Fairness LEITLINIE FÜR - REWE Group
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LEITLINIE FÜR Fairness
INHALT Unter Fairness verstehen wir die Achtung und Stärkung von Menschenrechten und die Verbesserung von Arbeitsbedingungen sowie I. VERSTÄNDNIS UND GELTUNGSBEREICH .. .. .. .. .. .4 die Förderung eines II. ANSATZ FÜR FAIRERE LIEFERKETTEN . . . . . . . . . . . . . . 6 2.1 Risikoanalyse der Lieferketten . . fairen Handels. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 2.2 Ableitung von Fokusrohstoffen und Schwerpunktthemen .. .9 2.2.1 Fokusrohstoffe und Risikoländer .. .. .. .. .. .. .. .. .. 9 2.2.2 Kinder- und Zwangsarbeit .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. 12 2.2.3 Existenzsicherndes Einkommen .. .. .. .. .. .. .. .. .. 14 2.3 Umsetzung von Maßnahmen .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. 15 2.3.1 Internes Management . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 2.3.2 Lieferkettenmanagement . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 2.3.3 Stakeholder Management .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. 24 2.4 Regelmäßige Berichterstattung .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. 26 III. ZIELE .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. 26 Quellenverzeichnis .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. 27
4 · REWE Group · Leitlinie für Fairness REWE Group · Leitlinie für Fairness · 5 I. V ERSTÄNDNIS UND Die vorliegende Leitlinie beleuchtet in diesem Zuge das Management des Hand- lungsfeldes Fairness in den Lieferketten der Eigenmarkenprodukte. Unter Fairness GELTUNGSBEREICH versteht die REWE Group die Achtung und Stärkung von Menschenrechten und die Verbesserung von Arbeitsbedingungen sowie die Förderung eines fairen Handels. Als international führendes Handels- und Touristikunternehmen weiß die REWE Die REWE Group ist überzeugt, dass das Unternehmen und seine globalen Liefer- Group um ihre besondere Rolle als Mittler zwischen Herstellern, Dienstleistern und Kon- ketten langfristig nur Bestand haben können, wenn direkt und indirekt Beschäftigte so- sumenten. Die Herstellung der REWE Group-Eigenmarkenprodukte hat Auswirkungen wie Rohstoffproduzenten vom Handel profitieren. Die fairere Gestaltung von Lieferketten auf Mensch (sozial), Tier und Natur (ökologisch). Die Kunden der REWE Group setzen ist ein besonderer Schwerpunkt der REWE Group, da das Unternehmen in vielen Län- voraus und sollen darauf vertrauen können, dass sich die REWE Group als Handelsunter- dern tätig ist, in denen die staatlichen Rahmenbedingungen zum Schutz der Menschen- nehmen der Verantwortung in den Lieferketten ihrer Eigenmarken bewusst ist und sich rechte unzureichend sind. Vor diesem Hintergrund wurde die vorliegende Leitlinie zum den Auswirkungen annimmt. Thema Fairness verfasst, die einen Baustein bei der Umsetzung der menschenrechtli- In ihrer „Leitlinie für Nachhaltiges Wirtschaften“ bekennt sich die REWE Group zu chen Sorgfaltspflicht darstellt. ihrer Verantwortung für Gesellschaft und Umwelt. Die darin beschriebene Wertebasis ist Der Geltungsbereich der Leitlinie umfasst alle Lieferketten für Eigenmarken der Grundlage des verantwortlichen Handelns des Unternehmens (REWE Group, 2011). REWE Group, die in Deutschland bei REWE, PENNY und toom Baumarkt vertrieben Für die Eigenmarken der REWE Group werden diese Werte ergänzend in der Strategie werden. Die vorliegende Leitlinie definiert einen verbindlichen Handlungsrahmen für die „Grüne Produkte“ (REWE Group, 2018) konkretisiert. Die Strategie wird durch einen REWE Group und die Geschäftsbeziehungen mit Vertragspartnern in diesen Lieferketten. umfangreichen Managementansatz umgesetzt, welcher die Prinzipien und Instrumente Festgelegte Anforderungen und Ziele werden konsequent überprüft, bei Bedarf werden zur Durchführung der Maßnahmen definiert. Alle Ebenen des Managementansatzes neue Maßnahmen sowie Ziele vereinbart. Darüber hinaus wird die Leitlinie auf Basis orientieren sich inhaltlich an den drei definierten Handlungsfeldern: aktueller Trends und Entwicklungen aktualisiert. • Ressourcenschonung, Die REWE Group richtet ihr Handeln an folgenden international gültigen Standards • Fairness und und Richtlinien aus: • Tierwohl. • die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen (UN) • die Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte der Vereinten Nationen (UNGP) • die Konventionen und Empfehlungen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) Strategie zu Arbeits- und Sozialstandards Grüne Produkte • die Prinzipien des Global Compact der Vereinten Nationen (UNGC) • die UN-Kinderrechtskonvention • die UN-Konvention zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau • die Leitsätze der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) für multinationale Unternehmen sowie Abbildung 1: Handlungsfelder der Säule „Grüne Produkte“ • die Forced Labour Priority Principles des Consumer Good Forum (CGF)
