Religion in Bewegung 23 2020
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31. OKTOBER BIS 13. NOVEMBER 23 2020 Religion in Bewegung Themenheft Wie uns der Glaube bewegt In allen Religionen spielt die Bewegung eine zentrale Rolle: im Gebet, beim Pilgern oder auch im gesellschaftlichen Engagement.
EDITORIAL zVisite ist eine interreligiöse Gemeinschaftsproduktion verschiedener Zeitschriften Die evangelisch-reformierte Zeitung www.reformiert.info In Zeiten des Stillstandes haben sich die «zVisite»-Redaktorinnen und - Redaktoren für das Thema Bewegung entschieden: Zeitung der römisch-katholischen Pfarreien des Kantons Bern Es war im März, als die Corona-Krise nicht nur das öffentliche, www.pfarrblattbern.ch sondern auch das religiöse Leben lahmlegte. Die Türen der Kirchen, Synagogen, Moscheen und Tempel blieben f ür ihre Gläubigen verschlossen. Zeitschrift der Christ- Ostern feierten Christinnen und Christen zu Hause. J uden und katholischen Kirche Jüdinnen zelebrierten Purim nicht wie gewohnt in Gemein- www.christkatholisch.ch schaft. Und nach Mekka pilgerten dieses Jahr nur ein paar Tausend anstelle der 2,5 Millionen Menschen. Pfarrblatt der katholischen In dieser «zVisite»-Ausgabe sprechen zwei Frauen und zwei Kirche im Kanton Zürich Männer über Erfahrungen auf ihrem Pilgerweg nach Rom, Madras, Santiago de Compostela und Mekka. Sie haben sich in der Verenaschlucht, einem Abschnitt des Jakobswegs, Das Magazin der jüdischen getroffen und sich ausgetauscht, wie die Wallfahrt sie ver Gemeinde Bern ändert habe. Doch nicht nur eine körperliche Bewegung wie das Pilgern wirkt Zeitung der römisch-katholischen sich auf den Geist aus, sondern auch der Tanz, die Musik und die Pfarreien des Kantons Aargau Meditation. Zudem porträtieren wir vier Menschen, die sich www.horizonte-aargau.ch von ihrer Religion dazu bewegt fühlen, sich aktiv für die Ge- sellschaft zu engagieren. Evangelisch-reformierte Zeitung BS, BL, SO, SH, LU, SZ, UR und OW Geniessen wir trotz Einschränkungen, Distanz- und Hygiene- www.kirchenbote-online.ch vorschriften die Bewegungsfreiheit und gehen aufeinander zu. Bleiben Sie gesund! Das jüdische Wochenmagazin Nicola Mohler www.tachles.ch Redaktorin «reformiert.» und Blattmacherin «zVisite» Auflage: 775 000 Exemplare Redaktion: Zeinab Ahmadi, Christa Amstutz, Marie-Christine Andres, Thomas Binotto, Hannah Einhaus, Anouk Hiedl, Katharina Kilchenmann, Seit 2019 ist auch das «forum» an der Redaktion von «zVisite» beteiligt. Andreas Krummenacher, Nicola Aus produktionstechnischen Gründen transformieren wir die «zVisite» Mohler, Franz Osswald, Laavanja in unser Magazinformat. Sie können jedoch die Zeitungsausgabe von Sinnadurai, Tilmann Zuber der zVisite-Website als PDF downloaden. Dort finden Sie zudem weitere Blattmacherinnen: Nicola Mohler, Beiträge, die hier keinen Platz mehr hatten. Katharina Kilchenmann Layout: Renata Hubschmied, Redaktion forum Bern. Gestaltungskonzept: Susanne Kreuzer. Korrektorat: www.zvisite.ch Pia Schwab, Bern forum 23 2020 2
INHALT 4 Foto: Pascale Amez ZVISITE Unterwegs zu Gott Ob nach Mekka, Madras, Rom oder Santiago de Compostela – wer sich auf den Weg macht, verändert sich. Ein Muslim, eine Hindu und zwei Christen sprechen über die Erfah- rungen ihrer Pilgerreisen. DAS FORUM ZU BESUCH Religion in Bewegung ZVISITE 8 Zu Besuch sein, Gast sein, sich Von Liebesgeschichten und austauschen, zuhören, nachfragen, Wettkämpfen würdigen: Das ist das Motto der Der indische Tempeltanz ist interreligiösen Zeitung «zVisite». 26 Laavanja Sinnadurais Leidenschaft. Hier berichten und schreiben Reli- gionsgemeinschaften nicht über einander, sondern miteinander. ZVISITE AUS DEN PFARREIEN 9–24 Die multireligiöse Redaktion über- rascht jedes Jahr mit neuen Ein- Unterwegs in die ZVISITE 25 sichten und Begegnungen, diesmal Gesellschaft zum Thema Religion und Bewegung. Eine kleine Bewegung, die Leben Vier Menschen erzählen, wie sie bedeutet ihr Glaube zu einem gesellschaft Der Tetraplegiker Peter Lude lichen Engagement bewegt hat. über das Atmen 31 Foto: Pascale Amez Das Thema in Bildern AGENDA Die Fotografin Pascale Amez hat sich für diese Ausgabe Gedanken gemacht, was SCHLUSSTAKT 32 für sie der Puls der Zeit bedeutet. Entstan- den ist eine Fotostrecke, die von wachen Impuls zum Kirchenjahr: Allerheiligen Nächten, Träumen und neuen Realitäten Heiligkeit ohne Perfektion erzählt. Immer im Spannungsfeld zwischen dem Wunsch, in den Tag hineinzuleben, und der Notwendigkeit, sich Stabilität und Sicherheit zu geben. Pascale Amez ging der Frage nach, wie ONLINE + sie sich in der Gesellschaft bewegen will – mittendrin im Strom oder lieber ruhig Serie «Bischofswahl» am Rand? Ihre Antworten in dieser Aus gabe und online. Ein Beitrag von Felix Gmür, Bischof von Basel und Präsident www.zvisite.ch/galerie der Schweizer Bischofskonferenz Josef Annen Der Generalvikar tritt überraschend auf Ende Oktober zurück. Erste Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 20. Oktober 2020 Stimmen dazu auf unserer Website. Titel: Bewegung www.forum-pfarrblatt.ch Foto: Pascale Amez forum 23 2020 3
Fotos: Pascale Amez Unterwegs zu Gott und zu sich selber Ob nach Mekka, Madras, Rom oder Santiago de Compostela – wer sich auf den Weg macht, verändert sich. Ein Muslim, eine Hindu und zwei Christen sprechen über die Erfahrungen ihrer Pilgerreisen. Sie sind zu Fuss 2500 Kilometer gepilgert. Warum? Ich befürchtete, unterwegs Mariette Mumenthaler: Als ich mich vor 20 Jah- ren auf den Pilgerweg ins spanische Santiago de könnte es mir langweilig Compostela machte, wollte ich über den Sinn werden. des Lebens nachdenken. Vieles hatte ich in mei- Mariette Mumenthaler, pensionierte Lehrerin nem Leben schon gemacht, und plötzlich fragte ich mich, warum ich all dies eigentlich tat. So bin Haus Gottes im Innenhof der Moschee, ist un- ich dann losgegangen. Pilgern heisst gehen. Es ser zentrales Heiligtum. In ihre Nähe zu gelan- ist wichtig, langsam vorwärtszukommen. gen, kann man vergessen. Ich bin um drei Uhr Lars Kottmann: Zum Abschluss einer Auszeit ent- nachts dorthin aufgebrochen und hatte den- schied ich mich 2017, nach Santiago zu pilgern. noch keine Chance. Da waren viel zu viele Men- Ich hatte damals mit gesundheitlichen Proble- schen. In Mekka braucht man Geduld, Geduld men zu kämpfen, hatte meinen Job gekündigt und nochmals Geduld. und das tiefe Bedürfnis, diesen Weg zu gehen. Was ist Ihnen beim Pilgern wichtiger, Auch Sie pilgerten, stiegen dabei aber der Weg oder das Ziel? als Erstes ins Flugzeug. Kottmann: Der Weg. Burim Luzha: Ja, ich hatte aufgrund der Arbeit Lalithambikai Sinnadurai: Für mich ist es eindeu- nicht viel Zeit. Deshalb bin ich nach Mekka ge- tig das Ziel, der Tempel der Göttin Shakti im in- flogen. Aber auch dort ist man viel zu Fuss un- dischen Madras. Das spirituelle Leben findet in terwegs. Die Heilige Moschee von Mekka ist die und um den Tempel statt. Wenn ich dort bin, be- grösste der Welt, jährlich besuchen sie Millio- suche ich ihn jeweils dreimal täglich. Ich bete, nen von Pilgern. Die Kaaba, das quaderförmige esse vegan, singe, meditiere und übe Yoga. forum 23 2020 4
