Ergebnisse der Machbarkeitsstudie - Welterbe Oberes ...
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Einführung 1 Einführung 2 Vorwort von Roger Lewentz, Minister des Innern und für Sport des Landes Rheinland-Pfalz 4 Interview mit Malu Dreyer, Ministerpräsidentin des Landes Rheinland-Pfalz, Inhalts- und Volker Bouffier, Hessischer Ministerpräsident BUGA Kompakt verzeichnis 6 Die Aufgabenstellung 8 Die Vision – Familie Schmidt besucht die BUGA Impulse und Entwicklung 10 Impulse für das Obere Mittelrheintal 12 Bingen, Koblenz, Havelland – drei Gartenschauen am Wasser 14 Eine dezentrale Bundesgartenschau – geht das? Analyse des UNESCO-Welterbes 16 Besonderheiten und Potenziale 18 Die Infrastruktur 20 Orts- und Regionalentwicklung zwischen Koblenz und Rüdesheim 24 Das UNESCO-Welterbe 28 Plan des Oberen Mittelrheintals Partizipation 30 Die Beteiligung der Bürger Leitlinien der BUGA 2031 34 Entwicklung der Leitlinien 36 Auf dem Rhein Konzept 38 Das ganze Tal bespielen 42 Konzept für die BUGA 2031 46 Qualifizierung und Auswahl von Schwerpunktstandorten und -projekten 48 Standorte im Nördlichen Tal 50 Plan des Nördlichen Tals 54 Standorte im Zentralen Tal 56 Plan des Zentralen Tals 60 Standorte im Südlichen Tal 62 Plan des Südlichen Tals 66 Mobilitätskonzept 68 Plan des Mobilitätskonzeptes 70 Veranstaltungskonzept 72 Touristische Infrastruktur 74 Weitere Projektideen 76 Was bleibt? Finanzen 78 Haushalt und Refinanzierung TITEL Wie geht es weiter? Foto: © Piel media; Visualisierung: JG – visualisierung+architektur fotografie 81 Meilensteine auf dem Weg zur BUGA (Jens Gehrcken) Impressum (Rückseite) BUGA Oberes Mittelrheintal 2031
EI N FÜ H RU N G Einführung Sehr geehrte Damen und Herren, nun liegt die Machbarkeitsstudie für eine BUGA 2031 im Oberen Mittelrheintal vor. Für die interessierte Öffentlichkeit gibt es diese Broschüre, die das Ausstellungskonzept zusammenfasst und präsentiert. Welche Potenziale eine BUGA im Oberen Mittelrheintal hat, wie das Ausstellungskonzept aussieht, welche Standorte geeignet sind sowie eine detaillierte Aufstellung der Finanzierung – das alles enthält die vorliegende Machbarkeitsstudie zur BUGA 2031 in der Welterbe- Kulisse. Sie basiert auf der Vorstudie und beantwortet konkrete Fragen, wie eine BUGA auf einer Strecke von 67 Rheinkilometern aussehen kann. Der Zweckverband Welterbe Oberes Mittelrheintal hatte 2016 die Erarbeitung einer Machbarkeitsstudie als mögliches Bewerbungs dokument für die BUGA 2031 beschlossen. Die Ausarbeitung der Chancen und Ziele mit einem konkreten Ausstellungskonzept erfolgte zwischen April und November 2017. Wichtige Meilensteine auf dem Weg zu einer BUGA in der Welterbe-Kulisse Oberes Mittel rheintal hat die Region damit erreicht. Die Machbarkeitsstudie wird von einem umfangreichen Materialband begleitet. Dieser enthält vertiefende Unterlagen einschließlich der Dokumentation der Bürgerbeteiligung, Gutachten und einer detail- lierten Aufstellung des Durchführungs- sowie Investitionshaushalts. Zusammen ist dies die Basis für die anstehende Entscheidung des Zweckverbandes über eine Bewerbung zur Ausrichtung der BUGA 2031. Fällt diese positiv aus, sind Machbarkeitsstudie und Materialband integraler Bestandteil der Bewerbungsunterlagen an die Deutsche Bundesgartenschau-Gesellschaft mbH (DGB). Das öffentliche Interesse an dem BUGA-Konzept 2031 ist groß. Deshalb wurden die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie in dieser Imagebroschüre für die Zweckverband-Kommunen und interessier- ten Bürger zusammengefasst und präsentiert. Roger Lewentz, Innen- minister von Rheinland-Pfalz, hat die Broschüre bei einer Pressekon- ferenz bereits vorgestellt. Der Blog www.buga2031.blog informiert weiterhin aktuell über die nächsten Schritte. Die Chancen für das Welterbe Oberes Mittelrheintal sind groß. Die Region hat sich diese verdient. Das Autorenteam BUGA Oberes Mittelrheintal 2031 1
EI N FÜ H RU N G Foto © Mdl RLP/Torsten Sitz Vorwort von Roger Lewentz Minister des Innern und für Sport des Landes Rheinland-Pfalz Liebe Bürgerinnen, liebe Bürger im Oberen Mittelrheintal, seit Mai 2015 diskutieren und prüfen wir die Idee, dass unsere Heimat, das Welterbe Oberes Mittelrheintal, im Jahr 2031 die Bundesgartenschau ausrichtet. Eine BUGA im Jahr 2031 ist ein großes Umbauprojekt für mehr als 10 Jahre. Wir müssen zahlreiche Aufgaben dringend erledigen, zum Beispiel die zukunftsfeste Digitalisierung, den Ausbau von moder- nen, attraktiven Angeboten für touristische Gäste, die Sicherung von Arbeitsplätzen in der Welterbe-Region, lebenswerte Kommunen mit Straßen, Parks und Plätzen zum Wohlfühlen. Diese Herausfor- derungen können durch die BUGA als Projektrahmen verbunden und bearbeitet werden. Im Jahr 2016 wurde dazu eine Vorstudie vorgelegt, der Zweck verband Welterbe Oberes Mittelrheintal hat sie geprüft und das rheinland-pfälzische Innenministerium um eine Machbarkeits- studie gebeten. Die Machbarkeitsstudie liegt nun vor und wird in dieser Broschüre zusammengefasst. Das Arbeitsergebnis der letzten Monate zeigt: Im Oberen Mittelrheintal ist eine Bundesgartenschau machbar und sinnvoll. Mit dieser umfassenden Prüfung und Planung können die Welterbe-Kommunen sich bei der Deutschen Bundes gartenschau-Gesellschaft mbH (DBG) bewerben. Ich höre manchmal, es sei doch alles viel zu lange hin und man müsse »Jetzt« etwas tun. Genau das »Jetzt« soll die BUGA-Bewer- bung sicherstellen. Das Jahr 2031 ist das Jahr, in dem vieles fertig sein muss. Und dazu müssen wir 2018 mit vielen Arbeiten beginnen. 2 BUGA Oberes Mittelrheintal 2031
EI N FÜ H RU N G Eine Bundesgartenschau bedeutet rund ein Jahr- Wir schaffen eine modernisierte öffentliche Infra- zehnt planen, ausschreiben, bauen, testen, in Betrieb struktur, die zum Leben und Verweilen am Rhein ein- nehmen, dann sechs Monate feiern und anschließend lädt; neue, zukunftssichere und qualifizierte Arbeit für weiterentwickeln. Zwischen heute und der Jahrhun- junge Menschen, damit sie im Welterbe leben können; dertmitte ist die BUGA im Jahr 2031 unser »Berg- und eine Baukultur, die in vielen öffentlichen und privaten Tal-Fest«, mit dessen Einnahmen wir einen Teil der Projekten den historischen Charme der Dörfer und Investitionen finanzieren werden. Eine BUGA 2031 Städte mit modernem Leben vereint; barrierefreie, bedeutet, dass wir ab 2018 arbeiten und dabei bereits moderne und innovative Geschäftsmodelle in Touris- die Mitte des Jahrhunderts im Blick haben. Denn die mus, Gastronomie und Hotellerie, die uns für heutige BUGA im Jahr 2031 kann nur ein Meilenstein