Law and Order Widerstand gegen Rassismus und Gewalt in Brasilien Zum Geburtstag 60 Jahre terre des hommes schweiz und ein Pilotprojekt

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Law and Order Widerstand gegen Rassismus und Gewalt in Brasilien Zum Geburtstag 60 Jahre terre des hommes schweiz und ein Pilotprojekt
6ye0ars
                                         Nr. 3 | September 2020

Law and Order
Widerstand gegen
Rassismus und
Gewalt in Brasilien
Zum Geburtstag
60 Jahre terre des hommes
schweiz und ein Pilotprojekt
Law and Order Widerstand gegen Rassismus und Gewalt in Brasilien Zum Geburtstag 60 Jahre terre des hommes schweiz und ein Pilotprojekt
IN EIGENER SACHE

                                                                  Happy Birthday!
                                                                  In dieser Magazin-Ausgabe berichten
                                                                  wir, wie wir die Coronakrise mit verein-
                  Franziska Lauper                                ten Kräften meistern und weshalb Ju-
                  Geschäftsleiterin                               gendliche in Afrika und Lateinamerika
                  terre des hommes schweiz                        dabei eine Schlüsselrolle haben. Sie le-
                                                                  sen über die grassierende Waffenge-

Liebe Leserin, lieber Leser                                       walt in Brasiliens Armenvierteln und,
                                                                  was wir gemeinsam mit Jugendorga-
                                                                  nisationen vor Ort dagegen tun. Und
Kaum eine Initiative ist so lange nicht zur Abstimmung            wir stellen Ihnen das Internationale Ju-
gekommen wie jene zur Konzernverantwortung. Jahrelang             gendnetzwerk von terre des hommes
                                                                  schweiz vor.
wurde in Bern um die Umsetzung ihrer Inhalte gekämpft. Das
Formulieren und Diskutieren von Gegenvorschlägen beschäf-         Anlässlich unseres 60-Jahr-Jubiläums
tigten Verwaltung und Parlament ausgiebig. Das Feilschen          lancieren wir ein Pilotprojekt für jun-
                                                                  ge Menschen im Grüngürtel der mo-
um hauchdünne Mehrheiten und die endlosen Rückweisun-
                                                                  sambikanischen Hauptstadt Maputo.
gen von der einen zur anderen Kammer entwickelte sich zu          Wir erzählen Ihnen die kompakte Ge-
einem veritablen Krimi. Seit diesem Sommer ist endlich klar:      schichte unserer Organisation von der
                                                                  Gründung im Jahr 1960 bis heute. Und
Am 29. November stimmen wir über das Volksbegehren ab.
                                                                  wir freuen uns sehr über das Grusswort
                                                                  des bekannten Soziologen Ueli Mäder.
Ein politisches Geschäft, worüber so lange gerungen wird,         Die Redaktion

ist offensichtlich wichtig und trifft den Nerv der Zeit. Dabei
geht es eigentlich um eine Selbstverständlichkeit: Schweizer
Konzerne, die internationale Geschäfte machen, müssen
Verantwortung für ihr Wirken übernehmen. Toxische Abfälle,
                                                                   Zum Inhalt
Kinderarbeit, vergiftete Flüsse und Schwermetalle im Boden        Dossier Brasilien 4 – 7
                                                                  • Waffengewalt: Widerstand in den Favelas
darf es nicht mehr geben – nirgendwo auf der Welt. Schwei-        • Partnerprojekt: «Eine Wunde, die nie heilt»
zer Konzerne und deren Tochterunternehmen, die dafür              60 Jahre Terre des Hommes 8 – 9
verantwortlich sind, sollen haftbar gemacht werden können.
                                                                                                                  6ye0ars
                                                                  • Grusswort von Ueli Mäder
                                                                  • 60 Jahre – Tour d‘Horizon
                                                                  • Zum Geburtstag ein Pilotprojekt
terre des hommes schweiz unterstützt die Konzernverant-
                                                                  Corona 10 –11
wortungsinitiative seit langer Zeit. Viele Menschen in der
                                                                  • Die Krise gemeinsam meistern
Schweiz haben sich in zahlreichen Lokalkomitees zusammen-         • Jugendliche in der Schlüsselrolle
geschlossen. Gemeinsam mit ihnen sowie mit zahlreichen            Internationales Jugendnetzwerk 12 – 13 / 16
Organisationen und Persönlichkeiten bis weit ins bürgerliche      Unternehmen als Partner 14
Lager hinein setzen wir uns für eine Annahme der Initiative       Rezept von Tanja Grandits 15
ein. Wenn wir alle ein Ja zur Konzernverantwortung stimmen,
                                                                  Nachlassplanung: Online-Workshop 15
können wir eine echte Verbesserung für die Menschen errei-
chen, die ansonsten verantwortungslosen Multis schutzlos
ausgeliefert sind.                                                 Impressum
                                                                   Magazin terre des hommes schweiz, Nr. 3 Sept. 2020
                                                                   www.terredeshommesschweiz.ch/magazin
Deshalb: Verpassen Sie diese historische Abstimmung                Laufenstrasse 12, CH-4053 Basel
nicht! Überzeugen Sie Familie, Freundinnen und Freunde             Spendenkonto PC 40-260-2
                                                                   IBAN CH18 0900 0000 4000 0260 2
und Bekannte, ihr Ja in die Urne zu legen.                         4 Ausgaben pro Jahr, Auflage 30 300 Ex.
                                                                   Jahresabo 5 Franken
                                                                   Redaktion: Anna Wegelin (aw); Gestaltung: Michèle
Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung!                            Minet; Korrektorat: Loredana Engler, Richard Geer
                                                                   Druck: Gremper AG, Basel/Pratteln
                                                                   Foto Titelseite: AP, Silvia Izquierdo

2                                                                magazin terre des hommes schweiz Nr. 3 2020
Law and Order Widerstand gegen Rassismus und Gewalt in Brasilien Zum Geburtstag 60 Jahre terre des hommes schweiz und ein Pilotprojekt
EMPOWERMENT

                                                                                                    Kraft tanken,
                                                                                                    Kontakte knüpfen
                                                                                                    Jugendliche und junge Erwachsene in
                                                                                                    der Schweiz mit Fluchthintergrund ha-
                                                                                                    ben in der Regel traumatische Erfahrun-
                                                                                                    gen gemacht. Ihre Situation ist oft un-
                                                                                                    sicher, viele fühlen sich allein. Das Pro-
                                                                                                    jekt «MePower» von terre des hommes
                                                                                                    schweiz gibt ihnen die Möglichkeit, im
                                                                                                    geschützten Rahmen und unter fach-
                                                                                                    kundiger Anleitung soziale Kontakte
                                                                                                    zu knüpfen, eigene Stärken zu entdecken
                                                                                                    und Erfahrungen auszutauschen.