6 · REWE Group · Leitlinie für Fairness REWE Group · Leitlinie für Fairness · 7 Der Mensch steht im II. A NSATZ FÜR FAIRERE Mittelpunkt des REWE LIEFERKETTEN Group-Prozesses für fairere Den Kern des Aufbaus fairerer Lieferketten bei der REWE Group bildet ein vierstufiger Prozess. Dieser dient dazu, potenziell nachteilige Auswirkungen des Lieferketten unternehmerischen Handelns auf die Menschenrechte systematisch zu er- mitteln, zu minimieren und zu verhindern (vgl. auch Abb. 2): Schritt 1: Mit ausführlichen Risiko- und Hotspotanalysen werden Auswirkungen identifiziert (Kapitel 2.1). Schritt 2: Aus den im ersten Schritt gewonnenen Erkenntnissen leiten sich Fokusrohstoffe und Schwerpunkthemen ab (Kapitel 2.2). Wir sind uns unserer Verantwortung Wir planen umsichtig: Wir analysieren bewusst: Unser Ziel ist die Stärkung die Risiken in unseren Lieferketten Schritt 3: Die Fokusrohstoffe und Schwerpunktthemen werden mit entspre- von Menschenrechten und die Ver- besserung der Arbeitsbedingungen kontinuierlich und nehmen unsere Sorgfaltspflicht ernst. chenden Maßnahmen bearbeitet, um negativen Effekten entgegenzuwirken. in unseren Lieferketten. 1. Risikoanalyse Diese Maßnahmen werden durch einen Managementansatz auf drei verschie- denen Ebenen umgesetzt (Kapitel 2.3): nes Manageme ter nt In • Innerhalb des Unternehmens: beispielsweise durch Schulung von Einkäufern (internes Management – Kapitel 2.3.1) Stakeholder ement • In der Lieferkette: beispielsweise durch Anforderungen an Lieferanten, den anag Einkauf zertifizierter Rohstoffe oder Projekte 4. Monitoring (Lieferkettenmanagement – Kapitel 2.3.2) 2. Ableitung von nm Ma und Reporting Fokusrohstoffen und e n ag t et Schwerpunktthemen • Über die eigene Lieferkette hinaus: beispielsweise durch die Weiterent- em erk ent Lief wicklung von Standardorganisationen (Stakeholder Management – Kapitel 2.3.3) Wir packen an: Durch Kooperationen Wir stehen sicher: Wir stellen ver- (mit Lieferanten,Brancheninitiativen bindliche Anforderungen an unsere und Zivilgesellschaft), Projekte und Schritt 4: Die durchgeführten Aktivitäten werden überwacht und evaluiert. Die Lieferanten und Produzenten und Trainings unterstützen wir die kontrollieren diese. Umsetzung von Verbesserung in Erkenntnisse aus dem Monitoring fließen in die Weiterentwicklung der Maßnah- unseren Lieferketten men ein (Kapitel 2.4). 3. Umsetzung der Anforderungen und Maßnahmen Abbildung 2: REWE Group Prozess für fairere Lieferketten
8 · REWE Group · Leitlinie für Fairness REWE Group · Leitlinie für Fairness · 9 2.1 Risikoanalyse der Lieferketten 2.2 Ableitung von Fokusroh- Die REWE Group bewertet kontinuierlich die Risiken von Menschenrechtsverletzungen stoffen und Schwerpunkt- in ihren Lieferketten. Einerseits basieren diese Analysen auf externen, speziell für die themen REWE Group angefertigten Hot-Spot-Analysen zu Warenbereichen, spezifischen Pro- Auf Basis der durchgeführten Risiko- und Hot- dukten oder Rohstofflieferketten. Andererseits wird die Einschätzung und Erfahrung der Spot-Analysen wurden Fokusrohstoffe sowie verantwortlichen Mitarbeiter und des externen Stakeholderbeirates für Nachhaltigkeit Schwerpunktthemen definiert, bei denen das Insbesondere in den berücksichtigt – diese sind Experten in ihrem jeweiligen Themenbereich und stehen Handeln der REWE Group bedeutende Aus- Lieferkettenstufen des in ständigem Kontakt mit Stakeholdern wie zivilgesellschaftlichen Organisationen oder wirkungen auf Menschenrechte hat. Lieferanten. ROHSTOFF- Wo es sinnvoll ist, wird die REWE Group im Rahmen des NH-Berichts weitere Informatio- nen zu einzelnen produkt- oder rohstoffspezifischen Analysen in Bezug auf Menschen- ANBAUS 2.2.1 Fokusrohstoffe und Risikoländer Insbesondere in den Lieferkettenstufen des rechtsthemen veröffentlichen. und der Verarbeitung liegt ein Rohstoffanbaus und der Verarbeitung liegt ein Anfang 2017 führte die REWE Group eine umfassende Input-Output-Risikoanalyse zur Strategieausrichtung durch. Diese bestand sowohl aus qualitativen als auch aus quan- ERHÖHTES erhöhtes Risiko der Missachtung von Arbeits- und Sozialstandards. Sie stehen daher im Fokus der titativen Elementen. Im Rahmen der qualitativen Untersuchung wurden Studien und RISIKO Aktivitäten der REWE Group. Reports ausgewertet und Interviews mit Einkäufern und Nichtregierungsorganisationen der Missachtung Auf Basis der Risikoanalyse wurden folgende geführt, um wesentliche Nachhaltigkeitsthemen entlang der Wertschöpfungsketten zu von Arbeits- und Sozialstandards. kritische Rohstoffe im Zusammenhang mit dem ermitteln. Der quantitativen Analyse lag ein makroökonomisches Modell zugrunde. Handlungsfeld Fairness definiert: Kaffee, Kakao, Dabei wurden REWE Group-spezifische Einkaufsdaten mit Informationen über Sie stehen daher im Tee, Palmöl, Fisch, Obst und Gemüse allgemein Produktions- und Ursprungsländer verknüpft. mit besonderem Fokus auf Bananen und Ananas FOKUS DER sowie Baumwolle und Textilien und Natursteine. AKTIVITÄTEN Für die Lieferkettenstufe der Verarbeitung orien- der REWE Group. tiert sich die REWE Group an der Einschätzung von amfori: Diese Risikobewertung für Länder beruht auf den Governance-Indikatoren der Weltbank so- wie weiteren Indizes und wird jährlich aktualisiert. Die Risikoanalyse zeigt zudem, dass die Fairness- Risiken in den Lieferketten der REWE Group über die Rohstoffe und die Verarbeitung hinweg häufig ähnlich sind.
