Ergebnisse der Machbarkeitsstudie - Welterbe Oberes ...

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Ergebnisse der Machbarkeitsstudie - Welterbe Oberes ...
Ergebnisse der
Machbarkeitsstudie

Bundesgartenschau 2031
Oberes Mittelrheintal
Ergebnisse der Machbarkeitsstudie - Welterbe Oberes ...
Einführung
                                                                 1      Einführung
                                                                 2      Vorwort von Roger Lewentz,
                                                                        Minister des Innern und für Sport des Landes Rheinland-Pfalz
                                                                 4      Interview mit Malu Dreyer,
                                                                        Ministerpräsidentin des Landes Rheinland-Pfalz,

Inhalts-                                                                und Volker Bouffier, Hessischer Ministerpräsident

                                                                 BUGA Kompakt
verzeichnis                                                      6      Die Aufgabenstellung
                                                                 8      Die Vision – Familie Schmidt besucht die BUGA

                                                                 Impulse und Entwicklung
                                                                 10     Impulse für das Obere Mittelrheintal
                                                                 12     Bingen, Koblenz, Havelland – drei Gartenschauen am Wasser
                                                                 14     Eine dezentrale Bundesgartenschau – geht das?

                                                                 Analyse des UNESCO-Welterbes
                                                                 16     Besonderheiten und Potenziale
                                                                 18     Die Infrastruktur
                                                                 20     Orts- und Regionalentwicklung zwischen Koblenz und Rüdesheim
                                                                 24     Das UNESCO-Welterbe
                                                                 28     Plan des Oberen Mittelrheintals

                                                                 Partizipation
                                                                 30     Die Beteiligung der Bürger

                                                                 Leitlinien der BUGA 2031
                                                                 34     Entwicklung der Leitlinien
                                                                 36     Auf dem Rhein

                                                                 Konzept
                                                                 38     Das ganze Tal bespielen
                                                                 42     Konzept für die BUGA 2031
                                                                 46     Qualifizierung und Auswahl von Schwerpunktstandorten
                                                                        und -projekten
                                                                 48     Standorte im Nördlichen Tal
                                                                 50     Plan des Nördlichen Tals
                                                                 54     Standorte im Zentralen Tal
                                                                 56     Plan des Zentralen Tals
                                                                 60     Standorte im Südlichen Tal
                                                                 62     Plan des Südlichen Tals
                                                                 66     Mobilitätskonzept
                                                                 68     Plan des Mobilitätskonzeptes
                                                                 70     Veranstaltungskonzept
                                                                 72     Touristische Infrastruktur
                                                                 74     Weitere Projektideen
                                                                 76     Was bleibt?

                                                                 Finanzen
                                                                 78     Haushalt und Refinanzierung

TITEL
                                                                 Wie geht es weiter?
Foto: © Piel media;
Visualisierung: JG – visualisierung+architektur fotografie       81     Meilensteine auf dem Weg zur BUGA
(Jens Gehrcken)

                                                                        Impressum (Rückseite)

             BUGA                   Oberes Mittelrheintal 2031
Ergebnisse der Machbarkeitsstudie - Welterbe Oberes ...
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Einführung
   Sehr geehrte Damen und Herren,
   nun liegt die Machbarkeitsstudie für eine BUGA 2031 im Oberen
   Mittelrheintal vor. Für die interessierte Öffentlichkeit gibt es
   diese Broschüre, die das Ausstellungskonzept zusammenfasst
   und präsentiert.

   Welche Potenziale eine BUGA im Oberen Mittelrheintal hat, wie das
   Ausstellungskonzept aussieht, welche Standorte geeignet sind sowie
   eine detaillierte Aufstellung der Finanzierung – das alles enthält die
   vorliegende Machbarkeitsstudie zur BUGA 2031 in der Welterbe-­
   Kulisse. Sie basiert auf der Vorstudie und beantwortet konkrete
   Fragen, wie eine BUGA auf einer Strecke von 67 Rheinkilometern
   aussehen kann.

   Der Zweckverband Welterbe Oberes Mittelrheintal hatte 2016
   die Erarbeitung einer Machbarkeitsstudie als mögliches Bewerbungs­
   dokument für die BUGA 2031 beschlossen. Die Ausarbeitung der
   Chancen und Ziele mit einem konkreten Ausstellungskonzept
   erfolgte zwischen April und November 2017. Wichtige Meilensteine
   auf dem Weg zu einer BUGA in der Welterbe-Kulisse Oberes Mittel­
   rheintal hat die Region damit erreicht.

   Die Machbarkeitsstudie wird von einem umfangreichen Mate­rialband
   begleitet. Dieser enthält vertiefende Unterlagen einschließlich der
   Dokumentation der Bürgerbeteiligung, Gutachten und einer detail-
   lierten Aufstellung des Durchführungs- sowie Investitionshaushalts.
   Zusammen ist dies die Basis für die anstehende Entscheidung des
   Zweckverbandes über eine Bewerbung zur Ausrichtung der
   BUGA 2031. Fällt diese positiv aus, sind Machbarkeitsstudie und
   Materialband integraler Bestandteil der Bewerbungsunterlagen an
   die Deutsche Bundesgartenschau-Gesellschaft mbH (DGB).

   Das öffentliche Interesse an dem BUGA-Konzept 2031 ist groß.
   Deshalb wurden die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie in dieser
   Imagebroschüre für die Zweckverband-Kommunen und interessier-
   ten Bürger zusammengefasst und präsentiert. Roger Lewentz, Innen-
   minister von Rheinland-Pfalz, hat die Broschüre bei einer Pressekon-
   ferenz bereits vorgestellt. Der Blog www.buga2031.blog informiert
   weiterhin aktuell über die nächsten Schritte.

   Die Chancen für das Welterbe Oberes Mittelrheintal sind groß.
   Die Region hat sich diese verdient.

   Das Autorenteam

                                                                BUGA        Oberes Mittelrheintal 2031   1
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                                                                                         Foto © Mdl RLP/Torsten Sitz
    Vorwort
    von Roger Lewentz
    Minister des Innern und für Sport
    des Landes Rheinland-Pfalz

                  Liebe Bürgerinnen, liebe Bürger
                  im Oberen Mittelrheintal,

                  seit Mai 2015 diskutieren und prüfen wir die Idee, dass unsere
                  Heimat, das Welterbe Oberes Mittelrheintal, im Jahr 2031 die
                  Bundesgartenschau ausrichtet.

                  Eine BUGA im Jahr 2031 ist ein großes Umbauprojekt für mehr als
                  10 Jahre. Wir müssen zahlreiche Aufgaben dringend erledigen, zum
                  Beispiel die zukunftsfeste Digitalisierung, den Ausbau von moder-
                  nen, attraktiven Angeboten für touristische Gäste, die Sicherung
                  von Arbeitsplätzen in der Welterbe-Region, lebenswerte Kommunen
                  mit Straßen, Parks und Plätzen zum Wohlfühlen. Diese Herausfor-
                  derungen können durch die BUGA als Projektrahmen verbunden und
                  bearbeitet werden.

                  Im Jahr 2016 wurde dazu eine Vorstudie vorgelegt, der Zweck­
                  verband Welterbe Oberes Mittelrheintal hat sie geprüft und das
                  rheinland-pfälzische Innenministerium um eine Machbarkeits­-
                  studie gebeten. Die Machbarkeitsstudie liegt nun vor und wird in
                  dieser Broschüre zusammengefasst. Das Arbeitsergebnis der letzten
                  Monate zeigt: Im Oberen Mittelrheintal ist eine Bundesgartenschau
                  machbar und sinnvoll. Mit dieser umfassenden Prüfung und Planung
                  können die Welterbe-Kommunen sich bei der Deutschen Bundes­
                  gartenschau-Gesellschaft mbH (DBG) bewerben.

                  Ich höre manchmal, es sei doch alles viel zu lange hin und man
                  müsse »Jetzt« etwas tun. Genau das »Jetzt« soll die BUGA-Bewer-
                  bung sicherstellen. Das Jahr 2031 ist das Jahr, in dem vieles fertig
                  sein muss. Und dazu müssen wir 2018 mit vielen Arbeiten beginnen.

