Familien im Mediendschungel - Erziehung im Störfeuer digitaler Medien Karl Heinz Deutsch

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Familien im Mediendschungel - Erziehung im Störfeuer digitaler Medien Karl Heinz Deutsch
Familien im Mediendschungel
Erziehung im Störfeuer digitaler Medien

Karl Heinz Deutsch
Inhaber
Transferzentrum Publizistik
und Kommunikation
Familien im Mediendschungel - Erziehung im Störfeuer digitaler Medien Karl Heinz Deutsch
Ein Vater versteht die Welt nicht mehr

„Dieses dauernde Pling-Pling…“
                                                                                                        • „10-Jährige schleppen mehrere
                                                                                                           hundert Euro teure Geräte durch die
                                                                                                           Gegend, mit denen sie online spielen,

                                                                                 Geht‘s
                                                                                                           fotografieren, Filme sehen und Musik
                                                                                                           hören.“

                                                                                 noch?!
                                                                                                        • „Ferien werden danach geplant, ob am
                                                                                                           Urlaubsort eine WLAN-Verbindung mit
                                                                                                           Flatrate besteht, weil die Kinder sonst
                                                                                                           nicht mitfahren.“

                                                                                                        • „Teenager bekommen mehr
                                                                                                           Mitteilungen als hoch beschäftigte
                                                                                                           Manager!“

                                                                                                        • „Im Restaurant spielte der eine Mario,
                                                                                                           die andere chattet über GNTM, der
                                                                                                           dritte informiert sich gerade über
                                                                                                           Bundesligatransfers…“
Quelle Zitate: ZEIT CHANCEN Schule & Erziehung 44, Okt. 2015, S. 4 ff / Fotos, Ilustrationen: Fotolia

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Familien im Mediendschungel - Erziehung im Störfeuer digitaler Medien Karl Heinz Deutsch
Entwicklung von Familien

    Fotos: Shutterstock / privat

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Familien im Mediendschungel - Erziehung im Störfeuer digitaler Medien Karl Heinz Deutsch
Veränderung von Kindheit

    Fotos: Shutterstock / privat

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Familien im Mediendschungel - Erziehung im Störfeuer digitaler Medien Karl Heinz Deutsch
Kindheit heute
Verschwinden der Straßenkindheit – Inselkindheit - inszenierte Kindheit
Medienkindheit

Draußen spielen - nimmt ab
Draußen zu spielen ist nach wie vor eine Lieblingsbeschäftigung von Kindern.
Das Wohnumfeld wurde für viele Kinder langweilig oder gefährlich.
Um diesen Verlust zu kompensieren, muss heute inszeniert und organisiert werden:
• Kinderspielplätze; Spiel-Partys als punktuelle Events; Flötenkurse, Judo, Fußballverein,
  Reiten, Tanzen…

Drinnen spielen – vermehrt digitalisiert
• Bei fast allen Kindern besteht ein grundsätzliches Interesse an digitalen Medien.
• Kinder, die noch nicht lesen und schreiben können, erkennen entsprechende Symbole,
      die ihnen den Aufruf von Webangeboten ermöglichen.
•     Der Zugang zum Internet und die Ausstattung mit Geräten ist weitgehend unabhängig
      vom Geldbeutel der Eltern.

Fotos: Shutterstock / privat

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Familien im Mediendschungel - Erziehung im Störfeuer digitaler Medien Karl Heinz Deutsch
Familien unter Druck – Entgrenzung – Doing Family

                         Die Arbeitswelt ist mehr und mehr
                         in die Familie eingedrungen
                                                                 Das Rollenverständnis der Eltern

                                                             @
                                                                 als Partner hat sich verändert

            Wirtschaftliche Zwänge

       Zeitknappheit

                                                                          Die Anforderungen an die moderne
                                                                          Elternschaft sind erheblich gestiegen:
                                                                          • Steuerung des kindlichen Alltags ist eine
                                                                            Notwendigkeit geworden
                                                                          • Verunsicherung bei der Erziehung
                                                                          • Organisation der kindlichen Bildung
                                                                            „Bildungspanik“
Illustration: Fotolia

