Euro 08 - die Welt zu Gast im Wankdörfli - Mitteilungsblatt der Siedlung Wankdorf BVP 17. Ausgabe Mai 2008
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Mitteilungsblatt der Siedlung Wankdorf • BVP • 17. Ausgabe • Mai 2008 Euro 08 – die Welt zu Gast im Wankdörfli Die Nationalmannschaft 1953 beim Training mit Heinz Moser, vorderster in der zweiten Gruppe von links (Foto SIE + ER) Nur wenige Tage noch bis zur Euro 08 – und unser Unfassbar, was es heute an Sicherheitsapparatur Gartenstadt-Idyll wird sozusagen Sperrzone und scheints braucht, um im Wankdorf Fussballfeste Fanmeile in einem. Wir werden Häuser und Türen zu feiern. BVP-Veteranen erinnern sich an gute alte offen stehen lassen können, gestohlen wird ge- Zeiten, als sich erregte Fans noch mit dem Aus- wiss nichts – wie auch? – die Polizeidichte dürfte giessen eines Wasserkübels über ihren erhitzten selbst jene der DDR selig noch weit übertreffen. Köpfen abkühlen liessen – wogegen heute die Po- Schier das ganze Nordquartier wird ja an den drei lizei bereits bei mittelprächtigen «Risikospielen» Spieltagen hermetisch abgeriegelt. 24’000 An- vorsorglich schweres Wasserwerfer-Geschütz auf wohner sind betroffen. Feuerwehr-, Zivilschutz-, dem Tellplatz parkiert. Ganz zu schweigen von Di- Armee- und Polizeistäbe und allerlei sonstige Se- mensionen einer Euro 08. Wobei, also, diese Hol- curity stellen sich ein auf Szenarien vom simp- länder, heisst es, seien ja eine ganz angenehme len Trinkgelage bis zum sinistren Terroranschlag. Fan-Klientel, etwas trinkfreudig, gewiss, aber kei- Nicht minder Sanitäter und Spitäler: von der Aus- neswegs auf Randale aus. nüchterungsgummizelle für alkoholische bis hin zur Dekontaminierungszentrale für atomare Ernst- Also, ich kanns ja schlecht beurteilen, ich bin aus- fälle, man ist auf alles vorbereitet, lässt nichts an- gemachter Fussballmuffel. Nicht Antifussballer, brennen, kann nie wissen. aber Matchabstinenzler. Mein trautes Heim, Glück 1
Mai 2008 allein, ist fussballfreie Insel. Bei mir verfängt das stellen. Ich mag die Fussballfreuden den Fussball- «Ball-ist-rund»-Gerede nicht, und auch nicht Stapi freunden von ganzem Herzen gönnen. Auch den Tschäppäts «Bern-wirkt-Wunder»-Gefasel. Und Massenrausch, die Trinkerei, ja bis zu einem ge- doch finde ich mich nun mitten im Hexenkessel wissen Grad selbst die Rauferein mag ich gönnen, wieder. Fussballfieber und Fahnenmeer! Jubel- so lange sie nur jene treffen, die sie selber suchen. schreie auf den Rängen, Freudengesänge vor den Allein, ich fühl mich einfach ein wenig, nun ja, wie Flimmerkisten! Torschützenorgasmen und Straf- soll ich sagen, im falschen Film in dieser Euro-08- bankdepressionen! Goals und Fouls und Penal- Zeit. Aber ich denke mal, da bin ich wohl nicht al- ties! Und das mir …Exakt zweimal war ich in mei- lein – vielleicht gerade im Wankdörfli nicht. nem Leben in einem Sportstadion, einmal bekifft bei den Rolling Stones, das andere Mal beseelt bei Und im Übrigen hat ja so eine Euro 08 auch für Papst Johannes Paul II. Fussballmuffel ihr Gutes. Denn auch Euro-Absti- nenzler kommen durchaus auf ihre Rechnung – Auch wenn