Facts & Figures Der Schweizer Handel im Überblick - Facts & Figures
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Facts & Figures HANDELSchweiz HANDELSchweiz Facts & Figures Vorwort Die Schweiz ist eine ausgesprochene Händlernation und schaut auf eine lange Tradition zurück. Bedingt durch die zentrale Lage inmitten Europas, die Alpenpässe, die Rohstoffarmut und hervor- gerufen durch die Notwendigkeit, sich als kleines Land stets Allianzpartner zu suchen, wurde der Handel und die damit verbundene Öffnung der Grenzen zu einer Überlebensfrage. 680‘000 Menschen gibt der Handel ein Auskommen und eine abwechslungsreiche, anspruchsvolle Arbeit. 15% aller Arbeitsplätze sind im Handel, weit mehr als in allen anderen Berufen. Mit einem kleinen Teil dieser Arbeitsplätze kommen wir täglich in Berührung, wir alle nutzen die Dienstleis- tungen des Detailhandels. Die 350‘000 Arbeitsplätze im Grosshandel sind weitgehend unsichtbar. Lagerhaltung, Logistik, Anarbeitung, Finanzierung, Sortimentsgestaltung, Just-in-time Belieferung, Kennzeichnung – dies sind nur ein paar Kernaufgaben des Grosshandels, welche mithelfen, die Volkswirtschaft am Laufen zu halten. Die zentrale Bedeutung des Handels kann man nicht genug betonen. Es ist ein Anliegen von Handel Schweiz, die Facetten des Handels sichtbar zu machen, die Bedeutung aufzuzeigen und dem Handel ein Gesicht zu geben. Handel zu betreiben ist ein sehr komplexer Vorgang. Viele Unwägbarkeiten, sich ändernde Rahmenbedingungen, Schnelligkeit und globales Agieren zeichnen den Handel aus. Ein weiteres Wesensmerkmal des Handels ist die grosse Bereitschaft Risiko zu übernehmen, sei dies beim Erschliessen neuer Märkte oder der Lagerhaltung. Wir haben uns entschlossen, die Studie von 2012 völlig neu zu überarbeiten. Die Welt hat sich ver- ändert, dem tragen wir Rechnung und dies schlägt sich auch in den Zahlen nieder. Zu Beginn stellen wir kurz die globalen Dimensionen des Handels dar, die beide Branchen Spielwaren und Stahlhandel haben wir vertieft dargestellt. Möge auch die zweite Ausgabe spannend und erhellend sein und Denkanstösse vermitteln. Viel Vergnügen bei der Lektüre. Kaspar Engeli Direktor Handel Schweiz (Stand Oktober 2015) Titelbild: Beschriftung eines ISO-Containers ISO-Container sind genormte Grossraumbehälter aus Stahl, die ein einfaches und schnelles Verladen, Befördern, Lagern und Entladen von Gütern für die Seefracht ermöglichen. Sie verfügen über genormte Systeme zur Halterung und Stapelbarkeit auf Containerschiffen. Die am weitesten verbreiteten ISO-Container haben eine Breite von 8 Fuss und sind entweder 20 Fuss oder 40 Fuss lang. Als Beladungs-Masseinheiten verwendete man die sogenannte «Twenty-foot Equivalent Unit» (TEU). Die derzeit grössten Containerschiffe können ca. 20’000 TEU transportieren. 2010 machte Containerfracht 56% bzw. 2.4 Millionen Tonnen der weltweiten Trockenfracht aus. In 2013 betrug die weltweit gelieferte Menge 1.7 Millionen TEU, die mit rund 6’000 Schiffen befördert wurden. Im Schnitt befinden sich ca. 6 Millionen Container auf hoher See. Pro Tag kommen dadurch ungefähr 17 Millionen gelieferte Container zusammen. 02 03
Facts & Figures HANDELSchweiz HANDELSchweiz Facts & Figures Handel Schweiz Inhalt Handeln fördern und vereinfachen • Vorwort 03 Handel Schweiz ist der gesamtschweizerische Dachverband des Handels, dem 33 Branchenverbände • Handel Schweiz 04 mit insgesamt 3‘700 Unternehmen angehören. Er versteht sich als modernes Dienstleistungszentrum mit einem qualifizierten Team sowie einer modernen Infrastruktur. Zum Nutzen der Mitglieder erbringt • BAKBASEL 04 Handel Schweiz eine Vielzahl an profitablen, betriebswirtschaftlichen und juristischen Dienstleistungen. • Inhalt 05 Handel Schweiz fördert und vereinfacht den Handel als führende Organisation des Handels und als kompetenter Partner gegenüber Behörden und Medien in der Schweiz. • Handel bewegt die Welt: Die weltweiten Handelsströme 06 • Gute Schweizer Rahmenbedingungen für den Handel 09 Wir erreichen dieses Ziel, indem wir • Die Leistungen des Handels: Ein Überblick 10 · wirtschaftliche und politische Allianzen zur Durchsetzung der Interessen unserer Mitglieder bilden; • Branchenspektrum der Schweiz: · uns für eine liberale Grundordnung des Schweizer Handels und eine Stärkung der Selbstverantwor- Der Handel ist die wichtigste privatwirtschaftliche Branche der Schweiz 11 tung der Unternehmer einsetzen; · für gleich lange Spiesse im gegenseitigen Zugang zu Auslandsmärkten sorgen; • Entwicklung der Beschäftigung: Leichter Stellenabbau durch Strukturveränderungen 12 · unsere Mitglieder im Kampf gegen Handelshemmnisse unterstützen; • Grosshandel gewinnt an Bedeutung: Struktur der Handelsbranchen 13 · für die Mitglieder durch ein breites Angebot von Dienstleistungen Mehrwerte schaffen; · attraktive Sozialwerke führen und • Wertschöpfungsanteile im Handel: Deutliche Verschiebungen bemerkbar 14 · uns in der Aus- und Weiterbildung engagieren. • Wachstum der realen Bruttowertschöpfung: Der Handel ist ein Wachstumsmotor der Schweiz 15 Handel Schweiz ist überzeugt davon, dass jegliche Form von Protektionismus letztlich schädlich ist. Die • Alternative Messung der Arbeitsleistung 16 Aufrechterhaltung bzw. Herbeiführung des störungsfreien internationalen Handels ist eine Kernaufgabe. • Beschäftigungsanteile im Handel 17 Handel Schweiz betreibt eine aktive Interessenvertretung und unterhält Kontakte zu Bundesstellen, Behörden, Parteien sowie nationalen und internationalen Organisationen. Im Falle von Problemen • Allgemeines Branchenwachstum seit der Jahrtausendwende: erhalten Mitglieder Unterstützung. Wachstum der Beschäftigung 18 • Anteile der Löhne: Handel hat Lohnexzesse anderer Branchen nicht mitgemacht 19 • Quellen des Wachstums: Produktivitätswachstum im Handel 20 • Ausblick für die Handelsbranchen 2015-2025: Handel bleibt Wachstumsmotor 21 BAKBASEL • Abgrenzung der Handelssegmente 22 • Beschäftigung in den Handelssegmenten: Fast die Hälfte arbeitet im Detailhandel 23 Seit 35 Jahren umfassende Analyse des Schweizer Handels BAKBASEL ist ein unabhängiges Forschungsinstitut, das volkswirtschaftliche Analysen und Prognosen • Arbeitsstätten der Handelssegmente vor allem in der dezentralen Verteilung durch den Detailhandel 24 erstellt und Beratungsdienstleistungen auf empirischer und quantitativer Ebene anbietet. In 35 Jahren • Umsätze in den Handelssegmenten 25 hat sich BAKBASEL unter anderem darauf spezialisiert, anhand unterschiedlicher Methoden Branchen zu analysieren. Der Detailhandel gehörte dabei von Beginn an zu den Fokusbranchen. Schon früh • Aufwandsstruktur der Handelsbranchen 26 wurde ein auf modernen ökonometrischen Methoden basierendes Prognosemodell für den Schwei- • Finanzen im Handel: Viel gebundenes Kapital im Handel 27 zer Detailhandel aufgebaut. Neben dem Konjunkturprognose-Service umfasst die Analyse mittlerweile auch regionale Marktpo- • Branchenportrait: Stahlhandel 28 tenziale sowie umfassende Strukturanalysen des Schweizer Detailhandels sowie der internationalen • Branchenportrait: Spielzeughandel 31 Entwicklungen der Branche. • Quellen 34 • Impressum 35 04 05