sein. und neue Gäste attraktiver machen und die regionale Wertschöpfung stärken. Das Mittelrheintal hat große Projekte erlebt: Die preußischen Eisenbahnen haben unsere Taldörfer Die rheinland-pfälzische Landesregierung hat seit aufgerissen und verändert, die moderne Schifffahrt 2015 die bisherigen BUGA-Arbeiten unterstützt. hat den Rhein beschleunigt und seine Ufer befestigt. Ich hoffe auf eine erfolgreiche Bewerbung der Städte Diese Modernisierungen waren gut für unser Land, und Dörfer am oberen Mittelrhein um die BUGA 2031. aber nicht alles war gut für alle unsere Dörfer und Städte. Dennoch hat der Tourismus vielen Menschen Mit freundlichen Grüßen ihre Existenz gesichert. Mit der BUGA wollen wir die öffentliche Infrastruktur modernisieren und zu mehr privaten Investitionen anregen. Die Digitalisierung und der BUGA-Umbau sollen die Lebensqualität im Welterbe-Tal verbes- sern, das Leben der Bewohner modernisieren und das kulturelle Erbe bewahren. Die BUGA soll diesen Umbau beschleunigen und die Aufmerksamkeit auf die Lebens- und Reiseregion am oberen Mittelrhein Roger Lewentz richten. Mit den beiden Gartenschauen in Bingen Minister des Innern und für Sport und Koblenz ist uns dies bereits zweimal gelungen. des Landes Rheinland-Pfalz BUGA Oberes Mittelrheintal 2031 3
EI N FÜ H RU N G Interview mit Malu Dreyer Ministerpräsidentin des Landes Rheinland-Pfalz und Volker Bouffier Hessischer Ministerpräsident Warum ist das UNESCO-Welterbe Oberes Mittel- Welche Ziele sollten nach Ihrer Ansicht mit obers- rheintal mit seinen überwiegend kleinen Ortsge- ter Priorität bei der Planung bzw. Durchführung meinden sowie Klein- und Mittelstädten ein guter einer BUGA 2031 verfolgt werden? Standort für eine dezentrale BUGA? MD Von einer BUGA, die mehr als 100 Millionen Euro MD Das Welterbe-Tal bietet den BUGA-Machern investieren will, erwarte ich konkrete und innovative eine hervorragende Kulisse aus jahrtausendealter Antworten auf zentrale Zukunftsfragen. Ich erwarte Kultur- und Naturlandschaft. Die rund 130 Kilometer Antworten zum Ressourcen bewahrenden Tourismus langen Rheinufer mit ihren Hängen sind eine große mit europäischer Ausstrahlung. Ich erwarte flexible Herausforderung. Die Gestaltung wird wesentlich Planungen, die bis zum letzten Moment Alternativen anspruchsvoller werden als bei einer »Stadt-BUGA«. zulassen, um modernes Leben, Arbeiten und Wirt- Dieser hohe Schwierigkeitsgrad wird eine spannende schaften in einem UNESCO-Welterbe nachhaltig zu Aufgabe für jeden Planer, jede Macherin. Das wird fördern. Für die ganze Region und die Menschen vor auch die BUGA-Idee weiterentwickeln. Ort erwarte ich, dass die Investitionen auch nach dem Jahr 2031 ihren Wert behalten und zur weiteren VB Der Titel »UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrhein- Wertschöpfung beitragen. tal« betont bereits die besondere Kulturlandschaft, die wir in dieser Region vorfinden – sie wird durch VB Die durch Weinbau und Tourismus geprägten den Obst- und Weinbau geprägt, der die besonderen Kommunen sollten mit der Ausrichtung der BUGA Klimabedingungen nutzt. Zudem weist sie ein reiches eine nachhaltige Modernisierung und Aufwertung historisches Erbe auf, das sich durch die seit Jahrhun- erfahren, die den Menschen im Oberen Mittelrheintal derten bedeutende Funktion des Rheintals als wichtige zugutekommt. Diese Revitalisierung muss natürlich im innereuropäische Verkehrsader entwickelt hat. Mit der Einklang mit der einzigartigen Flora und Fauna, aber BUGA könnte diese Kulturlandschaft in wesentlichen auch der Landwirtschaft stehen, die sich unter den Teilen weiter aufgewertet werden. Denn die Erfahrun- besonderen klimatischen Bedingungen im Rheintal gen aus vielen bisherigen Bundes- und Landesgarten- entwickelt haben. schauen sprechen dafür, dass die BUGA im UNESCO- Welterbe Oberes Mittelrheintal wertvolle Impulse für Welche Impulse müssen durch die BUGA 2031 im eine nachhaltige Aufwertung und auch wirtschaftliche Oberen Mittelrheintal gesetzt werden und welche Stabilisierung bzw. Stärkung geben wird. Die positiven Herausforderungen bestehen dabei? Effekte würden auf die angrenzenden Bereiche auf beide Uferseiten ausstrahlen, sodass die Gesamtregion MD Die Lebensqualität in den Dörfern und Städten im profitierte. All diese Aspekte fließen in die Entschei- Tal muss steigen, damit Menschen dort gerne leben dungsfindung in Hessen mit ein, ob das Land dem wollen. Vor allem wächst ein solches Projekt nur durch Projekt BUGA 2031 zustimmt. eine starke interkommunale Zusammenarbeit: 4 BUGA Oberes Mittelrheintal 2031
EI N FÜ H RU N G © Staatskanzlei RLP © Hessische Staatskanzlei Die Welterbe-Kommunen entscheiden selbst, ob sie VB Wie auch immer sich die Digitalisierung und das 100-Millionen-Euro-Projekt als große Chance Anschauungsmöglichkeiten bis ins Jahr 2031 entwi- erkennen und nutzen. Die Kommunen müssen den ckelt haben mögen, sollten sie das reiche historische Start-Impuls geben! Erbe der Region auch digital erlebbar machen. Digita- lisierung heißt aber auch, die Attraktivität der Region Der Bahnverkehr im Mittelrheintal zeigt mir, wie sich weiter zu optimieren und sie durch die digitalen politische Entscheidungen auch nach zwei Jahrhun- Arbeitsplätze insbesondere auch für junge Familien derten auswirken und Probleme schaffen können. interessant zu machen. Heute müssen wir uns auf weniger Talbewohner und -bewohnerinnen einstellen und die Schönheiten der Was würden Sie gerne im Jahr 2040 Ihrem besten Landschaft mit den Anforderungen einer digitalen Freund im Oberen Mittelrheintal zeigen wollen, Gesellschaft verbinden. Wir wollen und werden dabei was maßgeblich durch die BUGA 2031 realisiert helfen. oder angestoßen wurde? VB Das UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal MD Die BUGA ist der Schlüssel zu einem neuen blickt auf eine lange und erfolgreiche Rolle im Touris- Rheinromantik-Boom. Wir vergessen, dass die Roman- mus zurück. Insbesondere die Stadt Rüdesheim und tik hipp, cool, ein starker Modetrend war. Die BUGA die Loreley sind weltweit Inbegriff der Rheinromantik. wird die Attraktivität so weit erhöhen, dass wir mit Die BUGA kann Impulsgeber dafür sein, beispiels- Boom-Regionen wie im Alpenvorland oder an der Ost- weise die Infrastruktur weiterzuentwickeln und zu see locker mithalten können. Leben im romantischen verbessern. Rheintal wird der Traum vieler Familien werden. VB Eine attraktive Region, die sich weiter positiv Digitalisierung ist heute ein großes politisches, entwickelt hat. wirtschaftliches und gesellschaftliches Thema. Was erwarten Sie in 14 Jahren von einer »digita- len« BUGA-Region? MD Ich erwarte – aus heutiger Sicht – gute Arbeits- plätze, ein lebenswertes, naturnahes Umfeld und im Tourismus ein »Klug durchdacht – perfekt gemacht«-Angebot für Gäste. Wer online sein will, der soll es an jedem Ort und zu jeder Zeit sein können. Ich erwarte digitale Planungs- und Umsetzungsprozesse und Modellvorhaben, die auch und vor allem für die Menschen vor Ort wirken. BUGA Oberes Mittelrheintal 2031 5
