Evangelische Kirchengemeinde - EVINGSEN Juni bis September 2021 - Evangelische Kirchengemeinde Evingsen
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Evangelische 72. Ausgabe Kirchengemeinde EVINGSEN GEMEINDEBRIEF Juni bis September 2021 Was es früher alles in Evingsen gab Konfirmanden 2021 Turmuhranleitung restauriert
EEditorial ditorial Inhaltsverzeichnis Liebe Leserinnen & Leser! Editorial 2 AngeDacht 3 „Leben ist das, was passiert, wenn du Aus dem Presbyterium beschäftigt bist, andere Pläne zu ma- chen.“ Nachruf 5 Ich finde, dies ist eine gute Aussage zu dem Friedhof 6 vergangenen und auch noch laufenden Jahr. Wie auch ich haben sicherlich viele Menschen Grundstück Schützenplatz 7 Pläne gemacht. Pläne für Urlaub, Pläne für Pfarramtl. Verbindung 8 Hochzeiten, Taufen und Familienfeiern. Plä- ne für Arbeitsfelder im Beruf. Pläne für Akti- Gemeindeleben onen, auf die man sich freuen kann. Denen man entgegenfiebert. Ich muss gestehen, ich Oster-Pilger-Weg 10 plane gern. Es gefällt mir bzw. macht mich ru- Kinder- und Jugendarbeit higer, wenn ich einen Plan habe, eine Struk- tur, an die ich mich halten kann. Das mag für VCP 12 andere Menschen langweilig oder sogar an- Aus dem Kindergarten 14 strengend sein, mir hilft es eher ruhig zu wer- den. Im Gegensatz dazu macht es mich unru- Kinderkirche 16 hig, wenn plötzlich alles „über den Haufen“ Konfirmanden 2021 18 geworfen wird, wenn nichts mehr geht, wie es gedacht war. Dann bin ich etwas aufge- Erkenntnisse der Pandemie 19 schmissen und muss mich neu sortieren, bin traurig, muss neu überlegen und versuche Gemeindepersönlichkeiten 20 neu zu planen. Versuche auch anzunehmen, Kirchenmusik 23 dass es eben nicht geht, wie es geplant war. Auch wenn mir gerade das schwer fällt. Historisches 24 Aus dem Archiv 27 „Ich werde euch eine Zukunft und eine Hoffnung geben.“ Jeremia 29,11 Rückschau 30 Vorschau 31 Eine schöne Aussage, die auch mich hoffen lässt, dass die Zeiten sich ändern. Dass es mal Geburtstage wieder möglich sein wird Pläne zu machen Juni 32 die Bestand haben. Aber auch eine Aussa- Juli ge, die mir sagt, es lohnt sich die Hoffnung August nie aufzugeben: Denn es wird eine Zukunft September 32 geben, ob mit vielen oder wenigen Plänen! Freuen wir uns also auf das, was kommt. WegBegleitung 36 Andrea Gerdes Gottesdienste 37 Ganz schön was los 38 Mitten im Dorf - und erreichbar 40 Impressum 36 2
Auf ein Wort Liebe Gemeinde! Krankheit, Elend, Vertreibung, Dieser volkstümlich verbreiteten Meinung persönliche Katastrophe, weltweite widersprechen die Propheten Jeremia in Pandemie. Kämpfen wir - real oder gefühlt Kp. 31,29-30 und Hesekiel in Kp. 18,1-4: „Es - gegen Dämonen oder Gottes Gericht? soll nicht mehr gelten, dass die Väter saure Trauben gegessen haben und den Söhnen Zwischendurch klingen in Gesprächen die Zähne stumpf werden!“Für seine Sünde Fragen an wie: Wer ist schuld an Corona? Wo steht jeder individuell ein. Und Gott will ist Gott und wie kann er das zulassen? Wie nicht den Tod des Sünders, sondern, dass er kann ich das Chaos in der Welt verstehen? umkehrt! Die Vergebungsbitte in Psalm 38 Klar ist: Es muss einen Schuldigen geben, einen kann individuell stimmig sein, aber aus der Verursacher oder einen Nicht-Verhinderer. individuellen Erfahrung darf deshalb nicht Gefühlt wirkt für viele die Pandemie immer der grundsätzliche Schluss gezogen werden, noch irreal in einer ansonsten normal dass dem Schicksalsschlag eine begangene aussehenden Welt, wären da nicht die Sünde entspricht! Klar wird das im Buch Hiob. Alltagsmasken, Homeoffice, geschlossene Hier wird die Leidensodyssee eines frommen Gaststätten …! Real erlebe ich aktuell auch Menschen geschildert, in dessen Leben das Menschen mit zwei Arten von Angst: Die Schicksal unerbittlich und total unsinnig sich anzustecken und die andere Angst als zuschlägt. Merke: Zwischen Tun und Ergehen Überträger der Pandemie gebrandmarkt zu gibt es keinen zwingenden Zusammenhang. werden. Vielleicht ist man selber ahnungslos, Im Hiobbuch spricht Gott in Kp. 38-39 in einer wer einen infiziert hat, aber es wird langen Rede zu Hiob aus dem Chaos-Sturm. Er womöglich unterstellt, selber schuldig oder erklärt, wie mannigfaltig er die Chaosmächte mitschuldig an der Infektion anderer zu sein. im Zusammenhang der Schöpfung in ihre Liest man im Neuen Testament die Grenzen verwiesen hat, ohne dass der Mensch Begegnungen Jesu mit Aussätzigen und nur eine Ahnung davon hat. Die Chaosmächte z.B. epilepsiekranken Menschen dann sind in der Schöpfungsgeschichte 1. Mose 1 erkennt man, wie sehr Jesus sich den damals das Tohuwabohu. In der Fortsetzung geht das Stigmatisierten zugewandt hat, während Chaos auf die persönliche Ebene über, was diese Menschen für die gesellschaftliche die Geschichte in der Begegnung mit dem Mehrheit und die religiöse Gemeinschaft als „Schlangen“-Ungeheuer in Kp. 3 schildert. Als unrein und besessen galten und nur am Rand Sündenfallgeschichte bezeichnet, zeigt sich der Gesellschaft geduldet wurden. vor allem das Chaos als persönlich auftretende Die Tradition, das Schicksal als Schuld Macht, die Misstrauen sät und behauptet: zuzurechnen, kann man im Alten Testament „Gott will euch abhängig-dumm halten!“ in Psalm 38 erkennen. Da deutet ein Mensch Die Episode zeigt: Die Beziehungen zu Gott seine Krankheit als Wirkung von Gottes Zorn. und den Menschen und zur Schöpfung sind Sündiges Tun wirkt ein strafendes Ergehen gefährdet und das Chaos lässt sich nicht als göttliches Gericht. Wenn das wirklich so rational erklären, aber auch nicht moralisch. ist, kann man verstehen, dass Menschen So bleibt es sinnlos nach Sinn und Ursache zu sich mit den so göttlich Gestraften nicht fragen. solidarisieren. Wer will sich anmaßen, das Seitdem Chaos Sünde produziert, aus göttliche Urteil in Frage zu stellen? Noch welchem Grund auch immer, kann man in rabiatere Vorstellungen gingen davon aus, der Reflexion über sie wiederum falsche, als würde Gott noch Kinder und Kindeskinder sündige Schlüsse ziehen. So ist die tragische der Sünder strafen, womöglich bis in die Erfahrung des Hiob, dass seine Freunde siebte Generation. meinen, Hiob einreden zu müssen, dass er an seinem Schicksal schuld sei. 3 3