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Familien im Mediendschungel - Erziehung im Störfeuer digitaler Medien Karl Heinz Deutsch
Doing Family entscheidet über den Umgang mit den Medien

          Input            Blackbox                      Output

                        Doing Family

                                                         Unterstützungs- und
                                                         Kontrollcharakteristika

                                                         Regeln zum Umgang mit
                                                         digitalen Medien in der Familie

                @
Illustration: Fotolia
                        Wirkfaktoren der
                        Medienerziehung
                        (u.a. Bildungsgrad der Eltern)

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Familien im Mediendschungel - Erziehung im Störfeuer digitaler Medien Karl Heinz Deutsch
Die sieben Internet-Milieus der Eltern von 3- bis 8-Jährigen
2,6 Mio. Familien mit 4,1 Mio. Kindern

                              31%                                                                                                                                                     45%

                              6%                                                                                                                                                    18%
Quelle: Kinder in der digitalen Welt, Eine Grundlagenstudie des SINUS-Instituts Heidelberg im Auftrag des Deutschen Instituts für Vertrauen und Sicherheit im Internet (DIVSI), Hamburg 2015, S. 21 / Ergänzungen: Deutsch

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Familien im Mediendschungel - Erziehung im Störfeuer digitaler Medien Karl Heinz Deutsch
Affinität von Eltern 3- bis 8-Jähriger zu digitalen Medien
                                                                                            hoch

                                                                                                                                                       • Internet ist selbstverständlich; digitale
    • Risikobasierte
                                                                                                                                                         Geräte erleichtern den familiären Alltag:
      Sicht aufs
                                                                                                                                                         Zeitgewinn.
      Internet
                                                                                                                                                       • Sind kompetent und bereit, ihren
    • Mobbing                                                                                                     Souveräne                              Kindern den Umgang mit dem Internet
    • Vereinsamung
                                                   Skeptiker

                                                                                       Bildungsniveau
                                                                                                                     45%                                 beizubringen.
    • Schule soll es                                 31%
      richten

niedrig                                                                                                                                                                                                       hoch
                                                                                                        Internetaffinität

    • Kein Internet                                                                                                                • Kinder haben die meisten
                                                                     Verun-                                                          eigenen Geräte
    • Generelle Distanz zu allen                                                                                Unbe-
      digitalen Medien                                              sicherte                                                       • „Kinder lernen von alleine“
                                                                      6%                                      kümmerte
                                                                                                                                   • „…können mal so richtig
                                                                                                                18%                  abschalten“

                                                                                       niedrig
Quelle: Kinder in der digitalen Welt, Eine Grundlagenstudie des SINUS-Instituts Heidelberg im Auftrag des Deutschen Instituts für Vertrauen und Sicherheit im Internet (DIVSI), Hamburg 2015, S. 21 / Ergänzungen: Deutsch

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Familien im Mediendschungel - Erziehung im Störfeuer digitaler Medien Karl Heinz Deutsch
Chancen & Risiken – wie Eltern damit umgehen…

 Chancen                                                             Risiken                                                                                  Regeln
 • immense                                                           • an die falschen Leute                                                                  • verbieten
        Informationsangebote                                                 geraten                                                                          • laufen lassen
 •      Erfolg versprechende                                         •       persönliche Informationen                                                        • funktional und normgeleitet
        Lernhilfen                                                           weitergeben                                                                              kontrollieren
 •      eine gezielte Auswahl                                        •       Kosten verursachen                                                               •       beobachten und situativ
        kindgerechter Medieninhalte                                          (Käufe etc.)                                                                             eingreifen
 •      Entlastung für Familie,                                      •       durch verstörende Inhalte                                                        •       gezielte individuelle
        schaffen Freiräume                                                   emotional überfordert                                                                    Unterstützung
                                                                             werden
                                                                     •       zu Konsumwünschen
                                                                             animiert werden

Quellen: Kinder in der digitalen Welt, Eine Grundlagenstudie des SINUS-Instituts Heidelberg im Auftrag des Deutschen Instituts für Vertrauen und Sicherheit im Internet (DIVSI), Hamburg 2015, S. 22 ff;
Wagner, U.; Gebel, C.; Lampert, C. (Hrsg.): Zwischen Anspruch und Alltagsbewältigung Medienerziehung in der Familie, Schriftenreihe Medienforschung der LfM NRW, Band 72, Düsseldorf 2013, S. 106 f