                                                                                                    Workshop mit Auszeit im Jura
Jetzt gilt‘s: Am 29. November kommt die Konzernverantwortungsinitiative zur Abstimmung.             In den Sommerferien hat terre des hom-
                                                                                 Foto Samuel Rink   mes schweiz zum zweiten Mal in den
                                                                                                    Freibergen einen Empowerment-Work-
Jede Stimme zählt!                                                                                  shop mit einer Gruppe von Geflüchte-
                                                                                                    ten durchgeführt. Neun junge Frauen
Schweizer Konzerne sollen für Umwelt-         vor Gericht stehen müssen. So laufen                  und Männer setzten sich während fünf
verschmutzung und Menschenrechte              zum Beispiel in Kanada, England und                   Tagen in Saignelégier auf kreative Wei-
geradestehen.                                 Frankreich heute schon Prozesse gegen                 se mit ihrer eigenen Geschichte und
                                              Konzerne. Gutachten haben gezeigt, dass               Situation auseinander. Gemeinsam skiz-
Am 29. November wird endlich über die         die Schweiz klare Gesetze braucht, da-                zierten sie gangbare Wege für ihre per-
Konzernverantwortungsinitiative abge-         mit sie international nicht den An-                   sönliche Zukunft. Daneben gab es auch
stimmt. terre des hommes schweiz hat          schluss verpasst.                                     Raum und Zeit für Spiel und Spass oder
sich von Anfang an für sie eingesetzt.                                                              das gemeinsame Kochen.
Die Initiative verlangt eine Selbstver-       Ja stimmen und weitersagen
ständlichkeit: Schweizer Konzerne, die        Jetzt ist entscheidend, dass wir auch
Menschenrechte missachten und die             wirklich abstimmen gehen. Laut Studi-
Umwelt zerstören, sollen dafür gerade-        en sind viele Schweizer Stimmberech-
stehen. Das Volksbegehren geniesst            tigte Gelegenheitswählerinnen und
breiten Rückhalt in der Bevölkerung           -wähler. Es zieht sie also dann zur Urne,
und in der Wirtschaft und wird auch           wenn sie das Anliegen als wichtig er-
von Vertreterinnen und Vertretern aller       achten. Diesmal ist es wichtig und wir
Parteien unterstützt. Sie muss sich je-       können ein starkes Zeichen setzen. Mit
doch gegen eine finanzgewaltige Geg-          der Annahme der Konzernverantwor-
nerschaft behaupten, die für ihre             tungsinitiative kann eine echte Ver-
Anti--Kampagne zu teilweise zwielich-         besserung für jene Menschen erreicht
tigen Mitteln greift.                         werden, die verantwortungslosen Mul-
                                              tis zurzeit schutzlos ausgeliefert sind.
Gegenvorschlag keine Alternative              Sylvia Valentin, Entwicklungspolitische Kampagnen
Sollte die Initiative abgelehnt werden,                                                             Kennenlernrunde im «MePower»-Workshop.
würde der Gegenvorschlag in Kraft tre-          Was Sie tun können                                                               Foto Sylvia Valentin

ten. Der indirekte Gegenvorschlag bie-          Stimmen Sie am 29. November Ja zur
tet keine sinnvolle Alternative. Ob Kin-        Volksinitiative. Fordern Sie Fami-                  Das Projekt «MePower»
derarbeit auf Kakaoplantagen oder               lie, Freundinnen und Freunde sowie                  Ziel des Projekts «MePower» von terre
Pestizidvergiftungen bei indischen              Bekannte auf, dasselbe zu tun. Ver-                 des hommes schweiz ist es, jungen Men-
Bauern: Verantwortliche Konzerne, die           wenden Sie kostenloses Kampagnen-                   schen mit Fluchthintergrund nieder-
nichts dagegen tun, hätten nach wie vor         material wie zum Beispiel Fahne,                    schwellige psychosoziale Unterstüt-
keine Konsequenzen zu befürchten, da            Kleber, Velodreieck und Postkarten,                 zung zu geben. Bis jetzt wurden zwei
der Alibi-Gegenvorschlag keine Haf-             das Sie hier bestellen können:                      Empowerment-Workshops im Jahr
tung vorsieht.                                                                                      durchgeführt. Neu ist zusätzlich ein mo-
                                              > www.konzern-initiative.ch/kampagnenmaterial         natlicher Stammtisch geplant. aw
In anderen Ländern ist es heute längst
Normalität, dass Konzerne für Men-            > Mehr zu unserem Engagement:                         > Weitere Informationen zum Projekt:
schenrechtsverletzungen im Ausland              www.terredeshommesschweiz.ch/kvi                      www.terredeshommesschweiz.ch/mepower

magazin terre des hommes schweiz Nr. 3 2020                                                                                                        3
Law and Order Widerstand gegen Rassismus und Gewalt in Brasilien Zum Geburtstag 60 Jahre terre des hommes schweiz und ein Pilotprojekt
BLACK LIVES MATTER

Waffengewalt in Brasiliens Favelas
Der gewaltsame Tod von George Floyd hat Hundertausende auf die Strasse
getrieben und den Black Lives Matter-Bewegungen weltweit Auftrieb verliehen.
Auch in Brasiliens Armenvierteln ist die rassistisch motivierte Polizeigewalt an
der Tagesordnung. Doch der Widerstand in der Bevölkerung wächst.

«Hört auf, uns zu töten», steht auf dem Schild, das   gehört die tödliche Gewalt zum Alltag. Alle ken-
ein Schuljunge bei einem Protestmarsch in der         nen Mordfälle in ihrem näheren Umfeld. Laut of-
Stadt Salvador im Nordosten Brasiliens in die Höhe    fiziellen Zahlen wurden im vergangenen Jahr in
hält. Auf einem anderen Schild steht: «Weil ich       Brasilien 41 635 Menschen ermordet. Die Mordrate
Schwarz bin, stehe ich unter Verdacht.» Auf diese     an Minderjährigen ist eine der höchsten weltweit,
Weise machen Jugendliche von CIPÓ, der lokalen        ein erheblicher Teil geht auf das Konto der Polizei.
Partnerorganisation von terre des hommes schweiz,
ihrer Wut und Angst Luft. Mit ihren lautstarken       Schwarz, männlich und arm
friedlichen Demonstrationen wenden sie sich ge-       2019 töteten brasilianische Sicherheitskräfte
gen die grassierende, alltägliche Gewalt, die je-     5804 Menschen, mit steigender Tendenz unter
doch in der brasilianischen und in der interna-       Jair Bolsonaro: Mit seinen Hetzreden legitimiert       Schluss mit der
tionalen Öffentlichkeit kaum Beachtung finden.        der ultrarechte Präsident die staatliche Gewalt.       Polizeigewalt:
                                                      Er stachelt die Polizei an, sämtliche «Banditen ab-    Jugendliche de-
                                                                                                             monstrieren für
In den Armenvierteln der brasilianischen Gross-       zuknallen». Die meisten Opfer von Polizeigewalt sind   Gerechtigkeit in
städte herrschen kriegsähnliche Zustände. Für Ju-     schwarz, männlich und arm. Allein im Bundes-           Salvador.
gendliche in unseren Projektregionen in Brasilien     staat Rio de Janeiro sind von Januar bis Mai die-      Foto CIPÓ

4                                                                                 magazin terre des hommes schweiz Nr. 3 2020
Law and Order Widerstand gegen Rassismus und Gewalt in Brasilien Zum Geburtstag 60 Jahre terre des hommes schweiz und ein Pilotprojekt
Recht und Ordnung auf Kosten der Slumbevölkerung: Eine Polizeipatrouille durchkämmt die Favelas des Complexo da
                  Maré in Rio de Janeiro. Foto AP, Felipe Dana

                                                                            ses Jahres 742 Menschen von Angehörigen der Po-
                                                                            lizei erschossen worden.

                                                                            Mit hochpotenten Waffen führen sie auf staatli-
                                                                            ches Geheiss einen «Krieg gegen Drogen». Bei ihren
                                                                            Einsätzen in den Favelas gefährden sie häufig un-
                                                                            beteiligte Passantinnen und Passanten, oftmals
                                                                            auch Kinder und Jugendliche. Ab und zu schafft
                                                                            es ein besonders spektakulärer Fall in die brasili-
                                                                            anischen Medien, so zum Beispiel jener von Aga-
                                                                            tha Felix: Das achtjährige Mädchen aus dem Com-
                                                                            plexo do Alemão in Rio wurde durch einen Quer-
                                                                            schläger aus Polizeihand getötet, als sie im Bus
                                                                            nach Hause fuhr. Die Schüsse hatten eigentlich
                                                                            einem verdächtigen Motorradfahrer gegolten. Ihr
                                                                            Tod löste vorübergehend einen Sturm der Entrüs-
                                                                            tung im ganzen Land aus. Im Mai 2020 wurde der
                                                                            Fall des 14-jährigen João Pedro Martins aus São
                                                                            Gonçalo im Grossraum von Rio publik gemacht:
                                                                            Er hatte mit seinen Cousins gespielt, als Polizei-
                                                                            beamte 72-mal auf das Haus seiner Familie schos-
                                                                            sen und zwei Granaten warfen.

