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Familienorientierte Stellenanzeigen: Kleiner Text – große Wirkung! Tipps aus der linguistischen Unternehmensberatung Alena Bugla LUB GmbH - Linguistische Unternehmensberatung Mannheim Freitags-Frühstück digital - IHK Koblenz, 28.08.2020 Netzwerkbüro „Erfolgsfaktor Familie“ 1
Alena Bugla • Beraterin bei LUB GmbH - Linguistische Unternehmensberatung • Linguistin • Expertin für gendergerechte Sprache 2
Ziele des Webinars • Wichtigkeit und positive Auswirkungen von familienorientierten Anzeigen erkennen • Wissen aneignen, um familienorientierte Stellenanzeigen zu formulieren • bestehende Stellenanzeigen kritisch überprüfen und Verbesserungspotenzial erkennen (Aufbau und Gestaltung, Wortwelt, Text-Bild) 3
Inhalte des Webinars • Einordnung des Themas und Relevanz • Stellenanzeigen als kommunikativer Touchpoint zwischen Bewerber*in und Unternehmen • positive und negative Beispiele für Stellenanzeigen (Aufbau und Gestaltung, Wortwelt, Text-Bild) • Tipps und Empfehlungen für die Erstellung von Stellenanzeigen 4
Warum sich familienorientierte Stellenanzeigen lohnen Situation in Deutschland • Corona hat noch einmal besonders deutlich gemacht: Die Vereinbarkeit von Familie und Berufsleben ist vielen • 8 Mio. Paare mit Kindern Arbeitnehmer*innen wichtig • 3 Mio. Alleinerziehende • Fachkräftemangel in vielen Branchen und Regionen • Etwa 4,7 Mio. Erwachsene pflegen Angehörige • Gleichzeitig: 1,2 Mio. Fachkräfte ohne Arbeit (v.a. Mütter) • 100 Tage bleiben Stellen im Schnitt unbesetzt • 40% der Mütter nach Wiedereinstieg mit unpassender Stelle • Eltern haben wichtige Social Skills (sog. Chaoskompetenz) Quelle: Forbes 2014, RKI 2015 5
Familien als Zielgruppe ernst nehmen Kombination von ethischen und ökonomischen Aspekten: • Familiengerechtigkeit • Talentpool • Image des Unternehmens 6
Sie sind gefragt • Existieren bei Ihnen familienfreundliche Maßnahmen bzw. Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familie und Berufsleben? 7
Familienfreundlicheit bewusst organisational verankern Familienfreundlichkeit als bewusste Fokussierung von Organisationen auf eine Form sozialen Lebens, die den Beruf maßgeblich beeinflusst. Organisationen müssen Mitarbeitende ganzheitlich als Menschen verstehen und ihnen daher spezifische Familienservices anbieten, die sie explizit kommunizieren. • Welche familienfreundlichen Angebote gibt es im Unternehmen? • Wie viel davon kann/darf eine Person in Anspruch nehmen? • Wie gelingt das Informieren entlang der Employee Journey? 8
Sie sind gefragt • Erwähnen Sie familienfreundliche Maßnahmen bzw. Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familie und Berufsleben in Ihrer Stellenanzeige? 9
Adecco-Studie zum Thema Familienfreundlichkeit 3,6 Millionen Stellenanzeigen von Mai 2018 bis April 2019 • Nur 5 % aller Stellenanzeigen erwähnen Familienfreundlichkeit. • Kinderbetreuung wie Betriebskindergarten oder andere Betreuungsangebote benennen nur 0,6% • Betreuungs- oder Kita-Zuschuss (0,3 %) • Sonderurlaub aus familiären Gründen • Absolute Ausnahme: Angebote für Eltern-Kind-Büros (0,1 %) Quelle: Adecco 2019: Stellenanzeigen im Verhältnis zum gesamten Anzeigenpool pro Berufsgruppe 10
Stellenanzeige als der kommunikative Touchpoint ll Quelle: LUB 2018 11