Baumwolle Baumwolle Fisch Fisch Kaffee Kaffee Kakao Kakao Orangensaft Orangensaft Deutschland Norwegen Türkei Russland Hauptbezugsländer Weltkarte mit PalmölPalmöl Tee Tee Obst und Bananen Obst und GemüseGemüse Bananen Naturstein AnanasBananen Niederlande Spanien Italien Belgien derBSCI Fokusrohstoffe der Risikoländern Länder mit Länder mit hohem Risiko hohem Risiko Länder mit Länder mit niedrigem Risiko niedrigem Risiko keine prioritären prioritären Sourcing-Länder Sourcing-Länder REWE Group und Fokusrohstoffen China Thailand USA Indien Vietnam Mexiko Malaysia Indonesien Nicaragua Malediven Dominikanische Republik Costa Rica Ecuador Peru Kolumbien Marokko Ghana Kenia Panama Brasilien Elfenbeinküste Burkina Faso Sambia Identifizierte Fairness-Risiken in den Lieferketten der REWE Group Vereinigungsfreiheit Kinderarbeit Zwangsarbeit Diskriminierung und Recht auf Existenzsicherndes Überstunden Arbeitssicherheit Kollektivverhandlungen Einkommen Als Kinderarbeit gilt, wenn Kinder unter 13 Jahren Zwangsarbeit äußert sich häufig durch eine Das gesetzliche Verbot zur Diskriminierung Gesetzliche Arbeitszeiten variieren abhängig Trotz gesetzlicher Vorgaben bezüglich des mehr als einige Stunden pro Woche leichte Arbeit Einschränkung der Bewegungsfreiheit, das aufgrund von Geschlecht, Rasse, Hautfarbe, Ein existenzsicherndes Einkommen ermöglicht einen vom Produktionsland. Geringe Einkommen, Gesundheitsschutzes und der Sicherheitsstan- verrichten oder Kinder unter 15 Jahren eine Einbehalten des Lohns und der Personalpapiere Sprache, Religion, politischer Anschauung, Das Recht auf Vereinigungsfreiheit und angemessenen Lebensstandard. Die Höhe eines fluktuierende Nachfrage, kurze Lieferzeiten, dards treten immer wieder Verstöße auf. gefährliche oder belastende Arbeit verrichten. sowie Verschuldung gegenüber dem Arbeitgeber nationaler oder sozialer Herkunft oder Kollektivverhandlungen wird auch heute noch in existenzsichernden Einkommens ist abhängig vom sinkende Preise und verstärkter Wettbewerb tragen In vielen Risikoländern wird das Verbot von oder einer Arbeitsvermittlung. Da häufig legal oder Zugehörigkeit zu einer nationalen Minderheit vielen Ländern verletzt. Gewerkschaften werden Sektor, Produktionsland und Lohnniveau. Bauern zu Überstunden bei. In manchen Branchen wird ausbeuterischer Kinderarbeit nicht ausreichend illegal eingewanderte Migranten oder Leiharbeiter ist schwer zu kontrollieren und wird oft verboten oder eingeschränkt und die Zugehörigkeit und Arbeiter haben oft keine ausreichenden bis zu 16h am Tag gearbeitet. umgesetzt und verfolgt. betroffen sind, wird Zwangsarbeit oft nicht unzureichend umgesetzt. zu Gewerkschaften verfolgt. Einnahmen aus ihrer landwirtschaftlichen angezeigt und ist schwer zu kontrollieren. Produktion oder Arbeit.
12 · REWE Group · Leitlinie für Fairness REWE Group · Leitlinie für Fairness · 13 2.2.2 Kinder- und Zwangsarbeit Im Rahmen der Analysen haben sich zwei Schwerpunkthemen herauskristalli- siert, die sich durch eine Vielzahl der Fokusrohstoffe und Länder ziehen. Diese sind „Kinder- und Zwangsarbeit“ sowie „Existenzsicherndes Einkommen“. Der Begriff Kinderarbeit schließt nach der Definition der ILO Kinder aus, die älter als zwölf Jahre sind und nur einige Stunden pro Woche eine leichte Arbeit verrichten. Ebenfalls ausgeschlossen sind Kinder, die älter als 15 Jahre sind und deren Arbeit nicht als gefährlich eingestuft wird (ILO 1973). Von Kin- dern verrichtete gefährliche oder missbräuchliche Arbeit ist jede Tätigkeit oder Beschäftigung, die sich schädlich auf die Sicherheit, die körperliche oder see- lische Gesundheit oder die sittliche Entwicklung des Kindes auswirkt oder aus- wirken kann. Gefahren können auch von einer übermäßigen Arbeitsbelastung ausgehen – selbst dann, wenn eine Tätigkeit oder Beschäftigung als solche nicht als gefährlich gilt. Zwangsarbeit und Sklaverei gehören in vielen Wertschöpfungsketten nicht der Vergangenheit an. Auch heute noch befinden sich in vielen Teilen der Welt Millionen von Menschen in Situationen extremer Ausbeutung, die sie aufgrund von Verschuldung und damit verbundener Schuldknechtschaft, Drohungen, Gewalt, Zwang, Irreführung und Machtmissbrauch aus eigener Kraft nicht verlassen können. 152 21 Mio. Häufig äußert sich Zwangsarbeit durch eine Einschränkung der Bewe- gungsfreiheit, das Einbehalten des Lohns und der Personalpapiere sowie Mio. arbeitende Kinder ca. Menschen sind Opfer von Zwangsarbeit Verschuldung gegenüber dem Arbeitgeber oder einer Arbeitsvermittlungs- organisation. Migranten, Saisonarbeiter und ungelernte Arbeiter sind häufig auf Arbeitsvermittlungen angewiesen, die oft informell und teilweise auch kriminell organisiert sind und für ihre Dienste Teile des Lohns einbehalten. Insgesamt wird In vielen Fällen wird die Vermittlung auf Kredit gewährt, den der Arbeiter nur ca. 50 % Rund von Einnahmen 150 durch seine Beschäftigung zurückzahlen kann. Somit entsteht eine starke Abhängigkeit. Zudem arbeiten die genannten Gruppen oft ohne schriftliche 90% davon leiden unter von ca. Verträge, sind leicht ersetzbar und halten sich häufig sogar illegal im Land gefährlichen oder ausbeuterischen Mio. $ aus auf – ihre Rechte können sie nicht einklagen. Diese Faktoren führen in vielen Arbeitsbedingungen Zwangsarbeit Fällen dazu, dass sie Arbeitsstellen aus einem Mangel an Alternativen und der Zwangsarbeit herrscht ausgegangen. aufgrund von Angst nicht verlassen können. Die Situation wird ausgenutzt, in der Privatwirtschaft und ist in allen Wirtschaftszweigen indem die Arbeiter sehr geringe Löhne erhalten und viele Überstunden leisten anzutreffen. müssen. Quellen: ILO, 2017b, ILO, 2017a, ILO, 2014b
