Euro 08 - die Welt zu Gast im Wankdörfli - Mitteilungsblatt der Siedlung Wankdorf BVP 17. Ausgabe Mai 2008

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Mitteilungsblatt der Siedlung Wankdorf • BVP • 17. Ausgabe • Mai 2008

             Euro 08 – die Welt zu Gast im Wankdörfli

               Die Nationalmannschaft 1953 beim Training mit Heinz Moser, vorderster in der zweiten Gruppe von links (Foto SIE + ER)

Nur wenige Tage noch bis zur Euro 08 – und unser                   Unfassbar, was es heute an Sicherheitsapparatur
Gartenstadt-Idyll wird sozusagen Sperrzone und                     scheints braucht, um im Wankdorf Fussballfeste
Fanmeile in einem. Wir werden Häuser und Türen                     zu feiern. BVP-Veteranen erinnern sich an gute alte
offen stehen lassen können, gestohlen wird ge-                     Zeiten, als sich erregte Fans noch mit dem Aus-
wiss nichts – wie auch? – die Polizeidichte dürfte                 giessen eines Wasserkübels über ihren erhitzten
selbst jene der DDR selig noch weit übertreffen.                   Köpfen abkühlen liessen – wogegen heute die Po-
Schier das ganze Nordquartier wird ja an den drei                  lizei bereits bei mittelprächtigen «Risikospielen»
Spieltagen hermetisch abgeriegelt. 24’000 An-                      vorsorglich schweres Wasserwerfer-Geschütz auf
wohner sind betroffen. Feuerwehr-, Zivilschutz-,                   dem Tellplatz parkiert. Ganz zu schweigen von Di-
Armee- und Polizeistäbe und allerlei sonstige Se-                  mensionen einer Euro 08. Wobei, also, diese Hol-
curity stellen sich ein auf Szenarien vom simp-                    länder, heisst es, seien ja eine ganz angenehme
len Trinkgelage bis zum sinistren Terroranschlag.                  Fan-Klientel, etwas trinkfreudig, gewiss, aber kei-
Nicht minder Sanitäter und Spitäler: von der Aus-                  neswegs auf Randale aus.
nüchterungsgummizelle für alkoholische bis hin
zur Dekontaminierungszentrale für atomare Ernst-                   Also, ich kanns ja schlecht beurteilen, ich bin aus-
fälle, man ist auf alles vorbereitet, lässt nichts an-             gemachter Fussballmuffel. Nicht Antifussballer,
brennen, kann nie wissen.                                          aber Matchabstinenzler. Mein trautes Heim, Glück