K A PI T EL N A M E BUGA Die Aufgaben Kompakt stellung Wie kann eine BUGA die strukturellen Heraus forderungen im Oberen Mittelrheintal lösen? Welche Flächen werden sich eignen? Wie kann dies organisiert und finanziert werden? Und werden alle Zielkriterien des Lizenzgebers Deutsche Bundesgartenschau-Gesellschaft mbH von der Organisation bis hin zu Nachnutzungs konzepten erfüllt? Die Machbarkeitsstudie gibt konkrete Antworten und ist die Basis für die anstehende Entscheidung, ob eine Bewerbung für die Ausrichtung der BUGA 2031 eingereicht werden wird. Die Vorstudie 2016 hat aufgezeigt, dass eine BUGA ein geeignetes Instrument für die Weiterentwicklung des Oberen Mittelrheintals sein kann. Als Ergebnis der Vorstudie wurden viele Fragen zur Vertie- fung des Themas formuliert. Diese Fragen abzuarbeiten und konkret zu zeigen, ob und wie eine BUGA auf einer Strecke von 67 Rheinkilo- metern realisiert werden kann, ist im zweiten Schritt die Aufgabe der Machbarkeitsstudie. Ein Motor für den Strukturwandel Die Vorstudie hat die BUGA 2031 als dringend notwendig für den überfälligen Strukturwandel im Oberen Mittelrheintal identi- fiziert. Ein Schwerpunkt des Wandels muss dabei auf Impulsen für den Tourismus liegen, denn dieses Segment ist sehr wichtig für die Zukunft der Region. Doch nur die touristische Infrastruktur in den Fokus zu rücken, wäre zu kurz gedacht und an den Zielen einer BUGA vorbeigeplant. Im Sinne der Zielkriterien der DBG muss es auch um Strukturimpulse für die Grünanlagen und Freiflächen gehen. Diese haben eine besondere Bedeutung für die Naherholung und die Wertigkeit der örtlichen Strukturen. Die Schärfung des Profils als eine Region über den Rhein und auch über die Grenzen von Kommunen und Bundesländern hinaus ist eine große Chance. 6 BUGA Oberes Mittelrheintal 2031
B U G A KO M PA K T Die Planung konkretisieren Projektbausteinen entlang des Rheins. Die zentralen Aspekte und Themen des Mit der Machbarkeitsstudie wird ein Ausstellungskonzepts werden sichtbar. neues Kapitel für die Überlegungen Mit anderen Worten: Die Machbarkeits- und Planungen einer dezentralen BUGA studie zeichnet ein Bild von der BUGA aufgeschlagen. Sie bietet eine vertie- 2031, das alle wesentlichen Eckpunkte fende Analyse und entwickelt darauf umfasst. aufbauende Leitlinien. Wichtig für die Einschätzung der Potenziale ist zudem Die Machbarkeitsstudie gibt auch ein strukturelles Konzept der Nachnut- Auskunft über die Kosten und Finanzie- zung mit Antworten auf die Frage, wie rung des Projekts einschließlich einer die Strukturimpulse langfristig wirken Besuchsprognose. Die Zeitachse für die und nach 2031 weiterentwickelt wer- weitere Planung und Benennung der den können. Bei den Verbandsgemein- Meilensteine, die auf dem Weg zu einer den und Städten des Oberen Mittel BUGA 2031 im Oberen Mittelrheintal rheintals wurden Flächen abgefragt, die liegen, ist ebenfalls Bestandteil der sich als Standorte für die BUGA 2031 Machbarkeitsstudie und gibt einen Aus- eignen. So leistet die Machbarkeitsstu- blick auf die mögliche Zukunft. Diese die eine erste flächenscharfe Verortung Broschüre fasst die wichtigsten Über der zentralen BUGA-Areale sowie von legungen und Ergebnisse zusammen. Fotos © Piel media Blick auf Bacharach und die Ruine der Wernerkapelle BUGA Oberes Mittelrheintal 2031 7
B U G A KO M PA K T Die Vision – Familie Schmidt besucht die BUGA Wir beginnen mit einem Blick in die Zukunft. Es ist das Pfingstwochenende 2031. So könnte an diesen Tagen ein Ausflug zur BUGA aussehen. Familie Schmidt, das sind die Eltern Robert und bummeln und beim Wandern in den Weinber- Chris, beide Anfang 40, und ihre drei Töchter gen und auf den vielen Burgen die Aussicht auf Julie, Maria und Leontina im Alter von sechs, das Tal genießen. zehn und zwölf Jahren. Sie wählen für den BUGA-Besuch das verlängerte Wochenende zu Am Freitagmorgen geht es von ihrem Wohnort Pfingsten. Denn das Angebot, das sie auf der Frankfurt am Main mit dem Zug nach Koblenz. Homepage, einigen Gartenblogs und Youtube Den Ablauf des Besuches haben sie vorher recherchiert haben, ist riesig. Besonders faszi- ganz entspannt mit der BUGA-App geplant, die niert sind Robert und Chris von der Vielschich- ihnen Infos zu den Standorten, zu Veranstal- tigkeit der BUGA: Entlang des Flusses können tungen, zur Gastronomie und dem Transport sie die Ausstellungen am und auf dem Rhein bietet und über die sie auch ihre für drei Tage entdecken, in den Orten durch hübsche Gassen gültige BUGA-Card gekauft haben. Foto: © Piel media; Visualisierung: JG – visualisierung+architekturfotografie (Jens Gehrcken) Visualisierung einer BUGA-Ikone: die »Schwimmende Blumenhalle« vor dem Loreleyfelsen 8 BUGA Oberes Mittelrheintal 2031
B U G A KO M PA K T So kann im Jahr 2031 ein Fahrradweg entlang des Rheins aussehen Foto: Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH/Dominik Ketz (Montage) Herr Schmidt erinnert sich gut an den Lärm im Tal vor zwanzig Jahren. Jetzt schnurren dort Elektrofahrzeuge über die Straße. Am späten Nachmittag beginnt ihre Tour auf der Ausstellungsflächen an der Loreley. Dort kann sich die Festung Ehrenbreitstein, wo ihnen die App zahlreiche Rosenliebhaberin Chris nicht sattsehen. Am Abend Informationen zu der mächtigen Anlage bietet. Daten- lassen sich die Schmidts das RheinLeuchten auf der brillen haben die Festung in einen Schauplatz des 19. Burg Pfalzgrafenstein in Kaub nicht entgehen und Jahrhunderts verwandelt. Die Mädchen sind begeis- bestaunen in seltener Einmütigkeit die rot, lila und tert, zumal ihnen an einem realen Aussichtspunkt mit blau illuminierte Anlage. Jetzt sind alle rechtschaffen Blick auf den Fluss weitere digitale Ansichten aus rund müde, nur die Kinder maulen, weil sie noch einen 3.000 Jahren Siedlungsgeschichte geboten werden. Film streamen wollen – zumal das Hotel in Kaub, das Leontina gibt über die Social-Media-Kanäle ihre auf dem größten Reiseportal der Region eine sehr gute Eindrücke ständig an die besten Freundinnen weiter, Bewertung hat, einen 3D-Beamer mit Hologrammen was ihre Mutter nicht kommentiert: Sie hat es in ihrer