Erfahrungen mit UV/VIS-Sonden zur Überwachung der Spurenstoffelimination auf Kläranlagen
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Plattform „Verfahrenstechnik Mikroverunreinigungen“ www.micropoll.ch Stand: Februar 2018 Erfahrungen mit UV/VIS-Sonden zur Überwachung der Spurenstoffelimination auf Kläranlagen Version 1
Plattform „Verfahrenstechnik Mikroverunreinigungen“ www.micropoll.ch Stand: Februar 2018 Inhaltsverzeichnis: 1 HINTERGRUND ........................................................................................................................ 3 2 WARUM SAGT DAS SAK254 ETWAS ÜBER DIE ELIMINATION DER SPURENSTOFFE AUS? .......................................................................................................................................... 4 3 WELCHE INFORMATIONEN KANN DER SAK254 LIEFERN? .............................................. 6 3.1 Informationen des SAK254 für die Ozonung ........................................................................................ 6 3.2 Informationen des SAK254 für Aktivkohle-Verfahren ........................................................................... 6 4 PRAKTISCHE HINWEISE ZUM UMGANG MIT UV/VIS-SONDEN ...................................... 8 4.1 Anordnung im Verfahren .................................................................................................................... 8 4.2 Auswahl des Sondentyps..................................................................................................................11 4.3 Einbau ..............................................................................................................................................13 4.4 Tipps für die Ausschreibung .............................................................................................................13 4.5 Wartung / Qualitätssicherung ..........................................................................................................14 5 KOSTEN .................................................................................................................................. 18 6 ALTERNATIVE ZU UV/VIS-SONDEN ................................................................................... 18 7 FAZIT ....................................................................................................................................... 18 Redaktion A. Meier (VSA) Fachliche Begleitung: Arbeitsgruppe VSA Plattform „Verfahrenstechnik Mikroverunreinigungen“, C. Abegglen (VSA), C. Bassanello (VSA-Gruppe Messtechnik), M. Böhler (Eawag), M. Brennecke (Triform), P. Eberhard (ARACOM), J. Fleiner (Eawag), J. Grelot (VSA), M. Hachenberg (Wupperverband), M. Hofer (unimon), M. Horisberger (Triform), A. Joss (Eawag), J. Neef (KomS), R. Pfendsack (ARA Reinach), A. Piazzoli (Envilab), A. Riedener (Sigrist Photometer), M. Schachtler (ARA Neugut), S. Vogel (Endress und Hauser), P. Wunderlin (VSA), M. Zbinden (Hach Lange) Titelbild: SAK254-Sonde ARA Reinach, Foto R. Pfendsack 2
Plattform „Verfahrenstechnik Mikroverunreinigungen“ www.micropoll.ch Stand: Februar 2018 1 Hintergrund Die Reinigungsleistung von Verfahren zur Spurenstoffelimination auf Kläranlagen wird mit gesetzlich vorgeschriebenen, periodischen Labormessungen von zwölf Leitsubstanzen überwacht. Da diese Resultate jedoch erst Tage bis Wochen später verfügbar sind, besteht zusätzlich der Bedarf nach einer Messung vor Ort, um die Spurenstoffelimination im alltäglichen Betrieb zu überprüfen. Die direkte Analyse von Spurenstoffen vor Ort ist zu aufwendig und kostspielig. Gegenwärtig gibt es auf dem Markt keine «Online-Messungen» für Spurenstoffe. Dies ist Gegenstand der aktuellen Forschung. Daher wurden bereits verschiedene Summenparameter auf deren Korrelation mit der Elimination von Spurenstoffen untersucht (siehe „Konzepte zur Überwachung der Reinigungsleistung von weitergehenden Verfahren zur Spurenstoffelimination“ [1]). Daraus resultierte, dass die Messung des UV-Absorbanz-Signals (trübungskompensiertes Signal), auch SAK (= spektraler Absorptionskoeffizient) genannt, bei der Wellenlänge 254 nm im Zu- und Ablauf der Stufe zur Spurenstoffelimination empfohlen wird. Das SAK254 korreliert gemäss den bisherigen Erfahrungen gut mit der Spurenstoffelimination und weist auch gegenüber dem Summenparameter DOC (gelöste organische Stoffe) Vorteile auf. UV/VIS-Sonden sind kommerziell erhältlich und wurden auf einzelnen grosstechnischen Kläranlagen eingesetzt sowie im Rahmen von Pilotversuchen getestet. Definitionen: UV/VIS-Sonden können entweder bei Wellenlängen im gesamten UV- und sichtbaren Bereich (ca. 200 nm bis ca. 700 nm) messen (Spektralsonden) oder bei einzelnen Wellenlängen aus diesem Spektrum UV-Bereich: Wellenlängen 100-380 nm SAK = Spektraler Absorptionskoeffizient, Einheit Extinktion/Meter [E/m] oder [1/m] SAK254-Sonden messen den spektralen Absorptionskoeffizienten bei der Wellenlänge 254 nm (Signal trübungskompensiert) SAK254=((SAK254,Zulauf-SAK254,Ablauf)/SAK254,Zulauf)*100% Das vorliegende Dokument fasst das vorhandene Wissen zum Einsatz von UV/VIS-Sonden zur Überwachung der Reinigungsleistung bezüglich Spurenstoffe zusammen. Zukünftig werden in zahlreichen Projekten UV/VIS-Sonden eingesetzt, wodurch weitere Erfahrungen gesammelt werden. Das vorliegende Dokument kann daher zu einem späteren Zeitpunkt mit diesen zusätzlichen Erkenntnissen ergänzt werden. 3