Facts & Figures HANDELSchweiz HANDELSchweiz Facts & Figures Handel bewegt die Welt: Die weltweiten Handelsströme 501 1012 GUS Staaten 20 000 566 253 139 18 000 407 128 16 000 Nordamerika Europa Welthandel, in Mrd. US $ 3'082 6'669 14 000 368 667 12 000 506 121 355 10 000 129 220 8 000 222 143 6 000 78 216 Asien/Pazifik Mittlerer Osten 5'423 110 760 4 000 Afrika 703 2 000 618 40 160 270 0 54 188 1948 1954 1960 1966 1972 1978 1984 1990 1996 2002 2008 2014 Süd-/Zentralamerika 782 216 178 178 191 Weltweite Exporte in Mrd. US $ (Quelle: WTO, BAKBASEL) Legende: Warenhandels- 7‘000 Welthandelsvolumen Handel innerhalb Region volumen in Mrd. Dollar in Mrd. Dollar 3‘000 17’900 Handel ausserhalb Region 500 Warenströme (in Mrd. $) Erläuterungen Seit dem Zweiten Weltkrieg hat sich der globale Handel erheblich intensiviert. Der Abbau von Handels- schranken hat dazu massgeblich beigetragen. Nutzniesser waren grundsätzlich alle Länder, sowohl im (Quelle: WTO, BAKBASEL) «Norden» wie auch im «Süden». Zwar nahmen im Zuge der globalen Finanzkrise seit 2008 vielerorts egoistische protektionistische Massnahmen zu. Das globale Bekenntnis zu einer vermehrten Integra- tion im Handel blieb aber intakt. Allerdings geht das allgemeine Bekenntnis zu Freihandel nicht mit Fortschritten bei der weiteren Handelsliberalisierung einher. Die 2001 begonnene Doha-Verhand- Die Schweizerische Aussenwirtschaft beruht auf drei Säulen: Mitgliedschaft in der WTO, bilaterale lungsrunde im Rahmen der World Trade Organisation (WTO) stockt. Alle Beteiligten der WTO sind Abkommen mit der EU und Freihandelsabkommen mit Staaten ausserhalb der EU. gefordert, durch mutige Schritte den gordischen Knoten zu zerschlagen und die Doha-Runde zum Wohle aller erfolgreich abzuschliessen. Der Durchbruch für den freien Handel von IT Produkten, der Die WTO sichert dank globalen Standarts Zugang zu Märkten und sie vereinfacht den weltweiten im Sommer 2015 erzielt wurde, kann hier nur ein kleiner Beitrag auf dem Weg einer weiteren Handel. Für die Schweiz als Binnenland ist so sichergestellt, dass sie einfach und gleichberechtigt Integration sein. weltweit importieren und exportieren kann. Die Bedeutung des globalen Handels wird bei einer Betrachtung der Handelsströme klar: Die mittlerweile fast 130 Abkommen, welche sich hinter den «Bilateralen» verstecken, sind Ausfluss des EWR-Neins vom 6. Dezember 1992. Zehn Jahre lang dümpelte die Wirtschaft vor sich hin, über- Im Jahr 2013 wurden auf der gesamten Welt Güter im Wert von 17.9 Billionen US Dollar gehandelt, holt von allen Nachbarländern, wir waren das Schlusslicht in der OECD, bis die Bilateralen I ab 2002 wovon 9.4 Bill. US Dollar innerhalb der jeweiligen geographischen Räume getauscht wurden und die uns gewaltigen Schub verliehen. Heute sind sie nicht mehr wegzudenken und bilden den Lebensnerv restlichen 8.5 US Bill. Dollar einen Abnehmer ausserhalb der exportierenden Region fanden. Europa für unseren Wohlstand und die Stabilität. ist der am stärksten am Welthandel beteiligte Wirtschaftsraum. Etwa 37 Prozent der wertmässigen Güterumschläge fanden den Weg über die europäischen Länder, wovon der grösste Teil (68%) Als sich immer mehr abzeichnete, dass es innerhalb der WTO nicht gelingen würde, weitere substan- innerhalb der Region gehandelt wurde. Der zweitgrösste Handelspartner weltweit stellt die asiatisch- tielle Schritte zu machen, gewann die Idee von Freihandelsabkommen zwischen einzelnen Staaten pazifische Region dar (30%), gefolgt von Nordamerika (17%). Betrachtet man die einzelnen Handels- oder Staatengruppen mehr und mehr Gewicht. Rasch war es möglich, mit wichtigen Handelspartnern ströme unter den Regionen fällt auf, dass der Handel zwischen den erwähnten drei Regionen gezielte Handelserleichterungen zu vereinbaren. Damit wurde der Grundgedanke der WTO - globale (Europa, Asien/Pazifik, Nordamerika) circa 46 Prozent des interregionalen Welthandels ausmacht. Handelserleichterungen für alle – mehr und mehr geschwächt. Rund 10 Prozent der europäischen Exporte finden einen Abnehmer im asiatischen Raum. Ungefähr 8 Prozent werden nach Nordamerika verschifft. 18 Prozent der asiatischen Exporte haben nordameri- Die Schweiz verfügt über ein Netz von mittlerweile 38 Freihandelsabkommen mit so wichtigen Staaten kanische Regionen zum Ziel und in die entgegengesetzte Richtung finden über 20 Prozent der nord- wie Kanada, Japan oder China. Zudem befindet sich die Schweiz in Verhandlungen mit vielen weiteren amerikanischen Exporte einen Abnehmer im asiatisch-pazifischen Raum. Staaten im asiatischen Raum. 06 07
Facts & Figures HANDELSchweiz HANDELSchweiz Facts & Figures Gute Schweizer Rahmenbedingungen für den Handel Der wichtigste Handelspartner für die Schweiz stellte 2014 die Eurozone dar, insbesondere Deutsch- land mit einem Anteil von 23 Prozent am Gesamthandelsvolumen (Importe und Exporte) zwischen 2.5 450 beiden Ländern. Die weiteren Anrainerstaaten Italien (8%), Frankreich (8%) und Österreich (4%) wie- 2.0 400 sen deutlich tiefere Quoten auf. Rund 42 Prozent des Schweizer Warenhandels fand mit einem Partner 1.5 350 ausserhalb Europas statt. Im Jahr 2014 importierte die Schweiz Waren im Wert von 179 Mrd. CHF. 1.0 300 Aufgrund der wertmässig höheren Anzahl Exporte (208 Mrd. CHF) erwirtschaftete die Schweiz einen 0.5 250 Handelsbilanzüberschuss. 0.0 200 -0.5 150 -1.0 2005 06 07 08 09 10 11 12 13 2014 2005 -2010 2011 2012 2013 2014 Legende: Exporte Importe Kontinent Mio. CHF +/-% Anteil 2010 (%) Anteil 2014 (%) Legende: Schweiz USA EU Verfügbares Einkommen der Haushalte Europa 120‘776 2.7 62.0 58.0 Wachstum der realen Bruttowertschöpfung, in % p.a. Verfügbares Haushaltseinkommen und Aussenhandel, in Mrd. CHF Asien 45‘262 3.0 20.4 21.7 (Quelle: OEF, BAKBASEL) (Quelle: EZV, BAKBASEL) Nordamerika 29‘172 10.0 11.5 14.0 Lateinamerika 6‘564 -2.2 2.9 3.2 4.5 1.8 1.6 120 4 1.4 100 Afrika 3‘687 3.5 1.8 1.8 3.5 1.2 80 3 1.0 Ozeanien 2‘525 -2.3 1.3 1.2 2.5 0.8 60 0.6 40 2 0.4 Total 208‘357 3.6 20 1.5 0.2 1 0.0 0 Veränderung der Exportanteile der Schweiz mit den verschiedenen Weltregionen 2007 08 09 10 11 12 13 14 2015 0.5 (Quelle: EZV) 0 Legende: Wechselkurs CHF/EUR (linke Achse) I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I Wechselkurs CHF/USD (linke Achse) 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 15 ölpreis, $ (rechte Achse) Arbeitslosenquote, quartalsweise Durchschnittlicher Quartalswechselkurs in CHF Der Europäische Markt hat für den Schweizer Aussenhandel deutlich an Gewicht verloren. Die Märkte (Quelle: OEF, BAKBASEL) (Quelle: OEF, SNB, BAKBASEL) in Asien (einschliesslich dem Mittleren Osten) sind deutlich wichtiger geworden. Dies liegt zum Teil an der deutlich