14 · REWE Group · Leitlinie für Fairness REWE Group · Leitlinie für Fairness · 15 2.2.3 Existenzsicherndes Einkommen 2.3 Umsetzung von Maßnahmen Ein existenzsicherndes Einkommen stellt sicher, dass die Lebenshaltungskosten und Basierend auf den Ergebnissen der Risikoanalyse gibt die Grafik auf der folgenden Sei- somit die Grundbedürfnisse der Menschen, das heißt Nahrung, Unterkunft, Kleidung, te einen Überblick über die Maßnahmen hinsichtlich der identifizierten Fokusrohstoffe Bildung sowie die Gesundheit der Beschäftigten und ihrer Familien abgedeckt werden und Schwerpunkthemen. Zu den einzelnen Fokusrohstoffen ist jeweils aufgezeigt, ob die können. Existenzsicherndes Einkommen bildet eine Schnittstelle mit vielen anderen REWE Group eine spezifische Leitlinie hat, welches Ziel sich die REWE Group zum Ein- Menschenrechtsthemen, wie z. B. Diskriminierung, Kinderarbeit oder hohe Überstun- kauf zertifizierter Rohstoffe für ihre Eigenmarken gesetzt hat, ob es Projekte im Ursprung den. Frauen verdienen häufig weniger als Männer. Das geringe Einkommen der Eltern gibt und an welchen relevanten Initiativen die REWE Group beteiligt ist. Ergänzt werden ist oftmals ein Grund, dass Kinder arbeiten müssen. Geringe Stundenlöhne führen dazu, die rohstoffspezifischen Aktivitäten durch übergreifende Maßnahmen, wie z. B. das dass Arbeiter Überstunden machen müssen, um ihren Lebensunterhalt finanzieren zu Social-Improvement Programm, das sich auf die Lieferkettenstufe der Verarbeitung können. bezieht, oder die Entwicklung eines Beschwerdemechanismus-Systems. Die Höhe eines existenzsichernden Einkommens setzt sich aus verschiedenen Die Wertschöpfungskette der REWE Group ist vielstufig und verzweigt. Die Rohstoffe der Bestandteilen wie Essen, Unterkunft, Schulgeld, Investitionen in die Rohstoffproduktion Produkte kommen aus der ganzen Welt. Um die Komplexität zu bewältigen und die Ein- oder Rücklagen zusammen und ist abhängig von Faktoren wie z. B. dem Land. Für die haltung von Menschenrechten und guten Arbeitsbedingungen in der Breite zu fördern, Berechnung existiert heute noch keine offizielle Definition, aber es gibt bereits viele hat die REWE Group einen übergreifenden Managementansatz erarbeitet. Dieser zeigt Ansätze. Die Berechnung des existenzsichernden Einkommens ist komplex, da viele drei Ebenen auf, auf denen Aktivitäten umgesetzt werden. Produzenten verschiedenen Tätigkeiten nachgehen oder mehrere Rohstoffe anbauen. Die Ursachen für ein nicht-existenzsicherndes Einkommen sind häufig strukturell 2.3.1 Internes Management bedingt und können durch Zertifizierungen und Standards allein nicht gelöst werden, nes Manageme da diese sich teilweise auf die gesetzlich festgelegten Mindestlöhne beziehen. In vielen Die REWE Group arbeitet daran, nachhaltige nter nt I Ländern reicht der gesetzliche Mindestlohn aber nicht für ein ausreichendes Einkom- Beschaffung weiter in ihre Einkaufsprozes- men der Beschäftigten aus. Er wird von den Regierungen teilweise niedrig angesetzt, se zu integrieren, um Nachhaltigkeitsaspekte bei jeder Einkaufsentscheidung zu berück- Stakeholder M um die internationale Wettbewerbsfähigkeit nicht zu gefährden. Auch in der Rohstoff- nagement produktion liegt das Einkommen vieler Bauern unter der Armutsgrenze. Viele der Roh- sichtigen. Durch die Bereitstellung von Risi- stoffe werden über Börsen gehandelt. In den letzten Jahren sind die Weltmarktpreise koanalysen und Briefings, die Abstimmung z. B. für Kakao und Kaffee stark gefallen. von verbindlichen Zielen mit den Einkaufs- ma bereichen sowie Schulungen zu Nachhaltig- n an te et ag keitsthemen trägt die REWE Group zu einer erk em Lief ent internen Sensibilisierung bei. Regelmäßig werden Mitarbeiter der REWE Group zu relevanten Arbeits- und Sozialstandardthemen geschult, so dass die definier- ten Standards – wie beispielsweise die Einforderung von Sozialaudits – in der Auswahl der Lieferanten sowie im Einkaufsprozess Berücksichtigung finden. Interne Reportings ermöglichen eine kontinuierliche Weiterentwicklung innerhalb des Themas Fairness. Die externe Kommunikation schafft Transparenz gegenüber Stakeholdern.
18 · REWE Group · Leitlinie für Fairness REWE Group · Leitlinie für Fairness · 19 Baumwolle und Textil Obst und Leitlinie Ziel: 100% Baumwolltextilien aus Gemüse nachhaltigerer Baumwolle (GOTS, Kakao Orangensaft Palmöl Ziel: 100% zertifizierte Ananas und Cotton made in Africa, recycelte Baumwollfasern) bis 2025 Fisch Kaffee Ziel: 100% zertifizierter Orangensaft Bananen bis 2016 (Rainforest Alliance) Leitlinie Beiratsmitglied Cotton Made in Africa Leitlinie bis 2025 (Fairtrade, Rainforest Mitglied im Technical Committee von Naturstein (CmiA), Bündnis für nachhaltige Leitlinie Ziel: 100% zertifizierte Eigenmarken bis Ende 2020 (Fairtrade, Rainforest Ziel: 100% zertifizierter Kakao bis Alliance, Bio) Ziel: 100 % zertifiziertes Palmöl bis Tee Global-G.A. P. GRASP Mitglied bei Rainforest Alliance Textilien und Bangladesh Accord 2016 (Fairtrade, Fairtrade Sourcing 2013 (RSPO) Leitlinie Ziel: 100% zertifizierte Eigenmarken- Alliance, UTZ, Bio) Program, Rainforest Alliance, UTZ, Bio) Mitglied Fruit Juice Plattform Standards Committee on Fire and Building Safety Fischprodukte bis 2020 Gründungsmitglied Forum Ziel: 100% zertifizierter Grüntee Mitglied beim World Banana Forum Ziel: Kontinuierlicher Ausbau des (MSC, ASC, GlobalGAP, Bio) Bauernprojekt Peru Incahuasi+ Gründungsmitglied Forum Orangensaftprojekt Brasilien Nachhaltiges Palmöl und Earl Grey bis 2017 Sortiments an zertifizierten Produkten Projekt mit CmiA zu Frauenförderung Nachhaltiger Kakao (Rainforest Alliance) Projekt Mittelamerikafond Entwicklung eines Beschwerdemechanismus-System Social Improvement Programm REWE GROUP Maßnahmen zur Förderung fairerer Baumwolle Fisch Kaffee Kakao Orangensaft Lieferketten der Palmöl Tee Obst und Gemüse Bananen Ananas Naturstein Länder mit Länder mit keine prioritären REWE Group hohem Risiko niedrigem Risiko Sourcing-Länder Die Formulierung der Ziele ist teilweise verkürzt dargestellt. Die genaue Definition und den definierten Geltungsrahmen entnehmen Sie bitte der jeweiligen Leitlinie.
