumwärme Heizöl leicht -0,2 Flankierung mit unterstützenden Prozessen, wie etwa Erdgas -0,2 Qualifizierungs- und Ausbildungsoffensive. Dienstleis- Strom -0,2 tungsangebote wie One-Stop-Shops, die Komplettan- Warmwasser Heizöl leicht -0,05 gebote für Gebäudesanierung machen und die schnelle Erdgas -0,05 Einführung innovativer Technologien wie das serielle Strom -0,05 Sanieren sind weitere wichtige Grundvoraussetzungen Elektrogeräte Strom -0,025 für die substanzielle Rückführung des Energiebedarfs in Gebäuden. Gewerbe, Handel, Raumwärme Heizöl leicht -0,2 Dienstleistungen Erdgas -0,2 (GHD) Nachfolgende Aufzählung beschreibt ein Sechs-Punkte- Strom -0,2 Sofortprogramm für die Wärmewende (Thomas et al. Transport und Transport und Benzin -0,25 2022), mit dem es möglich erscheint, in die beschleunigte Mobilität Mobilität Diesel -0,05 Umsetzung zu gehen und schon bis 2035 die Wärmever- sorgung der Gebäude in Deutschland vollständig auf er- Quellen: Prognos (2013), auf Basis von Bundesministerium für Wirtschaft neuerbare Energien umzustellen: und Technologie (2011). 1. Ein Ausstiegsgesetz für Öl- und Gasheizungen. Die Autoren schlagen vor, bis 2024 ein Verbot des Neuein- baus von Erdgas- und Ölheizungen zu erlassen sowie geseite unter anderem ein schnelles und konsequentes einen Stufenplan für ein Betriebsverbot einzuführen: ab Wechseln von Gas zu Strom im Bereich der Wärmean- 2027 für alle Anlagen, die vor 2000 eingebaut wurden, wendungen – also elektrische Wärmepumpen in Gebäu- ab 2030 für alle Anlagen, die vor 2010 eingebaut wur- den. Ähnliche Möglichkeiten ergeben sich auch in der den und dann für alle verbleibenden bis 2035. Industrie, die hier nicht detaillierter behandelt werden kann, die aber ebenfalls große Mengen an Gas abnimmt. 2. Ein Förderprogramm für zukunftsfähige Gebäudewär- Elektrodenkessel und Hochtemperatur-Wärmepumpen me in Einzelanlagen mit dem Ziel, bis 2035 12 Mio. können hier Gasanwendungen ersetzen. neue Wärmepumpen zu verbauen und eine Gesamtflä- che von Solarthermieanlagen von 70 Mio. Quadratme- • eine Sanierungsoffensive im Gebäudebestand in Ab- tern zu erreichen. hängigkeit und der zeitlichen Reihenfolge der Wärme- dämmstandards der Gebäude. Individuelle Sanie- 3. Eine Pflicht zur energetischen Sanierung für ineffiziente rungsfahrpläne werden hierbei eine zentrale Rolle Gebäude mit ökologischen Kriterien. Dazu schlagen die spielen müssen. Wärmedämmung spart zudem auch Autoren vor, dass alle Gebäude in den Effizienzklassen Kosten bei der Umstellung auf Wärmepumpen, denn E und H bis 2030 die Klasse D erreicht haben müssen, sie ermöglicht, mit den niedrigeren Temperaturen der danach alle Gebäude bis 2035 die Klasse C und bis Wärmepumpenheizung die Gebäude zu erwärmen. 2040 die Klasse B. Dabei unterstützen soll der indivi- Sonst müssten oft größere Heizkörper oder eine Fuß- duelle Sanierungsfahrplan. Allein der Einbau einer Wär- bodenheizung eingebaut werden. mepumpe ermögliche nach aktuellem Recht bereits ei- ne Verbesserung um zwei bis drei Effizienzklassen. • eine Ausweitung der Nah- und Fernwärmeversorgung, die parallel von fossilen auf erneuerbare Energien – al- 4. Ein Förderprogramm zur energetischen Sanierung von so auf Solarthermie, Geothermie, Großwärmepumpen, jährlich mindestens 3 % des Gebäudebestands mit beziehungsweise industrielle Abwärme – umgestellt ökologischen Kriterien. werden muss. 5. Ein Erneuerbare-Wärmenetze-Gesetz. Dieses soll fest- Eine derartige Entwicklung ist kein Selbstgänger, son- schreiben, dass das Wärmenetz bis 2035 vollständig dern erfordert ein mutiges Konzept des „Forderns und dekarbonisiert ist, dass leitungsgebundene Wärme Förderns“, rasches und konsequentes Handeln der be- ausgebaut wird und die Entwicklung hin zu Niedertem- troffenen Akteur:innen und eine geschlossene gesell- peratur-Wärmenetzen geht. ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft 265