                                                                            Fehlgeleitete Drogenpolitik
                                                                            Die Liste der unschuldigen Gewaltopfer liesse sich
                                                                            endlos fortsetzen. Doch welches sind die Ursachen
                                                                            dieser staatlich verursachten oder tolerierten Mor-
                                                                            de gegen die Zivilbevölkerung? Eine der Ursachen
                                                                            liegt in der fehlgeleiteten nationalen Drogenpoli-
                                                                            tik. Der vorherrschende politische Diskurs lautet:
                                                                            Dem Drogenhandel ist nur mit möglichst gewalt-
                                                                            samen Mitteln beizukommen. «Ein guter Bandit ist

magazin terre des hommes schweiz Nr. 3 2020                                                                                         5
Law and Order Widerstand gegen Rassismus und Gewalt in Brasilien Zum Geburtstag 60 Jahre terre des hommes schweiz und ein Pilotprojekt
BLACK LIVES MATTER

                                                                                            Korrektur-Initiative gegen Waffengewalt
                                                                                            Der Waffenexport der Schweiz boomt, auch in
                                                                                            Länder wie Brasilien. Angesichts der grassieren-
                                                                                            den Gewalt in Brasilien fordert terre des hommes
                                                                                            schweiz: Keine Kriegsmaterialausfuhr in Länder,
                                                                                            welche die Menschenrechte systematisch und
                                                                                            schwerwiegend verletzen! Gemeinsam mit ande-
                                                                                            ren zivilgesellschaftlichen Organisationen setzen
                                                                                            wir uns für die eidgenössische Volksinitiative «Ge-
                                                                                            gen Waffenexporte in Bürgerkriegsländer», kurz
                                                                                            Korrektur-Initiative ein. Sie will die Kriterien für
                                                                                            Waffenexporte neu auf Gesetzesebene verankern.
                                                                                            Statt wie bisher bloss in der Kriegsmaterialver-
                                                                                            ordnung, soll das Parlament die Kriterien neu im
                                                                                            Kriegsmaterialgesetz und der Verfassung festle-
                                                                                            gen. Am 24. Juni 2019 reichte die Allianz gegen
                                                                                            Waffenexporte in Bürgerkriegsländer die Initiati-
                                                                                            ve mit 126 355 gültigen Unterschriften ein. Die
                                                                                            Korrektur-Initiative kommt voraussichtlich frü-
                                                                                            hestens in einem Jahr zur Abstimmung. red

                                                                                         > Weitere informationen:
«Hört auf, uns zu töten»: Jung und älter an einer friedlichen Kundgebung gegen             www.terredeshommesschweiz.ch/waffenhandel
Gewalt in Salvador. Foto CIPÓ

       ein toter Bandit», lautet ein weit verbreiteter Leit-     Jugendliche von CIPÓ werden aktiv
       satz. In den Favelas reicht die ungeschickte Reak-        Deshalb braucht es zivilgesellschaftliche Initiativen
       tion bei einer Strassenkontrolle aus, damit der Poli-     wie CIPÓ. Unsere Partnerorganisation in Salvador
       zist oder die Polizistin die Waffe zückt. Wer im          da Bahia zeigt Jugendlichen die Ursachen und Zu-
       Armenviertel lebt, steht unter Generalverdacht, ins       sammenhänge von Gewalt auf, damit sie sich mit
       illegale Drogengeschäft verwickelt zu sein.               friedlichen Mitteln gemeinsam gegen die Stigma-
                                                                 tisierung der Menschen in den Favelas wehren. In
       Das Erbe der Sklaverei                                    einem eigens entwickelten Ausbildungsprogramm
       Der Blick zurück in die Geschichte führt zu einer         setzen sich die jungen Aktivistinnen und Aktivisten mit
       weiteren Ursache für die menschenfeindliche Si-           den historischen Wurzeln ihrer Ungleichbehand-
       cherheitspolitik in Südamerikas bevölkerungsreich-        lung auseinander. Sie erfahren, weshalb Menschen
       stem Staat. Brasilien war das letzte Land in der west-    afrobrasilianischer Herkunft in den nationalen Me-
       lichen Welt, das die Sklaverei abschaffte. Auf dem        dien und in der Politik unterrepräsentiert sind.
       Papier erfolgte dies im Jahr 1888, tatsächlich sind
       die Auswirkungen der systematischen Diskrimi-             Mit ihren beharrlichen öffentlichen Protesten für
       nierung von Andersfarbigen jedoch bis heute deut-         eine gerechte Gesellschaft haben die Jugendlichen
       lich zu spüren, auch wenn inzwischen eine afrobra-        von CIPÓ einen Teilerfolg erzielt: Schwarze Teen-
       silianische Mittelschicht herangewachsen ist: Der         ager sind im Parlament des Bundesstaates Bahia an-
       strukturelle Rassismus und die extreme Ungleich-          gehört worden. Sie appellierten an die Abgeordne-
       heit zwischen der reichen, überwiegend weissen            ten, eine Untersuchungskommission zu Fällen von
       Minderheit und der oftmals in Armut lebenden              Polizeigewalt einzurichten. Deren juristische Auf-
       farbigen Mehrheit sind enorm.                             arbeitung ist ein wichtiger Schritt, damit Brasilien
                                                                 sein unmenschliches Law-and-Order-Regime lang-
       In den riesigen Armenvierteln, die ihrerseits aus         fristig überwindet.
       den improvisierten Siedlungen ehemaliger Sklavin-         Andrea Zellhuber, Fachstelle Gewaltprävention
       nen und Sklaven entstanden sind, kommt der
       Rechtsstaat bis heute nicht wirklich zum Tragen.          > Unsere Projekte in Brasilien:
       Wer aus der Favela kommt, wird nach wie vor sys-            www.terredeshommesschweiz.ch/brasilien
       tematisch benachteiligt. Die rassistische Logik der
       Entmenschlichung aus der Kolonialzeit wirft im-           Mit unseren Projekten in Brasilien engagieren wir uns zu den Themen
       mer noch ihren langen Schatten. Die staatliche            Gewaltprävention sowie Bildung und Einkommen für Jugendliche.
       Gewalt gegen die Bevölkerung in den Favelas löst          terre des hommes schweiz leistet damit einen Beitrag an das UNO-
       kaum öffentliche Empörung aus.                            Entwicklungsziel 16: Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen.

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Law and Order Widerstand gegen Rassismus und Gewalt in Brasilien Zum Geburtstag 60 Jahre terre des hommes schweiz und ein Pilotprojekt
PARTNERPROJEKT IN BRASILIEN

«Eine Wunde, die niemals heilt»
In der Favela lauert der Tod durch Waf-       kam, wollte ich sogleich wieder umkeh-               Mütter der Sehnsucht
fengewalt an jeder Ecke. Manchmal ste-        ren. Ich dachte, niemand kann nach-                  Unsere Partnerorganisation in Recife,
cken Kriminelle dahinter, oft auch die        empfinden, wie gross mein Schmerz                    die Grupo Comunidade Assumindo
Polizei. Das Interview einer jungen frei-     ist. Doch dann merkte ich, dass wir in               Suas Crianças (GCASC), arbeitet in der
willigen Mitarbeiterin mit einer trauern-     der Gruppe alle ähnlich Schlimmes                    Selbsthilfegruppe «Mütter der Sehn-
den Mutter, die beide im Projekt «Mütter      erlebt haben und ebenbürtig sind.                    sucht» (mães de saudade) mit Müttern
der Sehnsucht» in Recife mitwirken.           Auch die Freiwilligen im Projekt, Ju-                aus den Armenvierteln, deren Söhne
                                              gendliche und junge Erwachsene, ha-                  durch Waffengewalt ermordet wur-
Danke, Regiane, dass Sie Ihre Geschich-       ben mich immer sehr unterstützt. Sie                 den. In ihrem Schmerz und ihrer Trau-
te erzählen. Bitte schildern Sie, was vor     fragen uns Mütter, wie es uns geht. Jetzt            er untereinander verbunden, verlan-
sechs Jahren passierte.                       in der Coronakrise rufen sie uns regel-              gen sie nach Aufklärung und Gerech-
Es war während des Karnevals, kurz vor        mässig an. Sie ermutigen uns, wieder                 tigkeit: Denn Straflosigkeit ist in sol-
Mitternacht. Ich war damals Mitte vier-       Lebensfreude zu verspüren und sind oft               chen Fällen die Regel. Jugendliche
zig. Mein Sohn war zu Besuch bei mir zu       unsere einzige Vertrauensperson im Al-               von GCASC begleiten die Mütter. Ge-
Hause und machte sich gerade auf den          ter unserer verstorbenen Kinder.                     meinsam setzen sie sich mit den tie-
Weg, als es an der Tür klingelte. Zwei Ju-                                                         feren Ursachen der Gwalt auseinan-
gendliche fragten nach Bier. Als er ih-       Und was tun Sie, wenn die Trauer Sie                 der. Mit vereinten Kräften fordern sie
nen die Getränke brachte, schossen sie        wieder überkommt?                                    von der Politik eine menschlichere
ihn nieder. Erst später erfuhr ich: Hinter    Wenn ich am Boden bin, weiss ich: Ich                Sicherheitspolitik und Sozialpro-
seiner Ermordung steckte eine Person,         bin nicht allein.                                    gramme für Heranwachsende in den
die meinem Sohn Geld geliehen hatte,                                                               Favelas. Andrea Zellhuber
das er noch nicht zurückzahlen konnte.        Interview: Raiane Maria; Übersetzung: Gael Item-
Der Schuldner hat daraufhin die bei-          bila Giger; Bearbeitung: aw                        > Weitere Informationen zu GCASC:
den Auftragsmörder auf ihn angesetzt.                                                              www.terredeshommesschweiz.ch/gcasc

