Hannover 96 - Eintracht Frankfurt - Niedersachsenstadion, Sa. 01.11.2014, 15.30 Uhr

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Hannover 96 - Eintracht Frankfurt - Niedersachsenstadion, Sa. 01.11.2014, 15.30 Uhr
Bundesliga, Saison 2014/2015              Nr.473

      Hannover 96 – Eintracht Frankfurt
  Niedersachsenstadion, Sa. 01.11.2014, 15.30 Uhr

                           Liebe 96iger!
Wie gerne würden wir einfach mal wieder nur über Fußball reden.
Nach der Achterbahnfahrt der letzten Wochen kam der Sieg beim
strauchelnden Spitzenclub aus Dortmund zur richtigen Zeit. Waren
unsere Roten in den letzten Spielzeiten doch prädestinierter
Aufbaugegner für verunsicherte Mannschaften, hat es nun auch
endlich mal wieder für einen Dreier in solch einem Duelle gereicht –
und das im Westfalenstadion. Lang, lang ist’s her. Direkt im Anschluss
folgte dann aber das verdiente Pokalaus beim Zweitligisten aus Aalen.
Das Auf und Ab geht weiter.

Heute also gegen die Eintracht aus Frankfurt. Gefühlt eine ähnliche
Wundertüte wie die eigene Truppe. Die Vorzeichen stehen eher auf
Sturm, wenn man sich die Verletztenliste von Hannover anschaut. Da
fehlt doch schon einiges an Stammplatzpotential. Es wird also
spannend sein, ob die jungen Wilden aus der zweiten Reihe diese
Lücken schließen können und so zur alten Heimstärke zurückgefunden
wird.
Hannover 96 - Eintracht Frankfurt - Niedersachsenstadion, Sa. 01.11.2014, 15.30 Uhr
Aber auch über das Geschehen auf dem Platz hinaus wollen wir euch
weiter Einblicke geben und haben euch dafür wieder einige Artikel
herausgesucht, die nachdenklich machen sollten und die ein oder
andere Meinung vielleicht nochmals überdenken lassen. Hier wird
immer wieder deutlich: es gibt nicht nur schwarz und weiß.
Gegenmeinungen muss man auch zulassen dürfen.

Wo dies ganz sicher nicht der Fall ist, ist bei Themen wie der HoGeSa-
Bewegung. Die Demo in Köln hat eindrücklich gezeigt, welche
Menschen dort zusammenkommen und worum es ihnen geht. Da gibt
es keinen Spielraum mehr. Bei Rufen wie „Deutschland den Deutschen
– Ausländer raus“ wird klar, wer hier den Fußball missbraucht und
versucht, rechte Gesinnung in der Mitte der Gesellschaft zu platzieren.
Ein doppeltes Ärgernis, sollte doch auch der Letzte erkennen, dass es
nicht die Ultras sind, die ein Problem des Fußballs darstellen. Die Ultras
sind, auch wenn sie ganz klar nicht ohne Fehler sind, sicherlich eher ein
Luxusproblem und die ständige Diskussion über sie, Jammern auf ganz
hohem Niveau. 4.500 Ultras hätte die Polizei, anders als selbe Anzahl
an Hooligans, sicherlich auch im Griff gehabt.

Wie es also weitergeht im deutschen Fußball, liegt auch ein Stück weit
an jedem von uns selbst. Es gilt, Werte zu vermitteln und klare
Grenzen zu ziehen. Fußball lebt dabei nicht von den Kampagnen der
großen Verbände oder der Politik. Fußball lebt vor Allem durch seine
Fans. Nur sie haben die Macht, Inhalte zu transportieren und Werte
wie Demokratie und Akzeptanz aufrecht zu erhalten. Wir reden hier
nicht von Politik, sondern Grundwerten, die überall in unserer
Gesellschaft herrschen sollten. Dafür sollten auch Fans einstehen. Für
eine lebendige und auch kritische Fankultur.

Aber auch den Sport und den Verein, den wir lieben, wollen wir dabei
nicht aus den Augen verlieren. Wir hoffen also, ihr genießt sowohl das
Studium dieser Lektüre als auch ein tolles und erfolgreiches
Fußballspiel. Das wäre doch eine wunderbare Kombination! 

In diesem Sinne: Auf geht’s Hannover kämpfen und siegen!
Hannover 96 - Eintracht Frankfurt - Niedersachsenstadion, Sa. 01.11.2014, 15.30 Uhr
Fangewalt im Fußball: Die seltsamen Zahlen der Polizei
                 von www.zeit.de / Autor Fabian Scheler

Eine Behörde sammelt Daten zur Gewalt im Fußball. Experten halten
die Zahlen für unbrauchbar, dennoch werden sie von Politikern,
Polizisten und Medien instrumentalisiert.

