SUCHTPRÄVENTION BERLIN - THEMENHEFT - Fachstelle für Suchtprävention ...
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UNABHÄNGIG BLEIBEN! kompetent gesund.de FACHSTELLE FÜR SUCHTPRÄVENTION SUCHTPRÄVENTION BERLIN THEMENHEFT NO. 50 JULI 2018 SCHNELLER? HÖHER? WEITER? BERLINER AKTIONSTAGE 2018 ZUM THEMA LEISTUNGSDRUCK WELTNICHTRAUCHERTAG ELTERNSEMINARE JUGENDFILMTAGE Erfolgreicher Start von Digitale Medien – Prävention Mitmach-Aktionsset in »Rauchfreies Auto für mein Kind« wirkt im Familienalltag Berlin angekommen!
INHALT NEWSLETTER DER FACHSTELLE FÜR SUCHTPRÄVENTION IM LAND BERLIN3 VERANTWORTUNGSVOLLER UMGANG MIT ALKOHOL UND ILLEGALEN DROGEN Schneller, höher, weiter? Optimieren wir uns zu Grunde? Berliner Aktionstage mit einem Versuch auf dem Alex gestartet 3 Klappe zu, Film ab und Action – Mitmach-Aktionsset in Berlin angekommen! 4 LANDESPROGRAMM „BERLIN QUALMFREI“ IMPRESSUM Weltnichtrauchertag 2018: Berliner Tabakprävention setzt sich ein für „Rauchfreie Autos für Kinder“ 5 Themenheft Suchtprävention No. 50 | Ausgabe Juli 2018 Neue Studienergebnisse: Konsum von E-Zigaretten kann Jugendliche zum Experimentieren mit Tabakzigaretten anregen 6 Das Themenheft wird herausgegeben von der Fachstelle für 10 Jahres rauchfreies Krankenhaus – Aktivitäten zur Tabak- Suchtprävention Berlin gGmbH. prävention und zum Rauchstopp zum Weltnichtrauchertag 6 Die Fachstelle für Suchtprävention im Land Berlin wird PRÄVENTION VON COMPUTER-, ONLINE- gefördert durch die Senatsverwaltung Gesundheit, Pflege und UND GLÜCKSSPIELSUCHT Gleichstellung und ist eine Einrichtung der: Elternseminare Digitale Medien – Fachstelle für Suchtprävention Berlin gGmbH Prävention wirkt im familiären Alltag! 7 Chausseestr. 128/129 | 10115 Berlin „Lootboxen“, „Fortnite“ Tel.: 030 - 29 35 26 15 | Fax: 030 - 29 35 26 16 & Co – Aktuelles aus der Welt der Online-Spiele 8 info@berlin-suchtpraevention.de „Echt dabei – gesund groß werden im digitalen Zeitalter“ 9 www.kompetent-gesund.de www.berlin-suchtpraevention.de SUCHTPRÄVENTION, SUCHTHILFE UND SUCHT-SELBSTHILFE Fachtag „Wir können auch anders: Alleiniger Gesellschafter der Fachstelle für Suchtprävention gemeinsam!“ erfolgreich stattgefunden! 9 Berlin gGmbH ist das: Institut für Gesundheit und Kommunikation e.V. GENDER- UND DIVERSITYSENSIBLE SUCHTPRÄVENTION Chausseestr. 128/129 | 10115 Berlin Kongress „Armut und Gesundheit“ – Zwei Fachforen zu den Tel.: 030 - 24 04 69 70 | Fax: 030 - 29 35 26 16 aktuellen suchtpräventiven Themen Gender und Flucht 10 info@iguk.de www.iguk.de ANGEBOTE UND PROJEKTE DER SUCHTPRÄVENTION THEMENHEFT 50 _ Fachstelle für Suchtprävention Berlin gGmbH _ 07|18 Erstmals „Fit für die Straße“ in Marzahn-Hellersdorf 11 V.i.S.d.P. Kerstin Jüngling, Fachstelle für Suchtprävention NEUES ZU DEN PROJEKTEN DER FACHSTELLE FÜR SUCHT- Berlin gGmbH PRÄVENTION BERLIN GGMBH UND IHREM GESELLSCHAFTER Redaktion: Kerstin Jüngling, Christina Schadt INSTITUT FÜR GESUNDHEIT UND KOMMUNIKATION E.V. 12 Gestaltung: Martina Jacob Erscheinungsweise: 4x jährlich Suchtprävention 3D – Soziallagenbezogene Auflage dieser Ausgabe: Suchtprävention in Lebenswelten gestartet 12 3.500 per E-Mail-Verteiler / 250 gedruckte Exemplare NEUES ANGEBOT FÜR JUGENDLICHE Wenn Sie dieses Themenheft abbestellen wollen, schicken AUS BERLIN UND BRANDENBURG Sie eine E-Mail mit dem Betreff „Abbestellen“ an: „Du bist wichtig und richtig“ – Unterstützung info@berlin-suchtpraevention.de für Jugendliche aus problembelasteten Familien 13 Bildquellen Umschlag: NEUERSCHEINUNGEN, TERMINE UND Fotolia/Sarunyu_Foto; Fachstelle für Suchtprävention Berlin VERANSTALTUNGSHINWEISE ZUR SUCHTPRÄVENTION 14 2
Auf den folgenden 9 Seiten lesen Sie den Newsletter der Fachstelle für Suchtprävention im Land Berlin, gefördert durch die Senatsverwaltung Gesundheit, Pflege und Gleichstellung VERANTWORTUNGSVOLLER UMGANG MIT ALKOHOL UND ILLEGALEN DROGEN Schneller, höher, weiter? Optimieren wir uns zu Grunde? Berliner Aktionstage mit einem Versuch auf dem Alex gestartet I mmer mehr Arbeit in immer weniger Zeit und mit weniger Per- Um auf diese brisante Entwicklung aufmerksam zu machen, sonal bewältigen. Viele Aufgaben gleichzeitig erledigen. Job, für die Risiken von Substanzkonsum im Kontext von Leistungs- Familie, Kinder – immer funktionieren müssen. Eine enge Tak- steigerung und Stressabbau zu sensibilisieren und gleichzeitig tung selbst am Wochenende, es gibt eine lange Liste, was alles Tipps zur Entschleunigung ohne „Hilfsmittel“ zu geben, hat das zu tun ist. Kennen Sie das? Landesprogramm „Na klar – unabhängig bleiben!“ seine diesjäh- rigen Berliner Aktionstage vom 28. Mai – 03. Juni 2018 unter das Leistungsdruck – eine gesamtgesellschaftliche Motto „Schneller höher weiter? Optimieren wir uns zu Grunde? Herausforderung! Na klar, reden wir drüber!“ gestellt. Um vom Stress „runterzukommen“ oder seine eigene Leistungsfä- higkeit zumindest vorübergehend erhöhen zu wollen, werden ver- „Wer um jeden Preis und über die eigenen mehrt Alkohol, Medikamente oder Drogen konsumiert. So stieg der Grenzen hinaus mehr Leistung erbringen Konsum von neuen psychoaktiven Substanzen (NPS) laut DAK-Ge- will, bleibt langfristig „auf der Strecke“. Da- sundheitsstudie 2015 am Arbeitsplatz in den letzten Jahren an: 6,4% her ist es sehr wichtig, auf die Risiken von der Befragten gaben an, am Arbeitsplatz zu „dopen“, dabei wurden Substanzkonsum zur Leistungssteigerung fast die Hälfte der Psychostimulanzien ärztlich verschrieben. Die hinzuweisen, gerade weil dies gesellschaft- Kolibri-Studie des Robert-Koch-Instituts 2010 ergab, dass jede*r lich eine hohe Akzeptanz genießt“, so Boris BILDER: FACHSTELLE FÜR SUCHTPRÄVENTION (3) Zehnte in Deutschland in den letzten 12 Monaten leistungsbeein- Velter, Staatssekretär in der Senatsverwal- flussende Mittel ohne medizinische Notwendigkeit konsumiert hat. tung für Gesundheit, Pflege und Gleichstel- lung. „Deshalb unterstützen wir die Aktion Diese Entwicklung macht auch vor jungen Menschen nicht Halt: des Landesprogramms ‚Na klar – unabhän- PANTOMIMISCHE UMSETZUNG DES so ergab die Berliner JDH-Studie schon 2012, dass sich die Hälf- gig bleiben!‘.