Mumenthaler: Als ich nach Santiago pilgerte, Ich spürte, was mir im Leben hatte ich ein Ziel. Aber schlussendlich hat mich der Weg innerlich viel mehr bewegt. wichtig ist. Kottmann: Das habe ich auch so erlebt. Das Un- Burim Luzha, Sozialarbeiter terwegssein war schöner als das Ankommen. Die Menschenmassen und der Rummel in Santiago Pilgerfahrt nur einmal. Wenn die Menschen bei liessen mich nicht zur Ruhe kommen. Ich ging der Kaaba stehen, sieht man keine Unterschie- dann weiter zum Kap Finisterre. Dort sass ich auf de zwischen Arm und Reich. Denn alle tragen einer Klippe, sah auf das weite Meer hinaus und dort das gleiche weisse Gewand. Ganz anders ist konnte so meine Pilgerreise gut abschliessen. es in den Strassen Mekkas: Auf der einen Seite Luzha: Im Islam sagt man, Gott belohne nicht stehen Luxushotels, während in den Neben- nur den Erfolg, sondern auch die Anstrengung. strassen Pilger aus Afrika und anderswo ihr Es- Neben dem Ziel ist der Weg entscheidend. Für sen unter freiem Himmel kochen. Die Pilgerrei- jeden Muslim und jede Muslimin ist der Hadsch, se zeigt, dass Materielles schlussendlich keine die grosse Pilgerfahrt nach Mekka, eine religiö- Erfüllung bringt. Deshalb suchen viele trotz se Pflicht, die er einmal im Leben absolvieren Reichtum das einfache Leben. muss. Früher reisten die Gläubigen in Karawa- Sinnadurai: Flugtickets nach Indien sind natür- nen Hunderte von Kilometern weit. Der Einzel- lich teuer. Von weit her zu pilgern, ist also ein Lu- ne pilgerte in einer Gemeinschaft und wurde so xus. Den Shakti-Tempel in Madras besuchen in seinem Glauben gestärkt. Wer pilgert, begibt aber auch viele Einheimische, die arm sind. Alt sich auf einen Glaubensweg zu sich selber. Die und Jung leben auf der Strasse, waschen sich im Reise nach Mekka ist eine religiöse Selbstfin- Fluss und erledigen ihre Notdurft draussen. Es dung. Die weisse Kleidung, die alle tragen, ist traurig, dies zu sehen. Ich stamme aus Sri Lan- drückt aus, dass wir Teil einer Gemeinschaft ka und weiss, was Armut bedeutet. Den Freiwil- sind. Wir pilgern, um uns in Bescheidenheit und ligen, die vor dem Tempel Essen an die Armen Weisheit ein Stück weit zu stärken. verteilen, spende ich deshalb regelmässig Geld. Sie sind allein gepilgert. Hatten Sie Angst Wie erleben Ihre Kinder das? vor der Einsamkeit? Sinnadurai: Als Kulturschock. Wenn wir zurück- Mumenthaler: Anfangs befürchtete ich, es kehren, sind sie jeweils eine Woche lang nicht könnte mir unterwegs langweilig werden. Was wirklich gesprächig. Und dann sagen sie: Wir le- sollte ich den ganzen Tag lang denken? Doch ben im Luxus. Wir können wählen, was wir essen, dann fand ich den Rhythmus. Im Jahr 2000 während andere sich nur Reis mit Gemüse leisten traf man auf dem Jakobsweg nach Santiago können, wenn überhaupt. Ich finde es wichtig, ih- nur wenige Pilgerinnen und Pilger. Die Ge- nen aufzuzeigen, wie andere auf der Welt leben. spräche mit ihnen waren eindrücklich. Ich konnte offen über alles reden und musste mich nicht verstellen. Kottmann: Die Einsamkeit der ersten beiden Wochen machte mich dünnhäutiger. Es gab keine Medien und keine Nachrichten. Nichts, nur den Weg und mich. Ich reagierte auf alles viel direkter. Wenn es anstrengend wurde und die Hitze zunahm, wünschte ich mir, mit je- mandem zu reden. Ich merkte, dass ich mir in diesen Momenten nicht zu viele Gedanken ma- chen durfte. Je weiter ich ging, desto mehr ge- noss ich die Einsamkeit. Der Weg war ein wich- tiger Lernprozess. Mariette Mumenthaler, 73 Burim Luzha, 32 Zum Pilgern braucht man Zeit und Geld. Ist Pilgern heute ein Luxus? Die pensionierte Lehrerin pilgerte im Der Sozialarbeiter unternahm 2019 Mumenthaler: Nein, denn auf dem Weg nach Jahr 2000 nach Santiago de Composte- die kleine Pilgerfahrt nach Mekka. la und ist seither jährlich auf dem Ja- Nun plant er für 2021 den Hadsch, die Santiago de Compostela kommt man mit wenig kobsweg unterwegs. 2016 ging die Ka- grosse Pilgerfahrt, die jeder Muslim aus, sofern man in Herbergen, Schlafsälen oder tholikin für «Kirche mit den Frauen» zu und jede Muslimin einmal im Leben draussen übernachtet. Fuss von St. Gallen nach Rom. machen sollte. Luzha: Ins saudische Mekka zu pilgern kostet. Deshalb unternehmen die meisten Muslime die forum 23 2020 5
Fotos: Pascale Amez Es gibt Pilgerberichte über Gottesbegegnungen. Hatten Sie ein spirituelles Erlebnis? Luzha: Die Zeit in Mekka erfüllte alle meine Sehnsüchte. Mir wurde bewusst, dass an diesem Ort bereits Abraham, die Propheten und Mo- hammed, der letzte Gesandte Allahs, gewesen waren. Das war sehr emotional. Durch diese Gottesnähe fand ich inneren Frieden und Glück- seligkeit. Ich sage nicht, dass ich Gott begegnet Man sollte keine zu hohen bin, aber in meinem Denken und Handeln bin ich Gott nähergekommen. Ich spürte, was mir im Le- Erwartungen haben. ben wichtig ist. Viele materielle Wünsche, die ich Lalithambikai Sinnadurai, Pflegeassistentin hatte, sind nebensächlich geworden. Weniger schön war, mitanzusehen, wie historische Stätten an. Doch er blieb. Gott hat in diesem zarten In- in Mekka abgerissen und stattdessen riesige sekt ein Werkzeug gefunden, um mit mir über neue Hotelbauten errichtet werden. die Zerbrechlichkeit und Schönheit des Lebens Kottmann: Ich hatte nicht die Erwartung, Gott zu zu kommunizieren. begegnen. Doch es war so, dass durch das Ge- Sinnadurai: Wir begegnen Gott in unseren Ritu- hen und Unterwegssein Frieden in mein Leben alen; im Singen und Beten verbinden wir uns mit kam. Das wurde mir aber erst zu Hause bewusst. ihm. Ein tamilisches Sprichwort sagt, dass