Jedes Jahr sammelt die Zentrale Informationsstelle Polizeieinsätze (Zis)
Daten zur Gewalt im Fußball und veröffentlicht sie in einem Bericht.
Die Behörde zählt, wie viele Fans bei Bundesligaspielen verletzt, wie
viele Fans festgenommen und wie viele bengalische Feuer am
Stadioneingang konfisziert wurden. In der vergangenen Woche
erschien der Bericht für die abgelaufene Saison 2013/14.

Der Bericht ist für viele Parteien wichtig. Wenn die Zahlen höher sind
als im Vorjahr, wie es gerade der Fall ist, wenn es also scheinbar immer
gewalttätiger zugeht in deutschen Fußballstadien, können
Innenminister gegenüber den Steuerzahlern die Kosten für
Polizeieinsätze rechtfertigen. Polizeigewerkschaftler können die
Vereine auffordern, sich an den steigenden Sicherheitskosten zu
beteiligen. Dazu kommen die Skandal-Überschriften der
Boulevardmedien.

Doch der Bericht ist problematisch. Die Zahlen werden undifferenziert
und schwer nachvollziehbar erhoben. "Der Bericht ist für zuverlässige
Analysen und Aussagen zum Grundproblem der Gewalt in und um
Stadien nicht zu gebrauchen", sagt der Polizeiwissenschaftler Thomas
Feltes, der zu dem Thema forscht und Konzepte zum Umgang mit
Gewalt im Fußball entwickelte.

Gruppen unter Generalverdacht

Viele Zahlen werden ohne Augenmaß erhoben. So etwa die 8.989
freiheitsentziehenden Maßnahmen der abgelaufenen Saison, ein
Anstieg um 31 Prozent. Was genau für Maßnahmen das sind, wird
Hannover 96 - Eintracht Frankfurt - Niedersachsenstadion, Sa. 01.11.2014, 15.30 Uhr
nicht beschrieben. Fanrechtler und Fananwälte argumentieren, dass
manchmal Hunderte von Fans als Tatverdächtige behandelt werden.
Ganze Gruppen würden unter Generalverdacht gestellt, würden gezielt
eingekesselt und nicht wenige von der Polizei erfasst, weil sie zur
falschen Zeit am falschen Ort sind.

Was in dem Bericht nicht steht: Wie viele tatsächliche Urteile sich aus
den freiheitsentziehenden Maßnahmen ergeben. Wie viele der 8.989
Verdächtigen also auch tatsächlich gegen ein Gesetz verstoßen haben.
"Da es von der Justiz keinen standardisierten Rückfluss über den
Ausgang von Strafverfahren zur Polizei gibt, liegen hierzu keine Daten
vor", heißt es von der Zis. Experten gehen davon aus, dass es sich
hierbei nur um einen niedrigen einstelligen Prozentsatz handelt.

Mehr verletzte durch Pfefferspray als durch Bengalos

Ein anderes Beispiel: Im Bericht werden in der kompletten Spielzeit
sieben durch Pfefferspray verletzte Stadionordner aufgeführt. "Das
halte ich für absolut unrealistisch. So viele habe ich alleine schon bei
drei Spielen gesehen", sagt der Kriminologe Feltes. Zudem wird in dem
aktuellen Bericht nicht definiert, was genau eine Verletzung eigentlich
sein soll und wer für die Verletzung verantwortlich ist.

Immerhin liefert eine neue Kategorie einen Anhaltspunkt für eine
Antwort auf die letzte Frage. Zum ersten Mal wird in dem aktuellen
Bericht unterschieden ob Stadionbesucher, Ordner oder Polizisten
durch Pyrotechnik oder Pfefferspray verletzt wurden. Das Ergebnis ist
nicht gerade schmeichelhaft für die Polizei. In der abgelaufenen
Bundesligasaison verletzten sich demnach 164 Personen durch
bengalische Feuer, 168 Personen jedoch durch den Einsatz von
Pfefferspray. "Die Zahlen lassen darauf schließen, dass die Gefahr, bei
einem Fußballspiel verletzt zu werden, nach wie vor eher von der
Polizei, als von Fans oder Ultras ausgeht", sagt Feltes. Die Zis hält
dagegen. Die meisten Ultras würden sich wegen des geltenden Kodex
nicht melden, wenn sie durch Pyrotechnik verletzt wurden.
Hannover 96 - Eintracht Frankfurt - Niedersachsenstadion, Sa. 01.11.2014, 15.30 Uhr
Jan Placht ist Fan des FC Bayern und Blogger. Auch er sieht den Zis-
Bericht kritisch. "Was bringt es, diesen Datenhaufen ohne wirkliche
Interpretation zu veröffentlichen?", fragt er. Für aktive Fußballfans ist
der Bericht jedes Jahr ein Ärgernis. In seiner Zusammenfassung ist in
den Zahlen von einem Anstieg "sicherheitsgefährdenden Verhaltens
sogenannter Fans" die Rede. Selbst wenn das stimmen sollte, bleibt
vor allem eine Zahl: 0,007 Prozent der 18,4 Millionen Stadionbesucher
wurden in der abgelaufenen Saison verletzt. Daraus ein
Sicherheitsproblem abzuleiten, verzerrt die Wirklichkeit. In Fankreisen
wird der Bericht daher kontrovers diskutiert, letztlich aber kaum ernst
genommen.