Plattform „Verfahrenstechnik Mikroverunreinigungen“ www.micropoll.ch Stand: Februar 2018 2 Warum sagt das SAK254 etwas über die Elimination der Spurenstoffe aus? Bei der UV-Absorbanz-Messung schickt man UV-Licht durch eine Abwasserprobe und misst, wie viel des eingestrahlten UV-Lichts das gereinigte Abwasser durchdringen kann. Je mehr Licht absorbiert und somit auf der anderen Seite der Abwasserprobe nicht mehr detektiert wird, desto mehr Fremdstoffe sind in der Abwassermatrix. Zahlreiche gelöste organische Stoffe (DOC) und davon speziell viele organische Spurenstoffe weisen aromatische Ringe oder Doppelbindungen auf, welche das UV-Licht bei 254 nm absorbieren (siehe Abbildung 1, Absorbanzspektrum von Phenol und ähnlichen Substanzen mit aromatischem Ring). Diese Aromaten werden sowohl gut mit Ozon oxidiert, als auch gut an Aktivkohle adsorbiert (genauere Informationen zum Messprinzip sind in [1] und [3] enthalten). Allgemein gilt, dass durch die Elimination der Spurenstoffe diese Molekülstrukturen zerstört respektive aus dem Abwasser entfernt werden. Dies reduziert folglich den SAK. SAK254 Abbildung 1: Absorbanzspektrum von Phenol und ähnlichen Substanzen [2, ergänzt]. Abbildung 2 und Abbildung 3 zeigen, dass sowohl für Ozon als auch für Aktivkohle eine gute Korrelation zwischen dem SAK254 und der Elimination von Mikroverunreinigungen (MV) besteht. Die Korrelation ist jedoch Abwasser-spezifisch. Das bedeutet, dass sie für jede ARA separat bestimmt werden muss. Zudem können auch saisonale Unterschiede vorkommen, wenn beispielsweise die Abwasserzusammensetzung stark ändert. Auf der ARA Neugut – die erste ARA mit dieser online Messung - musste die Korrelation aber nicht saisonal angepasst werden. 4
Plattform „Verfahrenstechnik Mikroverunreinigungen“ www.micropoll.ch Stand: Februar 2018 Abbildung 2: Stufenversuch ARA Neugut, einmalig durchgeführt – Korrelation des Mittelwerts der Elimination der zwölf Leitsubstanzen über die ganze ARA (24h-Sammelproben) zwischen 73 und 93% mit dem SAK254 (=UV) über die Ozonung bei Trockenwetter, Steuer- und Regelung mittels eines SAK254-Sondenpaars, ein bis drei Tage pro Einstellung, alles aufeinander folgende Tage, Korrelation R2=0.96, Y=1.64x+0.11 [4] Abbildung 3: Absorbanzmessung über MV-Stufe (GAK im Wirbelbett) im Vergleich zur Elimination des Mittelwerts der zwölf Leitsubstanzen über die Pilotanlage (48h Sammelproben), Pilotversuch ARA Penthaz, gemessen mit einer einzigen SAK254-Sonde (alternierend SAK254,Zulauf und SAK254,Ablauf) (Graphik Triform) [5] Auswertungen von Spurenstoffmessungen auf der ARA Neugut zeigen, dass sich nicht für alle zwölf Leitsubstanzen einzeln eine solch gute Korrelation des SAK254 mit der Spurenstoffelimination wie in Abbildung 2 ergibt. [6] Beispielsweise korrelieren die Elimination von Candesartan und Methylbenzotriazol schlecht mit dem SAK254. Die Elimination von Hydrochlorothiazid, Metoprolol, Venlaflaxin und Benzotriazol hingegen lässt sich gut über das 5
Plattform „Verfahrenstechnik Mikroverunreinigungen“ www.micropoll.ch Stand: Februar 2018 SAK254 voraussagen. Die beste Korrelation wurde bei [5] und [6] mit allen zwölf Leitsubstanzen erreicht. 3 Welche Informationen kann der SAK254 liefern? 3.1 Informationen des SAK254 für die Ozonung Es ist möglich, über das SAK254 eine Ozonung zur Elimination von MV bedarfsgerecht zu steuern oder zu regeln. Der Ozonverbrauch kann dadurch, verglichen mit einer durchflussproportionalen Steuerung, reduziert und das Reinigungsziel bedarfsgerechter erreicht werden. Eine solche Regelungs-Strategie wurde auf der ARA Neugut getestet und wird gegenwärtig angewandt. [4;7] Ein Vorteil einer solchen Regelung ist, dass der erhöhte Ozonbedarf im Falle hoher Nitrit- Konzentrationen im Zulauf zur Ozonung automatisch gedeckt wird. Nitrit wird zwar mit dem SAK254 nicht direkt erfasst (geringe bis keine Absorption), aber es hat einen indirekten Einfluss auf das SAK254: Nitrit reagiert sehr schnell mit Ozon zu Nitrat und konsumiert daher Ozon, das dann nicht mehr für die Reaktion mit organischen Stoffen zur Verfügung steht – die SAK- Abnahme wird dementsprechend verringert. Die SAK-Abnahme kompensiert somit den Einfluss von Nitrit. [8] Falls sich aufgrund einer Fehlfunktion Ozon im Ablauf des Ozonreaktors befindet, beeinflusst dies das SAK254,out-Signal, da auch Ozon bei der verwendeten Wellenlänge stark absorbiert [9]. Auf der ARA Bülach kam es wegen dieses Effekts bei der Steuerung nach dem SAK254 kurzzeitig zu einer starken Überdosierung von Ozon (Details dazu in [9]). Dies kann mit einem Limit für die maximale Ozonzugabe einfach verhindert werden. 