                                                                                                                                  1
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allein, ist fussballfreie Insel. Bei mir verfängt das   stellen. Ich mag die Fussballfreuden den Fussball-
«Ball-ist-rund»-Gerede nicht, und auch nicht Stapi      freunden von ganzem Herzen gönnen. Auch den
Tschäppäts «Bern-wirkt-Wunder»-Gefasel. Und             Massenrausch, die Trinkerei, ja bis zu einem ge-
doch finde ich mich nun mitten im Hexenkessel           wissen Grad selbst die Rauferein mag ich gönnen,
wieder. Fussballfieber und Fahnenmeer! Jubel-           so lange sie nur jene treffen, die sie selber suchen.
schreie auf den Rängen, Freudengesänge vor den          Allein, ich fühl mich einfach ein wenig, nun ja, wie
Flimmerkisten! Torschützenorgasmen und Straf-           soll ich sagen, im falschen Film in dieser Euro-08-
bankdepressionen! Goals und Fouls und Penal-            Zeit. Aber ich denke mal, da bin ich wohl nicht al-
ties! Und das mir …Exakt zweimal war ich in mei-        lein – vielleicht gerade im Wankdörfli nicht.
nem Leben in einem Sportstadion, einmal bekifft
bei den Rolling Stones, das andere Mal beseelt bei      Und im Übrigen hat ja so eine Euro 08 auch für
Papst Johannes Paul II.                                 Fussballmuffel ihr Gutes. Denn auch Euro-Absti-
                                                        nenzler kommen durchaus auf ihre Rechnung –
Auch wenn der einstige Proletensport Fussball           dank attraktivem Alternativprogramm. Machen Sie
mittlerweile von Intellektuellen geadelt wird, ist      am 9., 13. oder 17. Juni einen netten Abendspa-
ja doch nach wie vor Fussball respektive die um         ziergang an der Aare! Gehen Sie in die Badi oder
ihn kultivierte Schlachtenbummlerei immer auch          bei Schlechtwetter ins Hallenbad! Genug Platz
ein Stück weit Kriegsersatz. Und das darf, ja soll      und Ruhe ist garantiert, denn die Masse ist weg,
so sein, finde ich. Denn bitte, wo sonst kann sich      Musse kehrt ein. Oder gehen Sie ins Kino, Konzert
heutzutage noch Chauvinismus und Massen-                oder Kasino – reservieren ist überflüssig. Oder le-
rausch letztlich so harmlos und sozialverträglich       sen Sie wieder mal ungestört ein Buch – es ruft so-
austoben wie hier? Da mögen Sportclub-Propa-            wieso keiner an. Und machen Sie im Büro ruhig
gandisten noch lange Anderes behaupten, ich             mal früher Feierabend – der fussballabsorbierte
halts mit dem deutschen Philosophen Peter Slo-          Chef sitzt eh schon vor der Glotze und merkts
terdijk, der zum Fussball im «Spiegel» erklärt hat:     nicht. Oder beschwipsen Sie sich mal wieder or-
«Es gibt kaum ein Spiel, bei dem unsere protoartil-     dentlich, in diesen Tagen der Kampftrinkerei fällts
leristischen Jagderfolgsgefühle so deutlich imitiert    ohnehin nicht auf. Oder geniessen Sie mal Sex bei
werden können.» Abgesehen davon, dass er sich           offenem Fenster, beim Euro-Getöse und -Gebrüll
auch verständlicher hätte ausdrücken können:            rundherum hörts sowieso keiner. Oder …
Der Mann hat recht! Oder haben Sie schon mal
von Hooligans beim Eiskunstlauf gehört? Eben.           In diesem Sinne. Wohlan und Willkommen und all-
                                                        seits einen Wohlgefallen. Welt zu Gast im Wank-
Verstehen Sie mich nicht falsch, ich hab gar nichts     dörfli.
dagegen, will nicht miesepetern, mich ins Abseits                                                Rudolf Gafner

    Die Fussball-Europameisterschaft 1954 und 2008
Kartoffelstock, Rindsbraten und Spinat                  schuss der Fussball-Weltmeisterschaft. Er hatte
Die Fussball-Europameisterschaft steht vor der          an der WM dafür zu sorgen, dass auf der ganzen
Tür. Und (fast) vor der Haustür leben etliche Men-      linken Feldseite neben der Tribüne alle Zuschauer
schen, welche das letzte grosse Fussball-Ereignis       die richtigen Rasensitzplätze auf den nummerier-
im Wankdorf life miterlebt haben: die Weltmeister-      ten Sitzbänken einnahmen. Kein Wunder, dass bei
schaft 1954. Heute wie damals kickten die Spie-         dem Grossaufmarsch von 64‘000 Zuschauerinnen
ler in einem nagelneuen Stadion. 1953 wurde das         und Zuschauern alle mithalfen: Onkel, Cousins
mittlerweile abgerissene Wankdorfstadion eröff-         und befreundete Familien standen gemeinsam mit
net. Heinz Moser an der Wiesenstrasse 37 erinnert       Vater und Söhnen Moser im strömenden Regen,
sich genau, wie er damals, als junger Banklehr-         eingepackt in Gurit-Mäntel und teilten die Plätze
ling, das legendäre 3:2 der Deutschen gegen Un-         zu. Als krönende Belohnung gab’s dann Plätze in
garn mit verfolgen konnte. Sein Vater arbeitete in      der ersten Reihe für sie. Triefend und frierend ver-
der Freizeit im ehrenamtlichen Organisationsaus-        folgten sie das ausverkaufte Spiel.