2   BUGA        Oberes Mittelrheintal 2031
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Eine Bundesgartenschau bedeutet rund ein Jahr-          Wir schaffen eine modernisierte öffentliche Infra-
zehnt planen, ausschreiben, bauen, testen, in Betrieb   struktur, die zum Leben und Verweilen am Rhein ein-
nehmen, dann sechs Monate feiern und anschließend       lädt; neue, zukunftssichere und qualifizierte Arbeit für
weiterentwickeln. Zwischen heute und der Jahrhun-       junge Menschen, damit sie im Welterbe leben können;
dertmitte ist die BUGA im Jahr 2031 unser »Berg- und    eine Baukultur, die in vielen öffentlichen und privaten
Tal-Fest«, mit dessen Einnahmen wir einen Teil der      Projekten den historischen Charme der Dörfer und
Investitionen finanzieren werden. Eine BUGA 2031        Städte mit modernem Leben vereint; barrierefreie,
bedeutet, dass wir ab 2018 arbeiten und dabei bereits   moderne und innovative Geschäftsmodelle in Touris-
die Mitte des Jahrhunderts im Blick haben. Denn die     mus, Gastronomie und Hotellerie, die uns für heutige
BUGA im Jahr 2031 kann nur ein Meilenstein sein.        und neue Gäste attraktiver machen und die regionale
                                                        Wertschöpfung stärken.
Das Mittelrheintal hat große Projekte erlebt: Die
preußischen Eisenbahnen haben unsere Taldörfer          Die rheinland-pfälzische Landesregierung hat seit
aufgerissen und verändert, die moderne Schifffahrt      2015 die bisherigen BUGA-Arbeiten unterstützt.
hat den Rhein beschleunigt und seine Ufer befestigt.    Ich hoffe auf eine erfolgreiche Bewerbung der Städte
Diese Modernisierungen waren gut für unser Land,        und Dörfer am oberen Mittelrhein um die BUGA 2031.
aber nicht alles war gut für alle unsere Dörfer und
Städte. Dennoch hat der Tourismus vielen Menschen       Mit freundlichen Grüßen
ihre Existenz gesichert.

Mit der BUGA wollen wir die öffentliche Infrastruktur
modernisieren und zu mehr privaten Investitionen
anregen. Die Digitalisierung und der BUGA-Umbau
sollen die Lebensqualität im Welterbe-Tal verbes-
sern, das Leben der Bewohner modernisieren und
das kulturelle Erbe bewahren. Die BUGA soll diesen
Umbau beschleunigen und die Aufmerksamkeit auf
die Lebens- und Reiseregion am oberen Mittelrhein       Roger Lewentz
richten. Mit den beiden Gartenschauen in Bingen         Minister des Innern und für Sport
und Koblenz ist uns dies bereits zweimal gelungen.      des Landes Rheinland-Pfalz

                                                                        BUGA         Oberes Mittelrheintal 2031    3
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    Interview
    mit Malu Dreyer
    Ministerpräsidentin des Landes Rheinland-Pfalz

    und Volker Bouffier
    Hessischer Ministerpräsident

                  Warum ist das UNESCO-Welterbe Oberes Mittel-              Welche Ziele sollten nach Ihrer Ansicht mit obers-
                  rheintal mit seinen überwiegend kleinen Ortsge-           ter Priorität bei der Planung bzw. Durchführung
                  meinden sowie Klein- und Mittelstädten ein guter          einer BUGA 2031 verfolgt werden?
                  Standort für eine dezentrale BUGA?
                                                                            MD Von einer BUGA, die mehr als 100 Millionen Euro
                  MD Das Welterbe-Tal bietet den BUGA-Machern               investieren will, erwarte ich konkrete und innovative
                  eine hervorragende Kulisse aus jahrtausendealter          Antworten auf zentrale Zukunftsfragen. Ich erwarte
                  Kultur- und Naturlandschaft. Die rund 130 Kilometer       Antworten zum Ressourcen bewahrenden Tourismus
                  langen Rheinufer mit ihren Hängen sind eine große         mit europäischer Ausstrahlung. Ich erwarte flexible
                  Herausforderung. Die Gestaltung wird wesentlich           Planungen, die bis zum letzten Moment Alternativen
                  anspruchsvoller werden als bei einer »Stadt-BUGA«.        zulassen, um modernes Leben, Arbeiten und Wirt-
                  Dieser hohe Schwierigkeitsgrad wird eine spannende        schaften in einem UNESCO-Welterbe nachhaltig zu
                  Aufgabe für jeden Planer, jede Macherin. Das wird         fördern. Für die ganze Region und die Menschen vor
                  auch die BUGA-Idee weiterentwickeln.                      Ort erwarte ich, dass die Investitionen auch nach
                                                                            dem Jahr 2031 ihren Wert behalten und zur weiteren
                  VB Der Titel »UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrhein-         Wertschöpfung beitragen.
                  tal« betont bereits die besondere Kulturlandschaft,
                  die wir in dieser Region vorfinden – sie wird durch       VB Die durch Weinbau und Tourismus geprägten
                  den Obst- und Weinbau geprägt, der die besonderen         Kommunen sollten mit der Ausrichtung der BUGA
                  Klimabedingungen nutzt. Zudem weist sie ein reiches       eine nachhaltige Modernisierung und Aufwertung
                  historisches Erbe auf, das sich durch die seit Jahrhun-   erfahren, die den Menschen im Oberen Mittelrheintal
                  derten bedeutende Funktion des Rheintals als wichtige     zugutekommt. Diese Revitalisierung muss natürlich im
                  innereuropäische Verkehrsader entwickelt hat. Mit der     Einklang mit der einzigartigen Flora und Fauna, aber
                  BUGA könnte diese Kulturlandschaft in wesentlichen        auch der Landwirtschaft stehen, die sich unter den
                  Teilen weiter aufgewertet werden. Denn die Erfahrun-      besonderen klimatischen Bedingungen im Rheintal
                  gen aus vielen bisherigen Bundes- und Landesgarten-       entwickelt haben.
                  schauen sprechen dafür, dass die BUGA im UNESCO-
                  Welterbe Oberes Mittelrheintal wertvolle Impulse für      Welche Impulse müssen durch die BUGA 2031 im
                  eine nachhaltige Aufwertung und auch wirtschaftliche      Oberen Mittelrheintal gesetzt werden und welche
                  Stabilisierung bzw. Stärkung geben wird. Die positiven    Herausforderungen bestehen dabei?
                  Effekte würden auf die angrenzenden Bereiche auf
                  beide Uferseiten ausstrahlen, sodass die Gesamtregion     MD Die Lebensqualität in den Dörfern und Städten im
                  profitierte. All diese Aspekte fließen in die Entschei-   Tal muss steigen, damit Menschen dort gerne leben
                  dungsfindung in Hessen mit ein, ob das Land dem           wollen. Vor allem wächst ein solches Projekt nur durch
                  Projekt BUGA 2031 zustimmt.                               eine starke interkommunale Zusammenarbeit:

4   BUGA        Oberes Mittelrheintal 2031
Ergebnisse der Machbarkeitsstudie - Welterbe Oberes ...
EI N FÜ H RU N G

                                                                     © Staatskanzlei RLP

                                                                                                                               © Hessische Staatskanzlei
Die Welterbe-Kommunen entscheiden selbst, ob sie          VB Wie auch immer sich die Digitalisierung und
das 100-Millionen-Euro-Projekt als große Chance           Anschauungsmöglichkeiten bis ins Jahr 2031 entwi-
erkennen und nutzen. Die Kommunen müssen den              ckelt haben mögen, sollten sie das reiche historische
Start-Impuls geben!                                       Erbe der Region auch digital erlebbar machen. Digita-
                                                          lisierung heißt aber auch, die Attraktivität der Region
Der Bahnverkehr im Mittelrheintal zeigt mir, wie sich     weiter zu optimieren und sie durch die digitalen
politische Entscheidungen auch nach zwei Jahrhun-         Arbeitsplätze insbesondere auch für junge Familien
derten auswirken und Probleme schaffen können.            interessant zu machen.
Heute müssen wir uns auf weniger Talbewohner und
-bewohnerinnen einstellen und die Schönheiten der         Was würden Sie gerne im Jahr 2040 Ihrem besten
Landschaft mit den Anforderungen einer digitalen          Freund im Oberen Mittelrheintal zeigen wollen,
Gesellschaft verbinden. Wir wollen und werden dabei       was maßgeblich durch die BUGA 2031 realisiert
helfen.                                                   oder angestoßen wurde?

VB Das UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal              MD Die BUGA ist der Schlüssel zu einem neuen
blickt auf eine lange und erfolgreiche Rolle im Touris-   Rheinromantik-Boom. Wir vergessen, dass die Roman-
mus zurück. Insbesondere die Stadt Rüdesheim und          tik hipp, cool, ein starker Modetrend war. Die BUGA
die Loreley sind weltweit Inbegriff der Rheinromantik.    wird die Attraktivität so weit erhöhen, dass wir mit
Die BUGA kann Impulsgeber dafür sein, beispiels-          Boom-Regionen wie im Alpenvorland oder an der Ost-
weise die Infrastruktur weiterzuentwickeln und zu         see locker mithalten können. Leben im romantischen
verbessern.                                               Rheintal wird der Traum vieler Familien werden.

                                                          VB Eine attraktive Region, die sich weiter positiv
Digitalisierung ist heute ein großes politisches,
                                                          entwickelt hat.
wirtschaftliches und gesellschaftliches Thema.
Was erwarten Sie in 14 Jahren von einer »digita-
len« BUGA-Region?

MD Ich erwarte – aus heutiger Sicht – gute Arbeits-
plätze, ein lebenswertes, naturnahes Umfeld und
im Tourismus ein »Klug durchdacht – perfekt
gemacht«-Angebot für Gäste. Wer online sein will, der
soll es an jedem Ort und zu jeder Zeit sein können. Ich
erwarte digitale Planungs- und Umsetzungsprozesse
und Modellvorhaben, die auch und vor allem für die
Menschen vor Ort wirken.