18 · REWE Group · Leitlinie für Fairness REWE Group · Leitlinie für Fairness · 19 2.3.2 Lieferkettenmanagement Die Geschäftspartner sind verpflichtet, Mindestanforderungen wie international und national geltende Gesetze sowie die Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorga- Risiken in der Lieferkette werden den Handlungsfeldern Ressourcenschonung, Fairness nisation (ILO) zu befolgen. Damit geht die Verpflichtung einher, insbesondere folgende und Tierwohl zugeordnet. Die Nachhaltigkeitsrisiken, die mit Blick auf diese Handlungs- Prinzipien einzuhalten: felder in der Lieferkette auftreten, geht die REWE Group gezielt durch ein systema- tisches Lieferkettenmanagement an, welches von einer engen Zusammenarbeit mit • Jegliche Formen von Diskriminierung sind untersagt. Geschäftspartner verpflichten Lieferanten sowie dem Engagement auf Ebene der Produktionsstätten und der Rohstoff- sich, Personen nicht aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Herkunft oder aus anderen erzeugung geprägt ist, denn die ganze Lieferkette trägt Verantwortung für die Umset- Gründen auszugrenzen oder zu bevorzugen. zung fairerer Lieferketten. Durch das Lieferkettenmanagement erhöht die REWE Group • Alle Unternehmen der Lieferkette müssen ihren Beschäftigten mindestens die zunächst, wo noch nicht vorhanden, die Transparenz entlang der Lieferkette für die national geltenden Mindestlöhne regelmäßig (mindestens monatlich) auszahlen. Eigenmarkenprodukte. So können Risiken identifiziert und daraufhin besser vermieden bzw. direkt adressiert werden. Darüber hinaus wird die Integration von Nachhaltigkeit als • Geschäftspartner müssen sicherstellen, dass die Arbeitszeiten den national Teil der Lieferantenbewertung gefördert. geltenden gesetzlichen bzw. branchenüblichen Arbeitszeiten entsprechen. Im Lieferkettenmanagement folgt die REWE Group im Bereich Fairness einem dreistufi- • Die Geschäftspartner halten Arbeitsschutzvorschriften nach nationalem Recht und gen Ansatz, der die Formulierung von Anforderungen, die Kontrolle und die Entwicklung internationalen Standards ein. der Lieferanten und Lieferketten umfasst. • Alle Geschäftspartner ermöglichen den Arbeitnehmern, ihr Recht auf Vereinigungs- freiheit und Kollektivvereinbarungen auszuüben. • Die Geschäftspartner tragen dafür Sorge, in ihren Betrieben keine Kinder zu Entwicklung Projekte im Ursprung Entwicklung Trainingsprogramm beschäftigen. Hierbei gelten die nationalen Gesetze bzw. die von der ILO gesetzten Standards. • Die Geschäftspartner müssen einen fairen und respektvollen Umgang mit den Kontrolle Kontrolle Audits und Zertifizierungen Audits und Zertifizierungen z.B. Rainforest Alliance, Fairtrade, BSCI, SMETA, SA 8000... GRASP... Beschäftigten gewährleisten. Verpflichtung Verpflichtung Textil-Leitlinie, Social Compliance Anforderungen, • Jede Form von Zwangs- bzw. Pflichtarbeit oder Menschenhandel sind durch die Rohstoff-Leitlinien, Verträge, Leitlinie Nachhaltiges Wirtschaften Leitlinie Nachhaltiges Wirtschaften, Verträge Geschäftspartner auszuschließen. Rohstoffe/Anbau Verarbeitung/Produktion Audits und Standards sollen die sozialen Bedingungen in der Breite verbessern. Er- Abbildung 3: Dreistufiger Ansatz zum Lieferkettenmanagement in den Lieferkettenstufen Anbau füllen die Geschäftspartner der REWE Group die Anforderungen nicht, so wird das wei- und Verarbeitung tere Vorgehen auf Basis einer Empfehlung durch die Nachhaltigkeitsabteilung diskutiert und entschieden. Im Falle vorsätzlicher grober Missachtung der Anforderungen behält Alle Geschäftspartner in den Eigenmarken-Lieferketten der REWE Group sind verpflich- sich die REWE Group Sanktionen vor. Grundsätzlich setzt das Unternehmen aber auf tet, die Produktionsstätten zu benennen, in denen Produkte für die REWE Group herge- individuelle Maßnahmen und Nachhaltigkeitsprojekte zur Lieferantenentwicklung. Bei- stellt werden. Durch eine Sensibilisierung und die Verpflichtungen der Vertragspartner spielsweise zielen Trainingsprogramme darauf ab, negative Auswirkungen entlang der werden konkrete Regeln geschaffen, um Nachhaltigkeit in der gesamten Lieferkette um- Lieferkette gezielt zu reduzieren. Bei Auditierungen und vornehmlich auch bei Trainings zusetzen. Die Anforderungen werden von der Nachhaltigkeitsabteilung der REWE Group werden bestehende Systeme genutzt, um die eigenen Kräfte mit weiteren Partnern zu im Einkaufsprozess überprüft. bündeln und gemeinsam Verbesserungen zu bewirken.
20 · REWE Group · Leitlinie für Fairness REWE Group · Leitlinie für Fairness · 21 Verarbeitung in Risikoländern: Das Social-Improvement-Programm Alle Produktionsstätten der ersten Lieferkettenstufe aus definierten Risikoländern umgesetzt, seitens des Managements der Fabriken mangelt es jedoch teilweise an Ver- werden in das Social-Improvement-Programm der REWE Group integriert, dass dem ständnis für den hinter den Anforderungen liegenden Sinn und Zweck. Es fehlt zudem an dreistufigen Ansatz zum Lieferkettenmanagement folgt. Sofern noch kein Sozialaudit Wissen und Erfahrung, selbst Lösungen für Probleme zu entwickeln. Auch das Bewusst- vorhanden ist, werden neue Lieferanten und Produktionsstätten über die Anforderungen sein für die positiven Auswirkungen, die die Einführung und Umsetzung von sozialen Ma- der REWE Group informiert und bei der Vorbereitung des ersten Audits unterstützt. nagementsystemen auf ein Unternehmen haben kann, ist teilweise nicht vorhanden. Für Im zweiten Schritt werden alle Produktionsstätten in Risikoländern verpflichtet, Audits ihre strategisch wichtigen und relevanten Lieferanten hat die REWE Group aus diesem anerkannter Zertifizierungen oder Überprüfungssysteme vorzuweisen. Diese Audits Grund ein Trainingsprogramm aufgesetzt. Dieses soll den Lieferanten helfen, die Bedeu- werden – sowohl angekündigt als auch unangekündigt – von unabhängigen Dritten tung der Einhaltung der REWE Group-Standards für nachhaltige Geschäftspraktiken zu durchgeführt. Anerkannte Sozialaudits sind unter anderem Audits nach dem Standard verstehen und Systeme und Arbeitsweisen zu etablieren, um nachhaltiges Wirtschaften der amfori BSCI oder dem SA8000-Standard sowie SMETA-Audits der Supplier Ethical zu stärken. Dafür