FAKTENCHECK CONSUMER IOT - DAS INTERNET DER DINGE IM ALLTAG DEUTSCHER KONSUMENTEN - DELOITTE
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Faktencheck Consumer IoT Das Internet der Dinge im Alltag deutscher Konsumenten Einführung 2 Status quo Consumer IoT: die Markt-, Anbieter- und Konsumentenperspektiven 3 Connected Entertainment: vom Wegbereiter zum Massenphänomen 4 Smart Speakers und Sprachassistenten: Erfolg mit neuen Skills 5 Wearables: wechselhafte Aussichten 7 Smart Home: das große Versprechen 9 Zwischenfazit: heterogene Kundenwünsche und Marktstrukturen 11 Zukunftsperspektive Consumer IoT: vier Kontextfaktoren für neues Wachstum 12 Use Cases: Fundament und Motor des Erfolges 12 Interoperabilität: übergreifende Vernetzung als Mammutaufgabe 14 Datenschutz und -sicherheit: Das Vertrauen steigt 15 5G: Mehrwert mit Fragezeichen 16 Fazit Zukunftsanalyse: Kontextfaktoren bestimmen Marktentwicklung 17 Ausblick: Schlüsselrolle fürs Smart Home 19 Ansprechpartner 20 Über uns 21 Impressum 22
Einführung Einführung Das Internet der Dinge1 gilt als wesentlicher „Game Changer“ für die Digitalisierung von Infra- strukturen, Unternehmen, Haushalten und Individuen. Die intelligente Vernetzung von Objekten soll unser aller Leben erleichtern und bereichern sowie neue, gewinnbringende Geschäfts- modelle kreieren. Auch im Alltag der Konsumenten ist das Thema IoT angekommen. Vernetzte TV-Geräte sind die Hardware-Basis für populäre Video-on-Demand-Dienste, Smart Speaker etablieren sich als neues User Interface, Wearables überwachen Vitalwerte von Hobbysportlern und das Smart Home bringt Komfort und Intelligenz in die eigenen vier Wände. Die genaue Betrach- tung zeigt jedoch: Es gibt nicht „den einen“ Consumer-IoT-Markt, stattdessen weisen die Seg- mente sehr unterschiedliche Reifegrade auf. Ausgangspunkt der vorliegenden Betrachtung ist eine quantitative Bestandsaufnahme vier wesentlicher Teilmärkte. Hierfür haben wir 2.000 Konsumenten in Deutschland zur Verbrei- tung von vernetzter Hardware in ihren Haushalten befragt. Die Interviews wurden im Juni und Juli 2020 geführt, also in der Phase nach Lockerung der COVID-19-bedingten Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen. Die Zahlen repräsentieren also bereits die Betrachtungsweise im „New Normal“. Markt-, Anbieter- und Konsumentenperspektiven bilden die Grundlage für den zweiten Studienteil, im welchem die Aussichten für die weitere Entwicklung von Consumer IoT erörtert werden. Hier wird der exponierte Stellenwert von vier Kontextfaktoren deutlich: sinnvolle Use Cases, Datensicherheit, Interoperabilität und 5G. Unternehmen steht ein geeignetes Instrumentarium zur Verfügung, um die Entwicklung von Consumer IoT aktiv zu forcieren. Die Analyse verdeutlicht: Nach wie vor sind nicht in allen Consumer-Segmenten die Grundlagen geschaffen, um das riesige Potenzial des Internets der Dinge vollständig zu erschließen. Doch den beteiligten Unternehmen steht mit den gestaltbaren Kontextfaktoren ein geeig- netes Instrumentarium zur Verfügung, welches die weitere Entwicklung deutlich forcieren kann. Bis Ende 2022 wird die gesamte Consumer-IoT-Gerätebasis in Deutschland um jähr- lich 10 Prozent wachsen. Über diesen Zeitraum hinaus hängt die Entwicklung entscheidend davon ab, wie konsequent die vier Kontextfaktoren in Unternehmensstrategien und Branchen- initiativen einbezogen werden. 1 Auch Internet of Things oder kurz IoT. 2
Status quo Consumer IoT: die Markt-, Anbieter- und Konsumentenperspektiven Status quo Consumer IoT: die Markt-, Anbieter- und Konsumentenperspektiven Sieben von zehn Konsumenten in Deutschland verwenden mindestens ein Endgerät aus der Welt des Internets der Dinge 2 (s. u.). Vor drei Jahren lag der Anteil noch um zehn Prozentpunkte niedriger. Damit wächst die Zahl der Consumer-IoT-Nutzer durchaus spürbar, aber keines- falls enorm. Stattdessen hat die Nutzerbasis inzwischen ein Plateau in einer Größenordnung erreicht, in der beträchtliche Wachstumssprünge kaum noch zu erwarten sind. Deutschland: Nutzeranteil Consumer IoT* Künstliche Intelligenz: Welche Aussagen treffen zu? Angaben in Prozent 100% 80% 39% 35% 34% 29% 60% 40% 20% 61% 65% 66% 71% 0% 2017 2018 2019 2020 Nutze keine Consumer-IoT-Hardware Nutze Consumer-IoT-Hardware Quelle: Deloitte Survey, 2020. *) Definiert als Connected Entertainment, Smart Speakers, Wearables, Smart Home. Die aktuellen Marktforschungsergebnisse zeigen: Die Zahl vernetzter Objekte steigt deutlich stärker als die der IoT-Nutzer. Dies ist ein klares Signal, dass das Internet der Dinge insge- samt betrachtet den Kinderschuhen entwachsen und in eine neue Marktphase getreten ist. Der Gerätebestand wächst nun primär innerhalb der bestehenden Nutzerbasis. Diese lässt sich nach ersten IoT-Erfahrungen durchaus leichter an neue, vernetzte Gerätekategorien her- anführen. Die gute Nachricht ist also: Die Offenheit gegenüber dem Internet der Dinge ist wei- ter gestiegen. Andererseits ist derzeit kein neuer Hype um einen bestimmten Hardwaretyp erkennbar. Ein solcher existierte zuletzt vor 2017, als die Nachfrage nach Smart-TV-Geräten den gesamten Consumer-IoT-Markt rasant angeschoben hat. Um den Erfolg von Consumer IoT zu bemessen, ist künftig die Zahl der unterschiedlichen IoT-Endpunkte pro Anwender das relevante Kriterium. Es ist wahrscheinlich, dass schon in wenigen Jahren in einem erheblichen Teil der deutschen Haushalte jeweils Dutzende unter- schiedlicher IoT-Komponenten zum Einsatz kommen. Doch welche Marktsegmente setzen künftig die entscheidenden Impulse für Consumer IoT? Dies zeigen die im Folgenden dar- gestellten fünf „Deep Dives“ in die Bereiche Connected Entertainment, Sprachassistenten & Smart Speakers, Wearables und Smart Homes. 2A bgefragt wurde Hardware aus den Bereichen Connected Entertainment, Smart Speakers, Wearables und Smart Homes. Ausdrücklich nicht eingerechnet sind Consumer-Geräte mit primärem Kommunikationsfokus wie Smartpho- nes, Tablets und PCs/Laptops. 3
