Hannover 96 - Eintracht Frankfurt - Niedersachsenstadion, Sa. 01.11.2014, 15.30 Uhr
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Bundesliga, Saison 2014/2015 Nr.473 Hannover 96 – Eintracht Frankfurt Niedersachsenstadion, Sa. 01.11.2014, 15.30 Uhr Liebe 96iger! Wie gerne würden wir einfach mal wieder nur über Fußball reden. Nach der Achterbahnfahrt der letzten Wochen kam der Sieg beim strauchelnden Spitzenclub aus Dortmund zur richtigen Zeit. Waren unsere Roten in den letzten Spielzeiten doch prädestinierter Aufbaugegner für verunsicherte Mannschaften, hat es nun auch endlich mal wieder für einen Dreier in solch einem Duelle gereicht – und das im Westfalenstadion. Lang, lang ist’s her. Direkt im Anschluss folgte dann aber das verdiente Pokalaus beim Zweitligisten aus Aalen. Das Auf und Ab geht weiter. Heute also gegen die Eintracht aus Frankfurt. Gefühlt eine ähnliche Wundertüte wie die eigene Truppe. Die Vorzeichen stehen eher auf Sturm, wenn man sich die Verletztenliste von Hannover anschaut. Da fehlt doch schon einiges an Stammplatzpotential. Es wird also spannend sein, ob die jungen Wilden aus der zweiten Reihe diese Lücken schließen können und so zur alten Heimstärke zurückgefunden wird.
Aber auch über das Geschehen auf dem Platz hinaus wollen wir euch weiter Einblicke geben und haben euch dafür wieder einige Artikel herausgesucht, die nachdenklich machen sollten und die ein oder andere Meinung vielleicht nochmals überdenken lassen. Hier wird immer wieder deutlich: es gibt nicht nur schwarz und weiß. Gegenmeinungen muss man auch zulassen dürfen. Wo dies ganz sicher nicht der Fall ist, ist bei Themen wie der HoGeSa- Bewegung. Die Demo in Köln hat eindrücklich gezeigt, welche Menschen dort zusammenkommen und worum es ihnen geht. Da gibt es keinen Spielraum mehr. Bei Rufen wie „Deutschland den Deutschen – Ausländer raus“ wird klar, wer hier den Fußball missbraucht und versucht, rechte Gesinnung in der Mitte der Gesellschaft zu platzieren. Ein doppeltes Ärgernis, sollte doch auch der Letzte erkennen, dass es nicht die Ultras sind, die ein Problem des Fußballs darstellen. Die Ultras sind, auch wenn sie ganz klar nicht ohne Fehler sind, sicherlich eher ein Luxusproblem und die ständige Diskussion über sie, Jammern auf ganz hohem Niveau. 4.500 Ultras hätte die Polizei, anders als selbe Anzahl an Hooligans, sicherlich auch im Griff gehabt. Wie es also weitergeht im deutschen Fußball, liegt auch ein Stück weit an jedem von uns selbst. Es gilt, Werte zu vermitteln und klare Grenzen zu ziehen. Fußball lebt dabei nicht von den Kampagnen der großen Verbände oder der Politik. Fußball lebt vor Allem durch seine Fans. Nur sie haben die Macht, Inhalte zu transportieren und Werte wie Demokratie und Akzeptanz aufrecht zu erhalten. Wir reden hier nicht von Politik, sondern Grundwerten, die überall in unserer Gesellschaft herrschen sollten. Dafür sollten auch Fans einstehen. Für eine lebendige und auch kritische Fankultur. Aber auch den Sport und den Verein, den wir lieben, wollen wir dabei nicht aus den Augen verlieren. Wir hoffen also, ihr genießt sowohl das Studium dieser Lektüre als auch ein tolles und erfolgreiches Fußballspiel. Das wäre doch eine wunderbare Kombination! In diesem Sinne: Auf geht’s Hannover kämpfen und siegen!
