Finanzielle Steuerungsgrößen des Volkswagen-Konzerns
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Finanzielle Steuerungsgrößen des Volkswagen-Konzerns 1 Vorwort ......................................................................................................... 2 1. Einführung ................................................................................................... 3 2. Wertorientierte Unternehmensführung ................................................... 4 2.1. Bedeutung des Economic Value Added (EVA®) für die Unternehmensführung ....... 5 2.2. Marktorientierter Kapitalkostensatz als Mindestverzinsungsanspruch ................... 9 2.2.1. Berücksichtigung von kapitalmarktorientierten Risiken im Mindest- verzinsungsanspruch ........................................................................................... 9 2.2.2. Berücksichtigung regionaler Risiken im Mindestverzinsungsanspruch ........ 11 2.3. Umsatzrendite, Kapitalrendite und Mindestverzinsungsanspruch ........................ 15 2.4. Komponenten des Economic Value Added (EVA ) ................................................... 19 ® 2.4.1. Operatives Ergebnis ............................................................................................ 19 2.4.2. Steuern ................................................................................................................. 19 2.4.3. Investiertes Vermögen ........................................................................................ 19 2.4.4. Kapitalkosten ....................................................................................................... 21 2.5. Economic Value Added (EVA®): Operatives Ergebnis nach Steuern und Kapitalkosten .......................................................................................................... 23 3. Bedeutung des Mindestverzinsungsanspruchs für die operative und strategische Steuerung ............................................................................. 26 3.1. Periodenrechnung der Geschäftseinheiten ................................................................ 29 3.2. Produktergebnisrechnung ............................................................................................ 31 3.3. Investitionsrechnung ................................................................................................... 35 4. Kardinale finanzielle Steuerungsgrößen des VW-Konzerns – Zusammenfassung .................................................................................... 36 Verzeichnis der verwendeten Begriffe ......................................................... 38 EVA® is a registered trademark of Stern Stewart & Co.
Vorwort Sehr geehrte Damen und Herren 2 Volkswagen – ein globaler Konzern auf lokalen Märkten für individuelle Kunden. Diesen Leitsatz verfolgen wir mit unseren Produkten und Dienstleistungen auf den weltweiten Absatzmärkten im Wettbewerb um den Kunden. Damit sichern wir den Erfolg des Unternehmens und damit die Zukunft seiner Mitarbeiter. Um die Unabhängigkeit von Volkswagen zu wahren und am Kapitalmarkt erfolgreich zu sein, müssen wir den Unternehmenswert kontinuierlich und nachhaltig steigern. Nur bei einer angemessenen Ertragskraft sichern wir uns den finanziellen Spielraum, um zukünftige Projekte und unsere Innovationen auch über den Kapitalmarkt zu finanzieren. Investitionen und Innovationen sind gleichermaßen und nachhaltig Grundlage für die weitere Unternehmensentwicklung. Die Steigerung des Unternehmenswertes steht folgerichtig im Mittelpunkt des finanziellen Zielsystems. Dafür haben wir mit dem Economic Value Added (EVA®) eine an den Kapitalkosten ausgerichtete Steuerungsgröße definiert, an der wir den Erfolg des Konzerns in seiner Gesamtheit, seiner Geschäftseinheiten, aber auch den Erfolg unserer Produkte und Projekte im Einzelnen messen. Im Jahr 2001 hat der Volkswagen-Konzern die Rechnungslegung auf International Accounting Standards (IAS) umgestellt. Die damit verbundene periodengerechte Darstellung der wirtschaftlichen Lage führt zu einem Entfall der bisher nach handelsrechtlicher Bewertung und Bilanzierung (HGB) erforderlichen Normalisierungen im Operativen Ergebnis und im investierten Vermögen. Die vorliegende überarbeitete 2. Auflage basiert nunmehr vollständig auf der Rechnungslegung nach IAS. Dr. B. Pischetsrieder H. D. Pötsch Wolfsburg, im Oktober 2003
1. Einführung Der Volkswagen-Konzern wird finanziell geforderte Mindestverzinsung des 3 auf der Basis eines integrierten Kennzah- investierten Vermögens in unseren lensystems gesteuert. Bis Ende der ’90er Steuerungsgrößen. Über diese Mindest- Jahre stand hierin die Umsatzrendite verzinsung hinaus wird ein möglichst mit den Zielgrößen Umsatz und Ergeb- hoher Wertzuwachs des Konzerns und nis vor Steuern im Vordergrund der seiner Teilbereiche angestrebt, der allen operativen Steuerung. Das Kennzahlen- Anspruchsgruppen des Unternehmens system zur finanziellen Steuerung des zu Gute kommt. Ein solcher Wertzuwachs Konzerns hat sich bewährt, da es leicht sichert langfristig den Bestand und die kommunizierbar ist und für den externen Unabhängigkeit des Unternehmens, den Vergleich aussagefähige Benchmark- Kapitalgebern Wertsteigerungen ihrer Größen enthält. Diese drei kardinalen Kapitalanlage sowie den Mitarbeitern die Steuerungsgrößen geben jedoch keinen Arbeitsplätze und Einkommenssteige- Aufschluss darüber, ob das im Unterneh- rungen. men eingesetzte Kapital vom Kapital- markt her gesehen – d.h. aus der Sicht Seit der grundlegenden Implementie- der Anleger – angemessen verzinst wird. rung des finanziellen Steuerungssystems Ebenso müssen Geschäftseinheiten und hat die Rechnungslegung durch die Produktlinien daran gemessen werden, Umstellung auf IAS einige methodische ob und in welcher Höhe das bei ihnen Anpassungen erfahren; die wert- eingesetzte Kapital bzw. investierte orientierte Unternehmenssteuerung, die Vermögen eine angemessene Verzinsung sich bewährt hat, bleibt jedoch unverän- erbringt. dert bestehen. Im Folgenden wird das wertorientierte Steuerungskonzept von Mit der Entwicklung und Einführung des Volkswagen vorgestellt. Für das jeweilige wertorientierten finanziellen Steue- Geschäftsjahr finden Sie die entspre- rungskonzepts seit 1998 berücksichtigen chenden Informationen im Geschäftsbe- wir daher eine vom Kapitalmarkt richt der Volkswagen AG.