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                  Die Nationalmannschaft beim Training mit Heinz Moser, vorderster in der zweiten Gruppe von links (Foto SIE + ER)

Schwarzmarkt und Polizeieinsatz                                  tiert, gejubelt und gejohlt. Aber Aggressionen oder
Aber immerhin: sie waren dabei. Denn obwohl für                  Gewalt habe man nicht gekannt. Auch dann nicht,
alle Spiele noch am Spieltag Karten an der Kasse                 als der Favorit Ungarn das Spiel verlor und die Ent-
gekauft werden konnten – für Final-Tickets flo-                  täuschung im Publikum gross war.
rierte schon damals der Schwarzmarkt. Wegen
des schlechten Wetters waren die Preise stark ge-                Insider
sunken – zum Schluss kosteten sie gleich viel wie                Enttäuscht war auch Heinz Moser selbst. Er kannte
an der Stadionkasse, so zwischen 10 und 20 Fran-                 die ungarische Mannschaft – besser wohl als viele,
ken-Beträge, die sich 1954 natürlich noch anders                 die das Spiel verfolgt hatten. Denn wenige Wochen
rechneten: eine 3-Zimmerwohnung zum Beispiel                     vor dem Finale hatte er selbst als YB-Spieler in ei-
kostete damals um die 100 Franken im Monat.                      nem Übungsspiel gegen die Mannschaft gespielt –
Zur Stärkung leistete sich das Publikum zwischen-                und 9:1 verloren. Puskas war der grosse Held die-
durch eine Tasse Tee mit einem Guetzli in Trauben-               ser Partie. Heinz Moser spielte damals im Kader
form oder sonst einem der 10-er-Stückli, die der                 der 1. Mannschaft und im Nationalteam der Juni-
Lorraine-Beck jeweils an den Matches verkaufte.                  oren. Die Trainings absolvierte er in der Freizeit, wo
Natürlich, sagt Heinz Moser, hätte sich – vor allem              er gemeinsam mit den anderen Spielern Ball- und
an der WM – der eine oder andere auch ein Bier ge-               Bewegungstraining, Seilspringen und Laufen ab-
gönnt. Nur sei das halt so gewesen, dass die mei-                solvierte. «Wir haben Runden gedreht, Runden!»
sten das Portemonnaie schon nach dem ersten                      erinnert sich Heinz Moser, und dem Unterton in sei-
Bier hätten umdrehen müssen um zu sehen, ob und                  ner Stimme ist anzuhören, dass dieser Teil des Trai-
was denn da überhaupt noch drin war. Auch sonst                  nings nicht zu den beliebtesten im Team gehörte.
war manches anders, einfacher und bescheidener.                  Der Club stellte den Spielern die Tricots zur Verfü-
Polizisten, ja, meint Heinz Moser, die habe es na-               gung, für die (teuren) Fussballschuhe und Trainer
türlich auch gebraucht. Die hätten alle Hände voll               mussten die Spieler selber besorgt sein. Bei Aus-
zu tun gehabt – mit dem Regeln des Verkehrs! Im                  landspielen wurden sie – etwa 1953 in Brüssel –
Stadion selbst hätten damals zwei, drei Securitas-               «empfangen wie die Fürsten» und beim Einlaufen
Wächter genügt. Wie sich das erklären lässt? «Ich                ins Stadion mit lauten «Vive la Suisse!»-Rufen be-
deute das so», erläutert Heinz Moser, «es ging um                grüsst. Doping war damals noch ein Fremdwort,
Fussball, einfach nur um Fussball. Geld war damals               Sportlernahrung hingegen nicht. Ovosport hätten
noch kaum im Spiel, und die Matches wurden auch                  sie benutzt und vor einem wichtigen Spiel gab es
nicht so aggressiv wie heute. Heute müssen sie ge-               jeweils das leichtverdauliche Standardmenu: Kar-
winnen. Es geht um viel Geld». Natürlich seien die               toffelstock, Rindsbraten und Spinat …
Leute mitgegangen, hätten jeden Pass kommen-                                                                        Claudia Meier

                                                                                                                                3
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           Porträts und Statements von BewohnerInnen