Placht schlägt vor, die eingesetzten Polizeikräfte pro Spiel aufzulisten
und diese mit den dortigen Verletztenzahlen und Festnahmen
abzugleichen. Dadurch ließe sich ein maßvoller Einsatz der
Polizeikräfte entwickeln. Für jedes einzelne Spiel. "Sicher würden
dadurch viele Arbeitsstunden entfallen", sagt Placht.

Über die Einsatzstunden der Polizisten wird aktuell debattiert. Fast
zwei Millionen waren es in der vergangenen Spielzeit. "Das kann man
dem Bürger nicht mehr erklären", sagte Ralf Jäger, der Innenminister
von Nordrhein-Westfalen. Im Rahmen eines Pilotprojekts begleitete
die Polizei in dieser Saison risikofreie Spiele in NRW nur noch mit dem
Mindestmaß an Personal. Die Aktion wird von Jäger und den Fans als
Erfolg bewertet und soll sich fortsetzen. Die Einsatzleiter sind für das
Thema schon sensibilisiert. Der Kriminologe Feltes bestätigt einigen
eine "verantwortungsvolle Personalplanung."

Feltes fordert den DFB und die DFL auf, unabhängige Beobachter zu
jedem Spiel zu schicken. Daraus würden sich Strategien entwickeln
lassen. Schlägereien wie am Wochenende am Gelsenkirchener
Bahnhof, als Schalke-Fans zwölf Polizisten verletzten, könnten
nüchtern ausgewertet werden.
Hannover 96 - Eintracht Frankfurt - Niedersachsenstadion, Sa. 01.11.2014, 15.30 Uhr
Am Ende steht ein Bericht, der sowohl Arbeitsnachweis als auch
Bedarfsanalyse der Polizei ist. "Wir stellen die Grundlage zur
Problemanalyse und zur Entwicklung neuer Strategien für die
Bewältigung von Fußballeinsätzen", heißt es von Seiten der Zis. Mehr
Repressionen und mehr Identitätsfeststellungen braucht mehr Polizei,
so die Logik. Wo viel los ist, wird viel gebraucht. Der Bericht zur
Fangewalt im Fußball wird dadurch zu einer selbsterfüllenden
Prophezeiung.

          Doppelmoral – Der Adventskalender 2014

Die Bildzeitung nimmt es manchmal wohl nicht ganz so genau mit der
Haltung, die sie vertritt. Wir alle können uns sicherlich noch an die
Berichterstattung erinnern, die alles ins Rollen brachte und maßgeblich
zur heutigen Eiszeit zwischen Fanszene und Vereinsführung beitrug.
„Fans jubeln mit Serienmörder“ hieß es in Großbuchstaben. Die
Reaktion des Vereins: „Absolut inakzeptabel“. Es folgte eine längere
mediale Schlammschlacht und die Frage nach dem guten Geschmack
war eröffnet. Lustig, dass es ausgerechnet die Boulevardpresse war
und ist, die diesen zu kennen scheint.

Wirklich skurril wird es aber, wenn nur wenige Jahre später der
Serienmörder, den die Ultras Hannover inakzeptabler Weise auf einer
Fahne präsentierten (die im Übrigen alles andere als neu war) zum
wiederholten Male auf dem jährlichen Adventskalender auftaucht. Das
muss man doch kritisieren! Skandal! Absolut inakzeptabel! Oder nicht?

Nein! Die Bildzeitung erklärt umfänglich den neuen „Kultkalender“.
Garniert wird dieser nämlich mit „Promis, kleinen Geschichten und
versteckten Gags“. Zu welcher dieser Kategorien zählt denn nun ein
Serienmörder? Oder ist der etwa doch hannoversche Folklore und
gehört zur Geschichte der Stadt? Darf man mit ihm und seiner
Geschichte also auch werben? Wenn dem so wäre, warum war denn
dann die Fahne so ein Skandal? Es leben die Hüter des guten
Geschmacks – es lebe die Doppelmoral.
Hannover 96 - Eintracht Frankfurt - Niedersachsenstadion, Sa. 01.11.2014, 15.30 Uhr
Hannover 96 - Eintracht Frankfurt - Niedersachsenstadion, Sa. 01.11.2014, 15.30 Uhr
Pressebericht zur HoGeSa-Demo in Köln
                           von www.taz.de

                „Eine reine Neonazi-Demonstration“

Antira-Initiativen wurden aus den Stadien verdrängt, sagt Pavel
Brunßen vom linken Fan-Magazin „Transparent“. So konnte die rechte
Hoolszene anwachsen.

taz: Herr Brunßen, am Sonntag sind in Köln mehrere tausend
Hooligans aufmarschiert. Hat Sie das überrascht?