Zeitgespräch 6. Ein Förderprogramm für zukunftsfähige Wärmenet- hung der Flexibilität durch Sektorenkopplung) kann ze. Dieses soll entsprechend der Ausbauziele im dabei im Verbund mit Speichersystemen helfen, die Erneuerbare-Wärmenetze-Gesetz gestaltet werden Fluktuationen der Stromerzeugung aus erneuerbaren und unter anderem den Umbau auf Niedertempe- Energien abzupuffern. ratur fördern sowie „grüne“ Wärmeerzeugung und -einspeisung. • Eine Umstellung von kohle- aber auch erdgasbasier- ten Heizkraftwerken auf grüne Fernwärme (durch die Möglichkeiten im Stromsektor Einbindung von solarthermischen Kollektorsystemen, Geothermie, industrielle Abwärme, thermische Müll- Welche Möglichkeiten ergeben sich im Stromsektor, in verwertungsanlagen, Wärmepumpen). dem heute auch viel Gas zum Einsatz kommt4 und in dem Gas bisher als wichtige Brückentechnologie und • Flankierend dazu eine Energie-/Stromeffizienzoffen- komplementäre Stromerzeugungsoption zum Ausgleich sive, die bei den traditionellen Stromanwendungen, des schwankenden Angebots von Strom aus Wind- und wie bei „weißer Ware“ (elektrische (Küchen-)Geräte) Sonnenenergie verstanden wird? in Haushalten, Motoren und Antrieben wie Pumpen in der Industrie, zu einer verringerten Nachfrage nach Die in Deutschland installierten Stein- und Braunkoh- Strom führt. lekraftwerke sind derzeit nicht vollständig ausgelastet. Zudem befindet sich eine Vielzahl von Kraftwerken in Schnellerer Ausbau erneuerbarer Energien (vor allem der sogenannten Reservehaltung. Hierdurch ergibt Photovoltaik und Windenergie) sowie verstärkte Ener- sich eine kurzfristige Möglichkeit, die Verstromung von gie- und Stromeffizienzbemühungen sind jetzt das Ge- Erdgas zu ersetzen, sofern die Erdgaskraftwerke nicht bot der Stunde, damit der negative Klimaeffekt nicht zu zur Versorgung von Fernwärmesystemen zum Einsatz groß wird. Im Unterschied dazu wird die Kernenergie in kommen. Dass diese Möglichkeit nicht rein theoreti- Deutschland keinen sinnvollen Beitrag zur Substitution scher Natur ist, zeigen die Entwicklungen im Jahr 2021: der Erdgasverstromung leisten können. Die noch lau- In dem Jahr hat sich der Anteil der Kohle an der Strom- fenden drei Kernkraftwerke sind (in ihren Wartungszyk- erzeugung gegenüber dem Vorjahr sehr deutlich im Zu- len und der Brennstoffbevorratung) seit langem auf ein ge des Anstiegs der Erdgaspreise erhöht – trotz der ho- Abschalten Ende 2022 ausgelegt und müssten entspre- hen CO2-Preise. Verbunden war diese Entwicklung mit chend ertüchtigt werden, um bei annehmbaren Sicher- dem Nachteil deutlich höherer CO2-Emissionen. Diese heitsbedingungen länger laufen zu können, was wiede- Verlagerung im Stromerzeugungsmix wird sich 2022 rum Geld aber auch Zeit kostet. Neue Kernkraftwerke fortsetzen. Hintergrund sind dabei vorrangig die Preis- sind in Deutschland aus Gründen der gesellschaftlichen effekte am Markt und weniger eine etwaige physische Akzeptanz nicht umsetzbar. Sie würden aufgrund der Verknappung von Erdgas. langen Planungs- und Genehmigungszeiten aber ohne- hin deutlich zu spät kommen und wären – wie die gerade Inwieweit die Verschiebung in der Stromerzeugungs- in der Umsetzung befindlichen Projekte in Frankreich, struktur anhält, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Finnland und Großbritannien zeigen – auch energiewirt- Aus Sicht des Klimaschutzes ist sie nicht gewünscht. schaftlich aufgrund der hohen Kosten nicht sinnvoll. Insofern ist gut zu wissen, dass sich mittel- und länger- fristig