Wie ging es Ihnen, als Sie Ihren getö-
teten Sohn fanden?
Ich machte völlig zu, mein Leben hatte
keinen Sinn mehr. Es war, als ob ich ei-
nen Teil meiner selbst verloren hatte.
Mein Sohn war immer für mich da ge-
wesen. Er schaute regelmässig bei mir
vorbei, half beim Einkaufen oder koch-
te uns ein gemeinsames Essen. Er sorgte
dafür, dass ich nicht wieder dem Alkohol
verfiel. Ich danke Gott dafür, dass ich
nach seinem gewaltsamen Tod zu «Müt-
ter der Sehnsucht» gefunden habe.

Wie hat Ihnen das Projekt geholfen?
Ich war damals am Ende und wollte
nicht mehr weitermachen. Ich funktio-
nierte zwar und ging nach wie vor ar-
beiten. Aber wenn ich nach Hause kam,
hielt ich es fast nicht mehr aus – die-
se Leere! Ich begann zu trinken. Heute
bin ich zwar wieder trocken, doch der
Verlust meines Kindes ist eine Wunde,
die niemals heilt. Immer wieder über-
kommt mich eine tiefe Trauer. Wenn
ich dann wieder Kraft geschöpft habe,
unterstütze ich die anderen Mütter bei
ihrer Trauerarbeit.

Wie war Ihr erster Kontakt mit «Müt-
ter der Sehnsucht»?                           Solidarisch wider das Unrecht: Die Jugendlichen und Mütter von GSASC setzen sich mit
Als ich das erste Mal zu einem Treffen        den Ursachen der Gewalt auseinander. Foto Annette Mokler

magazin terre des hommes schweiz Nr. 3 2020                                                                                                   7
Law and Order Widerstand gegen Rassismus und Gewalt in Brasilien Zum Geburtstag 60 Jahre terre des hommes schweiz und ein Pilotprojekt
6ye0ars   JUBILÄUM

Verlässlich und innovativ
«Entwicklung heisst Befreiung» hiess
das Symposium, das terre des hommes
schweiz 1981 mitgestaltete. Zweitau-
send Personen nahmen daran teil. Sie
befassten sich im Berner Kursaal in-
tensiv mit hilfreichen Ansätzen in der
Entwicklungspolitik.

Hilfswerke zeigen immer wieder Bilder
von hungernden Kindern. Sie werben so
um wohltätige Spenden für Nahrungs-
mittel. terre des hommes schweiz
schlägt indes schon seit der Gründung
vor, Armut möglichst strukturell zu be-
wältigen. Zum Beispiel mit fairem Han-
del. Das hilft. Gerechte Preise für Roh-
stoffe verbessern die Lebensbedingun-
gen in benachteiligten Ländern. Sie un-            Mehr Mitsprache, mehr Bildung: Friedlicher Protest in Brasilien. Foto Annette Mokler
terstützen die lokale Bevölkerung auch
dabei, selbst organisiert vorhandene
Ressourcen zu nutzen.
                                                   60 Jahre – Tour d’Horizon
                                                   Seit der Gründung im Jahr 1960 hat               Achtziger die Aidsepidemie in Tansa-
Als tragfähige Kraft erweisen sich da-             sich terre des hommes schweiz mit viel           nia ausbrach, reagierte terre des hom-
bei Jugendliche. Sie wollen am sozialen            Engagement und Elan den ständig wan-             mes schweiz schnell und wegweisend
Wandel teilhaben, gleichberechtigt zu-             delnden Herausforderungen gestellt.              mit der Erarbeitung von neuen Konzep-
sammenarbeiten und den kulturellen                                                                  ten und Projekten zur Unterstützung
Austausch pflegen. Das sind für terre des          Die Gründung der Bewegung Terre des              der schwer traumatisierten Aidswai-
hommes schweiz wichtige Bausteine                  Hommes im Juli 1960 und die ersten Jah-          sen. Die psychosoziale Begleitung von
für eine soziale Entwicklungspolitik.              re des Engagements waren geprägt vom             betroffenen Kindern und Jugendlichen
Mit imagine verwirklicht terre des hom-            Elend der Kinder in den Bürgerkriegen            war ein wichtiger Meilenstein.
mes schweiz beispielsweise ein Projekt,            der sechziger Jahre – vor allem in Alge-
das Jugendliche global und regional                rien, Vietnam und Biafra. Schwer ver-            Jugendliche im Fokus
verbindet: für Vielfalt und gegen Diskri-          letzte und hungernde Kinder wurden in            Die oft vernachlässigte Gruppe der Ju-
minierung. Die gemeinsame Auseinan-                die Schweiz gebracht, und nach der               gendlichen ist in den letzten 20 Jahren
dersetzung mit verschiedenen Realitä-              Gründung weiterer Arbeitsgruppen                 ins Zentrum unserer Arbeit gerückt.
ten motiviert auch dazu, einseitige Ab-            auch nach Deutschland, Frankreich,               Der lösungsorientierte Ansatz, ein ho-
hängigkeiten zu überwinden und die                 Italien und den Niederlanden.                    her Partizipationsgrad der Jugendlichen
Umwelt zu schonen. terre des hommes                                                                 und die psychosoziale Unterstützung
schweiz engagierte sich schon vor dem              Solidarisch mit dem Widerstand                   zeichnen unsere Projekte aus. Gleichzei-
Symposium «Entwicklung heisst Be-                  Mit humanitärer Nothilfe allein er-              tig arbeiten wir seit vielen Jahren auch
freiung» für dieses Anliegen und tut das           reicht man keine längerfristigen Verän-          mit Eltern, lokalen Behörden, Gemein-
weiterhin, verlässlich und innovativ.              derungen für die einheimische Bevöl-             den und der Zivilgesellschaft zusam-
Das freut und beeindruckt mich. Alles              kerung. Ab den siebziger Jahren enga-            men, um die Wirkung unseres Engage-
Gute zum 60-jährigen Jubiläum.                     gierte sich terre des hommes schweiz             ments zu verstärken und lokal in der
                                                   daher entwicklungspolitisch und soli-            Gemeinschaft zu verankern.
                                                   darisierte sich mit lokalen Partnergrup-
Foto zVg                                           pen für die Einhaltung der Menschen-             Die aktuelle und wohl grösste Heraus-
                                                   rechte in Unrechtsregimen, zum Bei-              forderung ist Corona. Zusätzlich zur un-
                                                   spiel in Chile, Nicaragua, Brasilien und         mittelbaren Bedrohung hat die Pande-
                                                   Südafrika. 1975 waren wir eine der ers-          mie gravierende Folgen: zunehmende
                                                   ten Organisationen, die sich gegen den           häusliche Gewalt, Verschlechterung des
                                                   Einmarsch Marokkos in die Westsaha-              Zugangs zu Bildung, Verletzung von
                                                   ra aussprach – ein Einsatz für die Rech-         Menschenrechten.
Ueli Mäder ist ehemaliger Soziologieprofessor an   te der Sahrauis, der bis heute anhält.
der Universität Basel und FHNW mit den Schwer-                                                      Die Folgen der Krise werden uns in un-
punkten Entwicklungs- und Sozialpolitik und im     Die späten achtziger und die neunziger           serer Arbeit noch lange beschäftigen.
Matronat/Patronat des Jugendprojekts imagine von   Jahre waren geprägt vom Kampf gegen
terre des hommes schweiz.                          HIV/Aids in Afrika. Als zu Beginn der            Richard Geer, Leiter Kommunikation und Fundraising

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Law and Order Widerstand gegen Rassismus und Gewalt in Brasilien Zum Geburtstag 60 Jahre terre des hommes schweiz und ein Pilotprojekt
Eine Zukunft im Grüngürtel von Maputo anbauen
Mosambik ist arm und vom Klimawan-
del stark betroffen. Das Projekt von
ABIODES bietet jungen Menschen in
der Hauptstadt Maputo langfristig Per-
spektiven. terre des hommes schweiz hat
sich im Jubiläumsjahr für die Zusam-
menarbeit mit der mosambikanischen
Partnerorganisation entschieden.

