Fahrplan für die Handelspolitik der EU 2014 bis 2019 - Entfaltung des vollen Handelspotenzials der EU

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Fahrplan für die Handelspolitik der EU 2014 bis 2019 - Entfaltung des vollen Handelspotenzials der EU
Free Trade. Sustainable Trade.

Fahrplan für die Handelspolitik der EU
2014 bis 2019
Entfaltung des vollen Handelspotenzials der EU
Fahrplan für die Handelspolitik der EU 2014 bis 2019 - Entfaltung des vollen Handelspotenzials der EU
FTA                                               Vorwort
     Die FTA ist Europas führender Verband für         Die öffentliche Debatte über Charakter, Rolle und die künftige Ausrichtung der
     Handelspolitik und globale Lieferketten. Die      Europäischen Union (EU) hat sich in den letzten Jahren und Monaten verstärkt
     FTA vertritt Einzelhändler, Importeure und        und fand ihren Höhepunkt im diesjährigen Wahlkampf zum Europäischen
     Markenhersteller auf politischer Ebene und        Parlament. Interessanterweise lag ein Hauptaugenmerk auf der Handelspolitik der
     gegenüber der Öffentlichkeit mit dem Ziel, den    EU, der Offenheit des Binnenmarkts und den Wirtschaftsbeziehungen zu großen
     Freihandel zu fördern und dessen Akzeptanz        Handelsblöcken wie den USA und China.
     zu stärken. Weiterhin informiert und berät
     die FTA ihre Mitglieder zu allen wichtigen        Daran ist klar zu erkennen, dass Handelspolitik nicht nur für Unternehmen und
     Handelsthemen, wie ein Arbeitsschwerpunkt         Wirtschaftsakteure von großer Bedeutung ist, sondern zunehmend auch für politische
     der Verbesserung der Nachhaltigkeit entlang der   Entscheidungsträger, Wähler und Verbraucher. Im Handel wird zu Recht ein starkes
     Lieferkette gilt.                                 Instrument zur Überwindung der gegenwärtig schwierigen Wirtschaftssituation
                                                       in Europa festgemacht. Weiterhin steht dabei auch die Funktionsweise der
                                                       internationalen Lieferkette und die Rolle der verschiedenen Wirtschaftsbeteiligten
                                                       entlang der Wertschöpfungskette im Mittelpunkt.
     Eckdaten
                                                       Wie jeder andere Sektor hängt auch der Handel von günstigen politischen und
                                                       wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ab. Globale Lieferketten und wachsende
     •   1.392 Mitgliedsunternehmen
                                                       wirtschaftliche Verflechtungen machen es den Gesetzgebern schwerer denn je,
     •     704 Milliarden Umsatz (kombiniert)          mit diesen dynamischen Bewegungen Schritt zu halten. Zum Erhalt ihrer Position
     •   3 Millionen Beschäftigte                      als erster Wirtschaftsmacht der Welt muss die EU sowohl mehr Anreize für ein
     •   12 nationale Verbände                         geschäftsfreundliches Umfeld in Europa und Drittstaaten schaffen als auch den
     •   30 Länder                                     weltweiten Austausch von Waren und Dienstleistungen erleichtern.

                                                       Das globale Wirtschaftswachstum findet derzeit in erster Linie außerhalb Europas statt.
                                                       Diese schlichte Tatsache muss zur Einsicht führen, dass wir den Handel mit der Welt
                                                       befördern und zugleich den Protektionismus bekämpfen müssen. Die vier in diesem
                                                       Fahrplan beschriebenen Ziele sollen der EU als Wegweiser dienen, um die eigene
                                                       Wettbewerbsfähigkeit und die Teilhabe am schnellen globalen Wachstum zu sichern:

                                                       •   Klare Werte und Prinzipien
                                                       •   Ehrgeizige Handelsgespräche
                                                       •   Modernisierung der Handelsregeln
                                                       •   Freier Handel und Nachhaltigkeit als Tandem

                                                       Dieser Fahrplan ist Ausdruck unserer Prinzipien und Werte und spiegelt die
                                                       wirtschaftlichen Notwendigkeiten in einer Welt globaler Handelsströme wider. Wir
                                                       präsentieren mit dieser Programmatik unsere Vision für die nächsten fünf Jahre und
                                                       für eine starke gemeinschaftliche Handelspolitik mit ehrgeizigen Zielen. Es ist unsere
                                                       feste Überzeugung, dass Europa von freiem und nachhaltigem Handel profitiert.

