Ernährung: Lebensmittelampel probeweise eingeführt 7 Warum Zucker süchtig macht 11 - Für die Schulzahnpflege
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Nr. 148 Herbst 2020 Für die Schulzahnpflege Ernährung: Lebensmittelampel probeweise eingeführt [ 7 ] Warum Zucker süchtig macht [ 11 ] FLUOR ID [ 3 ] ER N Ä HRUNG [ 7 ] K URSE [ 15 ]
[2] A K T U EL L N R. 148 / H ER B ST 2020
EDITORI A L
Florian Wegehaupt
Bettina Richle, Geschäftsführerin
neu im Stiftungsrat
der Stiftung SZPI
PD Dr. Florian Wegehaupt hat an der Georg-
August-Universität in Göttingen Zahnmedizin stu-
diert und 2007 die Promotion zum Dr. med. dent.
Das Lehrmittel «mundgesund», erstmals erschienen im erlangt. Seit vielen Jahren ist er in verschiede-
2009, ist seit 11 Jahren einerseits Kursunterlage für nen Funktionen am Zentrum für Zahnmedizin der
die Schulung der SZPI, aber auch eine wichtige Arbeits- Universität Zürich tätig – seit 2017 ist er Leiter
unterlage für ihre Tätigkeit in der Schule. Die Ansprüche des Fachbereichs Präventivzahnmedizin und orale
an die SZPI sind insbesondere im schulischen Umfeld Epidemiologie der Klinik für Zahnerhaltung und
stark gestiegen. Präventivzahnmedizin am Zentrum für Zahnme-
dizin. 2015 erfolgte die Habilitation zum Privat-
Die SZPI besuchen die Klassen und vermitteln Schülerin- dozenten. Zudem amtet er seit mehreren Jahren
nen und Schülern stufengerecht das notwendige Wissen als Beauftragter für Jod- und Fluoridfragen in der
und Können für eine eigenverantwortliche Zahnpflege. Standesorganisation der Schweizerischen Zahn-
Während in den Anfängen vor allem die Fluoridanwen- ärzte-Gesellschaft SSO und ist seit 2018 im Vor-
dung und das Erlernen der richtigen Zahnputztechnik im stand der Aktion Zahnfreundlich Schweiz vertre-
Fokus waren, werden heute zeitgemässe Prinzipien ten. Florian Wegehaupt
des Lernens und der Gesundheitsförderung umgesetzt. hat sich auf Anfrage
Die Zahnputzübungen sind verbunden mit Lektionen zu bereit erklärt, sein aus-
Mundgesundheit, Ernährung und anderen gesundheits- gewiesenes Fachwis-
relevanten Themen. Im Zentrum steht das Erwerben sen neu auch im Stif-
von Kompetenzen, mit dem Ziel, ein Leben lang selbst- tungsrat der Stiftung
verantwortlich für die eigene Mundgesundheit sorgen für SZPI einzubringen.
zu können. Die Stiftung dankt ihm
und freut sich auf die
Im Sommer 2021 erscheint die Neuausgabe des Lehrmit- Zusammenarbeit.
tels «mundgesund». Es besteht weiterhin aus 3 Teilen.
Der 1. Teil «zahnmedizinisches Grundlagenwissen» wird
überarbeitet und thematisch ergänzt. Der pädagogisch-
didaktische Teil 2 wird neu gestaltet und den aktuellen
Anforderungen angepasst. Der 3. Teil enthält neu gestal-
tete Lektionsbeispiele und Schulungsunterlagen für
alle Stufen, wird aber nur noch in elektronischer Form
verfügbar sein und durch eine Bilddatei ergänzt. Dies
ermöglicht es, zukünftig Anpassungen flexibel vornehmen
zu können und das Angebot mit neuen Lektionen zu
erweitern. Die Stiftung für SZPI wird im neuen Jahr ein
Subscriptions-Angebot zu einem Sonderpreis machen
und freut sich auf Ihr Interesse an der Neuausgabe.