                                                                                           BUGA   Oberes Mittelrheintal 2031                               5
Ergebnisse der Machbarkeitsstudie - Welterbe Oberes ...
K A PI T EL N A M E

BUGA                                           Die Aufgaben­
Kompakt                                        stellung
                                               Wie kann eine BUGA die strukturellen Heraus­
                                               forderungen im Oberen Mittelrheintal lösen?
                                               Welche Flächen werden sich eignen? Wie kann
                                               dies organisiert und finanziert werden? Und
                                               werden alle Zielkriterien des Lizenzgebers
                                               Deutsche Bundesgartenschau-Gesellschaft mbH
                                               von der Organisation bis hin zu Nachnutzungs­
                                               konzepten erfüllt? Die Machbarkeitsstudie gibt
                                               konkrete Antworten und ist die Basis für die
                                               anstehende Entscheidung, ob eine Bewerbung
                                               für die Ausrichtung der BUGA 2031 eingereicht
                                               werden wird.

                                               Die Vorstudie 2016 hat aufgezeigt, dass eine BUGA ein geeignetes
                                               Instrument für die Weiterentwicklung des Oberen Mittelrheintals
                                               sein kann. Als Ergebnis der Vorstudie wurden viele Fragen zur Vertie-
                                               fung des Themas formuliert. Diese Fragen abzuarbeiten und konkret
                                               zu zeigen, ob und wie eine BUGA auf einer Strecke von 67 Rheinkilo-
                                               metern realisiert werden kann, ist im zweiten Schritt die Aufgabe
                                               der Machbarkeitsstudie.

                                               Ein Motor für den Strukturwandel
                                               Die Vorstudie hat die BUGA 2031 als dringend notwendig für
                                               den überfälligen Strukturwandel im Oberen Mittelrheintal identi-
                                               fiziert. Ein Schwerpunkt des Wandels muss dabei auf Impulsen für
                                               den Tourismus liegen, denn dieses Segment ist sehr wichtig für die
                                               Zukunft der Region. Doch nur die touristische Infrastruktur in den
                                               Fokus zu rücken, wäre zu kurz gedacht und an den Zielen einer BUGA
                                               vorbeigeplant. Im Sinne der Zielkriterien der DBG muss es auch um
                                               Strukturimpulse für die Grünanlagen und Freiflächen gehen. Diese
                                               haben eine besondere Bedeutung für die Naherholung und die
                                               Wertigkeit der örtlichen Strukturen. Die Schärfung des Profils
                                               als eine Region über den Rhein und auch über die Grenzen von
                                               Kommunen und Bundesländern hinaus ist eine große Chance.

6   BUGA          Oberes Mittelrheintal 2031
Ergebnisse der Machbarkeitsstudie - Welterbe Oberes ...
B U G A ­KO M PA K T

                     Die Planung konkretisieren                   Projektbausteinen entlang des Rheins.
                                                                  Die zentralen Aspekte und Themen des
                     Mit der Machbarkeitsstudie wird ein          Ausstellungskonzepts werden sichtbar.
                     neues Kapitel für die Überlegungen           Mit anderen Worten: Die Machbarkeits-
                     und Planungen einer dezentralen BUGA         studie zeichnet ein Bild von der BUGA
                     aufgeschlagen. Sie bietet eine vertie-       2031, das alle wesentlichen Eckpunkte
                     fende Analyse und entwickelt darauf          umfasst.
                     aufbauende Leitlinien. Wichtig für die
                     Einschätzung der Potenziale ist zudem        Die Machbarkeitsstudie gibt auch
                     ein strukturelles Konzept der Nachnut-       Auskunft über die Kosten und Finanzie-
                     zung mit Antworten auf die Frage, wie        rung des Projekts einschließlich einer
                     die Strukturimpulse langfristig wirken       Besuchsprognose. Die Zeitachse für die
                     und nach 2031 weiterentwickelt wer-          weitere Planung und Benennung der
                     den können. Bei den Verbandsgemein-          Meilensteine, die auf dem Weg zu einer
                     den und Städten des Oberen Mittel­           BUGA 2031 im Oberen Mittelrheintal
                     rheintals wurden Flächen abgefragt, die      liegen, ist ebenfalls Bestandteil der
                     sich als Standorte für die BUGA 2031         Machbarkeitsstudie und gibt einen Aus-
                     eignen. So leistet die Machbarkeitsstu-      blick auf die mögliche Zukunft. Diese
                     die eine erste flächenscharfe Verortung      Broschüre fasst die wichtigsten Über­
                     der zentralen BUGA-Areale sowie von          legungen und Ergebnisse zusammen.
Fotos © Piel media

                                             Blick auf Bacharach und die Ruine der Wernerkapelle

                                                                    BUGA           Oberes Mittelrheintal 2031      7
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                                                                                                                    Familie Schmidt
                                                                                                                    ­besucht die BUGA
                                                                                                                    Wir beginnen mit einem Blick in die Zukunft. Es ist
                                                                                                                    das Pfingstwochenende 2031. So könnte an diesen
                                                                                                                    Tagen ein Ausflug zur BUGA aussehen.

                                                                                                                                  Familie Schmidt, das sind die Eltern Robert und     bummeln und beim Wandern in den Weinber-
                                                                                                                                  Chris, beide Anfang 40, und ihre drei Töchter       gen und auf den vielen Burgen die Aussicht auf
                                                                                                                                  Julie, Maria und Leontina im Alter von sechs,       das Tal genießen.
                                                                                                                                  zehn und zwölf Jahren. Sie wählen für den
                                                                                                                                  BUGA-Besuch das verlängerte Wochenende zu           Am Freitagmorgen geht es von ihrem Wohnort
                                                                                                                                  Pfingsten. Denn das Angebot, das sie auf der        Frankfurt am Main mit dem Zug nach Koblenz.
                                                                                                                                  Homepage, einigen Gartenblogs und Youtube           Den Ablauf des Besuches haben sie vorher
                                                                                                                                  recherchiert haben, ist riesig. Besonders faszi-    ganz entspannt mit der BUGA-App geplant, die
                                                                                                                                  niert sind Robert und Chris von der Vielschich-     ihnen Infos zu den Standorten, zu Veranstal-
                                                                                                                                  tigkeit der BUGA: Entlang des Flusses können        tungen, zur Gastronomie und dem Transport
                                                                                                                                  sie die Ausstellungen am und auf dem Rhein          bietet und über die sie auch ihre für drei Tage
                                                                                                                                  entdecken, in den Orten durch hübsche Gassen        gültige BUGA-Card gekauft haben.
    Foto: © Piel media; Visualisierung: JG – visualisierung+architektur­fotografie (Jens Gehrcken)

                                                                                                                                                                              Visualisierung einer BUGA-Ikone: die »Schwimmende Blumenhalle«
                                                                                                                                                                              vor dem Loreleyfelsen

8                                                                                                    BUGA         Oberes Mittelrheintal 2031
B U G A ­KO M PA K T

                                                                                                                        So kann im Jahr 2031 ein Fahrradweg
                                                                                                                        entlang des Rheins aussehen
Foto: Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH/Dominik Ketz (Montage)

                                                                            Herr Schmidt erinnert sich gut an den Lärm im Tal vor
                                                                            zwanzig Jahren. Jetzt schnurren dort Elektrofahrzeuge
                                                                            über die Straße.

                                                              Am späten Nachmittag beginnt ihre Tour auf der            Ausstellungsflächen an der Loreley. Dort kann sich die
                                                              Festung Ehrenbreitstein, wo ihnen die App zahlreiche      Rosenliebhaberin Chris nicht sattsehen. Am Abend
                                                              Informationen zu der mächtigen Anlage bietet. Daten-      lassen sich die Schmidts das RheinLeuchten auf der
                                                              brillen haben die Festung in einen Schauplatz des 19.     Burg Pfalzgrafenstein in Kaub nicht entgehen und
                                                              Jahrhunderts verwandelt. Die Mädchen sind begeis-         bestaunen in seltener Einmütigkeit die rot, lila und
                                                              tert, zumal ihnen an einem realen Aussichtspunkt mit      blau illuminierte Anlage. Jetzt sind alle rechtschaffen
                                                              Blick auf den Fluss weitere digitale Ansichten aus rund   müde, nur die Kinder maulen, weil sie noch einen
                                                              3.000 Jahren Siedlungsgeschichte geboten werden.          Film streamen wollen – zumal das Hotel in Kaub, das
                                                              Leontina gibt über die Social-Media-Kanäle ihre           auf dem größten Reiseportal der Region eine sehr gute
                                                              Eindrücke ständig an die besten Freundinnen weiter,       Bewertung hat, einen 3D-Beamer mit Hologrammen
                                                              was ihre Mutter nicht kommentiert: Sie hat es in ihrer    bietet.
                                                              Jugend auch nicht anders gehalten. Nur war damals
                                                              der Empfang nicht flächendeckend und die Realität         Am nächsten Morgen fahren die Schmidts nach einem
                                                              kein so inniges Zusammenspiel von Mensch, Umwelt          ausgewogenen Frühstück mit dem Rheintaxi nach
                                                              und Internet.                                             Bacharach, wo sie ein wenig durch die Stadt flanieren.
                                                                                                                        Anschließend nehmen sie das Schiff nach Bingen. Am
                                                              Am Samstag geht es mit geliehenen E-Bikes auf dem         Kulturufer wollen Herr und Frau Schmidt vor allem
                                                              Rheinradweg zuerst zum schwimmenden Blumen-               die Beete und Blumenfelder anschauen, die Kleine will
                                                              schiff beim Schloss Stolzenfels und dann weiter hoch      spielen und die beiden Größeren ein cooles Kinder-
                                                              zur Marksburg bei Braubach. Herr Schmidt erinnert         konzert besuchen. Sie verabreden, getrennte Wege zu
                                                              sich gut an den Lärm im Tal vor zwanzig Jahren, jetzt     gehen, sind aber über ihre Familien-App im ständigen
                                                              schnurren dort Elektrofahrzeuge über die gut ausge-       Kontakt.
                                                              baute Straße.
                                                                                                                        Anschließend fährt die Familie mit der großen Rhein­
                                                              Nächste Station ist die verkehrsberuhigte Rhein­          fähre nach Rüdesheim und mit der historischen Seil-
                                                              promenade in Boppard, wo die Familie in einem             bahn hoch zum Niederwalddenkmal und dem großen
                                                              von der App empfohlenen Restaurant zu Mittag isst:        Landschaftspark. Zurück geht es mit einem Wassertaxi
                                                              Sauerbraten für die Eltern, Reibekuchen für die Kinder.   ab Assmannshausen und mit der Bahn nach Hause.
                                                              Ein Wassertaxi bringt sie weiter zu einer der zentralen

