Öffentliche Ausgaben generieren hohe Rückflüsse - IAB
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IAB-KURZBERICHT Aktuelle Analysen aus dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung 8|2019 In aller Kürze Gesamtfiskalische Wirkungen von Weiterbildungsförderung yy Eine umfassende öffentliche För- derung von Weiterbildung würde er- hebliche Investitionen erfordern. Bei Öffentliche Ausgaben positiven Arbeitsmarktwirkungen könnte sie für Staat und Sozialver- generieren hohe Rückflüsse sicherungen aber auch zusätzliche Einnahmen generieren und Trans- von Enzo Weber, Thomas Kruppe, Jannek Mühlhan und Jürgen Wiemers ferausgaben vermeiden. yy In einer Simulationsstudie schät- zen wir die gesamtfiskalische Bilanz einer solchen Weiterbildungspolitik ab. Dabei geht es um eine Steigerung der Beteiligung an non-formaler Wei- Die Weiterbildung von Beschäftigten ein Beitrag dazu, dass der technologi- terbildung um zehn Prozentpunkte wird in Deutschland im Vergleich zur sche und strukturelle Wandel in der und an formaler Weiterbildung um einen Prozentpunkt. Erstausbildung und zu Bildungsmaß- Arbeitswelt insgesamt positiv bewältigt yy Infolge von Beschäftigungs-, Lohn- nahmen für Arbeitslose von öffent- werden können. Damit kann auch der und Produktivitätseffekten würden licher Seite deutlich weniger gefördert. Entstehung und Verfestigung von Ar- erhebliche fiskalische Mittel in die Eine umfassende Weiterbildungspolitik beitslosigkeit vorgebeugt werden, wie öffentlichen Kassen zurückfließen. würde erhebliche öffentliche Investitio sie über Jahrzehnte in Deutschland zu Insgesamt wäre zwar eine negative fiskalische Bilanz zu erwarten, aber nen erfordern. Bei positiven Arbeits- beobachten waren. der größte Teil der Ausgaben könnte marktwirkungen könnte sie für Staat Ein solcher gesellschaftlicher Nutzen ausgeglichen werden. und Sozialversicherungen aber auch kann insofern auch staatliche Unter- yy Im Zuge der Digitalisierung könn- zusätzliche Einnahmen generieren und stützung von Weiterbildung begründen te Weiterbildung noch stärkere Effekte haben, wenn sie den An- Transferausgaben vermeiden. In die- (Weber 2017). Möglich wäre sie etwa passungsprozess unterstützt und sem Kurzbericht schätzen wir die fis- durch öffentliche Beratungsangebote so verhindert, dass strukturelle Ar- kalische Bilanz einer solchen Politik ab. zum Thema Qualifizierung, aber auch beitslosigkeit entsteht. Ein spezielles durch finanzielle Förderung der Wei- Wirtschaft-4.0-Szenario zeigt für die- sen Fall ein noch deutlich höheres Wenn sich Anforderungen in der Ar- terbildung. Entsprechende Program- Potenzial der fiskalischen Wirkung beitswelt ändern und erhöhen, ist me von Bund und Ländern liegen zwar von Weiterbildungspolitik. Weiterbildung ein wichtiges Mittel, bereits vor; Voraussetzungen, Umfang yy Eine umsichtige Ausgestaltung um Kompetenzen laufend weiterzu- und Gegenstände der Förderung sind und Organisation einer solchen Po- entwickeln. Weiterbildung nutzt offen- aber sehr unterschiedlich und einge- litik wäre zentral für den Erfolg. Die vorliegende Analyse zeigt, dass ein sichtlich dem Beschäftigten und dem schränkt (beziehungsweise begüns- intensives Engagement möglich Betrieb. Sie ist aber auch eine gesamt- tigen hohe Einkommen über die Ab- wäre, ohne die öffentlichen Haus- wirtschaftlich bedeutende Aufgabe: zugsfähigkeit bei Unternehmens- und halte insgesamt zu stark zu belasten. Investitionen in Weiterbildung sind Einkommensteuer). Das Qualifizie-
rungschancengesetz hat aktuell weitere Impulse in bessern oder wenn sie höhere Produktivität und der Weiterbildungspolitik gesetzt. Löhne erreichen. Grundsätzlich sind bei der Entscheidung über Wir betrachten in unseren Berechnungen nicht eine Förderung Kosten und Nutzen abzuwägen. nur die einmalige Förderung von Maßnahmen, die In diesem Kurzbericht betrachten wir die mögli- zu vollwertigen beruflichen Abschlüssen führen. chen fiskalischen Wirkungen einer umfassenden Stattdessen soll Weiterbildung als grundlegende Weiterbildungsförderung auf den Staatshaushalt gesellschaftliche Aufgabe breit definiert und ihr und die Sozialversicherungen. Den erforderlichen Charakter als kontinuierlich und