IMPR ES S U M
Herausgeberin Stiftung für Schulzahnpflege-lnstruktorinnen (SZPI), www.schulzahnpflege.ch
Redaktion / Abonnements Allmendstrasse 75, 8700 Küsnacht, szpi@schulzahnpflege.ch, CHF 40.– pro Jahr
Erscheinungsweise 4 x jährlich Redaktionsteam Bettina Richle, Stiftung für SZPI, Regula Sandi und
Markus Gubler, Presse- und Informationsdienst SSO.
Nicht durch Redaktionskürzel oder durch Verfassernamen und Firmennamen gekennzeichnete Beiträge
geben die Auffassung der Verfasser wieder, die der Meinung der Redaktion nicht zu entsprechen braucht
Layout Claudia Bernet, Bern Druck Jordi Medienhaus, 3123 Belp Konzept forum|pr
Auflage Deutsch 4400 Ex., Französisch 1100 Ex., Italienisch 550 Ex. Bilder iStockphoto
© Stiftung für Schulzahnpflege-Instruktorinnen SZPI. Alle Rechte liegen bei der Redaktion. Vervielfältigung ganzer Nummern
zur Weiterverteilung ist nicht erlaubt. Nachdruck mit Quellenangabe ist gestattet.
N R. 148 / H ER B ST 2020 Z A H NMEDIZIN [3]
Aktuelle Empfehlungen für den
Gebrauch von Fluoriden
Die IUSP (Interuniversitäre Studiengruppe für zahnmedizinische Prophylaxe-
fragen der Universitäten Bern, Basel, Genf und Zürich) hat ihre Empfehlun-
gen zur Anwendung von Kinderzahnpasten in der Schweiz angepasst. Grund
für die Anpassung sind geänderte internationale Empfehlungen. Weiter
wurden die Bestimmungen für die Anwendung von fluoridierten Mundpflege-
produkten im Rahmen der Schulzahnpflege konkretisiert.
Bei diesen Alternativen werden jeweils
gleich grosse Mengen Fluorid verwen-
det, so dass sie äquivalent anzusehen
sind. Die Alternative soll Zahnärzten
und Eltern die Möglichkeit eröffnen, zu
wählen, was für sie praktischer ist.
Vom 2. bis 6. Geburtstag:
– 2x täglich Zähneputzen mit einer
erbsengrossen Menge Zahnpaste
(1000 ppm)
Tuben mit kleineren Öffnungen
Zusätzlich sollen die Hersteller dieser
Zahnpasten dazu gebracht werden,
Kinderzahnpasten mit einer Tubenöff-
nung und einer angepassten Viskosität
auszustatten, welche die Applikation
einer reiskorn- bzw. erbsengrossen
^ Menge ermöglicht.
2018 fand in Hamburg ein Experten- Die Empfehlungen für
Symposium zum Thema Fluoridkon- die Anwendung von
zentration in Kinderzahnpasten statt. Kinderzahnpasten haben Harmonisierung der Schweizer
sich geändert.