wir Ein Erlebnis kam dennoch einer Gottesbegeg- Gott im Lachen der armen Menschen begegnen. nung sehr nahe: Kurz nach Genf hatte ich eine Mumenthaler: Auf dem Jakobsweg erfuhr ich Krise, und ich glaubte, nicht mehr weitergehen Gott in den Zusammentreffen mit anderen zu können. Als ich erschöpft auf einer Bank am Menschen. Diese spirituelle Dimension zu spü- Waldrand sass, landete ein Schmetterling auf ren, tat mir gut. Solche Momente erlebte ich meiner Hand. Das war mir vorher noch nie pas- auch in den Kirchen und Kapellen, die ich be- siert. Der Schmetterling sass minutenlang da suchte. Mich beeindruckte, dass hier schon so und wuselte herum. Ich begriff in diesem Mo- viele Generationen gebetet haben. ment, dass es wichtig und gut war, dass ich die- sen Weg machte. Mir schien: Gott sagt deutlich Was empfehlen Sie Pilgeranfängern? Ja zu mir. Nach zehn Minuten wollte ich weiter- Sinnadurai: Eine Reiseapotheke mitzunehmen, gehen und stupfte den Schmetterling ganz sanft um gegen Krankheiten gewappnet zu sein. Ins- forum 23 2020 6
Geh einfach los. Der Rest ergibt sich von alleine. Lars Kottmann, Büroangestellter wie lehrreich sie war. Ich reise gern und habe über dreissig Länder besucht. Doch diese Men- schenmasse in Mekka war gewaltig und ein- drücklich. So einen Moment hatte ich vorher noch nie erlebt. Er lehrte mich Geduld und Rücksichtnahme. Sinnadurai: Ich bin so oft nach Indien gereist, dass ich keine grossen Erwartungen mehr habe. Ich bete auch zu Hause und versuche, hier Frie- den zu finden. Ich erinnere mich an das schwie- rige Leben in Sri Lanka und weiss, wie wichtig es ist, Frieden zu suchen und sich gegenseitig zu unterstützen. Mumenthaler: Im Gegensatz zum Jakobspilgern hatte meine Pilgerreise nach Rom 2016 ein kir- chenpolitisches Ziel: Wir wollten dem Papst eine Petition übergeben, die die Gleichberechtigung der Frauen in der katholischen Kirche forderte. gesamt sollte man keine zu hohen Erwartungen Vertreter des Vatikans haben uns aber nicht haben, weder an den spirituellen noch an den empfangen. Doch der Weg und die Gespräche touristischen Teil der Reise. Der Lebensstandard unterwegs und in Rom haben mir bewusst ge- in Indien ist nicht derselbe wie in der Schweiz, macht, wie drängend dieses Thema ist. Deshalb doch die Reise lohnt sich auf jeden Fall. bin ich froh, nach Rom mitgepilgert zu sein. Mumenthaler: Beim Pilgern ist weniger mehr. Vor meiner Reise nach Santiago riet man mir, Und das mit über 70 Jahren. Ist man von allem drei Stück mitzunehmen: drei Hosen, zum Pilgern je zu alt? drei Hemden, drei Socken paare. Unterwegs Mumenthaler: Nein. Solange man sich gesund merkte ich: Eigentlich brauche ich nur zwei. fühlt, wartet stets ein Weg. Kottmann: Der wichtigste Tipp lautet: Geh ein- fach los. Der Rest ergibt sich von alleine. Viele Interview Anouk Hiedl, Tilmann Zuber Menschen träumen von dieser Reise, aber es fehlt ihnen der Mut, sie anzutreten. Und man sollte sich zu Beginn einer Pilgerreise nicht zu viele Kilometer pro Tag vornehmen. Irgend- wann ist man erschöpft. Luzha: Ich finde, man sollte sich auch gut see- lisch auf die Reise vorbereiten, sich überlegen, was man in Mekka erhofft, und sich bewusst werden, welche Gewohnheiten und Zwänge man aufgeben kann. Hat Sie die Pilgerreise verändert? Kottmann: Ich habe erlebt, was es bedeutet, un- terwegs zu sein und im Heute zu leben, ohne das Morgen planen zu müssen. Beim Pilgern lernt Lalithambikai Sinnadurai, 53 Lars Kottmann, 45 man, den Moment auszukosten, sich zu öffnen und zu vertrauen. Man weiss nicht, was der Die Pflegeassistentin und tamilische Das Mitglied der Freikirche Bewegung nächste Tag bringt oder wo man in einer Woche Lehrerin ist vor 31 Jahren von Sri Plus Sissach arbeitet im Büro eines Lanka in die Schweiz eingereist. Die Handwerksbetriebs. Er pilgerte 2017 eine Übernachtungsmöglichkeit findet und was Hindu pilgert wenn möglich jährlich vom Baselbiet zu Fuss nach Santiago man essen wird. Diese Erfahrung gibt mir bis nach Indien und findet dort Lebens- de Compostela und fand dabei aus heute noch viel Energie. kraft, innere Ruhe und Zufriedenheit. einer persönlichen K rise heraus. Luzha: Die Mekka-Reise hat mich verändert. Ich denke immer wieder darüber nach und merke, forum 23 2020 7
Fotos: Pascale Amez Von Liebesgeschichten und Wettkämpfen Die Juristin und interkulturelle Mediatorin Laavanja Sinnadurai tanzt schon ihr ganzes Leben: Der indische Tempeltanz ist ihre Leidenschaft. Die Armreifen klimpern, während Laa- Teil der Volkskultur Weit öffnet sie die Augen und macht ein vanja Sinnadurai sich die Ohrhänger Da kommen etwa Götter den Erdenge- grimmiges Gesicht, nur um gleich ein ansteckt. Spiegel braucht sie dafür kei- schöpfen zu Hilfe, verführen sie oder Lächeln zu zeigen, das das Herz be- nen, denn das hat sie schon unzählige fordern sie heraus, etwas Ausserge- rührt. «Die Mimik ist wichtig, und ich Male gemacht. «Ich tanze, seit ich den- wöhnliches zu tun. Mal sind es Liebes- muss mich als Tänzerin in die Emotio- ken kann», sagt die 30-Jährige. «Schon geschichten, mal Wettkämpfe, immer nen jeder Figur hineinfühlen. Nur so als kleines Mädchen war ich im Unter- aber geht es um die Menschen in ihrem kann ich das Publikum mit der Ge- richt und bewunderte meine Tanzleh- Alltag, zu dem auch ihre Glaubens schichte berühren.» rerin, ihre Schönheit und ihre Bewe- praxis gehört. «Bei uns wird nicht so In Zentralindien wurden die bisher gungen. Und bis heute gehören der sehr getrennt zwischen dem Weltli- ältesten Dokumentationen des Tanzes Tanz, die Kleider, der Schmuck und die chen und dem Geistlichen», sagt Sin- überhaupt entdeckt. Steinzeitliche Art, sich zu schminken, zu meinem Le- nadurai. «Wenn Gott Krishna, der Höhlenmalereien stellen den tanzen- ben.» Schnell schlüpft sie in den seide- Liebling der Frauen, auftaucht, ver- den Gott Shiva dar. «Shivas Tanz sym- nen Sari, den sie über ihren Alltagsklei- schmelzen die Welten. Dann geht es bolisiert den Kreislauf der Zeit, des Le- dern trägt, drapiert das Stoffende lässig einfach nur um Liebe im Herzen, im bens insgesamt. Er zerstört das Alte und über der Schulter und steckt mit einer Körper und im Geist.» schafft neues Leben», sagt Sinnadurai. Klemme die Haare zusammen. «Wie Bharatanatyam ist einer der ältes- Damit bezwinge er die Dämonen der Bollywood, nur echt», sagt sie lachend. ten klassischen