lebensbegleitend Investitionen in die Weiterbildungsförderung aufgefasst werden. Deshalb wird auch sogenann- würden bei den öffentlichen Akteuren zusätzliche te non-formale Weiterbildung einbezogen. Diese Einnahmen aus höheren Steuer- und Beitragszah- findet wie formale Weiterbildung organisiert (z. B. lungen sowie Einsparungen bei Leistungen für Ar- in Klassen) statt und gegebenenfalls können auch beitslose gegenüberstehen. Dazu kommt es, wenn Zertifikate erworben werden, jedoch führt sie sich durch die umfangreichere Weiterbildung die nicht zu anerkannten Abschlüssen. Formale Wei- Beschäftigungsperspektiven der Betroffenen ver- terbildung führt dagegen genauso wie die formale 1 Annahmen für die Szenarioanalysen zz Weiterbildungsbeteiligung nissen in einer sinnvollen Größenordnung. So Schmillen (2008) von 38,5 Prozent an. Dies ergibt Bei der Weiterbildungsbeteiligung unterscheiden ermitteln zum Beispiel Pfeiffer/Pohlmeier (2011) im Produkt 5,8 Prozentpunkte. Unter der Annah- wir zwischen formaler und non-formaler Weiter- für ein zusätzliches Jahr Schulausbildung einen me, dass das Arbeitslosigkeitsrisiko gleichverteilt bildung. Als Information zum Status quo der Wei- Lohneffekt von +8,7 Prozent, während Dauth über die verbleibende Erwerbszeit der betrachte- terbildungsbeteiligung greifen wir auf Kruppe/ (2017) – ohne Unterscheidung zwischen non- ten Personen eintritt, ist für den Effekt im Schnitt Baumann (2019) zurück, die für 30- bis 60-Jährige formaler und formaler Weiterbildung – für die die Hälfte der verbleibenden Erwerbszeit relevant, anhand von Daten des Nationalen Bildungspa- Teilnahme gering qualifizierter Beschäftigter an oder äquivalent ein Effekt von 5,8/2 = 2,9 Prozent- nels (NEPS, Wellen 2-8) eine jährliche Beteili- Weiterbildung Lohnaufschläge von 6 Prozent im punkten. gungsquote an non-formaler Weiterbildung mit ersten Jahr und 4 Prozent nach drei Jahren findet. Für unsere Berechnungen gehen wir von einer durchschnittlich 40,7 Prozent und an formaler Für unsere Berechnungen nehmen wir einen durchschnittlichen Erhöhung der Beschäftigungs- Weiterbildung mit durchschnittlich 3,4 Prozent durchschnittlichen Lohnzuschlag in Höhe von wahrscheinlichkeit von 2 Prozent für nicht-formale ausweisen. 2 Prozent für die Teilnahme an non-formaler Wei- und 2,5 Prozent für formale Weiterbildung aus. Für unsere Berechnungen nehmen wir eine Erhö- terbildung und von 6,7 Prozent für die Teilnahme zz Einordnung der Annahmen hung der Teilnahmen um 10 Prozentpunkte in der an formaler Weiterbildung an. Die Annahmen zu Weiterbildungsbeteiligung non-formalen und 1 Prozentpunkt in der forma- zz Wirkungen auf Beschäftigung und -renditen beruhen auf Evidenz aus eigenen len Weiterbildung an. Die Förderung der Weiterbildung Beschäftigter, Arbeiten des IAB und aus der einschlägigen Li- zz Wirkungen auf Löhne so zeigt Dauth (2017) anhand des Programms teratur. Darüber hinaus gilt, dass sich je nach Ehlert (2017) kommt anhand von Daten des „Weiterbildung Geringqualifizierter und beschäf- genutzten Daten, Untersuchungsgegenstand, NEPS für die Teilnahme Beschäftigter an be- tigter älterer Arbeitnehmer in Unternehmen Methode, regionaler Zuordnung etc. in der Lite- trieblich initiierter, non-formaler Weiterbildung (WeGebAU)“, erhöht die Wahrscheinlichkeit ihres ratur weitere, heterogene Ergebnisse sowohl zur zu einem Stundenlohnaufschlag von 1 Prozent Verbleibs in sozialversicherungspflichtiger Be- Weiterbildungsbeteiligung als auch zur Wirkung pro Teilnahmewoche. Leu/Gerfin (2004) zeigen schäftigung in kleinen und mittleren Unterneh- auf Beschäftigung und Produktivität finden. So für die Schweiz einen positiven Lohneffekt von men bei Geringqualifizierten innerhalb von drei kommt die Literatur auf Basis des Adult Education nicht selbstfinanzierten Weiterbildungen in Höhe Jahren durchschnittlich um 2,1 Prozentpunkte Surveys zu deutlich höheren Teilnahmequoten, von 1,5 Prozent für Männer und (zeitversetzt) für beziehungsweise bei über 45-Jährigen innerhalb Literatur zur Wirkung von Bildungsgutscheinen Frauen von 2 Prozent. Pfeifer/Behringer (2008) von zwei Jahren um durchschnittlich 2,7 Prozent- zu geringeren Effekten auf die Beschäftigung