                                                       Juni 2014

                                                                                Ferry den Hoed                                Jan Eggert
                                                                                Präsident                                     Generaldirektor

2                                                                                        Fahrplan für die EU-Handelspolitik 2014 bis 2019
Fahrplan für die Handelspolitik der EU 2014 bis 2019 - Entfaltung des vollen Handelspotenzials der EU
Die Handelspolitik der EU                                             Die kommenden
von 2009 bis 2014: Erfolg                                             Jahre: Freihandel ist
mit Einschränkungen                                                   Schlüssel zum Erfolg
Wesentliche Fortschritte von 2009 bis                                 2014 ist mit Blick auf die Europawahlen und die Neubesetzung
                                                                      der Europäischen Kommission ein Jahr der politischen
2014 aus Sicht des Handels:                                           Veränderungen innerhalb der EU. Mit dem Vertrag von Lissabon
                                                                      wurden die Kompetenzen der EU erheblich ausgeweitet, und
                                                                      das Europäische Parlament wurde in fast allen Politikfeldern
INTERNATIONALE EBENE                                                  den Mitgliedsstaaten gleichgestellt. Aus diesem Grund ist eine
• Starke Unterstützung der Doha-Entwicklungsrunde der WTO             stärkere gegenseitige Zusammenarbeit und Kontrolle der
  durch die EU und Unterzeichnung des WTO-Abkommens zu                europäischen Institutionen erforderlich.
  Handelserleichterungen
                                                                      Die EU versucht trotz der anhaltenden Wirkung der Finanz- und
• Mehrere Runden für ein plurilaterales Abkommen über den Handel
                                                                      Wirtschaftskrise auf den Wachstumspfad zurückzukehren.
  mit Dienstleistungen (TiSA)
                                                                      Das Europäische Parlament und die Europäische Kommission
                                                                      werden in ihrer neuen Zusammensetzung zusammen mit den
BILATERALE VERHANDLUNGEN                                              EU-Mitgliedsstaaten Antworten auf die Herausforderungen der
• Abschluss von Freihandelsabkommen mit Südkorea, Kolumbien,          wirtschaftlichen Stagnation und hohen Arbeitslosigkeit finden
  Peru und sechs Ländern Mittelamerikas                               müssen. Priorität sollte dabei dem Weg wirtschaftlicher und
• Abschluss (keine Anwendung) von Freihandelsabkommen mit             politischer Reformen zukommen.
  Georgien, Moldawien und der Ukraine sowie mit Kanada und Singapur
                                                                      Ein Teil der Lösung ist augenscheinlich: Der internationale
• Laufende Verhandlungen für Freihandelsabkommen mit Vietnam,
                                                                      Handel ist ein wichtiger Wachstumsmotor und sollte
  Thailand und Malaysia sowie mit Japan und den USA
                                                                      folglich zentraler Baustein der Strategie zur Überwindung
• Aufnahme von Gesprächen über Investitionsabkommen mit China,        der gegenwärtigen Krise sein. Wir fordern die europäischen
  Singapur und Myanmar/Birma                                          Entscheidungsträger deshalb auf, für eine ehrgeizige
                                                                      handelspolitische Agenda und die Vision offener Märkte
EUROPÄISCHE GESETZGEBUNG                                              einzustehen.
• Erfolgreiche Reform des Allgemeinen Präferenzsystems (APS)
• Wiederaufnahme von Myanmar in das APS-System und APS+-
  Präferenzen für Pakistan                                            Die Ziele der FTA
   Aber...                                                                                      STARKE
   Die Situation ist keineswegs zufriedenstellend. Die                                          WERTE
   Außenwirtschaftspolitik der EU muss in vielen Bereichen eine
   Neuausrichtung erfahren und sich vermehrt an ambitionierteren
   Zielen messen, die im Einklang mit den Prinzipien der
   ökonomischen Offenheit und Transparenz stehen müssen.