Fangewalt im Fußball: Die seltsamen Zahlen der Polizei von www.zeit.de / Autor Fabian Scheler Eine Behörde sammelt Daten zur Gewalt im Fußball. Experten halten die Zahlen für unbrauchbar, dennoch werden sie von Politikern, Polizisten und Medien instrumentalisiert. Jedes Jahr sammelt die Zentrale Informationsstelle Polizeieinsätze (Zis) Daten zur Gewalt im Fußball und veröffentlicht sie in einem Bericht. Die Behörde zählt, wie viele Fans bei Bundesligaspielen verletzt, wie viele Fans festgenommen und wie viele bengalische Feuer am Stadioneingang konfisziert wurden. In der vergangenen Woche erschien der Bericht für die abgelaufene Saison 2013/14. Der Bericht ist für viele Parteien wichtig. Wenn die Zahlen höher sind als im Vorjahr, wie es gerade der Fall ist, wenn es also scheinbar immer gewalttätiger zugeht in deutschen Fußballstadien, können Innenminister gegenüber den Steuerzahlern die Kosten für Polizeieinsätze rechtfertigen. Polizeigewerkschaftler können die Vereine auffordern, sich an den steigenden Sicherheitskosten zu beteiligen. Dazu kommen die Skandal-Überschriften der Boulevardmedien. Doch der Bericht ist problematisch. Die Zahlen werden undifferenziert und schwer nachvollziehbar erhoben. "Der Bericht ist für zuverlässige Analysen und Aussagen zum Grundproblem der Gewalt in und um Stadien nicht zu gebrauchen", sagt der Polizeiwissenschaftler Thomas Feltes, der zu dem Thema forscht und Konzepte zum Umgang mit Gewalt im Fußball entwickelte. Gruppen unter Generalverdacht Viele Zahlen werden ohne Augenmaß erhoben. So etwa die 8.989 freiheitsentziehenden Maßnahmen der abgelaufenen Saison, ein Anstieg um 31 Prozent. Was genau für Maßnahmen das sind, wird
nicht beschrieben. Fanrechtler und Fananwälte argumentieren, dass manchmal Hunderte von Fans als Tatverdächtige behandelt werden. Ganze Gruppen würden unter Generalverdacht gestellt, würden gezielt eingekesselt und nicht wenige von der Polizei erfasst, weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort sind. Was in dem Bericht nicht steht: Wie viele tatsächliche Urteile sich aus den freiheitsentziehenden Maßnahmen ergeben. Wie viele der 8.989 Verdächtigen also auch tatsächlich gegen ein Gesetz verstoßen haben. "Da es von der Justiz keinen standardisierten Rückfluss über den Ausgang von Strafverfahren zur Polizei gibt, liegen hierzu keine Daten vor", heißt es von der Zis. Experten gehen davon aus, dass es sich hierbei nur um einen niedrigen einstelligen Prozentsatz handelt. Mehr verletzte durch Pfefferspray als durch Bengalos Ein anderes Beispiel: Im Bericht werden in der kompletten Spielzeit sieben durch Pfefferspray verletzte Stadionordner aufgeführt. "Das halte ich für absolut unrealistisch. So viele habe ich alleine schon bei drei Spielen gesehen", sagt der Kriminologe Feltes. Zudem wird in dem aktuellen Bericht nicht definiert, was genau eine Verletzung eigentlich sein soll und wer für die Verletzung verantwortlich ist. Immerhin liefert eine neue Kategorie einen Anhaltspunkt für eine Antwort auf die letzte Frage. Zum ersten Mal wird in dem aktuellen Bericht unterschieden ob Stadionbesucher, Ordner oder Polizisten durch Pyrotechnik oder Pfefferspray verletzt wurden. Das Ergebnis ist nicht gerade schmeichelhaft für die Polizei. In der abgelaufenen Bundesligasaison verletzten sich demnach 164 Personen durch bengalische Feuer, 168 Personen jedoch durch den Einsatz von Pfefferspray. "Die Zahlen lassen darauf schließen, dass die Gefahr, bei einem Fußballspiel verletzt zu werden, nach wie vor eher von der Polizei, als von Fans oder Ultras ausgeht", sagt Feltes. Die Zis hält dagegen. Die meisten Ultras würden sich wegen des geltenden Kodex nicht melden, wenn sie durch Pyrotechnik verletzt wurden.
