Evangelische Kirchengemeinde - EVINGSEN Juni bis September 2021 - Evangelische Kirchengemeinde Evingsen

Die Seite wird erstellt Hanno Rausch
 
WEITER LESEN
Evangelische Kirchengemeinde - EVINGSEN Juni bis September 2021 - Evangelische Kirchengemeinde Evingsen
Evangelische

                                          72. Ausgabe
		Kirchengemeinde
                    EVINGSEN

  GEMEINDEBRIEF
                Juni bis September 2021

Was es früher alles in Evingsen gab
Konfirmanden 2021
Turmuhranleitung restauriert
Evangelische Kirchengemeinde - EVINGSEN Juni bis September 2021 - Evangelische Kirchengemeinde Evingsen
EEditorial
       ditorial

    Inhaltsverzeichnis                     Liebe Leserinnen & Leser!
    Editorial				 2
    AngeDacht			  3                        „Leben ist das, was passiert, wenn du
    Aus dem Presbyterium                   beschäftigt bist, andere Pläne zu ma-
                                           chen.“
       Nachruf			                     5    Ich finde, dies ist eine gute Aussage zu dem
       Friedhof			                    6    vergangenen und auch noch laufenden Jahr.
                                           Wie auch ich haben sicherlich viele Menschen
       Grundstück Schützenplatz       7    Pläne gemacht. Pläne für Urlaub, Pläne für
       Pfarramtl. Verbindung		        8    Hochzeiten, Taufen und Familienfeiern. Plä-
                                           ne für Arbeitsfelder im Beruf. Pläne für Akti-
    Gemeindeleben                          onen, auf die man sich freuen kann. Denen
                                           man entgegenfiebert. Ich muss gestehen, ich
       Oster-Pilger-Weg		             10   plane gern. Es gefällt mir bzw. macht mich ru-
    Kinder- und Jugendarbeit               higer, wenn ich einen Plan habe, eine Struk-
                                           tur, an die ich mich halten kann. Das mag für
       VCP				 12                          andere Menschen langweilig oder sogar an-
    Aus dem Kindergarten		            14   strengend sein, mir hilft es eher ruhig zu wer-
                                           den. Im Gegensatz dazu macht es mich unru-
    Kinderkirche			 16                     hig, wenn plötzlich alles „über den Haufen“
    Konfirmanden 2021		               18   geworfen wird, wenn nichts mehr geht, wie
                                           es gedacht war. Dann bin ich etwas aufge-
    Erkenntnisse der Pandemie         19   schmissen und muss mich neu sortieren, bin
                                           traurig, muss neu überlegen und versuche
    Gemeindepersönlichkeiten          20   neu zu planen. Versuche auch anzunehmen,
    Kirchenmusik			 23                     dass es eben nicht geht, wie es geplant war.
                                           Auch wenn mir gerade das schwer fällt.
    Historisches			 24
    Aus dem Archiv			                 27   „Ich werde euch eine Zukunft und eine
                                           Hoffnung geben.“ Jeremia 29,11
    Rückschau			 30
    Vorschau			 31                         Eine schöne Aussage, die auch mich hoffen
                                           lässt, dass die Zeiten sich ändern. Dass es mal
    Geburtstage                            wieder möglich sein wird Pläne zu machen
       Juni				32                          die Bestand haben. Aber auch eine Aussa-
       Juli				                            ge, die mir sagt, es lohnt sich die Hoffnung
       August                              nie aufzugeben: Denn es wird eine Zukunft
       September			32                      geben, ob mit vielen oder wenigen Plänen!
                                           Freuen wir uns also auf das, was kommt.
    WegBegleitung			36                                                      Andrea Gerdes
    Gottesdienste     		              37

    Ganz schön was los		              38
    Mitten im Dorf - und erreichbar   40

    Impressum			36

2
Evangelische Kirchengemeinde - EVINGSEN Juni bis September 2021 - Evangelische Kirchengemeinde Evingsen
Auf ein Wort

Liebe Gemeinde!
Krankheit, Elend, Vertreibung,                    Dieser volkstümlich verbreiteten Meinung
persönliche Katastrophe, weltweite                widersprechen die Propheten Jeremia in
Pandemie. Kämpfen wir - real oder gefühlt         Kp. 31,29-30 und Hesekiel in Kp. 18,1-4: „Es
- gegen Dämonen oder Gottes Gericht?              soll nicht mehr gelten, dass die Väter saure
                                                  Trauben gegessen haben und den Söhnen
Zwischendurch klingen in Gesprächen               die Zähne stumpf werden!“Für seine Sünde
Fragen an wie: Wer ist schuld an Corona? Wo       steht jeder individuell ein. Und Gott will
ist Gott und wie kann er das zulassen? Wie        nicht den Tod des Sünders, sondern, dass er
kann ich das Chaos in der Welt verstehen?         umkehrt! Die Vergebungsbitte in Psalm 38
Klar ist: Es muss einen Schuldigen geben, einen   kann individuell stimmig sein, aber aus der
Verursacher oder einen Nicht-Verhinderer.         individuellen Erfahrung darf deshalb nicht
Gefühlt wirkt für viele die Pandemie immer        der grundsätzliche Schluss gezogen werden,
noch irreal in einer ansonsten normal             dass dem Schicksalsschlag eine begangene
aussehenden Welt, wären da nicht die              Sünde entspricht! Klar wird das im Buch Hiob.
Alltagsmasken, Homeoffice, geschlossene           Hier wird die Leidensodyssee eines frommen
Gaststätten …! Real erlebe ich aktuell auch       Menschen geschildert, in dessen Leben das
Menschen mit zwei Arten von Angst: Die            Schicksal unerbittlich und total unsinnig
sich anzustecken und die andere Angst als         zuschlägt. Merke: Zwischen Tun und Ergehen
Überträger der Pandemie gebrandmarkt zu           gibt es keinen zwingenden Zusammenhang.
werden. Vielleicht ist man selber ahnungslos,     Im Hiobbuch spricht Gott in Kp. 38-39 in einer
wer einen infiziert hat, aber es wird             langen Rede zu Hiob aus dem Chaos-Sturm. Er
womöglich unterstellt, selber schuldig oder       erklärt, wie mannigfaltig er die Chaosmächte
mitschuldig an der Infektion anderer zu sein.     im Zusammenhang der Schöpfung in ihre
Liest man im Neuen Testament die                  Grenzen verwiesen hat, ohne dass der Mensch
Begegnungen Jesu mit Aussätzigen und              nur eine Ahnung davon hat. Die Chaosmächte
z.B. epilepsiekranken Menschen dann               sind in der Schöpfungsgeschichte 1. Mose 1
erkennt man, wie sehr Jesus sich den damals       das Tohuwabohu. In der Fortsetzung geht das
Stigmatisierten zugewandt hat, während            Chaos auf die persönliche Ebene über, was
diese Menschen für die gesellschaftliche          die Geschichte in der Begegnung mit dem
Mehrheit und die religiöse Gemeinschaft als       „Schlangen“-Ungeheuer in Kp. 3 schildert. Als
unrein und besessen galten und nur am Rand        Sündenfallgeschichte bezeichnet, zeigt sich
der Gesellschaft geduldet wurden.                 vor allem das Chaos als persönlich auftretende
Die Tradition, das Schicksal als Schuld           Macht, die Misstrauen sät und behauptet:
zuzurechnen, kann man im Alten Testament          „Gott will euch abhängig-dumm halten!“
in Psalm 38 erkennen. Da deutet ein Mensch        Die Episode zeigt: Die Beziehungen zu Gott
seine Krankheit als Wirkung von Gottes Zorn.      und den Menschen und zur Schöpfung sind
Sündiges Tun wirkt ein strafendes Ergehen         gefährdet und das Chaos lässt sich nicht
als göttliches Gericht. Wenn das wirklich so      rational erklären, aber auch nicht moralisch.
ist, kann man verstehen, dass Menschen            So bleibt es sinnlos nach Sinn und Ursache zu
sich mit den so göttlich Gestraften nicht         fragen.
solidarisieren. Wer will sich anmaßen, das        Seitdem Chaos Sünde produziert, aus
göttliche Urteil in Frage zu stellen? Noch        welchem Grund auch immer, kann man in
rabiatere Vorstellungen gingen davon aus,         der Reflexion über sie wiederum falsche,
als würde Gott noch Kinder und Kindeskinder       sündige Schlüsse ziehen. So ist die tragische
der Sünder strafen, womöglich bis in die          Erfahrung des Hiob, dass seine Freunde
siebte Generation.                                meinen, Hiob einreden zu müssen, dass er an
                                                  seinem Schicksal schuld sei.