“ THEMAS DURCH DEN STUMMSCHWÄTZER te der befragten Jugendlichen und jungen Erwachsenen durch die Leistungsorientierung in der Gesellschaft belastet und von Und Kerstin Jüngling, Geschäftsführerin der Fachstelle für Sucht- Alltäglichem, wie z.B. schulischen Pflichten oder Anforderungen prävention Berlin betont: „Wenn der Alltag jederzeit im Turbotempo der Eltern, überfordert fühlen. Dabei hat die Studie auch einen verläuft und Entspannung dann genau so schnell gehen soll, wird signifikanten Zusammenhang zwischen Überforderung und Kon- dafür häufig auch zu Alkohol, Medikamenten oder Drogen gegrif- sum von Alkohol, Tabak und illegalen Drogen festgestellt. Unter fen. Leistungsfähigkeit und Freude am Leben erhalten wir jedoch Studierenden sind es ebenfalls 6%, die angeben, verschreibungs- auf Dauer nur, wenn wir gesund und unabhängig bleiben! Dazu THEMENHEFT 50 _ Fachstelle für Suchtprävention Berlin gGmbH _ 07|18 pflichtige Medikamente oder Drogen zu nehmen, um beim Lernen möchten wir in den Berliner Aktionstagen ins Gespräch kommen!“ länger durchzuhalten und in der Lage zu sein, stressige Situatio- nen wie z.B. Prüfungen zu meistern (Hisbus-Studie 2015). Auftaktveranstaltung mit Staatssekretär Boris Velter auf dem Alexanderplatz Gestartet wurden die Berliner Aktionstage 2018 mit der Auftakt- veranstaltung am 28. Mai 2018 auf dem Alexanderplatz unter der Weltzeituhr. Gemeinsam mit Boris Velter, Staatssekretär in der Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung kamen die Akteure des Landesprogramms „Na klar – unabhängig bleiben!“ auf dem roten Sofa mit Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch. Pantomimisch stellte Mattes Weißbach, der Stumm- schwätzer, das Thema dar. Dabei wurde deutlich, dass die Menschen, mit denen wir ins Ge- DIE PROJEKTGRUPPE DES LANDESPROGRAMMES MIT STAATSSEKRETÄR BORIS VELTER spräch gekommen sind, Leistungsdruck aus ihrem Alltag kennen: 3
So machte z.B. ein Mann deutlich, dass in seinem Arbeitskontext markt: Das Einzelhandelsunternehmen Edeka immer mehr Leistung und Überstunden verlangt werden, so dass warb auf Einkaufstüten mit der Botschaft „Zuviel es oft gar nicht mehr zu schaffen sei. Ein Student sagte, dass er Alkohol verändert – Dich und das soziale viele Kommilitonen kenne, die oft die Nacht „durchlernen“ und dann Miteinander.“ In der gesamten Woche fanden viel Kaffee und „Aufputscher“ nehmen, um das durchzuhalten. in ganz Berlin weitere Veranstaltungen Leider wurden am Alexanderplatz nur wenige Menschen erreicht. zum Thema statt, z.B. Informationsveran- Positiv war die Auftaktveranstaltung hinsichtlich der Beförderung staltungen, Akupunkturangebot, ein Familien- der Netzwerkarbeit und der kreativen Umsetzung des Themas. In sportfest und ein Staffellauf. Für die finan- ALKOHOLPRÄVENTION IN DEN den sozialen Netzwerken fand das Thema große Resonanz: auf Fa- zielle Unterstützung der diesjährigen Berliner EDEKA-SUPERMÄRKTEN cebook haben die Aktionstage über 3.000 Personen erreicht. Aktionstage danken wir sehr herzlich den Bezirksämtern Marzahn-Hellersdorf und Treptow-Köpenick sowie Zum neunten Mal fand anlässlich der Berliner Aktionstage auch dem Handelsverband Berlin-Brandenburg! die andere große Berliner Aktion statt und brachte die Prävention CHRISTINA SCHADT dorthin, wo Menschen im Alltag unterwegs sind, in den Super- Fachstelle für Suchtprävention Berlin JugendFilmTage „Nikotin und Alkohol – Alltagsdrogen im Visier“: Klappe zu, Film ab und Action – Mitmach-Aktionsset in Berlin angekommen! „BAUPLATZ LEBENSMAUER“ WIRD AUFGEBAUT DAS AKTIONSSET IST BEREIT FÜR DEN BERLINWEITEN EINSATZ BILDER: FACHSTELLE (2) D ie Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hat mit Anwesenheit der Suchthilfekoordinator*innen der Berliner Bezirke, den JugendFilmTagen „Nikotin und Alkohol – Alltagsdrogen der Koordinator*innen der schulischen Prävention und der im Visier“ ein alltagsnahes Projekt entwickelt und umge- Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung setzt, das einen motivierenden Impuls für eine handlungsorien- das Berliner Mitmach-Aktionsset. Es umfasst die Stationen tierte schulische Prävention zum Thema „Alltagsdrogen“ bietet. „Begrüßungswand“, „Würfelspiel“, „Bauplatz“, „Rauchfrei Kinofilme und Mitmach-Aktionen sprechen Schüler*innen ziel- Lounge“ und „Lehrkräfte-Infopoint“. gruppengerecht an und liefern Impulse, Alkohol- und Zigaretten- konsum zu reflektieren. Vor den Filmvorführungen bieten die Mitmach-Stationen den Schüler*innen THEMENHEFT 50 _ Fachstelle für Suchtprävention Berlin gGmbH _ 07|18 Bisher lag die finanzielle und die Möglichkeit, sich z.B. in der organisatorische Verantwortung „rauchfrei-Lounge“ über das Thema bei der Bundeszentrale für gesund- Rauchen und Rauchstopp beraten heitliche Aufklärung. Nun stellte die BZgA der Fachstelle für Sucht- zu lassen oder sich beim Bauplatz mit eigenen Stärken und prävention im Rahmen der landesweiten Schulung zur Berliner Ressourcen auseinander zu setzen. Sie erfahren auf spielerische Verstetigung am 05. Juni 2018 ein Aktionsset mit attraktiven Weise was passiert, wenn wichtige Steine aus ihrer „Lebens- Mitmach-Aktionen und ergänzenden Materialien sowie einen pra- mauer“ plötzlich (unerwartet) wegfallen. Wie lassen sich diese xiserprobten Leitfaden zur Verfügung, damit interessierte Bezirke Lücken schließen und welche Rolle spielen hier Alkohol und und Einrichtungen, z.B. der Jugendhilfe, in Kooperation mit der Tabak? Die jugendgerechte Mischung aus Mitmach-Aktionen und Fachstelle die JugendFilmTage eigenständig veranstalten können. spannenden Filmen ermöglicht es, Schüler*innen zielgruppen- Die Koordination des Verleihs liegt bei der Fachstelle für Sucht- gerecht anzusprechen und sie dabei zu unterstützen, eine kriti- prävention. sche Haltung im Umgang mit Nikotin und Alkohol zu entwickeln. Die Agentur Sinus, die im Auftrag der BZgA die Mitmach-Stationen LUCIA THIELKE entwickelt hat, überreichte der Fachstelle für Suchtprävention unter Fachstelle für Suchtprävention Berlin 4