Stellenanzeige als der kommunikative Touchpoint • Erkenntnisse aus der Forschung zum Thema genderneutrale Stellenanzeigen sind teilweise übertragbar (z.B. Burel/Spitzer/Tschürtz 2018) • Frauen und Männer fühlen sich durch genderneutrale Stellenanzeigen eher angesprochen, da sie die Organisation als fairer einschätzen • Personalverantwortliche stellen Frauen eher ein, wenn die Stellenanzeige genderneutral war • Stellenanzeige für einen männerdominierten Beruf zeigten eine höhere weibliche Bewerbungsquote, wenn eine „kommunale“ Sprache gewählt wurde (25% mehr Frauen) Quelle: LUB 2018 12
Suchmatrix *familienfreundlich* (1) Quelle: google 2019 13
Suchmatrix *familienfreundlich* (2) Quelle: google 2019 14
Best Practice: FeelGoodatWORK Quelle: FeelGoodatWork 2019 15
Best Practice: FeelGoodatWORK Quelle: FeelGoodatWork 2019 16
Best Practice: FeelGoodatWORK Quelle: FeelGoodatWork 2019 17
Bad Practices Quelle: HealthCare 2019 18
Bad Practices Quelle: KU Eichstätt-Ingolstadt 2019 19
Tipps für familienorientierte Stellenanzeigen 20
Logo Bild (Testimonial + Zitat) Intro mit Vorstellung Arbeitgeber*in genderneutraler Anzeigentitel Tätigkeiten (Suchmaschinenoptimierung) + Angabe des Workloads Anforderungen EVP (Employer Outro (Formalia + Kontaktdaten) Value Proposition) + Call-to-Action-Button Quelle: Fresenius 2019 Hochschule Fresenius 21
Sprachliche Empfehlungen 1. Gendersensible Funktionsnennung • Neutralisierung: Professur, Leitung, Geschäftsführung, Sachbearbeitung, Fachkraft für XY • Paarform: Bewerberinnen und Bewerber • Gender Star: Stelleninhaber*in Achtung: • der künftige Lehrstuhlinhaber (m/w/d) • die Mitarbeiter 22
Sprachliche Empfehlungen 2. Vermeidung stereotyp agentischer Eigenschaften (z.B. führungsmotiviert) im Anforderungsprofil; stattdessen verstärkte Verwendung von stereotyp kommunalen Eigenschaften (z.B. engagiert, kooperativ) Sie erhalten die Möglichkeit, im internationalen Umfeld zu arbeiten und sich weiterzuentwickeln. Ein motiviertes und engagiertes Team unterstützt Sie dabei in allen Belangen. (Universität Zürich) Wir freuen uns auf Bewerbungen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern mit Kindern. (HS Köln) 23
Sprachliche Empfehlungen 3. Betonung von Arbeitsbedingungen und metasprachlicher Hinweis zu Familienfreundlichkeit Die Universität Stuttgart verfügt über ein Dual Career Programm zur Unterstützung der Partnerinnen und Partner berufener Personen. (Universität Stuttgart) Die Stelle ist grundsätzlich teilbar. Die Hochschule Fulda ist als familiengerechte Hochschule zertifiziert. Wir fördern die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und bieten Ihnen Maßnahmen zur Gesundheitsförderung. (Hochschule Fulda) 24
Sprachliche Empfehlungen 4. Familienfreundliche Anreize in der Employer Value Proposition (EVP) Ferienbetreuung Kinderuni Geburtsgeld Eltern-Kind-Büro Familienessen in der Kantine Stillräume Hinterbliebenenschutz Stationäre Angebote Home-Office Sabbaticals Lohnfortzahlung bei krankem Kind Sonderurlaub für Väter nach Geburt Firmenevents mit Familie Betriebs-KITA Elternzeit Gleitzeitmodelle Praktika Finanzielle Anreize Pflegeplätze Arbeitszeitflexibilisierung Trennungsgeld / Familiennachzug Teilzeit Dual Career & Jobsharing Gehaltssteigerung für Mütter möglichst geringer Kernzeitbestandteil Kinderbetreuungszuschuss Vermittlung externe Angebote Sonderurlaub für Einschulung Meetings nur vormittags Pflegezuschuss Eltern- und Diversity-Netzwerke Beratungsangebote Vermittlung von Tagesmüttern Reintegration Weiterbildung während Elternzeit nach Elternzeit Kinder-/ Pflegebetreuung 25