                                                                                            3 3
Evangelische Kirchengemeinde - EVINGSEN Juni bis September 2021 - Evangelische Kirchengemeinde Evingsen
Auf ein Wort

Sie zweifeln sogar seinen Glauben an. Im Chaos
berauben sie Hiob auch noch der Seelsorge.
Wer solche Freunde hat, braucht keine
Feinde. Solche Freunde sind der Nährboden
für eine religiöse Entsolidarisierung mit
gesellschaftlicher Erbarmungslosigkeit. Das
Schicksal bleibt trotzdem allzu oft einfach
sinnlos.
Im Neuen Testament geht Jesus auf die
Menschen am Rand zu. In den Geschichten
findet oftmals eine Auseinandersetzung mit
Dämonen statt. Hier treten die Chaosmächte
in Person auf und Jesus tritt ihnen entgegen,
sie verbannend. Erhellend für mich fand ich die
Erklärung des Theologen Christoph Glimpel,
dass Jesus bewusst die chaotischen Mächte
anspricht, den Dämonen befiehlt, damit alle
Welt um ihn und den Kranken herum erkennt.
Der leidet an etwas, was sich gerade nicht
rational erklären lässt, wofür es keine Schuld
oder Schuldigen gibt. Er leidet an einer
Schicksal-Chaosmacht. Damit sagt er auch:
Es gibt keinen Grund solch einen betroffenen
Menschen auszugrenzen, weder religiös
noch sozial! Ärztliche Hilfe, menschliche
Zuwendung und Beistand sind gefragt. Wir
sind gefragt als eine Solidargemeinschaft,
die so vieles nicht begreifen kann.
Christus steht vor Augen als der Gott, der
soziale Ausgrenzung beendet, heilt und
zeigt, was Gottes Willen ist: Das Chaos
beenden, Auferstehung des Lebens. In
der Kraft seines Geistes leben Christinnen
und Christen und leisten körperlichen und
seelischen Beistand in chaotischen Zeiten.

Leben Sie unter Gottes Segen!
Ihr Pfarrer

  4
Evangelische Kirchengemeinde - EVINGSEN Juni bis September 2021 - Evangelische Kirchengemeinde Evingsen
Aus dem Presbyterium

                                                                    Nachruf
                                           Hildegard Ogden ist verstorben
„Wir glauben, dass Jesus gestorben und auferstanden ist, ebenso wird Gott die
Verstorbenen durch Jesus und mit ihm zusammen aus dem Tod herausführen.“
1. Thessalonicherbrief 4,14

Am 17. Mai 2021 ist unsere ehemaliger Presbyterin Hildegard (Hille) Ogden,
geborene Dunkel verstorben.
Unsere Gedanken und unsere Fürbitte sind bei ihrem Mann Ronald und ihrer
Familie, die sie ganz besonders vermissen.
Solange es die Kräfte und die Gesundheit zuließen, hat Hildegard Ogden am
Gemeindeleben teilgenommen.
Unabhängig von ihrer Zeit als Presbyterin von 1976-1982 erinnern sich viele
Menschen an Hille Ogden. Sie hat lange Jahre die Kinder- und Jugendarbeit
der Gemeinde geprägt, hatte einen Draht zu den jungen Menschen, mit ihnen
Fahrten unternommen und den ihnen ihren Glauben vorgelebt. Sie übernahm
für eine gewisse Zeit die Leitung der Frauenhilfe in Evingsen.
Ihr Herz schlug in besonderer Weise für die SOS-Kinderdörfer weltweit. Die
alljährlichen Basare für diesen Zweck waren eine logistische Teamarbeit und
brachten erstaunliche Erlöse ein. Sie waren damit ein besonderes Zeichen
gelebter Nächstenliebe.

In großer Dankbarkeit vertrauen wir für Hildegard Ogden auf die Treue Gottes,
die ewige Zukunft erschließt.

Für das Presbyterium Pfarrer Uwe Krause

                                                                                5   5
Evangelische Kirchengemeinde - EVINGSEN Juni bis September 2021 - Evangelische Kirchengemeinde Evingsen
Aus dem Presbyterium

    Friedhof                                         Auch die aufgestellten Grabsteine werden
    Ausforstung zur Sicherheit                       regelmäßig auf ihre Standfestigkeit über-
                                                     prüft und die Verantwortlichen zur ord-
                                                     nungsgemäßen Befestigung aufgefordert.
    Unser evangelischer Friedhof in Evingsen         Auch die mangelhafte Pflege der Grabstät-
    ist ein öffentlicher Raum und für die Allge-     ten durch einige Nutzungsberechtigte ist
    meinheit, mit wenigen Ausnahmen, unein-          für viele benachbarte Grabstellennutzer ein
    geschränkt zugänglich. Viele nutzen den          echtes Ärgernis. Wenn man nicht in der Lage
    Friedhof als autofreie Alternative parallel      ist, sein Grab zu pflegen, kann man die Pfle-
    zur Roleye und insbesondere Schülerinnen         ge auch einem Friedhofsgärtner übertragen
    und Schüler die Abkürzung über den Fried-        oder die Kirchengemeinde mit einem Legat
    hof zur Bushaltestelle. Als Träger ist die       bedenken. Diese kümmert sich dann um die
    ev. Kirchengemeinde verantwortlich für           entsprechende Pflege.
    die Verkehrssicherheit und die gefahrlose        Unsere Baumallee wurde im Frühjahr ord-
    Nutzung der bestehenden Wege auf dem             nungsgemäß beschnitten! Allen Baumpaten
    Friedhof! Dieser Verkehrssicherungspflicht       sei auch an dieser Stelle ein herzliches Dan-
    sind wir durch die Ausforstung der Bäume         keschön ausgesprochen.
    im Bereich zwischen dem alten und neuen          Das Gemeindebüro und die Friedhofsver-
    Friedhofsteil nachgekommen. Bei der Aus-         waltung haben eine dringende Bitte an die
    forstung wurde das Totholz der Bäume und         Hinterbliebenen im Sterbefall eines Ge-
    in den Verkehrsraum ragende Äste durch           meindemitglieds! Bitte informieren Sie die
    eine Fachfirma, entfernt.                        Gemeindeverwaltung direkt und unabhän-
    Alle Bäume auf dem Friedhof sind in einem        gig vom Bestatter über den Todesfall, auch
    Baumkataster erfasst und werden durch ei-        wenn die Bestattung nicht in Evingsen statt-
    nen externen Baumsachverständigen regel-         finden soll. Dann kann zeitnah gekleppt
    mäßig überprüft. Durch den Baumsachver-          werden und der Pfarrer kann mit Ihnen direkt
    ständigen wurde auch die Entfernung des          Kontakt aufnehmen und die Friedhofsver-
    Totholzes angemahnt.                             waltung sich rechtzeitig auf die Beerdigung
    Für den Friedhof besteht eine Satzung, die       einstellen.
    für alle Grabnutzer verbindlich ist. Darin ist   Bedauerlicherweise wurde die Kirchenge-
    die Gestaltung der Grabstätten geregelt.         meinde in der Vergangenheit des Öfteren
    Diese Satzung kann auf der Homepage der          nicht vom Bestatter rechtzeitig informiert
    Kirchengemeinde eingesehen werden. Sie           und wir möchten in Zukunft daraus resul-
    wird auch im Bestattungsfall den Nutzungs-       tierende Missverständnisse vermeiden! Aus
    berechtigten in Papierform ausgehändigt.         diesem Grunde bitte direkt das Gemeinde-
    Hier ist auch der Pflanzenbewuchs auf ei-        büro oder den Pfarrer informieren!
    ner Grabstelle geregelt. Bedauerlicherweise      Gern stehen die Friedhofsverwaltung und
    gibt es auf unserem Friedhof alte Grabstel-      der verantwortliche Presbyter für Rückfragen
    len, auf denen sich relativ große Bäume ent-     und Anregungen wie gewohnt zur Verfü-
    wickelt haben! Für diesen Bewuchs ist der        gung!
    Grabnutzer verantwortlich, insbesondere                                         Dirk Mischnick
    wenn die Bäume in den öffentlichen Ver-
    kehrsraum ragen. Durch diese Bäume verur-
    sachte Schäden, z,B. durch Windbruch oder
    herabfallende Äste, sind alleiniges Problem
    des Grabnutzungsberechtigten. Wir bitten
    aus diesem Grunde alle Grabnutzungsbe-
    rechtigten, ihren Bewuchs in den satzungs-
    gemäßen Größenordnungen zu halten.
    Wenn es hier zu Auffälligkeiten kommt,
    schreiben wir die Verantwortlichen an.

6
Evangelische Kirchengemeinde - EVINGSEN Juni bis September 2021 - Evangelische Kirchengemeinde Evingsen
Aus dem Presbyterium

                                               Pachten oder Kaufen ?
                                               Grundstück „Am Schützenplatz“
Liebe Gemeindemitglieder,
die Kirchen-gemeinde Evingsen hat ein
Grundstück, welches hinter dem Landmarkt
liegt. Der Pachtvertrag läuft zum 30.06.2021
aus. Somit würden wir gerne neu verpachten,
aber auch ein Verkauf wäre eine Option.
Um möglichst viele Menschen anzusprechen,
würden wir uns freuen, wenn viele
Gemeindemitglieder auf der persönlichen
Ebene Freunde und Bekannte ansprechen.
Anfragen bitte an das Gemeindebüro.
Anbei ein paar Daten:
Landwirtschaft Grünland 882 m²
Gemarkung:                    Evingsen
(051421)
Flur:                         2
Flurstücknummer:              777

Vielen Dankf ür Eure Hilfe!
Thilo Schulte

                                                                           7
Evangelische Kirchengemeinde - EVINGSEN Juni bis September 2021 - Evangelische Kirchengemeinde Evingsen
aus dem Presbyterium