be- schätzen für die Teilnahme an betrieblich finan- punkte. Hans et al. (2017) schätzen, dass eine Wei- ziehungsweise die Produktivität. zierter Weiterbildung einen durchschnittlichen terbildungsteilnahme die Wahrscheinlichkeit, im Die oben zugrunde gelegten Weiterbildungsef- dauerhaften Effekt von etwa 3 Prozent. Fahr/ nächsten Jahr arbeitslos zu werden, um 3,4 Pro- fekte sind an der Mitte des Ergebnisspektrums ori- Simons (2008) finden anhand von OLS-Schät- zent verringert. Auch Pfeifer/Behringer (2008) fin- entiert und sollen zu optimistische Annahmen ver- zungen für die Teilnahme an Weiterbildung sogar den einen solchen signifikanten Effekt. meiden. Da die Effekte aber natürlich nicht sicher einen Lohnzuschlag von 7,5 Prozent. Zur formalen Weiterbildung von Arbeitslosen sind, können die Auswirkungen einer Variation der Kruppe/Lang (2014) berechnen für Beschäftigte, finden Kruppe/Lang (2018) nach 7 Jahren einen Annahmen von Interesse sein. Hierbei würden sich die zuvor arbeitslos waren und währenddessen Effekt von +19,5 Prozentpunkten. Für die hier be- die fiskalischen Mehreinnahmen beziehungswei- an einer formalen Weiterbildung teilgenommen trachtete Zielgruppe dürfte dieser Wert aber zu se Einsparungen (vgl. Spalte (1) in Tabelle T1 auf haben, einen durchschnittlichen Lohnaufschlag hoch liegen, da die Personen bereits beschäftigt Seite 5) in etwa proportional zur Annahmeände- in Höhe von 6,7 Prozent. Dieser Wert liegt unseres sind. Deshalb legen wir den Anteil der Beschäf- rung bei den Wirkungsparametern verhalten. Erachtens verglichen mit anderen Studienergeb- tigten mit Arbeitslosigkeitsrisiko nach Möller/ 2 IAB-Kurzbericht 8|2019
Erstausbildung zu anerkannten Schul-, Hochschul- am Volkseinkommen) lag im Jahr 2017 bei 68,5 Pro- und Berufsabschlüssen. zent. Dementsprechend wird berücksichtigt, dass zusätzliche 31,5 Prozent als Unternehmens- und Vermögenseinkommen für Körperschafts-, Ge- Ein Szenario umfassender werbe- und veranlagte Einkommensteuer relevant Weiterbildungspolitik werden.2 Hierfür wird, Spengel et al. (2016) folgend, Mit Szenarioanalysen werden im Folgenden die ein gesamter Steuersatz von 28,2 Prozent verwen- fiskalischen Wirkungen einer erhöhten Weiterbil- det. Bei den Lohneffekten der Weiterbildung gehen dungsförderung ermittelt. Dazu stellen wir den wir davon aus, dass diese mit einer proportional fiskalischen Kosten einer umfassenden Weiterbil- erhöhten Arbeitsproduktivität einhergehen. Diese dungspolitik die fiskalischen Erträge aus Mehr- Annahme ist als eher vorsichtig einzustufen, da einnahmen bei Steuern und Sozialversicherung Evaluationsergebnisse zur Weiterbildung teils deut- sowie Minderausgaben bei Transferleistungen lich überproportionale Effekte auf die Produktivi- gegenüber. tät finden. Schließlich wird die Umsatzsteuer auf den Konsum aus dem zusätzlichen Nettolohnein- Erträge der Weiterbildung kommen berücksichtigt. Dafür werden eine Spar- Evaluationsstudien zeigen zumeist deutlich po- quote von 10 Prozent und ein durchschnittlicher sitive Effekte der Weiterbildung auf Einkommen, Verbrauchssteuersatz von 12 Prozent unterstellt Beschäftigung und Produktivität (vgl. Infobox 1). (Hausner/Engelhard/Weber 2014). Fiskalisch relevant werden positive Lohn- und Beschäftigungseffekte bei der Einkommensteuer, Kosten der Weiterbildung bei den Sozialversicherungsbeiträgen sowie bei Bei den Kosten der Weiterbildung orientieren wir Einsparungen von Leistungen für Arbeitslose aus uns an den Ergebnissen der vierten europäischen der Arbeitslosenversicherung und der Grundsiche- Erhebung über die berufliche Weiterbildung, CVTS4 rung.1 Diese Größen werden mithilfe des Mikrosi- (Statistisches Bundesamt 2013). Demnach entfallen mulationsmodells des IAB (IAB-MSM) quantifiziert auf eine durchschnittliche non-formale Weiterbil- (Bruckmeier et al. 2018), indem die fiskalischen Ef- dung 22 Stunden mit direkten Kosten von 947 Euro fekte steigender Bruttostundenlöhne und sinken- und 846 Euro Personalausfallkosten. Bei formaler der Arbeitslosigkeitsrisiken simuliert werden. Weiterbildung unterstellen wir eine Förderung mit Die Annahmen zu den Weiterbildungsrenditen einer Lohnersatzleistung von 80 Prozent des Netto