LANDESPROGRAMM „BERLIN QUALMFREI“ Weltnichtrauchertag 2018: Berliner Tabakprävention setzt sich ein für „Rauchfreie Autos für Kinder“ Schon wenige Züge an der Zigarette im Auto erhöhen die Fein- 31. Mai 2018 das Präventionsprojekt „Rauchfreies Auto für mein staubbelastung im Innenraum enorm. Tabakqualm ist der gefähr- Kind!“. Aufgelegt wurden 5.000 Parkscheiben, die über die Risi- lichste und zugleich bedeutendste vermeidbare Innenschadstoff ken von Passivrauchen für (Klein)-Kinder im Auto informieren. für Kinder. Das ist Eltern oft nicht bewusst. Dabei beeinträchtigt Die Erfahrungen zeigen, dass eine Parkscheibe im Alltag (nicht Passivrauchen Kinder noch stärker als Erwachsene, denn ihre nur) von Eltern regelmäßige Anwendung findet und damit auf der Organe sind noch nicht voll entwickelt und damit besonders emp- Rückseite Präventionsbotschaften gut platziert sind und immer findlich. Selbst wenn nicht in Anwesenheit von Kindern geraucht wieder gelesen werden. Die Parkscheiben werden in allen Berli- wird, werden diese mit den Giftstoffen konfrontiert, denn die ner Bezirken an Eltern und Familien ausgegeben, z.B. in Bürger- lagern sich z.B. in Textilien ab und werden noch lange Zeit nach ämtern, Familienzentren oder Elterncafés. dem Rauchen in die Luft abgegeben. Dies gilt umso mehr, wenn auf kleinem Raum, zum Beispiel im Anja-Kristin Wolfsohn-Brand, Leiterin der Fachberatung Auto, geraucht wird. Kunde bei der BKK VBU, betont: „Schon im Kindesalter werden die Weichen für die spätere Ge- In Berlin ist die Zahl der Familien, in sundheit und einen gesunden Lebensstil denen geraucht wird, anhaltend hoch: gelegt. Deshalb unterstützen wir Projek- Jedes 4. Kind im Einschulungsalter te, die ein gesundes Heranwachsen von wächst in einem Haushalt auf, in dem Kindern und Jugendlichen fördern. Uns mindestens eine Person raucht. Diese ist es außerdem wichtig, dass Eltern dort Zahl steigt deutlich an bei Familien in die Informationen haben, wo sie sich im schwachen sozialen Lagen (vgl. Ein- Alltag aufhalten, also auch im Auto schulungsuntersuchungen Berlin 2016). – auf dem Weg zum Einkauf oder beim Familienausflug am Wochen- Passivrauchen erhöht gesundheitliche ende.“ Allein im vergangenen Jahr Risiken bei Kindern! wurden 7.500 Versicherte unter Bei Kindern kann Passivrauchen zu aku- PARKSCHEIBEN WURDEN ZUM WELTNICHTRAUCHERTAG 16 Jahren der BKK VBU wegen chro- ten und chronischen Atemwegserkran- IN BERLIN VERTEILT BILD: FACHSTELLE nischer Atemwegserkrankungen be- kungen und zu akuter und chronischer handelt. „Das Passivrauchen kann dies Mittelohrentzündung führen, Asthma verschlimmern, sowie den verschlimmern und so lebenslange Schäden anrichten“, so Bluthochdruck und das Krebsrisiko erhöhen. Bei Babys gehört Wolfsohn-Brand. das Passivrauchen zudem zu den Hauptrisikofaktoren für den plötzlichen Kindstod! Mehr Informationen zum diesjährigen Weltnichtrauchertag, der weltweit unter dem Motto „Tabakkonsum und Herzerkrankungen“ Die Fachstelle für Suchtprävention im Land Berlin setzt sich ge- steht, erhalten Sie unter www.euro.who.int. meinsam mit vielen anderen Akteuren mit dem Landesprogramm Berlin qualmfrei für den Ausbau des Nichtraucherschutzes in Zum Berliner Projekt „Rauchfreies Auto für mein Kind!“ finden Sie THEMENHEFT 50 _ Fachstelle für Suchtprävention Berlin gGmbH _ 07|18 Berlin ein. Kerstin Jüngling, Geschäftsführerin der Fachstelle für Informationen unter www.berlin-suchtpraevention.de/netzwerke/landes- Suchtprävention Berlin, betont: „Angesichts der Risiken, denen programm-berlin-qualmfrei und unter www.meine-krankenkasse.de. besonders Kinder ausgesetzt sind, wenn im Auto geraucht wird, setzen wir uns dafür ein, dass dort konsequent auf das Rau- Weitere Aktivitäten zum Weltnichtrauchertag chen verzichtet wird. Für die Unterstützung der Gesundheit von Zahlreiche weitere Aktivitäten fanden in Berlin anlässlich des Kindern mit dieser Präventionsbotschaft für Eltern danke ich der Weltnichtrauchertags statt, so u.a. eine Aktion des Forum Rauch- BKK VBU herzlich.“ frei und Berlin Werbefrei gegen Tabakwerbung in Berlin, ein Akti- onstag im Vivantes Klinikum Neukölln mit u.a. einer begehbaren In mehreren europäischen Ländern, wie z.B. in Österreich, Lunge (siehe Artikel in diesem Themenheft) und ein Mailing an Schottland und Griechenland, ist es mittlerweile verboten, im den Landeselternausschuss und die Bezirkselternausschüsse Auto zu rauchen, wenn Kinder dabei sind. der Berliner Schulen und Verbreitung des Kurzfilms für Eltern „Tipps zum Thema Rauchen in der Familie“. Berliner Projekt „Rauchfreies Auto für mein Kind!“ startet! Um diesem wichtigen Thema Gewicht zu verleihen, startete die CHRISTINA SCHADT Fachstelle für Suchtprävention gemeinsam mit der BKK VBU am Fachstelle für Suchtprävention Berlin 5
Neue Studienergebnisse: Konsum von E-Zigaretten kann Jugendliche zum Experimentieren mit Tabakzigaretten anregen D ie Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) Dr. Heidrun Thaiss, Leiterin der BZgA, erklärt: „Bei den 12- bis ist im Rahmen einer neuen Studie der Frage nachgegan- 17-Jährigen liegt die Raucherquote bundesweit mit aktuell 7,4 gen, ob der Konsum von E-Zigaretten den Einstieg ins Prozent auf einem historischen Tiefstand. Das zeigen die regel- Rauchen fördert. Die vom Institut für Therapie- und Gesund- mäßigen Repräsentativerhebungen der BZgA. Die Jugendlichen heitsforschung (IFT-Nord) in Kiel durchgeführte Studie mit dem sind dem Rauchen gegenüber zunehmend kritisch eingestellt. Titel "E-Zigaretten und der Einstieg in den Konsum konventionel- Diesen Präventionserfolg wollen wir weiterhin stabilisieren. Es ler Zigaretten“ zeigt, dass der Konsum von E-Zigaretten gilt ganz klar zu verhindern, dass junge Menschen durch den Jugendliche zum Rauchen von Tabakzigaretten anregen Konsum von E-Zigaretten und E-Shishas zum Tabakrauchen an- kann. Die wissenschaftliche Untersuchung wurde im geregt werden. Deshalb bieten wir verstärkt Informationsangebo- Deutschen Ärzteblatt am 06. April 2018 veröffentlicht. te zu den Risiken von E-Produkten an.“ Für die neue Studie der BZgA wurden 2.186 Zehntklässler, Der Geschäftsführer des IFT-Nord, Prof. Reiner Hane- die bislang keinerlei Tabakzigaretten geraucht hatten, im winkel, betont: „Die Studienergebnisse zeigen eindeu- Schuljahr 2015/16 über einen Zeitraum von sechs Monaten be- tig: jugendliche Nie-Raucher experimentieren häufiger mit kon- obachtet. Zu Studienbeginn gaben 14,3 Prozent dieser Gruppe an, ventionellen Zigaretten, wenn sie zuvor E-Zigaretten konsumiert BILD: NOUNPROJECT / ANDREW NIELSEN schon einmal E-Zigaretten probiert zu haben. Im Verlauf der sechs hatten. Auch wenn bekannte Risikofaktoren für den Einstieg ins Monate begannen 12,3 Prozent der befragten Jugendlichen, zu- Rauchen statistisch kontrolliert werden, bleibt der Zusammen- mindest gelegentlich, Tabakzigaretten zu rauchen. Zu Studienende hang zwischen vorherigem Konsum von E-Zigaretten und spä- zeigte sich, dass Jugendliche mit E-Zigaretten-Erfahrung eher zur terem Experimentieren mit Tabakzigaretten deutlich erkennbar.“ Tabakzigarette griffen: So begannen 22 Prozent der Befragten, die Weitere Informationen zur Studie finden Sie unter: www.bzga.de bereits E-Zigaretten probiert hatten, auch mit dem Tabakrauchen. Von den Jugendlichen, die zuvor keinerlei E-Zigaretten-Erfahrung Dieser Text erschien als Pressemitteilung der hatten, fingen 10 Prozent mit dem Tabakrauchen an. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung am 04. April 2018. 