10 Jahre pfarramtliche Verbindung
Ev. unierte Kirchengemeinde Evingsen und Ev. ref. Kirchengemeinde Dahle

Von der Pfarrerschwemme zum Pfarrerman-           Alles andere bleibt wie bisher.
gel!                                              Im Klartext: Die Gemeinden bleiben selbst-
                                                  ständig.
3000 Gemeindeglieder für eine Pfarrstelle!
Das ist zurzeit die aktuelle Bezugszahl, die      Im Dahler Presbyterium hatte man auch
eine Gemeinde in der Westf. Landeskirche          Bedenken, war aber der Idee nicht generell
zur Besetzung einer Vollzeitpfarrstelle be-       abgeneigt und hatte der Lösung bereits zu-
nötigt. Davon sind wir in Dahle und Eving-        gestimmt. Man hatte ja bereits keine volle
sen mit gemeinsam ca. 2300 Gemeindemit-           Pfarrstelle und der Pfarrer war in der rest-
gliedern weit entfernt! Erschwerend hinzu         lichen Zeit im Religionsunterricht an der Be-
kommt der Trend der sinkenden Mitglie-            rufsschule tätig.
derzahlen, welche die großen Kirchen mas-
siv trifft. Zurzeit haben die beiden großen       Herzlichen Dank für die freundliche Modera-
Kirchen zusammen ca. 40 Mio. Mitglieder!          tion durch Pfarrerin Antje Röse und die Un-
Das sind knapp 50% der deutschen Bevöl-           terstützung durch den damaligen Assessor
kerung! Erwartet wird, das die Mitglieder-        Pfarrer Stuberg, die den Prozess intensiv
zahl auf 26 Mio. bis zum Jahr 2060 sinkt und      begleitet und darauf hingewirkt haben, wei-
damit auch die entsprechenden Kirchen-            tergehende Spannungen zu vermeiden!
steuereinnahmen! Das ist der Kontext, der
die Kirchen zwingt, mit strukturellen Anpas-      Und wie sieht die Situation nach 10 Jahren
sungen, dem Trend Rechnung zu tragen.             aus? Relativ problemlos. Alle anfallenden
                                                  Fragen werden durch einen Kooperations-
In einer ähnlichen Situation befand sich un-      ausschuss, in dem die beiden Kirchmeister
sere Evingser Kirchengemeinde, nach dem           und ein weiterer Presbyter aus beiden Ge-
Weggang von Pfarrer Pallmann! Das Presby-         meinden, sowie der Pfarrer Mitglieder sind
terium stellte Überlegungen an, um einen          und 2 x jährlich in der Vollversammlung
Nachfolger für die freie Pfarrstelle zu finden.   beider Presbyterien geregelt. Im Bedarfsfall
Es war klar, dass es nur eine halbe Pfarrstel-    kann die Vollversammlung auch jederzeit
le werden würde. In einem Gespräch mit            kurzfristig einberufen werden.
dem Superintendenten wurde dem Presby-
terium aber keine Alternative zur pfarramt-       Zusätzlich haben sich weitere gemeinsame
lichen Verbindung mit der Nachbargemein-          Aktivitäten entwickelt, wie der gemeinsame
de in Dahle gelassen! Letztendlich blieb          Kirchenchor EviDah, die gemeinsamen Passi-
dem Presbyterium keine andere Wahl als            onsandachten und die Vertretung in der ev.
diesem Vorschlag frustriert zu zustimmen!         Allianz. Auch die Männerrunde hat Mitglie-
Wie sollte das zusammen gehen? Hier die li-       der aus beiden Gemeinden. Die Zentrale Ver-
berale unierte Gemeinde in Evingsen und in        bindung ist und bleibt aber der gemeinsame
Dahle eine durch den CVJM geprägte, pie-          Gottesdienst am Sonntagmorgen, abwech-
tistische Gemeinde! Und es war kein Pfarrer       selnd in Dahle am 1. und 3. Sonntag und in
mehr in Evingsen vor Ort.                         Evingsen am 2. und 4. Sonntag des Monats.
                                                  Zum Besuch der Gottesdienste, auch jetzt in
Das Wesen einer Pfarramtlichen Verbin-            Corona-Zeiten Open Air, möchten wir in den
dung ist wie folgt: In einer Pfarramtlichen       Dahler Pfarrgarten oder auf den Evingser
Verbindung bleiben die Gemeinden recht-           Friedhof herzlich einladen.
lich selbständig, lediglich der Pfarrer teilt
seine Arbeit unter den Gemeinden auf.

8
Evangelische Kirchengemeinde - EVINGSEN Juni bis September 2021 - Evangelische Kirchengemeinde Evingsen
Aus dem Presbyterium

Wir danken unserem Gott, dass sich die Situa-
tion so gut entwickelt hat, trotz aller Ressenti-
ments und Animositäten.

Ihm dürfen wir auch die zukünftige Entwick-
lung seiner Gemeinde und die Pfarramtliche
Verbindung Dahle / Evingsen anbefehlen und
vertrauensvoll in die Zukunft blicken!

                                   Dirk Mischnick

(Herzlichen Dank an Britta Radix, Pfr. Uwe Krau-
se und Karlheinz Kühn für ihre Informationen
und freundliche Unterstützung)                         Superintendentin Martina Espelöer, Pfr. Uwe Krause,
                                                       Pfr. Martin Heider

               Die beiden Presbyterien mit Pfarrern undSuperintendentin

                      Pfr. Uwe Krause, Kirchmeisterin Helga Mosch, Kirchmeister                              9
                      Wilfried Korte, Pfr. Martin Heider
Evangelische Kirchengemeinde - EVINGSEN Juni bis September 2021 - Evangelische Kirchengemeinde Evingsen
Gemeindeleben

  Pilgerweg zur Osterzeit
  Eine kleine Reise über den Friedhof

  Laut Wikipedia ist ein Pilgerweg wie folgt       „Tetelestei“, die letzten Worte Jesu. „Es ist
  beschrieben: Ein Pilgerweg ist die Reisestre-    geschafft“! Ein kleines Kärtchen erinnert
  cke, die Pilger auf einer Wallfahrt zurückle-    uns an Station7: Gott hat Dir Deine Schuld
  gen, um an das Ziel – meist ein heiliger Ort –   wirklich vergeben.
  zu gelangen. Auf dem Weg gibt es Stationen       Im Sommer wird uns Station 8 mit wun-
  des Innehaltens, an denen Gebete gespro-         derschönen Blumen erfreuen. Ein Abschied
  chen oder Gottesdienste gefeiert werden          von unseren geliebten Menschen fällt uns
  können.                                          schwer. Aber schöne Erinnerungen helfen
  Die Evingser Pilger brauchten dieses Jahr        uns in der Trauer. Und eines ist gewiss:
  nicht bis zum Jakobsweg zu reisen, um ei-        Gott wird unser Leben verwandeln. Auch
  nen Pilgerweg zu begehen. Zu Ostern gab          wir werden nach dem Leben auf Erden bei
  es auf dem Friedhof 9 liebevoll gestaltete       Gott im Himmel wohnen. An der letzten
  Stationen zum Thema Kreuzweg.                    Station haben wir das Ziel erreicht. Für die-
  Station 1 ist die Ankunft Jesu in Jerusalem.     sen Pilgerweg musste man keine beson-
  Die Menschen damals schmückten den Weg           dere Kondition oder besonderes Training
  mit Palmzweigen um ihn zu begrüßen. Auf          haben. Der Jakobsweg ist da doch etwas
  dem Evingser Pilgerweg konnten die Pilger        anspruchsvoller. Umso schöner, dass es
  ein mit Kreide aufgemaltes Kreuz mit Buchs-      unseren kleinen Pilgerweg gab. Das Ziel
  baumzweigen ausfüllen und dazu ein Ge-           war auch kein heiliger Ort, sondern die
  bet sprechen.                                    Gewissheit, Gott ist bei uns. Gott möchte
  An unsere Taufe erinnerte man sich dann an       uns Sorgen abnehmen. Schuld ist verge-
  Station 2 und konnte sich ein Kreuz auf die      ben. Der Tod ist nicht das Letzte. Christus
  Stirn zeichnen. Denn Gott ist bei uns, auch      ist auferstanden.
  wenn es im Leben schwierig wird.                                            Monika Fernandes
  Das Vaterunser wurde an Station 3 gebetet.
  Dazu wurde man eingeladen, Bewegungen
  auszuführen, eine kleine Meditation.
  Erinnert werden wir an Station 4 an die Ge-
  fangennahme Jesu. Durch Lügen bringen
  sie ihn vor Gericht. Einen Stein konnten wir
  an dieser Station mitnehmen. Er begleitet
  uns ein Stück auf dem Pilgerweg. Belastet
  auch etwas mein Gewissen? Ein Streit oder
  eine Lüge?
  Der VCP gestaltete die Station 5. Jesus wird
  verurteilt, aufgehetzt von einer Volksmen-
  ge. Auch heute müssen wir lernen, nicht
  mit dem falschen Strom zu schwimmen.
  Wir wollen uns für Recht und Gerechtigkeit
  einsetzen. Die Aktion der Pfadis „Auf die
  Plätze gegen Hetze!“ hilft uns eine Meinung
  zu finden und diese zu vertreten gegen
2000
  Rechtspopulismus zum Beispiel.                       2008
  Ist der Stein von Station 4 schon schwer ge-
  worden? Jetzt konnten wir den Stein able-
  gen (Station 6) und in der Stille beten. „Gott
  vergib mir, dass ich ..!

