Familie - Vorarlberger Familienverband

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Familie - Vorarlberger Familienverband
Im Eigenverlag P.b.b. 02Z033553M Verlagspostamt 6900 Bregenz   |   4 Euro

Familie
Zeitschrift des Vorarlberger Familienverbandes | Bergmannstraße 14 | A–6900 Bregenz
Heft 2 | Juni 2020

                                                                            Klimaschutz und Lebensstil
                                                                            Die Jugend demonstriert für mehr Klimaschutz

                                                                            Plastikfreies Leben
                                                                            Ohne Plastik auskommen

                                                                            Regionale Selbstversorgung
                                                                            Früher und heute und nach Corona?
Familie - Vorarlberger Familienverband
Stand Punkt
        DAS                                                                                                                                                                                       Nachhaltigkeit
             SE
     KOSTENLO TO.
    JUNGE KON
                                                                                                                                                                                                  „Nachhaltig“ – ein Wort, das wir in den letzten Jahren im-
                                                                                                                                                                                                  mer wieder hören – fast hat man den Eindruck, es ist zum
                     NE
        JE T Z T ONLI
                                                                                                                                                                                                  festen Bestandteil eines guten Marketings geworden: Alles

          ERÖFFNEN.
                                                                                                                                                                                                  ist nachhaltig: Von den Lebensmitteln über die Kosmetik bis
                                                                                                                                                                                                  hin zu unseren Bankeinlagen. Was aber hat Nachhaltigkeit mit
                                                                                                                                                                                                  Familie zu tun? Sehr viel, wenn nicht sogar fast alles. Als Sy-
                                                                                                                                                                                                  nonym für Nachhaltigkeit wird gelegentlich das Wort „Enkel-
                                                                                                                                                                                                  tauglichkeit“ verwendet, was den Kern der Thematik auf den
                                                                                                                                                                                                  Punkt bringt: Wir sollten uns so verhalten, dass auch unsere
                                                                                                                                                                                                  Enkelkinder noch gut und gerne auf diesem Planeten leben
                                                                                                                                                                                                  können. Doch auf den Fridays-for-future-Demos zeigen uns
                                                                                                                                                                                                  bereits unsere Kinder auf, dass es so nicht weitergehen kann.
                                                                                                                                                                                                  Die Corona-Krise mit allen Begleiterscheinungen hat uns sehr
                                                                                                                                                                                                  deutlich gezeigt, wie schnell es auf jeden Einzelnen ankom-
                                                                                                                                                                                                  men kann, damit Geschäfte, ja sogar ganze Branchen wirt-
                                                                                                                                                                                                  schaftlich überleben. Regionalität, Unterstützung heimischer
                                                                                                                                                                                                  Unternehmen und das Bewusstsein für kurze Wege werden
                                                                                                                                                                                                  momentan großgeschrieben. Die Frage ist jedoch: Wie lange
                                                                                                                                                                                                  hält das an? Oder: Wie schaffen wir es nach diesen Erfahrun-
                                                                                                                                                                                                  gen, das Nachhaltigkeits-Thema dauerhaft und ernsthaft zu
                                                                                                                                                                                                  verankern?

                                                                                                                                                                                                  Mag. Doris Simma
                                                                                                                                                                                                  Obfrau des Vorarlberger Familienverbandes

                                                                                                                                                                      Quergelesen
DAS LEBEN BIETET                                                                                                                                                      Zugegeben – wir machen jedes Jahr schon im Dezember oder Jänner die Planung für die
                                                                                                                                                                      Schwerpunktsetzung für die Zeitung im laufenden Jahr. Zu Jahresbeginn haben die Mit-

STÄNDIG NEUE MOMENTE,                                                                                                                                                 glieder des Redaktionsteams das Wort „Corona“ noch mit einer Biermarke verbunden und
                                                                                                                                                                      keine Veranlassung gesehen, ein Schwerpunktthemenheft zu Corona zu machen. Mitten in

UM ZU WACHSEN.
                                                                                                                                        Mag. Andrea Kramer            der Zeit des Lock-downs haben wir das nun vorliegende Heft produziert und überlegt, ob
                                                                                                                                        Geschäftsführung              wir über die allgegenwärtige Pandemie und seine Folgen für Familien berichten sollen. Wir
                                                                                                                                        andrea.kramer@familie.or.at   haben uns dagegen entschieden und ein zum Jahresbeginn festgesetztes Thema gewählt:
                                                                                                                                                                      die Nachhaltigkeit. Im Zuge der Redaktionsarbeit haben wir erkannt, dass sehr viele Men-
                                                                                                                                                                      schen hier im Land, aber vermutlich auch weltweit, während der Zeit des Rückzugs darüber
                                                                                                                                                                      nachgedacht haben, wie sie ihr Leben verändern wollen. Dabei lautete die Antwort sehr
                                                                                                                                                                      häufig: nachhaltiger. Denn der Lock-down hat uns dazu gezwungen, darüber nachzudenken,
                                                                                                                                                                      was uns denn wirklich wichtig ist im Leben. Viele haben überrascht festgestellt, dass die
WER VIEL VORHAT, KOMMT ZU UNS.                                                                                                                                        wichtigen Dinge im Leben ausgesprochen nachhaltig und ressourcenschonend sind. Jetzt
                                                                                                                                                                      hoffen wir, dass uns das neue Wissen auch gut über die Zeit bringt, die uns bevorsteht,
Große Vorhaben gehören zum Leben. Momente, in denen man über sich hinaus wächst. In diesen Situationen ist es wichtig, einen
                                                                                                                                                                      nämlich die Zeit, die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie zu tragen. In diesem Sinne
Partner an der Seite zu haben, der diese Vorhaben ernst nimmt – und das von Beginn an. Darum profitieren bei der Hypo Vorarlberg auch
Jugendliche und junge Erwachsene vom gesamten Bankservice, der umfangreichen Beratung und jede Menge Vergünstigungen.
                                                                                                                                                                      wünsche ich uns allen ein nachhaltigeres Leben.

