Erfolg beginnt mit Zuhören - Reeta Roy, CEO Mastercard Foundation: "Die Arbeitskräfte der Zukunft kommen aus Afrika." - Ringier
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DOMO Aleksandra Karasinska, Chefin Forbes Women Polen: Wirtschaft aus weiblicher Perspektive Unternehmensmagazin Dezember 2021 Reeta Roy, CEO Mastercard Foundation: «Die Arbeitskräfte der Zukunft kommen aus Afrika.» Erfolg beginnt mit Zuhören
INHALT 4 14 4 «Die Zukunft ist weiblich» Im Interview spricht Aleksandra Karasinska, Chefredaktorin von «Forbes Women» Polen, über den politischen Druck auf die Medien, das harte Abtreibungsgesetz und EqualVoice. 8 45 Millionen Leben verändern Die Mastercard Foundation unterstützt mit CEO Reeta Roy ein Projekt von Jobberman Nigeria zur Förderung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt. Ein Gespräch über die Zukunft der Weltwirt- schaft, grosse Ziele und Erfüllung im Beruf. 11 Sternensammler Jubiläum: Joel Salzmann Buchtipp von Marc Walder: «Start With Why» 12 Blickpunkt Ringier Die besten Pressefotos des Quartals. 14 Auf des Pudels Kern gebracht Ringier Axel Springer Schweiz präsentiert ein neues Magazin. Warum «Interview by Ringier» so besonders ist – und was es mit dem Königspudel-Logo auf sich hat. 20 Hallo Bukarest Die Woche von Laura Crimmons, stell vertretende Marketingleiterin der Ringier Gruppe, hat zum ersten Mal einen Besuch von Rumänien auf dem Plan. 22 Kommerz ohne Moral 8 Verleger Michael Ringier schlägt in seiner Kolumne einen Bogen von Revolverjour- nalismus zu Facebook. Coverfoto: Khalifa Derrick Impressum Herausgeber: Ringier AG, Corporate Communications. Kontakt: domo@ringier.ch Chefredaktorin: Nina Huber. Redaktionelle Mitarbeit: René H aenig und Rahel Zingg. Ü bersetzer: Gian Pozzy (Französisch), Claudia Bodmer (Englisch), Ioana Chivoiu (Rumä- nisch). Korrektorat: Regula Osman, Evelyn 20 12 11 Schlatter und Kurt Schuiki (Deutsch), Patrick Morier-Genoud (Französisch), Claudia Bodmer (Englisch), Lucia Gruescu (Rumänisch). Layout/Produktion: Zuni Halpern (Schweiz). Bildbearbeitung: Ringier Redaktions-Services Zürich. Druck: Czech Print Center Ostrava. Nach- druck (auch auszugsweise) nur mit Einverständnis der Redaktion. DOMO erscheint auf Deutsch, Französisch, Englisch und Rumänisch. Fotos: Thomas Buchwalder, Pierluigi Macor, Paul Seewer, Olivia Pulver DOMO – Dezember 2021 | 3
INTERVIEW FORBES WOMEN «Die Zukunft ist weiblich» Aleksandra Karasinska, Chefredaktorin von «Forbes Women» in Polen, über den grossen politischen Druck auf polnische Medien, Heldinnen von heute und die Relevanz von Daten. Interview: Nina Huber Fotos: Thomas Buchwalder DOMO – Dezember 2021 | 5
INTERVIEW FORBES WOMEN Aleksandra Karasinska, Sie sind seit Ich war vier Jahre lang ausländi- Sind Sie als «Forbes Women»-Chefre- Gang ist. Mit der Generation Z sind wie reagieren Sie darauf? Juni Chefredaktorin von «Forbes sche Nachrichtenproduzentin und daktorin frei, über alles zu berichten? junge Frauen hier, die anders Als das Internet aufkam, war alles Women» in Polen, das es seit drei leide mit meinen ehemaligen Ja, ich arbeite für eine unabhängige erzogen wurden und oft sehr gut gratis – kein sehr gutes Business- Jahren gibt. Warum braucht es das Kolleginnen und Kollegen mit. Es internationale Mediengruppe. gebildet sind – in Polen besitzen modell. Inzwischen hat sogar Magazin? ist sehr hart, unter so viel Druck Diese Attacke auf den amerikani- mehr Frauen einen Masterabschluss Youtube begonnen, bezahlte Ich arbeitete mit vielen Titeln bei und Kritik arbeiten zu müssen. All schen Rundfunk ist Teil eines als Männer. Inhalte zu generieren. Ich bin Ringier Axel Springer (RAS) Polen diese Bemühungen, sie zu diskri- grösseren Problems, nämlich dass überzeugt, dass Qualitätsjournalis- und unterstützte den Prozess, das minieren und in Verruf zu bringen, demokratische Errungenschaften Das Roll out der Ringier-Initiative mus hinter einer Paywall sein «Forbes»-Magazin zu digitalisieren. sind rein politisch motiviert. abgebaut werden. Die Regierung EqualVoice erfolgte kürzlich auch in sollte. Die Pandemie half dem Dabei realisierte ich, dass in allen versucht unabhängige Richter zu Polen. Wie wurde sie aufgenommen? Journalismus, die Leute suchten Publikationen, aber besonders in Wie informieren Sie sich persönlich? beeinflussen und NGOs und andere Die Initiative kam im richtigen zuverlässige Quellen für ihre den Wirtschaftsmedien, Expertin- Ich habe ein digitales Abo der Institutionen zu attackieren. Moment. 50 Prozent der potenziel- Informationen. Laut dem Reuters- nen fehlen und es eine grosse Lücke «Financial Times», von «The Typischerweise trifft es Minder len Leserschaft sind weiblich, die Digitalbericht ist die Bezahlbereit- gibt, wenn es um frauenspezifi- Economist», Bloomberg, der heiten und schwächere Teile der kann man nicht ignorieren. schaft gewachsen, in Norwegen, schen Inhalt geht. In den USA «New York Times» und lese Gesellschaft wie die LGBTQ-Com- EqualVoice ist ein Tool, um den Schweden und USA auf 21 Prozent, existiert «Forbes Women» schon regelmässig «The Guardian». munity und Frauen. Polen hat eines Journalismus für diese 50 Prozent in Finnland, den Niederlanden und länger. Als wir es in Polen als Von der polnischen Presse lese der härtesten Abtreibungsgesetze noch attraktiver zu machen. Wir der Schweiz auf 17 Prozent. Online-Ausgabe lancierten, hatten ich Wirtschaftsmedien sowie die eingeführt. haben den EqualVoice-Factor in all wir einen solchen Erfolg, dass wir «Gazeta Wyborcza» und Onet, das unseren Redaktionen implemen- Und wie sieht es in Polen aus? uns entschieden, die Publikation Teil unserer Gruppe ist. Letzteres Nimmt «Forbes Women» Stellung zu