Das Leben in Mosambik ist hart. Das
südostafrikanische Land gehört zu den
ärmsten Staaten weltweit. Gemäss dem
Human Development Index der Verein-
ten Nationen rangiert Mosambik auf
Platz 180 von 189 Ländern. Fast zwei
Drittel der Bevölkerung leben von we-
niger als zwei Franken pro Tag.

Auch der Klimawandel ist eine massi-
ve Bedrohung. Die verheerenden Wir-
belstürme im letzten Jahr mit über
1000 Toten sind eine direkte Folge da-
von, die Regen- und Trockenzeiten wer-
den länger und die Anbauflächen ver-
salzen. Die Negativfolgen bekommen
vor allem jene zu spüren, die in der
Landwirtschaft arbeiten – allein in der
Hauptstadt Maputo leben rund 66 000
Personen vom Anbau und Handel mit
Früchten und Gemüse. Ihre Ernteerträ-
ge sind spürbar tiefer, da Klassiker wie
zum Beispiel Salat oder Kohl durch die        ABIODES für Nachhaltigkeit: Das neue Projekt in Mosambik mit Start im Jubiläumsjahr
zunehmenden Wetterextreme häufiger            stärkt Jugendliche beim Erlernen von umweltschonenden Anbaumethoden für den Verkauf
zerstört werden.                              von Gemüse und Früchten auf dem Markt. Foto Jonas Wagner-Mörsdorf

Umweltfreundliche Methoden                    ist auch der Austausch in Gruppen à 30     kanischen Kooperationspartner mit viel
Um jungen Menschen in Mosambik                Jugendlichen. Der Dialog unter Gleich-     Erfahrung und Expertise in der Um-
trotz dieser Umstände und Gefahren            altrigen stärkt ihr Selbstbewusstsein      weltbildung sowie in der nachhaltigen
langfristig eine gute Perspektive zu ge-      und gibt ihnen neue innovative Ideen       Landwirtschaft und Fischerei. Unser
ben, hat sich terre des hommes schweiz        für das eigene Gelingen. Ein Startpaket    Ziel ist es, dieses agroökologische Ju-
für die Zusammenarbeit mit der loka-          mit zum Beispiel Setzlingen, Küken         gendprojekt auf weitere Regionen im
len Partnerorganisation ABIODES ent-          und Werkzeug unterstützt sie dabei.        Land auszuweiten. Jonas Wagner-Mörsdorf,
schieden. Gemeinsam bilden wir als Ers-                                                  Projektkoordination Mosambik
tes bis Ende 2021 rund 240 Jugendliche        Eine zentrale Rolle spielt auch die Zu-
im Grüngürtel von Maputo in nachhal-          sammenarbeit mit den Familien der Ju-      > Weitere Informationen zum Projekt:
tigem Ackerbau aus. Mit den geernteten        gendlichen sowie ihrem weiteren Um-          www.terredeshommesschweiz.ch/ABIODES
Zwiebeln, Tomaten oder Süsskartof-            feld, von der Gemeinde bis zu den in
feln erzielen sie ein kleines Einkommen       Mosambik wichtigen Gewerkschaften.
und leisten gleichzeitig einen Betrag         Der Einbezug der Eltern und der Ge-        Mit dem Projekt von ABIODES leisten wir einen
an den Schutz der natürlichen Umwelt.         meinschaft ist wichtig, damit die jun-     Beitrag zur Erreichung der UNO-Nachhaltigkeitsziele
                                              gen Landwirtinnen und Landwirte            2, 8 und 15: Ernährung sichern; Nachhaltiges Wirt-
Die jungen Frauen und Männer erhal-           überhaupt den Zugang zu Land er-           schaftswachstum und menschenwürdige Arbeit für
ten Trainings und Tipps zur Bodenbe-          halten. Zudem sind die Gemeinden           alle; Landökosysteme schützen.
wirtschaftung und Pflanzenzucht, zu           ein wichtiger Absatzmarkt für sie.
biologischen Düngemitteln sowie zur
Vermarktung ihrer Produkte. Angelei-          Ein erfahrener Partner vor Ort
tet und unterrichtet werden sie durch         Mit ABIODES gewinnt terre des hom-
Fachpersonen von ABIODES. Wichtig             mes schweiz einen starken mosambi-

magazin terre des hommes schweiz Nr. 3 2020                                                                                               9
Law and Order Widerstand gegen Rassismus und Gewalt in Brasilien Zum Geburtstag 60 Jahre terre des hommes schweiz und ein Pilotprojekt
CORONAKRISE

Corona trifft die Ärmsten besonders hart
Die Folgen von Covid-19 sind für viele       desweite Schutzmassnahmen. Entspre-
Menschen in unseren Partnerländern           chend ungenügend ist der Zugang zu                           60 Franken
eine existenzielle Bedrohung. terre des      Informationen zum Schutz vor neuen
hommes schweiz hilft Jugendlichen in         Ansteckungen.
                                                                                                    ermöglichen die Abgabe
Afrika und Lateinamerika in der anhal-                                                              von Lebensmitteln an 3
tenden Krise.                                Noch deutlicher zeigt sich die Ungleich-                 bedürftige Familien.
Seit rund einem halben Jahr ist Corona
                                             heit bei Arbeit und Einkommen. Die al-
                                             lermeisten Menschen im Globalen Sü-
                                                                                                         100 Franken
omnipräsent. Das Virus reduziert und         den sind als Tagelöhner beschäftigt oder
                                                                                                 finanzieren Schutzmasken,
verändert unsere sozialen Kontakte, be-      leben von der Bewirtschaftung ihrer               Seifen und Desinfektionsmittel
einflusst unser Arbeitsleben und auch        kleinen landwirtschaftlichen Parzellen.                  für 10 Menschen.
die Wirtschaft leidet. Dennoch meistert      Viele haben aufgrund des Lockdowns                      Herzlichen Dank!
die Schweiz die Krise bisher überdurch-      von heute auf morgen ihre Beschäfti-
schnittlich gut und wir alle haben eini-     gung und damit ihren Lohn verloren.
germassen gelernt, mit dem anhalten-         Kündigungsfristen, Kurzarbeit, Arbeits-            IBAN CH18 0900 0000 4000 0260 2
den Ausnahmezustand zu leben.                losengeld und Ersparnisse fehlen meist.               Stichwort Corona-Nothilfe
                                             Für diejenigen, die noch Arbeit haben,
Grosse Ungleichheit                          ist Homeoffice keine Möglichkeit. Sie
Ganz anders sieht die Situation in un-       müssen sich oft täglich in enge Klein-          Brasilien verbergen sich unzählige Ein-
seren Partnerländern in Afrika und La-       busse quetschen, um zur Arbeit zu gelan-        zelschicksale. Wenn nicht nur die Wirt-
teinamerika aus. Das Coronavirus hat         gen, wo sie ebenso wenig geschützt sind.        schaft zusammenbricht, sondern auch
die weltweite Ungleichheit auf erschre-      Auch die medizinischen Möglichkeiten            die Gesundheitssyteme kollabieren,
ckende Art und Weise sichtbar gemacht.       sind nicht zu vergleichen mit denjeni-          hat dies verheerende Auswirkungen auf
Auf verschiedenen Ebenen zeigt sich:         gen in der Schweiz.                             Menschen, die beispielsweise von Mala-
Länder mit schwachen Demokratien                                                             ria, Tuberkulose, HIV/Aids oder Durch-
und starken, teilweise vom Militär ge-       Unzählige Einzelschicksale                      fallerkrankungen betroffen sind. Als
stützten Regierungen sind besonders          Entsprechend hoch sind inzwischen die           Folge des Lockdowns haben in vielen
betroffen. Brasiliens Präsident ist mehr     Infektionszahlen und die Todesfälle in          Ländern auch die Gewalt gegen Mäd-
um seine Wiederwahl besorgt als um           Verbindung mit Covid-19 in Ländern              chen und Frauen und Menschenrechts-
das Wohl der Bevölkerung. Auch in Ni-        wie Brasilien, Peru und Südafrika. Doch         verletzungen zugenommen. In Brasili-
caragua und Tansania ignorieren die          Zahlen allein sagen wenig aus über das          en spricht man inzwischen sogar vom
Staatsoberhäupter die Gefahr, die vom        wahre Ausmass der Katastrophe. Hinter           «Genozid» an der indigenen Bevölke-
Virus ausgeht völlig und verhindern lan-     den mehr als 100 000 Corona-Toten in            rung angesichts der Untätigkeit der
                                                                                             Regierung.