10 Jahres rauchfreies Krankenhaus – Aktivitäten zur Tabak- BILD: VIVANTES NETZWERK FÜR GESUNDHEIT GMBH prävention und zum Rauchstopp zum Weltnichtrauchertag 2018 D as Vivantes Klinikum Neukölln ist seit nunmehr 10 Jahren Dr. Karin Vitzthum, therapeutische Leiterin des Vivantes Instituts „rauchfreies Krankenhaus“ und wurde 2017 erneut für für Tabakentwöhnung und Raucherprävention: „Im englischspra- drei Jahre vom Deutschen Netz Rauchfreier Kranken- chigen Raum gibt es bereits vergleichbare Untersuchungen, bei häuser & Gesundheitseinrichtungen DNRfK e.V. mit dem Silber- denen gute Erfolge mit der materiellen Belohnung von Rauch- Zertifikat ausgezeichnet. freiheit bei schwangeren Frauen erzielt wurden. Die Studienlage zeigt, dass Boni zur Motivation, während der Schwangerschaft Anlässlich des diesjährigen Weltnichtrauchertags am 31. Mai rauchfrei zu bleiben, eine effektive Methode zur Erreichung die- startete das Klinikum mehrere Aktivitäten: zum einen fiel der ses Ziels sein können.“ Bereits eine kurze, aber gezielte Beratung THEMENHEFT 50 _ Fachstelle für Suchtprävention Berlin gGmbH _ 07|18 Startschuss für ein Pilotprojekt des Vivantes Mutter-Kind-Zentrum erhöhe nachweislich die Erfolgschancen auf einen Rauchstopp, und des Vivantes Institut für Tabakentwöhnung und Raucher- so Vitzthum. prävention am Klinikum Neukölln, bei dem die Besonderheiten beim Rauchstopp von Schwangeren untersucht werden. Eine Ebenfalls konnte zum Weltnichtrauchertag am 31.05. ein be- Gruppe schwangerer Raucherinnen wird beim Aufhörversuch gehbares Lungenmodell besichtigt werden, mit der Aktion materiell belohnt und psychologisch unterstützt, eine wei- „Vitamin statt Nikotin“ wurden Äpfel als Tauschob- tere Gruppe erhält psychologische Unterstützung. Nur wer jekt für nichtgerauchte Zigaretten angeboten und das rauchfrei ist, erhält wöchentlich eine Belohnung. Das kön- Vivantes unterstützte das Projekt „Rauchfreies Auto nen Geld oder Gutscheine sein. Erstmals werden solche für mein Kind“ der Fachstelle für Suchtprävention Bonifizierungsanreize im deutschen Sprachraum ein- Berlin und der BKK VBU und gab die Tabak- gesetzt und evaluiert. präventions-Parkscheiben an Mitarbeiter*innen und Patient*innen aus. DR. WULF PANKOW, INSTITUTSLEITER DES VIVANTES INSTITUT DR. KARIN VITZTHUM FÜR TABAKENTWÖHNUNG UND TABAKPRÄVENTION FREUT SICH Vivantes Institut für Tabakentwöhnung ÜBER DIE PARKSCHEIBE ZUM RAUCHFREIEN AUTO und Raucherprävention 6
PRÄVENTION VON COMPUTER-, ONLINE- UND GLÜCKSSPIELSUCHT Elternseminare Digitale Medien – Prävention wirkt im familiären Alltag! S eit über 8 Jahren bietet die Fachstelle für Suchtprävention Seit dem Elternkurs lasse ich mir häufiger von meinem Kind Seminare für Eltern zum Thema Digitale Medien an – in zeigen/erklären, womit es seine Zeit am Computer verbringt dieser Zeit konnten in 34 Seminaren 456 Eltern erreicht 60 werden. In den Seminaren geht es neben der Wissensver- 53% mittlung zu Funktionsweisen von Apps, Spielen und sozialen 50 Medien, Kinderschutz und aktuellen Entwicklungen im Bereich 40 digitaler Medien vor allem auch um riskante Nutzung und Sucht- GRAFIK 30 gefahren sowie praktische Tipps für den familiären Alltag. Dafür 22% wird viel Raum zum Austausch gegeben, was von den teilneh- 20 18% menden Eltern gerne angenommen wird. So liegt die Zufrie- 10 denheit der Teilnehmer*innen bei 99%, 92% bestätigen, dass 6% sie die vermittelten Inhalte auch gut in ihrem familiären Alltag 0 Trifft zu Trifft eher zu Trifft eher nicht zu Trifft nicht zu nutzen können. QUELLE: FACHSTELLE FÜR SUCHTPRÄVENTION BERLIN Nachbefragung bestätigt Wirksamkeit Um die längerfristige Wirksamkeit festzustellen, werden die Ergebnisse zeigen, dass fachliche Empfehlungen für den Familien- teilnehmenden Eltern wenige Wochen nach der Veranstaltung alltag, der Austausch über Risiken und Tipps zum Umgang mit noch einmal befragt. Ziel ist es herauszufinden, wie die Anregun- Medien in der Familie wirkungsvoll dazu beitragen, Eltern mit gen und Empfehlungen im familiären Alltag umgesetzt werden ihren Kindern zur Mediennutzung ins Gespräch zu bringen. Ein konnten. Demnach bestätigten 75,5% der Eltern, dass sie seit- Elternteil berichtet beispielsweise: „Ich fühle mich sicherer und dem häufiger mit ihrem Kind ins Gespräch über die Mediennut- gelassener seit dem Elternkurs. Danke!“. zung kommen bzw. sich Dinge zeigen und erklären lassen, mit denen sich ihr Kind beschäftigt. 67,1% haben im Anschluss Haben Sie Interesse? Der nächsten Termine finden am Regelungen in Bezug zur Mediennutzung getroffen, zum Beispiel 18. September und am 20. November 2018 statt. Melden Sie Mediennutzungszeiten vereinbart, 73,6% setzen bestehende sich an unter www.berlin-suchtpraevention.de/veranstaltungen. Regeln besser um und immerhin 2/3 fördern vermehrt andere Freizeitaktivitäten der Kinder. Auch bei der eigenen Medien- ANNA FREIESLEBEN nutzung konnte ein Effekt erzielt werden: fast 60% der Fachstelle für Suchtprävention Eltern reflektieren ihr eigenes Nutzungsverhalten mehr. Diese Berlin Komplett überarbeitet: Informationsblatt „Digitale Medien“ ist erschienen N BILD: FACHSTELLE FÜR SUCHTPRÄV ENTIO Immer online – völlig normal? Soziale Netzwerke, Such- aktuelle Zahlen, Trends und maschinen, cloud computing, Online-Spiele usw. sind nicht Entwicklungen im Bereich mehr aus dem Alltag der meisten Menschen wegzudenken. Internet, Handy, Gaming, THEMENHEFT 50 _ Fachstelle für Suchtprävention Berlin gGmbH _ 07|18 91,1 % aller Haushalte in Deutschland haben einen Internet- Online-Glücksspiel uvm. anschluss, 95,5 % haben ein Handy oder Smartphone. Neben Informationen zu Insbesondere Eltern und Pädagog*innen fällt es im Alltag oft Risiken verschiedener schwer, die Internetnutzung von Kindern und Jugendlichen ein- Anwendungen, der Diagnose zuschätzen und ggf. zu kontrollieren. Es gilt daher, Erwachsene Onlinesucht, Prävalenzen und in ihrer Verantwortung und im Hinschauen zu stärken, den Komorbiditäten geht es auch um präventive Maßnahmen Jugendschutz zu beachten, einen differenzierten und kritischen sowie Beratungs- und Unterstützungsangebote rund ums Blick auf Informationen zu entwickeln, damit ein kompetenter Thema Digitale Medien. Umgang mit Medien befördert wird und sie für riskantes Nutzungsverhalten sensibilisiert sind. Sie erhalten das Infoblatt gedruckt in der Fachstelle oder im Bestellportal bzw. als Download auf unserer Website Informationen dazu bietet das Informationsblatt „Digitale Medien“ NEUERSCHEINUNG der Fachstelle für Suchtprävention. Es wurde komplett überar- beitet und erweitert und liegt ab sofort vor. Es informiert über 7