Status quo Consumer IoT: die Markt-, Anbieter- und Konsumentenperspektiven Connected Entertainment: vom Wegbereiter zum Massenphänomen Bei moderner Unterhaltungselektronik ist Connectivity inzwischen ein Standard-Feature. Damit ist Connected Entertainment eindeutig ein vorlaufendes Marktsegment von Consumer IoT. Diese Entwicklung steht in engem Zusammenhang mit dem Siegeszug von Streaming-Diensten. Die aktuelle Ausgabe des Deloitte Media Consumer Survey 3 liefert in diesem Kontext eindrucksvolle Zahlen: Altersübergreifend nutzen 53 Prozent der Deutschen mindestens einmal pro Woche ein Video-on-Demand-Abonnement, bei Musik- streaming-Angeboten wie Spotify oder Deezer liegt der entsprechende Anteil bei 42 Prozent. Voraussetzung für die Nutzung dieser Dienste auf dem großen Bildschirm oder über hochwer- tige Lautsprecher ist die Vernetzbarkeit der Hardware. Diese ist inzwischen häufig gegeben. In 51 Prozent der deutschen Haushalte steht ein Fernsehgerät, welches direkt mit dem Internet verbunden ist (s.u.). Diese Smart TVs waren zuletzt ein wesentlicher Faktor bei der Verbreitung von Consumer IoT, denn selbst in der Mittelklasse gehört Connectivity bereits seit Jahren zur Grundausstattung von TV-Geräten. Deutschland: Verbreitung von Connected-Entertainment-Hardware 39% Smart TV 44% 46% 51% 12% Video-Streaming-Box/ 17% -Dongle 18% 20% 26% Spielkonsole 27% 26% 27% 17% Vernetzte Lautsprecher 18% (ohne Sprachassistent) 16% 16% Angaben in Prozent 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 2017 2018 2019 2020 Quelle: Deloitte Survey, 2020. Ein alternativer Weg zur Verbindung des Bildschirms mit dem Internet sind Video-Strea- ming-Boxen oder -Dongles wie Apple TV, Googles Chromecast oder Amazons Fire TV Stick. Diese ermöglichen die bequeme Nutzung von Abrufinhalten auch über ältere Geräte und werden von den entsprechenden Anbietern zu überschaubaren Preisen vermarktet. Wenig überraschend ist die Verbreitung von Video-Streaming-Boxen und -Dongles seit 2017 stark gestiegen, diese werden jetzt in 20 Prozent der Haushalte verwendet. Häufiger als alle anderen Entertainment-Gerätekategorien sind Spielkonsolen mit dem Inter- net verbunden. Altersübergreifend verwenden 27 Prozent der Deutschen eine Konsole mit Internet-Zugang. Und bereits 75 Prozent aller in Deutschland genutzten Spielkonsolen sind laut der vorliegenden Studie tatsächlich vernetzt. Die Gründe für die hohe Anschlussquote sind unterschiedlich: So ist Connectivity Voraussetzung für Multiplayer-Games und populäre Online-Dienste wie PlayStation Plus oder Xbox Live Gold. Auch werden Games und Zusatz- features von den technikaffinen Gamern häufig nur noch per Download gekauft. 3D er jährlich erscheinende Deloitte Media Consumer Survey beleuchtet detailliert das Medien-Nutzungsverhalten deutscher Konsumenten auf Basis repräsentativer Marktforschungsergebnisse. Die genannten Zahlen wurden im 4 Juni und Juli 2020 erhoben und beziehen sich auf die Nutzung im „New Normal“.
Status quo Consumer IoT: die Markt-, Anbieter- und Konsumentenperspektiven Auch im Audio-Bereich setzt sich die Vernetzung von Endgeräten immer mehr durch. Viele klassische Hi-Fi-Anlagen wurden bereits durch vernetzte, hochwertige Lautsprechersysteme ersetzt. Hersteller wie Sonos und Teufel konnten mit ihren Multiroom-Lösungen eine neue Audio-Geräteklasse etablieren. Entsprechende Produkte finden sich in 16 Prozent der deut- schen Haushalte. Zuletzt machte sich in diesem Subsegment die Konkurrenz durch hochwer- tige Smart Speakers mit integrierten Sprachassistenten bemerkbar – eine Kombination, die durchaus Potenzial verspricht, wie das folgende Kapitel zeigen wird. Perspektive Connected Entertainment Sind bei Connected Entertainment als dem vorlaufenden Segment des Consumer- IoT-Marktes bald schon Zeichen einer Sättigung zu erwarten? Tatsächlich wird sich das Wachstum absehbar verlangsamen, aber keinesfalls stagnieren. Dafür sorgt schon der kontinuierliche Austausch der vorhandenen Gerätebasis mit neuer, über- wiegend vernetzter Hardware. Wir prognostizieren, dass 90 Prozent aller TV-Geräte im Jahr 2022 in Deutschland mit dem Internet verbunden sein werden. Bei Spielkonsolen wird der Anteil dann sogar bei 95 Prozent liegen. Etwas zurückhaltender sind die Prognosen für den Audiobereich: 65 Prozent der in deutschen Haushalten meistgenutzten Musikanlagen dürften 2022 vernetzt sein. Hier macht sich die nach wie vor hohe Po- pularität des klassischen Radios bemerkbar, das die Bedürfnisse weniger musikbe- geisterter Konsumenten weiterhin erfüllt. Smart Speakers und Sprachassistenten: Erfolg mit neuen Skills Intelligente Sprachassistenten werden immer mehr zu einem bedeutenden User Interface. Neben der Verwendung auf mobilen Endgeräten sind Alexa, Siri & Co. längst auch im stationären Kontext relevant – sei es als Feature bei bestehenden Gerätekategorien oder als Kernelement einer neuen, eigenständigen Hardware. Im letzteren Fall sind es Smart Speakers, die derzeit auch die deutschen Haushalte erobern. Populäre Beispiele für diese internetbasierten Lautsprecher mit integriertem Sprachassis- tenten sind Amazon Echo, Google Home und Apple HomePod. Die Deutsche Telekom hat mit „Hallo Magenta“ zwischenzeitlich eine Alternative zu den Produkten der großen US-Konzerne vorgestellt. Einstiegsversionen dieser Gadgets werden zum Teil bereits für weniger als 50 Euro angeboten. Sprachassistenten haben im mobilen Kontext bereits eine breite Nutzerbasis erobert. 43 Prozent der Deutschen zwischen 18 und 75 Jahren verwenden Dienste wie Google Assistant, Siri oder Alexa per Smartphone oder Tablet. Innerhalb von zwei Jahren ist dieser Anteil enorm um 27 Prozentpunkte gestiegen. 4 Der Boom bei mobilen Sprachassistenten forciert auch die stationäre Verbreitung. Altersübergreifend haben 16 Prozent der Deutschen aktuell Zugriff auf intelligente Lautsprecher. Im Jahr 2017 lag der Anteil noch bei 4 Prozent (s. Abb. S. 6). Ein wesentlicher Erfolgsfaktor für Sprachassistenten und Smart Speakers sind die pas- senden Applikationen. Diese von Amazon „Skills“ und Google „Actions“ genannten Befehle greifen auf Anwendungen zahlreicher Drittanbieter zu und werden zunehmend ausgefeilter, spezifischer und damit für den Nutzer relevanter. Neben universellen Anwendungen wie der allgemeinen Suche nach Informationen, Wetterprognosen oder Sportnachrichten stehen für den Nutzer inzwischen zahlreiche lokale Skills und Actions bereit, beispielsweise aktuelle Störungsmeldungen des Nahverkehrsunternehmens, lokale Pizzabestellservices, die 4D etaillierte Zahlen zur mobilen Nutzung von Sprachassistenten werden regelmäßig im Rahmen des Deloitte Global 5 Mobile Consumer Survey erhoben.