Anlass für das Symposium war die Empfehlungen
Erkenntnis, dass der Kariesrückgang Die IUSP hat nun die Empfehlungen der
im Milchgebiss im Vergleich zu den heilkunde (EAPD), Zahnpasten mit hö- Schweiz mit denjenigen von Deutsch-
bleibenden Zähnen deutlich geringer herer Fluoridkonzentration für Kinder land harmonisiert. Um die bestehenden
ausfällt – neuste Meta-Analysen klini- bis zum sechsten Geburtstag emp- Widersprüche zu bereinigen, wurde
scher Studien haben gezeigt, dass ein fohlen. Im Rahmen des Symposiums folgende Ergänzung der bestehenden
überzeugender Nachweis für die Wirk- wurden folgende neue Empfehlungen Empfehlungen beschlossen:
samkeit von Zahnpasten mit einer Fluo- für Deutschland zur Anwendung von
ridkonzentration von 500 ppm fehlt Kinderzahnpasten beschlossen: «Bei einem erhöhten Kariesrisiko (be-
(die neusten Forschungsergebnisse reits vorhandene kariöse Dentinläsio-
können im Swiss Dental Journal vom Ab Durchbruch des ersten Zahnes bis nen oder White Spots an Milchzähnen)
7. September 2020 nachgelesen wer- zum 2. Geburtstag: wird ab 2 Jahren die Verwendung ei-
den: www.swissdentaljournal.org). – 2x täglich Zähneputzen mit einer ner Zahnpaste mit 0,1% bzw. 1000
erbsengrossen Menge Zahnpaste (500 ppm Fluorid anstatt der normalen
International werden daher zum Bei- ppm) oder «Kinderzahnpasta» empfohlen.»
spiel von der American Dental Asso- – 2x täglich Zähneputzen mit einer
ciation (ADA), aber auch von der Euro- reiskorngrossen Menge Zahnpaste
päischen Gesellschaft für Kinderzahn- (1000 ppm) Fortsetzung Seite 4
[4] Z A H NMEDIZIN N R. 148 / H ER B ST 2020
Empfehlung
Empfehlungen fürden
für denGebrauch
Gebrauchvon
von Fluoriden
Fluoriden in
inder
derSchweiz
Schweiz(IUSP
(IUSP2020)
2020)
Fluoridiertes Speisesalz
1× täglich 2 × täglich
F-Kinderzahnpasta F-Juniorzahnpasta oder
F-Erwachsenenzahnpasta
*
bei erhöhtem Kariesrisiko
F-Gelée wöchentlich
F-Spüllösung täglich <
Diese Empfehlung der
IUSP entspricht so auch
1. Zahndurchbruch
der Empfehlung der
* Fluoridlack Schweizerischen Zahn-
professionelle Applikation 2× jährlich ärzte-Gesellschaft SSO
im Rahmen der Schulzahnpflege
zur Kariesprophylaxe
mit Fluoriden (Individual-
Geburt 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 12 14 16 Jahre prophylaxe).
* oder
bereits vorhandene kariöse Dentinläsionen
White Spots an Milchzähnen
IUSP: Interuniversitäre Studiengruppe für zahnmedizinische Prophylaxefragen (Universitäten Basel, Bern, Genf und Zürich)
Wenn bereits kariöse Dentinläsionen fragen) zur Konkretisierung der Richt- muss, was organisatorisch und infra-
oder White Spots an Milchzähnen vor- linien zur Fluoridanwendung im Rah- strukturell in den Schulen nicht immer
liegen, muss das Risiko für die Entste- men der Schulzahnpflege getroffen. umzusetzen ist. Bisher war es oft so,
hung von Fluorosen gegenüber dem dass die Zahnputzinstruktionen in den
Risiko einer weiteren Kariesentstehung Für Schulzahnpflege-Instruktorinnen in Schulen mit Fluoridgelées erfolgten,
bzw. Kariesprogredienz als geringer der Schweiz gilt neu: welche anschliessend nur ausge-
eingestuft werden. spuckt wurden. Die Neuerung hat zu
Bei den regelmässigen, überwachten einiger Verwirrung, insbesondere bei
Da zum Zeitpunkt der Sitzung der IUSP Zahnbürstübungen in den Kindergär- den Schulzahnpflege-Instruktorinnen
noch keine Kinder- (bzw. Junior-) Zahn- ten ist eine fluoridierte «Kinderzahn- und den Schulzahnärzten, geführt.