Auf ein Wort Sie zweifeln sogar seinen Glauben an. Im Chaos berauben sie Hiob auch noch der Seelsorge. Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde. Solche Freunde sind der Nährboden für eine religiöse Entsolidarisierung mit gesellschaftlicher Erbarmungslosigkeit. Das Schicksal bleibt trotzdem allzu oft einfach sinnlos. Im Neuen Testament geht Jesus auf die Menschen am Rand zu. In den Geschichten findet oftmals eine Auseinandersetzung mit Dämonen statt. Hier treten die Chaosmächte in Person auf und Jesus tritt ihnen entgegen, sie verbannend. Erhellend für mich fand ich die Erklärung des Theologen Christoph Glimpel, dass Jesus bewusst die chaotischen Mächte anspricht, den Dämonen befiehlt, damit alle Welt um ihn und den Kranken herum erkennt. Der leidet an etwas, was sich gerade nicht rational erklären lässt, wofür es keine Schuld oder Schuldigen gibt. Er leidet an einer Schicksal-Chaosmacht. Damit sagt er auch: Es gibt keinen Grund solch einen betroffenen Menschen auszugrenzen, weder religiös noch sozial! Ärztliche Hilfe, menschliche Zuwendung und Beistand sind gefragt. Wir sind gefragt als eine Solidargemeinschaft, die so vieles nicht begreifen kann. Christus steht vor Augen als der Gott, der soziale Ausgrenzung beendet, heilt und zeigt, was Gottes Willen ist: Das Chaos beenden, Auferstehung des Lebens. In der Kraft seines Geistes leben Christinnen und Christen und leisten körperlichen und seelischen Beistand in chaotischen Zeiten. Leben Sie unter Gottes Segen! Ihr Pfarrer 4
Aus dem Presbyterium Nachruf Hildegard Ogden ist verstorben „Wir glauben, dass Jesus gestorben und auferstanden ist, ebenso wird Gott die Verstorbenen durch Jesus und mit ihm zusammen aus dem Tod herausführen.“ 1. Thessalonicherbrief 4,14 Am 17. Mai 2021 ist unsere ehemaliger Presbyterin Hildegard (Hille) Ogden, geborene Dunkel verstorben. Unsere Gedanken und unsere Fürbitte sind bei ihrem Mann Ronald und ihrer Familie, die sie ganz besonders vermissen. Solange es die Kräfte und die Gesundheit zuließen, hat Hildegard Ogden am Gemeindeleben teilgenommen. Unabhängig von ihrer Zeit als Presbyterin von 1976-1982 erinnern sich viele Menschen an Hille Ogden. Sie hat lange Jahre die Kinder- und Jugendarbeit der Gemeinde geprägt, hatte einen Draht zu den jungen Menschen, mit ihnen Fahrten unternommen und den ihnen ihren Glauben vorgelebt. Sie übernahm für eine gewisse Zeit die Leitung der Frauenhilfe in Evingsen. Ihr Herz schlug in besonderer Weise für die SOS-Kinderdörfer weltweit. Die alljährlichen Basare für diesen Zweck waren eine logistische Teamarbeit und brachten erstaunliche Erlöse ein. Sie waren damit ein besonderes Zeichen gelebter Nächstenliebe. In großer Dankbarkeit vertrauen wir für Hildegard Ogden auf die Treue Gottes, die ewige Zukunft erschließt. Für das Presbyterium Pfarrer Uwe Krause 5 5
Aus dem Presbyterium Friedhof Auch die aufgestellten Grabsteine werden Ausforstung zur Sicherheit regelmäßig auf ihre Standfestigkeit über- prüft und die Verantwortlichen zur ord- nungsgemäßen Befestigung aufgefordert. Unser evangelischer Friedhof in Evingsen Auch die mangelhafte Pflege der Grabstät- ist ein öffentlicher Raum und für die Allge- ten durch einige Nutzungsberechtigte ist meinheit, mit wenigen Ausnahmen, unein- für viele benachbarte Grabstellennutzer ein geschränkt zugänglich. Viele nutzen den echtes Ärgernis. Wenn man nicht in der Lage Friedhof als autofreie Alternative parallel ist, sein Grab zu pflegen, kann man die Pfle- zur Roleye und insbesondere Schülerinnen ge auch einem Friedhofsgärtner übertragen und Schüler die Abkürzung über den Fried- oder die Kirchengemeinde mit einem Legat hof zur Bushaltestelle. Als Träger ist die bedenken. Diese kümmert sich dann um die ev. Kirchengemeinde verantwortlich für entsprechende Pflege. die Verkehrssicherheit und die gefahrlose Unsere Baumallee wurde im Frühjahr ord- Nutzung der bestehenden Wege auf dem nungsgemäß beschnitten! Allen Baumpaten Friedhof! Dieser Verkehrssicherungspflicht sei auch an dieser Stelle ein herzliches Dan- sind wir durch die Ausforstung der Bäume keschön ausgesprochen. im Bereich zwischen dem alten und neuen Das Gemeindebüro und die Friedhofsver- Friedhofsteil nachgekommen. Bei der Aus- waltung haben eine dringende Bitte an die forstung wurde das Totholz der Bäume und Hinterbliebenen im Sterbefall eines Ge- in den Verkehrsraum ragende Äste durch meindemitglieds! Bitte informieren Sie die eine Fachfirma, entfernt. Gemeindeverwaltung direkt und unabhän- Alle Bäume auf dem Friedhof sind in einem gig vom Bestatter über den Todesfall, auch Baumkataster erfasst und werden durch ei- wenn die Bestattung nicht in Evingsen statt- nen externen Baumsachverständigen regel- finden soll. Dann kann zeitnah gekleppt mäßig überprüft. Durch den Baumsachver- werden und der Pfarrer kann mit Ihnen direkt ständigen wurde auch die Entfernung des Kontakt aufnehmen und die Friedhofsver- Totholzes angemahnt. waltung sich rechtzeitig auf die Beerdigung Für den Friedhof besteht eine Satzung, die einstellen. für alle Grabnutzer verbindlich ist. Darin ist Bedauerlicherweise wurde die Kirchenge- die Gestaltung der Grabstätten geregelt. meinde in der Vergangenheit des Öfteren Diese Satzung kann auf der Homepage der nicht vom Bestatter rechtzeitig informiert Kirchengemeinde eingesehen werden. Sie und wir möchten in Zukunft daraus resul- wird auch im Bestattungsfall den Nutzungs- tierende Missverständnisse vermeiden! Aus berechtigten in Papierform ausgehändigt. diesem Grunde bitte direkt das Gemeinde- Hier ist auch der Pflanzenbewuchs auf ei- büro oder den Pfarrer informieren! ner Grabstelle geregelt. Bedauerlicherweise Gern stehen die Friedhofsverwaltung und gibt es auf unserem Friedhof alte Grabstel- der verantwortliche Presbyter für Rückfragen len, auf denen sich relativ große Bäume ent- und Anregungen wie gewohnt zur Verfü- wickelt haben! Für diesen Bewuchs ist der gung! Grabnutzer verantwortlich, insbesondere Dirk Mischnick wenn die Bäume in den öffentlichen Ver- kehrsraum ragen. Durch diese Bäume verur- sachte Schäden, z,B. durch Windbruch oder herabfallende Äste, sind alleiniges Problem des Grabnutzungsberechtigten. Wir bitten aus diesem Grunde alle Grabnutzungsbe- rechtigten, ihren Bewuchs in den satzungs- gemäßen Größenordnungen zu halten. Wenn es hier zu Auffälligkeiten kommt, schreiben wir die Verantwortlichen an. 6
Aus dem Presbyterium Pachten oder Kaufen ? Grundstück „Am Schützenplatz“ Liebe Gemeindemitglieder, die Kirchen-gemeinde Evingsen hat ein Grundstück, welches hinter dem Landmarkt liegt. Der Pachtvertrag läuft zum 30.06.2021 aus. Somit würden wir gerne neu verpachten, aber auch ein Verkauf wäre eine Option. Um möglichst viele Menschen anzusprechen, würden wir uns freuen, wenn viele Gemeindemitglieder auf der persönlichen Ebene Freunde und Bekannte ansprechen. Anfragen bitte an das Gemeindebüro. Anbei ein paar Daten: Landwirtschaft Grünland 882 m² Gemarkung: Evingsen (051421) Flur: 2 Flurstücknummer: 777 Vielen Dankf ür Eure Hilfe! Thilo Schulte 7