2. Wertorientierte Unternehmensführung Das Ergebnis bestimmt die Wertentwicklung des Unternehmens 4 a Ergebnis Wertzuwachs Wertzuwachs Eigenkapital- und Fremdkapital- kosten b Ergebnis Eigenkapital- Werterhaltung und Fremdkapital- kosten c Wertverzehr Eigenkapital- Wertverzehr und Ergebnis Fremdkapital- kosten Abbildung 1
2.1. Bedeutung des Economic Value Added (EVA®) für die Unternehmensführung Die Wertentwicklung des investierten Kurssteigerungen. Für sie ergibt sich der 5 Vermögens bzw. ein hierdurch erzielter Wert eines Unternehmens – und damit Economic Value Added (EVA®) ergibt sich der Wert ihrer Kapitalanlage – aus dem aus der Gegenüberstellung von Ergebnis Börsenwert als Marktwert des Eigenkapi- und Kapitalkosten (Abbildung 1): tals. Aus der Sicht der Fremdkapitalgeber interessiert die Verzinsung ihrer Anlage – +a wenn ein Ergebnis erwirtschaftet des entsprechenden Fremdkapitals im wird, das neben allen anderen Unternehmen. Hierbei entspricht der Aufwendungen auch die geforderten Buchwert des Fremdkapitals seinem Eigen- und Fremdkapitalkosten Marktwert. übersteigt, wird ein Wertzuwachs erzielt; Eigen- und Fremdkapital bilden das vom +b werden genau die Kapitalkosten Unternehmen zu verzinsende Kapital. erwirtschaftet, wird lediglich Wert Das Kapital muss dabei auf Basis seines erhalten; Marktwertes verzinst werden, da die +c werden die Kapitalkosten nicht Kapitalgeber eine Rendite auf den Markt- erwirtschaftet, wird Wert verzehrt. wert ihrer Anlage erwarten. Hieraus ergibt sich für das Unternehmen als For- derung, eine Mindestzielrendite zu errei- Die mindestens zu erwirtschaftenden chen, die das spezifische Anlagerisiko der Kapitalkosten ergeben sich aus den von Eigen- und Fremdkapitalgeber wider- den Kapitalgebern erwarteten spiegelt. Diese marktorientierte Verzinsungsansprüchen und der Relation Mindestzielrendite bezogen auf das von Eigen- und Fremdkapital. investierte Vermögen ergibt die min- Aus der Sicht der Eigenkapitalgeber destens zu erwirtschaftenden Kapital- interessiert die Verzinsung ihrer Kapital- kosten. anlage in Form von Dividenden und
2. Wertorientierte Unternehmensführung Die Kapitalkosten bestimmen das Renditeziel 6 Eigenkapital Geschäftseinheiten Vermögen Investitionen Renditen Fremdkapital Wertsteigerung Mindestzielrendite Mindest-RoI Abbildung 2
2.1. Bedeutung des Economic Value Added (EVA®) für die Unternehmensführung Die so zu erwirtschaftenden Kapital- 7 kosten im Verhältnis zum investierten Vermögen ergeben den Mindest-RoI (Return on Investment) (Abbildung 2). Eine Wertsteigerung des investierten Vermögens bzw. ein hierdurch erzielter EVA® ergibt sich, wenn ein erwirtschafte- ter RoI den geforderten Mindest-RoI bzw. Kapitalkostensatz übersteigt. Der EVA® bzw. Wertbeitrag lässt sich also auf zwei Wegen ermitteln: EVA® = Ergebnis - Kapitalkosten oder EVA® = (RoI - Mindestzielrendite) x Vermögen Einflussfaktoren auf die Wertentwicklung Ausgehend von diesen grundsätzlichen sind damit: Einflussfaktoren sind die spezifischen r operativ: Ergebnis, Vermögens- Werttreiber für die strategische und einsatz operative Unternehmensführung r finanziell: Kapitalstruktur und abzuleiten. Kapitalkostensätze
2. Wertorientierte Unternehmensführung Der Kapitalmarkt bestimmt die Kapitalkosten 8 Eigenkapital Zinssatz für risikofreie Anleihen 5,5% Gewinnanspruch der Aktionäre Risikoprämie DAX 6,0% VW-spezifische Risikoprämie -0,3% (Beta-Faktor 0,95) Eigenkapitalkostensatz nach Steuern 11,2% Fremdkapital Fremdkapitalzinssatz 7,0% der Kreditgeber Zinsanspruch Steuervorteil Fremdkapital - 2,4% (pauschal 35%) Fremdkapitalkostensatz nach Steuern 4,6% Abbildung 3
2.2. Marktorientierter Kapitalkostensatz als Mindestverzinsungsanspruch 2.2.1. Berücksichtigung von kapital- Dieses erhöhte Risiko wird durch zwei 9 marktorientierten Risiken im Mindest- Komponenten berücksichtigt: verzinsungsanspruch r eine allgemeine Risikoprämie, die das Die Kapitalkosten setzen sich aus Fremd- allgemeine Risiko einer Kapitalanlage und Eigenkapitalkosten zusammen. Da auf dem Aktienmarkt widerspiegelt der Gesamtkapitalkostensatz im und sich daher am DAX orientiert Unternehmen als generelle Zielvor- und gabe dient und daher nicht ständig an r eine VW-spezifische Risikoprämie, die kurzfristige Kapitalmarktschwankungen das jeweilige Unternehmensrisiko im angepasst werden soll, ist es wichtig, dass Verhältnis zum DAX ausdrückt und langfristig gültige, zukunftsorientierte mit Hilfe des Beta-Faktors ermittelt Kostensätze angewendet werden (Abbil- wird. dung 3). Der Beta-Faktor gibt das systematische Der Fremdkapitalkostensatz wird aus Risiko der VW-Aktie wieder, das durch die der durchschnittlichen Verzinsung Schwankungen des Kurses der VW-Aktie langfristiger Kredite abgeleitet. Da die im Vergleich zum gesamten Aktienmarkt Zinsen auf das Fremdkapital steuerlich (DAX) bestimmt wird. Dieser Faktor abzugsfähig sind, wird der Fremdkapital- drückt also das unternehmerische Risiko kostensatz nach Steuern angesetzt. aus, das der Kapitalgeber durch seine Investition in Volkswagen eingeht. Er ist Zur Bestimmung des Eigenkapital- mit Beta = 0,95 angesetzt worden. kostensatzes wird das Kapitalmarkt- modell CAPM (Capital-Asset-Pricing- Da der Renditezuschlag am Aktienmarkt Model) verwendet. Ausgangspunkt ist kurz- und mittelfristig schwankt, aber der Zinssatz langfristiger Bundesanlei- nicht ständig für die langfristige Unter- hen, da der Aktionär risikofrei seine nehmensführung sich ändernde Zielvor- Mittel in solche Wertpapiere investieren gaben abgeleitet werden können, wird könnte. Der Investor wird riskantere der Eigenkapitalkostensatz für Volkswa- Anlagen nur tätigen, wenn er das erhöhte gen in Höhe von 11,2% definiert. Dieser Risiko durch eine höhere Rendite vergü- Kapitalkostensatz ist ein Nachsteuersatz tet bekommt. – bezogen auf die Unternehmenssteuern.