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                                                                                       – die Gastgeberin
                                                                                       Sie bezeichnet sich selber als un-
                                                                                       sportlich und meint, eigentlich
                                                                                       kaum Interesse an Fussball zu ha-
                                                                                       ben. Kathrin Bohren hat in ihrem
                                                                                       Häuschen an der Wiesenstrasse
                                                                                       ein Gästezimmer eingerichtet
                                                                                       um B&B (Bed and Breakfast) an-
Pascal, Dominic                               Manuel und Silas Albrecht
                                                                                       zubieten. Nicht wegen der Euro.
und Olivier Schneuwly                         – die Fans
                                                                                       Einfach als Erwerbsquelle und
– die Aktivsportler
                                              Was bedeutet Euch Fussball?              aus Freude am Kontakt mit an-
Sie sind sich einig, alle drei: Fuss-         Fussball fägt. Es macht Spass,           dern Menschen. Die holländische
ball sei ein «langsamer» Sport. Sie           etwas mit anderen zusammen zu            Botschaft weiss Bescheid, auch
selber kommen aus der «schnel-                machen. Das macht glücklich.             Bern Tourismus, vielleicht müs-
len» Szene: Eishockey. «Natür-                Was tut Ihr an der EM?                   sten noch andere Institutionen
lich ist es toll, so nah am Gesche-           Wir sammeln Panini-Bilder. Wir           benachrichtigt werden.
hen der EM zu wohnen. Nein, sie               haben schon eine ganze Beige,            Durch die Euro-Hintertüre hat
werden bestimmt nicht zu Hause                auch zum Tauschen. Und dann              sich nun doch eine gewisse Neu-
vor dem Fernseher sitzen, wenn                spielen wir draussen Fussball.           gierde für das Fussballgesche-
in Bern gespielt wird.» Sie wollen            Auf dem Wägli oder auf dem Mar-          hen eingeschlichen: «Wer wird
vor dem Stadion mit dabei sein.               kus-Spielplatz.                          mein Gast sein?» Lieber als einen
Es werden sicherlich Leinwände                Von wem bist Du Fan?                     Fan hätte Kathrin Bohren in ihrem
aufgestellt. Da ist die Stimmung              Von Italien, weil die auch schon         Einzelzimmer jemanden, der an
doch eine ganz andere.                        das letzte Mal gewonnen haben.           der Euro arbeitet. Eine ruhige Sie
Alle drei hätten gerne den Englän-            Ich glaube, Italien gewinnt dies-        oder einen ruhigen Er.
dern den EM-Titel gegönnt. Diese              mal auch wieder.                         «Welcher Mannschaft drückst du
Spieler wüssten noch zu kämpfen,              Was würdest Du tun, wenn die             die Daumen?» frage ich. «Ach,
ohne Showeinlagen, ohne sich                  Schweiz gewinnt?                         keiner», lächelt Kathrin. «Oder nur
schmerzvoll am Boden zu wäl-                  Ich würde mich mega freuen und           ein ganz klein wenig den Franzo-
zen, zu stöhnen, ohne Tricks um               es allen in der Schule erzählen!         sen, weil ich ihr Land so mag.»
Zeit zu gewinnen. Leider haben                       Aufgezeichnet von Claudia Meier          Aufgezeichnet von Marlies Begert
die Briten die Vorentscheidung
nicht geschafft. Olivier und Pascal
drücken deshalb der Schweiz und
Deutschland die Daumen. Domi-
nic schliesst auch noch die Fran-
zosen mit ein, weil diese die WM
knapp verpasst haben.
Ob sie der Schweiz denn eine
Chance gäben? Will ich wissen.
«Wenn sie so wie an der WM spie-
len, bestimmt.» Daran zweifeln
die 3 Brüder nicht im geringsten.
           Aufgezeichnet von Marlies Begert