   Bei genauerer Betrachtung offenbaren sich deutliche Schwächen:           WIRKSAME                      AMBITIONIERTE
   • Kein Ende der Doha-Runde der WTO in Sicht                            NACHHALTIGKEIT                HANDELSABKOMMEN
   • Stockende Handelsgespräche mit Indien, dem Mercosur und
     Ländern Afrikas sowie Rückschläge bei den Verhandlungen
     eines interregionalen Abkommens zwischen der EU und ASEAN
   • Scheitern der lange erwarteten Modernisierung der
     EU-Handelsschutzinstrumente                                                            MODERNE
   • Anhaltende Irritationen und Verzögerungen beim                                     RECHTSVORSCHRIFTEN
     Modernisierten Zollkodex (nicht zur Anwendung gekommen)
   • Teile der vorgeschlagenen Durchführungsrechtsakte und
     delegierten Rechtsakte zum Unionszollkodex sind klar zum
     Nachteil von Unternehmen gehalten

Entfaltung des vollen Handelspotenzials der EU3
1   Klare Werte und Prinzipien
         Die gemeinschaftliche Handelspolitik sollte von Werten
         geleitet sein, die im Einklag mit dem Ziel starker weltweiter
         Handelsbeziehungen stehen. Handel ist von tragender
         Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung Europas.
         • HANDEL SPIELT EINE ERHEBLICHE ROLLE FÜR DIE                              für die europäische Wirtschaft anerkennen. In Zeiten
           GENERIERUNG VON WOHLSTAND und Arbeitsplätzen                             globaler Wertschöpfungsketten sind Einfuhren
           sowie für eine nachhaltige soziale Entwicklung.                          und Ausfuhren eng miteinander verflochten. Eine
           Zwischen 1980 und 2010 ist der Welthandel um                             merkantilistische Politik ist zum Scheitern verurteilt.
           ein Siebenfaches gewachsen – sehr zum Vorteil                            Hinzu kommt, dass europäische Verbraucher heute
           aller Länder mit offenen Grenzen. Viele europäische                      einfacherer Zugang zu einer größeren Vielfalt an
           Unternehmen haben die Herausforderung des                                Produkten zu niedrigeren Preisen genießen.
           gestiegenen internationalen Wettbewerbs
           angenommen und können sich heute erfolgreich in
                                                                                 • PROTEKTIONISMUS IST DIE FALSCHE POLITISCHE
           einer immer stärker globalisierten Welt behaupten.
                                                                                   ENTSCHEIDUNG: Viele Wirtschaftssektoren sind auf
           Dabei ist es von maßgeblicher Bedeutung
                                                                                   Handel ausgerichtet und hängen zunehmend von
           anzumerken, dass wirtschaftliche und soziale
                                                                                   Geschäftsbeziehungen außerhalb des Binnenmarkts
           Gewinne nicht etwa nur auf Seiten der westlichen
                                                                                   ab. Protektionismus an den europäischen Grenzen
           Unternehmen zu verzeichnen sind, sondern dass
                                                                                   wird automatisch zu Gegenmaßnahmen und
           alle Wirtschaftsbeteiligten entlang der Lieferketten,
                                                                                   verschlossenen Export- und Investitionsmärkten
           einschließlich Herstellern und Dienstleistern in
                                                                                   führen. Die Beschränkung von Einfuhren würde die
           Entwicklungsländern, profitieren.
                                                                                   Kosten für europäische Unternehmen signifikant
                                                                                   anheben und einen Verlust der Wettbewerbsfähigkeit
         • HANDEL BESTEHT AUS EINFUHREN UND AUSFUHREN:                             nach sich ziehen. Verbraucher müssten höhere Preise
           Die EU sollte deutlicher die Bedeutung von Importen                     zahlen bei einer gleichzeitig veringerten Auswahl.

          Anteil des Warenhandels am BIP insgesamt
          Die Ein- und Ausfuhr von Waren trägt immer stärker zur Gesamtwirtschaftsleistung der EU bei (31,7% BIP-Anteil im Jahr 1960 im Vergleich zu
          64,5 % im Jahr 2010). Die EU hängt weit stärker vom internationalen Handel ab als die USA.

          70%     EU USA
          60%

          50%

          40%

          30%

          20%

          10%

          0%
                 1960                     1970                     1980                      1990                     2000                      2010