10
Gemeindeleben

Impressionen

                11
Kinder- und Jugendarbeit

 Pfingsten 2021
 Ein weiteres anderes Pfingsten

 Wir tragen das Wort Verband in unserem
 Namen und zu unserer Pfingstaktion (ein
 Pfingstlager mit Übernachtung war Corona
 bedingt immer noch nicht möglich) zeigte
 sich wie stark wir Evingser Pfadis uns ver-
 bunden fühlen. Trotz des angekündigten
 mehr als schlechten Wetters haben sich
 24 große und kleine Pfadis getroffen. Das
 Programm war mit dem Ordnungsamt der
 Stadt Altena abgesprochen und es ist uns
 gelungen eine fast „normale“ Atmosphäre
 hinzubekommen. Obwohl alle in feste Grup-
 pen eingeteilt waren, haben wir ein starkes
 Gefühl von Gemeinschaft erlebt. „Gegen
 das Vergessen – Pfadfinden reloaded“ hat-
 ten wir unsere Pfingstaktion überschrieben.
 Damit wollten wir zum Ausdruck bringen,
 dass wir die Erfahrung persönlicher Begeg-
 nungen nicht vergessen wollen und wie
 wichtig sie ist. Aber auch pfadfindertypische
 Aktivitäten sollten aufgefrischt werden. So
 starteten wir mit einem Geländespiel, wo
 unter anderem der Ratsfelsen mit dem ein-
 geritzten Wolfskopf nach Koordinaten ge-
 funden werden musste, außerdem mussten
 weitere Aufgaben unterwegs gelöst werden,
 um den gemeinsamen Treffpunkt heraus-
 zufinden. Lagerfeuer-Challenge, Stockbrot
 und Würstchen, Spiele und Singen (alles
 mit Abstand natürlich!) waren unter nahezu
 freiem Himmel möglich. Ein ganz beson-
 derer Höhepunkt war das Überreichen des
 neuen Halstuches und damit der Übergang
 in die nächste Pfadi-Stufe. Am Sonntagmor-
 gen ging es dann weiter mit einer Andacht.
 Vergessen war auch hier das Thema. Wir
 erinnerten an mutige Menschen aus der Ge-
 schichte und Gegenwart, und dass sie eines
 gemeinsam haben, nämlich Zivilcourage.
 Und wir entdeckten viele mutmachende
 Stellen in der Bibel, in denen Gott und seine
 Engel den Menschen zurufen „Fürchte dich
 nicht“.

12
Kinder- und Jugendarbeit

Besonders einprägsam war für uns der Spruch
aus 2. Timotheus 1,7
„Gott hat uns nicht gegeben den Geist der
Furcht, sondern der Kraft, der Liebe und
der Besonnenheit“.
In den in die Andacht eingebauten Rollenspie-
len zum Thema Zivilcourage haben wir uns
mit Situationen auseinandergesetzt, die uns
in unserem eigenen Alltag begegnen und uns
in einer sehr konstruktiven Diskussion darüber
ausgetauscht.
Bis zum gemeinsamen Pizzaessen, gab es
noch das hammermäßige Chaosspiel, bei dem
über dem Gelände verteilte Zettel mit Zahlen
gesucht werden mussten, die mussten der
„Wettkampfleitung“ vorgelegt werden. Nach-
dem eine Aufgabe erfolgreich durchgeführt
wurde, konnte neu gewürfelt werden und los
ging wieder die Suche nach der nächsten Zahl.
Nach Spaziergang und Fotoshooting war dann
schon Zeit für den Abschlusskreis. Auseinan-
dergegangen sind wir mit der Zuversicht, dass
wir uns im Laufe des Sommers bei einem tol-
len Zeltlager wiedertreffen werden.

                              Angelika Mosch

                                                                       15
                                                                      15 13
Aus dem Kindergarten

     Wir im Kindergarten...
     Frühling

 Der Frühling kommt mit großen
 Schritten und lässt sich auch trotz Corona
 nicht aufhalten. Damit wir hautnah
 miterleben können, wie die Natur zu
 neuem Leben erwacht, hat jedes Kind im
 Kindergarten einen Sonnenblumenkern
 eingepflanzt. An jedem neuen Tag können
 wir nun sehen, wie die Pflanze wächst
 und gedeiht. Ist sie kräftig genug, darf
 jedes Kind seine Blume mit nach Hause
 nehmen und dort einpflanzen. So können
 die Kinder erleben, wie daraus eine große
 Sonnenblume wächst.
 Durch die Notbetreuung sind nicht alle
 Kinder im Kindergarten. Sie bekommen
 von uns einen Sonnenblumenkern
 nach Hause geschickt. Wir basteln und
 spielen jeden Tag und machen das Beste
 aus der Situation.
 Wenn die Infektionszahlen wieder
 gesunken sind, freuen wir uns schon riesig
 darauf, alle wiederzusehen.
 Das ganze Kindergartenteam ist inzwischen
 geimpft und wir schauen zuversichtlich in
 die nächsten Wochen.
                                Britta Uhrich

14
Aus dem Kindergarten

                                                   Danke !!!!!!!

Ein liebes Dankeschön an Stephanie Schmitz für das Bedrucken unserer
                          Arbeitskleidung!

                                                               15
Kinderkirche

Kinderkirchen-Tüte für Zuhause
... die Zweite
                                    Neue Kinderkirchen-Tüte im Juni
                                    Nachdem die erste Kinderkirchen-Tüte zum Mit-
                                    nehmen für Zuhause gut angenommen wurde
                                    und viele Kinder Spaß beim Lesen, Basteln und
                                    Mitmachen hatten, gibt es im Juni eine weitere
                                    Kinderkirchen-Tüte. Enthalten sind natürlich auch
                                    diesmal wieder Sachen zum Basteln, Spielen und
                                    Singen. Lasst euch überraschen!

Die Tüten für Kinder von 5 bis 10 Jah-
ren können hier abgeholt werden:

Ev. Gemeindehaus Evingsen;
montags bis freitags von 8 bis 14 Uhr,
mittwochs bis 17 Uhr

                        Foto von Familie Klinke
16
Kinder

 15
Konfirmanden

    Konfirmation 2021
    am 12. September

         Paula

                                    Fabian

                                                     Mary-Lou

                          Nelli

                                                        Emely
            Lilly

                                           Ricarda

Lilly Amerseck, Ricarda Fernandes,
Mary Lou Madiwe, Nelli Ossenberg-Engels,
Fabian Schröder, Paula Wiegold,
Emely Zöllig
 18
Erkenntnisse

Wie Gemeindeglieder die Pandemie „aushalten bzw. gestalten“
                                                                                Ic
                                                  aus au
                                                          f                 - A h hab
                                     s te r reich ickt! Ich               Pap usmalb e mir e
                               von Ö          esch       mer            mit ier un uch g in van
                te r  h at mirhäppchen g waren im                      eini seinen d ca. 25eleiste Gogh
           Toch          chen        t! Die                           Wer gen fü bekan Malv t. Dick
  Meine ndy die Kir angeschau !!
       H a           ne           n k                                Ma ken. N r mich ntest orlage es
mein sie mir ger . vielen Da                                        zeiglstifte. atürlic unbeken - un n,
  a b e        c h t. .
h        gema           en                                        auf. t mir a Das m h jede annte d
 super lika Bahns                                                 mei Aber d ber au acht m Meng n
  Ang   e                                                             n          a     c        ir     e
                                                                   U. B e Liebli s Lese h mein Spaß,
                                                                       usch ngs n ist e Gr
                                                                              siep besc und enze
                                                                                   er    häf
     Mein Tipp zum Zeitvertreib in der                                                       tigu bleibt n
     Pandemie:                                                                                     ng.
  Ich backe gerne Kuchen, den wir dann mit
  der Familie zusammen essen. Wir spielen
  auch gerne Karten oder puzzeln.
   Mir fehlen meine Freunde und die Pfadfin-                  Sinnvolle Beschäftigung während der
  der mit den gemeinsamen Gruppenstunden.                    Pandemie ist für jede und jeden ja unter-
  Natürlich auch das Handballspielen und ich               schiedlich:
  würde auch gerne wieder die TS-Evingsen in               Ich habe mir Malbücher für Erwachsene gekauft
  der Sauerland Halle anfeuern.                            und verschiedene Stifte und male aus, z.B. zum
   Durch die Pandemie habe ich eine intensive              Thema Dschungel oder Meer. Mir macht das
  Zeit mit meiner Familie, aber vor allem mit              Spaß, insbesondere bei schlechtem Wetter. Bei
  meiner Schwester verbracht.                              gutem Wetter ist spazieren gehen oder seit neu-
  Ich habe auch viel gelesen (was ich eigent-              estem E-Bike-fahren eine gute Beschäftigung
  lich nicht gern mache).     Paula Wiegold                für mich.
                                                           Bedrückend empfinde ich die Kontaktbeschrän-
                                                           kungen also das Herunterfahren fast aller so-
                                                           zialen Kontakte und dass es so viele Menschen
  Ich bin froh einen großen Gar-                           gibt, die nicht glauben, dass es diese Pandemie
   ten und eine schöne Terrasse                            gibt.
zu haben, so fühlte ich mich nicht                         Positive Erlebnisse:
so eingeengt. Zudem habe ich mit                           Insgesamt mehr Zeit zu haben und das ich viel
unserem Hund verschiedene neue                             spazieren gehe und so Wege rund um Evingsen
   „Wander“-Wege ausprobiert.                                neu entdecke. Juliane Hoinka
           Name der Red. bekannt
                                                                        W
                                                                     tua enn ic
                                                                          t
                                                                     dan ion e h der
                                                                    in d n evt twas G„Mask
                                                                    mit en le l., das utes en un
                                                                  ges tlerw tzten s ich abg d A
                                                                                                e      b
                                                                  undellige eile imMon wenig winn stand
                                                               sin au Treff me aten er e en m “-Si
                                                                  d m ch         e                   r          -
                                                                      it Z zuh n mit r häufi;) Was kältet öchte
                                                                           oom aus Fre ge             m      w   ,
                                                                               ein e. Per unde r fehl ir abe ar
                                                                                   fac sön n i t, si r
                                                                                      hn            m      n
                                                                                         ich liche Ver d
                                                                                        Rei t zu e Treffe ein
                                                                                           nha rse n
                                                                                                rd G tzen 19
                                                                                                    erd .
                                                                                                        es
gemeindepersönlichkeiten