der einstige Proletensport Fussball dank attraktivem Alternativprogramm. Machen Sie mittlerweile von Intellektuellen geadelt wird, ist am 9., 13. oder 17. Juni einen netten Abendspa- ja doch nach wie vor Fussball respektive die um ziergang an der Aare! Gehen Sie in die Badi oder ihn kultivierte Schlachtenbummlerei immer auch bei Schlechtwetter ins Hallenbad! Genug Platz ein Stück weit Kriegsersatz. Und das darf, ja soll und Ruhe ist garantiert, denn die Masse ist weg, so sein, finde ich. Denn bitte, wo sonst kann sich Musse kehrt ein. Oder gehen Sie ins Kino, Konzert heutzutage noch Chauvinismus und Massen- oder Kasino – reservieren ist überflüssig. Oder le- rausch letztlich so harmlos und sozialverträglich sen Sie wieder mal ungestört ein Buch – es ruft so- austoben wie hier? Da mögen Sportclub-Propa- wieso keiner an. Und machen Sie im Büro ruhig gandisten noch lange Anderes behaupten, ich mal früher Feierabend – der fussballabsorbierte halts mit dem deutschen Philosophen Peter Slo- Chef sitzt eh schon vor der Glotze und merkts terdijk, der zum Fussball im «Spiegel» erklärt hat: nicht. Oder beschwipsen Sie sich mal wieder or- «Es gibt kaum ein Spiel, bei dem unsere protoartil- dentlich, in diesen Tagen der Kampftrinkerei fällts leristischen Jagderfolgsgefühle so deutlich imitiert ohnehin nicht auf. Oder geniessen Sie mal Sex bei werden können.» Abgesehen davon, dass er sich offenem Fenster, beim Euro-Getöse und -Gebrüll auch verständlicher hätte ausdrücken können: rundherum hörts sowieso keiner. Oder … Der Mann hat recht! Oder haben Sie schon mal von Hooligans beim Eiskunstlauf gehört? Eben. In diesem Sinne. Wohlan und Willkommen und all- seits einen Wohlgefallen. Welt zu Gast im Wank- Verstehen Sie mich nicht falsch, ich hab gar nichts dörfli. dagegen, will nicht miesepetern, mich ins Abseits Rudolf Gafner Die Fussball-Europameisterschaft 1954 und 2008 Kartoffelstock, Rindsbraten und Spinat schuss der Fussball-Weltmeisterschaft. Er hatte Die Fussball-Europameisterschaft steht vor der an der WM dafür zu sorgen, dass auf der ganzen Tür. Und (fast) vor der Haustür leben etliche Men- linken Feldseite neben der Tribüne alle Zuschauer schen, welche das letzte grosse Fussball-Ereignis die richtigen Rasensitzplätze auf den nummerier- im Wankdorf life miterlebt haben: die Weltmeister- ten Sitzbänken einnahmen. Kein Wunder, dass bei schaft 1954. Heute wie damals kickten die Spie- dem Grossaufmarsch von 64‘000 Zuschauerinnen ler in einem nagelneuen Stadion. 1953 wurde das und Zuschauern alle mithalfen: Onkel, Cousins mittlerweile abgerissene Wankdorfstadion eröff- und befreundete Familien standen gemeinsam mit net. Heinz Moser an der Wiesenstrasse 37 erinnert Vater und Söhnen Moser im strömenden Regen, sich genau, wie er damals, als junger Banklehr- eingepackt in Gurit-Mäntel und teilten die Plätze ling, das legendäre 3:2 der Deutschen gegen Un- zu. Als krönende Belohnung gab’s dann Plätze in garn mit verfolgen konnte. Sein Vater arbeitete in der ersten Reihe für sie. Triefend und frierend ver- der Freizeit im ehrenamtlichen Organisationsaus- folgten sie das ausverkaufte Spiel. 2