paste mit 1000 ppm Fluorid auf dem pasta» zu verwenden. In den Schulen
Schweizer Markt erhältlich war und weil ist vorzugsweise eine «junior» oder «nor-
es mit den meisten Tuben nicht, wie ge- male» Fluoridzahnpasta zu verwenden, Gesetzliche Bestimmungen zwingend
fordert, möglich ist, eine reiskorngrosse oder es kann auch Fluoridgelée, ent- Die Anwendung von hochkonzentrier-
Menge auszudrücken, wurde das bis- sprechend den Anweisungen auf ten Fluoridpräparaten unterliegt jedoch
her gültige Schema «Empfehlungen dem Beipackzettel, benützt werden den gesetzlichen Bestimmungen und
für den Gebrauch von Fluoriden in der (gemäss Merkblatt Systematik des die Produkte müssen gemäss den
Schweiz» nur modifiziert (Grafik). Zähnebürstens Ausgabe 2020). Packungsbeilagen angewendet wer-
Der Prophylaxeunterricht ist ein Teil des den. Eine weitere Anwendung von
Lehrplans und wesentlicher Bestand- Fluoridgelées im Rahmen der Zahn-
Fluoridanwendung im Rahmen teil der Mundgesundheit. Schwerpunkt putzinstruktionen ohne Ausspülen ist
der Schulzahnpflege des Unterrichts ist das Verständnis über deshalb nicht zulässig. Aus präventiv-
Im Februar 2020 hat sich zudem eine Mundhygiene, gesunde Ernährung und zahnmedizinischen Überlegungen und
Expertengruppe, bestehend aus Prof. weitere Möglichkeiten zur Verhinderung unter Berücksichtigung der aktuellen
em. Adrian Lussi, Dr. Giorgio Menghini von Karies. epidemiologischen Bedingungen ist
und Prof. Hendrik Meyer-Lückel (alles ein Festhalten an der Verwendung von
Mitglieder der IUSP), Dr. Peter Suter Hintergrund der Anpassungen sind Fluoridgelées bei den Zahnbürstübun-
(Präsident der Vereinigung der Kan- geänderte Anwendungsinstruktionen gen nicht angebracht.
tonszahnärzte) sowie Dr. Stephan Lu- (Informationen auf dem Beipackzettel)
terbacher (Kantonsapotheker Kanton für hochdosierte Fluoridpräparate, ge- Dieser Text basiert auf dem im Swiss Dental Journal 9/2020
publizierten Artikel «Update Fluorid» von Florian Wegehaupt und
Luzern) und PD Dr. Florian Wegehaupt mäss welchen nach der Anwendung Giorgio Menghini. Er kann unter www.swissdentaljournal.org
(SSO-Beauftragter für Jod- und Fluorid- von Fluoridgelées ausgespült werden nachgelesen werden.
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N R. 148 / H ER B ST 2020 ER N Ä H R U NG [7]
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Die Lebensmittelampel
Nutri-Score: Besser informiert
soll helfen, Produkte beim
Einkaufen auf den ersten
Blick besser einordnen
zu können.
Mit dem Nutri-Score sollen Konsumentinnen und Konsumenten auf einen
Blick erkennen, wie ausgewogen ein Produkt im Vergleich zu ähnlichen
Lebensmitteln ist. Nach Danone, Nestlé und Aldi haben nun auch Migros
und Coop das Ampelsystem probeweise auf Produkten verschiedener
Eigenmarken eingeführt.
Von Regula Sandi
Die Lebensmittelampel Nutri-Score wie Früchte, Gemüse, Hülsenfrüchte,
wurde von französischen Forschenden Nüsse, gewisse Öle, Nahrungsfasern
entwickelt und teilt Produkte von A bis und Eiweiss positiv gewertet. Der aus
E in fünf Kategorien ein. Während das der Mischrechnung resultierende Wert
grüne A «ausgewogen» bedeutet, weist ergibt die Einordnung in der Skala
das rote E auf ein «unausgewogenes» zwischen A und E. Der Nutri-Score soll ^
Produkt hin. Die Zuteilung zu den Ka- Konsumentinnen und Konsumenten Der Nutri-Score teilt Lebens-
tegorien erfolgt nach einer wissen- helfen, beim Lebensmitteleinkauf eine mittel in die Kategorien A
schaftlich validierten Formel, welche gesunde Wahl zu treffen. In Frankreich (ausgewogen) bis
E (unausgewogen) ein.