3.2 Informationen des SAK254 für Aktivkohle-Verfahren Eine Steuerung von Aktivkohle-Stufen mit Aktivkohle-Dosierung oder Kombinationen von Ozon und Aktivkohle über SAK254,in ist möglich, bisher gibt es damit jedoch erst wenig Erfahrungen. PAK Im Gegensatz zur Ozonung, wo eine Veränderung der Ozondosis eine sofortige Änderung des SAK254 verursacht, führt eine Veränderung der PAK-Dosierung zu einer langsameren Änderung des SAK254. Verfahren mit PAK reagieren aufgrund der langen Verweilzeit der PAK im System träger als Ozonungen. Es ist noch unklar, ob mit einer Steuerung/Regelung nach dem SAK254 bei PAK-Verfahren eine massgeblich tiefere Aktivkohle-Dosierung erreicht wird. Auf der ARA Ravensburg (PAK-Dosierung mit Sedimentation und Filtration, D) wird die PAK- Dosierung nach dem SAK254,Zulauf-Signal gesteuert. Dabei wurden den SAK254,Zulauf-Werten PAK- Dosiermengen zugeordnet, sowie eine maximale PAK-Dosiermenge festgelegt. Die Erfahrungen mit dieser Steuerung sind positiv. Das primäre Ziel der ARA Ravensburg ist CSB-Elimination. Es liegen jedoch auch Spurenstoff-Messungen vor. Auf der ARA Herisau (PAK-Dosierung mit Sedimentation und Filtration) mit stark schwankender Abwasserzusammensetzung aufgrund bedeutender Industriebetriebe im Einzugsgebiet wurde die UV/VIS-Sonde im Ablauf der Nachklärung vorerst lediglich zur Berechnung einer einmalig festgelegten Trockenwetter-SAK254-Tagesganglinie verwendet, um den täglichen Verlauf der Spurenstoff-Fracht annähernd abzubilden (ohne Verwendung einer Korrelation zu MV). Die täglich 6
Plattform „Verfahrenstechnik Mikroverunreinigungen“ www.micropoll.ch Stand: Februar 2018 dosierte PAK-Menge ist konstant und wird anhand der Tagesganglinie zugegeben. Die Umsetzung einer stundenweisen Dosierung nach online SAK254,Zulauf-Werten ist technisch realisierbar, bedingt jedoch ein stabiles SAK254,Zulauf-Signal resp. ein Konzept, welches die SAK254-Sonde im Zulauf der PAK-Stufe auf ihre Funktion absichert. Zusätzlich dient der ARA Herisau die Korrelation zwischen dem SAK254 und der Elimination von Mikroverunreinigungen als tägliches Monitoring des Betriebes. Das SAK254 kann bei PAK-Verfahren somit als unabhängiger Kontrollparameter verwendet werden: Betriebsstörungen wie der Ausfall oder Probleme mit der PAK-Dosierung, der Ausfall eines Rührers im Kontaktreaktor oder ein Ausfall der Polymer- oder Fällmitteldosierung sind anhand des SAK254 deutlich zu erkennen. Die Messung des SAK254 hat sich zudem bei Rührversuchen mit PAK bewährt, um die Leistungsfähigkeit verschiedener Produkte miteinander zu vergleichen und dadurch die Produktwahl zu unterstützen und die Qualitätssicherung verschiedener Lieferungen zu gewährleisten. GAK im Wirbelbett Die online SAK-Messungen des Pilotversuchs mit GAK im Wirbelbett auf der ARA Penthaz zeigten, dass die Reinigungsleistung (bezüglich SAK254) schnell auf die für dieses Verfahren typischen, periodischen Zugaben frischer GAK reagiert (siehe Abbildung 4) und das Verfahren folglich gezielte Änderungen der Dosierung bei veränderter Abwasserzusammensetzung zulässt. [5] Diese SAK254-Messungen erlaubten in diesem Fall wichtige Aussagen zum Funktionsprinzip des Verfahrens „GAK im Wirbelbett“. Betriebstage [d] 125 126 127 128 129 130 131 132 133 134 135 136 137 138 0 50 0.2 0.4 45 Abnahme SAK 254 [%] 0.6 Zugabe GAK [kg] 0.8 40 1 1.2 35 1.4 1.6 30 1.8 2 25 Abbildung 4: Einfluss der periodischen Zugabe an frischer Kohle (rot, gemittelt ca. 15 g/m3) auf das online SAK254 über die MV-Stufe, Pilotversuch GAK im Wirbelbett, ARA Penthaz [5] 7
Plattform „Verfahrenstechnik Mikroverunreinigungen“ www.micropoll.ch Stand: Februar 2018 GAK im statischen Filter Die Resultate der grosstechnischen Untersuchungen auf der ARA Bülach Furt deuten darauf hin, dass das SAK254 auch bei GAK-Filtern als Kontrollparameter zur Erkennung der sinkenden Reinigungsleistung über die Zeit und folglich des Austausch-Zeitpunkts genutzt werden kann. [10] 4 Praktische Hinweise zum Umgang mit UV/VIS-Sonden 4.1 Anordnung im Verfahren Für die Ermittlung des SAK254 ist eine Messstelle vor und nach der Reinigungsstufe zur Spurenstoffelimination, unabhängig vom eingesetzten Verfahren, notwendig. Im konkreten Fall lohnt es sich zu prüfen, ob die Installation lediglich einer Sonde für den Zu- und Ablauf der MV-Stufe möglich ist. Dies wurde im Pilotversuch auf der ARA Penthaz so umgesetzt, wo die Sonde alle 10 Minuten wechselweise mit Zu- respektive Ablauf der MV-Stufe durchströmt wurde. Ein gezielter Test auf der ARA Bülach zeigte, dass 4 Minuten ausreichen, um einen stabilen SAK254-online-Messwert zu erhalten [9]. Dies hängt jedoch von der Anzahl Messwerte pro Minute und der Mittelwertausgabe der Sonde sowie dem Wasseraustausch im System (Fliessgeschwindigkeit, Schlauchvolumen etc.) ab. In dieser Anordnung fällt ein allfälliger Drift für beide Messungen identisch