beruhen auf Evidenz aus eigenen Arbeiten des IAB entgelts zuzüglich Sozialversicherungsbeiträgen. und aus der einschlägigen Literatur (vgl. Infobox 1). Der gegenüber dem Arbeitslosengeld erhöhte Satz Für den Lohneffekt unterstellen wir, dass die Brut- soll hinreichende Anreize zur Aufnahme einer Wei- tostundenlöhne der Weiterbildungsteilnehmer terbildung sicherstellen (Osiander/Dietz 2016) und dauerhaft gemäß der in der Infobox genannten orientiert sich an vergangenen Regelungen im Ar- Renditen steigen. Für den direkten Beschäfti- beitsförderungsgesetz, dem Vorläufer des Dritten gungseffekt der Weiterbildung wird angenommen, Sozialgesetzbuches (SGB III). Als direkte Kosten dass das Risiko unfreiwilliger Arbeitslosigkeit der einer beruflichen Ausbildung werden die gleichen Geförderten sinkt. Hierfür wenden wir empiri- Stundensätze wie bei non-formaler Weiterbildung sche Beschäftigungseffekte von non-formaler und angesetzt, was als Obergrenze zu sehen ist. Bei ei- formaler Weiterbildung an. Wir gehen davon aus, nem Studium werden die durchschnittlichen jährli- dass die Weiterbildungseffekte über das verblei- chen Kosten eines Studienplatzes gemäß Bildungs- bende Erwerbsleben der Geförderten andauern. finanzbericht 2017 herangezogen. Mehreinnahmen ergeben sich auch bei den Un- ternehmenssteuern, da die Wertschöpfung der Un- 1 Effekte durch zusätzlich in der Weiterbildung beschäftigte Per- sonen werden dabei nicht betrachtet, weil gesamtwirtschaftlich ternehmen steigt, wenn Arbeitslosigkeit vermieden nicht davon auszugehen ist, dass bei alternativer Mittelverwen- dung keine anderweitige Beschäftigung bestünde. und stattdessen Arbeitskraft eingesetzt wird. Die 2 Implizit wird damit eine Anpassung des Kapitalstocks angenom- Lohnquote (der Anteil des Arbeitnehmerentgelts men, die zumindest mittelfristig empirisch gut belegt ist. IAB-Kurzbericht 8|2019 3
Mögliche Mitnahmeeffekte und Verdrängung lung befinden. Für formale Weiterbildung kom- Wie bei jeder öffentlichen Förderung kann es bei men nur Personen infrage, die das 61. Lebensjahr einer umfassenden Weiterbildungspolitik zu Mit- noch nicht vollendet haben. Darüber hinaus dür- nahmeeffekten kommen. In diesen Fällen könnten fen die Personen nicht bereits über einen Hoch- die entsprechenden Maßnahmen in unserem Sze- schulabschluss verfügen. Da arbeitslos gemeldete nario also nicht als zusätzlich betrachtet werden. Personen bereits von den Weiterbildungsangebo- Zwar würden sich über Unternehmens- und ande- ten der Sozialgesetzbücher III und II profitieren, re Steuern noch gewisse fiskalische Rückflüsse der gehören sie nicht zur Zielgruppe der betrachteten Kosten ergeben, da die Fördermittel Einnahmen Weiterbildungsprogramme. der Privaten darstellen, also zum Beispiel in Un- ternehmensgewinnen und Einkommen zu Buche Weiterbildung für die Wirtschaft 4.0 schlagen. Eine Weiterbildungsförderung müsste aber so ausgestaltet werden, dass Investitionen der In einem weiteren Szenario schätzen wir das fiska- Betriebe in möglichst geringem Umfang verdrängt lische Potenzial umfassender Weiterbildungspolitik würden und die Verantwortung für Weiterbildung ab, wenn sich Arbeit und benötigte Kompetenzen bei den Betrieben und Beschäftigten erhalten blie- durch die Umsetzung der Wirtschaft 4.0 weitrei- be. Anhaltspunkte liefert hier das Gesetz zur Stär- chend verändern. Der Bedarf, Kompetenzen wei- kung der Chancen für Qualifizierung und mehr terzuentwickeln, ist hier also besonders groß. So Schutz in der Arbeitslosenversicherung. Hiermit stellen Warning/Weber (2017) auf Basis der IAB- sollen Weiterbildungen gefördert werden, die eher Stellenerhebung fest, dass Betriebe mit Digitali- generelle Kenntnisse und Fähigkeiten entwickeln. sierungstrend bei Einstellung von neuem Personal Bei der Förderung wird zudem – abhängig von der häufiger zusätzliche Fähigkeiten aus Kursen verlan- Betriebsgröße – ein bestimmtes Niveau an Eigen- gen. Deutlich steigender Weiterbildungsbedarf im finanzierung an der Weiterbildung vorausgesetzt, Hinblick auf die Digitalisierung ergibt sich auch aus damit die Förderung greift. Theoretisch könnte das der IAB-ZEW-Betriebsbefragung „Arbeitswelt 4.0“. Risiko bestehen, dass