Facebook, WhatsApp & Co: Neue Welten für Kommunikation und Selbstdarstellung - Risiko für Grooming und Cybermobbing?

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Facebook, WhatsApp & Co: Neue Welten für Kommunikation und Selbstdarstellung - Risiko für Grooming und Cybermobbing?
Facebook, WhatsApp & Co:
Neue Welten für Kommunikation und
        Selbstdarstellung
Risiko für Grooming und Cybermobbing?

             Dr. Catarina Katzer
                     I-KiZ, Berlin
                Justizsenat Hamburg         1
          Bündnis gegen Cybermobbing e.V.
Facebook, WhatsApp & Co: Neue Welten für Kommunikation und Selbstdarstellung - Risiko für Grooming und Cybermobbing?
Facebook, WhatsApp, Snapchat und Co
als wichtige neue mediale Lebenswelten:

 2014 Platz 1: WhatsAPP für 80% 12-19 Jährigen wichtigste APP (JIM
 2014)

 Platz 2: Facebook APP

 Platz 3: Instagram und Youtube APP
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Das Smartphone als täglicher
                 Begleiter der Jugend:
2014 hatten bereits 88 % der 12-19 Jährigen (JIM 2014)

2010 waren es erst 14 % 12-19 Jährige (JIM 2010)

Mobiles Internet in der Hosentasche:
2/3 nutzen das Internet regelmäßig über ihr Smartphone
(JIM 2014)
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Folgen z.B. für Erziehung

Internet-Nutzung gerät aus dem Blick der Eltern

„Verbergen“ eigener Handlungen ist sehr einfach

Kontrolle fehlt- Verbotenes tun ist kinderleicht
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Was machen Kinder & Jugendliche auf
Facebook, WhatsAPP, YouNow & Co?
  Alltägliches, Belangloses, Smalltalk
  Kontakt zu Freunden, neue Freundschaften finden, wissen was los ist……

 Identitätssuche & Selbstdarstellung („Pubertät“)

 Genderswapping („Geschlechtswechsel“)

 „Wie komme ich bei anderen an?“ testen 1/3 der 10-19 jährigen (Cyberlife
 2013)

 Selfie-Manie: eigene Fotos & Videos veröffentlichen 2/3 der 12-19 Jährigen und
 30 %der 6-12 Jährigen (JIM, KIM 2013)
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Selfie-Manie: Selbstdarstellung auf Fotos
und Videos

  Lustige Fotos, Selfies aus dem Alltag, Schule, Einkaufen, Sportverein,
  Familie, Freunde……..

  neknomination: Mutprobe unter Alkohol, Videos Online (Trend Canada)

  Sexy Fotos im Bikini, Unterwäsche oder nackte Brüste, Po, Geschlechtsteil
  etc.
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„Sexting“ (The National Campaign to Prevent Teen and Unplanned Pregnancy &
Cosmogirl.com (2009) ; BRD Döring 2012)

    bei jungen Erwachsenen zwischen 20-26 Jahren: 1/3

    „20 %“ der 13-19 Jährigen tun es („Teil Pubertät“)

    Mehr Mädchen als Jungen

    Trend bei Jungs: „Spornsosex“
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Welche Motive für sexy Selbstdarstellung?
(z.B. Universität Melbourne 2011, Results of Pan European InsafeYouth Panel Survey Sept/ Oct
2011, Döring 2012)

      Spaß haben/ Flirten/ Freund finden, beeindrucken

      Verliebtsein, sexy Foto für den Freund als „Geschenk“

      Sich sexy fühlen, Aufmerksamkeit, Bewunderung,
      Bestätigung, Sexualität erproben (Pubertät)

      Suche nach Nähe, emotional vernachlässigt, Intimität als
      Vertrauensbeweis

      Gruppendruck (Nacktfotos sind Trophäe für Jungs, sie üben
      Druck aus), aber auch Umfeld, Zwang oder Erpressung
Sexuelle Selbstdarstellung: Mögliche
Risiken und Gefahren

Sexting Erpressung- Geld- mehr Fotos

Grooming:
Anfreunden- Vertrauensaufbau- Ziel sex. Handlungen

Cybermobbing- Virtuelles Fertigmachen- „Schlampenimage“
Sexting-Erpressungen

Sexting durch Einzelpersonen („Freunde“ im Netz, Ex-
Freund, Freundinnen)