Pavel Brunßen: In der Intensität und Quantität, wie es da abging, habe
ich das nicht erwartet. Vorher war ja die Rede von Teilnehmerzahlen
zwischen 1.000 und 1.500. Mittlerweile muss man von mindestens
3.000 bis 4.000 ausgehen, vielleicht mehr. Sie kamen aus der
rechtsextremen und aus der Hooliganszene, und haben sich explizit
neonazistisch geäußert. Eine enorm hohe Aggressivität war da zu
beobachten.

Bislang wurde mit guten Gründen argumentiert, dass Hooligans keine
Nazis sind. Nun haben sie sich selbst als Rechtsextreme präsentiert.
Wie ist das zu erklären?

Die Gruppen sind immer noch nicht gleichzusetzen. Es gibt
Überschneidungen, zum Teil sogar sehr große Überschneidungen, aber
dennoch sind diese Gruppen nicht identisch. Gleichwohl muss man
mehr, als es bislang geschehen ist, darauf aufmerksam machen, dass
es auch klar rechte Gruppierungen unter den Hools gibt, etwa bei
Alemannia Aachen, wo sie sich sogar gegen eine antirassistische
Ultragruppe durchsetzen konnten. Und natürlich deuten Werte wie
Männlichkeit, Stärke et cetera darauf hin, dass es auch ideologische
Gemeinsamkeiten gibt.

Glauben Sie, dass es auch Widerstand in der Szene gibt. Hooligans
gegen „Hooligans gegen Salafisten“?
Hannover 96 - Eintracht Frankfurt - Niedersachsenstadion, Sa. 01.11.2014, 15.30 Uhr
Ja, das denke ich schon. „Hooligans gegen Salafisten“ ist ein Label. Es
geht denen ja gar nicht um Salafismus, sondern es ist ein klar
erkennbarer rechtsextremer Versuch, so in die Mitte der Gesellschaft
hineinagieren zu können, in dem man gegen Muslime, gegen
Ausländer, gegen den Islam Stimmung macht. Die wollen
anschlussfähig für, wie es heißt, „normale Bürger“ sein. Das ist nicht
unbedingt ein Hooligan-Anspruch. Gleichwohl war das in Köln, wo viele
Hooligans agierten, wo Hooligans die Organisation innehatten und wo
gezielt     Hooligans      mobilisiert    wurden,       eine     reine
Neonazidemonstration. Das ist klar.

Was kann man denn gegen diese neuen rechtsextremen Aufmärsche
machen? Diskutiert wird ja schon, am 9. November, dem Jahrestag
der Novemberpogrome, nach Berlin vors Brandenburger Tor zu
ziehen. Helfen da noch bisherige Ansätze wie Fanprojektarbeit?

Auf jeden Fall ist es keine neue Qualität, sondern wir beobachten bei
den rechten Exzessen in der Hooliganszene eine Kontinuität. Dass die
rechte Hoolszene so anwachsen konnte, hat vor allem damit zu tun,
dass antirassistische Initiativen aus den Stadien und aus den Fanszenen
hinausgedrängt wurden, teils mit Unterstützung der Vereine. Das ist in
Aachen geschehen, wo antirassistische Ultras rausgedrängt wurden.
Das gab es in Braunschweig. Das hat bei Hooligans zu einem
Erfolgserlebnis geführt. Von der rechten Band „Kategorie C“, die auch
in Köln aufgetreten ist, stammt die Einschätzung, dass
Hooliganauftritte ein gutes Beispiel seien, um die Ultras aus den
Stadien zu drängen.

Aufmärsche wie der in Köln sind also möglich geworden durch
Versagen der Vereine?

In gewisser Weise ja. Das Selbstbewusstsein der Hooligans konnte sich
entwickeln, wenn ihnen kein Kontra gegeben wird und die Vereine
sogar diejenigen, die Kontra geben, fallen lassen. In Dortmund oder
Bremen wird denen noch widersprochen, aber in anderen Städten
dominieren die mittlerweile.
Hannover 96 - Eintracht Frankfurt - Niedersachsenstadion, Sa. 01.11.2014, 15.30 Uhr
Fans sind also gefordert?