VIRTUELLE WELTEN BILD: FOTOLIA / ALPHASPIRIT „Lootboxen“, „Fortnite“ & Co – Aktuelles aus der Welt der Online-Spiele H ört man Kindern und Jugendlichen zu, wenn sie über ihre Solche Lootboxen werden in Form eines „Beutepiñata-Paketes“ Lieblingscomputerspiele reden, hat man als Erwachsene*r auch im Spiel Fortnite angeboten. Fragt man junge Menschen, häufig das Gefühl nichts zu verstehen. Immer häufiger so scheint dieses Spiel besonders angesagt zu sein. Auch die fallen die Begriffe „Lootboxen“, „V-Bucks“ und „Beutepiñata“. Spielerzahlen bestätigen dies – Epic Games gibt eine Nutzerzahl von knapp 10 Mio. Spieler*innen weltweit an. Das Spielszenario Das englische Wort „loot“ bedeutet übersetzt „Beute“. Diese des kostenfreien Koop-Survival-Spiels ist folgendes: Nach einer virtuellen Kisten haben zufällige Inhalte, so können z.B. be- globalen Katastrophe sind 98% der Menschheit verschwunden stimmte Waffen oder Gegenstände gegen echtes Geld oder eine und Zombies leben auf der Erde. Ziel des Spiels ist es, allein oder Spielwährung gekauft werden. Somit wird aus einem eigentlich im Team eine menschliche Basis zu errichten und zu verteidi- kostenfreien Spiel (free-to-play-game) ein pay2win-System. gen, um die Welt zu retten.2 Um Fortschritte zu erzielen, gibt es Viele meist junge Spieler*innen investieren im Monat eine die Möglichkeit mit der spieleigenen Währung „V-Bucks“ seinen Menge Geld in Lootboxen, „Battle-Pass“ zu verbessern. 100€ oder mehr sind keine D.h. letztendlich kann über Seltenheit. Dass die The- Echtgeld Onlinewährung ge- men Gaming und Gambling kauft werden, um im Spiel in engem Zusammenhang schneller voran zu kommen. stehen, haben wir zuletzt in Diese Verwendung einer ei- unserem Themenheft Nr. 49 genen Spielsprache ist ver- (S. 11) beschrieben. Doch gleichbar mit der bei WOW nun beschäftigen zunehmend (World of Warcraft). Eine Lootboxen Pädagog*innen, eigene Spielsprache dient Wissenschaftler*innen und der Erhöhung der Identifizie- GRAFIK: NOUNPROJECT / STIJN E Eltern. MEHR ALS 60 MILLIONEN SPIELER*INNEN KÄMPFEN UMS ÜBERLEBEN … BILD: CC BY 2.0 rung der Spieler*innen mit dem Spiel und Abgrenzung Bereits in 2017 hat sich die USK – Unterhaltungssoftware zu anderen Spielen und bewirkt letztendlich eine Erhöhung der Selbstkontrolle der Frage gewidmet, ob es sich bei Lootboxen Spielbindung. um Glücksspiele handelt. Bleiben Sie im Gespräch mit ihren Kindern Sie kamen zu folgendem Ergebnis: Neue Spiele, wie z.B. Fortnite, oder die im Spiel angebotenen THEMENHEFT 50 _ Fachstelle für Suchtprävention Berlin gGmbH _ 07|18 „Als Glücksspiel gelten dem Gesetz nach Spiele, bei denen Lootboxen beinhalten verschiedene Risikofaktoren, die eine Spieler*innen gegen ein Entgelt eine Gewinnchance erwerben Suchtentwicklung begünstigen können. Daher ist es im Umgang und der Gewinn ganz oder überwiegend vom Zufall abhängt. mit Kindern und Jugendlichen von großer Bedeutung, im Ge- Lootboxen, die gegen ein Entgelt immer ein zufällig generiertes spräch zu aktuellen Themen im Medienbereich zu bleiben und Item vergeben, gelten nach üblicher Auffassung bisher nicht als gemeinsam je nach Alter des Kindes / Jugendlichen festzulegen, Glücksspiel. Die zufällige Auswahl von Gegenständen bei Loot- was gespielt oder gekauft werden darf. Unter Umständen kann boxen entspricht demnach Geschäftsmodellen, die Gewinnspie- auch vereinbart werden, wie viel Geld max. eingesetzt wird, damit len oder sogenannten „Ausspielungen bei denen der Gewinn in am Ende niemand von den ausgegebenen Summen überrascht geringwertigen Gegenständen besteht“ ähneln (z.B. Lose auf wird. dem Jahrmarkt, das Sammeln von Panini-Bildchen oder Figuren aus Überraschungs-Eiern).“1 ANNA FREIESLEBEN UND LYDIA RÖMER Fachstelle für Suchtprävention Berlin Gleichzeitig werden Lootboxen aber als riskant 1 Vgl. USK – Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (2017): Lootboxen und Jugendschutz. eingestuft, da durch sie das Suchtpotenzial eines http://www.usk.de/service/lootboxen-und-jugendschutz/ (abgerufen am 23.05.2018). 2 Vgl. https://www.klicksafe.de/service/aktuelles/news/detail/fortnite-battle-royale-tipps-und-informationen- Spiels forciert werde. fuer-eltern/ (abgerufen am 22.06.2018). 8
„Echt dabei – gesund groß werden im digitalen Zeitalter“ H eute kommen schon die Kleinsten mit digitalen Medien in „Und je verantwortungsbewusster können sie später mit Medi- Berührung, sie sind Teil ihres Alltags. Fernseher, Spiele- en umgehen.“ Deshalb beteiligt sich die BKK VBU am Präven- konsolen und Co. fesseln ihre Aufmerksamkeit, oft viel zu tionsprogramm „Echt dabei – gesund groß werden im digitalen lang. Deshalb unterstützt die Betriebskrankenkasse Verkehrsbau Zeitalter“. Union (BKK VBU) das Projekt „Echt dabei“, damit Kinder wieder mehr Zeit für die reale Welt haben. Die Idee des Präventionsprogramms: Erzieherinnen und Erzieher, Lehrkräfte und Eltern für die Risiken der Medien sensibilisieren, Studien haben gezeigt, dass Kinder im Schnitt 90 Minuten vor einen gesundheits- und altersgerechten Umgang mit Medien im den Bildschirmen sitzen, wenn die Geräte in ihrem Zimmer sind. Elternhaus finden und gleichzeitig medienfreie Freizeitbeschäf- Sind dort keine Geräte, verbringen sie 60 Minuten in virtuellen tigungen stärken. „Unsere Empfehlung ist eindeutig: Je später, Welten. Zeit, die für die Entdeckungsreisen in der ana- desto besser“, sagt Salomon. Freizeitaktivitäten ohne logen Welt draußen und für Freunde fehlt. Mögliche Medien hätten den Vorteil, dass sie ganz unterschied- Folgen: Geringe Sozialkompetenz, Computerspielsucht liche Sinne ansprächen und gleichzeitig verschiedene sowie Übergewicht und Schulprobleme. Kompetenzen trainierten. „Je mehr bildschirmfreie, echte Zeit Kinder haben, desto Im Rahmen des Projekts gibt es in Kindergärten und mehr Sozialkompetenz und Selbstvertrauen können sie aufbauen“, Schulen Fortbildungen durch speziell ausgebildete Coaches. erklärt Astrid Salomon, Präventionsbeauftragte der BKK VBU. Mütter und Väter erfahren auf Elternabenden, wie sie wie- der mehr bildschirmfreie Zeit in den Alltag bringen können. Außerdem werden sie beim Einbau von Zeitbegrenzungs- und Filtersoftware am eigenen PC unterstützt. Und die kleinen User können die Helden des Theaters Radelrutsch dabei begleiten, wie sie das Leben außerhalb der Bildschirme entdecken. Unter www.echt-dabei.de finden Kitas, Schulen und interessierte Eltern mehr Informationen über das Präventionsprogramm. Fragen zum Projekt beantwortet Präventionsberaterin Astrid Salomon unter 030 – 72 61 22 191. ELLEN ZIMMERMANN DIE WEBSEITE BIETET DETAILLIERTE INFORMATIONEN ZU »ECHT DABEI« BILD: SCREENSHOT BKK VBU SUCHTPRÄVENTION, SUCHTHILFE UND SUCHT-SELBSTHILFE Fachtag „Wir können auch anders: gemeinsam!