positive und negative Aspekte mitei- ist er seit 2017 auf den Produkten zu
nander verrechnet – die Berechnung finden.
basiert auf Nährwertangaben für 100
Gramm. Enthält ein Lebensmittel zum Migros und Coop standen der Lebens-
Beispiel viel Salz, Zucker und gesät- mittelampel lange ablehnend gegen-
tigte Fettsäuren, fällt dies negativ ins über. Im Sommer folgte die Kehrt-
Gewicht. Umgekehrt werden Zutaten wende: Seit August haben auch die Fortsetzung Seite 8
[8] ER N Ä H R U NG N R. 148 / H ER B ST 2020
beiden Schweizer Grossverteiler den Konsumenten, ähnliche Lebensmittel
Nutri-Score für eine vorerst zweijähri- rasch miteinander vergleichen zu kön-
ge Testphase auf verschiedenen Eigen- nen. Eine grün gekennzeichnete Pizza
marken aufgedruckt. bedeutet eine gesündere Wahl als
eine orange Pizza. Pizza und Joghurt
können hingegen nicht mit Hilfe des Nu-
Konsumentenschützer und Bund tri-Scores verglichen werden. Darauf
befürworten Nutri-Score weist das zuständige Bundesamt für
Konsumentenschutz-Organisationen Lebensmittelsicherheit und Veterinär-
setzen sich schon lange für eine bes- wesen (BLV) auf seiner Webseite hin.
sere Kennzeichnung der Nährwerte für
Lebensmittel ein. Die Deklaration sei Der Nutri-Score ist kein Ersatz für die
zwar auf der Rückseite der Produkte Empfehlungen der Schweizer Lebens-
aufgeführt, aber sehr kompliziert, hält mittelpyramide. Er kann ergänzend hel-
die Schweizer Stiftung für Konsumen- fen, ein geeignetes Produkt zu wählen.
tenschutz fest. Mit dem Aufdruck der So gilt beispielsweise die Empfehlung,
Lebensmittelampel auf der Vorderseite täglich drei Portionen Milchprodukte
der Produkte könnten auch Kinder und zu konsumieren. 150 bis 200 Gramm
Jugendliche sowie Konsumenten, die Joghurt entsprechen einer Portion.
sich nicht eingehend mit Ernährung Der Nutri-Score hilft bei der Wahl eines
beschäftigen, ein Lebensmittel einord- ungezuckerten Produkts. Die Empfeh-
nen. Die französische Bewertung Nutri- lung von drei Portionen bleibt. Ein grü-
Score eigne sich dazu am besten. ner Nutri-Score bedeutet nicht, dass
es besser ist, mehr davon zu essen.
Auch der Bundesrat hat sich für die Ein- Ebenso bedeutet ein roter Nutri-Score
führung von Nutri-Score ausgespro- kein Verbot.