Ja, Widerspruch ist nötig. Gleichwohl darf man die Polizei und
Sicherheitsbehörden nicht aus ihrer Verantwortung entlassen.

Unser Kommentar:
Das Interview mit Pavel Brunßen zeigt schonungslos die aktuelle Misere
des deutschen Fußballs im Allgemeinen und die des hannoverschen
Sportvereins im Speziellen auf. Während sich die lokalen Medien nach
wie vor mit dem Feindbild Nummer eins, den Ultras, beschäftigen,
formieren sich an anderer Stelle Gruppen, die dieses Prädikat
zweifelsfrei verdient hätten. Eine Mischung aus rechter politischer
Gesinnung und extremer Gewaltbereitschaft. Das stellt ein wahres
Pulverfass da. Die Ergebnisse der Demonstration in Köln haben gezeigt,
was dort für ein Potential zusammenkam. Und die nächste
Kundgebung ist für den November bereits in Hamburg geplant. Wer da
noch von Zufällen und einer noch klar zu definierenden politischen
Gesinnung spricht, der verschließt die Augen vor der Wahrheit.
Diese Entwicklung, wenn offen rechtsgerichtete Gruppen versuchen,
ihre Themen in der Mitte der Gesellschaft zu platzieren, gehen uns alle
an. Mit Fußball hat das rein gar nichts mehr zu tun. Es gilt, Initiativen
gegen rechte Umtriebe im Fußball zu stärken. Die Vereine sind
gefordert sich klar zu positionieren – das gilt auch für Hannover 96.
Und das, bevor wir Probleme haben, die wir nicht mehr mit eigenen
Mitteln in den Griff bekommen können. Kein Fußball den Rassisten!

           Hannover: Erste Heimniederlage führt zu
                   Unmutsbekundungen
                von www.kicker.de / Autor Michael Richter
            Statt Support: Pfiffe machen auch Zieler ratlos

Mit der Stimmung in Hannover ist es so eine Sache. Seit dem 30.
März 2014 (1:2 gegen Werder Bremen) hat 96 im eigenen Stadion
kein Spiel mehr verloren, in dieser Saison war die Ausbeute mit drei
Siegen in drei Spielen gegen Schalke, Hamburg und Köln zunächst
optimal. Einen Bonus erwirtschaftete das Team damit dennoch nicht.
Nun, bei der ersten Heimniederlage mit 0:3 gegen Borussia
Mönchengladbach, gab es früh gellende Pfiffe.

"Hundertprozentig sicher" hatte sich Trainer Tayfun Korkut im Vorfeld
gezeigt, dass die Mannschaft das Spiel "mit Feuer und Elan" angehen
werde. Doch Mut und Leidenschaft verpufften mit dem ersten
Gegentor nach 14 Minuten. Plan- und ideenlos spielte 96
anschließend, so dass auch Linksverteidiger Christian Pander offen
eingesteht: "Klar, dass das Publikum damit nicht zufrieden ist, das sind
wir ja auch nicht. Ich hätte auch gepfiffen." Allerdings erst nach
Spielende. "Dann kann man pfeifen, was das Zeug hält."
Geteilte Fanszene
Die zentrale Frage: Wann hat die Mannschaft den Entzug der
Unterstützung verdient? Hierzu ein Blick auf die seit einiger Zeit
problematische Beziehung zwischen Klub und Teilen der Fans, die
manche sogar von einer Spaltung sprechen lässt. Nach diversen
Restriktionen, unter anderem rund um das Niedersachsenderby
vergangene Rückrunde in Braunschweig, hatten Anhänger, vor allem
aus dem Bereich der so genannten Ultras, den Profis die Gefolgschaft
gekündigt und verfolgen seither die U 23 in der Regionalliga. Andere
gehen weiterhin ins Stadion, verzichten aber reserviert auf lautstarke
Begleitung, was gerade in schwächeren Spielen kaum vom gemäßigten
Hannoveraner Publikum aufgefangen wird.
Klubboss Kind ist Ziel der Unmutsbekundungen
Unüberhörbar in der ruhigen Stadionatmosphäre sind zudem
Hasstiraden gegen den eigenen Klubboss Martin Kind, in dem die Rufer
den Hauptschuldigen für die diversen Einschränkungen sehen. "Die
Entwicklung ist nicht schön, aber unsere Entscheidungen waren
alternativlos", kommentiert der 70-Jährige und stellt klar: "Wir können
über alles reden, aber es wird bei uns niemals eine Toleranz von
Gewalt oder Pyrotechnik sowie Rassismus und Rechtsradikalismus
geben."
Was bleibt, ist der Riss zu Teilen der Anhängerschaft und eine
angeschlagene Mannschaft, die angesichts der aktuellen Talfahrt und
Auswärtsschwäche nun gerade zu Hause starken Support nötig hätte.
Schulterzucken bei den Akteuren. Nationaltorwart Ron-Robert Zieler
ratlos: "Wir können es als Spieler nicht beeinflussen."