“ erfolgreich stattgefunden! A THEMENHEFT 50 _ Fachstelle für Suchtprävention Berlin gGmbH _ 07|18 m 16. April 2018 fand in Berlin der Fachtag „Wir können Methodenkompetenz, auch anders: gemeinsam!“ statt, gemeinsam veranstaltet Konzeptqualität und von der Landesstelle für Suchtfragen Berlin, dem PARITÄ- Er fahr ungswissen TISCHEN Berlin – Fachbereich Suchthilfe, der Fachstelle Sucht- haben sich verän- prävention Berlin und dem Fachverband Drogen- und Suchthilfe. dert. Ebenso das Über 80 Teilnehmende nutzten die Veranstaltung, um gemeinsam Menschenbild mit ins Gespräch zu kommen zum neuen „Zusammenwürfeln“ von seiner Hinwendung zu Suchtprävention, Suchthilfe und SuchtSelbstHilfe: einer konsequenten personenzentrier ten Gemeinsames Querdenken Sichtweise, die indivi- Prävention, Hilfe im Sinne von Versorgung und Selbsthilfe sind duelle Lebensumstän- HEIKE DREES, FACHREFERENTIN SUCHTHILFE DES PARITÄTISCHEN wesentliche Aspekte eines umfassenden Verständnisses von Ge- de und Ressourcen in BERLIN BEGRÜSST DIE TEILNEHMENDEN BILD: FDR sundheit. Suchtprävention, Suchthilfe und Suchtselbsthilfe sind den Mittelpunkt stellt. in Deutschland seit Jahrzehnten Bestandteile eines anerkannten Partizipation und Empowerment sind deshalb mehr als nur und differenzierten Angebots- und Versorgungssystems. moderne Schlagworte und müssen in der Suchtprävention, Sucht- 9
hilfe und SuchtSelbstHilfe verankert werden. Was soll sich also DOKUMENTATION verändern? DES FACHTAGES JETZT ONLINE VERFÜGBAR Neu zusammengewürfelt BILD: FDR Der Fachtag hat eine Debatte angestoßen für die Weiterentwick- lung der eindimensionalen Sichtweise der Suchtpolitik und ihrem Verständnis von Suchtprävention, Beratung / Behandlung, Selbst- daraus Entwürfe für das Zusammenspiel aller Akteure entstehen, hilfe, Schadensminderung und Repression – hin zu einem mehr- die Respekt, Menschenwürde, Teilhabe und Befähigung berück- dimensionalen Modell, das beispielsweise Gesundheitsförde- sichtigen. Open Space als Tagungsmethode förderte die Be- rung, Lebenswelt, Jugendschutz und gesellschaftliche Aspekte gegnungen auf Augenhöhe und bot Raum für einen besonderen einbezieht. Prozess aller Teilnehmenden. „Haltung – Können – Wissen“ sind eine entscheidende Ba- Die Dokumentation des Fachtages „Wir können auch anders: sis, damit diese Arbeitsfelder „neu zusammengewürfelt“ und gemeinsam!“ finden Sie unter www.fdr-online.de oder Perspektiven entwickelt werden können. Gemeinsam haben die www.berlin-suchtpraevention.de Teilnehmenden sich mit Haltungen, Menschenbildern und Hilfe- JOST LEUNE, MARTINA ARNDT-ICKERT strukturen auseinandergesetzt. Neu zusammengewürfelt sollen Fachverband Drogen- und Suchthilfe GENDER- UND DIVERSITYSENSIBLE SUCHTPRÄVENTION Kongress „Armut und Gesundheit“ 2018 – Zwei Fachforen zu den aktuellen suchtpräventiven Themen Gender und Flucht V om 20. – 21. März 2018 fand der jährliche Kongress sowie Juliana Börner, FrauSuchtZukunft, wurde sich dem Thema „Armut und Gesundheit“, dieses Jahr unter dem Motto genähert. In der Diskussion mit den Kongressbesucher*innen „Gemeinsam. Gerecht. Gesund.“ statt. Die Fachstelle für wurde deutlich, dass es vor allem notwendig ist, über neue, ver- Suchtprävention beteiligte sich mit zwei Beiträgen zum Thema besserte Zugangswege, gerade für Frauen, zu Gesundheitsange- Flucht und Gender. boten und Hilfeangeboten zu sprechen und diese zu entwickeln. Gebraucht werden sowohl geschlechtersensible Angebote und Fachkräfte berichten aus ihrer Arbeit Schutzräume als auch geschlechterübergreifender Austausch. Im Forum „Suchtprävention und Suchthilfe“ stellten zuerst Im Forum wurde deutlich, dass die Themen „Gender“ und Navina Sarma, Deutsche AIDS-Hilfe, Maria Szamotulska, Ragazza „Diversity“ noch stärker als bisher miteinander verbunden wer- Hamburg und Ilia Ryvkin, Berliner Aids-Hilfe, das bundes- den müssen – denn die bedarfsgerechte Versorgung von weite PASUMI-Projekt der Deutschen Aidshilfe vor Männern und Frauen ist nach wie vor kein Main- und präsentierten zwei Teilprojekte mit partizipati- stream, gerade in strukturschwachen Gegenden. ven Ansätzen in der Arbeit mit geflüchteten Men- schen. Anna Freiesleben, Fachstelle für Sucht- Es braucht zielgruppenorientierte prävention Berlin, gab einen Überblick über das Suchtprävention Projekt „Hinschauen – Hinhören – Handeln“ Beide Fachforen stießen auf großes Interes- THEMENHEFT 50 _ Fachstelle für Suchtprävention Berlin gGmbH _ 07|18 zur kultursensiblen Suchtprävention und zog ein se – wir danken den Kongressbesucher*innen Fazit aus der Arbeit der vorangegangen 1,5 Jahre. für die rege Beteiligung und interessante Diskus- In den Beiträgen sowie in der anschließenden Dis- sionen und den Referent*innen für die anregenden kussion wurde festgestellt, dass die aufsuchende bzw. Vorträge. Es hat sich gezeigt, dass Suchtprävention begleitende Arbeit, Angebote, die sich an subjektiven Bedarfen wichtige Effekte sowohl beim Einzelnen, als auch in der Gesell- orientieren sowie eine offene, kultursensible Haltung wichtige schaft erzielen kann. Von zentraler Wichtigkeit ist dabei, dass Faktoren für das Gelingen von Angeboten sind. Dafür braucht es sie zielgruppenorientiert arbeitet und entsprechend des Kölner eine ausreichende und langfristige Ausstattung der Angebote mit Memorandums neben der Expertise von Fachkräften und der Ressourcen. Die Teilnehmenden sprachen sich für eine kritische wissenschaftlichen Grundlage die Rückmeldungen aus der Überprüfung unseres Gesundheits- und Hilfeverständnisses aus. Praxis, welche Bedarfe gesehen werden sowie Feedback der Teilnehmenden, was am Ende erfolgreich war, einbeziehen. Dies Ein weiteres Fachforum fand zum Thema „Einmal „gendern“, trägt wesentlich dazu bei, Suchtprävention passgenau, effektiv bitte: Wie kommt geschlechtersensible Suchtprävention in die und wirkungsvoll zu gestalten. Praxis?“ statt. In drei Beiträgen von Christina Schadt, Fachstelle CHRISTINA SCHADT UND ANNA FREIESLEBEN für Suchtprävention Berlin, von Kazım Erdoğan, Aufbruch Neukölln Fachstelle für Suchtprävention Berlin 10