                                                                                                                                                              BUGA   Oberes Mittelrheintal 2031    9
K A PI T EL N A M E

                                                Impulse für
                                                das Obere
Impulse                                         Mittel­rheintal
und
Entwicklung                                     Verkehr, Tourismus, Digitalisierung, Demografie
                                                und der Wandel der Kulturlandschaft stellen das
                                                Obere Mittelrheintal vor viele Herausforderungen.
                                                Die BUGA 2031 kann den entscheidenden
                                                Anstoß zu deren Lösung geben.
                   Foto © Piel media

                                                Die BUGA hat viele Stadtentwicklungsprojekte in Koblenz angestoßen

                                                Gartenschauen sind Impulsgeber für ihren Standort. In der Region
                                                haben es die Landesgartenschau 2008 in Bingen und die Bundesgar-
                                                tenschau 2011 in Koblenz vorgemacht: In Koblenz wurden aufgescho-
                                                bene Infrastrukturprojekte angepackt und Hotels entstanden. Bingen
                                                ist durch die gärtnerische Leistungsschau wieder als Stadt am Rhein
                                                erlebbar – Veränderungen, die dauerhaft nachwirken.

                                                Impulse werden auch von einer Bundesgartenschau im Oberen
                                                Mittelrheintal ausgehen. Die Wiege des deutschen Tourismus hat
                                                einen tiefen Strukturwandel hinter sich. Das enorme Wachstum
                                                des Verkehrs auf Straße, Schiene und Fluss hat die Lebens- und
                                                Aufenthaltsqualität stark beeinträchtigt und ist für das Tal eine
                                                schwere Bürde. Auch der Weinbau verliert an Bedeutung. Nicht nur
                                                touristische Marktanteile sinken, auch Bewohner kehren dem Tal
                                                zunehmend den Rücken.

                                                Dabei ist das Rheintal immer noch faszinierend. Die Einmaligkeit der
                                                Kulturlandschaft hat die UNESCO durch die Verleihung des Weltkul-
                                                turerbe-Status gewürdigt. Rheinsteig und RheinBurgenWeg sind Pre-
                                                miumprodukte im Wandertourismus. Doch insgesamt genügt das Tal
                                                den Anforderungen an ein lebenswertes Wohnumfeld, an hochwertige
                                                Reiseziele oder perspektivreiche Unternehmensstandorte nur noch
                                                unzureichend. Von einer Bundesgartenschau kann, im Verbund mit der

10   BUGA          Oberes Mittelrheintal 2031
I M PU L S E U N D EN T W I CK LU N G

                                                        Beispiele für gelungene Einzelmaßnahmen und Ausstattungen in Freianlagen:
                                                        HafenCity Hamburg (links) und Landesgartenschau Schwäbisch Gmünd 2014

                                           Foto © RMP

                                                                                                         Foto © RMP
         Die BUGA 2031 wird eine
           nachhaltige Raum- und
   ­Strukturentwicklung auslösen.

Trumpfkarte Welterbe, ein Impuls für                    Revitalisierung in die Jahre gekomme-                         Auf diesem Weg werden ein gemein-
das gesamte zwischen Bingen / Rüdes-                    ner Rheinuferpromenaden wie in Bop-                           sames Wirken über den Rhein und
heim und Koblenz liegende Tal ausgehen.                 pard. Wichtig wird auch die Sanierung                         vorhandene psychische und physische
                                                        und optimierte Anbindung der Burgen                           Grenzen hinweg gestärkt, die gemein-
Leuchtturmprojekte                                      als Säulen des Welterbe-Status sein.                          schaftliche Verantwortung gefördert,
                                                        Diese vielen Projektbausteine können                          Impulse über Kommunal- und Lan-
Als Gartenschau-Magneten haben sich                     von den Kommunen im Detail ausge­                             desgrenzen hinweg erzeugt sowie die
in der Vergangenheit stets herausra-                    arbeitet, vor und mit der BUGA ent-                           Menschen langfristig und nachhaltig
gende Leuchtturmprojekte erwiesen.                      wickelt werden und als großes Ganzes                          zusammengebracht.
Das könnten 2031 die Bereiche rund um                   zusammenwirken.
den Loreleyfelsen sowie um die Orts-                                                                                  Brückenschläge
kerne von St. Goar und St. Goarshausen                  Durch das Zusammenspiel dieser
sein. Um diese Leuchttürme herum                        dezentralen Maßnahmen kann von der                            Gemeinsam mit der BUGA im Jahr 2031
werden viele konzep­tionell gut auf-                    BUGA 2031 eine wichtige identitätsstif-                       werden die bis dahin erzielten Ergeb-
einander abgestimmte Maßnahmen                          tende Wirkung ausgehen. Den größten                           nisse dieses Strukturentwicklungspro-
verwirklicht: Vorgeschlagen werden                      Beitrag dazu könnten Projekte liefern,                        zesses der Öffentlichkeit präsentiert
eine Aufwertung des Rheinvorlandes in                   die eine symbolische oder reale Brücke                        und als nationales Ereignis gefeiert
verwilderten Bereichen, Maßnahmen                       zwischen den beiden Rheinuferseiten                           – mit den Bürgern des Oberen Mittel­
zur Sanierung der Stadtkerne und die                    schlagen.                                                     rheintals und Millionen Besuchern.

  NIEDERLANDE
                                                                                               KOBLENZ
                                                                                    Mo s e l
                         NORDRHEIN-
                         WESTFALEN
                   1 . 2 33
                       Rhe m

                                                                                          Rh
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                                                                                                                      Deutsches       Seilbahn      Festung
                                                                                               n

                                       HESSEN                                                                         Eck                           Ehrenbreit-
                            KOBLENZ                                                                                                                 stein
  BELGIEN
             RHEINLAND-
                                                                                                                                  Welterbe-Gebiet
                PFALZ                                                                                                                 Oberes
    LUXEM-                            BINGEN /
                                      RÜDESHEIM                                                                                    Mittelrheintal
     BURG
                                                                                                                           67

                SAAR-
                LAND
                                                                                                                              K
                                                                                                                              ilo
                                                                                                                                  m
                                                                                                                                  et
                                                                                                                                    er

          FRANKREICH

                                   BADEN-
                                 WÜRTTEMBERG
                                                             Mäuseturm       Osteinscher        Niederwald-
                                                             in Bingen       Niederwald         Denkmal                             BINGEN /
                                                                                                                                  RÜDESHEIM
                                    SCHWEIZ
                                                                                                                                                 Illustration © RMP/R&C

                                                                                                                       BUGA           Oberes Mittelrheintal 2031          11
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                         Bingen, Koblenz, Havelland –
                         drei Gartenschauen
                         am Wasser
                         In den letzten zehn Jahren war das Obere Mittelrheintal zweimal Austragungsort
                         einer Gartenschau. Jedes Mal wurden die Erwartungen über­troffen. Auch die erste
                         länderübergreifende Gartenschau an der Havel zog mehr als eine Million Gäste
                         an. Das stimmt zuversichtlich für das Jahr 2031.