                                                                                             Jugendliche engagieren sich
                                                                                             Doch es gibt Hoffnungsschimmer: Vie-
                                                                                             le kleine Initiativen und Organisatio-
                                                                                             nen, so auch unsere lokalen Partner, en-
                                                                                             gagieren sich angesichts der Untätig-
                                                                                             keit oder Überforderung ihrer Regie-
                                                                                             rungen im Kampf gegen das Corona-
                                                                                             virus und dessen Folgen. Wir unter-
                                                                                             stützen sie dabei mit Know-how und
                                                                                             finanziellen Mitteln, zum Beispiel in
                                                                                             der Präventionsarbeit, bei der Vertei-
                                                                                             lung von Essenspaketen für Bedürftige
                                                                                             oder beim Anbau von Grundnahrungs-
                                                                                             mitteln für den Eigenbedarf. Oft sind
                                                                                             dabei Jugendliche die treibenden Kräf-
                                                                                             te. Sie gehören nicht zur Risikogrup-
                                                                                             pe und können sich so auch für jene en-
                                                                                             gagieren, denen es noch schlechter geht
                                                                                             als ihnen selbst. Richard Geer, Leiter Kommu-
                                                                                             nikation und Fundraising

Das Leben unter anderen Umständen geht weiter: Machbare Massnahmen in Mosambik,              > Ihre Spende macht den Unterschied!
die helfen, die Ausbreitung des neuartigen Virus einzudämmen. Foto Jonas Wagner-Mörsdorf       www.terredeshommesschweiz.ch/corona-spende

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Foto Annette Mokler                                                                                                    Foto Peter Käser

                                Jugendliche in der Schlüsselrolle
Mit ihrem Engagement und ihrer Innovationskraft leisten Jugendliche in den Projekten
von terre des hommes schweiz einen wichtigen Beitrag an eine wirksame Nothilfe in
der Coronakrise. Zwei junge Menschen aus Brasilien und Mosambik erzählen.
Miguel Costa de Oliveira 21 Jahre, aus Pirauá                      Ndaziona Jastene 19 Jahre, aus Milange

               «Ich komme aus einer Kleinbauernfami-                        «Dank der Organisation OSAMULIZA konn-
               lie, lange hatte mein Vater das Sagen. Als                   te ich vor über einem Jahr eine Ausbil-
               ich nach einer Weiterbildung beim Centro                     dung zur Schneiderin machen. Mit meinem
               SABIÁ auf die ökologische Landwirtschaft                     Beruf habe ich ein regelmässiges Einkom-
               umstellen wollte, war er am Anfang sehr                      men, denn die Menschen brauchen immer
               skeptisch. Bald sah er aber ein, dass es bes-                Kleider oder sie müssen etwas flicken las-
               ser ist, auf Pestizide zu verzichten und die                 sen. Die Corona-Pandemie und ihre Folgen
               Böden nachhaltig zu bewirtschaften. Heu-                     und ihre Folgen sind auch im ländlichen
               te produzieren wir gesunde Lebensmittel                      Mosambik ein grosses Thema. Selber nähe
               und verdienen mit dem Verkauf von Boh-                       ich Schutzmasken aus Stoff, die OSAMU-
               nen, Süsskartoffeln oder Mais unseren Le-                    LIZA mir abkauft und an Menschen ver-
               bensunterhalt. Uns geht es gut und des-                      teilt, die noch weniger haben als ich. Im Ju-
               halb helfe ich denjenigen, die unter den                     gendklub der Organisation habe ich ge-
               Folgen der Corona-Pandemie leiden. Mit                       lernt, wie man die Schutzmasken richtig
               meiner Jugendgruppe sammeln wir Nah-                         anzieht, die Hände richtig wäscht und sie
               rungsmittel und verteilen sie kostenlos an                   desinfiziert. Dieses Wissen gebe ich weiter
               bedürftige Familien.»                                        an die Menschen aus meiner Gemeinde.»
               Aufzeichnung: Loredana Engler                                Aufzeichnung: Loredana Engler

               > Weitere Informationen zum Projekt in Brasilien:            > Weitere Informationen zum Projekt in Mosambik:
                 www.terredeshommesschweiz.ch/SABIA                           www.terredeshommesschweiz.ch/OSAMULIZA

magazin terre des hommes schweiz Nr. 3 2020                                                                                        11
INTERNATIONALES JUGENDNETZWERK

Hannah Gasser:
«Ich will mit
unterschiedlichen
Menschen in
Kontakt sein und
es interessiert
mich, was sie
denken.»
Foto Samuel Rink

                    Respekt und Toleranz für alle
                    Ihr Herz schlägt für den Austausch und die Vielfalt, das Projekt imagine
                    ist ihre Lebensschule. Ein Porträt von Hannah Gasser, die das internationale
                    Jugendnetzwerk von terre des hommes schweiz mitkoordiniert.

                    Hannah Gasser ist eine Powerfrau, die ihre Kom-        schen Wüste. Aktuell absolviert Hannah eine päda-
                    petenz nicht zur Schau stellt. Sie will mit ande-      gogische Zusatzausbildung an der Fachhochschu-
                    ren etwas bewegen, das ihr richtig und wichtig         le Nordwestschweiz. «Ich wusste schon immer, dass
                    erscheint. Die Arbeit und Anliegen von terre des       die Pädagogik mein Weg ist», meint sie. Allerdings
                    hommes schweiz gehören dazu. «Entwicklung              sei sie nocht nicht sicher, ob Gymilehrerin der rich-
                    kommt nicht von uns, sondern entsteht vor Ort          tige Beruf für sie ist. Hannah, die in Nunningen im
                    und wird durch den Nord-Süd-Austausch auf Au-          Kanton Solothurn aufgewachsen ist, kommt aus
                    genhöhe weitergebracht», sagt sie.                     einer sozial engagierten Familie. Ihre beiden Brüder
                                                                           machen beim Jugendprojekt imagine von terre des
                    Abschlussarbeit zur Westsahara                         hommes schweiz mit. Hannah war bis vor kurzem
                    «Ich will mit unterschiedlichen Menschen in Kon-       selber während gut fünf Jahren bei imagine enga-
                    takt sein und es interessiert mich, was sie denken»,   giert. Nun arbeitet sie neu im International Youth
                    erzählt die Mittzwanzigerin, die einen Master in       Network (IYN) von terre des hommes schweiz in
                    Hispanistik und Geografie hat. Ihre Abschlussarbeit    einem kleinen Teilzeitpensum mit. Doch mehr da-
                    schrieb Hannah über die besetzte Westsahara. terre     zu später: Denn ohne imagine gäbe es jene Han-
                    des hommes schweiz setzt sich seit Jahrzehnten         nah nicht, die uns jetzt gegenübersitzt.
                    für das Recht auf Selbstbestimmung der Sahrauis
                    ein und und unterstützt ein Jugendprojekt im sah-      imagine ist vor allem für das zweitägige Openair-
                    rauischen Flüchtlingscamp Smara in der algeri-         Festival in Basel bekannt, das jeden Juni zehntau-