Sprachliche Empfehlungen 5. Bilder, Icons und Zertifikate ergänzen die Stellenanzeige 26
Quelle: 100 Worte 2019 27
Vielen Dank! Ihr Kontakt für (An-)Fragen und weitere Informationen: LUB GmbH - Linguistische Unternehmensberatung L9,11 // 68161 Mannheim T 0621 / 181 506 88 M 0176 / 622 829 53 info@lub-mannheim.de www.lub-mannheim.de www.drfemfatale.de Amtsgericht Mannheim HRB 732484 Geschäftsführerin: Dr. Simone Burel 28
Literatur Adecco (2019): Studie zur Familienfreundlichkeit in Stellenanzeigen. Abrufbar unter: https://adeccogroup.de/news/deutscher-arbeitsmarkt-famielienfreundlichkeit- fehlanzeige/. Burel, Simone (2020): Quick Guide Female Leadership – Frauen in Führungspositionen in der Arbeitswelt 4.0. Wiesbaden: Springer Gabler. Burel, S; Spitzer D.; Tschürtz, D. (2018): Deutsche Stellenausschreibungen unterscheiden zwischen Mann und Frau: Wie geschlechtsspezifische Sprache die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern verfestigt. Abrufbar unter: https://www.lub-mannheim.de/wp-content/uploads/Artikel_Genderbias-1.pdf. Gaucher, D., Friesen, J., & Kay, A. C. (2011). Evidence that gendered wording in job advertisements exists and sustains gender inequality. Journal of personality and social psychology, 101, 109-128. Horvath, L. K. (2015). Gender-Fair Language in the context of recruiting and evaluating leaders. In I. M. Welpe, P. Brosi, L. Ritzenhöfer, & T. Schwarzmüller (Hrsg.), Auswahl von Männern und Frauen als Führungskräfte: Perspektiven aus Wirtschaft, Wissenschaft, Medien und Politik (S. 263–272). Wiesbaden: Springer Gabler. Horvath, L. K., & Sczesny, S. (2016). Reducing women’s lack of fit with leadership positions? Effects of the wording of job advertisements. European Journal of Work and Organizational Psychology, 25, 316-328. Horvath, L. K. & Sczesny, S. (2014a). How to make leadership positions more attractive: The impact of gender-fair language in job advertisements. Unpublished manuscript. Horvath, L. K., & Sczesny, S. (2014b). Reducing the lack of fit for women in leadership: Can gender- fair language bring more women to the top? Unpublished manuscript. Hentschel, T., Braun, S., Peus, C. V. & Frey, D. (2014). Wording of advertisements influences women’s intention to apply for career opportunities. In Academy of Management Proceedings (Vol. 2014, No. 1, p. 15994). Briarcliff Manor, NY 10510: Academy of Management. Hentschel, T. & Horvath, L.K. (2015): Passende Talente ansprechen – Rekrutierung und Gestaltung von Stellenausschreibungen, in: Peus, C.; Braun, S.; Hentschel, T.; Frey, D. (Hg.): Personalauswahl in der Wissenschaft. Evidenzbasierte Methoden und Impulse für die Praxis, Berlin/Heidelberg: Springer, S. 65-82. Jobware (2016): Eyetracking-Studie. Leseverhalten bei Online-Stellenanzeigen. Konrad, A. M., Ritchie Jr, J. E., Lieb, P., & Corrigall, E. (2000). Sex differences and similarities in job attribute preferences: A meta-analysis. Psychological Bulletin, 126, 593–641. Wille, L., & Derous, E. (2018). When job ads turn you down: How requirements in job ads may stop instead of attract highly qualified women. Sex Roles, 79, 464-475. 29
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