Status quo Consumer IoT: die Markt-, Anbieter- und Konsumentenperspektiven Deutschland: Verbreitung Smart Speakers* Angaben in Prozent 20% 16% 15% 14% 10% 10% 5% 4% 0% 2017 2018 2019 2020 Quelle: Deloitte Survey, 2020. *) Lautsprecher mit integriertem intelligenten Sprachassistenten. tagesaktuelle Speisekarte der Uni-Mensa oder das Programm des Kinos um die Ecke. Die Zahl solcher Anwendungen wird in den kommenden Monaten weiter steigen und erheblich zum Erfolg von Sprachassistenten und Smart Speakers beitragen. Profitieren können Sprachassistenten allgemein und Smart Speakers im Besonderen von der gezielten Verknüpfung mit anderen Consumer-IoT-Einsatzgebieten. Durch ihren statio- nären Charakter sind die intelligenten Lautsprecher beispielsweise das ideale Interface zur (Sprach-)Steuerung von Smart-Home-Funktionen. Die „Handsfree“-Bedienung von Gebäu- defunktionen wird von vielen Konsumenten als überaus bequem empfunden. Smart-Home- Anbieter wie Somfy oder Rademacher erlauben bereits die Sprachsteuerung ihrer Lösungen über Alexa und/oder Google Assistant. Die Kombination von Sprache und Smart Home ist vorteilhaft für beide Seiten: Smart-Home-Lösungen gewinnen zusätzlich an Komfort, Anbieter von Sprachassistenten und Smart Speakers einen idealen Use Case. Begrenzt wird das Wachstum von den Bedenken jener Konsumenten, die den Schutz ihrer Privat- sphäre durch Sprachassistenten und Smart Speakers nachhaltig gefährdet sehen. Besonders kritische und wenig digital-affine Nutzersegmente kommen bei einer Abwägung von Nutzen und Risiken zu einer negativen Entscheidung. Auch die aktuellsten Marktforschungsergebnisse5 zeigen, dass entsprechende Vorbehalte weiterhin bestehen und auch mittel- bis langfristig nicht gänzlich auszuräumen sind. Daher werden Smart Speakers in absehbarer Zeit keine ähn- liche Verbreitung erfahren wie etwa das Smartphone oder Mobile-Instant-Messaging-Dienste. Perspektive Smart Speakers und Sprachassistenten Trotz zuletzt stark steigender Verbreitung haben Sprachassistenten und Smart Speakers ihr Potenzial keineswegs ausgeschöpft. Auch in den kommenden Monaten wird deren Nutzerbasis wachsen, und zwar sowohl auf mobilen Endgeräten als auch in stationären Umgebungen. Neben Smart Speakers setzen sich Sprachassistenten immer mehr auch als Feature in weiteren Consumer-Technology-Gerätekategorien wie TV-Geräten oder Set-Top-Boxen durch. Sollten sich die Wachstumsraten wie zu erwarten fort- schreiben, dann wird im Jahr 2021 der Bestand stationärer Sprachassistenten noch einmal um rund 20 Prozent steigen, 2022 wird das Plus bei immerhin noch 15 Prozent liegen. 5 Vgl. Deloitte Global Mobile Consumer Survey 2020 und Deloitte Media Consumer Survey 2019. 6
Status quo Consumer IoT: die Markt-, Anbieter- und Konsumentenperspektiven Wearables: wechselhafte Aussichten Wearables gelten im Bereich der vernetzten Consumer Technology als der nächste Entwick- lungsschritt. Nachdem sich mobile Hardware mit dem Siegeszug von Smartphone, Laptop & Co. längst etabliert hat, sollen künftig Wearable Devices von ihren Nutzern sogar unmittelbar am Körper getragen werden. Tatsächlich ermöglicht die Miniaturisierung von Hardware gänz- lich neue Gerätekonzepte. Ob leistungsfähige Displays am Handgelenk oder Mini-Computer in Virtual-Reality-(VR-) Brillen: Mit einem völlig andersartigen Formfaktor versprechen Weara- bles innovative Anwendungen wie die permanente Messung von Vitaldaten oder die Darstel- lung von 360-Grad-Videos. Gleichzeitig setzen sie von ihren Nutzern Anpassungsfähigkeit beim Tragen der neuartigen Devices voraus. In der Tat wurde die Aufgeschlossenheit der Konsumenten gegenüber Wearables zunächst überschätzt. Zwischen dem anfänglichen Hype und den tatsächlichen Absatzzahlen tat sich lange eine deutliche Lücke auf. Diese macht sich nach wie vor bemerkbar, auch wenn die Entwicklung gerade bei Fitness-Trackern und Smart Watches in den vergangenen Jahren erfreulicher war. Dennoch sind Wearables weit davon entfernt, einen Massenmarkt erobert zu haben. Gerade einmal 5 Prozent der Befragten haben Zugriff auf eine VR-Brille, 13 Prozent auf eine Smart Watch und immerhin 18 Prozent auf einen Fitness-Tracker (s. u.). Deutschland: Verbreitung Wearables Angaben in Prozent 20% 18% 18% 16% 15% 13% 13% 12% 10% 9% 7% 5% 5% 5% 5% 3% 0% Fitness-Tracker Smart Watch VR-Brille 2017 2018 2019 2020 Quelle: Deloitte Survey, 2020. Die ursprüngliche Fehleinschätzung lag weniger in der Bewertung des Potenzials von Wea- rables. Stattdessen wurde die Geschwindigkeit der Marktentwicklung falsch bewertet. Heute ist klar: Der Gerätebestand steigt eher kontinuierlich als sprunghaft, zudem ist die Entwick- lung bei den einzelnen Wearables-Typen unterschiedlich: Die Zahl der Träger von Smart Watches wächst beständig, bei Fitness-Trackern ist der adressierbare Markt absehbar schon bald gesättigt, während Virtual-Reality-Brillen weiter auf den großen Durchbruch warten. Die Verbreitung von Smart Watches steigt hierzulande langsam, aber anhaltend. Ursächlich für die nachhaltige Entwicklung sind nicht etwa sinkende Gerätepreise, sondern die perma- nente Weiterentwicklung von Hardware und Applikationen. So warten hochwertige Smart Watches nun mit Gesundheitsfunktionalitäten wie EKG, dem Erkennen von Herzinfarkten oder neuerdings der Bestimmung des Sauerstoffgehalts im Blut auf. Auch Features wie Always-on-Displays, mit denen Apple und Samsung aktuelle Versionen ihrer Uhren ausstatten, steigern die Attraktivität von Smart Watches. 7
Status quo Consumer IoT: die Markt-, Anbieter- und Konsumentenperspektiven Dagegen profitieren Fitness-Tracker zuletzt von ihren niedrigen Preisen. Selbst Geräte renommierter Hersteller sind zum Teil für kaum mehr als 50 Euro zu haben. Dennoch stag- nierte die Verbreitung von Fitness-Trackern in den letzten Monaten. Dieser Trend wird sich fortsetzen, denn dank des niedrigen Preisniveaus dürfte der größte Teil der adressierbaren Zielgruppe inzwischen einen Fitness-Tracker besitzen. Das weitere Wachstumspotenzial ist entsprechend begrenzt. Eine wenig erfolgreiche Entwicklung hat Virtual-Reality-Hardware hinter sich. Noch vor wenigen Jahren als die Zukunft der Consumer Technology gehandelt, ist VR scheinbar inzwischen aus dem Blickfeld der Konsumenten verschwunden. Wie bereits in den vergangenen beiden Jah- ren liegt die Verbreitung von Virtual-Reality-Brillen derzeit bei 5 Prozent. Für die beteiligten Gerätehersteller sind diese Zahlen ernüchternd, haben sie doch zuletzt zahlreiche verbesser- te Produkte in den Markt gebracht. Die Zahlen zeigen: Die Verbraucher in Deutschland sind beim Thema „Virtual Reality“ skeptisch. Anbieter zahlen den Preis für Fehler der Vergangen- heit, als Konsumenten durch ein falsches Erwartungsmanagement und technologisch nicht vollständig ausgereifte Produkte mit geringer Auflösung und eingeschränkter User Experien- ce enttäuscht wurden. Das Potenzial von Virtual Reality ist aber nach wie vor vorhanden. Es erfordert aber einen deutlich längeren Atem als ursprünglich erwartet, um VR nachhaltig bei