Unser Kommentar:
Es ist eher ungewöhnlich, dass ein Medium wie der kicker es schafft,
fanpolitische Themen, welche die sportliche Berichterstattung
überschreiten, relativ konkret auf den Punkt zu bringen. Das ist hier mal
recht gut gelungen.
Bedauerlich ist, was der Verein hierzu zu sagen hat. Kein
Schuldeingeständnis. Kein „aus heutiger Sicht würden wir manche
Dinge vielleicht anders angehen“. Stattdessen das ewig gleiche "Wir
können über alles reden, aber es wird bei uns niemals eine Toleranz von
Gewalt oder Pyrotechnik sowie Rassismus und Rechtsradikalismus
geben." Es ist unfassbar, dass diese Themen immer wieder in einem
Atemzug genannt werden. Pyrotechnik hat mit Gewalt nichts zu tun!
Die Ultras haben mit Rassismus nichts zu tun! In Zeiten von HoGeSa
sollte man solche Gruppen eher stärken, da sie im Rahmen der viel
geforderten Selbstregulierung dafür gesorgt haben, dass Rechte im
Niedersachsenstadion nicht geduldet waren.
Das der Verein jetzt also von einem alternativlosen Vorgehen spricht,
ist eigentlich der nächste Schlag in den Nacken der Ultras. Hier wird
einmal mehr ein völlig falsches Bild gezeichnet. Die wertvollen
Ressourcen einer Fanszene werden nicht erkannt.
Was bleibt, ist eine Stimmung, die vor Allem von sportlichem Erfolg
oder Misserfolg abhängig ist. Läuft es sportlich nicht, herrscht im
Stadion - optisch wie akustisch - eine fast schon gespenstische Leere.
Wenn das die Zukunft des Fußballs ist, dann hätten wir gerne die
Vergangenheit zurück.
Fanhilfe Hannover irritiert über die gemeinsame
  Pressemitteilung der Polizeidirektion Hannover und der
               Staatsanwaltschaft Hannover

Wie die Polizei und die Staatanwaltschaft heute bekannt gaben, sind
die Ermittlungen der Ermittlungsgruppe "Derby" nahezu
abgeschlossen. 105 Tatverdächtige sind ermittelt und 272
Strafverfahren eingeleitet worden. Die Fanhilfe ist irritiert, dass eine
derartige Pressemitteilung heute bereits erging, obwohl bisher nicht
ein Tatverdächtiger aus der Fanszene von Hannover 96 rechtskräftig
verurteilt worden ist. Vielmehr liegen der Fanhilfe Hannover
Informationen Betroffener vor, dass zahlreiche erhobene Tatvorwürfe
sich nicht bestätigt haben und die Ermittlungen bereits eingestellt
worden                                                              sind.

Hierbei zeigen sich Parallelen zu den Vorfällen von Achim im Februar
2013.     Damals     leiteten   die    Polizeibehörden     über     400
Ermittlungsverfahren ein, die nach monatelangen Ermittlungen
ausnahmslos eingestellt wurden. Nicht einem Fan konnte ein
strafbares Verhalten nachgewiesen werden. Auch damals prahlte die
Polizei gegenüber der Öffentlichkeit mit der hohen Zahl an
eingeleiteten Verfahren. Selbiges ist mit der heutigen Pressemitteilung
und mit den jüngsten Meldungen rund um das Amateurderby zwischen
dem BTSV und Hannover 96 geschehen. "Wir sehen dahinter Methode
und letztlich den Versuch der bewussten Desinformation der
Öffentlichkeit,", merkt Florian Meyer von der Fanhilfe Hannover an.

Mit großem Unverständnis nimmt die Fanhilfe zudem zur Kenntnis,
dass scheinbar mehrere szenekundige Beamte der Polizei Hannover
nicht in der Lage waren, den jahrelangen Streit zwischen
Vereinsführung und aktiver Fanszene als Grund für das Fernbleiben der
aktiven Fans bei den Spielen der ersten Mannschaft zu erkennen. "Es
ist uns schleierhaft, wie man seitens der Polizei ernsthaft annehmen
kann, dass die bloße Einleitung von Ermittlungsverfahren gegen bisher
ausschließlich Tatverdächtige dazu geführt haben soll, dass eine drei-
bis vierstellige Anzahl von Fans die Spiele der ersten Mannschaft
meidet",               sagt             Florian           Meyer.