aus dem Presbyterium 10 Jahre pfarramtliche Verbindung Ev. unierte Kirchengemeinde Evingsen und Ev. ref. Kirchengemeinde Dahle Von der Pfarrerschwemme zum Pfarrerman- Alles andere bleibt wie bisher. gel! Im Klartext: Die Gemeinden bleiben selbst- ständig. 3000 Gemeindeglieder für eine Pfarrstelle! Das ist zurzeit die aktuelle Bezugszahl, die Im Dahler Presbyterium hatte man auch eine Gemeinde in der Westf. Landeskirche Bedenken, war aber der Idee nicht generell zur Besetzung einer Vollzeitpfarrstelle be- abgeneigt und hatte der Lösung bereits zu- nötigt. Davon sind wir in Dahle und Eving- gestimmt. Man hatte ja bereits keine volle sen mit gemeinsam ca. 2300 Gemeindemit- Pfarrstelle und der Pfarrer war in der rest- gliedern weit entfernt! Erschwerend hinzu lichen Zeit im Religionsunterricht an der Be- kommt der Trend der sinkenden Mitglie- rufsschule tätig. derzahlen, welche die großen Kirchen mas- siv trifft. Zurzeit haben die beiden großen Herzlichen Dank für die freundliche Modera- Kirchen zusammen ca. 40 Mio. Mitglieder! tion durch Pfarrerin Antje Röse und die Un- Das sind knapp 50% der deutschen Bevöl- terstützung durch den damaligen Assessor kerung! Erwartet wird, das die Mitglieder- Pfarrer Stuberg, die den Prozess intensiv zahl auf 26 Mio. bis zum Jahr 2060 sinkt und begleitet und darauf hingewirkt haben, wei- damit auch die entsprechenden Kirchen- tergehende Spannungen zu vermeiden! steuereinnahmen! Das ist der Kontext, der die Kirchen zwingt, mit strukturellen Anpas- Und wie sieht die Situation nach 10 Jahren sungen, dem Trend Rechnung zu tragen. aus? Relativ problemlos. Alle anfallenden Fragen werden durch einen Kooperations- In einer ähnlichen Situation befand sich un- ausschuss, in dem die beiden Kirchmeister sere Evingser Kirchengemeinde, nach dem und ein weiterer Presbyter aus beiden Ge- Weggang von Pfarrer Pallmann! Das Presby- meinden, sowie der Pfarrer Mitglieder sind terium stellte Überlegungen an, um einen und 2 x jährlich in der Vollversammlung Nachfolger für die freie Pfarrstelle zu finden. beider Presbyterien geregelt. Im Bedarfsfall Es war klar, dass es nur eine halbe Pfarrstel- kann die Vollversammlung auch jederzeit le werden würde. In einem Gespräch mit kurzfristig einberufen werden. dem Superintendenten wurde dem Presby- terium aber keine Alternative zur pfarramt- Zusätzlich haben sich weitere gemeinsame lichen Verbindung mit der Nachbargemein- Aktivitäten entwickelt, wie der gemeinsame de in Dahle gelassen! Letztendlich blieb Kirchenchor EviDah, die gemeinsamen Passi- dem Presbyterium keine andere Wahl als onsandachten und die Vertretung in der ev. diesem Vorschlag frustriert zu zustimmen! Allianz. Auch die Männerrunde hat Mitglie- Wie sollte das zusammen gehen? Hier die li- der aus beiden Gemeinden. Die Zentrale Ver- berale unierte Gemeinde in Evingsen und in bindung ist und bleibt aber der gemeinsame Dahle eine durch den CVJM geprägte, pie- Gottesdienst am Sonntagmorgen, abwech- tistische Gemeinde! Und es war kein Pfarrer selnd in Dahle am 1. und 3. Sonntag und in mehr in Evingsen vor Ort. Evingsen am 2. und 4. Sonntag des Monats. Zum Besuch der Gottesdienste, auch jetzt in Das Wesen einer Pfarramtlichen Verbin- Corona-Zeiten Open Air, möchten wir in den dung ist wie folgt: In einer Pfarramtlichen Dahler Pfarrgarten oder auf den Evingser Verbindung bleiben die Gemeinden recht- Friedhof herzlich einladen. lich selbständig, lediglich der Pfarrer teilt seine Arbeit unter den Gemeinden auf. 8
Aus dem Presbyterium Wir danken unserem Gott, dass sich die Situa- tion so gut entwickelt hat, trotz aller Ressenti- ments und Animositäten. Ihm dürfen wir auch die zukünftige Entwick- lung seiner Gemeinde und die Pfarramtliche Verbindung Dahle / Evingsen anbefehlen und vertrauensvoll in die Zukunft blicken! Dirk Mischnick (Herzlichen Dank an Britta Radix, Pfr. Uwe Krau- se und Karlheinz Kühn für ihre Informationen und freundliche Unterstützung) Superintendentin Martina Espelöer, Pfr. Uwe Krause, Pfr. Martin Heider Die beiden Presbyterien mit Pfarrern undSuperintendentin Pfr. Uwe Krause, Kirchmeisterin Helga Mosch, Kirchmeister 9 Wilfried Korte, Pfr. Martin Heider
Gemeindeleben Pilgerweg zur Osterzeit Eine kleine Reise über den Friedhof Laut Wikipedia ist ein Pilgerweg wie folgt „Tetelestei“, die letzten Worte Jesu. „Es ist beschrieben: Ein Pilgerweg ist die Reisestre- geschafft“! Ein kleines Kärtchen erinnert cke, die Pilger auf einer Wallfahrt zurückle- uns an Station7: Gott hat Dir Deine Schuld gen, um an das Ziel – meist ein heiliger Ort – wirklich vergeben. zu gelangen. Auf dem Weg gibt es Stationen Im Sommer wird uns Station 8 mit wun- des Innehaltens, an denen Gebete gespro- derschönen Blumen erfreuen. Ein Abschied chen oder Gottesdienste gefeiert werden von unseren geliebten Menschen fällt uns können. schwer. Aber schöne Erinnerungen helfen Die Evingser Pilger brauchten dieses Jahr uns in der Trauer. Und eines ist gewiss: nicht bis zum Jakobsweg zu reisen, um ei- Gott wird unser Leben verwandeln. Auch nen Pilgerweg zu begehen. Zu Ostern gab wir werden nach dem Leben auf Erden bei es auf dem Friedhof 9 liebevoll gestaltete Gott im Himmel wohnen. An der letzten Stationen zum Thema Kreuzweg. Station haben wir das Ziel erreicht. Für die- Station 1 ist die Ankunft Jesu in Jerusalem. sen Pilgerweg musste man keine beson- Die Menschen damals schmückten den Weg dere Kondition oder besonderes Training mit Palmzweigen um ihn zu begrüßen. Auf haben. Der Jakobsweg ist da doch etwas dem Evingser Pilgerweg konnten die Pilger anspruchsvoller. Umso schöner, dass es ein mit Kreide aufgemaltes Kreuz mit Buchs- unseren kleinen Pilgerweg gab. Das Ziel baumzweigen ausfüllen und dazu ein Ge- war auch kein heiliger Ort, sondern die bet sprechen. Gewissheit, Gott ist bei uns. Gott möchte An unsere Taufe erinnerte man sich dann an uns Sorgen abnehmen. Schuld ist verge- Station 2 und konnte sich ein Kreuz auf die ben. Der Tod ist nicht das Letzte. Christus Stirn zeichnen. Denn Gott ist bei uns, auch ist auferstanden. wenn es im Leben schwierig wird. Monika Fernandes Das Vaterunser wurde an Station 3 gebetet. Dazu wurde man eingeladen, Bewegungen auszuführen, eine kleine Meditation. Erinnert werden wir an Station 4 an die Ge- fangennahme Jesu. Durch Lügen bringen sie ihn vor Gericht. Einen Stein konnten wir an dieser Station mitnehmen. Er begleitet uns ein Stück auf dem Pilgerweg. Belastet auch etwas mein Gewissen? Ein Streit oder eine Lüge? Der VCP gestaltete die Station 5. Jesus wird verurteilt, aufgehetzt von einer Volksmen- ge. Auch heute müssen wir lernen, nicht mit dem falschen Strom zu schwimmen. Wir wollen uns für Recht und Gerechtigkeit einsetzen. Die Aktion der Pfadis „Auf die Plätze gegen Hetze!“ hilft uns eine Meinung zu finden und diese zu vertreten gegen 2000 Rechtspopulismus zum Beispiel. 2008 Ist der Stein von Station 4 schon schwer ge- worden? Jetzt konnten wir den Stein able- gen (Station 6) und in der Stille beten. „Gott vergib mir, dass ich ..! 10
Gemeindeleben Impressionen 11