Über den Tellerrand geschaut ...
Ein Interview mit Dankwart von Zadow
                                                    ist, verliert bekanntlich seinen Wert. Aber die
                                                    Menschen wollen es doch, und sie bekommen
                                                    es! Welcher junge Mensch geht auch nur zwei
                                                    Schritte ohne seinen Kopfhörer? Das was sie
                                                    dort hören, nennen sie Musik. Und wer kann
                                                    sich vorstellen, nur einen halben Tag lang ein-
                                                    mal keine Musik zu hören? Ich persönlich kann
                                                    auch zwei Tage ohne Musik aus dem Lautspre-
                                                    cher existieren.
                                                    Aber ich habe gut reden, ich musiziere ja sel-
                                                    ber. Sehr viele Menschen pflegen einen aus-
                                                    schließlich passiven Umgang mit Musik. Man
                                                    konsumiert, je mehr, umso besser, und das
                                                    möglichst 24 Stunden am Tag. Es ist ja auch
                                                    alles verfügbar. Dabei gehört zum Wesen der
                                                    Musik in Wahrheit die Vergänglichkeit: Wenn
                                                    der letzte Ton verklungen ist, ist es wirklich
                                                    vorbei.
                                                    Vielleicht hat man die Musik dann noch im Ohr
Herr von Zadow, wir erleben Sie im sonn-            und kann sich daran erinnern, oder auch nicht.
täglichen Gottesdienst und im Internet an           Demnach müsste es eigentlich mehr Stille als
der Orgel unserer Gemeinde. Wer ist die             Musik geben, doch heute ist es umgekehrt.
Person, die uns mit so toller Musik erfreut?        Daher kann man das eigene, das aktive Musi-
„Wenn ich keine Musik höre, fehlt mir etwas,        zieren gar nicht hoch genug einschätzen. Ich
aber wenn ich Musik höre – fehlt mir erst recht     bin wirklich sehr froh, dass ich diese Fähigkeit
etwas!“                                             und vielleicht sogar ein bisschen Talent be-
Dieser Ausspruch von Martin Walser be-              kommen habe. Das ist tatsächlich eine Gottes-
schreibt ziemlich gut, was ich beim Hören           gabe, und dafür bin ich dankbar.
von Musik empfinde. Als junger Musiker ist          Kirchenmusiker bin ich nicht durch ein Exa-
man besonders hungrig. Bei mir lief ständig         men, sondern aus Leidenschaft. Als einzelgän-
die Anlage. Und natürlich musste es „richtige“      gerischer Typ waren die Tasteninstrumente
Musik sein. Aber auch Louis Armstrong, Ella         genau das richtige für mich, also lernte ich als
Fitzgerald und besonders Oscar Peterson ka-         junger Mensch Klavier, Cembalo und natür-
men immer wieder auf den Plattenteller. Das         lich Orgel. Vom Studium der Kirchenmusik hat
sind ja alles bereits Klassiker. Heute im fortge-   man mir dann doch abgeraten, es fiel das Wort
schrittenen Alter höre ich nicht mehr so viel,      von der „brotlosen Kunst“. Aber Musik sollte es
ich habe den Eindruck, dass alles schon ein-        auf jeden Fall sein. Ich studierte dann im da-
mal dagewesen ist. Die Höhepunkte der mit-          maligen Westberlin die Fächer Klavier, Cemba-
teleuropäischen Musikentwicklung - Barock,          lo, Tonmeister und Instrumentalpädagogik.
Klassik, Romantik - sind längst überschritten,      Ab 1980 war ich dann bis zu meinem Ruhe-
heutige Komponisten haben es wahnsinnig             stand 2012 Lehrer an der Iserlohner Musik-
schwer, etwas Neues zu erfinden. Und ob die         schule. Während der ganzen Zeit habe ich
jetzt komponierten Stücke in 20 oder 30 Jah-        immer wieder Orgel gespielt, wenn sich die
ren noch gespielt werden, wage ich zu bezwei-       Gelegenheit dazu bot.
feln. Die Zeit geht in gnadenloser Geschwin-        Wie kam der Kontakt zur Kirchengemeinde
digkeit über alles hinweg, es gibt einfach zu       Evingsen zustande?
viel, und zwar von allem. Jawohl, auch wenn         Ganz zufällig. Es war im Jahre 2008, als mich
das niemand glaubt: Es gibt tatsächlich viel zu     eine junge Organistin aus Letmathe auf die
viel Musik. Und was im Überfluss vorhanden          Stellenausschreibung in Evingsen aufmerk-
20                                                  sam machte.
Gemeindepersönlichkeiten

Ich hatte keine Ahnung, wo Evingsen über-           vollkommene Einheit, der Rhythmus der Me-
haupt liegt, aber das interessierte mich tat-       lodie entspricht dem Sprachrhythmus, und
sächlich, also habe ich mich bei Pastor Pall-       die Wortbetonungen sind zugleich die mu-
mann gemeldet und dann im Oktober 2008              sikalischen Betonungen. Einfaches Beispiel:
zum ersten Mal hier gespielt. Die Orgel gefiel      Das Adventslied „Es kommt ein Schiff gela-
mir eigentlich auf Anhieb, und nachdem ich          den“. Das kann man einfach nicht besser ma-
mit Frau Mosch als Kirchmeisterin und Herrn         chen, daher sind und bleiben solche Lieder
Pallmann schnell „handelseinig“ wurde, war          zeitlos gültig. Bei vielen neuen Liedern finden
mir bewusst: Hier hast du eine reizvolle Aufga-     wir harmonische und rhythmische Anleihen
be für die Zeit nach der Pensionierung gefun-       aus der Popmusik. Das wirkt auf mich oftmals
den. Seit 2016 bin ich ja bekanntlich auch in       banal oder oberflächlich, selbst wenn es sich
Dahle Organist, also habe ich eigentlich immer      um anspruchsvollere Texte handelt. Vielfach
genug zu tun.                                       werden hier die Wortbetonungen auf den
                                                    Kopf gestellt, und das kann mich nicht über-
Woher kommt Ihre Liebe zur Musik?                   zeugen.
In unserer Familie war immer Musik. Meine           Aber heute beherrscht ja die sogenannte
Großmutter muss eine respektable Pianistin          Popkultur so gut wie alle Bereiche des Le-
gewesen sein, das war allerdings noch vor           bens, natürlich hat das auch Auswirkungen
meiner Zeit.                                        auf die Kirchenmusik.
Der Vater spielte in der Freizeit Cello und Viola   Alle großen Komponisten haben irgendwann
da Gamba, und die Mutter war Kirchenmusi-           auch für die Kirche komponiert, manche nur
kerin. Es wird berichtet, dass sie noch bis kurz    wenig wie Beethoven, manche sehr viel wie
vor meiner Geburt im Februar 1947 für das Ex-       Bach, manche sogar fast ausschließlich wie
amen geübt hat. Damals hatte die Familie als        Heinrich Schütz. Und das war immer das Be-
Folge des Krieges ihr Anwesen in Hinterpom-         ste vom Besten. Für die Kirche war das Beste
mern längst verlassen müssen und war vorü-          gerade gut genug. Es ist der Wunsch nach
bergehend in Greifswald gelandet. Und natür-        Massentauglichkeit, der dem entgegensteht.
lich übte meine Mutter an der großen Orgel im
Greifswalder Dom! Möglicherweise hat das auf        Ist Kirchenmusik aktive Verkündigung
mich abgefärbt, obwohl ich noch gar nicht auf       und wie sehen Sie den Stellenwert der
der Welt war …                                      Musik in unserer Landeskirche?
Ich trage normalerweise mein Herz nicht auf         Im Gottesdienst werden normalerweise sehr
der Zunge, und wirke daher im Gespräch meist        ernsthafte und wichtige Gedanken formu-
etwas zurückhaltend. Aber in der Sprache der        liert und seriös vorgetragen. Da gibt es kein
Musik habe ich eine für mich ganz wichtige          Alltagsgerede. Und genauso sollte auch die
Ausdrucksmöglichkeit gefunden.                      Musik sein. Viele Menschen begrüßen Musik
                                                    als willkommene Unterbrechung zur Auflo-
Wie sehen Sie die Entwicklung der Kirchen-          ckerung und zum Atemholen. Das sollte für
musik in der Zukunft? (Gibt es einen Trend          den Gottesdienst nicht gelten. Ich glaube
weg vom klassischen Choral zu mehr Anbe-            nicht, dass es den Menschen schadet, wenn
tungsliedern und Popmusik?)                         sie einmal in der Woche für eine Stunde kei-
„Singet dem Herrn ein neues Lied“ heißt es          ne Alltagsmusik hören. Das lässt sich sicher
im 98. Psalm. Für mich ganz privat denke ich        aushalten.
manchmal: Wenn Luther geahnt hätte, was wir         Es ist ja bekannt, dass im 18. Jahrhundert die
heute unter neuen Liedern verstehen, wür-           Menschen in Leipzig gesagt haben: Das was
de er das wohl so nicht gesagt haben. Etwas         der Pastor von der Kanzel gepredigt hat, ist
ist nicht automatisch gut, nur weil es neu ist.     wirklich wunderbar und richtig. Aber die ei-
Diese Art Fortschrittsglaube hat in der Kunst       gentliche Predigt kommt danach, wenn der
nichts zu suchen.                                   Bach seine sonntägliche Kantate aufführt.
Für mich persönlich ist ein Kirchenlied dann        Luther hat es einmal so ausgedrückt: „Gottes
gut, wenn es die Intensität eines Gebetes be-       Wort wird auch durch die Musik gepredigt“.
sitzt. Im Idealfall bilden Text und Melodie eine                                                 21
Kirchenmusik