nicht geförderte Beschäftigte Während sich Bildungspolitik im Wesentlichen verdrängt werden. Dagegen spricht, dass Weiter- mit der Erstausbildung und Arbeitsmarktpolitik bildung die Qualität des Produktionsfaktors Arbeit mit Arbeitslosen befasst, muss der technologische verbessert und somit die Nachfrage nach diesem Umbruch vor allem von den aktuell Beschäftig- Faktor erhöhen sollte. Forschungsergebnisse zei- ten bewältigt werden (Weber 2017). Dies verleiht gen sogar positive Spillover-Effekte im Betrieb (De Weiterbildungspolitik eine besondere Bedeutung, Grip/Sauermann 2012). denn falls die nötige Anpassungsleistung im Ar- Auch bei enger Orientierung an Ergebnissen aus beitsmarkt nicht gelingt, drohen negative Konse- der einschlägigen Literatur verbleiben naturge- quenzen für die Beschäftigung. Deren möglicher mäß Unsicherheiten bezüglich der Arbeitsmarkt- Umfang wird im Folgenden mittels zweier Ansätze wirkungen von Weiterbildung. So steht nicht fest, abgeschätzt. welche Beteiligung realisiert werden kann oder Von 1970 bis 2005 stieg die Arbeitslosenquote wie Effekte ausfallen, wenn der Umfang erheblich in Deutschland um 12 Prozentpunkte. Auch hier über das bisherige Maß erhöht wird. erfolgte ein tiefgreifender strukturell-technolo- Das Szenario sieht eine Erhöhung der Teilnah- gischer Wandel, vor allem infolge der Automa- me um 10 Prozentpunkte in der non-formalen und tisierung und Computerisierung. Wenn es dazu 1 Prozentpunkt in der formalen Weiterbildung vor, kommt, dass Humankapital und Kompetenzen was jeweils einem Plus von etwa einem Viertel ge- durch einen solchen Wandel entwertet werden genüber dem Status Quo entspricht (vgl. Infobox 1). (Ljungqvist/Sargent 1998), können nach Jobver- Wir nehmen an, dass für non-formale Weiterbil- lusten Verfestigungseffekte in der Arbeitslosigkeit dung Personen infrage kommen, die bis 64 Jahre auftreten. So stellen Klinger/Weber (2016) fest, dass alt sind, keine Altersrente beziehen und sich nicht die über Jahrzehnte gestiegene Arbeitslosenquote bereits in einer Berufsausbildung oder Umschu- in Deutschland auf solche Hysterese-Effekte zu- 4 IAB-Kurzbericht 8|2019
rückzuführen ist. Im Durchschnitt ergibt sich über Ergebnisse der Szenarioanalysen die genannte Zeitspanne pro Jahr ein Anstieg um 1/3 Prozentpunkt. Angelegt auf die heutige Bezugs- Szenario „Umfassende Weiterbildungspolitik“ größe der Arbeitslosenquote entspricht das 150.000 Tabelle T1 zeigt die simulierten fiskalischen Effek- Personen jährlich. te einer umfassenden Weiterbildungspolitik unter Wolter et al. (2016) erstellen eine umfassende den getroffenen Annahmen. Da die fiskalischen Projektion der Arbeitsmarktwirkungen von Wirt- Kosten und Erträge über unterschiedliche Zeiträu- schaft 4.0. Während sich der Beschäftigtenbestand me anfallen, muss für einen Vergleich ihr Gegen- kaum ändert, entfallen und entstehen zusätzlich wartswert berechnet werden. In der Basisvariante je rund 1,5 Millionen Arbeitsplätze bis zum Jahr unserer Simulation unterstellen wir einen Diskont- 2025. Würde aber auch hier eine Entwertung von satz von 1,5 Prozent. Weiter ist zu beachten, dass Kompetenzen und die Verfestigung von Arbeitslo- keine Gleichgewichtseffekte abgebildet werden. sigkeit eintreten, käme es zu einem Nettobeschäf- Die Ergebnisse sind somit als „Erstrundeneffekte“ tigungsverlust. Pro Jahr läge dieser ebenfalls bei zu interpretieren. 150.000 Personen. Die diskontierten fiskalischen Kosten für die Deshalb simulieren wir im Szenario zu Wirt- Durchführung der formalen und nicht-formalen schaft 4.0 ausschließlich die fiskalischen Wir- Weiterbildung belaufen sich auf etwa 33 Mrd. Euro kungen von Jobverlusten in dieser Höhe. Die (vgl. Spalte (2) in Tabelle T1), also rund 40 Prozent Verteilung der Beschäftigungsverluste auf die vier der gesamten Mindereinnahmen und Kosten des Anforderungsgruppen Helfer, Fachkraft, Spezialist Weiterbildungsprogramms von 82,9 Mrd. Euro. und Experte erfolgt nach den Substituierbarkeits- Für staatlich zu tragende Lohnersatzleistungen potenzialen von Dengler/Matthes (2018). und Sozialversicherungszuschüsse bei formaler T1 Fiskalische Effekte des Szenarios „Umfassende Weiterbildungspolitik“ Diskontierte