bietet. Jugend auch nicht anders gehalten. Nur war damals der Empfang nicht flächendeckend und die Realität Am nächsten Morgen fahren die Schmidts nach einem kein so inniges Zusammenspiel von Mensch, Umwelt ausgewogenen Frühstück mit dem Rheintaxi nach und Internet. Bacharach, wo sie ein wenig durch die Stadt flanieren. Anschließend nehmen sie das Schiff nach Bingen. Am Am Samstag geht es mit geliehenen E-Bikes auf dem Kulturufer wollen Herr und Frau Schmidt vor allem Rheinradweg zuerst zum schwimmenden Blumen- die Beete und Blumenfelder anschauen, die Kleine will schiff beim Schloss Stolzenfels und dann weiter hoch spielen und die beiden Größeren ein cooles Kinder- zur Marksburg bei Braubach. Herr Schmidt erinnert konzert besuchen. Sie verabreden, getrennte Wege zu sich gut an den Lärm im Tal vor zwanzig Jahren, jetzt gehen, sind aber über ihre Familien-App im ständigen schnurren dort Elektrofahrzeuge über die gut ausge- Kontakt. baute Straße. Anschließend fährt die Familie mit der großen Rhein Nächste Station ist die verkehrsberuhigte Rhein fähre nach Rüdesheim und mit der historischen Seil- promenade in Boppard, wo die Familie in einem bahn hoch zum Niederwalddenkmal und dem großen von der App empfohlenen Restaurant zu Mittag isst: Landschaftspark. Zurück geht es mit einem Wassertaxi Sauerbraten für die Eltern, Reibekuchen für die Kinder. ab Assmannshausen und mit der Bahn nach Hause. Ein Wassertaxi bringt sie weiter zu einer der zentralen BUGA Oberes Mittelrheintal 2031 9
K A PI T EL N A M E Impulse für das Obere Impulse Mittelrheintal und Entwicklung Verkehr, Tourismus, Digitalisierung, Demografie und der Wandel der Kulturlandschaft stellen das Obere Mittelrheintal vor viele Herausforderungen. Die BUGA 2031 kann den entscheidenden Anstoß zu deren Lösung geben. Foto © Piel media Die BUGA hat viele Stadtentwicklungsprojekte in Koblenz angestoßen Gartenschauen sind Impulsgeber für ihren Standort. In der Region haben es die Landesgartenschau 2008 in Bingen und die Bundesgar- tenschau 2011 in Koblenz vorgemacht: In Koblenz wurden aufgescho- bene Infrastrukturprojekte angepackt und Hotels entstanden. Bingen ist durch die gärtnerische Leistungsschau wieder als Stadt am Rhein erlebbar – Veränderungen, die dauerhaft nachwirken. Impulse werden auch von einer Bundesgartenschau im Oberen Mittelrheintal ausgehen. Die Wiege des deutschen Tourismus hat einen tiefen Strukturwandel hinter sich. Das enorme Wachstum des Verkehrs auf Straße, Schiene und Fluss hat die Lebens- und Aufenthaltsqualität stark beeinträchtigt und ist für das Tal eine schwere Bürde. Auch der Weinbau verliert an Bedeutung. Nicht nur touristische Marktanteile sinken, auch Bewohner kehren dem Tal zunehmend den Rücken. Dabei ist das Rheintal immer noch faszinierend. Die Einmaligkeit der Kulturlandschaft hat die UNESCO durch die Verleihung des Weltkul- turerbe-Status gewürdigt. Rheinsteig und RheinBurgenWeg sind Pre- miumprodukte im Wandertourismus. Doch insgesamt genügt das Tal den Anforderungen an ein lebenswertes Wohnumfeld, an hochwertige Reiseziele oder perspektivreiche Unternehmensstandorte nur noch unzureichend. Von einer Bundesgartenschau kann, im Verbund mit der 10 BUGA Oberes Mittelrheintal 2031
I M PU L S E U N D EN T W I CK LU N G Beispiele für gelungene Einzelmaßnahmen und Ausstattungen in Freianlagen: HafenCity Hamburg (links) und Landesgartenschau Schwäbisch Gmünd 2014 Foto © RMP Foto © RMP Die BUGA 2031 wird eine nachhaltige Raum- und Strukturentwicklung auslösen. Trumpfkarte Welterbe, ein Impuls für Revitalisierung in die Jahre gekomme- Auf diesem Weg werden ein gemein- das gesamte zwischen Bingen / Rüdes- ner Rheinuferpromenaden wie in Bop- sames Wirken über den Rhein und heim und Koblenz liegende Tal ausgehen. pard. Wichtig wird auch die Sanierung vorhandene psychische und physische und optimierte Anbindung der Burgen Grenzen hinweg gestärkt, die gemein- Leuchtturmprojekte als Säulen des Welterbe-Status sein. schaftliche Verantwortung gefördert, Diese vielen Projektbausteine können Impulse über Kommunal- und Lan- Als Gartenschau-Magneten haben sich von den Kommunen im Detail ausge desgrenzen hinweg erzeugt sowie die in der Vergangenheit stets herausra- arbeitet, vor und mit der BUGA ent- Menschen langfristig und nachhaltig gende Leuchtturmprojekte erwiesen. wickelt werden und als großes Ganzes zusammengebracht. Das könnten 2031 die Bereiche rund um zusammenwirken. den Loreleyfelsen sowie um die Orts- Brückenschläge kerne von St. Goar und St. Goarshausen Durch das Zusammenspiel dieser sein. Um diese Leuchttürme herum dezentralen Maßnahmen kann von der Gemeinsam mit der BUGA im Jahr 2031 werden viele konzeptionell gut auf- BUGA 2031 eine wichtige identitätsstif- werden die bis dahin erzielten Ergeb- einander abgestimmte Maßnahmen tende Wirkung ausgehen. Den größten nisse dieses Strukturentwicklungspro- verwirklicht: Vorgeschlagen werden Beitrag dazu könnten Projekte liefern, zesses der Öffentlichkeit präsentiert eine Aufwertung des Rheinvorlandes in die eine symbolische oder reale Brücke und als nationales Ereignis gefeiert verwilderten Bereichen, Maßnahmen zwischen den beiden Rheinuferseiten – mit den Bürgern des Oberen Mittel zur Sanierung der Stadtkerne und die schlagen. rheintals und Millionen Besuchern. NIEDERLANDE KOBLENZ Mo s e l NORDRHEIN- WESTFALEN 1 . 2 33 Rhe m Rh in k ei Deutsches Seilbahn Festung n HESSEN Eck Ehrenbreit- KOBLENZ stein BELGIEN RHEINLAND- Welterbe-Gebiet PFALZ Oberes LUXEM- BINGEN / RÜDESHEIM Mittelrheintal BURG 67 SAAR- LAND K ilo m et er FRANKREICH BADEN- WÜRTTEMBERG Mäuseturm Osteinscher Niederwald- in Bingen Niederwald Denkmal BINGEN / RÜDESHEIM SCHWEIZ Illustration © RMP/R&C BUGA Oberes Mittelrheintal 2031 11