Jan Placht ist Fan des FC Bayern und Blogger. Auch er sieht den Zis- Bericht kritisch. "Was bringt es, diesen Datenhaufen ohne wirkliche Interpretation zu veröffentlichen?", fragt er. Für aktive Fußballfans ist der Bericht jedes Jahr ein Ärgernis. In seiner Zusammenfassung ist in den Zahlen von einem Anstieg "sicherheitsgefährdenden Verhaltens sogenannter Fans" die Rede. Selbst wenn das stimmen sollte, bleibt vor allem eine Zahl: 0,007 Prozent der 18,4 Millionen Stadionbesucher wurden in der abgelaufenen Saison verletzt. Daraus ein Sicherheitsproblem abzuleiten, verzerrt die Wirklichkeit. In Fankreisen wird der Bericht daher kontrovers diskutiert, letztlich aber kaum ernst genommen. Placht schlägt vor, die eingesetzten Polizeikräfte pro Spiel aufzulisten und diese mit den dortigen Verletztenzahlen und Festnahmen abzugleichen. Dadurch ließe sich ein maßvoller Einsatz der Polizeikräfte entwickeln. Für jedes einzelne Spiel. "Sicher würden dadurch viele Arbeitsstunden entfallen", sagt Placht. Über die Einsatzstunden der Polizisten wird aktuell debattiert. Fast zwei Millionen waren es in der vergangenen Spielzeit. "Das kann man dem Bürger nicht mehr erklären", sagte Ralf Jäger, der Innenminister von Nordrhein-Westfalen. Im Rahmen eines Pilotprojekts begleitete die Polizei in dieser Saison risikofreie Spiele in NRW nur noch mit dem Mindestmaß an Personal. Die Aktion wird von Jäger und den Fans als Erfolg bewertet und soll sich fortsetzen. Die Einsatzleiter sind für das Thema schon sensibilisiert. Der Kriminologe Feltes bestätigt einigen eine "verantwortungsvolle Personalplanung." Feltes fordert den DFB und die DFL auf, unabhängige Beobachter zu jedem Spiel zu schicken. Daraus würden sich Strategien entwickeln lassen. Schlägereien wie am Wochenende am Gelsenkirchener Bahnhof, als Schalke-Fans zwölf Polizisten verletzten, könnten nüchtern ausgewertet werden.
Am Ende steht ein Bericht, der sowohl Arbeitsnachweis als auch Bedarfsanalyse der Polizei ist. "Wir stellen die Grundlage zur Problemanalyse und zur Entwicklung neuer Strategien für die Bewältigung von Fußballeinsätzen", heißt es von Seiten der Zis. Mehr Repressionen und mehr Identitätsfeststellungen braucht mehr Polizei, so die Logik. Wo viel los ist, wird viel gebraucht. Der Bericht zur Fangewalt im Fußball wird dadurch zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung. Doppelmoral – Der Adventskalender 2014 Die Bildzeitung nimmt es manchmal wohl nicht ganz so genau mit der Haltung, die sie vertritt. Wir alle können uns sicherlich noch an die Berichterstattung erinnern, die alles ins Rollen brachte und maßgeblich zur heutigen Eiszeit zwischen Fanszene und Vereinsführung beitrug. „Fans jubeln mit Serienmörder“ hieß es in Großbuchstaben. Die Reaktion des Vereins: „Absolut inakzeptabel“. Es folgte eine längere mediale Schlammschlacht und die Frage nach dem guten Geschmack war eröffnet. Lustig, dass es ausgerechnet die Boulevardpresse war und ist, die diesen zu kennen scheint. Wirklich skurril wird es aber, wenn nur wenige Jahre später der Serienmörder, den die Ultras Hannover inakzeptabler Weise auf einer Fahne präsentierten (die im Übrigen alles andere als neu war) zum wiederholten Male auf dem jährlichen Adventskalender auftaucht. Das muss man doch kritisieren! Skandal! Absolut inakzeptabel! Oder nicht? Nein! Die Bildzeitung erklärt umfänglich den neuen „Kultkalender“. Garniert wird dieser nämlich mit „Promis, kleinen Geschichten und versteckten Gags“. Zu welcher dieser Kategorien zählt denn nun ein Serienmörder? Oder ist der etwa doch hannoversche Folklore und gehört zur Geschichte der Stadt? Darf man mit ihm und seiner Geschichte also auch werben? Wenn dem so wäre, warum war denn dann die Fahne so ein Skandal? Es leben die Hüter des guten Geschmacks – es lebe die Doppelmoral.