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Ernst Stauffer                            Andrea Nienhaus –                          Marlies Begert –
«Schtouffer Aschi»                        lieber Hockey …                            nachgedacht
– Rentner
                                          Andreas Herz schlägt nicht so sehr         EM – Stade de Suisse. Auf meinem
Welche Beziehung hast Du zum              für Fussball, viel mehr für Hockey,        inneren Bildschirm marschieren sie
Fussball?                                 war sie doch über vier Jahre in der        auf, die Mannen aus Holland, Ita-
Keine grosse. Ich bin kein Fussball-      Uni-Hockey-Mannschaft. Seit sie            lien, Frankreich, Rumänien... Sie
Fan. Dieser Sport sagt mir nicht          sich neben der Lehre als Elektro-          stehen in einer Reihe, fassen sich
sehr viel. Ich komme ja ursprüng-         monteurin auf die Berufsmatur vor-         an den Händen oder legen ihre
lich von Andermatt und schwärme           bereitet, fehlt ihr die Zeit für Trai-     Arme um die Schultern der Ka-
eher für volkstümliche Sportarten         ning und Matches. Jeden Winter             meraden. Nun erklingt Musik. Wer
wie Schwingen und Hornussen.              fährt sie aber mit FreundInnen zum         kann, mag, will, singt: «Wilhelm von
                                          «Spengler Cup» nach Davos und              Nassau», «Fratelli d’Italia», «Allons
Freust Du Dich dennoch auf die            geniesst dort das Abschalten, die          enfants de la patrie», «Erwache Ru-
Euro 08?                                  langen Nächte mit Festen und Fei-          mäne»... Ich räuspere mich, klaube
Ja natürlich, so eine Euro ist inter-     ern und als Zuschauerin die Eis-           nach meinem Taschentuch. Zum
essant. Ich bin pensioniert, habe         hockey-Spiele.                             Glück sieht mich keiner!
viel Zeit, und so eine Euro, das gibt     Zur Euro 08 in Bern hat Andrea mit         Nach Entrada und Begrüssung –
Betrieb, da sieht man viele Leute,        zwei Kollegen in der Schule eine Ar-       Anpfiff. In meinem Kopf sehe ich
da läuft etwas.                           beit zum Thema Sicherheit, Fanar-          die anfeuernden und buhrufenden
                                          beit und die Auswirkungen auf den          Fans. Auf den Tribünen schwingen
Was wirst Du denn während der             Tourismus geschrieben. Andrea hat          sie mit bemalten Gesichtern ihre
Euro tun?                                 u.a. Alexander Tschäppät und Be-           Fahnen. Auf dem Spielfeld wird
Na ja, ich werde zum Fenster hinaus       nedikt Weibel befragt. Ihr Fazit: Die      der Ball schnell und präzise weiter-
schauen und sehen, was so läuft.          Euro 08 wird – hoffentlich – dazu          gekickt. Männer stürzen, purzeln,
Ich werde auch auf die Strasse hin-       beitragen, das Image der Schweiz           rappeln sich wieder auf, springen
aus gehen, vielleicht auch mal zum        zu verbessern. Servicepersonal,            aneinander hoch, drücken sich
Stadion hinüber, um zu sehen, was         Taxifahrer und Zöllner durchlaufen         (das gefällt mir). Nach 2 x 45 Mi-
da so läuft. Und sicher werde ich         «Benimm»-Kurse, damit sie höflich          nuten Spiel-Ende. Gewonnen –
auch während der Euro zu unse-            mit den Gästen umgehen. Dass das           Hurra! Verloren – diese Kunst muss
rem Familiengärteler-Pflanzblätz          nötig ist, gibt zu denken.                 man erst mal können!! Welcher Na-
auf dem Schermenareal gehen.              Dank den Tickets, die ihr Vater ge-        tionalmannschaft würde ich ei-
                                          wonnen hat, wird Andrea das Spiel          gentlich die Daumen drücken? In
Für welche Mannschaft fieberst            Holland – Frankreich life sehen und        der Europahymne heisst es: … alle
Du?                                       den Holländern die Daumen drüc-            Menschen werden Brüder.» Da rei-
Fiebern? Also fiebern tu ich eigent-      ken. Sonst wird sie zur Arbeit fah-        chen natürlich zwei Daumen mit-
lich nicht. Ich finds halt einfach in-    ren wie immer und sie hofft, mit           nichten. Aber mit Fingern und Ze-
teressant, wenn etwas läuft.              ihrem Roller gut über die Wank-            hen könnte man vielleicht schon
         Aufgezeichnet von Ruedi Gafner   dorfkreuzung zu kommen.                    etwas bewirken. Vielleicht?!
                                                  Aufgezeichnet von Kathrin Bohren                           Marlies Begert