Kinder- und Jugendarbeit Pfingsten 2021 Ein weiteres anderes Pfingsten Wir tragen das Wort Verband in unserem Namen und zu unserer Pfingstaktion (ein Pfingstlager mit Übernachtung war Corona bedingt immer noch nicht möglich) zeigte sich wie stark wir Evingser Pfadis uns ver- bunden fühlen. Trotz des angekündigten mehr als schlechten Wetters haben sich 24 große und kleine Pfadis getroffen. Das Programm war mit dem Ordnungsamt der Stadt Altena abgesprochen und es ist uns gelungen eine fast „normale“ Atmosphäre hinzubekommen. Obwohl alle in feste Grup- pen eingeteilt waren, haben wir ein starkes Gefühl von Gemeinschaft erlebt. „Gegen das Vergessen – Pfadfinden reloaded“ hat- ten wir unsere Pfingstaktion überschrieben. Damit wollten wir zum Ausdruck bringen, dass wir die Erfahrung persönlicher Begeg- nungen nicht vergessen wollen und wie wichtig sie ist. Aber auch pfadfindertypische Aktivitäten sollten aufgefrischt werden. So starteten wir mit einem Geländespiel, wo unter anderem der Ratsfelsen mit dem ein- geritzten Wolfskopf nach Koordinaten ge- funden werden musste, außerdem mussten weitere Aufgaben unterwegs gelöst werden, um den gemeinsamen Treffpunkt heraus- zufinden. Lagerfeuer-Challenge, Stockbrot und Würstchen, Spiele und Singen (alles mit Abstand natürlich!) waren unter nahezu freiem Himmel möglich. Ein ganz beson- derer Höhepunkt war das Überreichen des neuen Halstuches und damit der Übergang in die nächste Pfadi-Stufe. Am Sonntagmor- gen ging es dann weiter mit einer Andacht. Vergessen war auch hier das Thema. Wir erinnerten an mutige Menschen aus der Ge- schichte und Gegenwart, und dass sie eines gemeinsam haben, nämlich Zivilcourage. Und wir entdeckten viele mutmachende Stellen in der Bibel, in denen Gott und seine Engel den Menschen zurufen „Fürchte dich nicht“. 12
Kinder- und Jugendarbeit Besonders einprägsam war für uns der Spruch aus 2. Timotheus 1,7 „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit“. In den in die Andacht eingebauten Rollenspie- len zum Thema Zivilcourage haben wir uns mit Situationen auseinandergesetzt, die uns in unserem eigenen Alltag begegnen und uns in einer sehr konstruktiven Diskussion darüber ausgetauscht. Bis zum gemeinsamen Pizzaessen, gab es noch das hammermäßige Chaosspiel, bei dem über dem Gelände verteilte Zettel mit Zahlen gesucht werden mussten, die mussten der „Wettkampfleitung“ vorgelegt werden. Nach- dem eine Aufgabe erfolgreich durchgeführt wurde, konnte neu gewürfelt werden und los ging wieder die Suche nach der nächsten Zahl. Nach Spaziergang und Fotoshooting war dann schon Zeit für den Abschlusskreis. Auseinan- dergegangen sind wir mit der Zuversicht, dass wir uns im Laufe des Sommers bei einem tol- len Zeltlager wiedertreffen werden. Angelika Mosch 15 15 13
Aus dem Kindergarten Wir im Kindergarten... Frühling Der Frühling kommt mit großen Schritten und lässt sich auch trotz Corona nicht aufhalten. Damit wir hautnah miterleben können, wie die Natur zu neuem Leben erwacht, hat jedes Kind im Kindergarten einen Sonnenblumenkern eingepflanzt. An jedem neuen Tag können wir nun sehen, wie die Pflanze wächst und gedeiht. Ist sie kräftig genug, darf jedes Kind seine Blume mit nach Hause nehmen und dort einpflanzen. So können die Kinder erleben, wie daraus eine große Sonnenblume wächst. Durch die Notbetreuung sind nicht alle Kinder im Kindergarten. Sie bekommen von uns einen Sonnenblumenkern nach Hause geschickt. Wir basteln und spielen jeden Tag und machen das Beste aus der Situation. Wenn die Infektionszahlen wieder gesunken sind, freuen wir uns schon riesig darauf, alle wiederzusehen. Das ganze Kindergartenteam ist inzwischen geimpft und wir schauen zuversichtlich in die nächsten Wochen. Britta Uhrich 14
Aus dem Kindergarten Danke !!!!!!! Ein liebes Dankeschön an Stephanie Schmitz für das Bedrucken unserer Arbeitskleidung! 15
Kinderkirche Kinderkirchen-Tüte für Zuhause ... die Zweite Neue Kinderkirchen-Tüte im Juni Nachdem die erste Kinderkirchen-Tüte zum Mit- nehmen für Zuhause gut angenommen wurde und viele Kinder Spaß beim Lesen, Basteln und Mitmachen hatten, gibt es im Juni eine weitere Kinderkirchen-Tüte. Enthalten sind natürlich auch diesmal wieder Sachen zum Basteln, Spielen und Singen. Lasst euch überraschen! Die Tüten für Kinder von 5 bis 10 Jah- ren können hier abgeholt werden: Ev. Gemeindehaus Evingsen; montags bis freitags von 8 bis 14 Uhr, mittwochs bis 17 Uhr Foto von Familie Klinke 16
Kinder 15
Konfirmanden Konfirmation 2021 am 12. September Paula Fabian Mary-Lou Nelli Emely Lilly Ricarda Lilly Amerseck, Ricarda Fernandes, Mary Lou Madiwe, Nelli Ossenberg-Engels, Fabian Schröder, Paula Wiegold, Emely Zöllig 18
Erkenntnisse Wie Gemeindeglieder die Pandemie „aushalten bzw. gestalten“ Ic aus au f - A h hab s te r reich ickt! Ich Pap usmalb e mir e von Ö esch mer mit ier un uch g in van te r h at mirhäppchen g waren im eini seinen d ca. 25eleiste Gogh Toch chen t! Die Wer gen fü bekan Malv t. Dick Meine ndy die Kir angeschau !! H a ne n k Ma ken. N r mich ntest orlage es mein sie mir ger . vielen Da zeiglstifte. atürlic unbeken - un n, a b e c h t. . h gema en auf. t mir a Das m h jede annte d super lika Bahns mei Aber d ber au acht m Meng n Ang e n a c ir e U. B e Liebli s Lese h mein Spaß, usch ngs n ist e Gr siep besc und enze er häf Mein Tipp zum Zeitvertreib in der tigu bleibt n Pandemie: ng. Ich backe gerne Kuchen, den wir dann mit der Familie zusammen essen. Wir spielen auch gerne Karten oder puzzeln. Mir fehlen meine Freunde und die Pfadfin- Sinnvolle Beschäftigung während der der mit den gemeinsamen Gruppenstunden. Pandemie ist für jede und jeden ja unter- Natürlich auch das Handballspielen und ich schiedlich: würde auch gerne wieder die TS-Evingsen in Ich habe mir Malbücher für Erwachsene gekauft der Sauerland Halle anfeuern. und verschiedene Stifte und male aus, z.B. zum Durch die Pandemie habe ich eine intensive Thema Dschungel oder Meer. Mir macht das Zeit mit meiner Familie, aber vor allem mit Spaß, insbesondere bei schlechtem Wetter. Bei meiner Schwester verbracht. gutem Wetter ist spazieren gehen oder seit neu- Ich habe auch viel gelesen (was ich eigent- estem E-Bike-fahren eine gute Beschäftigung lich nicht gern mache). Paula Wiegold für mich. Bedrückend empfinde ich die Kontaktbeschrän- kungen also das Herunterfahren fast aller so- zialen Kontakte und dass es so viele Menschen Ich bin froh einen großen Gar- gibt, die nicht glauben, dass es diese Pandemie ten und eine schöne Terrasse gibt. zu haben, so fühlte ich mich nicht Positive Erlebnisse: so eingeengt. Zudem habe ich mit Insgesamt mehr Zeit zu haben und das ich viel unserem Hund verschiedene neue spazieren gehe und so Wege rund um Evingsen „Wander“-Wege ausprobiert. neu entdecke. Juliane Hoinka Name der Red. bekannt W tua enn ic t dan ion e h der in d n evt twas G„Mask mit en le l., das utes en un ges tlerw tzten s ich abg d A e b undellige eile imMon wenig winn stand sin au Treff me aten er e en m “-Si d m ch e r - it Z zuh n mit r häufi;) Was kältet öchte oom aus Fre ge m w , ein e. Per unde r fehl ir abe ar fac sön n i t, si r hn m n ich liche Ver d Rei t zu e Treffe ein nha rse n rd G tzen 19 erd . es