Pressebericht zur HoGeSa-Demo in Köln von www.taz.de „Eine reine Neonazi-Demonstration“ Antira-Initiativen wurden aus den Stadien verdrängt, sagt Pavel Brunßen vom linken Fan-Magazin „Transparent“. So konnte die rechte Hoolszene anwachsen. taz: Herr Brunßen, am Sonntag sind in Köln mehrere tausend Hooligans aufmarschiert. Hat Sie das überrascht? Pavel Brunßen: In der Intensität und Quantität, wie es da abging, habe ich das nicht erwartet. Vorher war ja die Rede von Teilnehmerzahlen zwischen 1.000 und 1.500. Mittlerweile muss man von mindestens 3.000 bis 4.000 ausgehen, vielleicht mehr. Sie kamen aus der rechtsextremen und aus der Hooliganszene, und haben sich explizit neonazistisch geäußert. Eine enorm hohe Aggressivität war da zu beobachten. Bislang wurde mit guten Gründen argumentiert, dass Hooligans keine Nazis sind. Nun haben sie sich selbst als Rechtsextreme präsentiert. Wie ist das zu erklären? Die Gruppen sind immer noch nicht gleichzusetzen. Es gibt Überschneidungen, zum Teil sogar sehr große Überschneidungen, aber dennoch sind diese Gruppen nicht identisch. Gleichwohl muss man mehr, als es bislang geschehen ist, darauf aufmerksam machen, dass es auch klar rechte Gruppierungen unter den Hools gibt, etwa bei Alemannia Aachen, wo sie sich sogar gegen eine antirassistische Ultragruppe durchsetzen konnten. Und natürlich deuten Werte wie Männlichkeit, Stärke et cetera darauf hin, dass es auch ideologische Gemeinsamkeiten gibt. Glauben Sie, dass es auch Widerstand in der Szene gibt. Hooligans gegen „Hooligans gegen Salafisten“?
Ja, das denke ich schon. „Hooligans gegen Salafisten“ ist ein Label. Es geht denen ja gar nicht um Salafismus, sondern es ist ein klar erkennbarer rechtsextremer Versuch, so in die Mitte der Gesellschaft hineinagieren zu können, in dem man gegen Muslime, gegen Ausländer, gegen den Islam Stimmung macht. Die wollen anschlussfähig für, wie es heißt, „normale Bürger“ sein. Das ist nicht unbedingt ein Hooligan-Anspruch. Gleichwohl war das in Köln, wo viele Hooligans agierten, wo Hooligans die Organisation innehatten und wo gezielt Hooligans mobilisiert wurden, eine reine Neonazidemonstration. Das ist klar. Was kann man denn gegen diese neuen rechtsextremen Aufmärsche machen? Diskutiert wird ja schon, am 9. November, dem Jahrestag der Novemberpogrome, nach Berlin vors Brandenburger Tor zu ziehen. Helfen da noch bisherige Ansätze wie Fanprojektarbeit? Auf jeden Fall ist es keine neue Qualität, sondern wir beobachten bei den rechten Exzessen in der Hooliganszene eine Kontinuität. Dass die rechte Hoolszene so anwachsen konnte, hat vor allem damit zu tun, dass antirassistische Initiativen aus den Stadien und aus den Fanszenen hinausgedrängt wurden, teils mit Unterstützung der Vereine. Das ist in Aachen geschehen, wo antirassistische Ultras rausgedrängt wurden. Das gab es in Braunschweig. Das hat bei Hooligans zu einem Erfolgserlebnis geführt. Von der rechten Band „Kategorie C“, die auch in Köln aufgetreten ist, stammt die Einschätzung, dass Hooliganauftritte ein gutes Beispiel seien, um die Ultras aus den Stadien zu drängen. Aufmärsche wie der in Köln sind also möglich geworden durch Versagen der Vereine? In gewisser Weise ja. Das Selbstbewusstsein der Hooligans konnte sich entwickeln, wenn ihnen kein Kontra gegeben wird und die Vereine sogar diejenigen, die Kontra geben, fallen lassen. In Dortmund oder Bremen wird denen noch widersprochen, aber in anderen Städten dominieren die mittlerweile.