10
Technische Moderation der Internetnutzung

Verwendung von Filter- und Kontrollprogrammen
Eltern von Kindern 5-12 Jahre, die das Internet nutzen, in %

                                         ...Passwortschutz                                                                                      43

               ...sperre jugendgefährdende Inhalte                                                                                       39

                         …kontrolliere Browserverlauf                                                                      31

                           ...sperre einzelne Websites                                                                28

 …richte eigenes Zugangskonto für Kinder ein                                                                22

          ...Zugang nur zu bestimmten Uhrzeiten                                              13

                …mindestens eine der abgefragten
                                                                                                                                                                                   64
                         Funktionen

Quelle: Wagner, U.; Gebel, C.; Lampert, C. (Hrsg.): Zwischen Anspruch und Alltagsbewältigung Medienerziehung in der Familie, Schriftenreihe Medienforschung der LfM NRW, Band 72, Düsseldorf 2013, S. 111
Basis: n=220 Eltern von 5- bis 12-jährigen Kindern, die das Internet nutzen / Frage: „Verwenden Sie auf dem Computer, den Ihr Kind in der Regel nutzt, eines der folgenden Programme: ...?“ (Mehrfachnennungen)

11
Eltern wägen Risiken und Chancen ab…

Positive und negative Seiten von digitalen Medien
Eltern von Kindern 5-12 Jahre

   Sehr stark 4

           stark 3
                                                                                2,7
                                                         2,6                                   negativer Einfluss
                                 2,5

                                 2,3
         gering 2
                                                         2,1                                   positiver Einfluss
                                                                                1,9

kein Einfluss 1
                                  TV               PC/ Internet              Games

Quelle: Wagner, U.; Gebel, C.; Lampert, C. (Hrsg.): Zwischen Anspruch und Alltagsbewältigung Medienerziehung in der Familie, Schriftenreihe Medienforschung der LfM NRW, Band 72, Düsseldorf 2013, S. 124
Basis: n=451 Eltern von 5- bis 12-jährigen Kindern / Frage: „Wie schätzen Sie den positiven / negativen Einfluss der jeweiligen Geräte auf Ihr Kind ein?“ / Illustration: Fotolia

12
Toleranzspielräume von Eltern
Medienbewertung und -nutzung in Familien
                                                                                  hoch                                                                                              (ns.)        TV

                                                                                                                                                                                    (ns.)        Internet/
                                                                                                                                                                                                 Computer

                                                                                                                                                                                    (*)          Computer-
                                                                                                                                                                                                 spiele

  negativ                                                                                                                                                                             positiv
                                                                                                                                                 Einstellung zum Medium

                                                          Nutzungsfrequenz
                                                              Eltern, Kinder
                                                           und gemeinsam
                                                                                 niedrig
                                                                                                                                                                                                (*) p< ,05
                                                                                                                                                                                                (ns.) nicht signifikant

Quelle: Wagner, U.; Gebel, C.; Lampert, C. (Hrsg.): Zwischen Anspruch und Alltagsbewältigung Medienerziehung in der Familie, Schriftenreihe Medienforschung der LfM NRW, Band 72,
Düsseldorf 2013, S. 129-131 (grafische Darstellung: Karl Heinz Deutsch)

13
Worum sich Schule aus Sicht von Eltern kümmern sollte

Verantwortungsbereich der schulischen Medienerziehung
Eltern von 5- bis 12- jährigen Kindern, in %

                     52

                                                              29
                                                                                                      27

      Computer und Internet                         Computerspiele                               Fernsehen

Quelle: Wagner, U.; Gebel, C.; Lampert, C. (Hrsg.): Zwischen Anspruch und Alltagsbewältigung Medienerziehung in der Familie, Schriftenreihe Medienforschung der LfM NRW, Band 72, Düsseldorf 2013, S. 124
Basis: n=453 Eltern von 5- bis 12-jährigen Kindern / Frage: „Wie ist das mit…? Wer ist da Ihrer Meinung nach für den richtigen Umgang zuständig?“ Angaben für Nennung „Schule“