tiert, er ist sehr hilfreich. Ich arbeite Wir verzeichnen einen starken als Printversion zu veröffentlichen, bietet hervorragenden Polit- und diesem Abtreibungsverbot? in einem datengesteuerten Business, Anstieg von Registrierungen. mit der Zeit sogar monatlich. Investigativjournalismus. Absolut, wir sind feministisch. den ganzen Tag schauen wir Zahlen «Forbes», «Newsweek», die «Forbes» ist ein Wirtschaftsmaga- und Statistiken an. Normalerweise Sporttageszeitung «Przeglad Die Medienbranche in Polen ist zin, aber Wirtschaft bedeutet nicht trügen Daten nicht, sie kennen keine Sportowy» und die Autozeitschrift angespannt. Die alleinregierenden nur Banken und Finanzen, es geht Vorurteile. Viele glauben, dass sie «Auto Swiat» haben einen Medi- Nationalpopulisten möchten die auch darum, wie unsere Gesell- bereits neutral berichten, und enklub gegründet: Eine einmalige Kontrolle über alle Medien haben. schaft aufgebaut ist. Mit «Forbes erschrecken dann, wenn sie die Registrierung ist das Tor zu allen Was heisst das für Ihre Arbeit? Women» möchte ich informieren nackten Zahlen sehen. Titeln. Wir produzieren Premium- Ich sage immer – nicht ohne und eine Perspektive geben, die Podcasts, die ihre Zeit wirklich wert Sarkasmus –, dass es interessante ansonsten in der Medienlandschaft Weil man sich der eigenen «blinden sind. Die Medien werden sich über Zeiten sind für Medienschaffende fehlt, nämlich die weibliche Sicht Flecken» erst dann bewusst wird? einen Mix aus Werbung und in Polen. Neben dem wirtschaftli- auf all diese Themen. Genau. Ich erzähle gerne einen Digitalabos finanzieren. Dennoch chen Druck durch die Pandemie bestimmten Witz, wenn es um die sind wir immer noch in einer sehr und den technologischen Wandel Wie thematisieren Sie konkret das Erklärung von Lohnungleichheit schwierigen Situation wegen der spürt die Branche auch einen Abtreibungsverbot? geht: Männer wählen einfach besser Dominanz von Google, Amazon, grossen politischen Druck. Wir sprechen mit vielen erfolg bezahlte Jobs wie Arzt, Anwalt oder Facebook und den anderen grossen reichen Geschäftsleuten darüber, Ingenieur, während Frauen halt Plattformen. Das ist das grosse Ein umstrittenes Gesetz soll Unter- wie Unternehmen dazu beitragen schlechter bezahlte Jobs wählen wie Thema, mit dem wir kämpfen. nehmen ausserhalb des europäischen können, geschlechtsspezifische Ärztin, Anwältin oder Ingenieurin. Wirtschaftsraums in Polen verbieten, Vorurteile und Diskriminierung zu Sie unterrichten an der Warschauer Fernseh- und Radiosender zu stoppen. Es ist immer wieder Wie ist es denn in Polen um die Universität für Sozial- und Geistes- besitzen. Das zielt in erster Linie auf erfrischend zu sehen, dass auch Gleichstellung von Frauen und wissenschaften (SWPS) Online- die US-Firma Discovery ab. CEOs von grossen Unternehmen bei Männern bestellt? diversen Teams sind kreativer und Aleksandra (Ola) Journalismus. Was beobachten Sie Dieses Gesetz ist im Senat, also der uns ihre Meinung frei äussern, wie Die Lohnungleichheit gibt es auf der innovativer. Das ist die Geschichte, Karasinska ist bei Ihren Studierenden? zweiten Kammer, noch nicht durch. kürzlich die Co-Chefin von Siemens ganzen Welt, aber in Polen beträgt die wir in «Forbes Women» nicht Mitgründerin und Die Jungen wollen die Informatio- Die Polinnen und Polen lieben den Polen: Dominika Bettmann sagte in der Unterschied rund hohe 20 nur der Leserschaft erzählen, Chefredaktorin nen sofort geliefert bekommen. Sie Kanal, nicht nur die Newssendun- einem Interview, dass sie all ihren Prozent. Im Vergleich zu einem sondern auch den Unternehmen von «Forbes sind nicht so gut darin, die Quellen gen, sondern auch die Seifenopern Angestellten einen Tag freigegeben Mann arbeitet eine gleich qualifi- und der Regierung. Women» in Polen zu erkennen. Aber sie sind absolut und die Morgenshow. In den hat, damit sie gegen das Abtrei- zierte Frau im gleichen Job also und Programm bereit, tief in Themen einzutau- vergangenen vierzig Jahren war bungsverbot demonstrieren zweieinhalb Monate im Jahr gratis! Sind Sie optimistisch, was die direktorin für chen, ausführliche Artikel zu lesen die Regierung immer sehr pro konnten. Eines unserer grossen Ziele bei Gleichstellung anbelangt? bezahlte Inhalte oder lange Doks zu schauen, wenn Amerika, viele US-Firmen haben massiv in polnische Unternehmen «Forbes Women» in Polen Und Sie müssen keinen Anruf der «Forbes Women» ist es, das Wissen darüber zu verbreiten. Gemeinsam Ich bin als Optimistin geboren! Kürzlich hörte ich eine Aussage bei RAS Polen. es sie etwas angeht. investiert. Von dieser Seite gibt es Das Wirtschaftsmagazin, berühmt für seine Rankings, Regierung fürchten mit der Aufforde- mit dem United Nations Global des israelischen Historikers Yuval Was ist das Wichtigste, das Sie den eine starke Lobby. Und auch in der erscheint zwölfmal jährlich. Rund 10 000 Exemplare rung, weniger kritisch zu schreiben? Compact Network lancierten wir Harari. Er bezeichnete die feminis- Studierenden beibringen möchten? Zivilgesellschaft und unter den werden am Kiosk verkauft, dazu kommen einige Tausend Nein. Das wäre auch absolut eine Kampagne für ein gerechtes tische Revolution als eine der Ich versuche sie darauf vorzuberei- Medienschaffenden regt sich digitale und Print-Abos. Die grossen Themen drehen sich sinnlos. Erhielte ich einen solchen Arbeitsumfeld: Das betrifft Lohn- grössten Revolutionen in der ten, dass der Markt hart ist und Widerstand. Viele haben ein um künstliche Intelligenz, Roboterisierung, Zukunft der Anruf, würde ich das sofort auf gleichheit, bessere Vertretung von Geschichte, die komplett gewaltfrei nicht alle von ihnen Stars werden. Protestschreiben