Tanzstile des indischen Unwissenheit und Unachtsamkeit. «Es Schön wie die hinduistische Göttin Subkontinents. Er wird nicht nur von heisst, wenn Shiva zu tanzen aufhört, für Glück und Liebe Lakshmi steht sie den Tempeltänzerinnen interpretiert, steht das Universum still. Tanz ist für da, die Juristin und interkulturelle Me- sondern ist auch Teil der hinduisti- uns eine Form von Gebet, wir ehren und diatorin aus Bern, und stellt ein paar schen Volkskultur. Das Wort setzt sich feiern damit die Götter, die Menschen Gesten des indischen Tempeltanzes aus den Abkürzungen der vier wesent- und das L eben.» vor: Wellenförmige Handbewegungen lichen Tanzelemente zusammen: «Bha- Katharina Kilchenmann symbolisieren das Wasser, ein Halb- va» steht für Emotion, «Ra-ga» für die kreis mit dem einen Arm deutet die auf- Melodie, «Ta-la» ist der Rhythmus und gehende Sonne an, die nach oben zei- «Natya» heisst Tanz. genden Handflächen mit gespreizten Im Video tanzt Laavanja Sinnadurai Fingern die offenen Blätter einer See- Das Publikum berühren die Geschichte, wie sie am Morgen am rose. «Im Bharatanatyam gibt es stili- Es sind die Grundpfeiler dieses Tanzes, Wasser erwacht und auf Shiva wartet. sierte Gesten für Tiere, die Natur, Göt- der auch schauspielerische Elemente www.zvisite.ch/tanz ter und Menschentypen», führt sie aus. hat. Das macht Sinnadurai gleich vor: forum 23 2020 8
Foto: Pascale Amez Für ein paar Sekunden spürte ich Weite und Ruhe. Peter Lude, Psychotherapeut, Tetraplegiker Eine kleine Bewegung, die Leben bedeutet Atem. Für den Tetraplegiker Peter Lude ist das selbständige Atmen pure Freiheit. Und in den Religionen schärft der Atem das Bewusstsein für Gott und die Gegenwart. Einatmen, ausatmen: eine kleine Bewe- uhe, den Inbegriff der Freiheit.» Ihm R Bewusstsein für das Hier und Jetzt und gung, die unser Leben prägt, vom ersten wurde klar: «Wenn das mein Normalzu- die göttliche Nähe geschärft. «In der Schrei des Neugeborenen bis zum letzten stand werden kann, geht es mir gut – Konzentration auf den Atem, der etwas Atemzug des Sterbenden. Hört diese Be- trotz aller Einschränkungen. Erschöp- sehr Konkretes ist, kann der Geist zur wegung auf, sind wir tot. Fällt sie schwer, fung kann Erlösung bedeuten.» Ruhe kommen.» sind wir erschöpft. Dies hat der Psycho- Der Atem ist für die menschliche Christinnen und Christen nutzen da- therapeut und Buchautor Peter Lude am Existenz essenziell. Auch in den Religi- für das Herzensgebet, bei dem sie beim eigenen Leib erfahren. Seit 36 Jahren hat onen spielt er eine wichtige Rolle. Er Einatmen «Jesus Christus», beim Ausat- er als Tetraplegiker seinen Körper kaum wird in vielen Glaubensrichtungen men «Erbarme dich meiner» sprechen. mehr aktiv bewegt. Dennoch erlebt er das gleichzeitig mit dem Geist Gottes und Yogis führen mit Pranayama-Atemübun- Gelähmtsein als hochaktiven Prozess. der Lebensenergie assoziiert. So kennt gen Körper und Geist zusammen. Musli- Bei einem Kopfsprung ins Meer ver- der Hinduismus diese Atem-Geist- mische Sufis kennen Meditationsformen schob sich beim damals 19-jährigen Kombination als Prana, das vergleich- wie die der drehenden Derwische oder Schwimmsportler ein Halswirbel. Reg- bar ist mit dem hebräischen Ruach im den Dhikr, bei dem mit ruhiger Atmung los trieb er im Wasser, das Gesicht nach Alten Testament oder der Lebensener- die 99 Eigenschaften Gottes rezitiert wer- unten. «Sofort war mir klar: Ich bin ge- gie Qi im Buddhismus. Die antiken grie- den. Auch in mystischen Traditionen des lähmt.» Sein Kollege dachte, Lude wol- chischen Philosophen und Mediziner Judentums meditieren Gläubige zum le ihm zeigen, wie lange er den Atem vereinten im Wort Pneuma den Hauch Gottesnamen und beruhigen im Einklang anhalten könne. und den göttlichen Geist. mit dem Atem ihren Geist. «Der Atem ist der Ort der Gegen- Prana, Ruach und Pneuma Bewusstsein schärfen wart, der Ort, wo das Leben stattfindet», Bei einer Tetraplegie ist auch die Atem- «Der Atem steht in vielen religiösen sagt Martin Rötting. Gleichzeitig ver- muskulatur betroffen. So fiel Lude in Meditationspraxen im Zentrum», sagt binde er uns mit a llen anderen Lebewe- der Zeit nach dem Unfall das Atmen Martin Rötting, Professor für Religi- sen. Denn wer lebt, der atmet. schwer. Die hohe innere Aktivität, das onswissenschaften an der Universität Denken und Wollen, trieb den jungen Salzburg. Er forscht zu Bewegung und Marie-Christine Andres, N icola Mohler Patienten bald an einen Punkt völliger Religion. «Die zahlreichen Atemtech- Erschöpfung. «In mir hat es unaufhör- niken zielen darauf ab, die ungezügelte Labyrinthe sind wie kleine Pilgerreisen. lich gearbeitet, bis ich nicht mehr konn- Bewegung des Geistes zu beruhigen.» Thomas Binotto sucht in einem Video te», sagt Lude. «Und dann plötzlich Oft lenken Emotionen und Gedanken essay ihre universelle Bedeutung. konnte ich ein Mal leicht einatmen. Für den Menschen von der Gegenwart ab. www.zvisite.ch/labyrinthe ein paar Sekunden spürte ich Weite und Durch Meditationstechniken wird das forum 23 2020 25
Wir können unsere Stim- me für die Tiere erheben. Christoph Ammann, reformierter Pfarrer Aus Barmherzigkeit und Nächstenliebe aktiv Den reformierten Pfarrer Christoph Ammann bewegt das Leid der Tiere. Er findet, die Kirchen sollten sich in dieser Frage klarer positionieren. «Warum setzt sich die Kirche so sehr für Christliches Ethos als Weg tend. Die Kirchen erlebt der Theologe das menschliche Leben ein, auch für das Das Gleichnis des barmherzigen Sama- immer noch als zögerlich im Umgang ungeborene, währenddem das Tierleid riters ist für den Theologen eine Schlüs- mit Tieren: «Es gibt kaum gute Argu- in der theologischen Diskussion kaum selgeschichte: «Der Samariter begleitet mente dafür, warum der Mensch das eine Rolle spielt?» Diese Frage treibt mich seit meiner Kindheit: vom Bilder- Tier verzwecken darf – das sollte uns Christoph Ammann bis heute um. buch von Kees de Kort, das ich liebte, bis als Christen und Christinnen doch Die Katzen, mit denen er im refor- hin zu meinen heutigen ethischen Posi- zum Nachdenken bringen.» mierten Pfarrhaus aufwuchs, habe er tionen.» Jesus erzähle die Geschichte, Ammann ist Präsident des 2004 ge- natürlich geliebt, sagt der Theologe. ohne eine Antwort zu geben auf die Fra- gründeten Vereins «Arbeitskreis Kir- Wirklich bewegt hat ihn aber