         Quelle: Welthandelsorganisation, WTO

4                                                                                     Fahrplan für die EU-Handelspolitik 2014 bis 2019
2       Ambitionierte Handelsabkommen
         Das heutige Wirtschaftswachstum findet außerhalb Europas
         statt. Eine aktive Verhandlungspolitik und der Abschluss von
         Handelsabkommen begünstigen ökonomische Zusammenarbeit
         und unterstützen europäische Unternehmen in deren
         Bestrebungen nach vertieften Geschäftsbeziehungen weltweit.
         • WIRTSCHAFTSAKTEURE WARTEN UNGEDULDIG                      auch auf die Erfahrungen der Schweiz und Islands
           AUF FORTSCHRITTE BEI DER WTO: Die                         zurückgreifen würde.
           Welthandelsorganisation (WTO) ist die ideale Plattform
           zur Bewältigung der Herausforderungen einer
           zunehmend komplexen und internationalisierten
           Weltwirtschaft. Gleichzeitig ist das derzeitige            Im Hinblick auf den verhaltenen Fortschritt der
           Regelwerk der WTO nicht gewappnet, auf die sich rapide     Doha-Runde führt die EU zunehmend bilaterale
           wandelnden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu           und regionale Handelsgespräche.
           reagieren. Die EU sollte sich weiterhin entschieden für
           die erfolgreiche Beendigung der Doha-Runde einsetzen.
           Im Falle eines Scheiterns dieses Verhandlungszykluses      WELCHEN NUTZEN HABEN EUROPÄISCHE UNTER-
           sollte die EU eine völlig neue Runde mit neuen Zielen      NEHMEN VON EU-HANDELSABKOMMEN?
           und frischen Ambitionen ins Auge fassen.                   • Zölle: Senkung oder Abschaffung von Zöllen
                                                                      • Nichttarifäre Handelshemmnisse: Abbau
         • REDUZIERUNG DER HANDELSKOSTEN DURCH                          von technischen Handelsschranken (z. B.
           BILATERALE ABKOMMEN: Uneingeschränkte                        Standards)
           Unterstützung muss Verhandlungen für umfangreiche          • Handelsregeln: Umsetzung einfacher
           Freihandelsabkommen zukommen – besonders                     Gesetzgebung und Schutz von geistigem
           mit aufstrebenden Märkten wie Vietnam,                       Eigentum
           Indien und Thailand. Auch die interregionalen              • Marktzugang: Erleichterung von Investitionen
           Handelsgespräche mit den ASEAN-Staaten sowie                 und Geschäftsniederlassungen
           mit den USA müssen Vorrang genießen. Angesichts
           begrenzter Ressourcen sollten die europäischen
                                                                      Handelsabkommen generieren Wirtschafts-
           Institutionen Personalkapazitäten aus stockenden
                                                                      wachstum und schaffen Arbeitsplätzen.
           Verhandlungsprozessen abziehen (z. B. mit dem
                                                                      Dennoch sollte die von Freihandelsabkommen
           Mercosur und den Golfstaaten) und auf wichtigere
                                                                      ausgehende Wirkung nicht missverstanden
           und relevantere Abkommen konzentrieren.
                                                                      werden.
           Und schließlich werden starke Instrumente zur
           Umsetzung beschlossener Abkommen benötigt,
           damit Wirtschaftsakteure den vollen Nutzen aus
                                                                      FREIHANDELSABKOMMEN HABEN NICHT ZUR
           diesen ziehen können – die Erfahrung zeigt, dass
                                                                      FOLGE, DASS...
           Vertragsbestimmungen nicht immer zwangsläufig
           Anwendung finden.                                          • Rechtsvorschriften gegen den Willen eines
                                                                        Unterzeichners erzwungen werden
                                                                      • die Rechte eines Landes beschnitten werden,
         • AUSBAU DER BEZIEHUNGEN ZU CHINA: Der Handel
                                                                        legitime politische Zielsetzungen zu verfolgen
           unterstützt die laufenden Verhandlungen für ein
                                                                        (z. B. Arbeitsrechte, soziale Angelegenheiten,
           Investitionsabkommen zwischen der EU und China.
                                                                        Tierschutz)
           Um die wirtschaftliche Kooperation mit China,
           dem zweitgrößten Wirtschaftspartner der EU, zu             • Gesundheits-, Umwelt- und Produktsicher-
           vertiefen, sollte eine Machbarkeitsstudie für ein            heitsstandards herabgesetzt werden
           Freihandelsabkommen durchgeführt werden, die