Mai 2008 Die Nationalmannschaft beim Training mit Heinz Moser, vorderster in der zweiten Gruppe von links (Foto SIE + ER) Schwarzmarkt und Polizeieinsatz tiert, gejubelt und gejohlt. Aber Aggressionen oder Aber immerhin: sie waren dabei. Denn obwohl für Gewalt habe man nicht gekannt. Auch dann nicht, alle Spiele noch am Spieltag Karten an der Kasse als der Favorit Ungarn das Spiel verlor und die Ent- gekauft werden konnten – für Final-Tickets flo- täuschung im Publikum gross war. rierte schon damals der Schwarzmarkt. Wegen des schlechten Wetters waren die Preise stark ge- Insider sunken – zum Schluss kosteten sie gleich viel wie Enttäuscht war auch Heinz Moser selbst. Er kannte an der Stadionkasse, so zwischen 10 und 20 Fran- die ungarische Mannschaft – besser wohl als viele, ken-Beträge, die sich 1954 natürlich noch anders die das Spiel verfolgt hatten. Denn wenige Wochen rechneten: eine 3-Zimmerwohnung zum Beispiel vor dem Finale hatte er selbst als YB-Spieler in ei- kostete damals um die 100 Franken im Monat. nem Übungsspiel gegen die Mannschaft gespielt – Zur Stärkung leistete sich das Publikum zwischen- und 9:1 verloren. Puskas war der grosse Held die- durch eine Tasse Tee mit einem Guetzli in Trauben- ser Partie. Heinz Moser spielte damals im Kader form oder sonst einem der 10-er-Stückli, die der der 1. Mannschaft und im Nationalteam der Juni- Lorraine-Beck jeweils an den Matches verkaufte. oren. Die Trainings absolvierte er in der Freizeit, wo Natürlich, sagt Heinz Moser, hätte sich – vor allem er gemeinsam mit den anderen Spielern Ball- und an der WM – der eine oder andere auch ein Bier ge- Bewegungstraining, Seilspringen und Laufen ab- gönnt. Nur sei das halt so gewesen, dass die mei- solvierte. «Wir haben Runden gedreht, Runden!» sten das Portemonnaie schon nach dem ersten erinnert sich Heinz Moser, und dem Unterton in sei- Bier hätten umdrehen müssen um zu sehen, ob und ner Stimme ist anzuhören, dass dieser Teil des Trai- was denn da überhaupt noch drin war. Auch sonst nings nicht zu den beliebtesten im Team gehörte. war manches anders, einfacher und bescheidener. Der Club stellte den Spielern die Tricots zur Verfü- Polizisten, ja, meint Heinz Moser, die habe es na- gung, für die (teuren) Fussballschuhe und Trainer türlich auch gebraucht. Die hätten alle Hände voll mussten die Spieler selber besorgt sein. Bei Aus- zu tun gehabt – mit dem Regeln des Verkehrs! Im landspielen wurden sie – etwa 1953 in Brüssel – Stadion selbst hätten damals zwei, drei Securitas- «empfangen wie die Fürsten» und beim Einlaufen Wächter genügt. Wie sich das erklären lässt? «Ich ins Stadion mit lauten «Vive la Suisse!»-Rufen be- deute das so», erläutert Heinz Moser, «es ging um grüsst. Doping war damals noch ein Fremdwort, Fussball, einfach nur um Fussball. Geld war damals Sportlernahrung hingegen nicht. Ovosport hätten noch kaum im Spiel, und die Matches wurden auch sie benutzt und vor einem wichtigen Spiel gab es nicht so aggressiv wie heute. Heute müssen sie ge- jeweils das leichtverdauliche Standardmenu: Kar- winnen. Es geht um viel Geld». Natürlich seien die toffelstock, Rindsbraten und Spinat … Leute mitgegangen, hätten jeden Pass kommen- Claudia Meier 3