I M PU L S E U N D EN T W I CK LU N G Bingen, Koblenz, Havelland – drei Gartenschauen am Wasser In den letzten zehn Jahren war das Obere Mittelrheintal zweimal Austragungsort einer Gartenschau. Jedes Mal wurden die Erwartungen übertroffen. Auch die erste länderübergreifende Gartenschau an der Havel zog mehr als eine Million Gäste an. Das stimmt zuversichtlich für das Jahr 2031. Landesgartenschau Bingen 2008 Bundesgartenschau 2011 in Koblenz Die Landesgartenschau Bingen fand von April bis Okto- Für Koblenz und die Koblenzer war die BUGA 2011 ein ber 2008 entlang des Rheinufers statt. Die Gesamtkos- echtes Sommermärchen. Zwei Millionen Besuche wur- ten für das 32 Hektar große Gelände und diverse in das den erwartet – am Ende waren es rund 3,6 Millionen Konzept integrierte Stadtentwicklungsprojekte beliefen Besuche. Ein Rekordwert, ebenso wie 77.000 verkaufte sich auf rund 40 Mio. Euro, davon 32 Mio. Euro für Dauerkarten und die Tatsache, dass bisher keine BUGA Investitionen. Die Gartenschau lockte mit 1,3 Millionen auch nur annähernd so viele Übernachtungen generie- Besuchern doppelt so viele Gäste wie erwartet an. Mit ren konnte. Der Erfolg dieser Gartenschau war unter dem Hafenpark, dem Rheintal-Kongresszentrum und anderem darauf zurückzuführen, dass deren Bühne dem Historischen Museum sowie Wiesen, Sportfeldern, im Herzen der Stadt lag. Zudem inszenierte sie mit Geräteparcours, Skaterbahn und Abenteuerspielplatz dem Deutschen Eck, dem Rhein, dem Kurfürstlichen ist das kostenfrei zugängliche Areal heute als Kulturufer Schloss und der Festung Ehrenbreitstein für Koblenz Bingen der beliebteste Treffpunkt in der Stadt. identitätsstiftende Orte. Foto © Piel media Rund 3,6 Mio. Menschen besuchten 2011 die Koblenzer Bundesgartenschau 12 BUGA Oberes Mittelrheintal 2031
I M PU L S E U N D EN T W I CK LU N G Die Rheinstufen in Koblenz wurden zur Gartenschau neu geschaffen Foto © RMP Foto © Piel media Foto © DBG Foto © DBG BUGA Havelregion 2015: Bepflanzung Besucher in der Festung Ehrenbreitstein BUGA Havelregion 2015: an der sanierten Stadtmauer Marienberg in Brandenburg an der Havel Ein wichtiger Erfolgsbaustein war die Generalsanie- len hat die BUGA 2015 Havelregion die Erwartungen rung der Festung. Diese Maßnahme zeigt, wie eine nicht erfüllt. Statt 1,5 Millionen kamen etwa eine Gartenschau als Impulsgeber wirken kann. Einem Million Gäste. Das lag an der unvollkommenen Gesamtbudget der BUGA von 102 Mio. Euro standen Verkehrsanbindung der Region, der nicht ausreichend Gesamtinvestitionen des öffentlichen und privaten entwickelten touristischen Infrastruktur und einem zu Sektors von 500 Mio. Euro gegenüber: Geld, das lang- kleinen Marketingetat zur Vermarktung einer regiona- fristig wirkt. len BUGA. Bundesgartenschau 2015 Das Obere Mittelrheintal in der Havelregion Die Bedingungen im Oberen Mittelrheintal sind sehr Lernen kann man von der regionalen Bundesgarten- viel besser als an der Havel. Die Mobilität weist vor Ort schau 2015. Die Havelregion vereinte damals auf fast eine günstigere Struktur und Vernetzung auf. Wander- 80 Kilometern entlang der Havel fünf Städte und und Radwanderwege sind bestens ausgebaut, die Ver- Gemeinden sowie die beiden Bundesländer Branden- bindungen zwischen den Orten per Bahn und Auto sind burg und Sachsen-Anhalt zur BUGA 2015 Havelregion. gewachsen. Der Rhein als Transport- und Reiseweg hat Brandenburg an der Havel, Premnitz, Rathenow und eine lange Tradition. Außerdem ist das Obere Mittel das Amt Rhinow liegen in Brandenburg, die Hanse- rheintal weit bekannter als die Havelregion. Und nicht stadt Havelberg in Sachsen-Anhalt, nahe der Havel- zuletzt sollten die Erfolge der Gartenschauen in Bingen mündung in die Elbe. Gemessen an den Besucherzah- und Koblenz sehr zuversichtlich stimmen. Anteil aus- Anzahl Anteil BUGA Jahr wärtige Gäste Übernachtungen Übernachtungen Koblenz 2011 38 % ca. 900.000 25 % Hamburg 2013 56 % ca. 350.000 32 % Havelregion 2015 55 % ca. 450.000 44 % Eigene Berechnungen auf Basis DBG-Besucherbefragungen 2011–2015 BUGA Oberes Mittelrheintal 2031 13
I M PU L S E U N D EN T W I CK LU N G Eine dezentrale Bundes gartenschau – geht das? Eine Bundesgartenschau auf verschiedenen Teilflächen, eingebettet in die Kulturlandschaft des Oberen Mittelrheintals, bietet einmalige Chancen und zugleich Herausforderungen. Die BUGA 2031 kann ein Schub für die Revitalisierung einer strukturschwachen Region sein. Foto: mirkorrosenau4 - stock.adobe.com Foto © Fotolia.com/Thomas Otto Foto: Montage R&C Foto © Thomas Frey Foto: Berthold Werner/Wikipedia Foto (M): Journey234/Wikipedia Foto: © Fotolia/Fotografci (M) Foto © Piel media Foto: Dominik Ketz/Rheinland-Pfalz Foto (M): sehbaer_nrw - Fotolia Tourismus GmbH (Montage) Foto © Fotolia/Zauberblicke Foto (M): R&C/Juliane Lenz Eindrücke der Familie Schmidt auf ihrer Reise im Jahr 2031 (siehe Seiten 8–9) Gegenüber klassischen Gartenschaumodellen mit nalen Identität integraler Bestandteil einer erfolgrei- einem zentralen Standort bzw. lokal in Verbindung chen Umsetzung. Der vorliegende Welterbe-Status stehenden Ausstellungsflächen ist die Durchführung bietet dafür ein solides und ausbaufähiges Fundament. einer dezentralen Bundesgartenschau eine große Herausforderung. Zur Bewältigung sind einschlägige Kommunal- sowie bundesländerübergreifende Koope- Voraussetzungen zu definieren. Diese müssen im ration ist im Oberen Mittelrheintal unumgänglich. Kontext der gewählten Gebietskulisse nachgewiesen Das »Kirchturmdenken« alter Zeiten schwindet, eine und nachhaltig verbessert werden. Nach empirischen starke Region benötigt den regionalen Schulter- Forschungen der Deutschen Bundesgartenschau- schluss. Mit dem Zweckverband ist ein gut vernetztes Gesellschaft mbH (DBG) ist die Stärkung einer regio Sprachorgan der Kommunen vorhanden. 14 BUGA Oberes Mittelrheintal 2031
I M PU L S E U N D EN T W I CK LU N G Foto © Piel media Ausblick zum Tourismusmagnet Loreley – der Welterbe-Status trägt zum Erfolg bei Für eine dezentrale Bundesgartenschau sind das Mobilitätsnetz und die touristische Infrastruktur wichtige Voraussetzungen. Sowohl im Verkehr als auch in der Gastronomie und Hotellerie braucht das Obere Mittelrheintal eine Qualitätsoffensive und Angebotserweiterung. Wichtige Voraussetzung für eine dezen- rende Pakete für Tages- und Mehrta- Auf Basis dieses Puzzles sind variabel trale Bundesgartenschau ist das Mobi- gesbesucher zu schnüren. kombinierbare Angebotsbausteine litätsnetz. Im Unterschied zu anderen für Sehenswürdigkeiten, Mobilität, Räumen wie der BUGA 2015 Havelre- Eine hohe Anzahl von Mehrtagesbesu- Ausstellungen und Events zu bilden. gion gibt es starke Mobilitätsachsen chen mit Übernachtungen ist eines der Basis ist ein flexibles Ticketsystem, parallel zum Rhein – sowohl straßen- avisierten Ziele. Die dezentrale Struktur um den unterschiedlichen Bedürfnis- wie schienen- als auch wassergebun- mit ihren räumlichen Entfernungen und sen der Besucher gerecht zu werden. den. Die touristische Infrastruktur ist vielen Angeboten bietet ideale Voraus- Eine moderne Besucherführung, unter eine weitere fundamentale Voraus- setzungen dafür. Anwendung aller zur Verfügung ste- setzung der BUGA. Quantitativ ist sie henden Techniken inklusive medialer aufgrund der Rheintal-Geschichte als Um die Attraktivität für die Gäste zu Komponenten, ist ebenfalls unabding- »Wiege des Tourismus« vorhanden. maximieren, muss jede Ausstellungs- bar. Für das Jahr 2031 kann in diesem Allerdings ist eine Qualitätsoffensive in fläche ein eigenes Profil aufweisen und Zusammenhang von einem hohen Digi- Gastronomie und Hotellerie zur Errei- eine eigene Geschichte erzählen. Neben talisierungsgrad ausgegangen werden – chung eines adäquaten BUGA-Stan- den zentralen Ausstellungsflächen jederzeit verfügbare mobile Daten sind dards notwendig. ist zusätzlich ein Angebot an Events, dazu elementar. Projekten und Maßnahmen in den Werden die beiden Voraussetzungen Zwischenräumen erforderlich. Alle Flä- Eine dezentrale Bundesgartenschau ist »Mobilität« und »touristische Infra- chen und Angebote zusammen bilden ein komplexes Projekt. Aber möglich ist struktur« mit der Strukturoffensive ein Puzzle und erfüllen als Einheit die sie allemal! einer BUGA auf Stand gebracht, ist es gelernten Erwartungen der Garten- möglich, darauf aufbauend funktionie- schaubesucher. BUGA Oberes Mittelrheintal 2031 15