Hypo
  2 Vorarlberg  – Ihre persönliche
     Familie | Sommer  | 2020      Beratung in Vorarlberg, Wien, Graz, Wels und St. Gallen (CH).                                                                                                                                       2020 | Sommer | Familie   3
www.hypovbg.at/jungeskonto
Familie - Vorarlberger Familienverband
Inhalt
Miro Kuzmanovic                                                                Impressum
                                                                               Medieninhaber & Herausgeber: Vorarlberger Familienverband
                                                                               Bergmannstraße 14 | A–6900 Bregenz | T 05574/47671 | F 05574/47671–5
                                                                                                                                                                                                                                                  Mitglied werden!
                                                                                                                                                                                                                                                  T 05574/47671 oder
                                                                                                                                                                                                                                                  info@familie.or.at,
                                                                                                                                                                                                                                                                                »
                                                                                                                                                                                                                                                  www.familie.or.at
                                                                               info@familie.or.at | www.familie.or.at | Raiffeisenbank am Hofsteig |
                                                                               IBAN AT53 3748 2000 0007 7255 | BIC RVVGAT2B482 |
                                                                               Redaktionsleitung: Andrea Kramer | Lektorat: Jeannette Bell (LernPunkt)|
                                                                               Re daktionsteam: Pascal Sickl, Angelika Braza, Marlies Vith, Nicole Bösch, Hans                                                        Familie | Politik
                                                                               Rapp, Edgar Ferchl-Blum, Albert A. Feldkircher, Team der Landesgeschäftsstelle
                                                                               | Mitarbeit: Adolf Vallaster, Andrea Concin, Cenda und Monika Pekar, Michael Willam
                                                                               | Grafik & Satz: Sylvia Dhargyal | Fotos: siehe Bildnachweise bzw. Familienverband,                                                    Wie viel Klimaschutz kann Lebensstil?                              6
                                                                               pixabay oder istockphoto | Herstellung: Thurnher Druckerei GmbH, Grundweg 4,
                                                                               A–6830 Rankweil
                                                                                                                                                                     6                                                Landtagsklubs zu Unterstützungsmaßnahmen für Familien              8

                                                                                                                                                                     Wie viel Klimaschutz kann Lebenstil?             Familie | Leben
                                                                                                                                                                     Die Jugend demonstriert für mehr Klimaschutz
                                                                                                                                                                                                                      Enkeltaugliches Leben                                             10
                                                                                                                                                                                                                      Ein plastikfreies Leben führen                                    12
                                                                                                                                                                                                                      Mobilität in der Zukunft: Nachhaltig in vielen Bereichen          14
                                                                                                                                                                                                                      Vaterkolumne: 1 plus 1 ist mehr als 2                             17
                                                                                                                                                                                                                      Zurück zur Natur                                                  18
                                                                                     Sommerprogramm in den Familienverbänden                                                                                          Familie heute: Lange Partnerschaft                                19
        v.l.n.r.: Ingrid Böhler, Claudia Gigler, Helene Eckerstorfer,
        Chantal Krenn, Marina Mäser, Cornelia Rupp, Judith Steurer,
                                                                                     Die örtlichen Familienverbände bieten in den                                                                                     Nachhaltige Entwicklung - Eine Einladung an junge Familien        20
        Daniela Hartmann, Simone Schett, Gwendolyn Bilic,                            Sommerferien wieder ein buntes Programm an.                                                                                      Konsequenter Bodenschutz                                          22
        Linda Leimegger, Pascal Sickl, Annemarie Gorbach, Idda                       Infos zu den Sommerprogrammen finden Sie
        Schrott, Ulla Lokan, Andrea Kramer auf dem Bild fehlen:                                                                                                                                                       Kinder
                                                                                                                                                                     12
                                                                                     auf unserer Webseite:
        Bianca Sorgo, Claudia Sutter, Marie-Claire Burda
                                                                                     www.familie.or.at/sommerprogramm2020
                                                                                                                                                                                                                      Werkstunde: Schiffe aus Restholz und Schwemmholz                  37
                                                                                                                                                                     Plastikfreies Leben                              Kinderseite: Fotorahmen für Urlaubsfotos                          38
       Vergünstigungen mit                                                                                                                                           Corinna Amann berichtet vom Leben ohne Plastik   Basteltipp: Tiere aus Papteller                                   39

       der Mitgliedskarte
                                                                                                                                                                                                                      60 plus
       Mit der Mitgliedskarte des Vorarlberger Familien-
       verbandes bieten wir unseren Mitgliedern ab sofort                                                                                                                                                             Regionale Selbstversorgung - Früher und heute und nach            26
       attraktive Angebote und Vergünstigungen. Als                                                                                                                                                                   Corona?
       Mitglied des Vorarlberger Familienverbands kön-                                                                                                                                                                Adolf Vallaster: Reiflich überlegt                                28
       nen Sie ab sofort folgende Angebote wahrnehmen:

       • Hervis: Pro 50,00 Euro Einkaufswert
         werden 5,00 Euro abgezogen.
       • skinfit: Zweimal jährlich gibt es eine
                                                                                                                                                                     26                                               Familienverband intern