Mai 2008 Porträts und Statements von BewohnerInnen Kathrin Bohren – die Gastgeberin Sie bezeichnet sich selber als un- sportlich und meint, eigentlich kaum Interesse an Fussball zu ha- ben. Kathrin Bohren hat in ihrem Häuschen an der Wiesenstrasse ein Gästezimmer eingerichtet um B&B (Bed and Breakfast) an- Pascal, Dominic Manuel und Silas Albrecht zubieten. Nicht wegen der Euro. und Olivier Schneuwly – die Fans Einfach als Erwerbsquelle und – die Aktivsportler Was bedeutet Euch Fussball? aus Freude am Kontakt mit an- Sie sind sich einig, alle drei: Fuss- Fussball fägt. Es macht Spass, dern Menschen. Die holländische ball sei ein «langsamer» Sport. Sie etwas mit anderen zusammen zu Botschaft weiss Bescheid, auch selber kommen aus der «schnel- machen. Das macht glücklich. Bern Tourismus, vielleicht müs- len» Szene: Eishockey. «Natür- Was tut Ihr an der EM? sten noch andere Institutionen lich ist es toll, so nah am Gesche- Wir sammeln Panini-Bilder. Wir benachrichtigt werden. hen der EM zu wohnen. Nein, sie haben schon eine ganze Beige, Durch die Euro-Hintertüre hat werden bestimmt nicht zu Hause auch zum Tauschen. Und dann sich nun doch eine gewisse Neu- vor dem Fernseher sitzen, wenn spielen wir draussen Fussball. gierde für das Fussballgesche- in Bern gespielt wird.» Sie wollen Auf dem Wägli oder auf dem Mar- hen eingeschlichen: «Wer wird vor dem Stadion mit dabei sein. kus-Spielplatz. mein Gast sein?» Lieber als einen Es werden sicherlich Leinwände Von wem bist Du Fan? Fan hätte Kathrin Bohren in ihrem aufgestellt. Da ist die Stimmung Von Italien, weil die auch schon Einzelzimmer jemanden, der an doch eine ganz andere. das letzte Mal gewonnen haben. der Euro arbeitet. Eine ruhige Sie Alle drei hätten gerne den Englän- Ich glaube, Italien gewinnt dies- oder einen ruhigen Er. dern den EM-Titel gegönnt. Diese mal auch wieder. «Welcher Mannschaft drückst du Spieler wüssten noch zu kämpfen, Was würdest Du tun, wenn die die Daumen?» frage ich. «Ach, ohne Showeinlagen, ohne sich Schweiz gewinnt? keiner», lächelt Kathrin. «Oder nur schmerzvoll am Boden zu wäl- Ich würde mich mega freuen und ein ganz klein wenig den Franzo- zen, zu stöhnen, ohne Tricks um es allen in der Schule erzählen! sen, weil ich ihr Land so mag.» Zeit zu gewinnen. Leider haben Aufgezeichnet von Claudia Meier Aufgezeichnet von Marlies Begert die Briten die Vorentscheidung nicht geschafft. Olivier und Pascal drücken deshalb der Schweiz und Deutschland die Daumen. Domi- nic schliesst auch noch die Fran- zosen mit ein, weil diese die WM knapp verpasst haben. Ob sie der Schweiz denn eine Chance gäben? Will ich wissen. «Wenn sie so wie an der WM spie- len, bestimmt.» Daran zweifeln die 3 Brüder nicht im geringsten. Aufgezeichnet von Marlies Begert 4