Fans sind also gefordert? Ja, Widerspruch ist nötig. Gleichwohl darf man die Polizei und Sicherheitsbehörden nicht aus ihrer Verantwortung entlassen. Unser Kommentar: Das Interview mit Pavel Brunßen zeigt schonungslos die aktuelle Misere des deutschen Fußballs im Allgemeinen und die des hannoverschen Sportvereins im Speziellen auf. Während sich die lokalen Medien nach wie vor mit dem Feindbild Nummer eins, den Ultras, beschäftigen, formieren sich an anderer Stelle Gruppen, die dieses Prädikat zweifelsfrei verdient hätten. Eine Mischung aus rechter politischer Gesinnung und extremer Gewaltbereitschaft. Das stellt ein wahres Pulverfass da. Die Ergebnisse der Demonstration in Köln haben gezeigt, was dort für ein Potential zusammenkam. Und die nächste Kundgebung ist für den November bereits in Hamburg geplant. Wer da noch von Zufällen und einer noch klar zu definierenden politischen Gesinnung spricht, der verschließt die Augen vor der Wahrheit. Diese Entwicklung, wenn offen rechtsgerichtete Gruppen versuchen, ihre Themen in der Mitte der Gesellschaft zu platzieren, gehen uns alle an. Mit Fußball hat das rein gar nichts mehr zu tun. Es gilt, Initiativen gegen rechte Umtriebe im Fußball zu stärken. Die Vereine sind gefordert sich klar zu positionieren – das gilt auch für Hannover 96. Und das, bevor wir Probleme haben, die wir nicht mehr mit eigenen Mitteln in den Griff bekommen können. Kein Fußball den Rassisten! Hannover: Erste Heimniederlage führt zu Unmutsbekundungen von www.kicker.de / Autor Michael Richter Statt Support: Pfiffe machen auch Zieler ratlos Mit der Stimmung in Hannover ist es so eine Sache. Seit dem 30. März 2014 (1:2 gegen Werder Bremen) hat 96 im eigenen Stadion kein Spiel mehr verloren, in dieser Saison war die Ausbeute mit drei
Siegen in drei Spielen gegen Schalke, Hamburg und Köln zunächst optimal. Einen Bonus erwirtschaftete das Team damit dennoch nicht. Nun, bei der ersten Heimniederlage mit 0:3 gegen Borussia Mönchengladbach, gab es früh gellende Pfiffe. "Hundertprozentig sicher" hatte sich Trainer Tayfun Korkut im Vorfeld gezeigt, dass die Mannschaft das Spiel "mit Feuer und Elan" angehen werde. Doch Mut und Leidenschaft verpufften mit dem ersten Gegentor nach 14 Minuten. Plan- und ideenlos spielte 96 anschließend, so dass auch Linksverteidiger Christian Pander offen eingesteht: "Klar, dass das Publikum damit nicht zufrieden ist, das sind wir ja auch nicht. Ich hätte auch gepfiffen." Allerdings erst nach Spielende. "Dann kann man pfeifen, was das Zeug hält." Geteilte Fanszene Die zentrale Frage: Wann hat die Mannschaft den Entzug der Unterstützung verdient? Hierzu ein Blick auf die seit einiger Zeit problematische Beziehung zwischen Klub und Teilen der Fans, die manche sogar von einer Spaltung sprechen lässt. Nach diversen Restriktionen, unter anderem rund um das Niedersachsenderby vergangene Rückrunde in Braunschweig, hatten Anhänger, vor allem aus dem Bereich der so genannten Ultras, den Profis die Gefolgschaft gekündigt und verfolgen seither die U 23 in der Regionalliga. Andere gehen weiterhin ins Stadion, verzichten aber reserviert auf lautstarke Begleitung, was gerade in schwächeren Spielen kaum vom gemäßigten Hannoveraner Publikum aufgefangen wird. Klubboss Kind ist Ziel der Unmutsbekundungen Unüberhörbar in der ruhigen Stadionatmosphäre sind zudem Hasstiraden gegen den eigenen Klubboss Martin Kind, in dem die Rufer den Hauptschuldigen für die diversen Einschränkungen sehen. "Die Entwicklung ist nicht schön, aber unsere Entscheidungen waren alternativlos", kommentiert der 70-Jährige und stellt klar: "Wir können über alles reden, aber es wird bei uns niemals eine Toleranz von