unterzeichnet. Arbeitswelt, Blockchain, Quantum Computing, 5G, Twitter und Facebook posten. Frauen in Leaderpositionen, über die Bühne gegangen ist – und Aber sie alle können einen Beitrag Klimawandel und Nachhaltigkeit. Das Lieblingscover von Das gäbe einen Riesenskandal. Mutter- und Vaterschaftsurlaub. Mit das in einer sehr kurzen Zeit. Ich für die Gesellschaft leisten, ob sie Laut einer Reuters-Studie halten Chefredaktorin Aleksandra Karasinska ist die Dezember dabei sind viele grosse Partnerfir- bin überzeugt, dass die Zukunft für Social Media zuständig sein oder gerade mal 36 Prozent der Befragten Ausgabe 2020 (oben links), die den 100 bemerkenswertes Das heisst, Ihre Community gibt men wie Orange Polen, Pepsi Polen, weiblich ist! im Marketing oder Boulevard die Nachrichtensendungen des ten Frauen Polens gewidmet ist. Das Cover zeigt eine Ihnen recht viel Macht? Mastercard Europe, Henkel, Pfizer. arbeiten werden. Ich möchte, dass polnischen Staatsfernsehens für Pflegerin aus einem Spital, gleichsam als Symbol für alle Ja, natürlich. Wir springen nun auf «Forbes Women» hat einen starken sie sich ihrer moralischen Verant- glaubwürdig. Sie selbst haben für Heldinnen, die während der Pandemie viel unbezahlte diese Welle der Frauenförderung Was bewirken solche Kampagnen? digitalen Auftritt, mit Video- und wortung bewusst sind. Vor allem TVN24 gearbeitet, der zu Discovery Arbeit wie Kinderbetreuung und Homeschooling auf sich auf, die in den USA und im westli- Diversity ist erwiesenermassen Podcast-Angeboten. Wie spüren Sie aber möchte ich, dass sie stolz gehört. Was denken Sie dazu? nehmen mussten. chen Teil Europas schon länger im profitabel, Unternehmen mit das veränderte Leseverhalten und darauf sind, Journalisten zu sein. 6 | DOMO – Dezember 2021 DOMO – Dezember 2021 | 7
INTERVIEW 45 Millionen Leben verändern Mit der Mastercard Foundation fördert CEO Reeta Roy die Bildung junger Menschen in Afrika. Ein Gespräch mit einer exzellenten Zuhörerin und ein Blick in die Zukunft der Weltwirtschaft. Interview: Rahel Zingg 2050 wird Afrika ein Viertel der Fragen, um zu verstehen, wie das Vor ihrem Meine Mutter war eine wichtige Weltbevölkerung ausmachen, wenn System funktioniert, was daran Engagement bei Kraft in meinem Leben. Sie wuchs der Kontinent so weiterwächst. Was kaputt ist. der Mastercard in schwierigen Verhältnissen auf, bedeutet das für die Wirtschaft? Foundation mit in einer schwierigen Zeit, in der Es ist noch nicht so lange her, dass Welche Fragen? Hauptsitz in Frauen nicht geschätzt wurden. Afrika einen gesamtkontinentalen Wir wollten klären, welche Kanada arbeitete Sie hat nie eine reguläre Schulbil- Binnenmarkt gegründet hat. Das Wirtschaftsteile wachsen und Dr. Reeta Roy dung erhalten. Aber sie liess sich African Free Trade Area Agree- einen grossen Bedarf an qualifizier- unter anderem schliesslich zur Krankenschwester ment, das Freihandelsabkommen ten, jungen Arbeitskräften haben. beim Gesund- und Hebamme ausbilden. Sie sagte von 2019, soll den Transport von Was sind die grössten Hindernisse heitsunternehmen immer: «Weisst du, manchmal, Gütern zwischen den Ländern für Menschen, die in sehr ländli- Abbott, studierte wenn du nicht weiterweisst, ist das vereinfachen. Der Kontinent wird chen, abgelegenen und ausge- Recht und Beste, was du tun kannst, einfach damit einem massiv wachsenden schlossenen Gemeinden leben? Diplomatie zuzuhören, was die Leute sagen.» Markt gerecht – und immer Und was können wir tun, um die in den USA und Sie meinte nicht nur mit den Ohren, wichtiger. Auch weltweit. Und nun Hindernisse zu beseitigen, die wuchs in Malaysia sondern wirklich aufmerksam zu kommen die jungen Menschen. jungen Menschen den Zugang zu auf. Sie lebt in sein, zu beobachten, zu verstehen, Diese jungen Menschen sind voller Bildung erschweren – sind es die Kigali, Ruanda. was gesagt wird und was nicht Ehrgeiz und Energie. Sie sind gefährlichen Wege, die zurückge- gesagt wird. Ein grossartiger Rat. bereit, Innovationen in Afrika legt werden müssen oder muss voranzutreiben, um viele drängen- jemand arbeiten, anstatt zur Schule Einer, der Ihnen neben Ihrer Arbeit de Herausforderungen – Klimawan- zu gehen? Welche Programme auch privat weiterhilft? del, Bildung, Gesundheitswesen – können entwickelt werden, um da Einer, der mir, als ich Malaysia zu bewältigen. Sie sind auch die zu helfen? Andere Transportmittel verliess, um in den USA zur Schule Arbeitskräfte der Zukunft, nicht beispielsweise? Oder was wäre, zu gehen, half. Ich lebte damals nur für Afrika, sondern für die wenn der Unterricht zu ihnen bei zwei verschiedenen Familien, ganze Welt. kommen könnte? So haben wir ging später aufs College – es war begonnen, «Young Africa Works» zu ein Abenteuer. Aber ich habe viel Und die Mastercard Foundation entwickeln. Ich glaube, es beginnt gelernt, indem ich zuhörte und «treibt» diese Jungen an? immer mit Zuhören. die sozialen Signale versucht habe Im Moment verfolgt die Stiftung zu verstehen. eine grosse Strategie unter dem Wie kamen Sie zur Erkenntnis, dass Namen «Young Africa Works». Zuhören so wichtig ist? Sie hatten die Fragen angesprochen, Makroökonomisch gedacht heisst mit denen Sie ein Projekt starten. das aber nicht, dass wir mit Ideen Welche war die prägendste Antwort? und Lösungen auf die jungen Ich fragte mal einen Jungen, der Menschen zugehen, sondern wir innerhalb unseres Programms eine bieten die Mittel. Zum Beispiel «Wir müssen Lösungen bieten, Ausbildung absolvierte: «Wenn Foto: Khalifa Derrick Plattformen, wo man sich vernet- Sie eine Sache tun könnten, was zen kann, wo Arbeitgebende die von den Jungen kommen – würden Sie tun?» «Ich möchte Talente finden, wo Talente die Orte finden, an denen sie Unternehmen keine von uns konstruierten jemand anderem helfen.» Das habe ich nie wieder vergessen. gründen können … Wir stellten aufdrängen.» Reeta Roy Trotz seiner geringen Mittel war 8 | DOMO – Dezember 2021