Mai 2008 Ernst Stauffer Andrea Nienhaus – Marlies Begert – «Schtouffer Aschi» lieber Hockey … nachgedacht – Rentner Andreas Herz schlägt nicht so sehr EM – Stade de Suisse. Auf meinem Welche Beziehung hast Du zum für Fussball, viel mehr für Hockey, inneren Bildschirm marschieren sie Fussball? war sie doch über vier Jahre in der auf, die Mannen aus Holland, Ita- Keine grosse. Ich bin kein Fussball- Uni-Hockey-Mannschaft. Seit sie lien, Frankreich, Rumänien... Sie Fan. Dieser Sport sagt mir nicht sich neben der Lehre als Elektro- stehen in einer Reihe, fassen sich sehr viel. Ich komme ja ursprüng- monteurin auf die Berufsmatur vor- an den Händen oder legen ihre lich von Andermatt und schwärme bereitet, fehlt ihr die Zeit für Trai- Arme um die Schultern der Ka- eher für volkstümliche Sportarten ning und Matches. Jeden Winter meraden. Nun erklingt Musik. Wer wie Schwingen und Hornussen. fährt sie aber mit FreundInnen zum kann, mag, will, singt: «Wilhelm von «Spengler Cup» nach Davos und Nassau», «Fratelli d’Italia», «Allons Freust Du Dich dennoch auf die geniesst dort das Abschalten, die enfants de la patrie», «Erwache Ru- Euro 08? langen Nächte mit Festen und Fei- mäne»... Ich räuspere mich, klaube Ja natürlich, so eine Euro ist inter- ern und als Zuschauerin die Eis- nach meinem Taschentuch. Zum essant. Ich bin pensioniert, habe hockey-Spiele. Glück sieht mich keiner! viel Zeit, und so eine Euro, das gibt Zur Euro 08 in Bern hat Andrea mit Nach Entrada und Begrüssung – Betrieb, da sieht man viele Leute, zwei Kollegen in der Schule eine Ar- Anpfiff. In meinem Kopf sehe ich da läuft etwas. beit zum Thema Sicherheit, Fanar- die anfeuernden und buhrufenden beit und die Auswirkungen auf den Fans. Auf den Tribünen schwingen Was wirst Du denn während der Tourismus geschrieben. Andrea hat sie mit bemalten Gesichtern ihre Euro tun? u.a. Alexander Tschäppät und Be- Fahnen. Auf dem Spielfeld wird Na ja, ich werde zum Fenster hinaus nedikt Weibel befragt. Ihr Fazit: Die der Ball schnell und präzise weiter- schauen und sehen, was so läuft. Euro 08 wird – hoffentlich – dazu gekickt. Männer stürzen, purzeln, Ich werde auch auf die Strasse hin- beitragen, das Image der Schweiz rappeln sich wieder auf, springen aus gehen, vielleicht auch mal zum zu verbessern. Servicepersonal, aneinander hoch, drücken sich Stadion hinüber, um zu sehen, was Taxifahrer und Zöllner durchlaufen (das gefällt mir). Nach 2 x 45 Mi- da so läuft. Und sicher werde ich «Benimm»-Kurse, damit sie höflich nuten Spiel-Ende. Gewonnen – auch während der Euro zu unse- mit den Gästen umgehen. Dass das Hurra! Verloren – diese Kunst muss rem Familiengärteler-Pflanzblätz nötig ist, gibt zu denken. man erst mal können!! Welcher Na- auf dem Schermenareal gehen. Dank den Tickets, die ihr Vater ge- tionalmannschaft würde ich ei- wonnen hat, wird Andrea das Spiel gentlich die Daumen drücken? In Für welche Mannschaft fieberst Holland – Frankreich life sehen und der Europahymne heisst es: … alle Du? den Holländern die Daumen drüc- Menschen werden Brüder.» Da rei- Fiebern? Also fiebern tu ich eigent- ken. Sonst wird sie zur Arbeit fah- chen natürlich zwei Daumen mit- lich nicht. Ich finds halt einfach in- ren wie immer und sie hofft, mit nichten. Aber mit Fingern und Ze- teressant, wenn etwas läuft. ihrem Roller gut über die Wank- hen könnte man vielleicht schon Aufgezeichnet von Ruedi Gafner dorfkreuzung zu kommen. etwas bewirken. Vielleicht?! Aufgezeichnet von Kathrin Bohren Marlies Begert 5