                                                                                                                                                                                                                      Stand Punkt                                                        3
         Aktionswoche bei der es einen Rabatt                                                                                                                        Regionale Selbstversorgung                       Aus den Ortsverbänden                                             30
         von 15 % gibt                                                                                                                                               Früher, heute und nach Corona?                   Ein Ortsverband stellt sich vor!                                  32
       • Wunderland Handels KG, Rankweil:
         Bei Ihrem Einkauf erhalten Sie einen Rabatt
         von 10 %                                                   Auch diesen Sommer werden wieder zahlreiche Veranstaltungen im Rah-                                                                               Tipps und Infos
       • Messerle: 10 % Familienverband-Rabatt auf                  men des Projekts „Vater sein“ stattfinden. In den letzten Jahren wurden                          Schreiben Sie uns!
         das gesamt Lagersortiment (es gibt einige                  mehr als 70 Veranstaltungen für Väter und Kinder organisiert, bei denen                          Ihre Meinung, Ihre Wünsche,                      Lust auf Filme ...                                                25
         Ausnahmen)                                                 insgesamt mehr als 700 Väter mit ihren Kindern teilgenommen haben.                               Ihr Lob oder Ihre Kritik an der                  Rezept: Bouef Bourgignon                                          36
                                                                    Von der Schneeschuhwanderung bis zum Graffitiworkshop wurde den                                  FAMILIE interessiert uns!                        Lust auf Lesen, Hören, Spielen                                    40
       Die mit den Partnern vereinbarten Angebote                   Papas und Kindern eine breite Palette von Veranstaltungen angeboten.
       können in Anspruch genommen werden bei                       Durch die Unterstützung des Landes Vorarlberg konnte der Familien-                               Redaktion FAMILIE
       Vorlage der Mitgliedskarte des Vorarlberger                  verband sein Angebot in den letzten Jahren immer weiter ausbauen.                                Bergmannstraße 14, 6900 Bregenz
                                                                                                                                                                                                                                                                     R
       Familienverbandes. Weitere Informationen unter               Details zu den Veranstaltungen finden Sie unter www.vater-sein.at.                                T 05574/47671, info@familie.or.at                                                    NEWSLE T TE
       www.familie.or.at/mitgliedschaft/vergünstigungen                                                                                                                                                                                                    ANMELDEN
                                                                                                                                                                                                                                                                       .or.at
                                                                                                                                                                                                                                                         info @ familie
        4 Familie | Sommer | 2020                                                                                                                                                                                                                         2020 | Sommer | Familie   5
Familie - Vorarlberger Familienverband
Politik

Wie viel Klimaschutz kann Lebensstil?                                                                                 langt, den es die Natur kostet und
                                                                                                                      weiterhin wird in Straßen statt Zug-
                                                                                                                                                              Der Fokus sollte also nicht auf Kri-
                                                                                                                                                              tik an den Klimaschutzbemühungen
                                                                                                                      linien investiert. Daran kann ich       unserer Mitmenschen liegen, son-
                                                                                                                      durch all meine privaten Anstren-       dern auf wegweisenden Entschei-
Können wir das Klima retten, indem wir unseren Lebensstil ändern? Nicht fliegen, unsere                               gungen nichts ändern. Den Lebens-       dungen unserer Politiker*innen,
Häuser isolieren, Bus fahren, weniger Fleisch essen, …? Ist der Einsatz vieler Einzelner genug?                       stil behalte ich, meinen wichtigsten    die die notwendigen ökologischen
                                                                                                                      Beitrag sehe ich allerdings inzwi-      Rahmenbedingungen schaffen kön-
Mit diesen Fragen sahen sich auch Anna Dür (17) aus Hittisau und Johannes Hartmann (24)                               schen darin, Druck auf die Politik zu   nen. Dass entschlossene politische
aus Rankweil konfrontiert. Sie haben für sich eine Antwort gefunden.                                                  machen, mit Fridays for Future auf      Maßnahmen effektiv zur Bewälti-        Anna Dür
Eine Antwort, die sie auf die Straße gebracht hat.                                                                    die Straße zu gehen und die not-        gung einer Krise sein können, wenn
                                                                                                                      wendigen Maßnahmen zu fordern,          Wissenschaft, Regierung und Gesell-
                                                                                                                      ohne die wir keine Chance haben.        schaft zusammenarbeiten, sehen wir
Mein Name ist Anna Dür. Vor un-        unbedingt meine Grenzen ausloten,      Mein Name ist Johannes Hartmann,                                                gerade anhand der Corona-Krise. Es
gefähr einem Jahr habe ich mit 63      und das große Ziel – meine persön-     ich bin 24 Jahre alt und seit neu-      Politik ist am Zug                      ist wichtig, dass wissenschaftliche
anderen Menschen an einem Projekt      liche Klimaneutralität – erreichen.    estem diplomierter Pfleger. Jah-        Oft wird die Verantwortung auf Ein-     Fakten zur Klimakrise ebenso ernst
teilgenommen, das zum Ziel hatte,                                             relang habe ich versucht, meinen        zelpersonen geschoben, es wird ge-      genommen und so schnell wie mög-
Fragen wie „Wie weit können Haus-      Persönliche Grenzen                    eigenen ökologischen Fußabdruck         sagt, dass doch jede*r etwas zum        lich entsprechende Maßnahmen ge-
halte ihre Emissionen reduzieren?“     Der einzige Bereich, in dem ich        möglichst gering zu halten. Ich         Klimaschutz beitragen solle, anstatt    troffen werden.
und „Was liegt außerhalb unseres       mein Verhalten noch ändern konn-       habe vegetarisch bis vegan gelebt,      sich über die Politik aufzuregen.
                                                                                                                                                                                                     Johannes Hartmann
Einflussbereichs?” zu beantworten.     te, ohne täglich 60 Kilometer Schul-   möglichst keinen Abfall produ-          Die Geschichten von Anna und Jo-        Das Ziel der zahlreichen Demons-
Vor der Teilnahme am Experiment        weg zu Fuß zurückzulegen, war mei-     ziert, mein Essen teilweise aus dem     hannes zeigen, weshalb individuelle     trationen und Aktionen, die Klima-
habe ich mich schon länger mit dem     ne Ernährung. Ich beschloss also,      Müll von Supermärkten geholt und        Anstrengungen allein nicht zielfüh-     bewegungen wie Fridays For Future
Thema „Klima“ auseinandergesetzt       keine tierischen Produkte mehr zu      mehrmals 26-stündige Zugfahrten         rend sind. Weshalb Politiker*innen      überall auf der Erde verfolgen, ist,
und meinen Lebensstil stark ver-       konsumieren, doch leider hat diese     auf mich genommen, um Freunde           angesichts der wissenschaftlichen       Druck auf politische und wirtschaft-
ändert. Schon seit dem vorherigen      Veränderung nicht schwer genug ge-     zu besuchen. Ich habe dann auch         Fakten zur Klimakrise zum Handeln       liche    Entscheidungsträger*innen
Herbst habe ich das Elterntaxi fast    wogen. Frustriert musste ich fest-     feststellen müssen, dass das alles      bewegt werden müssen.                   aufzubauen.
immer abgelehnt, auf Fleisch und       stellen, dass es mir aufgrund der      noch viel zu wenig ist. Und ich habe
viele Milchprodukte verzichtet, aus-   Rahmenbedingen nicht möglich ist,      erlebt, wie schwer es ist, in den       In den gegenwärtigen Rahmenbedin-       Jede*r, der*die das Ziel von Klima-
schließlich Second-Hand Kleidung       ein klimaneutrales Leben zu führen.    momentanen Rahmenbedingungen            gungen wird klimafreundliches Leben     gerechtigkeit unterstützt, ist zu
getragen und Verpackungen vermie-      Umso klarer ist mir jetzt, dass ohne   ein nachhaltiges Leben zu führen.       nicht ausreichend gefördert und daran   den Demonstrationen eingeladen,
den. Ich startete trotzdem enthusi-    politische Maßnahmen die Klima-        Flüge sind billiger als Zugfahrten,     können nur Entscheidungsträger*innen    unabhängig von seinem*ihrem per-
astisch ins Projekt, denn ich wollte   krise unumgänglich ist.                für Fleisch wird nicht der Preis ver-   etwas ändern.                           sönlichen Lebensstil.