INTERVIEW UNTER UNS Buch- Sternensammler er sehr grosszügig. Wir sehen das in Tipp vielen Gemeinschaften. Ich habe von Marc Walder mich auch immer gefragt, warum die Menschen, die scheinbar am Hier verrät Ringier-CEO wenigsten materielle Ressourcen Marc Walder, welche Bücher besitzen, diejenigen sind, die am er gelesen hat und warum sie grosszügigsten wirken. Grosszügig Sterne sind die Währung der virtuellen Bewertung, doch enttäuschte Kundin- ihn faszinieren. im Sinne von Teilen, was sie haben. nen und Kunden vergeben sie gnadenlos sparsam. Als Customer Experience Aber auch, dass die Gedanken von jemand anders willkommen sind. Manager von geschenkidee.ch schätzt Joel Salzmann Kritik. Simon Sinek Vor vielen Jahren besuchte ich in START WITH WHY Fotos: Paul Seewer, Privat Burkina Faso ein kleines Dorf. Wir mussten zwei Tage lang in der Hitze Simon Sineks er- dahin laufen. Wir trafen eine folgreiche Karriere alleinstehende Mutter mit zwei Kindern. Sie empfing uns mit hohlen Schalen der Kalebassen- W ie zufrieden waren Sie mit der Bestellung? Für Joel Salzmann ist das eine der wichtigsten Fragen in als Unternehmens- berater begann mit einem Scheitern. frucht – gefüllt mit Wasser. Ich sah seinem täglichen Job. Er ist Customer Im Jahr 2002 grün- mich um und dachte: Woher hat sie Experience Manager beim Online- dete er seine eige- nur dieses Wasser? Das fasst diese Händler geschenkidee.ch. «Für mich ne Beratungsfirma, gab sie drei Grosszügigkeit zusammen. bedeutet kundenorientiertes Arbeiten, Jahre später aber bereits wieder dass ich jede einzelne Rückmeldung auf – er hatte die Leidenschaft Bei der Stiftung arbeiten Sie mit ernst nehme und immer persönlich verloren. Er fragte sich, warum anderen Unternehmen zusammen. zurückschreibe. Es gibt Leute, die einige Unternehmer erfolgreich Warum lohnt es sich für solche, Ihr so- Frauen. Unser Ziel ist, bei all Mit Sonnenkraft diese überwinden, indem wir uns scheuen Kritik. Ich liebe sie. Denn sie sind und andere nicht und stellte ziales Engagement zu unterstützen? unseren Engagements einen betriebene mit anderen Ideen, anderen hilft uns, unseren Shop ständig zu eine Gemeinsamkeit unter den Dazu habe ich ein wunderbares 70-Prozent-Fokus auf weibliche Transportmittel. Arbeitsweisen vertraut machen. verbessern.» Tatsächlich haben die erfolgreichen fest: Sie wissen, Beispiel. Wir arbeiten im Hotel- Auzubildende oder Arbeitneh- Viele der Driver Die Technologie hat sicher auch Kundinnen und Kunden recht viel warum sie etwas tun. und Gaststättengewerbe und im merinnen zu setzen. sind Frauen: Solar ihre schlechten Seiten – die gute Macht mit ihren Bewertungen. Und hier Tourismussektor in Ruanda. Ein Taxi in Kumasi, ist, dass sich Menschen auf der liegt auch gleich die Krux: Wenn alles Sinek skizziert ein Modell des Bereich, der, trotz Covid, in Sie hätten bereits das Leben von Ghana, ist eine der ganzen Welt miteinander verbin- bestens klappt, wird das als selbstver- goldenen Kreises: In der Mitte Zukunft wachsen wird. Es ist ein 45 Millionen Menschen verbessert, Initiativen, die in den können. Man ist verbundener ständlich hingenommen. Läuft mal befindet sich das «Warum», es kleines Land – wunderschön –, es steht in einem Artikel. Zusammenarbeit als je zuvor. Wir haben deswegen etwas schief, lassen die Kundinnen und steht für die Vision. Diesen um- gibt dort Gorillas, eine atemberau- Die Zahl erfasst viele Aspekte. mit der Stiftung auch eine Reihe von Berichten Kunden ihrem Frust freien Lauf. «Es schliesst ein weiterer Kreis, das bende Landschaft, phänomenale Jemand, der ein Sparkonto eröffnet entstand. Bei veröffentlicht. «Youth Voices»: kann ja nicht sein, dass wir jährlich «Wie», also die Umsetzung der Kunst. Und so ist der Tourismus hat. Jemand, der vier Jahre lang zur 60 000 Dollar junge Menschen, die erzählen, wie Tausende von Lieferungen einwandfrei Vision. Im äussersten Kreis findet eine riesige Einnahmequelle. Aber Schule gegangen ist. Jemand, der gestartet, heute sie die Welt sehen, vor welchen verschicken, aber dreissig schlechte man das «Was». Es umschreibt das eines der grössten Hindernisse war, ein Unternehmen gegründet hat. auf 9,5 Millionen Herausforderungen sie stehen, Erfahrungen unsere gesamte Bewer- Produkt oder die Dienstleistung dass es zu wenig qualifizierte Wir denken über Veränderungen Dollar geschätzt. woran sie arbeiten, welche Ideen sie tung bestimmen», resümiert Joel Salz- der Unternehmung. Ausgehend Mitarbeitende gab. Unser Pro- auf mehreren Ebenen nach. Zum haben. In dem Moment, in dem mann. Daher hat geschenkidee.ch an- von der Vision abzuleiten, wie gramm, bei dem wir mit vielen einen auf der individuellen Ebene. jemand denkt, «Wow, das ist nicht gefangen, nach jeder Lieferung ein man handelt und was man tut, sei Hotels zusammenarbeiten, macht Die Einzelschicksale. Wir befassen so, wie ich mir das vorgestellt E-Mail mit einer Bewertungsaufforde- der Schlüssel, schreibt Sinek im die Branche wettbewerbsfähiger. uns auch mit dem Wandel auf hatte», beginnt echtes Verständnis rung zu verschicken. Und regelmässige Bestseller «Start With Why» (Pen- Es geht also nicht darum, ein institutioneller Ebene. Wir arbeiten – so hoffe ich. Kundenumfragen zu machen. guin Books). «Stellen Sie sich vor, bestimmtes Unternehmen zu also mit Universitäten und Schulen Joel Salzmann hat sein eigenes Be- jede Organisation würde mit dem bevorzugen, sondern darum, eine zusammen. Und achten darauf, Bis 2030 wollen Sie 30 