K A PI T EL N A M E Besonderheiten und Potenziale Analyse des Eine BUGA entlang von 67 Flusskilometern. Das UNESCO- gab es noch nie. Doch sie kann gelingen! Weil das Welterbes Tal trotz seiner Dimension eine Einheit bildet – und eine weltweit bekannte Destination ist. Foto © Piel media Die Einmaligkeit des Oberen Mittelrheintals – Schönheit, Sehnsuchtsort und besondere Verantwortung für die Zukunft Zwischen Koblenz im Norden und Bingen im Süden fließt der Rhein auf 67 Kilometern Länge durch das Rheinische Schiefergebirge. Er hat eine wunderbare Landschaft geformt. Das frühe Wirken der Menschen, die Städte gründeten, Weinberge anlegten und Burgen errichteten, hat dem Oberen Mittelrheintal eine einmalige, zuweilen überhöhte Schönheit verliehen. Trotz aller Sünden der Neuzeit blieb sie bis heute ungebrochen und führte dazu, dass die UNESCO das Tal im Jahr 2002 mit dem Status eines Weltkultur-Erbes auszeichnete. Der Fluss und die erhabene Landschaft mit ihren rund 40 Burgen und Festungen lockten schon früh Literaten und Maler ins Tal, das für sie zur Projektionsfläche romantischer Vorstellungen wurde. Auf Goethe, Lord Byron und William Turner folgten die erholungssu- chenden Städter. Sie machten das Obere Mittelrheintal zur Wiege des Tourismus in Deutschland, ließen allein an der Binger Rheinpro- menade an die 100 Hotels entstehen. Dieser Epoche verdankt das Mittelrheintal noch heute seinen internationalen Bekanntheitsgrad. 16 BUGA Oberes Mittelrheintal 2031
A N A LYS E D E S U N E S CO -W ELT ER B E S Das Konzept für die BUGA 2031 verfolgt das Ziel, vorhan- Burgen, Wandern und Wein ziehen dene Schwächen zu mildern, Bacharach, Ruine der Wernerkapelle Gäste an den Oberen Mittelrhein die Einmaligkeit der Kultur- Foto © Piel media Foto © Piel media landschaft und die Pflege der Baukulturgüter dauerhaft zu sichern sowie die Profilierung des Welterbes Oberes Mittelrheintal als i nternationale touristische Destination zu unterstützen. Der verbindende Fluss Dennoch ist das Obere Mittelrheintal Mosel oder aus dem Rheingau die Stirn. immer noch attraktiv. Neben den Doch dann lockte das viel einfacher zu Zugleich war der Mittelrhein von jeher imageprägenden Faktoren und der verdienende Geld in den Städten oder Teil der westeuropäischen Hauptver- Dramaturgie seiner Topografie mit den mit dem Tourismus der Rheinromanti- kehrsachsen und hatte große Bedeu- Landschaftsterrassen und -balkonen, ker. Aus den Winzern wurden Gastwirte tung für den Binnenschiffs-, Bahn- und den Flussschleifen und Felshängen oder Hoteliers. Viele Weinberge wurden auch für den Straßenverkehr. Der Fluss bietet es neben den Burgen auch die aufgegeben. trennt beide Rheinseiten, keine Brücke Kirchen, Kapellen und Klöster, Garten- verbindet die Ufer zwischen Mainz und denkmäler, Rheinuferpromenaden und Das Konzept für die BUGA 2031 spie- Koblenz. Bahnverkehr und Straßen ver- -parks im Talbereich. Eine Stärke ist gelt die Besonderheiten und Begabun- lärmen das Tal, trennen die Ortschaf- auch die auf regionalen Genuss set- gen des Tals wider. Es verfolgt das Ziel, ten vom Strom oder von den Talhängen. zende Gastronomie und ein naturnah vorhandene Schwächen zu mildern, die Die Enge des Tals bot und bietet keinen und kulturorientierter Tourismus. Einmaligkeit der Kulturlandschaft und Raum für eine Expansion diesseits der die Pflege der Baukulturgüter dauerhaft Höhenflächen. Ein Entwicklungshemm- Wichtig für die Region war lange Zeit zu sichern sowie die Profilierung des nis, das das Obere Mittelrheintal im der Weinanbau. Im 19. Jahrhundert Welterbes Oberes Mittelrheintal als Wettbewerb der Regionen ins Hinter- bewirtschafteten die Winzer im Oberen internationale touristische Destination treffen geraten ließ – in touristischer Mittelrheintal in mühsamer Handarbeit zu unterstützen. Dazu bedarf es einer Hinsicht ebenso wie bei der Wirt- noch an die 2.000 Hektar überwie- Aufwertung vorhandener Strukturen, schaftskraft und Lebensqualität. gend steilste Rebenflächen, kelterten am Rhein, im Tal, an den Talhängen und Weine von Weltrang und boten mit auf den Höhenzügen. ihren Rieslingen der Konkurrenz von der Foto © Piel media Foto © Piel media Hunderte Güterzüge durchfahren täglich das Tal Das Rheintal ist eine zentrale Nord-Süd-Verbindung BUGA Oberes Mittelrheintal 2031 17
A N A LYS E D E S U N E S CO -W ELT ER B E S Die Infrastruktur Für Auto- und Motorradfahrer gilt die Strecke zwischen Rüdesheim und Koblenz mit ihrer großartigen Flusskulisse als deutsche Traumstraße. Für die Talbewohner ist der Fluss eine Barriere und der Verkehr ein Albtraum. Die Verkehrsinfrastruktur im Oberen Mittel Mit der Zeit wurde der volkswirtschaftliche rheintal ist Fluch und Segen zugleich. Sie berei- Nutzen der verkehrlichen Erschließung immer tete der touristischen Erschließung den Boden: weniger im Tal selbst wirksam. Die Qualitä- Die berühmten Burgen entstanden wegen der ten kehrten sich gegen die Bewohner. Das wichtigen Rolle des Rheins als Schifffahrtsweg. Obere Mittelrheintal ist Teil der europäischen Nord-Süd-Bahnverbindung zwischen Rotterdam Mit der Eisenbahn kamen ab dem 19. Jahr- und Genua. Mehrere Hundert Züge fahren täg- hundert die Gäste in Scharen, später in noch lich durch das enge Tal, ohne dass die Menschen größerer Zahl mit Auto und Motorrad über Gewinn daraus ziehen. Stattdessen vertreibt der die Straßen zu beiden Seiten des Stroms. Lärm die Touristen und belastet die Anwohner. Fotos © Piel media Mehr als 110.000 Gäste auf Kreuzfahrtschiffen erleben das Rheintal zumeist als Kulisse 18 BUGA Oberes Mittelrheintal 2031