eine ganze Reihe von Möglichkeiten ergibt, Koh- Möglichkeiten auf der Seite der Gasbeschaffung le durch klimaverträglichere Optionen zu ersetzen und damit auch an dem von der Bundesregierung für 2030 Begleitet werden müssen die nachfrageseitigen Maß- geplanten Kohleausstieg festhalten zu können. Dies wird nahmen durch Veränderungen auf der Angebotsseite aber nur dann gelingen, wenn substanzielle Maßnahmen wie unter anderem: in folgenden Bereichen greifen: • eine Überprüfung der Möglichkeiten, um die heimi- • Drastisch beschleunigter Ausbau erneuerbarer Ener- sche Gasförderung zu erhöhen (derzeit kann Deutsch- gien für die Stromerzeugung (unter anderem durch land nur rund 5,2 % des eigenen Bedarfs durch eige- eine deutliche Verringerung der Planungs- und Ge- ne Vorkommen decken) unter Berücksichtigung der nehmigungszeiten und eine gegenüber heute breitere geologischen Potenziale aber auch der ökologischen gesellschaftliche Akzeptanz). Die verstärkte endener- Grenzen, das heißt, kein Einstieg in Fracking-Gas. gieseitige Umstellung auf Stromanwendungen (Erhö- • eine weitere Diversifizierung der Gasimportströme 4 Im Jahr 2020 waren es 171 Terawattstunden. (soweit möglich Erhöhung des Bezugs aus den Nie- Wirtschaftsdienst 2022 | 4 266
Zeitgespräch derlanden5 und Norwegen, Aufbau und Ausweitung letzlichkeiten transparent zu machen. Dies schließt ein, im von LNG-Bezugs- und Verarbeitungsstrukturen durch Rahmen von “Black Swan”-Analysen auch das Undenk- eigene Terminals mit der Möglichkeit, diese auf Was- bare in seinen Konsequenzen zu durchdenken sowie sich serstoff umzustellen, um einen fossilen Lock-in zu ver- der bestehenden täglichen Risiken wie etwa durch den meiden6, sowie den Bezug von LNG aus Ländern wie Betrieb von Kernkraftwerken bewusst zu sein. den USA, Ägypten und Katar. Energiewende und Klimaschutz • ein konsequenteres Gasspeichermanagement (mit der Vorgabe von Mindestfüllständen in kritischen Zeiten). Werden die oben genannten Maßnahmen umgesetzt, er- geben sich – zumindest kurzfristig – teilweise gegensätz- • einen deutlich beschleunigten Aufbau einer grünen liche Wirkungen in Bezug auf den Klimaschutz. Während Wasserstoffinfrastruktur, um spätestens nach 2030 sich die Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen und (besser früher) fossiles Gas durch grünen Wasser- energiebewusstes Verhalten direkt positiv auswirken, stoff sukzessive zu ersetzen. Längerfristig kann grü- führt der teilweise Umstieg von der Gas- auf die Kohle- ner Wasserstoff Erdgas als eine zentrale Säule der verstromung zu höheren Treibhausgasemissionen. Dies Energieversorgung ablösen. Beim Aufbau der Was- gilt gegenüber dem gegenwärtigen Status auch für den serstoffstrukturen ist dabei – den aktuellen Lehren Ersatz von russischem Erdgas durch LNG, das aufgrund folgend – noch stärker als bisher auf ein hohes Maß der Umwandlungsverluste (von der gasförmigen in die an Diversifizierung der Wasserstoff-Importquellen und flüssige Phase und zurück) aber auch aufgrund der po- hohe Flexibilität zu achten, um in keine neuerlichen ein- tenziellen Quellenstruktur (insbesondere wenn es sich um seitigen Abhängigkeiten zu geraten. Zudem sollte der LNG aus den USA mit signifikanten Anteilen an Fracking- Aufbau heimischer Erzeugungskapazitäten gestärkt Gas handelt) höhere Emissionen aufweist. werden und ein starker Fokus auf europäische Zusam- menarbeit gelegt werden. Im internationalen Kontext Über diese direkten Wirkungen hinaus sind auch syste- bedarf es des Aufbaus von vertrauensvollen Energie- mische Wirkungen zu beachten. Im Bereich der Ener- und Wasserstoffpartnerschaften, die die Eigeninteres- gieanwendungen besteht die Problematik, dass