gemeindepersönlichkeiten Über den Tellerrand geschaut ... Ein Interview mit Dankwart von Zadow ist, verliert bekanntlich seinen Wert. Aber die Menschen wollen es doch, und sie bekommen es! Welcher junge Mensch geht auch nur zwei Schritte ohne seinen Kopfhörer? Das was sie dort hören, nennen sie Musik. Und wer kann sich vorstellen, nur einen halben Tag lang ein- mal keine Musik zu hören? Ich persönlich kann auch zwei Tage ohne Musik aus dem Lautspre- cher existieren. Aber ich habe gut reden, ich musiziere ja sel- ber. Sehr viele Menschen pflegen einen aus- schließlich passiven Umgang mit Musik. Man konsumiert, je mehr, umso besser, und das möglichst 24 Stunden am Tag. Es ist ja auch alles verfügbar. Dabei gehört zum Wesen der Musik in Wahrheit die Vergänglichkeit: Wenn der letzte Ton verklungen ist, ist es wirklich vorbei. Vielleicht hat man die Musik dann noch im Ohr Herr von Zadow, wir erleben Sie im sonn- und kann sich daran erinnern, oder auch nicht. täglichen Gottesdienst und im Internet an Demnach müsste es eigentlich mehr Stille als der Orgel unserer Gemeinde. Wer ist die Musik geben, doch heute ist es umgekehrt. Person, die uns mit so toller Musik erfreut? Daher kann man das eigene, das aktive Musi- „Wenn ich keine Musik höre, fehlt mir etwas, zieren gar nicht hoch genug einschätzen. Ich aber wenn ich Musik höre – fehlt mir erst recht bin wirklich sehr froh, dass ich diese Fähigkeit etwas!“ und vielleicht sogar ein bisschen Talent be- Dieser Ausspruch von Martin Walser be- kommen habe. Das ist tatsächlich eine Gottes- schreibt ziemlich gut, was ich beim Hören gabe, und dafür bin ich dankbar. von Musik empfinde. Als junger Musiker ist Kirchenmusiker bin ich nicht durch ein Exa- man besonders hungrig. Bei mir lief ständig men, sondern aus Leidenschaft. Als einzelgän- die Anlage. Und natürlich musste es „richtige“ gerischer Typ waren die Tasteninstrumente Musik sein. Aber auch Louis Armstrong, Ella genau das richtige für mich, also lernte ich als Fitzgerald und besonders Oscar Peterson ka- junger Mensch Klavier, Cembalo und natür- men immer wieder auf den Plattenteller. Das lich Orgel. Vom Studium der Kirchenmusik hat sind ja alles bereits Klassiker. Heute im fortge- man mir dann doch abgeraten, es fiel das Wort schrittenen Alter höre ich nicht mehr so viel, von der „brotlosen Kunst“. Aber Musik sollte es ich habe den Eindruck, dass alles schon ein- auf jeden Fall sein. Ich studierte dann im da- mal dagewesen ist. Die Höhepunkte der mit- maligen Westberlin die Fächer Klavier, Cemba- teleuropäischen Musikentwicklung - Barock, lo, Tonmeister und Instrumentalpädagogik. Klassik, Romantik - sind längst überschritten, Ab 1980 war ich dann bis zu meinem Ruhe- heutige Komponisten haben es wahnsinnig stand 2012 Lehrer an der Iserlohner Musik- schwer, etwas Neues zu erfinden. Und ob die schule. Während der ganzen Zeit habe ich jetzt komponierten Stücke in 20 oder 30 Jah- immer wieder Orgel gespielt, wenn sich die ren noch gespielt werden, wage ich zu bezwei- Gelegenheit dazu bot. feln. Die Zeit geht in gnadenloser Geschwin- Wie kam der Kontakt zur Kirchengemeinde digkeit über alles hinweg, es gibt einfach zu Evingsen zustande? viel, und zwar von allem. Jawohl, auch wenn Ganz zufällig. Es war im Jahre 2008, als mich das niemand glaubt: Es gibt tatsächlich viel zu eine junge Organistin aus Letmathe auf die viel Musik. Und was im Überfluss vorhanden Stellenausschreibung in Evingsen aufmerk- 20 sam machte.
Gemeindepersönlichkeiten Ich hatte keine Ahnung, wo Evingsen über- vollkommene Einheit, der Rhythmus der Me- haupt liegt, aber das interessierte mich tat- lodie entspricht dem Sprachrhythmus, und sächlich, also habe ich mich bei Pastor Pall- die Wortbetonungen sind zugleich die mu- mann gemeldet und dann im Oktober 2008 sikalischen Betonungen. Einfaches Beispiel: zum ersten Mal hier gespielt. Die Orgel gefiel Das Adventslied „Es kommt ein Schiff gela- mir eigentlich auf Anhieb, und nachdem ich den“. Das kann man einfach nicht besser ma- mit Frau Mosch als Kirchmeisterin und Herrn chen, daher sind und bleiben solche Lieder Pallmann schnell „handelseinig“ wurde, war zeitlos gültig. Bei vielen neuen Liedern finden mir bewusst: Hier hast du eine reizvolle Aufga- wir harmonische und rhythmische Anleihen be für die Zeit nach der Pensionierung gefun- aus der Popmusik. Das wirkt auf mich oftmals den. Seit 2016 bin ich ja bekanntlich auch in banal oder oberflächlich, selbst wenn es sich Dahle Organist, also habe ich eigentlich immer um anspruchsvollere Texte handelt. Vielfach genug zu tun. werden hier die Wortbetonungen auf den Kopf gestellt, und das kann mich nicht über- Woher kommt Ihre Liebe zur Musik? zeugen. In unserer Familie war immer Musik. Meine Aber heute beherrscht ja die sogenannte Großmutter muss eine respektable Pianistin Popkultur so gut wie alle Bereiche des Le- gewesen sein, das war allerdings noch vor bens, natürlich hat das auch Auswirkungen meiner Zeit. auf die Kirchenmusik. Der Vater spielte in der Freizeit Cello und Viola Alle großen Komponisten haben irgendwann da Gamba, und die Mutter war Kirchenmusi- auch für die Kirche komponiert, manche nur kerin. Es wird berichtet, dass sie noch bis kurz wenig wie Beethoven, manche sehr viel wie vor meiner Geburt im Februar 1947 für das Ex- Bach, manche sogar fast ausschließlich wie amen geübt hat. Damals hatte die Familie als Heinrich Schütz. Und das war immer das Be- Folge des Krieges ihr Anwesen in Hinterpom- ste vom Besten. Für die Kirche war das Beste mern längst verlassen müssen und war vorü- gerade gut genug. Es ist der Wunsch nach bergehend in Greifswald gelandet. Und natür- Massentauglichkeit, der dem entgegensteht. lich übte meine Mutter an der großen Orgel im Greifswalder Dom! Möglicherweise hat das auf Ist Kirchenmusik aktive Verkündigung mich abgefärbt, obwohl ich noch gar nicht auf und wie sehen Sie den Stellenwert der der Welt war … Musik in unserer Landeskirche? Ich trage normalerweise mein Herz nicht auf Im Gottesdienst werden normalerweise sehr der Zunge, und wirke daher im Gespräch meist ernsthafte und wichtige Gedanken formu- etwas zurückhaltend. Aber in der Sprache der liert und seriös vorgetragen. Da gibt es kein Musik habe ich eine für mich ganz wichtige Alltagsgerede. Und genauso sollte auch die Ausdrucksmöglichkeit gefunden. Musik sein. Viele