                                                                                                                         5
Mai 2008

                                         HalbZeit ?!
Diesen Begriff kennen wir aus der Welt des Fuss-     hockey, Volleyball, Alternativfussball und Stras-
balls – er bedeutet aber auch noch etwas Anderes,    senhockey.
etwas ungemein Kreatives, Spannendes.                Immer häufiger wurde der Verein HalbZeit auch als
HalbZeit ist das Lokal eines im Breitenrain ansäs-   Anlaufstelle für Auskünfte zum Thema Sport und
sigen Vereins, des Vereins «Gemeinsam gegen          Rassismus angegangen, beispielsweise für Vor-
Rassismus», der ein Lokal im Tiefparterre an der     träge von Schülern aus der ganzen Schweiz.
Beundenfeldstrasse 13 betreibt und sich für Fair-    Da die Mitgliederzahl kontinuierlich wuchs, sah
ness im Sport einsetzt.                              sich der Verein HalbZeit nach einem Treffpunkt um
«Gemeinsam gegen Rassismus» trat im März 1996        und wurde schliesslich im Breitenrain fündig: am
erstmals an die Öffentlichkeit.                      4. März 1998 konnte das Fussball-Lokal «Halb-
Der Grund für die Aktion «Gemeinsam gegen Ras-       Zeit» an der Beundenfeldstrasse 13 eingeweiht
sismus» war die Tatsache, dass rassistische und      werden. HalbZeit ist seither meist am Mittwoch
neo-nazistische Hooligans das Wankdorfstadion        Abend, sicher aber bei allen wichtigen Fussball-
seit längerem unsicher machten.                      spielen geöffnet und lebendiger Treffpunkt eher
Durch Veranstaltungen und intensive Öffentlich-      jüngerer, männlicher Fussballfans.
keitsarbeit gelang es den Initianten von «Gemein-    HalbZeit wird mit Mitgliederbeiträgen, Bareinnah-
sam gegen Rassismus», die verschiedenen For-         men sowie Spenden finanziert. Alle Vorstands-
men von Fremdenfeindlichkeit zu thematisieren        mitglieder arbeiten ehrenamtlich. Seit 1999 wird
und einer breiteren Öffentlichkeit bewusst zu ma-    HalbZeit als offiziell anerkannter Gemeinschafts-
chen. Der BSC YB verpflichtete sich beispiels-       treff durch die Stadt Bern in kleinem Umfang sub-
weise in der Folge dazu, sich an die Grundsätze      ventioniert.
anti-rassistischer Praxis zu halten. Die rassisti-
schen Angriffe und Anpöbeleien nahmen dank der        HalbZeit
Vereinsaktivitäten markant ab.                        Beundenfelstr. 13, 3013 Bern, 031 331 12 13
Seit Anfang wird der politisch und konfessionell      info@halbzeit.ch, www.halbzeit.ch
unabhängige Verein «Gemeinsam gegen Rassis-
mus» unterstützt von einem prominenten Patro-         Offen: meist am Mittwoch ab 20h oder bei
natskomitee (dabei ist u.a. Alexander Tschäppät)      wichtigen Fussballspielen. Aktuelle Infos zu
sowie von der «Eidg. Kommission gegen Rassis-         Aktivitäten auf der Homepage.
mus». Gründungs- und aktueller Präsident ist der
bekannte Journalist Urs Frieden.                      Das Lokal ist rauchfrei und kann gemietet wer-
Von 1997 – 1998 trug YB den Slogan «Gemeinsam         den. Neben einer grossen Leinwand gibt es
gegen Rassismus» freiwillig als Sticker auf dem       eine Bar und einen «Töggelikasten».
Trikot-Ärmel, ebenso wie 15 Handball-Teams der
Nationalliga und Teams aus den Bereichen Land-                                         Daniela Schumacher