Mai 2008 HalbZeit ?! Diesen Begriff kennen wir aus der Welt des Fuss- hockey, Volleyball, Alternativfussball und Stras- balls – er bedeutet aber auch noch etwas Anderes, senhockey. etwas ungemein Kreatives, Spannendes. Immer häufiger wurde der Verein HalbZeit auch als HalbZeit ist das Lokal eines im Breitenrain ansäs- Anlaufstelle für Auskünfte zum Thema Sport und sigen Vereins, des Vereins «Gemeinsam gegen Rassismus angegangen, beispielsweise für Vor- Rassismus», der ein Lokal im Tiefparterre an der träge von Schülern aus der ganzen Schweiz. Beundenfeldstrasse 13 betreibt und sich für Fair- Da die Mitgliederzahl kontinuierlich wuchs, sah ness im Sport einsetzt. sich der Verein HalbZeit nach einem Treffpunkt um «Gemeinsam gegen Rassismus» trat im März 1996 und wurde schliesslich im Breitenrain fündig: am erstmals an die Öffentlichkeit. 4. März 1998 konnte das Fussball-Lokal «Halb- Der Grund für die Aktion «Gemeinsam gegen Ras- Zeit» an der Beundenfeldstrasse 13 eingeweiht sismus» war die Tatsache, dass rassistische und werden. HalbZeit ist seither meist am Mittwoch neo-nazistische Hooligans das Wankdorfstadion Abend, sicher aber bei allen wichtigen Fussball- seit längerem unsicher machten. spielen geöffnet und lebendiger Treffpunkt eher Durch Veranstaltungen und intensive Öffentlich- jüngerer, männlicher Fussballfans. keitsarbeit gelang es den Initianten von «Gemein- HalbZeit wird mit Mitgliederbeiträgen, Bareinnah- sam gegen Rassismus», die verschiedenen For- men sowie Spenden finanziert. Alle Vorstands- men von Fremdenfeindlichkeit zu thematisieren mitglieder arbeiten ehrenamtlich. Seit 1999 wird und einer breiteren Öffentlichkeit bewusst zu ma- HalbZeit als offiziell anerkannter Gemeinschafts- chen. Der BSC YB verpflichtete sich beispiels- treff durch die Stadt Bern in kleinem Umfang sub- weise in der Folge dazu, sich an die Grundsätze ventioniert. anti-rassistischer Praxis zu halten. Die rassisti- schen Angriffe und Anpöbeleien nahmen dank der HalbZeit Vereinsaktivitäten markant ab. Beundenfelstr. 13, 3013 Bern, 031 331 12 13 Seit Anfang wird der politisch und konfessionell info@halbzeit.ch, www.halbzeit.ch unabhängige Verein «Gemeinsam gegen Rassis- mus» unterstützt von einem prominenten Patro- Offen: meist am Mittwoch ab 20h oder bei natskomitee (dabei ist u.a. Alexander Tschäppät) wichtigen Fussballspielen. Aktuelle Infos zu sowie von der «Eidg. Kommission gegen Rassis- Aktivitäten auf der Homepage. mus». Gründungs- und aktueller Präsident ist der bekannte Journalist Urs Frieden. Das Lokal ist rauchfrei und kann gemietet wer- Von 1997 – 1998 trug YB den Slogan «Gemeinsam den. Neben einer grossen Leinwand gibt es gegen Rassismus» freiwillig als Sticker auf dem eine Bar und einen «Töggelikasten». Trikot-Ärmel, ebenso wie 15 Handball-Teams der Nationalliga und Teams aus den Bereichen Land- Daniela Schumacher 6