6 Familie | Sommer | 2020                                                                                                                                                                                       2020 | Sommer | Familie   7
Familie - Vorarlberger Familienverband
Politik

Krisenzeiten 2020                                                                Ein Sommer voller                                            Fokus auf Entlastungen
                                                                                 Herausforderungen                                            von Familien

                                                                                                                                                                                      Matthias Weißengruber
Die Coronakrise wird unser Leben nachhaltig
                                                                                 „Es braucht flächendeckende                                  „Alle Eltern sollen von den teuren
beeinflussen. Durch die besondere Situation ist                                  Betreuungsangebote für Kinder.“                              Gebühren für Kleinkindbetreuung
es wichtiger denn je, Unterstützungsangebote                                     LAbg. Nadine Kasper, Grüne                                   und Kindergarten befreit werden.“
für Familien bereitzustellen. Die Politik ist nun                                                                                             Klubobmann Michael Ritsch, MBA, SPÖ
gefordert, Lösungen für die Probleme zu finden.                                                                                                                                                               Mag. Andrea Concin
                                                              Die schrittweise Öffnung der Schulen und Kinderbe-          Familien stehen im Brennpunkt der Krise. Besonders
Speziell unsere Wirtschaft hat unter dem „Lock-                                                                                                                                                               Rechtsanwältin und Strafverteidigerin
                                                              treuungseinrichtungen für alle Kinder war ein ganz          herausfordernd ist die Situation für Alleinerziehende                               kanzlei@ac-law.at
down“ gelitten und für Homeschooling haben                    wichtiger Schritt, der Familien eine Rückkehr in den        und Familien, in denen beide Eltern berufstätig sind.
nicht alle Familien die gleichen Voraussetzungen.             Alltag überhaupt ermöglicht hat. Aufatmen bei Eltern        Dazu kommen noch alle Familien, in denen ein oder
                                                              und auch bei den Kindern, die unter dem Lock-Down,          beide Elternteile arbeitslos oder zumindest in Kurz-                                COVID-19-MASSNAHMEN –
Wir stellten den fünf Landtagsklubs dazu folgende Fragen:     den geschlossenen Schulen und der Isolation besonders       arbeit sind. Richten wir den Fokus dabei auf Entla-                                 BEI MISSACHTUNG DROHEN STRAFEN
Wie kann die Politik Familien in                              gelitten haben. Jetzt steht der Sommer vor der Tür: Da      stungen: Alle Eltern sollen von den teuren Gebühren                                 Die Bundesregierung hat zum Zwecke
                                                              viele Eltern bereits Urlaubstage verbraucht haben und       für Kleinkindbetreuung und Kindergarten befreit wer-                                der Eindämmung der COVID-19-Situation
der derzeitigen Situation bestmöglich                         etliche Sommercamps und Ferienlager abgesagt sind,          den. Was früher die „Gratis Schulbuchaktion“ war, soll                              zahlreiche behördliche Maßnahmen ver-
unterstützen? Welche Maßnahmen                                wird dieser Sommer zur nächsten organisatorischen           heute durch die „Gratis Notebook-Aktion“ ergänzt wer-                               hängt, die von der Bevölkerung einzuhal-
                                                              und finanziellen Zerreißprobe für Familien. Wir Grüne       den, um positive Aspekte des Home-Schoolings auch in                                ten sind, da ansonsten Strafen drohen.
müssen gesetzt werden, um finanzielle
                                                              sehen Kinderbetreuung als politische Verantwortung.         den Regelunterricht zu übernehmen. Und schlussend-                                  Bis zum 15. Juni 2020 bestand noch die
und Bildungs-Engpässe auszugleichen?                          Das heißt das Land und die Gemeinden müssen hier            lich ist auch die Erhöhung des Arbeitslosengeldes eine                              Verpflichtung, im Handel, in öffentlichen
                                                              reagieren und flächendeckend Angebote für alle Kin-         indirekte Fördermaßnahme für Familien. Diese Schritte                               Gebäuden und in öffentlichen Verkehrs-
                    Kindern den Zugang zu digitalen           der garantieren: qualitativ hochwertige, altersgerechte     wären auch vorher schon sinnvoll gewesen: Aber wann,                                mitteln einen Mund-Nasen-Schutz zu      §
                    Lernmöglichkeiten bieten                  und leistbare Betreuung mit einem Mix aus Sport, Kre-       wenn nicht jetzt?                                                                   tragen. Die Polizei ist weiter dazu be-
                    „Den Familien wurde in Zeiten der         ativität und Bildung.                                                                                                                           rechtigt, bei einer Missachtung der Mund-
                    Covid-19-Krise viel zugemutet.“                                                                                                                                                           Nasen-Schutz-Verpflichtung, Organstraf-