Gewalt oder Pyrotechnik sowie Rassismus und Rechtsradikalismus geben." Was bleibt, ist der Riss zu Teilen der Anhängerschaft und eine angeschlagene Mannschaft, die angesichts der aktuellen Talfahrt und Auswärtsschwäche nun gerade zu Hause starken Support nötig hätte. Schulterzucken bei den Akteuren. Nationaltorwart Ron-Robert Zieler ratlos: "Wir können es als Spieler nicht beeinflussen." Unser Kommentar: Es ist eher ungewöhnlich, dass ein Medium wie der kicker es schafft, fanpolitische Themen, welche die sportliche Berichterstattung überschreiten, relativ konkret auf den Punkt zu bringen. Das ist hier mal recht gut gelungen. Bedauerlich ist, was der Verein hierzu zu sagen hat. Kein Schuldeingeständnis. Kein „aus heutiger Sicht würden wir manche Dinge vielleicht anders angehen“. Stattdessen das ewig gleiche "Wir können über alles reden, aber es wird bei uns niemals eine Toleranz von Gewalt oder Pyrotechnik sowie Rassismus und Rechtsradikalismus geben." Es ist unfassbar, dass diese Themen immer wieder in einem Atemzug genannt werden. Pyrotechnik hat mit Gewalt nichts zu tun! Die Ultras haben mit Rassismus nichts zu tun! In Zeiten von HoGeSa sollte man solche Gruppen eher stärken, da sie im Rahmen der viel geforderten Selbstregulierung dafür gesorgt haben, dass Rechte im Niedersachsenstadion nicht geduldet waren. Das der Verein jetzt also von einem alternativlosen Vorgehen spricht, ist eigentlich der nächste Schlag in den Nacken der Ultras. Hier wird einmal mehr ein völlig falsches Bild gezeichnet. Die wertvollen Ressourcen einer Fanszene werden nicht erkannt. Was bleibt, ist eine Stimmung, die vor Allem von sportlichem Erfolg oder Misserfolg abhängig ist. Läuft es sportlich nicht, herrscht im Stadion - optisch wie akustisch - eine fast schon gespenstische Leere. Wenn das die Zukunft des Fußballs ist, dann hätten wir gerne die Vergangenheit zurück.
Fanhilfe Hannover irritiert über die gemeinsame Pressemitteilung der Polizeidirektion Hannover und der Staatsanwaltschaft Hannover Wie die Polizei und die Staatanwaltschaft heute bekannt gaben, sind die Ermittlungen der Ermittlungsgruppe "Derby" nahezu abgeschlossen. 105 Tatverdächtige sind ermittelt und 272 Strafverfahren eingeleitet worden. Die Fanhilfe ist irritiert, dass eine derartige Pressemitteilung heute bereits erging, obwohl bisher nicht ein Tatverdächtiger aus der Fanszene von Hannover 96 rechtskräftig verurteilt worden ist. Vielmehr liegen der Fanhilfe Hannover Informationen Betroffener vor, dass zahlreiche erhobene Tatvorwürfe sich nicht bestätigt haben und die Ermittlungen bereits eingestellt worden sind. Hierbei zeigen sich Parallelen zu den Vorfällen von Achim im Februar 2013. Damals leiteten die Polizeibehörden über 400 Ermittlungsverfahren ein, die nach monatelangen Ermittlungen ausnahmslos eingestellt wurden. Nicht einem Fan konnte ein strafbares Verhalten nachgewiesen werden. Auch damals prahlte die Polizei gegenüber der Öffentlichkeit mit der hohen Zahl an eingeleiteten Verfahren. Selbiges ist mit der heutigen Pressemitteilung und mit den jüngsten Meldungen rund um das Amateurderby zwischen dem BTSV und Hannover 96 geschehen. "Wir sehen dahinter Methode und letztlich den Versuch der bewussten Desinformation der Öffentlichkeit,", merkt Florian Meyer von der Fanhilfe Hannover an. Mit großem Unverständnis nimmt die Fanhilfe zudem zur Kenntnis, dass scheinbar mehrere szenekundige Beamte der Polizei Hannover nicht in der Lage waren, den jahrelangen Streit zwischen Vereinsführung und aktiver Fanszene als Grund für das Fernbleiben der aktiven Fans bei den Spielen der ersten Mannschaft zu erkennen. "Es ist uns schleierhaft, wie man seitens der Polizei ernsthaft annehmen kann, dass die bloße Einleitung von Ermittlungsverfahren gegen bisher ausschließlich Tatverdächtige dazu geführt haben soll, dass eine drei-