"Uns drängt sich vielmehr der Verdacht auf, dass auf die Polizei ein
großer Ermittlungsdruck durch das Innenministerium ausgeübt wurde,
unter dem jetzt Ergebnisse erbracht werden mussten. Insbesondere
das Thema Pyrotechnik ist bereits von Gerichten als einfache
Ordnungswidrigkeit eingestuft worden. Ob eine Kostenumlage
überhaupt rechtlich möglich ist, ist zudem ebenfalls erst einmal
grundsätzlich      zu     klären.",     fährt      Meyer        fort.

In diesem Zusammenhang kritisiert die Fanhilfe Hannover erneut die
Vergabe von 14 Stadionverboten im Rahmen der bisherigen
Ermittlungen. "Wie bereits angesprochen, ist bisher keine Person einer
Straftat überführt worden. Bis dahin gilt die Unschuldsvermutung. Mit
der Vergabe der Stadionverbote untermauert der Verein Hannover 96
lediglich erneut, dass er rechtsstaatliche Prinzipien mit Füßen tritt.", so
Meyer                                                              weiter.

Bereits im Rahmen des Rückspiels Eintracht Braunschweig - Hannover
96 hatte der Verein unter Druck des Innenministeriums mehreren
hundert Anhängern die Herausgabe der Tickets verweigert. Die Fans
klagten gegen dieses Vorgehen. In allen der bisher abgeschlossenen
Verfahren hatte der Verein vor Gericht Niederlagen einstecken
müssen. Bei den noch ausstehenden Verfahren hat Hannover 96
bereits die Kostenübernahme der Verfahren erklärt, was als
Schuldeingeständnis           zu              werten            ist.

Sollten sich die erhobenen Tatvorwürfe in einigen Fällen als
unberechtigt erweisen, schließt die Fanhilfe Anzeigen gegen
Ermittlungsbehörden nicht aus. Sofern der Anfangsverdacht nicht
ausreichend begründet war und dafür unverhältnismäßige
Maßnahmen seitens der Ermittler angewendet worden sind, wie in
diesem Fall massive Eingriffe in die Privatsphäre, wird die Fanhilfe allen
Betroffenen Fans zu rechtlichen Schritten gegen die Polizei raten.
Und hier die Pressemitteilung im Wortlaut
U18 Auswärtsfahrt nach Dortmund 25.10.14
Am Samstag, den 25.10.14., fand die zweite U- 18 Fahrt der Saison
statt. Diesmal war das Ziel das Westfalenstadion (Signal Iduna Park) in
Dortmund. Abfahrt des Busses war um 9:15 Uhr, wie gewohnt am ZOB
Hannover. Schon hier zeigte sich, dass der Bus voll werden würde.
Schließlich wurde es auch so und nur wenige Plätze blieben unbesetzt.
Die Betreuer bei dieser Fahrt waren Manuel und erstmals Christina von
der Fanhilfe Hannover. Im Bus beschloss die Gruppe den direkten Weg
nach Dortmund ohne Pause anzutreten. Trotz der frühen Uhrzeit war
die Stimmung im Bus sehr gut, was vor allem an einer kleinen Gruppe
im hinteren Teil lag, die mit Fangesängen (trotz des
Stimmungsboykotts einiger Fangruppen) für eine optimistische und
positive Atmosphäre sorgte. Kurz vor Dortmund hatten die Teilnehmer
der Fahrt die Gelegenheit, an dem Quiz über den Verein Borussia
Dortmund teilzunehmen und ein „96-Portemonnaie“ zu gewinnen. Die
teilweise nicht leichten Fragen des Quiz wurden diesmal von Nicolas
vorbereitet. Nach ungefähr 2,5 – 3 Stunden erreichten wir die
Dortmunder Nordstadt.

Dort besuchten wir die Mahn- und Gedenkstätte Steinwache. Zunächst
hörten wir einen Vortrag zu den Problemen mit Rechtsextremismus
innerhalb der Fanszene vom BVB und in der Stadt Dortmund. Der
Vortrag wurde von einem Mitarbeiter des Fanprojekts Dortmund und
Daniel, dem ehemaligen Capo (Vorsänger) der Dortmunder Ultras „The
Unity“, gehalten. Nach dem informativen Vortrag wurde das Gebäude
der im Jahr 1906 eröffneten Polizeidienststelle besichtigt. Die
Steinwache galt während
der NS-Herrschaft in den
Jahren 1933- 1945 als
„Hölle
Westdeutschlands“. Seit
1933 wurden durch
Folterungen          und
Erpressung,     ausgeübt
von Mitarbeitern der
Gestapo, Inhaftierte zu Geständnissen gezwungen. In dieser Zeit war
ungefähr die Hälfte der Insassen aus „politischen Gründen“ inhaftiert.