Millionen wertungsverhalten geändert, seit er als Warum beginnen. Entscheidun- Pipeline von Talenten aufzubauen. was sich in deren Prozessen Menschen eine Anstellung verschafft Customer Experience Manager arbeitet. gen fielen leichter. Die Loyalität verbessert – bei der Rekrutierung, haben. Diese soll auch erfüllend Macht er eine gute Erfahrung – beson- wäre grösser. Vertrauen wäre eine Mit Jobberman suchen Sie zusammen wie sie die Studierenden unterstüt- sein. Glauben Sie, dass Menschen, ders, wenn er zum ersten Mal einen gemeinsame Währung.» Der bri- mit Ringier One Africa Media (ROAM) zen. Beide Ebenen sind wichtig. Die die sich zu ihrer Arbeit berufen Service in Anspruch nimmt –, schreibt tisch-amerikanische Autor ist Teil ebenfalls nach Talenten? institutionelle Ebene, die Verbesse- fühlen, glücklicher sind? er eine positive Review auf Google oder der renommierten US-Denkfabrik Plattformen wie diese in Nigeria, rung des ganzen Ökosystems, stellt Als wir mit «Young Africa Works» Trustpilot. Bei geschenkidee.ch ein RAND Corporation. die Frauen in Afrika fördern sollen, die übergeordnete Aufgabe dar. Der begonnen haben, führten wir in gestiegen ist Joel Salzmann für ein sind die Zukunft. Hier wurde ein «heilige Gral», verstehen Sie? drei Ländern eine kleine For- KV-Praktikumsjahr, nachdem er seine Warum ist es so wichtig, dass Bedürfnis von Unternehmensseite schungsstudie durch. Die Teil Lehre als Automech hingeschmissen Führungspersonen sich mit der erkannt. Ein Ort, an dem sich Sind Sie nah dran? nehmenden mussten beantworten, hatte. Danach arbeitete er vier Jahre Mission ihrer Firma identifizieren? Arbeitssuchende und Arbeitgeben- Wir stellen auf jeden Fall die wonach sie suchen. Die Antworten beim Kundendienst, entwickelte sich Sie geben ihre Passion weiter, in- de treffen können. Wir nutzen richtigen Fragen. Aber es braucht waren: «Sich selbst und die Familie zum IT Supporter und schliesslich zum dem sie die richtigen Leute ein- diese Kollaboration, um zu Zeit. ernähren zu können.» Aber auch: Customer Experience Manager weiter. stellen. Nämlich jene, die an die- eruieren: Welche Fähigkeiten «Respektiert zu werden.» «Sich Inzwischen hat er sein zehnjähriges selbe Mission glauben. Denn werden gesucht und welche werden Nicht nur die Arbeitssuchenden weiterzuentwickeln und etwas zu Jubiläum bei Ringier. Bei geschenkidee.ch Menschen erbringen ihre besten angeboten – und wie kann man die müssen gebildet werden, nicht wahr? lernen.» Und wenn Sie mich fragen: bestellte er sich zuletzt einen Meater, Die Vorweihnachtszeit ist bei geschenkidee.ch besonders arbeits- Leistungen, wenn sie Teil einer Lücke dazwischen schliessen? Es gibt immer noch Vorurteile in Ich glaube, es ist wertvoll, wenn ein Grillthermometer. Denn nach Feier- intensiv. Joel Salzmann ist als Customer Experience Manager beim Kultur sind, die ihren Werten und Diese Zusammenarbeit hilft also Bezug auf einige Teile Afrikas… man seinen Job nicht nur als Job abend widmet er sich zu Hause in Glatt- Online-Shop tätig (oben). In seiner Freizeit geht er gerne mit seinem Überzeugungen entspricht. Millionen von jungen Menschen Vorurteile entstehen durch einen sieht. Es ist wichtig, dass das, was brugg ZH gerne seiner Leidenschaft, Hund, einem Zwergspitz-Rüden, spazieren (links) und unterstützt Dieser Erkenntnis von Sinek kann dabei, sich ausbilden zu lassen. Mangel an Kontakt und einen man tut, verbunden ist mit etwas, dem Kochen. Von seiner Ehefrau be- als Hockeyfan den ZSC (rechts). «Es tut gut, endlich wieder die ich nur zustimmen. Der besondere Fokus liegt bei den Mangel an Verständnis. Wir können wofür man steht. kommt er dafür fünf Sterne. NH Stimmung live im Stadion zu erleben», sagt er. 10 | DOMO – Dezember 2021 DOMO – Dezember 2021 | 11
BLICKPUNKT RINGIER DIE BESTEN BILDER DES QUARTALS DIGITAL SHAPERS (BILANZ / HANDELSZEITUNG) Illustration: Anne-Marie Pappas, AD: Wernie Baumeier, Bildredaktion: Cara Anne Specker. Seit sechs Jahren küren die Bilanz, die Handelszeitung, das Magazin PME und digitalswitzerland einmal jährlich die 100 wichtigsten Personen, die in der Schweiz die Digitalisierung vorantreiben. Anne-Marie Pappas illustrierte die Inhalts-Rubriken und das Cover (Bild) des diesjährigen Sonderhefts. SCHWEIZER ILLUSTRIERTE Fotografie: Kurt Reichenbach, Bildredaktion: Nicole Spiess. Es war ein Sommer der Extreme. Während sich über Griechenland, die Türkei und die USA die grosse Hitze legte, kam es in West- und Mitteleuropa zu Hochwasser. Das Bild zeigt das Stauwehr 12 | DOMO – Dezember 2021 der Simme bei Wimmis im Berner Oberland.
BLICKPUNKT RINGIER An dieser Stelle stellt DOMO regelmässig die besten Fotos vor, die im vergangenen Quartal in Ringier-Titeln publiziert wurden. SI GRÜN Fotografie: Olivia Pulver, Bildredaktion: Ralf Jost. «Jurassic Park»: Die nachhaltige Mode wurde in einem prähistorischen Freizeitpark im Jura nahe der französischen Grenze inszeniert. BLIC Fotografie und Bildredaktion: Mladen Surjanac. BLIKK Fotografie: Imre Varga, Bildredaktion: Erika Kiss. Im August brach spätabends in einer chinesischen Einkaufspassage im Stadtteil Neu-Belgrad ein riesiges Feuer aus und brannte eine Fläche von Akrobatisches Basketball war Teil einer spektakulären Show der sportlichen Theater-Equipe Face Team auf dem Heldenplatz in Bukarest. 4000 Quadratmetern nieder. Fast alle der 340 Läden wurden dabei zerstört. Mladen Surjanac hielt am Morgen darauf dieses Bild fest.
SI SPORT Fotografie: Adrian Bretscher, Bildredaktion: Ulli Glantz Die 18-jährige Nora Meister ist wegen einer angeborenen Gelenksteife auf den Rollstuhl angewiesen. An den Paralympics in Tokio gewann die Schwimmerin die Bronzemedaille über 400 Meter Freistil.