chen und wertet die einfache zusätz-
liche Kennzeichnung von verarbeite-
ten Lebensmitteln als nützliches Hilfs-
mittel beim Einkaufen. Eine Kennzeich-
nungspflicht, wie es SP-Nationalrat
Manuel Tornare im vergangenen Jahr
in einer Motion forderte, lehnt die Lan-
desregierung jedoch ab. Die Einfüh-
rung eines Kennzeichnungssystems
in der Schweiz solle auf Freiwilligkeit
beruhen, heisst es in der entsprechen-
den Stellungnahme des Bundesrats
auf den parlamentarischen Vorstoss. Informationen und Erklärfilm
Weitere Länder, in welchen Nutri-Score Der Nutri-Score soll nicht nur für Konsumentinnen und Konsumenten ein Hilfsmittel bei der Lebens-
von den Behörden empfohlen wird, mittel-Auswahl sein. Er soll auch den Herstellern Anreiz bieten, ein gesünderes Angebot zu produ-
sind Belgien, Deutschland, die Nieder- zieren. Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) hat einen Erklärfilm
lande und Spanien. zum Nutri-Score erstellt. Zu finden ist dieser unter:
www.blv.admin.ch > Lebensmittel und Ernährung > Ernährung > Nutri-Score
Ein Hilfsmittel, aber keine Empfehlung Auf der Website des BLV sind zudem Verweise zu wissenschaftlichen Studien und weiterführenden
Bei der Anwendung des Nutri-Scores Informationen zum Ampelsystem zu finden. Merkblätter zur Schweizer Lebensmittelpyramide sind
gilt es zu beachten: Das Ampelsystem online unter www.sge-ssn.ch publiziert.
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Süsse Verführung:
Von Zucker haben wir nie genug
Im Gehirn wirkt Zucker
fast wie eine Droge.
Zucker belohnt nicht nur die Seele, sondern auch das Gehirn – und zwar
im wörtlichen Sinn. Aber mit übermässigem Konsum von Zucker tun wir uns
nichts Gutes.
Zucker macht die Menschen glück- Lust auf mehr konstant hohen Insulinspiegel und das
lich. Schokolade, Bonbons, Kuchen Das Belohnungssystem hat eine wich- Belohnungssystem wird überreizt: Das
und Torten heben die Laune nach tige Aufgabe. Es beantwortet dem Kör- heisst, es braucht immer mehr Zucker,
einem missglückten Tag, gehören zu per die Frage: Willst du mehr davon? um dieselbe Wirkung zu erzielen.
jeder Feier dazu und werden gerne Gelangt Zucker auf die Zunge, lautet
verschenkt. Zucker wirkt fast wie die Antwort eindeutig: Ja. Drogen ha-
eine Droge: Sobald die Zunge Zu- ben eine ähnliche Wirkung. Sie lassen Zucker macht krank
cker schmeckt, schüttet der Körper den Körper Dopamin ausschütten, das Paradoxerweise tut sich das Gehirn mit
Dopamin aus und die Nerven senden daraufhin das Belohnungszentrum ak- dem ständigen Verlangen nach mehr
ein Signal ins Gehirn. Dort wird unter tiviert. Der Süchtige versucht deshalb Zucker nichts Gutes. Denn es mehren
anderem das Belohnungssystem ak- immer wieder, diesen Zustand zu errei- sich die Hinweise, dass zu viel Zucker
tiviert. Diese Struktur, auch mesolim- chen. Zucker ist eines der wenigen Le- das Gehirn schädigen kann. Unter an-
bisches System genannt, besteht aus bensmittel, das dopaminauslösend ist. derem steht Zucker im Verdacht, De-
einem Netz elektrischer und chemi- Der Effekt ist zwar nicht so stark wie bei pressionen zu fördern. Das zeigt eine
scher Bahnen, die durch verschiedene Rauschmitteln, aber er ist nachweis- Untersuchung von englischen Wis-
Gehirnregionen führen. Als Botenstoff bar. Deshalb verspüren Menschen, die senschaftlern aus dem Jahr 2017. Sie
dient Dopamin. plötzlich auf Zucker verzichten, in den
ersten Tagen Entzugserscheinungen.