werden Manager strategischer Produktionsstätten in einem 18-mo- Data Exchange. natigen modularen Trainingsprogramm in den Punkten Gesundheit und Sicherheit, Be- schwerdemechanismen, Löhne und Arbeitszeit sowie ethische Personalbeschaffung Um Arbeits- und Sozialstandards kontinuierlich zu verbessern, dokumentiert die REWE geschult. Wo es sinnvoll ist, umfasst das Programm Gruppentrainings, in denen gemein- Group die Auditergebnisse. Falls die Vorgaben nicht eingehalten werden, werden ge- same Herausforderungen verschiedener Produktionsstätten adressiert werden. Um Fort- meinsam mit den Lieferanten Verbesserungsmaßnahmen definiert und die Produktions- schritte zu dokumentieren, werden Kennzahlen definiert und fortlaufend gemessen. Im stätten dazu aufgefordert, an amfori BSCI-Schulungen und -Trainings teilzunehmen. Nachhaltigkeitsbericht wird zu Entwicklungen des Social-Improvement-Programmes Wenn Produktionsstätten nicht bereit sind, Verbesserungen zu erwirken, behält sich die berichtet. REWE Group in letzter Konsequenz das Recht vor, die Geschäftsbeziehung zu beenden. Die Risikoanalysen, Fabrikbesuche und die Arbeit mit den Stakeholdern zeigen, dass es Sozialstandards in den Lieferketten der Fokusrohstoffe an vielen Stellen der Lieferkette immer noch an Wissen und Management-Erfahrungen Die Umsetzung von Sozialstandards im Rohstoffbereich folgt ebenfalls dem dreistufigen fehlt, Prozesse und Richtlinien zur Sicherstellung guter Arbeitsbedingungen und Men- Ansatz des Lieferkettenmanagements. Um die Einhaltung verbindlicher Arbeits- und schenrechte umzusetzen. So werden zwar die Anforderungen aus den Sozialstandards Sozialstandards in der Lieferkette zu gewährleisten, verlangt die REWE Group Zertifizie- rungen wie beispielsweise Fairtrade oder Rainforest Alliance/UTZ. Insbesondere bei den identifizierten Fokusrohstoffen unterstützen die Zertifizierungen die Umsetzung der Anforderungen der REWE Group, und sorgen darüber hinaus für Transparenz in der Lieferkette. Viele der identifizierten Fokusrohstoffe werden von Kleinbauern produziert. Es ist daher ein Bestreben kleinbäuerliche Strukturen zu unterstützen und Kleinbauern z. B. mit dem Einkauf zertifizierter Produkte und durch Projekte gezielt zu fördern. Je- doch sind auch die Regierungen in den Produktionsländern wichtige Akteure, wenn es um den Schutz und die Förderung von Kleinbauern geht. Weitere Einzelheiten zu den Rohstoffen können den spezifischen Leitlinien entnommen werden. Auch im Rohstoffsektor gibt es vielfache Herausforderungen, die nicht allein durch Standards gelöst werden können. Ein weiterer Ansatzpunkt zur Förderung von guten Arbeitsbedingungen und der Stärkung von Menschenrechten sind daher Projek- te in den Herkunftsgebieten der Ware. Mehr zum Engagement der REWE Group in diesem Bereich kann den Leitlinien und dem jährlich erscheinenden Nachhaltigkeitsbericht ent- nommen werden. Abbildung 4: Teil der Materialen aus dem REWE Group Onboarding Prozess für Lieferanten
22 · REWE Group · Leitlinie für Fairness REWE Group · Leitlinie für Fairness · 23 Beschwerdemechanismen Beschwerdemechanismen (BSM) ermöglichen es den Betroffenen von Verstößen gegen BSM im Zusammenhang mit Auditierungssystemen haben Vor- und Nachteile. Arbeits- oder Menschenrechte, ihr Anliegen vorzubringen. Somit lassen sich potenziell Von Vorteil ist die Tatsache, dass Auditoren sich bereits vor Ort befinden und die Be- nachteilige Auswirkungen frühzeitig erkennen und entsprechende Maßnahmen ergrei- kanntheit und das Funktionieren von Mechanismen prüfen können. Auf der anderen fen, um Verstöße abzustellen, diese in Zukunft zu vermeiden und den Betroffenen Seite erreichen BSM von Standardorganisationen die Arbeiter unter Umständen nicht Entschädigungen zukommen zu lassen. Effektive BSM sind Teil der Anforderungen der oder werden als nicht vertrauensvoll wahrgenommen. Beispiele zeigen, dass eine aus- UN Leitlinien für Wirtschaft und Menschenrechte und sollen eine Reihe von Kriterien er- reichende Bekanntmachung von vertrauenswürdigen BSM (z. B. durch Nennung in Trai- füllen: Legitimität, Transparenz, Berechenbarkeit, Zugänglichkeit, Rechte-Kompatibilität, nings) wirkungsvoll ist. Einige Branchen setzen bereits auf bestimmte Standardsysteme Ausgewogenheit. – hier anzusetzen kann daher in der Breite mehr bewirken. Zudem fördert die Bünde- lung den Aufbau einiger guter statt vieler unterschiedlicher BSM. BSM umfassen den Eingang einer Beschwerde oder die Meldung eines Missstands, die Bearbeitung des Anliegens und die Behebung des Missstands. Dabei gibt zwei Zum Teil entsprechen die durch Standardorganisationen bereitgestellten BSM Möglichkeiten, BSM zu managen: jedoch nicht den Effektivitätskriterien. Daher setzt sich die REWE Group verstärkt dafür ein, diese Mechanismen weiterzuentwickeln. Zudem werden interne Prozesse entwi- • intern (also aus dem Unternehmen heraus) oder ckelt, wie bei der Aufdeckung von Missständen vorgegangen werden muss und welche • extern (Beschwerdestelle außerhalb des Unternehmens) Wiedergutmachungsmaßnahmen getroffen werden müssen (siehe auch den folgenden Abschnitt zum Thema Kinderarbeit). Darüber hinaus können verschiedene Instrumente etabliert werden, um Beschwer- den anzubringen, von der Offenen Tür bis hin zu Telefonhotlines oder Apps. Alle Systeme Bearbeitung der Schwerpunktthemen und Mittel haben Vor- und Nachteile, so sind externe Mechanismen ggf. sehr kostenin- Neben der Verpflichtung zum Einkauf zertifizierter Fokusrohstoffe, dem Social-Impro- tensiv im Aufbau und in der Betreuung. Interne Mechanismen sind effizient, aber werden vement-Programm und dem Aufbau von Beschwerdemechanismen will sich die REWE oft als nicht vertrauenswürdig wahrgenommen. Immer hängt der Erfolg eines BSM auch Group in den nächsten Jahren mit weiteren Maßnahmen verstärkt der Bearbeitung der von seiner Bekanntheit ab. Daher ist oft ein Mix aus internen und externen BSM sinnvoll. ausgewählten Schwerpunktthemen widmen. Der Fokus eines BSM liegt auf der Behebung der Missstände und Wiedergutma- Zum Thema Kinderarbeit werden Risikolieferketten ausgewählt und analysiert, wie chung des Schadens. Dies reicht je nach Missstand von formalen Entschuldigungen über Kinderarbeit umfassender angegangen werden kann. die Zahlung von Strafen, wo Parteien widerrechtlich gehandelt haben, bis zur monetären Wiedergutmachung an die Betroffenen. 