stärkeren wirtschaftlichen Entwicklung, ein Phänomen, das auch zu einem stärkeren Aussenhandel mit Nordamerika führt. Zum Teil liegt das aber auch an erfolgreichen Freihandelsab- kommen, die vor allem in der arabischen respektive asiatischen Welt ausgehandelt wurden. Erläuterungen Dadurch konnte die starke Abhängigkeit zu Europa gerade in den Jahren nach der Finanzkrise verrin- Die Schweizer Wirtschaft ist vergleichsweise gut durch die Krisenjahre gekommen. Mit einem Wachs- gert werden. tum des Bruttoinlandsprodukts von 1.9 und 2.0 Prozent in den Jahren 2013 und 2014 konnte man sich deutlich gegenüber der schwächelnden EU abheben. Der wirtschaftliche Aufschwung der USA stimu- Tendenziell hat die Schweiz auf der Exportseite eine Stärke im Maschinenbau, bei Uhren und Schmuck, lierte gleichzeitig die Schweizer Wirtschaft, gehen doch immerhin rund 12 Prozent aller Schweizer der Präzisionsgüterindustrie sowie in der chemisch-pharmazeutischen Industrie. Diese vier Branchen Exporte in die USA. Auch die zwar schwächere, aber immer noch kräftig expandierende Wirtschaft allein sind für beinahe 75 Prozent der Ausfuhren verantwortlich. Importseitig machten 2014 Konsum- Asiens stimulierte das Schweizer Wirtschaftswachstum zusätzlich. Hinzu kam eine starke Binnenwirt- güter den Hauptanteil aus (46.4%). Die andere Hälfte der Einfuhren waren Investitionsgüter (23.7%) schaft, die durch einen stabilen Konsum und einer sehr robusten Bauwirtschaft, nicht zuletzt dank und Rohstoffe respektive Halbfabrikate (23.2%). Energieträger machten mit 6.7 Prozent einen unter- einer kräftigen Zuwanderung, die Schweizer Wirtschaft stützte. geordneten Anteil aus. Dies ist vor allem durch eine stetige Verringerung des Weltmarktpreises für fossile Brennstoffe zu erklären. Aufgrund der gesunkenen Weltmarktpreise hat sich dieser Anteil in Mit der Aufhebung der Mindestkursuntergrenze des Schweizer Frankens zum Euro im Januar 2015 den letzten Jahren erheblich verkleinert. haben sich die Rahmenbedingungen eingetrübt. Entlassungen oder das Einführen von Kurzarbeit bei Firmen mit hohen Absatzanteilen im Euroraum sowie bei den Zulieferer dieser Firmen führen zu Un- sicherheiten in Bezug auf die Arbeitsplatzsicherheit und das zukünftige verfügbare Einkommen. Nach einem leichten Rückgang der Arbeitslosenquote im 2014 stieg diese im ersten Halbjahr des laufenden Jahres wieder an. Insbesondere im Detailhandel führt der teure Franken zu vermehrtem Einkaufstou- rismus im grenznahen Ausland und erhöhtem Preisdruck im Inland. Aufgrund der tiefen Zinsen und des daher billigen Kapitals ist eine höhere Nachfrage in der Schweiz vor allem für höherpreisige Fahrzeuge zu erwarten. Negativ auf die Umsätze dürften sich hingegen der zunehmende Preisdruck und weitergegebene Währungsvorteile auswirken. Auch für die Bauwirtschaft und deren Zulieferer haben sich die Aussichten eingetrübt. Der Zenit der Sonderkonjunktur im Bau scheint überschritten. Zudem erfährt die Branche einen Dämpfer durch die Umsetzung der Zweitwohnungsinitiative und dem faktischen Baustopp in Berggebieten. Auch die schwächere Zuwanderung führt eher zu einer Abschwächung der Bautätigkeit. 08 09
Facts & Figures HANDELSchweiz HANDELSchweiz Facts & Figures Die Leistungen des Handels: Ein Überblick Branchenspektrum der Schweiz: Der Handel ist die wichtigste privatwirtschaftliche Branche der Schweiz 59'248 Nominale Arbeitsproduktivität 2014 500 450 03 (1000 CHF/Beschäftigte) 400 350 294'321 267'336 25'743 300 201'306 10 157'964 250 96'295 76'381 91'135 200 13 09 14 6'961 04 06 150 02 07 11 12 100 05 08 50 01 0 0% 5% 10% 15% 20% 25% Automobil- Gross- Detail- Automobil- Gross- Detail- Automobil- Gross- Detail- Gesamt- handel handel handel handel handel handel handel handel handel wirtschaft Beschäftigungsanteil 2014 Legende: 03. Chemie/Pharma 06. Handel 09. IT, Kommunication 12. öffentlicher Sektor Zahl der Beschäftigten Nominale Bruttowertschöpfung Nominale Arbeitsproduktivität 01. Primärer Sektor 04. Investitionsgüter 07. Verkehr/Lagerei 10. Finanzsektor 13. Sonstige Industrie 2014 (Personen, FTE) 2014 (Mio. CHF) 2014 (CHF / Beschäftigter in FTE) 02. Konsumgüter 05. Baugewerbe 08. Gastgewerbe 11. Unternehmensbtez. DL 14. Sonstige DL Beschäftigung in FTE (Vollzeitäquivalente) Beschäftigung in FTE (Vollzeitäquivalente); nominale Arbeitsproduktivität in CHF/FTE; (Quelle: BFS, BAKBASEL) Branchenschnitt der Produktivität: 157‘964 CHF pro Beschäftigter (Quelle: BFS, BAKBASEL) Erläuterungen Erläuterungen Die volkswirtschaftliche Leistung des Schweizer Handels betrug im Jahr 2014 gemessen an der Die Handelsbranchen wiesen im Jahr 2014 ungefähr 545‘000 Arbeitsstellen (in Vollzeitäquivalenten) nominalen Bruttowertschöpfung rund 92 Mrd. CHF. Innerhalb des Handels fällt der grösste Teil der aus, was einem Anteil von knapp 14 Prozent an allen Arbeitsplätzen der Gesamtwirtschaft entspricht. Wertschöpfung im Grosshandel an (59 Mrd. CHF). Durch den Quotient aus Bruttowertschöpfung Der Handel vereint damit in etwa so viele Arbeitsstellen wie die Investitionsgüterindustrie und der und Zahl der Beschäftigten ergibt sich die nominale Arbeitsproduktivität im jeweiligen Sektor. Im Finanzsektor zusammen. Nur der öffentliche Sektor bietet mit einem Anteil von 22 Prozent noch Vergleich zur durchschnittlichen Produktivität aller Schweizer Branchen konnte nur der Grosshandel, mehreren Beschäftigten eine Arbeitsstelle. Noch einmal höher wäre der Anteil, wenn die Teilzeit- welcher 37 Prozent der Beschäftigung im Sektor Handel ausmacht, deutlich höhere Werte ausweisen. struktur der Beschäftigung berücksichtigt würde, da im Handel überdurchschnittlich viele Teilzeitstel- Sowohl der Detail- als auch der Automobilhandel kamen deutlich hinter der durchschnittlichen len angeboten werden. Der Handel ist damit der bedeutendste privatwirtschaftliche Arbeitgeber in Schweizerischen Arbeitsproduktivität zu liegen. der Schweiz. Heute finden ca. 680‘000 Menschen eine Anstellung in einem Unternehmen, dass dem Handel zuzuordnen ist. Mit einer nominalen Wertschöpfung von 168‘700 Schweizer Franken pro Arbeitsstelle und Jahr liegt Hintergrund der Handel knapp über dem gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt von etwa 158‘000 Franken, jedoch Diese Studie übernimmt die Brancheabgrenzung der NOGA 2008 für die Abgrenzung des Handels deutlich über dem Niveau anderer Binnenmarktbranchen, wie der Landwirtschaft, dem Gastgewerbe (Kapitel G). Darin zusammengefasst sind die Branchen Handel mit Motorfahrzeugen und deren oder dem Baugewerbe. Dabei wird das überdurchschnittliche Ergebnis der Handelsbranchen insbe- Instandhaltung (NOGA Abteilung 45), der Grosshandel (NOGA Abteilung 46) sowie der Detailhandel sondere vom Grosshandel getragen. (NOGA Abteilung 47). Die Unterscheidung zwischen Abteilung 46 (Grosshandel) und Abteilung 47 (Detailhandel) erfolgt nach dem vorherrschenden Kundentyp. Für weitere Informationen über