2. Wertorientierte Unternehmensführung Die Finanzierungsstruktur beeinflusst den Mindestverzinsungsanspruch 10 Anteil des 2 Eigenkapitals Kapitalkostensatz (Börsenwert) nach Steuern 11,2 % = 9% Gewichtung 2:1 = Mindest- Anteil des 1 verzinsungs- Fremdkapitals anspruch 4,6 % (Buchwert) unverzinsliches Fremdkapital Berechnung: 2 1 – x 11,2 % + – x 4,6 % =19 % 3 3 Abbildung 4
2.2. Marktorientierter Kapitalkostensatz als Mindestverzinsungsanspruch Eigenkapitalkostensatz und Fremdkapi- 2.2.2. Berücksichtigung regionaler 11 talkostensatz ergeben, gewichtet mit den Risiken im Mindestverzinsungsanspruch jeweiligen Kapitalanteilen am Unter- nehmenswert, den Gesamtkapitalkosten- Das wirtschaftliche Risiko des Konzerns satz nach Steuern (Abbildung 4). Bei der hängt auch von seiner Standortstruktur Gewichtung der Kostensätze sind aus ab, die daher in die Risikoeinschätzung Sicht der Investoren nicht die histori- der potenziellen Kapitalgeber einfließt. schen Nenn- oder Buchwerte des Eigen- In einzelnen Regionen existieren beson- kapitals, sondern die Marktwerte des dere länderspezifische Risiken; beson- Kapitals relevant. Für Volkswagen ergibt ders das Währungsrisiko stellt vielfach sich unter Zugrundelegung der vom eine latente wirtschaftliche Gefahr für Kapitalmarkt abgeleiteten langfristigen Unternehmen dar. Weil das Kapital Zielkapitalstruktur (Eigenkapital : regional unterschiedlichen Risiken aus- Fremdkapital = 2 : 1) ein Gesamtkapital- gesetzt ist, muss auch der Verzinsungs- kostensatz von 9% nach Steuern, den anspruch des Volkswagen-Konzerns für wir als Mindestverzinsungsanspruch Investitionen in derartigen Ländern definieren. differenziert werden.
2. Wertorientierte Unternehmensführung Die Kapitalkosten einzelner Regionen sind wegen größerer Risiken höher 12 Zinssatz für risikofreie Anleihen 5,5% Risikoprämie DAX 6,0% Mindestverzinsung VW-spezifische Risikoprämie -0,3% einzelner Regionen (Beta-Faktor 0,95) Kapitalstruktur 2 : 1 = Länderspezifische Risikoprämie 2,5% 13 % Eigenkapitalkostensatz nach Steuern 13,7% Fremdkapitalzinssatz 18,0% Steuervorteil Fremdkapital - 6,3% (pauschal 35%) Fremdkapitalkostensatz nach Steuern11,7% Abbildung 5
2.2. Marktorientierter Kapitalkostensatz als Mindestverzinsungsanspruch Auf der Basis einer länderspezifischen 13 Risikoprämie von 2,5% und bei Ansatz eines erhöhten Fremdkapitalzinssatzes von 18% beträgt der erhöhte Mindest- verzinsungsanspruch für Investitio- nen in bestimmten Regionen 13% nach Steuern (Abbildung 5). Er gilt im Volkswagen-Konzern insbeson- dere für Gesellschaften in r Brasilien, r Argentinien, r Südafrika, r China. Die Einschätzung der Risiken in allen Ländern ist laufend zu überprüfen und daraus abgeleitet gegebenenfalls die jeweils geforderte Mindestrendite anzupassen.