eine ge: «Wer ist mein Nächster?» Darum che und Tiere» (Akut). Dieser lanciert Fernsehsendung über einen Störmetz- zeigt das Gleichnis für Ammann einen jetzt eine Selbstverpflichtung für Kirch- ger, die er als Jugendlicher sah. Obwohl für das christliche Ethos zentralen Weg gemeinden, tierfreundlich zu handeln. diese Weise, Tiere zu schlachten, ver- auf: Sich nicht aus sicherer Distanz fra- «Ein einfacher Punkt ist, weniger gleichsweise «human» sei, hätten ihn gen, wer der Nächste ist, sondern sich Fleisch zum Konsum anzubieten», er- die Bilder lange beschäftigt. Daraufhin von dem berühren lassen, was einem klärt Ammann. Mittagstische könnten folgte eine erste vegetarische Phase in begegnet. Und sich fragen: «Was bedeu- problemlos vegetarisch oder vegan sein, seinem Leben. tet es, ein Liebender zu werden?» und nicht bei jedem Anlass brauche es Mit dem Studium der Theologie Wer Barmherzigkeit und Nächsten- Würste auf dem Grill. Der Tierschützer und der anschliessenden wissenschaft liebe ernst nehme, könne das heutige will den Fleischkonsum nicht verteu- lichen Arbeit am Institut für Sozial Tierleid in der Massenhaltung und den feln. Aber er findet auch, dass jeder sich ethik der Universität Zürich wurde die Versuchslabors nicht einfach ignorie- den damit verbundenen ethischen Fra- Tierethik für Ammann schliesslich ren, ist der Ethiker überzeugt. Die Tiere gen stellen sollte. Die Klimakrise und zum Forschungs- und Herzensanlie- seien stumm, «aber wir können unsere die Corona-Infektionen in grossen gen zugleich. Dabei lässt er sich nicht Stimme für sie erheben». Das bedeutet deutschen Schlachtbetrieben befeuer- von einzelnen Bibelstellen über den für ihn nicht, das Unrecht an Menschen ten die Diskussion über den Fleischkon- Umgang mit Tieren leiten, sondern auszublenden. sum. «Es wird immer schwieriger wer- von der Frage: «Wie kann ich in der Dass in der öffentlichen Diskussi- den, diesen noch zu rechtfertigen», sagt heutigen Zeit auf glaubwürdige Weise on Menschenleid oft gegen Tierleid der Zürcher Pfarrer. Christ sein?» ausgespielt wird, macht Ammann wü- Christa Amstutz forum 23 2020 26
Fotos: Pascale Amez Auch Mädchen und Frauen sollen fühlen: Die Tora ist unsere Tora. Dorit Grant Kohn, Rebbetzin Tradition mit liberalen Werten verbinden Die Rebbetzin Dorit Grant Kohn engagiert sich für die Gleichstellung der Frauen im Judentum. Vieles habe sich schon zum Guten verändert. Dorit Grant Kohn ist nicht einfach die und Frauen sind gleichwertig, aber an- mische Religion, die sich der jeweiligen Frau des YB-verrückten Rabbiners Mi- ders. Das Lernen der Schriften und die Umgebung anpasse, ohne den Kom- chael Kohn der jüdischen Gemeinde in Gottesdienste sind Männersache. pass der Halacha, der jüdischen Gebo- Bern. Sondern sie setzt mit ihrem Reli- Frauen widmen sich primär ihren te und Verbote, zu verlieren. gionsunterricht für Mädchen, ihrer häuslichen Pflichten. Kohn, die sich Der Spielraum für Frauen sei deut- Wissensvermittlung für Frauen und ih- selbst als orthodox bezeichnet, wider- lich grösser, als gemeinhin in orthodo- ren pointierten Ansichten fortschrittli- spricht dieser Auffassung und setzt xen Kreisen angenommen werde. «Ich che und neue Akzente punkto Gleich- hier einiges in Bewegung: «Alter und glaube, dass es im Judentum diskrimi- berechtigung von Mann und Frau im Geschlecht dürfen keine Rolle spielen. nierende Regeln gibt, die angegangen Judentum. Je mehr wir wissen, desto mehr fühlen werden müssen», ist die Berner Rebbet- Aufgewachsen ist die studierte Polito- wir uns miteinbezogen.» Dem Unter- zin überzeugt. Als Beispiel nennt sie das login in einer religiösen Familie, die von richt für Hebräisch und Liturgie misst Verbot von weiblichen Zeugen vor jüdi- England nach Israel übersiedelte. Damals sie daher bereits im Religionsunterricht schen Gerichten, bei Hochzeiten oder war sie ein Jahr alt. Ihren Mann, einen ge- der Kinder grosse Bedeutung bei, für Übertritten. Dies sei keine Frage der Ge- bürtigen Norweger, lernte sie an der Uni- Mädchen wie für Buben. «Mein Mann schlechter. «Diese Regeln sollten als dis- versität Jerusalem kennen, wo beide Ju- spricht oft davon, dass unser Judentum kriminierend anerkannt werden.» dentum und Hebräisch für englischspra- wie eine Muttersprache sein soll. Auch Kohn steht mit diesen Forderungen chige Studenten unterrichteten. Sie Mädchen und Frauen sollen fühlen: nicht alleine da. Vielmehr vernetzt sie heirateten 2012 und zogen 2016 mit ihrer Die Tora ist unsere Tora.» sich seit Jahren in einer grossen Com- kleinen Tochter Mia nach Bern, wo ihre munity: «Ich bin Teil von vier feministi- zwei weiteren Kinder Benjamin und Lio- Orientierung nicht verlieren schen, modern-orthodoxen Facebook- ra zur Welt kamen. Um sich auf die Rolle «Allein in den letzten 20 Jahren hat sich Gruppen, die sich über ihre Erfahrun- als Frau des Rabbiners, als Rebbetzin, sehr viel verändert», sagt Kohn. Die gen austauschen.» Sie macht sich aber vorzubereiten, studierte die 32-Jährige moderne Orthodoxie wolle Tradition keine Illusionen: «Der Weg zur Gleich- jüdisches Recht und absolvierte zusam- und liberale Werte verbinden. «Grund- stellung ist überall ein langsamer Pro- men mit ihrem Mann auch einen Kurs in werte wie Gleichheit von Mann und zess, ob wirtschaftlich, politisch, gesell- praktischer Gemeindeleitung. Frau, Gerechtigkeit und Menschen- schaftlich oder eben auch religiös.» Eine im orthodoxen Judentum weit- würde gehören zum Fundament im Ju- verbreitete Haltung lautet: Männer dentum.» Es sei eine lebendige, dyna- Hannah Einhaus forum 23 2020 27