die Zusammensetzung der Subbranchen des Handels wird auf das Dokument «Allgemeine Systematik der Wirtschaftszweige» des Schweizer Bundesamtes für Statistik verwiesen. Die Bruttowertschöpfung misst den «Mehrwert», der im Produktionsprozess erwirtscha- tet wird. Dieser ergibt sich als Differenz von Produktionswert und den zur Leistungserstellung verwendeten Vorleistungen. Im Handel entspricht die Bruttowertschöpfung der Bruttomarge (Umsatz abzüglich des Wareneinkaufs und den bezogenen Vorleistungen wie bspw. Trans- portleistungen). Anders ausgedrückt bemisst die Bruttowertschöpfung jenen Betrag, der den Unternehmen für die Entlohnung der Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital zur Verfügung steht. Die nominale Arbeitsproduktivität dient zur Bestimmung der Effizienz des Produktions- faktors Arbeit in Schweizer Franken. Dabei werden die hergestellten Güter oder Dienstleistun- gen ins Verhältnis mit dem benötigten Produktionsfaktor Arbeit gesetzt. Die resultierende Arbeitsproduktivität wird oft auch als Messgrösse zur Entlohnung der Arbeitskräfte herbeige- zogen. Die Kennzahl errechnet sich aus dem Quotienten zwischen der Bruttowertschöpfung einer Branche in Schweizer Franken und der Anzahl Beschäftigten in Vollzeitäquivalenten. 10 11
Facts & Figures HANDELSchweiz HANDELSchweiz Facts & Figures Entwicklung der Beschäftigung: Leichter Stellenabbau Grosshandel gewinnt an Bedeutung: Struktur der durch Strukturveränderungen Handelsbranchen Beschäftigte (FTE) Nominale Bruttowertschöpfung 0 1 03 12 Legende: 13 100% Autohandel Autohandel 09 20 14 02 20 01. Primärer Sektor 08. Gastgewerbe 80% 0 08 7 Grosshandel Grosshandel 20 02. Konsumgüter 09. IT, Kommunication 60% 00 07 06 03. Chemie/Pharma 10. Finanzsektor 15% 14% 04. Investitionsgüter 11. Unternehmensbez. DL 10 14% 40% 05. Baugewerbe 12. öffentlicher Sektor Detailhandel Detailhandel 06. Handel 20% 11 13. Sonstige Industrie 05 07. Verkehr/Lagerei 14. Sonstige DL 14 0% 04 1980 1984 1988 1992 1996 2000 2004 2008 2012 1980 1984 1988 1992 1996 2000 2004 2008 2012 Beschäftigung in FTE (Vollzeitäquivalente). Beschäftigung in FTE (Vollzeitäquivalente). (Quelle: BFS, BAKBASEL) (Quelle: BFS, BAKBASEL) Erläuterungen Erläuterungen Im Verlaufe der Jahre kann ein deutlicher Aufbau an Beschäftigten im öffentlichen Sektor, also in der Bei der Betrachtung der Entwicklung der Beschäftigung und der Wertschöpfung der Unterbranchen Verwaltung, Erziehung und Unterricht sowie im Gesundheits- und Sozialwesen, festgestellt werden. des Handels über die Zeit weist nur der Autohandel relative Konstanz auf. Dominierte während den Demgegenüber sahen sich die Handelsbranchen mit einem leichten Stellenabbau im selben Zeit- 80er Jahren der Detailhandel mit einem durchschnittlichen Anteil von 54 Prozent (ca. 275‘000 FTE) der raum konfrontiert. Lag die Anzahl der vollzeitäquivalenten Beschäftigung im Jahr 1990 noch bei rund Beschäftigung im Gesamthandel, fand im Laufe der 90er Jahre ein Strukturwandel hin zu grösseren 534‘000, fand bis zum Jahrtausendwechsel ein Abbau von circa 4‘200 Stellen statt. In den Folgejahren Verkaufsstätten sowie vermehrte Produktionsgewinne durch die Informationstechnologien (z.B. elek- konnte der Handel nicht mit der Beschäftigungsentwicklung in der Gesamtwirtschaft mithalten und tronische Kassensysteme, Internet) statt, was zu einem signifikanten Beschäftigungsrückgang führte. verlor leicht an Anteilen. Nichts desto trotz bleibt der Gesamthandel der grösste Arbeitgeber des pri- vaten Sektors. Auf Seiten des Grosshandels führten das zunehmende Angebot von Dienstleistungen und die immer aufwendigere Logistik, beispielsweise aufgrund der just-in-time Anforderungen von Kundenseiten, zu Verantwortlich für die rückläufigen Beschäftigungszahlen zeigte sich eine Verlagerung der Wohnbe- einem vermehrten Personalbedarf. So erledigt der Grosshandel heute häufig auch die Vorfabrikation völkerung von den ländlichen in die städtischen Gebiete, welche sowohl eine Verlagerung der Konsum- für die Abnehmer und integriert ganze Produktionsbereiche. nachfrage als auch der Angebotsstruktur im Detailhandel mit sich zog. Mittelgrosse Verkaufsstellen ersetzten mehrere kleine Geschäfte, was zu Skaleneffekten und folglich zu rückläufigen Beschäfti- Aufgrund seiner Produktivitätsgewinne konnte der Detailhandel auch den Anteil der nominalen Brut- gungszahlen führte. Ebenso brachte die Einführung von Informations- und Telekommunikationstech- towertschöpfung an der Wertschöpfung des Gesamthandels bis zu Beginn des neuen Jahrtausends niken (Bspw. Lagerbewirtschaftung, Scannerkassen,…) erhebliche Produktivitätsgewinne. Im Gross- aufrechterhalten (durchschnittlicher Anteil: 38%). In den Folgejahren konnte insbesondere der Gross- handel fand in der gleichen Zeit eine deutliche Zunahme der Beschäftigung in Vollzeitäquivalenten handel seine Anteile an der nominalen Bruttowertschöpfung des inländischen Gesamthandels steigern. statt. Des Weiteren fand im Autohandel ein Ausdünnen des Vertriebsnetzes statt, welches Einfluss auf die rückläufigen Beschäftigungszahlen hat. Der Strukturwandel im Schweizer Handel ist auch dadurch gekennzeichnet, dass die Grenzen zwischen Gross- und Detailhandel in zahlreichen Segmenten immer undurchsichtiger werden. So engagieren sich heute auch die Grossverteiler im Konsumgüterbereich des Grosshandels und der Grosshandel erfüllt durch zunehmende Kleinmengenlieferung teilweise die Funktionen des Fachhandels. 12 13
Facts & Figures HANDELSchweiz HANDELSchweiz Facts & Figures Wertschöpfungsanteile im Handel: Deutliche Wachstum der realen Bruttowertschöpfung: Der Handel ist Verschiebungen bemerkbar ein Wachstumsmotor der Schweiz 6% 4.1% 12% 5.6% 3.7% 4% 2.3% 10% 2.1% 2.2% 2.1% 1.9% 1.8% 1.8% 1.3% 0.7% 2% 0.2% 0.3% 8% Grosshandel 6% 0% Detailhandel -0.5% 4% -2% -3.4% 2% -4% 1980 - 1990 1990 - 2000 2000 - 2007 2007 - 2014 Autohandel 0% 1980 1990 2000 2010 Legende: Automobilhandel Grosshandel Detailhandel Gesamthandel Anteile der nominalen Wertschöpfung der jeweiligen Handelsbranche an der Wertschöpfung der Gesamtwirtschaft Durchschnittliches reales Wachstum in % p.a. (Quelle: BAKBASEL) (Quelle: BAKBASEL) Erläuterungen Erläuterungen 14.7 Prozent betrug der Anteil der nominalen Wertschöpfung des Gesamthandels an der Schweizer Seit Beginn der 80er Jahre wird die Dynamik der realen Wertschöpfung im Schweizer Handel vom Wirtschaft im Jahr 2014. Rund ein Siebtel der gesamten volkswirtschaftlichen Leistung – dem Brutto- Grosshandel bestimmt (durch die reale Betrachtung bleiben Preiseffekte unberücksichtigt). Dies führte inlandsprodukt – wurde somit im Handel erwirtschaftet. Folglich nimmt der Handel neben seiner in Verbindung mit hohen Produktivitätsgewinnen zu deutlich überdurchschnittlichen Wachstumsraten gesellschaftlich wichtigen Distributions- und Versorgungsfunktion ebenso eine bedeutende Rolle in der Bruttowertschöpfung im Vergleich zur