viele sen der Exportländer bei der Entwicklung ihrer Ener- Maßnahmen zwar den Druck aus der Gasversorgung giesysteme auf Augenhöhe berücksichtigen. nehmen beziehungsweise diesen zumindest verringern können, manche aber zu einem erhöhten Strombedarf • eine konsequente Vermeidung von Lock-in durch die führen, wie etwa elektrische Wärmepumpen in den Umsetzung von Ersatzmaßnahmen für die Substitution Haushalten, Elektrodenkessel in der Industrie. Geht man von russischem Erdgas unter anderem durch die Si- davon aus, dass der Strom zumindest für eine Über- cherstellung der Umwandlungsfähigkeit neuer Erdgas- gangszeit mit einem höheren Anteil in Kohlekraftwerken strukturen auf Wasserstoff (H2-Readiness). erzeugt würde, wirkt dies auf den ersten Blick aus Sicht des nationalen Klimaschutzes kontraproduktiv. Bei un- Unter diesen Bedingungen verbleibt vermutlich hinrei- veränderten Mengenbegrenzungen im europäischen chend viel fossiles Gas im System, um dieses auch im Emissionshandelssystem würden die Effekte insgesamt Jahr 2030 in den Bereichen zum Einsatz bringen zu kön- grenzüberschreitend ausgeglichen. Auf den zweiten nen, in denen Substitutionsmöglichkeiten in dieser De- Blick wird aber schnell klar, dass es zu diesem Vorge- kade begrenzt sind. hen in einer für die sukzessive Marktdurchdringung not- wendigen Hochlaufphase der Stromanwendungen keine Der Angriff Russlands auf die Ukraine hat aber auch ge- Alternative gibt, sondern damit Vorleistungen erbracht zeigt, dass es zukünftig wichtiger wird, bei der Gestaltung werden für einen dauerhaft positiven Klimaschutzeffekt des Energiesystems der Zukunft bereit zu sein, die Ver- in einem dann zukünftig weitgehend auf erneuerbaren Energien basierenden Stromsystem. 5 Nach aktuellen Planungen streben die Niederland an, die Erdgasför- derung aufgrund der Erdbebengefahr im Jahr 2029 zu beenden. Hin- Umso wichtiger ist, dass dieser negative Klimaschutz- zu kommt die bereits in der Umsetzung befindliche Umstellung der effekt auf der Zeitachse durch ein höheres Dekarbo- Versorgung in Deutschland auf H-Gas und damit eine Abkehr vom nisierungstempo im Zuge des Ausbaus erneuerbarer niederländische L-Gas. Vor diesem Hintergrund stellt ein vermehrter Import aus den Niederlanden vermutlich lediglich eine kurz- bis mit- Energien ausgeglichen werden muss. Denn für den Kli- telfristige Option dar. maschutz zählen nicht die Treibhausgasemissionen an 6 Die Bundesregierung hat Anfang März 2022 entschieden, dass zwei einem bestimmten Stichtag, sondern die kumulierten LNG Terminals (in Wilhelmshaven und Brunsbüttel) mit Unterstützung des Bundes gebaut und zu Mitte des Jahrzehnts ihren Betrieb auf- Emissionen. Höhere Emissionen in einer früheren Phase nehmen sollen. des Transformationspfades können entsprechend durch ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft 267
Zeitgespräch Abbildung 3 Status quo der Importe im Vergleich zu der Entwicklung im Rahmen der Umsetzung klimaverträglicher Transformationspfade TWh Nettoimport von Energieträgern in Szenarien 2500 2173 2000 1751 1567 1456 1500 1000 746 489 500 361 0 Statistik KN2045 KN100 Zielpfad KN2045 KN100 Zielpfad (Agora et al. (dena 2021) (BDI 2021) (Agora et al. (dena 2021) (BDI 2021) 2021) 2021) 2020 2030 2045 Erdgas Mineralöl Steinkohle Biomasse Strom Wasserstoff Power-to-Liquid Quellen: eigene Darstellung auf Basis der statistischen Daten für das Jahr 2020 der AGEB (2021). geringere Emissionen zu einem späteren Zeitraum aus- wende sein. Wenn nicht jetzt, wann dann sollten die Aus- geglichen werden. Dabei ist allerdings zu berücksichti- gangsvoraussetzungen dafür gegeben sein, den Mut für gen, dass die Bundesregierung mit dem Koalitionsver- neue