aus, wodurch das SAK254 entsprechend weniger beeinflusst wird. Wenn zwei Sonden eingesetzt werden, ist eine Verbindung der beiden Sonden sinnvoll, damit ein (automatisierter) Sondenabgleich stattfinden kann [4]. Auf der ARA Neugut sind drei Sondenpaare im Einsatz, die sich gegenseitig überwachen. Diese hohe Anzahl von Sonden diente jedoch der Weiterentwicklung der Sonden und wird nicht für den alltäglichen Betrieb benötigt. Ozonung Im Fall einer Ozonung wurden die Messstellen in bisherigen Anwendungen (ARA Neugut und ARA Reinach) im Zu- und Ablauf der Ozonung installiert (siehe Abbildung 5). Der SAK254,Ablauf wurde somit vor der biologischen Nachbehandlung angeordnet, damit der Zeitversatz zwischen SAK254,Zulauf und SAK254,Ablauf möglichst gering ist. Die Messung des SAK254,Ablauf nach der Nachbehandlung ist jedoch auch denkbar. Dies hätte den Vorteil, dass die SAK254,Ablauf-Sonden einfacher zu warten sind, da die leicht abbaubaren Substanzen aus der Ozonung in der biologischen Nachbehandlung bereits eliminiert wurden und sich somit weniger biologischer Bewuchs bildet. 8
Plattform „Verfahrenstechnik Mikroverunreinigungen“ www.micropoll.ch Stand: Februar 2018 Abbildung 5: Anordnung UV/VIS-Sonden zur Messung des SAK254 bei der Ozonung, Graphik: VSA-Plattform PAK Beim „Ulmer-Verfahren“ (PAK-Dosierung mit Sedimentation und Filtration) kann der SAK254,Ablauf vor oder nach der Filtration angeordnet werden (Abbildung 6). Nach der Filtration sind gemäss den Erfahrungen des KomS Verfälschungen der Messergebnisse durch Feststoffe geringer und eine allfällige Elimination im Sandfilter wird miterfasst. Untersuchungen des KomS zeigen jedoch auch, dass sich die SAK254-Werte vor und nach der Filtration nur geringfügig unterscheiden. Falls in der MV-Stufe nur ein Teilstrom und in der Filtration der gesamte Abwasserstrom behandelt wird, erhält man mit dem SAK254,Ablauf–Signal nach der Filtration eine Aussage zum gesamten Auslauf und nicht spezifisch zur MV-Stufe. In Abbildung 7 sind die SAK254-Werte an allen drei eingezeichneten Messstellen auf der ARA Herisau (Teilstrombehandlung) dargestellt. Abbildung 6: Anordnung UV/VIS-Sonden zur Messung des SAK254 beim „Ulmer-Verfahren“, Graphik: VSA-Plattform 9
Plattform „Verfahrenstechnik Mikroverunreinigungen“ www.micropoll.ch Stand: Februar 2018 Abbildung 7: Spektrale Absorption bei 254 nm für die Messstellen Ablauf Nachklärung (blau), Ablauf PAK-Stufe (grün), Ablauf Filter (braun), zusätzlich die Wassermenge der Umgehung PAK-Stufe (schwarz), ARA Herisau, P. Eberhard (ARACOM) Bei einer Dosierung der PAK vor einer Sandfiltration werden die Messung für SAK254,Zulauf im Ablauf der Nachklärung und diejenige für SAK254,Ablauf im Ablauf des Sandfilters installiert (siehe Abbildung 8). Abbildung 8: Anordnung UV/VIS-Sonden zur Messung des SAK254 bei der PAK-Dosierung vor den Sandfilter, Graphik: VSA-Plattform Für die Überwachung einer Anlage mit PAK-Dosierung in ein Belebtschlamm-Verfahren müsste die SAK254,Zulauf-Sonde im Zulauf zur Biologie installiert werden. Dort ist jedoch aufgrund hoher Konzentrationen organischer Stoffe keine Korrelation zu den Spurenstoffen vorhanden. UV/VIS- Sonden können an diesem Ort lediglich zur Bestimmung anderer Parameter (z.B. CSB) eingesetzt werden. Ob eine alleinige SAK254,Ablauf-Messung im Ablauf des Filters oder eine SAK254,Zulauf- Messung nach ca. dem ersten Viertel des Belebtschlamm-Beckens (dort ist ein Grossteil der 10
Plattform „Verfahrenstechnik Mikroverunreinigungen“ www.micropoll.ch Stand: Februar 2018 leicht abbaubaren organischen Substanzen bereits entfernt) wertvolle Informationen zur Überwachung der MV-Stufe liefern könnten, wurde bisher noch nicht untersucht. 4.2 Auswahl des Sondentyps Grundsätzlich können UV/VIS-Sonden für jeden Abwassertyp bei nachgeschalteten Verfahren zur Überwachung der Spurenstoffe eingesetzt werden. Im Fall von hohen Konzentrationen an Bleichmitteln (z.B. aus Textil-Industrie) muss gemäss Sondenhersteller beachtet werden, dass UV/VIS-Sonden in diesem Fall eventuell zu hohe Werte liefern. Auch sehr hohe Konzentrationen an Nitrat können gemäss Erfahrungen des Wupperverbands [11] den SAK massiv beeinflussen. Gemäss [8] führte bei Laborversuchen eine Erhöhung der Nitratkonzentration um 50 mg Nitrat pro Liter zu einer Erhöhung des SAK254-Werts um ca. 1/m. Der Einfluss einzelner Substanzen könnte bei stark variierender Abwasserzusammensetzung problematisch sein und muss bei der Interpretation der Messergebnisse berücksichtigt werden. Die SAK-Abnahme, die durch die Oxidation von Nitrit zu Nitrat verursacht wird, ist vernachlässigbar. [8] Bei der Auswahl der Sonde und der Armatur sind vor allem die Lichtquelle und Wellenlänge, die Auslegung der Messspaltgrösse, die Reinigung der Sonde, die Art der Datenverarbeitung (z.B. Anzeigewert in [1/m] am Display), die Trübungskompensation und die Wartungsfreundlichkeit der Messstelle (manuelle Reinigung und Überprüfung) entscheidend. Die nachfolgenden