Gesamtwirtschaft (2000-2007: +2.1%; 2007–2014:+1.4%). der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung ein. Trotz vermehrtem Einkaufstourismus und dem Preisdruck aus dem Ausland im Zuge des Eintreten der Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahre 2007 sowie der darauf folgenden Eurokrise weist der Detail- Als tragende Stütze zeigt sich dabei über die Jahre der Grosshandel, welcher über neun Prozent ans handel überdurchschnittliche Wachstumsraten seit 2007 auf und zeigt seine stabilisierende Wirkung Bruttoinlandsprodukt beiträgt. Dank überdurchschnittlichen Wachstumsraten der Wertschöpfung für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung. Ein Grossteil dieser Entwicklung in den letzten Jahren ist konnte der Grosshandel seine Anteile gegenüber der Gesamtwirtschaft im Verlaufe der Jahre erhöhen, der zusätzlichen Nachfrage aufgrund einer über mehrere Jahre kräftigen Zuwanderung geschuldet. während die beiden anderen Handelsbranchen nur unterdurchschnittlich zulegten und somit an Diese zusätzlichen Konsumenten in der Schweiz stützten den Detailhandel, sowie über ihre Nachfrage Anteilen einbüssen mussten. nach Wohnraum auch den baubezogenen Grosshandel. Die Grenzen zwischen den Handelsarten verwischen. Sei es, dass die grossen Detaillisten Grosshändler In den 90er Jahren führten allerdings die Rezession in der ersten Dekadenhälfte sowie der zunehmen- akquirieren oder gar Automobile verkaufen, oder dass Grosshändler sich in der Feinverteilung wie de Erfolg der Schweizer Exportbranchen ab dem Jahr 1995 zu unterdurchschnittlichen Wachstumsraten z.B. im Fachhandel engagieren: heute ist nichts mehr undenkbar. gegenüber der Gesamtwirtschaft (1990 – 2000: +1.0%). 14 15
Facts & Figures HANDELSchweiz HANDELSchweiz Facts & Figures Alternative Messung der Arbeitsleistung Beschäftigungsanteile im Handel 10.0% 8.0% Alle Arbeitnehmenden sowie Selbständigerwer- bende, die eine Tätigkeit im Rahmen des Pro- Detailhandel Erwerbstätige 2014 duktionsprozesses ausüben werden erfasst – 6.0% auch bei Abwesenheit vom Arbeitsplatz (Krank- Gesamtwirtschaft: 5‘008‘000 heit, Ferien, Mutterschaft, Militärdienst,…). Das Mass erfasst nur die Hauptbeschäftigung einer 4.0% Grosshandel Schweizer Handel: 669‘000 Person und keine Nebenbeschäftigungen. 2.0% Autohandel 0.0% 1980 1990 2000 2010 Anteile der Beschäftigung der jeweiligen Handelsbranche an der Beschäftigung der Gesamtwirtschaft Beschäftigte bezeichnen besetzte Stellen (Quelle: BAKBASEL) (Haupt- und Nebenbeschäftigung). Personen, welche mind. 6 Stunden pro Woche in Betrie- Beschäftigte 2014 ben arbeiten, in welchen mindestens 20 Stun- den in der Woche gearbeitet wird, werden Gesamtwirtschaft: 5‘056‘000 erfasst. Schweizer Handel: 678‘400 Erläuterungen Der ansässige Handel beschäftigte im Jahr 2014 rund 14 Prozent aller Arbeitnehmer in der Schweiz. Davon trug der Automobilhandel 2 Prozent (76‘000 Arbeitsstellen) bei, im Grosshandel waren rund 5 Prozent (201‘000) der Beschäftigten angesiedelt und der Detailhandel, als wichtigster Arbeitgeber des privaten Sektors, wies eine Beschäftigungsquote von 7 Prozent (267‘000) auf. Können die Branchen Gross- und Fahrzeughandel über die Zeit mit der Beschäftigungsentwicklung der Gesamtwirtschaft standhalten, zeigten sich seit Beginn der 80er Jahre zunehmend abnehmende Anteile im Detailhandel. Von einstmals 9 Prozent im Jahr 1980 zu nunmehr 7 Prozent Anteilen. Wie Dies ist ein Mass für die Erfassung der besetzten bereits thematisiert, sind hierfür insbesondere die deutlichen Produktivitätsgewinne durch neue Beschäftigte 2014, Stellen nach dem Beschäftigtenprinzip, welches Technologien sowie eine Veränderung der Angebotsstruktur hin zu grossen und mittelgrossen Ver- in Vollzeitäquivalenten (FTE) die Teilzeitbeschäftigung korrigiert. Eine Teilzeit- kaufsstellen verantwortlich. stelle erhält somit nicht dasselbe Gewicht bei der Erhebung wie eine Vollzeitstelle. Für Branchen- Auch im Grosshandel konnte die Produktivität erheblich gesteigert werden. Zusätzliche Dienstleistun- Gesamtwirtschaft: 3‘972‘000 vergleiche wird dieses Mass bevorzugt. Im Handel gen, vor allem in der Beratung, oder kompliziertere Prozesse aufgrund der Zunahme von just-in-time Schweizer Handel: 545‘000 sind rund 30 Prozent der Beschäftigten Lieferungen, führen aber gleichzeitig auch zu einem höheren Personalbedarf, welcher die Produktivität in einer Teilzeitanstellung. hemmt. Aus den Betriebszählungen (BZ) vom BFS, welche bis 2008 erhoben wurden, ergibt sich, dass 7.0 Prozent der Gesamtbeschäftigung des Handels Lernende sind. Insbesondere der Automobilhandel beschäftigte überdurchschnittlich viele Lernende. Gemessen an der gesamten Beschäftigung der Branche ergab sich eine Lernendenquote von 14.8 Prozent, gefolgt vom Detailhandel (7.8%) und dem Grosshandel (2.6%). Hintergrund Im vorliegenden Facts & Figures zum Schweizer Handel wird neu die Anzahl Beschäftigter in Vollzeitäquivalenten (FTE) aus den Datenbanken von BAKBASEL verwendet. Dieses Mass ermöglicht die genauesten Vergleiche zwischen den verschiedenen Branchen. Dies erklärt jedoch auch die grosse Differenz der genannten Beschäftigten, respektive Erwerbstätigen- kennzahlen zwischen der vormaligen und der aufliegenden Ausgabe. 16 17
Facts & Figures HANDELSchweiz HANDELSchweiz Facts & Figures Allgemeines Branchenwachstum seit der Jahrtausend- Anteile der Löhne: Handel hat Lohnexzesse anderer wende: Wachstum der Beschäftigung Branchen nicht mitgemacht 2.0% 9% 1.3% 8% 1.8% 1.1% 1.5% 1.1% 0.8% 7% 0.6% 0.6% 1.0% 0.6% 0.5% 6% 0.3% 0.1% 0.5% 5% 0% 4% 3% -0.5% 2% -0.5% -0.7% -0.6% -0.8% -1.0% 1% -0.9% -1.5% 0% 1980 - 1990 1990 - 2000 2000 - 2007 2007 - 2014 1980 1990 2000 2010 Legende: Automobilhandel Grosshandel Detailhandel Gesamthandel Legende: Automobilhandel Grosshandel Detailhandel Durchschnittliches Wachstum in % p.a.; Beschäftigung in FTE (Vollzeitäquivalente) Anteile der gesamten nominalen Arbeitnehmereinkommen der jeweiligen Handelsbranche an der Gesamtwirtschaft (Ateil Handel: 12.7%) (Quelle: BFS, BAKBASEL) (Quelle: BAKBASEL) Erläuterungen Erläuterungen In der gesamthaften Betrachtung der Arbeitsplätze im Schweizer Handel kam es seit dem Jahrtau- 46.0 Milliarden Schweizer Frankenlöhne wurden 2014 in den drei Handelsbranchen bezahlt. Dies sendwechsel zu positiven Dynamiken. Trotz deutlicher Zunahme der Beschäftigung im Grosshandel ergibt einen Anteil an der gesamtschweizerischen Lohnsumme von rund 12.7 Prozent. Der Schweizer und einer zu Beginn der 2000er Jahre ebenfalls wachsenden Arbeitnehmerzahl im Automobilhandel Handel ist somit der grösste Empfänger von Arbeitnehmerentgelten im privaten Bereich. Erneut verhinderten die relativ schwachen Entwicklungen im Detailhandel ein positiveres Bild. schneidet nur der öffentliche Sektor besser ab (Verwaltung, Bildung, Gesundheit und Soziales; 20%), welcher jedoch über einen wesentlich grösseren Arbeit- Mitverantwortlich für die