2. Wertorientierte Unternehmensführung Die Kapitalrendite (RoI) wird von der Umsatzrendite und dem Kapitalumschlag bestimmt 14 G U G — x — = — U K K Umsatz- Kapital- Kapital- x = rendite umschlag rendite = RoI G = Gewinn = Operatives Ergebnis nach Steuern K = Eingesetztes Kapital = Investiertes Vermögen U = Umsatz Abbildung 6
2.3. Umsatzrendite, Kapitalrendite und Mindestverzinsungsanspruch Die Kapitalrendite – der RoI – zeigt in der um das zur Erzielung dieser Rendite 15 Plan- und Istrechnung die geforderte eingesetzte Kapital. Die Kapitalrendite ist bzw. erreichte periodenbezogene Verzin- demnach einerseits durch die Höhe des sung des investierten Vermögens und je Umsatzeinheit erwirtschafteten ermöglicht die vergleichende Beurteilung Gewinns bestimmt, andererseits durch von Investitionsvorhaben unterschiedli- die Höhe des mit einer Kapitaleinheit cher Art und Größenordnung in Bezug erzielten Umsatzes. Umsatz, Gewinn und auf die Verzinsung des jeweils gebunde- investiertes Vermögen – und damit nen Kapitals. Umsatzrendite und Kapitalumschlag – Operatives Ergebnis nach Steuern Kapitalrendite = ——————————————— x 100% (RoI) Investiertes Vermögen Übersteigt die Kapitalrendite den vom bestimmen die Kapitalrendite. Insofern Markt geforderten Kapitalkostensatz, behält die Umsatzrendite ihre eigenstän- wird eine Wertsteigerung für das Unter- dige Bedeutung als Steuerungsgröße im nehmen erzielt. Konzern. Sie ist in der bisherigen Anwen- dung auf Basis der veröffentlichten Entsprechend der RoI-Formel kann die Gewinn- und Verlustrechnungen als Kapitalrendite in die Bestandteile Vergleichsmaßstab bei externen Umsatzrendite und Kapitalumschlag Analysen unverzichtbar. Die Kapital- zerlegt werden (Abbildung 6). Das rendite und damit auch die Umsatz- Konzept der wertorientierten Unterneh- rendite basieren auf dem Operativen mensführung erweitert die finanzielle Ergebnis nach Steuern. Steuerungsgröße Umsatzrendite
2. Wertorientierte Unternehmensführung Die Umsatzrendite und der Kapitalumschlag sind Ausdruck unterschiedlicher Unternehmensstrukturen 16 Operative Umsatzrendite nach Steuern (%) 12 11 Kapitalrendite 9% = RoI 10 9 1 8 7 6 5 4,5 2 4 3 2 3 1 Kapital- 0 4,5 umschlag 0 1 2 3 4 5 6 Beispiele: 1 Umsatzrendite 9,0% x Kapitalumschlag 1,0 = RoI 9% 2 Umsatzrendite 4,5% x Kapitalumschlag 2,0 = RoI 9% 3 Umsatzrendite 2,0% x Kapitalumschlag 4,5 = RoI 9% Abbildung 7
2.3. Umsatzrendite, Kapitalrendite und Mindestverzinsungsanspruch Die Kapitalrendite dient als Zielvorgabe 17 und zur Messung der Zielerreichung für den Konzernbereich Automobile, die einzelnen Geschäftseinheiten sowie Produktlinien und Produkte. Der RoI gestattet zudem einen rendite- orientierten Vergleich der Performance von Produktions- und Vertriebsgesell- schaften sowie Produktionsgesellschaf- ten mit unterschiedlicher Fertigungstiefe (Abbildung 7).
2. Wertorientierte Unternehmensführung Investiertes Vermögen 18 Sachanlagen vermögen Anlage- + Aktivierte Entwicklungskosten + Immaterielle Vermögensgegenstände vermögen Umlauf- + Vorräte netto + Forderungen aus Lieferungen und Leistungen = Betriebliche Aktiva – Abzugskapital davon: Unverzinsliche Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen Unverzinslich erhaltene Anzahlungen = Investiertes Vermögen Abbildung 8
2.4. Komponenten des Economic Value Added (EVA®) Zur Verwendung des EVA® als strategi- 2.4.2. Steuern 19 sche und operative Steuerungsgröße auf der Grundlage des definierten Mindest- Das Operative Ergebnis ist zunächst ein verzinsungsanspruchs sind detailliert zu Ergebnis vor Steuern. Letztlich interes- bestimmen: sieren Kapitalgeber und Unternehmen jedoch das Ergebnis nach Steuern. Aus r das Operative Ergebnis, Vereinfachungsgründen wird für den r die Berücksichtigung von Steuern, Konzernbereich Automobile und seine r das investierte Vermögen. Geschäftseinheiten ein durchschnittli- cher Steuersatz von 35% angenommen, 2.4.1. Operatives Ergebnis der sich aus den international unter- schiedlichen Gewinnsteuersätzen der Mit Anwendung der International VW AG und der Tochtergesellschaften Accounting Standards (IAS) liegt der ergibt. Steuerliche Verlustvorträge Volkswagen-Konzern auf einer Linie mit kommen nicht zum Ansatz. der Rechnungslegungspraxis großer international tätiger Konzerne; dies 2.4.3. Investiertes Vermögen sichert eine stärkere Vergleichbarkeit der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage und Das investierte Vermögen erfüllt damit die Anforderungen eines (Abbildung 8) ergibt sich aus weiten Adressatenkreises für deren wirtschaftliche Entscheidungen. r den Vermögenspositionen der Bilanz, Die Rechnungslegung nach IAS orientiert die dem eigentlichen Betriebszweck sich stärker am periodengerechten dienen (betriebliche Aktiva); Ergebnisausweis, insbesondere im r und der Verminderung dieser Positio- Hinblick auf die Entwicklungskosten, die nen um das unverzinsliche Kapital vergleichbar mit Investitionen aktiviert (Abzugskapital). und ratierlich abgeschrieben werden. IAS-Daten sind daher direkt für die Dieses investierte Vermögen entspricht wertorientierte Steuerung verwendbar, dem zu verzinsenden eingesetzten die unter HGB-Vorschriften notwendigen Kapital. Normalisierungen sind nicht mehr erforderlich.