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sende Menschen besuchen. Die Gruppe von ima-
gine, rund fünfzig Jugendliche und junge Erwach-
sene, engagiert sich auf vielfältige Weise zum
Motto «Für Vielfalt – Gegen Diskriminierung», so
                                                                                       Sabin Müller
auch im internationalen Kontext, der Hannah be-                                        Projekte Schweiz und Fachstelle
sonders interessiert. «imagine war in den vergan-                                      Jugendpartizipation
genen Jahren ein wichtiger Teil in meinem Leben»,                                      Foto Samuel Rink

erzählt sie. «Mir sagt es zu, neue Dinge anzustos-
sen und gemeinsam etwas zu bewegen.»                           Über das Jugendnetzwerk IYN
Andere Meinungen aushalten                                     Was will das Internationale Jugendnetzwerk von
Durch imagine habe sie viele interessante Leute                terre des hommes schweiz erreichen?
kennengelernt und sich auch persönlich weiter-                 Das IYN fördert den Austausch unter jungen Menschen
entwickelt, zieht Hannah Bilanz. «Ich habe Ener-               in unseren Projekten in Afrika, Lateinamerika und der
gizer und Skills für meinen künftigen Beruf erhal-             Schweiz. Es trägt dazu bei, dass die globale Solidari-
ten und meine Selbstkenntnis erhöhen können»,                  tät unter Jugendlichen gestärkt wird, regt zum Per-
sagt sie. So habe sie zum Beispiel gemerkt, dass sie           spektivenwechsel an und gibt Mut zur Veränderung.
ausgleichend wirke, wenn die Emotionen hochge-
hen. Klar, seien in der Gruppe manchmal die «Fetzen            Warum ist das wichtig?
geflogen», verrät sie. «Wir sind halt junge, sehr en-          Durch die Globalisierung hängt die Welt zusammen.
gagierte Menschen mit eigenen Vorstellungen und                Konsum und Handel haben Auswirkungen für alle, im
Standpunkten.» Angesprochen auf die Black Lives                Norden wie im Süden. Miteinander in Kontakt sein ist
Matter-Bewegung meint sie, die Anti-Rassismus-Dis-             nur schon deshalb wichtig und sinnvoll. Doch es soll
kussion zeige, wie aktuell das Motto von imagine für           nicht nur dabei bleiben: Der gegenseitige Austausch im
Respekt und Toleranz gegenüber allen Menschen sei.             IYN erweitert den eigenen Horizont und gibt Ideen, wie
«Wir müssen das Gespräch über Vorurteile führen»,              man auf kreative Weise zu mehr Frieden und Gerech-
sagt sie. «Mir persönlich ist es wichtig, dass ich mich        tigkeit beitragen kann.
mit der Rassismusfrage auseinandersetze und eine
fundierte Meinung dazu vertreten kann.»                        Im Moment beschränkt sich das Netzwerk noch auf
                                                               den Dialog zwischen der Schweiz und Tansania.
Am gleichen Strang ziehen                                      Als nächstes wollen wir das IYN ausweiten auf Simbab-
In ihrer neuen Aufgabe im Internationalen Jugend-              we, Mosambik und Nicaragua. Dazu soll es eine digi-
netzwerk, das sich aus imagine weiterentwickelt                tale Plattform für das Peer-Learning geben, um vonei-
hat und es in dieser Form seit rund einem Jahr gibt,           nander zu lernen und gegenseitig Erfahrungen auszu-
stehen die weltweite Solidarität und das gegen-                tauschen. Der Austausch soll auch das Selbstbewusst-
seitige Lernen für Veränderung im Vordergrund.                 sein der teilnehmenden Jugendlichen stärken.
«Wir sind noch in der Aufbauphase und geben uns
die nötige Zeit, damit der Findungsprozess demo-               Aktuell kommuniziert das IYN via Microsoft Teams
kratisch ist und wir die Jugendgruppen aus un-                 und ist auf Instagram aktiv. Welche Themen wer-
seren Partnerländern im Süden nicht überrollen»,               den da besprochen?
erklärt Hannah, die unterstützt wird durch Sabin               Es geht zum Beispiel um Geschlechterrollen und glei-
Müller, Projektleiterin des International Youth                che Rechte für alle, um Benachteiligung und Rassis-
Network.                                                       mus oder um Corona-Schutzmassnahmen.

«Unser Ziel ist es, dass alle Jugendgruppen in den             Im November macht das IYN zum zweiten Mal im
Projektländern von terre des hommes schweiz im                 Global Action Month (GAM) unter dem Motto «Ge-
IYN mitmachen», sagt Hannah. Es sei spannend,                  walt? Halt!» mit. Worum geht es?
«wie unglaublich unterschiedlich unsere Kontexte               Durch den GAM und die dazugehörige Website erhal-
sind», weiss sie. Es gebe Themen wie zum Beispiel              ten junge Menschen weltweit eine Plattform, um ihre
die Sexualität, über die man nicht einfach zusam-              Anliegen und Forderungen einer breiteren Öffentlich-
men reden könne, «und wir sind auch nicht im-                  keit zugänglich zu machen. Wir wollen sie als gesell-
mer derselben Meinung».                                        schaftspolitische Akteurinnen und Akteure stärken.

Aber genau das sporne sie an, so Hannah Gasser:                Das IYN ist ein gutes Übungsfeld, um differenziert und
«Wir müssen miteinander im Gespräch bleiben,                   kritisch über die eigenen Verhältnisse nachzudenken
wenn wir einen Beitrag an eine gerechtere Welt                 und gemeinsam an Lösungen für eine gute Zukunft
leisten wollen.» Anna Wegelin                                  zu arbeiten. aw

> Weitere Informationen zum Jugendnetzwerk:                    > Weitere Informationen zum Global Action Month:
 www.terredeshommesschweiz.ch/internationales-jugendnetzwerk    www.gam-tdh.org

magazin terre des hommes schweiz Nr. 3 2020                                                                              13
UNTERNEHMENSKOOPERATIONEN

Synergien nutzen für eine bessere Welt
Auch wenn es den gesunden kritischen
Blick von gemeinnützigen Organisati-
onen auf die Privatwirtschaft braucht:
Von der Zusammenarbeit können bei-
de Seiten profitieren. Wie geht terre
des hommes schweiz dabei vor?

Seit vielen Jahren rücken Non-Profit-
Organisationen (NPO) menschenun-
würdiges Geschäftsgebaren ins öffent-
liche Bewusstsein. Heute wissen wir:
Wir können die UNO-Entwicklungs-
ziele nur erreichen, wenn Staaten, NPO
und der private Sektor zusammenar-
beiten.