Mein Engagement sehe ich als eine Verpflichtung. Merve Sulemani, angehende Gymnasiallehrerin Zwischen Ausgrenzung, Solidarität und Safe Space Merve Sulemani setzt sich gegen Rassismus, für die Konzernverantwortungs initiative und den innermuslimischen Dialog ein. Die Zürcherin Merve Sulemani hatte im- die muslimische Jugendplattform «Pro- Die junge Zürcherin setzt sich auch mer schon einen ausgeprägten Sinn für ject Träff» zu gründen. Muslimische Ju- für die Konzernverantwortungsinitiati- Gerechtigkeit. Früh begann die 30-Jäh- gendliche aus dem Raum Zürich kön- ve ein. Anders als bei ihrem Engage- rige, sich mit ihren eigenen Privilegien, nen dort über ihre Herausforderungen ment mit muslimischen Jugendlichen wie sie sie etwa als Schweizer Staats im Alltag sprechen. In dem sogenann- sei sie bei diesem Thema jedoch nicht bürgerin hat, auseinanderzusetzen – und ten Safe Space, einem Schonraum, in direkt betroffen. «Ich kann eine wohl- sie zu hinterfragen. Als Aktivistin ver- dem nicht diskriminiert werden darf, tuende Distanz wahren», sagt Sulema- steht sie sich aber nicht: «Mein gesell- finden die Jugendlichen auch Bezugs- ni. Trotzdem spiele ihre Religion auch schaftliches Engagement sehe ich als personen, die antimuslimischen Ras- hier eine Rolle: Sie hätte gerne an ei- eine Verpflichtung.» Sie betrachtet es als sismus und Ausgrenzung selber erfah- nem öffentlichen Stand für die Initia Selbstverständlichkeit, ihre Privilegien ren haben. «Die Jugendlichen berichten tive geworben, habe sich aber dagegen dazu zu nutzen, um auf gesellschaftliche uns, dass Bombenleger-Witze auf dem entschieden. «Ich möchte nicht, dass Missstände hinzuweisen, ohne sich da- Schulhof auch heute keine Seltenheit die Diskussion rund um die Initiative bei als Retterin aufzuspielen. sind. Einige von uns kennen das aus der mit der Kopftuchdebatte vermischt Der Einsatz der Muslimin beginnt eigenen Schulzeit», sagt Sulemani. wird.» Deshalb wirbt sie für die Initiati- bei vermeintlich selbstverständlichen ve nun vorerst am Telefon. Dingen. «Bereits die Tatsache, dass ich Wohltuende Distanz wahren Ihre Grundhaltung, sich zu solidari- Lehrerin werden möchte, kann als ge- Für die angehende Gymnasiallehrerin ist sieren und einen Beitrag für das friedli- sellschaftliches Engagement betrachtet klar: Es benötigt mehr innermuslimi- che Zusammenleben in der Gesellschaft werden.» Es sei eine Herausforderung, schen Dialog. Deshalb wird bei «Project zu leisten, bildet das Fundament für ih- in der «ethnisch homogenen» Berufs- Träff» etwa über verfestigte Denkweisen ren Einsatz. Regelmässig legt sie aber gruppe der Lehrpersonen Fuss zu fas- wie die Rolle der Familie oder der Ge- auch bewusste Pausen ein und geht ih- sen, findet Sulemani. Immer wieder schlechter diskutiert. «Hier sollen eben- ren Hobbys nach. «Wir müssen nicht werde sie auf ihren sichtbaren religiö- falls heikle Fragen Platz haben.» Sule überall und ständig Aufklärungsarbeit sen Hintergrund reduziert. mani weiss, dass Jugendliche gelegentlich leisten. Heute können sich alle auch Oft wird Sulemani auf den Islam an- Hemmungen haben, kontroverse The- selbst informieren, und ich schütze gesprochen und in die Rolle der Islam- men in der Moschee, zu Hause oder in der mich vor einem Aktivismus-Burn-out.» Expertin gedrängt. Das hat sie dazu be- Schule anzusprechen, da sie sich dort un- wogen, mit Freundinnen und Freunden genügend verstanden fühlen. Zeinab Ahmadi forum 23 2020 28
Fotos: Pascale Amez Ich war schon immer ein politischer Mensch. Martin Sarbach, Oberrichter und Exerzitienleiter Zuhören, mitfühlen und sich nach Gott sehnen Ob als Oberrichter, Exerzitienleiter, Politiker oder Familienvater: Für Martin Sarbach steht immer die Suche nach Lösungen im Mittelpunkt. «Ich war schon immer ein politischer dem man nicht immer alles gut findet.» Herausforderung ist für ihn, seine un- Mensch», sagt Martin Sarbach und Als junger Mann fand er die Kirche zu terschiedlichen Lebenswelten unter ei- lacht verschmitzt. Seine Locken und konservativ und kehrte ihr den Rücken nen Hut zu bringen. Sein Sohn leidet die munteren Augen geben ihm etwas zu, ohne je auszutreten. «Später merk- seit Geburt an einer schweren zerebra- Jungenhaftes. Bereits als Jugendlichen te ich, dass es auch hier Menschen mit len Lähmung und kann nur mit den Au- trieb den heute 48-Jährigen die Frage einem weiten Horizont gibt.» Sarbach gen kommunizieren. Sarbach trat des- um, in welcher Partei er sich engagie- beschloss, seiner Sehnsucht nach Gott halb in der Politik kürzer. Unumwun- ren könnte. Als Student gründete er ei- innerhalb der Kirche nachzugehen: den gibt er zu, die Betreuung seines nen Verein zur Lancierung der zweiten Er absolvierte ein Einführungsjahr am Kindes sei oft eine Überforderung. «Er UNO-Beitrittsinitiative – mehrere Jah- Priesterseminar in Chur und lebte dann braucht ununterbrochen Zuwendung. re bevor dies überhaupt auf die politi- zwei Jahre als Novize bei den Jesuiten. Sobald man sich nicht mit ihm beschäf- sche Agenda kam. Seine bis heute andauernde Verbunden- tigt, beginnt er zu weinen, da er selber Bald wurde dem jungen Aktivisten heit mit dem Jesuitenorden kommt etwa nichts tun kann.» Heute hat die Familie klar, dass er als Teil einer politischen Par- in seinen Wander-Exerzitien-Kursen im noch eine kleine Tochter, und Sarbach tei effektiver arbeiten könnte. Schluss Lassalle-Haus zum Ausdruck. Nicht zu staunt, wie selbständig ein gesundes endlich fand er bei den Sozialdemokraten wissen, was hinter der nächsten Wegbie- Kleinkind sein kann. den nötigen Gestaltungsspielraum für gung kommt, findet der Katholik wunder- «Natürlich ist alles etwas viel, Beruf, seine Ideen. «Als Teil der Gesellschaft schön – egal, ob aufs Wandern oder auf Politik und Familie. Aber es muss ein- möchte ich mich einfach aktiv einbrin- den Lebensweg bezogen. «Neue Wege zu fach möglich sein, auch mitten in all gen», erklärt das Mitglied der Geschäfts- gehen, ist Teil meiner Biografie. Heute bin diesen Anforderungen gottverbunden leitung der SP des Kantons Zürich. Mit ich Oberrichter, aber ich würde mich zu leben», sagt Sarbach mit Nachdruck. seinem Glauben habe das weniger zu tun. nicht wundern, wenn sich eines Tages ein Ihm bleibe nichts anderes übrig, als den Über seine Beziehung zu Gott rede er im ganz anderes Berufsfeld auftäte.» inneren Raum, in dem dies möglich sei, politischen Umfeld nur selten, erst recht Sowohl bei seiner Arbeit als Richter immer wieder neu zu finden oder nicht ungefragt. als auch als geistlicher Begleiter be- manchmal zu erkämpfen. «Doch was geistert ihn das Zuhören. «Mir ist nicht wäre das für eine Religion, die nur in Nicht wissen, was kommt das Urteil wichtig, sondern die Mög- der Weltflucht zu leben wäre?» In der Kirche geht es ihm wie oft in der lichkeit, mit den Leuten nach Lösungen Politik: «Man ist Teil eines Verbandes, in zu suchen», sagt Sarbach. Die grösste Beatrix Ledergerber-Baumer forum 23 2020 29