                    Klubobfrau Dr. Sabine Scheffknecht PhD,                                                                                   Vorarlberger Familien                                           mandaten mit Geldbußen von bis zu EUR
                                                                                 Weg der Unterstützung
                    NEOS                                                                                                                      sträken statt schwächen                                         25,00 zu verhängen. Die Bezirkshaupt-
                                                                                 muss fortgesetzt werden
                                                                                                                                              „Wir wollen unsere Familien weiter                              mannschaften sind weiters berechtigt, in
                                                                                 „Wichtig ist, dass die Politik jetzt
Home-Schooling, keine Kinderbetreuung, (drohende)                                                                                             stärken, gerade wenn es um das                                  Bezug auf Personen, die am Coronavirus
                                                                                 genau hinschaut und Familien dort
Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit brachten viele an den                                                                                         Kinderbetreuungsangebot geht.“                                  erkrankt sind, oder im Verdacht stehen,
                                                                                 unter die Arme greift, wo die Heraus-
Rand des Zumutbaren. Was es jetzt braucht, ist volle                                                                                          LAbg. Andrea Kerbleder, FPÖ                                     sich infiziert zu haben und ansteckend
                                                                                 forderungen besonders groß sind.“
Unterstützung für die Familien! Stattdessen werden                                                                                                                                                            zu sein, Quarantänemaßnahmen durch
                                                                                 LAbg. Andrea Schwarzmann, ÖVP
aber im Moment leider die Unsicherheiten größer,                                                                          Unsere Familien mussten in den letzten Monaten beson-                               Bescheide zu verhängen. Die Betroffe-
wenn es beispielsweise um die Kürzung der Kinder-             Die letzten Monate haben die Familien im Land definitiv     ders viel stemmen und haben Großartiges geleistet. Ich                              nen sind daraufhin für einen bestimmten
betreuungsbeihilfe des AMS geht, die nun auf wenige           gefordert. Dies Faktum sollten wir alle anerkennen und      möchte deshalb die Gelegenheit nutzen, um mich vor                                  Zeitraum verpflichtet, die Wohnung nicht
Wochen begrenzt werden soll. Das ist das falsche Zei-         zwar nicht nur mit Worten, sondern ganz konkret! Ministe-   allem bei allen Eltern dafür herzlich zu bedanken! Viele                            mehr zu verlassen und keine sozialen
chen an die Familien. Jetzt braucht es die finanzielle        rin Aschbacher hat dazu insgesamt 80 Millionen Euro für     Familien sind in finanzielle Nöte geraten. Wir Freiheit-                            Kontakte zu pflegen. Verstöße gegen die
Unterstützung, um den Wiedereinstieg von Frauen ins           Österreichs Familien zur Verfügung gestellt. Damit wurde    lichen haben von Anfang an eine entsprechende Sofort-                               behördlich auferlegten Quarantänemaß-
Berufsleben zu ermöglichen. Zudem haben wir NEOS              unter anderem der Familienhärtefallfonds aufgestockt, um    Hilfe für die Betroffenen eingefordert, etwa durch eine                             nahmen können mit Verwaltungsstrafen
im Landtag sowohl einen Antrag für eine Summer-               Familien in finanzieller Notlage rasch und unbürokratisch   Verdoppelung der Familienbeihilfe in den Monaten der                                von bis zu EUR 1.450,00 und für den Fall
School mit individuellem Förderprogramm für alle              zu helfen. Besonders erwähnen möchte ich auch das neue      Krise. Für uns gilt: Unsere Vorarlberger Familien müssen                            der Nichtbezahlung mit Ersatzfreiheits-
Kinder, als auch einen Antrag zur Unterstützung der           Förderungspaket für Lehrlinge mit 2.000 Euro-Bonus pro      gestärkt statt geschwächt werden! Im Bildungsbereich                                strafen von bis zu 4 Wochen geahndet
LehrerInnen in der Digitalisierung, eingebracht. Nur          eingestellten Lehrling für jedes Unternehmen, das einen     haben die Probleme beim Homeschooling unseren Auf-                                  werden. Dies gilt auch für Personen, die
wenn es gelingt, dass alle Kinder Zugang zu einem             Auszubildenden neu einstellt. Damit erhalten junge Men-     holbedarf im Bereich der Digitalisierung verdeutlicht. So                           die Fürsorge von anderen Erwachsenen
Förderprogramm in den Sommermonaten aber auch zu              schen auch in schwierigen Zeiten eine berufliche Perspek-   gibt es Kinder, die nicht einmal einen PC oder Laptop zur                           übernehmen und sich dennoch weigern,
digitalen Lernmöglichkeiten haben, werden wir echte           tive. Dieser Weg der konkreten Unterstützung muss fort-     Verfügung haben. Hier brauchen wir jetzt endlich eine                               sich einer behördlich angeordneten Un-
Chancengerechtigkeit herstellen können.                       gesetzt werden.                                             Digitalisierungsoffensive für Vorarlberg.                                           tersuchung zu unterziehen.