2. Wertorientierte Unternehmensführung Kapitalkosten als Produkt aus investiertem Vermögen und Kapitalkostensatz 20 Betriebliche Aktiva - Abzugskapital = Kapitalkostensatz Investiertes Kapitalkosten x = Vermögen Abbildung 9
2.4. Komponenten des Economic Value Added (EVA®) Aufgrund der Ausrichtung des wert- das Unternehmen dar und sind daher 21 orientierten Steuerungskonzepts – und von den betrieblichen Aktiva abzuziehen. damit von Kapitalrendite und EVA® – auf das operative Geschäft werden nur die Rückstellungen sind als zu verzinsendes Vermögensgegenstände des Anlagever- Fremdkapital zu behandeln. Der mögens (Sachanlagen, aktivierte Ent- Abzinsungssatz – d.h. der hier relevante wicklungskosten, immaterielle Fremdkapitalkostensatz – liegt unter dem Vermögensgegenstände) und des Um- in Ansatz gebrachten Kapitalkostensatz laufvermögens (Vorräte netto, Forderun- für langfristiges Fremdkapital; eine gen aus Lieferungen und Leistungen) kostenmäßige Differenzierung ist jedoch berücksichtigt, die dem eigentlichen bei der Ermittlung der Fremdkapital- Betriebszweck dienen. In den betriebli- kosten aus Vereinfachungsgründen nicht chen Aktiva ist der Nettobetrag (Zufüh- vorgenommen worden. Der Aufwand aus rungen - Abschreibungen) der aktivierten der jährlich erforderlichen Aufzinsung Entwicklungskosten enthalten. Vermö- langfristiger Rückstellungen ist nicht im gensteile, die mit dem Beteiligungs- Operativen Ergebnis enthalten, sondern engagement und der Anlage liquider nach IAS Bestandteil des Sonstigen Mittel zusammenhängen, sind über das Finanzergebnisses. Beteiligungs- und Zinsergebnis zu verzinsen. 2.4.4. Kapitalkosten Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Die Kapitalkosten ergeben sich als Leistungen sowie erhaltene Anzahlungen Produkt aus vom Kapitalmarkt geforder- sind operative Verbindlichkeiten, die aus tem Kapitalkostensatz und investiertem der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit Vermögen (Abbildung 9). stammen. Sie stellen zinslose Kredite an
2. Wertorientierte Unternehmensführung Das Operative Ergebnis muss mindestens die Kapitalkosten decken 22 Operatives Ergebnis Investiertes Vermögen – x Steuern Mindestverzinsungs- (pauschal 35%) anspruch (9% ) = Operatives Ergebnis nach Steuern – Kapitalkosten = = Economic Value Added Abbildung 10 (EVA®)
2.5. Economic Value Added (EVA®): Operatives Ergebnis nach Steuern und Kapitalkosten Der EVA® geht von den Erlösen einer Operatives Ergebnis 23 Periode aus und ergibt sich nach Abzug – Steuern (pauschaliert) aller der Periode wirtschaftlich zurechen- – Kapitalkosten * baren Aufwendungen. Er bildet die = EVA® zentrale Zielgröße für die Erhaltung und erfolgreiche Weiterentwicklung des * Kapitalkostensatz x investiertes Vermögen Konzerns. Der EVA® errechnet sich durch Abzug von (pauschalierten) Steuern und Der EVA® ergibt sich ebenfalls aus der geforderten Kapitalkosten vom Operati- Differenz zwischen Kapitalrendite und ven Ergebnis (Abbildung 10). Kapitalkostensatz, dem Spread, multipli- ziert mit dem investierten Vermögen: EVA® = (Kapitalrendite* – Kapitalkosten- satz) x investiertes Vermögen * Umsatzrendite x Kapitalumschlag Dabei gilt: Geplante oder erwirtschaftete Operatives Ergebnis nach Steuern r Kapitalrendite (RoI) = investiertes Vermögen r Kapitalkosteneinsatz = kapitalmarktorientierter Mindestverzinsungsanspruch r Kapitalkosteneinsatz = (Mindestzielrendite)
2. Wertorientierte Unternehmensführung Der Barwert der diskontierten EVA® bildet den Wertzuwachs eines Unternehmens oder eines Projektes in einem mehrjährigen Zyklus 24 EVA®1 EVA®2 EVA®3 EVA®4 … EVA®n Periode 1 2 3 4 … n Wertzuwachs Diskontierung 9% Abbildung 11
2.5. Economic Value Added (EVA®): Operatives Ergebnis nach Steuern und Kapitalkosten Kapitalrenditen (RoI-Größen), die über Ein positiver Kapitalwert zeigt dabei als 25 dem vom Kapitalmarkt geforderten absolute Größe den Wertzuwachs. Kapitalkostensatz liegen, bedeuten Er ergibt sich aufgrund einer höheren Wertsteigerungen. EVA und Rendite- ® Rendite gegenüber der im Diskontie- kennzahlen lassen sich in der Perioden- rungssatz geforderten Mindestver- rechnung für den Konzernbereich zinsung. Erhöht man in einem solchen Automobile, die Geschäftseinheiten Fall schrittweise den Diskontierungssatz sowie für die Produktlinien und Produkte über die Mindestrendite hinaus, ergibt ermitteln. sich bei einem Kapitalwert von Null der interne Zinsfuß – eine gut kommuni- Die Summe der diskontierten künftigen zierbare Zusatzinformation. ® periodischen EVA bildet den zu erwar- tenden Wertzuwachs zum investierten Vermögen (Abbildung 11). Der Wertzuwachs entspricht dem Kapitalwert, der nach der Discounted- Cash-Flow-Methode auf der Basis von Einzahlungen und Auszahlungen ebenfalls mit dem geforderten Kapital- kostensatz berechnet wird. Dieses Vorgehen nach der Discounted-Cash- Flow-Methode kommt primär für Produkt- und Investitionsrechnungen zum Einsatz.
3. Bedeutung des Mindestverzinsungsanspruchs für die operative und strategische Steuerung Anwendung des Mindestverzinsungsanspruchs im Konzern 26 Steuerung der VW Geschäftseinheiten Konzern (Periodenergebnisse) Bereich Finanz- Bereich dienst- Automobile leistungen Mindestverzinsungs- anspruch 9% Teilkonzerne Einzelgesellschaften Steuerung der Investitionsvorhaben Produktlinien/Produkte (Produktlinien/Produkte) Abbildung 12
Der im Konzern definierte Mindest- 27 verzinsungsanspruch an das investierte Vermögen gilt einerseits für die Geschäftseinheiten, andererseits für die einzelnen Produkte/Produktlinien des Konzerns (Abbildung 12). Hierdurch bietet sich für die operative und strategi- sche Führung des Konzerns über die geplante und tatsächlich erwirtschaftete Kapitalrendite die Chance, die Steue- rung der Geschäftseinheiten und die Steuerung von Investitionsvorhaben – im Schwerpunkt Produktvorhaben – mit einer konsistenten Zielvorgabe zu verbinden.