Abschnitte liefern zu diesen Einflussfaktoren zusätzliche Informationen. Lichtquelle Heute werden hauptsächlich Xenon Blitzlampen oder Quecksilberdampf-Lampen eingesetzt. Zudem gibt es Sonden, die LED als Lichtquelle einsetzen. Gemäss Sondenhersteller sind zur Überwachung von MV-Stufen alle genannten Lichtquellen geeignet. Sie haben bei kurzen Wellenlängen eine ähnliche Lebensdauer und auch die Kosten sind vergleichbar. Die Lichtquellen unterscheiden sich in der notwendigen Aufwärmzeit, wobei diese für den Dauerbetrieb nicht relevant ist. Wellenlänge Für die Überwachung der Spurenstoffelimination sowohl bei einer Ozonung als auch bei PAK- Anlagen hat sich die Wellenlänge 254 nm bewährt. Andere, evtl. zusätzliche Wellenlängen geben Zusatzinformationen, sind aber meist nur bei speziellen Fragestellungen (z.B. zur Detektion einzelner Farben) notwendig. [12] Messspalt Die Breite des Messspalts (siehe Abbildung 9) besagt, welche Wassersäule zwischen Lichtquelle und –Empfänger ist. Je grösser der Messspalt, desto präziser werden die Messungen. Es muss aber sichergestellt werden, dass genügend Licht beim Empfänger ankommt. Dies ist eventuell nicht der Fall bei hoher Trübung. Der Messspalt muss daher auf die Wasserqualität abgestimmt werden. In nachgeklärtem Abwasser hat sich ein Messspalt zwischen 35 mm und 100 mm bewährt. Dies entspricht je nach Sondentyp einem Messbereich von ca. 0 – 75 m-1, beziehungsweise von ca. 0 – 30 m-1. Bei der Auswahl des UV/VIS-Sondentyps sollte darauf geachtet werden, dass die zu messenden Werte nicht am Rand des Messbereichs liegen, da sich die Genauigkeitsangabe zur Messsonde z.B. +/-2,5% auf den Endwert des Messbereichs bezieht. Bei speziellen Fragestellungen wie z.B. auf der ARA Herisau (UV/VIS-Sonden für SAK254, SAK366 11
Plattform „Verfahrenstechnik Mikroverunreinigungen“ www.micropoll.ch Stand: Februar 2018 (UV Bereich) und Farbigkeit SAK436, SAK525, SAK620 (VIS Bereich)) ist es allenfalls sinnvoll, durch den Hersteller vorgängig eine Abwasseranalyse durchführen zu lassen, um sicherzustellen, dass die Sonden nebst der korrekten Festlegung des Messspaltes für jede Messstelle auch über die optimale globale Kalibration verfügen. Abbildung 9: Foto SAK254-Sonde Versuchshalle Eawag, senkrecht durchflossen, Foto Plattform Reinigung Bei Anwendungen mit Ozon ist eine automatisierte chemische Reinigung der Sonden (z.B. mit Phosphorsäure) sehr wichtig, um ein langsames Abwandern (driften) der Messwerte aufgrund der zu erwartenden Biofilmbildung speziell nach der Ozonung zu verhindern. Für Aktivkohle- Anwendungen reicht meist eine automatische mechanische Reinigung (z.B. mit Wischer oder Druckluft) der Sonden aus. Falls viel Eisen eingesetzt wird, ist gemäss Erfahrungen des Wupperverbands [11] und der Pilotversuche auf der ARA Vidy in Lausanne [13] allenfalls eine chemische Reinigung nötig. Das Reinigungsintervall muss an die Abwasserqualität angepasst werden. Im grosstechnischen Versuch auf der ARA Bülach hat sich ein Intervall von 4 Stunden zwischen den automatischen Reinigungen mit Phosphorsäure und Druckluft sowie eine manuelle, mechanische Reinigung (durch den Betreiber) pro Woche bewährt [9]. Auf der ARA Herisau wird zusätzlich zur automatischen Druckluftreinigung wöchentlich manuell mit Säure gereinigt. Die automatische Druckluftreinigung reicht nicht aus, um die Zielvorgabe für die relative Abweichung zwischen Sonden- und Laborwerten von +/-10% einzuhalten (siehe Abschnitt Qualitätssicherung). Auf der ARA Neugut müssen die Sonden dank einer optimierten automatischen Spülung mit Phosphorsäure lediglich halbjährlich manuell gereinigt werden. Trübung Trübung durch ungelöste Stoffe führt dazu, dass das Licht gestreut und dadurch ein höherer SAK gemessen wird. Viele Sonden (und nicht nur Spektralsonden) kompensieren die Trübung, indem sie zusätzlich zum SAK254 den SAK bei einer anderen Wellenlänge messen und daraus den Trübungs-kompensierten SAK254 berechnen. Bei sehr hohen Trübungs-Werten (z.B. bei Sonden im Ablauf der Nachklärung, während Regenereignissen) kann es vorkommen, dass die automatische Trübungskompensation nicht mehr ausreicht. Eine Vorfiltration verhindert diese Schwierigkeiten gemäss den Erfahrungen des KomS und der Eawag [8], die Filter verstopfen jedoch rasch und es kann zur Verzögerung und Verfälschung des Messresultats kommen [7]. Wenn dieser Effekt bei der Interpretation der Ergebnisse berücksichtigt wird, kann auf eine Vorfiltration verzichtet werden. Der Betreiber der ARA Neugut konnte mit einer Durchflussmenge grösser 2 Liter pro Minute eine Verfälschung des Messwerts aufgrund von vereinzelten Schlammflocken im System 12