Mai 2008 In den Vorstand gewählt: Andreas Gerber Die letzte GV wählte Andreas Gerber in den Vor- stand. Viele kennen ihn, denn von 1978 bis 1991 war er bereits Finanzchef der Genossenschaft, und er amtete in den letzten Jahren als Revisor. Woher kommt seine Liebe zu den Zahlen? Und was macht sein Leben reich? Was ist ihm als Vor- standsmitglied wichtig? Und wie hat sich das Le- ben im Wankdörfli verändert? Seit 33 Jahren wohnen Res und Therese Gerber an der Ecke Breitfeldstrasse / Parkstrasse. Die- ses Haus war zur Miete ausgeschrieben. Obwohl Res am Besichtigungstermin im Militärdienst war und das Haus von innen nicht gesehen hatte, war schnell klar: «Wir nehmen es, egal in welchem Zu- stand es ist.» Das Wichtigste war Gerbers, einen eigenen Garten zu haben. Seit 1981 ist das Haus ihr Eigentum. Ein grosses Plus ist für Res der kurze Arbeitsweg: von der Haustür bis zu seinem Büro hat er, mit dem Tram, nicht mehr als 15 Minuten, so kann er über Mittag heimkommen. Zum Sport hat Res eher eine Möchte-gern- Bezie- hung als eine aktive, obschon man ihn ab und zu in Der Zahlenmensch der BVP-Walking-Gruppe sieht. Während der Euro Rechnen fiel Res schon in der Schule leicht, eine wird er am TV mitfiebern, am liebsten vom Gar- Lehre bei der Kantonalbank lag nahe. Dort führte ten aus und zusammen mit Nachbarn oder Freun- ihn eine Lehrtochter, die im zweiten Lehrjahr war, den. Jetzt freut er sich, denn «ein solcher Anlass ein « … und dann ist sie bei mir geblieben.» Das war kommt nicht so schnell wieder. Es wird sicher ein Therese! Toll an der Lehre war, dass man damals schönes Fest und wir wollen da bleiben, wollen es noch Einblick in alle Abteilungen bekam und All- spüren.» rounder wurde. Elf Jahre blieb Res bei der BEKB. Als das städtische Finanzinspektorat 1973 einen Der BVPler Bänkeler suchte, tat Res den Schritt zur Verwal- Heute werde, sagt Res, das Kulturelle und das tung. Dort konnte er all sein Wissen einbringen: bei Zwischenmenschliche mehr gepflegt als frü- der Verwaltung von städtischem Vermögen, den her. Als Gerbers einzogen, gab es nur drei Fami- Spezialfonds und den Stiftungen. Sein Hauptar- lien mit Kindern im Vorschulalter. Nach 18 Uhr wa- beitsgebiet ist die Vermögensverwaltung der Per- ren Haustüren und Fenster geschlossen, auch bei sonalvorsorgekasse der Stadt Bern. Noch ein Jahr schönem Wetter waren alle drinnen. Sie freuten lang ist Andreas Gerber Bereichsleiter, dann wird sich ob jedem Lacher draussen, so selten waren er pensioniert. die. Es gab damals das «Kaffee-Kränzli» bei Wei- bel und den «Alters-Ausflug» – die Jungen, die mit- Der Geniesser wollten, mussten zahlen. Das Leben zu geniessen, ist Res wichtig. Das Heute ist das Dörfli lebendiger, es gibt einen guten heisst vor allem: gut essen, wobei «gut» nichts zu Mix aus alten und jungen Menschen. Besonders tun hat mit komplizierten Menues, er liebt auch wertvoll für Begegnungen sind die Adventsfenster. einfache Gerichte. Wichtig ist, dass sie mit Liebe Dass Jung und Alt immer wieder den Dialog finden, und Sorgfalt zubereitet wurden. Gerne zieht Res ist Res wichtig. «Ich engagiere mich gerne für Men- selber die Koch-Schürze an, zu seinen Speziali- schen und möchte dazu beitragen.» Die Jugendli- täten – das verrät Therese – gehören Beefsteak- chen sollen sich hier wohl fühlen und die Alten mög- Tartar, Risotto oder Grilladen. Ebenso wichtig ist lichst lange selbständig hier wohnen können. «Es ihm das gemütliche Zusammensein mit der Fami- soll eine gute Perspektive sein, hier alt zu werden.» lie, mit Freunden und Kollegen. Kathrin Bohren 7