                                        Landesgartenschau Bingen 2008                               Bundesgartenschau 2011 in Koblenz
                                        Die Landesgartenschau Bingen fand von April bis Okto-       Für Koblenz und die Koblenzer war die BUGA 2011 ein
                                        ber 2008 entlang des Rheinufers statt. Die Gesamtkos-       echtes Sommermärchen. Zwei Millionen Besuche wur-
                                        ten für das 32 Hektar große Gelände und diverse in das      den erwartet – am Ende waren es rund 3,6 Millionen
                                        Konzept integrierte Stadtentwicklungsprojekte beliefen      Besuche. Ein Rekordwert, ebenso wie 77.000 verkaufte
                                        sich auf rund 40 Mio. Euro, davon 32 Mio. Euro für          Dauerkarten und die Tatsache, dass bisher keine BUGA
                                        Investitionen. Die Gartenschau lockte mit 1,3 Millionen     auch nur annähernd so viele Übernachtungen generie-
                                        Besuchern doppelt so viele Gäste wie erwartet an. Mit       ren konnte. Der Erfolg dieser Gartenschau war unter
                                        dem Hafenpark, dem Rheintal-Kongresszentrum und             anderem darauf zurückzuführen, dass deren Bühne
                                        dem Historischen Museum sowie Wiesen, Sportfeldern,         im Herzen der Stadt lag. Zudem inszenierte sie mit
                                        Geräteparcours, Skaterbahn und Abenteuerspielplatz          dem Deutschen Eck, dem Rhein, dem Kurfürstlichen
                                        ist das kostenfrei zugängliche Areal heute als Kulturufer   Schloss und der Festung Ehrenbreit­stein für Koblenz
                                        Bingen der beliebteste Treffpunkt in der Stadt.             identitätsstiftende Orte.
     Foto © Piel media

                                                                                                                 Rund 3,6 Mio. Menschen besuchten 2011 die
                                                                                                                 Koblenzer Bundesgarten­schau

12                       BUGA         Oberes Mittelrheintal 2031
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Die Rheinstufen in Koblenz wurden zur
Gartenschau neu geschaffen

                                                Foto © RMP

                                                                                                                   Foto © Piel media
                                                Foto © DBG

                                                                                                                                Foto © DBG
BUGA Havelregion 2015: Bepflanzung                           Besucher in der Festung Ehrenbreitstein                                         BUGA Havelregion 2015:
an der sanierten Stadtmauer                                                                                                                  Marienberg in Brandenburg an der Havel

                              Ein wichtiger Erfolgsbaustein war die Generalsanie-                      len hat die BUGA 2015 Havelregion die Erwartungen
                              rung der Festung. Diese Maßnahme zeigt, wie eine                         nicht erfüllt. Statt 1,5 Millionen kamen etwa eine
                              Gartenschau als Impulsgeber wirken kann. Einem                           Million Gäste. Das lag an der unvollkommenen
                              Gesamtbudget der BUGA von 102 Mio. Euro standen                          Verkehrsanbindung der Region, der nicht ausreichend
                              Gesamtinvestitionen des öffentlichen und privaten                        entwickelten touristischen Infrastruktur und einem zu
                              Sektors von 500 Mio. Euro gegenüber: Geld, das lang-                     kleinen Marketingetat zur Vermarktung einer regiona-
                              fristig wirkt.                                                           len BUGA.

                              Bundesgartenschau 2015                                                   Das Obere Mittelrheintal
                              in der ­Havelregion
                                                                                                       Die Bedingungen im Oberen Mittelrheintal sind sehr
                              Lernen kann man von der regionalen Bundesgarten-                         viel besser als an der Havel. Die Mobilität weist vor Ort
                              schau 2015. Die Havelregion vereinte damals auf fast                     eine günstigere Struktur und Vernetzung auf. Wander-
                              80 Kilometern entlang der Havel fünf Städte und                          und Radwanderwege sind bestens ausgebaut, die Ver-
                              Gemeinden sowie die beiden Bundesländer Branden-                         bindungen zwischen den Orten per Bahn und Auto sind
                              burg und Sachsen-Anhalt zur BUGA 2015 Havelregion.                       gewachsen. Der Rhein als Transport- und Reiseweg hat
                              Brandenburg an der Havel, Premnitz, Rathenow und                         eine lange Tradition. Außerdem ist das Obere Mittel­
                              das Amt Rhinow liegen in Brandenburg, die Hanse-                         rheintal weit bekannter als die Havelregion. Und nicht
                              stadt Havelberg in Sachsen-Anhalt, nahe der Havel-                       zuletzt sollten die Erfolge der Gartenschauen in Bingen
                              mündung in die Elbe. Gemessen an den Besucherzah-                        und Koblenz sehr zuversichtlich stimmen.

                                                                                    Anteil aus-            Anzahl                                                Anteil
                         BUGA                                    Jahr
                                                                                   wärtige Gäste       Übernachtungen                                        Übernachtungen

                         Koblenz                                 2011                      38 %            ca. 900.000                                                 25 %

                       Hamburg                                   2013                      56 %            ca. 350.000                                                 32 %

                     Havelregion                                 2015                      55 %            ca. 450.000                                                 44 %

             Eigene Berechnungen auf Basis DBG-Besucherbefragungen 2011–2015

                                                                                                                                              BUGA           Oberes Mittelrheintal 2031   13
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                           Eine dezentrale Bundes­
                           gartenschau – geht das?
                           Eine Bundesgartenschau auf verschiedenen Teilflächen, eingebettet
                           in die Kulturlandschaft des Oberen Mittelrheintals, bietet einmalige
                           Chancen und zugleich Herausforderungen. Die BUGA 2031 kann ein
                           Schub für die Revitalisierung einer strukturschwachen Region sein.

                                                                                                                                                            Foto: mirkorrosenau4 - stock.adobe.com

                                                                                                                                                                                                     Foto © Fotolia.com/Thomas Otto
                                 Foto: Montage R&C

                                                                                Foto © Thomas Frey

                                                                                                                                                                                                     Foto: Berthold Werner/Wikipedia
                                 Foto (M): Journey234/Wikipedia

                                                                                                                                                            Foto: © Fotolia/Fotografci (M)
                                                                                Foto © Piel media

                                                                                                                                            Foto: Dominik Ketz/Rheinland-Pfalz
                                 Foto (M): sehbaer_nrw - Fotolia

                                                                                                                                            Tourismus GmbH (Montage)
                                                                                Foto © Fotolia/Zauberblicke

                                                                                                                                                                                                     Foto (M): R&C/Juliane Lenz

Eindrücke der Familie Schmidt auf ihrer Reise im Jahr 2031 (siehe Seiten 8–9)

         Gegenüber klassischen Gartenschaumodellen mit                                                        nalen Identität integraler Bestandteil einer erfolgrei-
         einem zentralen Standort bzw. lokal in Verbindung                                                    chen Umsetzung. Der vorliegende Welterbe-Status
         stehenden Ausstellungsflächen ist die Durchführung                                                   bietet dafür ein solides und ausbaufähiges Fundament.
         einer dezentralen Bundesgartenschau eine große
         Herausforderung. Zur Bewältigung sind einschlägige                                                   Kommunal- sowie bundesländerübergreifende Koope-
         Voraussetzungen zu definieren. Diese müssen im                                                       ration ist im Oberen Mittelrheintal unumgänglich.
         Kontext der gewählten Gebietskulisse nachgewiesen                                                    Das »Kirchturmdenken« alter Zeiten schwindet, eine
         und nachhaltig verbessert werden. Nach empirischen                                                   starke Region benötigt den regionalen Schulter-
         Forschungen der Deutschen Bundesgartenschau-                                                         schluss. Mit dem Zweckverband ist ein gut vernetztes
         Gesellschaft mbH (DBG) ist die Stärkung einer regio­                                                 Sprachorgan der Kommunen vorhanden.

14       BUGA           Oberes Mittelrheintal 2031
I M PU L S E U N D EN T W I CK LU N G

             Foto © Piel media

                                                            Ausblick zum Tourismusmagnet Loreley – der Welterbe-Status trägt zum Erfolg bei

                                 Für eine dezentrale Bundesgartenschau sind das Mobilitätsnetz und
                                 die touristische Infrastruktur wichtige Voraussetzungen. ­Sowohl im
                                 Verkehr als auch in der Gastronomie und Hotellerie braucht das Obere
                                 Mittelrheintal eine Qualitätsoffensive und Angebotserweiterung.