8 Familie | Sommer | 2020                                                                                                                                                                                                   2020 | Sommer | Familie       9
Familie - Vorarlberger Familienverband
Familienleben

                                                                                                                                                                                                                                                                                Fotonachweis: Kirche Vorarlberg
                                                                                                           Fotonachweis: Caritas Vorarlberg

„Enkeltauglich leben“ – Gemeinsam
spielen und dabei die Welt verändern                                                                                                          enkeltauglichen Leben leisten“, so        „Menschenwürde“, „Solidarität“, „Ge-     zählige Ideen geboren, die, wenn sie
                                                                                                                                              Andreas Bertel vom Vorarlberger Ener-     rechtigkeit“, „ökologische Nachhal-      weitergetragen werden, die Welt ein
„Insgesamt neun Vertreter*innen aus Gemeinwohlökonomie, Kath. Kirche und Caritas absolvierten                                                 gieinstitut. Alle Teilnehmer*innen die-   tigkeit“ und „Mitbestimmung/Trans-       klein bisschen besser werden lassen.
die Ausbildung zum/r Spieleleiter*in des Spiels „Enkeltauglich leben“, das keinen geringeren                                                  ser ersten Spiele-Runde in Vorarlberg     parenz“ in angenehmer Atmosphäre
                                                                                                                                              sind begeistert und haben gesehen,        behandelt und diskutiert wurden. Im      Jürgen Mathis:
Anspruch hat, als die Welt zu verändern. Schlüssel dazu ist die Veränderung des eigenen Verhaltens
                                                                                                                                              wie viel Freude es macht, gemeinsam       Spiel ging es darum, nicht theoretisch   „Enkeltauglich leben“ erlebe ich als
und Handelns, das durch gemeinsames Spielen im Team motiviert werden soll.“ Ingrid Böhler                                                     mit anderen ins Tun zu kommen!“.          zu bleiben, sondern gleich ins Tun zu    ein sehr kommunikatives und mo-
                                                                                                                                              „Enkeltauglich leben“ schafft die Ba-     kommen und konkrete Veränderungs-        tivierendes Lernfeld, das uns als
„Welche Verantwortung haben wir Er-       wie „Menschenwürde“, „Solidarität“,      „Enkeltauglich leben“ des KBW Traun-                       sis für eine Gemeinwohlvernetzung         schritte im persönlichen Umfeld zu       Teilnehmer*innen hilft, neue Ideen
wachsenen gegenüber der jüngeren          „ökologische Nachhaltigkeit“ uvm.        stein, rund 80 Aufgaben besprochen                         unter den Teilnehmer*innen in der Re-     unternehmen und entsprechende Er-        auszuprobieren. Spannend ist die He-
Generation, wenn es um die The-           auseinanderzusetzen. Dabei wird          und umgesetzt. Dabei ging es nicht                         gion. „Mir hat das Spiel in jedem Fall    fahrungen zu sammeln. Jede und je-       rausforderung, ins Tun zu kommen,
men Nachhaltigkeit und Gemeinwohl         nicht nur geredet, vielmehr setzen       um Missionieren oder den erhobe-                           das Bewusstsein geschärft, dass jedes     der Einzelne kann einen Beitrag eines    und dabei Themen und Fragen, die
geht?“, diese Frage, die Sylvia Kink-     sich die Teilnehmer*innen auch mit       nen Zeigefinger. „Das Spiel erlebe                         Handeln und Tun eine unmittelbare         enkeltauglichen Lebens leisten und       mich selber schon länger beschäf-
Ehe, Mitarbeiterin der youngCaritas       ihrer persönlichen Betroffenheit und     ich als ein sehr kommunikatives und                        Auswirkung auf mich, auf andere Men-      durch einen nachhaltigen, sozial ge-     tigen, anzuschauen als auch neue
und Mitspielerin, hier stellt, beschäf-   Affinität zu diesen Themen auseinan-     motivierendes Lernfeld, das uns als                        schen und die Umwelt hat.“ (Andreas       rechten und fairen Lebensstil ein Mehr   Bereiche zu erkunden. Vom Thema
tigt heute viele Menschen. Sie alle       der und planen, welche Aufgabe sie       Teilnehmer*innen hilft, neue Ideen                         Bertel)                                   an Lebensqualität gewinnen. Mir hat      „Geld und Banken“, über die Frage
spüren, dass sich an ihren Lebens-        bis zum nächsten Treffen umsetzen        auszuprobieren. Spannend ist die He-                                                                 das Spiel in jedem Fall das Bewusst-     der Ökologie und Gerechtigkeit bei