abbremsenden Entwicklungen der letzten Jahre zeichnet sich das Einsetzen nehmerpool verfügt. der Finanz- und Eurokrisen nach 2007. Die folgende Schwächung von Euro und US-$ erschwerte aus- weitende Beschäftigungszahlen in den währungssensiblen Branchen des Fahrzeug- und Detailhandels. Die Betrachtung der Verläufe über die Zeit in den einzelnen Handelsbranchen zeigt unterschiedliche Im Gegensatz zur nur geringen Dynamik in der Beschäftigungsentwicklung im Schweizer Handel Entwicklungen. Auf der einen Seite führten tiefe unterdurchschnittliche Zuwachsraten in der Beschäf- wuchs die vollzeitäquivalente Beschäftigung der Gesamtwirtschaft im Zeitraum zwischen 2007 und tigung im Detailhandel zu immer sinkenden Anteilen an der gesamtwirtschaftlichen Lohnsumme 2014 um durchschnittliche 1.1 Prozent pro Jahr. (5.2 Prozent im Jahr 2014). Anfänglich deutliche Abnahmen, aber nun sich einpendelnde Anteile wurden im Automobilhandel erfasst (1.9%). Dem gegenüber konnte der Grosshandel mit der Für die Zukunft ist davon auszugehen, dass dieses Wachstum vor allem durch die Annahme der Massen- Gesamtwirtschaft bis Ende der 90er Jahre Schritt halten, verlor seither aber leicht an Anteilen der einwanderungsinitiative beschränkt wird. Der politische Wille des Volkes zur Wachstumsbegrenzung Arbeitnehmereinkommen – trotz eines überdurchschnittlichen Beschäftigungswachstums (5.6%). wird zu einer Schwächung der Nachfrage führen, da weniger zusätzliche Konsumenten oder «Häusle- Seit dem Jahr 1999 übertreffen die Anteile diejenigen des Detailhandels. bauer» in die Schweiz strömen. Zudem sind ausländische Mitarbeiter vor allem in wertschöpfungs- schwachen Tätigkeiten ein wichtiger Bewerberpool, der durch die Masseneinwanderungsinitiative beschränkt wird. Bereits heute ist im Handel in verschiedenen Unterbranchen ein deutlicher Fachkräftemangel zu verspüren. Zum Teil hat die Ausbildung an gewissen Berufen in der Schweiz mit der zunehmenden Nachfrage nicht Schritt gehalten (z.B. in MINT-Fächer), zum anderen konkurriert der Handel mit Branchen die über höhere Löhne verfügen (z.B. Exportbranchen, wie die Pharmaindustrie oder Binnenbranchen wie dem Baugewerbe). 18 19
Facts & Figures HANDELSchweiz HANDELSchweiz Facts & Figures Quellen des Wachstums: Produktivitätswachstum im Handel Ausblick für die Handelsbranchen 2015-2025: Handel bleibt Wachstumsmotor 2.7% Automobilhandel Grosshandel Detailhandel 3.0% 2.2% 6% 2.5% 1.8% 2.0% 1.3% 4% 1.5% 0.5% 0.4% 2% 1.0% -0.8% -0.3% -0.4% -0.3% 0.5% 0% 0% -2% -0.5% -1.0% -4% Automobilhandel Grosshandel Detailhandel Gesamthandel Gesamtwirtschaft 80 - 90 90 - 00 00 - 07 07 - 14 80 - 90 90 - 00 00 - 07 07 - 14 80 - 90 90 - 00 00 - 07 07 - 14 Legende: Durchschnitt Jahreswachstum der Beschäftigung (in FTE) 2015 - '25 Legende: Wertschöpfung Beschäftigung (FTE) Arbeitsproduktivität Durchschnitt Jahreswachstum der realen Bruttowertschöpfung 2015 - '25 Durchschnittliches Wachstum in % p.a.; Beschäftigung in FTE (Vollzeitäquivalente) Wachstum in % p.a.; Beschäftigung in FTE (Vollzeitäquivalente) (Quelle: BFS, BAKBASEL) (Quelle: BFS, BAKBASEL) Erläuterungen Erläuterungen Die Aufteilung des Wertschöpfungswachstums in die Bestandteile Beschäftigung und Produktivität Ein Blick in die Zukunft offenbart, dass die wirtschaftlichen Voraussetzungen für den Schweizer Handel zeigt die verschiedenen Quellen der Dynamik der Schweizer Handelsbranchen auf. Auffallend präsen- durchaus erfolgreich sein dürften. Mit einer durchschnittlichen Wachstumsrate der Wertschöpfung tieren sich die hohen Produktivitätssteigerungen im Detailhandel seit Beginn des Jahrtausends. Trotz von 2.2 Prozent wird erwartet, dass eine schnellere Expansion stattfinden wird als dies im gesamt- abnehmender Beschäftigungsentwicklung erlaubten die Produktivitätsgewinne eine positive Entwick- wirtschaftlichen Mittel stattfindet. Träger dieser Dynamik dürfte insbesondere der Grosshandel sein, lung der Bruttowertschöpfung. Ein wichtiger Punkt waren die automatische Warenbewirtschaftung, mit durchschnittlichen Jahreswachstumsraten von 2.7 Prozent. Im Grosshandel wird aufgrund zusätzli- die durch den Einzug elektronischer Kassensysteme möglich waren. Auch heute bleibt der Detailhandel cher Automatisierungsschritten und der weiteren Digitalisierung von Prozessschritten eine deutlich ein dynamisches Umfeld: Selbstscanner-Kassen und personifizierte Rabattaktionen sind nur zwei höhere Dynamik als im restlichen Handel erwartet. Zusätzliche Beschleunigung wird der Grosshandel Puzzlesteine, die hier genannt werden sollen. erfahren, sobald es zu weiteren Integration innerhalb der WTO kommt oder die Schweiz zusätzliche Freihandelsabkommen schliessen kann. Im Grosshandel, dem Shootingstar der Handelsbranchen, kann eine deutliche Zunahme der Arbeits- produktivität festgestellt werden. Gleichzeitig kam es aber parallel dazu zu einem starken Jobwachstum Unter anderem aufgrund von weiteren Automatisierungsschritten und dem technologischen Fort- seit Beginn der 2000er Jahren. Der Grosshandel hat Innovationspotenzial. Ausgehend von der Digita- schritt dürfte jedoch die Anzahl an Beschäftigten in allen Handelsbranchen rückläufig sein. Sowohl lisierung der Supply-Chain aufgrund der Entwicklung hin zur Industrie 4.0, aber auch vom Einzug neu- im Gross- als auch im Detailhandel werden dabei immer noch Effizienzpotenziale ausfindig gemacht, er digitaler Vertriebswege, sind Wachstumsschübe zu erwarten. welche sich in einer Steigerung der Arbeitsproduktivität niederschlagen. Im Handel mit Automobilen führten die Ausdünnung des Betriebsnetzes und ein harter Konkurrenz- kampf zu verhaltener Dynamik in der Beschäftigungsentwicklung. Hintergrund Das Wachstum der realen Bruttowertschöpfung lässt sich rechnerisch in die Beiträge der beiden Komponenten «Arbeitsproduktivität» und «Arbeitseinsatz» zerlegen. Eine Erhöhung der Wertschöpfung kann also entweder durch eine Erhöhung des Faktoreinsatzes Arbeit oder durch eine Erhöhung der Arbeitsproduktivität erreicht werden. 20 21