Mai 2008 Aus dem Vorstand Konzert im Quartier: das instrumentalkollegium bern Wahlen An der Generalversammlung 2008 wurde der Vor- spielt Werke von: stand neu gewählt. Julia Jenzer und Raoul Mühle- Georg Friedrich Händel mann traten von ihrem Amt zurück. Andreas Gerber Johann Christian Bach und Christa Nienhaus konnten für die Nachfolge Wolfgang Amadeus Mozart gewonnen werden. Ich danke Christa Nienhaus Gabriel Pierné und Res Gerber für ihre Bereitschaft und ihr Enga- Gian Piero Reverberi (Rondo Veneziano) gement im Dienste unserer Genossenschaft. Leroy Anderson Ich bedanke mich an dieser Stelle noch einmal bei Leitung Hans Knoll Julia Jenzer und Raoul Mühlemann. Seit 2002 ha- ben wir gemeinsam im Vorstand gewirkt, wir ha- 3. Juni 2008 um 20 Uhr ben turbulente und schwierige Zeiten erlebt, aber Kirchgemeindehaus der Johanneskirche auch einfache und schöne. Spannend war es im- Wylerstrasse 5, 3014 Bern mer und die Arbeit hat meistens Spass gemacht. Herzlichen Dank und auf hoffentlich viele Wieder- sehen bei genossenschaftlichen Aktivitäten! Heizöl Wieder einisch uf der Suechi Frau von Wartburg hat an der GV angekündigt, nach emene Gschänk? dass sie nach 2-maliger Heizölbestellung das Amt nun gerne weitergibt. Wollt ihr weiterhin von der E Fläsche Wy? – Nei. Vergünstigung profitieren, so meldet euch bitte di- Pralinés? – Ou nid. rekt bei Frau von Wartburg (W46, 031 331 32 74) Es Schuumbad? – Gar nid! oder bei einem Vorstandsmitglied. Die nötigen Un- Aber viellech e bärndütschi CD, terlagen bestehen und können übernommen wer- es Hörbuech mit Gschichte den. gschriebe u gläse vo der Marlies Begert. Ausflug Lueget bim Stauffacher Der Ausflug findet am Samstag, 7. Juni statt und oder bi de Thalia Bücher oder eifach unter führt uns ins Restaurant Schwarzwasserbrücke www.marliesbegert.ch (Mittelhäusern). Raoul Mühlemann wirkt zum letz- ten Mal. Details und Anmeldung folgen ab Mitte Mai. Adressen (Achtung: neue Adressen) Impressum (Elektronische) Post an «ds Wankdörfli»: Sabine Feller, B29d, Präsidentin Daniela Schumacher, Wiesenstrasse 59 031 332 28 08 (am besten abends, nach 20 Uhr) Tel. 031 332 68 66 sabine.feller@iml.unibe.ch daniela.schumacher@tirami-via.ch Redaktion: Andreas Gerber, B30c, Finanzchef, Vizepräsident Marlies Begert, Breitfeldstr. 3 031 331 67 79 (am besten abends, nach 20 Uhr) Kathrin Bohren, Wiesenstr. 34 andreas.gerber@bern.ch Rudolf Gafner, Parkstr. 50 Claudia Meier, Breitfeldstr. 29 Christa Nienhaus, P44, Beisitzerin Daniela Schumacher, Wiesenstr. 59 031 331 48 88 (am besten abends, nach 20 Uhr) Layout: Beatrix Nicolai nienhaus44@bluewin.ch Druck: Wittwer Druck Für den Vorstand: Sabine Feller «Ds Wankdörfli» ist eine vom BVP-Vorstand unabhängige Quartierszeitung. Die inhaltliche Verantwortung liegt bei der Redaktion. 8
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