Isst jemand viel Süsses, hat er einen Fortsetzung Seite 12[ 12 ] ER N Ä H R U NG N R. 148 / H ER B ST 2020
befragten über 8000 Studienteilneh-
mer über ihr Wohlbefinden und ihren 40 Kilo Zucker pro Kopf und Jahr
Zuckerkonsum, und zwar über einen In der Schweiz verbrauchen wir pro Kopf und Jahr etwa 40 Kilo Zucker. Der jährliche Pro-Kopf-
Zeitraum von über 20 Jahren. Konsum stieg von 3 Kilo anno 1850 auf 44 Kilo im Jahr 1960. Heute konsumieren wir rund
85 Prozent des Zuckers in verarbeiteter Form, beispielsweise in Form von Schokolade oder über
Insbesondere bei Männern zeigte sich Fertiggerichte. Zucker ist günstig und verstärkt den Geschmack. Nur 15 Prozent der verbrauchten
ein Zusammenhang. Befragte, die täg- Zuckermenge setzen wir direkt im Haushalt ein, zum Beispiel beim Backen oder zum Süssen von
lich mehr als 67 Gramm Zucker (das Getränken.
entspricht ungefähr 17 Würfelzucker)
in Form von Lebensmitteln oder Ge- Für den durchschnittlichen Konsumenten ist nicht immer offensichtlich, wieviel Zucker ein Produkt
tränken zu sich nahmen, hatten nach enthält. Einige Produzenten umschreiben das Wort «Zucker» durch Unterkategorien wie «Saccha-
fünf Jahren ein um 23 Prozent höheres rose» (Haushaltszucker), «Glukose» (Traubenzucker), «Fruktose» (Fruchtzucker) oder Laktose
Risiko, an einer psychischen Störung (Milchzucker). Zucker lässt sich auch anders tarnen: Zutaten wie Ahorn- oder Agavensirup, Honig,
zu erkranken als jene, die weniger als Apfelsaftkonzentrat, Maltodextrin, Inulin oder «Dicksaft» bestehen grösstenteils aus Zucker.
40 Gramm Zucker (ungefähr 10 Würfel- So deklarieren die Hersteller zwar korrekt, aber für Konsumenten verwirrend.
zucker) pro Tag assen.
Auch fanden die Forscher Hinweise,
dass Depressionen bei Männern und
Frauen mit hohem Zuckerkonsum WHO-Empfehlung zur Zucker-Reduktion
häufiger auftauchten. Diese Zusam- Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt in einer Leitlinie für Kinder und Erwachsene die
menhänge hängen nicht von sozio- Aufnahme an freiem Zucker auf weniger als zehn Prozent der zugeführten Gesamtenergiemenge
demografischen Faktoren wie Alter, zu reduzieren – unter «freiem Zucker» wird Zucker verstanden, der Lebensmitteln und Getränken
Geschlecht oder Einkommen ab. Die zugesetzt wird, aber auch Zucker, der in Honig, Sirup, Fruchtsäften oder Fruchtsaftkonzentraten
Forscher konnten weiter nachweisen, enthalten ist.
dass der hohe Zuckerkonsum das Ge-
hirn der Probanden beeinflusst und Als bedingte Empfehlung sieht die Leitlinie der WHO zudem eine Reduktion freier Zucker auf
nicht umgekehrt. Ältere Studien lassen weniger als fünf Prozent der zugeführten Gesamtenergiemenge vor. Die Gesamtenergiemenge
zudem vermuten, dass sich Menschen berechnet sich aus der Summe aller zugeführten Kalorien durch Nahrungsmittel und Getränke
mit einem erhöhten Blutzuckerspiegel pro Tag.
Gelerntes weniger gut merken können
und häufiger an Demenz erkranken. Es ist nicht einfach, die WHO-Empfehlung einzuhalten: Bei erwachsenen Personen, die tagsüber
viel sitzen, entsprechen die fünf Prozent täglichen Energiebedarfs 25 Gramm Zucker – soviel
finden wir bereits in zwei Dezilitern Orangensaft.