Gibt es Wünsche, die Sie als Organist an die         Man brauchte dann unbedingt die Noten-
Kirchengemeinde bzw. das Presbyterium ha-            schlüssel, um die Noten zu erkennen. Dieses
ben?                                                 System wurde später weiterentwickelt, in
Ich hoffe, dass die vertrauensvolle Zusammen-        den einzelnen Musikepochen unterschiedlich
arbeit noch eine ganze Weile andauert.               angewendet und gilt in den Grundzügen bis
                                                     heute. Das reine Notenlesen ist zunächst aber
Was bedeutet Ihnen der Glaube? Kann die wie eine Art Buchstabieren. Bis zur klingenden
Musik in der Kirche zum Glauben hinführen? Musik ist es dann doch noch ein Weg.
Es ist mir völlig unbegreiflich, wie es möglich
war, dass Menschen wie Johann Sebastian Bach Wie können wir mehr junge Menschen für
oder Wolfgang Amadeus Mozart eine derartige die Kirchenmusik gewinnen?
Musik schreiben konnten. Für mich ist da ganz Die Musik ist wahrscheinlich eine unserer
eindeutig eine überirdische oder eben göttliche größten kulturellen Errungenschaften, kein
Kraft sichtbar geworden. Dieser unmittelbare Tier erfindet sich Instrumente um darauf zu
Bezug zum Glauben entstand bei mir ganz von musizieren, das tun nur wir, die Menschen.
selbst, eben durch die Kraft der Musik.              Daher sollte jeder Mensch die Chance bekom-
Natürlich hatten wir eine streng religiöse, fast men, in Musik unterrichtet zu werden und viel-
frömmelnde Erziehung mit Gutenachtgebet, leicht sogar ein Instrument zu erlernen. Und
Tischgebet, Kindergottesdienst und allem was tatsächlich wird durch die Einrichtung der Mu-
dazu gehört. Die intensive Beschäftigung mit sikschulen mittlerweile so viel musiziert wie
der Musik hat dann meinen Glauben wirklich noch nie. Doch je mehr die Musikerziehung
gefestigt. Aber nicht, weil es mir gesagt wurde, auf Breitenwirkung setzt, desto mehr sinkt lei-
sondern aus eigener Überzeugung. Die huma- der das allgemeine Niveau. Das ist jedenfalls
nistischen Werte der christlichen Religion sind mein Eindruck. Zu meiner Zeit waren Bachs
für mich selbstverständlich und zwar unabhän- Inventionen im Klavierunterricht obligato-
gig von der Konfession.                              risch. Die kommen inzwischen kaum noch vor,
Es gibt Menschen, die betrachten die gegen- weil sie eben schwierig sind. Man muss sie sich
wärtige Corona-Zeit als eine Strafe Gottes. Aber erarbeiteten. Heute werden stattdessen von
diese Art Kinderglaube ist meine Sache nicht, vielen bekannten Stücken (Elise!) erleichterte
wie ich auch der Meinung bin, man sollte die Fassungen verlangt, das kannten wir gar nicht.
Bibel nicht ausschließlich wörtlich nehmen. Im Aber es geht ja in erster Linie darum, die Freu-
Grunde ist das ja auch gar nicht möglich bei de an der Musik zu wecken. Doch den Schritt
den vielen unterschiedlichen Textfassungen, vom Hobby zum ernsthaften Musizieren kann
die es inzwischen gibt. Stattdessen soll man ver- man nur mit innerer Überzeugung tun. Nicht
suchen zu verstehen, was gemeint sein könnte ohne Grund gibt es vor einem Musikstudium
und was das für uns Heutige bedeutet.                die Hürde der Eignungsprüfung.
In der Musik ist das ganz ähnlich. Man muss ge- Zum erfolgreichen Orgelunterricht braucht es
lernt haben wie ein Notentext zu lesen ist, um möglichst fortgeschrittene und sichere Fähig-
eine Vorstellung davon zu bekommen, was für keiten am Klavier, denn die Einbeziehung der
eine Musik damit gemeint sein könnte. Doch Pedaltechnik ist nicht zu unterschätzen. Gutes
das ist ein schwieriges Kapitel. Wenn man ein- Vomblattspiel und Kenntnisse in Harmo-
mal von der modernen Speichertechnik ab- nielehre sind auf jeden Fall wünschenswert.
sieht, lässt sich ja Musik, anders als ein Bild oder Diejenigen, auf die das zutrifft, sind meistens
eine Skulptur, überhaupt nicht festhalten und schon 16 oder 17 Jahre alt. In den nächsten
fixieren. Gespielt ist gespielt, Zeit bleibt nun zwei Jahren bekommen sie dann durchaus
mal nicht stehen. Und damit die vielen musika- schon ein wenig Sicherheit auf der Orgel, aber
lischen Ideen nicht verloren gehen hat ein ita- dann machen sie Abitur! Entweder sie wollen
lienischer Mönch im Mittelalter die Notenlinien bei der Kirchenmusik bleiben, dann gehen sie
erfunden. So konnte man die unterschiedlichen weg zum Studium. Oder aber sie haben ande-
Tonhöhen andeuten. Das war also gewisserma- re Pläne und sind dann ebenfalls weg.
ßen eine verschlüsselte Grafik.
22
Rückschau

Natürlich gibt es Ausnahmen, aber meistens ist
das die traurige Realität. Es ist also kein Wun-
                                                    „Schick uns dein Lied“
der, dass gerade bei Organisten Nachwuchs-                   Die Top 5 werden gesucht!
mangel herrscht.
Seit einiger Zeit schon versucht man das Stu-
dium der Kirchenmusik durch die verstärkte                     „Lobe den Herrn“ oder „
Einbeziehung der Popmusik attraktiver zu ma-          Da wohnt ein Sehnen tief in uns“?
chen.                                                          „Anker in der Zeit“ oder
Es gibt inzwischen sogar Kirchenmusikschulen,                   „Von guten Mächten“?
die sich schwerpunktmäßig an der Popmusik
orientieren, so zum Beispiel in Witten. Ich per-   Welches Lied singen Sie am liebsten im Got-
sönlich sehe das mit gemischten Gefühlen.          tesdienst? Was ist Ihr persönlicher Hit? Ge-
Man spricht zwar von Bereicherung, aber für        nauer gefragt: Was ist Ihre TOP 5? Denn ge-
jedes moderne Lied wird ein altes nicht mehr       nau die suchen wir. Und zwar für das neue
gesungen. Und was nicht mehr gesungen wird,        Gesangbuch, das bis 2030 erscheinen soll.
kennt auch bald keiner mehr. Ich finde das         Zunächst digital, später auch in gedruckter
schade, doch die Entwicklung geht nun mal in       Form.
diese Richtung.                                    Dabei können Sie uns unterstützen. Schi-
Zum Schluss noch einen Satz von Mauricio Bo-       cken Sie uns Ihre Lieblingshits und zwar von
tero, der auch meiner Überzeugung entspricht:      Platz 1 bis 5. Also genau die Songs, die auf
„Das, worauf es wirklich ankommt, kann man         jeden Fall im neuen Gesangbuch stehen
niemandem beibringen.“                             müssen.
                                                   Ab Sonntag, 2. Mai, sind die Lei-
Fragen von Dirk Mischnick.                         tungen freigeschaltet. Dann können
Vielen lieben Dank an Herrn von Zadow für das
ausführliche Interview !                           Sie im Internet auf der Seite
                                                             www.ekd.de/top5
                                                   drei Monate lang Ihre Vorschläge ein-
                                                   tragen.
                                                   Aus allen genannten Liedern wird eine ge-
                                                   meinsame TOP 5 gebildet, die Sie voraus-
                                                   sichtlich Ende dieses Jahres in der Liederapp
                                                   „Cantico“ finden.
                                                   „Das neue Gesangbuch“ wird viele Hin-
                                                   tergrundinfos und deutlich mehr Lieder
                                                   enthalten. Auf der Website www.ekd.de/
                                                   evangelisches-gesangbuch finden Sie viele
                                                   weitere Informationen zur Entstehung des
                                                   neuen Gesangbuchs, die Geschichte des
                                                   evangelischen Gesangbuchs und ein An-
                                                   meldeformular für den E-Mail-Newsletter,
                                                   der regelmäßig erscheint.