INSERATE NÄCHSTE SYNODENSIT ZUNG Aufgrund der speziellen Lage durch die Corona-Pandemie ist die Sitzung Jetzt ausnahmsweise nicht öffentlich. Infoabende besuchen! 5. Sitzung, 10. Amtsperiode, Römisch-katholische Synode des Kantons Zürich Donnerstag, 5.11.2020, 8.15 Uhr, Ref. Kirchgemeindehaus Liebestr. 3, Winterthur Traktanden GOTTBOUTIQUE UND DIE WELT 1. Ersatzwahlen Synode. Kirch- 6. Teilrevision der Anstellungsord- gemeinde Zollikon-Zumikon nung. Entbindung vom Seelsorge- geheimnis 2. Mitteilungen 3. Ersatzwahl Mitglied Synodalrat Filmpreis 7. Evaluation des Bildungsbetriebes der Paulus Akademie. Teil 2 der für Spiritualität Zürcher freieKirch Gei (Rest der Amtsdauer 2019–2023) 4. Übergangsregelung zur Steuer- Am 27. Mai ist der Autor und Journalist Loren 8. Motion: Netto-null CO2-Emissionen Lernen in bis 2050 in der Kath. Kirche Kt. ZH vorlage 17. Auszahlung der Sonder- das RadioFormat «Perspektiven» geprägt. beiträge an die Kirchgemeinden 9. Resolution für die Konzernver- 5. Sonderbeitrag Finanzausgleich antwortungsinitiative überschau- len Nerv der Zeit, noch b Foto: SRF/zvg für die röm.-kath. Kirchgemeinde 10. Fragestunde St. Petrus Embrachertal baren wie Postchristentum oder Klassen. Spiritualität gängig wurde www.zhkath.ch/synode sie mitgeprägt. Mitten in Zürich. Noch letzten Herbst w Perspektivensendung auf INSERATE fes.ch und in der Sendung «Zwis SRF 1 zu hören: «Türen a Sinnerfüllt durchs Leben – aber wie? tät für freie Geister» hiess Nächste Inserateschlüsse: Weder glitzernd 17.11.2020 noch glamourös liess sich Empfehlung begrüssten Gästeschar an alle, die w 19.30 –21.30 Uhr ➜ 2. November (Nr. 24) die diesjährige Preisverleihung der beiden wer dings erstwar Marti einmal ein ha und was er ➜ 16. November (Nr. 25) Kirchen am Zürcher BachstrasseFilmfestival 7 an. An- aufgetischt. Lorenz Marti war ents GZ Wollishofen / Bistro ➜ 30. November (Nr. 26) stelle von Lorenz Marti Smalltalk (1952–2020) mit Cüpliwar ein imFreigeist Folium Theologe. Festredner Auf Kurt Aeschb seinen Vat www.MariaBischoff-coaching.ch war und Anstehen blieb mit Sowohl sich treu. Maske in imseinen forum@c-media.ch Vorraum ernannter Kurt Ra- terpfarrer «Unterhaltung Marti wu Sehbehindert oder blind zu sein, kann das tägliche des Kinosaals als diosendungen angesagt. auch in seinen Kolum- immer Dienst»,gerne nahmangesproch die Chanc Leben stark beeinträchtigen. Wir bieten Ihnen und nenDas Popcorn-Kino und Büchern trat er eröffne für eine dafür Predigt zu halten, freie, Geschichte die sic und Politik Ihren Angehörigen professionelle Unterstützung in folgenden Fachbereichen an: Für mehr Freude im Leben: mehr Zeit für den ungebundene Film samt Spiritualität dargebote- ein, die ohne ewigenhatte. Nach einem Fragen desIntro Mensc m • Optische Beratung / Low Vision Gott Damit Lebensqualität spenden nem Fingerfood, und Kirchenmauern dent Micheltraf erMüller hielt Kirchenratspräsi- schonfest. früh Auch auskommt. versums, denin spirituel langlosigkeiten schen Kirche der Co- schäftigten über die der Zeit und ihn undalt Film das so sehr, zei • Sozialberatung rona-Zeit bräuchten wir die physische ge Moderator, dass er auch • Orientierung und Mobilität INSERATE Nähe, das Kino, in dem es eben anste- Messerscharf sezierte • Informatik- und Kommunikationstechnologie ckend wirke, zu lachen und zu weinen von Michelangelos Freske • Lebenspraktische Fähigkeiten • Ergotherapie und neue Erkenntnisse über sich und an- lichen Erbsündenmakel • Präsentation und Verkauf praktischer Hilfs- dere zu gewinnen. Für Ihre Steuern und Erbschaftssachen die erlösende Taufe einen mittel Der von der katholischen Informa- trick», der den Kirchen Dr. Strebel, Dudli + Fröhlich • Blindenschriftunterricht tionsbeauftragtenSteuerberatung Kerstin Lenz Stiftung BRUNEGG Treuhand AG wuchs besorgt habe. undeloquent • Begegnungszentrum mit vielfältigem Kurs- Brunegg 3 | Hombrechtikon angebot (ehem. Steuerkommissäre) www.stiftung-brunegg.ch Tel. 044 308 25 50 Post-Spendenkonto: 8052 Zürich 87-2430-9 www.sdf-treuhand.ch INSERATE IBAN CH18 0070 0113 9004 4943 9 Wenn Sie uns brauchen, sind wir für Sie da! Steuern Erbsachen Altersvorsorge Liegenschaften Zürcher Sehhilfe Zürcher Sehhilfe Für Ihre Steuern und Erbschaftssachen Nächste Inserateschlüsse: FJ Lutherstrasse 14 Lagerhausstrasse 3 Dr. Strebel, Dudli +➜Fröhlich 29. Juni (Nr. 15) Steuerberatung und Treuhand AG h 8004 Zürich 8400 Winterthur ➜ 13. Juli (Nr. 16) Tel. 043 322 11 70 Tel. 052 202 25 80 (ehem. Steuerkommissäre) ➜ 27. Juli (Nr. 17) p Tel. 044 308 25 50 8052 Zürich www.sdf-treuhand.ch Die Dargebotene Hand R info@zsh.ch www.zuercher-sehhilfe.ch Steuern Erbsachen forum@c-media.ch Altersvorsorge Liegenschaften
31. OKTOBER BIS 13. NOVEMBER Da wegen der Corona-Pandemie kurzfris- Hören und Handeln In allen Kirchen gilt Maskenpflicht. tige Änderungen möglich sind, beachten Religiös-soziale und benediktinische Im- www.bischoefe.ch Sie die Websites der Veranstaltungen. pulse, mit Geneva Moser, Co-Redaktions- leiterin «Neue Wege». Gottesdienste Kunst Mi, 4.11., 19.00-21.00, Pfarreisaal St. Peter und Paul, Werdgässchen 26, Zürich. Fr. 15.– Eucharistiefeier in der Predigerkirche www.zentrum-spiritualitaet.ch Sa, 31.10., 16.00, «Besondere Menschen». Allerseelen-Liturgie im Flughafen Geborgenheit Mo, 2.11., 17.00,Andachtsraum, Check-in 2 Kontemplation, achtsames Gehen, Im- puls. Mit Marianna Alonso, Kontempla- Im slawisch-byzantinischen Ritus tionsleiterin Willigis-Jäger-Stiftung. Mo, 2.11., 19.00, Dreikönigskirche Zürich Sa, 7.11., 10.00–16.30, Werdstr. 53, Zürich. Adoray in Heilig Kreuz Zürich Mittagessen: Teilete. Kurskosten: Fr. 59.–/70.– So, 8.11., 17.15 Lobpreis, 17.30 Hl. Messe www.zentrum-spiritualitaet.ch Politischer Abendgottesdienst Feierabend-Bild Moment bitte Fr, 13.11., 18.30, Wasserkirche, Zürich Inspiration vom Bild zur Bibel. Bilder von Spaziergang, Kurzfilm über die Verweil- Hochschulgottesdienst Meister Bertram, Jörg Ratgeb, Emil Nolde. App «3:33 Weiler», Tee und Gespräch. Je So, 20.00, Liebfrauenkirche, Zürich Di, 3./17.11./8.12., 18.00, Veranstaltungs Sa, 7.11., 15.00, Treffpunkt Tram-Haltestelle zentrum, Pfingstweidstrasse 28, Zürich. Milchbuck, Zürich. Online-Gottesdienste Eintritt frei, Anmeldung: 044 205 99 60 www.katholisch-stadtzueri.ch www.mutterkirche.ch www.bibelwerk.ch www.kloster-einsiedeln.ch/live Ort der Gottesbegegnung www.altstadtkirchen-live.ch «Herr, ich liebe die Stätte deines Hau- Gespräch ses ...» Der Kirchenraum als Ort der TV-/Radio-Gottesdienste Gottesbegegnung, mit Pfr. Marcel von Röm.