Menschen begrüßen Musik als willkommene Unterbrechung zur Auflo- Wie sehen Sie die Entwicklung der Kirchen- ckerung und zum Atemholen. Das sollte für musik in der Zukunft? (Gibt es einen Trend den Gottesdienst nicht gelten. Ich glaube weg vom klassischen Choral zu mehr Anbe- nicht, dass es den Menschen schadet, wenn tungsliedern und Popmusik?) sie einmal in der Woche für eine Stunde kei- „Singet dem Herrn ein neues Lied“ heißt es ne Alltagsmusik hören. Das lässt sich sicher im 98. Psalm. Für mich ganz privat denke ich aushalten. manchmal: Wenn Luther geahnt hätte, was wir Es ist ja bekannt, dass im 18. Jahrhundert die heute unter neuen Liedern verstehen, wür- Menschen in Leipzig gesagt haben: Das was de er das wohl so nicht gesagt haben. Etwas der Pastor von der Kanzel gepredigt hat, ist ist nicht automatisch gut, nur weil es neu ist. wirklich wunderbar und richtig. Aber die ei- Diese Art Fortschrittsglaube hat in der Kunst gentliche Predigt kommt danach, wenn der nichts zu suchen. Bach seine sonntägliche Kantate aufführt. Für mich persönlich ist ein Kirchenlied dann Luther hat es einmal so ausgedrückt: „Gottes gut, wenn es die Intensität eines Gebetes be- Wort wird auch durch die Musik gepredigt“. sitzt. Im Idealfall bilden Text und Melodie eine 21
Kirchenmusik Gibt es Wünsche, die Sie als Organist an die Man brauchte dann unbedingt die Noten- Kirchengemeinde bzw. das Presbyterium ha- schlüssel, um die Noten zu erkennen. Dieses ben? System wurde später weiterentwickelt, in Ich hoffe, dass die vertrauensvolle Zusammen- den einzelnen Musikepochen unterschiedlich arbeit noch eine ganze Weile andauert. angewendet und gilt in den Grundzügen bis heute. Das reine Notenlesen ist zunächst aber Was bedeutet Ihnen der Glaube? Kann die wie eine Art Buchstabieren. Bis zur klingenden Musik in der Kirche zum Glauben hinführen? Musik ist es dann doch noch ein Weg. Es ist mir völlig unbegreiflich, wie es möglich war, dass Menschen wie Johann Sebastian Bach Wie können wir mehr junge Menschen für oder Wolfgang Amadeus Mozart eine derartige die Kirchenmusik gewinnen? Musik schreiben konnten. Für mich ist da ganz Die Musik ist wahrscheinlich eine unserer eindeutig eine überirdische oder eben göttliche größten kulturellen Errungenschaften, kein Kraft sichtbar geworden. Dieser unmittelbare Tier erfindet sich Instrumente um darauf zu Bezug zum Glauben entstand bei mir ganz von musizieren, das tun nur wir, die Menschen. selbst, eben durch die Kraft der Musik. Daher sollte jeder Mensch die Chance bekom- Natürlich hatten wir eine streng religiöse, fast men, in Musik unterrichtet zu werden und viel- frömmelnde Erziehung mit Gutenachtgebet, leicht sogar ein Instrument zu erlernen. Und Tischgebet, Kindergottesdienst und allem was tatsächlich wird durch die Einrichtung der Mu- dazu gehört. Die intensive Beschäftigung mit sikschulen mittlerweile so viel musiziert wie der Musik hat dann meinen Glauben wirklich noch nie. Doch je mehr die Musikerziehung gefestigt. Aber nicht, weil es mir gesagt wurde, auf Breitenwirkung setzt, desto mehr sinkt lei- sondern aus eigener Überzeugung. Die huma- der das allgemeine Niveau. Das ist jedenfalls nistischen Werte der christlichen Religion sind mein Eindruck. Zu meiner Zeit waren Bachs für mich selbstverständlich und zwar unabhän- Inventionen im Klavierunterricht obligato- gig von der Konfession. risch. Die kommen inzwischen kaum noch vor, Es gibt Menschen, die betrachten die gegen- weil sie eben schwierig sind. Man muss sie sich wärtige Corona-Zeit als eine Strafe Gottes. Aber erarbeiteten. Heute werden stattdessen von diese Art Kinderglaube ist meine Sache nicht, vielen bekannten Stücken (Elise!) erleichterte wie ich auch der Meinung bin, man sollte die Fassungen verlangt, das kannten wir gar nicht. Bibel nicht ausschließlich wörtlich nehmen. Im Aber es geht ja in erster Linie darum, die Freu- Grunde ist das ja auch gar nicht möglich bei de an der Musik zu wecken. Doch den Schritt den vielen unterschiedlichen Textfassungen, vom Hobby zum ernsthaften Musizieren kann die es inzwischen gibt. Stattdessen soll man ver- man nur mit innerer Überzeugung tun. Nicht suchen zu verstehen, was gemeint sein könnte ohne Grund gibt es vor einem Musikstudium und was das für uns Heutige bedeutet. die Hürde der Eignungsprüfung. In der Musik ist das ganz ähnlich. Man muss ge- Zum erfolgreichen Orgelunterricht braucht es lernt haben wie ein Notentext zu lesen ist, um möglichst fortgeschrittene und sichere Fähig- eine Vorstellung davon zu bekommen, was für keiten am Klavier, denn die Einbeziehung der eine Musik damit gemeint sein könnte. Doch Pedaltechnik ist nicht zu unterschätzen. Gutes das ist ein schwieriges Kapitel. Wenn man ein- Vomblattspiel und Kenntnisse in Harmo- mal von der modernen Speichertechnik ab- nielehre sind auf jeden Fall wünschenswert. sieht, lässt sich ja Musik, anders als ein Bild oder Diejenigen, auf die das zutrifft, sind meistens eine Skulptur, überhaupt nicht festhalten und schon 16 oder 17 Jahre alt. In den nächsten fixieren. Gespielt ist gespielt, Zeit bleibt nun zwei Jahren bekommen sie dann durchaus mal nicht stehen. Und damit die vielen musika- schon ein wenig Sicherheit auf der Orgel, aber lischen Ideen nicht verloren gehen hat ein ita- dann machen sie Abitur! Entweder sie wollen lienischer Mönch im Mittelalter die Notenlinien bei der Kirchenmusik bleiben, dann gehen sie erfunden. So konnte man die unterschiedlichen weg zum Studium. Oder aber sie haben ande- Tonhöhen andeuten. Das war also gewisserma- re Pläne und sind dann ebenfalls weg. ßen eine verschlüsselte Grafik. 22
Rückschau Natürlich gibt es Ausnahmen, aber meistens ist das die traurige Realität. Es ist also kein Wun- „Schick uns dein Lied“ der, dass gerade bei Organisten Nachwuchs- Die Top 5 werden gesucht! mangel herrscht. Seit einiger Zeit schon versucht man das Stu- dium der Kirchenmusik durch die verstärkte „Lobe den Herrn“ oder „ Einbeziehung der Popmusik attraktiver zu ma- Da wohnt ein Sehnen tief in uns“? chen. „Anker in der Zeit“ oder Es gibt inzwischen sogar Kirchenmusikschulen, „Von guten Mächten“? die sich schwerpunktmäßig an der Popmusik orientieren, so zum Beispiel in Witten. Ich per- Welches Lied singen Sie am liebsten im Got- sönlich sehe das mit gemischten Gefühlen. tesdienst? Was ist Ihr persönlicher Hit? Ge- Man spricht zwar von Bereicherung, aber für nauer gefragt: Was ist Ihre TOP 5? Denn ge- jedes moderne Lied wird ein altes nicht mehr nau die suchen wir. Und zwar für das neue gesungen. Und was nicht mehr gesungen wird, Gesangbuch, das bis 2030 erscheinen soll. kennt auch bald keiner mehr. Ich finde das Zunächst digital, später auch in gedruckter schade, doch die Entwicklung geht nun mal in Form. diese Richtung. Dabei können Sie uns unterstützen. Schi- Zum Schluss noch einen Satz von Mauricio Bo- cken Sie uns Ihre Lieblingshits und zwar von tero, der auch meiner Überzeugung entspricht: Platz 1 bis 5. Also genau die Songs, die auf „Das, worauf es wirklich ankommt, kann man jeden Fall im neuen Gesangbuch stehen niemandem beibringen.