den Konsumenten zu etablieren. Zum entscheidenden Erfolgsfaktor dürfte in den kommenden Jahren die konsequente Weiterentwicklung von Hardware und Anwendungen werden.6 Wie schon bei Smart Speakers stellt sich auch im Bereich der Wearables die Frage, ob diese langfristig eine ähnlich große Zielgruppe erschließen können wie Smartphones oder Lap- tops. Hier sind durchaus Zweifel angebracht. Die maßgebliche Hürde besteht im gelernten Nutzungsverhalten der Konsumenten. Das Tragen von mehr oder weniger geschlossenen Brillen oder von Smart Watches bedeutet, über Jahre etablierte Verhaltensmuster über Bord zu werfen – sei es die Nutzung eines im Raum platzierten Bildschirms oder das Tragen einer klassischen Armbanduhr als Statussymbol. Perspektive Wearables Die Wearables-Gerätebasis vergrößert sich kontinuierlich, aber in einem moderaten Tempo. Den vorliegenden Studienergebnissen zufolge erwarten wir in Deutschland in den kommenden beiden Jahren einen Anstieg der Verbreitung von Smart Watches um jeweils 15 Prozent, bei Fitness-Trackern wird das Plus maximal noch 5 Prozent pro Jahr betragen. Virtual Reality steht vor einem kleinen Aufschwung. Der Bestand an VR-Brillen wird 2021 um 10 und 2022 um mindestens 15 Prozent wachsen. Neue, verbesserte Hardware-Angebote und neue Games-Titel forcieren die Geräteverkäufe stärker als zuletzt. Einen ausgewachsenen Boom sollten die beteiligten Unternehmen bei Virtual Reality jedoch nicht erwarten, da der Anschub aus dem Content-Bereich weiterhin punktuell bleibt. Wichtige Akteure wie Facebook/Oculus oder Sony glauben jedoch weiter an VR und werden absehbar mit innovativen Social-Media-Funktionali- täten und Hardware-Features neue Impulse setzen. 6E ine detaillierte Analyse des VR-Marktes enthält die Studie „Consumer XR. Zukunftsperspektiven für Virtual, Augmented und Mixed Reality“, welche Deloitte im August 2020 veröffentlicht hat. 8
Status quo Consumer IoT: die Markt-, Anbieter- und Konsumentenperspektiven Smart Home: das große Versprechen Seit fast zwei Dekaden gilt Smart Home als ein Markt mit riesigem Potenzial. Die intelligente Vernetzung von Haushalten wird im Bereich Consumer IoT nicht selten sogar als Vorzeige- Anwendungsfall betrachtet. Doch bis heute hat sich das Smart Home im Sinne einer vollstän- digen oder zumindest umfassenden Vernetzung von Haushalten nicht durchgesetzt. Ursa- che ist weniger das fehlende Engagement unterschiedlichster Marktteilnehmer. Stattdessen existieren aus Konsumentensicht nach wie vor drei gravierende Hindernisse: fehlende Intero- perabilität, Sorge um Datenschutz und -sicherheit sowie eine fragmentierte, unübersichtliche Anbieterlandschaft. Dennoch ist in den letzten Jahren etwas Bewegung in den Markt gekommen. Ursache ist das steigende Angebot an preiswerten Smart-Home-Einzellösungen. Diese sind für viele Verbrau- cher der Einstieg in die Vernetzung ihres Haushaltes und werden durchaus angenommen. Vergleichsweise beliebt ist hierzulande die intelligente Steuerung von Beleuchtung. Alters- übergreifend nutzen 8 Prozent der Befragten ein smartes Lichtsystem. Vernetzte Sicher- heitskameras haben 6 Prozent in ihrem Haushalt, ebenso hoch liegt der Anteil bei smarten Haushaltsgeräten wie z.B. Waschmaschinen, die sich per App steuern lassen. Vernetzte Ther- mostate und Rauchmelder folgen mit einer Verbreitung von 5 bzw. 4 Prozent (s. u.). Die Zahlen verdeutlichen ein nach wie vor gedämpftes Interesse am Smart Home. Hoffnung macht jedoch der Trend der vergangenen vier Jahre. In diesem Betrachtungszeitraum ist die Verbreitung der unterschiedlichen Smart-Home-Gerätetypen mehr oder weniger kontinuierlich gestiegen, einen signifikanten Anstieg belegen die Zahlen jedoch nicht. Deutschland: Verbreitung Smart-Home-Komponenten Intelligentes Beleuchtungssystem Vernetzte Sicherheitskamera, Türklingel Smarte Haushaltsgeräte, über App steuerbar Intelligentes Thermostat n.a. Intelligenter Rauchmelder Smart Home Hub n.a. Intelligentes Türschloss Angaben in Prozent 0% 1% 2% 3% 4% 5% 6% 7% 8% 2017 2018 2019 2020 Quelle: Deloitte Survey, 2020. 9
Status quo Consumer IoT: die Markt-, Anbieter- und Konsumentenperspektiven Dass das Smart Home trotz manch positiver Signale seine Nische noch nicht verlassen hat, liegt unter anderem an der fehlenden Interoperabilität der einzelnen Insellösungen. Denn sein vollständiges Potenzial entfaltet eine intelligente Hausvernetzung erst dann, wenn die unter- schiedlichsten Gebäudefunktionen zentral und aufeinander abgestimmt gesteuert werden können. Dies ist bei zahlreichen der aktuell angebotenen Smart-Home-Produkte nicht mög- lich. Ein Anhaltspunkt für die fehlende Interoperabilität ist die bislang geringe Verbreitung so- genannter „Smart Home Hubs“ in deutschen Haushalten. Diese Steuerzentralen ermöglichen die intelligente Verknüpfung einzelner, vernetzter Insellösungen. Ebenso wie im Vorjahr ge- ben nur 3 Prozent der Befragten an, einen Smart Home Hub und damit die Grundlage für ein umfassender vernetztes Smart Home zu nutzen. Auch Bedenken hinsichtlich des Schutzes und der Sicherheit von Smart-Home-Daten bremsen die weitere Entwicklung. Die Skepsis der Verbraucher zeigt sich in zweierlei Hinsicht. Einer- seits sehen Konsumenten durch vernetzte Gebäudefunktionen ihre Privatsphäre gefährdet. So würden hierzulande rund die Hälfte der von Befragten ihre Smart-Home-Nutzungsdaten nicht teilen. Es bestehen also erhebliche Zweifel an der redlichen Verwendung der Daten durch die entsprechenden Anbieter. Auf der anderen Seite sorgen sich Verbraucher, dass Cyber-Kriminelle die Kontrolle über das Smart Home übernehmen. Tatsächlich wurde in den vergangenen Monaten in zahlreichen Presseartikeln dargestellt, wie Hacker fremde Jalousien steuern, Licht und Strom per Knopfdruck einschalten oder die Haustür öffnen. Bei Konsu- menten haben diese Meldungen Unsicherheit generiert, einen sensiblen Bereich wie das eigene Zuhause mit potenziell angreifbaren Geräten auszustatten. Ebenfalls für Kaufzurückhaltung sorgt die fragmentierte, unübersichtliche Smart-Home- Anbieterlandschaft. Unter anderem große Internetkonzerne, Telekommunikationsanbieter, Energieversorger, Consumer-Electronics-Hersteller sowie Anbieter von Hauselektrik buhlen mit ihren Smart-Home-Lösungen um die Gunst der Kunden. Mit besonders herausragenden Angeboten konnte sich bislang keine dieser Anbietergruppen als führende Kraft im Smart- Home-Markt etablieren. Und noch eine Hürde tut sich vor den Konsumenten auf: Ihnen stellt sich nicht nur die Frage von wem, sondern auch wo sie ihre Smart-Home-Lösung kaufen sollen und wer diese installiert. Denn nach wie vor fehlt es an einer transparenten Vertriebs- landschaft und an spezialisierten Technikern. Perspektive Smart Home Die Zahl vernetzter Smart-Home-Insellösungen in deutschen Haushalten steigt in den nächsten Monaten weiter. Wesentlicher Treiber ist das niedrige Preisniveau beispiels- weise bei smarten Beleuchtungssystemen, vernetzten Türklingeln oder per Smartphone steuerbaren Überwachungskameras. Deloitte erwartet 2021 und 2022 hierzulande einen Zuwachs der Smart-Home-Gerätebasis gegenüber dem Vorjahr von jeweils 10 Prozent. Für manche Konsumenten sind die vergleichsweise einfachen Consumer- Angebote der Einstieg in die Smart-Home-Welt. Eine zentrale Vernetzung von Gebäude- funktionen ist mit dem Großteil dieser Einstiegslösungen jedoch nicht möglich. Inzwi- schen sprechen führende Anbieter über einen lizenzfreien Standard für Smart-Home- Geräte, der 2021 an den Start gehen soll. Der Erfolg dieser Initiative könnte mittel- bis langfristig zu einem wichtigen Impulsgeber werden und dazu beitragen, dass das Smart Home seinen vollen Mehrwert ausschöpfen kann. 10