ANGEBOTE UND PROJEKTE DER SUCHTPRÄVENTION Erstmals „Fit für die Straße“ in Marzahn-Hellersdorf D ie Koordinatorin für schulische Prävention des SIBUZ Mar- Am 21. März 2018 eröffnete Ich habe heute etwas Neues gelernt. zahn-Hellersdorf und der bezirkliche Suchthilfekoordinator die Schirmherrin Frau Pohle, luden vom 20. bis 22. März 2018 erstmals Schüler*innen Bezirksbürgermeisterin und 1,3% Nein der 10. Klassen zum Parcours „Bist du FAIR im Verkehr? Fit für Bezirksstadträtin für Stadtent- 30% die Straße in Marzahn-Hellersdorf.“ ein. wicklung, Gesundheit, Perso- Etwas nal und Finanzen, die Aktions- Über 30 Agierende aus unterschiedlichen Professionen brachten tage und überreichte an diesem sich an den 7 Stationen mit ihrer spezifischen Fachkompetenz Tag die von ihr gestifteten Kino- 68,6% zum Thema ein. karten als Preise an die Klas- Ja se mit den meisten richtigen Mit der Jugendfreizeiteinrichtung FAIR des Humanistischen Ver- Antworten auf die Quizfragen. bands Deutschland, Landesverband Berlin-Brandenburg, Körper- Ebenfalls an diesem Tag beob- schaft des öffentlichen Rechts, stand eine für das Projekt ge- achtete Schulrat Herr Buza die ERREICHT WURDEN 248 ZEHNTKLÄSSLER*INNEN AUS eignete Räumlichkeit zur Verfügung. Die Mitarbeiter*innen waren Mädchen und Jungen bei ihren ALLEN SCHULFORMEN, VON IHNEN GABEN 238 EINEN an der Planung und Organisation sehr engagiert beteiligt und vielfältigen Aktionen an allen MITUNTER NUR TEILWEISE AUSGEFÜLLTEN FRAGEBOGEN übergaben den Veranstaltenden quasi für drei Tage die Schlüs- Stationen im ganzen Haus. MIT DIESEM ERGEBNIS AB. selgewalt über das Haus. Am Ende der Aktionstage zeigten sich alle Beteiligten sehr zufrie- Die Begrüßung und Einweisung der fünf 10. Klassen pro Tag er- den mit Organisation und Ablauf der Veranstaltung. Die meisten folgte um 09.00 Uhr. Vor dem Beginn des Stationsbetriebes erhielt beteiligten sich das erste Mal an diesem großen Projekt. BILD: BEZIRKSAMT MARZAHN-HELLERSDORF VON BERLIN jede Klasse ein Klemmbrett mit dem Ablaufplan und einem Quiz, dessen Beantwor- Vom 29. bis 31. Januar 2019 soll es diese tung im Laufe des Aktionstage erneut geben. Projekttages erfol- gen soll. Die Lösun- SILKE HERMSDORF gen erschlossen Koordinatorin für die Schulische Prävention Marzahn-Hellersdorf sich der aufmerksa- OVE FISCHER men Klasse jeweils Suchthilfekoordination des Bezirks Marzahn-Hellersdorf an den Stationen und waren in Ge- meinschaftsarbeit FIT FÜR DIE STRASSE – FAIR IM VERKEHR – DAGMAR POHLE ÜBER- zu entscheiden. REICHT SONDERPREIS FÜR SCHNELLSTE REAKTION Buch-Rezension »Kazım, wie schaffen wir das?« von Sonja Hartwig THEMENHEFT 50 _ Fachstelle für Suchtprävention Berlin gGmbH _ 07|18 Kazım Erdoğan ist Berlin bekannt für seine Jahrzehnte lange Arbeit im Verein Aufbruch Neukölln mit türkischen Männergruppen. Auch im Rahmen von Veranstaltungen der Fachstelle für Sucht- prävention Berlin ist er mit seinen Erfahrungen in der Väterarbeit, in der auch z.B. Spielsucht und die Auswirkungen auf die Familie thematisiert wird, immer wieder aktiv, so zuletzt in diesem Jahr bei einem Workshop des Kongresses Armut und Gesundheit. Die Journalistin Sonja Hartwig hat nun ein Buch über ihn geschrieben. Darin geht es um persön- Sonja Hartwig, „Kazım, wie schaffen wir liche Erlebnisse Erdoğans, seine Herkunft, seine Ankunft im Westberlin der 70er Jahre und eine das? Kazım Erdoğan und seine türkische drohende Abschiebung. Aber auch die Männer aus seinen Gruppen kommen zu Wort, diskutieren Männergruppe – vom Zusammenleben über Integration, Ehre, Gewalt und alles, was sie beschäftigt. in Deutschland“, DVA 2017. Sonja Hartwig begleitete Erdoğan über mehrere Jahre und zeichnet ein tolles Portrait über einen Menschen, der durch seine Offenheit INFO und Freundlichkeit viele erreicht und bewegt, denn, wie Kazım Erdoğan sagt: „Es ist keine Schwäche, über Probleme zu reden, es zeugt von Stärke. Nur wenn wir offen reden, helfen wir einander, helfen wir unserer Familie und der Gesellschaft.“ 11
INSTITUT FÜR kompetent Gesundheit & Auf den folgenden 2 Seiten lesen Sie Neues zu den Projekten gesund.de FACHSTELLE FÜR SUCHTPRÄVENTION Kommunikation der Fachstelle für Suchtprävention Berlin gGmbH und ihrem Gesellschafter, dem Institut für Gesundheit und Kommunikation e.V. Soziallagenbezogene Suchtprävention in Lebenswelten gestartet I n unserer täglichen Arbeit erleben wir immer wieder, dass vor Das Projekt hat dabei drei Zielgruppen im Blick: allem benachteiligte Menschen nicht die notwendige Unter- ¢¢ suchtbelastete Familien stützung erhalten. So leben z.B. Jugendliche jahrelang mit der ¢¢ Schüler*innen ab der 7. Klasse Suchterkrankung ihrer Eltern, ohne dass dies wahrgenommen ¢¢ Geflüchtete wird. Andere Jugendliche geraten aufgrund ihres problematischen Cannabiskonsums in Schwierigkeiten mit Eltern oder Schule und Suchtprävention für von Sucht/-gefährdung betroffene Familien die Problematiken „häufen“ sich. Menschen mit Migrations- „Weitblick 3D“ legt einen Schwerpunkt auf das Thema „Sucht erfahrungen haben grundsätzlich ein erhöhtes Gesundheitsrisiko in der Familie“ und richtet sich damit sowohl an Jugendliche, die und sind anfälliger für missbräuchlichen Substanzkonsum. in suchtbelasteten bzw. -gefährdeten Familien leben oder aufge- wachsen sind, als auch an ihre problematisch konsumierenden Um diesen Zielgruppen eine für sie passgenaue Unterstützung oder süchtigen Eltern. anbieten zu können, startet die Fachstelle für Suchtprävention das neue Projekt „Suchtprävention 3D“, gefördert von der Jugendlichen wird eine Möglichkeit der Entlastung und Unterstüt- Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung. Es zung geboten und vermittelt, dass sie mit ihrem Problem nicht steht für eine direkte und umfassende Präventionsarbeit vor Ort allein sind und sie keine Schuld an der problematischen Familien- in den Lebenswelten der Menschen. situation tragen. Die Thematik wird enttabuisiert und Aufklärung findet statt, ohne zu stigmatisieren. Gesundheit wird nicht nur durch individuelles, eigenverantwort- liches Handeln beeinflusst, sondern insbesondere auch durch Die betroffenen Eltern werden in ihrer Sorge um das eigene gesellschaftliche Rahmenbedingungen und Soziallagen, so z.B. Kind wertgeschätzt, in Erziehungsfragen unterstützt und zu den Einkommen, sozialer Status, Bildungsniveau, Arbeitsbedingun- Auswirkungen von problematischem Konsum, Sucht und psy- gen, Wohngegend, Migrationshintergrund oder der Status als chischen Erkrankungen sensibilisiert. Außerdem werden die alleinerziehende Eltern. Wichtig für gesundheitspräventive An- Erziehungskompetenz und der altersgerechte Umgang mit gebote ist die Reduktion von Risikofaktoren für die Entstehung Kindern in der Pubertät