“ müssen. Ab Sonntag, 2. Mai, sind die Lei- Fragen von Dirk Mischnick. tungen freigeschaltet. Dann können Vielen lieben Dank an Herrn von Zadow für das ausführliche Interview ! Sie im Internet auf der Seite www.ekd.de/top5 drei Monate lang Ihre Vorschläge ein- tragen. Aus allen genannten Liedern wird eine ge- meinsame TOP 5 gebildet, die Sie voraus- sichtlich Ende dieses Jahres in der Liederapp „Cantico“ finden. „Das neue Gesangbuch“ wird viele Hin- tergrundinfos und deutlich mehr Lieder enthalten. Auf der Website www.ekd.de/ evangelisches-gesangbuch finden Sie viele weitere Informationen zur Entstehung des neuen Gesangbuchs, die Geschichte des evangelischen Gesangbuchs und ein An- meldeformular für den E-Mail-Newsletter, der regelmäßig erscheint. Der QR-Code führt Sie direkt zur Homepage mit der Umfrage und vielen weiteren Infor- mationen. 23
Historisch Unsere Kirchturmuhr bei Bremen gefunden, der auf einem Foto eine ähnliche Anleitung in Händen hält. Ein Die „restaurierte“ Anleitung Lichtblick?! Ich schrieb ihm eine E-Mail und hoffte auf Antwort. Und wartete, und war- tete, und … !! Es hat letztendlich länger gedauert, als ich Leider kam wochenlang keine Nachricht. das geplant hatte. Jetzt haben wir eine gerei- Dann startete ich einen zweiten Versuch, nigte und wieder von der Krümmung befrei- und wartete wieder vergebens. Das hatte er- te „Anleitung zur Behandlung von Thurm= neut meine Motivation stark gedämpft, und und Hof=Uhren“. Sie werden bemerkt ha- so blieb das Ganze einige Zeit liegen. ben, dass ich Turm mit „th“ geschrieben Nach einigen Wochen raffte ich mich dann habe. Das ist der damaligen Schreibweise wieder auf und startete eine weitere In- geschuldet, die ich wortwörtlich übernom- ternetrecherche. Dabei stieß ich auf eine men habe. Kirchengemeinde in Bühren, die auf ihrer Aber von Anfang an: Im Herbst 2019 war, wie Internetseite einige Fotos der dort betrie- schon berichtet, der WDR bei uns in Eving- benen Turmuhr zeigen. Unter anderem auch sen und hat über unsere tolle Kirchturmuhr eines einer Anleitung die mit unserer fast von 1888 eine Reportage gemacht. Dabei ist identisch ist. Die Uhr in Bühren ist von1920, eine originale Anleitung der Herstellerfirma und somit 32 Jahre jünger als die in Eving- Weule aufgetaucht. Sie lag, wahrscheinlich sen. Deren Anleitung ist wesentlich besser Jahrzehnte, unbeachtet in einer Ecke des in Schuss und dank der guten Aufnahme Uhrenschrankes. Günter Sadowski und mir konnte ich die „Übersetzung“ vollenden. war schnell klar, dass wir dieses historische Letzten Endes hat es mir Spaß gemacht „Teil“ vor dem weiteren Verfall bewahren mich mit der ganzen Sache zu beschäftigen müssen. Nach ein paar Fotos habe ich Kon- und in die Formulierungen von vor über 130 takt mit Ulrich Biroth vom Kreisarchiv aufge- Jahren einzutauchen. nommen. Er erklärte sich sofort bereit, sich Die originale Anleitung wird in der Vitrine im darum zu kümmern. Gemeindehaus-Foyer ausgestellt. Ich machte mich gleich daran die Fraktur- schrift zu entziffern und den Text in eine, Liebe Grüße für die meisten von uns, leichter lesbare Kristian Bockermann Schriftart zu übertragen. Das ging solange ganz gut, bis ich zu den Stellen kam, die be- sonders staubig waren (wir hatte nur Fotos von der ungereinigten Anleitung gemacht) und an denen der Zahn der Zeit genagt hat- te und die Worte und Teile davon einfach nicht mehr vorhanden waren. Das ließ mei- ne Motivation sinken und ich machte eine längere Pause. Irgendwann meldete sich Ulrich Biroth und teilte mir mit, er sei fertig. Und tatsächlich sah die Anleitung sehr viel besser aus. Sie war vom losen Staub befreit und gereinigt worden. Ebenso war sie nahe- zu eben und konnte hinter Glas in einem Bil- derrahmen geschützt werden. Leider waren viele Buchstaben schlicht weg. Ich machte mich dennoch wieder an die Entzifferung, und konnte einiges aus dem Zusammen- hang herleiten. Inzwischen hatte ich auch im Internet recherchiert, und einen Bericht eines Uhrmachermeisters aus Ritterhude 24
Historisch 25
Aus dem Archiv Was es früher alles in Evingsen gab Dorfrundgang mit Geschichten aus alten Zeiten Man mag es kaum glauben, aber es gab tat- sächlich mal eine Zeit vor Corona, in der man problemlos ein Geschäft betreten und dort einkaufen durfte. Und – manch einer der Äl- teren mag sich noch erinnern – es gab auch eine Zeit, in der man nicht in Bus oder Auto steigen musste, um einkaufen zu können. Eine Zeit, in der eigentlich alles, was man zum Leben brauchte, fußläufig eingekauft werden konnte. Ich lade Sie ein: Begleiten Sie mich doch ein- fach mal auf einem Rundgang durch unser Dorf. Wir starten auf dem Schulhof: Hier steht noch unsere inzwischen gut 110 Lebensmittelladen Winkel Jahre alte Schule – einsam und verlassen. In den Jahren nach dem zweiten Weltkrieg war das ganz anders. Da platzte sie aus allen Näh- ten, wurde deshalb zunächst erweitert, eine Turnhalle und Pavillons mussten hinzugefügt werden. Aber zuletzt fehlten die Kinder, 2016 wurde sie zugunsten der Dahler Grundschu- le geschlossen. Immerhin, die Turnhalle wird vom TSE weiterhin mit Leben gefüllt – wenn es wegen Corona nicht gerade verboten ist. Direkt neben dem Schulgelände baute Fami- lie Lechtenbrink ihre Bau- und Möbel-Schrei- nerei, die Firma besteht noch heute. Schräg gegenüber in der alten Schule von 1870 betrieb die Familie Ossenberg gleich zwei Geschäfte. Bei Hugo Ossenberg kaufte man Schuhe oder ließ sie reparieren. Da wo heute noch eine Türöffnung zum Gaststättenraum zu sehen ist, war der Eingang zum Lebens- Ehepaar Winkel mittelladen von Fritz Ossenberg, später Ge- tränkehandel, dann Umbau zur Gaststätte mit Im Eck betrieb Otto Schröder in seinem Kegelbahn. Inzwischen ist dies die letzte noch Wohnhaus eine Großhandlung. Auf der bestehende Gaststätte in Evingsen: HUGO Rückseite der Gaststätte August Schröder Inne Schledde. Hoffen wir, dass sie recht bald gab es einen Herrenfriseur und eine Heiß- die Türen wieder öffnen darf. mangel, zuletzt betrieben von der Familie Nur einen Steinwurf entfernt kam schon der Diedrich. Marga Albrecht, verw. Schröder, nächste Lebensmittelladen von Hugo Winkel, verkaufte auf der Frontseite Fleisch- und der in den sechziger Jahren anbaute und ihn Wurstwaren, die zum Teil von ihrem Bru- großzügig erweiterte. der Arthur Graf aus Dahle angeliefert wur- den. Beim Einkauf gab es oft auch gleich Tipps für die Verarbeitung und passende 26 Rezepte kostenlos dazu.