Status quo Consumer IoT: die Markt-, Anbieter- und Konsumentenperspektiven Zwischenfazit: heterogene Kundenwünsche und Marktstrukturen Die genauere Betrachtung der vier Subsegmente bestätigt die Eingangsthese: Consumer IoT ist keine homogene Einheit, stattdessen weisen die Teilmärkte sehr unterschiedliche Potenziale und Reifegrade auf. Als Ganzes betrachtet hat Consumer IoT seine enormen Möglichkeiten bei Weitem noch nicht ausgeschöpft. Die gute Nachricht für jene Unternehmen, die sich im Bereich Consumer IoT engagieren wollen: Es besteht weiterhin ein beträchtlicher Gestaltungsspielraum, Marktstrukturen befinden sich vielfach noch im Aufbau, Kundenerwartungen lassen sich durch neue Produkte beeinflussen. Die Ausgangssituationen in den Teilmärkten sind allerdings unterschiedlich. Hilfreich in diesem Kontext ist die Betrachtung der Consumer-IoT-Marktmatrix (s. u.). Diese illustriert die Positionierung der vier Subsegmente hinsichtlich Marktpotenzial und Reifegrad und ordnet Connected Entertainment, Sprachassistenten/Smart Speakers, Wearables und Smart Homes charakteristischen Markttypen zu. Consumer-IoT-Marktmatrix hoch Erschlossener Massenmarkt: Teilerschlossene • Connected Entertainment Segmentmärkte: • Sprachassistenten, Smart Speakers • Wearables Reifegrad Gestaltbare Potenzialmärkte: • Smart Homes Smart Homes niedrig Conected Cars begrenzt Marktpotenzial groß Quelle: Deloitte Survey, 2020. So ist das riesige Potenzial von Connected Entertainment sowohl auf der Hardware- als auch auf der Inhalteseite bereits weitgehend erschlossen. Anbieter und Angebote haben sich eta- bliert und treffen auf eine große Kundenbasis. Allenfalls wenige große, internationale Player wie zuletzt Disney und Warner wagen noch den Markteintritt. Mittel- und langfristig ist eine Konsolidierung dieses erschlossenen Massenmarktes wahrscheinlich. Das Smart-Home-Segment bewegt sich im gestaltbaren Potenzialmarkt und könnte hinsicht- lich adressierbarer Kundenzahl und Umsatz perspektivisch in eine ähnliche Größenordnung vorstoßen wie Connected Entertainment. Die Geschwindigkeit der mittel- bis langfristigen Marktentwicklung hängt entscheidend davon ab, wie schnell und konsequent die wesentlichen Hindernisse im Smart-Home-Kontext ausgeräumt werden können. Völlig offen ist auch, welche Anbietergruppen den Markt künftig formen und beherrschen. 11
Zukunftsperspektive Consumer IoT: vier Kontextfaktoren für neues Wachstum Wearables sowie Sprachassistenten und Smart Speakers sprechen bislang primär eine technik- affine Kundengruppe an. Diese ist gekennzeichnet durch eine große Offenheit gegenüber neuen Hardware-Konzepten sowie die ausgeprägte Bereitschaft, persönliche Daten zu teilen. Die potenzielle Nutzerbasis von Wearables und Sprachassistenten ist auf absehbare Zeit kleiner als die der drei vorher genannten Consumer-IoT-Subsegmente, ebenso wie die unmittelbar erzielbaren Umsätze. Auf der anderen Seite existieren bereits gefestigte Anbieter- und Marktstrukturen im Hardwarebereich sowie eine ausgeprägte Entwicklungsdynamik bei den entsprechenden Apps, Skills und Diensten. Das Umfeld von Wearables und Sprachas- sistenten/Smart Speakers lässt sich als teilerschlossener Segmentmarkt charakterisieren. Als Ganzes betrachtet hat Consumer IoT seine enormen Möglichkeiten bei Weitem noch nicht ausgeschöpft. Zukunftsperspektive Consumer IoT: vier Kontextfaktoren für neues Wachstum Ein zusätzliches, markantes Wachstum im Bereich Consumer IoT erfordert neue, starke Impulse. Hierfür existieren unterschiedliche Ansatzpunkte. Insbesondere vier Kontextfak- toren haben für die künftige Entwicklung eine große Bedeutung (s. u.): neue Use Cases, zusätzliche Interoperabilität, Datenschutz und -sicherheit sowie 5G-Netzinfrastruk- turen. Die involvierten Marktteilnehmer sollten diesen Handlungsfeldern ihr besonderes Þ Augenmerk widmen. Lösungsansätze sind jedoch durchaus komplex. Vier Kontextfaktoren für Consumer-IoT-Wachstum 5G Mobilfunk Þ Use Cases Consumer-IoT- ÞÞ Wachstum Datenschutz Interoperabilität und -sicherheit Use Cases: Fundament und Motor des Erfolges Bei technologischen Innovationen liegt der Schwerpunkt des Interesses anfangs typischer- weise weniger auf Use Cases, sondern auf der neuen Hardware. Auch bei Consumer-IoT- Lösungen war dieses Phänomen zu beobachten. So löste bei VR-Brillen oder den ersten Smart-TV-Geräten das technisch Machbare große Begeisterung aus, passende Anwendungen sollten vornehmlich die neuen Hardware-Möglichkeiten demonstrieren. Doch der Fokus der Konsumenten ändert sich schnell. Neue Technologien werden Mainstream, überzeugende Use Cases müssen nun eine nachhaltige Nutzung sicherstellen. 12
Zukunftsperspektive Consumer IoT: vier Kontextfaktoren für neues Wachstum Tatsächlich ist dieser Übergang eine kritische Marktphase. Beispiele zeigen, dass diese im Bereich Consumer IoT überzeugend gemeistert werden kann. Voraussetzung sind Use Cases, deren Mehrwert Konsumenten nicht nur erkennen, sondern auch in der täglichen Nutzung erle- ben. Besonders greifbar ist dies am Beispiel Smart TV: TV-Bildschirme sind nicht zuletzt des- halb in großer Zahl mit dem Internet verbunden, weil die Mehrzahl der deutschen Konsumenten regelmäßig auf Video-on-Demand-Angebote zugreift. Wesentlich dazu beigetragen haben Dienste wie Netflix und Amazon Prime Video, die attraktiven Content mit einer überzeugenden User Experience und flexiblen Nutzungsmöglichkeiten verbinden. Dagegen zeigt das Beispiel Virtual Reality, wie enorm das Fehlen von Use Cases die Entwicklung von entsprechenden Produkten bremst. Trotz vereinzelt überzeugender Umsetzungen fehlen VR-Anwendungen, die bei Verbrauchern einen „Must have“-Effekt hervorrufen. Selbst stark verbesserte VR-Brillen lösen derzeit keine nennenswerten Kaufimpulse aus. Diese müssen stattdessen von neuen Anwendungen ausgehen. Im Consumer-Umfeld liegen die größten Hoffnungen nach wie vor auf Virtual Reality Games. In deren Entwicklung fließen noch immer enorme Summen. Insbeson- dere Facebook möchte über neue Games-Titel Konsumenten für die Virtual Reality gewinnen. 