und schnell umsetzbare Lösungen aufzubringen? trag das Ausbauziel der erneuerbaren Energien für das Jahr 2030 bereits von 65 % auf 80 % (Anteil am Strom- Gelingt es, diesen Weg zu gehen, kann nicht nur ein Bei- verbrauch) erhöht hat. trag für den Klimaschutz geleistet werden, sondern auch die Importabhängigkeit Deutschlands deutlich verringert Die zentrale Herausforderung ist damit der beschleunig- werden. Während heute noch mehr als 70 % der Primär- te Ausbau erneuerbarer Energien, vor allem im Bereich energieträger importiert werden müssen, zeigen die aktu- der Stromerzeugung, aber auch bei den Wärmeanwen- ell für Deutschland vorliegenden Transformationsstudien dungen. Damit stellt sich die Kernfrage, ob es angesichts (diese Studien skizzieren Pfade, mit denen Deutschland der verschärften Herausforderungen (Klimaschutz und bis 2045 treibhausgasneutral werden kann7 wie Abbil- Energieversorgungssicherheit) jetzt gelingt, einen breiten dung 3 verdeutlicht), dass sich die Importabhängigkeit gesellschaftlichen und politischen Konsens zu erzeugen stark verringern kann und je nach Szenario bis 2045 auf inklusive der Bereitschaft aller Beteiligten, und gemein- nur noch 20 % bis 42 % zurückgehen wird. Dabei müss- sam pragmatische Lösungen zu finden und Partialinter- ten künftig vor allem Wasserstoff, aus Wasserstoff abge- essen zugunsten des Gemeinwohls zurückzustellen. Dies leitete synthetische Kraft- und Brennstoffe (Power-to-X, schließt die Überwindung des sogenannten NIMBY-Effek- PtX), Strom und eventuell Biomasse importiert werden. tes („Not In My Backyard“) ebenso mit ein wie den Abbau Deutschland kann damit künftig nicht autark werden, die von Restriktionen, die sich aus bisher ungelösten Konflik- Energieversorgungssicherheit ließe sich unter der Vor- ten (z. B. Vogel- und Landschaftsschutz versus Ausbau der aussetzung diversifizierter Importstrukturen aber deutlich Windenergie) ergeben, und die drastische Vereinfachung besser ausgestalten als heute – wo vor allem Öl, Gas und des Genehmigungsrechts und der damit verbundenen Steinkohle sowie Uranbrennstoffe importiert werden, mit Gefahren sowie den deutlichen Ausbau der Bearbeitungs- kapazitäten in den Genehmigungsbehörden. Gelingt es, diese Hemmnisse gegebenenfalls auch durch eine deutlich 7 Entsprechende Studien sind im Jahr 2021 im Auftrag von Agora Ener- proaktivere Rolle des Staates – etwa bei der Errichtung von giewende, der Deutschen Energieagentur (DENA), dem Bundesverband neuen Infrastrukturen – zu überwinden und ohne Partizi- der Deutschen Industrie (BDI) und dem Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) erstellt worden. Letztere allerdings mit der veralteten Zielset- pationsmöglichkeiten grundsätzlich einzuschränken, kann zung der Erreichung von Treibhausgasneutralität im Jahr 2050 (die Sze- dies der Schlüssel für eine sogar beschleunigte Energie- narien sind in den Vergleich nicht aufgenommen worden). Wirtschaftsdienst 2022 | 4 268
Zeitgespräch BDEW – Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e. V. (2022), zum Teil hohen einseitigen Abhängigkeiten von einzelnen BDEW-Gaspreisanalyse Januar 2022, https://www.bdew.de/service/ Staaten wie Russland. daten-und-grafiken/bdew-gaspreisanalyse/ (7. März 2022). BDEW – Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e. V. (2021a), Erdgasabsatz in Deutschland Erdgasabsatz in Deutschland Ausblick nach Verbrauchergruppen – Zehnjahresvergleich [Diagramm], https:// www.bdew.de/media/documents/Erdgasabsatz_nach_Kundengrup- pen_Vgl_10J_o_jaehrlich_Ki_online_03052021.pdf (14. März 2022). Die Energieversorgungs- und Energiepreiskrise kann BDEW – Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e. V. (2021b), dementsprechend