Entfaltung des vollen Handelspotenzials der EU5
3   Modernisierung der Handelsregeln
         Die europäische Handelsgesetzgebung ist zum Teil nicht
         zeitgemäß und wird den tief greifenden und schnellen
         Veränderungen des Welthandels nicht mehr gerecht.
         Deshalb ist eine Überarbeitung des EU-Handelsrechts
         erforderlich. Gesetzgebung sollte den Handel erleichtern,
         nicht aber behindern.
         • EIN TRANSPARENTES ANTIDUMPINGSYSTEM: Die                    vorgesehen, das weiterhin nicht genügend zusätzliche
           derzeitige Antidumpinggesetzgebung der EU,                  Vorteile bietet. Ein übergeordnetes Ziel der EU sollte
           die kaum Transparenz und Vorhersehbarkeit                   sein, die Europäische Freihandelsassoziation (EFTA)
           gewährleistet, muss substantiell reformiert werden.         voll in die Zollunion zu integrieren, um den freien
           Viele Verfahren scheinen „politisiert“, wie etwa der        Warenverkehr aus Drittländern zwischen der EU und
           Streit zu Solarmodulen gezeigt hat. Die EU sollte           der EFTA zu ermöglichen.
           die Prinzipien der sogenannten „administrativen
           Schutzverfügung“ (Administrative Protection Order,
                                                                     • EINE ANGEMESSENE UND REALISTISCHE
           APO) einführen, das in den USA seit mehr als 30
                                                                       GESETZGEBUNG: Es ist ein selbstverständliches
           Jahren erfolgreich Anwendung findet. Dieses System
                                                                       Anliegen des Handels, nur sichere Produkte auf
           gewährt von Antidumpingverfahren betroffenen
                                                                       den EU-Markt zu bringen und Bemühungen zu
           Parteien uneingeschränkte Akteneinsicht.
                                                                       unterstützen, gefährliche Waren einfach aus dem
                                                                       Verkehr zu nehmen. Von entscheidender Bedeutung
         • EINFACHE URSPRUNGSREGELN FÖRDERN: Die                       ist jedoch, eine annehmbare Balance zu finden
           wirtschaftliche Realität globaler Lieferketten, auf den     zwischen einer Verbesserung des Verbraucher- und
           Punkt gebracht in der Formel „Made in the world“,           Umweltschutzes einerseits und der Vermeidung
           sollte zu einer Vereinfachung der EU-Ursprungsregeln        zusätzlicher Belastungen und Kosten für Unternehmer
           führen. Das derzeitige, von großer Komplexität              andererseits. Der mögliche Nutzen sollte die
           geprägte System ist schwerfällig und zeitaufwändig.         nachteiligen Auswirkungen deutlich übertreffen – das
           Um eine drastische Vereinfachung von Zollerklärungen        „Produktsicherheitspaket“ ist eben aufgrund seiner
           und Kostensenkung zu erreichen, empfiehlt sich die          Unausgewogenheit gescheitert.
           systematische Anwendung der nicht-präferenziellen
           Ursprungsregeln, denen zufolge die letzte wesentliche
                                                                     • DIE AUSSENWIRKUNG INTERNER
           Be- oder Verarbeitung ausschlaggebend wäre.
                                                                       RECHTSVORSCHRIFTEN BEACHTEN: Aufgrund der
                                                                       Größe ihres Marktes zwingt die EU ihr System
         • STEIGERUNG DES MEHRWERTS DER EU-ZOLLUNION:                  von Standards, Regeln und technischen Verfahren
           Der neue Zollkodex der Union findet ab Juni 2016            indirekt auch vielen Handelspartner auf. Der
           Anwendung. Um zu einem wirkungsvollen Instrument            Wirkung der europäischen Gesetze nach außen wird
           zu werden, sollte der Durchführungsrechtsakt den            dabei wenig Beachtung geschenkt – während der
           Bedürfnissen von Unternehmen Rechnung tragen. Ein           Diskussion um die Chemikalienverordnung REACH
           Wegfall der derzeit geltenden Vorerwerbsregel (First        wurde keine ausreichend fundierte Einschätzung
           Sale) und die Erhebung von Zöllen auf Lizenzgebühren        ihrer Auswirkungen auf die globalen Lieferketten
           wäre eine schwere Belastung für alle vom Import- und        vorgenommen. Die EU sollte den Wildwuchs neuer
           Exportgeschäft abhängigen Unternehmen. Darüber              technischer Hindernisse für Einfuhren nach Europa
           hinaus sind im Unionszollkodex immer noch keine             unterbinden und stattdessen eine weitgehende
           wesentlichen Verbesserungen für das Konzept                 Harmonisierung von Normen und Regeln auf
           des „Zugelassenen Wirtschaftsbeteiligten“ (AEO)             multilateraler Ebene anstreben.