A N A LYS E D E S U N E S CO -W ELT ER B E S Die Bahnstrecke entlang des Rheins ist eine gute Alternative zum motorisierten Individualverkehr, stellt aber auch eine große Belastung dar Foto © Piel media Für die BUGA in einem so lang gestreckten Raum werden die Bahntrassen im Oberen Mittel rheintal ein Rückgrat bilden. Positiv ist, dass die Bahntrassen mit gut angebunden ist. Nicht unerheblich, Noch direkter erleben die Radfahrer ihren zehn linksrheinischen und zwölf denn auch 2031 werden die meisten diese Konfliktfelder. Zwar ist der Rad- rechtsrheinischen Haltepunkten Gäste der BUGA wohl mit dem Pkw weg auf der linken Rheinseite durchgän- zwischen Bingen bzw. Rüdesheim und oder Reisebus anreisen. Diese Gäste gig von Bingen bis Koblenz ausgebaut, Koblenz gute Verbindungen für Pendler von oben ins Tal hinunterzubringen, er führt aber zu großen Teilen unmit- und Ausflügler bieten. Für die BUGA in wird eine ebenso große Herausforde- telbar an der stark befahrenen Bundes- einem so lang gestreckten Raum werden rung wie die Verknüpfung von Ausstel- straße B 9 entlang. Auch der Lärm der die Bahntrassen ein Rückgrat bilden. lungsbereichen am Fluss und auf den Züge ist lästig für die Radtouristen. Höhenflächen. Und rechtsrheinisch fehlen entlang der Darüber hinaus mangelt es an Querver- B 42 Radwege zum Teil noch gänzlich. bindungen. Keine Brücke führt zwischen Verkehrsprobleme im Tal Mainz und Koblenz über den Rhein. Im Hinblick auf eine BUGA 2031 kommt Neben der Fähre in Bingen ermögli- Im Tal selbst sind die Touristen mit den einem schlüssigen Verkehrskonzept chen nur vier weitere Fähren auf über unterschiedlichsten Verkehrsmitteln also eine zentrale Rolle zu. Einem Kon- 60 Flusskilometern den Wechsel zum unterwegs. Auf dem Fluss mit Kreuz- zept, das den Anwohnern Ängste vor gegenüberliegenden Ufer. fahrt- und Ausflugsschiffen, am Fluss zusätzlichen Belastungen nimmt, indem mit Fahrrad, Bahn, Auto oder Motorrad es den Anreiseverkehr aus dem Tal Für die überregionale Anbindung sorgt und hoch über dem Fluss zu Fuß auf heraushält, das den Gästen trotzdem neben dem Fernverkehr der Deutschen dem linksrheinischen RheinBurgenWeg ein stimmiges Gesamterlebnis beschert Bahn vor allem die Autobahn A 61. Sie oder dem rechtsrheinischen Rheinsteig. und vor allem für nachhaltig wirksame verläuft auf den linksrheinischen Höhen Verkehre, die sich gegenseitig bedingen, Verbesserungen der Lebensqualität der des Hunsrück parallel zum Tal, das über aber auch im Konflikt zueinander stehen. Menschen sorgt. Abfahrten und Verbindungsstraßen Wanderer lieben keinen Motorradlärm. Foto © Piel media Foto © Piel media St. Goarshausen und St. Goar verbindet auch Der Rhein: Verkehr zu Wasser und in der Höhe eine Autofähre BUGA Oberes Mittelrheintal 2031 19
A N A LYS E D E S U N E S CO -W ELT ER B E S Orts- und Regional entwicklung zwischen Koblenz und Rüdesheim Die Welterbe-Kulisse ist kein homogener Raum: Im Norden und Süden geben die Städte Impulse, auf den westlichen Höhenzügen ist es die Wirtschaftskraft der Autobahn A 61. Die Mitte und der Osten hingegen sterben aus. Foto © Piel media Auch in Lahnstein gibt es Bedarf für eine Entwicklung der touristischen Infrastruktur Eine dezentrale BUGA ist auch ein Instrument zur Projekt- und Fördermanagements, das über die Kern- Entwicklung einer ganzen Region mit all ihren Orten. maßnahmen hinaus in der gesamten Region Wirkung Das ist der Weg, den die BUGA 2015 im Havelland entfaltet. erstmals beschritt und der mit der IGA 2027 im Ruhrgebiet fortgeführt werden wird. Dieser Raum ist nicht nur landschaftlich vielgestaltig. Auch die wirtschaftliche und demografische Ent- Damit aus der BUGA mehr als die flüchtige Schau wicklung ist sehr unterschiedlich. Die Kluft zwischen eines Sommers wird und sie nachhaltige Entwick prosperierenden und zurückfallenden Teilräumen wird lungen in Gang setzen kann, muss sie in eine mit jedem Tag größer, an dem eine junge Familie aus Gesamtstrategie zur Kommunal- und Regional dem Tal fort- und in ein Haus in den Neubaugebieten entwicklung eingebunden werden. Sie fungiert der Höhengemeinden oder im Speckgürtel der Städte dann als Ausgangspunkt eines professionellen Koblenz oder Bingen einzieht. 20 BUGA Oberes Mittelrheintal 2031
A N A LYS E D E S U N E S CO -W ELT ER B E S Die Menschen ziehen aus dem Tal weg in die Neubaugebiete der Höhengemeinden Foto © Piel media Positive Dynamik Buchholz ist seit fast zwei Jahrzehnten der jährlich am stärksten wachsende Ortsbezirk der Stadt Boppard. Die Menschen folgen eben der Arbeit, die infolge des Wandels von der Agrar- zur Industrie- und schließlich Boppard zum Beispiel ist eine der Ortschaften im Tal- zur Dienstleistungsgesellschaft vom ländlichen Raum raum, die mit intakter Stadtstruktur und entsprechen- in die Städte gewandert ist. Da ist es nur konsequent, der Wirtschaftskraft Anziehungspotenzial als Wohn-, dass die starken Bereiche im Welterbe-Gebiet die mit Lebens- und Arbeitsraum entwickelt. Auch touristisch guter Anbindung oder (wie zum Beispiel Lahnstein) fungiert Boppard mit einer attraktiven Angebotsstruk- schlicht jene mit räumlicher Nähe zu den Oberzentren tur als Aushängeschild im Welterbe- Gebiet. Nicht Koblenz, Mainz oder Wiesbaden sind. Die Autobahn zuletzt, weil es der am besten an die Autobahn ange- A 61 gewinnt dabei zunehmend an Bedeutung als bundene Weinort im Oberen Mittelrheintal ist. Nur Pendlerachse. sieben Kilometer sind es von der Kirche St. Severus am Marktplatz bis zur Anschlussstelle Boppard. Eine Es gibt kaum eine Autobahnabfahrt, in deren unmit- Portion Rheinromantik ist hier auf die Schnelle auch telbarer Nähe nicht neue Wohngebiete die vorwie für Durchreisende zu haben. gend von Familien ausgehende Nachfrage nach ver- kehrsgünstigem Wohnraum im Grünen bedienen. Als weltweit wohl bekanntester Weinort am Rhein, Pfaffenheck, Dörth oder das zu Boppard gehörende zudem mit guter Anbindung in die Metropolregion Buchholz sind nur drei Beispiele für Ortsteile, die der Rhein-Main gesegnet, zählt auch Rüdesheim zu den vierspurigen Verkehrsader ihr Wachstum verdanken. Welterbe-Orten mit positiver Dynamik. Der Boom der Foto © Piel media Foto © Piel media Renovierungs-»Stau« in vielen Orten Assmannshausen BUGA Oberes Mittelrheintal 2031 21