Einnahmen und Ausgaben bei einem Diskontsatz von 1,5 Prozent – in Millionen Euro Fiskalische Fiskalische Mehreinnahmen Mindereinnahmen Saldo bzw. und Einsparungen Weiterbildungskosten (1) (2) (3) Lohnsteuer 20.804 4.059 + 16.745 Unternehmenssteuern 11.933 4.442 + 7.491 Sozialversicherungsbeiträge Arbeitnehmer 12.977 4.936 + 8.041 Sozialversicherungsbeiträge Arbeitgeber 16.024 5.502 + 10.522 Umsatzsteuer 8.970 3.079 + 5.891 ALG II (Regelsatz) 1.304 + 1.304 ALG II (Kosten der Unterkunft) 1.297 + 1.297 Wohngeld 137 + 137 Kinderzuschlag 120 + 120 Personalausfallkosten nicht-formale Weiterbildung 2.655 – 2.655 Lohnersatzleistung formale Weiterbildung 13.681 – 13.681 Zuschüsse zur Sozialversicherung 11.597 – 11.597 Direkte Weiterbildungskosten (formal) 30.021 – 30.021 Direkte Weiterbildungskosten (non-formal) 2.972 – 2.972 Gesamt 73.565 82.943 – 9.379 Nachrichtlich: Fiskalische Effekte bei einem Diskontsatz von ... ... 0 Prozent 87.390 83.408 + 3.982 ... 3 Prozent 63.160 82.494 – 19.334 Quelle: IAB-Mikrosimulationsmodell (IAB-MSM) und eigene Berechnungen. © IAB IAB-Kurzbericht 8|2019 5
Weiterbildung sowie die Personalausfallkosten bei Zukunft realistischen Bereich des zu erwartenden non-formaler Weiterbildung fallen weitere Ausga- realen Zinsniveaus abbildet.3 Die letzten beiden ben von 27,9 Mrd. Euro an. Neben den direkten Zeilen der Tabelle T1 berichten die entsprechen- Kosten der Weiterbildung und den Kosten für die den fiskalischen Gesamteffekte. Während im Ver- Förderung der Weiterbildung entstehen auf Staats- gleich zur Basissimulation (Diskontsatz 1,5 %) die seite aufgrund der geringeren Wertschöpfung wei- fiskalischen Verluste bei einem Diskontsatz von tere Mindereinnahmen bei Steuern, Sozialversi- 3 Prozent auf 19,3 Mrd. Euro wachsen, ergeben cherungsbeiträgen und Umsatzsteuern, die in der sich bei einem Diskontsatz von 0 Prozent staatliche Summe rund 22 Mrd. Euro betragen. Gewinne von knapp 4 Mrd. Euro. Die diskontierten fiskalischen Mehreinnahmen im Szenario „Umfassende Weiterbildungspolitik“ Szenario „Wirtschaft 4.0 – Strukturprobleme“ werden in Spalte (1) der Tabelle T1 dargestellt. Bei den bisherigen Simulationen ist nicht berück- Für das Weiterbildungsprogramm mit diskontier- sichtigt, dass durch Weiterbildung größere fiska- ten Mehreinnahmen simulieren wir einen posi- lische Wirkungen resultieren, wenn zusätzlich tiven Effekt auf die öffentlichen Haushalte von negative Beschäftigungswirkungen im Zuge der rund 73,6 Mrd. Euro. Davon entfallen 32,7 Mrd. Umsetzung von Wirtschaft 4.0 zumindest teilweise Euro (45 %) auf Lohn- und Unternehmenssteuern, verhindert werden können. In Tabelle T2 weisen 29 Mrd. Euro (39 %) auf Sozialversicherungsbeiträ- wir die diskontierten fiskalischen Effekte dieses ge, 9 Mrd. Euro (12 %) auf die Umsatzsteuer und Szenarios wiederum für die drei verschiedenen Dis- 2,9 Mrd. Euro (4 %) auf reduzierte Ausgaben der kontsätze aus. Es wird deutlich, dass bei einem Ein- bedarfsgeprüften Sozialleistungen. Im Saldo er- treten der potenziellen negativen Beschäftigungs gibt sich somit auf Seiten des Staates ein Minus in effekte mit hohen fiskalischen Kosten zu rechnen Höhe von 9,4 Mrd. Euro bei Umsetzung der hier ist, die je nach Diskontsatz zwischen 48,4 Mrd. betrachteten Weiterbildungspolitik. Euro (bei 0 %) und 34 Mrd. Euro (bei 3 %) betragen. Um der Unsicherheit bei der Wahl des Diskont- Wie erläutert sind weder die Verluste von 150.000 satzes Rechnung zu tragen, haben wir die Simu- Jobs pro Jahr durch die Wirtschaft 4.0 noch deren lation für zwei weitere Werte – 0 Prozent und Vermeidung durch Weiterbildung sicher. Eine fis- 3 Prozent – wiederholt, was einen für die nähere kalische Gesamtbeurteilung des Weiterbildungs- programms hängt demnach entscheidend davon T2 ab, inwiefern es geeignet ist, den im Szenario Fiskalische Effekte des Szenarios „Wirtschaft 4.0 – Strukturprobleme“ „Wirtschaft 4.0 – Strukturprobleme“ unterstellten bei unterschiedlichen Diskontraten Beschäftigungsrückgang zu vermeiden. Die opti- Salden1) – in Millionen Euro mistischste Annahme ist, dass im Szenario „Um- Diskontsatz fassende Weiterbildungspolitik” das untersuchte 0 Prozent 1,5 Prozent 3 Prozent Programm die negative