bis vierstellige Anzahl von Fans die Spiele der ersten Mannschaft meidet", sagt Florian Meyer. "Uns drängt sich vielmehr der Verdacht auf, dass auf die Polizei ein großer Ermittlungsdruck durch das Innenministerium ausgeübt wurde, unter dem jetzt Ergebnisse erbracht werden mussten. Insbesondere das Thema Pyrotechnik ist bereits von Gerichten als einfache Ordnungswidrigkeit eingestuft worden. Ob eine Kostenumlage überhaupt rechtlich möglich ist, ist zudem ebenfalls erst einmal grundsätzlich zu klären.", fährt Meyer fort. In diesem Zusammenhang kritisiert die Fanhilfe Hannover erneut die Vergabe von 14 Stadionverboten im Rahmen der bisherigen Ermittlungen. "Wie bereits angesprochen, ist bisher keine Person einer Straftat überführt worden. Bis dahin gilt die Unschuldsvermutung. Mit der Vergabe der Stadionverbote untermauert der Verein Hannover 96 lediglich erneut, dass er rechtsstaatliche Prinzipien mit Füßen tritt.", so Meyer weiter. Bereits im Rahmen des Rückspiels Eintracht Braunschweig - Hannover 96 hatte der Verein unter Druck des Innenministeriums mehreren hundert Anhängern die Herausgabe der Tickets verweigert. Die Fans klagten gegen dieses Vorgehen. In allen der bisher abgeschlossenen Verfahren hatte der Verein vor Gericht Niederlagen einstecken müssen. Bei den noch ausstehenden Verfahren hat Hannover 96 bereits die Kostenübernahme der Verfahren erklärt, was als Schuldeingeständnis zu werten ist. Sollten sich die erhobenen Tatvorwürfe in einigen Fällen als unberechtigt erweisen, schließt die Fanhilfe Anzeigen gegen Ermittlungsbehörden nicht aus. Sofern der Anfangsverdacht nicht ausreichend begründet war und dafür unverhältnismäßige Maßnahmen seitens der Ermittler angewendet worden sind, wie in diesem Fall massive Eingriffe in die Privatsphäre, wird die Fanhilfe allen Betroffenen Fans zu rechtlichen Schritten gegen die Polizei raten.
Und hier die Pressemitteilung im Wortlaut
U18 Auswärtsfahrt nach Dortmund 25.10.14 Am Samstag, den 25.10.14., fand die zweite U- 18 Fahrt der Saison statt. Diesmal war das Ziel das Westfalenstadion (Signal Iduna Park) in Dortmund. Abfahrt des Busses war um 9:15 Uhr, wie gewohnt am ZOB Hannover. Schon hier zeigte sich, dass der Bus voll werden würde. Schließlich wurde es auch so und nur wenige Plätze blieben unbesetzt. Die Betreuer bei dieser Fahrt waren Manuel und erstmals Christina von der Fanhilfe Hannover. Im Bus beschloss die Gruppe den direkten Weg nach Dortmund ohne Pause anzutreten. Trotz der frühen Uhrzeit war die Stimmung im Bus sehr gut, was vor allem an einer kleinen Gruppe im hinteren Teil lag, die mit Fangesängen (trotz des Stimmungsboykotts einiger Fangruppen) für eine optimistische und positive Atmosphäre sorgte. Kurz vor Dortmund hatten die Teilnehmer der Fahrt die Gelegenheit, an dem Quiz über den Verein Borussia Dortmund teilzunehmen und ein „96-Portemonnaie“ zu gewinnen. Die teilweise nicht leichten Fragen des Quiz wurden diesmal von Nicolas vorbereitet. Nach ungefähr 2,5 – 3 Stunden erreichten wir die Dortmunder Nordstadt. Dort besuchten wir die Mahn- und Gedenkstätte Steinwache. Zunächst hörten wir einen Vortrag zu den Problemen mit Rechtsextremismus innerhalb der Fanszene vom BVB und in der Stadt Dortmund. Der Vortrag wurde von einem Mitarbeiter des Fanprojekts Dortmund und Daniel, dem ehemaligen Capo (Vorsänger) der Dortmunder Ultras „The Unity“, gehalten. Nach dem informativen Vortrag wurde das Gebäude der im Jahr 1906 eröffneten Polizeidienststelle besichtigt. Die Steinwache galt während der NS-Herrschaft in den Jahren 1933- 1945 als „Hölle Westdeutschlands“. Seit 1933 wurden durch Folterungen und Erpressung, ausgeübt von Mitarbeitern der