INTERVIEW BY RINGIER Das Team, kurz vor Druckschluss im Studio Achermann: Susanne Walder und Werner De Schepper, Kristin Müller, Beda Achermann und Helen Pombo (v. l.). Auf des Pudels Kern gebracht Das Zitat aus Goethes «Faust» trifft den Kern des neuen Magazins «Interview by Ringier». Wie der Pudel im bedeutendsten Werk der deutschen Literatur präsentiert sich auch das neue Printprodukt von Ringier Axel Springer Schweiz: auffällig und ungewöhnlich! Text: René Haenig Foto: Pierluigi Macor 14 | DOMO – Dezember 2021 DOMO – Dezember 2021 | 15
INTERVIEW BY RINGIER «Das Gespräch mit M itten im berühmt-berüchtigten «Bermuda-Dreieck» im Zürcher Kreis 4 liegt Roger Federer in der dem Musiker Stephan ersten Etage der Langstrasse 94 am Eicher fand an einem Boden. Hier, direkt über der legen wunderschönen dären Piranha-Bar, beugen sich die Macher von «Interview by Ringier» Nachmittag im über den Tennis-Maestro. Das Kon- Lavaux statt. Es war terfei des Schweizer Superstars soll die erste Ausgabe des neuen Maga- sehr spontan, wie zins zieren. Noch liegen verschiedene unter Freunden – und Cover-Fotografien am Boden neben- einander ausgebreitet: Roger Federer natürlich völlig un- mit einer Art blauer Zipfelmütze auf strukturiert. Ich be- dem Kopf, Roger mit Tennisbällen jonglierend, Federer im cremefarbe- wundere, wie es die nen Kuschelpulli. Beda Achermann, Redaktoren in eine 66, Susanne Walder, 52, und Werner De Schepper, 56, diskutieren leiden- journalistische Form schaftlich miteinander. Sie sind die gebracht haben.» Köpfe hinter «Interview by Ringier». Und die Zentrale des Magazins befin- Bundesrat Alain Berset det sich in Bedas «Studio Acher- mann» an der Langstrasse – im bun- testen Quartier Zürichs. Der Schweizer Kreativdirektor ehemaliger CEO einer der grössten Beda Achermann gilt als der Design- Banken der Welt, der UBS. Papst schlechthin – weltweit. Acher- Für «Interview by Ringier» hat sie mann hat dem neuen Magazin von Federer über zwei Stunden befragt. Ringier Axel Springer Schweiz Insgesamt hat sich der Tennis-Super- (RASCH) auch (s)eine unverkennba- star zwei Tage Zeit genommen, fürs re Handschrift verpasst. Und das im Shooting kam er allein angefahren, wahrsten Sinne des Wortes. Denn zur zeigte keinerlei Allüren. «Er brachte augenfälligen T ypografie des Heftes Kleider, Tennisbälle und andere Re- gehören die Handschriften der auf quisiten mit, schleppte seine vollen 156 Seiten zu Wort kommenden Pro- Taschen selbst und freute sich über tagonisten. «In diesem Magazin das Konzept des neuen Magazins», stehen Interviews im Fokus, also O- erzählt Walder. Fotografiert wurde Töne. Was liegt da näher als ein der Sportstar von einem anderen simples Symbol? Das sind zum einen Star. Auch das gehört zum Konzept die Anführungs- und Schlusszei- des Magazins: Die Besten werden von chen, zum anderen ist es die Unter- den Besten fotografiert. Im Fall von schrift der interviewten Persönlich- Roger Federer ist es kein Geringerer keiten. Persönlicher gehts doch gar als Walter Pfeiffer, 75. Seine Werke nicht!», ist Achermann überzeugt. finden sich unter anderem im Kunst- Zehn Jahre nach der Gründung der haus Zürich, in der Windsor Collec- «Schweizer LandLiebe», einer un- tion oder der Sir Elton John Photogra- glaublichen Erfolgsgeschichte, wagt phy Collection. Um Federer in Szene sich RASCH in der Schweiz mit einem zu setzen, jettete der Schweizer neuen Printprodukt an den Kiosk. Fotokünstler sogar extra von einer Von der Idee bis zum Druck des ersten Neuigkeit sofort an Ringier-CEO Roger Federer, pure Dialog – mit Schweizern von fen hat. Die Frau gilt als Mysterium, Susanne Walder, die für ihre sehr Philosophische Ausstellung im Ausland in seine Heftes vergeht nur gerade ein halbes Marc Walder, 56, weiter mit der Fra- Coverstar der Weltformat», sagt Susanne Walder. gibt so gut wie nie Interviews. Ein persönlichen Interviews unter dem Kost mit den Schweizer Heimat. Jahr. Geboren ist die Idee für «Inter- ge: «Müssen wir so was nicht auch ersten Ausgabe, Also nicht unbedingt mit den Men- anderer Name, den Susanne Walder, Label «Mensch» in der «Schweizer Publizisten Peter Nicht nur die besten Fotokünstler view by Ringier» aus einem News- machen?» Kurz darauf dürfen die wurde fotografiert schen, die sowieso schon eine grosse die sich mit Werner De Schepper die Illustrierten» bekannt ist, befragte Sloterdijk und arbeiten für «Interview by Ringier», flash des deutschen Verlagshauses Schweizer bei den Deutschen einen von Walter Medienpräsenz haben, sondern mit Leitung des neuen Magazins als Co- dort zuletzt so namhafte Persön Frank A. Meyer sondern auch die besten Journalis- Burda. «Der ploppte irgendwann Blick aufs Layout der neuen Bunte- Pfeiffer. Kunst Persönlichkeiten wie beispielsweise Chefredaktorin teilt, nennt, ist der lichkeiten wie den ehemaligen sowie mit Musiker ten – unter anderem aus dem eigenen Anfang März auf meinem Smart Publikation werfen. mäzenin Maja der Basler Roche-Milliardenerbin des in New York lebenden Schweizers deutschen Bundeskanzler Gerhard Stephan Eicher Haus. So philosophiert etwa Frank A. phone auf», erinnert sich Werner De Schnell wird jedoch klar: Für Hoffmann gab Maja Hoffmann, 65, die im südfran- Urs Fischer, 48. Einst Türsteher im Schröder, 77, mitsamt dessen Ehe- und Bundesrat Meyer, 77, mit einem der wirkungs- Schepper. Burda habe darin den Start RASCH wollen sie etwas anderes als ein seltenes zösischen Arles auf elf Hektar Land Kaufleuten, zählt er heute zu den frau So-yeon Schröder-Kim, 53, die Alain Berset. mächtigsten Denker unserer Zeit, seines Magazins «Bunte Quarterly» das, was sie da sehen. «Uns schwebte Interview. eines der grössten privaten Kunst- erfolgreichsten Künstlern auf dem Schweizer Show-Legende Paola dem Kulturwissenschaftler und vermeldet. De Schepper leitet die ein reines Interviewmagazin vor, der und Kulturprojekte Europas geschaf- internationalen Parkett. Felix, 71, oder Sergio Ermotti, 61, P ublizisten Peter Sloterdijk, 74. 16 | DOMO – Dezember 2021 DOMO – Dezember 2021 | 17