-kath. Gottesdienst: So, 1.11., 9.30, ZDF Weg durch die Trauer Holzen. Radiopredigt: So, 10.00, Radio SRF 2 Kultur, Gesprächsnachmittag bei einem Kaffee Musikwelle; Tel. 032 520 40 20 mit Heidi Hofer, Trauerbegleiterin. Mi, 11.11., 19.00–21.00, Pfarreisaal St. Peter und Paul, Werdgässchen 26, Zürich. Fr. 15.– Mi, 25.11., 14.00–16.30, Napfgasse 4, Zürich. Teilnahmegebühr. Anmeld. 044 369 55 66. www.zentrum-spiritualitaet.ch Seelsorge-Gespräche www.frauenbund-zh.ch Bahnhofkirche Mo – Fr, 7.00 –19.00, Sa/So, 10.00 –16.00 Ökologie Predigerkirche Mo – Fr, 14.00 –18.00 Dialog der Generationen Zwei Teams – eins unter 25 und eins über 60 – debattieren: Verzicht oder Ver- Gebete und Meditation bot? Wie retten wir unseren Planeten? MontagsMusik Fr, 6.11., 19.30–21.00, Viaduktstr. 12, Zürich. Mo, 2.11., 12.15 – 12.45, St. Peter+Paul, ZH Fr. 20.–/14.–, Studierende und Lernende gratis. Anmeldung: 043 336 70 30 Meditatives Singen zur Nacht www.paulusakademie.ch So, 8.11., 18.30 – 19.10, Krypta St.Anton, ZH Bahnhofkirche Was schulden wir der Natur? Mo – Fr, 7.00, 7.30, 8.00, 8.30: Wegworte Referat und Diskussion über Klima- Mo–Fr, 18.45. Sa/So, 15.45: Abendgebet schutz, Tierrechte, Gen-Technologie Do, 12.11., 19.30–21.00, Paulus Akademie, Haltestille Bahnhofstrasse Pfingstweidstr. 28, Zürich. Eintritt frei, Woche der Religionen Do, 12.15 –12.35, Augustinerkirche Anmeldung: 043 336 70 30 www.paulusakademie.ch Auch in Zürich leben Menschen vieler Religionen. Sie laden Entdeckungs- Vernetzt freudige und Interessierte zu Filmvor- Spiritualität führungen, Diskussionen, Liturgie und Jugendseelsorge www.jugendseelsorge.ch Musik,Tempelbesuch, Spiritualität, Frag Ich höre die Stille den Imam usw. Kabel/Lehrlingsseelsorge Meditation, Stille, Kontemplation, Impulse. 044 251 49 60, www.lehrlinge.ch Je Di, 3./10./17./24.11., 18.00–19.00, So, 8., bis So, 15. November Johanneum, Aemtlerstr. 43a, Zürich. www.forum-der-religionen.ch Anderssprachige Gottesdienste www.herzjesu-wiedikon.ch www.zh.kath.ch/migrantenseelsorge forum forum 23 2017 31 22 2020
IMPULS ZUM KIRCHENJAHR: ALLERHEILIGEN PFARRBLAT T DER KATHOLISCHEN KIRCHE Foto: Jean-Marie Duvoisin/zvg IM KANTON ZÜRICH Gültig für die Sonntage vom 1. und 8. November Herausgeberin Stiftung forum – Pfarrblatt der katholischen Kirche im Kanton Zürich Redaktionsadresse Hirschengraben 72, 8001 Zürich 044 266 12 72, redaktion@forum-pfarrblatt.ch, www.forum-pfarrblatt.ch Sekretariat: Aufgrund der derzeitigen Corona- Pandemie ist unser Sekretariat vorläufig nur am Dienstag besetzt: 8.30–11.30 Uhr und 13.30–16.30 Uhr. Ihr Anliegen können Sie uns jederzeit per Mail mitteilen: redaktion@forum-pfarrblatt.ch Stiftungsratspräsident: Pfr. Andreas Rellstab Geschäftsführung: Anita Koch Heiligkeit ohne Perfektion Redaktionssekretariat: Rita Grob Chefredaktion: Thomas Binotto (bit) Redaktion: Pia Stadler (ps), Beatrix Ledergerber (bl), Veronika Jehle (vej) Fotografie: Christoph Wider Grafik: Angelika Dobner Abo-Service und Adressmutationen Von den Plakatwänden und aus dem Inter- staunend, wer den Mut für diese Him- Stadt Zürich: Direkt beim Pfarramt ihres Stadt- quartiers (Adresse auf Pfarreiseiten ersichtlich) net kommen sie uns entgegen: unsere melsöffnung hatte. Zürich-Land: Direkt beim Pfarramt Ihres Ideale von Schönheit und modernem Wohnortes (Adresse auf Pfarreiseiten ersichtlich) Stadt Winterthur: 052 224 03 80, Lebensstil. Zwar wissen wir auch um Allerheiligen lässt uns mutig aufbli- mitgliederverwaltung@kath-winterthur.ch Bezahlte Abos: 044 266 12 72, deren Grausamkeit – eigene Fotos auf cken zu Gott. Beten wir nicht immer redaktion@forum-pfarrblatt.ch Instagram können ihnen kaum je ent- wieder «Vater unser im Himmel»? Der Abopreise: Jahresabo Inland Fr. 38.–, Ausland Fr. 77.– sprechen. Dennoch sprechen uns diese Himmel ist dort, wo Gott ist. Unsere Anzeigenverkauf creative media gmbh, Schützenstrasse 19, Ideale an, denn sie verwenden unsere Sehnsucht lässt uns Gott suchen, wenn 8902 Urdorf, 043 322 60 30, Fax 043 322 60 31 Sprache und ihre Botschaft transpor- wir den Heiligen entlang in den Him- forum@c-media.ch, www.c-media.ch tieren sie mit heutigen Bildern. mel schauen. Dieses Fest will uns stau- Druck nen lassen über unsere Berufung zur AVD Goldach AG, 9403 Goldach, www.avd.ch Pfarreiseiten: Text&Gestaltung jeweiliges Pfarramt Da haben es Ideale früherer Zeiten Heiligkeit. schwerer. In den Kirchen stehen sie Heilige sind Zeuginnen und Zeugen 65. Jahrgang, erscheint 14-täglich, ISSN 1420-2212 auf Gesimsen und neben Altären und für Gottes Gegenwart in ihrem Leben. schauen meist nicht etwa zu uns, son- An diesem Fest nun dürfen wir selbst dern verklärt nach oben. Ob diese Hei- hoffen und staunen, dass Gott uns in al- ligen uns noch etwas zu sagen haben? len Situationen unseres Lebens seine Bei vielen vermag auch das Abstau- Gegenwart schenkt. Unsere Heiligkeit ben nicht dazu beizutragen, dass wir bedeutet, uns als Gottes geliebte Kinder einen Zugang zu ihnen bekommen. Da zu wissen und so eine Hoffnung zu ha- kann uns das Fest «Allerheiligen» be- ben – auch dort, wo andere nur Aus- freien vom unbedingten Begreifen- sichtslosigkeit erblicken. Für dieses Müssen einzelner Statuen. So wie Ideal der Heiligkeit braucht es nicht schon um 609 n. Chr. das Pantheon in Perfektion, sondern Menschen, die al- Rom Maria und allen Märtyrern ge- les von Gott erwarten. Das ist mein weiht wurde – offenbar waren Letztere christliches Schönheitsideal. meist nicht bekannt –, rückt das Fest vom 1. November nicht einzelne Heili- Abt Urban Federer ge in unser Bewusstsein, sondern das Ideal der Heiligkeit selbst. Der 1968 geborene und in Zürich aufgewachsene «Seid heilig, weil ich heilig bin!», Urban Federer ist seit 2013 Vorsteher der Benediktiner- steht im ersten Petrusbrief. Unsere abtei Einsiedeln. Im Paulusverlag ist von ihm eine Sammlung mit Meditationen zum Kirchenjahr unter dem Nähe zu Gott schenkt uns Heil. Auch Titel «Quellen der Gottesfreundschaft» erschienen. im Pantheon fallen nicht die Heiligen auf. Das hat mit dem antiken Bauwerk zu tun, aber auch mit der offenen Kup- pel. Nicht die Statuen, sondern wir Post CH AG schauen da plötzlich verzückt nach Das Bild zeigt den Blick in den Himmel über oben in den Himmel – und fragen uns der Einsiedler Gnadenkapelle. forum 23 2020 32
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