Wirkung vollständig ver- Lohnsteuer – 8.366 – 7.021 – 6.018 hindert. In dem Fall wäre es aus fiskalischen Ge- Unternehmenssteuern – 7.847 – 6.491 – 5.495 sichtspunkten auch bei Diskontsätzen von 1,5 Pro- Sozialversicherungsbeiträge zent oder 3 Prozent deutlich positiv zu beurteilen. – 10.086 – 8.335 – 7.050 Arbeitnehmer Auch bei nicht vollständiger Wirkung blieben die Sozialversicherungsbeiträge – 10.537 – 8.716 – 7.379 Arbeitgeber Gesamteffekte positiv, wenn bei einem Diskontsatz Umsatzsteuer – 5.682 – 4.693 – 3.968 von 1,5 Prozent beziehungsweise 3 Prozent min- ALG II (Regelsatz) – 3.635 – 2.986 – 2.509 destens 23,4 Prozent beziehungsweise 56,9 Prozent ALG II (Kosten der Unterkunft) – 2.736 – 2.252 – 1.895 der Kosten des Szenarios „Wirtschaft 4.0 – Struktur- Wohngeld + 229 + 185 + 153 probleme“ verhindert würden. Kinderzuschlag + 277 + 226 + 189 Gesamt – 48.382 – 40.083 – 33.973 3 In der Niedrigzinsphase der vergangenen Jahre waren Zinsen auf deutsche Staatsanleihen sogar oft negativ. Insofern ist selbst ein Dargestellt werden die fiskalischen Wirkungen von Jobverlusten durch Strukturprobleme im Zuge des Wan- 1) Diskontsatz von 0 Prozent keineswegs unrealistisch. Mittelfristig dels zur Wirtschaft 4.0. Ein positives (negatives) Vorzeichen entspricht fiskalischen Mehr- (Minder-)einnahmen. ist aber ein Umsteuern bei der extrem expansiven Geldpolitik zu Quelle: IAB-Mikrosimulationsmodell (IAB-MSM) und eigene Berechnungen. © IAB erwarten. 6 IAB-Kurzbericht 8|2019
Fazit (Diskontsatz 0 %). Umfassende Weiterbildung könnte hier dazu beitragen, strukturelle Probleme In diesem Bericht bilden wir modellhaft die ge- bei der Anpassung des Arbeitsmarkts abzumildern, samtfiskalischen Wirkungen einer umfassenden sodass die entsprechenden fiskalischen Kosten zu- Weiterbildungspolitik ab. Konkret betrachten wir mindest teilweise vermieden würden. Der fiskali- die Förderung von formaler und non-formaler sche Hebel der Weiterbildungspolitik würde hier Weiterbildung bezüglich direkter und indirekter also möglicherweise deutlich stärker ausfallen als Prof. Dr. Enzo Weber ist Leiter des Forschungs- Kosten, die aus Personalausfallkosten sowie Kos- im oben geschilderten Szenario. bereichs „Prognosen und ten des Lebensunterhalts während der Weiterbil- Für den Erfolg einer umfassenden Weiterbil- gesamtwirtschaftliche Analysen“ im IAB. dungsteilnahme bestehen. Daneben schätzen wir dungspolitik wäre deren Organisation zentral. Es enzo.weber@iab.de positive Effekte auf Beschäftigungswahrschein- empfiehlt sich, Förder- und Beratungsangebote lichkeit, Lohn und Produktivität ab, die zu zusätz- zugleich an Arbeitnehmer und Betriebe zu rich- lichen Einnahmen und Einsparungen bei Staat ten (Weber 2017). Betriebe verfügen über wichti- und Sozialversicherungen führen. Die gesamten ge aktuelle Informationen zu Anforderungen aus Kosten der Weiterbildungspolitik werden schließ- Produktions- und Marktsicht, die sich die Politik lich mit den positiven fiskalischen Effekten bei den zunutze machen sollte. Eine enge Kooperation öffentlichen Haushalten verglichen, um den fiska- mit Betrieben würde zugleich die Unsicherheit lischen Gesamteffekt zu bestimmen. über die Verfügbarkeit des Personals reduzie- Es zeigt sich, dass Ausgaben für Weiterbildungs- ren und ihre Verantwortung in Sachen Personal- PD Dr. Thomas Kruppe förderung hohe Rückflüsse generieren. Bei einem entwicklung stärken, beispielsweise auch über ist Mitarbeiter im Forschungs- unterstellten Diskontsatz von 1,5 Prozent stehen Netzwerkvorteile in überbetrieblichen Weiterbil- bereich „Arbeitsförderung und Erwerbstätigkeit“ im IAB. den notwendigen Investitionen von rund 82,9 Mrd. dungsverbünden und -zentren. Wenn vorhandene thomas.kruppe@iab.de Euro fiskalische Vorteile von rund 73,6 Mrd. Euro Weiterbildungsmöglichkeiten nicht ausreichen gegenüber. Für das Gesamtprogramm resultiert oder die angestrebten Maßnahmen etwa im Fall somit eine fiskalische Bilanz von –9,4 Mrd. Euro. beruflicher Umorientierung nicht sinnvoll auf be- Bei einem alternativen Diskontsatz von 0 Prozent trieblicher Ebene angesiedelt sind, sollte Weiterbil- wäre die fiskalische Bilanz des Programms po- dungspolitik aber auch stärker