INTERVIEW BY RINGIER «Nie zuvor gab es «Journalismus ist wie solche Bilder von Fahrradfahren. Hat Tennisspieler Roger man es einmal ge- Federer oder von lernt, kann man es für Bundesrat Alain immer. Eine weitere Berset zu sehen. Parallele ist das hohe In diesem Magazin Tempo, das Radfahrer sind nicht nur die oft überfordert. Denn porträtierten Perso- viele Velos haben nen Stars, sondern neuerdings eine auch die Fotografen Batterie. Im Journa- hinter der Kamera.» lismus heisst die Beda Achermann, Creative Director Batterie Google. Das ist eine ungute Entwicklung.» Verleger Michael Ringier auf die Auch Verleger Michael Ringier, 72, greift für ein Gespräch mit Urs Fischer Frage, ob er nach dreissig Jahren selbst in die Tasten und bringt zu Pause noch weiss, wie Interviews Papier, was er als Kunstsammler vom gehen. Ausnahmekünstler erfährt. Dass die beiden bei ihrem Gespräch in New York von Roe Ethridge, 52, foto grafiert werden, setzt dem Ganzen sorgt als «rechte Hand» von Art die Krone auf. Denn die Fotos des Director Beda Achermann dafür, dass Amerikaners werden selbst als be- dessen Vorstellungen über die Gestal- gehrte Werke auf dem internationa- tung der Seiten so umgesetzt werden, len Kunstmarkt gehandelt. «Dass wie er’s im Sinn hat. Auch bei Werner Michael Ringier nach über 30 Jahren und Susanne als Co-Chefs sind die selbst wieder als Journalist tätig Aufgaben klar verteilt: Sie ist vor ist, ist schon etwas Besonderes», a llem für den redaktionellen Teil und freuen sich die Macher des Magazins. die Betreuung der Autoren zuständig, Michael Ringier sei für seinen er konzentriert sich auf den kommer- Termin mit Fischer in die USA ge ziellen Teil wie etwa Advertorials und flogen, habe das Interview geführt, daneben auf politische Themen. So es anschliessend abgetippt und die hat der neu ernannte Chefautor für bestellte Zeichenzahl abgeliefert. das Interview-Magazin etwa Bundes- Doch wie haben es die Macher rat Alain Berset, 49, mit dem Chan- geschafft, eine so öffentlichkeits- sonnier Stephan Eicher, 61, zum Ge- scheue und zurückgezogen agieren- spräch zusammengebracht. de Kunstmäzenin wie Maja Hoff- Zwei Menschen, zwei Köpfe im mann dazu zu bringen, in einem Dialog – was sich durch das Magazin grossen und sehr persönlichen Inter- hindurchzieht, bringen die Macher view über sich und ihre Arbeit zu sel und Künstlerischer Leiter der Das Designerinnen- Als Zielpublikum von «Interview zins «Bilanz» in einem Spezialver- und Helen Pombo, 40, vom «Studio Verleger Michael auf dem Cover mit einem witzigen sprechen? «Da hat Beda einen gros Documenta 2017 in Kassel. Besser Duo Ottolinger by Ringier» nennen Walder und sand zugeschickt. Zudem gibts «In- September» mit an Bord. Die beiden Ringier reiste nach Logo auf den Punkt: zwei auf den sen Anteil. Er kennt Maja Hoffmann kann gleiche Augenhöhe zwischen spricht über Werte De Schepper «Menschen, die in der terview by Ringier» am Kiosk für 12 Frauen realisieren mit ihrer Content- New York zu Hinterpfoten tanzende Königspudel. nicht nur seit vielen Jahren, sondern Interviewer und Interviewter nicht in der Mode, Gesellschaft etwas bewegen und gut Franken zu kaufen, oder man abon- Agentur unter anderem das Mode- Künstler Auch im Heft taucht das Pudel-Logo pflegt auch eine enge Freundschaft erreicht werden. «Man muss diese Künstler Beni informiert über die Themen unserer niert es für 20 Franken (zwei Ausga- und Lifestylemagazin «Bolero». Urs Fischer und zwei-, dreimal auf. «Es ist augenzwin- zu ihr», sagt De Schepper. Und als Kontakte nicht nur knüpfen, sondern Bischof über die Zeit sein möchten». Ihren Leserinnen ben). Für 2022 sind bereits zwei Während Kiki für «Interview by unterhielt sich kernd gemeint, denn Königspudel Interviewpartner vermittelte Acher- vor allem auch pflegen», sagt Acher- Automobile der und Lesern versprechen sie «gute, weitere Ausgaben in Planung. Ringier» Texte redigiert, die Abläufe unter anderem gelten als äusserst intelligent», verrät mann der Baslerin noch dazu einen mann. Nur deshalb könne er etwa Zukunft. vertiefte und spannende Gespräche.» Die Redaktion besteht aus einem zwischen Redaktion und Lektorat über NFT Susanne Walder. Und selbstverständ- nicht weniger prominenten einstigen eine Ikone wie Tina Turner einfach Die erste Ausgabe wird der «Schwei- kleinen Team: Neben Susanne Wal- koordiniert und darüber wacht, dass (Non-Fungible lich hat Beda Achermann auch für Nachbarn: Adam Szymczyk, 51, ehe- anrufen – auch sie ist in der ersten zer Illustrierten» beigelegt und der und Werner De Schepper als Co- die Autoren Deadlines einhalten, Token). die tierische Zeichnung einen hoch- maliger Direktor der Kunsthalle Ba- Ausgabe vertreten. Abonnenten des Wirtschaftsmaga- Chefs sind Kristin «Kiki» Müller, 36, betreut Helen Fotoshootings und karätigen Künstler engagiert. 18 | DOMO – Dezember 2021 DOMO – Dezember 2021 | 19