                                                   Der QR-Code führt Sie direkt zur Homepage
                                                   mit der Umfrage und vielen weiteren Infor-
                                                   mationen.

                                                                                        23
Historisch

  Unsere Kirchturmuhr                                bei Bremen gefunden, der auf einem Foto
                                                     eine ähnliche Anleitung in Händen hält. Ein
  Die „restaurierte“ Anleitung                       Lichtblick?! Ich schrieb ihm eine E-Mail und
                                                     hoffte auf Antwort. Und wartete, und war-
                                                     tete, und … !!
  Es hat letztendlich länger gedauert, als ich       Leider kam wochenlang keine Nachricht.
  das geplant hatte. Jetzt haben wir eine gerei-     Dann startete ich einen zweiten Versuch,
  nigte und wieder von der Krümmung befrei-          und wartete wieder vergebens. Das hatte er-
  te „Anleitung zur Behandlung von Thurm=            neut meine Motivation stark gedämpft, und
  und Hof=Uhren“. Sie werden bemerkt ha-             so blieb das Ganze einige Zeit liegen.
  ben, dass ich Turm mit „th“ geschrieben            Nach einigen Wochen raffte ich mich dann
  habe. Das ist der damaligen Schreibweise           wieder auf und startete eine weitere In-
  geschuldet, die ich wortwörtlich übernom-          ternetrecherche. Dabei stieß ich auf eine
  men habe.                                          Kirchengemeinde in Bühren, die auf ihrer
  Aber von Anfang an: Im Herbst 2019 war, wie        Internetseite einige Fotos der dort betrie-
  schon berichtet, der WDR bei uns in Eving-         benen Turmuhr zeigen. Unter anderem auch
  sen und hat über unsere tolle Kirchturmuhr         eines einer Anleitung die mit unserer fast
  von 1888 eine Reportage gemacht. Dabei ist         identisch ist. Die Uhr in Bühren ist von1920,
  eine originale Anleitung der Herstellerfirma       und somit 32 Jahre jünger als die in Eving-
  Weule aufgetaucht. Sie lag, wahrscheinlich         sen. Deren Anleitung ist wesentlich besser
  Jahrzehnte, unbeachtet in einer Ecke des           in Schuss und dank der guten Aufnahme
  Uhrenschrankes. Günter Sadowski und mir            konnte ich die „Übersetzung“ vollenden.
  war schnell klar, dass wir dieses historische      Letzten Endes hat es mir Spaß gemacht
  „Teil“ vor dem weiteren Verfall bewahren           mich mit der ganzen Sache zu beschäftigen
  müssen. Nach ein paar Fotos habe ich Kon-          und in die Formulierungen von vor über 130
  takt mit Ulrich Biroth vom Kreisarchiv aufge-      Jahren einzutauchen.
  nommen. Er erklärte sich sofort bereit, sich       Die originale Anleitung wird in der Vitrine im
  darum zu kümmern.                                  Gemeindehaus-Foyer ausgestellt.
  Ich machte mich gleich daran die Fraktur-
  schrift zu entziffern und den Text in eine,                                           Liebe Grüße
  für die meisten von uns, leichter lesbare                                   Kristian Bockermann
  Schriftart zu übertragen. Das ging solange
  ganz gut, bis ich zu den Stellen kam, die be-
  sonders staubig waren (wir hatte nur Fotos
  von der ungereinigten Anleitung gemacht)
  und an denen der Zahn der Zeit genagt hat-
  te und die Worte und Teile davon einfach
  nicht mehr vorhanden waren. Das ließ mei-
  ne Motivation sinken und ich machte eine
  längere Pause. Irgendwann meldete sich
  Ulrich Biroth und teilte mir mit, er sei fertig.
  Und tatsächlich sah die Anleitung sehr viel
  besser aus. Sie war vom losen Staub befreit
  und gereinigt worden. Ebenso war sie nahe-
  zu eben und konnte hinter Glas in einem Bil-
  derrahmen geschützt werden. Leider waren
  viele Buchstaben schlicht weg. Ich machte
  mich dennoch wieder an die Entzifferung,
  und konnte einiges aus dem Zusammen-
  hang herleiten. Inzwischen hatte ich auch
  im Internet recherchiert, und einen Bericht
  eines Uhrmachermeisters aus Ritterhude
24
Historisch

    25
Aus dem Archiv

Was es früher alles in Evingsen gab
Dorfrundgang mit Geschichten aus alten Zeiten
Man mag es kaum glauben, aber es gab tat-
sächlich mal eine Zeit vor Corona, in der man
problemlos ein Geschäft betreten und dort
einkaufen durfte. Und – manch einer der Äl-
teren mag sich noch erinnern – es gab auch
eine Zeit, in der man nicht in Bus oder Auto
steigen musste, um einkaufen zu können.
Eine Zeit, in der eigentlich alles, was man zum
Leben brauchte, fußläufig eingekauft werden
konnte.

Ich lade Sie ein: Begleiten Sie mich doch ein-
fach mal auf einem Rundgang durch unser
Dorf. Wir starten auf dem Schulhof:

Hier steht noch unsere inzwischen gut 110         Lebensmittelladen Winkel
Jahre alte Schule – einsam und verlassen. In
den Jahren nach dem zweiten Weltkrieg war
das ganz anders. Da platzte sie aus allen Näh-
ten, wurde deshalb zunächst erweitert, eine
Turnhalle und Pavillons mussten hinzugefügt
werden. Aber zuletzt fehlten die Kinder, 2016
wurde sie zugunsten der Dahler Grundschu-
le geschlossen. Immerhin, die Turnhalle wird
vom TSE weiterhin mit Leben gefüllt – wenn
es wegen Corona nicht gerade verboten ist.
Direkt neben dem Schulgelände baute Fami-
lie Lechtenbrink ihre Bau- und Möbel-Schrei-
nerei, die Firma besteht noch heute. Schräg
gegenüber in der alten Schule von 1870
betrieb die Familie Ossenberg gleich zwei
Geschäfte. Bei Hugo Ossenberg kaufte man
Schuhe oder ließ sie reparieren. Da wo heute
noch eine Türöffnung zum Gaststättenraum
zu sehen ist, war der Eingang zum Lebens-             Ehepaar Winkel
mittelladen von Fritz Ossenberg, später Ge-
tränkehandel, dann Umbau zur Gaststätte mit         Im Eck betrieb Otto Schröder in seinem
Kegelbahn. Inzwischen ist dies die letzte noch      Wohnhaus eine Großhandlung. Auf der
bestehende Gaststätte in Evingsen: HUGO             Rückseite der Gaststätte August Schröder
Inne Schledde. Hoffen wir, dass sie recht bald      gab es einen Herrenfriseur und eine Heiß-
die Türen wieder öffnen darf.                       mangel, zuletzt betrieben von der Familie
Nur einen Steinwurf entfernt kam schon der          Diedrich. Marga Albrecht, verw. Schröder,
nächste Lebensmittelladen von Hugo Winkel,          verkaufte auf der Frontseite Fleisch- und
der in den sechziger Jahren anbaute und ihn         Wurstwaren, die zum Teil von ihrem Bru-
großzügig erweiterte.                               der Arthur Graf aus Dahle angeliefert wur-
                                                    den. Beim Einkauf gab es oft auch gleich
                                                    Tipps für die Verarbeitung und passende
  26                                                Rezepte kostenlos dazu.
Aus dem Archiv

Die Gastwirtschaft hatte sie verpachtet an       Gegenüber bei Tante Leni, Inhaberin des
Familie Heiermann. 1973 gab es einen Groß-       Haushaltswarengeschäfts Gustav Gerdes
brand. Das Gebäude wurde zum Teil zerstört,      gab es eigentlich alles – Öfen, Kinderwa-
abgerissen und das Gelände an die Gebr.          gen, Porzellan, Haushaltswaren, Kinder-
Schildwächter verkauft, die ein neues Wohn-      spielzeug, Bücher und auch regelmäßig
und Geschäftshaus errichteten. Die Gast-         frisches Brot von Bäcker Dibbe aus Ihmert.
stätte „Der Dorfkrug“ im Erdgeschoss ist nun     Der Sohn brachte es mit Pferd und Wagen.
auch schon seit langen Jahren „Geschichte“.      War mal etwas gerade nicht da, konnte
Im Haus Sadowski führte der Großvater Eu-        Tante Leni es bestimmt besorgen. Beim
gen Schröder nach seiner Heimkehr aus rus-       Auflösen des Ladens in den neunziger
sischer Kriegsgefangenschaft – er war der        Jahren nach ihrem Umzug in ein Alters-
letzte Heimkehrer im Dorf – das Fuhrgeschäft     heim in Haltern, kamen Kuriositäten zum
und die Kohlenhandlung weiter. Sein Wohn-        Vorschein, u. a. Lecksteine für Ziegen. Et-
haus ist vermutlich das älteste Evingser Haus,   was zu spät, die Zeit der Ziegenhaltung
jedenfalls muss es um 1700, als eine Schule      in fast allen Häusern war zu diesem Zeit-
darin eingerichtet wurde, schon gestanden        punkt längst vorbei.
haben.
Mit dem Bau der ersten evangelischen Kirche
wurde 1770 begonnen, 1803, als die Kirchen-
gemeinde selbständig wurde, war sie endlich
fertig, um 1870 aber schon so baufällig, dass
sich eine Reparatur nicht lohnte. Sie wurde
abgerissen, der heutige Kirchenbau errichtet
und 1887 eingeweiht. Das Gemeindehaus mit
Kindergarten gibt es seit 1953.