2018 ist die REWE Group dem Center for Child Rights and Corporate Social Re- sponsibility (CCR CSR) beigetreten und die REWE Far East nimmt am Child Labor Reme- Die REWE Group hat es sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2025 ein Beschwerde- diation Rapid Response System der CCR CSR teil. mechanismus-System aufzubauen. Dazu wird geprüft, welche Lieferketten als relevant einzustufen sind. Anschließend analysiert die REWE Group, welche BSM bereits existie- Beim Schwerpunktthema Zwangsarbeit verpflichtet sich die REWE Group, die ren, welche Ergänzungen sinnvoll sind und wie diese umgesetzt werden können. Prinzipien des Consumer Goods Forums (CGF) umzusetzen und zu diesem Zweck weitere Anforderungen und Maßnahmen zu definieren. Im Jahr 2017 hat die REWE Group eine Studie zur Weiterentwicklung des Themas BSM in ihrer Lieferkette durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass in vielen Bereichen JEDER ARBEITER KEIN ARBEITER KEIN ARBEITER SOLLTE der Lieferkette bereits stellenweise interne und externe BSM vorhanden sind. So über- HAT EIN RECHT SOLLTE FÜR SEINE ZUR ARBEIT VERPFLICHTET prüft amfori BSCI beispielsweise während der Audits das Vorhandensein interner BSM. AUF BEWEGUNGSFREIHEIT ARBEITSSTELLE ZAHLEN ODER GEZWUNGEN WERDEN Auch viele Rohstoffstandards setzen auf interne und/oder externe BSM. Abbildung 5: Die drei Prinzipien des Consumer Goods Forum (Consumer Goods Forum, 2016) https://www.rewe-group.com/de/nachhaltigkeit/gruene-produkte/leitlinien 3
24 · REWE Group · Leitlinie für Fairness REWE Group · Leitlinie für Fairness · 25 Aufgrund der komplexen, strukturellen Ursachen für geringe Löhne und Einkommen Gründungsmitglied beim Forum Nachhaltiger Kakao: Die Multistakeholder-Initiative en- muss im Fokus der Bearbeitung des Schwerpunktthemas „Existenzsicherndes Einkom- gagiert sich für die Verbesserung der Lebensumstände von Kakaobäuerinnen und -bau- men“ die Entwicklung neuer und wirksamer Ansätze stehen. Dazu können, neben di- ern, den Schutz natürlicher Ressourcen und der Biodiversität sowie für den Anbau und rekten Aktivitäten in der Lieferkette auch Aktivitäten wie regionale oder branchenweite die Vermarktung nachhaltigen Kakaos. Ansätze oder Kooperationen mit Regierungen zählen. Zentrales Thema wird hier die Zu- Mitglied bei der CSR FruitJuice Plattform: Die Plattform treibt soziale und ökologische sammenarbeit mit verschiedenen Stakeholdern sein. Die Ausarbeitung von Konzepten Verbesserungen in den Lieferketten der Fruchtsaftindustrie voran. zur Operationalisierung des Themas und Entwicklung von Lösungsansätzen ist ein wich- tiger Arbeitsschritt für die REWE Group. Mitglied beim World Banana Forum: Das Forum bringt unterschiedliche Stakeholder der weltweiten Bananenlieferkette zusammen, um einen nachhaltigen Anbau, die Einhal- Die konkreten Ziele der REWE Group können dem Kapitel III. „Ziele“ tung von Menschenrechten und die Verbesserung von Arbeitsbedingungen zu erreichen. entnommen werden. Mitglied beim Bangladesh Accord on Fire and Building Safety: Ziel des Accord ist die Erhöhung der Sicherheit in der Textilbranche durch unabhängige Inspektoren, die bei 2.3.3 Stakeholder Management Fabrikbesuchen die Gebäudesicherheit, den Brandschutz und die elektrische Sicherheit prüfen. Die Herausforderungen der Bearbeitung von Nachhaltigkeitsrisiken in der Herstellung der Eigenmarkenprodukte liegen oft in den globalen Handelsstrukturen und sind be- Mitglied beim Bündnis für nachhaltige Textilien: Das Bündnis ist eine Partnerschaft un- einflusst durch politische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen. Ein wichtiger terschiedlicher Stakeholder, um Verbesserungen entlang der globalen Wertschöpfungs- Ansatzpunkt zur Identifikation der relevanten Themen und zur Umsetzung der Nach- kette in der Textilindustrie durchzusetzen. haltigkeitsstrategie ist daher ein gutes Stakeholder Management. Dazu steht die REWE Beiratsmitglied bei Cotton Made in Africa: Diese Initiative wurde mit dem Ziel ins Leben Group mit Stakeholdern in kontinuierlichem Austausch. Außerdem lädt das Unterneh- gerufen, die Lebensbedingungen der Menschen in den afrikanischen Baumwollanbauge- men regelmäßig zu Dialogveranstaltungen ein. Zudem engagiert sich die REWE Group bieten zu verbessern. in nationalen und internationalen Initiativen, die sich mit den Themen Menschenrechte und Arbeitsbedingungen im jeweiligen Kontext befassen. Mitglied im Technical Committee von Global G.A.P. GRASP: GRASP ist ein Modul zur sozialen Risikobewertung von Betrieben, die nach dem Global G.A.P.-Standard zertifi- Mitglied bei amfori BSCI: Damit verpflichtet sich das Unternehmen selbst sowie alle ziert sind. Die zentrale Aufgabe des Technical Committee ist die Beratung des Lenkungs- Lieferanten und Produzenten, den Verhaltenskodex von amfori BSCI einzuhalten. Die ausschusses hinsichtlich strategischer und technischer Weiterentwicklungen. REWE Group ist aktiv in Arbeitsgruppen und dem Mitgliederausschuss vertreten, um die Weiterentwicklung mitzugestalten. Mitglied im Rainforest Alliance Standards Committee: Rainforest Alliance ist ein Nach- haltigkeitsstandard für die Produktion von Agrarrohstoffen und -produkten. Das Stan- Mitglied beim Consumer Goods Forum: Die Organisation soll Einzelhändlern und Kon- dards Committee entscheidet auf Grundlage der öffentlichen Standardkonsultationen sumgüterherstellern dabei helfen, zusammen mit anderen wichtigen Interessengruppen über die inhaltliche Weiterentwicklung. daran zu arbeiten, das Vertrauen der Verbraucher zu sichern und positive Veränderun- gen unter dem Motto „Better Lives through Better Business“ voranzutreiben. Mitglied beim Center for Child Rights and Corporate Social Responsibility CCR-CSR unterstützt Unternehmen bei der Umsetzung von Kinderrechts-Policies. Gründungsmitglied beim Forum Nachhaltiges Palmöl: Ziel der Multi-Stakeholder-Initiati- ve ist es, den Anteil nachhaltig erzeugten Palmöls signifikant zu erhöhen und gleichzeitig existierende Zertifizierungen und Standards zu verbessern.