14
Fernsehen und Internet aus Elternsicht

Bedeutung der Medien für Kinder
Zustimmung zu Statements, Eltern von Kindern 6-13 Jahre, in %
70
                                                                                                                                            67                   63                62
                 59                                                                     TV/Video/              Internet
60                                                                                      DVD
                                                                                                                                                                 61                61
                                         48                                                                                                      58
50
                                                                 43                      42
                 49                                                                                       37
40
                                         41                                                                                       37
30

20                                                                                                                               18
                                                                 23
10                                                                                       17               17

                                                             Positive Zuschreibungen                                                                  Negative Zuschreibungen
  0
       Ist wichtig, um bei Kinder lernen aus               Fördert die                 Vermittelt   Gibt Vorstellung,   Ist wichtig für   Kinder erfahren   Macht Kinder zu Hat Einfluss auf
            Freunden            Medien                    Fantasie von              Eindruck vom was "gut" und was       Schulerfolg       ungeeignete      "Stubenhockern" Gewaltbereitschaft
           mitzureden                                       Kindern                wirklichen Leben  "schlecht" ist                           Dinge

Quelle: mpfs (Hrsg.): KIM-Studie 2014; grafische Darstellung: Karl Heinz Deutsch
Basis: n=1.209 Eltern von 6- bis 13-jährigen Kindern

15
Das gemeinschaftsstiftende Potenzial von Medien

Häufigkeit der gemeinsamen Medientätigkeiten mit dem Kind
Eltern von Kindern 5-12 Jahre, in %

100%                    2
                       14                                                                                                                                                                    nie

  75%                                               51                           53                           55                           57
                                                                                                                                                                                             seltener
                       62                                                                                                                                              92
  50%
                                                                                                                                                                                             ein-/mehrm. pro
                                                    28                           25                           26                                                                             Woche
                                                                                                                                           21
  25%
                                                                                                                                                                                             täglich
                       22                           20                           22                           19                           19
                                                                                                                                                                     5
     0%                                                                                                                                                              3
                  Fernsehen                Computerspiele Computer f. Schule/                             Internet              Handy (Telefon /            Internet via Handy
                                                           Ausbildung/ Beruf                                                        SMS)

Quelle: Wagner, U.; Gebel, C.; Lampert, C. (Hrsg.): Zwischen Anspruch und Alltagsbewältigung Medienerziehung in der Familie, Schriftenreihe Medienforschung der LfM NRW, Band 72, Düsseldorf 2013, S. 77
Basis: n=453 Eltern von 5- bis 12-jährigen Kindern / Frage: „Wie oft machen Sie das gemeinsam mit Ihrem Kind: täglich, mehrmals in der Woche, einmal in der Woche, seltener oder nie?“

16
Das Fernsehen – der Fels in der medialen Brandung

               •   Heute wird dem Fernsehen der durchschnittlich stärkste
                   positive und gleichzeitig geringste negative Einfluss
                   zugeschrieben.

               •   Medienerziehung heißt: Medien gemeinsam nutzen
                   und darüber kommunizieren.

               •   TV ist das Gemeinschaftsmedium schlechthin.

               •   TV ist Einstiegsmedium, Übungsfeld und Türöffner
                   für alle noch kommenden digitalen Medien.

               •   TV eignet sich hervorragend zur Einübung aller Regeln
                   (und Ausnahmen) für die Nutzung digitaler Medien.

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Das Fernsehen als Alltagsbegleiter

All das gilt insbesondere für das lineare
Fernsehen:
• Es hat für Familien alltagsstrukturierendes
     und -unterstützendes Potenzial.
• Intelligente Programmplanung kann ein
     verlässlicher Taktgeber für das
     Familienleben sein – während der Woche
     und an Wochenenden.

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Was Eltern noch erwartet…
Medienpädagogen raten zur Gelassenheit!

 Virtual Reality

                   Augmented Reality

                         Hologramme als Spielpartner

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Ich bin dann mal
                                weg – Papa!

Fotos: Shutterstock / Fotolia

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Kontakt bei Rückfragen

Karl Heinz Deutsch
Transferzentrum Publizistik und Kommunikation
Karl-Heinz.Deutsch@transferzentrumpuk.net
Tel. +49 179 2149076

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