A N A LYS E D E S U N E S CO -W ELT ER B E S Damit aus der BUGA mehr als die flüchtige Schau eines Sommers wird und sie nachhaltige Entwicklungen in Gang setzen kann, muss sie in eine Gesamtstrategie zur Kommunal- und Regionalentwicklung eingebunden werden. Flusskreuzfahrten beschert der Heimat der legendären Nicht wenige werden von Lärm und Erschütterungen Drosselgasse mehr als 2.000 Kreuzfahrtschiffe pro vertrieben und müssen sich anderswo eine bessere Jahr. Die Umsätze mit den Kreuzfahrtreisenden sehen Perspektive suchen. So sehen viele Orte einem schlei- die meisten anderen Orte stromabwärts hingegen nur chenden Tod entgegen. Ausdruck dieses Prozesses im wahrsten Sinne »an sich vorüberziehen«. sind leerstehende Geschäfte, verwaiste Wohnhäu- ser und ungenutzte historische Gebäude. Vielerorts Zwar verfügen auch Oberwesel und Bacharach noch verunstalten Schrottimmobilien das zentrale Ortsbild. über intakte Stadtstrukturen, doch anders als in Brachliegende Flächen im Rheinvorland, aufgelassene Boppard schneiden Bahnstrecke und Bundesstraße Kleingärten und verbuschende Weinberge verschärfen sie vom Rheinufer ab. Dieses Problem teilen Ober das Bild einer Region »auf dem absteigenden Ast«. wesel und Bacharach mit vielen anderen Ortschaften in der Tiefe des Talraums, in denen Verkehrsanlagen Dazu trägt auch die nicht mehr zeitgemäße Verwal- das Ortsbild dominieren – es ist nicht nur ein funk- tungsstruktur ihren Teil bei. Den teils winzigen und tional-städtebauliches, sondern ein existenzgefähr- mancherorts ehrenamtlich verwalteten Kommunen dendes, wegen der Belastungen, die für die Anwohner fehlt es oft an finanzieller Kraft und an professionellen vom Verkehr ausgehen. Managementkapazitäten, um sich dem Niedergang entgegenzustemmen. Dabei verfügt der Talraum auf seiner gesamten Länge doch über einmalige Res- sourcen: grüne Infrastrukturen vor der Kulisse einer großartigen Landschaft! Foto © Piel media Beispiele für gelungene Maßnahmen: die Loreleybühne im Umbau (2016) und … 22 BUGA Oberes Mittelrheintal 2031
A N A LYS E D E S U N E S CO -W ELT ER B E S Leerstand und verfallende Immobilien prägen das zentrale Ortsbild vieler Kommunen Foto © Piel media Foto © Piel media Gesellschaftlicher Wandel WLAN und Hochleistungs-LTE sind eine den. Das gilt für Schiffsanleger und als Chance Voraussetzung, die Revitalisierung der Rheinpromenaden ebenso wie für Ortskerne im Verbund mit einem Immo- Bahnhöfe, Radwege und touristische Könnten diese – nicht nur im Rahmen bilienmanagement und die Aufwertung Attraktionen – allen voran die Burgen. einer BUGA inszenierten – Ressourcen des Rheinvorlandes eine weitere. Eine Das im Jahr 2017 laufende Projekt zu Grundstein für eine Erfolgsgeschichte bessere, auch verkehrliche Vernetzung einer »Rahmenkonzeption historischer sein, für eine positive Entwicklung, die innerhalb des Oberen Mittelrheintals Burggärten« von Innenministerium, den gesamten Raum erfasst? Vielleicht und eine interkommunale Zusammen- Generaldirektion Kulturelles Erbe und im Verbund mit dem gesellschaftlichen arbeit und Profilierung der Orte zählen Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz Wandel, der mit der Digitalisierung ebenfalls zum Lastenheft der zukünfti- schafft dafür ein neues Fundament. einhergeht. Denn sie entkoppelt die gen Orts- und Regionalentwicklung. Arbeit von räumlichen Zwängen. Statt Damit den positiven Beispielen wie der der Arbeit hinterherzuziehen, nimmt Da das digitale Arbeiten diese Ent neu gestalteten Promenade in St. Goar man sie mit an lebenswerte Orte. Und wicklung nicht alleine tragen kann oder dem zukünftigen Loreleyplateau lebenswert sollte der Sehnsuchtsort der und der Tourismus ein wirtschaftli- mit neuer Bühne, Kulturpark und einem Romantik doch allemal zu gestalten sein. ches Standbein der Welterbe-Region Hotelneubau weitere folgen, ist in den bleiben soll, muss auch die Aufwer- kommenden Jahren das gemeinsame Damit das Obere Mittelrheintal pros tung der touristischen Infrastrukturen Wirken vieler Akteure notwendig – im periert, gibt es noch einiges zu tun. angepackt werden, müssen diese Rahmen der BUGA 2031 und darüber Der flächendeckende Breitbandausbau, zeitgemäßer und einladender wer- hinaus. Foto © Piel media Foto © Piel media … die Uferpromenade in St. Goar Nicht besetzte Pensions-Rezeptionen sind hier keine Seltenheit BUGA Oberes Mittelrheintal 2031 23
A N A LYS E D E S U N E S CO -W ELT ER B E S Das UNESCO- Welterbe Seit 2002 führt die UNESCO die Kulturlandschaft des Oberen Mittelrheintals als Stätte von »außergewöhnlichem universellem Wert« für die Menschheit. Eine A uszeichnung, die zugleich Verpflichtung ist. Die UNESCO fasste auf ihrer Generalkonferenz im Kein anderes deutsches Kulturerbe erstreckt sich mit Herbst 1972 einen historischen Beschluss: Sie verab- 620 km² über eine derart große Fläche und umfasst schiedete das Übereinkommen zum Schutz des Kultur- eine solche Vielfalt kulturgeschichtlicher Zeugnisse. und Naturerbes der Welt. Es dauerte sechs Jahre, bis mit dem Dom zu Aachen das erste deutsche Monument Was macht die 67 Flusskilometer zwischen Bingen und in den Rang eines solchen Welterbes erhoben wurde. Rüdesheim und der Südspitze am Deutschen Eck so besonders? Für die ICOMOS, den Internationalen Rat Mittlerweile zählt die Bundesrepublik 42 Weltkultur für Denkmalpflege, der die UNESCO als Berater unter- erbestätten, -denkmäler oder -ensembles. Dem stützt, erfüllt das Obere Mittelrheintal gleich drei von Oberen Mittelrheintal kommt eine Sonderrolle zu. sechs Kriterien für ein Weltkulturerbe: Foto © Piel media Das Deutsche Eck in Koblenz 24 BUGA Oberes Mittelrheintal 2031
A N A LYS E D E S U N E S CO -W ELT ER B E S Verbuschung der Weinberge an den steilen Terrassenhängen Entwicklungspotenzial der Grünflächen besteht auch in Kestert Foto © Piel media Foto © Piel media Als einer der bedeutendsten Transportwege Europas geomorphologische und geologische Entstehung als hat das Obere Mittelrheintal seit zwei Jahrtausen- auch durch die menschlichen Eingriffe über einen den den Kulturaustausch zwischen dem Mittelmeer- Zeitraum von 2.000 Jahren geprägt wurde. raum und dem Norden erleichtert. Es umfasst herausragende Beispiele für traditionelle Es ist ein herausragendes Beispiel für eine Land- Landnutzungen, die repräsentativ für die menschliche schaft, die signifikante Stufen in der menschlichen Interaktion mit der Umwelt in einem engen Fluss Geschichte veranschaulicht, eine gewachsene Kul- tal sind. Besonders die Terrassen der steilen Hänge turlandschaft, deren Charakter sowohl durch ihre haben der Landschaft ihren Stempel aufgedrückt. Illustration © RMP/R&C Rhein Talraum Talhang Höhenlage Orte Natur Natur Baukultur Landschaft Landschaft Rhein Kultur Kultur Stadtsanierung Burgen und Gärten Stadtentwicklung Impulswirkung Felsen und Wein Wald / Landwirtschaft BUGA Oberes Mittelrheintal 2031 25
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