Wichtige Voraussetzung für eine dezen-       rende Pakete für Tages- und Mehrta-              Auf Basis dieses Puzzles sind variabel
trale Bundesgartenschau ist das Mobi-        gesbesucher zu schnüren.                         kombinierbare Angebotsbausteine
litätsnetz. Im Unterschied zu anderen                                                         für Sehenswürdigkeiten, Mobilität,
Räumen wie der BUGA 2015 Havelre-            Eine hohe Anzahl von Mehrtagesbesu-              Ausstellungen und Events zu bilden.
gion gibt es starke Mobilitätsachsen         chen mit Übernachtungen ist eines der            Basis ist ein flexibles Ticketsystem,
parallel zum Rhein – sowohl straßen-         avisierten Ziele. Die dezentrale Struktur        um den unterschiedlichen Bedürfnis-
wie schienen- als auch wassergebun-          mit ihren räumlichen Entfernungen und            sen der Besucher gerecht zu werden.
den. Die touristische Infrastruktur ist      vielen Angeboten bietet ideale Voraus-           Eine moderne Besucherführung, unter
eine weitere fundamentale Voraus-            setzungen dafür.                                 Anwendung aller zur Verfügung ste-
setzung der BUGA. Quantitativ ist sie                                                         henden Techniken inklusive medialer
aufgrund der Rheintal-Geschichte als         Um die Attraktivität für die Gäste zu            Komponenten, ist ebenfalls unabding-
»Wiege des Tourismus« vorhanden.             maximieren, muss jede Ausstellungs-              bar. Für das Jahr 2031 kann in diesem
Allerdings ist eine Qualitäts­offensive in   fläche ein eigenes Profil aufweisen und          Zusammenhang von einem hohen Digi-
Gastronomie und Hotellerie zur Errei-        eine eigene Geschichte erzählen. Neben           talisierungsgrad ausgegangen werden –
chung eines adäquaten BUGA-Stan-             den zentralen Ausstellungsflächen                jederzeit verfügbare mobile Daten sind
dards notwendig.                             ist zusätzlich ein Angebot an Events,            dazu elementar.
                                             Projekten und Maßnahmen in den
Werden die beiden Voraussetzungen            Zwischenräumen erforderlich. Alle Flä-           Eine dezentrale Bundesgartenschau ist
»Mobilität« und »touristische Infra-         chen und Angebote zusammen bilden                ein komplexes Projekt. Aber möglich ist
struktur« mit der Strukturoffensive          ein Puzzle und erfüllen als Einheit die          sie allemal!
einer BUGA auf Stand gebracht, ist es        gelernten Erwartungen der Garten-
möglich, darauf aufbauend funktionie-        schaubesucher.

                                                                                                BUGA           Oberes Mittelrheintal 2031     15
K A PI T EL N A M E

                                                                    Besonderheiten
                                                                    und Potenziale
                    Analyse des
                                                                    Eine BUGA entlang von 67 Flusskilometern. Das
                    UNESCO-­                                        gab es noch nie. Doch sie kann gelingen! Weil das
                    Welterbes                                       Tal trotz seiner Dimension eine Einheit bildet –
                                                                    und eine weltweit bekannte Destination ist.
Foto © Piel media

                                                                                                  Die Einmaligkeit des Oberen Mittelrheintals –
                                                                                                  Schönheit, Sehnsuchtsort und besondere
                                                                                                  Verantwortung für die Zukunft

                                                                     Zwischen Koblenz im Norden und Bingen im Süden fließt der Rhein
                                                                     auf 67 Kilometern Länge durch das Rheinische Schiefergebirge. Er
                                                                     hat eine wunderbare Landschaft geformt. Das frühe Wirken der
                                                                     Menschen, die Städte gründeten, Weinberge anlegten und Burgen
                                                                     errichteten, hat dem Oberen Mittelrheintal eine einmalige, zuweilen
                                                                     überhöhte Schönheit verliehen. Trotz aller Sünden der Neuzeit blieb
                                                                     sie bis heute ungebrochen und führte dazu, dass die UNESCO das Tal
                                                                     im Jahr 2002 mit dem Status eines Weltkultur-Erbes auszeichnete.

                                                                     Der Fluss und die erhabene Landschaft mit ihren rund 40 Burgen
                                                                     und Festungen lockten schon früh Literaten und Maler ins Tal, das
                                                                     für sie zur Projektionsfläche romantischer Vorstellungen wurde. Auf
                                                                     Goethe, Lord Byron und William Turner folgten die erholungssu-
                                                                     chenden Städter. Sie machten das Obere Mittelrheintal zur Wiege
                                                                     des Tourismus in Deutschland, ließen allein an der Binger Rheinpro-
                                                                     menade an die 100 Hotels entstehen. Dieser Epoche verdankt das
                                                                     Mittelrheintal noch heute seinen internationalen Bekanntheitsgrad.

                    16   BUGA          Oberes Mittelrheintal 2031
A N A LYS E D E S U N E S CO -W ELT ER B E S

                              Das Konzept für die BUGA
                       2031 verfolgt das Ziel, vorhan-                                                                                                        Burgen, Wandern und Wein ziehen
                          dene Schwächen zu mildern,                                     Bacharach, Ruine der Wernerkapelle                                   Gäste an den Oberen Mittelrhein

                           die Einmaligkeit der Kultur-

                                                                     Foto © Piel media

                                                                                                                                          Foto © Piel media
                         landschaft und die Pflege der
                          Baukultur­güter dauerhaft zu
                    sichern sowie die Profilierung des
                     ­Welterbes ­Oberes Mittelrheintal
                       als i­ nternationale touristische
                         ­Destination zu unterstützen.

                    Der verbindende Fluss                                                Dennoch ist das Obere Mittel­rheintal                                Mosel oder aus dem Rheingau die Stirn.
                                                                                         immer noch attraktiv. Neben den                                      Doch dann lockte das viel einfacher zu
                    Zugleich war der Mittelrhein von jeher                               imageprägenden Faktoren und der                                      verdienende Geld in den Städten oder
                    Teil der westeuropäischen Hauptver-                                  Dramaturgie seiner Topografie mit den                                mit dem Tourismus der Rheinromanti-
                    kehrsachsen und hatte große Bedeu-                                   Landschaftsterrassen und -balkonen,                                  ker. Aus den Winzern wurden Gastwirte
                    tung für den Binnenschiffs-, Bahn- und                               den Flussschleifen und Felshängen                                    oder Hoteliers. Viele Weinberge wurden
                    auch für den Straßenverkehr. Der Fluss                               bietet es neben den Burgen auch die                                  aufgegeben.
                    trennt beide Rheinseiten, keine Brücke                               Kirchen, Kapellen und Klöster, Garten-
                    verbindet die Ufer zwischen Mainz und                                denkmäler, Rheinuferpromenaden und                                   Das Konzept für die BUGA 2031 spie-
                    Koblenz. Bahnverkehr und Straßen ver-                                -parks im Talbereich. Eine Stärke ist                                gelt die Besonderheiten und Begabun-
                    lärmen das Tal, trennen die Ortschaf-                                auch die auf regionalen Genuss set-                                  gen des Tals wider. Es verfolgt das Ziel,
                    ten vom Strom oder von den Talhängen.                                zende Gastronomie und ein naturnah                                   vorhandene Schwächen zu mildern, die
                    Die Enge des Tals bot und bietet keinen                              und kultur­orientierter Tourismus.                                   Einmaligkeit der Kulturlandschaft und
                    Raum für eine Expansion diesseits der                                                                                                     die Pflege der Baukulturgüter dauerhaft
                    Höhenflächen. Ein Entwicklungshemm-                                  Wichtig für die Region war lange Zeit                                zu sichern sowie die Profilierung des
                    nis, das das Obere Mittelrheintal im                                 der Weinanbau. Im 19. Jahrhundert                                    Welterbes Oberes Mittelrheintal als
                    Wettbewerb der Regionen ins Hinter-                                  bewirtschafteten die Winzer im Oberen                                internationale touristische Destination
                    treffen geraten ließ – in touristischer                              Mittelrheintal in mühsamer Handarbeit                                zu unterstützen. Dazu bedarf es einer
                    Hinsicht ebenso wie bei der Wirt-                                    noch an die 2.000 Hektar überwie-                                    Aufwertung vorhandener Strukturen,
                    schaftskraft und Lebensqualität.                                     gend steilste Rebenflächen, kelterten                                am Rhein, im Tal, an den Talhängen und
                                                                                         Weine von Weltrang und boten mit                                     auf den Höhenzügen.
                                                                                         ihren Rieslingen der Konkurrenz von der
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                                                                     Foto © Piel media

                    Hunderte Güterzüge durchfahren täglich das Tal                       Das Rheintal ist eine zentrale Nord-Süd-Verbindung

                                                                                                                                                               BUGA          Oberes Mittelrheintal 2031   17
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                                         Die Infrastruktur
                                         Für Auto- und Motorradfahrer gilt die Strecke zwischen
                                         Rüdesheim und Koblenz mit ihrer großartigen Flusskulisse
                                         als deutsche Traumstraße. Für die Talbewohner ist der Fluss
                                         eine Barriere und der Verkehr ein Albtraum.

                                                         Die Verkehrsinfrastruktur im Oberen Mittel­         Mit der Zeit wurde der volkswirtschaftliche
                                                         rheintal ist Fluch und Segen zugleich. Sie berei-   Nutzen der verkehrlichen Erschließung immer
                                                         tete der touristischen Erschließung den Boden:      weniger im Tal selbst wirksam. Die Qualitä-
                                                         Die berühmten Burgen entstanden wegen der           ten kehrten sich gegen die Bewohner. Das
                                                         wichtigen Rolle des Rheins als Schifffahrtsweg.     Obere Mittelrheintal ist Teil der europäischen
                                                                                                             Nord-Süd-Bahnverbindung zwischen Rotterdam
                                                         Mit der Eisenbahn kamen ab dem 19. Jahr-            und Genua. Mehrere Hundert Züge fahren täg-
                                                         hundert die Gäste in Scharen, später in noch        lich durch das enge Tal, ohne dass die Menschen
                                                         größerer Zahl mit Auto und Motorrad über            Gewinn daraus ziehen. Stattdessen vertreibt der
                                                         die Straßen zu beiden Seiten des Stroms.            Lärm die Touristen und belastet die Anwohner.
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                                                                                                                    Mehr als 110.000 Gäste auf Kreuzfahrtschiffen erleben
                                                                                                                    das Rheintal zumeist als Kulisse

                     18   BUGA         Oberes Mittelrheintal 2031
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                    Die Bahnstrecke entlang des Rheins ist eine gute Alternative zum motorisierten Individualverkehr,
                    stellt aber auch eine große Belastung dar
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                                                                                                                                          Für die BUGA in einem so lang
                                                                                                                                          gestreckten Raum werden die
                                                                                                                                          Bahntrassen im Oberen Mittel­
                                                                                                                                          rheintal ein Rückgrat bilden.