6                                                                       Fahrplan für die EU-Handelspolitik 2014 bis 2019
4       Freier Handel und
         Nachhaltigkeit als Tandem
         Nachhaltigkeit ist von zunehmender Bedeutung für die
         Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen. Dieser Philosophie
         folgt der europäische Handel seit vielen Jahren. Zugleich
         lohnt es zu wiederholen, dass Nachhaltigkeit im Handel nur
         denkbar ist, wenn Handel auch stattfindet. Forderungen nach
         verbindlichen Maßnahmen bezüglich der Verantwortung in
         Lieferketten liegen falsche Überlegungen zugrunde.
         • PRIORITÄT FÜR HANDELSZIELE: Die Handelspolitik             sozialer Verantwortung von Unternehmen (CSR).
           spielt eine zentrale Rolle in der Gesamtstrategie          Eine Veränderung des freiwilligen Charakters von
           der EU zur Gestaltung der Globalisierung und der           CSR durch die Einführung verbindlicher Regeln würde
           Propagierung von Werten. Seit einigen Jahren besteht       auf Kosten der Flexibilität gehen, administrative
           allerdings eine deutliche Tendenz, besonders im            Hemmnisse und Mehrkosten erzeugen und damit die
           Europäischen Parlament, gesellschaftliche Anliegen         positive Wirkung von CSR verringern.
           wie Arbeitsrechte, Soziales und Umweltschutz
           stärker zu gewichten als originäre handelspolitische
                                                                    • UNTERSTÜTZUNG VON BESTEHENDEN
           Vorgaben. Zwar sollte der Dialog um die Akzeptanz von
                                                                      NACHHALTIGKEITSINITIATIVEN: Es versteht
           Nachhaltigkeitszielen weiterhin fester Bestandteil der
                                                                      sich von selbst, dass unternehmensgestützte
           europäischen Außenwirtschaftspolitik bleiben, doch
                                                                      Nachhaltigkeitsprogramme nicht ausreichen können,
           sollte dabei nicht aus dem Blick verloren werden, dass
                                                                      um soziale und ökonomische Fehlentwicklungen zu
           das Hauptmotiv der Handelspolitik die Erleichterung
                                                                      unterbinden. Der Handelssektor ist jedoch überzeugt
           von Geschäftstätigkeiten ist.
                                                                      davon, dass Freihandel im Zusammenspiel mit
                                                                      CSR-Projekten eine wichtige Rolle zur Förderung
         • CSR SOLLTE FREIWILLIG BLEIBEN: Der Handelssektor           von Wirtschaftswachstum und zur Armutslinderung
           hat angesichts seines erfolgreichen und                    in Entwicklungsländern spielen. Die EU sollte
           langjährigen Einsatzes für die Verbesserung von            deshalb bestehende Programme zur Einhaltung von
           Sozial- und Umweltstandards in der internationalen         Sozialstandards unterstützen und zu einer verstärkten
           Wertschöpfungskette ein besonderes Interesse an            Wahrnehmung dieser CSR-Aktivitäten beitragen.

            Business Social                                            Business Environmental
            Compliance Initiative                                      Performance Initiative

            BSCI ist eine freiwillige Initiative für                   BEPI ist eine operative Plattform zur Verbesse-
            Unternehmen, die der Verbesserung der                      rung der Umweltstandards in Produktionsstätten
            Arbeitsbedingungen in der globalen Lieferkette             und landwirtschaftlichen Betrieben weltweit.
            verpflichtet sind.
                                                                       BEPI bietet ein praktisches Rahmenwerk, das
            Die BSCI vereinigt ca. 1.300 Unternehmen zu                Unternehmen aller Branchen dabei unterstützt,
            einem gemeinsamen Verhaltenskodex und                      die Umweltauswirkungen ihrer Tätigkeit sowie ihre
            unterstützt ihre Mitglieder beim Aufbau von ethisch        Geschäftsrisiken zu verringern.
            verantwortungsvollen Lieferketten.                         www.bepi-intl.org
            www.bsci-intl.org

Entfaltung des vollen Handelspotenzials der EU7
Free Trade. Sustainable Trade.

HERAUSGEBER                  Foreign Trade Association (FTA)
© FTA, Juni 2014             Avenue de Cortenbergh 172
Foreign Trade Association,   1000 Brüssel
Brüssel, Belgien
Fotos: Fotolia               Belgien
Alle Rechte vorbehalten.     Tel. +32 2 762 05 51
Nachdruck, auch              Fax +32 2 762 75 06
auszugsweise, nur mit        info@fta-intl.org
Genehmigung der FTA.         www.fta-intl.org
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