Plattform „Verfahrenstechnik Mikroverunreinigungen“ www.micropoll.ch Stand: Februar 2018 verhindern. Bei einer höheren Fliessgeschwindigkeit durchfliessen Verunreinigungen die Messzelle schneller und beeinflussen so das Messsignal nicht merkbar. Bei einer permanent erhöhten Trübung hat der hohe Durchfluss jedoch keinen Einfluss auf den Messwert. Für die Wahl der globalen Kalibration des Herstellers auf Spektralsonden mit Trübungskompensation ist die Trübung der jeweiligen Messstelle gemäss Erfahrungen auf der ARA Herisau einer der entscheidenden Faktoren. Die Trübung kann ebenfalls einen Effekt auf die Qualität der automatischen Reinigung mittels Druckluft haben. Alternativ gibt es auch die Möglichkeit die Messfenster mit automatischen Reinigungsbürsten zu reinigen. 4.3 Einbau Der Einbau muss sorgfältig durchgeführt werden, damit die Sonden genaue Messwerte liefern. Gemäss den Erfahrungen auf der ARA Neugut [4] konnte ein stabiles Signal erreicht werden, wenn beim Einbau auf Folgendes geachtet wurde: Anströmung der Messzelle von unten nach oben, ein Durchfluss >2 l/min (abhängig vom Messspalt, Fliessgeschwindigkeit ist entscheidend), um Ablagerungen von Feststoffen vorzubeugen und Verhindern von Luftblasen in der Probenahmevorrichtung. Die Erfahrungen des KomS und der Eawag bestätigen, dass die Luftblasen bei geneigtem Einbau oder dem Einbau mit komplett senkrechter Fliessrichtung (siehe Abbildung 9) entweichen können. Die Sonden können über einen Bypass (Durchflussarmatur, Abbildung 9) oder getaucht (Abbildung 10) eingebaut werden. Der Einbau direkt in der Hauptleitung ist grundsätzlich auch denkbar, wobei noch keine Erfahrungen vorliegen. Abbildung 10: SAK254,Ablauf-Sonde mit 35mm Messspalt auf der ARA Reinach (LED als Lichtquelle), Oberwynental, getaucht montiert im darunter liegenden Kanal vor der Sandfiltration, Foto Plattform 4.4 Tipps für die Ausschreibung In der Ausschreibung der Sonden soll möglichst genau beschrieben werden, an welchen Messstellen und mit welcher Funktion diese eingesetzt werden sollen. Der Ausschreibungstext sollte folgende Angaben enthalten (Aufzählung nicht abschliessend): Messparameter Messbereich Messmedium 13
Plattform „Verfahrenstechnik Mikroverunreinigungen“ www.micropoll.ch Stand: Februar 2018 Einbausituation (Eintauchsensor im Becken, direkt in der Hauptleitung oder in einem Bypass) Anströmung der Sonde Reinigung Anordnung der Messumformer (z.B. ablesen des Messwerts vor Ort) Leitungsmaterial Anzahl Sonden und zu messende Abwasserströme … Zudem ist es sinnvoll, den Einbau der in-situ-Sonden bereits bei der baulichen und mechanischen Anlageplanung zu berücksichtigen, um Konflikte mit anderen Einbauten (z.B. Kettenräumer im Sedimentationsbecken) zu verhindern. 4.5 Wartung / Qualitätssicherung Erste Erfahrungen zeigen, dass der Umgang mit UV/VIS-Sonden speziell zu Beginn Zeit und Geduld braucht. Es muss zwischen der Wartung der gesamten Messstelle (Sensor, Transmitter, Armatur, Reinigungseinheit, allenfalls Zuleitungen) und der Wartung des Sensors unterschieden werden. Die Wartung der Messstelle macht einen Grossteil des Unterhalts aus und ist stark von den Prozessbedingungen abhängig (primär Reinigung des Sensors und der Armatur), weshalb hierzu nur bedingt Prognosen gemacht werden können. Bei der Wartung des Sensors sind aber allgemeine Aussagen durch die Hersteller möglich (Kalibrations-Intervall, Austausch von Verschleissteilen wie Lampen oder UV-Filter). Der Wartungsaufwand hängt zudem von der gewünschten Genauigkeit der Messung und somit deren Verwendungszweck ab. Nur bei sorgfältiger Qualitätssicherung liefern die Sonden ein stabiles Signal. Qualitätssicherung der UV/VIS-Sonden mittels Vergleich der absoluten Sondenwerte mit Labor- SAK-Werten Zur Qualitätssicherung können die Messwerte der Sonden regelmässig mit Messwerten filtrierter Proben (0.45 μm Membranfilter) des UV/VIS-Spektrometers bei 254 nm im ARA-Labor verglichen und entsprechend angepasst werden (siehe Beispiel Abbildung 11). Man muss beachten, dass die meisten SAK-Sonden ohne Vorfiltration betrieben werden und somit online SAK-Messungen nicht-filtrierter Proben mit filtrierten Laborproben verglichen werden. Abbildung 12 zeigt den Einfluss der Filtration der Labor-SAK-Messung anhand eines Beispiels. 14
Plattform „Verfahrenstechnik Mikroverunreinigungen“ www.micropoll.ch Stand: Februar 2018 Abbildung 11: Beispiel einer Qualitätskontrolle, Vergleich SAK254 Onlinewert mit SAK254 Laborwert (filtriert, Zielgrösse +-10%, Klärwerk Mannheim, Ablauf Sandfilter, Vergleich Messwerte Juli/August (blau) und nach Korrektur der Messwerte ab September 2014 (orange) [14] 20 18 Filtrierte Proben 0.45 nicht-filtrierte Proben 16 14 Labor-SAK [1/m] 12 10 8 6 4 2 0 0 5 10 15 20 online SAK [1/m] Abbildung 12: Vergleich online Messungen SAK254 mit SAK254-Messungen mit Labor anhand filtrierter (blau) resp. nicht-filtrierter (grün) Proben, Pilotversuch ARA Penthaz, Graphik Triform Zu Beginn kann es sinnvoll sein, täglich die Sondenwerte mit den Laborwerten abzugleichen. Ein Spektrometer im ARA-Labor zur Messung im UV-Bereich plus die passenden Quarzküvetten (50 mm, sauber und spülmittelfrei) sind folglich eine Voraussetzung zur Kalibrierung und Überprüfung der Sonden. Die vorhandenen Photometer in ARA-Labors messen teilweise nur im VIS-Bereich. In diesen Fällen ist die Anschaffung eines neuen UV/VIS-Spektrometers nötig. Die Nullmessung erfolgt mit deionisiertem oder destilliertem Wasser. [15] Beim Einsatz von SAK254-Sonden bei aktivkohlebasierten Verfahren reicht eine relativ geringe Genauigkeit aus. Der absolute Wert der maximalen Abweichung der Sondenwerte von den Laborwerten wird je nach Ansprüchen und Verwendung festgelegt. Die ARA Herisau hat 15