3. Bedeutung des Mindestverzinsungsanspruchs für die operative und strategische Steuerung Finanzielle Analyse 28 Wesentliche Zahlen Juni Januar – Juni Juli Aug. Sept. Gesamtjahr besser/ besser/ besser/ besser/ besser/ IST (schlechter) IST (schlechter) (schlechter) Schätzung Vor- (schlechter) (schlechter) Budget Budget Vorjahr schau Budget Vorjahr Absatz Fzg. (Tsd. Stück) Produktion Belegschaft (Stand Tsd.) Umsatz (Mio. ¤) Ergebnisbeitrag -in % vom Umsatz Fixkosten -in % vom Umsatz Aktivierung/AfA Entwicklungskosten Sonstige Kosten/Berichtigungen Risikovorsorge Operatives Ergebnis -in % vom Umsatz Beteiligungsergebnis Zinsergebnis Sonstiges Finanzergebnis Ergebnis vor Steuern -in % vom Umsatz Ergebnis nach Steuern Brutto-Cash flow Veränderung Working Capital Cash flow laufendes Geschäft Investitionstätigkeit Netto-Cash flow Selbsfinanzierung Brutto-Liquidität Kreditstand Netto-Liquidität Investiertes Vermögen Operatives Ergebnis nach Steuern Kapitalkosten (bei 9%) Economic Value Added (EVA®) Kapitalrendite (Rol) (%) Abbildung 13
3.1. Periodenrechnung der Geschäftseinheiten Schwerpunkt der Konzernsteuerung 29 bildet das Kerngeschäft der Geschäfts- einheiten des Automobilbereichs. Daher sind die Kapitalrendite und der EVA® als Zielgrößen sowie die jeweiligen Zielerreichungen Bestandteil der finanziellen Planung und Analyse (Abbildung 13). Ausgangspunkt ist das Operative Ergeb- nis nach (pauschalierten) Steuern, das die Kapitalkosten des investierten Vermögens decken muss und darüber hinaus zur Wertsteigerung des Gesamt- unternehmens beitragen soll. Ist Letzte- res der Fall, ist die Kapitalrendite – der RoI – größer als der kapitalmarkt- orientiert geforderte Kapitalkostensatz bzw. Mindestverzinsungsanspruch.
3. Bedeutung des Mindestverzinsungsanspruchs für die operative und strategische Steuerung Die Produktlinienergebnisse bestimmen in ihrer Gesamtheit den Unternehmenswert 30 Produktergebnisrechnung Produktlebenszyklus Erlöse ./. Einzelkosten ./. Spezifische Fixkosten ./. Allgemeine Fixkosten Operative ./. Pauschale Steuern (35%) Produkt- ergebnisse = Operatives Ergebnis der Perioden nach Steuern nach Steuern Vermögenseinsatzrechnung Produktinvestitionen + anteilige Aggregateinvestitionen + anteilige Grundlastinvestitionen + anteiliges vorhandenes Vermögen ./. + anteiliges verzinsliches Working Capital = Investiertes Vermögen x Kapitalkostensatz 9% Kapital- kosten = EVA® der Produktlinie Barwert der EVA® der Produktlinie Diskontierung 9% Entscheidungsgrundlage Abbildung 14
3.2. Produktergebnisrechnung Der Mindestverzinsungsanspruch des Working Capitals) zuzurechnen. Ziel ist 31 Konzerns gilt uneingeschränkt auch für dabei, die Vermögensgegenstände das in den einzelnen Produktlinien entsprechend der Nutzung unmittelbar eingesetzte Vermögen. In dieser Identität den Produktlinien zuzuordnen. Zur der Zielvorgaben für Unternehmens- und Vermeidung unvertretbaren Aufwands in Produktrenditen liegt gerade der beson- der Datenerfassung wird hier aber bei der dere Wert des Mindestverzinsungsan- Zuordnung auf alle Produkte eines spruchs. Allerdings muss bei der Geschäftsbereichs mit Vereinfachungen/ Kapitalrendite einzelner Produktlinien Schlüsselungen gearbeitet. der gesamte Lebenszyklus dieser Pro- duktlinien berücksichtigt werden; Produktergebnis- und Vermögenseinsatz- einzelne Periodenergebnisse haben für rechnung gewinnen ihre Daten zunächst die Produktentscheidung nur einge- aus der Periodenrechnung. Aus der schränkten Aussagewert. Differenz zwischen Produktergebnis und Kapitalkosten ergibt sich der EVA® der Gegenstand der Produktergebnisrech- Produkte/Produktlinien in den einzelnen nung ist einerseits die Produktrechnung Jahren des Produktlebenszyklus. bis zum Operativen Ergebnis nach Steuern und andererseits die Vermögens- Da die Einzeljahre im Hinblick auf die einsatzrechnung für die Produktlinie. Die Rendite eines Produktvorhabens nur besondere Problematik besteht – ähnlich eingeschränkten Aussagewert haben, wie bei der Fixkostenzuordnung – darin, sind die EVA® über die gesamte Laufzeit einem Produkt nicht nur das direkt zu diskontieren. Erst die Summe dieser genutzte Vermögen (z.B. Spezial- Barwerte zeigt, ob mit der Produktlinie betriebsmittel) zuzuordnen, sondern ein Wertzuwachs im gesamten Produkt- auch anteiliges Vermögen (z.B. aus dem lebenszyklus erzielt wird. Dieser Produkt- Aggregatebereich und aus dem allgemei- EVA® bildet die finanzielle Entschei- nen betrieblichen Vermögen einschließ- dungsgrundlage (Abbildung 14). lich des von den Produkten gebundenen
3. Bedeutung des Mindestverzinsungsanspruchs für die operative und strategische Steuerung Vereinfachte Berechnung der Kapitalrendite 32 Operative Ergebnisse nach Steuern Modelllaufzeit Ø Kapitalrendite Modelllaufzeit = ∑ Operative Ergebnisse nach Steuern ∑ Modelllaufzeit ∑ Restwerte über Modelllaufzeit ∑ (Anlagevermögen + Neuaufwendungen) Vermögenseinsatz Modelllaufzeit Restbuchwerte -2 -1 1 2 3 4 5 6 7 8 Produktionsbeginn Abbildung 15
3.2. Produktergebnisrechnung Bei Produktentscheidungen geringerer Diese Methode hat den Vorteil, dass 33 Tragweite (einzelne Ausstattungsum- dabei die unverzichtbare Produkt- fänge, Modellpflegen) kann die Produkt- kalkulation für ein „Normaljahr“ mit ergebnisrechnung auch in Form einer einer durchschnittlichen Perioden- Grenzrechnung durchgeführt werden, belastung erarbeitet wird. Insgesamt bei der im Sinne einer entscheidungs- entsteht damit ein geschlossenes orientierten Analyse nur die zusätzli- Steuerungskonzept für Unternehmens- chen Erlöse/Aufwendungen dem ergebnis, Produktlinienergebnisse zusätzlichen Vermögenseinsatz gegen- und Produktkalkulationen bis zum über gestellt werden. Damit wird die Operativen Produktergebnis. Zuordnung vorhandener Fixkosten und vorhandenen Vermögens vermieden. Vereinfachend kann der RoI auch in Form einer durchschnittlichen Kapitalrendite während der Modell- laufzeit ermittelt werden (Abbildung 15). Dazu ist es notwendig, Aufwendungen – auch für geplante Modellpflegen und große Produktaufwertungen – der Periodenrechnung nach IAS entspre- chend auf die einzelnen Jahre der gesamten Modelllaufzeit zu verteilen, wobei in der Produktrechnung die Modelllaufzeit im Vordergrund steht.