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Mai 2008

            In den Vorstand gewählt: Andreas Gerber
Die letzte GV wählte Andreas Gerber in den Vor-
stand. Viele kennen ihn, denn von 1978 bis 1991
war er bereits Finanzchef der Genossenschaft,
und er amtete in den letzten Jahren als Revisor.
Woher kommt seine Liebe zu den Zahlen? Und
was macht sein Leben reich? Was ist ihm als Vor-
standsmitglied wichtig? Und wie hat sich das Le-
ben im Wankdörfli verändert?
Seit 33 Jahren wohnen Res und Therese Gerber
an der Ecke Breitfeldstrasse / Parkstrasse. Die-
ses Haus war zur Miete ausgeschrieben. Obwohl
Res am Besichtigungstermin im Militärdienst war
und das Haus von innen nicht gesehen hatte, war
schnell klar: «Wir nehmen es, egal in welchem Zu-
stand es ist.» Das Wichtigste war Gerbers, einen
eigenen Garten zu haben. Seit 1981 ist das Haus
ihr Eigentum. Ein grosses Plus ist für Res der kurze
Arbeitsweg: von der Haustür bis zu seinem Büro
hat er, mit dem Tram, nicht mehr als 15 Minuten, so
kann er über Mittag heimkommen.                        Zum Sport hat Res eher eine Möchte-gern- Bezie-
                                                       hung als eine aktive, obschon man ihn ab und zu in
Der Zahlenmensch                                       der BVP-Walking-Gruppe sieht. Während der Euro
Rechnen fiel Res schon in der Schule leicht, eine      wird er am TV mitfiebern, am liebsten vom Gar-
Lehre bei der Kantonalbank lag nahe. Dort führte       ten aus und zusammen mit Nachbarn oder Freun-
ihn eine Lehrtochter, die im zweiten Lehrjahr war,     den. Jetzt freut er sich, denn «ein solcher Anlass
ein « … und dann ist sie bei mir geblieben.» Das war   kommt nicht so schnell wieder. Es wird sicher ein
Therese! Toll an der Lehre war, dass man damals        schönes Fest und wir wollen da bleiben, wollen es
noch Einblick in alle Abteilungen bekam und All-       spüren.»
rounder wurde. Elf Jahre blieb Res bei der BEKB.
Als das städtische Finanzinspektorat 1973 einen        Der BVPler
Bänkeler suchte, tat Res den Schritt zur Verwal-       Heute werde, sagt Res, das Kulturelle und das
tung. Dort konnte er all sein Wissen einbringen: bei   Zwischenmenschliche mehr gepflegt als frü-
der Verwaltung von städtischem Vermögen, den           her. Als Gerbers einzogen, gab es nur drei Fami-
Spezialfonds und den Stiftungen. Sein Hauptar-         lien mit Kindern im Vorschulalter. Nach 18 Uhr wa-
beitsgebiet ist die Vermögensverwaltung der Per-       ren Haustüren und Fenster geschlossen, auch bei
sonalvorsorgekasse der Stadt Bern. Noch ein Jahr       schönem Wetter waren alle drinnen. Sie freuten
lang ist Andreas Gerber Bereichsleiter, dann wird      sich ob jedem Lacher draussen, so selten waren
er pensioniert.                                        die. Es gab damals das «Kaffee-Kränzli» bei Wei-
                                                       bel und den «Alters-Ausflug» – die Jungen, die mit-
Der Geniesser                                          wollten, mussten zahlen.
Das Leben zu geniessen, ist Res wichtig. Das           Heute ist das Dörfli lebendiger, es gibt einen guten
heisst vor allem: gut essen, wobei «gut» nichts zu     Mix aus alten und jungen Menschen. Besonders
tun hat mit komplizierten Menues, er liebt auch        wertvoll für Begegnungen sind die Adventsfenster.
einfache Gerichte. Wichtig ist, dass sie mit Liebe     Dass Jung und Alt immer wieder den Dialog finden,
und Sorgfalt zubereitet wurden. Gerne zieht Res        ist Res wichtig. «Ich engagiere mich gerne für Men-
selber die Koch-Schürze an, zu seinen Speziali-        schen und möchte dazu beitragen.» Die Jugendli-
täten – das verrät Therese – gehören Beefsteak-        chen sollen sich hier wohl fühlen und die Alten mög-
Tartar, Risotto oder Grilladen. Ebenso wichtig ist     lichst lange selbständig hier wohnen können. «Es
ihm das gemütliche Zusammensein mit der Fami-          soll eine gute Perspektive sein, hier alt zu werden.»
lie, mit Freunden und Kollegen.                                                                Kathrin Bohren