Oft hängt die Rendite von Unterneh-
men immer noch von billigen Arbeits-
kräften im Ausland ab. Auch bei der
Initiative zur Konzernverantwortung
geht es letztlich um die moralische
Frage: Darf unsere Wirtschaft auf Kos-
ten der Menschen und der Umwelt
in anderen Ländern Profit schlagen?      Mit fairen Bohnen für hohen Kaffeegenuss junge Menschen in Peru stärken: (v. l.) Dina
Nein, sagen zunehmend auch Schweizer     Horowitz von der Basler Rösterei Haenowitz & Page und Sarah Kreis von terre des hommes
Unternehmerinnen und Unternehmer.        schweiz freuen sich über die Zusammenarbeit. Foto Timo Orubolo

Nachhaltige Start-ups                    ner Zusammenarbeit entschliessen.            Perspektiven für Jugendliche
Viele Start-ups begründen ihr Geschäft   Wie kann das gut gelingen und glaub-         Bei all dem ist unsere Devise: Wir wer-
gar auf dem Wunsch, sozialen und         würdig sein?                                 den dann aktiv, wenn dies die Situa-
nachhaltigen Ausgleich zu schaffen, so                                                tion für junge Menschen verbessert.
auch die Kaffeerösterei Haenowitz &      Was geht und was nicht geht                  Ob Inhaber und Angestellte, ob Part-
Page und der Elektrogeräte-Recycler      terre des hommes schweiz ermittelt           ner, Kundschaft oder Investorinnen:
Revendo, mit denen terre des hommes      nach eigenen ethischen Richtlinien für       Je mehr Menschen wir durch Unter-
schweiz zusammenarbeitet.                Firmen, ob wir eine Partnerschaft ein-       nehmenskooperationen erreichen, des-
                                         gehen. Ausgeschlossen sind beispiels-        to mehr fördert dies das verantwor-
So konnten im vergangenen Jahr bei-      weise Kooperationen mit der Waffen-,         tungsvolle Konsumverhalten und un-
spielsweise die Kundinnen und Kun-       Kriegsmaterial- und Rüstungsindus-           ser Bewusstsein, dass wir alle einen Bei-
den von Revendo den Erlös ihrer rezy-    trie oder mit Firmen mit Angeboten,          trag an eine gerechtere Welt leisten
klierten Geräte online spenden. Sie      die für Jugendliche unpassend oder           können.
konnten sowohl die Höhe des Betrags      schädlich sind.                              Sarah Kreis, Unternehmenskooperationen
selbst bestimmen als auch, wie viel
davon an unseren Nothilfefonds für       Kommt es zur Zusammenarbeit, stellt
Jugendliche gehen sollte, die im März    sich die Frage, inwiefern ein gemeinsa-      > Mehr Informationen zum Kaffee-Projekt:
2019 Opfer der verheerenden Wirbel-      mer öffentlicher Auftritt erfolgen soll.       www.terredeshommesschweiz.ch/kaffee
stürme in Mosambik geworden waren.       Ein sichtbarer Schulterschluss kann
                                         weitere Synergien schaffen, so zum Bei-      > Unternehmenskooperationen:
Von Fall zu Fall überprüfen              spiel mit gemeinsamen Aktionen am              www.terredeshommesschweiz.ch/csr
Die Zusammenarbeit von Profits mit       Verkaufspunkt der Firma: Während der
Non-Profit-Organisationen kann eine      Unternehmenspartner von unserem
Win-Win-Situation schaffen. Allerdings   positiven Image als gemeinnützige Or-
braucht es dazu nicht nur die Anstren-   ganisation profitiert und im besten Fall
gungen des Privatsektors – auch NPO      seinen Kundenstamm erweitert, kön-                             Mit dem Kaffee-Projekt in Peru
sind gefordert: Kooperationen müssen     nen wir das Bewusstsein und Verhal-                            leisten wir einen Beitrag an das
aktiv gesucht und mitgestaltet werden.   ten der Konsumentinnen und Konsu-                              UNO-Entwicklungsziel 8: Men-
In jedem einzelnen Fall überprüfen wir   menten positiv ändern und den Spen-                            schenwürdige Arbeit und Wirt-
das Unternehmen, bevor wir uns zu ei-    denkreis erweitern.                                            schaftswachstum.

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REZEPT

                        Spitzenköchin Tanja Grandits empfiehlt:

                                                                                                                                      Fotos Rezept und Coverbild Kochbuch zVg Lukas Lienhard, AT Verlag
                        «Eines meiner Lieblingsgerichte als Kind wa-
                        ren Semmelknödel mit einer cremigen Pfiffer-
                        lingssauce, wie sie meine Mutter machte. Diese
                        Spinatknödel werden durch den gemixten Spi-
                        nat herrlich grün und saftig. Entscheidend ist,
                        einen kräftigen Käse zu verwenden, damit die
                        Knödel richtig würzig werden.»

     Spinatknödel mit
  Bergkäse und Basilikum
1. Für die Knödel das Brot in kleine   Zutaten Spinatknödel
Würfel schneiden. Die Zwiebel in       500 g helles Brot oder Brötchen vom
der Butter glasig andünsten. 2. Den    Vortag (oder Toastbrot)
Spinat und die Basilikumblätter        1 grosse Zwiebel, fein gewürfelt
mit den Eiern fein mixen, mit den      50 g Butter
Brotwürfeln, Zwiebel und Käse gut      500 g Spinat
vermengen und abschmecken. Aus         1 Bund Basilikum,
dem Teig 18 Knödel formen. 3. Die      Blätter abgezupft
Knödel im Dampfeinsatz über ei-        2 Eier
nem Topf mit siedendem Wasser          160 g würziger Bergkäse, klein
oder im Steamer etwa 15 Minuten        gewürfelt
garen. 4. Für den Rahmspinat das       Salz, frisch geriebene Muskatnuss,    > Tanjas Kochbuch, persönlich signiert, für 65 Franken
Olivenöl in einem Topf erhitzen,       1 grosse Prise Nelkenpulver             inklusive Spende: bestellen@terredeshommes.ch
Zwiebel und Knoblauch darin an-
dünsten, den Spinat dazugeben,         Zutaten Rahmspinat
mit der Gemüsebrühe ablöschen          2 EL Olivenöl                           Tanja Grandits ist Botschafterin von terre des
und würzen. Aufkochen und 2 Mi-        1 Zwiebel                               hommes schweiz. Sie unterstützt das Projekt «Zu-
nuten köcheln lassen. Den Rahm         1 Knoblauchzehe                         kunftsperspektiven für Mädchen und junge Frau-
dazugeben, nochmals aufkochen          500 g frischer Spinat                   en» unserer Partnerorganisation EBLI in Tansania.
und pürieren. Die Knödel in den        200 ml Gemüsebrühe
Rahmspinat setzen und nach             200 ml Rahm                           > Mehr Informationen zum Projekt:
Wunsch ein paar frische Spinatblät-    Salz, frisch geriebene Muskatnuss       www.terredeshommesschweiz.ch/EBLI
ter darübergeben.

                                                                      Online-Workshop
                                                                      Nachlassplanung
                                                                 Donnerstag, 22. Oktober 2020, 14.30 – 16.00 Uhr

                                                                 Wegen Corona online statt persönlich!
                                                                 Nehmen Sie an unserem Online-Workshop teil. Pascal
                                                                 Vögtli, Experte VermögensZentrum Basel, informiert Sie
                                                                 zu Erbschaftsplanung und Testament. Auch unsere Ge-
                                                                 schäftsleiterin Franziska Lauper ist dabei. Keine zusätz-
                                                                 lichen Programme sind nötig. Bitte melden Sie sich an
                                                                 unter: info@terredeshommes.ch. Wir freuen uns auf Sie!

magazin terre des hommes schweiz Nr. 3 2020                                                                                             15
JUGENDPARTIZIPATION

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Céline Anaïs Gonzales, 19 Jahre, aus Binningen BL, engagiert sich bei imagine und dem Internationalen Jugendnetzwerk
von terre des hommes schweiz: «Die Black Lives Matter-Bewegung ist sehr wichtig. Rassismus gegen People of Color ist
inakzeptabel, gleiche Rechte gelten für alle. – Mein Vater kommt aus Kuba und meine Mutter aus der Schweiz. Als Kind wuss-
te ich nicht, ob ich zu den hell- oder zu den dunkelhäutigen Menschen gehörte. Heute finde ich es gut, dass ich beide
Seiten kenne. Das gibt mir eine weite Sicht auf viele Dinge. – Ich bin nie gehänselt oder diskriminiert worden wegen mei-
ner Hautfarbe, sondern wegen meines Geschlechts. Wenn ich mich in der Schule zu einer politischen Diskussion äusser-
te, meinten Mitschüler, ich solle schweigen, ich sei schliesslich eine Frau. So was macht mich hässig. – Seit gut vier Jahren
mache ich beim Jugendprojekt imagine von terre des hommes schweiz mit und seit dem letzten Sommer beim Interna-
tionalen Jugendnetzwerk. Im Moment teamsen wir einmal im Monat mit den Jugendgruppen-Delegierten aus Tansania.
Ich finde den Austausch sehr spannend. Wir lernen uns langsam besser kennen und kommunizieren auf Augenhöhe.» aw

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