3. Bedeutung des Mindestverzinsungsanspruchs für die operative und strategische Steuerung Anwendung der Mindestrendite bei Investitionsentscheidungen * 34 Ermittlung der Cash flows (nach Steuern) Diskontierung mit 9% Überprüfung/ Eliminierung nicht nein Mindestrendite- ja Prioritätsbildung zielerfüllender anspruch erfüllt? rentabler Projekte Kapitalwert < 0 Kapitalwert > 0 Projekte ja Finanzierungs- restriktionen? nein Zurückstellung Einbeziehung in nicht Selektierung den finanzierbarer der Projekte Investitionsplan Projekte * Ablauf gilt für Investitionen mit zuordenbarem Cash flow. Übrige Investitionen müssen gesondert betrachtet werden. Abbildung 16
3.3. Investitionsrechnung Beurteilungen von Produkten/Produktli- < 0,dann erwirtschaftet das Investitions- 35 nien und anderen Investitionen (Infra- vorhaben nicht die Kapitalkosten des strukturinvestitionen) werden auch auf geplanten Vermögenseinsatzes. Eine der Basis dynamischer Investitions- Durchführung des Vorhabens würde rechnungen – hier der Discounted- zu einem Wertverzehr führen. Cash-Flow-Methode (DCF-Methode) – durchgeführt. Dabei werden die Danach setzt der unternehmerische Pro- künftigen Cash flows mit dem geforder- zess der Investitionsplanung ein: ten Kapitalkostensatz diskontiert. Als Resultat ergibt sich der Kapitalwert r nochmalige inhaltliche Überprüfung künftiger Ein- und Auszahlungen, wobei der Vorhaben, die die Vorgaben in den Auszahlungen zur Vermeidung nicht erfüllen, einer Doppelberücksichtigung keine r Festlegung von Prioritäten, falls Zinszahlungen enthalten sind. Finanzierungsrestriktionen beste- hen. Ist der Kapitalwert Auch hier sichert die Anwendung eines > 0,erfüllt das Investitionsvorhaben einheitlichen Kapitalkostensatzes die den Mindestverzinsungsanspruch Geschlossenheit des Steuerungssystems und erwirtschaftet darüber hinaus (Abbildung 16). einen Wertzuwachs, = 0,werden die Kapitalkosten erwirt- schaftet,
4. Kardinale finanzielle Steuerungsgrößen des VW-Konzerns – Zusammenfassung Kardinale finanzielle Steuerungsgrößen des VW-Konzerns 36 Umsatz – Kosten = Operatives Ergebnis – Steuern (pauschaliert) = Operatives Ergebnis nach Steuern – Kapitalkosten = Konzern Wertzuwachs/ Geschäftseinheiten Kapitalwerte EVA® (DCF-Werte Produkte auf Basis Kapitalkostensatz) Projekte = [Kapitalrendite – Kapitalkostensatz] x Investiertes Vermögen (Mindestver- (RoI) (Eingesetztes Kapital) zinsungsanspruch) Umsatzrendite Kapitalmarktforderung Anlagevermögen x Finanzierungsstruktur Umlaufvermögen Kapitalumschlag Abzugskapital Abbildung 17
Zentrale Größe des finanziellen Steue- Es entsteht somit ein konsistentes Steue- 37 rungssystems ist der EVA (Abbildung 17). ® rungssystem, in dem einperiodische Er wird ausgehend von den Größen Erfolgsbeurteilungen für den Konzern Umsatz und Operatives Ergebnis sowie die Geschäftseinheiten durchge- ermittelt. Diese Größen und die daraus führt werden können. Zudem können gebildete Umsatzrendite sind traditionel- mehrperiodische Erfolgsbeurteilungen le Steuerungsgrößen und extern ver- für Produkte/Produktlinien und Projekte gleichbar. Die Steuerungsgröße EVA ® zur Anwendung kommen. Auch die ist hingegen ein Operatives Ergebnis Ableitung von Produktkalkulationen nach pauschalierten Steuern und unter Einschluss der Kapitalkosten ist nach Abzug der Kapitalkosten, das möglich. lediglich unternehmensindividuell ermittelbar und vergleichbar ist. Das finanzielle Steuerungssystem besteht damit aus einem Verbund von Der kapitalmarktorientiert abgelei- absoluten Erfolgsgrößen – EVA® und tete Kapitalkostensatz ist in dem Kapitalwerten – und relativen Erfolgs- Steuerungssystem das Verbindungs- größen – Kapitalrenditen und Umsatz- element für alle im Konzern durchge- renditen. Es ist einheitlich für die führten wertorientierten Rechnun- Planungs- und Dokumentations- gen: rechnung (Soll-/Ist-Rechnung) gestaltet und damit auch für die Ermittlung und r Der Kapitalkostensatz wird zur Analyse von Abweichungen geeignet. Berechnung der Kapitalkosten mit dem investierten Vermögen multipli- Zusammen mit spezifischen Deckungs- ziert. beiträgen bzw. Ergebnisbeiträgen r Der Kapitalkostensatz wird als Dis- umfasst das finanzielle Steuerungssys- kontierungsfaktor bei Discounted- tem alle notwendigen monetären Größen Cash-Flow-Rechnungen verwendet. für strategische und operative Ent- r Der Kapitalkostensatz dient als scheidungen. Vergleichsgröße zur erwirtschafte- ten oder geplanten Kapitalrendite (RoI).