personenorientiert sitiv (+4 Mrd. Euro), während sie sich bei einem arbeiten. Diskontsatz von 3 Prozent verschlechtern würde Bezüglich eines konkreten Finanzierungsmodells (–19,3 Mrd. Euro). Sollten Mitnahmeeffekte ein- sind schließlich verschiedene Varianten, zum Bei- treten, würde die Bilanz schlechter ausfallen. Zu spiel über eine Arbeitsversicherung, Fondslösun- Jannek Mühlhan beachten ist, dass es sich um die rein fiskalische gen, Steuererleichterungen, staatliche Beihilfen ist Mitarbeiter in der Bilanz der öffentlichen Hand handelt, die also den und Ähnliches denkbar. Konkrete Modelle finden Forschungsgruppe „Grundsicherungsbezug und Nutzen für die Bürger – der für Politik in erster Li- sich etwa in Frankreich, Belgien, Dänemark, Irland Arbeitsmarkt“ im IAB. nie handlungsleitend ist – nicht einbezieht. und Schweden. Ein erster Schritt in Deutschland ist jannek.muehlhan2@iab.de Diese Berechnungen beruhen auf Weiterbil- das Qualifizierungschancengesetz. Auch angebots- dungseffekten, die in der Vergangenheit gemes- seitig wären für eine substanzielle Erhöhung der sen wurden. Der technologische und strukturel- Weiterbildungsaktivität die Voraussetzungen zu le Wandel, wie etwa mit der Digitalisierung und schaffen. Vor allem die Möglichkeit formaler Aner- Umstellung zu einer Wirtschaft 4.0, dürften aber kennung würde die Relevanz von Weiterbildung für mit besonders starken Änderungen von qualifi- die berufliche Entwicklung erhöhen (Weber 2017), katorischen Anforderungen einhergehen (Weber wodurch die Effekte auch stärker ausfallen könnten 2017). In einem speziellen Wirtschaft-4.0-Szenario, als in den vorliegenden Berechnungen. in dem wir von einem dauerhaften Rückgang der Insgesamt wird in der Weiterbildungspolitik ein Jürgen Wiemers Beschäftigung um 150.000 Personen infolge von schrittweises Vorgehen mit Rückkopplung von Er- ist Mitarbeiter in der Forschungsgruppe Anpassungsproblemen ausgehen, simulieren wir fahrungswerten anzuraten sein, auch wenn in der „Grundsicherungsbezug und damit verbundene fiskalische Kosten in Höhe von Simulationsstudie die Wirkungen eines Gesamtpa- Arbeitsmarkt“ im IAB. 34 Mrd. Euro (Diskontsatz 3 %) bis 48,4 Mrd. Euro kets betrachtet werden. juergen.wiemers@iab.de IAB-Kurzbericht 8|2019 7
Nicht-monetäre Unterstützung vor allem in Form Kruppe, T.; Lang, J. (2018): Labour market effects of retrai- ning for the unemployed – the role of occupations. In: von Beratungsleistungen sollte ebenfalls Teil eines Applied Economics, Vol. 50, No. 14, S. 1578–1600. Politikpakets sein. Denn bei den Ursachen fehlen- Leu, R. E.; Gerfin, M. (2004): Determinanten und Wir- der Weiterbildungsbeteiligung liegen finanzielle kungen der beruflichen Weiterbildung. Nationales For- schungsprogramm Bildung und Beschäftigung in der Gründe zwar vorne, aber auch andere Punkte etwa Schweiz, NFPNR 24, Synthesis 24, Bern. bezüglich der Lernkompetenz, der Organisation Ljungqvist, L.; Sargent, T. J. (1998): The European Unem- der Weiterbildung oder des Auffindens passender ployment Dilemma. Journal of Political Economy, 106, S. 514–550. Angebote sowie die subjektive Wahrnehmung des Möller, J.; Schmillen, A. 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Kruppe, T.; Lang, J. (2014): Labour market effects of retrai- ning for the unemployed – the role of occupations. IAB- Discussion Paper Nr. 20. Impressum | IAB-Kurzbericht Nr. 8, 2.4.2019 | Herausgeber: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit, 90327 Nürnberg | Redaktion: Elfriede Sonntag | Graphik & Gestaltung: Monika Pickel |Foto: Jutta Palm-Nowak | Druck: MKL Druck GmbH & Co. KG, Ostbevern | Rechte: Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit Genehmigung des IAB | Bezug: IAB-Bestellservice, c/o wbv Media GmbH & Co. KG, Auf dem Esch 4, 33619 Bielefeld; Tel. 0911-179-9229 (es gelten die regulären Festnetzpreise, Mobilfunkpreise können abweichen); Fax: 0911-179-9227; E-Mail: iab-bestellservice@wbv.de | IAB im Internet: www.iab.de. Dort finden Sie unter anderem diesen Kurzbericht zum kostenlosen Download | Anfragen: iab.anfragen@iab.de oder Tel. 0911-179-5942 | ISSN 0942-167X 8 IAB-Kurzbericht 8|2019
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