Im Haus unter der Kirche gab es die Schreine-
rei Schmale, gegenüber in den sogenannten
„Nachtwächter“ kam an bestimmten Tagen
der Uhrmacher Humbeck, verkaufte dort
Schmuck und Uhren oder nahm sie zur Re-
paratur mit ins Hauptgeschäft nach Hemer.
Vor der scharfen Kurve an der Gosse im Haus
Kaemper war der Konsum untergebracht.

                                                 Vor „Tante Lenis“ Geschäft

                                                 Foto links:
                                                 Blick auf die ehemalige Schreinerei
                                                 Schmale links, „Nachtwächter“ rechts
                                                 gegenüber und „Tante Leni“ unten in der
                                                 Mitte.
                                                                                           27
Aus dem Archiv

                                                 Bemerkenswert fand ich als Kind die Auf-
                                                 schrift über dem Schaufenster: „Drogen“.
                                                 Nebenan bei Friedrich Hengstenberg gab
                                                 es Textilien, Kindersachen und Oberbe-
                                                 kleidung für Erwachsene oder man suchte
                                                 sich schöne Gardinen aus, die Frau Hengs-
                                                 tenberg nähte und später von ihrem Mann
                                                 aufgehängt und schön „gesteckt“ wurden.
                                                 Weiter auf dem Weg Richtung Springen im
                                                 vorletzten Haus auf der linken Seite hatte
                                                 Malermeister Beck ein Ladenlokal einge-
                                                 richtet, wo man sich mit Farbe u. ä. einde-
                                                 cken konnte, wenn man selber den Pinsel
                                                 in die Hand nehmen wollte.
Schreibwaren Hülle, später Lülf                  Die zwei Fabrikgebäude auf der rechten
                                                 Seite sollen ebenso wie die vielen anderen
Ein paar Meter die Böcke hinunter war ein        Fabriken des Dorfes demnächst in einem
ganz wichtiger Laden, vor allem für mich als     gesonderten Bericht behandelt werden.
Kind. Im Laden der Firma Gustav Hülle er-        An der Springer Straße, die wir jetzt er-
hielten wir unsere Schulbücher und Schreib-      reichen, steht an der Einmündung zur
hefte. Ein neues Heft gab es aber nur, wenn      Ihmerter Str. das Haus Nr. 1, in dem über
das volle Heft für die Altpapier-Sammlung        einhundert Jahre die Metzgerei von Metz-
dort abgegeben wurde. Wahrscheinlich             germeister Ernst Hoengen beheimatet
schrieben wir deshalb mindestens bis zum         war, in den letzten Jahrzehnten betrieben
4. Schuljahr auch noch auf unseren Schiefer-     von seinem kürzlich verstorbenen Enkel
tafeln. Aber natürlich war das Geschäft auch     Gerd Hoengen. Der erzählte u. a. gerne,
für die Erwachsenen unverzichtbar. Sie be-       dass sein Großvater, wenn er eine Kuh zum
kamen hier Zeitungen, Zeitschriften, Bücher,     Schlachten erworben hatte, diese erst eine
Tabakwaren, Schreibbedarf und später konn-       Weile an den Zaun vor dem Laden anband,
te hier auch Lotto und Toto gespielt werden.     damit die Leute sehen konnten, von welch
Inzwischen ist der Laden zur Ihmerter Straße     prächtigem Tier demnächst Fleisch und
umgezogen, und wird heute von Rainer Ko-         Wurst im Laden hängen würden. Später
witz betrieben. Im Ladenlokal an der Böcke       wurde nicht mehr vor Ort, sondern nur
befindet sich heute das Quellen-Archiv des       noch im Schlachthof geschlachtet.
Heimatvereins.                                   Auf dem Weg die Straße hinauf, passieren
Gleich nebenan arbeitete Schuster Robert         wir die ehemalige Schreinerei Steuber
Kappen, der auch den ramponiertesten             und kommen zum nächsten Haus, in dem
Schuh wieder „hinkriegte“ und manches Mal        früher Lebensmittel angeboten wurden,
auch Kindern aus der Not half, die beim Spie-    zunächst in einem kleinen Raum von Fa-
len z. B. die Schuhsohle abgerissen hatten und   milie Rump. Als Heinz Bretag den Laden
sich so nicht nach Hause trauten. Im nächsten    übernahm, wurde das Ladenlokal in einen
Haus nähte Elfriede Gruß uns neue Kleider.       Vorbau verlegt und war dadurch wesent-
Da musste man regelmäßig zur Anprobe hin.        lich größer und dem damaligen Standard
Meist wurden aber erst mal alte Sachen geän-     angemessen. Gegenüber befand sich die
dert oder geflickt.                              ca. 1968 geschlossene Kath. Volksschule,
Etwas weiter, im ersten Haus auf der rechten     heute ist dort das Bus-Unternehmen Bö-
Seite verkaufte Henny Schinzel Lebensmittel      sert ansässig.
und Drogerie-Artikel, ein richtiger Tante-Em-
ma-Laden.

28
aus dem Archiv

Oberhalb liegt die katholische Kirche St. The-    Und frisches Brot gab es hier auch. Das lie-
resia, die heute zu St. Matthäus Altena gehört.   ferte die Brotfabrik Eßfeld aus dem Breden-
Der Ursprungsbau wurde 1925 gebaut,1989           bruch. Die Bushaltestelle heißt heute noch
wurde der heutige Kirchenbau angebaut so-         so. Wann Brot geliefert wurde, war in der
wie 1997 ein Glockenturm errichtet.               Regel bekannt. Dann bekamen wir Kinder
Etwas weiter an der Springer Str., auf der lin-   – im Springen gab es damals viele – eine
ken Seite, steht das Gebäude, das Familie         Einkauftasche mit Geldbeutel an die Hand
Schwalm auf ihrem Grundstück errichtete           mit der Ansage, sich schon mal bei Mielke
und in dem jahrelang im Erdgeschoss die           anzustellen. Aber wir stellten die Taschen
Post untergebracht war. Hier herrschte meist      an unsere Mauer und gingen erst mal
reger Publikumsverkehr, vor allem am Mo-          spielen. Das Herannahen des Brotautos
natsersten, als die Renten noch dort in bar       hörte man früh genug, um rechtzeitig die
ausgezahlt wurden.                                Taschen zu ergreifen und sich anzustellen.
Gegenüber im Dachgeschoss der Villa Kayser        Soweit ich mich erinnere, hat es dabei nie
wohnte und nähte Herta Uhlmann, auch ich          Streit um die Reihenfolge gegeben.
war da mehrmals zur Anprobe. Jahrzehnte           Der kleine Laden wurde später zum
später wurde nebenan in der alten Heckings-       Gaststätten-Raum hinzugenommen und
Rolle eine urige Kneipe installiert. Leider       seitlich ein größeres Ladenlokal für Le-
konnte der Betrieb nur eine relativ kurze Zeit    bensmittel angebaut. Nachdem zunächst
aufrecht erhalten werden.                         der Laden und Jahre später auch die Wirt-
Es geht weiter bis zum Haus Mielke mit Gast-      schaft aufgegeben wurden, war die Freie
wirtschaft und Lebensmittelladen.                 ev. Gemeinde, bis dahin im Haus Schmale
                                                  gegenüber beheimatet, in die Räumlich-
                                                  keiten eingezogen bis zum Umzug ins
                                                  Blau-Kreuz-Haus auf dem Ebberg.

                                                  Im Dorf sind noch eine ganze Reihe wei-
                                                  terer ehemaliger Geschäfte zu entdecken,
                                                  deshalb lade ich schon jetzt zu einem
                                                  zweiten oder dritten Gang über weitere
                                                  Straßen und Wege herzlich ein.

                                                                                 Helga Mosch

Später Gastwirtschaft und Lebensmittelladen
Mielke

Der war zunächst auf der rechten Seite des Ge-
bäudes und auch ziemlich klein. Wir wohnten
gleich nebenan und hier kauften wir ein. Es
gab viele Schubladen und große Fächer mit
Mehl und Zucker, aus denen dann in unsere
mitgebrachten Säckchen die uns zustehen-
de Menge abgefüllt wurde. Für Essig und Öl               Vielen Dank für die Fotos die uns zur
mussten Flaschen mitgebracht werden. Mit-                         Verfügung gestellt wurden.
zubringen waren bis Anfang der fünfziger
Jahre auch die entsprechenden Lebensmit-            Zusammengestellt von Helga Mosch und
telmarken. Die Abrechnungen dazu mit den                         Christiane Blumenkamp
Behörden waren eine enorme Belastung für
die Händler.                                                                               29
Sie können auch lesen