Ein reines Genussprodukt
Dass unser Gehirn vom Zucker nie ge-
nug bekommt, hat einen guten Grund:
Es benötigt sehr viel Energie. Und
Zucker ist ein hervorragender Ener-
gielieferant. Aber natürlich nicht der
einzige: Kohlenhydrate, die vor allem
in Brot, Reis oder Teigwaren vorkom-
men, sind ein ebenso guter Brennstoff
für Kopf und Körper. Die Menschen
kamen sogar Jahrtausende lang ohne
Zucker in der Nahrung aus. Erst vor
rund 200 Jahren wurde er Bestandteil
der täglichen Nahrung. Zucker ist kein
notwendiges Nahrungsmittel, sondern
ein reines Genussprodukt.
Dieser Artikel ist im Spendermagazin «das Gehirn» der Schweize-
rischen Hirnliga erschienen: www.hirnliga.chSCHWEIZER
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9. Schweizerische Jahrestagung
für SZPI abgesagt!
Aufgrund der Situation rund um Covid-19 hat die Stiftung für SZPI entschieden,
die Jahrestagung dieses Jahr nicht durchzuführen.
Die nächste Jahrestagung findet am 2. November 2021 im Hotel Arte,
Kongresszentrum, in Olten statt.
Das Programm wird ab ca. Mitte nächstes Jahr zur Verfügung stehen.
Schul-Zahn-Bus
Alle Informationen unter www.schulzahnpflege.ch Terminkalender Schul-Zahn-Bus 2020
Oktober 2020
13. – 14. 6023 Rothenburg / LU
Regionen November 2020
10. – 11. 5073 Gipf-Oberfrick / AG
16. – 18. 2610 St-Imier / BE
16. September 2020, Luzern 1. Zyklus (KG bis 2. Schuljahr)
19. – 20. 9000 St.Gallen
Unterrichtseinheit «Das Wechselzahngebiss»
23. – 27. 2610 St-Imier / BE
Kursort: Meyerstrasse 20, 6002 Luzern
30. 2533 Evilard / BE
19.00 – 22.15 Uhr
Kontakt: Monica Rölli / vlsz@vlg.ch Dezember 2020
7. – 11. 1400 Yverdon-les-Bains / VD
19. September 2020, Luzern 2. Zyklus (3. bis 6. Schuljahr)
Unterrichtseinheit «Das Wechselzahngebiss» Einsätze mit dem Schul-Zahn-Bus
Kursort: Meyerstrasse 20, 6002 Luzern (Schulzahnpflege) sind nicht öffentlich.
08.30 – 11.45 Uhr Änderungen vorbehalten. Rufen Sie uns
Kontakt: Monica Rölli / vlsz@vlg.ch zur Sicherheit an: 061 415 66 45
14. November 2020, Luzern 2. Zyklus (3. bis 6. Schuljahr)
Unterrichtseinheit «Karies & Co.»
Kursort: Meyerstrasse 20, 6002 Luzern
08.30 – 11.45 Uhr
Kontakt: Monica Rölli / vlsz@vlg.ch
25. November 2020, Luzern 1. Zyklus (KG bis 2. Schuljahr)
Unterrichtseinheit «Warum Monster Zähne putzen»
Kursort: Meyerstrasse 20, 6002 Luzern
19.00 – 22.00 Uhr
Kontakt: Monica Rölli / vlsz@vlg.ch
Weitere Informationen unter www.schulzahnpflege.ch/Agenda
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Zwei unterschiedliche Bürstenkopfgrössen KidTimer
Speziell für die behutsame Reinigung Hilft Kindern, die empfohlene 2-minütige
der Zähne in verschiedenen Putzdauer zu erreichen. Er verlängert die Putzzeit
Entwicklungsstufen konzipiert. fortschreitend innerhalb der ersten 90 Tage.
Entfernt bis zu 75 % mehr Plaque Kindgerechte Designs – für jede Vorliebe
als eine Handzahnbürste mit dem Auswahl aus 8 niedlichen
Sonicare For Kids Bürstenkopf. und kindgerecht gestalteten
Aufklebern.
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