                    Positiv ist, dass die Bahntrassen mit                                  gut angebunden ist. Nicht unerheblich,         Noch direkter erleben die Radfahrer
                    ihren zehn linksrheinischen und zwölf                                  denn auch 2031 werden die meisten              diese Konfliktfelder. Zwar ist der Rad-
                    rechtsrheinischen Haltepunkten                                         Gäste der BUGA wohl mit dem Pkw                weg auf der linken Rheinseite durchgän-
                    zwischen Bingen bzw. Rüdesheim und                                     oder Reisebus anreisen. Diese Gäste            gig von Bingen bis Koblenz ausgebaut,
                    Koblenz gute Verbindungen für Pendler                                  von oben ins Tal hinunterzubringen,            er führt aber zu großen Teilen unmit-
                    und Ausflügler bieten. Für die BUGA in                                 wird eine ebenso große Herausforde-            telbar an der stark befahrenen Bundes-
                    einem so lang gestreckten Raum werden                                  rung wie die Verknüpfung von Ausstel-          straße B 9 entlang. Auch der Lärm der
                    die Bahntrassen ein Rückgrat bilden.                                   lungsbereichen am Fluss und auf den            Züge ist lästig für die Radtouristen.
                                                                                           Höhenflächen.                                  Und rechtsrheinisch fehlen entlang der
                    Darüber hinaus mangelt es an Querver-                                                                                 B 42 Radwege zum Teil noch gänzlich.
                    bindungen. Keine Brücke führt zwischen                                 Verkehrsprobleme im Tal
                    Mainz und Koblenz über den Rhein.                                                                                     Im Hinblick auf eine BUGA 2031 kommt
                    Neben der Fähre in Bingen ermögli-                                     Im Tal selbst sind die Touristen mit den       einem schlüssigen Verkehrskonzept
                    chen nur vier weitere Fähren auf über                                  unterschiedlichsten Verkehrsmitteln            also eine zentrale Rolle zu. Einem Kon-
                    60 Flusskilometern den Wechsel zum                                     unterwegs. Auf dem Fluss mit Kreuz-            zept, das den Anwohnern Ängste vor
                    gegenüberliegenden Ufer.                                               fahrt- und Ausflugsschiffen, am Fluss          zusätzlichen Belastungen nimmt, indem
                                                                                           mit Fahrrad, Bahn, Auto oder Motorrad          es den Anreiseverkehr aus dem Tal
                    Für die überregionale Anbindung sorgt                                  und hoch über dem Fluss zu Fuß auf             heraushält, das den Gästen trotzdem
                    neben dem Fernverkehr der Deutschen                                    dem linksrheinischen RheinBurgenWeg            ein stimmiges Gesamterlebnis beschert
                    Bahn vor allem die Autobahn A 61. Sie                                  oder dem rechtsrheinischen Rheinsteig.         und vor allem für nachhaltig wirksame
                    verläuft auf den linksrheinischen Höhen                                Verkehre, die sich gegenseitig bedingen,       Verbesserungen der Lebensqualität der
                    des Hunsrück parallel zum Tal, das über                                aber auch im Konflikt zueinander stehen.       Menschen sorgt.
                    Abfahrten und Verbindungsstraßen                                       Wanderer lieben keinen Motorradlärm.
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                                                                       Foto © Piel media

                    St. Goarshausen und St. Goar verbindet auch                            Der Rhein: Verkehr zu Wasser und in der Höhe
                    eine Autofähre

                                                                                                                                            BUGA         Oberes Mittelrheintal 2031      19
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                                        Orts- und Regional­
                                        entwicklung zwischen
                                        ­Koblenz und Rüdesheim
                                        Die Welterbe-Kulisse ist kein homogener Raum: Im Norden und
                                        Süden geben die Städte Impulse, auf den westlichen Höhenzügen
                                        ist es die Wirtschaftskraft der Autobahn A 61. Die Mitte und der
                                        Osten hingegen sterben aus.
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                                                                                                             Auch in Lahnstein gibt es Bedarf für eine
                                                                                                             Entwicklung der touristischen Infrastruktur

                                        Eine dezentrale BUGA ist auch ein Instrument zur       Projekt- und Fördermanagements, das über die Kern-
                                        Entwicklung einer ganzen Region mit all ihren Orten.   maßnahmen hinaus in der gesamten Region Wirkung
                                        Das ist der Weg, den die BUGA 2015 im Havelland        entfaltet.
                                        erstmals beschritt und der mit der IGA 2027 im
                                        Ruhrgebiet fortgeführt werden wird.                    Dieser Raum ist nicht nur landschaftlich vielgestaltig.
                                                                                               Auch die wirtschaftliche und demografische Ent-
                                        Damit aus der BUGA mehr als die flüchtige Schau        wicklung ist sehr unterschiedlich. Die Kluft zwischen
                                        eines Sommers wird und sie nachhaltige Entwick­        prosperierenden und zurückfallenden Teilräumen wird
                                        lungen in Gang setzen kann, muss sie in eine           mit jedem Tag größer, an dem eine junge Familie aus
                                        Gesamtstrategie zur Kommunal- und Regional­            dem Tal fort- und in ein Haus in den Neubaugebieten
                                        entwicklung eingebunden werden. Sie fungiert           der Höhengemeinden oder im Speckgürtel der Städte
                                        dann als Ausgangspunkt eines professionellen           Koblenz oder Bingen einzieht.

                    20   BUGA         Oberes Mittelrheintal 2031
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                                                                                   Die Menschen ziehen aus dem Tal weg in die
                                                                                   Neubaugebiete der Höhengemeinden

                                                               Foto © Piel media

                    Positive Dynamik                                                                                 Buchholz ist seit fast zwei Jahrzehnten der jährlich am
                                                                                                                     stärksten wachsende Ortsbezirk der Stadt Boppard.
                    Die Menschen folgen eben der Arbeit, die infolge des
                    Wandels von der Agrar- zur Industrie- und schließlich                                            Boppard zum Beispiel ist eine der Ortschaften im Tal-
                    zur Dienstleistungsgesellschaft vom ländlichen Raum                                              raum, die mit intakter Stadtstruktur und entsprechen-
                    in die Städte gewandert ist. Da ist es nur konsequent,                                           der Wirtschaftskraft Anziehungspotenzial als Wohn-,
                    dass die starken Bereiche im Welterbe-Gebiet die mit                                             Lebens- und Arbeitsraum entwickelt. Auch touristisch
                    guter Anbindung oder (wie zum Beispiel Lahnstein)                                                fungiert Boppard mit einer attraktiven Angebotsstruk-
                    schlicht jene mit räumlicher Nähe zu den Oberzentren                                             tur als Aushängeschild im Welterbe­- Gebiet. Nicht
                    Koblenz, Mainz oder Wiesbaden sind. Die Autobahn                                                 zuletzt, weil es der am besten an die Autobahn ange-
                    A 61 gewinnt dabei zunehmend an Bedeutung als                                                    bundene Weinort im Oberen Mittelrheintal ist. Nur
                    Pendlerachse.                                                                                    sieben Kilometer sind es von der Kirche St. Severus
                                                                                                                     am Marktplatz bis zur Anschlussstelle Boppard. Eine
                    Es gibt kaum eine Autobahnabfahrt, in deren unmit-                                               Portion Rheinromantik ist hier auf die Schnelle auch
                    telbarer Nähe nicht neue Wohngebiete die vorwie­                                                 für Durchreisende zu haben.
                    gend von Familien ausgehende Nachfrage nach ver­-
                    kehrsgünstigem Wohnraum im Grünen bedienen.                                                      Als weltweit wohl bekanntester Weinort am Rhein,
                    Pfaffenheck, Dörth oder das zu Boppard gehörende                                                 zudem mit guter Anbindung in die Metropolregion
                    Buchholz sind nur drei Beispiele für Ortsteile, die der                                          Rhein-Main gesegnet, zählt auch Rüdesheim zu den
                    vierspurigen Verkehrsader ihr Wachstum verdanken.                                                Welt­erbe-Orten mit positiver Dynamik. Der Boom der
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                                                                                                 Foto © Piel media

                    Renovierungs-»Stau« in vielen Orten                                                              Assmannshausen

                                                                                                                                                   BUGA         Oberes Mittelrheintal 2031      21
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                         Damit aus der BUGA mehr als die flüchtige Schau eines Sommers wird und sie
                         nachhaltige Entwicklungen in Gang setzen kann, muss sie in eine Gesamtstrategie
                         zur Kommunal- und Regional­entwicklung eingebunden werden.