Plattform „Verfahrenstechnik Mikroverunreinigungen“ www.micropoll.ch Stand: Februar 2018 beispielsweise +/-10% als Zielvorgabe für die relative Abweichung zwischen Sonden- und Laborwerten festgelegt. Die Labor-SAK-Messungen in 24h Sammelproben wurden in den allgemeinen Probeplan aufgenommen und ergänzen routinemässig die herkömmliche Betriebsüberwachung. Es empfiehlt sich zudem, die Abweichung der Sondenwerte von den Laborwerten in Stichproben (z.B. über 10 min) zu messen. Sobald die Abweichung der Differenz der SAK254-Messung und den Labormesswerten zum Sollwert in eine Richtung immer grösser wird (Drift), ist eine gründliche Reinigung nötig. Ein Messstellen-Drift ist meist auf eine Verschmutzung oder auf eine Veränderung des Fliessregimes zurückzuführen. Falls nach der Reinigung immer noch eine Abweichung besteht, handelt es sich um einen Sensor-Drift und der Sensor muss neu kalibriert werden oder es müssen Verschleissteile am Sensor ausgetauscht werden (Lampen, Filter). Drift kann nur mit regelmässigem Abgleich der Sondenwerte mit Laborwerten, resp. mit zwei Sonden (siehe unten) erkannt werden. Speziell wenn die beiden Sonden gegenläufig driften, beeinflusst dies das SAK stark. Diese Problematik kann mit dem Einsatz lediglich einer Sonde für SAK254,Zulauf und SAK254,Ablauf (siehe „Anordnung im Verfahren“) reduziert werden. Qualitätssicherung mittels gegenseitigem Sonden-Abgleich und Vergleich der über das SAK prognostizierten Reinigungsleistung mit MV-Analysen Falls lediglich das SAK interessiert, kann allenfalls auf einen Abgleich der absoluten Sondenwerte mit Labor-SAK-Messungen verzichtet werden. In diesem Fall erfolgt die Qualitätssicherung über die gegenseitige Kontrolle der eingesetzten Sonden für SAK254,Zulauf und SAK254,Ablauf (beide Sonden können sowohl Zu- als auch Ablauf messen, oder nur eine Sonde alternierend verwenden) und den Abgleich der prognostizierten Reinigungsleistung mit MV- Analysen. Zur bedarfsgerechten Steuerung- und Regelung einer Ozonung ist gemäss Aussage des Betriebsleiters der ARA Neugut eine sehr gute Übereinstimmung der UV/VIS-Sonden notwendig. Für die ARA Neugut ist eine Abweichung der beiden Sonden SAK254,Zulauf zu SAK254,Ablauf von maximal 0.05 E/m tolerierbar (Auswirkungen geringer Abweichungen siehe Abbildung 13). Der absolute SAK-Wert ist nebensächlich und ein Abgleich mit Labor-SAK-Werten erübrigt sich auf der ARA Neugut. Zentral für die ARA Neugut ist die Übereinstimmung der von den online-SAK- Messungen vorausgesagten MV-Elimination, die auf der Korrelation in Abbildung 2 basieren, mit dem Mittelwert der Analyse der zwölf Leitsubstanzen (siehe Abbildung 14). Dafür wird eine Zielvorgabe von minimal +/-3% (idealer +/- 2 %) angestrebt. 16
Plattform „Verfahrenstechnik Mikroverunreinigungen“ www.micropoll.ch Stand: Februar 2018 Abbildung 13: Auswirkungen geringer Abweichungen des SAK254,Zulauf und des SAK254,Ablauf auf die mit der Korrelation in Abbildung 2 berechnete, prognostizierte Elimination der Mikroverunreinigungen (EMV) auf der ARA Neugut, Graphik M. Schachtler ARA Neugut Abbildung 14: Vergleich der prognostizierten Reinigungsleistung der online SAK254-Messungen mit Laboranalysen der MV-Elimination (Mittelwert der zwölf Leitsubstanzen) über die gesamte ARA Neugut zur Qualitätssicherung, Graphik M. Schachtler ARA Neugut 17
Plattform „Verfahrenstechnik Mikroverunreinigungen“ www.micropoll.ch Stand: Februar 2018 5 Kosten Die Kosten für den Einsatz von SAK254-Sonden beruhen auf Erfahrungswerten und sind lediglich ein grober Anhaltspunkt. Notwendige Aggregate Ungefähre Kosten [CHF] 1 SAK254-Sonde mit automatischer Reinigung 15‘000 – 25‘000 inkl. Messumformer, Installation, Durchflussarmatur, Probenahme-Pumpe, Engineering, Inbetriebnahme Exkl. Verrohrung und elektrische Einbindung UV-Labormessgerät (allenfalls vorhanden oder 8‘000 - 12‘000 nicht nötig) Tabelle 1: ungefähre Kosten beim Einsatz von SAK254-Sonden zur Überwachung des Reinigungseffekts 6 Alternative zu UV/VIS-Sonden Statt online Sonden zu installieren ist es auch möglich, rein durch periodische SAK254-Messungen von 24h-Sammelproben im Labor auf der Kläranlage Informationen über den Spurenstoffabbau zu erhalten. Diese können zwar nicht für die Steuer- und Regelung eingesetzt werden, geben jedoch einen guten Anhaltspunkt zur Funktion der MV-Stufe. Beispielsweise haben Labormessungen der UV-Absorbanzabnahme während des halbtechnischen Pilotversuchs des KomS auf der ARA Schönau gezeigt, wie die Reinigungsleistung bei einem Abstellversuch während 3 Tagen kontinuierlich sank und schliesslich auf einem konstanten Wert blieb. [16] Je nach Verwendungszweck der SAK-Messung reichen daher regelmässige Labor-SAK254-Messungen aus. Zur Steuerung/Regelung von Aktivkohle-Verfahren mit Aktivkohle-Dosierung ist auch die Installation eines TOC-Analyzers im Zulauf zur MV-Stufe eine Möglichkeit. 