7 Die Zahl der Use Cases und Anwendungen im Bereich Consumer IoT steigt inzwischen konti- nuierlich, wobei einzelne Subsegmente von einem deutlich größeren Angebot profitieren als andere. So haben bei Sprachassistenten und Smart Speakers Konsumenten zunehmend die Qual der Wahl und die Möglichkeit, die für sie passenden „Skills“ oder „Actions“ auszuwählen. Die Breite des Angebotes erhöht die Relevanz für den Einzelnen, personalisierte Nutzungs- muster werden möglich. Für andere Consumer-IoT-Teilmärkte wären neue Anwendungssze- narien überaus hilfreich, vielleicht sogar notwendig. Smart Homes könnten durch zusätzliche Use Cases wie Sprachsteuerung oder Video-Türklingeln wichtige Impulse erhalten, bei Smart Watches könnte sich der zuletzt erfreuliche Trend z.B. durch neue Mobile-Payment-Apps noch einmal beschleunigen. Überzeugende Use Cases müssen die nachhaltige Nutzung von Consumer-IoT-Angeboten sicherstellen. Auswahl, Spezifikation und Entwicklung sowie die Umsetzung der richtigen Use Cases sind jedoch diffizil. Der überwiegende Teil neuer Consumer IoT-Anwendungen und Geschäftsmodelle scheitert. Zwar sind Fehlschläge bei Consumer IoT Use Cases unerfreulich wie in jedem anderen Geschäftsbereich auch. Im Startup-Umfeld hat man aber bereits gelernt, sich von schleppend anlaufenden Neuentwicklungen möglichst frühzeitig zu verabschieden oder Ideen so anzu- passen, dass sie den Markterfordernissen entsprechen. Von einem kontinuierlichen Testen und Iterieren von Ideen auf Grundlage von Praxisfeedback während des gesamten Entwick- lungsprozesses können auch große Unternehmen profitieren. Dabei kann ein systematischer Ansatz wie Deloittes Venture Path 8 helfen, Consumer IoT Use Cases systematisch zu validieren. Auf diese Weise werden die besten bestehenden und neuen Anwendungen identifiziert und wenig erfolgversprechende Use Cases frühzeitig und mit minimalen Kosten beendet. 7 https://www.theinformation.com/articles/next-on-facebooks-shopping-list-acquisitions-to-beef-up-gaming. 8 Venture Path ist ein Lean-Startup-Ansatz, mit dem auch große Unternehmen neue Ideen gezielt testen und schneller als je zuvor innovieren können: https://www2.deloitte.com/uk/en/pages/consulting/solutions/venture-path.html# 13
Zukunftsperspektive Consumer IoT: vier Kontextfaktoren für neues Wachstum Interoperabilität: übergreifende Vernetzung als Mammutaufgabe Das Internet der Dinge besteht aus zahllosen, in sich geschlossenen Insellösungen. Der Consumer-Bereich macht da keine Ausnahme. Endgeräte sind überwiegend getrennt vonein- ander mit dem Internet verbunden. Selbst innerhalb der jeweiligen Subsegmente dominieren Einzellösungen. Bestenfalls existieren einige wenige, in sich geschlossene Plattformen. Consumer IoT ist ein fragmentiertes Ökosystem. Diese isolierten Lösungen verhindern die umfassende Integration von Hardware und Diensten und machen eine Kommunikation über die Grenzen der Subsegmente hinweg zur absoluten Ausnahme. Dabei bietet eine übergreifende Interoperabilität von (Consumer) IoT dem ein- zelnen Konsumenten potenziell einen enormen Mehrwert: So führen auf dem Weg vom Büro nach Hause von Wearables ermittelte Standortdaten nicht nur zu gezielteren Stauin- formationen, sondern sie können beispielsweise schon beim Losfahren die Heizung im Smart Home einschalten und das Licht und die vernetzten Lautsprecher genau dann aktivieren, wenn man tatsächlich daheim angekommen ist. Solche Szenarien sind Zu- kunftsmusik, denn fehlende Schnittstellen, unterschiedliche Datenformate und die fehlende Bereitschaft zur Öffnung vorhandener Plattformen limitieren die Interoperabilität erheblich.9 Die Schaffung einer übergreifenden Vernetzung ist eine Mammutaufgabe, deren Umsetzung inkrementell vonstattengehen wird. Die beteiligten Akteure im Consumer-IoT-Umfeld sollten daher bei diesem Thema in Schritten denken. Ein erster Ansatzpunkt ist die Umsetzung von Interoperabilität innerhalb einzelner Subsegmente oder Use Cases. Besonders im Fokus steht dabei der Smart-Home-Bereich. Ein großer Trend beim Smart Home ist die intelligente Verknüpfung unterschiedlicher End- geräte innerhalb sogenannter „Szenarien“. Hierbei werden z.B. Licht, Jalousien oder Multi- room-Lautsprecher integriert und kontextabhängig angesteuert. Die Szenarien können ge- zielt je nach Stimmung und individuellen Präferenzen aktiviert werden. Viele der hierzulande verbreiteten Smart-Home-Insellösungen ermöglichen diese intelligenten Funktionen nicht. Mindestvoraussetzung ist ein Smart Home Hub, der als zentrale Einheit unterschiedliche Komponenten steuert. Der Nachteil dabei: Konsumenten sind häufig an Endgeräte eines ein- zelnen Herstellers gebunden. Mehr Flexibilität ermöglichen übergreifende Plattformen. Von der Deutschen Telekom entwi- ckelt, versteht sich beispielsweise QIVICON als herstellerübergreifendes Ökosystem, in dem Geräte zahlreicher namhafter Partner wie Miele, Osram, Philips oder Sonos zentral gesteuert werden. QIVICON konkurriert nicht zuletzt mit den Plattformen der großen Internetkonzerne. Apple bewirbt sein HomeKit mit einer Vielzahl kompatibler Komponenten unterschiedlichs- ter Hersteller und setzt als User Interface auch seinen Sprachassistenten Siri ein. Google und Amazon verwenden ebenfalls Assistant bzw. Alexa zur Sprachsteuerung von Smart- Home-Funktionen zahlreicher Partnerunternehmen. Sprachassistenten und Smart Speakers helfen ihren Anbietern damit nicht nur beim Einstieg in das Smart-Home-Segment, sondern sind gleichzeitig Enabler für Interoperabilität. Bis die Fragmentierung von Consumer IoT umfassend überwunden sein wird, ist es noch ein langer Weg. Konsumenten müssen ihren Gerätepark aktualisieren und Hardware vorhalten, die entsprechende Schnittstellen unterstützt. Dieser Prozess bemisst sich am typischen Aus- tausch von z.B. Waschmaschinen oder TV-Geräten. Consumer IoT-Anbieter müssen daher möglichst zügig über gemeinsame Datenstandards und offene Schnittstellen nachdenken. Das Projekt „Connected Home over IP“ zeigt, wie solche Kooperationen aussehen können: 9D ie Vision und das Potenzial umfassender Connectivity analysiert die Deloitte-Studie „Grenzenlos vernetzt. Smarte Digitalisierung durch IoT, Digital Twins und die Supra-Plattform“. 14
Zukunftsperspektive Consumer IoT: vier Kontextfaktoren für neues Wachstum Amazon, Apple, Google und die prominent besetzte ZigBee Alliance sprechen hier über einen lizenzfreien Standard für Smart-Home-Geräte. Ziel ist es, den Entwicklungsaufwand für Her- steller zu reduzieren und Konsumenten eine größere Hardware-Kompatibilität zu ermöglichen. Die Schaffung von übergreifender Vernetzung ist eine riesige Herausforderung, deren Umsetzung inkrementell vonstattengehen wird. Initiativen im Smart-Home-Bereich sind ein erster, wichtiger Schritt. Datenschutz und -sicherheit: Das Vertrauen steigt Der Schutz und die Sicherheit von Nutzungsdaten sind hierzulande nach wie vor ein sensib- les Thema. Das zeigen alle Befragungen in den unterschiedlichen Consumer-IoT-Segmenten: Gerade einmal ein Drittel der Video-on-Demand-Nutzer ist bereit, für gezieltere Programm- empfehlungen Daten weiterzugeben.10 Nur 48 Prozent der Deutschen würden die eigenen Smart-Home-Nutzungsdaten teilen. 11 Und 58 Prozent beunruhigt die Verwendung persönli- cher Daten durch Online-Unternehmen. 