                                        Flusskreuzfahrten beschert der Heimat der legendären   Nicht wenige werden von Lärm und Erschütterungen
                                        Drosselgasse mehr als 2.000 Kreuzfahrtschiffe pro      vertrieben und müssen sich anderswo eine bessere
                                        Jahr. Die Umsätze mit den Kreuzfahrtreisenden sehen    Perspektive suchen. So sehen viele Orte einem schlei-
                                        die meisten anderen Orte stromabwärts hingegen nur     chenden Tod entgegen. Ausdruck dieses Prozesses
                                        im wahrsten Sinne »an sich vorüberziehen«.             sind leerstehende Geschäfte, verwaiste Wohnhäu-
                                                                                               ser und ungenutzte historische Gebäude. Vielerorts
                                        Zwar verfügen auch Oberwesel und Bacharach noch        verunstalten Schrottimmobilien das zentrale Ortsbild.
                                        über intakte Stadtstrukturen, doch anders als in       Brachliegende Flächen im Rheinvorland, aufgelassene
                                        Boppard schneiden Bahnstrecke und Bundesstraße         Kleingärten und verbuschende Weinberge verschärfen
                                        sie vom Rheinufer ab. Dieses Problem teilen Ober­      das Bild einer Region »auf dem absteigenden Ast«.
                                        wesel und Bacharach mit vielen anderen Ortschaften
                                        in der Tiefe des Talraums, in denen Verkehrsanlagen    Dazu trägt auch die nicht mehr zeitgemäße Verwal-
                                        das Ortsbild dominieren – es ist nicht nur ein funk-   tungsstruktur ihren Teil bei. Den teils winzigen und
                                        tional-städtebauliches, sondern ein existenzgefähr-    mancherorts ehrenamtlich verwalteten Kommunen
                                        dendes, wegen der Belastungen, die für die Anwohner    fehlt es oft an finanzieller Kraft und an professionellen
                                        vom Verkehr ausgehen.                                  Managementkapazitäten, um sich dem Niedergang
                                                                                               entgegenzustemmen. Dabei verfügt der Talraum auf
                                                                                               seiner gesamten Länge doch über einmalige Res-
                                                                                               sourcen: grüne Infrastrukturen vor der Kulisse einer
                                                                                               großartigen Landschaft!
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                                                                                                              Beispiele für gelungene Maßnahmen:
                                                                                                              die Loreleybühne im Umbau (2016) und …

22                       BUGA         Oberes Mittelrheintal 2031
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                    Leerstand und verfallende Immobilien prägen das zentrale Ortsbild vieler Kommunen
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                                              Gesellschaftlicher Wandel                                      WLAN und Hochleistungs-LTE sind eine            den. Das gilt für Schiffsanleger und
                                              als Chance                                                     Voraussetzung, die Revitalisierung der          Rheinpromenaden ebenso wie für
                                                                                                             Ortskerne im Verbund mit einem Immo-            Bahnhöfe, Radwege und touristische
                                              Könnten diese – nicht nur im Rahmen                            bilienmanagement und die Aufwertung             Attraktionen – allen voran die Burgen.
                                              einer BUGA inszenierten – Ressourcen                           des Rheinvorlandes eine weitere. Eine           Das im Jahr 2017 laufende Projekt zu
                                              Grundstein für eine Erfolgsgeschichte                          bessere, auch verkehrliche Vernetzung           einer »Rahmenkonzeption historischer
                                              sein, für eine positive Entwicklung, die                       innerhalb des Oberen Mittelrheintals            Burggärten« von Innenministerium,
                                              den gesamten Raum erfasst? Vielleicht                          und eine interkommunale Zusammen-               Generaldirektion Kulturelles Erbe und
                                              im Verbund mit dem gesellschaftlichen                          arbeit und Profilierung der Orte zählen         Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz
                                              Wandel, der mit der Digitalisierung                            ebenfalls zum Lastenheft der zukünfti-          schafft dafür ein neues Fundament.
                                              einhergeht. Denn sie entkoppelt die                            gen Orts- und Regionalentwicklung.
                                              Arbeit von räumlichen Zwängen. Statt                                                                           Damit den positiven Beispielen wie der
                                              der Arbeit hinterherzuziehen, nimmt                            Da das digitale Arbeiten diese Ent­             neu gestalteten Promenade in St. Goar
                                              man sie mit an lebenswerte Orte. Und                           wicklung nicht alleine tragen kann              oder dem zukünftigen Loreleyplateau
                                              lebenswert sollte der Sehnsuchtsort der                        und der Tourismus ein wirtschaftli-             mit neuer Bühne, Kulturpark und einem
                                              Romantik doch allemal zu gestalten sein.                       ches Standbein der Welterbe-Region              Hotelneubau weitere folgen, ist in den
                                                                                                             bleiben soll, muss auch die Aufwer-             kommenden Jahren das gemeinsame
                                              Damit das Obere Mittelrheintal pros­                           tung der touristischen Infrastrukturen          Wirken vieler Akteure notwendig – im
                                              periert, gibt es noch einiges zu tun.                          angepackt werden, müssen diese                  Rahmen der BUGA 2031 und darüber
                                              Der flächendeckende Breitbandausbau,                           zeitge­mäßer und einladender wer-               hinaus.
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                                                                                         Foto © Piel media

                                              … die Uferpromenade in St. Goar                                Nicht besetzte Pensions-Rezeptionen sind hier
                                                                                                             keine Seltenheit

                                                                                                                                                               BUGA         Oberes Mittelrheintal 2031      23
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                                        Das UNESCO-­
                                        Welterbe
                                        Seit 2002 führt die UNESCO die Kulturlandschaft des
                                        Oberen Mittelrheintals als Stätte von »außergewöhn­lichem
                                        universellem Wert« für die Menschheit. Eine A
                                                                                    ­ uszeichnung,
                                        die zugleich Verpflichtung ist.

                                        Die UNESCO fasste auf ihrer Generalkonferenz im        Kein anderes deutsches Kulturerbe erstreckt sich mit
                                        Herbst 1972 einen historischen Beschluss: Sie verab-   620 km² über eine derart große Fläche und umfasst
                                        schiedete das Übereinkommen zum Schutz des Kultur-     eine solche Vielfalt kulturgeschichtlicher Zeugnisse.
                                        und Naturerbes der Welt. Es dauerte sechs Jahre, bis
                                        mit dem Dom zu Aachen das erste deutsche Monument      Was macht die 67 Flusskilometer zwischen Bingen und
                                        in den Rang eines solchen Welterbes erhoben wurde.     Rüdesheim und der Südspitze am Deutschen Eck so
                                                                                               besonders? Für die ICOMOS, den Internationalen Rat
                                        Mittlerweile zählt die Bundesrepublik 42 Weltkultur­   für Denkmalpflege, der die UNESCO als Berater unter-
                                        erbestätten, -denkmäler oder -ensembles. Dem           stützt, erfüllt das Obere Mittelrheintal gleich drei von
                                        Oberen Mittelrheintal kommt eine Sonderrolle zu.       sechs Kriterien für ein Weltkulturerbe:
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                                                                                                                            Das Deutsche Eck in Koblenz

24                       BUGA         Oberes Mittelrheintal 2031
A N A LYS E D E S U N E S CO -W ELT ER B E S

                    Verbuschung der Weinberge an den steilen Terrassenhängen                              Entwicklungspotenzial der Grünflächen besteht auch in Kestert
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                                                                                      Foto © Piel media

                              	Als einer der bedeutendsten Transportwege Europas                            geomorphologische und geologische Entstehung als
                                hat das Obere Mittelrheintal seit zwei Jahrtausen-                           auch durch die menschlichen Eingriffe über einen
                                den den Kulturaustausch zwischen dem Mittelmeer-                             Zeitraum von 2.000 Jahren geprägt wurde.
                                raum und dem Norden erleichtert.                                           	Es umfasst herausragende Beispiele für traditionelle
                              	Es ist ein herausragendes Beispiel für eine Land-                           Landnutzungen, die repräsentativ für die menschliche
                                schaft, die signifikante Stufen in der menschlichen                         Interaktion mit der Umwelt in einem engen Fluss­
                                Geschichte veranschaulicht, eine gewachsene Kul-                            tal sind. Besonders die Terrassen der steilen Hänge
                                turlandschaft, deren Charakter sowohl durch ihre                            haben der Landschaft ihren Stempel aufgedrückt.

                                                                                                                                                                                   Illustration © RMP/R&C

                                     Rhein                    Talraum                                            Talhang                                     Höhenlage

                                                   Orte                                                     Natur                                             Natur
                                                 Baukultur                                                Landschaft                                        Landschaft
                                                   Rhein                                                    Kultur                                            Kultur
                                                Stadtsanierung                                Burgen und Gärten                                          Stadtentwicklung
                                                Impulswirkung                                  Felsen und Wein                                          Wald / Landwirtschaft

                                                                                                                                              BUGA           Oberes Mittelrheintal 2031                     25
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