7 Fazit Das SAK254 korreliert gut mit dem Abbau von Spurenstoffen und liefert wertvolle Informationen zur Funktion der MV-Stufe. Durch Steuer- und Regelung von Ozonungen nach dem SAK254,Zulauf respektive SAK254 lässt sich die Ozonzugabe stark optimieren. Beim Einsatz von Aktivkohle dienen die SAK254-Sonden entweder zur Steuerung nach SAK254,Zulauf, wobei damit erst wenige Erfahrungen gesammelt wurden, oder als Ergänzung der Steuer- und Regelung für ein Monitoring des Prozesses. Die Daten der online Sonden sind eine Ergänzung zu den gesetzlich vorgeschriebenen Laboranalysen für die Überwachung des Reinigungseffekts. Da die Qualitätssicherung der UV/VIS-Sonden zur Erstellung eines stabilen Signals aufwendig ist, muss zumindest während der Inbetriebnahme-Phase mit einem erhöhten Wartungsaufwand gerechnet werden. Somit soll die Anschaffung der online Sonden gut durchdacht sein. Als Alternative können die UV-Messwerte aus dem UV/VIS-Spektrometer des ARA-Labors als Kontrollparameter verwendet werden. 18
Plattform „Verfahrenstechnik Mikroverunreinigungen“ www.micropoll.ch Stand: Februar 2018 Quellenverzeichnis: [1] VSA Plattform „Verfahrenstechnik Mikroverunreinigungen“, Konzepte zur Überwachung der Reinigungsleistung von weitergehenden Verfahren zur Spurenstoffelimination, www.micropoll.ch/dokumente/faktenblaetter/ [2] De Souza K. V. und Peralte-Zamora P. (2001). Spectrophotometric determination of phenol in the presence of congeners by multivariated calibration. Anais da Academia Brasileira Ciências. vol.73 no.4 Rio de Janeiro. [3] VSA- Ordner „Messtechnik in der Siedlungsentwässerung“, Kapitel 10.6.3, (2003), (eine neue Fassung wird 2018 erscheinen) [4] Schachtler, M., Hubaux, N. (2016). BEAR: Innovative Regelstrategie der Ozonung – UV Messtechnik für Regelung und Überwachung der Elimination von Mikroverunreinigungen. Aqua & Gas Nr. 5, S. 84-93. [5] Triform, essais-pilotes – traitement des micropolluants par charbon actif en micrograins, 2017. rapport micropolluants essai N°1, Version A [6] Hubaux N., Schachtler M., Götz C., (2017): Eignung der UV-VIS-Sonden zur Überwachung der Spurenstoffelimination. Korrespondenz Abwasser Nr. 10. [7] Fleiner, J. (2015). Praxisanwendung einer online UV-Messung zur Optimierung der Ozondosierung zur Elimination von Mikroverunreinigungen aus kommunalem Abwasser, Masterarbeit. In Zusammenarbeit mit der Eidgenössischen Anstalt für Wasserversorgung, Abwasserreinigung und Gewässerschutz, Eawag, Dübendorf, Schweiz, und der ARA Neugut, Dübendorf, Schweiz. www.micropoll.ch [8] Wittmer, A., Ramisberger, M., Böhler, M., Heisele, A., Hollender, J., Mc Ardell, C., Longrée, P., Siegrist, H. (2013) UV-Messung zur Regelung der Ozondosis und Überwachung der Reinigungsleistung – Labor- und halbtechnische Pilotversuche. Eawag, Schlussbericht, Projekt-Nr. 85341. [9] Krappmann N., Bachelorarbeit 2017: Praxisanwendung und Test von zwei online UV-Sonden zur optimierten Ozondosierung und zur Überwachung der Effizienz der Spurenstoffelimination aus kommunalem Abwasser, Bachelor-Arbeit an der Eawag, Hochschule Weihenstephan – Triesdorf (D), Erstkorrektor Prof. Dr. - Ing. O. Christ, Zweitkorrektor Dipl. Ing. M. Böhler (unveröffentlicht). [10] Wunderlin, P., Joss, A., Fleiner, J. (2017). Zwischenbericht Elimination von Spurenstoffen durch granulierte Aktivkohle (GAK) Filtration: Grosstechnische Untersuchungen auf der ARA Bülach Furt, Eawag und Praxispartner, www.micropoll.ch/dokumente/berichte/ [11] Hachenberg, M., Wupperverband, E-Mails 2017. [12] Eberhard P. und Götz C., (2017). S::can Sonden ARA Bachwis, Präsentation Aracom und Envilab, www.micropoll.ch/plattform/arbeitsgruppensitzungen 19
Plattform „Verfahrenstechnik Mikroverunreinigungen“ www.micropoll.ch Stand: Februar 2018 [13] Margot, J., Magnet, A., Thonney, D., Chèvre, N., de Alencastro, F., Rossi, L. 2011. Traitement des micropolluants dans les eaux usées – Rapport final sur les essais pilotes à la STEP de Vidy (Lausanne). Ed. Ville de Lausanne [14] Neef, J., 2017: Präsentation Erfahrungen mit SAK-Sonden, Baden-Württemberg, KomS, www.micropoll.ch/plattform/arbeitsgruppensitzungen [15] D. Rensch, J. Margot, M. Schachtler, P. Wunderlin (2016). Betriebsüberwachung von Anlagen zur Elimination von Mikroverunreinigungen (EMV), VSA-Tagung Emmetten 3.6.16/4.11.16 [16] Rössler, A., Metzger, S., 2015. Untersuchungen zur Spurenstoffelimination mittels simultaner Pulveraktivkohledosierung auf der ARA Schönau – Abschlussbericht. Kompetenzzentrum Spurenstoffe Baden-Württemberg, www.micropoll.ch/dokumente/berichte/ 20
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