und Verhaltensweisen etwas ändern         wollen. Dabei sind die Ideen, Aufga-     rausforderung, ins Tun zu kommen, und                      NACHGEFRAGT                               sein geschärft, dass jedes Handeln       der Kleiderherstellung bis hin zu den
muss, damit auch für zukünftige Ge-       ben und Aktionen so vielfältig wie       dabei Themen und Fragen, die mich                          Ulrike Amann: Wir alle kennen das:        und Tun eine unmittelbare Auswir-        eigenen Bedürfnissen oder dem Ver-
nerationen ein erfülltes und lebens-      die Teilnehmer*innen selbst.             selber schon länger beschäftigen, an-                      Wir entdecken, dass „etwas“ nicht         kung auf mich, auf andere Menschen       packungsmüll habe ich schon einiges
wertes Leben auf dieser Erde möglich                                               zuschauen als auch neue Bereiche zu                        passt, nicht stimmig ist und trotzdem     und die Umwelt hat. Gerne möchte         Neues entdeckt.“
ist. Nur wie geht das? Und wo fange       „Das Spiel „Enkeltauglich leben“ ver-    erkunden“, so Jürgen Mathis, Umwelt-                       erfolgt der Schritt in die Umsetzung      ich in Zukunft diese Aspekte und die
ich an? Das Spielprojekt „Enkeltaug-      bindet das eigene Anliegen nach Ver-     beauftragter der Diözese Feldkirch.                        nicht. Das Spiel „Enkeltauglich leben“    gemachten Erfahrungen in meinen
lich leben“, das vom Bildungswerk         änderung mit der Energie, die in und     Das Spiel steckt an, geht vom Kopf ins                     verbindet das eigene Anliegen auf         Entscheidungen verstärkt berücksich-
Traunstein in Bayern entwickelt wur-      aus der Gruppe entsteht. Durch das       Herz und bekommt so letztlich Hände                        Veränderung mit der Energie, die in       tigen.“
de, bringt diese Fragen und Anliegen      Spiel werden die eigenen Gedanken        und Füße. „Durch die kleinen Aufga-                        und aus der Gruppe entsteht. Durch
auf den Punkt, denn es lebt vom Mot-      in eine praktische Umsetzung über-       ben, die man sich selber zu den un-                        das Spiel werden die eigenen Gedan-       Sylvia Kink-Ehe: Durch das Format
to „Sei du selbst die Veränderung,        geführt. Die Gruppe ist dafür ein op-    terschiedlichen Themen setzt, wird ein                     ken in eine praktische Umsetzung          von „Enkeltauglich leben“ bekommt
die du dir wünschst für diese Welt!“      timales Gefäß. Für Familien, die sich    Denk- und Handlungsprozess in Gang                         übergeführt. Die Gruppe ist dafür ein     man einen spielerischen Einblick in
Als Einzelne*r fühlt man sich dabei       gemeinsam auf den Weg machen, ist        gesetzt. Das Miteinander in der Grup-                      optimales Gefäß. Für Familien, die        die Themen der Gemeinwohlökonomie.
vielleicht oftmals überfordert und        es eine Fundgrube an Ideen“, so Ulrike   pe spornt an und macht Freude, an                          sich gemeinsam auf den Weg machen,        Es müssen nicht immer große Projekte
ohnmächtig. Im Spiel „Enkeltauglich       Amann vom Büro „Raum für Gemein-         den Themen dranzubleiben“, so Sylvia                       ist es eine Fundgrube an Ideen.           und Prozesse sein, schon durch kleine     Ingrid Böhler
                                                                                                                                                                                                                                  Weitere Infos zum Spiel „Enkeltaug-
leben“ trifft man Gleichgesinnte, die     wesen und Entwicklung“ in Frastanz.      Kink-Ehe. „Wir freuen uns sehr, dass                                                                 Umsetzungsschritte, die man sich sel-
                                                                                                                                                                                                                                  lich leben“ erhalten Sie: PfarrCaritas
nicht nur über Veränderung reden,                                                  wir dieses Spiel nun auch in Vorarlberg                    Andreas Bertel: „Mit dem Spiel „En-       ber setzt, werden die eigenen Alltags-
                                                                                                                                                                                                                                  M 0670-88 420 4010
sondern auch etwas tun wollen. Die        An sechs Abenden haben die Teil-         spielen können“, so Ingrid Böhler, In-                     keltauglich leben“ wurde in Vorarlberg    handlungen sichtbar und regen zum         ingrid.boehler@caritas.at
Gruppe trifft sich sechs Mal im Mo-       nehmer*innen gemeinsam mit Franz         itiatorin und Mitspielerin, denn „Jede                     erstmals ein spannendes Bildungsfor-      Nachdenken an. Durch das Miteinander      www.enkeltauglich-leben.org
natsrhythmus, um sich mit Themen          Galler, Spiele- und Projektleiter von    und jeder kann einen Beitrag zu einem                      mat umgesetzt, in dem Themen wie          in der Gruppe werden zusätzlich un-