12 Die Verunsicherung hat gleich mehrere Gründe: •F ür viele Konsumenten sind IoT-Technologien nach wie vor neu, die Funktionsweise entsprechender Endgeräte und Dienste wird als wenig transparente „Black Box“ wahrgenommen. • Der Mehrwert des Teilens von Daten wird häufig nicht verstanden. • I n der öffentlichen Diskussion überwiegen Negativmeldungen über Risiken und Datenskandale. • Das Vertrauen in die Anbieter fehlt. Die Sorge um den Schutz und die Sicherheit persönlicher Daten wirkt sich in den Consu- mer-IoT-Segmenten sehr unterschiedlich aus. Besonders relevant ist das Thema im Zusam- menhang mit Sprachassistenten und Smart Speakers. Nicht wenige Konsumenten haben das Gefühl, von smarten Assistenzdiensten „belauscht“ zu werden. und sehen ihre Privatsphäre gefährdet. Nicht hilfreich waren Berichte, dass die Sprachsteuerung von Smart-TV-Geräten Gespräche mithört und Daten weitergibt. Anbietern sind die Privacy-Bedenken der Verbrau- cher bekannt. So bietet Amazon die Möglichkeit, das Mikrofon seiner Smart Speakers auf Tastendruck zu deaktivieren. Die Echo-Geräte geben zudem eine optische Rückmeldung. Manch einen kritischen Konsumenten mag dieses Feature beruhigen, dennoch dürften bei einem signifikanten Teil der Verbraucher weiterhin Vorbehalte bestehen. Doch es gibt inzwischen positive Signale. Die Zahl der hinsichtlich Datenschutz und -sicher- heit kritisch eingestellten Konsumenten nimmt langsam, aber kontinuierlich ab. Die Ent- wicklung lässt sich sogar quantifizieren. Die Analyse der Ergebnisse der unterschiedlichen Deloitte Consumer Surveys zeigt, dass der nach wie vor große Anteil skeptischer Verbrau- cher von Jahr zu Jahr um rund 5 Prozent zurückgeht. Die Ursache liegt im zunehmenden Erfahrungshorizont mit den unterschiedlichen Spielarten von Consumer IoT. Immer mehr Konsumenten verwenden vernetzte Lösungen entweder selbst oder erleben deren Nutzung bei Freunden und Bekannten. Angst und Sorge nehmen mit der Erfahrung von Mehrwert und einer unproblematischen Nutzung ab. 10 Vgl. Deloitte Media Consumer Survey 2019. 11 Vgl. Deloitte Smart Home Consumer Survey 2018. 12 Vgl. Deloitte Global Mobile Consumer Survey 2020. 15
Zukunftsperspektive Consumer IoT: vier Kontextfaktoren für neues Wachstum Trotz dieses aus ihrer Sicht erfreulichen Trends müssen die beteiligten Unternehmen die Sorge um Schutz und Sicherheit persönlicher Daten nach wie vor sehr ernst nehmen. Hier existieren zahlreiche Ansatzpunkte: Sicherungs- und Datenschutzlösungen müssen konsequent umge- setzt sein. Die Verwendung und der Verbleib persönlicher Daten muss Konsumenten trans- parent kommuniziert werden. Eine Weitergabe von Daten an Dritte ist grundsätzlich kritisch auf den Prüfstand zu stellen. Und mit der Speicherung von Daten auf deutschen Servern ist eine zusätzliche vertrauensbildende Maßnahme in Betracht zu ziehen. Anbieter können so aus der Not eine Tugend machen und Datenschutz und -sicherheit als Marketingmaßnahme oder möglicherweise sogar als Alleinstellungsmerkmal positionieren. Unternehmen müssen die Sorge um Schutz und Sicherheit persönlicher Daten weiterhin ernst nehmen. Der große Anteil skeptischer Verbraucher geht jedoch von Jahr zu Jahr um rund 5 Prozent zurück. 5G: Mehrwert mit Fragezeichen 5G-Mobilfunknetze gelten als einer der ganz großen Entwicklungsschritte für die gesamte Technologie-, Medien- und Telekommunikationsindustrie. Die neuen Infrastrukturen stehen den Kunden inzwischen in einzelnen Regionen zur Verfügung, der weitere Ausbau der Netze ist im Gange. Gemessen an den Ausbauplänen der Netzbetreiber dürfte bis zum Jahr 2025 der überwiegende Teil der Bevölkerung und Fläche mit 5G versorgt sein. Das Internet der Dinge wird von den neuen Infrastrukturen erheblich profitieren. Schließlich ist 5G die erste Mobilfunkgeneration, die unter Berücksichtigung von IoT-Anwendungen ent- wickelt wurde. Bei der Monetarisierung der neuen Netze ruhen daher große Hoffnungen auch auf dem Internet der Dinge. Tatsächlich verspricht 5G im IoT-Kontext zahlreiche Vorteile ge- genüber früheren Infrastruktur-Generationen. Dazu zählen: • Deutlich höhere Bandbreiten • Datenübertragung nahezu in Echtzeit, Latenzzeiten bei unter einer Millisekunde •H ohe Verbindungssicherheit mit einer Verfügbarkeit von 99,9999 Prozent und unterbrechungsfreie Verbindungen auch bei hohen Geschwindigkeiten •H öhere Gerätedichte, Vernetzung vieler Tausender Geräte in einer Funkzelle zur gleichen Zeit möglich • Niedriger Energieverbrauch 5G-fähiger Geräte. Besonders bei unternehmenskritischen Anwendungen im industriellen Umfeld dürften die neuen Infrastrukturen ihren Mehrwert ausspielen. Hier sind die Anforderungen an Kommu- nikationstechnologien besonders hoch. Doch braucht Consumer IoT ebenfalls 5G? Oder rei- chen die bisherigen Mobilfunknetze als Grundlage für weiteres Wachstum im Bereich des Internets der Dinge? Schließlich ist im B2C-Kontext oft die Übertragung kleinerer Datenpake- te in weniger sensiblen Umgebungen gefragt. Tatsächlich ist bei Consumer IoT eine differen- zierte Betrachtung von 5G notwendig und sinnvoll. Bei vielen Consumer-IoT-Diensten ist der Mehrwert von 5G zunächst überschaubar. So gelten 4K- bzw. 8K-Videos als 5G-Vorzeige-Use-Cases. Auf kleineren, mobilen Screens ist die hohe Auflösung für das menschliche Auge jedoch nur sehr begrenzt wahrnehmbar. Seine Vorzüge ausspielen kann 4K/8K dagegen auf dem großen Bildschirm im heimischen Wohnzimmer. Hier konkurriert 5G jedoch mit stationären Breitbandangeboten, die entsprechende Dienste wirtschaftlicher bereitstellen können. Auch im Kontext von Smart Homes und Smart Spe- akers bietet 5G gegenüber der bisher gebräuchlichen Vernetzung per WLAN, ZigBee oder Z-Wave in den meisten Anwendungsszenarien keinen zusätzlichen Nutzen. 16
Zukunftsperspektive Consumer IoT: vier Kontextfaktoren für neues Wachstum Bei welchen Consumer IoT Use Cases außerhalb von Connected Cars sind spürbare Verbes- serungen durch 5G zu erwarten? Ambitionierte Gamer werden die extrem kurzen Latenzzei- ten von 5G zu schätzen wissen. Auch anspruchsvolle Anwendungen in den Bereichen Virtual, Augmented und Mixed Reality profitieren von der Kombination aus hohen Bandbreiten und kurzen Latenzzeiten. So verbessert sich die VR-Nutzererfahrung durch stabile und fein aufge- löste 360-Grad-Video-Streams deutlich. Und anspruchsvolle AR-Anwendungen werden auch in Außenumgebungen und unabhängig von stabilen WLAN-Netzen möglich. Für Entwickler ergibt sich dank 5G neuer Spielraum bei der Gestaltung mobiler, innovativer Anwendungen – nicht nur in der Augmented und Mixed Reality. Hier gilt es, die Möglichkeiten der neuen Infra- strukturen unmittelbar bei der Entwicklung von Diensten zu berücksichtigen. 