Sexting Erpressungen durch Banden (Ausland)

Schätzung: Hunderttausende (Interpol)
„Grooming“ seit Jan.2015 Straftat in
Deutschland §176 für unter 14 Jährige                         (Katzer und
Fetchenhauer 2007;Ybarra et al. 2011)

  Jedes 2. Mädchen zw. 10 und 18 Jahren wird Online sexuell
  angesprochen

  1/3 der Mädchen wird nach sexuellen Erfahrungen gefragt

   Jede 10. Chatterin erhält Fotos von Genitalien/ nackten
   Körpern

  Jede 10. Chatterin wird vor der Webcam zu sexuellen
  Handlungen aufgefordert
„Opfergruppen“: Auch sexuelle
Selbstdarstellung kann zur Gefahr werden
Katzer & Fetchenhauer, 2007

 Abenteurerinnen:
 sehr jung (13-14), Sex interessiert, Flirt, Kick

 Brave-Schockierte :
 sehr jung (13-14), kein Interesse an Sex, dauerhaft stark
 belastet

  Unbelasteten : ältere (15), chaterfahrene, sexuelle
  Erfahrungen
Cybermobbing

 Verbale und psychische Mobbingformen

 Tatorte: Internet, Handy´s, Smartphones

       viele Formen sind Straftaten

      Neu: Fotos werden in BRD Straftatbestand
      aufgenommen

      In Österreich wird ein
      Cybermobbinggesetz eingeführt
Wo passiert es?

Soziale Netzwerken wie Facebook, WhatsAPP, YikYak (USA),
Chatrooms, live-Streaming YouNow

Video & Fotoplattformen wie Youtube, Instagram

 Online-Games, Chatroulette

Blogs, Bewertungsplattformen, SMS, Anonyme Anrufe
Besondere Formen

Fake-Profile, Identity Theft: „Schlampenimage“ „Schwuli“
Prüfen wie viele Profile existieren

Hassgruppen (Facebook, WhatsAPP): „Tim´s beste
Freunde“
Was passiert am häufigsten?
Wer macht was? (s. Cyberlife-Studie, Bündnis gegen Cybermobbing 2013)

               Art und Weise des Cybermobbings

    Keine
   Angabe                      Beschimpft / beleidigt                      51
                                                                                   63
    4,6%
                Verbreitung von Lügen und Gerüchten                  33
                                                                          47

                          Lustig gemacht / gehänselt            27
                                                                  32
    Ja
  16,6%                         Unter Druck gesetzt /          24
                                  erpresst / bedroht            27
                       Ausgrenzung / Ablehnung von            22
                                    Kontaktanfragen             27

                          Veröffentlichung von Fotos     18
                                                        15
                        Verbreitung unangenehmer /       15                    Jungen
                             peinlicher Fotos / Filme   14                     Mädchen

                n=1.117; Angaben in %
Cybermobbing-
Ein globales Problem bei den 10-18 Jährigen!

                             • 30% der 10-18
                               Jährigen (Patchin 2013)
                     USA

                              • 20%-1/3 der 10-
                                18Jährigen (Katzer et al.
                                20009, Bündnis gegen Cybermobbing
                     BRD        2013, TKK 2012)
Wer ist am stärksten involviert?
                             30                                                           Jungen
    Cybermobbingfälle in %                                                                Mädchen    Hauptschule

                             20                                                                        Realschule                    2

                                                                                                    Gesamtschule                     1
                             10

                                                                                                     Berufsschule               16

                             0
                                  10   11   12   13    14    15    16    17     18   19   20   21    Gymnasium             10

                                                      Alter der Schüler/innen                                       Cybermobbingfälle

   n=6.739; Mehrfachnennungen

  • „Kritische Lebensphasen“
  • Erforderlich: Stärkere Auseinandersetzung!
Cybermobbing ein Problem für die ganz Jungen!

                       • Grundschullehrer
                         kennen Fälle (Cyberlife
                         Studie Bündnis gegen Cybermobbing
              16%        e.V.)
Cybermobbing bleibt nicht ohne Folgen
(Katzer, Fetchenhauer & Belschak, 2009; Cyberlife-Studie Bündnis
Gegen Cybermobbing; Patchin, 2013)

       Akute Belastung.: Hilflosigkeit, Angstzustände,
       psychosomatische Beschwerden bei über 30%

       Dauerhafte Belastung bei 20%

      Selbstverletzendes Verhalten bei Jugendlichen
      immer häufiger in Verbindung mit Cybermobbing
      (Prof. Brunner)
„Bullycide“ (Suizid)
Folgen für Freundschaften:

     Begriff Freundschaft verändert sich

     Vertrauen schwindet

     Ist der beste Freund/in dabei?