gestärkt. lebensstilbedingter Krankheiten und die Stärkung von gesund- heitlichen Ressourcen. Außerdem sollen die Verhältnisse, in Suchtprävention für Jugendliche im Setting Schule denen Menschen leben, lernen und arbeiten, so gestaltet werden, Mit der Pubertät ändert sich vieles: dass sie die Gesundheit unterstützen. Jugendliche wollen sich ausprobieren und zeigen, wie risikobereit sie sind. Gleichzeitig müssen sie sich vielfältigen Herausforderun- Soziallagenbezogene Prävention umfasst insgesamt drei gen stellen und verschiedene Entwicklungsaufgaben bewältigen. zentrale Aspekte: sie stärkt die Kompetenzen und Ressourcen THEMENHEFT 50 _ Fachstelle für Suchtprävention Berlin gGmbH _ 07|18 der im Setting lebenden Menschen, sie entwickelt gesundheits- Da besonders der frühe Konsum von Alkohol, Tabak und Cannabis fördernde Rahmenbedingungen und sie bindet systematisch im Alter zwischen 14 und 15 Jahren mit hohen Risiken verbunden möglichst viele Personen in der Lebenswelt ein. ist, setzen die Workshops des Projekts an dieser Stelle an. Die drei Zielgruppen von „Suchtprävention 3D“ in der Übersicht: Unterstützung für Jugendliche und ihre Mehr Klarheit durch Prävention Ein wegweisendes Angebot von Sucht/-gefährdung betroffenen Eltern für Schüler*innen in Berlin für Geflüchtete in Berlin www.kompetent-gesund.de/ www.kompetent-gesund.de/ www.kompetent-gesund.de/ Familie Schule Gefluechtete 12
kompetent gesund.de FACHSTELLE FÜR SUCHTPRÄVENTION „Durchblick 3D“ fördert die Risikokompetenz junger Men- Ziel dieser Maßnahmen ist es, suchtpräventive schen und die Stärkung persönlicher Schutzfaktoren. Dies wird Strukturen zu etablieren, die Handlungssicher- 3D realisiert durch die Vermittlung fundierten Wissens zu Risiken heit zu erhöhen sowie eine aktive Vermittlung in Perspektive und Wirkungen illegaler und legaler Rauschmittel, gepaart mit das Hilfesystem zu erleichtern. Eine Kultur des Ein wegweisendes Angebot für Geflüchtete in Berlin der Reflektion eigener Verhaltensweisen und Motive sowie der Hinschauens wird strukturell verankert. Unterstützung bei der Entwicklung kritischer Ansichten und Haltungen. Ein zweiter Schwerpunkt des Projektes sind suchtpräventive Workshops für Geflüchtete. Mittels digitaler Medien werden persönliche Ressourcen und Um das Angebot niedrigschwellig zu gestalten, Meinungen visualisiert und erfahrbar gemacht. Durchgeführt werden die Maßnahmen vor Ort, z.B. werden die Workshops an Schulen mit sonderpädagogischem in Willkommensklassen, Sprachcafés, Un- Förderschwerpunkt, an integrierten Sekundarschulen sowie an terkünften oder Frauentreffs, durchgeführt. BILD: FACHSTELLE FÜR SUCHTPRÄVENTION www.kompetent-gesund.de/ Gefluechtete Oberstufenzentren in belasteten Sozialräumen. Themen wie mentale Gesundheit, Stress, Substanzkonsum und das verfügbare ANGEBOTSFLYER FÜR DIE Suchtprävention für Geflüchtete Hilfesystem werden thematisiert. Die Teilneh- ARBEIT MIT GEFLÜCHTETEN „Perspektive 3D“, richtet sich mit kultursensibler Suchtprävention menden werden gestärkt und die Schwellen an Multiplikator*innen und Geflüchtete. Unter dem Motto zum Hilfesystem abgebaut. „Hinschauen und Handeln hilft!“ werden für Menschen, die mit Geflüchteten arbeiten, Beratungen, Coachings und Schulungen ANNA FREIESLEBEN UND NINA RAUBART zu suchtpräventiven Themen angeboten. Fachstelle für Suchtprävention Berlin NEUES ANGEBOT FÜR JUGENDLICHE AUS BERLIN UND BRANDENBURG „Du bist wichtig und richtig“ – Unterstützung für Jugendliche aus problembelasteten Familien D as Projekt „Du bist wichtig und richtig“, das die Fach- Umgang mit jugendlichem Problemverhalten, wie z.B. dem frühen stelle für Suchtprävention Berlin in Kooperation mit den Einstieg in Alkohol- oder Drogenkonsum, zu finden. Ersatzkassen in Berlin und Brandenburg gestartet hat, BILD: FACHSTELLE FÜR SUCHTPRÄVENTION setzt außerhalb der familiären Situation an und richtet sich an Projektbausteine: Einrichtungen der Jugendhilfe und an weitere Settings, in denen ¢¢ Workshops für Jugendliche zwischen 14 und 21 Jahren zum besonders häufig junge Menschen mit problematischen Familien- Thema „schwierige Eltern“. in denen verdeutlicht wird, dass hintergründen anzutreffen sind. Psychische Erkrankungen wie sie für die Probleme der Eltern nicht verantwortlich sind. z.B. Sucht bei Eltern belasten die Kinder und erhöhen deren ¢¢ Erlebnispädagogisches Angebot für Jugendliche, z.B. Risiko, selbst problematische Verhaltensweisen oder Kon- Klettern, mit anschließendem Workshop, der die Möglich- summuster zu entwickeln um ein Vielfaches. Maßnahmen, keit zur Reflexion des eigenen Verhaltens in Bezug z.B. auf die Unterstützung bieten, werden von den Jugendlichen je- Alkohol- und Drogenkonsum bietet und das Gefühl von doch nicht ausreichend in Anspruch genom- Selbstwirksamkeit stärkt. men. Ein Grund hierfür ist Scham und Angst vor ¢¢ Fortbildung für Pädagog*innen in den beteiligten Einrichtungen, THEMENHEFT 50 _ Fachstelle für Suchtprävention Berlin gGmbH _ 07|18 etent Stigmatisierung, sowohl bei den Jugendlichen als die für die Problematik sensibilisiert und Handlungssicher- nd.de CHTPRÄVENT ION DU BIST auch bei den Eltern. „Du bist wichtig und richtig“ heit im Umgang mit betroffenen Jugendlichen und ggf. bH WICHTIG TIG bringt Angebote direkt in die Einrichtungen,richtet ! deren Eltern fördert. UND RIC H HE sich dort an alle Jugendlichen und macht tabui- ¢¢ Multiplikator*innen-Manual und -Schulung, die Fachkräfte LIC R JUGEND LIEN TZUNG FÜ MI UNTERSTÜ MBELASTETEN FA AUS PR OB LE sierte Themen besprechbar. befähigt, selbständig Angebote zum Thema Sucht und sönlicher g. Familie durchzuführen. Diese sollen zur Etablierung des e zur Verfügun Ressourcen stärken – Programms in den Einrichtungen beitragen und damit Risikokompetenz fördern nachhaltig Wirkung entfalten. / Jacob Lund Das aufsuchende Projekt hat das Ziel, die skynetgame, Fotolia Lebenskompetenzen von vulnerablen Jugend- Das Angebot ist kostenfrei und kann von max. 15 Einrichtungen in 2018 1. Auflage, Juni Bilder: Fotolia / lichen zu stärken, sie von Schuld- und Schamge- Anspruch genommen werden. Bei Interesse am Projekt „Du bist fühlen zu entlasten und sie in der Entwicklung von wichtig und richtig“ nehmen Sie doch gern frühzeitig Kontakt mit Resilienz und Selbstwirksamkeit zu unterstützen. uns auf. PROJEKTFLYER MIT INFOS ZU Auch sollen die Einrichtungen darin unterstützt MARIANA RUDOLF DEN ANGEBOTEN werden, einen konstruktiven und abgestimmten Fachstelle für Suchtprävention Berlin 13
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