Facts & Figures HANDELSchweiz HANDELSchweiz Facts & Figures Abgrenzung der Handelssegmente Beschäftigung in den Handelssegmenten: Fast die Hälfte arbeitet im Detailhandel Die sieben Handelsunterbranchen in den folgenden drei Betrachtungen werden aufgrund ihrer unter- schiedlichen Dienstleistungen wie folgt zusammengesetzt: 10'118 1.9% Legende: 6 7 Landwirtschaftliche Produkte, Nahrungs- und Genussmittel 27'023 5% 5 Diese Unternehmen handeln mit Saatgut, Futtermitteln, Blumen, Fleischwaren, Tieren, Häuten, Obst, 34'903 6.5% 1. Detailhandel Gemüse, Backwaren, Milcherzeugnissen, Eiern, Speiseölen und –Fetten, Tabak sowie Wein, Kaffee, 4 2. Maschinen, Apparate, Tee, sonstigen Getränken, Kakao, Zucker und Gewürzen. 45'430 8.5% Transportmittel Beschäftigung Gesamthandel 1 241'273 45% 3. Rohstoffe, Baumaterialien, Energieträger 62'010 11.6% 3 535'658 Konsumgüter Anteil CH: 13.9% 4. Konsumgüter In dieser Kategorie werden Händler zusammengefasst, welche sich mit dem Austausch von Textilien 5. Landwirtschaftliche und Bekleidung, Schuhen, Körperpflegemitteln, Möbeln und weiteren Einrichtungsgegenständen, Produkte, Nahrungs- Spielwaren und Sportartikeln, persönlichen Accessoires wie Schmuck sowie dem Verlegen von Bü- und Genussmittel 2 chern, Zeitungen und Zeitschriften befassen. 6. ICT 114'901 21.5% 7. Sonstiges Rohstoffe, Baumaterialien, Energieträger Handelsunternehmen, welche mit Holz, Erzen und Metallen und Metallwaren, Glas, Elektrizität, Mine- Beschäftigung; in FTE (Vollzeitäquivalente) Stand 2012 ralölen und Gas, Altmaterialien sowie mit chemischen und pharmazeutischen Produkten handeln. (Quelle: BFS (STATENT), BAKBASEL) Detailhandel Diese Kategorie umfasst Detailhandelsmärkte in allen Kategorien, wie Apotheken, Warenhäusern, Supermärkten und der Detailhandel mit diversen Endprodukten. Erläuterungen Im Jahr 2012 waren rund 535‘700 Personen in den Schweizer Handelsbranchen beschäftigt. Dies entspricht rund 14 Prozent aller in der Schweiz beschäftigten Personen. 45 Prozent aller im Handel ICT Beschäftigten arbeiteten im Bereich «Detailhandel» und dienten somit direkt der Versorgung der Bevölkerung. Rund ein Fünftel arbeitete im Handel mit Maschinen und Transportmittel. 62’000 Elektrische Haushaltsgeräte, Unterhaltungselektronik, Fotogeräte und weitere optische Erzeugnisse Arbeitnehmer waren zuständig für den Vertrieb und Handel von Baumaterialien, Energieträgern sowie sowie Datenverarbeitungs- und Telekommunikationsgeräte werden von den Unternehmen in dieser chemischen und pharmazeutischen Produkten. Die Unterbranchen «Konsumgüter», «Landwirtschaft- Kategorie gehandelt. liche Produkte, Nahrungs- und Genussmittel», «ICT» sowie die Kategorie «Sonstiges» machten zusam- mengenommen knapp 20 Prozent aller Beschäftigten aus. Maschinen, Apparate, Transportmittel In vorliegender Kategorie werden Waren wie Automobile, Motorräder, Maschinen jeglicher Anwen- dungsart, medizinische Apparate und Uhren sowie sämtliche zugehörigen Teile vermittelt und gehandelt. Hintergrund In den folgenden Betrachtungen werden Daten der Statistik der Unternehmensstruktur (STATENT) vom Bundesamt für Statistik verwendet. Die letzte definitive Detailauswertung Sonstiges liegt für 2012 vor. Diese erlaubt eine weitaus detaillierte Betrachtung der einzelnen Handels- branchen auf NOGA 6-Stellerebene für die Beschäftigten und die Anzahl Arbeitsstätten. Die In die Kategorie «Sonstiges» fallen alle nicht anders zuteilbaren Unternehmen. Mehrwertsteuerstatistik ergänzt dabei mit gleichem Detailgrad die beiden Betrachtungen um die Analyse der steuerbaren Umsätze. Die einzelnen Unterbranchen wurden dabei nach Themengebieten in 7 Handelssegmente gegliedert. 22 23
Facts & Figures HANDELSchweiz HANDELSchweiz Facts & Figures Arbeitsstätten der Handelssegmente vor allem in der Umsätze in den Handelssegmenten dezentralen Verteilung durch den Detailhandel 2'591 2.6% 4'307 1.2% Legende: Legende: 3'435 3.5% 6 7 18'300 5.5% 6 7 5 5 4'417 4.5% 1. Detailhandel 22'377 6.5% 1. Detailhandel 4 5'966 6.0% 2. Maschinen, Apparate, 1 2. Rohstoffe, Baumaterialien, 33'213 9.6% 4 3 Transportmittel Energieträger 6'653 6.7% Arbeitsstätten Steuerbarer Umsatz Gesamthandel 53'562 54.2% 3. Konsumgüter Gesamthandel 114'715 33.2% 3. Maschinen, Apparate, 98'905 4. Rohstoffe, Baumaterialien, 345'307 Mio. CHF Transportmittel Anteil CH: 15.3% 1 Anteil CH: 40.7% Energieträger 4. Landwirtschaftliche 5. Landwirtschaftliche Produkte, Nahrungs- 3 2 Produkte, Nahrungs- und Genussmittel und Genussmittel 5. ICT 68'515 19.8% 2 6. Sonstiges 6. Konsumgüter 22'281 22.5% 7. ICT 83'280 24.1% 7. Sonstiges Stand 2012 Steuerbarer Umsatz in Mio. CHF; Stand 2012 (Quelle: BFS (STATENT), BAKBASEL) (Quelle: ESTV (Mehrwertsteuerstatistik), BAKBASEL) Erläuterungen Erläuterungen Im Jahr 2012 betrieben die hiesigen Handelsfirmen 98‘905 Arbeitsstätten in der Schweiz. Folglich Der Schweizer Handel setzte im Jahr 2012 Waren und Dienstleistungen im Wert von 345 Milliarden ist beinahe jede siebte Arbeitsstelle in der Schweiz den Handelsbranchen angegliedert (15.3%). Wie Schweizer Franken um, was einem Anteil an den gesamtschweizerischen steuerbaren Umsätzen von bereits die Betrachtung der Beschäftigung aufzeigte, stellt dabei der Handel in Retail- und Fachmärkten 40.7 Prozent entspricht. Verglichen zur Betrachtung der Arbeitsstätten und der Beschäftigung sind die sowie Warenhäusern (Detailhandel) den bedeutendsten Teil aller Arbeitsstätten. Aufgrund der steuerbaren Umsätze in Schweizer Franken jedoch deutlich anders verteilt. Trotz grosser Mehrheit an spezifischen Aufgabe als Intermediär zwischen den produzierenden Branchen und der Bevölkerung Beschäftigten und Arbeitsstätten generierten die Betriebe im Detailhandel nur etwa einen Drittel der als Verbraucher und folglich einem grossflächigen Vertriebsnetz erstaunt diese Erkenntnis nicht weiter. Umsätze des Gesamthandels (1.14 Mrd. CHF). 22.5 Prozent der Handelsstätten waren dem Vertrieb und Handel von Maschinen und Transportmitteln angedacht. Hierbei dominieren die Verkaufsstätten von Automobilen. Rund 25 Prozent der steuerbaren Umsätze wurden durch den Handel von Rohstoffen, Baumateria- len und Energieträgern erwirtschaftet. Zu den drei gewichtigen Unterbranchen gehörte ebenfalls der Der Grosshandel ist im Gegensatz zu den anderen Handelsbereichen vor allem auf die grossflächige Handel mit Maschinen, Apparaten und Transportmitteln. Im Jahr 2012 setzten die dazugehörenden Versorgung der Schweiz ausgerichtet. In der Regel kann die gesamte Schweiz durch wenige, aber Unternehmen 68.5 Milliarden Schweizer Franken um. dafür grössere Betriebsstätten versorgt werden. Zwar gibt es noch immer viele regional tätige Gross- händler, doch auch diese bedienen Regionen oder Landesteilen. In der Regel umfassen deren Marktgebiete noch immer mehrere Kantone. Die restlichen Handelssegmente fallen deutlich kleiner aus, mit rund einem Viertel aller Arbeitsstätten. 24 25