Verzeichnis der verwendeten Begriffe 38 Abzugskapital Darauf aufbauend wird der Eigen- = Verbindlichkeiten aus Lieferungen kapitalkostensatz wie folgt ermittelt: und Leistungen sowie erhaltene Anzahlungen, die dem Unternehmen E(rEK) = rf + ßVW x [E(rDAX) - rf] unverzinslich zur Verfügung stehen. Sie werden daher vom zu verzinsen- wobei den Vermögen abgezogen. E(rEK) = Renditeerwartung der Barwert Eigenkapitalgeber, = Wert einer künftigen Zahlung nach E(rDAX) = Renditeerwartung Gesamt- Diskontierung im Bezugszeitpunkt. aktienmarkt, rf = Zinssatz risikofreier Anlagen, Beta-Faktor ßVW = Beta-Faktor VW-Aktie. = Maß für die Volatilität einer Aktie. Er drückt die Korrelation der Kursent- Discounted-Cash-Flow-Methode wicklung der Aktie eines Unterneh- = Ermittlung des Kapitalwertes künftiger mens zum Gesamtaktienmarkt aus. Einzahlungen und Auszahlungen (ohne Zinszahlungen, da diese im Capital-Asset-Pricing-Model Diskontierungsfaktor berücksichtigt = auf der Portefeuilletheorie basierendes sind). Modell des Kapitalmarkts, bei dem das Risiko einer Kapitalmarktanlage in Form einer vom Gesamtmarkt abgelei- teten, zusätzlich geforderten Rendite berücksichtigt wird.
Verzeichnis der verwendeten Begriffe Economic Value Added (EVA®) Interner Zinsfuß 39 = Differenz zwischen dem Operativen = Diskontierungsfaktor, bei dem die Ergebnis nach Steuern einerseits und Summe aller auf den Bezugszeitpunkt den Kapitalkosten des eingesetzten diskontierten Cash flows eines Investi- Vermögens andererseits, auch als tionsprojektes gleich den Wertbeitrag bezeichnet. Positive EVA® Anschaffungsauszahlungen ist. ergeben sich bei Kapitalrenditen, die über dem Kapitalkostensatz liegen. Investiertes Vermögen ® EVA is a registered trademark of Stern = die Summe aus den Vermögensposi- Stewart & Co. tionen der Bilanz, die dem eigentli- chen Betriebszweck dienen, vermin- Eigenkapitalkostensatz dert um das unverzinsliche Abzugs- = die von den Eigenkapitalgebern kapital. Es ist mindestens mit dem geforderte Verzinsung des Markt- geforderten Kapitalkostensatz zu ver- wertes ihres Kapitals in Form von zinsen. Kurssteigerungen und Dividenden. Hierbei werden für den Begriff investiertes Vermögen vielfach auch Fremdkapitalkostensatz die Begriffe betriebsnotwendiges = Zinsanspruch der Fremdkapitalgeber Vermögen, betriebliches Vermögen, auf das in das Unternehmen investierte Capital Employed, Net Assets oder Kapital, vermindert um den Steuervor- Invested Capital verwendet, wobei teil des Fremdkapitals für das Unterneh- inhaltliche Differenzierungen vorge- men auf Grund der steuerlichen nommen werden. Abzugsfähigkeit der Fremdkapital- zinsen.
Verzeichnis der verwendeten Begriffe 40 Kapitalkostensatz Kapitalwert = die von den Kapitalgebern geforderte = Summe der auf einen Bezugszeitpunkt Verzinsung auf das von ihnen einge- diskontierten Cash flows (abzüglich brachte Kapital. Er ergibt sich aus dem der Anschaffungsauszahlungen im Renditeanspruch der Eigenkapital- Bezugszeitpunkt). geber und dem Zinsanspruch der Fremdkapitalgeber, gewichtet mit den Marktwert des Eigenkapitals jeweiligen Kapitalanteilen am Unter- = Preis, zu dem die gesamten Anteile nehmenswert. Der Kapitalkostensatz eines Unternehmens an der Börse zu multipliziert mit dem investierten einem bestimmten Zeitpunkt gehan- Vermögen ergibt die mindestens zu delt werden. Er ergibt sich als Produkt erwirtschaftenden Kapitalkosten. aus der Anzahl der Unternehmensan- teile und dem Preis (Börsenkurs) eines Kapitalrendite Anteils. = Operatives Ergebnis nach Steuern in Prozent vom investierten Vermö- Mindestverzinsungsanspruch gen. Sie zeigt die periodenbezogene = generelle Zielvorgabe für die Verzin- Verzinsung des investierten Vermö- sung des investierten Vermögens gens (RoI). (Kapitalrendite). Er entspricht dem kapitalmarktorientierten Kapital- Kapitalumschlag kostensatz. = der Quotient aus Umsatz und inve- stiertem Vermögen. Er zeigt die Höhe des mit einer Kapitaleinheit erzielten Umsatzes.
Verzeichnis der verwendeten Begriffe Operatives Ergebnis Vermögenseinsatzrechnung 41 = ist Ausdruck der originären Unter- = Zuordnung von investiertem Vermö- nehmenstätigkeit und zeigt die wirt- gen (direkt genutztes und anteilig zu- schaftliche Leistung des Kern- geordnetes Vermögen) auf ein Produkt geschäfts. oder eine Produktlinie entsprechend der Inanspruchnahme. Produktergebnisrechnung = Ermittlung des Operativen Ergebnis- Wertzuwachs ses eines Produktes oder einer Pro- = Wertzunahme in einer Periode, Sum- duktlinie. me diskontierter EVA® künftiger Peri- oden. Risikoprämie = von den Anlegern geforderte zusätzli- che Verzinsung ihres Kapitals auf Grund eines erhöhten Investitions- wagnisses. Umsatzrendite = Ergebnis in Prozent vom Umsatz. Sie zeigt die Höhe des je Umsatzeinheit erwirtschafteten Gewinns.
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Impressum © VOLKSWAGEN AG Brieffach 1846 Konzern-Controlling 38436 Wolfsburg 2. Auflage 2003
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