Nach der Besichtung wurde
vor dem Gebäude noch ein
Gruppenfoto         gemacht.
Danach ging es zum Stadion.
Wir erreichten das Stadion
gegen 14:30 Uhr und gingen
auf direktem Wege zum
Gästeblock.     Schon     vor
Beginn des Spiels wurde
deutlich, was für eine gute
Stimmung in dem Stadion
herrscht. Dieser Eindruck bestätigte sich, als die Fans vom BVB ihre
Hymne „You'll never walk alone“ anstimmten. Bei Anpfiff des Spiels
machten einige Fans des BVB auf der Südtribüne ihre Abneigung
gegen Rechtsextreme und Rechtsextremismus durch Banner deutlich.
In der Anfangsphase spielte 96 sehr mutig und offensiv in Richtung des
Tores von Roman Weidenfäller. Allerdings wurde der
Qualitätsunterschied beider Mannschaften schnell deutlich, sodass
Dortmund die Überhand gewann und 96 nur noch wenige Angriffe
gelang und sie ausschließlich auf Konter lauerten. Dank einiger
Glanzparaden von Ron-Robert Zieler stand es zur Pause noch 0:0.

                                  Die 2. Hälfte begann so, wie die 1.
                                  Halbzeit endete. Dortmund blieb
                                  das bessere Team, spielte
                                  allerdings etwas nachlässiger,
                                  sodass den 96ern mehr Angriffe
                                  gelangen. Einziger Aufreger in der
                                  Partie war bis dahin eine
                                  hangreifliche Auseinandersetzung
zwischen dem Dortmunder Henrikh Mkhitaryan und dem
Hannoveraner Ceyhun Gülselam. In der 61. Spielminute bot sich dann
eine gute Möglichkeit per Freistoß für den 96- Freistoßspezialisten
Hiroshi Kiyotake, der diese Saison für 4,4 Millionen
Euro Ablöse aus Nürnberg nach Hannover
gewechselt war. Nach der Freigabe durch
Schiedsrichter Tobias Stieler verwandelte Kiyotake
den Freistoß direkt, indem er den Ball über die
Mauer in die rechte Ecke des Tores von Roman
Weidenfäller schlenzte. Der Spielstand hieß nun
1:0 für Hannover durch Kiyotakes Traumtor und
ersten Bundesligatreffer für Hannover 96. Dieses
Zwischenergebnis sorgte für ausgelassene
Stimmung im Block der 96- Fans, die bis dahin
(trotz des Stimmungsboykotts der Ultras) versuchten gegen die
Gesänge der Borussenfans anzukommen. Die restliche halbe Stunde
bestand nun aus zittern und hoffen, dass kein Gegentor mehr erzielt
werden würde. Dortmund brachte nun alle Kräfte auf und drückte auf
den Ausgleichtreffer. Die angezeigte Nachspielzeit von 5 Minuten stieß
im 96-Block auf Unverständnis. Mit dem Abpfiff wurden die 96-Fans
erlöst und konnten mit ihrer Mannschaft den ersten Auswärtssieg der
Saison feiern.

Auf dem Rückweg im Bus wurde der Sieg ausgelassen gefeiert. Nach
einer 45 Minuten Pause bei McDonalds in Hamm erreichten wir
Hannover wieder gegen 21:30 Uhr und waren alle zufrieden mit dem
glücklichen Sieg bei Borussia Dortmund.

Maximilian Tami
Die nächsten Spieltermine

                                                                              Profis
                                                   Fr., 07.11., 20.30h Hertha BSC Berlin - Hannover 96
                                                   Sa., 22.11., 15.30h Hannover 96 - Bayer Leverkusen
                                                   Sa., 29.11., 18.30h TSG Hoffenheim - Hannover 96

                        Amateure
So., 09.11., 14.00h   Goslarer SC - Hannover 96
Sa., 15.11., 13.00h   Hannover 96 - Eintracht Norderstedt
So., 23.11., 14.00h   Weiche Flensburg - Hannover 96

                                                                                 U 19
                                                     Sa., 09.11., 12.00h    SV Werder Bremen - Hannover 96
                                                     Sa., 23.11., 13.00h    Hannover 96 - Holstein Kiel
                                                     Sa., 29.11., 13.00h    E. Braunschweig - Hannover 96

                         Frauen
So., 09.11., 11.00h Hannover 96 - TSG Seg.-Fahrenhorst
So., 16.11., 11.00h Hannover 96 - SV B-E Steimbke
So., 23.11., 13.00h Hannover 96 - TSV Limmer II

                       Fanprojekt Hannover, Herrenstr. 11, 30159 Hannover, Tel.:0511-442296,
                          www.fanprojekt-hannover.de, fanprojekt-hannover@t-online.de
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