Facts & Figures HANDELSchweiz HANDELSchweiz Facts & Figures Aufwandsstruktur der Handelsbranchen Finanzen im Handel: Viel gebundenes Kapital im Handel 100% 140% 90% 120% 80% 70% 100% 60% 80% 50% 40% 60% 30% 40% 20% 20% 10% 0% 0% Automobilhandel Grosshandel Detailhandel Gesamthandel Gesamtwirtschaft Automobilhandel Grosshandel Detailhandel Gesamthandel Gesamtwirtschaft Legende: Waren- und Materialaufwand Personal- und Sozialaufwand Legende: Eigenkapitalrendite Eigenkapitalquote Liquiditätsquote Abschreibungen auf Sachanlagen Selbstfinanzierungsgrad In Prozent des gesamten Aufwandes, 2012. Branchendurchschnitt auf Basis einer Stichprobe des BFS In Prozent des gesamten Aufwandes, 2012. Branchendurchschnitt auf Basis der der Stichprobe des BFS (Quelle: BFS, BAKBASEL) (Quelle: BFS, BAKBASEL) Erläuterungen Erläuterungen Gegenüber dem Durchschnitt der Schweizer Wirtschaft spielt der Waren- und Materialaufwand eine Insbesondere der Automobilhandel weist im Schnitt eine schlechte Bonität sowie auch Rentabilität deutlich grössere Rolle, ist der Warenumschlag doch das Kerngeschäft des Handels. 90 Prozent der auf. Der Gross- und Detailhandel weisen tiefere Liquiditätsquoten auf, haben also relativ viel Kapital Aufwendungen fallen für Waren- oder Materialpositionen an (Gesamtwirtschaft: 78%). Ein Grossteil gebunden. Sie zeichnen sich jedoch auch nur durch durchschnittliche Relationen des Eigenkapitals zu der Kosten entsteht dabei durch die Lagerhaltung des Handels. Dies widerspiegelt die Intermediär- Gewinn und Gesamtkapital aus. tätigkeit des Handels. Unternehmen im Gross- sowie im Detailhandel können mit überdurchschnittlichen Selbstfinanzie- In den vergleichsweise kapitalintensiven Unterbranchen des Automobil- sowie des Grosshandels rungsgraden aufwarten, wohingegen der Autohandel lediglich einen Reserve- und Gewinnanteil von fallen tiefere Anteile an Lohn- und Sozialaufwänden an. Dies spiegelt auch das eher niedrige Lohn- 63 Prozent aufweisen kann. Der gesamtwirtschaftliche Durchschnitt liegt bei einem Selbstfinanzie- niveau im Handel wieder. Im Detailhandel fallen hingegen deutlich höhere Personal- und Sozialkosten rungsgrad von 86 Prozent. an, da er eine hohe Anzahl an Beschäftigten im Vergleich zur wirtschaftlichen Leistung aufweist. Dafür sind die Waren- und Materialaufwendungen geringer. Der erhöhte Bedarf an Verkaufsgebäuden aufgrund der wichtigen Versorgungsfunktion des Detailhandels bestimmt des Weiteren die überdurch- Hintergrund schnittlichen Abschreibungen auf Sachanlagen Die Eigenkapitalquote misst den Anteil des Eigenkapitals am Gesamtkapital, die Eigenkapital- rendite den erwirtschafteten Gewinn in Relation zum verwendeten Eigenkapital und die Liquiditätsquote das Potenzial, kurzfristige Schulden zu begleichen. Eigenkapital- und Liquiditäts- quote geben letztlich Aufschluss über die Kreditwürdigkeit eines Unternehmens, während die Eigenkapitalrendite dessen Rentabilität misst. Der Selbstfinanzierungsgrad widerspiegelt den Anteil der Reserven und des Gewinnvortrags am Eigenkapital. Er zeigt damit auf, inwiefern die Firma in der Lage ist, ihr Eigenkapital durch Reserven aufzubauen. 26 27
Facts & Figures HANDELSchweiz HANDELSchweiz Facts & Figures Branchenportrait: Stahlhandel1 Der Schweizer Stahlhandel hat eine grosse Bedeutung im Wertstoffsystem der Schweiz. Zusammen mit dem Schrotthandel und der Stahlproduktion in der Schweiz bilden sie einen wichtigen Stoffkreis- 300 lauf. Der Schrott, der in der Schweiz anfällt, wird in Gerlafingen im Stahlwerk eingeschmolzen und für neue Produkte für die Bauindustrie verwendet. Unter dem Stichwort «urban Mining» versteht man die Ausschöpfung der bereits in unseren Siedlungen gebundenen Rohstoffen. 10'993 250 20'946 1'689 Durch die Herstellung von Stahl aus Schrott ist es möglich, gewisse Stahlprodukte ohne Qualitätsver- 200 luste mit einem Bruchteil der Energie zu erzeugen, als man dies für die Stahlherstellung aus Erze be- nötigt. Stahl ist somit der perfekte Recyclingstoff. 150 Der Stahl- und Metallhandel in der Schweiz ist als Zulieferer der zentralen Rohstoffe das Rückgrat der 727 100 Schweizer Industrie und des Baugewerbes. Entsprechend gross ist die Bedeutung, die dem Handel 2'539 3'939 dieser Materialien in der wirtschaftlichen Landesversorgung zukommt. Zwar hat die durchschnittliche 50 jährliche Lagertonnage seit der Finanzkrise und der damit verbundenen Lagerabwertungen abge- Prognose nommen, doch lagern Schweizer Stahlhändler im Schnitt noch immer knapp 500‘000 Tonnen Stahl 0 Beschäftigte Arbeitsstätten Umsatz (in Mio. CHF) 1980 82 84 86 88 90 92 94 96 98 00 02 04 06 08 10 12 14 16 18 2020 und Metalle zur kurzfristigen Marktversorgung. Legende: Stahlhandel Durchschnittliche Handelsbranche Legende: Hochbau gesamt Neubau Umbau/Renovation Der Anteil Schwarzstahl (niedrig legierter Kohlenstoffstahl, rostendes Material), der in der Schweiz verbraucht wird, macht dabei den grössten Anteil aus. Vor allem der Stahl zur Betonbewehrung macht einen grossen Anteil aus: 2014 wurden alleine über 1.1 Mio. Tonnen Bewehrungsstahl ausge- Steuerbarer Umsatz in Mio. CHF; Stand 2012 Reale Hochbauinvestitionen, indexiert 1980=100 liefert. Damit erreichte der Markt für Betonbewehrung einen neuen Rekordstand. (Quelle: BFS (STATENT), ESTV, BAKBASEL) (Quelle: BFS, BAKBASEL) 7.0% 170 6.0% 5.0% 150 4.0% Der Schweizer Stahlhandel beschäftigte 2012 rund 12 Beschäftigte pro Arbeitsstätte und damit deutlich 3.0% 130 2.0% mehr als die durchschnittliche Handelsbranche (5 Beschäftigte pro Arbeitsstelle). Der kapitalintensive 1.0% 110 Wirtschaftszweig generiert jedoch vergleichsweise unterdurchschnittliche Umsätze pro Arbeitsstelle. 0.0% -1.0% 90 -2.0% 70 Primärer Lieferant von Stahlerzeugnissen ist Westeuropa (89%). Dieselbe Region fungiert auch als -3.0% -4.0% Hauptabsatzmarkt (85%). Die Abnehmer der Produkte des Schweizer Stahlhandels sind das Baugewerbe -5.0% 50 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 1990 92 94 96 98 00 02 04 06 08 10 12 2014 und die Industrie zu ungefähr gleichen Teilen. Legende: Gesamtwirtschaft Investitionsgüterindustrie Legende: Bewerungsstahl Zement Ein Blick in die Zukunft zeigt, dass der als Stahlabnehmer relevante Neubausektor in den kommenden Jahren auf hohem Niveau stagnieren wird. Nach der Zweitwohnungsinitiative und der deutlich schwä- Wachstum der realen Bruttowertschöpfung, zu Preisen des Marktentwicklung Bewehrungsstahl und Zement, cher ausfallenden Zuwanderung nach der Masseneinwanderungsinitiative werden auch die Neubauin- Vorjahres, in % p.a. (Quelle: BFS, BAKBASEL) indexiert (1990 = 100), (Quelle: SSHV) vestitionen schwächer ausfallen. Auch von der Industrie, der zweiten wichtigen Abnehmerbranche des Stahlhandels, kommen in den nächsten Jahren nur schwache Impulse. Zwar gibt es immer noch gut funktionierende Industriezweige, Im Jahr 2014 erreichte der Bewehrungsstahlmarkt ein neues Rekordniveau. Vor allem überrascht, in der Summe ist die Industriekonjunktur infolge der Wechselkursfreigabe im Januar 2015 und der wie deutlich sich die Entwicklung vom Zementmarkt abkoppeln konnte. Deutlich kompliziertere und fortgesetzten Euroschwäche abgekühlt. Für 2016 ist keine Verbesserung zu erwarten. In den Jahren höhere Bauwerke und eine zunehmend filigranere Bauweise machen eine erheblich bessere Beweh- 2017/18 werden Nachholeffekte spürbar. Das Wachstum bleibt aber weiterhin unterdurchschnittlich. rung notwendig. Dennoch dürfte der Markt seinen Zenit 2014 erreicht haben. 1 Zum Stahlhandel gehören die NOGA-Kategorien 467200 «Grosshandel mit Erzen, Metallen und Metallhalbzeug», 467400 «Grosshandel mit Metall- und Kunststoffwaren für Bauzwecke sowie Installationsbedarf für Gas, Wasser und Heizung» und 475201 «Detailhandel mit Eisen- und Metallwaren». 28 29
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