MY WEEK Hallo Bukarest Die Abhängigkeit von Google und Co. verringern. Inhalte automatisch an Marketing kanäle verteilen. Mit Marketing die Medien unterstützen. Als stellvertretende Marketing leiterin der Ringier Gruppe ist Laura Crimmons in diverse Projekte eingebunden. Ihr ganz persönliches Projekt: Deutsch lernen. Donnerstags steht das wöchentliche Koordinations gespräch mit den Cube-Produktmanagern an, um die Fortschritte bei den Marketingprojekten zu überprüfen. Zurück in Berlin kümmerte ich mich um die Strategie für das Projekt CDE (siehe Mittwoch). Zum ersten Mal reiste ich nach Dieses hilft bei der halb- oder vollautomatischen Rumänien und traf meine Verteilung von Medienberichten oder Kleinanzeigen Kolleginnen und Kollegen in an unsere Marketingkanäle wie Social Media, Push- Bukarest. In einem intensiven Benachrichtigungen oder bezahlte Medien. Marketing-Workshop mit dem Media Team konnten wir über aktuelle Projekte sprechen und Prioritäten fürs nächste Jahr festlegen. Am Abend schaffte ich es noch auf einen Abstecher in die Altstadt und besichtigte das rumänisch- Nach einem aufschlussreichen Austausch mit RASCH und einer orthodoxe Kloster Stavropo- vertieften Auseinandersetzung mit einigen Funktionen von Google leos von 1724. Ads in unserem Team Level-up hatte ich die Gelegenheit, meinen Kollegen Emilie und Gavin die hübschen Masken zu überreichen, die mir Lizzie von BuyRentKenya mitgegeben hatte. Im Februar bin ich für meine neue Rolle bei Ringier Global Media Marketing nach Berlin gezogen und versuche seither, Deutsch zu lernen. Da mir hier aber alle immer perfekt auf Englisch antworten, ist das gar nicht so einfach. Deshalb mache ich nun einen Online-Sprachkurs über Zoom und starte jeden Tag mit einer Stunde Deutschunterricht. Im zweiten Teil des Workshops konnte ich dem Team zwei spannende Zukunftsprojekte näherbringen: die Content Distribution Engine (CDE), die in Zusammenarbeit mit Hexagon entstanden war, und ein Projekt, um die Abhängigkeit von GAFAM (Google, Amazon, Facebook, Apple, Microsoft) zu Die Wochenenden verbringe ich am liebsten in Berlin mit Freunden, bei verringern. Den Tag liess ich mit einem coronasicheren Brunch, Wanderungen oder Ausstellungsbesuchen, zum Beispiel im Spaziergang durch einen Bukarester Park ausklingen. Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart (Bild). 20 | DOMO – Dezember 2021 DOMO – Dezember 2021 | 21
MICHAEL RINGIER Jetzt abonnieren oder Kommerz verschenken! ohne Moral Diese spezielle Art der Akquisition flüchten –, dürfte in Palo Alto eher von Anzeigen – von einem Ungarn sinnlos sein. Denn eine WLAN- oder in Wien erfunden – scheint in Öster- Telekom-Verbindung gibt es heute reich immer noch eine Option zu an praktisch jedem Ort der Welt. « Michael Ringier, Verleger sein. Allerdings gibt es heute Anzei- gen eher dafür, dass man etwas Békessys Flucht war aber vor allem nicht oder anders schreibt. Doch der Tatsache geschuldet, dass seine Jeden Tag sage ich zu mir, ich diesmal kommt wohl eher der Auf- Geldgeber nicht nur grosse Wäh- habe nicht viel Zeit hier auf traggeber der Anzeigen vor Gericht rungsverluste erlitten, sondern der Erde, wie also kann ich und nicht der Empfänger. dass sein italienischer Financier die grösste positive Wirkung erzie- kalte Füsse bekam und ihn fallen len?» Wem dürfen wir diesen sal- Was Zuckerberg und Békessy ver- liess. Und hier dürfte wohl auch bungsvollen Satz wohl zuschrei- bindet, ist ihr Geschäftsmodell. Mark Zuckerbergs grösstes Risiko ben? Mahatma Gandhi? Mutter Beide verbreiten zum Teil höchst liegen. Wenn er den unzähligen Teresa? Dem Papst? Weit gefehlt, es fragwürdige Inhalte und ziehen da- dubiosen Informationen auf seinen ist Mark Zuckerberg. Ausgespro- mit enorme Summen von Geldern Netzwerken und den ihnen zuge- chen hat er ihn nicht vor vielen aus der Werbung an. Gleichzeitig schriebenen Folgen nicht Herr wird, Jahren, als er noch in seiner Har- sind beide nicht bloss umstritten, könnten nicht bloss die Auftragge- vard-Studentenbude an Facebook sondern gelten als technologische ber, sondern auch die Börse nervös herumwerkelte, sondern im Januar Pioniere. Denn auch Békessys Zei- werden – ein oft wirksameres Mittel 2021. tung kam in komplett neuem Er- als juristische und politische Aus scheinungsbild daher und wurde einandersetzungen. Da war Imre Békessy, der Verleger als äusserst modern und innovativ der österreichischen Boulevardzei- empfunden. Und die Liste der Auto- Neben der Erfindung des Revolver- tung «Die Stunde», entwaffnend ren und Intellektuellen, die für sein journalismus hat Békessy aller- ehrlicher. «Die Zeitung ist keine Blatt geschrieben haben, ist durch- dings noch ein höchst bemerkens- moralische Institution (…), sie ist aus eindrucksvoll. wertes Erbe hinterlassen. Sein Sohn ein Geschäft», bekannte er vor Ge- Hans Habe ist einer der angesehens- richt, wo er vor fast 100 Jahren we- Sein grösster Gegner war der öster- ten Journalisten und Schriftsteller gen Verleumdung angeklagt wor- reichische Publizist und Satiriker deutscher Sprache geworden. Sechs den war. Békessy, so konnte man Karl Kraus. Der schrieb als Heraus- Ehen und die Tatsache, dass Habe unlängst in der österreichischen geber der Zeitschrift «Die Fackel» Anfang der Fünfzigerjahre als Zeitung «Der Standard» nachlesen, über den journalistischen Neuan- Chefredaktor einer Zeitung in Mün- galt als Erfinder des «Revolverjour- kömmling in Wien: «Aus dem Blut- chen von den Geldgebern fallen ge- nalismus». Sein Rezept damals: Gut dunst einer Epoche (…) ist ein lassen wurde, zeigen allerdings, z in . gemachter Boulevardjournalismus, Raubtier gesicht aufgestiegen, ein dass Ähnlichkeiten bei familiären . D a s M ag a Caminada allerdings «kombiniert mit Metho- nachsintflutliches Ungeheuer» und Lebens geschichten durchaus mög- den der Erpressung und Beste- prägte gleichzeitig den Slogan: lich sind. yl e . chung». Mit Andruckfahnen von «Hinaus aus Wien mit dem Schuft.» kompromittierenden Artikeln wur- u lt ur. Life st Köche. K Foto: Maurice Haas den, so weiss das Österreichische Was in der österreichischen Haupt- Biographische Lexikon, von Promi- stadt damals gelang – denn Békessy nenten oder Unternehmen Inserate musste nach unzähligen Prozessen oder Schweigegeld erpresst. die Stadt verlassen und nach Paris n, H F 3 0 .– (z w ei A usgaben) bestelle F 24.– statt C ren Sie mehr unte r: 22 | DOMO – Dezember 2021 Jahresabo für CH stilvoll er leb en . Er fah Lifestyle neu und caminadamagaz in.ch/abo
Klar. Mutig. Wegweisend. Nah. |
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