Aus dem Archiv Die Gastwirtschaft hatte sie verpachtet an Gegenüber bei Tante Leni, Inhaberin des Familie Heiermann. 1973 gab es einen Groß- Haushaltswarengeschäfts Gustav Gerdes brand. Das Gebäude wurde zum Teil zerstört, gab es eigentlich alles – Öfen, Kinderwa- abgerissen und das Gelände an die Gebr. gen, Porzellan, Haushaltswaren, Kinder- Schildwächter verkauft, die ein neues Wohn- spielzeug, Bücher und auch regelmäßig und Geschäftshaus errichteten. Die Gast- frisches Brot von Bäcker Dibbe aus Ihmert. stätte „Der Dorfkrug“ im Erdgeschoss ist nun Der Sohn brachte es mit Pferd und Wagen. auch schon seit langen Jahren „Geschichte“. War mal etwas gerade nicht da, konnte Im Haus Sadowski führte der Großvater Eu- Tante Leni es bestimmt besorgen. Beim gen Schröder nach seiner Heimkehr aus rus- Auflösen des Ladens in den neunziger sischer Kriegsgefangenschaft – er war der Jahren nach ihrem Umzug in ein Alters- letzte Heimkehrer im Dorf – das Fuhrgeschäft heim in Haltern, kamen Kuriositäten zum und die Kohlenhandlung weiter. Sein Wohn- Vorschein, u. a. Lecksteine für Ziegen. Et- haus ist vermutlich das älteste Evingser Haus, was zu spät, die Zeit der Ziegenhaltung jedenfalls muss es um 1700, als eine Schule in fast allen Häusern war zu diesem Zeit- darin eingerichtet wurde, schon gestanden punkt längst vorbei. haben. Mit dem Bau der ersten evangelischen Kirche wurde 1770 begonnen, 1803, als die Kirchen- gemeinde selbständig wurde, war sie endlich fertig, um 1870 aber schon so baufällig, dass sich eine Reparatur nicht lohnte. Sie wurde abgerissen, der heutige Kirchenbau errichtet und 1887 eingeweiht. Das Gemeindehaus mit Kindergarten gibt es seit 1953. Im Haus unter der Kirche gab es die Schreine- rei Schmale, gegenüber in den sogenannten „Nachtwächter“ kam an bestimmten Tagen der Uhrmacher Humbeck, verkaufte dort Schmuck und Uhren oder nahm sie zur Re- paratur mit ins Hauptgeschäft nach Hemer. Vor der scharfen Kurve an der Gosse im Haus Kaemper war der Konsum untergebracht. Vor „Tante Lenis“ Geschäft Foto links: Blick auf die ehemalige Schreinerei Schmale links, „Nachtwächter“ rechts gegenüber und „Tante Leni“ unten in der Mitte. 27
Aus dem Archiv Bemerkenswert fand ich als Kind die Auf- schrift über dem Schaufenster: „Drogen“. Nebenan bei Friedrich Hengstenberg gab es Textilien, Kindersachen und Oberbe- kleidung für Erwachsene oder man suchte sich schöne Gardinen aus, die Frau Hengs- tenberg nähte und später von ihrem Mann aufgehängt und schön „gesteckt“ wurden. Weiter auf dem Weg Richtung Springen im vorletzten Haus auf der linken Seite hatte Malermeister Beck ein Ladenlokal einge- richtet, wo man sich mit Farbe u. ä. einde- cken konnte, wenn man selber den Pinsel in die Hand nehmen wollte. Schreibwaren Hülle, später Lülf Die zwei Fabrikgebäude auf der rechten Seite sollen ebenso wie die vielen anderen Ein paar Meter die Böcke hinunter war ein Fabriken des Dorfes demnächst in einem ganz wichtiger Laden, vor allem für mich als gesonderten Bericht behandelt werden. Kind. Im Laden der Firma Gustav Hülle er- An der Springer Straße, die wir jetzt er- hielten wir unsere Schulbücher und Schreib- reichen, steht an der Einmündung zur hefte. Ein neues Heft gab es aber nur, wenn Ihmerter Str. das Haus Nr. 1, in dem über das volle Heft für die Altpapier-Sammlung einhundert Jahre die Metzgerei von Metz- dort abgegeben wurde. Wahrscheinlich germeister Ernst Hoengen beheimatet schrieben wir deshalb mindestens bis zum war, in den letzten Jahrzehnten betrieben 4. Schuljahr auch noch auf unseren Schiefer- von seinem kürzlich verstorbenen Enkel tafeln. Aber natürlich war das Geschäft auch Gerd Hoengen. Der erzählte u. a. gerne, für die Erwachsenen unverzichtbar. Sie be- dass sein Großvater, wenn er eine Kuh zum kamen hier Zeitungen, Zeitschriften, Bücher, Schlachten erworben hatte, diese erst eine Tabakwaren, Schreibbedarf und später konn- Weile an den Zaun vor dem Laden anband, te hier auch Lotto und Toto gespielt werden. damit die Leute sehen konnten, von welch Inzwischen ist der Laden zur Ihmerter Straße prächtigem Tier demnächst Fleisch und umgezogen, und wird heute von Rainer Ko- Wurst im Laden hängen würden. Später witz betrieben. Im Ladenlokal an der Böcke wurde nicht mehr vor Ort, sondern nur befindet sich heute das Quellen-Archiv des noch im Schlachthof geschlachtet. Heimatvereins. Auf dem Weg die Straße hinauf, passieren Gleich nebenan arbeitete Schuster Robert wir die ehemalige Schreinerei Steuber Kappen, der auch den ramponiertesten und kommen zum nächsten Haus, in dem Schuh wieder „hinkriegte“ und manches Mal früher Lebensmittel angeboten wurden, auch Kindern aus der Not half, die beim Spie- zunächst in einem kleinen Raum von Fa- len z. B. die Schuhsohle abgerissen hatten und milie Rump. Als Heinz Bretag den Laden sich so nicht nach Hause trauten. Im nächsten übernahm, wurde das Ladenlokal in einen Haus nähte Elfriede Gruß uns neue Kleider. Vorbau verlegt und war dadurch wesent- Da musste man regelmäßig zur Anprobe hin. lich größer und dem damaligen Standard Meist wurden aber erst mal alte Sachen geän- angemessen. Gegenüber befand sich die dert oder geflickt. ca. 1968 geschlossene Kath. Volksschule, Etwas weiter, im ersten Haus auf der rechten heute ist dort das Bus-Unternehmen Bö- Seite verkaufte Henny Schinzel Lebensmittel sert ansässig. und Drogerie-Artikel, ein richtiger Tante-Em- ma-Laden. 28
aus dem Archiv Oberhalb liegt die katholische Kirche St. The- Und frisches Brot gab es hier auch. Das lie- resia, die heute zu St. Matthäus Altena gehört. ferte die Brotfabrik Eßfeld aus dem Breden- Der Ursprungsbau wurde 1925 gebaut,1989 bruch. Die Bushaltestelle heißt heute noch wurde der heutige Kirchenbau angebaut so- so. Wann Brot geliefert wurde, war in der wie 1997 ein Glockenturm errichtet. Regel bekannt. Dann bekamen wir Kinder Etwas weiter an der Springer Str., auf der lin- – im Springen gab es damals viele – eine ken Seite, steht das Gebäude, das Familie Einkauftasche mit Geldbeutel an die Hand Schwalm auf ihrem Grundstück errichtete mit der Ansage, sich schon mal bei Mielke und in dem jahrelang im Erdgeschoss die anzustellen. Aber wir stellten die Taschen Post untergebracht war. Hier herrschte meist an unsere Mauer und gingen erst mal reger Publikumsverkehr, vor allem am Mo- spielen. Das Herannahen des Brotautos natsersten, als die Renten noch dort in bar hörte man früh genug, um rechtzeitig die ausgezahlt wurden. Taschen zu ergreifen und sich anzustellen. Gegenüber im Dachgeschoss der Villa Kayser Soweit ich mich erinnere, hat es dabei nie wohnte und nähte Herta Uhlmann, auch ich Streit um die Reihenfolge gegeben. war da mehrmals zur Anprobe. Jahrzehnte Der kleine Laden wurde später zum später wurde nebenan in der alten Heckings- Gaststätten-Raum hinzugenommen und Rolle eine urige Kneipe installiert. Leider seitlich ein größeres Ladenlokal für Le- konnte der Betrieb nur eine relativ kurze Zeit bensmittel angebaut. Nachdem zunächst aufrecht erhalten werden. der Laden und Jahre später auch die Wirt- Es geht weiter bis zum Haus Mielke mit Gast- schaft aufgegeben wurden, war die Freie wirtschaft und Lebensmittelladen. ev. Gemeinde, bis dahin im Haus Schmale gegenüber beheimatet, in die Räumlich- keiten eingezogen bis zum Umzug ins Blau-Kreuz-Haus auf dem Ebberg. Im Dorf sind noch eine ganze Reihe wei- terer ehemaliger Geschäfte zu entdecken, deshalb lade ich schon jetzt zu einem zweiten oder dritten Gang über weitere Straßen und Wege herzlich ein. Helga Mosch Später Gastwirtschaft und Lebensmittelladen Mielke Der war zunächst auf der rechten Seite des Ge- bäudes und auch ziemlich klein. Wir wohnten gleich nebenan und hier kauften wir ein. Es gab viele Schubladen und große Fächer mit Mehl und Zucker, aus denen dann in unsere mitgebrachten Säckchen die uns zustehen- de Menge abgefüllt wurde. Für Essig und Öl Vielen Dank für die Fotos die uns zur mussten Flaschen mitgebracht werden. Mit- Verfügung gestellt wurden. zubringen waren bis Anfang der fünfziger Jahre auch die entsprechenden Lebensmit- Zusammengestellt von Helga Mosch und telmarken. Die Abrechnungen dazu mit den Christiane Blumenkamp Behörden waren eine enorme Belastung für die Händler. 29
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