Gestapo, Inhaftierte zu Geständnissen gezwungen. In dieser Zeit war ungefähr die Hälfte der Insassen aus „politischen Gründen“ inhaftiert. Nach der Besichtung wurde vor dem Gebäude noch ein Gruppenfoto gemacht. Danach ging es zum Stadion. Wir erreichten das Stadion gegen 14:30 Uhr und gingen auf direktem Wege zum Gästeblock. Schon vor Beginn des Spiels wurde deutlich, was für eine gute Stimmung in dem Stadion herrscht. Dieser Eindruck bestätigte sich, als die Fans vom BVB ihre Hymne „You'll never walk alone“ anstimmten. Bei Anpfiff des Spiels machten einige Fans des BVB auf der Südtribüne ihre Abneigung gegen Rechtsextreme und Rechtsextremismus durch Banner deutlich. In der Anfangsphase spielte 96 sehr mutig und offensiv in Richtung des Tores von Roman Weidenfäller. Allerdings wurde der Qualitätsunterschied beider Mannschaften schnell deutlich, sodass Dortmund die Überhand gewann und 96 nur noch wenige Angriffe gelang und sie ausschließlich auf Konter lauerten. Dank einiger Glanzparaden von Ron-Robert Zieler stand es zur Pause noch 0:0. Die 2. Hälfte begann so, wie die 1. Halbzeit endete. Dortmund blieb das bessere Team, spielte allerdings etwas nachlässiger, sodass den 96ern mehr Angriffe gelangen. Einziger Aufreger in der Partie war bis dahin eine hangreifliche Auseinandersetzung zwischen dem Dortmunder Henrikh Mkhitaryan und dem Hannoveraner Ceyhun Gülselam. In der 61. Spielminute bot sich dann eine gute Möglichkeit per Freistoß für den 96- Freistoßspezialisten
Hiroshi Kiyotake, der diese Saison für 4,4 Millionen Euro Ablöse aus Nürnberg nach Hannover gewechselt war. Nach der Freigabe durch Schiedsrichter Tobias Stieler verwandelte Kiyotake den Freistoß direkt, indem er den Ball über die Mauer in die rechte Ecke des Tores von Roman Weidenfäller schlenzte. Der Spielstand hieß nun 1:0 für Hannover durch Kiyotakes Traumtor und ersten Bundesligatreffer für Hannover 96. Dieses Zwischenergebnis sorgte für ausgelassene Stimmung im Block der 96- Fans, die bis dahin (trotz des Stimmungsboykotts der Ultras) versuchten gegen die Gesänge der Borussenfans anzukommen. Die restliche halbe Stunde bestand nun aus zittern und hoffen, dass kein Gegentor mehr erzielt werden würde. Dortmund brachte nun alle Kräfte auf und drückte auf den Ausgleichtreffer. Die angezeigte Nachspielzeit von 5 Minuten stieß im 96-Block auf Unverständnis. Mit dem Abpfiff wurden die 96-Fans erlöst und konnten mit ihrer Mannschaft den ersten Auswärtssieg der Saison feiern. Auf dem Rückweg im Bus wurde der Sieg ausgelassen gefeiert. Nach einer 45 Minuten Pause bei McDonalds in Hamm erreichten wir Hannover wieder gegen 21:30 Uhr und waren alle zufrieden mit dem glücklichen Sieg bei Borussia Dortmund. Maximilian Tami
Die nächsten Spieltermine Profis Fr., 07.11., 20.30h Hertha BSC Berlin - Hannover 96 Sa., 22.11., 15.30h Hannover 96 - Bayer Leverkusen Sa., 29.11., 18.30h TSG Hoffenheim - Hannover 96 Amateure So., 09.11., 14.00h Goslarer SC - Hannover 96 Sa., 15.11., 13.00h Hannover 96 - Eintracht Norderstedt So., 23.11., 14.00h Weiche Flensburg - Hannover 96 U 19 Sa., 09.11., 12.00h SV Werder Bremen - Hannover 96 Sa., 23.11., 13.00h Hannover 96 - Holstein Kiel Sa., 29.11., 13.00h E. Braunschweig - Hannover 96 Frauen So., 09.11., 11.00h Hannover 96 - TSG Seg.-Fahrenhorst So., 16.11., 11.00h Hannover 96 - SV B-E Steimbke So., 23.11., 13.00h Hannover 96 - TSV Limmer II Fanprojekt Hannover, Herrenstr. 11, 30159 Hannover, Tel.:0511-442296, www.fanprojekt-hannover.de, fanprojekt-hannover@t-online.de
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