5G kann seine Vorteile nur bei wenigen Consumer-IoT-Anwendungen ausspielen Fazit Zukunftsanalyse: Kontextfaktoren bestimmen Marktentwicklung Consumer IoT bleibt ein dynamisches Marktumfeld. Über alle Subsegmente hinweg betrach- tet werden Nutzerzahl und Nutzungsintensität in den kommenden Jahren weiter steigen. Neue Anwendungsszenarien gewinnen an Relevanz, die Bereitschaft zum Teilen persönlicher IoT-Daten nimmt kontinuierlich zu. Auf der anderen Seite ist unklar, ob bei der übergreifenden Interoperabilität von Diensten entscheidende Fortschritte erzielt werden, und auch 5G wird im Consumer-Umfeld weniger Impulse setzen als im B2B-Bereich. Die untenstehende Abbildung fasst die potenzielle Entwicklung im Bereich der vier Consu- mer-IoT-Kontextfaktoren zusammen und zeigt, dass Status quo und mittelfristige Zielbilder bislang kaum deckungsgleich sind. Das Erreichen dieser Zielbilder leistet jedoch einen wichti- gen Beitrag zur weiteren Entwicklung von Consumer IoT. Dieser Beitrag fällt je nach Kontext- faktor unterschiedlich aus. Consumer-IoT-Kontextfaktoren auf einen Blick Status quo Mittelfristiges Geeignete Beitrag zur Zielbild Maßnahmen Marktentwicklung Use Cases Viele generische Breites Angebot Hinterfragen des sehr hoch Anwendungen, auch spezifischer, Potenzials von Use Bedarf der Nutzer regional relevanter Cases schon vor nicht immer im Use Cases der Entwicklung Fokus und Umsetzung Inter- Zahlreiche, Schaffung einer Gezielte hoch operabilität in sich übergreifenden Kooperationen, geschlossene Vernetzung gemeinsame Insellösungen und innerhalb einzelner Datenstandards, Datensilos Subsegmente und offenen Schnitt- Use Cases stellen Daten- Verunsicherung Abnehmende Vor- Umfassende Siche- hoch schutz und bei Konsumenten, behalte gegenüber rungs- und Daten- -sicherheit fehlende Consumer IoT, schutzlösungen, Bereitschaft zum Bereitschaft zum Transparenz über Teilen von Teilen von Verwendung/Ver- IoT-Nutzerdaten IoT-Nutzerdaten bleib von Daten, begrenzte Weitergabe an Dritte, Nutzung deutscher Server 5G Netze im Aufbau, Umfassendes Berücksichtigung mittel kaum Use Cases Angebot von 5G als Standard außerhalb von anspruchsvoller bei der Entwicklung Connected Cars 5G-Consumer- neuer Dienste Use-Cases (z.B. Games, AR, MR) 17
Zukunftsperspektive Consumer IoT: vier Kontextfaktoren für neues Wachstum Unternehmen können aus der Bewertung unserer Kontextfaktoren konkrete Schlüsse für ihre Consumer-IoT-Strategien ziehen. Die Analyse zeigt: •N ichts ist wichtiger als die richtigen Use Cases. Sie wecken Interesse, lösen Kaufimpulse aus und sorgen für eine nachhaltige Nutzung von Consumer IoT. Sobald Konsumenten den konkreten Mehrwert verstehen und erleben, steht dem Erfolg von Consumer-IoT-Angeboten wenig im Weg. Anbieter müssen Use Cases entsprechend entwickeln und kommunizieren. • I nteroperabilität hebt Vernetzung potenziell auf ein neues Niveau, die dafür notwendige Öff- nung bislang geschlossener Anwendungen erfordert aber Zeit und ein massives Umdenken bei den beteiligten Marktteilnehmern. Ein erster Schritt in die notwendige Richtung ist die Schaffung von Interoperabilität innerhalb einzelner Subsegmente oder Use Cases. •E benfalls beträchtlich ist der Beitrag zur Marktentwicklung im Bereich Datenschutz und Datensicherheit. Unternehmen stehen zahlreiche Maßnahmen zur Verfügung, um Vertrauen bei Verbrauchern zu schaffen, Ängste und Vorbehalte abzubauen und die Bereitschaft zum Teilen persönlicher Daten zu stärken. •D ie Effekte von 5G auf Consumer IoT sollten die beteiligten Marktteilnehmer realistisch einschätzen. 5G wird im B2C-Bereich zunächst keine neue Ära begründen. Für die derzeit populärsten Consumer-IoT-Anwendungen reichen die bisherigen Netzinfrastrukturen wei- terhin aus. Seine Vorteile ausspielen kann 5G in spezifischen Anwendungsszenarien, bei- spielsweise im Connected-Cars-Segment. 18
Ausblick: Schlüsselrolle fürs Smart Home Ausblick: Schlüsselrolle fürs Smart Home In den nächsten beiden Jahren wird der Bestand vernetzter Consumer-IoT-Hardware um jährlich 10 Prozent wachsen. Der Anstieg ist beachtlich, in eine neue Größenordnung dringt Consumer IoT damit aber nicht vor. Denn die Bestandsaufnahme innerhalb der verschiede- nen Segmente und Produkte fällt höchst unterschiedlich aus. Von der Phase des Abwartens (Virtual Reality) über einen ausgewachsenen Boom (Smart Speakers) bis hin zu ersten Sät- tigungszeichen (Fitness-Tracker) sind bei Consumer IoT praktisch alle Entwicklungsstufen des Marktes vertreten. Woher kommen neue Impulse für Consumer IoT? Mindestens bis 2022 kann das weitere Wachstum bei vernetzten TV- und Audiogeräten die Verbreitung von Consumer IoT noch ein- mal stützen. Auch die Aussichten im Bereich von Smart Speakers sind vielversprechend. Wei- tere Wachstumssegmente fehlen Stand heute jedoch. So wird Virtual Reality auf absehbare Zeit keine Triebfeder für den Consumer-IoT-Gesamtmarkt. Inhalte-Angebote für die breite Masse sind nicht in Sicht, in den Genuss der immer besseren VR-Hardware kommen primär Nischen wie Hardcore Gamer. Und andere Technologien mit einem ähnlichen Innovationspo- tenzial sind derzeit nirgends auszumachen. Eine Schlüsselrolle kommt daher künftig dem Smart-Home-Segment zu. Dieses bleibt auch in den kommenden beiden Jahren unter seinen riesigen Möglichkeiten. Dennoch wird die Zahl von entsprechenden Insellösungen weiter steigen. Die besondere Relevanz des Smart Home liegt in der Vielzahl seiner Anwendungsszenarien und potenziellen IoT-Endpunkte. Viel stärker als in den anderen Segmenten hätte dessen Wachstum eine starke Hebelwirkung auf die Gesamtzahl vernetzter Consumer-IoT-Komponenten. Die perspektivischen Möglichkeiten von Smart Homes sind daher enorm. Enorm sind aber auch die vorhandenen Hürden bei In- teroperabilität sowie Datenschutz und -sicherheit. Wie sind die längerfristigen Aussichten von Consumer IoT über das Jahr 2022 hinaus zu bewerten? Die Entwicklung hängt stark von den vier dargestellten Kontextfaktoren ab. Schon heute ist abzusehen: Das Angebot attraktiver Use Cases wird in den kommenden Jahren suk- zessive und in allen Bereichen zunehmen. Dabei ermöglicht 5G die Umsetzung einer Reihe zusätzlicher, technologisch anspruchsvoller Anwendungen in einzelnen Anwendungsfeldern. Sicher ist auch, dass Privacy-Bedenken von Konsumenten in den nächsten Jahren kontinu- ierlich abnehmen werden. Die beteiligten Unternehmen haben es dabei selbst in der Hand, in welchem Tempo und in welchem Umfang dies geschieht, schließlich steht in diesem Kontext ein breites Spektrum geeigneter Maßnahmen zur Verfügung. Das größte Fragezeichen im Consumer-IoT-Kontext steht hinter der künftigen Interoperabilität von Diensten. Technisch ist die Schaffung von offenen Schnittstellen und Datenstandards durchaus umsetzbar. Die Initi- ative „Connected Home over IP“ zeigt, dass wichtige Akteure das Thema innerhalb einzelner Consumer-IoT-Segmente bereits auf der Agenda haben. Offen ist, wie konsequent sie im Rah- men solcher Kooperationen eigene Interessen zurückstellen. Schließlich sind selbstlose Ge- schäftsstrategien im Consumer-IoT-Markt ebenso wenig verbreitet wie in anderen Industrien. In den nächsten beiden Jahren wird der Bestand vernetzter Consumer-IoT-Hardware um jährlich 10 Prozent wachsen. Die Entwicklung über diesen Zeitraum hinaus hängt davon ab, wie konsequent die beteiligten Unternehmen das Potenzial der vier Kontextfaktoren ausschöpfen. 19
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