     Geheimnis anvertrauen?
Welche Risikofaktoren fördern
Täterschaft?

          Kaum mehr Geschlechtsunterschiede

          Positive Gewalteinstellung /Delinquenz

          Schulisches PROBLEMVERHALTEN

          Fehlende Empathie

          Negative emotionale Beziehung zu den Eltern

          Besuchen häufig extreme Inhalte im Internet (z.B.
          rechtsradikale –gewalthaltige Webseiten)

          Mädchen: Sexuelle Übergriffe/ Viktimisierungen
Welche Gründe können hinter
Cybermobbing stecken?
       Spaß, Langeweile

       Eigenes Opfersein

       Andere rächen

       Suche nach Anerkennung

       Nachahmung

       Competition, Leistungsmotivation
Welche Risikofaktoren fördern
Viktimisierung?

     Opfersein in der Schule

     Unbeliebtsein/ Außenseiter

     Geringes Selbstwertgefühl

     Cyberfixiertheit

     Neuling

     Übertreibungen, Lügen

     Über Probleme reden: Ich bin ein leichtes Opfer!

     Selfimania und Sexting
Wie gehen die jugendlichen Opfer
mit den Erlebnissen um? (Coping, Bündnis gegen Cybermobbing 2013)

      1/3 mit Freunden (auch Online) oder bespricht das mit
      Eltern oder Erwachsenen

      20% Betreiber informieren

      16% Essen, Alkohol, Tabletten

      Bereits jeder 10. versucht über Hilfeportale wie Juuuport
      Hilfe zu bekommen
Medienethische
Konsequenzen
1. Verbindung realer mit virtueller Gewalt

2. Neue Täter- und neue Opfersituation
Tätersituation im
Cyberspace
    Hemmschwelle für kriminelle Handlungen niedriger als in
    face-to-face Situation

    Keine Angst vor Strafe und Entdeckung

    Geringere Empathie für Opfer im Cyberspace als für Opfer
    aus dem physischen Umfeld z.B. Schule

    Täter haben im Netz kein Gefühl für eigenes straffälliges
    Verhalten (StGB)

    Neuen virtuellen Voyeurismus
Opfersituation im
Cyberspace

   Endlosviktimisierung- nichts ist löschbar!

   Extreme Öffentlichkeit & Reichweite

   Fehlender Schutzraum- Täter kommen ins Kinderzimmer

   Besondere Stärke der emotionalen Verletzungen (über Fotos/Videos,
   Smith et al., 2008)
Negative Seite der virtuellen
     Selbstdarstellung:
Dramatische Image-Folgen für Selfie-Übertreiber
Sexterinnen oder Spornosexler

Angriffsfläche für Straftaten wie Erpressungen, Grooming,
Cybermobbing

Jugendliche unbewusst schnell in Bereich von Straftaten
gelangen, wenn sie Fotos einfach weiterschicken
Was müssen wir tun?
Wo sollten wir ansetzen?
  Umfeld Familie & Freunde:
  Zivilcourage, Augen auf, Tipps

  Umfeld Schule: Prävention, Hilfe

  Politik: Rahmenbedingungen
1. Medien-Education & Gewaltprävention an allen Schulen!

          Mehr Fachwissen und Qualifikation für Lehrer
          Kreative Präventionsarbeit: Video-Clip, Rap-Songs, Facebook-
           Gruppen oder Musical, Pausen-Radio
          Neue Konzepte: „Student Voice“: Prävention mitentwickeln, sie
           kennen ihre mediale Lebenswelt, sie wissen was sie brauchen!
          Einbindung der Eltern durch peer to parent education
          „Lehrfach Medien-Education“?

2. Hilfesysteme, Online-Kummerkasten oder Whats Up und
   Beratungsteams

3. Überregionales Schulnetzwerk: Austausch, Anregungen, Wo brennt es!
   „Landespräventionsstelle gegen Gewalt und Cybergewalt
   in NRW“
Herzlichen Dank!
        Dr. Catarina Katzer
                 I-KiZ
Enquete Kommission „Digitale Gesellschaft“
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