                                                                                                           7
Mai 2008

Aus dem Vorstand                                            Konzert im Quartier:
                                                            das instrumentalkollegium bern
Wahlen
An der Generalversammlung 2008 wurde der Vor-               spielt Werke von:
stand neu gewählt. Julia Jenzer und Raoul Mühle-            Georg Friedrich Händel
mann traten von ihrem Amt zurück. Andreas Gerber            Johann Christian Bach
und Christa Nienhaus konnten für die Nachfolge              Wolfgang Amadeus Mozart
gewonnen werden. Ich danke Christa Nienhaus                 Gabriel Pierné
und Res Gerber für ihre Bereitschaft und ihr Enga-          Gian Piero Reverberi (Rondo Veneziano)
gement im Dienste unserer Genossenschaft.                   Leroy Anderson
Ich bedanke mich an dieser Stelle noch einmal bei           Leitung Hans Knoll
Julia Jenzer und Raoul Mühlemann. Seit 2002 ha-
ben wir gemeinsam im Vorstand gewirkt, wir ha-              3. Juni 2008 um 20 Uhr
ben turbulente und schwierige Zeiten erlebt, aber           Kirchgemeindehaus der Johanneskirche
auch einfache und schöne. Spannend war es im-               Wylerstrasse 5, 3014 Bern
mer und die Arbeit hat meistens Spass gemacht.
Herzlichen Dank und auf hoffentlich viele Wieder-
sehen bei genossenschaftlichen Aktivitäten!

Heizöl                                                      Wieder einisch uf der Suechi
Frau von Wartburg hat an der GV angekündigt,                nach emene Gschänk?
dass sie nach 2-maliger Heizölbestellung das Amt
nun gerne weitergibt. Wollt ihr weiterhin von der           E Fläsche Wy? – Nei.
Vergünstigung profitieren, so meldet euch bitte di-         Pralinés? – Ou nid.
rekt bei Frau von Wartburg (W46, 031 331 32 74)             Es Schuumbad? – Gar nid!
oder bei einem Vorstandsmitglied. Die nötigen Un-
                                                            Aber viellech e bärndütschi CD,
terlagen bestehen und können übernommen wer-
                                                            es Hörbuech mit Gschichte
den.
                                                            gschriebe u gläse vo der Marlies Begert.
Ausflug
                                                            Lueget bim Stauffacher
Der Ausflug findet am Samstag, 7. Juni statt und
                                                            oder bi de Thalia Bücher oder eifach unter
führt uns ins Restaurant Schwarzwasserbrücke
                                                            www.marliesbegert.ch
(Mittelhäusern). Raoul Mühlemann wirkt zum letz-
ten Mal. Details und Anmeldung folgen ab Mitte
Mai.

Adressen (Achtung: neue Adressen)                           Impressum

                                                            (Elektronische) Post an «ds Wankdörfli»:
Sabine Feller, B29d, Präsidentin                            Daniela Schumacher, Wiesenstrasse 59
031 332 28 08 (am besten abends, nach 20 Uhr)               Tel. 031 332 68 66
sabine.feller@iml.unibe.ch                                  daniela.schumacher@tirami-via.ch

                                                            Redaktion:
Andreas Gerber, B30c, Finanzchef, Vizepräsident
                                                            Marlies Begert, Breitfeldstr. 3
031 331 67 79 (am besten abends, nach 20 Uhr)
                                                            Kathrin Bohren, Wiesenstr. 34
andreas.gerber@bern.ch                                      Rudolf Gafner, Parkstr. 50
                                                            Claudia Meier, Breitfeldstr. 29
Christa Nienhaus, P44, Beisitzerin                          Daniela Schumacher, Wiesenstr. 59
031 331 48 88 (am besten abends, nach 20 Uhr)
                                                            Layout: Beatrix Nicolai
nienhaus44@bluewin.ch
                                                            Druck: Wittwer Druck

                          Für den Vorstand: Sabine Feller   «Ds Wankdörfli» ist eine vom BVP-Vorstand
                                                            unabhängige Quartierszeitung. Die inhaltliche
                                                            Verantwortung liegt bei der Redaktion.

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