26 · REWE Group · Leitlinie für Fairness REWE Group · Leitlinie für Fairness · 27 2.4 Regelmäßige Berichterstattung Quellenverzeichnis Die REWE Group ist überzeugt, dass Transparenz und die Bereitstellung umfangreicher Informationen eine Grundvoraussetzung für mehr Fairness in der Lieferkette sind. Die REWE Group berichtet regelmäßig und öffentlich über Fortschritte sowie Hindernisse bei der Umsetzung der Maßnahmen und der Erreichung der angestrebten Ziele. Dies ge- REWE Group (2011): Leitlinie nachhaltiges ILO (2017b): Global estimates of child labour: Results and schieht im Rahmen von Pressemeldungen, über die Homepage der REWE Group oder Wirtschaften. trends, 2012-2016, http://www.rewe-group.com/dam/de/presse/leitlinien/ https://www.ilo.org/wcmsp5/groups/public/@dgreports/ über den Nachhaltigkeitsbericht der Unternehmensgruppe. Zu spezifischen Themen er- nachhaltiges-wirtschaften/LL_Nachh_Wirtschaften_ @dcomm/documents/publication/wcms_575499.pdf folgt eine gesonderte Berichterstattung wie etwa durch Veröffentlichungen im Rahmen D_2014 Zugriff: 29.10.2018 des Textilbündnisses. Zugriff: 22.08.2018 ILO (1973) Übereinkommen 138, über das Mindestalter für REWE Group (2018): die Zulassung zur Beschäftigung, 1973 Consumer Goods https://rewe-group-nachhaltigkeitsbericht.de/2017/ Forum (2016): Industry Priority Principles, III. ZIELE gri-bericht/produkte/gri-gruene-produkte/ Zugriff: 10.1.2019 https://www.theconsumergoodsforum.com/wp-content/ uploads/2018/08/Priority-Industry-Principles-One-Pager.pdf Zugriff: 30.11.2018 Für die Umsetzung der definierten Maßnahmen setzt sich die REWE Group Ziele. Die- amfori/BSCI (2018): Country Risk Classification, se geben dem Engagement der REWE Group eine eindeutige Ausrichtung und unterlie- https://www.amfori.org/sites/default/files/amfori%20 Pressemitteilung Nachhaltiger Saft: gen einer kontinuierlichen Fortschrittsprüfung. Folgende Ziele hat sich die REWE Group BSCI%20CRC%20V2018_HM_AD.pdf https://www.rewe-group.com/de/newsroom/pressemittei- gesetzt: Zugriff: 29.10.2018 lungen/1664-rewe-und-penny-bauen-nachhaltiges-saftsor- timent-aus Ziel 1: Social-Improvement-Programm. Bis Ende 2020 stellt die REWE Group sicher, ILO (2014a): Wages and Working Hours in the Textiles, Zugriff: 10.01.2019 dass 100 Prozent der Tier-1-Produktionsstätten in Risikoländern in das Social-Improve- Clothing, Leather and Footwear Industries, http://www.ilo.org/wcmsp5/groups/public/@ed_dialogue/ Pressemitteilung Nachhaltiger Kaffee: ment-Programm integriert sind. @sector/documents/publication/wcms_300463.pdf https://www.rewe-group.com/de/newsroom/pressemitteilun- Ziel 2: Trainingsprogramme für Lieferanten. Die REWE Group setzt sich bis zum Jahr Zugriff: 22.10.2018 gen/1649-rewe-group-stellt-zu-100-prozent-auf-zertifizier- ten-kaffee-um 2030 das Ziel, dass 100 Prozent ihrer strategischen Lieferanten am Trainingsprogramm ILO (2014b): Profits and Poverty: The Economics of Zugriff: 10.01.2019 (Capacity Building) teilnehmen. Forced Labour, https://www.ilo.org/wcmsp5/groups/public/---ed_norm/ Leitlinien der REWE Group: Ziel 3: Beschwerdemechanismus. Die REWE Group hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2025 ---declaration/documents/publication/wcms_243391.pdf https://www.rewe-group.com/de/nachhaltigkeit/ ein Beschwerdemechanismus-System für relevante Lieferketten zu etablieren. Zugriff: 13.11.2018 gruene-produkte/leitlinien Zugriff: 10.01.2019 Ziel 4: Bekämpfung von Kinderarbeit. Die REWE Group setzt es sich zum Ziel, eine ILO (2017a): Global Estimates of Forced Labour and Kinderrechts-Policy zu entwickeln. Forced Marriage, Nachhaltigkeitsbericht der REWE Group https://www.ilo.org/wcmsp5/groups/public/---dgreports/ https://rewe-group-nachhaltigkeitsbericht.de/2017/sites/ Ziel 5: Die REWE Group wird eine detaillierte Risikoanalyse zum Thema Zwangsarbeit ---dcomm/documents/publication/wcms_575479.pdf default/files/pdfs/de/rewe_group_gri-bericht_downloadver- durchführen. Zugriff: 29.10.2018 sion/index.pdf Seite 76 ff Zugriff: 10.1.2019 Ziel 6: Existenzsicherndes Einkommen. Die REWE Group will im Dialog mit anderen Un- ternehmen und Stakeholdern auf existenzsichernde Löhne und Einkommen hinwirken. Die Ziele zur Zertifizierung der Fokusrohstoffe und Bearbeitung weiterer Themen können den jeweiligen spezifischen Leitlinien entnommen werden.
Impressum Herausgeber: REWE Group Corporate Responsibility 50603 Köln Telefon: +49 221 149-1791 Der Dialog zum Thema Fairness ist uns ein wichtiges Anliegen. Für Anregungen und Rückfragen kontaktieren Sie uns unter: nachhaltigkeit@rewe-group.com Stand: Februar 2019
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