10 Familie | Sommer | 2020                                                                                                                                                                                                                  2020 | Sommer | Familie        11
Familie - Vorarlberger Familienverband
Familienleben

Ein plastikfreies Leben führen
                                                                                                                       chelt, heute ist das Bewusstsein für    nach auch der Schlüssel für alles:
                                                                                                                       das Thema sehr gestiegen. Jedem/        Wir müssen uns fragen, was brau-
                                                                                                                       jeder muss bewusst sein, dass jeder     che ich eigentlich wirklich alles in
                                                                                                                       „Kassazettel auch ein Stimmzettel“      meinem Leben? Dies führt automa-
„Wir erzeugen bewusst und unbewusst Berge von Müll. Dies hat große
                                                                                                                       ist und dass wir für unsere Gesund-     tisch zu einer Entschleunigung.
Auswirkungen auf die Umwelt, aber auch auf unsere Gesundheit.“ Corinna Amann                                           heit und unsere Umwelt vieles selbst
                                                                                                                       in der Hand haben. Es ist viel mög-     Wir leben nun bewusster. Wir nut-
Im Jahr 2015 ist unsere Tochter ge-    nuckelte an einem Naturkautschuk-       und es scheitert eher am Willen oder    lich, nur dazu muss man gewisse Ge-     zen unsere Freizeit für die Natur,
boren. Mit ihrer Geburt hat sich bei   schnuller. Putzmittel werden auch       an den Gewohnheiten. Immer mehr         wohnheiten ändern.                      den Garten oder treffen uns mehr
uns die Sichtweise auf vieles geän-    selbst gemacht und sogar unsere WC-     Geschäfte springen auch auf den Zug                                             mit Freunden. Wir verbringen unsere
dert. Gleichzeitig waren wir gerade    Bürste ist aus Holz.                    auf und so bekommt man schon in         Man muss ja nicht gleich sein gan-      wertvolle Zeit nicht mit Shopping,
                                                                                                                                                                                                      Corinna Amann
mit dem Hausbau beschäftigt, bei                                               normalen Drogeriegeschäften Holz-       zes Leben umkrempeln, jedoch ein        Freizeitparks oder anderem (Mehr-)
                                                                                                                                                                                                      geboren 1983, lebet mit ihrer Familie
dem wir auch immer wieder auf die      So gehen wir also mit unserm Korb       zahnbürsten, feste Deos oder feste      paar Dinge hingegen, kann aus un-       Konsum. Wir müssen unser Wohl-
                                                                                                                                                                                                      in Satteins. Seit 2015 versuchen sie
Themen „Wohngifte“, „Schadstoffe“      und unseren Stofftaschen auf den        Shampoos.                               serer Sicht jeder/jede machen und so    standsgefühl von Verschwendung
                                                                                                                                                                                                      auf Plastik zu verzichten. Sie gibt
und „Müll“ aufmerksam wurden. Wir      Markt und besorgen dort Gemüse,                                                 kann eigentlich jeder/jede im Klei-     entkoppeln.                            Vorträge und Workshops zum Thema
beschlossen, den Film „Plastic Pla-    Obst, Wurst, Käse und die netten        Unverpakt-Laden                         nen noch heute damit beginnen und                                              „Plastikvermeidung“. Seit Septem-
net“ von Werner Boote anzuschauen.     Händler geben uns Oliven, Antipa-       Nicht jeder muss so leben wie wir,      etwas nachhaltig für eine enkeltaug-    Zurück zu alten Gewohnheiten           ber 2018 betreibt sie ihren eigenen
Dies bestärkte uns, etwas zu ändern.   sti und Aufstriche einfach in unse-     obwohl es uns wirklich Spaß macht.      lichere Welt beitragen.                 Es ist noch gar nicht so lange her,    Unverpackt-Laden in Satteins. Weitere
So wollten wir es nun ausprobieren     re mitgebrachten Marmeladegläser.       Ich habe mich sogar beruflich verän-                                            dass unser neuer, konsum- und ver-     Infos dazu auf: www.plastikfreier.com
und starteten den Selbstversuch        Milch, Rahm, Joghurt bekommen wir       dert und bin jetzt Besitzerin eines     Muss ich auf vieles verzichten?         packungsfreierer Alltag eigentlich
„Plastikfreier in 130 Tagen“ im Juli   vom Bauern. Dem Metzger macht es        Unverpackt-Ladens. Ich habe in mei-     Es kommt auch immer wieder von          ganz normal in der Gesellschaft war.
2015.                                  auch nichts aus, das Fleisch in unse-   nen Vorträgen, welche ich in ganz       vielen die Frage auf, ob es uns denn    Die Idee, mit mitgebrachten Behäl-
                                       re mitgebrachten Behälter zu geben.     Vorarlberg gebe, bemerkt, dass viele    egal ist, dass wir auf so viele Din-    tern einzukaufen oder keine Küchen-
Plastikfrei einkaufen                  Mehl, Zucker, Gewürze, Reis, Linsen,    bereit wären, mehr verpackungsfrei      ge verzichten müssen. Dies kann ich     rollen oder Abschminkpads, statt-
Auf den ersten Blick sind wir immer    Nudeln und unzählige Getreidesor-       zu kaufen, aber keine Möglichkeit       gut und gern mit „Ja“ beantworten.      dessen einfach vorhandene Tücher
noch eine ganz normale Vorarlberger    ten bekommen wir im, mittlerweile       dazu haben. Dies wollte ich ändern      Denn wir verzichten eigentlich auf      zu verwenden, entsprach dem Leben
Kleinfamilie. Nur ein paar Unter-      im eigenen, Unverpackt-Laden.           und wir haben aus unserer Garage        kaum etwas Wichtiges bzw. es gibt       unserer Eltern bzw. Großeltern. Aus
schiede gibt es doch: Lebensmittel                                             kurzerhand einen Laden gemacht.         nicht viele Sachen, die wir wirklich    Bequemlichkeit und auch Schnell-
werden ohne Verpackung gekauft.        Zugegeben, anfangs war es wirklich      Mich freut es wirklich sehr, zu sehen   vermissen. Ja, Chips und Mozzarella     lebigkeit haben sich einfach viele
Deos werden selbst angerührt. Unsere   schwieriger, da das Thema noch nicht    was sich in den letzten 5 Jahren al-    bekomme ich nicht verpackungsfrei       Dinge in den Alltag eingeschlichen,
Tochter wurde mit Stoffwindeln gewi-   so verbreitet war. Mittlerweile gibt    les so getan hat. Am Anfang unseres     aber sonst geht mir eigentlich nichts   jedoch auch mit verheerenden Fol-
ckelt, trinkt aus Glasfläschchen und   es schon sehr viele Möglichkeiten       Projektes wurden wir vielerorts belä-   ab. Dies ist aber meiner Meinung        gen für uns und unseren Planeten.

12 Familie | Sommer | 2020                                                                                                                                                                                      2020 | Sommer | Familie       13
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