durchaus beschleunigend auf die Um- Entwicklung des Erdgasabsatzes in Deutschland, https://www.bdew. setzung der Energiewende und insbesondere der Klima- de/service/daten-und-grafiken/entwicklung-des-erdgasabsatzes- deutschland/ (9. März 2022). schutzziele wirken – gleichsam als „Booster“. Dies gilt vor Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) (Hrsg.) (2011), allem dann, wenn die Botschaft verstanden wird, dass 2. Nationaler Energieeffizienz-Aktionsplan (NEEAP) der Bundesre- Krisenprävention aufgrund der gemachten Erfahrungen publik Deutschland – Gemäß EU-Richtlinie über Endenergieeffizienz und Energiedienstleistungen (2006/32/EG) sowie Gesetz über Ener- einen deutlich höheren Stellenwert bekommen muss. giedienstleistungen und andere Energieeffizienzmaßnahmen (EDL-G) Dies schließt die Begrenzung der Folgen des Klimawan- – Methodisches Begleitdokument, https://www.buildup.eu/sites/de- dels explizit mit ein. Mit der Energieversorgungs- und fault/files/content/DE%20-%20Energy%20Efficiency%20Action%20 Plan%20Technical%20DE.pdf (14. März 2022). Energiepreiskrise werden die Gründe dafür, schnell und Lindner, R. (2017), Setsuden: Die Energiekrise und gesellschaftliche konsequent umzusteuern, noch vielfältiger. Hohe Ener- Stromsparanstrengungen nach Fukushima, in I. Wieczorek und D. gieträgerpreise, potenzielle Energieträgerknappheiten, Chiavacci (Hrsg.), Japan 2017, 201-216, http://vsjf.net/wp-content/up- loads/2020/03/jjb_2014_09_lindner.pdf (14. März 2022). aber auch zunehmende Wetterextreme weltweit und in Prognos AG (Hrsg.) (2013), Endenergieeinsparziel gem. Art. 7 EED und Deutschland – wie die Ereignisse im Juli 2021 gezeigt ha- Abschätzung der durch politische Maßnahmen erreichbaren Energie- ben –, sind gute Gründe jetzt zu handeln. einsparungen, im Auftrag der BfEE, https://www.bmwi.de/Redaktion/ DE/Publikationen/Studien/endenergieeinsparziel-abschaetzung- der-durch-politische-massnahmen-erreichbaren-energieeinsparun- gen.pdf?__blob=publicationFile&v=5 (14. März 2022). Literatur Thomas, S., D. Schüwer, F. Vondung und O. Wagner (2022), Heizen ohne Öl und Gas bis 2035 – ein Sofortprogramm für erneuerbare Wärme und AGEB – AG Energiebilanzen e. V. (Hrsg.) (2021), Auswertungstabellen zur effiziente Gebäude, Studie im Auftrag von Greenpeace e. V., Wuppertal. Energiebilanz Deutschland Daten für die Jahre von 1990 bis 2020 – Wikipedia (2022), Setsuden, https://en.wikipedia.org/wiki/Setsuden (23. Stand: September 2021 (endgültige Ergebnisse bis 2019, vorläufige März 2022). Daten für 2020). Title: Energy Supply Risks, the Energy Price Crisis and Climate Protection Require Joint Responses Abstract: In the past two years, the world has changed and global crises (e. g. the COVID-19 pandemic, war in Ukraine) increasingly dominate the headline. Decades of certainties no longer apply, risks and uncertainties are increasing, challenges are becoming more complex and at the same time require faster and more consistent action. Against that background, the text discusses what we can – and must – learn from the current crises. We must learn that we need to be more sensitive to potential risks and take precautions where necessary and possible, even if this requires pre-emptive financial and structural actions. The text focuses onis the current situation in which we have to find integrative answers reflecting the severe energy supply risks (associated with the energy import dependency from Russia) and the rising and volatile energy prices on the one hand and the climate protection challenge on the other. ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft 269
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